Computertomographie in der Pferdemedizin Die Computertomographie dient uns als bildgebendes Diagnostikverfahren, bei dem mit Hilfe von Röntgenstrahlen Querschnittsbilder verschiedener Körperabschnitte angefertigt werden. Während bei der Röntgenuntersuchung zweidimensionale Bilder mit Überlagerung der gesamten abgebildeten Region entstehen können bei der Computertomographie bis zu 1 mm dünne Querschnittsbilder des zu untersuchenden Körperabschnitts in jeder beliebigen räumlichen Ebene gescannt werden. Darauf sind sowohl Weichteil- und Knochengewebe als auch Zahnsubstanzen beurteilbar. Röntgenbild der Oberkieferbackenzähne CT-Bild eines querliegenden Backenzahnes Aus den einzelnen Querschnittsbildern lässt sich ein dreidimensionales Bild berechnen, das uns tiefere Einblicke in die inneren Strukturen des erkrankten Bereiches gewährt und damit eine exakte Diagnosestellung oft erst ermöglicht. Unterkieferfraktur Fraktur des Hirnschädels Griffelbeintrümmerfraktur So können durch die computertomographische Untersuchung komplizierte Knochenbrüche genau rekonstruiert werden, Zahn- und Nebenhöhlenerkrankungen diagnostiziert, Knochenzysten und Knorpeldefekte in den Gelenken aufgedeckt und Verkalkungen im Bereich von Bändern und Sehnen sichtbar gemacht werden sowie die Lage und räumliche Ausdehnung von Fremdkörpern und Tumoren beurteilt werden. Dies ist insbesondere für die Wahl einer Operationsmethode und eines geeigneten Operationszuganges von großem therapeutischen Nutzen. Apikalinfektion eines Backenzahnes mit Sinusitis Zystoide Defekte im Krongelenk (mit Kontrastmittel intraarteriell) Kiefergelenksarthrose Progressives Siebbeinhämatom Computertomographie am stehenden Pferd Bisher war es nur möglich, eine computertomographische Untersuchung des Pferdekopfes in Vollnarkose durchzuführen. Als erste Pferdeklinik in Deutschland ist es uns nun gelungen, diese auch am stehenden, sedierten Pferd vorzunehmen. Durch die Entwicklung eines speziellen Standes, in dem das Pferd entsprechend seiner Größe entweder in den Boden abgesenkt bzw. angehoben werden kann und durch die Verwendung einer Sliding-Gantry (die rotierende Röntgenröhre bewegt sich hierbei milimeterweise um den Patienten) ist es möglich, den gesamten Pferdekopf bis einschließlich 2. Halswirbel in wenigen Sekunden zu scannen. Die Untersuchung wird von den Pferdepatienten sehr gut toleriert und bietet deutliche Vorteile gegenüber einer Computertomographie in Vollnarkose: - Wegfall des Narkoserisikos (insbesondere bei älteren Patienten, bei Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, bei Muskelerkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates, bei denen es in der Aufstehphase - nach der Narkose zu Komplikationen kommen kann sowie bei neurologischen Symptomen durch Gehirn- oder Rückenmarkserkrankungen), kürzere Untersuchungszeit, geringere Kosten für den Pferdebesitzer und die Möglichkeit, gleich im Anschluss an die Diagnosestellung eine Therapie / Operation am stehenden, sedierten Pferd vorzunehmen. Seit Juli 2009 bieten wir diese neuartige Untersuchungsmethode unseren Patienten und überweisenden Tierärzten an. So konnten bereits im ersten Jahr dank zahlreicher Überweisungen aus dem Inund Ausland über 100 computertomographische Untersuchungen des Pferdekopfes im Stehen erfolgreich durchgeführt werden. Computertomographische Untersuchung der Gliedmaßen und unteren Halswirbelsäule des Pferdes Die Computertomographie wird in der Lahmheitsdiagnostik insbesondere bei unklaren oder fehlenden Befunden anderer bildgebender Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall eingesetzt. Durch ihre hohe Kontrastauflösung liefert die computertomographische Untersuchung v.a. im Bereich des Knochens hervorragende Bilder, aber auch Weichteile wie Bänder und Sehnen lassen sich sehr gut darstellen. Die überlagerungsfreien Schnittbilder und rekonstruierten dreidimensionalen Aufnahmen ermöglichen eine exakte Bewertung von Lokalisation, Ausmaß und Charakter der lahmheitsverursachenden Erkrankung. Bei Verdacht einer Erkrankung des Weichteilgewebes, z.B. Läsionen oder Verklebungen der tiefen Beugesehne in Zusammenhang mit der Hufrollenerkrankung wenden wir eine neuartige, an der University of California Davis entwickelte Methode der Kontrastmittelverstärkung an: Dabei wird unter Ultraschallkontrolle ein Katheter in die Mittelfußarterie gelegt und zeitgleich mit Anfertigen der CT-Bilder ein Kontrastmittel unter Druckinfusion in das Gefäß injiziert. Dadurch lassen sich auch geringfügige Weichteilläsionen eindeutig identifizieren und darstellen. Kontrastmittel intraarteriell Im Anschluss können unter CT-Kontrolle therapeutische Injektionen (z.B. Stammzellen, Platelet Rich Plasma,…) direkt in die Läsion verabreicht werden. Dies ist ein Vorteil gegenüber der Magnetresonanztomographie (MRI), bei der diese Kontrolle nicht möglich ist. Zur Darstellung des Gelenkknorpels, der bei Gelenkerkrankungen häufig in Mitleidenschaft gezogen ist und auf nativen Röntgenbildern nicht sichtbar ist, injizieren wir vor der computertomographischen Untersuchung ein Kontrastmittel in das betroffene Gelenk. Dadurch lassen sich auch kleine Knorpelschäden und Knochenzysten deutlich darstellen. Knorpelabnutzung: das Kontrastmittel (weiß) fließt im lateralen Gelenkspalt bis an den subchondralen Knochen. Kniegelenk eines Pferdes mit Kontrastmittel intraartikulär. Die computertomographische Untersuchung der Gliedmaßen und unteren Halswirbelsäule des Pferdes wird in Vollnarkose durchgeführt. Durch die fahrbare Gantry mit einem Innendurchmesser von 70 cm und einem speziellen Lagerungstisch können in unserer Klinik auch CT-Aufnahmen des Kniegelenkes angefertigt werden (bei Pferden bis zu der Größe eines leichten Warmbluts). Fohlen und kleine Ponys werden zur CTUntersuchung des Kopfes ebenfalls in Vollnarkose gelegt; durch die hohe diagnostische Aussagekraft der Computertomographie wird jedoch der erhöhte Aufwand und die Vollnarkose für den Patienten gerechtfertigt. Bei diesen kleinen Patienten lassen sich auch computertomographische Bilder der Brust- und Bauchhöhle anfertigen. Shetlandpony im CT Wildesel im CT