314 13 Ausgewählte biopsychologische ­Methoden: Bildgebende Verfahren und Elektroenzephalographie (EEG) 13.1Vorbemerkungen und Überblick Die in der Biopsychologie eingesetzten Forschungsmethoden lassen sich grob in fünf Kategorien unterteilen: Bildgebende Verfahren, wie Röntgenaufnahmen, Computertomographie (CT), Magnet­ resonanz­ tomographie (MRT; Kernspintomographie), Positronenemissionstomographie (PET), funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT), die eine Darstellung des G ­ ehirns, oft nur seiner Strukturen, unter gewissen Bedingungen auch der sich in ihnen abspielenden Prozesse liefern. Eingesetzt werden sie v. a. in der neurologischen Diagnostik. Psychophysiologische Messungen, bei denen die Veränderungen einer physiologischen Variable (z. B. Pulsfrequenz, Hautleitfähigkeit) in Abhängigkeit von psychischen Gegebenheiten untersucht werden. Mit Ausnahme der Elektroenzephalographie, die auch zum neurologischen Untersuchungsinventar gehört (speziell bei der Diagnostik epileptischer Anfälle), bedient man sich dieser Verfahren eher in der Grundlagenforschung. Invasive Verfahren, bei denen (typischerweise im Tierversuch) bestimmte nervöse Strukturen stimuliert, blockiert oder zerstört werden. Neurochemische Studien, die beim lebenden Menschen im Allgemeinen nicht oder nur gering invasiv sind (Blutentnahme, Li- • • • • • quorpunktion), während man bei Tieren stärker in das körperliche Geschehen eingreift (z. B. durch Implantation von Mikropipetten zur Registrierung lokaler neurochemischer Veränderungen). Neuroanatomische Untersuchungsmethoden, mit denen am Gewebematerial die Lokalisation und Gestalt von Strukturen bestimmt wird. Im gegebenen Rahmen können nur die bildgebenden Verfahren sowie die Elektroenzephalographie besprochen werden; für die anderen Methoden konsultiert man am besten eines der zahlreichen Lehrbücher der Biopsychologie, beispielsweise Köhler (2010 a, S. 123), dem im Übrigen die anschließende Darstellung weitgehend folgt. 13.2 Bildgebende Verfahren 13.2.1Röntgenaufnahmen mit und ohne Kontrastmittel Röntgenaufnahmen des Gehirns liefern kaum Erkenntnisse, da die Hirnstrukturen selbst wenig Kontrast bieten. Gewisse Bedeutung ­ kommt jedoch nach wie vor der Kontrastmitteldarstellung der Hirngefäße (Angiographie) zu (auch wenn dabei statt der gewöhnlichen Röntgenaufnahmen mittlerweile üblicherweise eine Computertomographie oder Magnet­ 13.2 Bildgebende Verfahren resonanz­tomographie angefertigt wird). Dazu wird mit einem Katheter Kontrastmittel in die A. carotis eingebracht. Auf diese Weise lassen sich gut die einzelnen Hirnarterien mit ihren Verästelungen darstellen und speziell Verengungen (Stenosen) oder Aussackungen (Aneurysmen) nachweisen. 13.2.2Computertomographie und Magnetresonanztomographie Bei der Computertomographie (CT oder CAT = computerisierte axiale Tomographie bzw. CCT = craniale computerisierte Tomographie) werden Röntgenstrahlen durch den Schädel ge- 315 schickt und mittels eines gegenüberliegenden Detektors deren Absorption im Gewebe ermittelt (s. Abb. 13-1). Da in jeder Ebene zahlreiche Aufnahmen aus unterschiedlichen Winkeln gemacht und die absorbierten Strahlenmengen mit einem Computerprogramm verrechnet werden, lassen sich einzelne Strukturen recht genau darstellen. Man untersucht nacheinander einzelne horizontale, ungefähr 2 cm dicke Schichten, sodass schließlich etwa 8 Horizontalschnitte durch das Gehirn vorliegen (daher auch der Name Tomographie, von griech. tomos = Abschnitt und graphein = zeichnen). Dabei liegt der Kopf (bzw. das andere zu untersuchende Organ) des Patienten in der Mitte einer Röhre, an deren Wand eine Röntgenquel- Die zu untersuchende Person liegt auf dem Rücken in einer Röhre, an deren Wand sich der Röntgenquelle genau gegenüber der Röntgendetektor befindet. Die Untersuchung beginnt beispielsweise mit dem obersten Schädelabschnitt. Röntgenquelle und Detektor liegen auf Höhe der Schädelspitze. Detektor Ist die Aufnahme gemacht, so drehen sich Quelle und Detektor um einen kleinen Winkel und der Vorgang wird wiederholt, bis die Ausgangsstellung erreicht ist. Die Röntgenaufnahmen werden mittels eines Computers verrechnet, sodass die Abbildung einer horizontalen Schicht von Gehirn und Schädel in hoher Auflösung entsteht. Röntgenquelle Danach werden Quelle und Detektor längs der Körperachse etwas nach kaudal verschoben; nun beginnt die Darstellung der nächsten Schicht. Abb. 13-1 Prinzip der Computertomographie (nach Köhler 2010 a, S. 125; Abdruck mit freundlicher Genehmigung von CIP-Medien, München)