Aus der Medizinischen Hochschule Hannover Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Th. Lenarz) Perisynaptische Audiopathie / Auditorische Neuropathie ? - Differentialdiagnostische und -therapeutische Untersuchung an einem Kollektiv von Cochlea-Implantat Patienten - Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover vorgelegt von Gabriele Bosse aus Hannover Hannover 2006 Angenommen vom Senat der Medizinischen Hochschule Hannover am: 16.08.2006 Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Hochschule Hannover Präsident: Prof. Dr. Dieter Bitter-Suermann Betreuerin der Arbeit: Prof.’in Dr. Anke Lesinski-Schiedat Referent: Prof. Dr. Christoph Fahlke Korreferent: Prof. Dr. Arneborg Ernst Tag der mündlichen Prüfung: 16.08.2006 Promotionsausschussmitglieder: 1. Prof. Dr. Thomas Lenarz 2. Prof. Dr. Rolf-D. Battmer 3.Priv.-Doz. Dr. Dr. Alexander Schramm Hannover, 15.09.2006 Gewidmet meinen Eltern Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 1.1 Das Hörorgan 1 1.1.1 Anatomische Grundlagen 1 1.1.2 Physiologische Grundlagen 5 1.2 Pathophysiologie des Hörorgans 8 1.2.1 Schallleitungsschwerhörigkeit 8 1.2.2 Schallempfindungsschwerhörigkeit 8 1.2.2.1 Cochleäre Ursachen 8 1.2.2.2 Retrocochleäre Ursachen 9 Perisynaptische Audiopathie / Auditorische Neuropathie 10 1.2.3 1.3 Das Cochlea-Implantat 11 1.3.1 Historischer Rückblick 11 1.3.2 Funktionsweise und Aufbau des Cochlea-Implantats 13 1.4 Fragestellung der Arbeit 14 2. Material und Methode 16 2.1 Material 16 2.1.1 Patienten 2.2 Methoden 16 18 2.2.1 Anamnese 18 2.2.2 Indikationsfindung 18 2.2.3 Audiologische Untersuchungen 18 2.2.4 Radiologische Untersuchungen 22 2.2.5 Hörgeschädigtenpädagogik 22 2.2.6 Operatives Vorgehen 22 2.2.7 Procedere nach der CI-Operation 23 2.2.7.1 Sprachprozessoreinstellung 23 2.2.7.2 Überprüfung des Sprachverstehens 24 2.2.7.3 Kategorisierung der Sprachtestergebnisse 25 Statistische Auswertung 26 2.2.8 Inhaltsverzeichnis 3. Ergebnisse 27 3.1 Gruppe 1B 27 3.2 Gruppe 2A3Y 34 3.3 Gruppe 4V 41 3.4 Gruppe 5M 49 3.5 Gruppe 6W 57 3.6 Gruppe 7F 66 3.7 Gruppe 8K 75 4. Diskussion 84 5. Zusammenfassung 93 6. Literaturverzeichnis 95 7. Anhang 100 8. Danksagung 105 8. Lebenslauf 106 9. Erklärung nach § 2 Abs. 2 Nrn. 5 und 6 Prom.O 107 1. Einleitung 1. Einleitung 1.1 Das Hörorgan 1.1.2 Anatomische Grundlagen Das menschliche Hörorgan wird in das äußere Ohr, das Mittelohr, das Innenohr und die zentrale Hörbahn unterteilt. Äußeres Ohr und Mittelohr dienen der Schallleitung. Die folgende Schallempfindung wird über das Innenohr an den Hörnerv und die nach geschaltete zentrale Hörbahn weitergeleitet. Abb. 1.1 Übersicht über das äußere Ohr, das Mittelohr und das Innenohr. (Aus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Boenninghaus, Lenarz, 11. Auflage, 2001. Mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages.) Das äußere Ohr Gebildet wird das äußere Ohr durch die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang, der bis zum Trommelfell reicht. Schallwellen, die auf das Ohr treffen, werden durch die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang zum Trommelfell weitergeleitet. Die Form der Ohrmuschel, die eine Richtungscharakteristik besitzt, ist für die Entscheidung, ob sich die Schallquelle oben, unten, vorne oder hinten befindet, bedeutsam 26. 1 1. Einleitung Das Mittelohr Das Mittelohr besteht aus der Paukenhöhle, die vom Trommelfell bis zum ovalen Fenster des Innenohrs reicht. Die Gehörknöchelchen Hammer, Amboss, Steigbügel (Malleus, Incus, Stapes), bilden eine bewegliche Kette, wobei der Hammer in das Trommelfell eingelassen, über den Amboss mit dem Steigbügel verbunden ist und dessen Fußplatte im ovalen Fenster des Innenohrs sitzt. Am Hammer und am Steigbügel setzten außerdem der M. tensor tympani und der M. stapedius an. Bei überschwelliger Beschallung kontrahieren diese reflektorisch zum Schutz des Hörorgans. Die Paukenhöhle steht über die Tuba auditiva mit dem Rachenraum in Verbindung. Die Basalwindung der Schnecke wölbt sich als Promontorium in die Paukenhöhle vor und bildet die untere mediale Wand. Das Innenohr Das Innenohr ist im Felsenbein als knöcherneres Labyrinth, welches als Kapsel das häutige Labyrinth umgibt lokalisiert. Es setzt sich aus zwei funktionell unterschiedlichen Organen zusammen: das Gleichgewichtsorgan, bestehend aus zwei Macula- und drei Bogengangsorganen und die Cochlea, das Hörorgan. Diese Ohrschnecke windet sich in Spiralform zweieinhalb mal um ihre Achse (Modiolus), in der Nerven und Gefäße verlaufen. Abb. 1.2 Schnitt durch die Schnecke in der Schneckenachse (Modiolus). Aufgeklappte Schnecke mit Perilymphbewegungen und Frequenzabbildung. (Aus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Boenninghaus, Lenarz, 11. Auflage, 2001. Mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages.) 2 1. Einleitung Die Schneckenwindungen sind durch die Lamina spiralis und den Ductus cochlearis, welcher mit Endolymphe gefüllt ist, in zwei mit Perilymphe gefüllte Etagen aufgeteilt: die Scala vestibuli, über das ovale Fenster an die Steigbügelplatte angrenzend, und die Scala tympani, an die mediale Paukenhölenwand angrenzend. Diese stehen an der Schneckenspitze durch das Helicotrema in Verbindung. Der Ductus cochlearis, im Querschnitt dreieckig, endet blind in der Cochlea-Spitze. Die obere Wand, angrenzend an die Scala vestibuli, bildet die Reissner-Membran. Auf der Basilarmembran, welche die untere Wand bildet und den Ductus cochlearis von der Scala tympani abgrenzt, befindet sich das Corti-Organ. Dieses wird von der Membrana tectoria bedeckt, die mit den Sinneshaaren der äußeren Haarzellen in Verbindung steht. Im CortiOrgan befinden sich Stützzellen (von innen nach außen: innere und äußere Pfeilerzellen, Deiters-Zellen, Hensen-Zellen, Claudius-Zellen) und die in das Stützgerüst eingelagerten Sinneszellen (eine Reihe innerer und drei Reihen äußerer Haarzellen). Abb. 1.3 Ductus cochlearis mit Corti-Organ. (Aus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Boenninghaus, Lenarz, 11. Auflage, 2001. Mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages.) 3 1. Einleitung Die zentrale Hörbahn Umfasst werden von der Hörbahn die Strukturen des Zentralnervensystems, die an der Reizverarbeitung bis hin zur Sinneswahrnehmung beteiligt sind. Dabei gibt es ein efferentes und ein afferentes System. Das Ganglion spirale sendet seine peripheren Fortsätze vorwiegend zu den äußeren, in geringer Anzahl auch zu den afferenten Nervenfasern der inneren Haarzellen des CortiOrgans, um mit diesen in synaptischen Kontakt zu treten. Die Aufgabe dieser efferenten Fasern besteht in der Anpassung des peripheren Hörsystems an die jeweilige Hörsituation in Form eines Regelkreises 3. Abb. 1.4 Hörbahn (eingezeichnet afferente Bahnen von der rechten Schnecke, efferente Bahnen zu den Haarzellen des linken Corti-Organs ab Oliven gestrichelt). (Aus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Boenninghaus, Lenarz, 10. Auflage, 1996. Mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages.) Im afferenten System von der Haarzelle über Hörnerv und Hirnstamm bis zum auditorischen Kortex sind wenigstens 5-6 hintereinander geschaltete, durch Synapsen verbundene Neurone beteiligt. Der Hauptteil der afferenten Nervenfasern, die im Ganglion cochleare zum N. cochlearis zusammenlaufen hat zunächst nur eine Synapse mit einer inneren Haarzelle, wobei mehrere afferente Fasern eine einzige innere Haarzelle versorgen. Die zentralen Fortsätze des Ganglions treten im Kleinhirnbrückenwinkel in den Hirnstamm 4 1. Einleitung ein und enden im dorsalen und ventralen Cochleariskern. Vom dorsalen Kern verlaufen die Fasern gekreuzt zum Colliculus inferior der anderen Seite. Der ventrale Kern gibt Fasern vorwiegend gekreuzt zur oberen Olive der andern Seite ab, einen Teil aber auch ungekreuzt zur gleichen Seite. Von der oberen Olive geht jeweils der Lemniscus lateralis (Fasern vom gleichseitigen ventralen Cochleariskern vereint mit Fasern von den Cochleariskernen der anderen Seite) über den Colliculus inferior, in denen jeweils noch mal umgeschaltet wird, zum Corpus geniculatum mediale ab. Nächstes Neuron ist der primäre auditorische Kortex zu dem die Hörstrahlung zieht, und weiter zu den umgebenden Projektionsfeldern der sekundären Hörrinde. Der größte Teil der zentralen Hörbahn verläuft also kontralateral, da jedoch auch ein Teil ungekreuzt bleibt, ist jedes Corti-Organ mit dem auditorischen Kortex beidseits verbunden. 1.1.2 Physiologische Grundlagen Adäquater Reiz für das Hörorgan ist der Schall, in Form von Schalldruckwellen. Dies sind mechanische Schwingungen eines bestimmten Frequenzbereichs (obere Tongrenze etwa 20.000 Hz, untere Tongrenze 16 Hz) und einer definierten Lautstärke 3. Die Schallwellen gelangen durch den äußeren Gehörgang zum Trommelfell (Luftleitung). Die Energie des Schalls wird dabei durch Schwingungen des Trommelfells und der Gehörknöchelchen bis zum ovalen Fenster des Innenohrs fortgeleitet. Die Aufgabe der Gehörknöchelchen ist dabei, den niedrigen Schallwellenwiderstand der Luft an die hohe Impedanz des flüssigkeitsgefüllten Innenohrs anzupassen. Diese führt neben der „SchallLeitung“ auch zu einer „Schall-Verstärkung“. Schwingungen die über den Schädelknochen zum Innenohr gelangen können ebenfalls von diesem verarbeitet werden (Knochenleitung). Die Schwingung des Steigbügels, welcher am ovalen Fenster ansetzt, hat eine Volumenverschiebung der angrenzenden Perilymphe zur Folge, welche wiederum zur Auslenkung der Basilarmembran zusammen mit dem gesamten Ductus chochlearis führt. Diese setzt sich in Form einer Wanderwelle bis zur Cochleaspitze fort. Die Basilarmembran nimmt in Richtung auf das Helicotrema an Breite zu und an Steifheit ab, was bedingt, daß sowohl Geschwindigkeit als auch Wellenlänge der Welle abnimmt, während die Amplitude zu 5 1. Einleitung einem Maximum anwächst, welches durch die äußeren Haarzellen generiert wird, um anschließend zusammenzubrechen. Hierbei kommt es zu einer Dispersion, Schwingungen mit hoher Frequenz haben ihr Amplitudenmaximum nahe dem Steigbügel, solche mit niedriger Frequenz nahe dem Helicotrema. An dem Ort des Maximums kommt es zur optimalen Erregung der Sinneszellen und der dazugehörigen Nervenfasern. Jede Frequenz wird entsprechend dem Amplitudenmaximum der Wanderwelle an einem Ort der Basilarmembran abgebildet (Helmholtz Ortstheorie, Tonotopie). Diese Frequenzselektivität ist Grundlage des menschlichen Sprachverständnisses. Die Wanderwelle führt zu einer Relativbewegung zwischen Tektorial- und Basilarmembran. Die dadurch ausgelöste Abscherung der mit der Tektorialmembran in Berührung stehenden äußeren Haarzellen stellt den adäquaten Reiz zur Schalltransformation dar. Die Aufgabe der äußeren Haarzellen ist, die Wanderwelle bei geringen Schallintensitäten durch schnelle Bewegungen zu verstärken und zu verschärfen, um somit die Empfindlichkeit und Frequenzselektivität des Hörvorgangs zu erhöhen. Also fungieren die äußeren Haarzellen als aktive Verstärkungselemente. Treffen hohe Schallintensitäten auf das Ohr, kommt es ebenfalls durch die äußeren Haarzellen zur aktiven Dämpfung der Auslenkung der Basilarmembran. Dieses Wechselspiel in Abhängigkeit von der Schalldruckwellenintensität hat zur Folge, dass das menschliche Gehör eine große Dynamik, oder anders ausgedrückt eine große Toleranz gegenüber auch großen Lautstärken und eine gute Verstärkung von geringen Lautstärken zur Verfügung stellt. Die inneren Haarzellen selber stehen nicht in Kontakt mit der Tektorialmembran. Sie werden durch den Sog des Endolymphstroms, der bei der Deflexion der äußeren Haarzellen entsteht, abgeschert (mechanoelektrische Transduktion). Es öffnen sich Transduktionskanäle in beiden Sinneszellen, welches ein Rezeptorpotential auslöst und ein afferenter Transmitter freisetzt, entsprechend dem präsynaptischen Potential. Der Transmitter bindet in dem synaptischen Spalt zwischen Haarzelle und Hörnerv an die Rezeptoren der Nervenzellmembran und löst dort ein postsynaptisches Potential aus, das zu Nervenaktionspotentialen führt. 6 1. Einleitung Informationsverarbeitung im ZNS Die Transmitterfreisetzung wird in Form einer neuralen Erregung über Hörnerv, Hirnstamm und Hörbahn bis zum auditorischen Kortex im Temporallappen weitergeleitet. Der Nervus cochlearis stellt dabei die einzige Verbindung zwischen der Cochlea und dem Gehirn dar. Es wird somit jede für die auditorische Wahrnehmung relevante Information in ihm transportiert. Bei der Kodierung der Information werden verschiedene Strategien benutzt. Abb. 1.5 Reizcodierung und Reizfortleitung im Hörnerven. (Aus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Boenninghaus, Lenarz, 11. Auflage, 2001. Mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages.) Die Zeitdauer des Schallreizes wird durch die Zeitdauer der Aktivierung der Nervenfasern kodiert. Die Höhe des Schalldruckpegels wird durch die Entladungsrate verschlüsselt. Bevor es, bei zunehmender Intensität des Stimulus, jedoch zu einem Anstieg der mittleren Feuerrate kommt, tritt eine Synchronisation der Feuerrate mit dem (sinuswellenförmigen) Stimulus auf, diese Schwelle liegt niedriger als die für eine Ratenerhöhung: Die Feuerwahrscheinlichkeit ist am größten bei großen Auslenkungen des Signals und am kleinsten bei negativen Auslenkungen 9. Ab einem bestimmten Schalldruck ist ein Sättigungsbereich erreicht, die Rate kann nicht weiter gesteigert werden. Die Information über noch höhere Lautstärke wird nun durch zunehmende Rekrutierung benachbarter Fasern weitergegeben. Ab dem dritten Neuron ändert sich die Kodierungsart. Das Ortsprinzip wird jedoch beibehalten. Höhere Neurone reagieren nicht auf reine Sinustöne, sondern auf bestimmte Eigenschaften eines Schallmusters. Es gibt Fasern die durch eine bestimmte Frequenz aktiviert, durch höhere oder tiefere Töne jedoch gehemmt werden. Andere Fasern reagie- 7 1. Einleitung ren auf Frequenzzunahme oder Frequenzabnahme, wobei der Grad der Modulation mit bestimmend sein kann. Bis zum auditorischen Kortex wird die Spezialisierung auf hochkomplexe Schallmuster (z. B. Sprachmuster) noch ausgeprägter. Muster innerhalb des Schallreizes werden herausgearbeitet und auf die kortikale Beurteilung vorbereitet 26. 1.2 Pathophysiologie des Hörorgans Die Einteilung von Hörstörungen orientiert sich an dem anatomischen Ohraufbau und den funktionellen Aufgaben. 1.2.1 Schallleitungsschwerhörigkeit Schallleitungsschwerhörigkeit resultiert aus einer Veränderung des Mittelohrapparats und hat eine Abschwächung des in das Innenohr gelangenden Luftschalls zur Folge. Ursächlich kann ein Erguss, ein Unterdruck in der Paukenhöhle oder krankhafte Veränderungen der Ossikel oder ähnliches sein. Das therapeutische Prinzip beruht auf einer Rekonstruktion der Mittelohrmechanik. 1.2.2 Schallempfindungsschwerhörigkeit Schallempfindungsschwerhörigkeit wird differenziert nach dem Ort der sensorischen Schallempfindung in cochleäre und retrocochleäre / neurale Störungen. 1.2.2.1 Cochleäre Ursachen Am häufigsten liegt die Ursache für Schallempfindungsschwerhörigkeit in der Cochlea. Aufgrund der Funktion der Haarzellen und der Bedeutung für die cochleäre Mechanik führt eine Schädigung der äußeren Haarzellen zu einer schlechten Frequenzauflösung, da die aktiven Prozesse gestört werden, die besonders bei niedrigen Pegeln ein hohe Frequenzselektivität bewirken 8. Es fehlt die Schallverstärkung, wodurch es zu einem Hör- 8 1. Einleitung verlust kommt, und es fehlt die Dämpfung der Basilarmembran bei hoher Schallintensität, wodurch die inneren Haarzellen bereits bei niedrigen Schallpegeln maximal erregt werden. Dies hat zur Folge, dass der Dynamikbereich des Gehörs eingeschränkt ist. Die Unbehaglichkeitsschwelle wird vorschnell, durch einen überproportionalen Zuwachs der Lautheitsempfindung (Recruitment), erreicht 3. Eine Schädigung von inneren Haarzellen führt zu einer Verringerung der Sensitivität: der einkommende Schall muss mehr verstärkt werden, um denselben neuronalen Erregungszustand zu erzielen. In aller Regel kommt es nach einer erheblichen Schädigung der äußeren Haarzellen auch zu einer Schädigung der inneren. Dieses führt zu einer pathologischen Frequenzselektivität und Sensitivität. Klinisch äußert sich die SES durch eine Hörminderung und durch eine reduzierte Lautstärkeakzeptanz. Mögliche Gründe für die Schädigung der äußeren und inneren Haarzellen sind vielfältig. Zu den schädigenden Prozessen gehören Lärm, Stoffwechselstörungen, kardiologische Erkrankungen, ototoxische Medikamente, endogene Degeneration, genetische Störungen (siehe Connexin 26 Gen Defekt) und anderes. 1.2.2.2 Retrocochleäre Ursachen Bei einer retrocochleären Schallempfindungsschwerhörigkeit ist die neuronale Überleitung vom Innenohr zum Hirnstamm gestört. Aufgrund der unterschiedlichen anatomischen und physiologischen Korrelate, handelt es sich einerseits um Störungen der Synapse bei defizitärer und / oder pathologischer Transmitterausschüttung. In der Folge kann es zu einer ungenügenden qualitativen wie quantitativen Synchronisation des ersten Neurons kommen. Der Hörnerv selber und die aufsteigenden Bahnen des Hirnstammes können auch zu einer pathologischen Weiterleitung der elektrischen Signale / Aktionspotentiale führen. Klinisch zeigt sich die retrocochleäre Schwerhörigkeit durch eine gesteigerte Hörermüdung (die wahrgenommene Lautstärke eines Dauertons nimmt im Vergleich zu Normal- oder Innenohrschwerhörenden deutlich schneller ab), ein gestörtes Sprachverstehen und / oder einfach durch eine Hörminderung. Durch die langsamere Leitgeschwindigkeit wird das zeitlich-auditorische und das räumliche corticale Auflösungsvermögen gestört. Beim Sprachverständnis ist aber die Erfassung von schnellen zeitlichen Veränderungen wichtig 22. Zusätzlich zu diesen Abweichungen, 9 1. Einleitung verändert sich auch die Qualität des empfundenen Signals. Patienten nehmen Schall noch wahr, können ihn aber nicht mehr inhaltlich zuordnen. Die wichtigsten Ursachen sind raumfordernde Prozesse im Bereich der Hörbahn, Kompression des Hörnervs durch Gefäßschlingen, chronisch entzündliche Erkrankungen des neuralen Gewebes oder anderes. Das eine diabetische oder alkholtoxische Polyneuropathie beispielsweise auch zu einer isolierten retrocochlären Schwerhörigkeit führt ist in der Literatur nicht zu finden. Erfassbar sind derartige Störungen durch die Kombination von MRT und Lumbalpunktion, weshalb dieses zu der Diagnostik bei Verdacht auf retrocochleäre Schallempfindungsschwerhörigkeit gehört. 1.2.3 Perisynaptische Audiopathie / Auditorische Neuropathie Dieses Krankheitsbild wurde zunächst von Kraus et al. 1984 und von Starr et al. 1991 beschrieben. Unter der auditorischen Neuropathie versteht man in der Literatur eine Hörstörung, die zu einem subjektiven Hörverlust bis hin zur Taubheit führen kann 33. Bei den meisten Patienten liegt ein wechselndes und meist außerordentlich schlechtes Sprachverstehen auch nach optimaler Hörgeräteversorgung vor. Es besteht eine audiologische Konstellation von gut reproduzierbaren transitorisch evozierten otoakustischen Emissionen (TEOAE), aber einer stark erhöhten Schwelle bzw. einer abnormalen Form der frühen akustisch evozierten Potentiale (FAEP) 33, 5, 6, 4. Takeno und Mitarbeiter nahmen 1994 aufgrund der Befunde an, dass ein Defekt der inneren Haarzellen für die auditorische Neuropathie verantwortlich sei. Die inneren Haarzellen sind allerdings isoliert diagnostisch-methodisch nicht differenzierbar. Die synaptische Funktion hingegen ist über die Registrierung der sehr frühen elektrischen akustisch evozierten Potentiale funktionell beurteilbar (Electrocochleographie). Bis 2000 hat lediglich eine Arbeitsgruppe eine zusätzliche elektrische Stimulation des Hörnerven zur weiteren differentialdiagnostischen und therapeutischen Abgrenzung der Pathologie bezüglich neurologischer Störung vorgenommen 38. Eine neurale Funktionsfähigkeit konnte de- monstriert werden. Insofern ist nach Ansicht von Lesinski-Schiedat et al. 16 eher von ei- ner (perisynaptischen) Audiopathie zu sprechen als von einer Neuropathie. Eine weitere pathophysiologische Erklärung für das schlechte Sprachverstehen bei guter Funktion der äußeren Haarzellen bietet die Hypothese der neuralen Dys-Synchronität (Auditorischen Dys-Synchronität) 12, 39, 1. 10 1. Einleitung Derzeit scheint unabhängig von der genauen Lokalisation der Störung die therapeutische Option in der Cochlea-Implantation zu liegen 17. Nach zunächst wenig Erfolg versprechenden Resultaten mentiert werden 19 konnten positive Nachweise der elektrischen Stimulation doku- 11, 28, 16. Die Erfolge mit einem CI bei Patienten mit einer sog. auditori- schen Neuropathie sprechen ebenso gegen eine Neuropathie aber für einen perisynaptischen Schaden. Im Folgenden wird der Begriff Auditorische Neuropathie mit „AN“ abgekürzt und Auditorische Dyssynchronität mit „AD“.. 1.3 Das Cochlea-Implantat Das Cochlea-Implantat (CI) ist eine elektrische Hörprothese. Die im Innenohr ausgefallene Reizübertragung der Sinneszellen auf den Hörnerven wird durch ein CI ersetzt. Die Indikation besteht bei einer beidseitigen Innenohrtaubheit oder einer Innenohrtaubheit verbunden mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit und wenn bei dem Patienten trotz konventioneller Hörgeräteversorgung nur eine ungenügende Hörfähigkeit erreicht wird. Eine wichtige Bedingung unter anatomisch-neurophysiologischem Aspekt ist, dass das Innenohr akustisch nicht mehr stimulierbar ist. Weiterhin ist die Intaktheit des Hörnerven Vorraussetzung. Durch ein CI kann eine Verbesserung der Lebensqualität im kommunikativen Bereich erzielt werden. 1.3.1 Historischer Rückblick Alessandro Volta versuchte vor 200 Jahren mit zwei Drähten, platziert im äußeren Gehörgang und an einen elektrischen Stromkreis angeschlossen, „elektrisches Hören“ auszulösen. Die eigentliche Geschichte des Cochlea-Implantats beginnt mit der Intention, das funktionell ausgefallene Innenohr durch elektrische Impulse zu ersetzen. Die ersten Berichte über die Hörnervstimulation beim Menschen stammen aus den 30er Jahren. Zwei Jahrzehnte später beschäftigten sich Eyries und Djourno mit der Aufgabe, den Hörnerv direkt elektrisch zu stimulieren. 1957 gelang ihnen dies nach langen technischen 11 1. Einleitung und experimentellen Vorbereitungen zum ersten Mal am Patienten. Sie legten im Rahmen einer Choesteatomentfernung eine Elektrode direkt an den Hörnerv, was bei dem Patienten den akustischen Eindruck eines Grillenzirpens evozierte. Zeitgleich untersuchten Zöllner und Keidel die Möglichkeiten der intracochleären Elektroden und erstellten ein Modell vom mehrkanaligen Implantat mit 20-100 Elektroden, zu platzieren an unterschiedlichen Orten 14. Die klinische Anwendung rückte immer stärker in den Vordergrund. Zunächst implantierte Simmons 1966 Elektroden in den Modiolus. Auch befassten sich Merzenich 1964 und Michelson 1971 in San Francisco systematisch im Rahmen von Studien mit diesen Optionen. House und Urban aus Los Angeles operierten als erste eine Golddrahtelektrode in die Scala tympani. Das führte zum Durchbruch und das Cochlea-Implantat wurde in die klinische Anwendung eingeführt. Ein tragbarer Sprachprozessor wurde entwickelt und 1973 stellten sie die erste klinisch einsetzbare präoperative Testbatterie vor. Infolgedessen kann man House und Urban als die Väter des Cochlea-Implantats bezeichnen, da sie bereits frühzeitig Patienten mit Langzeitimplantaten und tragbarem Sprachprozessor versorgten 14. In Europa gab es in den siebziger Jahren weitere Arbeitsgruppen. Chouard in Paris versorgte schon bald 200 Patienten mit einem Elektrodenträger, mit einer Anzahl von zunächst 12 und später 15 Elektroden. In Wien führte Burian 1975 und in Düren Banfai 1978 eine intracochleäre Implantation durch. Banfai setzte ausserdem das erste extracochleäre Implantat der Firma Hortmann ein, und operierte so mehrere hundert Patienten, vorwiegend taubgeborene Jugendliche und Erwachsene. Seit 1967 arbeiteten Clark und Mitarbeiter in Melbourne an einem intracochleären Implantat. Nach Jahren experimenteller Vorstudien, wählten sie für die ersten Patienten die mehrkanalige Version, implantiert durch das runde Fenster mit transkutaner Übertragung von einem tragbaren Sprachprozessor. Sie konnten die Firma Nucleus für die Weiterentwicklung gewinnen. Das war der Schritt, der das Cochlea-Implantat aus der Experimentierphase herausführte. Und wieder war es House der bald auch den Schritt der Versorgung ertaubter Kinder wagte. Die Problematik die ihm begegnete, ergab sich aus der Frage, ob durch das intracochleäre Einführen des CIs eventuelle Hörreste zerstört würden. Seit 1988 werden auch Kinder an der Medizinischen Hochschule Hannover mit einem Cochlea-Implantat versorgt, nachdem es sich das System bei Erwachsenen als effektiv erwiesen hat 14. 12 1. Einleitung 1.3.2 Funktionsweise und Aufbau des Cochlea-Implantats Das grundsätzlich Prinzip eines Cochlea-Implantates ist die Translation eines akustischen Signals in elektrische Impulse, die den Hörnerv direkt stimulieren. Von verschiedenen Firmen und Arbeitsgruppen wurden unterschiedliche Cochlea-Implantat-Systeme entwickelt. Prinzipiell besteht jedoch eine einheitliche Grundstruktur. Abb. 1.6 Cochlea-Implantat. a Systemübersicht, b intracochleäre Lage. (Aus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Boenninghaus, Lenarz, 11. Auflage, 2001. Mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages.) Cochlea-Implantat-Systeme gliedern sich in interne und externe Komponenten. Implantiert wird der ‚Empfänger’, der sich aus Empfangsspule und Elektrodenträger zusammensetzt. Die Spule wird in ein Knochenbett hinter dem Mastoid, der Elektrodenträger in die Cochlea eingebracht. Extern wird am Ohr ein Mikrofon getragen, welches die aufgenommenen Informationen an einen Sprachprozessor weiterleitet. Dort werden entsprechend der Sprachverarbeitungsstrategie die akustischen Reize in elektrische Reize verar- 13 1. Einleitung beitet. Als Hochfrequenzsignal werden diese dann mittels einer über dem Implantat getragenen Sendespule an die interne Elektronik des Implantats weitergegeben. Dieses decodiert die empfangenen Signale und steuert darüber die einzelnen Elektroden, mit dem Ziel, den für den Patienten bestmöglichen Höreindruck zu erzeugen. Empfangs- und Sendespule werden über magnetische Kopplung gehalten, so dass die Signale sowie die gesamte Energie für den implantierbaren Teil über diese Kopplung drahtlos übertragen werden. Das qualitative Ergebnis der Hörempfindung ist interindividuell unterschiedlich und auch von Technik unabhängigen Faktoren beeinflusst. 1.4 Fragestellung der Arbeit Die auditorische Neuropathie (AN) wird als Hörstörung beschrieben, die zu einem subjektiven Hörverlust bis hin zur Taubheit führen kann. Die Patienten stehen in einem Konflikt zwischen relativ gutem tonalen Gehör und schlechtem Sprachverstehen bzw. Taubheit. Funktionell und audiologisch gibt es den Hinweis auf eine cochleäre Normfunktion ohne sicheren Hinweis auf eine neurale Störung. Die audiologische Differentialdiagnostik ist in der Lage einzelne Teile des Hörvorgangs zu analysieren, teilweise basierend auf den vorgelagerten Strukturen - also nicht isoliert - . Andererseits können die inneren Haarzellen nicht isoliert überprüft werden. Somit steht die Differentialdiagnose der AN vor dem Dilemma, keine eindeutige diagnostische Aussage und somit Festlegung einer therapeutischer Möglichkeiten anzugeben. Setzt man voraus, dass es sich nur in wenigen Fällen um eine neurale Störung handelt, ist es von Bedeutung, die Qualität des Sprachverstehens nach künstlicher elektrischer Stimulation des Hörnerven zu evaluieren. In der vorliegenden Arbeit wurden Patienten untersucht, die die Kriterien der auditorischen Neuropathie aufweisen (siehe Kapitel 1.2.3) und mit einem CI versorgt wurden. Um neben der audiologischen Diagnostik vor allem des Innenohres und der Synapse die Funktionsfähigkeit des Hörnerven zu überprüfen, wurde diesen Patienten eine Kontrollgruppe ohne die typischen Zeichen einer AN gegenübergestellt. 14 1. Einleitung Aus der Analyse der Einstellung des CIs, also die Einstellung der Übertragung auf den Hörnerven und im Vergleich zur Langzeitstimulation ist eine Beurteilung der neuralen Integrität möglich. Ziel der Arbeit war der Nachweis oder der Ausschluss einer neuralen Funktionsfähigkeit und der weiteren Eingrenzung der AN aus audiologischer Sicht. Die Daten werden in der weiteren Beratung vor allem bei betroffenen Kindern eine wichtige Grundlagen darstellen, in dem sie eine wesentliche Implikation auf die therapeutischen Möglichkeiten, die den Patienten zur Verfügung gestellt werden können, haben. 15 2. Material und Methode 2 Material und Methode 2.1 Material 2.1.1 Patienten In der Zeit von 1984 bis zum 31.01.04 wurden in der Klinik und Poliklinik für HalsNasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover 2615 Patienten, davon 1473 Kinder und 1142 Erwachsene, mit einem CochleaImplantat versorgt. In diesem Zeitraum wurde bei den Voruntersuchungen bei fünf Patienten, drei Erwachsene und zwei Kindern, eine perisynaptische Audiopathie (PA) diagnostiziert. Zusätzlich werden in dieser Arbeit die Daten von drei CI versorgten Kindern mit perisynaptischer Audiopathie aus der Klinik für Kommunikationsstörung der Johannes-GutenbergUniversität Mainz ausgewertet. In dieser retrospektiven Multicenter Studie sind den insgesamt acht CI-versorgten, betroffenen Patienten (also Patienten mit PA) unter Berücksichtigung des Lebensalters, des Lebensalters bei CI-Operation, des Implantattyps und des Sprachstatus (prä- oder postlinguale Ertaubung) jeweils sechs bis zehn entsprechende matched-pairs zugeordnet worden. Die Ergebnisse der Cochlea-Implantation wurden ein Jahr postoperativ mithilfe von Sprachtestdaten und den Einstellungen des Sprachprozessors (Map) verglichen. Zur Analyse des Verlaufs des Sprachverstehens und der elektrischen Einstellung des Implantates wurden die jeweils aktuellsten Daten des gleichen CIs als zweiter Zeitpunkt hinzugezogen. 16 2. Material und Methode Tab. 2.1 Patienten, bei denen eine auditorische Neuropathie diagnostiziert und die daraufhin mit einem CI versorgt wurden. Kennung Geschlecht Implanttyp 1=weiblich 2=männlich 1B 2 MedEl 2A 2 MedEl 3Y 2 MedEl 4V 1 Nucleus R-24 CS 5M 2 Clarion 6W 1 Clarion 7F 1 Nucleus M-24 8K 2 Clarion Geb.-Datum Implantdatum Implantalter Klinik 23.06.1995 12.02.1999 09.04.1999 24.01.1999 13.09.1963 30.09.1976 27.04.1971 09.12.1988 09.04.1999 30.05.2001 20.11.2000 13.07.2001 08.04.1997 13.07.1999 24.02.2000 05.01.1999 3,80 2,30 1,62 2,47 33,58 22,78 28,85 10,08 Mainz Mainz Mainz MHH MHH MHH MHH MHH Das untersuchte Kollektiv besteht aus 71 Patienten. Zum Zeitpunkt der Implantation beträgt das mittlere Alter der Patienten 16,54 Jahre; der jüngste Patient ist 1,62 Jahre und der älteste 61,81 Jahre alt. Alle Patienten des untersuchten Kollektivs wurden präoperativ HNO-ärztlich untersucht. Es mussten folgende Kriterien für eine CI-Indikation erfüllt sein: • Beidseitige Taubheit oder an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit • Eine Zuordnung zu einer Innenohrpathologie sollte erfolgt sein (s. oben) • Trotz optimaler beidseitiger Hörgeräteanpassung kein Sprachverstehen • Funktionsfähigkeit des Hörnerven und der nachgeschalteten Strukturen • Anatomische Gegebenheiten, die eine Implantation zulassen • Entsprechende Intelligenz, Motivation und psychosoziale Stabilität als Voraussetzung für eine erfolgreiche Rehabilitation 17 2. Material und Methode 2.2 Methoden 2.2.1 Indikationsfindung Die Indikationsstellung zum Cochlea-Implantat (CI) muss immer eine individuelle sein. Die CI Voruntersuchung enthält sowohl klinische, audiologische, neurootologische, radiologische wie auch pädagogische, soziologische und psychologische Untersuchungselemente. 2.2.2 Anamnese Bei den Patienten werden präoperativ folgende anamnestische Daten erhoben: Dauer und Beginn der Schwerhörigkeit, familiäre Hörstörungen, welches Ohr ist das Bessere, besteht eine Diskrepanz zwischen Hören und Verstehen, bestehen Hinweise für eine Hörermüdung und/oder gesteigerte Lärmempfindlichkeit, Erfahrung mit Hörgeräten, Ätiologie der Ertaubung, Alter bei Ertaubung, liegt eine prä-, peri- oder postlinguale Taubheit vor und wie ist der Verlauf der Ertaubung. Sicher prälingual gilt eine Ertaubung bis zum zweiten Lebensjahr. Eine frühe Surditas hat eine ausbleibende Hörbahnreifung zur Folge, wodurch es im Erwachsenenalter nur erschwert zu offenem Sprachverständnis kommt. Ab dem fünften Lebensjahr ist von postlingualer Taubheit auszugehen 14. 2.2.3 Audiologische Untersuchungen Zu den audiologischen Kriterien gehören: ein Reintonaudiogramm, Sprachaudiometrie, Stapediusreflexaudiometrie, otoakustischen Emissionen (OAE), Elektrochochleographie (ECochG), Promontorialtest (PT) und eine Hirnstammaudiometrie (BERA). Anhand der Befunde wird die Hörfähigkeit beurteilt, die cochleäre und auch die neurale Funktion begutachtet. Dabei wird zwischen objektiven und subjektiven Tests unterschieden. Subjektiv meint, dass das Testergebnis von Faktoren wie Intelligenz, Vigilanz etc. abhängig ist, hingegen ist bei objektiven Prüfmethoden keine Mitarbeit des Patienten erforderlich ist. 18 2. Material und Methode Die Hörfähigkeit betreffend besteht als Grundvoraussetzung für ein CI eine Innenohrtaubheit beidseits, oder eine Innenohrtaubheit verbunden mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit. Hörreste im Tieftonbereich stellen keine Kontraindikation dar. Geeignet sind Patienten bei denen mindestens drei von folgenden vier Indikationskriterien erfüllt sind. Ein mittlerer Hörverlust zwischen 500-4000 Hz von mehr als 85 dB, sprachaudiometrische Werte beim Freiburger Zahlentest von weniger als 50 % unter Hörgeräteversorgung, im Freiburger Einsilbertest weniger als 10 % und im Innsbrucker Satztest weniger als 30 %. Dann ist mit mehr als 95 %iger Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass die Hörresultate mit dem Cochlea-Implantat besser liegen 14. Die audiometrischen Methoden zielen auf die isolierte Beurteilung einzelner Strukturelemente: Die Cochlea wird objektiv anhand von otoakustischen Emissionen (OAE) beurteilt. Die Bedeutung der OAE liegt im Nachweis von Funktion und Funktionsstörung der äußeren Haarzellen, die innerhalb des Cortischen Organs dem Verstärkungsprozess dienen. Den inneren Haarzellen kommt die Aufgabe der Signalübermittlung an den Hörnerv zu, bei denen jedoch keine Elektromotilität nachgewiesen wurde, und sie somit auch keine Emissionen erzeugen können. Ptok 23 merkt hierzu an, dass zwar die äußeren Haarzellen sicher eine überragende Rolle für die Entstehung der OAE haben, es aber nach wie vor diskutiert wird, inwieweit die OAE wirklich spezifisch die Funktion der äußeren Haarzellen widerspiegeln. Auch Wake et al. 37 stimmten anhand der erzielten Ergebnisse der Aussa- ge, dass die inneren Haarzellen nicht in die OAE Produktion mit eingebunden sind, nicht zu. Bei cochleären Hörverlusten von mehr als 30 dB können keine OAE mehr registriert werden 3. Die Stapediusreflexaudiometrie dient zunächst der objektiven Überprüfung des Schallleitungsapparates, zusätzlich ist die Registrierung der Stapediusreflexe ipsi- und kontralateral möglich. Dabei kommt es bei Beschallung eines Ohres mit einer Lautstärke von 70 bis 90 dB zu einer Kontraktion des Musculus stapedius auf beiden Seiten. Mit diesem ist u. a. eine Aussage über das Hörvermögen des beschallten Ohres, über das Vorhandensein einer retrocochleären Schwerhörigkeit und über den Reflexbogen im Stammhirn möglich. 19 2. Material und Methode Elektrophysiologische Vorgänge in Hörnerv und Hörbahn werden mittels der evoked response audiometry (ERA) registriert. Zu den Methoden gehören die • Elektrocochleographie (EcochG) • Brainstem evoked response audiometry (BERA) • Middle latency response audiometry (MLRA) • Cortical evoked response audiometry (CERA) Abb. 2.1 ERA-Methoden (oben) und AEP (unten) im Überblick. CM, SP und SAP sind zur Orientierung in die Abb. eingetragen, jedoch nicht dargestellt (I-V, N-P = Potenzialbezeichnungen). (Aus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Boenninghaus, Lenarz, 11. Auflage, 2001. Mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages.) Mittels der ECochG, auch ein objektiver Test, wird die Diagnostik der Hörschneckenfunktion erweitert. Hierbei wird eine Nadelelektrode transtympanal auf das Promontorium aufgesetzt. Es werden verschiedene Potentiale, das präsynaptische Mikrophonpotential (CM), das Summationspotential (SP) und das postsynaptische Summenaktionspotential (CAP) abgeleitet. Das CM entsteht durch die Aktivität äußerer Haarzellen, beim SP deutet eine kurze Latenz darauf hin, dass der Entstehungsort ebenfalls präsynaptisch sein muss, wo hingegen für das CAP eine ungestörte synaptische Übertragung Voraussetzung 20 2. Material und Methode ist, da es in den afferenten Nervenzellen durch Übertragung aus den Haarzellen entsteht. Das CAP entspricht Welle I in der Hirnstammaudiometrie. Mit der BERA, der MLRA und der CERA werden elektrische Potentiale (nach akustischer Reizung über Vertex- und Mastoidelektroden abgeleitet. Über 110 dB wird nicht mehr gereizt. Je nach Zeitbereich wird zwischen folgenden Potentialen unterschieden: Frühe akustisch evozierte Potentiale (FAEP), nach 0-10 ms, die im Hörnerv und Hirnstamm (in der BERA registriert) generiert werden. Sie haben in der klinischen Praxis die größte Bedeutung. Die einzelnen Wellenformen, mit römischen Zahlen I-V bezeichnet, werden bestimmten Stationen der Hörbahn zugeschrieben. Die 5. Welle ist der empfindlichste Wert zur Hörschwellenermittlung. Das Ausbleiben jeglicher Reizantworten ist als cochleäre Taubheit zu werten. Eine Latenzverlängerung bis zur 1. Welle und gleichzeitig unveränderten Latenz-Differenzen zwischen den anderen Wellen lässt ebenfalls auf einen cochleären Prozess schließen. Im Falle einer neuralen Taubheit kommt es zu einer verlängerten Latenz innerhalb der einzelnen Maxima von I bis V. Weiterhin können die mittleren Potentiale (MAEP), nach 10-50 ms, (mit der MLRA) registriert werden, als Entstehungsort gilt das Mittelhirn und der primäre auditorische Kortex und außerdem die späten (kortikalen) Potentiale (SAEP) mit einer Latenz größer als 100 ms. Als Ursprungsort gilt hier der primäre und sekundäre akustische Kortex mit Assoziationsfeldern (anhand der CERA registrierbar). Diagnostisch von Bedeutung sind absolute und relative Latenzzeitverlängerungen der Potentiale, dadurch ist eine genaue Topodiagnostik möglich. Sind AEP mit normaler Latenz und Schwelle ableitbar, kann davon ausgegangen werden, dass Mittelohr, Innenohr und neurale Schallverarbeitung bis zum Hirnstamm funktionieren. Insofern hat die Ableitung der AEP einen höheren diagnostischen Wert als die Messung der OAE 27. Bei erwachsenen Patienten wird zur Überprüfung der Intaktheit des Hörnerven zusätzlich ein Promontorialtest, ein subjektives audiometrisches Verfahren, durchgeführt. Stromimpulse in unterschiedlicher Frequenz und Amplitude werden bei intaktem Hörnerv als akustische Sensation empfunden. Bei positivem Ergebnis ist damit die vorhandene Funktionsfähigkeit belegt. Es werden dabei auch die Hörschwelle, der Dynamikbereich, die Rhythmus- und Frequenzerkennung und eine mögliche Hörermüdung getestet. 21 2. Material und Methode Zusätzlich wird noch eine Vestibularisprüfung in Form einer kalorischen Stimulation durchgeführt, die die Innenohrdiagnostik vervollständigt, jedoch keinen Beitrag zur Indikationsstellung für eine CI Operation stellt. 2.2.4 Radiologische Untersuchungen Präoperativ wird eine Computertomographie (CT) des Felsenbeins durchgeführt; seit 2004 auch bei allen Kindern zusätzlich eine Kernspintomographie (MRT). Es werden die Strukturen des Innenohres, der Paukenhöhle und die knöchernen Strukturen des Felsenbeins dargestellt. Postoperativ wird zur Dokumentation der Elektrodenlage ebenfalls eine radiologische Diagnostik durchgeführt. 2.2.5 Hörgeschädigtenpädagogik Pädagogische, soziologische und psychologische Voraussetzungen beinhalten Faktoren, wie der Lernfähigkeit des Patienten, der eigenen als auch der von seinem Umfeld ausgehenden guten Motivation und einer positiven Grundeinstellung gegenüber dem CI. Die Erwartungshaltung sollte realistisch sein und außerdem muss die Rehabilitationsfähigkeit des Patienten beurteilt werden, in wie weit die Bereitschaft für das postoperative Sprachund Hörtraining vorhanden ist, von dessen Maß ein erfolgreicher Verlauf in großem Umfang abhängig ist. 2.2.6 Operatives Vorgehen Durchgeführt wird die Cochlea-Implantation in Intubationsnarkose. Nach zusätzlicher Infiltrationsanästhesie erfolgt eine retroaurikuläre Hautinzision, das Abschieben der Weichteile, die Darstellung des Planum mastoideum und eine Mastoidektomie. Ein Corticalisüberhang bleibt zum Schutz des Elektrodenkabels bestehen. Das Knochenbett für das Implantat wird hinter dem Mastoid gefräst und ein Verbindungstunnel von Mastoid zum Implantatbett als weiterer Schutzmechanismus des Elektrodenkabels erstellt. Durch eine posteriore Tympanometrie wird ein direkter Zugang vom Mastoid zum Mittelohr mit 22 2. Material und Methode der von dort erreichbaren Schnecke hergestellt. Trommelfell, Gehörknöchelchen, Gesichtsnerv, Gleichgewichtsorgan und Chorda tympani bleiben bei diesem Verfahren intakt und es stellt sich ein direkter Blick auf das Promontorium mit rundem Fenster, Steigbügel und M. stapedius ein. Bei der Cochleostomie wird die Membran des runden Fensters eröffnet. Dies muss besonders sorgfältig geschehen („soft surgery“) um Folgereaktionen wie Eintritt von Bohrstaub und Blut mit folgender intracochleären Vernarbungen zu vermeiden. Dieses wäre besonders im Hinblick auf später erforderliche Reimplantationen von Bedeutung. Anschließend kommt es zum Einbau des Implantats, welches in das Knochenbett eingelegt wird. Das Elektrodenkabel wird durch den Knochenkanal in Richtung Mastoid geführt. Der Receiver wird im Implantatbett unter das Periost plaziert. Schließlich wird die Elektrode in die Cochlea eingeführt. Die Öffnung wir mit Hilfe von Bindegewebsstückchen abgedichtet, unterstützend kann Fibrinkleber benutzt werden. Anschließend erfolgt intraoperativ eine Funktionsprüfung des Implantates. Dabei werden Impedanzmessungen (Stapediusreflex) und die zur Ableitung des ersten neuralen Potentials aus dem Hörnerven durchgeführt (falls über das Implantatprodukt möglich). Abschließend erfolgt eine mehrschichtige Hautnaht und die Anlage eines Verbandes 14. 2.2.7 Procedere nach der CI-Operation 2.2.7.1 Sprachprozessoreinstellung Spätestens 6 Wochen nach Implantation sollte sich die Hörübungsphase, ein stationäres Hörtraining mit einer Dauer von zwei Wochen, an die direkte postoperative Nachsorge anschließen. Zuerst erfolgt dabei die Anpassung des Sprachprozessors, der die Sprachsignale aufnimmt. Diese werden mit Hilfe von individuell gespeicherten Daten digital aufgearbeitet, um die Information dann an das Implantat weiterzuleiten. Für jede einzelne Elektrode werden elektrische Schwellenwerte festgestellt. Einerseits der Threshhold (T)-Level, bei der der Patient gerade einen Höreindruck wahrnimmt (Hörschwelle) und zum anderen der Comfort (C)-Level, bei der der Patient einen angenehm lauten Höreindruck wahrnimmt. Die elektrischen „Stimulations-Schwellenwerte“ entsprechen elektrischen Ladungen, die an den einzelnen Elektroden an das neurale Gewebe als Reiz abgegeben werden. Die Ladung ist je nach Implantattyp unterschiedlichen Einheiten und somit Bezeichnungen zugeordnet: Bei einem MedEl-Implantat und Nuclues wird es 23 2. Material und Methode in current units angegeben und bei Clarion in charge units. Die Schwellenwerte sind abhängig von der Stimulationsrate. Bei höheren Reiz-Raten nimmt die Hörschwelle leicht ab, wobei der C-Level relativ konstant bleibt, insgesamt kommt es zu Dynamikzunahme. Es wird die Tonhöhe angepasst und außerdem überprüft, ob alle Elektroden der Frequenz entsprechend tonotopisch angeordnet sind, also die Tonhöhensteigerung bei Stimulation der einzelnen Elektroden wie bei einer Tonleiter angeordnet ist. Bei MedEl ist die Anordnung der Elektroden so, dass die erste Elektrode in der Spitze der Cochlea liegt und die zwölfte Elektrode an der Basis, ebenso ist die Anordnung bei einem Clarion Implantat: hier liegt die erste Elektrode in der Spitze der Cochlea und die achte Elektrode an der Basis. Bei einem Nucleus Implantat ist die Anordnung umgekehrt, d. h. die erste Elektrode liegt an der Basis der Cochlea und die 22. Elektrode in der Spitze. Für diese Anpassung finden mehrere Sitzungen statt. In den ambulanten Folgekontrollterminen wird die Einstellung des Prozessors (Map) immer wieder überprüft. Zu Beginn finden deutliche Veränderungen während einer Anpassung statt, der Dynamikbereich vergrößert sich, da der Patient sich an das Hören mit dem Implantat gewöhnt. Vereinzelt werden Elektroden ausgeschaltet. Als großer Anteil davon, sind die äußeren Elektroden betroffen, die im Hochfrequenzbereich reizen, wo es für den Patienten dann unangenehm ist. Weitere Gründe sind ein mangelhafter Klang, aber auch ‚falsche’ Reizungen des Nervus facialis. 2.2.7.2 Überprüfung des Sprachverstehens Bei erwachsenen Patienten ist das auf die Anpassung folgende und mit dieser sich im weiteren Verlauf abwechselnde Hörtraining hierarchisch gegliedert und beginnt bei der generellen Geräuschwahrnehmung, geht über Vokal- und Konsonantendifferenzierung (Vokal- bzw. Konsonantenkonfusionstest), Identifikation von Zahlen, Wörtern und Sätzen (Freiburger Sprachtest) bis hin zum Sprachverstehen im Textzusammenhang (Speechtracking) und Telefonieren (Telefontraining) 14. Die Geschwindigkeit, mit dem die einzelnen Testphasen erreicht werden, ist von Patient zu Patient unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren (z. B. Ertaubungsdauer) ab. 24 2. Material und Methode Das Hör-Sprachtraining bei Kindern unterscheidet sich im formalen Ablauf (Einstellung der Prozessoren und pädagogische Übungen) nicht wesentlich. Bzgl. der Prozessoreinstellung ist anzumerken, dass insbesondere bei jüngeren Kindern sehr abhängig von der Compliance eine Einstellung aller Elektroden in mehreren kürzeren Sitzungen stattfinden muss. Unabhängig von der Zahl der aktivierten Elektroden findet aber das HörSprachtraining mit Beginn der ersten Einstellung statt. Die Überprüfung der Hör-Sprachentwicklung an der MHH basiert auf der Verwendung bildlicher und sprachlicher orientierter Materialien, die klinikintern als FDA Material zusammengefasst werden 15. In dieser Arbeit wurde ausschließlich der Test mit Einsilber Materialien verwendet, der auf dem Mainzer Kindersprachtest basiert. In der Klinik für Kommunikationsstörungen in Mainz werden die Kinder mit alters- und entwicklungsgerechten Sprachtests untersucht. Dabei kommen der Mainzer Kindersprachtest I bis III (I und II im closed set, III im open set) und der Göttinger Sprachtest I und II zur Anwendung. 2.2.7.3 Kategorisierung der Sprachtestergebnisse Das Ergebnis des Sprachtestes ist ein wichtiger Parameter in der Beurteilung der neuralen Funktionsfähigkeit und die Effizienz des CI bei AN. Altersbedingt werden bei Kindern unterschiedliche Anforderungen an das Material gestellt. Um eine Vergleichbarkeit insbesondere über die Zeit zu ermöglichen, wurde eine künstliche aber realistische Messgröße gefunden. Bei Verwendung des Mainzer Kindersprachtest I bis III und des Göttinger Sprachtest I und II wurde das Ergebnis in Abhängigkeit des materialgebundenen Testalters und des tatsächlichen Lebensalters des Patienten bearbeitet. Wenn ein Test angewendet wurde, für den ein Patienten laut vorgegebenem Testalter eigentlich zu jung war kam der Multiplikator 1,3 und wenn er zu alt war der Multiplikator 0,75 zur Anwendung. Bei Patient 8K und der Kontrollgruppe wurde eine individuelle, detaillierte Bewertung mit Interpretation der Ergebnisse vorgenommen, da das Sprachverstehen überhaupt nicht dem altersgemäßen physiologischen Sprachverstehen entsprach. Bei Verwendung der oben beschriebenen Methodik hätte der in diesem speziellen Fall mit sehr großer Differenz des mittleren Alters verwendete Multiplikator zu einer erheblichen Verzerrungen der 25 2. Material und Methode Ergebnisse geführt. Es wurde bei 8K folgende Beurteilung der Einzelergebnisse im Verlauf vorgenommen: o 2 = deutliche Verbesserung o 1 = wenig Verbesserung o 0 = keine Veränderung o -1 = wenig Verschlechterung o -2 = deutliche Verschlechterung Die Basis der speziellen Kategorisierung findet sich als Rohdatensammlung im Anhang. 2.2.8 Statistische Auswertung Es wird eine Analyse vorgenommen zwischen einem Einzelpatienten und einem Kollektiv von maximal 10 Patienten. Ziel dieser vergleichenden Analyse ist eine Übereinstimmung oder einen Unterschied mit definierten Parametern herauszuarbeiten. Es werden lediglich deskriptive Statistiken durchgeführt; eine analytische Statistik ist aufgrund der geringen Fallzahl nicht sinnvoll (pers. Mitteilung von Frau Birgitt Wiese, Abt. Biometrie / MHH) 26 3. Ergebnisse 3. Ergebnisse 3.1 Gruppe 1B Demographische Daten Dem Patienten 1B konnten sechs Patienten mit einer cochleären Hörstörung gegenübergestellt werden (Tab. 3.1.1). Alle wurden mit einem MedEl Combi in der HNO Klink der Universität Mainz versorgt. Zum Zeitpunkt der Operation ist Patient 1B 3,80 Jahre alt. Das mittlere Alter der matched-pair Patienten beträgt 3,46 Jahre. Der jüngste Patient ist 3,01, der älteste 4,89 Jahre alt. Tab. 3.1.1 Gruppencharakter der matched-pair Patienten zu Patient 1B Kennung Geb.-Datum Ätiologie SH-Beginn HG-Alter CI-OP-datum Implantalter 1B 1B1 1B2 1B3 1B4 1B5 1B6 23.06.95 10.08.96 01.10.94 14.02.98 28.07.93 14.07.93 26.11.96 unbekannt unbekannt hereditär unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt 23.06.95 10.08.96 01.10.94 Okt 98 28.07.93 14.07.93 Feb. 98 2,83 1,41 2,25 2,66 1,75 2,08 1,75 09.04.99 12.08.99 19.01.98 07.03.01 19.08.96 04.06.98 10.05.00 3,80 3,01 3,30 3,06 3,06 4,89 3,45 Die Ätiologie der congenitalen Schwerhörigkeit (SH) ist bei Patient 1B unbekannt. Die Versorgung mit Hörgeräten (HG) und eine Frühforderung (FF) wurden im Alter von 2,83 Jahren begonnen. Als Zusatzbehinderung ist bei ihm eine hereditäre spastische Paraplegie diagnostiziert. Das präoperativ durchgeführte MRT ergab keinen pathologischen Befund. Der postoperative Verlauf des Patienten war unauffällig. Bei fünf Patienten der Kontrollgruppe ist die Ätiologie der SH unbekannt. Bei Patient 1B2 wird die SH als Folge einer Verwandtenehe gedeutet. Vier Patienten haben eine congenitale SH. Bei Patient 1B6 wird der Verdacht auf eine SH mit 1,16 Jahren geäußert und bei Patient 1B3 wird im Alter von 0,58 Jahren eine SH festgestellt. Bei den Patienten 1B5 und 1B6 verläuft die SH progredient. Alle Patienten der Kontrollgruppe wurden im mittleren Alter von 1,98 Jahren mit HG versorgt. Eine FF erfolgte ab dem mittleren Alter von 1,93 Jahren. Zusatzbehinderungen sind bei Patienten in der Kontrollgruppe nicht bekannt. 27 3. Ergebnisse In den computertomographischen Bildern (CT) konnte bei Patient 1B6 eine entzündliche Veränderung im Mittelohr links und im Mastoid beidseits festgestellt werden. Alle anderen Patienten hatten einen unauffälligen Befund. Innerhalb der Kontrollgruppe trat bei Patient 1B3 ein Jahr nach der CI-OP ein Abszess über dem Implantkörper selber auf, der operativ erfolgreich saniert werden konnte. Die Funktion war zu keinem Zeitpunkt beeinträchtigt. Bei Patient 1B4 kam es nach sechs Jahren zu einem Implantatausfall unklarer Ursache, der eine CI-Revisionsoperation mit Implantation eines neuen Produkt zur Folge hatte. Audiologische Untersuchungen In der Tonaudiometrie von Patient 1B im Alter von 2,62, also 1,18 Jahre vor der CI-OP konnten auf dem rechten Ohr im Tieftonbereich Hörreste im Bereich von 95 dB angegeben werden, auf dem linken Ohr wurden keine Hörreste angegeben. In der Kontrollgruppe ergab die Tonaudiometrie ein ähnliches Bild (Abb. 3.1.1 und Abb. 3.1.2). Die matched-pair Patienten sind zum Zeitpunkt der Untersuchung 3,07 Jahre alt, die Untersuchung hat also 0,39 Jahre vor der CI-OP stattgefunden. Auf dem rechten Ohr konnten bei 500 Hz von allen Patienten, bei 1000 Hz noch von vier Patienten Hörreste angegeben werden. Diese lagen im Bereich von 90 dB. Bei tieferen Frequenzen wurden außer von Patient 1B6 keine Hörreste mehr angegeben. Auf dem linken Ohr wurden bei 500 Hz und bei 1000 Hz von zwei Patienten und bei tieferen Frequenzen nur noch von Patient 1B6 Hörreste im Bereich von 100 dB angegeben. Hz 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000 0 20 40 dB 60 80 1B 100 Kontrolle 120 140 Abb. 3.1.1 Tonaudiometrie, rechtes Ohr. Patient 1B im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 28 3. Ergebnisse Hz 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000 0 20 40 dB 60 80 1B Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.1.2 Tonaudiometrie, linkes Ohr. Patient 1B im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Der Unterschied bei der Messung der OAE war zwischen Patient 1B und dem Mittelwert der Kontrollgruppe eindeutig (Abb. 3.1.3). Bei Patient 1B lag die Reproduzierbarkeit im rechten Ohr bei 84 %, im linken bei 95 %. Bei keinem der Kontrollpatienten konnten OAE reproduzierbar, d. h. über 50 %, gemessen werden. Bei Patient 1B4 fand keine Messung statt. 100 90 80 70 60 % 1B 50 Kontrolle 40 30 20 10 0 rechts links Abb. 3.1.3 OAE. Patient 1B im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 29 3. Ergebnisse Bei der ECochG gab es ebenfalls deutliche Unterschiede (Abb. 3.1.4). Bei Patient 1B konnten auf beiden Seiten bei 90 dB CM registriert werden. In der Kontrollgruppe konnten bei Patient 1B2 bei 110 dB und bei 1B4 bei 100 dB jeweils auf der rechten Seite CM registriert werden. Bei den übrigen waren keine CM registrierbar. Bei Patient 1B5 wurde keine ECochG durchgeführt. rechts links 0 20 40 dB 60 1B 80 Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.1.4 ECochG. Patient 1B im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Bei der BERA waren bei Patient 1B keine Potentiale registrierbar. Ebenso nicht in der Kontrollgruppe, mit Ausnahme bei Patient 1B5, bei diesem waren bei 110dB Potentiale registrierbar (Tab. 3.1.2). Tab. 3.1.2 Ergebnisse der BERA. Patient 1B im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 1B Kontrolle rechts links 120 118 120 118 30 3. Ergebnisse Sprachprozessoreinstellungen Die Abbildung 3.1.5 stellt die Einstellungen des C-Levels von Patient 1B im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe dar. Von Patient 1B sind die Maps 0,95 (1) und 5,02 (2) Jahre nach der CI Operation und von der Kontrollgruppe 1,09 (1) und 5,08 (2) Jahre postoperativ dargestellt. In der Abbildung ist zu erkennen, dass das Stimulationsniveau von Patient 1B bei der ersten Map in den Elektroden 1-10 unter dem Mittelwert der Kontrollgruppe liegt. Bei Elektrode 11 und 12 besteht nur noch ein geringer Unterschied. Bei der zweiten Map fällt bei Patient 1B und bei der Kontrollgruppe auf, dass die Stromstärke im Vergleich zur ersten Map nicht über allen Elektroden erhöht, sondern auch herabgesetzt wurde. Bei Patient 1B trifft das für die Elektroden 1 bis 4 zu und bei der Kontrollgruppe für 1, 4, 7, 8, 11 und 12. Weiterhin zeigt die Abbildung, dass sowohl bei Patient 1B als auch in der Kontrollgruppe die Ladung von der ersten bis zu zwölften Elektrode, also vom Tieffrequenzbereich in Richtung Hochfrequenzbereich steigt; es muss mehr stimuliert werden, um einen Höreindruck auszulösen. 31 3. Ergebnisse 1200 1000 cu 800 600 400 200 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Elektroden C-Level Kontrolle Map 1 C-Level Kontrolle Map 2 C-Level 1B-Map 1 C-Level 1B-Map 2 Abb. 3.1.5 Sprachprozessoreinstellungen. C-Level. Patient 1B im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Postoperativer Sprachtest Es wurde der Mainzer Kindersprachtest I bis III und der Göttinger Sprachtest I und II verwendet. Das Ergebnis wurde in Abhängigkeit des materialgebundenen Testalters und des tatsächlichen Lebensalters des Patienten bearbeitet (siehe Kapitel 2.2.7.3). Wenn ein Test angewendet wurde, für den ein Patienten laut vorgegebenem Testalter eigentlich zu jung war kam der Multiplikator 1,3 und wenn er zu alt war der Multiplikator 0,75 zur Anwendung. 32 3. Ergebnisse Zur Beurteilung des Erfolges im Sprachverständnis bei Patient 1B und zum Vergleich mit der Kontrollgruppe wurde das Ergebnis des Sprachtests bei 60 dB herangezogen (Abb. 3.1.6). Bei Patient 1B liegt bei dieser Lautstärke nur zum Zeitpunkt der zweiten Map ein Ergebnis vor. Zum Zeitpunkt der ersten Map liegt ein Ergebnis bei 70 dB vor, welches zur Verlaufsbegutachtung herangezogen wurde. Bei 70 dB erreicht Patient 1B ein Ergebnis von 42 % und bei dem Sprachtest 4,06 Jahre später erreicht er bei 60 dB 34 %. Beim ersten Mal wurde ein Test im closed set und beim zweiten Mal im open set durchgeführt. Unter Einbeziehung dieser Umstände sind die Ergebnisse als Verbesserung des Sprachverständnisses zu werten. Bei den Patienten der Kontrollgruppe lag das Testergebnis zum Zeitpunkt der ersten Sprachprozessoreinstellung bei 34 % und zum Zeitpunkt der zweiten Sprachprozessoreinstellung bei 56 %. 100 90 80 70 60 % 50 40 1B 30 Kontrolle 20 10 0 Map1 Map2 Mapnummer Abb. 3.1.6 Sprachtest zum Zeitpunkt der jeweiligen Maperstellung. Patient 1B im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Bei Patient 1B ist das Ergebnis bei Map1 bei 70 dB und bei Map 2 bei 60 dB. 33 3. Ergebnisse 3.2 Gruppe 2A3Y Demographische Daten Patient 2A und Patient 3Y wurden in einer Gruppe zusammen gefasst, da die Kriterien für die matched-pair Bildung vergleichbar sind. Es wurden zehn matched-pair Patienten zugeordnet (Tab. 3.2.1). Allen wurde ein MedEl Combi in der HNO Klink der Universität Mainz implantiert. Zum Zeitpunkt der Operation ist Patient 2A 2,30 Jahre und Patient 3Y 1,62 Jahre alt. Das mittlere Alter der matched-pair Patienten beträgt 2,46 Jahre. Der jüngste Patient ist 2,20, der älteste 2,83 Jahre alt. Tab. 3.2.1 Gruppencharakter der matched-pair Patienten zu den Patienten 2A und 3Y Kennung 2A 3Y 2A3Y1 2A3Y2 2A3Y3 2A3Y4 2A3Y5 2A3Y6 2A3Y7 2A3Y8 2A3Y9 2A3Y10 Geb.-Datum 12.02.99 09.04.99 28.11.94 30.11.95 19.12.94 20.01.95 12.10.95 21.04.95 16.09.95 07.10.96 04.02.96 24.10.93 Ätiologie unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt unbekannt perinatal Infektion Infektion unbekannt perinatal unbekannt SH-Beginn 12.02.99 09.04.99 28.11.94 30.11.95 Dez 95 20.01.95 12.10.95 21.04.95 16.09.95 07.10.96 04.02.96 24.10.93 HG-Alter 1,75 0,83 1,08 2,16 1,50 1,91 0,91 2,33 0,50 1,91 2,25 0,33 CI-OP-Datum Implantalter 30.05.01 2,30 20.11.00 1,62 05.07.99 2,32 30.06.98 2,58 21.04.97 2,34 25.04.97 2,26 20.10.97 2,02 12.01.98 2,73 03.11.97 2,13 10.02.99 2,35 03.12.98 2,83 19.08.96 2,82 Die Ätiologie der congenitalen SH ist bei Patient 2A unbekannt. Die Versorgung mit HG wurde im Alter von 1,75 Jahren begonnen. Eine Zusatzbehinderung ist bei ihm nicht bekannt. Das präoperativ durchgeführte CT und MRT waren ohne pathologischen Befund. Der postoperative Verlauf des Patienten war unauffällig. Die Ätiologie der congenitalen SH ist bei Patient 3Y ebenfalls unbekannt. Die Versorgung mit HG wurde im Alter von 0,83 Jahren begonnen. Eine Zusatzbehinderung besteht nicht. Auch hier waren das präoperativ durchgeführte CT und MRT ohne pathologischen Befund. Im postoperativen Verlauf des Patienten kam es 2,5 Jahren nach der ersten CI OP zu einem Implantatausfall nach einem Sturz, welches eine CI-Revision zu Folge hatte. 34 3. Ergebnisse Bei sechs Patienten der Kontrollgruppe ist die Ätiologie der SH unbekannt. Die SH bei Patient 2A3Y5 wird als Folge einer Frühgeburt in der 33. SSW interpretiert. Bei Patient 2A3Y6 ist sie als Folge einer Toxoplasmoseinfektion der Mutter während der Schwangerschaft gedeutet. Die SH bei Patient 2A3Y7 ist Folge einer Rötelninfektion der Mutter während der Schwangerschaft. Die SH bei Patient 2A3Y9 wird mit einer komplizierten Zwillingsgeburt mit fetofetaler Transfusion, anschließender künstlicher Beatmung und Gabe von ototoxischen Medikamenten in Zusammenhang gebracht. Neun Patienten haben eine congenitale SH. Bei Patient 2A3Y3 wird der Verdacht auf eine SH mit 1 Jahr geäußert. Bei den Patienten 2A3Y3 und 2A3Y5 verläuft die SH progredient. Alle Patienten der Kontrollgruppe wurden im mittleren Alter von 1,49 Jahren mit HG versorgt. Eine FF wurde mit 1,91 Jahren begonnen. Als Zusatzbehinderung besteht bei Patient 2A3Y9 eine statomotorische Entwicklungsverzögerung. Bei den anderen Patienten der Kontrollgruppe sind keine Zusatzbehinderungen bekannt. Alle durchgeführten CT-Aufnahmen und das bei 2A3Y10 durchgeführte MRT waren unauffällig. Innerhalb der Kontrollgruppe kam es bei Patient 2A3Y1 2,25 Jahre nach der CI-OP zu einem Implantatausfall unklarer Ursache, mit anschließender CI Revisions-OP. 35 3. Ergebnisse Audiologische Untersuchungen In der Tonaudiometrie (Abb. 3.2.1 und Abb. 3.2.2) von Patient 2A im Alter von 1,51 Jahren, also 0,79 Jahre vor der CI-OP wurden Hörreste im Hochfrequenzbereich bei 95 bis 105 dB angegeben. Von Patient 3Y wurden im Alter von 0,11 Jahren, also 1,51 Jahre vor der CI-OP beidseits in der Tonaudiometrie keine Hörreste angegeben. Die matched-pair Patienten sind zum Zeitpunkt der Untersuchung 2,10 Jahre alt, die Untersuchung findet also 0,57 Jahre vor der CI-OP statt. In der Kontrollgruppe wurden von zwei Patienten keine Hörreste angegeben. Bei den anderen acht Patienten wurden im Bereich von 500 und 1000 Hz rechtsseitig Hörreste von 85 bis 105 dB angegeben. Hz 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000 0 20 dB 40 60 2A 80 3Y 100 Kontrolle 120 140 Abb. 3.2.1 Tonaudiometrie, rechtes Ohr. Patienten 2a und 3Y im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Hz 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000 0 20 dB 40 60 2A 80 3Y 100 Kontrolle 120 140 Abb. 3.2.2 Tonaudiometrie, linkes Ohr. Patienten 2A und 3Y im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 36 3. Ergebnisse Der Unterschied bei der Messung der OAE war zwischen Patient 2A und 3Y im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe eindeutig (Abb. 3.2.3). Bei Patient 2A lag die Reproduzierbarkeit in beiden Ohren bei 94 %, bei Patient 3Y im rechten Ohr bei 94 % im linken bei 85 %. Bei keinem der Kontrollpatienten konnten OAE reproduzierbar gemessen werden. Bei den Patienten 2A3Y3, 2A3Y6, 2A3Y10 wurde die Untersuchung nicht durchgeführt. 100 90 80 70 60 % rechts 50 links 40 30 20 10 0 2A 3Y Kontrolle Abb. 3.2.3 OAE. Patienten 2A und 3Y im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Bei der ECochG gab es ebenfalls deutlich Unterschiede (Tab. 3.2.3). Bei den Patienten 2A und 3Y konnten keine CM registriert werden. In der Kontrollgruppe waren bei fünf Patienten beidseits, bei einem Patient nur links Potentiale registrierbar, dabei konnten rechts bei 112 dB und links bei 110 dB CM registriert werden. Bei drei Patienten fand diese Untersuchung nicht statt. Tab. 3.2.3 Ergebnisse der ECochG.. Patienten 2A und 3Y im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 2A 3Y Kontrolle rechts 120 120 112 37 links 120 120 110 3. Ergebnisse Bei der BERA (Tab. 3.2.2) waren bei Patient 2A und auch bei 3Y keine Potentiale registrierbar. In der Kontrollgruppe waren bei vier Patienten beidseits bei 105 dB und bei einem Patienten nur links bei 100 dB Potentiale registrierbar. Tab. 3.2.2 Ergebnisse der BERA. Patienten 2A und 3Y im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 2A 3Y Kontrolle rechts 120 120 114 links 120 120 112 Sprachprozessoreinstellungen Die Abbildung 3.2.4 stellt die Einstellungen des C-Levels von Patient 2A und 3Y im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe dar. Von Patient 2A sind die Maps 1,00 (1) und 3,01 (2) Jahre, von Patient 3Y 0,93 (1) und 2,23 (2) Jahre und von der Kontrollgruppe 1,05 (1) und 6,05 (2) Jahre nach der CI Operation dargestellt. In der Abbildung ist zu erkennen, dass das Stimulationsniveau der Patienten 2A und 3Y und der Kontrollgruppe im mittleren Frequenzbereich keine deutlichen Unterschiede aufweist. Im tiefen und hohen Frequenzbereich sind die Unterschiede stärker. Außerdem ist in der Abbildung zu sehen, dass sowohl bei den Patienten 2A und 3B als auch bei der Kontrollgruppe die Ladung von der ersten bis zu zwölften Elektrode, also vom Tieffrequenzbereich in Richtung Hochfrequenzbereich steigt. Im Verlauf der Sprachprozessoreinstellung wird von der ersten zur zweiten Map bei Patient 2A über allen Elektroden die Ladung verstärkt. Bei Patient 3Y passiert dies in den Elektroden 1 bis 9, in 10 bis 12 wird die Ladung geringfügig vermindert. In der Kontrollgruppe wird die Stimulationsstärke von der ersten zur zweiten Map im Mittel über den Elektroden 1 bis 8 verstärkt und in den Elektroden 9 bis 12 verringert. 38 3. Ergebnisse 1200 1000 cu 800 600 400 200 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Elektroden C-Level A-Map 1 C-Level A-Map 2 C-Level Y-Map 1 C-Level Y-Map 2 C-Level Kontrolle Map 1 C-Level Kontrolle Map 2 Abb. 3.2.4 Sprachprozessoreinstellungen. C-Level. Patienten 2A und 3Y im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 39 3. Ergebnisse Postoperativer Sprachtest Wie auch bei Patient 1B wurde bei den Patienten 2A und 3Y und den Patienten der Kontrollgruppe alters- und entwicklungsadäquat der Mainzer Kindersprachtest I bis III und der Göttinger Sprachtest I und II verwendet. Das Ergebnis wurde auch hier in Abhängigkeit des materialgebundenen Testalters und des tatsächlichen Lebensalters des Patienten bearbeitet (siehe Kapitel 2.2.7.3). Wenn ein Test angewendet wurde, für den ein Patienten laut vorgegebenem Testalter eigentlich zu jung war kam der Multiplikator 1,3 und wenn er zu alt war der Multiplikator 0,75 zur Anwendung. Zur Beurteilung des Erfolges im Sprachverständnis bei den Patienten 2A und 3Y und zum Vergleich mit der Kontrollgruppe wurde auch hier das Ergebnis bei 60 dB herangezogen (Abb. 3.2.5). Bei Patient 3Y liegt bei dieser Lautstärke nur zum Zeitpunkt der zweiten Map ein Ergebnis vor. Zum Zeitpunkt der ersten Sprachprozessoreinstellung lag das Testergebnis bei Patient 2A bei 23 %, bei den Patienten der Kontrollgruppe bei 44 %. Zum Zeitpunkt der zweiten Sprachprozessoreinstellung wurde von Patient 2A 34 %, von Patient 3Y 45 % und von den Patienten der Kontrollgruppe 56 % der Aufgabe erfolgreich durchgeführt. 100 90 80 70 60 % 50 Map 1 40 Map 2 30 20 10 0 2A 3Y Kontrolle Patient Abb. 3.2.5 Sprachtest zum Zeitpunkt der jeweiligen Maperstellung. Patienten 2A und 3Y im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 40 3. Ergebnisse 3.3 Gruppe 4V Demographische Daten Patient 4V wurden zehn Patienten mit einer cochleären Hörstörung zugeordnet (Tab. 3.3.1). Allen wurde ein Nucleus R-24 CS in der HNO Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover implantiert. Zum Zeitpunkt der Operation ist Patient 4V 2,47 Jahre alt. Das mittlere Alter der matched-pair Patienten ist 2,55 Jahre. Der jüngste Patient ist 2,33, der älteste 2,78 Jahre alt. Tab. 3.3.1 Gruppencharakter der matched-pair Patienten zu Patient 4V Kennung Geb.-Datum Ätiologie 4V 24.01.99 perinatal 4V1 4V2 4V3 4V4 4V5 4V6 17.02.00 31.12.99 27.08.00 09.10.99 21.07.00 15.12.99 4V7 4V8 4V9 4V10 10.12.98 27.07.99 15.07.99 13.11.00 unbekannt unbekannt toxisch unbekannt perinatal unbekannt WaardenburgSandrom Typ II unbekannt unbekannt Infektion SH-Beginn HG-Alter CI-OP-Datum Implantalter 01.04.00 1,50 13.07.01 2,47 17.02.00 1,33 28.08.02 2,53 31.12.99 1,58 14.05.02 2,37 27.08.00 29.04.03 2,67 Sep 00 0,91 18.06.02 2,69 21.07.00 1,58 22.11.02 2,34 15.12.99 0,16 02.08.02 2,63 10.12.98 27.07.99 15.07.99 13.11.00 1,00 1,58 1,41 20.09.01 18.01.02 07.03.02 12.03.03 2,78 2,48 2,65 2,33 Der SH bei Patient 4V wurde im Alter von 1,19 Jahren diagnostiziert. Als Ätiologie der SH besteht der Verdacht auf eine perinatale Hypoxie bei Nabelschnurstrangulation. Die SH verläuft progredient. Die Versorgung mit HG wurden im Alter von 1,5 Jahren begonnen. Eine Zusatzbehinderung ist nicht bekannt. Das präoperativ durchgeführte CT war ohne pathologischen Befund, das MRT zeigte Myelinisierungsstörungen. Der postoperative Verlauf des Patienten war unauffällig. Bei sechs Patienten der Kontrollgruppe ist die Ätiologie der SH unbekannt. Die SH bei Patient 4V3 wird als Folge eines maternalen Drogenabusus mit postnatalem Entzug gedeutet. Patient 4V5 kam als Frühgeburt in der 24. SSW zur Welt. Die SH wird darauf zurückgeführt. Bei Patient 4V7 besteht der Verdacht auf ein Waardenburg Syndrom Typ II. Die SH wird bei diesem Patienten im Rahmen des Syndroms gedeutet. Bei Patient 4V10 liegt der Verdacht auf eine konnatale Zytomegalie Infektion vor. 41 3. Ergebnisse Acht Patienten haben eine congenitale SH. Bei Patient 4V4 wird der Verdacht auf eine SH mit 0,91 Jahren geäußert. Bei den Patienten 4V4 und 4V10 verläuft die SH progredient. Acht Patienten der Kontrollgruppe wurden im mittleren Alter von 1,19 Jahren mit HG versorgt. Eine Zusatzbehinderung besteht bei drei Patienten der Kontrollgruppe. Bei Patient 4V5 liegt eine Retinopathia praematurorum vor, bei Patient 4V7 das bereits erwähnte Waardenburg Syndrom und bei Patient 4V10 besteht eine Muskelhypotonie und eine cerebrale Bewegungstörung. Das bei sechs Patienten präoperativ durchgeführte CT war bei allen ohne pathologischen Befund, im MRT bei Patient 4V3 wurde eine Mondini-Dysplasie diagnostiziert. Innerhalb der Kontrollgruppe war der postoperative Verlauf wie bei Patient 4V unauffällig. Audiologische Untersuchungen In der Tonaudiometrie (Tab. 3.3.2 und Tab. 3.3.3) wurden weder von Patient 4V noch von Patienten der Kontrollgruppe Hörreste angegeben. Tab. 3.3.2 Tonaudiometrie, rechtes Ohr. Patient 4V im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Hz 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000 4V 120 120 120 120 120 120 120 Kontrolle 119 119 120 120 120 120 120 Tab. 3.3.3 Tonaudiometrie, linkes Ohr. Patient 4V im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Hz 500 1000 2000 3000 4000 6000 8000 4V 120 120 120 120 120 120 120 Kontrolle 119 120 120 120 120 120 120 42 3. Ergebnisse Der Unterschied bei der Messung der OAE war bei Patient 4V im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich (Abb. 3.3.2). Bei Patient 4V lag die Reproduzierbarkeit im rechten Ohr bei 72 % im linken bei 73 %. Die Reproduzierbarkeit in der Kontrollgruppe lag rechts bei 5 % und links bei 3 %. Bei den Patienten 4V5, 4V7, 4V9 wurde die Untersuchung nicht durchgeführt. 100 90 80 70 60 4V % 50 Kontrolle 40 30 20 10 0 rechts links Abb. 3.3.2 OAE. Patient 4V im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 43 3. Ergebnisse Bei der ECochG gab es ebenfalls Unterschiede (Abb. 3.3.3). Bei Patient 4V konnten auf der rechten Seite bei 60 dB und auf der linken Seite bei 80 dB CM registriert werden. In der Kontrollgruppe wurden auf der rechten Seite bei 99 dB und auf der linken Seite bei 93 dB CM registriert. Bei Patient 4V5 und 4V10 wurde keine ECochG durchgeführt. rechts links 0 20 40 60 dB 80 4V Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.3.3 ECochG. Patient 4V im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 44 3. Ergebnisse Bei der BERA (Abb. 3.3.1) wurden bei Patient 4V keine Potentiale registriert. In der Kontrollgruppe wurden bei drei Patienten Potentiale bei 100 dB registriert, so dass im Mittel bei 113 dB Potentiale registriert wurden. rechts links 0 20 40 60 dB 4V 80 Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.3.1 Ergebnisse der BERA. Patient 4V im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Sprachprozessoreinstellungen Die Abbildung 3.3.4 stellt die Einstellungen des C-Levels von Patient 4V im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe dar. Von Patient 4V sind die Maps 1,14 (1) und 2,83 (2) Jahre nach der CI Operation und von der Kontrollgruppe 1,12 (1) und 2,06 (2) Jahre danach dargestellt. Das Stimulationsniveau von Patient 4V und das mittlere Stimulationsniveau der Kontrollgruppe bewegen sich im Bereich von 170 bis 240 cu, sind also ähnlich, wobei die Einstellungen von Patient 4V unter den Mittelwerten der Kontrollgruppe liegen. Eine Ausnahme liegt in den Elektroden 18 bis 22 der zweiten Map vor. In 18 ist die Ladung die gleiche wie in der Einstellung der Kontrollgruppe in Elektrode 18 der ersten Map und in den Elektroden 19 bis 22 liegt sie über der Ladung der Kontrollgruppe der entsprechenden Elektroden in der ersten Map. In Abbildung 3.3.5 ist zu erkennen, dass bei Patient 4V die Ladung von der ersten zur zweiten Map über allen Elektroden erhöht wurde. In der Kontrollgruppe war die Erhöhung der Ladung weniger deutlich und nicht über allen Elektroden. Bei Elektrode 2 und 45 3. Ergebnisse 5 wird sie jeweils um ein cu herabgesetzt, in den Elektroden 3, 4, 6 und 7 sind die Einstellungen unverändert geblieben. C-Level 4V-Kontrolle 1200 1000 cu 800 600 400 200 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Elektroden C-Level Kontrolle Map 1 C-Level Kontrolle Map 2 C-Level 4V-Map 2 C-Level 4V-Map 1 Abb. 3.3.4 Sprachprozessoreinstellungen. C-Level. Patient 4V im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 46 3. Ergebnisse C-Level 4V-Kontrolle 300 cu 250 200 150 100 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Elektroden C-Level Kontrolle Map 2 C-Level Kontrolle Map 1 C-Level 4V-Map 2 C-Level 4V-Map 1 Abb. 3.3.5 Sprachprozessoreinstellung. C-Level. Mit anderer y-Achseneinteilung zur besseren Darstellung. Patient 4V im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 47 3. Ergebnisse Postoperativer Sprachtest Zur Beurteilung des Erfolges im Sprachverständnis bei Patient 4V und zum Vergleich mit der Kontrollgruppe wurde der Freiburger Einsilbertest herangezogen (Abb. 3.3.6). Zum Zeitpunkt der ersten Sprachprozessoreinstellung konnte weder bei Patient 4V noch bei einem Patienten der Kontrollgruppe ein Erfolg registriert werden. Zum Zeitpunkt der zweiten Map wurde von Patient 4V 20 % der Aufgabe erfolgreich durchgeführt und in der Kontrollgruppe 10 %. 100 90 80 70 60 % 50 4V Kontrolle 40 30 20 10 0 Map1 Map2 Mapnumer Abb. 3.3.6 Freiburger Einsilbertest zum Zeitpunkt der jeweiligen Maperstellung. Patient 4V im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 48 3. Ergebnisse 3.4 Gruppe 5M Demographische Daten Patient 5M wurden zehn Matched-pair-Patienten zugeordnet (Tab. 3.4.1). Allen wurde ein Clarion-Produkt in der HNO Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover implantiert. Zum Zeitpunkt der Operation ist Patient 5M 33,58 Jahre alt. Das mittlere Alter der matched-pair Patienten ist 30,92 Jahre. Der jüngste Patient ist 29,60, der älteste 32,46 Jahre alt. Tab. 3.4.1 Gruppencharakter der matched-pair Patienten zu Patient 5M Kennung 5M 5M1 5M2 5M3 5M4 5M5 5M6 5M7 5M8 5M9 5M10 SH-Beginn HG-Alter Geb.-Datum Ätiologie 13.09.70 13.09.63 Usher-Syndrom 7 27.05.63 27.05.63 unbekannt 1 1970 27.08.68 unbekannt 3 1981 14.06.68 Infektion 04.09.65 04.09.65 hereditär 7 11.12.63 11.12.63 unbekannt 12 23.07.65 23.07.65 perinatal 28.03.83 24.08.64 Trauma 1979 04.12.63 Infektion Morbus Meni04.01.67 ère 1988 Nov 93 14.04.62 toxisch CI-OP-Datum 03.04.97 19.04.95 07.05.98 11.11.98 20.01.98 28.09.95 20.09.95 25.03.94 07.07.94 Implantalter 33,58 31,92 29,71 30,43 32,40 31,82 30,18 29,60 30,61 09.01.97 22.09.94 30,04 32,46 Die SH bei Patient 5M beginnt im Alter von 7 Jahren und verläuft progredient. Vollständig ertaubt ist der Patient mit 16 Jahren. Die Ätiologie der SH wird im Rahmen des bei dem Patienten diagnostizierten Usher-Syndroms eingeordnet. In dem Zusammenhang hat der Patient eine progrediente starke Visuseinschränkung erlebt. Die Versorgung mit HG erfolgte im Alter von 7 Jahren. Das präoperativ durchgeführte CT und auch das MRT waren ohne pathologischen Befund. Zwei Wochen nach der CI Operation trat als postoperative Komplikation eine Fazialisparese auf, die durch die Freilegung des N. facialis intraoperativ zu erklären ist. Diese bildete sich nach Behandlung mit dem Stennert Schema (Glukokortikoide, Pentoxifyllin, Dextran) in Kombination mit Rocephin und zusätzlichen Gesichtsmassagen wieder zurück. Bei drei Patienten der Kontrollgruppe ist die Ätiologie der SH unbekannt. Die Ursache der SH bei Patient 5M3 ist eine Meningitis im Alter von 13 Jahren. Die SH bei Patient 5M4 ist familiär bedingt. Bei Patient 5M6 bestand postnatal ein Sauerstoffmangel, welcher 49 3. Ergebnisse als Ursache des Beginns der SH angenommen wird. Zusätzlich kam es bei dem Patienten jeweils im Alter von 22 und 28 Jahren zu einem Hörsturz. Das linke Ohr ertaubte vollständig im Alter von 30 Jahren. Im Alter von 19 Jahren erleidet Patient 5M7 ein Schädelhirntrauma nach einem Autounfall, es entsteht ein posttraumatischer Hydrocephalus internus und ein Shunt wird angelegt. Es bleibt außer der SH eine Oculomotoriusparese links und eine Opticusläsion links zurück. Bei Patient 5M8 entsteht als Residuum einer Meningitis im Alter von 16 Jahren die SH. Bei Patient 5M9 beginnt die SH im rechten Ohr durch einen Hörsturz im Rahmen eines Morbus Menière im Alter von 21 Jahren. Bei Patient 5M10 ist die SH toxisch bedingt. Im Alter von 29 Jahren kommt es im Rahmen einer Nierentransplantation zur Abstoßungsreaktion und zu einem Infekt. Im Verlauf der Therapie mit Aminoglykosiden kommt es zur Ertaubung des Patienten. Patient 5M1 hat eine congenitale SH. Bei sechs Patienten verläuft die SH progredient, bei dreien entsteht sie akut. Zusatzbehinderungen sind bei Patienten in der Kontrollgruppe nicht bekannt. Vier Patienten der Kontrollgruppe wurden im mittleren Alter von 5,75 Jahren mit HG versorgt. Das bei allen Patienten durchgeführte CT war bei neun Patienten unauffällig. Bei Patient 5M7 bestand eine Felsenbeinquerfraktur rechts, die im Rahmen des SHT durch den Autounfall entstanden war. Das bei Patient 5M9 zusätzlich durchgeführte MRT war ebenfalls unauffällig. Bei Patient 5M7 kam es 7,16 Jahre nach der CI Operation zu einem Cholesteatom. In der Operation wurde neben der Cholesteatomentfernung eine subtotale Petrosektomie links und eine Obliteration des linken Ohres durchgeführt. Zusätzlich erfolgte eine CI Revision. Bei Patient 5M8 kam es 8,26 Jahre nach der ersten CI Operation zu einem Totalausfall des Implantats unklarer Ursache, welcher eine Revisionsoperation zur Folge hatte. Der postoperative Verlauf der anderen acht Patienten war unauffällig. Audiologische Untersuchungen In der Tonaudiometrie gab es deutliche Unterschiede zwischen Patient 5M und der Kontrollgruppe, die sich im hochfrequenten Bereich noch verstärkten (Abb. 3.4.1 und Abb. 3.4.2). Von Patient 5M wurde über allen Frequenzbereichen Hörrestigkeit angegeben. Im tieferen Frequenzbereich von 500 bis 2000 Hz wurden diese rechts bei 90 dB, links bei 97,5 50 3. Ergebnisse dB angegeben. Im höheren Frequenzbereich von 4000 bis 6000 Hz wurden Hörreste rechts bei 70 dB und links bei 77,5 dB angegeben. In der Kontrollgruppe hingegen wurden im Tieffrequenzbereich rechts bei 113 dB, links bei 97,5 dB und im Hochfrequenz keine Hörreste angegeben. Hz 500 1000 1500 2000 4000 6000 0 20 40 60 dB 80 5M 100 Kontrolle 120 140 Abb. 3.4.1 Tonaudiometrie, rechtes Ohr. Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Hz 500 1000 1500 2000 4000 6000 0 20 40 60 5M dB 80 Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.4.2 Tonaudiometrie, linkes Ohr. Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 51 3. Ergebnisse Der Unterschied bei der Messung der OAE war zwischen Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe eindeutig (Abb. 3.4.3). Bei Patient 5M lag die Reproduzierbarkeit rechts bei 67 % und links bei 93 %. Bei keinem der Kontrollpatienten konnten OAE reproduzierbar (rechts 9 %, links 8 %) gemessen werden. Bei Patient 5M7 wurde die Untersuchung nicht durchgeführt. 100 90 80 70 60 % 50 5M 40 Kontrolle 30 20 10 0 rechts links Abb. 3.4.3 OAE. Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 52 3. Ergebnisse Bei der ECochG gab es ebenfalls deutliche Unterschiede (Abb. 3.4.4). Bei Patient 5M konnten rechts bei 70 dB und links bei 50 dB CM registriert werden. In der Kontrollgruppe konnte rechts bei 89 dB und links bei 93 dB CM registriert werden. Bei Patient 5M5 wurde nur rechts gemessen, bei den Patienten 5M6 und 5M7 nur links. rechts links 0 20 40 60 dB 80 5M Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.4.4 ECochG. Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. In der BERA (Tab. 3.4.2) konnten weder bei Patient 5M noch bei einem Patienten aus der Kontrollgruppe Potentiale registriert werden. Tab. 3.4.2 Ergebnisse der BERA. Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. rechts links 5M 120 120 Kontrolle 120 120 53 3. Ergebnisse Der Promontorialtest hatte Patient 5M rechts einen und links sechs Höreindrücke bei je sechs verschiedenen Frequenzen. In der Kontrollgruppe wurden rechts fünf und links vier Höreindrücke ausgelöst (Abb. 3.4.5). 6 5 Anzahl 4 3 5M Kontrolle 2 1 0 rechts links Abb. 3.4.5 Promontorialtest. Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Sprachprozessoreinstellungen Die Abbildung 3.4.6 stellt die Einstellungen des C-Levels von Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe dar. Von Patient 5M sind die Maps 2,06 (1) und 6,87 (2) Jahre nach der CI Operation und von der Kontrollgruppe 1,10 (1) und 7,21 (2) Jahre danach dargestellt. In der Abbildung ist zu erkennen, dass deutliche Unterschiede zwischen dem betroffenem Patienten und der Kontrollgruppe in der Einstellung des Sprachprozessors bestehen. Das Stimulationsniveau von Patient 5M liegt in beiden Maps klar über dem Mittelwert der Kontrollgruppe. Gemeinsam ist Patient 5M und der Kontrollgruppe, dass von der ersten zur zweiten Map über allen Elektroden die Stromstärke erhöht wurde, bei Patient 5M jedoch deutlicher als in der Kontrollgruppe. Außerdem ist in der Abbildung zu sehen, dass in der Kontrollgruppe über allen Elektroden die Stromstärke ähnlich ist, sie liegt für die erste Map zwischen 157 und 201 cu für die zweite Map zwischen 184 und 242 cu. Im Mittel wurde um 36 cu erhöht. Bei Patient 54 3. Ergebnisse 5M gibt es stärkere Unterschiede zwischen den Elektroden. Hier liegt in der ersten Map die niedrigste Ladungsstärke in der achten Elektrode bei 556 cu und die höchste in Elektrode 1 bei 803 cu. In der zweiten Map wurde über allen Elektroden die Stromstärke im Mittel um 164 cu erhöht. 1200 1000 cu 800 600 400 200 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Elektroden C-Level 5M Map 2 C-Level 5M Map 1 C-Level Kontrolle Map 2 C-Level Kontrolle Map 1 Abb. 3.4.6 Sprachprozessoreinstellung. C-Level. Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Postoperativer Sprachtest Zur Beurteilung des Erfolges im Sprachverständnis bei Patient 5M und zum Vergleich mit der Kontrollgruppe wurde der Freiburger Einsilberstest herangezogen (Abb. 3.4.7). Zum Zeitpunkt der ersten Sprachprozessoreinstellung wurde bei Patient 5M ein Resultat 55 3. Ergebnisse von 5 % registriert. Zum Zeitpunkt der zweiten Map steigerte sich Patient 5M auf 40 %. In der Kontrollgruppe wurde zunächst ein Ergebnis von 19 % erzielt, welches sich zum Zeitpunkt der zweiten Map auf 25 % steigerte. 100 90 80 70 60 % 5M 50 Kontrolle 40 30 20 10 0 Map 1 Map 2 Mapdatum Abb. 3.4.7 Freiburger Einsilbertest zum Zeitpunkt der jeweiligen Maperstellung. Patient 5M im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 56 3. Ergebnisse 3.5 Gruppe 6W Demographische Daten Patient 6W, prälingual ertaubt, wurden zehn Patienten mit einer cochleären Hörstörung und prälingualem Ertaubungsalter zugeordnet (Tab. 3.5.1). Allen wurde ein ClarionProdukt in der HNO Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover implantiert. Zum Zeitpunkt der Operation ist Patient 6W 22,78 Jahre alt. Das mittlere Alter der matchedpair Patienten ist 24,20 Jahre. Der jüngste Patient ist 9,48, der älteste 42,20 Jahre alt. Tab. 3.5.1 Gruppencharakter der matched-pair Patienten zu Patient 6W Kennung Geb.-Datum 6W 6W1 6W2 6W3 6W4 6W5 6W6 6W7 6W8 6W9 6W10 30.09.76 11.12.55 07.12.69 19.10.73 12.02.75 14.10.78 24.01.57 01.03.87 26.06.85 03.04.82 06.02.65 SH-Beginn HG-Alter CI-OP-Datum 30.09.76 unbekannt 0,08 07.07.99 11.12.55 unbekannt 7 10.02.98 Jun 70 Infektion 1 21.10.97 Jun 74 Infektion 15 18.01.99 24.02.98 Infektion 24.02.98 1980 unbekannt 2 12.08.97 Jun 58 unbekannt 8 31.07.97 01.03.87 unbekannt 2 21.08.96 26.06.85 unbekannt 3 06.02.96 03.04.82 Infektion 9 03.02.94 Okt 65 Impfschaden 29.04.97 Ätiologie Implantalter 22,78 42,20 27,89 25,27 23,05 18,84 40,54 9,48 10,62 11,85 32,25 Die Ätiologie der congenitalen SH bei Patient 6W ist unklar.. Die Versorgung mit HG erfolgte direkt nach der Geburt. Eine Zusatzbehinderung ist nicht bekannt. Das präoperativ durchgeführte CT und auch das MRT waren ohne pathologischen Befund. Der postoperative Verlauf war unauffällig. Bei fünf Patienten der Kontrollgruppe ist die Ätiologie der SH unbekannt. Die SH bei den Patienten 6W2 und 6W3 ist als Folge einer Meningitis im Alter von 0,5 bzw. 0,58 Jahren aufgetreten. Bei Patient 6W4 besteht der Verdacht auf eine postnatale Infektion. Bei Patient 6W9 besteht der Verdacht auf eine Rötelnembryopathie. Außerdem wurde aus diesem Grunde in der postnatalen Phase Gentamycin verabreicht, weshalb zusätzlich der Verdacht auf eine toxisch bedingte SH besteht. Bei Patient 6W10 wurde der Verdacht geäußert, die SH sei nach einer Pockenimpfung im Alter von 0,75 Jahren entstanden und entspricht demnach einem Impfschaden. 57 3. Ergebnisse Sechs Patienten haben eine congenitale SH. Bei Patient 6W5 wird der Verdacht auf eine SH mit 1,25 Jahren, bei Patient 6W6 mit 1,33 Jahren geäußert. Bei den Patienten 6W6 und 6W10 verläuft die SH progredient. Acht Patienten der Kontrollgruppe wurden im mittleren Alter von 6,25 Jahren mit HG versorgt, Patient 6W6 nur rechtsseitig. Als Zusatzbehinderung besteht bei Patient 6W9 besteht der Verdacht auf eine cerebrale Bewegungsstörung. Das CT, welches bei allen Patienten durchgeführt wurde, war bei neun Patienten unauffällig. Bei Patient 6W10 war die Cochlea frei, aber es fiel eine inhibierte Pneumatisation beider Felsenbeine auf und der Meatus acusticus internus war beidseits etwas ampullär. Bei Patient 6W1 kam es 5,83 Jahre nach der CI Operation zu einem linksseitigen Vestibularisausfall. Bei Patient 6W4 kam es nach einer Punktion eines Hämatoms, welches sich im Operationsgebiet gebildet hatte, zu keinen weiteren Komplikationen. Bei Patient 6W3 kam es 4,41 Jahre nach der CI Operation zu einem Totalausfall des Implantats unklarer Ursache, der eine Revisionsoperation zur Folge hatte. Aufgrund eines Lufteinschlusses im Bereich des Vestibulums bzw. Saccus endolymphaticus rechts kam es bei Patient 6W6 nach 0,41 Jahren nach der ersten CI Operation zu einer Revisionsoperation. Die anderen sieben Patienten der Kontrollgruppe hatten einen unauffälligen postoperativen Verlauf. Audiologische Untersuchungen Bei den Ergebnissen der Tonaudiometrie, bei Patient 6W 0,56 Jahre und bei den Patienten der Kontrollgruppe 0,20 Jahre vor der CI-Operation durchgeführt, gab es keine deutlichen Unterschiede (Abb. 3.5.1 und Abb. 3.5.2). Von beiden wurden in der tieffrequenten (500 bis 1000 Hz) Tonlage Hörreste im Bereich von 95 dB angegeben. In der hochfrequenten (6000 Hz) Tonlage wurden kaum noch Hörreste angegeben. Bei Patient 6W lag die Hörrestigkeit auf der rechten Ohrseite im mittleren Frequenzbereich leicht über der der Kontrollgruppe. 58 3. Ergebnisse Hz 500 1000 1500 2000 4000 6000 0 20 40 60 6W dB Kontrolle 80 100 120 140 Abb. 3.5.1 Tonaudiometrie, rechtes Ohr. Patient 6W im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Hz 500 1000 1500 2000 4000 6000 0 20 40 60 6W dB Kontrolle 80 100 120 140 Abb. 3.5.2 Tonaudiometrie, linkes Ohr. Patient 6W im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 59 3. Ergebnisse Der Unterschied bei der Messung der OAE war bei Patient 6W im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe eindeutig (Abb. 3.5.3). Bei Patient 6W lag die Reproduzierbarkeit rechts bei 80 % und links bei 87 %. Bei keinem der Kontrollpatienten konnten OAE reproduzierbar (rechts 7 %, links 6 %) gemessen werden. Bei Patient 6W9 wurde die Untersuchung nicht durchgeführt. 100 90 80 70 60 6W % 50 Kontrolle 40 30 20 10 0 rechts links Ohrseite Abb. 3.5.3 OAE. Patient 6W im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 60 3. Ergebnisse In der ECochG (Abb. 3.5.4) konnte bei Patient 6W auf beiden Seiten bei 70 dB CM registriert werden. In der Kontrollgruppe hingegen lag die Grenze rechts bei 93 dB und links bei 88 dB. Bei Patient 6W8 wurde die Untersuchung nur auf der rechten Seite durchgeführt. rechts links 0 20 40 60 dB 6W 80 Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.5.4 ECochG. Patient 6W im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. In der BERA (Tab. 3.5.2) konnten weder bei Patient 6W noch bei einem Patienten aus der Kontrollgruppe Potentiale registriert werden. Tab. 3.5.2 Ergebnisse der BERA. Patient 6W im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. rechts links 6W 120 120 Kontrolle 120 120 61 3. Ergebnisse Die Ergebnisse im Promontorialtest (Abb. 3.5.5) fielen auf der linken Seite bei Patient 6W und dem Mittelwert der Kontrollgruppe gleich aus: viermal konnte ein Höreindruck ausgelöst werden. Auf der rechten Seite waren bei Patient 6W ebenfalls viermal Höreindrücke auslösbar, in der Kontrollgruppe fünfmal. 6 5 Anzahl 4 6W 3 Kontrolle 2 1 0 rechts links Abb. 3.5.5 Promontorialtest. Patient 6W im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Sprachprozessoreinstellungen Die Abbildung 3.5.6 stellt die Einstellungen des C-Levels von Patient 6W im Vergleich zum Mittel der Kontrollgruppe dar. Von Patient 6W sind die Maps 0,80 (1) und 4,19 (2) Jahre und von der Kontrollgruppe 1,83 (1) und 5,84 (2) Jahre nach der CI Operation dargestellt. In der Abbildung ist zunächst zu erkennen, dass die Elektroden 3 und 8 bei Patient 6W ausgeschaltet sind. In der Kontrollgruppe ist nur Elektrode 8 bei allen Patienten ausgeschaltet. Bei den Patienten 6W6 und 6W9 ist außerdem Elektrode 7 ausgeschaltet. Das Stimulationsniveau wird von der ersten zur zweiten Map sowohl bei Patient 6W als auch bei der Kontrollgruppe über allen Elektroden gesteigert. In der ersten Map liegt die Stromstärke in den Elektroden 1 und 2 von Patient 6W zunächst über der eingestellten mittleren Stromstärke der Elektroden 1 und 2 der ersten 62 3. Ergebnisse Map der Kontrollgruppe. Auch in der zweiten Map liegt die eingestellte Stromstärke in den ersten beiden Elektroden, zwar weniger stark, jedoch weiterhin über dem Mittelwert der Kontrollgruppe. In den Elektroden 4 bis 7 liegt dann das Stimulationsniveau der Kontrollgruppe eindeutig über dem von Patient 6W. Bereits die Einstellung in der ersten Map der Kontrollgruppe liegt klar über der Einstellung der zweiten Map von Patient 6W. Bei Patient 6W fällt auf, dass sich die Einstellungen im Bereich von 146 bis 258 cu bewegen, jedoch kein einheitlicher Verlauf vorliegt. Bei der Betrachtung des Kurvenverlaufs der Kontrollgruppe ist zu erkennen, dass in der ersten Map die Ladung von der ersten bis zu sechsten Elektrode, also vom Tieffrequenzbereich in Richtung Hochfrequenzbereich, ansteigt. In der siebten Elektrode fällt der Kurvenverlauf wieder ab. In der zweiten Map steigt sie von Elektrode 1 bis 4, fällt in Elektrode 5 leicht ab, um dann bis Elektrode 8 wieder anzusteigen. 63 3. Ergebnisse 1200 1000 cu 800 600 400 200 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Elektroden C-Level 6W Map 2 C-Level 6W Map 1 C-Level Kontrolle Map 2 C-Level Kontrolle Map 1 Abb. 3.5.6 Sprachprozessoreinstellungen. C-Level. Patient 6W im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 64 3. Ergebnisse Postoperativer Sprachtest Zur Beurteilung des Erfolges im Sprachverständnis bei Patient 6W und zum Vergleich mit der Kontrollgruppe wurde der Freiburger Zahlentest eingesetzt (Abb. 3.5.7). Bei Patient 6W konnte weder zum Zeitpunkt der ersten noch der zweiten Sprachprozessoreinstellung ein Erfolg registriert werden. In der Kontrollgruppe stieg der Anteil der mit Erfolg gelösten Aufgabe von 6 % auf 7 % an. 100 90 80 70 60 % 50 6W Kontrolle 40 30 20 10 0 Map 1 Map 2 Mapnummer Abb. 3.5.7 Freiburger Zahlentest zum jeweiligen Datum der Maperstellung. Patient 6W im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 65 3. Ergebnisse 3.6 Gruppe 7F Demographische Daten Patient 7F wurden zehn matched-pair Patienten zugeordnet (Tab. 3.6.1). Allen wurde ein Nucleus-M24 in der HNO Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover implantiert. Zum Zeitpunkt der Operation ist Patient 7F 28,85 Jahre alt. Das mittlere Alter der matched-pair Patienten ist 35,72 Jahre. Der jüngste Patient ist 6,32, der älteste 61,81 Jahre alt. Tab. 3.6.1 Gruppencharakter der matched-pair Patienten zu Patient 7F Kennung Geb.-Datum Ätiologie 7F 7F1 7F2 7F3 7F4 7F5 7F6 7F7 7F8 7F9 7F10 27.04.71 11.06.53 12.11.62 30.01.57 24.12.67 23.07.62 16.06.59 17.08.63 26.04.63 05.03.87 13.02.38 iatrogen unbekannt Trauma Infektion unbekannt Infektion unbekannt Infektion unbekannt Infektion toxisch SH-Beginn HG-Alter CI-OP-Datum Implantalter 17.09.1998 24.02.00 28,85 1965 26.07.99 37,30 Mrz 00 10.04.00 37,44 Apr 95 37,25 18.07.96 39,49 1980 6 13.05.98 30,41 1970 02.12.96 34,39 1991 05.05.99 39,91 24.01.1999 17.05.99 35,77 1985 21.08.97 34,35 Mrz 93 6,08 28.11.96 6,32 Jul 98 22.11.99 61,81 Die Ätiologie der SH bei Patient 7F ist iatrogen und trat im Alter von 27,41 Jahren auf. Im Anschluß an eine peridurale Anästhesie mit Celestan, Metamizol, Scandicain und Carbostesin kam es zu Paraparesen, einer Hirnstammsymptomatik und einem Hörverlust. Die sensible und motorische Querschnittssymptomatik hat sich teilweise zurückgebildet, die Surditas bestand weiterhin. Eine Versorgung mit HG hat nicht stattgefunden. Das präoperativ durchgeführte CT und auch das MRT waren ohne pathologischen Befund. Im postoperativen Verlauf kam es 3,66 Jahre nach der Implantation zur Explantation des CIs, da keine Verbesserung des Hörvermögens eingetreten war. Bei vier Patienten der Kontrollgruppe ist die Ätiologie der SH unbekannt. Patient 7F1 ertaubte akut nach einer Cholesteatom Operation, links mit zwölf Jahren, rechts mit 15 Jahren. Bei Patient 7F2 entwickelte sich eine progrediente SH im Anschluss an eine Schädelbasisfraktur mit Felsenbeinfraktur beidseits und zusätzlicher Subduralblutung im Alter von 37,33 Jahren. Die SH bei den Patienten 7F3, 7F5 und 7F7 trat im Alter von 38,16 Jahren bzw. acht Jahren und 35,41 Jahren nach einer Meningitis auf. Patient 7F9 ertaubt 66 3. Ergebnisse im Alter von sechs Jahren durch eine Meningitis im Anschluss an ein Schädel-HirnTrauma mit Siebbeinfraktur. Bei Patient 7F10 tritt die Surditas im Alter von 60,41 Jahren postoperativ nach einer Cholezystektomie und anschließender Behandlung mit Kanamycin und Gentamycin auf. Bei sieben Patienten ist die SH akut eingetreten. Bei den Patienten 7F2, 7F4 und 7F8 verläuft die SH progredient. Bei Patient 7F4 war der Beginn der SH im dreizehnten Lebensjahr, wobei es im linken Ohr im Alter von 23 Jahren zur vollständigen Taubheit kam. Bei Patient 7F6 ist die SH links mit 32 Jahren, rechts mit 39 Jahren aufgetreten. Die SH bei Patient 7F8 begann im 18. Lebensjahr. Zwei Patienten der Kontrollgruppe wurden mit HG beidseitig versorgt, Patient 7F4 im Alter von sechs Jahren und Patient 7F9 mit 6 Jahren. Patient 7F3 wurde nur linksseitig im Alter von 37,25 Jahren mit HG versorgt. Als Zusatzbehinderung besteht bei Patient 7F6 eine geistige Behinderung und eine Spastik der Beine. Im Alter von 14 Jahren entwickelte sich bei dem vorher gesunden Patienten ein Hydrocephalus unklarer Genese. Er erhielt eine Drainage. Seit dem besteht die Behinderung. Bei Patient 7F7 besteht eine Amaurosis. Sechs von acht CT Untersuchungen ergaben keinen pathologischen Befund. Bei Patient 7F2 war im CT der Zustand nach Schädelhirntrauma mit Subduralblutung erkennbar und bei Patient 7F7 konnte eine pathologische Dichteanhebung in der Binnenstruktur des Bogengangsystems nicht sicher ausgeschlossen werden. Das bei zwei Patienten zusätzlich durchgeführte MRT zeigte bei Patient 7F6 normale Cochlea und Kleinhirnbrückenwinkel. Es war jedoch eine Balkenagenesie, ein Hydrocephalus internus und eine solitäre vaskuläre Läsion im Bereich der rechten Kleinhirnhemisphäre zu erkennen. Das MRT von Patient 7F7 zeigte eine subakute Labyrinthitis beidseits und eine an das Hinterhorn des linken Seitenventrikels angrenzende Läsion, die vermutlich in Zusammenhang mit der abgelaufenen Meningitis steht. Bei Patient 7F1 kam es neun Jahre nach der ersten CI Operation zu einem Totalausfall des Implantats unklarer Genese. Daraufhin wurde eine Revisionsoperation durchgeführt. Bei Patient 7F5 kam es 3,58 Jahre nach der CI Operation zu einem Trommelfelldefekt bei chronisch mesotympanaler Otitis media rechts. Es wurde eine Tympanoplastik durchgeführt. Durch eine Kopfverletzung kommt es bei Patient 7F9 zu einem Implantatausfall. Auch hier erfolgt eine Revisionsoperation, 3,41 Jahre nach der ersten Operation. 67 3. Ergebnisse Audiologische Untersuchungen In der Tonaudiometrie (bei Patient 7F wurde diese 0,58 Jahre, bei den Patienten der Kontrollgruppe 0,83 Jahre vor der Operation durchgeführt) bestehen zwischen Patient 7F und dem Mittelwert der Kontrollgruppe im tieffrequenten Bereich größere Unterschiede als im hochfrequenten Bereich (Abb. 3.6.1 und Abb. 3.6.2). Die Hörrestigkeit im tieffrequenten Bereich wird von Patient 7F höher angegeben als die Hörrestigkeit der Kontrollgruppe. Im Hochfrequenzbereich ist es umgekehrt, wobei dort von Patient 7F keine Hörrestigkeit mehr angegeben wird. Dies gilt sowohl für die rechte als auch für die linke Ohrseite. Hz 500 1000 1500 2000 4000 6000 0 20 40 60 dB 80 7F 100 Kontrolle 120 140 Abb. 3.6.1 Tonaudiometrie, rechtes Ohr. Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Hz 500 1000 1500 2000 4000 6000 0 20 40 60 dB 80 7F Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.6.2 Tonaudiometrie, linkes Ohr. Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 68 3. Ergebnisse Eindeutige Unterschiede zeigen sich bei der Messung der OAE (Abb. 3.6.3). Bei Patient 7F lag die Reproduzierbarkeit im rechten Ohr bei 86 % im linken bei 80 %. In der Kontrollgruppe fand die Untersuchung bei fünf Patienten statt. Bei keinem konnten OAE reproduzierbar (rechts bei 10 %, links bei 4 %) gemessen werden. 100 90 80 70 60 7F % 50 Kontrolle 40 30 20 10 0 rechts links Abb. 3.6.3 OAE. Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 69 3. Ergebnisse Bei der ECochG gab es ebenfalls deutliche Unterschiede (Abb. 3.6.4). Bei Patient 7F wurden auf der rechten Seite bei 50 dB und auf der linken Seite bei 70 dB CM registriert. In der Kontrollgruppe wurden rechts bei 89 dB und links bei 90 dB CM registriert. Bei Patient 7F1 wurde die Untersuchung nur rechts, bei Patient 7F6 nur links und bei Patient 7F5 und 7F8 gar nicht durchgeführt. rechts links 0 20 40 60 dB 7F 80 Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.6.4 ECochG. Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Bei der BERA (Tab. 3.6.2) wurden weder bei Patient 7F noch in der Kontrollgruppe Potentiale registriert. Tab. 3.6.2 Ergebnisse der BERA. Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. rechts links 7F 120 120 Kontrolle 120 120 70 3. Ergebnisse Im Promontorialtest (Abb. 3.6.5) hatte Patient 7F rechts fünf und links drei Höreindrücke bei je sechs verschiedenen Frequenzen. In der Kontrollgruppe wurden jeweils ein Höreindruck weniger, also rechts vier und links zwei, ausgelöst. 6 5 Anzahl 4 3 7F Kontrolle 2 1 0 rechts links Abb. 3.6.5 Promontorialtest. Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Sprachprozessoreinstellungen Die Abbildung 3.6.6 stellt die Einstellungen des C-Levels von Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe dar. Von Patient 7F sind die Maps 0,67 (1) und 2.42 (2) Jahre nach der CI Operation und von der Kontrollgruppe 2,02 (1) und 4,70 (2) Jahre danach dargestellt. In der Abbildung ist zunächst zu erkennen, dass die Elektroden 1 bis 8 und 10 bei Patient 7F ausgeschaltet waren. In der Kontrollgruppe sind ebenfalls bei einigen Patienten unterschiedliche Elektroden ausgeschaltet, jedoch nicht einheitlich. Dadurch gibt es einen darstellbaren Mittelwert für alle Elektroden. Die Stromstärke bei Patient 7F war über allen Elektroden im Bereich von 233 und 244 cu, also ähnlich eingestellt. Auch in der Kontrollgruppe ist das Stimulationsniveau über allen Elektroden ähnlich, es liegt im Bereich von 169 bis 197 cu. Insgesamt lag das Stimulationsniveau von Patient 7F leicht über dem Mittel der Kontrollgruppe. Es fällt jedoch auf, dass von der ersten zur zweiten Map keine Veränderungen 71 3. Ergebnisse der Einstellung vorgenommen wurden. In Abbildung 3.6.7 ist deutlicher zu erkennen, dass in der Kontrollgruppe die Ladungsstärke im Zeitverlauf erhöht worden ist, außer in den Elektroden 6 bis 8 und 17 und 18, dort ist sie auf dem gleichen Niveau geblieben. 1200 1000 cu 800 600 400 200 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Elektroden C-Level 7F-Map 2 C-Level 7F-Map 1 C-Level Kontrolle Map 2 C-Level Kontrolle Map 1 Abb. 3.6.6 Sprachprozessoreinstellungen. Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 72 3. Ergebnisse 300 cu 200 100 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Elektroden C-Level 7F-Map 2 C-Level 7F-Map 1 C-Level Kontrolle Map 2 C-Level Kontrolle Map 1 Abb. 3.6.7 Sprachprozessoreinstellung. C-Level. Mit anderer y-Achseneinteilung zur besseren Darstellbarkeit. Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 73 3. Ergebnisse Postoperativer Sprachtest Zur Beurteilung des Erfolges im Sprachverständnis bei Patient 7F und zum Vergleich mit der Kontrollgruppe wurden die Ergebnisse im Freiburger Einsilbertest betrachtet (Abb. 3.6.8). Bei Patient 7F konnte zu keinem Zeitpunkt der ersten Sprachprozessoreinstellung ein Erfolg verzeichnet werden. In der Kontrollgruppe wurde im Verlauf eine leichte Verbesserung von 28 % auf 30 % erzielt. 100 90 80 70 60 % 7F 50 Kontrolle 40 30 20 10 0 Map 1 Map 2 Datum Abb. 3.6.8 Freiburger -Einsilbertest zum jeweiligen Datum der Maperstellung. Patient 7F im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 74 3. Ergebnisse 3.7 Gruppe 8K Demographische Daten Patient 8K wurden sieben Patienten mit einer cochleären Hörstörung zugeordnet (Tab. 3.7.1). Allen wurde ein Clarion-Produkt in der HNO Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover implantiert. Zum Zeitpunkt der Operation ist Patient 8K 10,08 Jahre alt. Das mittlere Alter der matched-pair Patienten ist 9,39 Jahre. Der jüngste Patient ist 6,78, der älteste 11,41 Jahre alt. Tab. 3.7.1 Gruppencharakter der matched-pair Patienten zu Patient 8K Kennung Geb.-Datum 8K 8K1 8K2 8K3 8K4 8K5 8K6 8K7 09.12.88 03.08.87 12.08.88 03.09.89 03.08.87 26.10.87 28.12.86 29.11.84 SH-Beginn HG-Alter CI-OP-Datum Implantalter 01.01.92 unbekannt 5,75 05.01.99 10,08 03.08.87 unbekannt 1,00 18.06.97 9,88 12.08.88 unbekannt 0,33 11.05.98 8,02 03.09.89 unbekannt 1,33 05.10.98 6,78 Jul 90 Infektion 3,08 02.09.97 10,09 26.10.87 unbekannt 4,00 26.02.98 10,35 28.12.86 unbekannt 2,50 18.06.01 9,24 29.11.84 unbekannt 1,00 26.04.96 11,41 Ätiologie Die Ätiologie der SH bei Patient 8K ist unbekannt. Die SH begann im vierten Lebensjahr und verlief progredient. Die Versorgung mit HG erfolgt im Alter von 5,75 Jahren. Eine Zusatzbehinderung ist nicht diagnostiziert. Das präoperativ durchgeführte CT und auch das MRT waren ohne pathologischen Befund. Der postoperative Verlauf war unauffällig. Bei sechs Patienten aus der Kontrollgruppe zu Patient 8K ist die Ätiologie der congenitalen SH unbekannt. Die SH bei Patienten 8K4 ist als Folge einer Meningitis im Alter von 3 Jahren akut aufgetreten. Alle Patienten wurden im mittleren Alter von 1,89 Jahren mit HG versorgt. In der Kontrollgruppe sind keine Zusatzbehinderungen bei den Patienten bekannt. Fünf der sieben durchgeführten CT Aufnahmen waren unauffällig. Bei Patient 8K1 war der rechte innerer Gehörgang weiter als der linke. Bei Patient 8K4 bestand der Verdacht auf eine Obliteration links, rechts war die Cochlea weitgehend frei. Bei Patient 8K2 kam es 1,75 Jahre nach der CI Operation zu einem Totalausfall des Implantats unklarer Ursache, der eine Revisionsoperation zur Folge hatte. Eine Revisionsope- 75 3. Ergebnisse ration erfolgte auch bei Patient 8K3 1,25 Jahre nach der ersten CI Operation aufgrund von Wundheilungsstörungen. 0,41 Jahre nach dieser Operation erfolgt zunächst die Explantation aus gleichem Grund, und weitere 0,75 Jahre später eine erneute CI Operation. Bei Patient 8K6 kommt es zu einem Ausfall des Implantats 5,25 Jahre nach der ersten Operation durch einen Schlag mit einem Buch gegen das CI. Die anderen vier Patienten der Kontrollgruppe hatten einen unauffälligen postoperativen Verlauf. 76 3. Ergebnisse Audiologische Untersuchungen In der Tonaudiometrie (bei Patient 8K 0,32 Jahre und bei den Patienten der Kontrollgruppe 0,18 Jahre vor der Operation durchgeführt) gibt es deutliche Unterschiede in der Hörrestigkeit zwischen Patient 8K und dem Mittelwert der Kontrollgruppe (Abb. 3.7.1 und Abb. 3.7.2). Auf der rechten Ohrseite gibt Patient 8K ein besseres Restgehör im Frequenzbereich von 500 Hz und auch bei 2000 und 4000 Hz an. Dieses wird jeweils bei 90, 105 bzw. 95 dB angegeben im Vergleich zur Kontrollgruppe, bei der die Werte bei 100, 116 und 116 dB angegeben werden. Bei 1000 Hz gibt Patient 8K, wie auch bei der Kontrollgruppe, bei 105 bzw. 106 dB eine ähnliche Hörrestigkeit an. Im höchsten Frequenzbereich gibt keiner der Patienten, weder 1B noch die Kontrollgruppe eine Hörrestigkeit an. Auf der linken Seite ist der Unterschied eindeutiger. Dort gibt der Patient 8K die Hörrestigkeit über allen Frequenzbereichen bei 77 dB (Mittelwert) an und liegt damit deutlich über der Kontrollgruppe, welche die Hörrestigkeit bei 109 dB angibt. Hz 500 1000 2000 4000 6000 0 20 40 60 dB 80 8K Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.7.1 Tonaudiometrie, rechtes Ohr. Patient 8K im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 77 3. Ergebnisse Hz 500 1000 2000 4000 6000 0 20 40 60 dB 80 8K Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.7.2 Tonaudiometrie, linkes Ohr. Patient 8K im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Der Unterschied bei der Messung der OAE war, wie bei den anderen Gruppen, zwischen Patient 8K und dem Mittel der Kontrollgruppe eindeutig (Abb. 3.7.3). Bei Patient 8K lag die Reproduzierbarkeit rechts bei 87 % und links bei 50 %. Bei keinem der Kontrollpatienten konnten OAE reproduzierbar (rechts 3 %, links 6 %) gemessen werden. 100 90 80 70 60 8K % 50 Kontrolle 40 30 20 10 0 rechts links Abb. 3.7.3 OAE. Patient 8K im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 78 3. Ergebnisse Bei der ECochG (Abb. 3.7.4) wurden bei Patient 8K rechts bei 70 dB und links bei 90 dB CM registriert. In der Kontrollgruppe lag der Mittelwert bei dem CM registriert wurden bei 87 dB auf beiden Ohren. rechts links 0 20 40 60 dB 80 8K Kontrolle 100 120 140 Abb. 3.7.4 ECochG. Patient 8K im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Bei der BERA (Tab. 3.7.2) wurden bei Patient 8K keine Potentiale registriert. Ebenso nicht in der Kontrollgruppe, außer bei Patient 8K6, bei diesem wurden bei 100dB Potentiale registriert. Tab. 3.7.2 Ergebnisse der BERA. Patient 8K im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 8K Kontrolle rechts 120 117 links 120 117 79 3. Ergebnisse Der Promontorialtest (Abb. 3.7.5) wurde bei Patient 8K durchgeführt mit dem Ergebnis, dass der Patient auf der rechten Seite fünf und auf der linken Seite sechs Höreindrücke bei je sechs verschiedenen Frequenzen hatte. In der Kontrollgruppe wurde der Test bei den Patienten 8K6 und 8K7 ebenfalls auf beiden, bei Patient 8K1 nur auf der linken Seiten durchgeführt. Die Patienten hatten rechts fünfmal und links viermal einen Höreindruck. Bei den übrigen Patienten wurde der Test nicht durchgeführt. 6 5 Anzahl 4 8K Kontrolle 3 2 1 0 rechts links Abb. 3.7.5 Promontorialtest. Patient 8K im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. Sprachprozessoreinstellungen Die Abbildung 3.7.6 stellt die Einstellungen des C-Levels von Patient 8K im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe dar. Von Patient 8K sind die Maps 2.78 (1) und 3,03 (2) Jahre nach der CI Operation und von der Kontrollgruppe 2,32 (1) und 4,52 (2) Jahre danach dargestellt. Das Stimulationsniveau von Patient 8K liegt sehr viel höher als das der Kontrollgruppe. Bei der Kontrollgruppe liegt die Stromstärke in der ersten Map bei 202 cu und in der zweiten Map bei 148 cu. Bei Patient 8K hingegen liegen die Werte bei 682 bzw. 621 cu. Weiterhin ist deutlich zu sehen, dass sowohl bei Patient 8K als auch bei der Kontrollgruppe im Zeitverlauf die Stromstärke über allen Elektroden erniedrigt worden ist. 80 3. Ergebnisse Bei Patient 8K ist der Verlauf der Stromstärke in der ersten Map zunächst von 635 auf 679 cu leicht ansteigend, in den Elektroden 5 bis 8 ist dann die gleiche Stärke von 702 cu eingestellt. In der zweiten Map steigt die Stromstärke von Elektrode 1 bis 6 von 575 auf 679 cu an und fällt dann in den letzten beiden Elektroden wieder auf 635 cu ab. In der Kontrollgruppe ist ebenfalls ein leichter Anstieg der Ladungsstärke zu erkennen, jedoch weniger deutlich als bei Patient 8K: In der ersten Map von 179 auf 212 cu von der ersten bis zur sechsten Elektrode und zurück auf 198 cu in Elektrode 8. Auch bei der zweiten Map ist der Anstieg ähnlich gering. Hier bewegt sich die Stromstärke im Bereich von 128 bis 157 cu. 800 700 600 cu 500 400 300 200 100 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Elektroden C-Level 8K Map 1 C-Level 8K Map 2 C-Level Kontrolle Map 1 C-Level Kontrolle Map 2 Abb. 3.7.6 Sprachprozessoreinstellungen. C-Level. Patient 8K im Vergleich zum Mittelwert der Kontrollgruppe. 81 3. Ergebnisse Postoperativer Sprachtest Zur Beurteilung des Erfolges im Sprachverständnis bei Patient 8K und zum Vergleich mit der Kontrollgruppe wurden die Ergebnisse zunächst einzeln betrachtet. (Abb. 3.7.7) Patient 8K wird zunächst mit dem Mainzer Kindersprachtest II getestet, dabei erreicht er 80 % und zum zweiten Zeitpunkt, 0,25 Jahre später mit dem Mainzer Kindersprachtest III in dem er 60 % erreicht. Auf Grund des kurzen Zeitraumes nach dem ersten Testzeitpunkt werden die Ergebnisse als deutliche Verbesserung gewertet. Bei Patient 8K1 wurde von dem Mainzer Kindersprachtest II auf den Mainzer Kindersprachtest III gesteigert, beides mit einem Ergebnis von 90 % im Abstand von 1,92 Jahren. Dies wird als geringe Verbesserung gewertet. Bei Patient 8K2 wurde beide Male, im Abstand von 2,07 Jahren der Göttinger Kindersprachtest I angewendet und beide Male erreichte der Patient 70 %, somit trat hier keine Veränderung ein. Patient 8K3 wurde erst mit dem Mainzer Kindersprachtest II und 1,22 Jahre später mit Mainzer Kindersprachtest I getestet, mit dem Ergebnis, dass der Patient sich von 80 % auf 50 % deutlich verschlechtert hat. Bei Patient 8K4 wurde die Testschwierigkeit von dem Mainzer Kindersprachtest I auf den Mainzer Kindersprachtest II nach 3,74 Jahren erhöht, aber da das Ergebnis von 80 % auf 30 %, wird der Verlauf insgesamt als deutliche Verschlechterung gedeutet. Bei Patient 8K5 liegt nur ein Sprachtestergebnis vor, es wurde der Mainzer Kindersprachtest II durchgeführt und dabei 70 % erreicht. Bei Patient 8K6 liegen 1,68 Jahre zwischen den Sprachtests, zusätzlich ist der erste Sprachtest noch 0,34 Jahre vor der Revisionsoperation gewesen, der zweite dann 1,35 Jahre nach dieser OP. Beide Male wurde der Mainzer Kindersprachtest II angewendet, das Ergebnis war beim ersten 50 % und beim zweiten Test 60 %. Da der Patient vor der erneuten Operation schon 5,24 Jahre Hörerfahrung hatte, wird dieses Ergebnis über den zeitlichen Verlauf betrachtet als deutliche Verschlechterung gewertet. Patient 8K7 wurde zu beiden Zeitpunkten, die 1,98 Jahre auseinander liegen mit Mainzer Kindersprachtest I getestet und steigerte sich im Ergebnis von 70 % auf 100 %. Das entspricht einer geringen Verbesserung. 82 3. Ergebnisse 3 2 1 0 8K 8K1 8K7 8K2 Verlauf -1 -2 8K3 8K4 8K6 -3 Abb. 3.7.7 Dargestellt ist der Verlauf bei Patient 8K und allen Patienten der Kontrollgruppe vom ersten zum zweiten Sprachtest: 2=deutliche Verbesserung; 1=wenig Verbesserung; 0=keine Veränderung; -1=wenig Verschlechterung; -2=deutliche Verschlechterung. Bei Patient 8K5 liegt nur das Ergebnis zum Zeitpunkt der ersten Maperstellung vor, deshalb ist bei dem Patienten kein Verlauf eingetragen. 83 4. Diskussion 4. Diskussion In der Literatur wird zunehmend ein Krankheitsbild diskutiert, das als Auditorische Neuropathie (AN) bezeichnet wird. Dabei besteht eine Symptomenkonstellation von reproduzierbaren otoakustischen Emissionen (OAE), einer stark erhöhten Schwelle bzw. abnormalen Potentialmorphologie und Latenzen der frühen akustisch evozierten Potentiale (FAEP) und einem, im Vergleich zum Tongehör, schlechten Sprachverstehen trotz Hörgeräteanpassung 33, 5, 6, 4. Bei der Einteilung von Hörstörungen ist zwischen Schallleitungsschwerhörigkeit und Schallempfindungsschwerhörigkeit zu unterscheiden. Bei letztgenannter wird zwischen cochleär, also Störungen der inneren und äußeren Haarzellen, und retrocochleär lokalisierten Störungen, unter denen neurale, also periphere, und zentrale Hörstörungen subsummiert sind, unterschieden. Eine Neuropathie ist per definitionem aus neuropathologischer Sicht eine periphere Nervenerkrankung. Dies bedeutet für die AN, dass der Hörnerv in diesem Fall betroffen wäre. In der Literatur wird der Ort der Schädigung bei der sog. Auditorischen Neuropathie allerdings häufiger in den Zusammenhang mit einer Störung der inneren Haarzellen gebracht. Dieses würde prinzipiell nicht gegen eine zusätzliche neurologische Grunderkrankung sprechen. Mit Hilfe der ERA, im Besonderen der sehr frühen Potentiale, lässt sich die Differentialdiagnostik jenseits der inneren Haarzellen bis zum ersten Neuron klar abgrenzen. Es konnte aufgezeigt werden, dass die audiometrischen Daten neben einer nicht nachweisbaren aber durchaus denkbaren Störung der inneren Haarzellen auch Störungen an der Synapse zeigen. Lesinski-Schiedat et al.16 halten den Begriff der Perisynaptischen Audiopathie gegenüber der Auditorischen Neuropathie für diese Befundkonstellation aus diesem Grund für zutreffender. Eine effektive elektrische Stimulation über ein CI setzt ein intaktes neurales zentrales Hörsystem voraus. Veränderungen der Impedanz der intracochleären Elektrode, der Stimulationsschwelle und / oder des Sprachverstehens können Rückschlüsse auf eine Veränderung der physiologischen Strukturen oder des Produktes selber zulassen. Somit steht dem Untersucher bei CI Patienten neben der audiologischen Differentialdiagnostik die Beurteilung der elektrischen Schwellenwerte zur Verfügung, um eine potentielle periphere 84 4. Diskussion neurale Störung zu definieren. Ziel der vorliegenden Arbeit war eine diagnostische Abgrenzung über die Analyse der Schwellenwerte und des Sprachverstehens zwischen Individuen mit einer potentiellen peripheren neuralen Genese (AN, PA) und cochleär hochgradig schwerhörigen Patienten zu erreichen. Das Ergebnis der Arbeit war nicht einheitlich für die untersuchten, betroffenen Patienten. Die Patienten können nach den Ergebnisse in drei Konstellationen aufgeteilt werden. Bei den Patienten 1B, 2A, 3Y, 4V und 6W liegen große Übereinstimmungen in den Sprachtestergebnissen und den Einstellungen der C-Level mit den Mittelwerten der jeweiligen matched-pair Patienten vor (Konstellation 1). Die Patienten 5M und 8K zeigen eine positive Entwicklung in den Sprachtestergebnissen. Jedoch liegt das Stimulationsniveau deutlich über den Mittelwerten der jeweiligen matched-pair Patienten (Konstellation 2). Kein Erfolg mit dem CI stellte sich bei Patient 7F ein (Konstellation 3). Anhand dieser Ergebnisse lassen sich verschiedene pathophysiologische Ansätze diskutieren. Außerdem erscheint es wahrscheinlich, dass, in Übereinstimmung mit den Hypothesen aus der audiologischen Differentialdiagnostik 16, das Krankheitsbild der Perisynaptischen Audio- pathie nicht homogen erscheint. Konstellation 1 Wenn im Sprachverstehen und in den elektrophysiologischen Parametern der Prozessoreinstellung keine wesentlichen Abweichungen zu der Kontrollgruppe aufzeigbar sind, spricht dies für die Intaktheit des Hörnerven. Der Ort der Schädigung bei den betroffenen Patienten muss sich also zwischen den äußeren Haarzellen (sind nachweislich anhand der OAE intakt), und dem Hörnerv befinden, d. h. an den inneren Haarzellen, den Synapsen oder auch den Dendriten der Ganglienzellen des Hörnerven. Das Krankheitsbild wird in diesen Fällen mit dem Begriff der perisynaptischen Audiopathie adäquat beschrieben 16. Ebenso denkbar wäre auch, dass sich unter der elektrischen Stimulation eine potentielle neurale Pathologie, wie z.B. eine Synchronisationsstörung, aufhebt. Allerdings bleibt dies eine Hypothese. Denn einen direkten Nachweis für eine qualitativ bessere Fähigkeit eine funktionelle Störung effektiver mit einer künstlichen elektrischen Stimulation zu überbrücken als mit einer physiologischen über intakte innere Haarzellen, gelang in der vorliegenden Arbeit nicht. Um eine solche potentielle neurale Synchronisationsstörung zu erkennen, wäre es denkbar im zeitlichen Verlauf ein Absinken der Stimulationsschwelle zu 85 4. Diskussion dokumentieren und / oder eine positive Veränderung von Stimuluseigenschaften (Rate, Pulsbreite) zu beobachten. Konstellation 2 Patient 5M und 8K benötigen eine stärkere elektrische Reizung als die Kontrollgruppe erreichen allerdings im Verlauf (nicht in absoluten Werten) eine mindestens gleiche wenn nicht sogar bessere Entwicklung im Sprachverstehen als ihre nicht-betroffene Kontrolle. Bei Patient 5M liegt ein Usher Syndrom vor. Ein Usher Syndrom ist eine erblich bedingte Kombination von langsam fortschreitender Netzhautdegeneration - Retinitis pigmentosa (RP) - und bereits früh einsetzender Innenohrschwerhörigkeit oder congenitaler Gehörlosigkeit. Ausgehend von klinischen Befunden wird das Syndrom in drei Typen eingeteilt: Usher Typ I: Kombination von angeborener Gehörlosigkeit und RP, Usher Typ II: Kombination von mittlerer bis hochgradiger Schwerhörigkeit und RP und Usher Typ III: Kombination von zunehmender Schwerhörigkeit und RP. Es ist bekannt, dass die Haarzellen und die Zellen der Retina isoliert, genetisch ‚gesteuert’, geschädigt werden 21. Die inneren und äußeren Haarzellen des Innenohres haben eine hochorganisierte Struktur, die eine polare Achse in der Ebene des Epitheliums darstellen. Diese Polarität zeigt sich auch in der koordinierten Orientierung der Haarbündel der unterschiedlichen Haarzellen. Die Stereozilien sind in mehreren Reihen, nach Größe ansteigend angeordnet. Die Haarbündel haben eine U, V oder W-Form. Das Kinozilium ist an der Spitze des Bündels. Auch funktionell ist das Bündel polarisiert. Die Deflektion in Richtung Kinozilium öffnet die Mechanotransduktionskanäle durch Streckung der apikalen Bindeglieder (tip links), die sonst die Kanäle verschließen. Bei einigen genetischen Varianten des Usher-Syndroms konnte tierexperimentell nachgewiesen werden, dass das Kinozilium fehlplaziert ist und die Stereozilien unregelmäßig angeordnet sind. Diese Unordnung der Haarbündel verläuft nach der Geburt progredient, die Stereozilien verklumpen und spreizen sich. Daher ist es wahrscheinlich, dass die Unordnung der Haarbündel eine Hauptrolle bei der Ursache des Hörverlustes bei einigen genetischen Varianten des Usher-Syndroms spielt 21. Die bei Patient 5M reproduzierbaren OAE belegen, dass offensichtlich die äußeren Haarzellen von diesem Schaden nicht betroffen sind, sondern nur die inneren Haarzellen. Somit kann bei diesem Patienten durchaus die Ursache auf die inneren Haarzellen festgelegt werden. Je nach Grad der Schädigung ist eine Übertragung auf den Hörnerv möglicher- 86 4. Diskussion weise nur dyssynchron oder überhaupt nicht mehr möglich. Durch den indirekten Ausschluss einer neuralen Störung wäre die Symptomenkonstellation und auch der Erfolg des CI’s erklärbar. Bei Patient 8K besteht ein Plättchenfaktor 3 (PF 3) Mangel. In der Literatur ist bisher keine syndromale Erkrankung beschrieben, bei der ein PF 3 Mangel kombiniert mit einer Neuropathie oder einer Innenohrschwerhörigkeit auftritt. Insofern wird kein ursächlicher Zusammenhang zu der PA gesehen. Erwähnenswert ist, dass 8K eines von insgesamt 5 Geschwistern ist. Ein weiterer Bruder ist bereits betroffen und auch seit weniger als einem Jahr mit einem CI versorgt und ein weiterer Bruder scheint eine progrediente Hörstörung zu entwickeln. Die Schwestern der Patienten sind nicht betroffen. In der Literatur werden auch hereditäre Ursachen diskutiert, die wir in diesem Fall auch vermuten können aber noch nicht laborchemisch mit einem definierten Gen verbinden können. Setzt man die Synchronisations-Hypothese (siehe Konstellation 1) auch hier voraus, könnte man annehmen, dass die erhöhte Schwelle für eine unvollständige und damit nicht erfolgreiche Synchronisation spricht. Erhöhte elektrische Stimuli wären somit für ein erfolgreiches CI-Sprachverstehen notwendig. Basierend auf den Aussagen von Kraus et al. 12 und Zeng et al. 39 wurde von Berlin et al. 1 der Begriff der AN bereits in Frage gestellt und statt dessen der Begriff der auditorischen Dyssynchronie (AD) alternativ vorgeschlagen. AN ist für das beschriebene Krankheitsbild verwirrend, da die Bezeichnung suggeriert, dass die Ätiologie und die Pathogenese bereits bekannt sind und impliziert, dass der Hörnerv betroffen ist und damit ein CI möglicherweise nicht nützlich wäre. Dies stimmt jedoch mit den in dieser Arbeit erhobenen Ergebnissen als auch mit den bisherigen Veröffentlichungen 11, 28, 16 über erfolgreiche CI Implantationen bei entsprechenden Patienten nicht überein. Diese sprechen für die Intaktheit des Nerven und der nachfolgenden Strukturen. Auch hier muss man eventuell diskutieren, ob die Art der elektrischen Stimulation einerseits pathophysiologisch wegweisend ist und andererseits die Erklärung für den therapeutischen Erfolg bietet. Mason et al. 18 diskutieren die neurale Asynchronie als Ursache für nicht reproduzierbare Wellen in der BERA und halten dies für charakteristisch für die AN. Eine künstliche elektrische Stimulation über die Hörprothese würde auf supraphysiologischen Stimulatio- 87 4. Diskussion nen beruhen, die zu synchronen neuralen Aktivitäten führen würde. Somit wäre ein CI eine adäquate Therapie der AN. Diese pathophysiologische Erklärung könnte durchaus die Grundlage der hohen Stimulationslevel bei den Patienten 5M und 8K der vorliegenden Arbeit sein. Insofern muss der Begriff der perisynaptischen Audiopathie auch die Dyssynchronie als mögliche Ursache einschließen. Doch wie kommt es zu einer neuralen Dyssynchronie? In Betracht gezogen werden müssen dabei die Ergebnisse der Studien von Spoendlin 31. Ein Schaden des Hörnerven kann durch eine retrograde Degeneration nach einem Schaden der inneren Haarzellen entstehen. Dies wurde auch schon von Sininger und Trautwein 30 in die Überlegungen mit ein- bezogen. Hier jedoch unter dem Aspekt, dass die meisten Patienten mit Endorganerkrankungen zwar in gewissem Maße eine retrograde neurale Degeneration haben, diese Patienten CIs aber erfolgreich benutzen. Es werden ebenfalls die Studien von Leake et al. (1991, 1995) erwähnt, die zeigen, dass die elektrische Stimulation (ES) eine günstige Auswirkung auf das Überleben von Spiralganglienzellen hat (zitiert nach Sininger und Trautwein 30) . Es gibt weitere Berichte über positive Auswirkungen der ES. Untersuchungen deuten darauf hin, dass ES die neurale Synchronität in Fällen von Demyelinisierung wiederherstellen (Zhou et al., 1995), das Überleben der Nervenzellen fördern (Araki et al., 1998) und die zeitliche Kodierung wiederherstellen kann (Shannon, 1993) (zitiert nach Trautwein 36). Diese pathophysiologischen Überlegungen lassen den Rückschluß zu, das mit der AN ein Störung der inneren Haarzellen vorliegt, die zu einer neuralen Dyssynchronie führt, die über eine elektrische Stimulation aufgehoben werden könnte. Insofern müsste man dann von einer „vorübergehenden“ peripheren AN, „CI kompensierbaren“ AN oder einer Auditorischen Dyssynchronie sprechen. Auch Kraus et al. 12 stellen die Vermutung auf, dass ein Verlust der FAEP aus einer Stö- rung der neuralen Synchronität, die für die Generierung von FAEP Voraussetzung ist, resultiert. Obwohl eine ausreichende neurale Synchronität für die FAEP Registrierung erforderlich ist, wäre sie nicht unbedingt notwendig für eine Stimuluswahrnehmung - also einem schlichten Höreindruck wie einem Tongehör. Es wäre auch möglich, dass die Leitungsbahnen, die für die FAEP verantwortlich sind, geschädigt sind und diese für das Sprachverstehen verantwortlich sind, während andere Leitungsbahnen, die für das Tonhören notwendig sind, erhalten bleiben 12. 88 4. Diskussion Wenn solche Differenzierungen und intakte Leitungsbahnen vorhanden wären, dann müssten jedoch konventionelle Hörgeräte zu einem Erfolg im Sprachverstehen führen. Da aber dieses bei der in dieser Arbeit und anderen Studien 29, 32, 33, 5 diskutierten Sym- ptomkonstellation (AN / PA) nachweislich nicht der Fall ist, ist diese Hypothese eher unwahrscheinlich. Nach Sininger et al. 29 ist jedoch der Begriff der Auditorischen Dyssychronie nicht kor- rekt, da bei einem betroffenen Patienten demonstriert werden konnte, dass späte Potentiale, die nicht stringent auf synchroner Nervenaktivität beruhen, ebenfalls nicht vorhanden waren. Mit dem Begriff würde möglicherweise nur das ggf. vorhandene Synchronisationsdefizit des Hörnerven assoziiert werden. Das Krankheitsbild wird von Sininger als eine Unterform einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung verstanden, also als eine zentrale Störung. Dieses würde der Empfehlung von Ptok 23 folgen, der die unklare Konstellationen einer AN in periphere und zentrale Störungen einordnet. Konstellation 3 Setzt man den Grundgedanken einer erfolgreichen CI Versorgung bei einer Dyssynchronie voraus, so stellt sich die Frage, wie weit eine proximale neurale Hörnervenschädigung auftreten kann, um trotzdem noch für künstliche elektrische (eventuell supraphysiologische Reize) Signale passierbar zu sein. Unbestritten ist in der Literatur diskutiert, dass der Ort der CI Stimulation die Spiralganglienzellen sind 19. Eine distal gelegene Störung (innere Haarzelle, Synapse, Ganglion Spirale) würde nicht zu einer Beeinträchtigung des Hörens mit CI führen. Bei einem Schaden proximal der Ganglienzellen und / oder am Hörnerven selber (im Sinne einer peripheren neuralen Störung) könnte das elektrische Signal nicht nach zentral verbreitet werden. Dass ein proximal bzw. zentral gelegener neuralen Schaden zu einer frustranen elektrischen Stimulation führt zeigt Patient 7F. Der Promontorialtest gab zwar zunächst einen Hinweis auf die neurale Funktionsfähigkeit, obwohl die Anamnese dieses Patienten eine neurale toxische Schädigung vermuten lässt. Bei dieser Patientin liegt demzufolge eine echte auditorische Neuropathie vor, also ein retrocochleärer Schaden. Bei allen Patienten, die die typische Symptomenkonstellation aufweisen, sollte zusätzlich eine neurologische Untersuchung durchgeführt werden, um eine orginäre Neuropathie 89 4. Diskussion abzuklären. Bei dieser wäre ein Hörschaden dann als Neuropathie des auditorischen Systems einzustufen. Sininger et al. 29 fanden bei zwei Patienten, bei denen eine AN diagnostiziert wurde, zu- sätzliche pathologische neurologische Symptome. Allerdings gelang keine systematische Zuordnung zu einem Typ einer Neuropathie. Starr et al. 33 fand bei einigen der betroffe- nen zehn Kindern und Erwachsenen, die das Bild einer AN zeigten, Hinweise auf eine generelle periphere Neuropathie. Bei diesen Patienten führte die Hörstörung zur weiteren neurologischen Untersuchung. Wie aus dem Begriff der Schallempfindungsschwerhörigkeit und seiner Zuordnung sowohl zu cochleären als auch neuralen Störungsbildern hervorgeht, ist es durchaus plausibel, dass die Veränderung des Hörnerven, häufiger als bisher bekannt, ein Symptom einer neurologischen pathologischen Grundkonstellation ist. Wenn die OAE bei schlechtem Sprachverstehen vorhanden sind, können Krankheitsbilder wie Guillain Barré, Kernikterus, Urämie, Diabetes oder auch Toxine wie Cisplatin ursächlich sein. Auch Hood 7 berichtet über einen Patienten mit einer diagnostizierten AN, bei welchem sich Jahre später eine Charcot-Marie-Tooth Erkrankung entwickelte. Aus diesen Beobachtungen heraus entstand auch durch Starr et al. 33 der Begriff der auditorischen Neu- ropathie 4. In der vorliegenden Arbeit ist Patient 5M seit 1997 bekannt. Bis 12/2004 konnte neben dem M. Usher keine weitere langfristige zusätzliche Erkrankung erkannt werden. Die kennzeichnenden Symptome waren ursprünglich beschrieben als die Kombination von gut reproduzierbaren otoakustischen Emissionen (OAE), einer stark erhöhten Schwelle bzw. einer abnormalen Morphologie der frühen akustisch evozierten Potentiale (FAEP) und einem schlechten Sprachverstehen. Die Inzidenz ist bisher nicht genau bekannt. Es ist eine eher seltene Erkrankung. Es ist aber höchstwahrscheinlich, dass einige Patienten, bei denen eine Innenohrschwerhörigkeit diagnostiziert wurde, bevor die OAE Testung weit verbreitet durchgeführt wurde, eine unerkannte perisynaptische Audiopathie vorlag. Daraus entstand die Empfehlung, OAE Untersuchungen als Routine, besonders bei Kindern mit neu diagnostizierte Hörstörung, einzuführen 5. Deltenre et al. 4 beschrieben zwei Fälle von perisynaptischer Audiopathie, bei denen die OAE im Krankheitsverlauf verschwunden sind und nur noch die CM erhalten blieben. Das hat zur Folge, dass die ECochG mit der Messung der CM den einzigen Hinweis liefert für die korrekte Diagnose der perisynaptischen Audiopathie, falls die OAE bereits 90 4. Diskussion verschwunden sind oder bei bestehenden Mittelohrerkrankungen nicht gemessen werden können. Santarelli et al. 25 bestätigen in ihrer Studie, dass die ECochG eine effiziente Untersu- chung ist und eine zuverlässige Evaluation der auditorischen peripheren Funktion liefert. Auch Rance et al. 24 forderten schon einen Test der Cochleafunktion (im besonderen die CM) als Standard bei dem Neugeborenenscreening. Das wird mit der Vermutung begründet, dass die Inzidenz, insbesonders der perisynaptischer Audiopathie im Patientenkollektiv der Pädiatrie weiter ansteigen wird. Die Behandlungsstrategien für Frühgeborene und untergewichtige Neugeborene verbessern sich kontinuierlich. Eine sinkende Mortalität dieser Kinder kann zu einem Anstieg von ungünstigen neurologischen Konsequenzen führen 24. Außerdem wird bei allen Kindern gefordert, die mit fehlenden oder abnormalen FAEP auffällig werden, diese Untersuchung durchzuführen. Somit könnten die Fälle mit perisynaptischer Audiopathie identifiziert und die angemessenen Interventionsstrategien in Betracht gezogen werden. Generell sollten Patienten, bei denen eine perisynaptische Audiopathie diagnostiziert wird zunächst gut beobachtet werden, da bisher unterschiedliche Verläufe bei dieser Erkrankung erfasst wurden. Kraus et al. 13 beschrieben ein best-case-scenario. Eine Patientin, bei der die Eltern im Kindesalter eine Hörstörungen vermuteten, erfuhr dann aber eine normale Entwicklung. Auffällig blieb, dass sie in geräuschvoller Umgebung taub ist, aber in stiller Umgebung eine exzellente Wahrnehmung hat. Weiterhin beschrieben Berlin et al. 1 verschiedene Verläufe nach Diagnosestellung, von normaler Entwicklung, Entwicklung mit einer deutlichen Hörstörung, mit oder ohne Veränderung der audiologischen Daten (OAE Verlust, CM Verlust etc.) bis hin zur Entwicklung einer peripheren Neuropathie. Auch wiederholten Berlin et al. 2, dass ein ‚watchful waiting’ mit einem erfahrenen Logopäden wichtig ist. Die Sprachverständnisentwicklung soll beobachtet werden, um bestimmen zu können, ob eine Intervention nötig ist. Der Autor der vorliegenden Arbeit gibt auch zu bedenken, dass eine alleinige Diagnose über OAE auch wegen der schwierigen Interpretation eines korrekten Stimulus, der bei falscher Interpretation Antworten vortäuschen und somit eine AN vortäuschen kann, nicht korrekt ist. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die CI-Operation als Interventionsmöglichkeit für Patienten mit einer perisynaptische Audiopathie. Eine generelle Empfehlung kann jedoch nicht ausgesprochen werden. Wichtig ist eine genaue Anamnese, Untersuchung, neurolo- 91 4. Diskussion gische als auch komplette audiologische Diagnostik, um die Indikation für ein CI richtig stellen zu können. An der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover werden seit 2005 ergänzend in jedem verdächtigem Fall eine elektrisch evozierte BERA und eine funktionelle PET durchgeführt. Weitere Beobachtungen und Studien sind nötig, um den möglichen Erfolgsumfang einzuordnen und verschiedene Typen der perisynaptischen Audiopathie einzuteilen. Ptok 23 unterteilte bereits nach der Symptomatik in Typ I und Typ II. Bei Typ I zeigt sich eine Normakusis oder allenfalls eine diskrete Absenkung der Hörschwelle im Tonschwellenaudiogramm. Bei Typ II zeigt sich im Tonschwellenaudiogramm eine drastische Absenkung oder nur noch eine Fühlkurve, und das Sprachverständnis im Sprachverständlichkeitstest ist deutlich und unproportioniert vermindert. Weitere Typeneinteilungen mit verschiedenen prognostischen und handlungsweisenden Implikationen wären abzugrenzen. 92 5. Zusammenfassung 5. Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit war, die auditorische Neuropathie mit dem Focus der Schädigungslokalisation und damit auch der Begriffsbestimmung (perisynaptische Audiopathie als Alternative) genauer zu untersuchen. Die kennzeichnenden Symptome waren ursprünglich beschrieben als die Kombination von gut reproduzierbaren otoakustischen Emissionen (OAE), einer stark erhöhten Schwelle bzw. einer abnormalen Morphologie der frühen akustisch evozierten Potentiale (FAEP) und einem schlechten Sprachverstehen trotz Hörsystemversorgung. Aufgrund der methodischen Lücken in der Diagnostik, insbesondere um die inneren Haarzellen, die Synapse und das Ganglion Spirale erschien es sinnvoll, bei bereits CI versorgten Patienten die Integrität des Hörnerven und der elektrischen Stimulierbarkeit zu analysieren. Methodisch war dies eine Analyse der Daten der Sprachprozessoren, im besonderen der C-Level im zeitlichen Verlauf, und auch der Auswirkungen auf das Sprachverständnis. Aus den Ergebnissen im Vergleich zu nicht betroffenen Patienten ließen sich Rückschlüsse auf eine isolierte oder zusätzlich periphere neurale Störung ziehen. Von Bedeutung ist dies für die therapeutischen Möglichkeiten, die den Patienten, insbesondere den Kindern zur Verfügung gestellt werden können. Das Ergebnis der Arbeit war nicht einheitlich für die untersuchten Patienten. Nach den Ergebnissen konnten drei Konstellationen für eine pathophysiologische Erklärung gefunden werden. Konstellation 1, in der die Kontrollgruppe und die betroffenen Patienten Übereinstimmungen in Sprachverstehen und den Parametern der Prozessoreinstellung zeigten, bestätigte, dass der Begriff der perisynaptischen Audiopathie zutreffend ist. Anhand der Daten muss der Ort der Schädigung zwischen den äußeren Haarzellen und dem Hörnerven liegen. Bei Konstellation 2, bei vergleichbarem Sprachverständnis beider Gruppen, benötigten die betroffenen Patienten jedoch eine stärkere elektrische Reizung. Pathophysiologisch auch in Übereinstimmung mit in der Literatur beschriebener Ergebnisse anderer Studien wäre denkbar, dass durch eine künstliche elektrische Stimulation die Dyssynchronie des Hörnerven aufgehoben würde. Eine adäquate Sprachverständigung ist mit CI realisierbar. Hier läge die Ursache im Hörnerven, es wäre eine „mittels CI kompensierbare“ AN. Dabei stellt sich die Frage wie weit proximal der Schaden liegen kann, um für die elektri- 93 5. Zusammenfassung schen Signale passierbar zu sein. Andererseits konnte durch andere Studien die Hypothese in Frage gestellt werden. Bei Konstellation 3 hingegen, das CI zeigte keinen Erfolg, lag eine tatsächliche neurale Störung vor, obwohl es zunächst Hinweise auf eine neurale Funktionsfähigkeit gab. Wichtig ist bei Vorliegen der typischen Symptomenkonstellation, durch neurologische Untersuchungen eine orginäre, systemische Neuropathie abzuklären. Die CI-Operation als Interventionsmöglichkeit für Patienten mit einer perisynaptischen Audiopathie wurde durch die Arbeit bestätigt. Es sind jedoch weitere Beobachtungen und Studien nötig, um den möglichen Erfolgsumfang einzuordnen, verschiedene Typen der perisynaptischen Audiopathie einzuteilen und um Empfehlungen aussprechen zu können. Auch im Falle einer CI-Versorgung sind alle Hinweise auf neurale Störungen und Veränderungen sorgfältig zu analysieren. Im Vergleich zu cochleär gehörlosen CI Trägern können die in dieser Arbeit diskutierten Überlegungen weiter ausgeführt werden. 94 6. Literaturverzeichnis 6. Literaturverzeichnis 1. Berlin, C.I., Hood, L.J., Rose, K. On renaming auditory neuropathy as auditory dys-synchrony Audiology Today 2001, 13:15-17. 2. Berlin, C.I., Morlet, T., Hood, L.J. Auditory neuropathy/dyssynchrony: its diagnosis and management Pediatr Clin North Am. 2003 Apr;50(2):331-40. 3. Boenninghaus, H.G., Lenarz T. Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Springer-Verlag. 11. Auflage. Berlin Heidelberg New York 2001 4. Deltenre, P., Mansbach, A., Bozet, C., Christiaens, F., Barthelemy, P., Paulissen, D.,Renglet T. Auditory neuropathy with preserved cochlear microphonics and secondary loss of otoacoustic emissions Audiology. 1999 Jul-Aug;38(4):187-95. 5. Doyle, K.J., Sininger, Y., Starr, A. Auditory Neuropathy in Childhood Laryngoscope. 1998 Sep;108(9):1374-7. 6. Harrison, R.V. An Animal Model of Auditory Neuropathy Ear Hear. 1998 Oct;19(5):355-61. 7. Hood, L.J. A Review of Objective Methods of Evaluating Auditory Neural Pathways Laryngoscope. 1999 Nov;109(11):1745-8. 8. http://medi.uni-oldenburg.de/download/docs/lehre/kollm_audiologie/audiol3.pdf 9. http://medi.uni-oldenburg.de/download/docs/lehre/kollm_audiologie/audiol4.pdf 95 6. Literaturverzeichnis 10. http://medi.uni-oldenburg.de/download/docs/lehre/kollm_audiologie/audiol6.pdf 11. Keilmann, A., Heinemann, M. Erfahrungen mit Cochlea-Implantaten bei perisynaptischer Audiopathie Z Audiol 2001 Suppl. IV 22-23 12. Kraus, N., Özdamar, O., Stein, L., Reed, N. Absent auditory brain stem response: peripheral hearing loss of brain stem dysfunction Laryngoscope. 1984 Mar;94(3):400-6. 13. Kraus, N., Bradlow, A.R., Cheatham, M.A., Cunningham, J., King, C.D., Koch, D.B., Nicol, T.G., Mcgee, T.J., Stein, L.K., Wright, B.A. Consequences of neural asynchrony: a case of auditory neuropathy J Assoc Res Otolaryngol. 2000 Aug;1(1):33-45. 14. Lenarz, T. Cochlea-Implantat. Springer-Verlag. Berlin Heidelberg New York 1998 15. Lesinski-Schiedat, A., Illg, A., von der Haar-Heise, S., Battmer, R.-D., Lenarz, Th. Entwicklung des Sprachverstehens und der -produktion bei Kindern nach CochleaImplant-Versorgung: Einfluß des Implantalters. Sprache Stimme Gehör. 1999; 23: 110 - 115. 16. 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Gruppe 2A3Y Kennung Zeitpunkt Sprachtest 2A 2A 3Y 3Y 2A3Y1 2A3Y1 2A3Y2 2A3Y2 2A3Y3 2A3Y3 2A3Y4 2A3Y4 2A3Y5 2A3Y5 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 Mainz II Mainz II Ergebnis 60 dB 40 80 Mainz I Göttinger I 60 90 Göttinger I Göttinger I Mainz I Göttinger II Mainz I Göttinger II Mainz I Göttinger II 80 80 40 40 80 90 90 50 100 7. Anhang 2A3Y6 2A3Y6 2A3Y7 2A3Y7 2A3Y8 2A3Y8 2A3Y9 2A3Y9 2A3Y10 2A3Y10 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 Mainz I Göttinger II Mainz II 80 70 70 Mainz I Göttinger I Mainz II Göttinger I Mainz II Mainz I 90 80 90 60 90 Tab. Sprachtestergebnisse, Rohdaten. Gruppe 4V Kennung Zeitpunkt Sprachtestergebnis Freiburger (Einsilber) 4V 4V 4V1 4V1 4V2 4V2 4V3 4V3 4V4 4V4 4V5 4V5 4V6 4V6 4V7 4V7 4V8 4V8 4V9 4V9 4V10 4V10 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 0 20 0 16 0 0 2 0 0 0 0 0 20 20 0 101 7. Anhang Tab. Sprachtestergebnisse, Rohdaten. Gruppe 5M Kennung Zeitpunkt Sprachtest Freiburger (Einsilber) 5M 5M 5M1 5M1 5M2 5M2 5M3 5M3 5M4 5M4 5M5 5M5 5M6 5M6 5M7 5M7 5M8 5M8 5M9 5M9 5M10 5M10 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 5 40 15 0 0 0 0 0 40 40 40 85 10 20 50 40 0 0 35 50 0 15 Tab. Sprachtestergebnisse, Rohdaten. Gruppe 6W Kennung Zeitpunkt Sprachtest Freiburger (Zahlen) 6W 6W 1 2 0 0 6W1 6W1 6W2 6W2 6W3 6W3 6W4 1 2 1 2 1 2 1 30 65 0 0 0 0 0 102 7. Anhang 6W4 6W5 6W5 6W6 6W6 6W7 6W7 6W8 6W8 6W9 6W9 6W10 6W10 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 0 5 0 15 0 0 0 0 0 0 0 5 0 Tab. Sprachtestergebnisse, Rohdaten. Gruppe 7F Kennung Zeitpunkt Sprachtest Freiburger (Einsilber) 7F 1 0 7F 2 0 7F1 1 45 7F1 2 40 7F2 1 60 7F2 2 75 7F3 1 0 7F3 2 0 7F4 1 0 7F4 2 10 7F5 1 0 7F5 2 0 7F6 1 60 7F6 2 40 7F7 1 0 7F7 2 0 7F8 1 35 7F8 2 55 7F9 1 45 103 7. Anhang 7F9 2 65 7F10 1 30 7F10 2 10 Tab. Sprachtestergebnisse, Rohdaten. Gruppe 8K Kennung Zeitpunkt Sprachtest 8K 8K 1 2 Mainz II Mainz III Ergebnis 65 dB 80 60 8K1 8K1 8K2 8K2 8K3 8K3 8K4 8K4 8K5 8K5 8K6 8K6 8K7 8K7 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 1 2 Mainz II Mainz III Göttinger I Göttinger I Mainz II Mainz I Mainz I Mainz II Mainz II 90 90 70 70 80 50 80 30 70 Mainz II Mainz II Mainz I Mainz I 50 60 70 100 104 Danksagung Danksagung Mein herzlicher Dank gilt Frau Prof. Dr. med. Anke Lesinski-Schiedat nicht nur für die freundliche Überlassung des Themas sondern insbesondere für ihre wertvolle Unterstützung, Motivation und ihr Engagement, die wesentlich zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Während der Ausarbeitung und Fertigstellung der Arbeit stand sie mir stets mit zahlreichen kritischen und hilfreichen Anregungen zur Seite. Weiterhin gilt mein Dank den Mitarbeitern des Hörzentrums der Medizinischen Hochschule Hannover, die mir bei all meinen Fragen jederzeit behilflich waren und mich bei meiner Arbeit ebenfalls sehr unterstützt und motiviert haben. Auch bedanken möchte ich mich bei Frau Prof. Dr. med. Annerose Keilmann und Herrn Dr. Karl Lippert von der Klinik für Kommunikationsstörung der Johannes-GutenbergUniversität Mainz, durch deren Mitarbeit die Arbeit zur Multicenterstudie geworden ist. 105 Lebenslauf Lebenslauf Persönliche Daten Name: Gabriele Helene Elisabeth Bosse Geburtstag und - ort: 02. Juli 1978 in Hannover Eltern: Hildegard Bosse, geb. Weiß Dr. med. Ulrich Bosse Geschwister: Ulla Bosse Berufliche Tätigkeit Januar 2005 - Assistenzärztin in der Klinik für Innere Medizin bei Herrn Prof. Dr. U. Leonhardt, Ev. Diakoniekrankenhaus Friederikenstift, Hannover, Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover Hochschulstudium Mai - Dezember 2004 Promotionsarbeit an der Medizinischen Hochschule Hannover, Klinik für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde 1997 - 2004 Medizinstudium an der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg April 2004 3. Abschnitt der ärztlichen Prüfung April 2003 - März 2004 Praktisches Jahr (Pädiatrie in Halle/Saale; Chirurgie in England; Innere Medizin in der Schweiz) März 2003 2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung August 2000 1. Abschnitt der ärztlichen Prüfung August 1999 Ärztliche Vorprüfung Schulausbildung 1988 - 1997 Johannes-Kepler-Gymnasium, Ibbenbüren 1984 - 1988 Ludwigschule Ibbenbüren Hannover, 15.09.2006 106 Erklärung Erklärung nach § 2 Abs. 2 Nrn. 5 und 6 der PromO Hiermit erkläre ich, dass ich die in der Medizinischen Hochschule Hannover zur Promotion eingereichte Dissertation mit dem Titel: Perisynaptische Audiopathie / Auditorische Neuropathie ? - Differentialdiagnostische und - therapeutische Untersuchung an einem Kollektiv von Cochlea - Implantat Patienten - in der Medizinischen Hochschule Hannover, Klinik und Poliklinik für Hals-NasenOhrenheilkunde unter der Leitung von Prof. Dr. med. Th. Lenarz unter Betreuung von: Frau Prof.’in Dr. med. Anke Lesinski-Schiedat ohne sonstige Hilfe durchgeführt und bei der Abfassung der Dissertation keine anderen als die dort aufgeführten Hilfsmittel benutzt habe. Ich habe diese Dissertation bisher an keiner in- oder ausländischen Hochschule zur Promotion eingereicht. Weiterhin versichere ich, dass ich den beantragten Titel bisher noch nicht erworben habe. Die Ergebnisse wurden auf dem „7th European Federation of Audiology Societies Congress“ am 19-22 Juni 2005 in Göteborg, Schweden, veröffentlicht. Hannover, den 15.09.2006