die rolle der regionalpolitik bei der bekämpfung der auswirkungen

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GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE DER UNION
FACHABTEILUNG B: STRUKTUR- UND KOHÄSIONSPOLITIK
REGIONALE ENTWICKLUNG
DIE ROLLE DER REGIONALPOLITIK BEI DER
BEKÄMPFUNG DER AUSWIRKUNGEN DES
KLIMAWANDELS IN DEN REGIONEN IN
ÄUSSERSTER RANDLAGE
STUDIE
Dieses Dokument wurde vom Ausschuss für regionale Entwicklung des Europäischen
Parlaments in Auftrag gegeben.
VERFASSER
Österreichisches Institut für Raumplanung (ÖIR):
Bernd Schuh
Universität für Bodenkultur Wien (BOKU):
Herbert Formeyer
Heidlinde Trimmel
ZUSTÄNDIGE VERWALTUNGSBEAMTINNEN
Ivana Katsarova, Esther Kramer
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Europäisches Parlament
B-1047 Brüssel
E-Mail: [email protected]
REDAKTIONSASSISTENZ
Lea Poljančić
SPRACHFASSUNGEN
Original: EN
Übersetzung: DE, FR
Zusammenfassung: BG, CS, DA, DE, EL, EN, ES, ET, FI, FR, HU, IT, LT, LV, MT, NL, PL, PT,
RO, SK, SL, SV.
ÜBER DEN VERFASSER
Kontakt zur Fachabteilung oder Bestellung des monatlichen Newsletters: [email protected]
Redaktionsschluss: Juli 2011.
Brüssel, © Europäisches Parlament, 2011.
Dieses Dokument ist im Internet abrufbar unter:
http://www.europarl.europa.eu/studies
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
Die hier vertretenen Auffassungen geben die Meinung der Verfasser wieder und
entsprechen nicht unbedingt dem offiziellen Standpunkt des Europäischen Parlaments.
Nachdruck und Übersetzung - außer zu kommerziellen Zwecken - mit Quellenangabe
gestattet, sofern der Herausgeber vorab unterrichtet und ihm ein Exemplar übermittelt
wird.
GENERALDIREKTION INTERNE POLITIKBEREICHE DER UNION
FACHABTEILUNG B: STRUKTUR- UND KOHÄSIONSPOLITIK
REGIONALE ENTWICKLUNG
DIE ROLLE DER REGIONALPOLITIK BEI DER
BEKÄMPFUNG DER AUSWIRKUNGEN DES
KLIMAWANDELS IN DEN REGIONEN IN
ÄUSSERSTER RANDLAGE
STUDIE
Inhalt
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den möglichen Auswirkungen des
Klimawandels auf die Regionen in äußerster Randlage und gibt einen Überblick
über die Maßnahmen und Initiativen der EU-Regionalpolitik, die einen Beitrag
zur Abschwächung der Folgen und zur Anpassung dieser Regionen an den
Klimawandel leisten.
Ziel der Studie ist es, die Wissensbasis über potenziell vom Klimawandel
ausgehende Gefahren für die Regionen in äußerster Randlage zu erweitern und
die Rolle der Regionalpolitik in diesem Zusammenhang näher zu beleuchten.
IP/B/REGI/FWC/2010-002/Lot04-C01-SC01
PE 460.056
Juli 2011
DE
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
INHALTSVERZEICHNIS
ABBILDUNGEN
9
ZUSAMMENFASSUNG
11
1. EINLEITUNG
17
1.1. Der globale Klimawandel und die damit verbundenen Gefahren
18
1.2. Die politischen Maßnahmen der EU im Kampf gegen den Klimawandel
21
2. DIE MÖGLICHEN AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS IN DEN
REGIONEN IN ÄUSSERSTER RANDLAGE - BESTEHENDE
HERAUSFORDERUNGEN
23
2.1. Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
24
2.1.1. Steigende Temperaturen
24
2.1.2. Verändertes Wetterverhalten
24
2.1.3. Anstieg der Meeresspiegel
25
2.1.4. Zunehmende Intensität tropischer Wirbelstürme
29
2.1.5. Anfälligkeit für Kippeffekte im Klimasystem
30
2.2. Herausforderungen für die Ökosysteme in den Regionen in äußerster
Randlage
33
3. DIE ROLLE DER REGIONALPOLITIK IN DEN REGIONEN IN
ÄUSSERSTER RANDLAGE - EIN ÜBERBLICK
37
4. REGIONALPOLITIK UND KLIMAWANDEL IN DEN REGIONEN IN
ÄUSSERSTER RANDLAGE - ERKENNTNISSE
43
4.1. Schwierigkeiten bei der Bewertung der Auswirkungen der europäischen
Regionalpolitik auf den Klimawandel
44
4.2. Karibik
45
4.2.1. Guadeloupe
52
4.2.2. Martinique
62
4.3. Indischer Ozean
71
4.3.1. Réunion
71
4.4. Makaronesien
80
4.4.1. Die Kanarischen Inseln
82
4.4.2. Die Azoren
93
4.4.3. Madeira
100
4.5. Amazonasgebiet
108
4.5.1. Französisch-Guayana
108
3
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
5. ZUSAMMENFASSUNG UND EMPFEHLUNGEN
115
ANHANG
119
A1 SOZIOÖKONOMISCHE VERHÄLTNISSE IN DEN REGIONEN IN
ÄUSSERSTER RANDLAGE
119
A2 MASSNAHMEN ZUR BEGRENZUNG DER AUSWIRKUNGEN DES
KLIMAWANDELS IM RAHMEN DER GAP
131
LITERATURHINWEISE
159
4
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
ABKÜRZUNGEN
ACCC Adapting to Climate Change in the Caribbean (Anpassung an den
Klimawandel in der Karibik)
AOGCM Atmospheric-Ocean General Circulation Model (Allgemeines
Atmosphären-Ozean-Zirkulationsmodell)
ARM Autonome Region Madeira
AWZ Ausschließliche Wirtschaftszone
BIP Bruttoinlandsprodukt
C Celsius
CARICOM CARIbbean COMmunity (Karibische Gemeinschaft)
CCCCC Caribbean Community Climate Change Centre (Zentrum der
Karibischen Gemeinschaft für Klimawandel)
CCS Carbon Capture and Storage (Kohlenstoffbindung und speicherung)
CEA Canadian Executing Agency (Kanadische Exekutivagentur)
CIDA Canadian International Development Agency (Kanadische Agentur
für internationale Entwicklung)
CIPORE Caribbean Information Platform On Renewable Energy (Karibische
Informationsplattform für erneuerbare Energien)
CPACC Caribbean Planning for Adaptation to Climate Change (Karibische
Planung für die Anpassung an den Klimawandel)
DAWI Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse
ECCP European Climate Change Programme (Europäisches Programm zur
Klimaänderung)
EDF Électricité de France (Französische Elektrizitätsgesellschaft)
EFF Europäische Fischereifonds
EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung
EK Europäische Kommission
ELER Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des
ländlichen Raums
ENRD Europäisches Netz für die Entwicklung des ländlichen Raums
(European Network for Rural Development)
ENSO El Niño/Südliche Oszillation
EPO Education and Public Outreach (Ausbildung und
Öffentlichkeitsarbeit)
5
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
ERSST Extended Reconstructed Sea Surface Temperature (Erweiterte
rekonstruierte Meeresoberflächentemperatur)
ESF Europäischer Sozialfonds
EU Europäische Union
EUA Europäische Umweltagentur
FAO Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten
Nationen (Food and Agriculture Organization of the United Nations)
FEDER Fonds Européen de Développement Régional
(Europäischer Fonds für regionale Entwicklung/EFRE)
GAP Gemeinsame Agrarpolitik
GCM Global Climate Model (Globales Klimamodell)
GEF Global Environment Facility (Globale Umweltfazilität)
GERRI Grenelle de l’Environment à la Réunion (Umwelt-Grenelle auf La
Réunion)
GFP Gemeinsame Fischereipolitik
GPP Gabinete de Planeamento e Politicas
(Planungs- und Landwirtschaftsamt)
GWh Gigawattstunde
HadISST Hadley centre sea Ice and Sea Surface Temperature (Hadley Centre
Meereseis- und Meeresoberflächentemperatur)
HEQ High Environmental Quality (Hohe Umweltqualität)
HQE High Quality Environment (qualitativ hochwertige Umwelt)
IKZM Integriertes Küstenzonenmanagement
IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher
Ausschuss für Klimaänderungen)
LEADER Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen
Wirtschaft (Gemeinschaftsinitiative)
LMSL Local Mean Sea Level (Normalhöhennull)
LOCAN PLataforma Oceánica de CANarias
(Meeresplattform der Kanarischen Inseln)
m Meter
MAC Madeira-Açores-Canarias (Madeira-Azoren-Kanarische Inseln)
MACC Projekt „Mainstreaming Adaptation to Climate Change“
mm Millimeter
MOC Meridional Overturning Circulation (meridionale Umwälzzirkulation)
6
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
MOT Meeresoberflächentemperatur
MSA Meeresspiegelanstieg
MW Megawatt
NAO Nordatlantische Oszillation
NASA National Aeronautics and Space Administration (Nationale Luft- und
Raumfahrtbehörde der USA)
OMMM Observatoire du Milieu Marin Martiniquais (Institut für
Meeresforschung von Martinique)
OP Operationelles Programm
PAG Parc Amazonien de Guyane (Amazonaspark Guyana)
PECAN Plan Energético de CANarias Energy (Energieplan der Kanarischen
Inseln)
PIK Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
PLE Programm für ländliche Entwicklung
PNRG Parc Naturel Régional de la Guyane (Regionaler Naturpark von
Guyana)
POSEI Sondermaßnahmen im Bereich der Landwirtschaft zugunsten der
französischen überseeischen Departements (POSEIDOM), der
Azoren, Madeira (POSEIMA), der Kanarischen Inseln (POSEICAN)
PRERUE Regionaler Plan für die Erforschung und den Einsatz erneuerbarer
Energiequellen sowie für eine rationelle Energienutzung in
Guadeloupe bis 2020
PRODERAM PROgrama de DEsenvolvimento rural da Região Autónoma da
Madeira (Programm zur ländlichen Entwicklung der Autonomen
Region Madeira)
PRORURAL PROgrama de desenvolvimento RURAL da Região Autónoma dos
Açores (Programm zur ländlichen Entwicklung der Autonomen
Region Azoren)
RPIU Regional Project Implementation Unit (Regionale
Projektdurchführungseinheit)
SAGITAL Servicios de Adaptación para la Gestión de Iniciativas Turisticopesqueraas en Áreas Litorales (Anpassungdienste für Initiativen im
Fischereitourismus in Küstengebieten: Asturien, Andalusien und
Kanarische Inseln, Spanien)
SLP Sea Level Pressure (Meeresspiegeldruck)
THG Treibhausgas
THZ Thermohaline Zirkulation
7
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
UNFCCC United Nations Framework Convention on Climate Change
(Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über
Klimaänderungen)
URBACT Europäisches Austausch- und Lernprogramm zur Förderung einer
nachhaltigen Stadtentwicklung
UVP Umweltverträglichkeitsprüfung
VN Vereinte Nationen
WWF World Wildlife Fund
8
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
ABBILDUNGEN
Abbildung 1
Szenarien für den weltweiten Klimawandel und seine Auswirkungen auf das
Klima und den Meeresspiegelanstieg
20
Abbildung 2
Dekadische Entwicklung der MOT im Zeitraum 1950-2005
24
Abbildung 3
Projektion der veränderten Niederschlagsmengen für 2100
25
Abbildung 4
Schwankungen beim prognostizierten MSA für das 21. Jahrhundert in den
verschiedenen Studien
27
Abbildung 5
MSA im Verlauf des 21. Jahrhunderts
28
Abbildung 6
Relativer Unterschied in der Höhe der Meeresoberfläche im Jahrzehnt 20902099 - ohne Abschmelzung von Festlandeis
28
Abbildung 7
Mögliche Kippelemente im Klimasystem, Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK)
33
Abbildung 8
Gegenwärtig, 2030 und 2050 gefährdete Riffe
36
Abbildung 9
Projekt „Mainstreaming Adaptation to Climate Change“
45
Abbildung 10
Prognostizierte Niederschlagsänderungen nach verschiedenen Zeithorizonten
(Projekt „Adapting to Climate Change in the Caribbean“ (ACCC))
47
Abbildung 11
Gegenwärtig, 2030 und 2050 gefährdete Riffe
48
Abbildung 12
EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen in Guadeloupe
55
Abbildung 13
Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Martinique
55
Abbildung 14
EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen in Martinique
63
Abbildung 15
Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Martinique
64
Abbildung 16
EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen in Réunion
73
9
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Abbildung 17
Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Réunion
73
Abbildung 18
EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen auf den
Kanarischen Inseln
84
Abbildung 19
EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen auf den Azoren
95
Abbildung 20
Jährlicher Betrag aus Säule 2 für die Azoren
96
Abbildung 21
Deutlich zurückgehende Niederschlagsmengen
101
Abbildung 22
Temperatur auf Madeira (2071-2100)
101
Abbildung 23
EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen auf Madeira
102
Abbildung 24
Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Madeira
103
Abbildung 25
EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen in Guayana
110
Abbildung 26
Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Guayana
110
10
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
ZUSAMMENFASSUNG
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den möglichen Auswirkungen des Klimawandels
auf die Regionen in äußerster Randlage und gibt einen Überblick über die Maßnahmen und
Initiativen der EU-Regionalpolitik, die einen Beitrag zur Abschwächung der Folgen und zur
Anpassung dieser Regionen an den Klimawandel leisten.
Innerhalb dieses Themenspektrums ergeben sich drei Bereiche, die von besonderem
Interesse sind:
•
Bevölkerungskonzentration,
Küstengebieten;
sozioökonomische
Aktivitäten
•
Anfälligkeit für extreme Witterungsbedingungen
Dürren, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche);
•
Abhängigkeit
von
Wasserressourcen
(küstennahe
Grundwasserleiter),
ausgesprochen anfällig für Meeresspiegeländerungen sind.
(z. B.
und
Infrastruktur
Orkane,
in
Wirbelstürme,
die
Während die Küstengebiete von Überschwemmungen, Erosion und Trinkwasserknappheit
bedroht sind, stellen der Verlust der Artenvielfalt und seine Auswirkungen auf den Tourismus
nach wie vor ein zentrales Anliegen dar und stehen im Mittelpunkt der aktuellen Gespräche
über den Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, eine kritische Bewertung der möglichen Gefahren des
Klimawandels für die Regionen in äußerster Randlage vorzunehmen und die passenden
regionalpolitischen Maßnahmen und Initiativen zu ermitteln. Dementsprechend wurden drei
wesentliche Forschungsziele ausgewählt:
a) Analyse der regionalen Auswirkungen des Klimawandels auf die Regionen in äußerster
Randlage auf der Grundlage mehrerer Szenarien der Klimaänderung;
b) Ermittlung der Auswirkungen des Klimawandels auf wirtschaftlich relevante Sektoren
wie Tourismus, Landwirtschaft und Fischerei;
c) Analyse des Beitrags regionalpolitischer Maßnahmen (Europäischer Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE), Programm für ländliche Entwicklung (PLE) und
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER))
zur Dämpfung der negativen Auswirkungen des Klimawandels und zur Stärkung der
regionalen Minderungs- und Anpassungsprogramme.
Gegenwärtig gibt es neun Regionen in äußerster Randlage in vier verschiedenen
geografischen Zonen: Karibik, Makaronesien, Indischer Ozean und Amazonas. Sieben wurden
für diese Studie ausgewählt: Guadeloupe und Martinique in der Karibik, die Kanarischen
Inseln, die Azoren und Madeira in Makaronesien, La Réunion im Indischen Ozean und
Französisch-Guyana im Amazonas.
Obgleich sich die Regionen in äußerster Randlage in weiter Entfernung von den EUMitgliedstaaten befinden, fallen sie unter das Gemeinschaftsrecht und verkörpern in
wirtschaftlicher und biologischer Hinsicht einen wichtigen Bestandteil der EU. Gemäß dem
Lissabon-Vertrag (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), Artikel 349)
kann der Rat spezifische Maßnahmen beschließen, die insbesondere darauf abzielen, die
Bedingungen für die Anwendung der Verträge auf die Gebiete in äußerster Randlage,
einschließlich gemeinsamer Politiken, festzulegen.
Die EU-Kohäsionspolitik fördert die wirtschaftliche Entwicklung und Konvergenz dieser
Regionen mit der EU auf dem europäischen Kontinent. Im Rahmen dieser Politik werden den
Regionen in äußerster Randlage mit Hilfe spezifischer Finanzinstrumente Mittel aus den
Struktur- und Kohäsionsfonds in den Bereichen Fischerei und Landwirtschaft zugewiesen, für
11
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
den letztgenannten Bereich stammen sie aus der zweiten Säule der Gemeinsamen
Agrarpolitik (GAP). Darüber hinaus leistet die Regionalpolitik einen Beitrag zum Kampf gegen
den regionalen Klimawandel, insbesondere durch die Bereitstellung von EFRE-Mitteln.
Mit Klimawandel sind langfristige Veränderungen der statistischen Verteilung des globalen
Wetterverhaltens gemeint. Diese Veränderungen umfassen eine Erderwärmungstendenz, die
sich auf die Wind- und Meeresströmungen auswirkt, zu Veränderungen in der Verteilung der
Niederschläge und zu einem Anstieg der Häufigkeit und einer verstärkten Intensität von
extremen Wetterverhältnissen führt. Alles in allem bringt der Klimawandel in den Regionen in
äußerster Randlage zahlreiche Probleme mit sich, darunter insbesondere einen
Biodiversitätsverlust, gesundheitliche Folgen und Wasserversorgungsprobleme.
In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts waren in den Regionen in äußerster Randlage
deutliche Veränderungen der Meeresoberflächentemperatur (MOT), der Luftzirkulation,
der
Niederschlagsmuster,
der
Meeresspiegel
und
der
Häufigkeit
von
Schlechtwetterbedingungen mit zahlreichen negativen regionalen Auswirkungen zu
verzeichnen. In allen Regionen in äußerster Randlage bewegte sich die Tendenz in Richtung
eines Anstiegs der MOT. Dieser Trend wird sich, wenn auch mit einigen geografischen
Unterschieden, voraussichtlich fortsetzen. Bisher war Réunion besonders schwer davon
betroffen.
Veränderungen
der
Lufttemperatur,
der
Luftzirkulation
und
der
Niederschlagsmengen wurden dort innerhalb eines fünfzigjährigen Zeitraums ebenfalls
erfasst. Französisch-Guyana war ganz besonders von Veränderungen der Luftzirkulation
betroffen, während in der Karibik die Kombination aus höheren Temperaturen und geringen
Regenfällen vermehrt Dürren zur Folge hatte. Umgekehrt waren in einigen europäischen
Regionen in äußerster Randlage höhere Niederschlagsmengen zu verzeichnen, wie
beispielsweise auf Réunion.
Kleine Inseln sind aufgrund ihres anfälligen Grundwasserspiegels besonders von
Veränderungen der Niederschlagsmengen betroffen. Es wird davon ausgegangenen, dass sich
die zunehmende Häufigkeit von Orkanen im Nordatlantik auch auf die tropischen Regionen
ausbreitet und stärkere Winde und Regenfälle mit sich bringt; allerdings weisen die einzelnen
Modellstudien unterschiedliche Ergebnisse auf.
Der Anstieg des Meeresspiegels hat sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem globalen
Problem entwickelt. Aus Studien geht hervor, dass dieser Anstieg besonders in der Karibik,
an der Amazonasküste und in Makaronesien ein erhebliches Ausmaß annehmen wird. Mit der
Erderwärmung ist die thermohaline Zirkulation (THZ) deutlich zurückgegangen.
Dementsprechend werden tiefgreifende Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen der
Regionen in äußerster Randlage vorhergesagt, darunter der Anstieg der Höchsttemperaturen
in Makaronesien, die Zerstörung der Korallenriffe in der Karibik und das Absterben der
Regenwälder im Amazonas-Gebiet.
Die Regionen in äußerster Randlage sind aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage und der
empfindlichen Ökosysteme besonders anfällig für die negativen Auswirkungen des
Klimawandels. Aus diesem Grund nehmen Klimaschutz und Klimaanpassung einen wichtigen
Stellenwert in den politischen Strategien dieser Regionen ein. Der Verlust der Artenvielfalt
und der Erhalt der Grundwasserspiegel stellen wichtige Anliegen dar. Artenvielfalt fördert den
Tourismus, trägt aber auch in entscheidendem Maße zur ökologischen Widerstandsfähigkeit
bei. Die Uferlinien (z. B. Mangroven und Korallenriffe) unterstützen die Widerstandsfähigkeit
der Regionen in äußerster Randlage gegenüber schädlichen natürlichen Einwirkungen. Die
Mangroven-Gebiete sind in Guadeloupe und in der Karibik durch einen Anstieg der
Meeresspiegel und eine Zunahme tropischer Stürme gefährdet. Die Korallenriffe erleiden
Schaden durch eine Versauerung der Meere. Gegenwärtig sind Riffe in Guadeloupe,
Martinique und Réunion großen Gefahren ausgesetzt. Es hat sich herausgestellt, dass die
Folgen des Klimawandels im Zusammenspiel mit einem menschlichen Einwirken die
12
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Umweltschäden in den Regionen in äußerster
Widerstandsfähigkeit dieser Ökosysteme schaden.
Randlage
verschlimmern
und
der
Regionalpolitik - Festlegung des Rahmens für Maßnahmen der EU
In der aktuellen Studie zum Thema „Regionale Herausforderungen mit Blick auf 2020 - Phase
2: Erweiterung und Vertiefung der Analyse“ 1 werden die besonderen Herausforderungen für
die Regionen in äußerster Randlage hervorgehoben. Dabei wird insbesondere auf drei
Problembereiche
verwiesen,
namentlich
soziodemografische
und
wirtschaftliche
Schwierigkeiten sowie Klimawandel und Energiefragen.
Die Strategie „Europa 2020 - Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives
Wachstum 2 “ bildet die Hauptgrundlage für die Förderung eines nachhaltigen
Wirtschaftswachstums in der EU. Mit dem Schwerpunkt auf intelligentem und nachhaltigem
Wachstum werden im Rahmen dieser Strategie regionalpolitische Instrumente unterstützt. In
den Regionen in äußerster Randlage bildet die Regionalpolitik ein wichtiges Instrument des
lokalen Klimaschutzes und der Klimaanpassung.
Zugute kommen den Regionen in äußerster Randlage zur Bewältigung dieser einzigartigen
Probleme im Zeitraum 2007-2013 Investitionen aus den EU-Strukturfonds in Höhe von
7,8 Mrd. EUR, getätigt im Rahmen des EFRE, des Europäischen Sozialfonds (ESF), des ELER,
des Europäischen Fischereifonds (EFF) sowie spezifische Maßnahmen für Agrarprodukte zur
Unterstützung der französische überseeischen Departements (POSEIDOM), der Azoren und
Madeira (POSEIMA) und der Kanarischen Inseln (POSEICAN). In Ergänzung dieser
Maßnahmen und zur Bewältigung der spezifischen regionalen Entwicklungsaufgaben in den
Regionen in äußerster Randlage hat die Kommission die Mitteilung „Die Regionen in
äußerster Randlage: eine Chance für Europa“ sowie darüber hinaus die Studie „Die
wirtschaftlichen Auswirkungen der Anpassung an den Klimawandel in den EUKüstengebieten“ vorgelegt.
Die wichtigsten Maßnahmen im Rahmen der Kohäsionspolitik und der zweiten Säule der GAP
mit Blick auf den Klimawandel werden in zwei Hauptgruppen unterteilt:
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sollen die Widerstandsfähigkeit
natürlicher und vom Menschen geschaffener Systeme gegen die negativen Auswirkungen des
Klimawandels erhöhen. Die Anpassung an den Klimawandel, von zentraler Bedeutung in den
Entwicklungsländern, trägt zur Steigerung der menschlichen Anpassungskapazitäten und potenziale (Anpassungsfähigkeit) im Gefolge von Klimaänderungen bei. Programme zur
Anpassung an den Klimawandel gelten in der Regel als passive Strategien und umfassen:
Finanzmittel für den Erhalt natürlicher Ressourcen, Wasserversorgung und -bewirtschaftung,
Katastrophenmanagement und Initiativen im Gesundheitsbereich.
Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels tragen zum Abbau der
Treibhausgasemissionen (THG) bzw. zur Verbesserung der THG-Bindung durch die
Entwicklung und den Ausbau lokaler Kohlenstoffsenken bei. Derartige Maßnahmen werden in
der Regel aus eigener Initiative ergriffen und leisten einen Beitrag zur ökologischen, sozialen
und wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit der Regionen in äußerster Randlage. Die
Programme umfassen Investitionen in erneuerbare Energien, eine Verbesserung der
institutionellen
Energieeffizienz
und
die
Förderung
umweltfreundlicheren
Verbraucherverhaltens (z. B. Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs).
1
2
GD Regio, 2011.
EK, 2010-2.
13
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Ergebnisse für die Regionen in äußerster Randlage
Klimawandels und regionalpolitische Maßnahmen
-
Auswirkungen
des
Mit dieser Studie wurden regionalspezifische Auswirkungen des Klimawandels und ihre
Verbindung mit regionalpolitischen Strukturen ermittelt.
In Guadeloupe sind ein Rückgang der Wald- und Mangrovengebiete, Artenverlust und
Korallenbleiche (die zu schweren Erosionen führt) zu verzeichnen. Als besonders anfällig
gelten
die
hinter
den
Mangrovengebieten
befindlichen
hochwassergefährdeten
Süßwasserökosysteme. Tropische Stürme treiben den Artenvielfaltverlust voran und
behindern die regionale wirtschaftliche Entwicklung durch den Rückgang der
Tourismuszahlen. Darüber hinaus führen steigende Temperaturen zu Problemen im Bereich
der öffentlichen Gesundheit.
Nahezu ein Drittel des gegenwärtigen EFRE-Budgets (2007-2013) wird in Anpassung und
Abschwächung investiert. Derzeit fließt der größte Anteil in die Wasserbewirtschaftung und
Abwasseraufbereitung, gefolgt von Abfallbewirtschaftung. Im Gegenzug dazu werden alle im
Bereich der Bekämpfung des Klimawandels investierten Mittel aus dem ELER für
Agrarförderung (zur Unterstützung benachteiligter Gebiete und Zahlungen für
Agrarumweltmaßnahmen) aufgewendet.
Martinique läuft Gefahr, dass die tropischen Regenwälder im Hochland durch längere
Dürreperioden und geringere Niederschläge zerstört werden. Eine steigende Intensität
tropischer Stürme wirkt sich nachteilig auf die Mangroven und die maritime Artenvielfalt aus,
und ein Anstieg des Meeresspiegels kann das Ausbleichen der Korallen in Küstengebieten zur
Folge haben. Auch der Tourismus wird von derartigen Veränderungen des Ökosystems
beeinträchtigt. Allerdings wird insbesondere auch mit einem Anstieg der Temperaturen und
einer Veränderung der Luftfeuchtigkeit die Übertragung von Krankheitserregern zunehmen.
In Martinique wird etwa die Hälfte des EFRE-Budgets direkt oder indirekt in die Bewältigung
des Klimawandels investiert. Der größte Anteil entfiel auf den „multimodalen Verkehr“ (etwa
ein Drittel der EFRE-Mittel). Der Beitrag aus der zweiten Säule des GAP fiel weniger
umfangreich aus und floss hauptsächlich in die Agrarförderung in benachteiligten Gebieten.
Réunion ist gemeinhin für seine große biologische Vielfalt bekannt. Landwirtschaftliche
Aktivitäten und der Klimawandel verursachen Schäden an natürlichen Lebensräumen. Ein
besonderes Problem stellen invasive Arten dar, die gegenwärtig die lokalen Ökosysteme
bedrohen. Der Anstieg der Meeresspiegel und die Korallenbleiche sind in den Küstengebieten
stark ausgeprägt. Eine besonders schwere Gefahr für die öffentliche Gesundheit stellt die
Ausbreitung von Mikroalgen dar. Alles in allem wird sich der Klimawandel nachteilig auf die
Artenvielfalt, die menschliche Gesundheit und das touristische Angebot in Réunion auswirken.
Im aktuellen Zeitraum (2007-2013) werden etwa ein Drittel des EFRE-Mittel für Maßnahmen
zur Bekämpfung des Klimawandels bereitgestellt. Der größte Anteil fließt in die
Wasserbewirtschaftung und die Abwasseraufbereitung. Die GAP-Zahlungen in diesem Bereich
sind relativ gering und erfolgen gezielt hauptsächlich in den benachteiligten Gebieten.
Makaronesien (die Kanarischen Inseln, die Azoren und Madeira) haben mit
Veränderungen des Azorenhochs zu kämpfen, die sich auf die bioklimatischen Gebiete der
einzigartigen Lorbeerwälder der Region ausgewirkt haben. Diese Gebiete sind besonders
durch invasive Arten wie auch durch Dürre und Versteppung gefährdet. Die Versauerung der
Meere führt zu Veränderungen der maritimen Ökosysteme, gefährdet die Tiefseekorallen und
wirkt sich schädlich auf die Artenvielfalt aus. Darüber hinaus hat ein Anstieg der
Meerestemperatur zur Ausbreitung von Warmwasserarten geführt, die in dieser Region nicht
heimisch sind. Gesundheitliche Probleme umfassen die nachteiligen Folgen von Hitzewellen,
tropischen Krankheiten und das vermehrte Auftreten von Allergien. Es wird daher von
14
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Einbußen im regionalen Tourismus ausgegangen, wodurch sich die wirtschaftlichen und
sozialen Folgen des Klimawandels weiter verschärfen.
Zwischen den Regionen in äußerster Randlage in Makaronesien bestehen erhebliche
Unterschiede bei der Mittelverwendung. Auf den Kanarischen Inseln wird etwa ein Drittel der
aktuellen EFRE-Mittel für Abschwächungs- und Anpassungsmaßnahmen aufgewendet. Die
Mittel fließen hauptsächlich in die Hafen- und Gesundheitsinfrastruktur. Der Schwerpunkt des
FRP liegt in der Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe und einer Erhöhung der
Wertschöpfung bei land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen. Auf den Azoren wird weniger
als ein Viertel der EFRE-Mittel in Programme zur Bekämpfung des Klimawandels investiert,
wohingegen die GAP-Finanzierung (aus der 2. Säule) über dem Durchschnitt liegt und sich
hauptsächlich an benachteiligte Gebiete richtet. In Madeira ist der Anteil aus der zweiten
Säule gering (zur Unterstützung von Landwirten in Berggebieten), und ein Drittel der EFREMittel wird für Programme zur Bekämpfung des Klimawandels (Finanzierung von
Abfallentsorgung und Wasserbewirtschaftung sowie Abwasseraufbereitung) veranschlagt.
Französisch-Guyana - der Amazonische Regenwald in Französisch-Guyana wird
voraussichtlich stark von Austrocknung und Dürre betroffen sein. Darüber hinaus ist mit der
Zunahme der von Insekten übertragenen Krankheiten eine Gefahr für die ökologische und die
menschliche Gesundheit verbunden. In Französisch-Guyana liegt der Anteil der für die
Bekämpfung des Klimawandels aufgewendeten EFRE-Mittel in allen Regionen in äußerster
Randlage am niedrigsten. Dies trifft ebenso auf die Mittel aus der zweiten Säule der GAP zu.
Schlussfolgerungen
Die Verfasser der Studie kommen zu dem Schluss, dass der Klimawandel mit zahlreichen
Folgen für die Regionen in äußerster Randlage verbunden ist. Zu den besonderen
nachteiligen Auswirkungen, die für alle Regionen vorhergesagt werden, gehören
der Verlust an Artenvielfalt, Schwierigkeiten im Bereich der Landwirtschaft und der
Wasserversorgung, der Rückgang der Touristenzahlen sowie Gesundheitsprobleme.
Die politischen Maßnahmen sind gegenwärtig sowohl auf eine Abschwächung der Folgen
sowie auf eine Anpassung an den Klimawandel ausgerichtet. Für die Anpassungsmaßnahmen
lag die Mittelausstattung zwar höher, sie stellen allerdings lediglich eine defensive Strategie
dar. Im Gegensatz dazu zeigen die Abschwächungsmaßnahmen mehr Wirkung bei der
Bekämpfung des Klimawandels, weil sie auf einer aktiven Strategie basieren.
Regionalpolitische Maßnahmen zur Anpassung umfassen in nahezu allen Regionen in
äußerster Randlage:
•
Wasserwirtschaft - Abwasseraufbereitung und Trinkwasserversorgung
•
Abfallbewirtschaftung - obgleich dies in vielen Fällen mit Abfallverbrennung
verbunden ist, die zum Klimawandel beiträgt
•
Anpassung von Infrastruktureinrichtungen
insbesondere von Hafenanlagen
•
Erhalt und Schutz des Naturerbes - Ausweisung von Naturschutzgebieten und
Ausarbeitung von Regelungen für die Verwendung natürlicher Ressourcen
•
Investitionen in die soziale Infrastruktur - Gesundheitsinfrastruktur
an
extreme
Wetterverhältnisse
-
Zur Abschwächung werden in fast allen Regionen in äußerster Randlage folgende
regionalpolitische Maßnahmen durchgeführt:
•
Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen - Aufbau einer Infrastruktur für
erneuerbare Energien
•
Energieeffizienzmaßnahmen - Investitionen in energiesparende Technologien
15
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
•
Verkehr - Förderung von Veränderungen beim Anteil der einzelnen Verkehrsarten
durch die Verlagerung auf öffentlichen Personenverkehr
•
allgemeine und berufliche Bildung - Erwachsenenbildung in Fragen des Klimawandels
und Einführung von klimaschützenden Technologien (insbesondere in der
Landwirtschaft)
Somit kann eingeschätzt werden, dass sich in der Regionalpolitik zahlreiche
vielversprechende Initiativen finden lassen. Dies trifft insbesondere auf den Bereich der
Infrastruktur für erneuerbare Energien und den Schutz natürlicher Lebensräume zu. Im Zuge
der Studie konnten einige vorbildliche Beispiele für aus dem EFRE und der zweiten Säule der
GAP finanzierte Programme in den Bereichen Infrastrukturentwicklung und finanzielle
Unterstützung benachteiligter Gebiete ermittelt werden.
Stellt man allerdings die Intensität der Auswirkungen des Klimawandels auf die lokale
Infrastruktur, die Artenvielfalt, die Gesundheitssituation und den Tourismus der
Finanzausstattung in diesen Gebieten gegenüber, zeigt sich, dass die Mittel nicht ausreichen,
um die Regionen in äußerster Randlage auf die künftigen Schwierigkeiten, die mit dem
Klimawandel einhergehen, vorzubereiten. Des Weiteren fällt das „Nettoergebnis“ angesichts
der Mittel, die für nicht nachhaltige regionale Maßnahmen (in Bereichen wie motorisierter
Individualverkehr, Intensivanbau, umweltschädigender Tourismus), veranschlagt werden,
negativ aus.
Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die Strategie „Europa 2020“ für integratives und
nachhaltiges Wachstum sollten künftige Vorhaben, die im Rahmen der EU-Kohäsionspolitik
finanziert werden, einem Klimawandeltest unterzogen werden, um die tatsächlichen
Auswirkungen regionaler Entwicklungsprojekte ganzheitlicher zu betrachten. Darüber hinaus
kommen die Verfasser der Studie vor dem Hintergrund des prioritären Status, der dem
Klimawandel in der Strategie EU 2020 eingeräumt wird, zu dem Schluss, dass es in den
Regionen in äußerster Randlage nur begrenzte Maßnahmen einer kohäsionspolitischen
Einflussnahme in diesem Bereich gibt und dies durch zusätzliche Investitionen zur Anpassung
an den Klimawandel und zur Abschwächung seiner Folgen verbessert werden könnte.
16
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
1. EINLEITUNG
In dieser Studie werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Regionen in äußerster
Randlage sowie die regionalpolitischen Maßnahmen und Initiativen der EU in diesen Regionen
und ihre Wirksamkeit im Bereich des Klimawandels (Abschwächung und Anpassung) näher
beleuchtet. Dabei sind die folgenden Aspekte von besonderem Interesse:
•
Bevölkerungskonzentration,
Küstengebieten;
sozioökomische
Aktivitäten
und
Infrastruktur
•
hohe Anfälligkeit gegenüber extremen Witterungsbedingungen
Wirbelstürme, Dürren, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche);
•
Abhängigkeit
von
Wasserressourcen
(küstennahe
Grundwasserleiter),
ausgesprochen anfällig für Meeresspiegeländerungen sind.
(z. B.
in
Orkane,
die
Darüber hinaus geht von Überschwemmungen, Erosion und Trinkwasserknappheit zwar eine
gewisse Gefahr für die Küstengebiete aus, allerdings konzentrieren sich die gegenwärtigen
Diskussionen über den Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage hauptsächlich auf
den Verlust der Artenvielfalt, der mit erheblichen Folgen für die Landwirtschaft, die Fischerei
und die für die Inseln so wichtige Tourismusindustrie verbunden ist.
Ziel dieser Studie ist es, den Blick auf mögliche Gefahren, die mit dem Klimawandel für die
Regionen in äußerster Randlage verbunden sind, zu erweitern und die Rolle der
Regionalpolitik in diesem Zusammenhang auszuweiten. Folgende Aspekte werden in der
Studie behandelt:
a) Analyse der regionalen Auswirkungen des Klimawandels auf die Regionen in äußerster
Randlage auf der Grundlage mehrerer Szenarien der Klimaänderung;
b) Ermittlung der Auswirkungen des Klimawandels auf wirtschaftlich relevante Sektoren
wie Tourismus, Landwirtschaft und Fischerei;
c) Analyse des Beitrags regionalpolitischer Maßnahmen (Europäischer Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE), Programm für ländliche Entwicklung (PLE) und
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER))
zur Verminderung der negativen Auswirkungen des Klimawandels und zur Stärkung
der regionalen Minderungs- und Anpassungsprogramme.
Die Studie widmet sich vorrangig den genannten Aspekten. Kapitel 2 enthält eine kurze
Erklärung des Phänomens Klimawandel. Anschließend werden insbesondere die möglichen
Folgen des Klimawandels in den Regionen in äußerster Randlage näher beleuchtet.
In Kapitel 3 werden die Möglichkeiten der Regionalpolitik in den Regionen in äußerster
Randlage erläutert - mit besonderem Schwerpunkt auf durch die EU kofinanzierte Initiativen , zu denen beispielsweise der Struktur- und der Kohäsionsfonds gehören.
In Kapitel 4 werden anschließend die beiden Hauptthemen dieser analytischen Studie
zusammengeführt und eine Beschreibung der möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf
die Regionen, der Folgen für die dortige sozioökonomische Situation und der
regionalpolitischen Maßnahmen, die zur Verfügung stehen, um diese Herausforderungen zu
bewältigen, vorgenommen. Dabei werden alle acht Regionen, die in dieser Studie behandelt
werden, mit Blick auf die vorstehend genannten Aspekte einer gründlichen Analyse
unterzogen.
Kapitel 5 enthält eine Zusammenfassung und Empfehlungen für regionalpolitische
Maßnahmen in den Regionen in äußerster Randlage zur Bewältigung der Folgen des
Klimawandels.
17
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
1.1.
Der globale Klimawandel und die damit verbundenen Gefahren
Der Klimawandel ist definiert als eine langfristige Veränderung der statistischen
Wetterbedingungen über einen Zeitraum von Jahrzehnten bis zu Millionen von Jahren. Dazu
gehören Veränderungen der durchschnittlichen Witterungsbedingungen oder Veränderungen
in der Verteilung der Wetterereignisse gemessen am Durchschnitt, beispielsweise das
Auftreten von mehr oder von weniger extremen Wetterereignissen. Klimawandel kann sich
auf eine bestimmte Region beschränken oder weltweit auftreten. Ganz allgemein lässt sich
der Klimawandel als eine Veränderung der statistischen Merkmale des Klimasystems über
mehrere Jahrzehnte oder einen längeren Zeitraum definieren, unabhängig davon welche
Ursachen dem zugrunde liegen.
Unter Erderwärmung versteht man den Anstieg der durchschnittlichen Temperatur der
bodennahen Luft und der Ozeane seit Mitte des 20. Jahrhunderts sowie die prognostizierte
zukünftige Entwicklung. Laut Viertem Sachstandsbericht des UN-Weltklimarats (IPCC)
erhöhte sich die Temperatur an der Erdoberfläche im 20. Jahrhundert um 0,74 ± 0,18 °C 3 .
Der seit Mitte des 20. Jahrhunderts beobachtete Temperaturanstieg wird hauptsächlich auf
die Zunahme der durch menschliches Handeln, wie die Verbrennung fossiler Brennstoffe und
die Zerstörung der Wälder, erzeugten Treibhausgase (THG) zurückgeführt 4 .
Die globale Verdunkelung, die auf einer erhöhten Konzentration von durch den Menschen
erzeugten Partikeln in der Atmosphäre beruht, die die Eigenschaften von Wolken verändern
und das Sonnenlicht daran hindern, die Erdoberfläche zu erreichen, hat der durch THG
verursachten Erderwärmung teilweise entgegengewirkt. Wissenschaftler sind sich darüber
einig, dass die globale Erwärmung vom Menschen verursacht wird. Diese Erkenntnis wird von
den einzelstaatlichen wissenschaftlichen Institutionen der wichtigsten Industrienationen
anerkannt und von keiner namhaften nationalen oder internationalen wissenschaftlichen
Einrichtung zurückgewiesen 5 6 .
Nichtsdestotrotz zeigt sich die breite Öffentlichkeit nach wie vor skeptisch. Das KyotoProtokoll zielt auf eine Stabilisierung der THG-Konzentration ab, um „gefährliche
anthropogene Störungen“ auszuschließen. Bis zum November 2009 hatten 187 Staaten das
Protokoll unterzeichnet und ratifiziert. Als Maßnahmen gegen die Erderwärmung werden
Klimaschutzmaßnahmen zur Verringerung der Emissionen, eine Anpassung an die
Auswirkungen der Erderwärmung sowie Geo-Engineering vorgeschlagen, um die THG aus der
Atmosphäre zu entfernen.
3
4
5
6
IPCC, 2007.
UN-Wissenschaftsrat, 2008; Nationaler Forschungsrat, 2010.
Die gemeinsame Erklärung aus dem Jahre 2001 wurde von den nationalen Akademien der Wissenschaften von
Australien, Belgien, Brasilien, Frankreich, Deutschland, Indien, Indonesien, Irland, Italien, Kanada, der Karibik,
Malaysia, Neuseeland, Schweden, dem Vereinigten Königreich und der Volksrepublik China unterzeichnet. Der
Erklärung aus dem Jahr 2005 schlossen sich Japan, Russland und die USA an, aus dem Jahr 2007 Mexiko und
Südafrika. Das Netzwerk der afrikanischen Akademien der Wissenschaft und die polnische Akademie der
Wissenschaft haben gesonderte Erklärungen herausgegeben. Zu den wissenschaftlichen Fachgesellschaften
gehören folgende Einrichtungen: American Astronomical Society, American Chemical Society, American
Geophysical Union, American Institute of Physics, American Meteorological Society, American Physical Society,
American Quaternary Association, Australian Meteorological and Oceanographic Society, Canadian Foundation for
Climate and Atmospheric Sciences, Canadian Meteorological and Oceanographic Society, Europäische Akademie
der Wissenschaften und Künste, Europäische Union der Geowissenschaften, Geological Society of America,
Geological Society of Australia, Geological Society of London-Stratigraphy Commission, InterAcademy Council,
International Union of Geodesy and Geophysics, International Union for Quaternary Research, National
Association of Geoscience Teachers, National Research Council (USA), Royal Meteorological Society, und
Weltorganisation für Meteorologie.
Oreskes, 2004.
18
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Die sieben Regionen 7 in äußerster Randlage der EU, die in dieser Analyse betrachtet werden Guadeloupe, Martinique, Réunion, die Kanarischen Inseln, die Azoren, Madeira, FranzösischGuyana - sind in vielfältiger Weise von den Folgen des Klimawandels betroffen. Diese Folgen
sind anhand von Modellen für den Klimawandel darzustellen.
7
Rein rechtlich gibt es natürlich neun Regionen in äußerster Randlage der EU, allerdings werden im Rahmen der
vorliegenden Studie die sieben Gebiete behandelt, auf die sich die Programmplanung des EFRE bezieht.
19
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Der globale Klimawandel wird weltweit in unterschiedlichen numerischen Modellen
dargestellt. Die Modelle unterscheiden sich in ihrer vertikalen und horizontalen Auflösung und
in der Darstellung der Prozesse voneinander. Klimamodelle können die Atmosphäre und die
Ozeane,
Kohlenstoffkreisläufe,
die
Chemie
der
Atmosphäre
und
Aerosole,
Verbindungssysteme Boden-Vegetation-Atmosphäre, Strahlung und Konvektion, „Upwelling
Diffusion“/Energiebilanz, Eisdecken sowie Berechnungen des Meeresspiegelanstiegs (MSA)
darstellen. 8 Prozesse auf der Erde wie Veränderungen der Landnutzung und -bewirtschaftung
werden in unterschiedlichem Ausmaß ebenfalls berücksichtigt.
Darüber hinaus werden verschiedene Annahmen über die gesellschaftliche Entwicklung
zugrunde gelegt. In Szenarium A2 9 in Abbildung 1, das die Entwicklung des Klimawandels
unter spezifischen sozioökonomischen Bedingungen darstellt, wird beispielsweise davon
ausgegangen, dass die Welt weiterhin auf die Erlangung von Wohlstand ausgerichtet ist, und
es werden insbesondere die regionalen Volkswirtschaften betrachtet. B1 geht dagegen davon
aus, dass die Welt auf Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit ausgerichtet ist und das Denken und
der Handel internationale Ziele verfolgen. Diese unterschiedlichen Annahmen führen
hinsichtlich der Kohlendioxidemissionen zu unterschiedlichen Ergebnissen und damit zu
unterschiedlich schweren Folgen für das globale Klima (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Szenarien für den weltweiten Klimawandel und seine Auswirkungen
auf das Klima und den Meeresspiegelanstieg
Quelle: Guide to the Integration of Climate Change Adaptation into the EIA (UVP)
Legende:
CO2-Emissionen - Jahr - CO2-Konzentrationen - SO2-Emissionen - SO2-Emissionen (Millionen Tonnen Schwefel pro
Jahr) - Temperaturwandel - Einige Modelle – alle SRES* Envelope - Modell-Ensemble – alle SRES Envelope
Die Säulen zeigen den Durchschnittswert aus mehreren Modellen für 2100 - Alle-IS92 - Anstieg des Meeresspiegels
(in Meter) - Gesamt SRES-Envelope, einschließlich der Land-Eis-Unsicherheiten - Einige Modelle – alle SRES-Envelope
- Durchschnitt aus den Modellen – alle SRES-Envelope - Die Säulen zeigen den Durchschnittswert aus mehreren
Modellen für 2100 - Alle-IS92 - *SRES - Special Report on Emission Scenarios
8
9
IPCC, 1997.
IPCC, 2000.
20
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
1.2. Die politischen Maßnahmen der EU im Kampf gegen den
Klimawandel
Die Bekämpfung des Klimawandels hat für die EU oberste Priorität. Die EU ist sehr darum
bemüht, ihre THG-Emissionen erheblich abzusenken, und ermutigt andere Länder und
Regionen, es ihr gleichzutun. Gleichzeitig wird in der EU eine Strategie für die Anpassung an
diejenigen Folgen des Klimawandels, die nicht länger verhindert werden können, erarbeitet.
Die Abschwächung des Klimawandels ist mit Kosten verbunden, allerdings wäre eine
Untätigkeit auf lange Sicht weitaus kostspieliger. 10 Darüber hinaus tragen Investitionen in
umweltfreundliche Technologien zum Abbau der Emissionen sowie zu Beschäftigung und
Wirtschaftswachstum bei.
Die EU ist wegweisend mit ihrer Strategie 11 zur Bekämpfung des Klimawandels, was die
politischen Strategien, die bereits umgesetzt werden oder den Mitgliedstaaten und dem
Europäischen Parlament vorgeschlagen wurden, anbelangt.
Ferner loten die Dienststellen der Europäischen Kommission (EK) Optionen für die
Ausarbeitung künftiger Vorschläge aus. Zu den bereits ergriffenen Initiativen für einen Abbau
der klimaschädlichen Emissionen gehören:
•
die konsequente Verbesserung der Energieeffizienz zahlreicher Maschinen und
Haushaltsgeräte;
•
die Verpflichtung zur verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energieträgern wie
Wind-, Sonnenenergie und Wasserkraft sowie erneuerbaren Kraftstoffen wie
Biokraftstoffen;
•
die Förderung der Entwicklung von Technologien zur CO2-Abscheidung und Speicherung (CCS), um von Kraftwerken und anderen großen Anlagen erzeugtes CO2
zu binden und zu speichern;
•
die Einleitung des Europäischen Programms zur Klimaänderung (ECCP) im Jahre
2000, das die Annahme zahlreicher neuer Strategien und Maßnahmen zur Folge
hatte, darunter das Emissionshandelssystem, das als wichtigstes Instrument der EU
für einen kosteneffizienten Abbau der THG-Emissionen aus der Industrie dient;
•
die
Entwicklung
einer
umfassenden
EU-Anpassungsstrategie,
Widerstandsfähigkeit der EU gegen den Klimawandel zu stärken.
um
die
Die EU war lange Zeit eine treibende Kraft in den internationalen Verhandlungen, die im
Ergebnis
zu
einer
Einigung
über
die
beiden
UN-Klimaabkommen,
das
Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) aus dem
Jahre 1992 und das Kyoto-Protokoll aus dem Jahre 1997, geführt haben.
Die 15 Länder, die bei der Vereinbarung des Kyoto-Protokolls EU-Mitgliedstaaten waren („EU15“), haben sich verpflichtet, ihre gemeinsamen Emissionen im Zeitraum 2008-2012 um 8 %
unter den Wert des Jahres 1990 zu senken. Emissionskontrollen und -prognosen zeigen, dass
die EU-15 schon gute Fortschritte bei der Verwirklichung dieser Zielsetzung gemacht haben.
Im Jahre 2007 haben die EU-Staats- und Regierungschefs einem integrierten Konzept für
Klima- und Energiepolitik zugestimmt und ihre Entschlossenheit betont, Europa zu einer
Volkswirtschaft mit hoher Energieeffizienz und niedrigem CO2-Ausstoß zu machen. Die EU hat
10
11
Bueno, 2008.
Siehe Erstes und Zweites Europäisches Programm zur Klimaänderung
(http://ec.europa.eu/clima/policies/eccp/second_en.htm) sowie die Richtlinie zur Förderung der Verwendung von
Biokraftstoffen (KOM(2001)0547 vorläufige Fassung) und die „RES-H Initiative“
(http://ec.europa.eu/clima/documentation/eccp/docs/renewable_energy_srcs_heat.pdf).
21
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
sich einseitig verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen bis 2020 um 20 % unter das Niveau
von 1990 zu senken. Diese Verpflichtungen werden mittels eines verbindlichen
Gesetzespakets umgesetzt.
Die EU hat ferner zugesagt, das Reduktionsziel für Treibhausgasemissionen bis 2020 auf
30 % anzuheben, wenn sich weitere große Emissionsländer mit entwickelten und
aufstrebenden
Volkswirtschaften
im
Rahmen
eines
künftigen
weltweiten
Klimaschutzübereinkommens dazu verpflichten, einen angemessenen Anteil daran zu tragen.
Dieses Abkommen sollte Anfang 2013 mit Ablauf des ersten Verpflichtungszeitraums des
Kyoto-Protokolls in Kraft treten.
Die Einigung von Cancún ist ein ausgewogenes, umfassendes Paket von Entscheidungen, das
zum Abschluss der UN-Klimakonferenz in Mexiko (Dezember 2010) verabschiedet wurde, und
ein wichtiger Schritt hin zu einem umfassenden, völkerrechtsverbindlichen KlimaschutzRahmenübereinkommen für die Zeit nach 2012.
22
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
2. DIE MÖGLICHEN AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS
IN DEN REGIONEN IN ÄUSSERSTER RANDLAGE BESTEHENDE HERAUSFORDERUNGEN
SCHLÜSSELERKENNTNISSE
•
Es wird in allen Regionen in äußerster Randlage mit einem Anstieg der Temperaturen
gerechnet, obgleich es geografische Unterschiede mit Blick auf das Ausmaß dieses
Anstiegs geben wird. Französisch-Guyana wird besonders von einem Anstieg
oberhalb des globalen Durchschnitts betroffen sein. Diese Entwicklung wird mit
negativen Folgen für die empfindliche Artenvielfalt in den Regionen in äußerster
Randlage verbunden sein.
•
Insbesondere auf Réunion wurde ein Anstieg der MOT verzeichnet.
•
In der Karibik und an der nordöstlichen Küste Südamerikas werden die
Niederschlagsmengen zurückgehen, wohingegen Réunion gegebenenfalls mit
stärkeren
Regenfällen
rechnen
muss.
Die
Karibik
wird
neben
einem
Temperaturanstieg auch mit einer zunehmenden Dürre zu kämpfen haben. Dies führt
ebenfalls dazu, dass mit einem Rückgang der Luftfeuchtigkeit im Amazonas-Gebiet
ein Absterben des Regenwalds und Auswirkungen auf die Wasserressourcen
verbunden sind.
•
Mit einem Anstieg der Meeresspiegel ist insbesondere in der Karibik und an den Ufern
des Amazonas zu rechnen, der auf Réunion geringer ausfallen wird. Allerdings sind
sich die Studien über das Ausmaß nicht einig.
•
Ungeachtet der Vielfalt der Ergebnisse der verschiedenen Modellstudien für einzelne
Regionen ist davon auszugehen, dass die Intensität tropischer Wirbelstürme zwar
zunehmen, ihre durchschnittliche Häufigkeit weltweit aber bis zum Ende des 21.
Jahrhunderts abnimmt.
•
Der Klimawandel hat möglicherweise erhebliche Auswirkungen auf das
Klimaphänomen des El Niño/südliche Oszillation (ENSO), wodurch sich das Klima in
der Karibik, auf dem Nordatlantik und auf Réunion ändern wird. Ein möglicher
Rückgang der thermohalinen Zirkulation (THZ) im Zuge des Klimawandels wird mit
grundlegenden Folgen für das Klima in Makaronesien und sogar für die Korallenriffe
in der Karibik verbunden sein.
•
Die Wasserressourcen kleiner Inseln sind insbesondere mit Blick auf einen Rückgang
der Niederschläge besonders gefährdet.
•
Mangroven-Gebiete werden sowohl durch den Anstieg der Meeresspiegel als auch
durch häufige starke Tropenstürme bedroht, die ihre Regenerationskapazitäten
beeinträchtigen.
•
Korallenriffe
sind
durch
eine
Versauerung
der
Meere
aufgrund
von
Temperaturanstiegen und einer Zunahme der Kohlenstoffkonzentration im
Meerwasser gefährdet. Die Auswirkungen des Klimawandels werden im
Zusammenspiel mit schädigenden Aktivitäten des Menschen die Korallenbleiche
beschleunigen und die Widerstandsfähigkeit der Riffe beeinträchtigen.
23
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
2.1.
Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
2.1.1.
Steigende Temperaturen
In allen Regionen in äußerster Randlage ist mit einer erheblichen Erwärmung zu rechnen.
Allerdings wird es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen geografischen Regionen
geben. Eine Tendenz hin zu einem Anstieg der MOT war schon im vergangenen Jahrhundert
insbesondere auf Réunion zu beobachten (Abbildung 2). Für die Karibik, den Indischen Ozean
und Makaronesien werden Erwärmungen vorhergesagt, die mit einem Anstieg von +2°C bis
2050 leicht unter dem globalen Durchschnitt liegen. Für denselben Zeitraum wird für
Französisch-Guyana ein höherer Anstieg von etwa +3.3°C [+2.6 bis +3.7°C] aufgrund einer
Verringerung der Wärmeträgheit der Kontinente gegenüber den Ozeanen prognostiziert. 12
Abbildung 2: Dekadische Entwicklung der MOT im Zeitraum 1950-2005
Sea Surface Temperature 1950 - 2005
Reunión
Guyane
HadlSST
ERSST
Guadeloupe
Martinique
-0,05
0
0,05
0,1
0,15
°C/decade
Quelle: nach Gillet, 2008
2.1.2.
Verändertes Wetterverhalten
Der Klimawandel kann auch Veränderungen der Luftzirkulation in der Atmosphäre zur Folge
haben. So hat sich in den letzten Jahrzehnten beispielsweise das Azorenhoch in Richtung
Osten verlagert 13 , was eine positive Nordatlantische Oszillation (NAO+) zur Folge hatte.
Durch dieses Phänomen haben sich die Windverhältnisse in der Nordatlantikregion
grundlegend geändert. In Makaronesien waren damit ein Rückgang des Nordost-Passats
sowie eine Zunahme der Intensität der Ostwinde aus Afrika verbunden.
Seit den 1970er Jahren waren, insbesondere in den Tropen und Subtropen, weltweit
langanhaltendere und ausgeprägtere Dürrephasen zu beobachten. Diese zunehmende
Trockenheit ist auf höhere Temperaturen und weniger Niederschläge zurückzuführen. Diese
Tendenz hat sich in der Karibischen Region manifestiert, wo in den vergangenen Jahren ein
deutlicher Rückgang der Niederschläge zu verzeichnen war, während die übrigen Regionen in
äußerster Randlage der EU mit stärkeren Regenfällen zu kämpfen hatten.
12
13
IPCC,2007.
Cassou et al., 2004.
24
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Für die Zukunft sagt der IPCC einen Anstieg des Niederschlagsvolumens in höheren
geografischen Breiten und einen Rückgang in den subtropischen Regionen (um etwa 20 %
bis 2099) voraus. In der Karibik deutet der vorhergesagte Trend auf einen Rückgang der
jährlichen Niederschläge um 12 % [-19 bis -3 %] hin. Umgekehrt wird für den Indischen
Ozean ein leichter Anstieg mit Jahresdurchschnittswerten von +4 % [+3 bis +5]
prognostiziert.
In den meisten Regionen der höheren Breiten wird es sowohl im Winter als auch im Sommer
mehr Niederschläge geben. Die Mehrzahl der Landgebiete, ausgenommen fast ganz Asien,
Grönland und das nördliche Nordamerika, wird zwischen Juni und August trockener sein
(oberes Bild der Abbildung weiter unten). Das Niederschlagsmuster für Landflächen (oberes
Bild der untenstehenden Abbildung) zeigt dagegen eine Mischung aus trockeneren und
feuchteren Regionen.
Abbildung 3: Projektion der veränderten Niederschlagsmengen für 2100
In den blauen und grünen Regionen ist mit einem Anstieg der Niederschlagsmengen zu rechnen. Für die gelben und
pinkfarbenen Regionen ist dagegen mit einem Rückgang zu rechnen. 14 Die Abbildung oben bezieht sich auf die
Monate Dezember, Januar und Februar. Die Abbildung unten stellte die Lage im Juni, Juli und August dar.
Quelle: Abbildung mit freundlicher Genehmigung des IPCC (AR4 WG1 FAQ 11.1 Seite 127 Abbildung 1).
2.1.3.
Anstieg der Meeresspiegel
Weltweit war in den vergangenen zwei Jahrzehnten ein immer rascherer Anstieg der
Meeresspiegel 15 als direkte und indirekte Folge der Erderwärmung zu beobachten.
Beim Meeresspiegelanstieg kann man zwischen eustatischen und lokalen Veränderungen
unterscheiden. Eustatische Schwankungen haben eine Änderung der weltweiten
Meeresspiegel aufgrund von Veränderungen der Wassermenge in den Weltmeeren oder
Nettoänderungen des Volumens der Meeresbecken zur Folge. Die Wassermenge kann sich
durch eine Wärmeausdehnung der zunehmend warmen Meere, durch allosterische Hemmung
(Anstieg des Volumens durch Abnahme des Salzgehalts bzw. Aussüßung der Wassersäule)
sowie durch ein Abschmelzen der Gletscher, Eismassen und Polareiskappen, durch das die
14
15
IPCC, 2007.
IPCC,2007.
25
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Gesamtwassermenge in den Ozeanen zunimmt, ändern. Veränderungen der Eismassen, die
Grönland umgeben, sind hervorragende Indikatoren für die Auswirkungen des Klimawandels.
Im Jahre 1978 betrug ihre Fläche zum Sommerende (September) etwa 7 Millionen km²; bis
2005 war sie auf 5,32 Millionen km² und bis September 2007 auf 4,13 Millionen km² und
damit 40 % der ursprünglichen Fläche zurückgegangen 16 . Der aufrüttelnde Wert aus dem
Jahr 2007 stellt den höchsten je verzeichneten Rückgang dar. Im Zeitraum von zwei Jahren
zwischen 2005 und 2007 hat sich die Fläche um mehr als 1 Million km² oder ein Gebiet in der
fünffachen Größe des Vereinigten Königreichs reduziert. Diese Ergebnisse liegen über allen
Berechnungen der IPCC-Klimamodelle für dasselbe Jahr. Zugleich schmelzen die
Gebirgsgletscher und Eisdecken auf beiden Erdhalbkugeln.
Der lokale mittlere Meeresspiegel (Local mean sea level - LMSL) definiert sich als
durchschnittliche Höhe des Meeres gemessen an einem Bezugspunkt auf der Erdoberfläche
innerhalb eines Zeitraums von einem Monat oder einem Jahr, der ausreichend lang ist, um
Fluktuationen durch Wellen oder Gezeiten auszugleichen. Die vorhergesagten Veränderungen
des LMSL sind mit Vertikalbewegungen des Festlandes innerhalb desselben Zeitraums
(Monate/Jahre) wie bei Meeresspiegeländerungen abzugleichen. Einige Festlandbewegungen
sind auf eine isostatische Anpassung des Erdmantels an das Abschmelzen der Eismassen am
Ende der letzten Eiszeit zurückzuführen. Durch das Gewicht der Eismassen werden die
darunterliegenden Landmassen zusammengedrückt, und bei einem Abschmelzen des Eises
dehnt sich das Land langsam wieder aus. Veränderungen des Eisvolumens auf dem Festland
wirken sich durch eine Anpassung des Geoids und tatsächliche Polwanderungen auf den
lokalen und regionalen Meeresspiegel aus. Ferner können Änderungen des atmosphärischen
Drucks, der Meeresströmungen und der lokalen Meerestemperatur den LSML beeinflussen.
Unterschiedliche Meeresmodelle führen zu unterschiedlichen Ergebnissen, je nachdem welche
Prozesse bei der Berechnung berücksichtigt werden.
Weltweit ist der Meeresspiegel seit 1900 um etwa 20 Zentimeter angestiegen. Offensichtlich
beschleunigt sich die Steigerungsrate; sie lag nach 1961 bei 1,8 mm/Jahr [1,3 bis 2,3] und
hat sich seit 1993 auf 3,1 mm/Jahr [2,4 bis 3,8] erhöht 17 .
Nach Angaben von Gornitz (2006) ist mit einem Anstieg der Meeresspiegel um etwa 1 Meter
zu rechnen, die Schätzungen liegen bei 48 cm bis zum Jahr 2100. Diese Zahlen stellen eine
vier- bis siebenfache Steigerung gegenüber den gegenwärtigen Werten dar. Bodensenkungen
und Erdrutsche können den Meeresspiegelanstieg deutlich beschleunigen. So ist in Louisiana
gegenwärtig eine MSA-Tendenz zu verzeichnen, die nahezu das Zehnfache über der globalen
Durchschnittsrate liegt. In anderen Quellen wird ein MSA um bis zu zwei Meter bis zum Ende
des Jahrhunderts (Abbildung 4) prognostiziert.
Die kürzlich herabgesenkten MSA-Schätzungen beruhen auf Klimamodellen, die von keinem
oder einem negativen Beitrag zum MSA aus der Antarktis ausgehen. Die Mehrzahl der
globalen Klimamodelle (GCM) verweist auf eine Eisablagerung über der Antarktis, weil in
einer wärmeren Welt die Niederschläge die Abschmelzung/Schneeschmelze übertreffen
werden. Allerdings wurden die Auswirkungen von Abriebprozessen wie einem Ausdünnen der
Eismassen nach Angaben einiger Fachleute unterschätzt. Darüber hinaus stimmen nicht alle
Klimamodelle miteinander überein. Die Ergebnisse weiterer globaler Klimamodelle führen zu
gegensätzlichen Schlussfolgerungen. Zudem ist für das Eisschild der Westantarktis mit
schwer vorhersehbaren dynamischen und vulkanischen Instabilitäten zu rechnen. Angesichts
der großen Ungewissheiten im Zusammenhang mit MSA-Vorhersagen wird eine gründliche
16
17
NASA, 2007.
IPCC, 2007.
26
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Kontrolle der künftigen Meeresspiegelentwicklung mit Hilfe moderner Gezeitenpegel-Netze
und Satellitengeodäsie unerlässlich sein.
Abbildung 4: Schwankungen beim prognostizierten MSA für das 21. Jahrhundert in
den verschiedenen Studien
Quelle: Rahmstorf, 2010
Schließlich
werden
angesichts
der
hohen
räumlichen
Variabilität
der
Absenkungsgeschwindigkeit der Erdkruste, des Wellenklimas und der Tidenregime die
vielzähligen lokalen Bedingungen (insbesondere des relativen MSA) und nicht ein einziger
weltweiter Entwicklungstrend für den mittleren Meeresspiegel die Anfälligkeit der einzelnen
Regionen gegenüber künftigen MSA bestimmen.
Gregory et al. (2001) machen deutlich, dass gekoppelte allgemeine Atmosphären-OzeanZirkulationsmodelle (AOGCM) bei der Berechnung des MSA auf sehr unterschiedlichen
Ansätzen beruhen. Es ist für nahezu alle Regionen mit Sicherheit von einem MSA
auszugehen, allerdings variiert das Ausmaß von einigen wenigen Zentimetern bis zu mehr als
einem halben Meter bis zum Ende dieses Jahrhunderts. In allen Modellen wird für Réunion
lediglich ein geringer MSA im Vergleich zur Karibik oder Makaronesien vorhergesagt, die in
den Modellen den höchsten Anstieg in den in dieser Studie behandelten Regionen in
äußerster Randlage verzeichnen (Abbildung 5). Landerer 18 hat das AOGCM des Max-PlanckInstituts für Meteorologie zugrunde gelegt und ist zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Aus
der Studie geht hervor, dass der relative Meeresspiegel in der Karibik, an den Ufern des
Amazonas und in Makaronesien bis zum Ende des Jahrhunderts um 10 bis 20 cm ansteigen
könnte, während Réunion gegebenenfalls sogar einen leichten Rückgang verzeichnen könnte
(Abbildung 6).
18
Landerer et al., 2005.
27
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Abbildung 5: MSA im Verlauf des 21. Jahrhunderts
Jedes Feld zeigt den Unterschied zwischen dem letzten Jahrzehnt der Untersuchung (2090-2100) und dem Jahrzehnt
100 Jahre davor. Der Höhenlinienabstand beträgt 0,1 m.
Quelle: Gregory et al. 2001.
Abbildung 6: Relativer Unterschied in der Höhe der Meeresoberfläche im Jahrzehnt
2090-2099 - ohne Abschmelzung von Festlandeis.
Quelle: Landerer, 2005.
28
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
2.1.4.
Zunehmende Intensität tropischer Wirbelstürme
Zwei Voraussetzungen sind erforderlich, damit sich ein tropischer Wirbelsturm bildet. Erstens
muss das Meereswasser eine bestimmte Temperatur (26,5 °C) bis zu einer Tiefe von
mindestens 50 m aufweisen 19 . Zweitens darf es in der Atmosphäre keine Scherungen durch
vertikale Veränderungen der Windgeschwindigkeit oder der Windrichtung geben. Es liegt auf
der Hand, dass der Anstieg der Meerwassertemperatur durch den Klimawandel begünstigt
wird.
Nach Angaben des IPCC wurde seit den 1970er Jahren eine Zunahme der Orkanintensität auf
dem Nordatlantik beobachtet, die mit einem Anstieg der Meerestemperatur einhergeht. Auf
der Grundlage unterschiedlicher Modelle sagt der IPCC eine Zunahme der Intensität
tropischer Wirbelstürme in tropischen Regionen mit stärkeren Winden und deutlich mehr
Niederschlägen vorher, die auf einen Anstieg der Oberflächentemperatur der tropischen
Meere zurückzuführen sind 20 . Bisher war es nicht möglich, Änderungen der Häufigkeit dieser
Wirbelstürme vorherzusagen.
Der Einfluss des Klimawandels auf die Windscherung in der Atmosphäre lässt sich beim
derzeitigen Wissensstand noch nicht prognostizieren.
Knutson geht davon aus, dass nicht allein die absolute Meerestemperatur, sondern auch die
relative Meerestemperatur des Atlantiks im Vergleich zu anderen Ozeanen einen wichtigen
Anteil an der Entstehung von Orkanen hat. Während durch eine starke relative Erwärmung
die Intensität von Orkanen gesteigert werden könnte, würde dies durch einen gleichmäßigen
Anstieg der Meerestemperatur in allen Ozeanen gesenkt 21 .
„Die Frage, ob sich die Eigenschaften von tropischen Wirbelstürmen geändert haben oder im
Rahmen der Erderwärmung ändern werden - und falls ja, in welcher Form - war bereits
Gegenstand gründlicher Untersuchungen, die häufig zu widersprüchlichen Ergebnissen
geführt haben. Starke Amplitudenschwankungen im Zusammenhang mit der Häufigkeit und
Intensität von tropischen Wirbelstürmen machen die Ermittlung langfristiger Trends und
deren ursächliche Verbindung mit einer Zunahme der atmosphärischen Treibhausgase
ausgesprochen schwierig. Die Trendermittlung wird ferner dadurch erschwert, dass frühere
Aufzeichnungen über tropische Wirbelstürme weltweit nur begrenzt verfügbar und verwertbar
sind. Es ist daher nicht sicher, ob Veränderungen in der Aktivität tropischer Wirbelstürme in
der Vergangenheit wichtiger waren als die Variabilität aufgrund natürlicher Ursachen.
Allerdings weisen alle theoretische Zukunftsprojektionen auf der Grundlage hochauflösender
dynamischer Modelle ausnahmslos darauf hin, dass der Treibhauseffekt dazu führen wird,
dass sich die Intensität tropischer Wirbelstürme im globalen Mittel mit einem
Intensitätsanstieg von 2-11 % bis 2100 verstärken wird. In vorliegenden Modellstudien wird
ebenfalls durchweg ein Rückgang der Häufigkeit tropischer Wirbelstürme im globalen Mittel
um 6-34 % vorhergesagt. Zum Vergleich werden in Modellstudien mit höherer Auflösung in
der Regel eine deutliche Zunahme der Häufigkeit besonders starker Wirbelstürme und ein
Anstieg der Niederschlagsraten um etwa 20 % in einem Radius von 100 km um das
Sturmzentrum prognostiziert. Die in den verschiedenen Modellstudien projizierten
Veränderungen für alle Parameter tropischer Wirbelstürme in den einzelnen Ozeanbecken
unterscheiden sich deutlich voneinander.“ 22
19
20
21
22
Atlantic Oceanographic and Meteorological Laboratory 2006.
Z. B. Emanuel, 2005.
Knutson, 2010.
Knutson, 2010.
29
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
2.1.5.
Anfälligkeit für Kippeffekte im Klimasystem
Der Begriff THZ bezieht sich auf den Teil der großräumigen Meeresströmungen, die durch
globale Dichtegradienten beeinflusst werden, welche wiederum von der Oberflächenwärme
und dem Frischwassereintrag bestimmt werden. Das Adjektiv thermohalin setzt sich aus
„thermo“ für Temperatur und „halin“ für den Salzgehalt zusammen, zwei Faktoren, die
zusammengenommen die Dichte des Meerwassers bestimmen. Meerwasser hat eine höhere
Dichte als Süßwasser, weil die aufgelösten Salze zwar zur Masse, aber nicht wesentlich zum
Volumen beitragen. Die THZ wird bisweilen auch als marines Förderband, großes marines
Förderband oder globales Förderband bezeichnet. Gelegentlich wird der Begriff auch im
Zusammenhang mit der meridionalen Umwälzzirkulation (oftmals auch MOC - Meridional
Overturning Circulation) verwendet.
Die atlantische MOC führt warmes Oberflächenwasser in die nördlichsten Breiten und kaltes
Tiefenwasser südwärts über den Äquator1. Dieser Wärmetransport leistet einen wichtigen
Beitrag zum gemäßigten Klima im maritimen Europa und in Kontinentaleuropa, und eine
Verlangsamung dieser Umwälzzirkulation würde sich grundlegend auf den Klimawandel
auswirken.
Windbedingte Oberflächenströmungen (wie der Golfstrom) bewegen sich vom äquatorischen
Atlantik polwärts, kühlen dabei kontinuierlich ab und sinken schließen in hohen Breiten ab
(als Nordatlantisches Tiefenwasser). Dieses verdichtete Wasser fließt anschließend in die
Meeresbecken (Entstehung des Atlantischen Tiefenwassers).
In einer Tiefe von nahezu drei Kilometern bewegen sich diese Wassermengen südwärts.
Sobald sie die Tropen erreichen, erwärmen sie sich wieder und gelangen auf ihrem Weg
zurück in den Norden zurück an die Wasseroberfläche. Dieser Strom trägt dazu bei, die Hitze
der Tropen über den gesamten Planeten zu verteilen.
Wenn sich die Oberflächenschicht des Wassers erwärmt, steigt der Dichteunterschied
zwischen Oberflächenwasser und tieferem Wasser deutlich an, und die aufsteigenden
Strömungen sind nicht stark genug, um die Oberfläche zu durchbrechen. Die Erderwärmung
bewirkt somit einen Abfall der aufsteigenden Strömungen und verlangsamt die THZ.
Durch ein Abschmelzen des grönländischen Inlandeises und weiterer Süßwasserressourcen
an den Ufern des Nordatlantiks sowie des Meereises würde das Salzwasser der Meere
verdünnen und versüßen - wie bei der letzten Eiszeit - und die THZ könnte sich
verlangsamen oder sogar für einen gewissen Zeitraum aussetzen.
Studien ist zu entnehmen, dass die atlantische MOC im Zeitraum 1957-2004 um etwa 30 %
zurückgegangen ist. Während der nordwärts gerichtete Transport im Golfstrom über 25°N
nahezu konstant geblieben ist, wird die Verlangsamung durch einen 50 Prozent stärkeren,
südwärts gerichteten mittelozeanischen Rückfluss der thermischen Sprungschichten sowie
durch einen 50-prozentigen Rückgang des südwärts gerichteten Transports von
nordatlantischem Tiefenwasser in einer Tiefe zwischen 3000 m und 5000 m deutlich. Im
Jahre 2004 flossen mehr Wassermassen, die vom Golfstrom Richtung Norden transportiert
werden, zurück Richtung Süden in der Thermokline des subtropischen Wirbels als im
Tiefenwasser 23 Der IPCC hat gestützt auf aktuelle Simulationen einen möglichen Rückgang
der THZ um 25 % [0 bis -50 %] im Verlauf dieses Jahrhunderts vorhergesagt 24 . Diese
Veränderungen könnten weltweit und auch in den Regionen in äußerster Randlage der EU in
Makaronesien schwerwiegende Folgen haben. Aufgrund des verminderten Wärmetransports
in nördliche Breiten könnte die Kanarische Strömung wärmer als bisher werden und auf diese
23
24
Cunningham, 2004, Bryden, 2005.
IPCC, 2007.
30
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Weise das Klima in diesen Regionen beeinflussen. Die Regionen in äußerster Randlage in der
Karibik werden die Folgen einer veränderten THZ möglicherweise zu spüren bekommen, weil
sich dies auf die Menge des Tiefenwassers, das an die Oberfläche gelangt, auswirkt und somit
eine höhere Kohlendioxidemission in das Meerwasser bewirkt, die den Korallenriffen schadet.
Ein Rückgang der Luftfeuchtigkeit, die vom Atlantik auf die Amazonas-Region trifft, kann zu
verminderten Niederschlägen und einem Absterben des Amazonas-Regenwaldes bei
gleichzeitigem Übergang zu einer trockeneren Vegetationszone führen.
„Neuere Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass der Wasserstress während der
Trockenzeit in Ostamazonien innerhalb des 21. Jahrhunderts vermutlich zunehmen wird;
allerdings bewegt sich die Region in Richtung eines Klimas, das sich eher für einen
Jahreszeitenwald als eine Savanne eignet. Diese Jahreszeitenwälder sind widerstandsfähig
gegenüber saisonalen Dürren, werden aber voraussichtlich aufgrund höherer Temperaturen
einem stärkeren Wasserstress ausgesetzt und von Bränden bedroht sein, die derzeit fast im
gesamten Amazonasgebiet relativ selten vorkommen. Die Ausbreitung von Bränden aufgrund
einer fortschreitenden Entwaldung, Abholzung und Fragmentierung könnte langfristig zu
einem Übergang dieser Jahreszeitenwälder in von Bränden beherrschte Wälder mit geringer
Biomasse führen. Umgekehrt wäre die bewusste Eindämmung der Abholzung und der Brände
eine sinnvolle Maßnahme, um die Widerstandsfähigkeit des Amazonaswaldes gegenüber den
mit dem Klimawandel im 21. Jahrhundert einhergehenden Problemen zu stärken. Eine
derartige Maßnahme würde ausreichen, um auszuschließen, dass sich Ostamazonien zu
einem möglichen Kipppunkt entwickelt, über den hinaus sich große Regenwälder nicht mehr
halten können.“ 25
Ein weiteres Problem ist mit einer möglichen Begrünung der Sahara durch eine
Verlagerung des westafrikanischen Monsuns verbunden. Die Erderwärmung könnte ein Klima
zur Folge haben, das dem Klimaoptimum aus dem Holozän entspricht, als die Sahara grün
war.
„In Nordafrika lassen sich die Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Vegetation auf
beispielhafte Weise nachvollziehen. Theoretische und Modellversuche deuten darauf hin, dass
diese Wechselwirkung meist nicht linear erfolgt. Sie wirkt sich vermutlich auf die
Niederschlagsvariabilität in der Sahelzone aus. Darüber hinaus können paläoklimatische
Veränderungen ohne die Wechselwirkung zwischen Atmosphäre und Vegetation nicht
vollständig erklärt werden. Zu der Frage, ob Nordafrika wieder grüner werden wird, wie es
während der Steinzeit der Fall war, lassen sich aufgrund von Modellunsicherheiten und der
Tatsache, dass die sozioökonomischen Randbedingungen in den nächsten Jahrhunderten
unbekannt sind, keine Vorhersagen machen. Es gibt gewisse theoretische Belege dafür, dass
die Sahara ergrünen könnte, allerdings werden in diesem Zusammenhang anthropogene
Landnutzungsänderungen vermutlich eine wesentlichere Rolle spielen als durch
Treibhausgase ausgelöste Klimaänderungen.“ 26
25
26
Malhi, 2008.
Claussen, 2002, Brovkin et al., 2008.
31
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Veränderungen des El Niño/Südliche Oszillation (ENSO)
Beim El Niño handelt es sich um ein natürliches Klimaphänomen, das alle vier bis acht Jahre
auftritt. Ursache ist eine Veränderung des atmosphärischen Drucks oberhalb des Pazifiks, und
es zeichnet sich durch eine Erwärmung des Oberflächenwassers in den östlichen und
zentralen Regionen des tropischen Pazifiks aus; er beeinflusst atmosphärische Strömungen
und damit die Ökosysteme weltweit. Er kann Dürren in einigen Regionen Asiens und des
Westpazifiks oder strenge Winter und Überschwemmungen auf dem Nordamerikanischen
Kontinent
auslösen.
Die
außergewöhnlichen
Witterungsbedingungen
infolge
des
Wettersystems El Niño liefern einen ersten Eindruck davon, welche möglichen Folgen mit
dem Klimawandel in der Zukunft verbunden sein können. Der Einfluss des Klimawandels auf
das Auftreten des El Niño-Phänomens ist noch nicht hinlänglich geklärt, obgleich sich die
beiden zurückliegenden Ereignisse 1982/1983 und 1997/1998 als extremste des
vergangenen Jahrhunderts und vermutlich auch der letzten 400 Jahre erwiesen haben.
Ungeachtet dessen könnte der Klimawandel angesichts der Tatsache, dass er in einigen
Regionen einen Temperaturanstieg und einen Rückgang der Niederschläge bewirkt, in den
nächsten Jahren eine deutliche Verschlimmerung der Auswirkungen des El-Nino-Phänomens
zur Folge haben.
Während El Niño ein trockeneres und wärmeres Klima zur Folge hat, ist La Niña 27 für ein
feuchteres und kälteres Klima verantwortlich. Durch Veränderungen des ENSO kann sich
nicht nur das Klima in der Karibik, sondern auch im Nordatlantik und in Réunion ändern.
Es ist bekannt, dass sich das ENSO-Phänomen sowie die Variabilität des hohen
Meeresspiegeldrucks (SLP) im subtropischen Nordatlantik auf die Regenmengen in der
Karibik auswirken. Während eines El-Niño ist es im Sommer eines Jahres in der borealen
Zone trockener als im Durchschnitt und im Frühling des Folgejahres feuchter als im
Durchschnitt. Mit anderen Worten haben Phasen extremer Trockenheit oder Feuchtigkeit in
den vergangenen 20 Jahren im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten zugenommen. 28
27
28
La Niña ist als gekoppeltes ozeanisch-atmospärisches Phänomen das Gegenstück zu El Niño und Teil des
umfassenderen Klimamusters El Niño/Südliche Oszillation. Im Verlauf einer La-Niña-Episode sinkt die
Meeresoberflächentemperatur im äquatorialen Zentralpazifik um 3-5 °C gegenüber dem Normalwert.
Giannini et. al., 2001.
32
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Abbildung 7 fasst alle in diesem Abschnitt aufgeführten Kippelemente zusammen:
Abbildung 7: Mögliche Kippelemente im
Klimafolgenforschung (PIK)
Klimasystem,
Potsdam-Institut
für
Quelle: Europäische Umweltagentur (EUA) 2010
2.2. Herausforderungen für die Ökosysteme in den Regionen in
äußerster Randlage
Der Temperaturanstieg wird irreversible Folgen für die Artenvielfalt haben. Nach Angaben
des IPCC werden etwa 20-30 % der bekannten Arten stärker vom Aussterben bedroht sein,
wenn die Erderwärmung über 1,5-2,5°C (im Vergleich zu den Werten im Zeitraum 19801999) liegt. Bei einem durchschnittlichen weltweiten Temperaturanstieg um über 3,5°C
deuten alle Modelle auf ein weltweites Aussterben zahlreicher Arten (zwischen 40-70 % aller
bekannten Arten) hin 29 . Die Artenvielfalt in den überseeischen Gebieten der EU ist besonders
gefährdet. Wälder fallen als Erste dem Klimawandel zum Opfer.
Für kleine Inseln zählt die Wasserverschmutzung zu den größten Problemen. Eine
schlechte Wasserqualität schadet der Gesundheit und kann durch Wasser übertragbare
Krankheiten zur Folge haben. Angesichts der geringen Größe und der geologischen und
geographischen Voraussetzungen kleiner Inseln sind die dortigen Wasserressourcen im
starken Maße von Klimaänderungen und -schwankungen und insbesondere von
Veränderungen der Niederschläge abhängig.
Im
Zusammenhang
mit
einem
raschen
Wachstum
der
Tourismusund
Dienstleistungsindustrie auf zahlreichen kleinen Inseln besteht die Notwendigkeit, die
bestehenden Wasserressourcen zu erweitern und effizienter zu bewirtschaften 30 .
29
30
IPCC, 2007.
UNFCCC, 2005.
33
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Küstenlinien sind zwar in der Regel widerstandsfähig gegenüber belastenden
Naturereignissen wie Stürmen, allerdings kann ihre Regenerationsfähigkeit überschritten
werden, wenn beispielsweise Stürme heftiger oder häufiger werden und sich die Schädigung
der Korallenriffe fortsetzt. Dies kann zu kontinuierlicher Erosion und Landverlust führen.
Mangroven
Mangroven übernehmen eine wichtige Funktion beim Schutz der Küsten vor Tropenstürmen
und Tsunamis; wenn sich eine Welle durch einen 200 Meter breiten Mangrovenwald bewegt,
verliert sie 75 % ihrer Kraft 31 . Gemäß dem ESPON-Projekt 1.3.1 ist Guadeloupe
Tropenstürmen des Typs SS2 (210-249 km/h) (58,3-69,2 m/s) ausgesetzt.
Aus einer aktuellen Studie zur Gefährdung von 16 pazifischen Inselstaaten und Gebieten, in
denen Mangroven heimisch sind, geht hervor, dass bis zu 13 % der Mangrovengebiete einer
unmittelbaren Gefahr ausgesetzt sind 32 . Die Gefährdung durch einen Anstieg der
Meeresspiegel und eine zunehmende Intensität tropischer Stürme ausgelöst. Einer Studie der
University of the Antilles and Guiana in Guadeloupe zufolge wurden durch den Hurrikan Hugo
75 % der roten Mangroven in Guadeloupe zerstört 33 . Allerdings hat sich der Bestand nach
dem Ereignis ausgesprochen schnell wieder erholt. Etwa 50 % der Mangrovengebiete in der
Karibik bestehen aus roten Mangroven. In der Vergangenheit haben zerstörte Gebiete
durchschnittlich 10 Jahre für eine Regeneration benötigt, die durchschnittliche Zeit zwischen
zwei Wirbelstürmen in diesem Gebiete lag im vergangenen Jahrhundert bei 25 Jahren. Eine
zunehmende Intensität der tropischen Stürme aufgrund des Klimawandels könnte zur Folge
haben, dass den Mangrovengebieten keine ausreichende Zeit mehr bleibt, um sich zwischen
zwei Wetterereignissen zu regenerieren.
Ein Anstieg der Meeresspiegel ist mit direkten Gefahren für die Mangroven-Lebensräume
verbunden. Er trägt mit aller Wahrscheinlichkeit zu ihrer weiteren Zerstörung bei, denn die
Mangrovenbestände in der Karibik wurden bereits durch menschliche Einflüsse deutlich
reduziert und geschwächt. Sie mussten landwirtschaftlichen Nutzflächen, touristischen
Infrastrukturen, Häfen, Flughäfen usw. weichen. Mit dem Klimawandel ist demnach neben
dem Druck, der auf diesen Lebensräumen bereits lastet, eine zusätzliche Gefahr
verbunden 34 .
Korallen
Der seit 1750 zunehmende CO2-Ausstoß hat zu einer allgemeinen Versauerung der Ozeane
geführt. In diesem Zusammenhang wurde ein Rückgang des globalen durchschnittlichen PHWerts um 0,1 festgestellt. IPCC-Modelle deuten auf einen weiteren Rückgang des PH-Werts
im Oberflächenwasser der Ozeane um 0,14 bis 0,35 bis zum Ende des Jahrhunderts hin 35 .
Die Versauerung der Ozeane führt im Zusammenspiel mit einem gleichzeitigen
Temperaturanstieg dazu, dass sich die Korallenbleiche häufiger und intensiver vollzieht.
Korallen sind ausgesprochen sensibel gegenüber Änderungen der Wassertemperatur. Unter
außergewöhnlich warmen Bedingungen zeigen Korallen eine Stressreaktion, die als Bleiche
bezeichnet wird und bei der sie die mikroskopischen Algen (Zooxanthellae) verlieren, die
normalerweise in ihrem Gewebe leben. Ohne die Zooxanthellae wird das lebendige
Korallengewebe durchsichtig und das darunter liegende Kalkgerüst sichtbar. In Abhängigkeit
von der Dauer und dem Ausmaß der Temperaturbelastung sterben die Korallenriffe entweder
ab oder überleben die Bleiche. Allerdings können selbst bei Riffen, die sich wieder erholen,
31
32
33
34
35
FAO, 2008.
UNEP, 2006.
Imbert, 2002.
Petit und Prudent, 2008.
IPCC, 2007.
34
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Wachstum und Reproduktion gehemmt werden, und sie sind möglicherweise anfälliger für
Krankheiten 36 .
Korallen sind bereits einer Gefahr durch menschliches Einwirken (Umweltverschmutzung,
Ausbeutung der Ressourcen, Sedimentablagerungen auf den Riffen usw.) ausgesetzt. Es ist
sehr wahrscheinlich, dass die Zerstörung und die Minderung der Widerstandskraft
(Widerstands- und Erholungsfähigkeit) dieser Ökosysteme mit dem Klimawandel nur
vorangetrieben wird. Gesunde Korallen könnten sich steigenden Meeresspiegeln anpassen,
aber bereits beschädigte Korallen werden nicht in der Lage sein, mit dem Wasserspiegel zu
wandern. In Guadeloupe hatte der El Niño 1998 eine hohe Sterblichkeit der Korallen, die
bereits vom Druck durch menschliches Einwirken geschwächt waren, zur Folge.
Unabhängig von ihrem ökologischen und ökonomischen Wert als Lebensraum spielen
Korallenriffe eine entscheidende Rolle für den Schutz der Strände, indem sie Wellen
verlangsamen und brechen. Wenn die Korallen bleichen und absterben, können die Riffe
diese Funktion nicht länger erfüllen, was eine verstärkte Küstenerosion zur Folge haben
könnte.
Mit der Widerstandskraft der Korallenriffe wird ihre Fähigkeit bezeichnet, sich nach einem
Stressereignis wieder zu erholen. Bei einer Bleichung hängt diese Widerstandskraft
unmittelbar mit den durch den Menschen verursachten Belastungen, denen sie ausgesetzt
sind, darunter insbesondere die Umweltverschmutzung und die Überfischung, zusammen.
Studien, die im Verlauf der 1998er Bleiche auf den Seychellen durchgeführt wurden, haben
auf
einen
unmittelbaren
Zusammenhang
zwischen
Korallenerholung
und
Küstenwasserqualität hingewiesen. Die Erholungsrate belief sich in Abhängigkeit von der
Stärke der Verschmutzung auf 5 bis 70 %. Am schnellsten haben sich in der Regel die
Korallenriffe in geschützten Meeresgebieten und in Küstengebieten mit geringer
Verschmutzung erholt 37 . Das ökologische Gleichgewicht und die biologische Vielfalt auf den
Riffen sind ebenfalls entscheidende Faktoren für die Widerstandskraft der Korallen.
Insbesondere pflanzenfressende Fische und Seeigel übernehmen eine wichtige Funktion bei
der Erholung der Korallen nach einer Belastung 38 : sie entfernen die Meeresalgen, verhindern
somit, dass sie sich auf den geschädigten Korallen ansiedeln, und begünstigen die Bildung
junger Korallen. Mit einer Überfischung pflanzenfressender Rifffische wird die
Widerstandskraft der Korallen gegenüber der Korallenbleiche geschwächt.
Es wurden deutliche Unterschiede bei der Widerstandskraft der Korallen in den überseeischen
Gebieten der EU festgestellt. Nach einer Korallenbleiche im Indischen Ozean im Jahre 1998
war die Korallensterblichkeit unter den verschmutzten und beschädigten Korallen von
Mayotte ausgesprochen hoch. Im Gegensatz dazu lag die Erholungsrate im Chagos-Archipel,
wo der Druck durch menschliches Einwirken weniger ins Gewicht fällt, weitaus höher. Obwohl
es schwierig sein wird, eine Erwärmung der Gewässer kurzfristig zu verhindern, ist es also
dennoch möglich, die Widerstandskraft der Korallen gegenüber der Bleiche durch eine
Verringerung der Auswirkungen durch menschliches Einwirken zu verbessern.
Im Zuge des Klimawandels wird die Häufigkeit von Hitzeperioden wie im Jahr 2005 mit
großer Wahrscheinlichkeit zunehmen. Die Riffe in der Karibik sind daher einer großen
Bedrohung ausgesetzt. Auch wenn es also nicht möglich ist, direkten Einfluss auf die
Wassertemperatur zu nehmen, ist es doch möglich, die Widerstandskraft der Korallen
36
37
38
World Resource Institute, 2011.
Wilkinson, 2002, UNEP, 2006.
Nyström and Folke, 2001.
35
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
gegenüber diesen Belastungen zu verbessern, indem das menschliche Einwirken auf diese
Ökosysteme soweit wie möglich eingeschränkt wird 39 .
Gegenwärtig sind die Riffe in Guadeloupe, Martinique und Réunion bereits einer großen oder
sehr großen Gefahr ausgesetzt, und Prognosen zufolge werden der Wärmestress und die
Versauerung der Ozeane bis 2050 ein kritisches Ausmaß erreicht haben (siehe Abbildung 8).
Abbildung 8: Gegenwärtig, 2030 und 2050 gefährdete Riffe
Quelle: World Resource Institute, 2011.
39
Petit und Prudent, 2008.
36
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
3. DIE ROLLE DER REGIONALPOLITIK IN DEN REGIONEN
IN ÄUSSERSTER RANDLAGE - EIN ÜBERBLICK
SCHLÜSSELERKENNTNISSE
•
„Europe 2020: Eine Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives
Wachstum 40 “ bildet die Hauptgrundlage für die Förderung eines nachhaltigen
Wirtschaftswachstums in der EU.
•
Um den besonderen Herausforderungen der Regionen in äußerster Randlage im
Bereich der Regionalentwicklung zu begegnen, hat die EU-Kommission die Mitteilung
„Die Regionen in äußerster Randlage: eine Chance für Europa“ angenommen.
•
Im Zeitraum 2007-2013 werden die Regionen in äußerster Randlage 7,8 Milliarden
EUR aus den EU-Strukturfonds erhalten.
•
Innerhalb der Regionalpolitik lassen sich zwei Formen von Interventionen zur
Bekämpfung des Klimawandels unterscheiden: Anpassung (d. h. eine Reaktion auf
den Klimawandel, mit der die Anfälligkeit natürlicher und vom Menschen
geschaffener Systeme gegen die Auswirkungen des Klimawandels vermindert werden
soll) und Abschwächung (d. h. Maßnahmen zum Abbau der THG-Emissionen oder
zur Unterstützung der Entfernung dieser Gase aus der Atmosphäre).
Die Regionen in äußerster Randlage bilden einen wesentlichen Bestandteil der EU. Gemäß
dem Vertrag von Lissabon gilt für diese Gebiete das Gemeinschaftsrecht mit einigen
Ausnahmen „unter Berücksichtigung der strukturbedingten sozialen und wirtschaftlichen
Lage, die durch die Faktoren Abgelegenheit, Insellage, geringe Größe, schwierige Relief- und
Klimabedingungen und wirtschaftliche Abhängigkeit von einigen wenigen Erzeugnissen
erschwert wird, die als ständige Gegebenheiten und durch ihr Zusammenwirken die
Entwicklung schwer beeinträchtigen“ 41 . Ursprünglich gab es gemäß EG-Vertrag sieben
Regionen in äußerster Randlage, doch mit dem Vertrag von Lissabon wurden zwei weitere
Gebiete hinzugefügt, die sich beide von den ursprünglichen Regionen in äußerster Randlage
abgespalten haben.
Seit 2004 verfügt die EU über eine integrierte Strategie, die auf einer aktiven Partnerschaft
zwischen den europäischen Institutionen, den Mitgliedstaaten und den Gebieten in äußerster
Randlage basiert. Sie umfasst drei Schwerpunkte umfasst: Förderung der Anbindung,
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und regionale Einbindung der Gebiete. In der
Strategie für die Regionen in äußerster Randlage werden diese Prioritäten und weitere
Maßnahmen erläutert 42 .
Die EU-Regionen in äußerster Randlage stehen vor zahlreichen Herausforderungen. In der
aktuellen Studie zum Thema „Regionale Herausforderungen mit Blick auf 2020 - Phase 2:
Erweiterung und Vertiefung der Analyse“ 43 ist der Grad der Anfälligkeit für die Regionen in
äußerster Randlage zu entnehmen, die da wären:
40
41
42
43
•
starke Anfälligkeit im Rahmen der Globalisierung - Bezeichnung als „stark anfälliges
Randgebiet“;
•
gewisse Anfälligkeit durch Migrationsströme und Integration;
EK, 2010-2.
Artikel 349 (ex Artikel 299 Absatz 2) des Vertrags über die Funktionsweise der Europäischen Union.
Mitteilung der Kommission, Strategie für die Regionen in äußerster Randlage: Fortschritte und Ausblick
KOM(2007)0507 endg., 12. September 2007.
GD Regio, 2011.
37
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
•
Anfälligkeit im Rahmen des Klimawandels - insbesondere Inseln, die als Regionen mit
besonders hoher vielfältiger Anfälligkeit durch den Klimawandel eingestuft werden;
•
Anfälligkeit im Zusammenhang mit der Energieversorgung - nahezu alle Regionen in
äußerster Randlage werden als von Energieimporten abhängige Regionen mit
Verwundbarkeit bei Spitzenleistungen eingestuft -, die sich durch eine geringe
Autarkie durch erneuerbare Energien auszeichnen;
•
starke Anfälligkeit aufgrund sozialer Disparitäten - insbesondere mit Blick auf den
Zugang zu Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse (DAWI)
sowie mit der Jugendarbeitslosigkeit.
Die Regionalpolitik muss sich diesen Herausforderungen stellen und sich bemühen, die
Anfälligkeiten zu reduzieren. Die EU-Regionalpolitik stützt sich auf „Europa 2020 - Eine
Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“ eine von der
Kommission am 3. März 2010 vorgeschlagene und auf zehn Jahre ausgelegte Strategie zur
wirtschaftlichen Erholung in Europa zur Weiterverfolgung der (nur ansatzweise erfolgreichen)
Lissabon-Strategie. Sie zielt auf ein kontinuierlich intelligentes, nachhaltiges und integratives
Wachstum sowie eine bessere politische Koordinierung auf EU- und nationaler Ebene ab und
steht unter dem deutlichen Einfluss der europäischen und weltweiten Wirtschaftskrise, mit
der Jahre des Wirtschaftswachstum und der Schaffung von Arbeitsplätzen zunichte gemacht
wurden. Sie liefert mögliche Antworten auf langfristige Herausforderungen im
Zusammenhang mit der Globalisierung, dem Druck auf die Ressourcen oder die
Überalterung, die sich in Zukunft verstärken werden. Die neue Strategie ist vornehmlich auf
die Überwindung der Krise und die Vorbereitung der EU-Wirtschaft auf das kommende
Jahrzehnt ausgerichtet, und zeigt auf, wie die EU ein intelligentes, nachhaltiges und
integratives Wachstum verwirklichen, neue Arbeitsplätze schaffen und die gesellschaftliche
Entwicklung beeinflussen kann. Mit Europa 2020 ist eine Zielvorstellung für die europäische
soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert entwickelt worden, in der drei sich gegenseitig
verstärkende Prioritäten vorgeschlagen werden, die zu einem hohen Niveau an
Beschäftigung, Produktivität und sozialem Zusammenhalt beitragen sollten:
•
Intelligentes Wachstum: Entwicklung einer auf Wissen und Innovation gestützten
Wirtschaft
•
Nachhaltiges
Wachstum:
Förderung
einer
umweltfreundlicheren und wettbewerbsfähigeren Wirtschaft
•
Integratives Wachstum: Förderung einer Wirtschaft mit hoher Beschäftigung und
wirtschaftlichem, sozialem und territorialem Zusammenhalt.
ressourcenschonenden,
Insbesondere die Prioritäten eines intelligenten und nachhaltigen Wachstums sollen zu
regionalpolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. Bisher widmen
sich die Kohäsionspolitik sowie die zweite Säule der GAP den Folgen des Klimawandels mit
Maßnahmen zur Abschwächung und/oder Anpassung durch:
•
die
Förderung
zahlreicher
Umweltschutzmaßnahmen
im
Rahmen
Kohäsionspolitik, beispielsweise Katastrophenvorsorge, Risikomanagement;
•
die Förderung der erneuerbaren Energien im Rahmen von FuE-Programmen;
•
einen direkten und indirekten Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels im Rahmen
der Forschungs- und Entwicklungspolitik.
38
der
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Im September 2007 44 hat die Kommission folgende Notwendigkeit anerkannt: „Daher sollten
die Bemühungen zur Anpassung der Gemeinschaftspolitiken und die spezifischen
Unterstützungsmaßnahmen fortgesetzt werden, wenn immer dies nötig ist.“ Die
Berücksichtigung der Besonderheiten der Regionen in äußerster Randlage wurde seit 2007
durch die Annahme neuer Programme und Maßnahmen zugunsten dieser Regionen
vorangetrieben und sollte es diesen ermöglichen, deutliche Fortschritte in Bezug auf die drei
Ansatzpunkte des Konzepts zu erzielen:
•
Verbesserung der Erreichbarkeit;
•
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit;
•
Stärkung der regionalen Integration.
Nach 2007 wurden drei zusätzliche Aspekte aufgenommen: die hohen Kosten der Anpassung
an die Folgen des Klimawandels, die Auswirkungen des demografischen Wandels bzw. der
Alterung der Bevölkerung und die Folgen der wachsenden illegalen Einwanderung.
Im Oktober 2008 hat die Kommission eine neue Mitteilung „Die Regionen in äußerster
Randlage: eine Chance für Europa“ 45 angenommen, mit der zwei Ziele verfolgt werden:
•
Integration der neuen Schwierigkeiten, mit denen die Gebiete in äußerster Randlage
konfrontiert sind: Globalisierung, Klimawandel, demografische Entwicklung, die
Migrationsströme und die nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen,
wie der Meeresressourcen und der landwirtschaftlichen Erzeugnisse;
•
Nutzung der Vorteile, die die Gebiete in äußerster Randlage bieten. In Bereichen mit
hoher Wertschöpfung wie dem Lebensmittelsektor, der biologischen Vielfalt, den
erneuerbaren Energien, der Astrophysik, der Luft- und Raumfahrt, der Meereskunde,
der Vulkanologie oder der Seismologie, aber auch in ihrer Rolle als Vorposten der
Europäischen Union in der Welt können sie die Entwicklung der Wirtschaft
voranbringen.
Die geomorphologischen Merkmale und die geografische Lage der Regionen in äußerster
Randlage sind ausgezeichnete Voraussetzungen für die wissenschaftliche Forschung,
insbesondere für Studien und Beobachtungen von Phänomenen, die mit dem Klimawandel in
Verbindung stehen. Der Schutz vor Naturgefahren, denen diese Regionen in großem Maße
ausgesetzt sind, ist ein wichtiger Forschungsbereich mit hohem Mehrwert. Die Regionen in
äußerster Randlage können in ihren jeweiligen Gebieten die Funktion einer Plattform
für technologische und wissenschaftliche Zusammenarbeit in den Bereichen
Überwachung und Beobachtung von Naturgefahren ausfüllen.
In Bezug auf die Energieversorgung stehen diese Regionen vor einer zweifachen
Herausforderung: Sie müssen ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern und die
Möglichkeiten, die ihnen ihre natürliche Umwelt bietet, nutzen, um Wissen und Techniken zu
entwickeln, die sich für den Export und die Nutzung andernorts eignen. Mit derzeit laufenden
oder sich in Vorbereitung befindenden Pilotprojekten werden innovative und eigenständige
Lösungen auf der Grundlage der erneuerbaren Energien entwickelt. Neben ihrem Nutzen für
Umwelt und Wirtschaft stellen diese Lösungen auch ein Schaufenster echten europäischen
Know-hows dar.
Der Klimawandel vergrößert heute die Exposition und die Anfälligkeit in Bezug auf tropische
Krankheiten. Das Auftreten neuer Krankheiten macht die Einrichtung moderner Zentren für
44
45
Mitteilung der Kommission, Strategie für die Regionen in äußerster Randlage: Fortschritte und Ausblick
KOM(2007)0507 endg., 12. September 2007.
Mitteilung der Kommission, Die Regionen in äußerster Randlage: eine Chance für Europa KOM(2008)0642.
39
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
die Erforschung und Überwachung der mikrobiologischen Situation in endemischen Gebieten
erforderlich, um eine schnelle und verlässliche Diagnose der Krankheitserreger und eine
Risikoeinschätzung hinsichtlich ihres Auftretens und ihrer Verbreitung durchführen zu
können. Die Regionen in äußerster Randlage verfügen bereits über Infrastrukturen für die
Forschung bzw. werden diese ausbauen; damit tragen sie zur Stärkung des
Gesundheitsschutzes sowohl ihrer Region als auch Kontinentaleuropas bei.
Im Jahre 2008 hat die Kommission eine umfassende Studie zu den wirtschaftlichen
Auswirkungen
der
Anpassung
an
den
Klimawandel
in
den
EUKüstengebieten 46
(„The Economics of Climate
Change Adaption in EU Coastal Areas“) vorgelegt, in der folgende Aspekte im
Zusammenhang mit der Anfälligkeit der Regionen in äußerster Randlage hervorgehoben
wurden:
•
Überschwemmung und Erosion (die Anfälligkeit für Erosion wird möglicherweise
durch die erwartete Zunahme der Intensität und der Häufigkeit von
Extremwetterereignissen wie Wirbelstürmen und Überschwemmungen verstärkt);
•
Trinkwasserknappheit
(Gefährdung
der
Süßwasserressourcen
durch
Salzwasserintrusion in Süßwasserbecken, Häufigkeit und Intensität von Dürren);
•
Zerstörung der küstennahen Ökosysteme (starke Gefährdung durch die Folgen des
menschlichen Einwirkens, beispielsweise durch Umweltverschmutzung, Ausbeutung
der Ressourcen, Urbanisierung und Verlust von Korallenriffen).
Im Bereich der Kohäsionspolitik sind die Regionen in äußerster Randlage ein Beispiel für die
bedarfsorientierte Bündelung von Mitteln. Dies bedeutet, dass alle von der EU kofinanzierten
Programme ganz bewusst auf gemeinsame Prioritäten ausgerichtet werden. In der Mitteilung
der Kommission „Die Regionen in äußerster Randlage: eine Chance für Europa“ werden
folgende Prioritäten genannt: „Verbesserung der Erreichbarkeit“, „Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit“ und „Stärkung der regionalen Integration“. Diese stimmen mit den
Zielen überein, die im Vertrag von Lissabon für die EU festgelegt wurden.
Im Zeitraum 2007-2013 werden für die Regionen in äußerster Randlage 7,8 Milliarden EUR
durch die Gemeinschaftsinstrumente (EFRE, ESF, EAGFL, Europäischer Fischereifonds (EFF)
und POSEI) bereitgestellt. Es gilt nun, diese Instrumente optimal einzusetzen und die durch
die Verordnungen eingeräumte Flexibilität für das Einfügen neuer Prioritäten zu nutzen, etwa
bei den zur Halbzeit anzustellenden strategischen Überlegungen zu den nationalen Berichten
im Jahr 2009 und dem Kommissionsbericht im Jahr 2010.
Darüber hinaus können sich die Regionen in äußerster Randlage an der Initiative „Regionen
für den wirtschaftlichen Wandel“ und ihrer Schnellspurvariante beteiligen, die im Rahmen der
interregionalen Komponente des Ziels „Europäische territoriale Zusammenarbeit“ und des
Programms zur nachhaltigen Stadtentwicklung (URBACT II) durchgeführt wird. Diese
Initiative sieht prioritäre Themen vor, die für die Regionen in äußerster Randlage besonders
von Belang sind, wie etwa „Erschließung der Küstengebiete“ und „Aus den Meeren und
Ozeanen Nutzen ziehen“.
Die wichtigsten regionalpolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels lassen
sich in zwei Kategorien unterteilen:
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel - Klimaschutzmaßnahmen, die die
Widerstandsfähigkeit natürlicher und vom Menschen geschaffener Systeme gegen die
Auswirkungen des Klimawandels erhöhen. Die Anpassung an den Klimawandel hat einen
40
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
besonders hohen Stellenwert in den Entwicklungsländern, da sie laut Vorhersagen die
Hauptlast der Auswirkungen des Klimawandels tragen müssen. Dies bedeutet, dass die
Anpassungsfähigkeit und das Anpassungspotenzial von Menschen ungleich über die
verschiedenen Regionen und Bevölkerungen verteilt sind und Entwicklungsländer in der Regel
über geringere Anpassungskapazitäten verfügen. Diese Aktivitäten gelten als passive
Strategien gegen den Klimawandel und umfassen beispielsweise Finanzhilfen zum Erhalt der
Naturlandschaften,
zur
Wasserversorgung
und
-bewirtschaftung,
zum
Katastrophenmanagement (Bau von Dämmen, Stärkung von Hafeninfrastrukturen),
Initiativen im Gesundheitsbereich (Gesundheitsinfrastruktur).
Maßnahmen zur Abschwächung der Folgen des Klimawandels beinhalten beispielsweise
Maßnahmen zur Senkung der CO2-Emissionen oder zur Beseitigung dieser Gase aus der
Atmosphäre (Ausbau der Kohlenstoffsenken). Diese Maßnahmen folgen einem aktiven Ansatz
mit dem Ziel der Bekämpfung des Klimawandels und umfassen beispielsweise die Förderung
von Investitionen in erneuerbare Energien, die Förderung neuen Konsumverhaltens (z. B.
Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs) und die Einführung umweltfreundlicherer
Herstellungsprozesse.
46
Petit J. und Prudent G., 2008, Climate Change and Biodiversity in the European Union Overseas Entities, UICN,
Brüssel.
41
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
42
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
4. REGIONALPOLITIK UND KLIMAWANDEL IN DEN
REGIONEN IN ÄUSSERSTER RANDLAGE ERKENNTNISSE
SCHLÜSSELERKENNTNISSE
•
Der Klimawandel wird sich vor allem in den besonders gefährdeten Süßwasserökosystemen
mit hohem Überschwemmungsrisiko (in Guadeloupe) und im tropischen Hochlandregenwald
(Martinique) auf die biologische Vielfalt der Karibik auswirken. Zudem werden heftige tropische
Stürme und eine massive Korallenbleiche auch Mangroven und die Artenvielfalt des Meeres
schwer in Mitleidenschaft ziehen.
•
Durch Landwirtschaft und Klimawandel werden die natürliche Flora und Fauna in Réunion
zunehmend zerstört und die Zuwanderung gebietsfremder Arten begünstigt. Der steigende
Meeresspiegel und die sich immer rasanter vollziehende Korallenbleiche werden schwer
wiegende Auswirkungen für die Küstengebiete haben.
•
Veränderungen der Wind- und Niederschlagsmuster begünstigen die Invasion durch
gebietsfremde Arten und die Wüstenbildung, was zu einer schweren Beeinträchtigung des
Gleichgewichts des Waldökosystems in Makaronesien führen wird. Auch im Meeresökosystem
vollziehen sich Veränderungen, die durch Versauerung und steigende Wassertemperaturen
ausgelöst werden.
•
Die klimawandelbedingte Austrocknung wiederum wird dem Amazonas-Regenwald in
Französisch-Guayana schwer zusetzen. Hinzu kommt, dass Dürreperioden die Ernährung einer
weiter wachsenden Bevölkerung gefährden und die Gefahr von Waldbränden schüren werden.
•
Diese Entwicklungen werden schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen
haben. Feuchte Bedingungen begünstigen die Ausbreitung von vektorübertragenen
Krankheiten. Allergien und Atmungsprobleme verschlimmernde Hitzewellen werden das
Gesundheitssystem vor erhebliche Probleme stellen.
•
In allen Regionen in extremer Randlage werden sich diese Folgen des Klimawandels auf deren
Attraktivität für den Fremdenverkehr auswirken.
•
Nur ein recht moderater Teil der EU-Regionalpolitik ist in direkter oder indirekter Form der
Bekämpfung des Klimawandels gewidmet. Die im Rahmen des EFRE bereitgestellten Mittel
reichen von weniger als einem Viertel (Azoren, Französisch Guayana) bis zu einem Drittel
(Martinique, Kanarische Inseln) des EFRE-Haushalts (Beitrag der EU zum laufenden
Programmplanungszeitraum 2007-2013).
•
Der größte Teil der Maßnahmen dient der Anpassung an den Klimawandel - d. h. dem
Schutz und der Erhaltung der Artenvielfalt, der Verteilung und dem Schutz knapper
Wasserressourcen, der Abfallbehandlung, der Förderung des nachhaltigen Fremdenverkehrs
und der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen.
•
Die besten Beispiele für Strategien zur Abschwächung des Klimawandels bietet die
Entwicklung intelligenter Verkehrslösungen. Ferner streben alle Regionen mittels Nutzung
erneuerbarer Energien und der Verwertung von Abfallstoffen und landwirtschaftlichen
Nebenprodukten eine energetische Unabhängigkeit an.
•
Allerdings steht den wenigen Maßnahmen, die zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen,
eine Übermacht an Maßnahmen gegenüber (die bisweilen das Zehnfache des
Finanzierungsvolumens erreichen), die den Klimawandel sogar verstärken (wie motorisierter
Verkehr, emissionsintensive wirtschaftliche Prozesse, Massen-tourismus).
43
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
4.1. Schwierigkeiten bei der Bewertung der Auswirkungen der
europäischen Regionalpolitik auf den Klimawandel
Im folgenden Abschnitt stellen wir die wichtigsten Erkenntnisse vor, die bei der Analyse der
Auswirkungen des Klimawandels in den sieben vorstehend genannten Regionen in äußerster
Randlage gewonnen wurden. Dabei wird eine Verbindung zwischen den prognostizierten
Auswirkungen des Klimawandels und den Komponenten der von der EU kofinanzierten
regionalpolitischen Programme hergestellt, die einen Beitrag zur Milderung der Folgen des
Klimawandels und zur Anpassung an den Klimawandel leisten sollen.
Eine solche Analyse ist u. a. mit folgenden Schwierigkeiten verbunden:
•
Viele der regionalpolitischen Maßnahmen dienen nicht explizit der Bekämpfung des
Klimawandels, sondern stellen andere Ziele in den Mittelpunkt (wie den Naturschutz,
den
territorialen
Zusammenhalt,
das
Wirtschaftswachstum),
wobei
Klimaschutzergebnisse als „unbeabsichtigte oder Mitnahmeeffekte“ und weniger als
Programmschwerpunkte eingestuft werden. Dadurch lässt sich nur schwer
feststellen, welche Vorteile die Regionalpolitik für den Klimaschutz erbringt.
•
Das Problem der positiven / negativen Effekte - Die Bekämpfung des Klimawandels
im Rahmen der regionalpolitischen Programme kann sich sowohl positiv als auch
negativ auf die regionale Anpassung an den Klimawandel bzw. dessen Abschwächung
auswirken. Die tatsächlichen diesbezüglichen Auswirkungen lassen sich kurzfristig
gewöhnlich nur schwer ermitteln und treten erst im Rahmen einer longitudinalen
Beurteilung zutage. So kann nachhaltiger Fremdenverkehr sowohl positive als auch
negative Auswirkungen haben. Die Förderung der Bewahrung des Naturerbes und die
Zugänglichmachung dieser Ressourcen für Touristen dienen der Bewahrung der
biologischen Vielfalt vor Ort. Die gewachsene Attraktivität eines Urlaubsziels kann
sich
jedoch
langfristig
durch
einen
Anstieg
verkehrsbedingter
Treibhausgasemissionen und des Abfallvolumens in der Region negativ auf das Klima
auswirken.
•
Das Problem Informationsmangel - im Falle einiger Klimaschutzprogramme liegen
nur in begrenztem Umfang Informationen über konkrete Programmmerkmale und budgets vor. Regionale operationelle Programme (OP) bildeten die wichtigste
Grundlage für die Analyse, allerdings war es bisweilen schwierig, anhand der
vorliegenden Informationen das volle Ausmaß der regionalpolitischen Maßnahmen zu
beurteilen. Ein Beispiel sind Politikmaßnahmen im Rahmen des EFRE-Programms
„Multimodaler Verkehr“, die entweder die Finanzierung eines klimafreundlichen
Verkehrs oder die Kofinanzierung zusätzlicher Straßenverkehrsinfrastrukturen
beinhalten. Während also die eine Möglichkeit die Verschiebung der Aufteilung des
Verkehrsaufkommens (Modalsplit) in Richtung öffentlicher Verkehr fördert, bewirkt
die andere einen signifikanten Anstieg des motorisierten Individualverkehrs.
Wir haben festgestellt, dass sich nicht alle regionalpolitischen Maßnahmen positiv auf das
Klima auswirken und dass davon grundlegend abweichende Programme positive
Klimawirkungen zunichtemachen können. Daher ist bei der Einschätzung von
regionalpolitischen Maßnahmen ein gewisses Maß an Vorsicht angebracht, und es sollten
stets sowohl ihre positiven als auch ihre negativen Auswirkungen auf das Klima ermittelt
werden.
Die folgenden Unterkapitel sind einheitlich gegliedert und fassen die Informationen für jede
Region in äußerster Randlage zusammen.
Den Anfang bildet eine kurze Beschreibung der jeweiligen Region, ihres soziökonomischen
Profils und ihrer Umweltbedingungen. Im zweiten Teil geht es um die Regionalpolitik der
44
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Region und den Anteil klimarelevanter Maßnahmen. Dabei wird detailliert auf die Bereiche
eingegangen, die die Regionen in extremer Randlage kennzeichnen: biologische Vielfalt,
terrestrische, marine und Küsten-Ökosysteme, Fremdenverkehr und Gesundheit, Wasser und
Energie - unter Berücksichtigung der beiden Klimaschutzansätze, also der Anpassung und
Abschwächung des Klimawandels.
4.2.
Karibik
Klimawandel in der Karibik
Tendenzen in der Vergangenheit
In der Vergangenheit waren für das Klima steigende Meeresoberflächentemperaturen (MOT,
siehe Kapitel 9) sowie rückläufige Niederschlagsmengen kennzeichnend (siehe Abbildung 9).
Während die Meeresoberflächentemperaturen im Raum der Kleinen Antillen und vor der
Küste von Französisch-Guayana langsamer anstiegen als vor der Küste von Réunion, verläuft
die Entwicklung der Niederschlagsmengen in die andere Richtung. Während die Niederschläge
in Réunion zugenommen haben, sind sie in der Karibik und an der Nordostküste von
Südamerika zurückgegangen.
Abbildung 9: Projekt „Mainstreaming Adaptation to Climate Change“
Quelle: CARICOM 2005.
Die Zukunft
Vorhersagen zufolge wird sich der Klimawandel wie folgt auf die Region auswirken:
•
Zunahme der Verdunstungsverluste;
•
Abnahme der Niederschläge (Fortsetzung einer in einigen Teilen der Region
beobachteten Tendenz abnehmender Regenfälle);
•
Verkürzung der Regenzeit - um 7-8 % bis 2050;
•
Verlängerung der Trockenzeit - um 6-8 % bis 2050;
45
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
•
Häufiger heftige Regenfälle - um 20 % bis 2050;
•
Verstärkung der Erosion und der Verschmutzung von Küstenregionen.
Das Caribbean Community Climate Change Center (CCCC) hat regionale Klimamodelle
veröffentlicht, denen zufolge die Lufttemperatur auf den Kleinen Antillen im Monat Juli bis
Mitte des Jahrhunderts gegenüber dem Referenzzeitraum 1961-1990 um 1,5 °C und bis Ende
des Jahrhunderts um 4 °C ansteigen wird. Die mittlere Oberflächentemperatur weist eine
ähnliche Entwicklung auf. Diese Ergebnisse wurden mithilfe des A2-Szenariums der
Regionalisierung ermittelt, wobei der Wohlstand des Einzelnen im Vordergrund steht. Dabei
sind die Werte höher als beim Szenarium B1, bei dem die Globalisierung mit dem
Schwerpunkt der Nachhaltigkeit und sozialen Gerechtigkeit im Mittelpunkt steht47.
In Bezug auf Niederschläge kommen die Modelle zu recht unterschiedlichen Ergebnissen
(siehe Abbildung 10). Das IPCC prognostiziert eine Tendenz, der zufolge die jährliche
Niederschlagsmenge um durchschnittlich 12 % [-19 bis -3] sinkt, doch während feststeht,
dass die Temperaturen steigen werden, und lediglich das Ausmaß des Anstiegs noch
umstritten ist, kann nicht mit Bestimmtheit festgestellt werden, ob die Niederschlagsmengen
in den nächsten zehn Jahren zu- oder abnehmen werden.
Wie bereits erwähnt, wird der Meeresspiegel in der Karibik weiter ansteigen, und zwar noch
schneller als in anderen Regionen.
Klimaexperten in Nord- und Südamerika sind zunehmend besorgt über die potenziell
verheerenden Auswirkungen möglicher noch höherer MSA-Schätzwerte. Bislang galten Nordund Südamerika als weniger gefährdet als andere Teile der Welt wie flache Pazifikinseln,
Vietnam oder Bangladesch. Doch das im März in Kopenhagen auf einem Treffen von
Wissenschaftlern vorgestellte Ausmaß des zu erwartenden Anstiegs des Meeresspiegels hat
Beobachter in der Region in Alarmbereitschaft versetzt. Danach ist die Gefahr für Teile der
Karibik, Mexikos und Ecuadors am größten. Aber auch New York City und Teile von Südflorida
gelten als besonders gefährdet.
Dem IPCC-Bericht von 2007 zufolge kann davon ausgegangen werden, dass die
Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um 19 cm bis 59 cm steigen werden.
Zahlreiche Wissenschaftler halten jedoch einen größeren Anstieg für wahrscheinlich, und
zwar selbst dann, wenn die globalen Treibhausgasemissionen auf einem niedrigen Niveau
verbleiben. So würde ein Anstieg um einen Meter ein Gebiet an der Küste von FranzösischGuayana überschwemmen, in dem 70 % der Bevölkerung leben und in dem sich 40 % der
landwirtschaftlich genutzten Fläche befinden. Das würde eine umfangreiche Reorganisation
der Wirtschaft des Landes erfordern.
47
CCCC, 2011.
46
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Abbildung 10: Prognostizierte Niederschlagsänderungen nach verschiedenen
Zeithorizonten (Projekt „Adapting to Climate Change in the
Caribbean“ (ACCC))
Quelle: Guide to the Integration of Climate Change Adaptation into the EIA48
In einer Studie über die Städte der Welt, die im November 2008 von UN-Habitat
veröffentlicht wurde, wird festgestellt, dass in den meisten Inselstaaten der Karibik 50 % der
Bevölkerung nicht weiter als 2 km von der Küsten entfernt leben. Sie wären direkt von einem
Anstieg des Meeresspiegels und anderen Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Nach
Ansicht der Weltbank wären die Bahamas, Französisch-Guyana, Belize und Jamaika bei
einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter besonders gefährdet49.
Man weiß, dass das Phänomen El Niño/südliche Oszillation (ENSO) und die
Schwankungen des hohen SLP im subtropischen Nordatlantik die Niederschläge in der
Karibikregion beeinflussen. Eine Änderung der ENSO kann das Klima in der Karibik signifikant
verändern. Diese Erscheinung kann u. a. eine verstärkte Exposition der Riffe zur Folge haben.
Die folgende Abbildung zeigt, für welche Riffe ein Risiko besteht, wobei die Riffe in
Guadeloupe und Martinique besonders stark gefährdet sind.
48
49
CARICOM, 2004.
Quelle: BBC Nachrichten http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/7977263.stm.
47
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Abbildung 11: Gegenwärtig, 2030 und 2050 gefährdete Riffe
Quelle: World Resource Institute 2011.
Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels und von klimatischen
Schwankungen in der Karibik
Das CCCC, das als eine Agentur der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM) tätig ist, - siehe
Kasten 1 - hat einen Bericht über die potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen des
Klimawandels in der Karibik veröffentlicht. Nachfolgend einige der Erkenntnisse und
Empfehlungen:
•
Der Klimawandel wird sich wahrscheinlich spürbar auf die menschliche Gesundheit
auswirken.
•
Die Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und der menschlichen Gesundheit
sind allerdings komplex und nicht immer klar definiert. Klimafaktoren machen nur
einen Teil der Stressfaktoren aus, die das Auftreten von Krankheiten verändern. Die
klimatischen Auswirkungen müssen in einen umfassenderen sozioökonomischen
Kontext gestellt werden.
•
In der Karibik werden sich die Gefahren für das Wohlbefinden im Angesicht
extremerer Ereignisse (wie Dürreperioden, höhere Temperaturen, Hurrikans)
entweder direkt oder indirekt verstärken.
•
Angesichts von potenziell häufigeren und schlimmeren Überschwemmungen und
Sturmfluten aufgrund von heftigeren Hurrikans ist mit folgenden Gefahren zu
rechnen
1) Verletzte und Todesopfer;
2) Hunger oder Unterernährung durch Wegfall der Ernährungssicherheit und
3) Zunahme von Krankheiten, die durch unsauberes Wasser oder Nagetiere
übertragen werden.
•
Mögliche künftige Gefahren in Verbindung mit steigenden Temperaturen und
veränderten Niederschlagsmustern sind:
1) verstärkte Übertragung von Krankheiten wie des Denguefiebers;
2) häufigeres Auftreten von Durchfallerkrankungen und Lebensmittelvergiftungen mit
Meeresfrüchten;
48
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
3) erhöhte Konzentration an gefährlichen Schadstoffen, einschließlich Ozon, in der
Atmosphäre;
4) vermehrtes Vorkommen von Moskitos in höher gelegenen Regionen und
5) Zunahme von Atemwegserkrankungen und Hitzestress.
•
Während ein Teil der Bevölkerung diese Gefahren bewältigen kann, sind ihnen
andere, vor allem die in Armut lebenden Bevölkerungsgruppen, schutzlos
ausgeliefert. Das Maß der Gefährdung wird davon abhängen, wie gut die Betroffenen
informiert und vorgewarnt sind und wie gut die Regierungen agieren bzw. reagieren
können.
•
Hinsichtlich der gegebenen Empfehlungen sollte der Schwerpunkt auf folgenden
Maßnahmen liegen
i)
Aufklärung aller Akteure, einschließlich der Öffentlichkeit und der Mediziner, über
die Rolle und die Gefahren des Klimawandels im Hinblick auf das allgemeine
Wohlbefinden und die Gesundheit;.
ii) Berücksichtigung des Klimawandels bei aktuellen und künftigen nationalen
gesundheitspolitischen Maßnahmen;.
iii) Bewertung und Implementierung von Optionen für die Anpassung an die
Wahrscheinlichkeit des verstärkten Auftretens einiger in der Region bereits weit
verbreiteter Krankheiten, wie des Denguefiebers. Dazu zählen gegebenenfalls die
Entwicklung und Einrichtung von Frühwarnsystemen.
iv) Nationale und regionale Einrichtungen für die Katastrophenhilfe sollten besser in
die Lage versetzt werden, vor Katastrophen zu warnen und im Ernstfall zu
reagieren.
v) Gewährleistung
Gewässer;.
einer
effizienten
Überwachung
und
Bewirtschaftung
vi) Ausbau der Datenerfassungs- und personellen Ressourcen
meteorologischen Dienste und Gesundheitsministerien;.
der
der
nationalen
vii) Förderung der Erforschung von Verbindungen zwischen Klima und Gesundheit mit
Schwerpunkt auf Krankheiten und Auswirkungen, die für die Region von Belang
sind;.
viii) Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen regionalen Forschungsgremien,
meteorologischen
Diensten,
Gesundheitsministerien,
Wasserbehörden,
Einrichtungen für das Katastrophenmanagement und anderen relevanten
Einrichtungen;
ix) Aktiveres staatliches Engagement in der Darlegung der Gründe für die
Notwendigkeit der Reduzierung der Treibhausgasemissionen, insbesondere durch
die Industrieländer.
Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches Vorgehen
Der Studie „The Costs of Inaction“50 zufolge wird ein immer größerer Anteil des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) zur Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels nötig sein,
wenn keine Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. Nach Berechnungen des Verfassers
wird Guadeloupe 2025 2,3 % seines BIP (gemessen am BIP des Jahres 2004) zur
50
Bueno, 2008.
49
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels aufwenden müssen. Dieser Anteil wird sich
bis 2050 auf 4,6 %, bis 2075 auf 7 % und bis 2100 auf immerhin 9,5 % erhöhen.
Für Martinique sind die Zahlen etwas niedriger, aber ähnlich (2025: 1,9 %; 2050: 3,8 %;
2075: 5,9 %; 2100: 8,1 %).
Kasten 1: Erfolgsgeschichten: Adapting to Climate Change in the Caribbean (ACCC)
und Caribbean Information Platform on Renewable Energy (CIPORE)
ERFOLGSGESCHICHTEN (OHNE KOFINANZIERUNG DURCH DIE EU)
Adapting to Climate Change in the Caribbean (ACCC)51
Die Anpassung an Klimaschwankungen und den Klimawandel sowie an den steigenden
Meeresspiegel ist für die Länder der Karibik von elementarer wirtschaftlicher und sozialer
Bedeutung. Das Projekt ACCC wurde von der Canadian International Development
Agency (CIDA) finanziert und von Oktober 2001 bis März 2004 durchgeführt. Es baute auf
den im Rahmen des Vorhabens Caribbean Planning for Adaptation to Climate Change
(CPACC) gewonnenen Erfahrungen auf, das im Dezember 2001 abgeschlossen worden war.
Das Projekt im Wert von 1,4 Mio. EUR umfasste neun Einzelkomponenten, die vom Projekt
CPACC übernommen wurden, um die Bekämpfung des Klimawandels zu konsolidieren,
auszuweiten und nachhaltig zu gestalten. Sie sollen ferner an das im Rahmen der Globalen
Umweltfazilität (GEF) durchgeführte Programm MACC anknüpfen und dieses ergänzen.
Die neun Komponenten des Projekts ACCC:
•
Komponente 1: Erarbeitung eines Geschäftsplans für das Caribbean Climate Change
Centre
•
Komponente 2: Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit
•
Komponente 3: Risikomanagement-Ansatz in der praktischen Planung
•
Komponente 4: Stärkung der technischen Kapazität der Region
•
Komponente 5: Anpassungsplanung bei der Umweltprüfung
•
Komponente 6: Strategien für die Anpassung in der Wasserwirtschaft
•
Komponente 7: Anpassungsstrategien für den Gesundheitsschutz
•
Komponente 8: Anpassungsstrategien für die Land- und Lebensmittelwirtschaft
•
Komponente 9: Förderung der Zusammenarbeit mit Ländern außerhalb der CARICOM
Mit dieser Initiative sollten folgende Ziele erreicht werden:
51
•
Das CCCCC entwickelt sich zu einer nachhaltigen Einrichtung für die Koordinierung
sämtlicher Klimaschutzaktivitäten in der Region.
•
Die Region bezieht Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in die Planungsund Bewertungsverfahren der wichtigsten wirtschaftlichen und sozialen Sektoren ein.
•
Die wissenschaftliche und technische Kompetenz der Region im Bereich Klimaschutz
wird gestärkt.
•
Nationale und regionale Agenturen können sich konstruktiv an internationalen
Klimaschutzverhandlungen beteiligen, und
•
Bürger, die Privatwirtschaft und die Regierungen der Region verfügen über
ausreichende Kenntnisse, um die erforderlichen Klimaschutzmaßnahmen zu
CCCCC, 2008.
50
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
unterstützen und durchzuführen.
Am ACCC-Projekt sind folgende CARICOM-Länder beteiligt:
Antigua & Barbuda, Bahamas, Barbados, Belize, Dominica, Grenada, Guyana, Jamaica, St.
Lucia, St. Kitts und Nevis, St. Vincent und die Grenadinen, Trinidad und Tobago
Die Ausführung des ACCC-Vorhabens lag in den Händen der Canadian Executing Agency
(CEA), die die kanadischen Unternehmen de Romilly and de Romilly Ltd. sowie GCSI - Global
Change Strategies International Inc umfasste. Für das operative Tagesgeschäft war die in
Barbados ansässige und ursprünglich für das CPACC-Projekt eingerichtete Regional Project
Implementation Unit (RPIU) zuständig. Die Umsetzung selbst lag jedoch in der
Verantwortung des Sekretariats der CARICOM.
•
Programm: CIDA, Oktober 2001 bis März 2004
•
CIDA-Beitrag: 1,4 Mio. EUR
Caribbean Information Platform on Renewable Energy (CIPORE)
Nur sehr wenige der für die Energiewirtschaft zuständigen Ministerien der Region verfügen
über einen eigenen Internetauftritt, und lediglich im Falle von Jamaika enthält die
entsprechende Website einen Abschnitt zu erneuerbaren Energien. Die CIPORE wurde
eingerichtet, um Informationen über erneuerbare Energien bereitzustellen, und sie hat die
Aufgabe, die für die Energiewirtschaft zuständigen Ministerien vor Ort bei der Stärkung ihrer
Handlungskompetenz in diesem Bereich zu unterstützen.
Bei der CIPORE handelt es sich um ein Internetportal zum Thema erneuerbare Energien mit
folgendem Angebot:
•
Links zu regionalen Websites von Energieministerien,
Universitäten usw. zum Thema erneuerbare Energien;
•
Detaillierte Informationen in Form von Fallstudien zum Planungsprozess und zur
Durchführung einer Reihe erfolgreicher Projekte im Bereich der erneuerbaren
Energien in der Region und im karibischen Raum insgesamt;
•
Veröffentlichung von Artikeln zur Wirtschaftlichkeit von Systemen im Bereich der
erneuerbaren Energie innerhalb und außerhalb der Region;
•
Links zu regionalen Experten auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien in
relevanten Bereichen, die als Berater fungieren und Schulungen durchführen können;
•
Prüfung der Rentabilität von Entwicklungen auf dem Gebiet der erneuerbaren
Energien, die für die Region von Bedeutung sind, und deren Anpassung an die
lokalen/regionalen Bedingungen;
•
Information über bewährte Verfahren.
51
Energieversorgern,
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
4.2.1.
Guadeloupe
Menschliche Einflüsse und die aktuelle Lage - sozioökonomische Lage
(Landwirtschaft, Fischerei, Fremdenverkehr, sonstige bedeutende
Wirtschaftssektoren), Demografie
Anzahl der Inseln
2 dicht nebeneinander liegende Hauptinseln + 11 kleine
verstreute Inseln
Bevölkerung
420 000 Einwohner (2006)
Fläche
1 628 km²
Bevölkerungsdichte
258 Einwohner/km²
BIP/Einwohner
5 700 EUR/Einwohner (2003)
Arbeitslosenquote
22,7 % (2007)
Wichtigste
Wirtschaftsaktivitäten
Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Fremdenverkehr
Das etwa 600 km östlich der Dominikanischen Republik gelegene Departement Guadeloupe
besteht aus den zwei unmittelbar nebeneinander liegenden größeren Inseln Grande-Terre
und Basse-Terre sowie elf verstreuten kleineren Inseln, einschließlich Marie Galante, der
Inselgruppe de Saintes und Désirade. Bis Februar 2007 gehörten die im nördlichen Teil der
Kleinen Antillen gelegene Insel Saint-Barthélemy und der französische Teil von Saint Martin
ebenfalls zu diesem Departement. Sie bilden seitdem eigenständige überseeische
Gebietskörperschaften. Ein Drittel der Fläche der beiden Hauptinseln wird landwirtschaftlich
genutzt, während die Gebirgsregionen unbewohnbar sind. Die Landwirtschaft (vor allem
Zuckerrohr und Bananen), die ursprünglich den wichtigsten Wirtschaftssektor bildete, kann
heute nur mithilfe von Subventionen überleben52. Zwischen 2000 und 2009 verzeichnete die
Bevölkerung einen gemäßigten Zuwachs, und 2009 lebten etwa 450 000 Menschen im
Departement Guadeloupe. Nach Angaben der Regionalregierung beträgt die Geburtenrate
2,2 Kinder je Frau (Conseil Régional de Guadeloupe). Etwa ein Drittel der Bevölkerung ist
unter 25 Jahre alt, wobei dieser Anteil sinkt und das Durchschnittsalter der Bevölkerung
zunimmt. Im Jahr 2009 waren etwa 60 000 Einwohner älter als 65 Jahre.
Bananen sind die wichtigste Exportkultur. Doch heute sind lediglich sieben Prozent der
erwerbstätigen Bevölkerung im Primärsektor beschäftigt. Von den wenigen Industriezweigen,
die es gibt, gehören die meisten zum Agrar- und Lebensmittelsektor (Süßwarenindustrie,
Rumdestillerien und Konservenindustrie). Zu den expandierenden Wirtschaftszweigen zählen
der Fremdenverkehr und das Dienstleistungsgewerbe. So besuchten 2004 und 2005 ca.
370 000 Touristen Guadeloupe. Die wichtigsten Ziele sind Gosier und Saint-François sowie
die Inseln Saint-Martin und Saint-Barthélemy. (Conseil Régional de Guadeloupe) Im Juni
2007 betrug die Arbeitslosenquote 22,7 %.53
52
53
Petit und Prudent, 2008.
Petit und Prudent, 2008.
52
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Quelle: http://europa.eu/abc/maps/regions/france/mer_de.htm
In Bezug auf die Umwelt zeichnen sich einige Besorgnis erregende Entwicklungen ab:
Der durch Urbanisierung, Landwirtschaft und die Entnahme von Ressourcen (Jagd und
Fischerei) verursachte Rückzug der Wälder und deren Degradation haben schwer wiegende
Auswirkungen für die Biodiversität von Guadeloupe. Holzkohle wird noch immer auf Kosten
des Trockenwaldes vor Ort produziert. Im Bereich Grands Fonds (Grande-Terre) wird nach
wie vor Wald gerodet, während auf Marie-Galante, den Inseln de Saintes und Désirade die
Mangroven fast vollständig verschwunden sind. Ein Teil der Böden und Gewässer von
Guadeloupe sind durch Chlordecon, ein Organochlor-Insektizid, das auf den
Bananenplantagen intensiv zur Bekämpfung von Rüsselkäfern eingesetzt und 1993 verboten
wurde, dauerhaft vergiftet54. Durch verschiedene Maßnahmen soll der Zugang zu Trinkwasser
gewährleistet werden, doch die Böden in einigen Regionen der Insel und auf anderen Inseln
der Antillen sind dauerhaft verseucht. Derzeit wird im Rahmen von Studien untersucht,
welche Auswirkungen diese Produkte auf die Gesundheit haben. Von wenigen Ausnahmen
abgesehen, werden die Ausflüsse von Destillerien kaum oder nur mangelhaft aufbereitet.
Über 50 % der Struktur von Korallenriffen weisen Schäden auf, die u. a. auf die schlechte
Aufbereitung von Schadstoffen in Verbindung mit Abwässern und der Landwirtschaft
zurückzuführen sind55. Auch zahlreiche Seegräser wurden durch die chemische und von Land
ausgehende Verschmutzung in Mitleidenschaft gezogen. Die Bestände einer Vielzahl Pflanzen
fressender Fische wie die des Papageienfischs wurden überfischt, und die Algen gewinnen
allmählich die Oberhand über die Korallen. Zudem hat auf einige Standorte wie die Pigeon
Inseln ein regelrechter Ansturm von Hochseetauchern eingesetzt.56
Die aktuelle Regionalpolitik - mittelfristige Tendenzen
Die Regionalpolitik - von der EU kofinanziert und mit Bezug zum Klimawandel - bezieht Mittel
aus zwei Quellen: dem EFRE sowie der zweiten Säule der GAP (Programm für ländliche
Entwicklung (PLE)).
Im Programmplanungszeitraum 2000-2006 wurden aus dem EFRE insgesamt etwa
500 Mio. EUR als EU-Beitrag für Guadeloupe bereitgestellt, und für den laufenden
Programmplanungszeitraum (2007-2013) beläuft sich der Beitrag der EU aus dem
EFRE-Haushalt auf 542 Mio. EUR. Der Anteil der Maßnahmen mit Klimaschutzbezug im
54
55
56
Belpomme, 2007.
Reefbase, 2007.
Petit und Prudent, 2008.
53
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
vorangegangenen Programmplanungszeitraum57 lässt sich nur schwer bestimmen da nur eine
sehr grobe Aufschlüsselung der Maßnahmen vorliegt. Geht man davon aus, dass Maßnahmen
der Bereiche „Umweltinfrastruktur“ und „Planung und Sanierung“ sowie Teile der Bereiche
„Fremdenverkehr“ und „Verkehrsinfrastruktur“ direkt oder indirekt dem Klimaschutz dienen so kann annähernd ein Drittel des EFRE-Haushalts Maßnahmen zur Bekämpfung des
Klimawandels zugerechnet werden.
Im Hinblick auf den laufenden Zeitraum (2007-2013) ist die Zuordnung der Mittel, die dem
Klimaschutz dienen, einfacher, da die Maßnahmen inzwischen detaillierter aufgeschlüsselt
werden. Die Unterstützung aus dem Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums fiel für
Guadeloupe im vorangegangenen Programmplanungszeitraum recht gering aus (siehe
Abbildung 13), wobei sich dies im laufenden Programmplanungszeitraum (2007-2013)
grundlegend änderte und der Beitrag der EU 2009 mit ca. 1,5 Mio. EUR einen Spitzenwert
erreichte.
Ein Drittel des EFRE-Haushalts wird zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen
bereitgestellt, wobei der größte Anteil für die Bereiche „Energieeffizienz, Wärme/KraftKopplung und Energiemanagement“ und „Management von Haushalts- und Industrieabfällen“
(Abschwächung der Folgen des Klimawandels) sowie „Wasserbewirtschaftung und verteilung“ (Anpassung an den Klimawandel) aufgewendet wird.
57
Im Programmplanungszeitraum 2000-2006 wurde keine systematische thematische Klassifizierung der Mittel
vorgenommen - zudem arbeitet der EFRE im Gegensatz zum ELER nicht mit einheitlichen Maßnahmen, sodass
eine detaillierte Zuordnung der Mittel zu spezifischen Themen nicht möglich ist.
54
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Abbildung 12: EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen in
Guadeloupe
0,92%
2,72% 0,69%
0,33%
Services and applications for citizens (e‐health, e‐government, e‐learning, e‐inclusion, etc.)
8,66%
Multimodal transport
Ports
7,19%
Energy efficiency, co‐generation, energy management
5,34%
1,37%
Management and distribution of water (drink water)
Management of household and industrial waste
1,31%
71,46% ‐ Other measures
Water treatment (waste water)
Promotion of biodiversity and nature protection (including Natura 2000)
Renewable energy (wind, solar, biomass, hydrroelectric, geothermal & other
Quelle: OP EFRE für Guadeloupe - thematische Aufteilung durch die GD Regionalpolitik (2008): The Potential of
Regional Policy Instruments 2007-2013 to Contribute to the Lisbon and Göteborg Objectives for Growth,
Jobs and Sustainable Development; Brüssel
Legende:
Dienste und Anwendungen für Bürger (elektronische Gesundheitsdienste, E-Government, E-Learning, digitale
Integration usw.) - Multimodaler Verkehr - Häfen - Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und Energiemanagement
- Wasserbewirtschaftung und –verteilung (Trinkwasser) - Management von Haushalts- und Industrieabfällen Wasserbehandlung (Abwasser) - Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Natur (einschließlich
Natura 2000) - Erneuerbare Energien (Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Wasserkraft, Geothermie u. a.)
Abbildung 13: Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Martinique
1.600.000 €
1.492.683 €
1.400.000 €
1.200.000 €
1.000.000 €
800.000 €
600.000 €
400.000 €
168.083 €
200.000 €
48.611 €
0 €
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Quelle: OP für PLE (2000-2006 und 2007-2013) Guadeloupe und GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
(2010): Study on Employment, Growth and Innovation in Rural Areas (SEGIRA); Brüssel
Bei den einzelnen Maßnahmen des Programms für ländliche Entwicklung (PLE), die für die
Bekämpfung des Klimawandels von Relevanz sind, handelt es sich vor allem um Maßnahmen
der Schwerpunkte 1 und 2 - Förderung benachteiligter Gebiete (Bergregionen) sowie
55
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Agrarumweltzahlungen. Der im Rahmen der GAP für Klimaschutzmaßnahmen bereitgestellte
Gesamtbeitrag muss als gering eingeschätzt werden, insbesondere gemessen an der
jährlichen Unterstützung für die Landwirtschaft von Guadeloupe im Rahmen von Säule 1, die
sich im Zeitraum 2004-2008 auf jährlich zwischen 21 Mio. EUR und 61 Mio. EUR (EU-Beitrag)
belief.
4.2.1.1. Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Artenvielfalt
Die fragmentierten Bergwaldbestände in den Gipfelregionen der Inseln, die eine große
biologische Vielfalt aufweisen, werden durch Temperaturänderungen und veränderte
Niederschlagsmengen beeinträchtigt werden. Wahrscheinlich werden zahlreiche Arten in
höhere Regionen abwandern, und in ihren Lebensräumen werden sich opportunistischere
Arten ansiedeln, was zur Folge haben wird, dass spezialisierte und angepasste Arten immer
seltener oder sogar verschwinden werden.
Zudem sind Populationen von in der Karibik endemischen Fledermausarten, die oftmals die
einzigen einheimischen Säugetiere auf diesen Inseln sind, durch eine Intensivierung
tropischer Stürme gefährdet.
Die reiche, aber extrem fragile Biodiversität des Archipels von Guadeloupe leidet unter den
ständigen Verzögerungen im Kampf gegen die Umweltverschmutzung und dem wachsenden,
durch menschliche Aktivitäten entstehenden Druck und bedarf daher Maßnahmen zu ihrer
Erhaltung und Aufwertung sowie einer ausreichenden Bewirtschaftung der natürlichen
Ressourcen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Dies erfordert einen
ganzheitlichen Ansatz, der u. a. die Förderung nachhaltiger Fremdenverkehrspraktiken, die
Umwelterziehung und die Umsetzung von Richtlinien in den Bereichen Umweltschutz und
Umweltmanagement umfasst.58
Im Rahmen von regionalpolitischen Maßnahmen werden Initiativen zur Erhaltung der
Artenvielfalt und zum Schutz der Natur kofinanziert (also Maßnahmen zur Anpassung an den
Klimawandel).
4.2.1.2. Auswirkungen auf Küsten- und Meeresökosysteme und die Fischerei
Mangrovenzone
In Guadeloupe sind die hinter den Mangroven gelegenen Süßwasserökosysteme besonders
stark gefährdet, das Überschwemmungsrisiko durch den Klimawandel steigt. Diese
Ökosysteme sind eingeschlossen zwischen Mangroven und menschlichen Siedlungen. Folglich
ist eine Verlagerung ins Innere der Insel zum Schutz vor einem steigenden Meeresspiegel
und der Gefahr der Versalzung nicht möglich.
Korallenriffe
In den letzten Jahren kam es in Guadeloupe wiederholt zu Korallenbleichen größeren
Ausmaßes. Im Jahr 2005 lagen die Wassertemperaturen im Karibischen Becken insgesamt
über einen Zeitraum von sechs Monaten (von Mai bis November) bei über 29°C, wobei es im
östlichen Bereich am wärmsten war59. Das war das heißeste Jahr seit Beginn der
Aufzeichnungen 1880. Diese außergewöhnlichen Witterungsbedingungen hatten eine massive
Korallenbleiche zur Folge. Regelmäßige Erhebungen ergaben, dass 2005 durchschnittlich
50 % der Korallen betroffen waren. Die damit einhergehende Sterblichkeit lag ein Jahr später
58
59
Präfektur von Guadeloupe 2007: S. 91, 137, 138.
Sheppard, 2005.
56
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
bei 40 %60. Diese Sterblichkeit wurde an verschiedenen Standorten festgestellt, einschließlich
der Pigeon Inseln, Port Louis und des Barriereriffs von Grand Cul-de-Sac Marin.
Die Schäden an den Korallen hatten Beeinträchtigungen für andere im Meer lebende Arten
zur Folge, wie Rifffische und Pflanzen fressende Arten, die für ihr Überleben direkt auf diese
Lebensräume angewiesen sind. Die in der Karibik festgestellte Korallenbleiche wirkte sich
nicht überall gleich aus. Die Riffe in den einzelnen Zonen weisen eine sehr unterschiedliche
Widerstandsfähigkeit auf, wobei die Mortalität der geschwächten Riffe dort am größten ist,
wo der Einfluss des Menschen beispielsweise durch Überfischung, Sedimentation und
Verschmutzung durch die Landwirtschaft oder Privathaushalte besonders intensiv ist. Zudem
wurde an einer Reihe von Stränden eine ausgeprägte Erosion festgestellt, die das Ergebnis
heftiger Hurrikans ist. In Guadeloupe sind derzeit etwa 45 % der Küste von Erosion
betroffen.
Die auf die Lösung dieser Klimaschutzprobleme ausgerichteten regionalpolitischen Initiativen
sind Bestandteil von fremdenverkehrsrelevanten Aktivitäten. Die von der EU kofinanzierten
regionalpolitischen Programme für meeresbezogene Themen und die regionale Entwicklung
von Küstenzonen (Achse 4 des EFF) umfassen keine Aktivitäten mit Bedeutung für die
Bekämpfung des Klimawandels.
4.2.1.3. Auswirkungen auf den Fremdenverkehr und die Gesundheit
Der Fremdenverkehr stellt den wichtigsten und nachhaltigsten Wirtschaftssektor von
Guadeloupe dar. Daher könnten die Degradation der Korallen und die Erosion der Strände
schwerwiegende Folgen für diesen Sektor haben, der direkt auf die Unversehrtheit der Natur
angewiesen ist. Die Häufigkeit tropischer Stürme und deren Auswirkungen auf die
Infrastruktur könnten den Fremdenverkehr gefährden. Gleichzeitig können steigende
Meeresspiegel und die Überschwemmung tief gelegener Gebiete Konflikte bezüglich der
Ressourcennutzung (Boden, Wasser) auslösen. Die Verdrängung von Einrichtungen und
Menschen in das Innere der Insel dürfte massive indirekte Auswirkungen auf die biologische
Vielfalt haben.
Der Klimawandel könnte in Guadeloupe zudem eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit
darstellen. Steigende Temperaturen in stehenden Gewässern und Flüssen könnten nicht nur
ein Ansteigen der Prävalenz von Bilharziose, einer von Insekten übertragenen ansteckenden
Parasitenkrankheit, bewirken, sondern auch die Ausbreitung von in diesem Gebiet bereits
vorkommenden Krankheiten, wie Denguefieber, sowie von neuen Krankheiten unterstützen.
Schließlich könnten auch Landwirtschaft und Tierhaltung durch den Klimawandel schwer in
Mitleidenschaft gezogen werden. Schwankungen in Bezug auf Temperaturen und
Niederschlagsmengen könnten nachhaltige Veränderungen in der Bodennutzung auslösen
und zu neuen Beziehungen zwischen natürlichen und belasteten Ökosystemen führen. So
könnte die Ausbreitung einiger Krankheiten oder von Insekten, die die Ernte vernichten,
begünstigt werden, während sich einige selbstvermehrende Arten invasiv ausbreiten
könnten.
Die regionalpolitischen Maßnahmen in diesem Bereich dienen ausnahmslos der Förderung der
Anpassung an den Klimawandel: Fremdenverkehrseinrichtungen wie der Nationalpark, das
nationale Forstamt und der Schutz der Uferzone.
60
Dynecar, 2007.
57
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
4.2.1.4. Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches
Vorgehen
Wasser
In Anbetracht der zeitlich und räumlich unausgewogenen Wasserverteilung kommt es darauf
an, den allgemeinen Zugang zu Wasser zu gewährleisten und die Wasserressourcen zu
sichern und zu schützen. Hauptziele sind die Bereitstellung und Verteilung von Trinkwasser
und die Reduzierung von verschmutzten Abwässern. Zu den flankierenden operationellen
Maßnahmen zählen u. a. der Schutz des Trinkwassers an sämtlichen Entnahmestellen, die
Sanierung
oder
Erneuerung
der
Kanalisation,
von
Kläranlagen,
des
61
Abwasserbeseitigungsnetzes sowie der Bau neuer Talsperren.
Begleitet werden diese
Maßnahmen von Kampagnen zur Information und Aufklärung der Öffentlichkeit.
4.2.1.5. Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Um seine Unabhängigkeit im Bereich Energie zu erhöhen und einen Beitrag im
internationalen Kampf gegen den Klimawandel zu leisten, fördert Guadeloupe neben der
Senkung des Energieverbrauchs die Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien und
führt flankierend dazu Informations- und Aufklärungskampagnen durch.
Nach Angaben von EDF (Electricité of France) und PRERUE (Regionaler Plan für die
Erforschung und den Einsatz erneuerbarer Energiequellen sowie für eine rationelle
Energienutzung in Guadeloupe bis 2020) sollte es bis 2020 möglich sein, 468 GWh aus
erneuerbaren Energiequellen, vor allem Windkraft, Wasserkraft und Erdwärme, zu erzeugen.
Geplant 2010
Leistung, Erzeugung
Geplant 2020
Leistung,
Erzeugung
Erneuerbare
Energiequelle
Installiert 2006
Leistung, Erzeugung
Windenergie
(Hochschätzung) 2,3
21,2 MW
35 GWh
36 MW
64,8
GWh
80 MW
144
GWh
Fotovoltaik
(Hochschätzung) 0,3 %
0,84 MW
929 GWh
30 MW
42 GWh
100 MW
140
GWh
Erdwärme 5,1 %
15 MW
78 GWh
Einheit Bouillante 3: 10 bis 30 MW bis
2013, Verbundsystem mit Dominica:
40 MW 2015
Miniwasserkraftwerk
1,2 %
6.5 MW
17 GWh
11 MW
33 GWh
18 MW
54
GWh
Quelle: Präfektur von Guadeloupe - Generalsekretariat für Regionalangelegenheiten - Abteilung Europa
Subventionen für erneuerbare Energien sollten praxisorientiert und innovativ sein, sie sollten
sich in das Sozialgefüge vor Ort einfügen, aber auch der Wettbewerbsfähigkeit Rechnung
tragen. Das gilt beispielsweise für Windkraftanlagen, die sich für Wirbelsturmgebiete eignen,
die architektonische Integration von Fotovoltaikanlagen, die Verwertung von Biomasse,
einschließlich der Umwandlung der jährlich anfallenden Melasseüberschüsse in Kraftstoff (2,2
- 3,5 % des gesamten Kraftstoffverbrauchs in Guadeloupe), die Erkundung von
Erdwärmelagerstätten und die Erzeugung von Energie aus Abfällen. Die Erzeugung von
61
Präfektur von Guadeloupe 2007: 135.
58
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Agrarkraftstoffen stellt eine Option für Böden dar, die von Pestiziden verseucht sind. Ein
Umsetzungsbeispiel ist das Projekt Synergîles, dem eine in Guadeloupe entwickelte
Initiative zugrunde liegt. Im Rahmen dieses Vorhabens ist ein Wettbewerbscluster für
Rohstoffe und Energiequellen tropischer Inseln, die großen naturbedingten Risiken ausgesetzt
sind, entstanden, das der Schaffung von Arbeitsplätzen im Baugewerbe und generell im
Bereich der erneuerbaren Energien dienen soll. Von großem Interesse sind ferner
Schulungsmaßnahmen in Bezug auf die Entwicklung innovativer Lösungen sowie das
Management von auf lokale Anforderungen und tropische Bedingungen abgestimmten
energetischen Systemen.62
Laut Rahmenvereinbarung über die Einsparung von Energie besteht das Ziel darin, den
jährlichen Anstieg des Stromverbrauchs (2007 4,5 % pro Jahr) von 2010 bis 2013 auf
maximal 2,3 % bzw. 2 % zu reduzieren und auf einen Anstieg von maximal 1 % bis 2020
hinzuarbeiten. Ferner soll die Leistungsspitze von 283 MW im Jahr 2010 auf 264 MW im Jahr
2013 gesenkt und Vorbereitungen für eine Spitzenlast von 321 MW bis 2020 getroffen
werden.
Der Schwerpunkt liegt auf dem öffentlichen Verkehr als einer effizienten Alternative zum PKW
sowie auf der Bereitstellung von intermodalen Verkehrsangeboten, um die Inseln miteinander
zu verbinden. In diesem Sinne erlangt die Optimierung des öffentlichen Verkehrsnetzes in
den
Ballungsgebieten
Basse-Terre
und
Pontoise
(in
Verbindung
mit
Stadterneuerungsprogrammen) große Bedeutung63 und ist damit Bestandteil der aus dem
EFRE kofinanzierten regionalpolitischen Initiativen.
Abfall
Die Abfallbehandlung stellt die Behörden von Guadeloupe ganz allgemein vor große
Probleme. Der EFRE umfasst u. a. folgende Tätigkeitsbereiche: Reduzierung der Abfallmenge,
Recycling, Abfallerfassung sowie die Behandlung und/oder Sanierung von Deponien,
verseuchten und Brachflächen. Einen weiteren wichtigen Punkt wird künftig die Verwertung
der Abfälle bilden. All dies erfordert die Unterrichtung und Aufklärung der Bewohner.
62
63
Präfektur von Guadeloupe, 2007: 81.
Präfektur von Guadeloupe, 2007: 82, 83.
59
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Kasten 2: Erfolgsgeschichten: Die Antwort
Naturschutz zum Wohle aller
weiß
ganz
allein
der
Wind
und
ERFOLGSGESCHICHTEN
Die Antwort weiß ganz allein der Wind
Auf der Insel La Désirade ist es gelungen, eine unerschöpfliche natürliche Energiequelle technisch
nutzbar zu machen, die die Umwelt nicht belastet und dank der auf teure Kraftstoffeinfuhren verzichtet
werden kann: die Windkraft.
Bis Januar 1993 war La Désirade zur Energieerzeugung auf ein 350-kW-Dieselaggregat angewiesen,
das jährlich fast 600 t Öl verbrauchte. Inzwischen wurden zwölf Windgeneratoren mit einer Leistung von
12 kW installiert, die von Passatwinden getrieben werden, die die Inseln fast ständig mit einer
Geschwindigkeit von durchschnittlich neun bis zehn Metern pro Sekunde überqueren. Das installierte
System erfordert, dass das Dieselaggregat ständig mit geringer Kraft läuft. In dem Maß, in dem die
Nachfrage steigt, schalten sich die Windgeneratoren nacheinander zu. Zu Spitzenzeiten sind sämtliche
Windgeneratoren in Betrieb, und das Dieselaggregat läuft hoch und stellt zusätzliche Energie bereit.
Dank der Windkraftanlage können jährlich ca. 220 t Dieselöl eingespart werden. Der Windpark
funktioniert hervorragend, sodass seine Leistung 1996 mehr als verdoppelt werden konnte und
nunmehr 500 kW beträgt. Die Leistung der ursprünglichen zwölf Windgeneratoren wurde von je 12 auf
je 25 kW angehoben, und es wurden acht weitere 25-kW-Windgeneratoren installiert, sodass der neue
Windenergiepark inzwischen etwa 80 % des Energiebedarfs der Insel decken kann. Ist der lokale
Energiebedarf besonders niedrig, kann La Désirade sogar mit Windkraft erzeugten Strom nach
Guadeloupe exportieren. Diese Erfolgsgeschichte ist ein Beispiel dafür, wie die topografischen
Bedingungen einer Region in extremer Randlage - Guadeloupe - gewinnbringend genutzt werden
können. Der erzeugte Strom deckt den regionalen Bedarf und trägt zu einem Verzicht auf fossile
Brennstoffe bei, was wiederum zur Abschwächung der Folgen des Klimawandels beiträgt.
•
Gesamtkosten: 1,4 Mio. EUR
•
EU-Beitrag: 0,5 Mio. EUR
Naturschutz zum Wohle aller
Die Karibikinsel Saint Martin wehrt sich gegen den zunehmenden Druck auf die Umwelt. Mithilfe von
mehreren groß angelegten Vorhaben sollen die Öffentlichkeit auf die Problematik aufmerksam gemacht
und die schwerwiegendsten Probleme in Angriff genommen werden.
Die nordwestlich von Guadeloupe gelegene Insel Saint Martin besteht aus zwei Teilen. Der südliche Teil
gehört zu den niederländischen Antillen, während der nördliche Teil zur französischen
Überseegemeinschaft gehört und damit Teil der EU ist. Im Rahmen des teilweise aus EU-Mitteln
finanzierten Projekts werden drei Teilprojekte zur Lösung einiger der dringendsten Probleme der Insel
durchgeführt. Das Projekt ‚Baie de Cul-de-Sac: Barrière lake', das sich über eine Fläche von etwa
25 000 m2 erstreckt, sieht die Errichtung eines durch gefährdete Mangroven führenden Stegs auf
Stelzen und eine Beobachtungsstelle für Großvögel vor. Im Rahmen des Projekts ‚Pinel islet' soll ein fast
kreisförmig verlaufender Rundweg angelegt werden, von dem aus Wanderer fragile lokale
Lebensräume, Strände, Korallen und Pflanzen entdecken können. Mit dem Projekt ‚Baie de
lembouchure' soll die gesamte Bucht geschützt und in das bereits bestehende Naturschutzgebiet
einbezogen werden. Mit diesem Projekt in Saint Martin ist es erfolgreich gelungen, das Naturerbe zu
schützen und die Öffentlichkeit über den gefährdeten Lebensraum zu informieren. Gleichzeitig wird
damit dieses Gebiet - vorsichtig - für den Fremdenverkehr erschlossen. Mit anderen Worten stellt dieses
Vorhaben eine erfolgreiche Kombination aus kurzfristigen Anpassungsmaßnahmen (Naturschutz) und
nachhaltigeren Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels wie Aufklärungsmaßnahmen dar.
Gesamtkosten: 306 310 EUR
EU-Beitrag: EU-Beitrag: 153 155 EUR
60
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Die folgende Tabelle vermittelt einen Überblick über Klimaschutzmaßnahmen in Guadeloupe für den Programmplanungszeitraum
2007-2013. Eine genauere Beschreibung der politischen Maßnahmen ist Anhang 2 zu entnehmen.
Anpassung an
den
Klimawandel
Ökosysteme/Artenvielfalt
EFRE: Maßnahmen in der
Rubrik „Förderung des Schutzes
der biologischen Vielfalt und
der Natur“
ELER sieht einige Maßnahmen
vor, die gegebenenfalls dem
Schutz der Artenvielfalt dienen
Fremdenverkehr/Gesundheit
EFRE:
Fremdenverkehrseinrichtungen wie
Nationalpark, nationales Forstamt
und Schutz der Uferzone,
Ökotourismus
ELER sieht eine Maßnahme zur
Förderung von naturbezogenen
Fremdenverkehrsaktivitäten vor
Abschwächung
des
Klimawandels
Energie/Verkehr
EFRE: Subventionen für
erneuerbare Energien,
Informations- und
Aufklärungskampagnen,
öffentlicher Verkehr als effiziente
Alternative zum Pkw, intermodale
Verkehrsangebote zur Verbindung
der Inseln
ELER: Förderung erneuerbarer
Energien im Rahmen der
Maßnahme „Modernisierung
landwirtschaftlicher Betriebe“,
Maßnahmen zur Energieeinsparung
(Investitionen in Gebäude und
Ausrüstungen), Förderung
nachhaltiger landwirtschaftlicher
Praktiken (Agrarumweltzahlungen)
61
Wasser/Abfall
EFRE: auf die Komponenten
„Wasserbewirtschaftung und verteilung (Trinkwasser)“ und
„Wasserbehandlung (Abwasser)“
entfallen ca. 14 % des gesamten
EFRE-Haushalts in Guadeloupe.
ELER: Die aus dem ELER
finanzierten Aktivitäten umfassen
Maßnahmen zum Schutz des
Wasserkreislaufs sowie zur
Reinhaltung des Wassers durch
Pflanzenschutzverfahren und
Forstwirtschaft.
EFRE: Maßnahmen zur Reduzierung
der Abfallmenge, Recycling,
Abfallerfassung sowie die
Behandlung und/oder Sanierung
von Deponien, Altlasten und
Brachflächen
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
4.2.2.
Martinique
Menschliche Einflüsse und die aktuelle Lage - sozioökonomische Lage
(Landwirtschaft, Fischerei, Fremdenverkehr, sonstige bedeutende
Wirtschaftssektoren), Demografie
Anzahl der Inseln
1 Insel
Bevölkerung
397 820 Einwohner (2005)
Fläche
1 128 km2
Bevölkerungsdichte
352 Einwohner/km²
BIP/Einwohner
14 293 EUR/Einwohner (2000)
Arbeitslosenquote
25,2 % (2006)
Wirtschaftliche
Tätigkeiten
Landwirtschaft, Fremdenverkehr, Agrar- und
Nahrungsmittelindustrie
Martinique ist ein etwa 700 km südöstlich der Dominikanischen Republik gelegenes
französisches Überseedepartement. Die Insel mit ihrer schroffen Landschaft ist vulkanischen
Ursprungs; sie besteht aus mehreren Gebirgszügen, die eine Vielzahl von Biotopen
beherbergen. Montagne Pelée, der letzte aktive Vulkan, liegt im Norden der Insel und erhebt
sich bis in eine Höhe von 1396 m. Sein Ausbruch im Jahr 1902 forderte 28 000 Todesopfer.
Mit einer Bevölkerung von 398 000 Einwohnern (2005) und 352 Einwohnern pro km² ist
Martinique nach Mayotte das am zweitdichtesten besiedelte französische Überseeterritorium.
Die wichtigsten Wirtschaftszweige der Insel sind die Landwirtschaft (Zuckerrohr, Bananen
und Ananas), Fremdenverkehr und die Leichtindustrie, und zwar in erster Linie die Agrar- und
Nahrungsmittelindustrie.64
Quelle: http://europa.eu/abc/maps/regions/france/mer_de.htm
Was die Umwelt betrifft, so weisen die natürlichen Landschaften von Martinique schwere
Schäden auf. Der Einfluss des Menschen hat sich nachteilig auf die natürlichen Lebensräume
der Insel ausgewirkt; verschärfend kommen Naturkatastrophen wie intensive vulkanische
Aktivität und wiederholte tropische Stürme hinzu. Fremdenverkehr und die mit dem
Bevölkerungswachstum zusammenhängende Entwicklung der Städte sind direkt für die
Zerstörung zahlreicher Lebensräume im Verlaufe der letzten 20 Jahre verantwortlich. Zudem
wurden der Tieflandregenwald und tiefer gelegene Teile des Bergregenwaldes abgeholzt, um
intensive Landwirtschaft zu betreiben. In den letzten Jahren haben sich einige invasive Arten
zu einer ernsthaften Gefahr entwickelt: der Afrikanische Tulpenbaum (Spathodea
campanulata) zählt zu den besonders aggressiven Arten. Zahlreiche Mangrovenhaine, die
64
Petit und Prudent, 2008.
62
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
vielen Fischarten als Brutstätte dienen, wurden aufgeschüttet. Diese Gebiete leiden zusätzlich
unter der von Aktivitäten an Land ausgehenden Verschmutzung. In der Lagune von Les
Salines wurden in den Sedimenten Besorgnis erregende Schwermetallkonzentrationen
festgestellt. Die stark verschmutzten Buchten von Fort-de-France und Le Marin werden im
Rahmen eines langfristigen Programms saniert. Die Bestände einiger Meeresressourcen wie
Steinhummer, weißer Seeigel (Tripneustes esculentus) und Riesen-Fechterschnecke
(Strombus gigas) sind noch immer überfischt. Ein weiteres ernstes Problem sind der illegale
Fang von Meeresschildkröten sowie ihr unbeabsichtigter Fang in der Fischerei.65
Die aktuelle Regionalpolitik - mittelfristige Tendenzen
So wie in allen Regionen in extremer Randlage werden auch in Martinique
klimaschutzrelevante und im Rahmen der EU-Regionalpolitik kofinanzierte Maßnahmen aus
dem EFRE und der zweiten Säule der GAP finanziert.
Im Programmplanungszeitraum 2000-2006 wurden über den EFRE 470 Mio. EUR mobilisiert,
von denen über die Hälfte der Bekämpfung der Folgen des Klimawandels zugeordnet werden
können. Dieser Schätzwert ist unter Vorbehalt zu betrachten, da die Maßnahmen in diesem
Programmplanungszeitraum nicht detailliert genug aufgeschlüsselt sind, um eine genauere
Differenzierung zu gestatten.
Für den laufenden EFRE-Zeitraum (2007-2013) ist die Zuordnung der Mittel, die dem
Klimaschutz dienen, einfacher, da die Maßnahmen inzwischen detaillierter aufgeschlüsselt
werden. Aus Abbildung 14 geht hervor, dass annähernd ein Drittel der Zuschüsse für
Martinique in Höhe von 420 Mio. EUR zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen
bereitgestellt wird. Die größten Anteile entfielen dabei auf Maßnahmen in den Bereichen
„multimodaler Verkehr“ und „erneuerbare Energien“ (Abschwächung des Klimawandels)
sowie „Wasserbehandlung“ (Anpassung an den Klimawandel).
Abbildung 14: EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen in
Martinique
0,48%
Services and applications for citizens (e‐health, e‐
government, e‐learning, e‐inclusion, etc.)
Multimodal transport
17,38%
0,96%
0,96%
2,16%
3,12%
Energy efficiency, co‐generation, energy management
Management and distribution of water (drink water)
Management of household and industrial waste
Water treatment (waste water)
1,20%
2,28%
65,12% ‐ Other measures
1,44%
4,20%
0,72%
Promotion of biodiversity and nature protection (including Natura 2000)
Promotion of natural assets
Protection and development of natural heritage
Health infrastructure
Renewable energy (wind, solar, biomass, hydrroelectric, geothermal & other
Quelle: OP EFRE für Martinique - thematische Aufteilung durch die GD Regionalpolitik (2008): The Potential of
Regional Policy Instruments 2007-2013 to Contribute to the Lisbon and Göteborg Objectives for Growth,
Jobs and Sustainable Development; Brüssel
65
Petit und Prudent, 2008.
63
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Legende:
Dienste und Anwendungen für Bürger (elektronische Gesundheitsdienste, E-Government, E-Learning, digitale
Integration usw.)
Multimodaler Verkehr
Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und Energiemanagement
Wasserbewirtschaftung und -verteilung (Trinkwasser)
Management von Haushalts- und Industrieabfällen
Wasserbehandlung (Abwasser)
Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Natur (einschließlich Natura 2000)
Förderung des natürlichen Reichtums
Schutz und Entwicklung des Naturerbes
Gesundheitsinfrastruktur
Erneuerbare Energien (Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Wasserkraft, Geothermie u. a.)
Im Vergleich zu den aus dem EFRE bereitgestellten Mitteln fällt die Förderung aus der
zweiten Säule der GAP für Klimaschutzmaßnahmen eher gering aus. Die Höhe der
Fördermittel aus dem PLE betrug durchschnittlich 750 000 EUR pro Jahr (EU-Beitrag), wobei
die Aufwendungen im neuen Programmplanungszeitraum mit 1,6 Mio. EUR im Jahr 2008 und
1,4 Mio. EUR im Jahr 2009 Spitzenwerte erreichten. Doch verglichen mit den für die
Landwirtschaft aus Säule 1 bereitgestellten Mitteln, die sich jährlich auf Beträge zwischen
51 Mio. EUR und sogar 119 Mio. EUR (EU-Beitrag) im Zeitraum 2004-2008 belaufen,
erscheint die Förderung aus dem PLE unbedeutend.
Abbildung 15: Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Martinique
1.800.000 €
1.598.369 €
1.600.000 €
1.400.000 €
1.382.163 €
1.198.267 €
1.200.000 €
1.000.000 €
800.000 €
600.000 €
787.771 €
573.835 €
400.000 €
200.000 €
136.807 €
0 €
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Quelle: OP für PLE (2000-2006 und 2007-2013) Martinique und GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
(2010): Study on Employment, Growth and Innovation in Rural Areas (SEGIRA); Brüssel
Im Hinblick auf die im Rahmen von ELER geförderten Aktionen mit potenzieller
Klimaschutzrelevanz ist vor allem auf Zahlungen zur Förderung der Landwirtschaft in
benachteiligten Gebieten (Bergregionen) sowie Agrarumweltzahlungen zu verweisen.
64
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
4.2.2.1. Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft (Bergwälder)
Artenvielfalt
Die erwarteten Temperaturänderungen könnten sich auf die letzten noch erhaltenen
Höhenwälder in den Bergmassiven von Martinique auswirken. Bei den Höhenwäldern handelt
es sich um die ursprünglichsten Gebiete der Insel. Das ist u. a. auf deren relative
Unzugänglichkeit zurückzuführen. Deshalb konnten ihr menschliche Einflüsse und invasive
gebietsfremde Arten weit weniger anhaben als den Ökosystemen an der Küste.
Ein Team der Universität der Antillen und Guyanas untersuchte, welche Veränderungen sich
im Zuge des Klimawandels in den Höhenwäldern der Kleinen Antillen vollziehen könnten. So
wie auf allen „Gebirgsinseln“ der Antillen eignet sich die enorme Vielfalt der Biotope auf
Martinique als veritables Laboratorium zur Untersuchung der Veränderungen an der
Vegetation. Die klimatischen Bedingungen dieser Inseln weisen von Bergregion zu Bergregion
große Unterschiede auf und können je nach Lage und Höhe in eine Vielzahl von
„bioklimatischen Mikroregionen“ unterteilt werden. Häufigkeit und Stärke der Niederschläge
sind die wichtigsten Unterscheidungsfaktoren der verschiedenen Bioklimata. Die
geographische Teilung der Arten sowie die räumlich und zeitlich unterschiedlichen
Vegetationsschichten werden im Wesentlichen vom Niederschlagsregime bestimmt. In
Martinique reichen die bioklimatischen Zonen von der Küste bis zu den Bergspitzen von
einem trockenen bis zu einem extrem feuchten Bioklima. Diese bioklimatische Spannbreite
wiederum ist bestimmend für die verschiedenen Vegetationsschichten, die vom trockenen
Tieflandtropenwald bis zum tropischen Bergregenwald reichen.
Wahrscheinlich wird der Klimawandel längere Trockenzeiten und eine progressive Abnahme
der Niederschlagsmengen in den Bergregionen mit sich bringen. Das wird dazu führen, dass
sich das trockene Bioklima in höhere Regionen verlagert und das feuchte Gebirgsbioklima
allmählich verschwindet. Die Waldökosysteme könnten sich langsam an die trockenen
Bedingungen anpassen, und es könnte eine „Migration“ der trockenen Tieflandwälder in
höhere Lagen einsetzen, die letztlich den tropischen Bergregenwald verdrängen könnte66.
Durch die Migration der Arten ins Hochland und die Störung des existierenden Gleichgewichts
könnten günstige Bedingungen für invasive gebietsfremde Arten entstehen, die eine
Verarmung der bislang unversehrten Landschaften bewirken und diese ihrer riesigen Vielfalt
berauben werden.
Durch die vollständige Zerstörung der Bananenplantagen auf Martinique verursachte die Insel
schwere Schäden vor allem im Agrarsektor. Die daraus resultierenden wirtschaftlichen
Einbußen wurden auf 115 Mio. EUR geschätzt67. Wurzelgemüse wie Maniok (Manihot
esculenta) und Süßkartoffeln (Ipomoea batata) sind ebenfalls einen wesentlicher Bestandteil
der karibischen Ernährung. Sie bilden eine wichtige Nahrungsquelle für große Teile der
einheimischen Bevölkerung. Auf Klimaprojektionen beruhende Modelle deuten darauf hin,
dass sich der Klimawandel auch auf den Anbau dieser Ertragskulturen negativ auswirken
könnte68. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft könnten schwer
wiegende Konsequenzen für die Insel Martinique haben, die in hohem Maße von diesem
Primärsektor abhängig ist.
Die EU unterstützt mit ihrer Politik nach wie vor diese negative Entwicklungen (siehe Betrag,
der im Rahmen von Säule 1 für die intensive Landwirtschaft bereitgestellt wird, im Vergleich
zu ELER-Maßnahmen, die dem Klimawandel dienen). Aus dem EFRE werden Maßnahmen zur
Anpassung an den Klimawandel lediglich in sehr geringem Umfang in den Bereichen
66
67
68
Joseph, 2006.
PECE 2007.
Centella, 2001.
65
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
„Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Natur“, „Schutz und die
Erschließung des Naturerbes“ sowie „Förderung des natürlichen Reichtums“ gefördert.
4.2.2.2. Auswirkungen auf Küsten- und Meeresökosysteme und die Fischerei
Mangroven
Die potenziell immer heftigeren tropischen Stürme und steigende Meeresspiegel werden sich
auf die großen und vorerst noch intakten Mangrovenzonen von Martinique auswirken und
indirekt auch die heimische Fauna in Mitleidenschaft ziehen. Hurrikan „Dean“, der im August
2007 unweit von Martinique vorbeizog, richtete an Wäldern und Mangroven schwere Schäden
an.
Korallenriffe
Martinique hat an einigen Standorten innerhalb eines Jahres (2005-2006) etwa 30 % seiner
Korallenriffe
verloren.
Zudem
ist
zu
erwarten,
dass
aufgrund
steigender
Meeresoberflächentemperaturen (MOT) zahlreiche in Martinique heimische Arten nach Norden
abwandern werden, wo gemäßigtere MOT herrschen.69 Im Jahr 2005 beobachtete das
Observatoire du Milieu Marin Martiniquais (OMMM) eine massive Bleiche der Korallenriffe vor
Martinique. Im Durchschnitt waren 70 % der Korallen betroffen. Die aus dieser Bleiche
resultierende Sterblichkeit wurde 2006 auf 13 % geschätzt.70 Auch eine Zunahme der
Hurrikanintensität könnte schwer wiegende Auswirkungen auf die biologische Vielfalt des
Meeres in dieser Region haben. Im August 2007 zerstörte Hurrikan Dean bestimmte Bereiche
des südlichen Riffs der Insel und zog auch die Küstenwälder und Strände in Mitleidenschaft,
an der die Karettschildkröte ihre Eier legt. Die Weibchen dieser Art legen ihre Eier im
Allgemeinen an dem Strand ab, an dem sie geboren wurden. Verschwindet ein Strand, so
besteht die Gefahr, dass auch die Schildkrötenpopulation verschwindet oder dass sie stark
gefährdet ist.
Die auf die Lösung dieser Klimaschutzprobleme ausgerichteten regionalpolitischen Initiativen
sind Bestandteil von biodiversitäts- und fremdenverkehrsrelevanten Aktivitäten. Die von der
EU kofinanzierten regionalpolitischen Programme für meeresbezogene Themen und die
regionale Entwicklung von Küstenzonen (Achse 4 des EFF) umfassen keine Aktivitäten mit
Bedeutung für die Bekämpfung des Klimawandels.
4.2.2.3. Auswirkungen auf den Fremdenverkehr und die Gesundheit
Es wird davon ausgegangen, dass der Klimawandel vor allem durch häufigere tropische
Stürme und eine Beeinträchtigung der Biodiversität eine erhebliche Gefahr für den
Fremdenverkehr darstellt. Bedauerlicherweise wurde für diese Region noch keine
wirtschaftliche Evaluierung des potenziellen Schadens vorgenommen.
Auf Martinique wurden Untersuchungen durchgeführt, um die potenziellen Auswirkungen des
Klimawandels auf die öffentliche Gesundheit und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten
wie Denguefieber zu beurteilen. Denguefieber ist eine von Moskitos übertragene
Infektionskrankheit, die weltweit verstärkt auftritt. Unter dem Einfluss des Klimawandels
könnten steigende Temperaturen und Veränderungen in der Luftfeuchtigkeit deutliche
Auswirkungen auf die Überträger von Infektionskrankheiten, einschließlich des
Denguefiebers, haben. Von Vektoren übertragene Krankheiten sind kompliziert und umfassen
mehrere Faktoren: die als Vektoren bezeichneten Überträger (im Falle von Denguefieber
69
70
Gillet, 2008.
OMMM 2005.
66
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Moskitos), Parasiten (das Dengue-Virus), Wirte (Menschen) und
(Lebensraum, Regen, Temperatur, Feuchtigkeit, Sonneneinstrahlung).
Umweltfaktoren
Eine durch den Klimawandel hervorgerufene Veränderung der Umweltfaktoren kann sich auf
die Widerstands-fähigkeit des die Krankheit übertragenden Insekts (Vektor) auswirken
(Dichte, Überlebensrate, Länge des Lebenszyklus). Das hat wahrscheinlich ein vermehrtes
Auftreten von Denguefieber in tropischen Regionen sowie eine Verschiebung der räumlichen
Verbreitung der Krankheitsüberträger von den tropischen Zonen in gemäßigte Zonen zur
Folge71. In der karibischen Region war in den letzten zehn Jahren eine deutliche Zunahme
von Denguefieberer-krankungen zu verzeichnen72. In ersten Empfehlungen, die im Ergebnis
der laufenden Untersuchungen vorgelegt wurden, wird geraten, die Sachkompetenz in
diesem Bereich zu stärken, wissenschaftliche Beobachtungen vor Ort zu intensivieren und
angesichts einer drohenden Epidemie geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
In diesem Bereich sieht der EFRE die Bereitstellung von Mitteln für elektronische
Gesundheitsdienste und Gesundheitsinfrastrukturen vor und trägt damit zumindest teilweise
zur Anpassung an den Klimawandel bei.
Die aus EFRE-Mitteln finanzierten regionalpolitischen Maßnahmen zur Förderung von
Fremdenverkehr und zur Bekämpfung des Klimawandels umfassen vor allem auch
Anpassungsmaßnahmen - Wasserbehandlung, Abfallwirtschaft und Naturschutz sind die
Bereiche, auf die in diesem Zusammenhang besonders zu verweisen ist. Die einzige
Maßnahme zur Abschwächung des Klimawandels, die zumindest indirekt mit dem
Fremdenverkehr in Verbindung steht, ist die besonders hervorspringende Förderung des
multimodalen Verkehrs.
4.2.2.4. Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Im Rahmen von EFRE werden Maßnahmen der Rubrik Energieeffizienz unterstützt und
Investitionen in die Kraft-Wärme-Kopplung sowie das Energiemanagement gefördert.
Darüber hinaus sind 4,2 % des EFRE-Haushalts im laufenden Programmplanungszeitraum für
Initiativen im Bereich der erneuerbaren Energien vorgesehen - wie die technologische
Unterstützung der Energieerzeugung aus Windkraft, Solarenergie, Biomasse und
Wasserkraft. Dennoch scheinen erneuerbare Energien im Vergleich zu anderen
Schwerpunkten des EFRE-Programms im Rahmen der regionalpolitischen Maßnahmen für
Martinique eine recht untergeordnete Rolle zu spielen.
Verkehr
Martinique ist eine Insel, die durch ein sehr hohes Straßenverkehrsaufkommen (sowohl
Güter- als auch Personenverkehr) gekennzeichnet ist; die daraus resultierende
Verkehrsüberlastung stellt einen Hemmschuh für die Entwicklung der einheimischen
Wirtschaft, einschließlich des Fremdenverkehrs, dar. Aufgrund seiner geografischen Lage
bieten sich der intermodale und der Seeverkehr als natürliche Alternativen zum ausschließlich
auf der Straße abgewickelten Verkehr an. Bislang gibt es weder einen in sich stimmigen Plan
für die Entwicklung des intermodalen Verkehrs noch liegt eine Analyse der aktuellen
Situation, künftiger Tendenzen und potenzieller sowie notwendiger Maßnahmen vor.
Ein ganz erheblicher Teil des EFRE-Haushalts ist für den multimodalen Verkehr vorgesehen
(17 %). Die Aktivitäten in dieser Rubrik umfassen die Erarbeitung eines detaillierten
71
72
Hopp & Foley, 2003.
CAREC, 2007.
67
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Gesamtkonzepts für den Conseil Régional de la Martinique, dessen Ziel darin besteht, unter
Einbeziehung sämtlicher Akteure und unter Berücksichtigung der Erfordernisse auf
unterschiedlichen Ebenen (Nutzer, Kunden, Betreiber, Wirtschaftslage usw.) eine koordinierte
Verkehrspolitik zu erarbeiten. Gleichzeitig dient diese Maßnahme der Modernisierung und
Einrichtung von Fahrspuren für öffentliche Verkehrsmittel, die unmittelbar neben der
Autobahn A1 und der RN1 verlaufen. Diese Förderung befindet sich nicht notwendigerweise
im Einklang mit der Abschwächung des Klimawandels, da sich der motorisierte
Individualverkehr verstärken wird und damit auch die Emissionen zunehmen werden.
68
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Die folgende Tabelle vermittelt einen Überblick über Klimaschutzmaßnahmen in Martinique für den Programmplanungszeitraum
2007-2013. Eine genauere Beschreibung der politischen Maßnahmen ist Anhang 2 zu entnehmen.
Ökosysteme/Artenvielfalt
Anpassung an
den
Klimawandel
EFRE: begrenzte Unterstützung,
Aktionen in den Bereichen „Förderung
des Schutzes der biologischen Vielfalt
und der Natur“, „Schutz und die
Erschließung des Naturerbes“ sowie
„Förderung des natürlichen Reichtums“
werden in geringem Umfang gefördert
Fremdenverkehr/Gesundheit
Energie/Verkehr
EFRE: Mittel in dieser Rubrik für
Maßnahmen in Bereichen wie
elektronische Gesundheitsdienste
und Gesundheitsinfrastruktur,
Wasserbehandlung,
Abfallmanagement und Naturschutz
ELER: Förderung von
ELER: Unterstützung beim
Fremdenverkehrsmaßnahmen
Wiederaufbau des durch
Naturkatastrophen zerstörten
landwirtschaftlichen
Produktionspotenzials,
Ausgleichszahlungen für Gebiete mit
naturbedingten Nachteilen,
Agrarumweltzahlungen, Förderung von
Entwässerung, Rodung und Bekämpfung
von Erosion sowie des Zugangs zu
Bewässerung und
Wassersparmaßnahmen
Abschwächung
des
Klimawandels
EFRE: deutliche Förderung des
multimodalen Verkehrs
69
EFRE Energie: Maßnahmen in der
Rubrik Energieeffizienz:
Investitionen in die Kraft-WärmeKopplung und das
Energiemanagement, Initiativen
im Bereich der erneuerbaren
Energien - wie die technologische
Unterstützung der
Energieerzeugung aus Windkraft,
Solarenergie, Biomasse und
Wasser/Abfall
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Wasserkraft
EFRE Verkehr: hoher Anteil des
Haushalts für den multimodalen
Verkehr; Erarbeitung eines
detaillierten Gesamtkonzepts für
den Conseil Régional de la
Martinique
Aus dem ELER werden über die
Modernisierung
landwirtschaftlicher Betriebe
Initiativen im Bereich der
erneuerbaren Energien gefördert,
und es werden Mittel für
Grunddienstleistungen für die
Wirtschaft und die ländliche
Bevölkerung bereitgestellt
70
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
4.3.
Indischer Ozean
4.3.1.
Réunion
Menschliche Einflüsse und die aktuelle Lage - sozioökonomische Lage
(Landwirtschaft, Fischerei, Fremdenverkehr, sonstige bedeutende
Wirtschaftssektoren), Demografie
Anzahl der Inseln
1 Insel
Bevölkerung
785 000 Einwohner (2006)
Fläche
2 512 km2
Bevölkerungsdichte
313 Einwohner/m²
BIP/Einwohner
12 000 EUR/Einwohner (2000)
Arbeitslosenquote
30 % (2006)
Wirtschaftliche
Tätigkeiten
Fremdenverkehr, Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft,
Dienstleistungen
Die Insel Réunion ist ein französisches überseeisches Department und ein europäisches
Gebiet in äußerster Randlage. Sie liegt im Indischen Ozean, 700 Kilometer östlich von
Madagaskar. Die gebirgige Vulkaninsel gehört zur Inselgruppe der Maskarenen, die
Gebirgslandschaft ist sehr zerklüftet. Auf der Insel gibt es zwei Vulkane: den Piton des Neiges
(3069 m), der nicht mehr aktiv ist, und den Piton de la Fournaise, der regelmäßig ausbricht
und das südöstliche Drittel der Insel bedeckt. Réunion hat eine Fläche von 2 512 km², seine
ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) erstreckt sich über eine Fläche von 318 300 km². Mit
einem Bevölkerungswachstum von jährlich mehr als 1,8 % in den vergangenen zwanzig
Jahren hat es die höchste Wachstumsrate aller Regionen der EU. Mehr als hundert Jahre lang
war Rohrzucker die wichtigste Ressource der Insel, heute ist jedoch der Tourismus die
wichtigste Wirtschaftstätigkeit. 2004 besuchten mehr als 430 000 Personen die Insel. Die
Lebensmittelindustrie ist auch weiterhin der wichtigste Industriezweig, insbesondere die
Alkoholherstellung aus Rohrzucker und die Rumerzeugung.73
Quelle: http://europa.eu/abc/maps/regions/france/mer_de.htm
Die Lage der Umwelt in Réunion ist als gespannt zu bezeichnen. Réunion ist als „Biodiversity
Hotspot“ eingestuft. Die 193 natürlichen Lebensräume auf der Insel Réunion sind häufig eng
begrenzt, ihre Verteilung über die verschiedenen Hänge ist von einem äußerst empfindlichen
Gleichgewicht zwischen Feuchtigkeit und Temperatur abhängig, das durch den Klimawandel
möglicherweise gestört wird. Ein Anstieg der Temperaturen könnte dazu führen, dass
73
Petit und Prudent, 2008.
71
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Pflanzenarten in höhere Lagen migrieren, dies könnte einen Rückgang der Bergwälder und
eine Zunahme opportunistischer Arten zu Lasten schwächerer Arten zur Folge haben. Es gibt
jedoch keine Prognosen zu den möglichen Folgen des Klimawandels auf die terrestrische
Artenvielfalt von Réunion. Eine solche Bewertung wäre heute wichtig, um genauere
Hypothesen aufzustellen, die bei der Bewirtschaftung der Lebensräume und der derzeit
umgesetzten Schutzmaßnahmen berücksichtigt werden können74.
Als mögliche Folge des Klimawandels nahm die Oberflächentemperatur des Meeres um
Réunion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts rascher zu als in den anderen Regionen in
Randlage; der IPCC schätzt jedoch, dass der Anstieg der Lufttemperatur in Réunion in diesem
Jahrhundert ähnlich dem Anstieg in der Karibik sein wird. Die Regenfälle haben in Réunion in
den vergangenen Jahrzehnten etwas zugenommen, der IPCC hat auch einen leichten Anstieg
der Niederschläge für den Indischen Ozean vorhergesagt, mit einem jährlichen Durchschnitt
von +4 % [+3 bis +5]. In vielen Modellen fällt der Meeresspiegelanstieg in Réunion
gegenüber der Karibik und Makaronesien lediglich gering aus75 oder der Meeresspiegel geht
sogar leicht zurück76. Es gibt keine eindeutigen Beweise für die Zunahme der Häufigkeit oder
der Stärke von Wirbelstürmen, weitreichenden Auswirkungen stärkerer Monsune oder ENSO
auf Réunion.
Die aktuelle Regionalpolitik - mittelfristige Tendenzen
Der EFRE und die zweite Säule der GAP sind die Finanzmittel für die Regionalpolitik bei der
Bekämpfung des Klimawandels.
Réunion erhielt im Programmplanungszeitraum (2000-2006) etwa 822 Mio. EUR (EU-Beitrag)
aus
dem
EFRE-Haushalt.
Unter
der Voraussetzung,
dass
im
Rahmen
von
„Umweltinfrastrukturen“, „Raumplanung und Flächensanierung“ sowie Teilen der Bereiche
„Tourismus“, „Energieinfrastrukturen“ und „Verkehrsinfrastrukturen“ finanzierte Tätigkeiten
direkt oder indirekt für den Klimawandel aufgewendet werden, können mehr als die Hälfte
dieses EFRE-Haushalts für Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels
ausgewiesen werden.
Im laufenden Planungszeitraum (2007-2013) erhielt Réunion 1000 Mio. EUR aus dem
EFRE-Haushalt, ein Drittel wurde für Tätigkeiten zur Bekämpfung des Klimawandels
bereitgestellt (Abbildung 16). Der größte Teil wird für Maßnahmen zur Anpassung an den
Klimawandel aufgewendet, genauer gesagt für „Wasserbewirtschaftung und -verteilung“,
„Wasseraufbereitung“ und „Anpassung der Häfen“. Klimaschutzmaßnahmen werden lediglich
mit einem relativ geringfügigen Anteil der Haushaltsmittel unterstützt.
Die Unterstützung durch die zweite Säule der GAP (Abbildung 17) zur Bekämpfung des
Klimawandels fällt im Vergleich zu den EFRE-Mitteln relativ gering aus. Durchschnittlich lag
die Unterstützung durch das REP bei 5 000 000 EUR jährlich (EU-Beitrag), im neuen
Programmplanungszeitraum stiegen die Ausgaben auf 10 Mio. EUR im Jahr 2008 und
9,9 Mio. EUR im Jahr 2009. Im Vergleich zu den Zahlungen an die Landwirtschaft über die
erste Säule, die jährlich zwischen 22 Mio. EUR und bis zu 99 Mio. EUR (EU-Beitrag) im
Zeitraum zwischen 2004 und 2008 betrugen, erscheint die Unterstützung im Rahmen des
REP gering, ist aber dennoch höher als in anderen Regionen in äußerster Randlage.
74
75
76
Petit und Prudent, 2008.
Gregory et. al., 2001.
Landerer, 2005.
72
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Abbildung 16: EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen in
Réunion
0,39%
4,29%
0,20%
6,61%
Services and applications for citizens (e‐health, e‐
government, e‐learning, e‐inclusion, etc.)
Ports
3,45%
6,41%
Energy efficiency, co‐generation, energy management
Management and distribution of water (drink water)
Management of household and industrial waste
0,49%
2,17%
Water treatment (waste water)
1,97%
1,48%
1,28%
71,26% ‐ Other measures
Promotion of biodiversity and nature protection (including Natura 2000)
Promotion of natural assets
Protection and development of natural heritage
Health infrastructure
Renewable energy (wind, solar, biomass, hydrroelectric, geothermal & other
Quelle: OP EFRE für Réunion - thematische Aufteilung durch die GD Regionalpolitik (2008): The Potential of Regional
Policy Instruments 2007-2013 to Contribute to the Lisbon and Göteborg Objectives for Growth, Jobs and
Sustainable Development; Brüssel
Legende:
Dienste und Anwendungen für Bürger (elektronische Gesundheitsdienste, E-Government, E-Learning, digitale
Integration usw.) - Häfen - Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und Energiemanagement Wasserbewirtschaftung und –verteilung (Trinkwasser)
Management von Haushalts- und Industrieabfällen - Wasserbehandlung (Abwasser) - Förderung des Schutzes der
biologischen Vielfalt und der Natur (einschließlich Natura 2000) - Förderung des natürlichen Reichtums - Schutz und
Entwicklung des Naturerbes - Gesundheitsinfrastruktur - Erneuerbare Energien (Windkraft, Solarenergie, Biomasse,
Wasserkraft, Geothermie u. a.)
Abbildung 17: Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Réunion
12.000.000 €
10.073.096 €
10.000.000 €
9.070.471 €
9.906.252 €
8.159.184 €
8.000.000 €
6.000.000 €
5.060.419 €
4.000.000 €
2.898.631 €
2.000.000 €
478.912 €
0 €
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Quelle: OP für PLE (2000-2006 und 2007-2013) Réunion und GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (2010):
Study on Employment, Growth and Innovation in Rural Areas (SEGIRA); Brüssel
Im Hinblick auf die im Rahmen von ELER geförderten Aktionen mit potenzieller
Klimaschutzrelevanz ist vor allem auf Zahlungen für die Förderung der Landwirtschaft in
73
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
benachteiligten Gebieten (Bergregionen) und die Unterstützung der beruflichen Bildung und
von Informationsmaßnahmen sowie auf Agrarumweltzahlungen zu verweisen.
4.3.1.1. Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Artenvielfalt
Die größten Bedrohungen für die Artenvielfalt in Réunion sind die unmittelbare Zerstörung
natürlicher Lebensräume und die zunehmende Zahl an invasiven gebietsfremden Arten.
Nahezu die gesamten ursprünglichen Wälder in niedrigen Lagen (unter 500 Metern) wurden
in landwirtschaftlich genutzte Flächen oder Stadtentwicklungsgebiete umgewandelt77. Die
semiariden Wälder in niedrigen Lagen sind besonders bedroht, es bestehen nur noch
wenige Hektar im Westen der Insel. Die Invasion eingeführter Tier- und Pflanzenarten haben
den Rückgang einheimischer Lebensräume beschleunigt. Heute gibt es etwa 2200
eingeführte Pflanzenarten in Réunion, von denen 700 heimisch geworden sind, etwa 150 sind
invasiv78. Durch den Klimawandel wird sich das Problem noch verschärfen. Er wird das
Gleichgewicht der Ökosysteme stark beeinträchtigen und damit den Weg für die Ausbreitung
opportunistischer exotischer Arten bereiten, die möglicherweise zu invasiven Arten werden
könnten.
Seit 2005 führt der französische Ausschuss der IUCN eine Initiative für invasive
gebietsfremde Arten in den französischen überseeischen Gebieten durch; diese Initiative wird
von der Insel Réunion koordiniert.
Diese Priorität findet in den EFRE-Programmen der Vergangenheit und der Gegenwart
offenbar keinen Niederschlag. Lediglich ein geringer Anteil von 4,5 % des Gesamthaushalts
wird für die Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Natur, die Förderung
natürlicher Ressourcen sowie den Schutz und die Förderung des Naturerbes aufgewendet.
4.3.1.2. Auswirkungen auf Küsten- und Meeresökosysteme und die Fischerei
Die vom Klimawandel am stärksten bedrohten Meeresökosysteme sind zweifellos die
Korallenriffe. Der Anstieg der Temperatur der tropischen Gewässer um 2,8 °C bis 2100, den
der IPCC voraussagt, könnte bedeuten, dass Erscheinungen wie die Korallenbleiche in den
Jahren 1998 und 2005 künftig häufiger auftreten, das heißt im Zeitraum 2030-2050 jedes
Jahr oder alle zwei Jahre79. Viele Wissenschaftler prognostizieren einen Rückgang der
Vorkommen von Korallenriffen, die bis Mitte dieses Jahrhunderts selten werden könnten80.
1983 wurde das erste Auftreten von Korallenbleiche auf der Insel gemeldet81. Während der
großen Hitzewelle im gesamten Indischen Ozean im Jahr 1998 blieben der Korallen Réunions
größtenteils verschont. Der Umfang der Korallenbleiche war hier im Gegensatz zu den Riffen
im westlichen Indischen Ozean relativ gering, wo sie zu einer hohen Korallensterblichkeit
führte82. Seitdem wurden einige geringe, jedoch wiederkehrende Fälle von Korallenbleiche
auf Réunion in den Jahren 2001,83 2003,84 2004,85 und 2005 beobachtet. Der Zustand der
Korallenriffe wird vom Reunion Island Marine Park in Zusammenarbeit mit dem Laboratoire
d’Écologie Marine der Universität von Réunion überwacht.
77
78
79
80
81
82
83
84
85
Gargominy, 2003.
Soubeyran, 2008.
UNEP, 2006.
Hoegh-Guldberg, 2005.
Guillaume et al,. 1983.
Quod, 2000.
Turquet et al., 2002.
Turquet et al., 2003.
Nicet and Turquet, 2004.
74
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Ein vermehrtes Auftreten der Korallenbleiche könnte die Korallen auf der Insel ernsthaft
schädigen, dies hätte entscheidende Auswirkungen für die gesamte assoziierte Fauna und
den Schutz der Küstengebiete vor Sturmwellen. Ein Anstieg des Meeresspiegels wird
voraussichtlich zu einer Erosion der Strände und Küstenökosysteme führen. Eine Kombination
dieser Phänomene und eine Zunahme der Intensität tropischer Stürme wird wahrscheinlich
schwerwiegende Folgen für die Küstengebiete haben. Derzeit gibt es keine allgemeinen
Prognosen für diese Gebiete. Bestimmte mikroskopische Algen in den tropischen Regionen
könnten von der klimawandelbedingten Verringerung der Korallen für ihre eigene Entwicklung
profitieren. Dazu gehören beispielsweise Dinoflagellate und insbesondere Gambierdiscus
toxicus, der die Lebensmittelvergiftung „Ciguatera“ hervorruft. Diese Algen vermehren sich
auf toten Korallen; sie werden in Réunion und Französisch-Polynesien sorgfältig überwacht.
Die EU-Programme für meeresbezogene Themen und die regionale Entwicklung von
Küstenzonen (Achse 4 des EFF) umfassen keine Aktivitäten mit Bedeutung für die
Bekämpfung des Klimawandels.
Was die sonstigen von der EU kofinanzierten Programme betrifft, so konzentrieren sich die
Initiativen eher auf die Wasserqualität und die Wasseraufbereitung (siehe unten) sowie den
Schutz und die Erhaltung der Korallenbiosphäre.
4.3.1.3. Auswirkungen auf den Fremdenverkehr und die Gesundheit
Etwa 82 % der Bevölkerung von Réunion lebt im Küstenstreifen, wo die Bevölkerungsdichte
drei- bis viermal über dem Inseldurchschnitt liegt. Der Anstieg des Meeresspiegels, der
abnehmende Schutz durch die Korallenriffe und die Zunahme der Stärke tropischer Stürme
werden möglicherweise Folgen für die Infrastrukturen in den niedrig liegenden Gebieten
haben. Der Tourismus auf Réunion dürfte auf den ersten Blick weniger anfällig für den
Klimawandel sein als der auf den karibischen oder polynesischen Inseln, da er nicht
ausschließlich von der Qualität der Strände und der Korallenriffe abhängt. Einige der
Touristenattraktionen der Insel, wie die Vulkanlandschaft, werden unabhängig von den
Folgen des Klimawandels weiter bestehen. Ein Rückgang der Strände würde die Attraktivität
der Insel dennoch einschränken, eine Schädigung der natürlichen Landschaften des
Nationalparks ist nicht auszuschließen. Eine Zunahme der Wirbelstürme könnte die
touristischen Infrastrukturen und das Image von Réunion ebenfalls schädigen.
Ferner könnte der Klimawandel durch eine Zunahme vektorübertragener Krankheiten oder
die Entwicklung von Mikroalgen, die für die menschliche Gesundheit und die Brutgebiete im
Meer nachteilig sind, die öffentliche Gesundheit insgesamt beeinträchtigen.
Die mit EFRE-Mitteln finanzierten regionalpolitischen Maßnahmen zur Förderung des
Fremdenverkehrs und zur Bekämpfung des Klimawandels konzentrieren sich vorrangig auf
die Anpassung an den Klimawandel - die diesbezüglichen Maßnahmen erstrecken sich auf die
Wasserbehandlung, die Trinkwasserversorgung und die Abfallentsorgung. Die einzige
Maßnahme zur Abschwächung des Klimawandels, die zumindest indirekt mit dem
Fremdenverkehr in Verbindung steht, betrifft die Unterstützung erneuerbarer Energien (siehe
unten).
Kasten 3: Erfolgsgeschichten: Gemeinsame Wassernutzung und Koordinierung der
Forschung
ERFOLGSGESCHICHTEN
Gemeinsame Wassernutzung
Ziel eines ehrgeizigen Projekts, das derzeit von den regionalen Behörden mit Hilfe der EU
durchgeführt wird, ist es, die umfangreichen Wasservorkommen an der Ostküste von
Réunion zu nutzen, um den steigenden Bedarf von Haushalten und anderen Nutzern im
75
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
westlichen Teil der Insel zu decken.
Die Wasserressourcen auf Réunion können bestenfalls als unausgewogen bezeichnet werden.
Die Niederschläge verteilen sich sehr ungleichmäßig über das Jahr, die größten Mengen
gehen zwischen Dezember und April nieder, wenn der Wasserspiegel durch die Wirbelstürme
steigt und es zu Überschwemmungen kommt. Die Niederschläge sind auch geographisch
ungünstig verteilt, die Berggebiete im Osten erhalten durchschnittlich zwölfmal mehr Regen
im Jahr als die Ebene im Westen, wo der Bedarf durch Industrie, Landwirtschaft und
Tourismus sehr hoch ist. Die alte Idee einer Umverteilung des Wassers wurde in einem
Projekt wiederaufgenommen, in dessen Rahmen unterirdische Kanäle von 30 km Länge und
mehrere Wasserbecken gebaut wurden, um die Wasserversorgung im Westen zu verbessern.
Als Termin für den Abschluss der Arbeiten war ursprünglich das Jahr 2005 geplant, dank
neuer Finanzmittel in Höhe von knapp 122 Mio. EUR aus dem EFRE konnten die Arbeiten
jedoch frühzeitig beendet werden. Etwa 60 Millionen m3 Wasser fließen jährlich in den
Westteil der Insel und kommen damit früher als geplant 15 000 Arbeitnehmern im
Agrarsektor zugute und schaffen etwa 5000 neue Arbeitsplätze in der Industrie und im
Handwerk.
Die Umverteilung von Wasser von der einen Seite der Insel zur anderen ist zwar eine
Möglichkeit der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, kann jedoch nicht als
Klimaschutz gelten. Es könnte sogar argumentiert werden, die Bauarbeiten für den Tunnel
hätten zeitweilig zu einem deutlichen Anstieg der CO2-Emissionen geführt und daher zum
Klimawandel beigetragen (siehe Kapitel 4.1 zum Positiv-negativ-Problem).
•
Gesamtkosten: 400 Mio. EUR
EU-Beitrag: 220 Mio. EUR
NET-BIOME: Europaweite Koordinierung der Forschung in Übersee
NET-BIOME ist ein regionales EFR-NET-Projekt eines Konsortiums von 11 Partnern, bei dem
Interessen im Forschungsbereich zum wichtigen Thema Artenvielfalt mit Fragen der globalen
Veränderungen und der nachhaltigen Entwicklung verbunden werden (die gesamte
Priorität 6.3 des FP6). Das Projekt wird vom Regionalrat von Réunion koordiniert und läuft
seit März 2007 über 48 Monate. Hauptziel von NET-BIOME ist die Vernetzung der regionalen
forschungspolitischen Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Artenvielfalt in den
europäischen tropischen und subtropischen Regionen und Gebieten in äußerster Randlage,
um:
•
eine dauerhafte Partnerschaft bei der Finanzierung der Forschung und Praxis
zwischen den Partnerorganisationen zu entwickeln und damit für hochwertige
tropische und subtropische Forschungsarbeiten zu den Meeren einen zusätzlichen
Nutzen zu bewirken;
•
die Zusammenarbeit zwischen regionalen Programmen zu verstärken und damit eine
überregionales Programm zur Finanzierung der Forschung zwischen den
Partnerorganisationen zu entwickeln;
•
eine strategische und operationelle Plattform der Zusammenarbeit einzurichten, die
eine Schnittstelle zwischen regionalen, nationalen, europäischen und internationalen
Strukturen sein kann;
•
zur Koordinierung der Forschungsarbeiten zur Artenvielfalt der Regionen und Gebiete
in äußerster Randlage in Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern beizutragen;
•
eine „nachhaltige Bewirtschaftung der tropischen und subtropischen Artenvielfalt“ als
Bestandteil des Europäischen Forschungsraums zu entwickeln;
•
die gegenseitige Öffnung von regionalen Programmen zu erleichtern, gemeinsame
Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen und interregionale Programme für
76
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
eine „nachhaltige Bewirtschaftung der Artenvielfalt“ zu entwickeln;
•
die Regionen in äußerster Randlage bei der Gestaltung ihrer gemeinsamen
forschungspolitischen Strategie zu unterstützen, die Grundlagen einer tropischen und
subtropischen Komponente der Forschungsstrategie der EU schafft.
•
EU-Beitrag: 2.5 Mio. EUR (Sechstes Rahmenprogramm der EG von März 2007 bis
März 2011)
4.3.1.4. Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Réunion ist eine der fortschrittlichsten Regionen in puncto Energieeffizienz. In Reaktion auf
die Herausforderung des Klimawandels entwickelt die Insel Réunion derzeit u. a. eine
wirksame Abschwächungsstrategie. Zudem setzt es eine Festlegung zur Lenkung des
Energieverbrauchs durch den Einsatz erneuerbarer Energiequellen um. In den vergangenen
Jahren wurden zahlreiche Maßnahmen durchgeführt, die im Rahmen des Programms
„Réunion 2030“ ausgebaut werden sollten.
Réunion 2030: Eine ehrgeizige Zukunftsvision zur Abschwächung des Klimawandels
Das im Februar 2008 auf den Weg gebrachte Programm „Réunion 2030“ ist ein ehrgeiziges
Entwicklungsprojekt, mit dem Réunion bis 2030 die vollständige Energieunabhängigkeit
erlangen soll. Damit könnte die Insel ein Modell nachhaltiger Entwicklung für die übrigen
Überseegebiete und die Welt insgesamt werden. Im Mittelpunkt der verschiedenen
Projektmaßnahmen stehen die Entwicklung eines umweltfreundlichen Verkehrs (wie des
Straßen-/Stadtbahnsystems in Saint Denis), die Gewinnung erneuerbarer Energien, die
Energiespeicherung, der Bau von Wohnraum nach hohen Umweltqualitätsstandards (HEQ)
sowie der nachhaltige Tourismus. Mit dem Projekt sollen 15 000 Arbeitsplätze im Bereich
Energie und Umwelt geschaffen und die Wirtschaft der Insel wiederbelebt werden.
Réunion, das auf dem Weg der nachhaltigen Entwicklung weit fortgeschritten ist, erzeugt
derzeit 40 % seiner Energie aus erneuerbaren Quellen in Anlagen wie dem Wärmekraftwerk
Bois-Rouge, das Bagasse (ein Zuckerrohr-Abfallprodukt) zum Einsatz bringt, dem Windpark
Saint-Rose, einem Wasserkraftwerk und einer Fotovoltaikanlage (die die größte Frankreichs
ist). Weitere Großvorhaben sind in Vorbereitung, so der Bau eines Erdwärmekraftwerks in der
Plaine des Sables, im Gebirgsmassiv des Piton de la Fournaise. Uneinigkeit herrscht
hinsichtlich des Standorts dieses Kraftwerks, da es sich im Zentrum des Nationalparks
befindet, der derzeit in Hinblick auf die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der
UNESCO überprüft wird. Gründliche Studien sind nötig, um die möglichen Folgen des
Kraftwerks für die Umwelt abzuschätzen und Entschädigungspläne zu prüfen. Die Entwicklung
sauberer Energietechnologien muss im Einklang mit der Artenvielfalt erfolgen und darf keine
zusätzliche Bedrohung für die Naturräume darstellen.
Die Entwicklung erneuerbarer Energien hat daher Priorität, insbesondere die Förderung von
Sonnenenergie, Wasserenergie und geothermischer Energie.86
Mit dem Projekt „Grenelle de l'Environment à la Réunion“ (GERRI) soll Réunion zur ersten
Region weltweit werden, in der alle wichtigen ökologischen Innovationen auf dem Gebiet der
Mobilität, Energieerzeugung und Energienutzung, Städtebau, Baugewerbe und Tourismus in
86
Préfecture de La Réunion, 2007, S. 239.
77
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
die Gesellschaft einbezogen werden. Wichtigstes Ziel ist die Entwicklung einer realistischen
und schlüssigen Vision einer großartigen Natur auf engem Raum für die künftige Gesellschaft.
Kasten 4:
Erfolgsgeschichte:
Sonnenenergie
Stromversorgung
von
Réunion
mithilfe
der
ERFOLGSGESCHICHTE
Stromversorgung von Réunion mithilfe der Sonnenenergie
Die Insel Réunion im Indischen Ozean will mit den Strahlen der Sonne eine nachhaltige
Stromversorgung für ihre 802 000 Einwohner sicherstellen. Bis 2025 soll vollständige
Energieautarkie erreicht sein. Ein fotovoltaisches Kraftwerk, in dem ausreichend Strom für
den jährlichen Verbrauch von 850 Haushalten erzeugt wird, bringt die Insel diesem Ziel
bereits näher.
Auf der Insel gibt es jährlich etwa 1350 Sonnenstunden. Um dies optimal zu nutzen, wurden
8000 fotovoltaische Module auf drei Industriegebäuden installiert, die 1,45 MW fotovoltaische
Energie erzeugen. Dadurch wurden nicht nur die inseleigenen Energieressourcen verstärkt,
sondern auch die CO2-Emissionen verringert. Die Solarpaneele sind so angebracht, dass sie
die Isolation der Gebäude verbessern und den Bedarf an Klimaanlagen sowie den
Energieverbrauch im Allgemeinen reduzieren. Durch den Klimawandel ist die Insel häufiger
und in stärkerem Umfang Wirbelstürmen ausgesetzt. Die Solarpaneele können daher Winde
von 210 km/h und darüber standhalten.
Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist eine der positiven Nebenwirkungen des wachsenden
Sonnenenergiesektors. Dies hat für Réunion große Bedeutung, da die Arbeitslosenquote auf
der Insel sehr viel höher als im übrigen Teil Europas ist (etwa 30 %). Im Rahmen des
„Prerure-Plans“ für erneuerbare Energieträger und eine sinnvolle Energienutzung, dessen Ziel
die Energieautarkie Réunions bis 2025 ist, wurden durch weitere Maßnahmen zahlreiche
Arbeitsplätze geschaffen. Dazu gehören die Verteilung von mit Solarenergie betriebenen
Einzelwarmwasserbereitern (10 000 jährlich) und der Bau von Windparks, mit denen mehr
als 40 MW Strom erzeugt werden können.
Dieses Beispiel für eine bewährte Verfahrensweise, deren Schwerpunkt auf der Verringerung
von CO2-Emissionen und der Förderung erneuerbarer Energiequellen liegt, ist zweifellos ein
Klimaschutzprojekt mit einem zukunftsorientierten Charakter.
•
Programm: EFRE von Januar 2007 bis März 2008
•
EU-Beitrag: 623 691 EUR
Sieger im Rahmen von „RegioStars 2009“
Verkehr
Angesichts der begrenzten Fläche und des Bevölkerungswachstums hat der Verkehrssektor
große Bedeutung und stellt die Insel vor große Probleme. Die regionalen Behörden
beschäftigen sich daher neben der Anpassung des primären und sekundären Straßennetzes
auch mit der Verbesserung des lokalen öffentlichen Verkehrs, z. B. dem StraßenbahnStadtbahn-Projekt, das eine weitere Möglichkeit zur Steuerung der Stadtentwicklung ist.87
87
Préfecture de La Réunion, 2007, S. 230.
78
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über relevante Maßnahmen für den Klimawandel in Réunion
Programmplanungszeitraum 2007-2013. Eine genauere Beschreibung der politischen Maßnahmen ist Anhang 2 zu entnehmen.
Ökosysteme/Artenvielfalt
Anpassung an
den
Klimawandel
EFRE: Lediglich ein geringer Anteil
von 4,5 % des Gesamthaushalts
wird für die Förderung des
Schutzes der biologischen Vielfalt
und der Natur, die Förderung
natürlicher Ressourcen sowie den
Schutz und die Förderung des
Naturerbes aufgewendet.
ELER: Zahlungen an Landwirte in
Gebieten zum Ausgleich von
natürlichen Nachteilen, Erhaltung
und Förderung des
Waldökosystems, Verbesserung
und Entwicklung von
Einrichtungen der Infrastruktur in
Verbindung mit der Entwicklung
und Anpassung von Land- und
Forstwirtschaft: Erhaltung der
Zuckerrohrproduktion (Einführung
von Sorten in der
Zuckerrohrproduktion, die an die
agro-ökologischen Zonen der
Insel angepasst sind),
Agrarumweltzahlungen:
Bekämpfung von Erosion,
Erhaltung der biologischen Vielfalt
Abschwächung
des
Klimawandels
Fremdenverkehr/Gesundheit
Energie/Verkehr
EFRE: Wasseraufbereitung,
Trinkwasserversorgung,
Abfallbewirtschaftung
EFRE: nicht notwendigerweise alle
auf die Anpassung an den
Klimawandel ausgerichtet,
Investitionen in Anpassung der
ELER: Förderung touristischer
Häfen, Einrichtungen des
Aktivitäten (Einrichtungen für die
Gesundheitssystems und
Aufnahme von Touristen im Umkreis
Initiativen wie E-Healthdes Parc de la Réunion (Naturreservat)
Maßnahmen, Entwicklung einer
wissensbasierten Wirtschaft: Bau
von Schulen nach den Standards
einer hohen Umweltqualität
(HQE), Hochschulforschung
EFRE: Unterstützung der Nutzung
erneuerbarer Energiequellen
79
ELER: Erzeugung von Energie aus
Biomasse
Wasser/Abfall
im
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
4.4.
Makaronesien
Dem IPCC zufolge wird es die Temperatur in Makaronesien bis 2050 um etwa 2 °C ansteigen.
Die Niederschläge haben im letzten Jahrhundert etwas zugenommen, doch sagt der IPCC
eine leichte Verringerung für das nächste Jahrhundert voraus.
Landerer (2005) prognostiziert einen Meeresspiegelanstieg zwischen 10 und 20 cm bis Ende
dieses Jahrhunderts. Es gibt keine eindeutigen Belege für die Zunahme der Häufigkeit oder
der Stärke tropischer Wirbelstürme im Atlantik, die sich auf Makaronesien auswirken, doch
einige Wirbelstürme erreichten bereits fast die Küste der Kanarischen Inseln. Der
Klimawandel könnte dazu führen, dass sich das Azorenhoch während der Sommermonate
nach Osten verlagert. Dies wird wahrscheinlich dazu beitragen, dass die Häufigkeit und
Intensität der nordöstlichen Passatwinde abnimmt. Diese schwächeren Passatwinde könnten
unterschiedliche Folgen für die Ökosysteme der einzelnen Inseln Makaronesiens haben. Im
Falle von Madeira ist es möglich, dass in höheren Lagen höhere Temperaturen erreicht
werden, wodurch sich das „Wolkenmeer“ weiter nach oben verschiebt. Der Lorbeerwald wird
sich voraussichtlich nach oben verlagern und stark abnehmen.88. Im Gegensatz dazu werden
die schwächeren Passatwinde wahrscheinlich zu einer Abwärtsbewegung des „Dachs“ des
„Wolkenmeers „ in niedrigere Höhen auf Inseln wie Teneriffa führen89. Dies wird mit einer
Zunahme der Anzahl an Hitzewellen in diesen Gebieten einhergehen. Für die Ökosysteme
wird das schwerwiegende Folgen haben, da sich in den niedriger gelegenen Regionen vielfach
städtische Gebiete befinden und Wälder sich nicht selbst anlegen können.
Ferner werden die Pinien- und Eukalyptusarten, die sich aus ähnlichen Gründen
wahrscheinlich ebenfalls in niedrigere Höhen verlagern, auf die von Lorbeerwald bedeckten
Zonen übergreifen. Diese aggressiveren Sorten mit einer höheren Kolonisierungsfähigkeit
werden leichter wandern können. Das Verschwinden des Lorbeerwalds wäre ein erheblicher
Verlust für die biologische Vielfalt Makaronesiens. Darüber hinaus würde er das hydrologische
Gleichgewicht der Inseln und die Wasserversorgung für den menschlichen Verbrauch stören.
Da horizontale oder „versteckte“ Niederschläge (d. h. die Ablagerung von Wassertröpfchen
auf Vegetation und Bodenoberflächen über den direkten Kontakt zu den Wolken) erheblich
zum Wasserdargebot beitragen, haben sie für das Gleichgewicht des Ökosystems große
ökologische Bedeutung und erbringen ökosystemische Dienstleistungen für die örtliche
Bevölkerung. Der Lorbeerwald ist ein an endemischen Arten reiches Waldsystem, das
einzigartig in Makaronesien ist. Es besteht aus Bäumen, die bis zu 40 Meter hoch werden
können, wie dem Kanarischen Lorbeerbaum, Laurus novocanariensis, und ist in den feuchten
Berggebieten der Inseln zu finden. Diese „fossilen“ Wälder sind Relikte aus dem Tertiär, sie
bedeckten einst den größten Teil des Mittelmeerraums, als das Klima in der Region vor den
nachfolgenden Eiszeiten noch feuchter war. Als die Inseln entdeckt wurden, waren sie fast
vollständig von Lorbeerwald bedeckt; heute sind sie hauptsächlich auf den Nordhängen der
höheren Inseln, in den tiefen und abgelegenen Tälern im Inneren auf Höhen zwischen 300
und 1300 Metern zu finden. Der Lorbeerwald besteht aus hydrophyten Arten der Buschheide
(Erica spp.), die sich in Gebieten mit hoher Feuchtigkeit entwickeln. Da in dieser Höhe ein
wahrhaftes „Wolkenmeer“ besteht, dem Gebiet unter Einfluss der nördlichen Passatwinde,
kann der Lorbeer gedeihen. Dieser Wald, im dem fast ausschließlich endemische Arten
wachsen, ist ein vorrangiges Schutzgebiet.
Madeira, die Azoren und die Kanarischen Inseln sind Heimat einer großen Zahl an
Tiefseekorallenriffen, die hauptsächlich aus Lophelia pertusa bestehen, die sich in einer
Tiefe von 50 Metern entwickeln und teilweise in einer Tiefe von bis zu 1000 Metern zu finden
sind. Diese Korallen sind Teil eines breiten Gürtels von Kaltwasserriffen, die sich von
88
Santos und Aguiar, 2006.
80
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Norwegen bis nach Westafrika erstrecken. Diese Ökosysteme sind durch die
Grundschleppnetzfischerei ernstlich bedroht, durch die Korallen zerstört werden, die sich über
mehrere Tausend Jahre entwickelt haben. Seit 2004 untersagt eine geänderte Verordnung
der EG die Grundschleppnetzfischerei in einer Entfernung von weniger als 200 Metern von
den Küsten Madeiras, der Azoren und der Kanarischen Inseln. Diese destruktive
Fangmethode stellt bedauerlicherweise nicht die einzige Bedrohung für Tiefseekorallen dar.
Diese Organismen reagieren auch stark auf die Versauerung der Ozeane durch den Anstieg
des CO2-Gehalts in der Atmosphäre. Ein Sinken des PH-Werts verringert die
Kalzifizierungsrate der Korallen und bremst ihr Wachstum und ihre Regeneration.
Kaltwasserkorallen sind besonders bedroht, da sich die Wassertiefe, ab der sie sich
aufzulösen beginnen (oder die Grenze der Aragonit-Sättigung), um mehrere hundert Meter
nach oben verschieben könnte90. Dies sind nicht die einzigen bedrohten Organismen; ein
Rückgang des PH-Werts könnte sich auf alle Meeresorganismen mit Kalziumskeletten
auswirken, darunter die meisten tropischen Korallen, jedoch auch Seeigel, einige Weichtiere
und mehrere Arten von Calcium-umhülltem Zooplankton91. Dies hätte einschneidende Folgen
für die Meeresökosysteme insgesamt. In Makaronesien wurden kürzlich zum ersten Mal
Wanderungsbewegungen von südlichen tropischen Fischen beobachtet. Größere Bewegungen
von Fischbeständen könnten das Gleichgewicht der Nahrungsmittelketten im Meer vollständig
verändern und zu einem Rückgang bestimmter Kaltwasserarten führen, die nicht in der Lage
sein werden, in höhere Breiten abzuwandern.
Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches Vorgehen
In kleinem Umfang gibt es Belege dafür, dass die Fisch- und Muschelzuchtwirtschaft ihre
Technologie und Tätigkeiten an die sich ändernden klimatischen Bedingungen anpasst, indem
sie beispielsweise die küstennahe Fischerei ausweitet und optimale Zuchtstandorte für Käfige
zur Muschelzucht auswählt92. Für kleinere Küstenfischereibetriebe, die keine großen
Entfernungen zurücklegen können, um zu neuen Fischgründen zu gelangen, ist die
Anpassung im Vergleich zu größeren Betrieben mit Langstreckenflotten schwieriger. Bei
wichtigen politischen Instrumenten wie der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) sind
Möglichkeiten der Anpassung bisher noch nicht in größerem Rahmen in Betracht gezogen
worden, obwohl ihre Erzeugungsquoten und technischen Maßnahmen eine ideale Plattform
für diese Anpassungsmaßnahmen bieten.
Eine weitere wichtige Anpassungsmöglichkeit ist die Berücksichtigung langfristiger
potenzieller Folgen bei der Planung neuer Meeresschutzgebiete. Anpassungsstrategien sollten
gegebenenfalls in umfassende Pläne für die Bewirtschaftung der Küstengebiete in Europa
einbezogen werden. Diese Pläne bestehen jedoch, vor allem im Mittelmeerraum, nicht und
müssen dringend entwickelt werden.93
MaReS - Makaronesische Forschungsstrategie
MaReS ist eines von 48 Projekten, die im Mai vom Verwaltungsausschuss des Programa de
Cooperación Transnacional Madeira-Azores-Canarias (MAC) 2007-2013 genehmigt wurden.
Das Madeira Tecnopolo und der Fundo Regional da Ciencia y Tecnología sind am Canary
Islands Oceanic Platform Consortium beteiligt. Auf der Grundlage der eigenständigen
Initiativen mit einem geeigneten Konsolidierungsgrad in jeder Region, wie PLOCAN (Bereich
Wissenschaften und Meerestechnologien), dem Projekt CMU/Madeira (TIC-Gebiet) und dem
Unterwasserobservatorium auf den Azoren, soll ein gemeinsames Instrument für die Analyse,
89
90
91
92
93
Sperling et al., 2004.
Doney, 2006.
Orr, 2005.
Pérez et al., 2003.
Coccossis, 2003.
81
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Koordinierung und die Untersuchung von Entwicklungschancen in europäischen und
internationalen Bereichen entwickelt werden.
Viele europäische Küstengebiete haben Probleme durch die Schädigung ihrer natürlichen,
sozioökonomischen und kulturellen Ressourcen. Es wird erwartet, dass die Gefährdung der
Küsten durch Überschwemmungen und Erosion durch den Klimawandel weiter zunimmt. Die
Küstengebietsplanung oder Raumentwicklungsbeschlüsse finden jedoch immer noch
sektorweise statt und sind kaum miteinander verbunden. Dieser uneinheitliche Ansatz bei
Planung und Verwaltung führt zu einem ineffizienten Einsatz von Ressourcen, kollidierende
Forderungen in Hinblick auf den Raum und verpassten Chancen für eine nachhaltigere
Entwicklung der Küsten.
Um diese Lage zu verbessern, haben das Europäische Parlament und der Rat 2002 eine
Empfehlung zum Integrierten Küstenzonenmanagement (IKZM) abgegeben, in der die
Grundsätze einer soliden Küstenzonenplanung und -bewirtschaftung festgelegt sind. Dazu
gehört es, die Planung auf fundierte und gemeinsame Erkenntnisse zu stützen, eine
langfristige und sektorübergreifende Perspektive zu entwickeln, die Interessengruppen aktiv
einzubeziehen und die terrestrischen und marinen Komponenten der Küstengebiete zu
berücksichtigen.
4.4.1.
Die Kanarischen Inseln
Menschliche Einflüsse und die aktuelle Lage - sozioökonomische Lage
(Landwirtschaft, Fischerei, Fremdenverkehr, sonstige bedeutende
Wirtschaftssektoren), Demografie
Anzahl der Inseln
7 Hauptinseln
Bevölkerung
2 025 951 Einwohner (2008)
Fläche
7447 km2
Bevölkerungsdichte
272 Einwohner/km²
BIP/Einwohner
20 800 EUR
Arbeitslosenquote
26,2 %
Wirtschaftliche
Tätigkeiten
Tourismus
Die Inselgruppe der Kanaren ist eine autonome Region Spaniens, deren östlichster Punkt
lediglich 100 Kilometer westlich von Marokko liegt. Die Region besteht aus sieben
Hauptinseln: Teneriffa, Fuerteventura, Gran Canaria, Lanzarote, La Gomera, El Hierro und La
Palma. Mit einer Bevölkerung von etwa 2 Millionen Einwohnern ist sie das am dichtesten
bevölkerte überseeische Gebiet Europas. Die Bevölkerungsdichte unterscheidet sich innerhalb
der Region stark. Die Mehrheit lebt auf den Inseln Gran Canaria und Teneriffa, die ländlichen
Bereiche, die 67 % des Gesamtgebiets ausmachen, sind dünn besiedelt.94 Die zerklüftete
Landschaft der Inseln ist eine Folge vulkanischer Tätigkeiten, die an einigen Orten weiterhin
spürbar sind. Der Vulkan El Teide auf der Insel Teneriffa ist mit 3718 Metern der höchste
Berg Spaniens.
Der tertiäre Sektor und insbesondere der Tourismus mit mehr als 10 Millionen Besuchern
jährlich haben einen Anteil von 75 % an der Wirtschaft der Kanaren. Die Landwirtschaft spielt
94
Generaldirektion Kommunikation, 2008.
82
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
für die Wirtschaft der Inseln eine geringere Rolle. Lediglich 10 % der Landfläche der Inseln
wird landwirtschaftlich genutzt (Getreide, Wein, Bananen, Tomaten und tropische Früchte).
Quelle: http://europa.eu/abc/maps/regions/spain/canarias_de.htm
Die Umwelt ist aufgrund der klimatischen Bedingungen bedroht. Die Kanaren sind als
„Biodiversity-Hotspot“ eingestuft. Unmittelbare Zerstörung von Lebensräumen, Übernutzung
von Ressourcen und invasive Arten waren und sind derzeit die drei größten Bedrohungen für
die biologische Vielfalt der Kanarischen Inseln.
Der Klimawandel könnte sich in verschiedener Form auf die Flora und Fauna auswirken:
Plagen durch Wüstenheuschrecken könnten infolge der Zunahme südwestlicher Winde aus
Afrika, die bei höheren Temperaturen erwartet werden, häufiger auftreten. Die Desertifikation
auf der Insel Fuerteventura könnte zur Ansiedlung mehrerer exotischer Vogelarten geführt
haben, die bislang auf die Region der Sahara beschränkt waren. Die meisten der vor Ort
befragten Akteure hielten den Klimawandel für eine weniger ernste Bedrohung der
Artenvielfalt. Die größte Bedrohung besteht ihres Erachtens weiterhin in der Zerstörung des
Ökosystems durch Verstädterung und übermäßige Nutzung der Ressourcen. Die potenziellen
Folgen des Klimawandels auf die Pflanzenformationen der Kanarischen Inseln sind gut
dokumentiert. Weniger Daten liegen dagegen zu den Meeresökosystemen vor.
Die aktuelle Regionalpolitik - mittelfristige Tendenzen
Während des vorherigen Programmplanungszeitraums (2000-2006) waren die Kanarischen
Inseln für alle von der EU kofinanzierten Programme in zwei territoriale
Programmplanungsgebiete aufgeteilt - Las Palmas und Teneriffa:
•
Strukturfondsziel 1
•
Kohäsionsfonds
•
Gemeinschaftsinitiative URBAN
•
GAP – Zweite Säule - Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums
Die gesamte, während dieses Zeitraums ausbezahlte Summe der Strukturfonds belief sich
auf 940 Mio. EUR in Las Palmas und 967 Mio. EUR in Teneriffa (EU-Beitrag). Der
Kohäsionsfonds trug 85 Mio. EUR für die Umweltinfrastrukturen in Las Palmas und
83 Mio. EUR für die Verkehrs- und Umweltinfrastrukturen in Teneriffa bei. Während des
vorherigen Programmplanungszeitraums wurde aus dem Programm URBAN lediglich Teneriffa
mit knapp 4 Mio. EUR unterstützt (größtenteils für Raumplanung und Flächensanierung sowie
Umweltinfrastrukturen).
Bei der Untersuchung der einzelnen Maßnahmen innerhalb dieser Programme und ihrer
Bedeutung für den Klimawandel zeigt sich, dass mehr als ein Drittel der Ausgaben entweder
als Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel oder für den Klimaschutz betrachtet werden
können. Der größte Teil der Ausgaben im vorherigen Programmplanungszeitraum ging jedoch
in Bereiche, die zu höheren Emissionen und dem Klimawandel beitrugen (z. B.
Verkehrsinfrastrukturen - motorisierter Individualverkehr, Unterstützung von Unternehmen 83
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
die das Wirtschaftswachstum und Emissionen verringern, und Tourismus, durch den der einund ausgehende Flugverkehr und der Umfang des vom Menschen geschaffenen Kapitals
zunahmen).
Im laufenden Programmplanungszeitraum (2007-2013) hat sich das Bild etwas zum
Besseren
verändert.
Der
Umfang
des
EU-Beitrags
für
den
laufenden
Programmplanungszeitraum des EFRE beträgt etwa 1000 Mio. EUR. Innerhalb dieses
Haushalts können etwa ein Drittel der Mittel als relevant für den Klimawandel gelten (siehe
Abbildung 18). Der Großteil dieser Ausgaben wird für die Verbesserung der
Hafeninfrastrukturen, Gesundheitsinfrastrukturen sowie die Wasserbewirtschaftung und
-verteilung aufgewendet (Anpassung an den Klimawandel), und zeigt daher einen relativ
defensiven Ansatz gegenüber dem Klimawandel.
Abbildung 18: EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen auf den
Kanarischen Inseln
4,90%
Services and applications for citizens (e‐health, e‐
government, e‐learning, e‐inclusion, etc.)
11,43%
Ports
0,95%
Energy efficiency, co‐generation, energy management
5,33%
1,14%
0,08%
63,92% ‐ Other measures
Management and distribution of water (drink water)
Promotion of biodiversity and nature protection (including Natura 2000)
10,61%
Promotion of clean urban transport Health infrastructure
1,64%
Renewable energy (wind, solar, biomass, hydrroelectric, geothermal & other
Quelle: OP EFRE für die Kanaren - thematische Aufteilung durch die GD Regionalpolitik (2008): The Potential of
Regional Policy Instruments 2007-2013 to Contribute to the Lisbon and Göteborg Objectives for Growth,
Jobs and Sustainable Development; Brüssel
Legende:
Dienste und Anwendungen für Bürger (elektronische Gesundheitsdienste, E-Government, E-Learning, digitale
Integration usw.)
Häfen
Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und Energiemanagement
Wasserbewirtschaftung und –verteilung (Trinkwasser)
Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Natur (einschließlich Natura 2000)
Förderung umweltfreundlichen Stadtverkehrs
Gesundheitsinfrastruktur
Erneuerbare Energien (Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Wasserkraft, Geothermie u. a.)
Im Vergleich zu den aus dem EFRE bereitgestellten Mitteln fällt die Förderung aus der
zweiten Säule der GAP für Klimaschutzmaßnahmen eher gering aus. Die Unterstützung aus
dem
PLE
betrug
1 000 000 EUR
jährlich
(EU-Beitrag),
wobei
im
vorherigen
Programmplanungszeitraum Spitzenwerte von bis zu 4,9 Mio. EUR erreicht wurden.
Gegenüber den über die erste Säule getätigten Zahlungen, die sich im Zeitraum 2004-2008
für die Landwirtschaft auf Jahresbeträge zwischen 59 Mio. und 90 Mio. EUR (EU-Beitrag) in
Las Palmas und zwischen 78 Mio. und 167 Mio. EUR in Teneriffa beliefen, erscheint die
Unterstützung durch das PLE jedoch gering. Die gewaltigen Beträge im Rahmen der ersten
84
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Säule - direkte Agrarbeihilfen - sind jedoch noch bemerkenswerter, wenn man die relativ
geringe Bedeutung der Landwirtschaft (sehr wenig Ackerfläche) auf den Kanaren
berücksichtigt.
Bei der Bewertung des PLE in Hinblick auf ihre Bedeutung für die Bekämpfung des
Klimawandels wird deutlich, dass auf den Kanaren der Schwerpunkt der Programme auf der
Modernisierung der landwirtschaftlichen Betriebe sowie einer höheren Wertschöpfung bei den
land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnisse liegt; dies könnte lediglich indirekt zum
Klimaschutz durch Energieeffizienz und/oder der Erzeugung erneuerbarer Energie beitragen.
Im
Gegensatz
zu
anderen
Regionen
in
äußerster
Randlage
scheinen
die
Agrarumweltmaßnahmen von geringer Bedeutung zu sein.
4.4.1.1. Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Die biologische Vielfalt der Kanaren wird hauptsächlich durch eine Änderung der
Windverhältnisse beeinflusst. Es wird erwartet, dass kühle, feuchte nord-südliche Winde ostwestlich drehen. Infolgedessen könnten feuchte Küstengebiete im Norden der Inseln
trockener werden, während die derzeit halbwüstenähnlichen südlichen Küsten feuchter
werden könnten. 2008 erreichte die Wassertemperatur Rekordwerte von 29,5°C, das sind 3
Grad mehr als die Höchsttemperaturen, die in den vergangenen 15 Jahren aufgezeichnet
wurden95. Gleichzeitig führte der Rückzug der nördlichen Passatwinde zu einem Vakuum, das
durch das Einfließen warmer Luftmassen aus der Sahara aufgefüllt wurde.
Die Änderung der Windrichtungen könnte die Migration zahlreicher Landpflanzenarten,
darunter invasiver Arten, zur Folge haben, die sich durch vom Wind verbreitete Samen
ausbreiten. Pflanzen, die nicht migrieren können, sind vom Verschwinden bedroht. Die
endemischen hydrophilen Arten wie die Kanarische Weide (Salix canariensis) oder die
Kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis) werden besonders betroffen sein.
Die fünf Habitate der Kanarischen Inseln könnten ebenfalls durch eine Änderung der
Windrichtung sowie die daraus folgenden Änderungen der Temperatur und der
Niederschlagsmenge bedroht sein96. Die Wolfsmilchbüsche könnten sich ausbreiten, während
sich die thermophilen Wälder zurückziehen werden. Letztere sind aufgrund ihrer großen
Fragmentierung und geringen Wachstumsrate bereits wenig widerstandsfähig. Die
Lorbeerwälder sind mit Sicherheit am anfälligsten für den Klimawandel. Sie werden direkt
von einer Änderung der Richtung der Passatwinde betroffen sein. Die Pinienwälder könnten
stärker von Waldbränden bedroht sein, die aufgrund des Temperaturanstiegs und der
abnehmenden Niederschläge häufiger auftreten. Im Sommer 2007 zerstörte ein heftiger
Brand fast 35 000 Hektar Wald und damit praktisch den gesamten Lebensraum des
Teydefinks (Fringilla teydea) auf der Insel Gran Canaria. Ferner werden auch die
hochgelegenen Ökosysteme von den Folgen des Temperaturanstiegs in Mitleidenschaft
gezogen werden, da sie nicht in größere Höhen migrieren können. Die subalpine Bencomia
exstipulata oder Rhamnus integrifolia beispielsweise sind bereits vom Aussterben bedroht;
durch eine Dürre würden sie nahezu sicher endgültig verschwinden.
An der Küste könnte sich ein Anstieg des Meeresspiegels auf die Vegetation der Dünen und
Strände auswirken und größere Veränderungen der Küstenlandschaft nach sich ziehen.
Ferner könnte die Einführung invasiver Arten und die Ausdehnung der räumlichen Verteilung
bestehender invasiver Arten zu den weitreichendsten Folgen des Klimawandels gehören.
Insbesondere zahlreiche Arten afrikanischen Ursprungs könnten sich, angezogen von
trockeneren klimatischen Bedingungen, auf den Kanaren niederlassen. Das Afrikanische
95
96
Ramos, 2005.
Del Arco, 2008.
85
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Lampenputzergras (Pennisetum setaceum) beispielsweise, ein Gras, das sich in hohen Lagen
entwickelt, ist bereits auf den Kanaren vorhanden, bisher aber auf Trockengebiete
beschränkt. Seine räumliche Verteilung könnte zunehmen. Warme Sommer könnten auch zu
einer Plage durch Afrikanische Heuschrecken führen. Neue Vogelarten, die ursprünglich aus
der Sahara stammen, wurden ebenfalls kürzlich auf den Kanarischen Inseln beobachtet.
Die landwirtschaftliche Erzeugung beschränkt sich auf kleine Anbauparzellen, doch die
Auswirkungen des Klimawandels gefährden den gesamten Sektor - insbesondere durch den
Verlust spezieller Kultursorten infolge ungünstiger klimatischer Bedingungen.
Der EFRE gibt kaum Antworten auf diese Fragen - lediglich 1,14 % des Gesamtbudgets
werden zur Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Natur verwendet.
4.4.1.2. Auswirkungen auf Küsten- und Meeresökosysteme und die Fischerei
Viele tropische Fischarten wurden aufgrund der gestiegenen Wassertemperaturen zum ersten
Mal in Makaronesien beobachtet. Beispielsweise wurde der Ozean-Drückerfisch (Canthidermis
suflamen), ein Warmwasserfisch, kürzlich in der Nachbarschaft der Kanarischen Inseln
gesichtet. Der Klimawandel könnte die Zusammensetzung und die Häufigkeit der
Fischbestände in der Region erheblich verändern. Ferner könnten auch die Korallen der
Kanarischen Inseln, die größtenteils aus sehr fragilen Kaltwasserarten bestehen, durch einen
Anstieg der Temperaturen und eine Versauerung des Meerwassers bedroht sein.
Neben höheren Wassertemperaturen führt dies zu einer massiven Blüte der Blaualgen. Die
hohe Konzentration der Algenblüte bewirkt eine Verfärbung des Wassers97. Die dabei
entstehenden roten Gezeiten rufen beim Menschen durch den Verzehr von Meeresfrüchten
häufig Gesundheitsprobleme hervor und lösen eine hohe Sterblichkeitsrate bei Fischen und
Seevögeln aus. Auf den Kanarischen Inseln ist die Algenblüte nicht stark genug, um rote
Gezeiten hervorzurufen, doch sie könnte durch einen Anstieg der Wassertemperatur häufiger
auftreten.
Um eine bessere Lebensqualität der Bevölkerung zu erreichen und eine nachhaltige soziale
und wirtschaftliche Entwicklung zu unterstützen, müssen die Erhaltung und der Schutz
natürlicher Lebensräume einschließlich der Bedürfnisse der Meeresumwelt berücksichtigt
werden. Besonderen Vorrang haben die Gefahrenabwehr im Seeverkehr und die Verhütung
von Naturkatastrophen.98
Die Unterstützung dieser Bereiche durch EFRE und ELER ist begrenzt und geschieht im
Wesentlichen durch eine Unterstützung für den Tourismussektor (siehe unten). Der EFF sieht
jedoch eine gewisse Hilfe für die nachhaltige Entwicklung der Küstengebiete durch die
Prioritätsachse 4 des Programms vor. Innerhalb des Netzwerks für Fischwirtschaftsgebiete
sollen entsprechend einer lokalen Entwicklungsstrategie nach dem Bottom-up-Ansatz lokale
Aktionsgruppen der Fischwirtschaft (ähnlich den lokalen Aktionsgruppen von LEADER)
eingesetzt werden, die eine nachhaltige Bewirtschaftung der Meeresressourcen sicherstellen.
FLAG auf den Azoren werden in der nächsten Auswahlrunde ausgewählt. Eine weitere, vom
EFF finanzierte Initiative sind das IKZM und Leitlinien für bewährte Verfahrensweisen bei der
Bodennutzung an den Küsten, die veröffentlicht wurden, um die Belastungen aufgrund
menschlicher Tätigkeiten entlang der portugiesischen Küste zu verringern.
97
98
Walsh, 2006.
Ministerio de Economía y Hacienda, 2010, S. 57, 61.
86
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
4.4.1.3. Auswirkungen auf Gesundheit und Fremdenverkehr
In der Region hat der Klimawandel in größerem Umfang sozioökonomische Folgen. Die
Anzahl der Hitzewellen wird vermutlich zunehmen und sich unmittelbar auf die Bevölkerung
auswirken. 2003 führte eine außergewöhnliche Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 46°C
in Lanzarote zum Tod von 13 Personen. Ein Temperaturanstieg könnte auch die Ausbreitung
tropischer Krankheiten begünstigen, vor allem von Insekten übertragene Krankheiten, die
sich rasch verbreiten könnten. La Calima heißt eine Wetterlage, die entsteht, wenn der
Ostwind Saharastaub auf die Kanarischen Inseln trägt. Die Folgen für die Einwohner sind
Staub, Schwüle und das Auftreten von Kopfschmerzen. Eine Zunahme staubbeladener Luft
aus der Sahara könnte die Häufigkeit von Allergien und Atemwegsproblemen verstärken.
Die
Wahrung
und
der
Schutz
von
Naturgebieten
ist
wichtig,
um
die
Haupttouristenattraktionen der Kanarischen Inseln zu erhalten, und deckt sich mit den Zielen
der Göteborg-Strategie. Die natürliche Umwelt der Kanarischen Inseln ist eine touristische
Attraktion und sorgt für eine höhere Lebensqualität der Bevölkerung, woraus sich die
Bedeutung erklärt, die ihr von der Regierung der Kanarischen Inseln und der Öffentlichkeit
beigemessen wird.99 Diese strategische Ausrichtung ist im EFRE-Programm für den
laufenden Zeitraum (2007-2013) verankert.
Der EFRE bietet jedoch hauptsächlich Anpassungsmaßnahmen in Hinblick auf den
Klimawandel. Darunter fallen die Wasserbewirtschaftung und die Risikoprävention.
Vergleichsweise hoch fällt die Unterstützung für die Gesundheit aus, die entweder über die
Förderung von Gesundheitseinrichtungen oder über Dienstleistungen und Anwendungen für
die Bürger (wie elektronische Gesundheitsdienste) erfolgt.
4.4.1.4. Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches
Vorgehen
Ein Rückgang der Fischbestände würde sich auf die Fischereiindustrie auswirken. Auch die
Aquakultur, eine recht neue Tätigkeit auf der Inselgruppe, könnte von einer Änderung der
klimatischen Bedingungen betroffen sein.
Vor allem eine zunehmende Erwärmung auf den Inseln hätte jedoch schwerwiegende Folgen
für die Tourismusindustrie, der wichtigsten wirtschaftlichen Säule der Kanarischen Inseln.
Eine Zunahme der Anzahl der Hitzewellen, wie die Hitzewelle in der Region im Jahr 2003,
könnte Besucher von einem Aufenthalt in den Sommermonaten abhalten. Eine Desertifikation
der natürlichen Landschaften würde die Attraktivität der Inseln ebenfalls mindern.
Finanzierung der regionalen Forschung zum Klimawandel und Unterstützung lokaler
Initiativen zum Klimawandel auf den Kanarischen Inseln
Die regionale Forschungsstrategie auf den Kanarischen Inseln sieht die Finanzierung einer
Vielzahl von Projekten vor. So verwaltet die Regierung der Kanarischen Inseln den Fonds, der
aus
zwei
übergreifenden
und
instrumentellen
Bereichen
(Informationsund
Kommunikationstechnologie
und
Biotechnologien)
und
neun
wissenschaftlichentechnologischen prioritären Sektoren besteht, darunter Naturressourcen; innerhalb dieses
Bereichs werden Projekte in Zusammenhang mit Energie, Wasser, Klimawandel und
biologischer Vielfalt unterstützt.
Bei der Regierung der Kanarischen Inseln arbeiten zwei Räte, die für die Artenvielfalt
zuständig sind: der Rat für Landwirtschaft, Fischerei und Lebensmittel und der Rat für
Umwelt und Raumordnung. Sie werden von der Regierung der Kanaren finanziert, bewerben
99
EFRE 2007, S. 139.
87
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
sich jedoch auch für Projekte im Rahmen von INTERREG IIIB und Life. Sie nutzen regelmäßig
die Haushaltsmittel, die ihnen die Regierung der Kanarischen Inseln zugewiesen hat, um die
Ressourcen, darunter die Naturschutzgebiete, zu überwachen, ausgewählte Gebiete wieder
aufzuforsten und Ähnliches. Sie erstellen einen allgemeinen Plan. Die Verwaltung der
Ressourcen jeder Insel ist jedoch der kommunalen Verwaltung der jeweiligen Insel
übertragen (den so genannten Cabildo), in der es eine Umweltabteilung gibt, die sich mit der
Erhaltung der natürlichen Ressourcen der Insel beschäftigt.
Jede Inselverwaltung hat entsprechende Fachleute, die häufig von den Wissenschaftlern der
Hochschulen unterstützt werden (Universität La Laguna auf Teneriffa und Universität Las
Palmas de Gran Canaria), sowie mehrere Forschungs- und Planungszentren.
Wasserbewirtschaftung
Dem grenzübergreifenden Programm Spaniens zufolge stehen die Grenzregionen (darunter
die Kanaren) großen Umweltproblemen durch den Einsatz von Industriechemikalien,
intensive Landwirtschaft, Massentourismus, starkem Seeverkehr und der Konzentration der
Bevölkerung in den Küstengebieten gegenüber. Das Programm enthält Empfehlungen für
mehrere mögliche Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen, zum Beispiel die
Einrichtung umfassender operationeller Systeme zur Bewirtschaftung der Wasserressourcen,
die Diversifizierung der Nutzung von Naturgebieten für Tourismus und Freizeitaktivitäten
usw.100
Schwerpunkte der Förderung sind, wie bereits dargelegt, die Wasserbewirtschaftung und die
Trinkwasserversorgung. Zum Schutz wertvoller Ökosysteme sind eine integrierte
Wasserbewirtschaftung und -planung der knappen Wasservorräte besonders wichtig. Diese
Aufgabe umfasst mehrere Aspekte, darunter die Sicherstellung einer angemessenen
Wasserqualität, die effiziente Verteilung von Trinkwasser in den abgelegensten Gebiete, den
Schutz der öffentlichen Wasserversorgung und der nachhaltigen Wassernutzung durch die
Förderung einer restriktiveren Preispolitik101.
Neben der Wasserbewirtschaftung ist auch ein angemessenes Abfallbewirtschaftungssystem
ein Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung, da sich damit die Auswirkungen von Schadstoffen
auf die aufnehmende Umwelt, die Gesundheit des Menschen und den Klimawandel reduzieren
lassen. Daher sollen die Wiederverwendung, das Recycling und die Reduzierung von Abfall
gefördert werden.
In Hinblick auf die Luftqualität wurde auf den Kanaren ein
Überwachungsnetz eingerichtet, das für die Information der Bevölkerung über
Luftverschmutzung gemäß der Richtlinie 2008/50/EG zuständig ist. Durch die Einrichtung
eines Informationssystems zum aktuellen Stand der Luftverschmutzung können die
wichtigsten Emissionsquellen ermittelt und weitere Maßnahmen zur Verminderung der
Verschmutzung ergriffen werden.
4.4.1.5. Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Die meisten Leitlinien werden im Energieplan der Kanaren (PECAN) festgelegt. Neben
Energieeffizienz und Verringerung des Energieverbrauchs haben erneuerbare Energieträger
zunehmend Bedeutung (30 % der Stromerzeugung und 8 % der Energieversorgung der
Kanaren). Insbesondere Sonnenenergie, fotovoltaische Energie, Windenergie, Biomasse,
Wasserkraft und geothermische Energie haben ein starkes Potenzial. Zu den angestrebten
100
Ministerio de Economía y Hacienda, 2010, S. 49, 50.
101
EFRE 2007, S. 137.
88
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Zielen gehören das Herbeiführen von Wirtschaftswachstum, die Verringerung der
Abhängigkeit von außen, die Verbesserung der Sozialhilfe und der Schutz der Umwelt. Diese
Maßnahmen unterstützen die Ersetzung fossiler Brennstoffe und fördern somit die
nachhaltige Entwicklung.102 Zur Verringerung der Treibhausgasemissionen entsprechend dem
Kyoto-Protokoll fördern die Kanarischen Inseln zudem die Erzeugung und Verteilung von
Erdgas. Dies würde die Abhängigkeit von Erdöleinfuhren verringern und aufgrund der
niedrigeren Kosten zu einer positiven Entwicklung der örtlichen Wirtschaft beitragen. Neben
diesen Maßnahmen wird im grenzüberschreitenden Programm Spaniens der Abbau
institutioneller, rechtlicher, technischer, handelspolitischer und finanzieller Hemmnisse
empfohlen, um den Ausbau und die Verbreitung erneuerbarer Energieträger und
energieeffizienter Technologien zu fördern.103
Trotz dieser Erklärungen in verschiedenen Strategien und Programmen sieht der EFRE einen
sehr geringen Anteil von Haushaltsmitteln für die Unterstützung der erneuerbaren Energie
vor. Ein Beispiel für eine bewährte Verfahrensweise ist jedoch zu nennen: El Hiero.
Kasten 5: Erfolgsgeschichte: El Hierro: die erste energieautarke überseeische
Insel?
ERFOLGSGESCHICHTE
El Hierro: die erste energieautarke überseeische Insel?
El Hierro, eine Insel mit 10 500 Einwohnern, ist ein Biosphärenreservat der UNESCO. Um
eine der ersten vollständig energieautarken Inseln zu werden, müssen die
Energieerzeugungsanlagen vollständig umstrukturiert werden. Mit einer Finanzhilfe in Höhe
von 54,3 Mio. EUR, deren Auszahlung bis 2009 gestaffelt wurde, werden jährlich Emissionen
von 18 700 Tonnen Kohlendioxid verhindert. Der größte Teil der Energie wird von einem
Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 10 Megawatt geliefert werden. Ein Windpark (10
Megawatt) versorgt ein Pumpsystem, um Wasser in einem der zwei Reservoirs zu sammeln,
und bietet eine zusätzliche Energiequelle. Die überzählige Windkraft wird genutzt, um zwei
Meerwasserentsalzungsanlagen zu betreiben. Wasser und Wind sollen bis zu 80 % des
Energie-bedarfs der Insel decken. Über fotovoltaische und thermodynamische Paneele soll die
Sonne den übrigen Teil liefern. Das derzeitige Brennstoff-Kraftwerk der Insel wird am Ende
seiner Laufzeit stillgelegt. Ein Programm zur Aufklärung der örtlichen Bevölkerung über die
Wichtigkeit der Energieeffizienz ist ein wesentlicher Bestandteil des Projekts. Mehrere andere
Inseln in Kontinentaleuropa sind bereits energieautark, darunter die Insel Samsø in
Dänemark und die Insel Vlieland in den Niederlanden.
Dieses Projekt zur Verwirklichung einer Energieautarkie ist ein Beispiel für eine sehr
ehrgeizige Strategie zur Abschwächung des Klimawandels. Ist sie erfolgreich, wird die Insel
ihre Treibhausgasemissionen jährlich um 187 000 Tonnen senken. Außerdem wird mit der
mit erneuerbarer Energie betriebenen Entsalzungsanlage eine Kombination aus einer
Anpassungs- und einer Abschwächungsstrategie verfolgt, die Trinkwasser für die lokale
Bevölkerung liefern wird und dabei unabhängig von Energieeinfuhren ist.
Die EU hat angekündigt, dass sie den Schwerpunkt auf eine wissensbasierte Wirtschaft legen
wird. Den Kanarischen Inseln werden Beihilfen für die Forschung in innovativen und
fortgeschrittenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten u. a. in den Bereichen Biomedizin
und Gesundheit, nachhaltige Entwicklung und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen,
Artenvielfalt, erneuerbare Energie, Klimawandel und Bekämpfung der Wüstenbildung
102
103
EFRE 2007, S. 146.
Ministerio de Economía y Hacienda, 2010, S. 50.
89
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
gewährt. Dazu gehört beispielsweise die Entwicklung der Aquakultur vor der Küste oder eine
Plattform für Forschungsprojekte im Kanarischen Meer.104
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Atlantikregionen Spaniens förderfähig sind ferner
Ausbildungsmaßnahmen und der Austausch von Fachleuten auf den Gebieten
Bewirtschaftung erneuerbarer Energien, Wasserressourcen und Abfallwirtschaft.105
Verkehr
Um die Isolierung zu verringern, haben die Förderung des intermodalen Verkehrs und die
Entwicklung intelligenter Verkehrslösungen, z. B. Straßen, auf denen Busse Vorrang haben,
automatische Fahrzeugleitsysteme und die Bereitstellung von Echtzeitinformationen, hohe
Priorität.106
Kasten 6:
Erfolgsgeschichte: Verbesserung der Mobilität auf den Inseln
ERFOLGSGESCHICHTE
Verbesserung der Mobilität auf den Inseln
Busfahrgäste auf den Kanarischen Inseln haben mehrere Monate lang den Prototyp eines
Echtzeit-Informationssystems getestet. Das System wurde vor Ort konzipiert und gebaut;
über statische Bildschirme und Touchscreens an einem Informationsterminal konnten die
Fahrgäste rasch Fahrpläne einsehen oder weitere Reisen auf der Inselgruppe unter Nutzung
anderer Verkehrsmittel planen.
Im Jahr 2000 stellte die Inselregierung einen Plan für die stärkere Nutzung des Einsatzes von
IKT auf den Kanarischen Inseln auf, der Verkehrslenkung und Ressourcenplanung vorsieht;
ein Ziel ist die Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel für die Mobilität innerhalb der
Inselgruppe. Das SIVR-Projekt: Das SIVR „En Route Passenger System“ war Teil des Plans, in
dessen Rahmen der Prototyp eines Terminals entwickelt wurde, der Fahrgästen mehr und
bessere Reiseinformationen bietet. Das Projekt wurde von der Regierung der Kanarischen
Inseln unterstützt und von der EU kofinanziert, es wurde nach zwölf Monaten im Dezember
2005 abgeschlossen. Beteiligt waren Gemeinde- und Inselräte sowie regionale
Verkehrsunternehmen, Technologiefirmen und die Universität von Las Palmas. Tests unter
realen Bedingungen fanden in Santa statt. Informationsterminals in Form eines Totempfahls
wurden entwickelt und an einigen Bushaltestellen aufgestellt, die von den Fahrzeugen
öffentlicher Verkehrsunternehmen bedient werden. Jede Informationsstelle ist mit einem
statischen Topscreen ausgerüstet, auf dem Busfahrpläne und Werbung angezeigt werden. Mit
dem Tastbildschirm darunter konnten die Nutzer Reisen auf der Insel planen oder örtliche
Touristeninformationen abrufen. Zu den weiteren Innovationen gehörte ein WiFi, über das die
Fahrgäste Zugang zu den Informationen erhielten, und eine zentrale Überwachung der
Terminals durch GPS und Funkkontakt. Die Terminals boten ferner Netzwerk-Informationen
für Buskontrolleure und Busfahrer. Das SIVR-System ist auf andere Verkehrsunternehmen
übertragbar und zeigt, wie die Fahrgastmobilität durch IKT erleichtert, die Verkehrsdienste
verbessert und die Effizienz der Verkehrsunternehmen erhöht werden können.
104
105
106
•
Programm: EFRE im Programmplanungszeitraum 2000-2006
•
EU-Beitrag: 138 547 EUR
EFRE 2007, S. 122.
Ministerio de Economía y Hacienda, 2010, S. 61.
EFRE 2007, S. 168.
90
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über relevante Maßnahmen für den Klimawandel auf den Kanaren
Programmplanungszeitraum 2007-2013. Eine genauere Beschreibung der politischen Maßnahmen ist Anhang 2 zu entnehmen.
Ökosysteme/Artenvielfalt
Anpassung an
den
Klimawandel
Abschwächung
des
Klimawandels
Fremdenverkehr/Gesundhe
it
Energie/Verkehr
EFRE: sehr wenige Antworten
auf diese Herausforderungen
EFRE: Wasserwirtschaft und
Risikoprävention,
vergleichsweise hoher Anteil
ELER: Maßnahmen zur
an Unterstützung für
Erhaltung der Artenvielfalt und
Gesundheit - entweder durch
zum Schutz der natürlichen
Unterstützung der
Ressourcen;
Gesundheitsinfrastruktur oder
Agrarumweltbeihilfe
durch Dienstleistungen und
(Bekämpfung von Erosion,
Anwendungen für Bürger (wie
Verhütung von
e-Health) Überwachungsnetz
Naturkatastrophen, Schutz der
(Umweltinformationen)
Artenvielfalt)
ELER: Förderung touristischer
Aktivitäten, Wiederherstellung
der traditionellen ländlichen
Landschaft
ELER: Aufbau von Kapazitäten
in der Landwirtschaft
(Erweiterung der Kenntnisse
und Sensibilisierung in
Zusammenhang mit Fragen
der nachhaltigen Land- und
EFRE: Beihilfen für die
Forschung in innovativen und
fortgeschrittenen Forschungsund Entwicklungsprojekten u.
a. in den Bereichen Biomedizin
und Gesundheit, nachhaltige
91
im
Wasser/Abfall
EFRE: Wasserwirtschaft und
Risikoprävention,
Trinkwasserversorgung,
Sicherstellung einer angemessenen
Wasserqualität, effiziente
Verteilung von Trinkwasser an die
Gebiete in äußerster Randlage,
Schutz der öffentlichen
Wasserversorgung und nachhaltige
Wassernutzung unterstützt durch
eine restriktivere Preispolitik
Abfallwirtschaftssysteme,
Wiederverwendung, Recycling und
Verminderung der Abfallerzeugung
ELER: Verbesserung und
Entwicklung der Infrastruktur in
Zusammenhang mit der
Entwicklung und Anpassung der
Land- und Forstwirtschaft,
Verbesserung der
Wasserwirtschaft, Effizienz der
Bewässerungssysteme und Qualität
des zur Bewässerung verwendeten
Wassers
EFRE unterstützt Sonnenenergie
und Fotovoltaik, Windenergie und
Biomasse, Wasserkraft und
geothermische Energie. Zur
Verringerung der
Treibhausgasemissionen
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Forstwirtschaft, Zugang zu
Beratungsdiensten zur
Verbesserung der
Gesamtleistung und der
Umweltleistung von Land- und
Forstwirtschaft)
Entwicklung und
Bewirtschaftung der
natürlichen Ressourcen,
Artenvielfalt, erneuerbare
Energie, Klimawandel und
Bekämpfung der
Wüstenbildung
entsprechend dem Kyoto-Protokoll
fördern die Kanarischen Inseln
zudem die Erzeugung und
Verteilung von Erdgas.
Unterstützung des intermodalen
Verkehrs und Entwicklung
intelligenter Verkehrslösungen
ELER: Diversifizierung bei
nicht landwirtschaftlichen
Tätigkeiten, Verkauf und Einbau
alternativer Energietechnologie,
Basisdienstleistungen für die
Wirtschaft und Bevölkerung im
ländlichen Raum, Bau und
Verbesserung kleiner Einrichtungen
der Infrastruktur für
Energieversorgung
92
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
4.4.2.
Die Azoren
Menschliche Einflüsse und die aktuelle Lage - sozioökonomische Lage
(Landwirtschaft, Fischerei, Fremdenverkehr, sonstige bedeutende
Wirtschaftssektoren), Demografie
Anzahl der Inseln
9 Inseln
Bevölkerung
241 206 Einwohner (2005)
Fläche
2332 km²
Bevölkerungsdichte
104 Einwohner/km²
BIP/Einwohner
15 200
Arbeitslosenquote
6,7 % (2009)
Wirtschaftliche
Tätigkeiten
Landwirtschaft, Fischerei, Tourismus
Die Azoren sind eine autonome überseeische Region Portugals und eine Region in äußerster
Randlage der EU, gelegen in der Mitte des Atlantischen Ozeans, etwa 1500 Kilometer von
Lissabon und Marokko und 3900 Kilometer von der Ostküste Nordamerikas. Die Inselgruppe
der Azoren besteht aus neun Inseln mit einer Gesamtfläche von 2333 km² Festland. Sie
haben ein sehr feuchtes ozeanisches Klima mit geringen jährlichen Schwankungen. Der
Mount Pico auf der Insel gleichen Namens ist mit 2352 Metern der höchste Berg Portugals.
Grundlage der Wirtschaft ist in erster Linie die Landwirtschaft mit einer Milcherzeugung von
500 Millionen Litern jährlich bzw. 25 % der portugiesischen Milcherzeugung. Die Fischerei
bringt der Region jährlich ein Einkommen von etwa 26 Mio. EUR, 10 000 Tonnen Fisch
werden in der AWZ von einer Fläche von etwa 1 Million km² gefangen. Die
Tourismusindustrie ist weitaus weniger entwickelt als auf Madeira oder den Kanarischen
Inseln, die touristischen Einrichtungen wurden in den vergangenen zehn Jahren jedoch
ausgebaut.
Die in einer abgelegenen Region des Nordatlantik befindlichen Azoren sind eine Art
Versuchslabor für die natürliche Entwicklung. Die meisten Arten in der Region sind lebende
Fossilien, die der voreiszeitlichen Flora des europäischen Kontinents ähneln, wie der
Lorbeerwald, der typisch für Makaronesien ist. Die Inselgruppe ist Heimat einer großen
Vielfalt an endemischen Arten, die an keinem anderen Ort vorkommen. Dazu gehören der
Azorengimpel (Pyrrhula azorica), eine gefährdete Art mit einer Population von etwa
250 Tieren, die in die Rote Liste der IUCN aufgenommen wurde und nur im Lorbeerwald im
Osten der Insel Sao Miguel vorkommt.107
107
McGinley, 2007, Petit und Prudent, 2008.
93
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Quelle: http://europa.eu/abc/maps/regions/portugal/acores_de.htm
Seit der Ankunft der ersten Siedler auf den Azoren sind die einheimische Flora und Fauna
durch Abholzung, Landwirtschaft und der Einführung invasiver Arten starkem Druck
ausgesetzt. Lediglich 2 % der ursprünglichen Lorbeerwalddecke wurde von der Abholzung
ausgenommen. Exotische Arten wie die Japanische Zeder (Cryptomeria japonica) oder der
Klebsame (Pittosporum undulatum) erschweren das Überleben der einheimischen Flora und
Fauna. Die Inseln waren früher wichtige Nistplätze für Seevögel, die Einführung von Ratten
führte jedoch zu einem Rückgang dieser Populationen, die heute auf die steilen Klippen oder
kleine Inseln beschränkt sind. Die umfangreiche Entwicklung der Landwirtschaft auf den
Azoren in der jüngsten Zeit hat zu einer Umwandlung von schätzungsweise 50 % der
Naturräume geführt, die in den vergangenen zehn Jahren als Weiden für Milchvieh genutzt
wurden. Diese Entwicklung ist zum Teil auf den Beitritt Portugals zur EU und die
Subventionen zurückzuführen, die das Land erhielt.108 Die Inselgruppe besitzt keinen
Nationalpark, die bestehenden Schutzgebiete sind nicht gesetzlich geschützt.109
Der Tourismussektor ist im letzten Jahrzehnt gewachsen und selbst in großem Umfang
Verursacher von Klimaemissionen geworden.
Die aktuelle Regionalpolitik - mittelfristige Tendenzen
Die Azoren erhielten im vorherigen Programmplanungszeitraum (2000-2006) mehr als
780 Mio. EUR von den Strukturfonds (EU-Beitrag). Hinzu kamen über 91 Mio. EUR aus dem
Kohäsionsfonds. Als potenzielle Ausgaben zur Bekämpfung des Klimawandels kann jedoch
nur ein Viertel dieser Mittel gelten. Umweltmaßnahmen haben lediglich einen Anteil von
5,6 % am Gesamthaushalt, dessen größter Teil für die Unterstützung der
Verkehrsinfrastruktur (Individualverkehr) sowie soziale und Gesundheitsinfrastrukturen (die
zumindest teilweise als Anpassungsmaßnahmen betrachtet werden können) aufgewendet
wird.
Im laufenden Programmplanungszeitraum (2007-2013) des EFRE hat sich die Lage
nicht wesentlich geändert (siehe Abbildung 19). Die Azoren erhielten zwar insgesamt mehr
als 966 Mio. EUR (EU-Beitrag), doch weniger als ein Viertel kann als relevant für den
Klimawandel betrachtet werden. Die Unterstützung aus dem EFRE kommt hauptsächlich der
Verbesserung der Hafeninfrastrukturen und der Wasserwirtschaft zugute, die beide als
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gelten.
108
McGinley, 2007.
94
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Abbildung 19: EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen auf den
Azoren
0,90%
0,26%
7,20%
Services and applications for citizens (e‐health, e‐
government, e‐learning, e‐inclusion, etc.)
Ports
3,10%
0,48%
0,52%
7,21%
0,35%
0,52%
0,52%
Energy efficiency, co‐generation, energy management
Management and distribution of water (drink water)
Management of household and industrial waste
1,55%
Water treatment (waste water)
Promotion of biodiversity and nature protection (including Natura 2000)
Promotion of clean urban transport 77,39% ‐ Other measures
Promotion of natural assets
Protection and development of natural heritage
Health infrastructure
Quelle: OP EFRE für die Azoren - thematische Aufteilung durch die GD Regionalpolitik (2008): The Potential of
Regional Policy Instruments 2007-2013 to Contribute to the Lisbon and Göteborg Objectives for Growth,
Jobs and Sustainable Development; Brüssel
Legende:
Dienste und Anwendungen für Bürger (elektronische Gesundheitsdienste, E-Government, E-Learning, digitale
Integration usw.)
Häfen
Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und Energiemanagement
Management von Haushalts- und Industrieabfällen
Wasserbehandlung (Abwasser)
Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Natur (einschließlich Natura 2000)
Förderung umweltfreundlichen Stadtverkehrs
Förderung des natürlichen Reichtums
Schutz und Entwicklung des Naturerbes
Gesundheitsinfrastruktur
Die Unterstützung über die zweite Säule der GAP lag auf den Azoren durchschnittlich bei
mehr als 11 Mio. EUR jährlich, dies ist eine vergleichsweise hohe Zahl. Die Unterstützung
stieg im laufenden Programmplanungszeitraum, in dem Zahlungen von bis zu 21 Mio. EUR
(2008) geleistet wurden. Im Vergleich zur Unterstützung der Landwirtschaft über die erste
Säule ist der bereitgestellte Betrag relativ gering, da sich die Beihilfe für die Azoren im
Rahmen von Säule 1 auf 47 Mio. EUR im Jahr 2004 und 91 Mio. EUR im Jahr 2008 belief.
109
McGinley, 2007.
95
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Abbildung 20: Jährlicher Betrag aus Säule 2 für die Azoren
25.000.000 €
21.442.892 €
20.000.000 €
17.916.651 €
16.542.418 €
15.000.000 €
13.162.682 €
10.000.000 €
7.770.181 €
5.000.000 €
3.834.540 €
3.787.987 €
0 €
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Quelle: OP für PLE (2000-2006 und 2007-2013) Azoren und GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (2010):
Study on Employment, Growth and Innovation in Rural Areas (SEGIRA); Brüssel
In Hinblick auf Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels unterstützt der EFRE
hauptsächlich
benachteiligte
Gebiete
(Anpassung
an
den
Klimawandel)
und
Agrarumwelttätigkeiten.
Im Allgemeinen sind die Azoren wahrscheinlich die Region in äußerster Randlage mit der
geringsten regionalpolitischen Unterstützung zur Bekämpfung des Klimawandels. Der EFRE
stellt
lediglich
etwa
1,5 %
der
gesamten
Haushaltsmittel
im
laufenden
Programmplanungszeitraum für den Naturschutz, die Förderung natürlicher Ressourcen sowie
den Schutz und die Bewirtschaftung des Naturerbes bereit. Diese mangelnde Unterstützung
wird mittelfristig zu einem Rückgang der Anpassungsfähigkeit des Ökosystems führen.
4.4.2.1. Auswirkungen auf Küsten- und Meeresökosysteme und Fischerei
(Migration tropischer Fische)
In letzter Zeit sind in den Gewässern rund um die Azoren mehrere tropische Fischarten
beobachtet worden. Der Zwerghai (Squaliolus laticaudus) wurde erstmals im Jahr 1998110
entdeckt und die Kleine Gabelschwanzmakrele (Seriola fasciata) im Jahr 2006111. Eine
Erklärung für ihr dortiges Auftauchen könnte in der räumlichen Verteilung dieser Arten infolge
der Wassererwärmung liegen. Auch die Ansiedlung und Ausbreitung der Grünalge Caulerpa
webbiana, einer unlängst in den azorischen Gewässern entdeckten invasiven Spezies, könnte
durch die steigenden Wassertemperaturen erleichtert worden sein112. Ebenso ist bereits die
Abwanderung von Fischarten in europäische Gewässer beobachtet worden. In einer vor
kurzem erstellten Studie wurde die räumliche Verteilung mehrerer Fischarten in der Nordsee
zwischen 1977 und 2001 analysiert. Von den 36 untersuchten Arten sind 15 Arten wie die
Seezunge (Solea solea) und der Dorsch (Gadus morhua) in Reaktion auf die Erwärmung des
110
111
112
Silva, 1998.
Silva, 1998; Machado, 2006.
Cardigos et al., 2006.
96
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Wassers um durchschnittlich 1,5 °C weiter nordwärts gewandert113. Einige Arten sind in
weniger als 20 Jahren bis zu 1 000 Kilometer weiter nordwärts gezogen114. Indem sie an die
Stelle heimischer Arten treten, können zuwandernde Arten zu gewaltigen Ungleichgewichten
im Ökosystem führen.
Obwohl die Fischerei eine unverzichtbare Einnahmequelle auf den Azoren ist und ansonsten
reichlich Unterstützung von der EU erhält, bietet der EFF keine Maßnahmen zur Bekämpfung
des Klimawandels.
4.4.2.2. Auswirkungen auf den Fremdenverkehr und die Gesundheit
Der Tourismussektor ist im letzten Jahrzehnt gewachsen und selbst in großem Umfang
Verursacher von Klimaemissionen geworden. Die aus dem EFRE finanzierten
Gegenmaßnahmen dienen in erster Linie der Anpassung: Bei ihnen geht es hauptsächlich um
die Wasserbehandlung und -bewirtschaftung (Trinkwasser) sowie die Abfallbehandlung. In
gewissem
Maße
wurden
auch
Gesundheitsthemen
in
Angriff
genommen
(Gesundheitsinfrastruktur und Dienstleistungen/Anwendungen für Bürger), doch liegen die
Aufwendungen hierfür weit unter denen anderer Regionen in äußerster Randlage.
4.4.2.3. Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Die Erzeugung erneuerbarer Energie und die Nutzung geothermischer Energie sind die
wichtigsten Klimaschutzinitiativen, die aktiv von der Regionalpolitik unterstützt werden, wie
dies an folgenden Beispielen deutlich wird.
113
114
Perry, 2005.
Quéro, 1998.
97
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Kasten 7: Erfolgsgeschichten: Die sanfte Energie der Vulkane
ERFOLGSGESCHICHTE
Die sanfte Energie der Vulkane
Zwei geothermische Kraftwerke, die mit Unterstützung des EFRE gebaut wurden, haben
gezeigt, dass Vulkane eine endogene Energiequelle der Azoren sind. Ihre sichere und saubere
Energie hat das Potenzial, einen Ausgleich für die extreme Randlage der Inseln zu bieten.
Die Azoren, die sich an der Schnittstelle dreier tektonischer Platten befinden, sind von starker
vulkanischer Aktivität gekennzeichnet, der die Inseln ihren Ursprung verdanken. Diese
Besonderheit ist auch eine Chance für diese äußerst abgelegene und wirtschaftlich
benachteiligte Region, deren neun Inseln sich über 600 km erstrecken. 1973 entdeckten
Studenten den hohen geothermischen Gradienten der Nordhänge des Vulkans Fogo auf der
Insel São Miguel. Seitdem haben mehrere wissenschaftliche Untersuchungen und
Temperaturbohrungen das Bestehen eines großen geothermischen Reservoirs in einer Tiefe
von mehr als 800 Metern bestätigt.
Die Kraftwerke von Ribeira Grande und Pico Vermelho, die 1994 mit zwei Turbogeneratoren
von je 2,5 MW Leistung in Betrieb genommen wurden, hatten 2006 eine Kapazität von
23 MW. Es hat sich gezeigt, dass die Geothermik die vielversprechendste erneuerbare
Energiequelle auf den Azoren ist, mit der ihre Energieabhängigkeit drastisch verringert
werden kann. Für 2007 wurde erwartet, dass die Geothermik 161 GWh liefern kann, dies sind
38 % des Energiebedarfs der Inseln. Mit der Gesamtleistung aller derzeit in Vorbereitung
befindlichen Projekte soll die Energieerzeugung ab 2010 auf bis zu 275 GWh pro Jahr erhöht
werden. Da die Geothermik hochqualifiziertes Personal benötigt, fördert sie die Entwicklung
eines regionalen Kompetenzzentrums. So wurden neben den 80 Arbeitskräften, die beim Bau
der beiden Kraftwerke beschäftigt waren, für weitere Beschäftigte bisher 25 direkte
Arbeitsplätze geschaffen.
Diese geothermischen Kraftwerke spielen eine zentrale Rolle beim Klimaschutz, indem die
Energieerzeugung der Region auf saubere Energieträger verlagert wird und dies eine
weitgehende Reduzierung der THG-Emissionen ermöglicht. Ferner tragen die geothermischen
Anlagen zur Stabilität der Wirtschaft bei, da Arbeitsplätze im Bau- und Energiesektor
geschaffen werden.
•
EU-Beitrag: 10 Mio. EUR
•
Gesamtkosten: 20 Mio. EUR
98
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Die folgende Tabelle vermittelt einen Überblick über Klimaschutzmaßnahmen auf den Azoren für den Programmplanungszeitraum
2007-2013. Eine genauere Beschreibung der politischen Maßnahmen ist Anhang 2 zu entnehmen.
Ökosysteme/Artenvielfalt
Anpassung an
den
Klimawandel
Nur ca. 1,5 % des EFREGesamthaushalts werden im laufenden
Programmplanungszeitraum für den
Naturschutz, die Förderung des
natürlichen Reichtums und den Schutz
und die Bewirtschaftung des Naturerbes
aufgewendet.
ELER: ebenfalls sehr begrenzte
Unterstützung für Maßnahmen gegen
den Klimawandel: Ausgleichszulage für
natürliche Nachteile mit Ausnahme von
Berggebieten, Erhaltung und
Verbesserung des ländlichen Erbes,
Erhaltung von Produktionsbedingungen,
die durch schwere Naturkatastrophen
beeinträchtigt wurden
Fremdenverkehr/Gesundheit
EFRE: Bei ihnen geht es um die
Wasserbehandlung und bewirtschaftung (Trinkwasser)
sowie die Abfallbehandlung.
Energie/Verkehr
EFRE:
Infrastrukturinvestitionen
in Häfen
ELER: Förderung des Tourismus d. h. Entwicklung von
Tourismusinitiativen und anderen
Erholungs- und Freizeitaktivitäten
in Verbindung mit der Förderung
von Umweltkomponenten und
verbesserter Nachhaltigkeit
Abschwächung
des
Klimawandels
EFRE: Erzeugung
erneuerbarer Energie und
Nutzung geothermischer
Energie
ELER: Aufbau von
Kapazitäten und
nachhaltige
Anbaumethoden
99
Wasser/Abfall
ELER: Verbesserung und
Entwicklung von Infrastrukturen
(angemessene Bewirtschaftung von
Wasserressourcen, Bewässerung)
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
4.4.3.
Madeira
Menschliche Einflüsse und die aktuelle Lage (Landwirtschaft,
Fischerei,
Fremdenverkehr,
Wirtschaftssektoren), Demografie
sozioökonomische Lage
sonstige
bedeutende
Anzahl der Inseln
3 Hauptinseln und mehrere kleinere Inseln
Bevölkerung
244 098 Einwohner
Fläche
828 km2
Bevölkerungsdichte
295 Einwohner/km²
BIP/Einwohner
21 400
Arbeitslosenquote
7,6 %
Wirtschaftliche
Tätigkeiten
Landwirtschaft und Fremdenverkehr
Das Archipel Madeira ist eine Portugal zugehörige autonome Region und liegt im Atlantischen
Ozean westlich von Marokko. Es besteht aus zwei bewohnten Inseln, der Insel Madeira
(742 km²) und der Insel Porto Santo (43 km²), drei kleineren Inseln, die als die „Desertas“Inseln bezeichnet werden (Ilhéu Chão, Deserta Grande und Bugio) und dem kleinen
Selvagen-Archipel mit seinen zwei kleinen Inseln (Selvagem Grande und Selvagem Pequena)
sowie einer Felseninsel (Ilhéu de Fora) und mehreren anderen kleinen Inseln. Die Hauptstadt
der Inselgruppe, Funchal, liegt ca. 660 Kilometer von der afrikanischen Küste und
980 Kilometer von Lissabon entfernt. Die Insel Madeira, die 90 % der Gesamtfläche der
Inselgruppe ausmacht, ist vulkanischen Ursprungs und hat steile Hänge. Aufgrund ihres
subtropischen Klimas und ihrer einzigartigen Landschaften ist sie ein beliebtes Reiseziel für
Touristen. Als die Inselgruppe von den Portugiesen entdeckt wurde, war sie unbewohnt; die
heutigen Einwohner stammen von den Kolonisatoren ab und sind überwiegend
portugiesischer Herkunft. Die Bevölkerungsdichte ist mit ca. 300 Einwohnern pro km² in etwa
dreimal höher als der portugiesische Durchschnitt. Die regionale Wirtschaft beruht im
Wesentlichen auf der Landwirtschaft und dem Fremdenverkehr. Mit 850 000 Besuchern pro
Jahr (Schätzung 2005) werden durch den Fremdenverkehr 20 % des BIP erwirtschaftet. Die
auf Madeira erzeugten Bananen, Blumen und der Wein sind für die örtlichen Märkte sowie die
Märkte der Hauptstadt bestimmt. Die Industrie ist wenig entwickelt, doch locken günstige
Steuerbedingungen viele internationale Finanzunternehmen an.
Quelle: http://europa.eu/abc/maps/regions/portugal/acores_de.htm
In Madeira wird sich infolge des Klimawandels das Niederschlagsverhalten dramatisch
ändern. Die folgenden Abbildungen veranschaulichen die Bandbreite dieser Veränderungen,
wie sie in den vom IPCC entwickelten Szenarien vorkommen. Je dunkler die Farbe, desto
100
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
größer sind die potenziellen Veränderungen; es wird deutlich, dass besonders der Westteil
der Insel mit zurückgehenden Niederschlagsmengen zu kämpfen haben wird, während für
den Süden ein Temperaturanstieg prognostiziert wird.
Abbildung 21: Deutlich zurückgehende Niederschlagsmengen
Quelle: Abreu, 2008
Abbildung 22: Temperatur auf Madeira (2071-2100)
Quelle: Abreu, 2008
Die größte Gefahr für die Ökosysteme Madeiras besteht in der unmittelbaren Zerstörung
natürlicher Lebensräume. Schon bald nach der Ankunft der ersten Siedler aus Portugal zu
Beginn des 15. Jahrhunderts wurden die Waldflächen der Insel abgeholzt, um Getreide und
später Zuckerrohr anbauen zu können. Auch die Tourismusbranche nimmt einen großen Teil
der Inselfläche in Anspruch, insbesondere in den Lebensräumen an den Küsten.
101
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Elf Gebiete der gesamten Inselgruppe sind als Natura-2000-Gebiete und elf weitere als
Vogelschutzgebiete (Important Bird Areas, IBA) ausgewiesen. Das bekannteste Biotop der
Inselgruppe ist ihr Lorbeerwald, der sich noch immer über eine Fläche von über
15 000 Hektar ausdehnt und damit 20 % der Inselfläche bedeckt. Diese Wälder mit ihrer
gigantischen Artenvielfalt sind die größten und besterhaltenen Lorbeerwälder ganz
Makaronesiens.
Die aktuelle Regionalpolitik - mittelfristige Tendenzen
Madeira wurden im Programmplanungszeitraum 2000-2006 insgesamt 660 Mio. EUR aus
dem EFRE und weitere ca.175 Mio. EUR aus dem Kohäsionsfonds zugewiesen. Im laufenden
Programmplanungszeitraum (2007-2013) hat Madeira nur 320 Mio. EUR aus dem
EFRE erhalten. Wie bereits dargelegt, wirft die Frage, wie viele Maßnahmen der Bekämpfung
des Klimawandels dienen, im Programmplanungszeitraum 2000-2006 aufgrund der
ungenauen Spezifizierungen Probleme auf. Bei rund einem Drittel der EFRE-Aufwendungen
und über der Hälfte der Kohäsionsfondsmittel kann davon ausgegangen werden, dass sie
dem Klimawandel entgegenwirken, vorausgesetzt, die Investitionen in den Kategorien
„Umweltinfrastruktur“ und „Planung und Sanierung“ und anteilig in den Kategorien
„Fremdenverkehr“, „Energieinfrastruktur“ und „Verkehrsinfrastruktur“ werden direkt oder
indirekt für Klimabelange verwendet.
Im laufenden Programmplanungszeitraum (2007-2013) wird etwas mehr als ein Viertel der
verfügbaren EFRE-Mittel für die Finanzierung von Maßnahmen zur Bekämpfung des
Klimawandels eingesetzt (Abbildung 23). Der Großteil dieser EFRE-Aufwendungen wird für
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel wie die „Management von Haushalts- und
Industrieabfällen“ oder die Wasser- und Abwasserbewirtschaftung verwendet. Wie auf den
Azoren auch werden in Madeira nur in sehr begrenztem Maße regionalpolitische Maßnahmen
zur Abschwächung des Klimawandels durchgeführt.
Abbildung 23: EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen auf
Madeira
1,56%
1,72%
2,18%
Services and applications for citizens (e‐health, e‐government, e‐learning, e‐inclusion, etc.)
Ports
4,37%
4,69%
4,45%
Energy efficiency, co‐generation, energy management
Management and distribution of water (drink water)
Management of household and industrial waste
0,76%
2,81%
1,09%
Water treatment (waste water)
1,09%
2,42%
72,55% ‐ Other measures
0,31%
Promotion of biodiversity and nature protection (including Natura 2000)
Promotion of clean urban transport Promotion of natural assets
Protection and development of natural heritage
Health infrastructure
Renewable energy (wind, solar, biomass, hydrroelectric, geothermal & other
Quelle: OP EFRE für Madeira - thematische Aufteilung durch die GD Regionalpolitik (2008): The Potential of Regional
Policy Instruments 2007-2013 to Contribute to the Lisbon and Göteborg Objectives for Growth, Jobs and
Sustainable Development; Brüssel
Legende: Dienste und Anwendungen für Bürger (elektronische Gesundheitsdienste, E-Government, E-Learning,
digitale Integration usw.) - Häfen - Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und Energiemanagement -
102
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Wasserbewirtschaftung und –verteilung (Trinkwasser) - Management von Haushalts- und
Industrieabfällen - Wasserbehandlung (Abwasser) - Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und
der Natur (einschließlich Natura 2000) - Förderung umweltfreundlichen Stadtverkehrs - Förderung des
natürlichen Reichtums - Schutz und Entwicklung des Naturerbes - Gesundheitsinfrastruktur - Erneuerbare
Energien (Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Wasserkraft, Geothermie u. a.)
Im Vergleich zu den EFRE-Mitteln fällt die Unterstützung der Bekämpfung des Klimawandels
aus der zweiten Säule der GAP noch geringer aus. Im Durchschnitt belief sich die
Unterstützung aus dem PLE im vorangegangenen Programmzeitraum auf 1,6 Mio. EUR (EUBeitrag) pro Jahr, wobei bis 2006 (2,9 Mio. EUR) ein kontinuierlicher Zuwachs und im
laufenden Programmzeitraum ein rasanter Wiederaufschwung des Programms zu verzeichnen
waren. Doch verglichen mit den für die Landwirtschaft aus Säule 1 bereitgestellten Mitteln,
die sich jährlich auf Beträge zwischen 13 Mio. EUR und sogar 28 Mio. EUR (EU-Beitrag) im
Zeitraum 2004-2008 belaufen, erscheint die Förderung aus dem PLE unbedeutend.
Abbildung 24: Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Madeira
3.500.000 €
3.000.000 €
2.925.742 €
2.500.000 €
2.000.000 €
1.745.399 €
1.500.000 €
1.187.544 €
1.000.000 €
500.000 €
487.615 €
0 €
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Quelle: OP für PLE (2000-2006 und 2007-2013) Madeira und GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (2010):
Study on Employment, Growth and Innovation in Rural Areas (SEGIRA); Brüssel
Bei den aus dem ELER geförderten Maßnahmen machen die Zahlungen zugunsten der
Landwirtschaft in Berggebieten den mit Abstand größten Posten aus. Ein weiterer
Schwerpunkt liegt auf Agrarumweltzahlungen.
4.4.3.1. Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Die Lorbeerwälder Madeiras sind die Ökosysteme der Inselgruppe, die am stärksten durch
den Klimawandel und insbesondere eine Änderung der Intensität der nördlichen Passatwinde
gefährdet sind.
Einige der auf der Insel vertretenen Pflanzenarten, die bislang unbedenklich waren, könnten
vom Klimawandel, der für ihr Wachstum optimale Bedingungen schafft, begünstigt werden.
Sie beginnen sich rasch auszubreiten und gegenüber den ursprünglichen Wäldern an Boden
zu gewinnen.
Auch Veränderungen in den Zuggewohnheiten einiger der auf der Inselgruppe vertretenen
Vogelarten wurden unlängst beobachtet. So verbringen beispielsweise einige Fahlsegler
103
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
(Apus pallidus) nunmehr das ganze Jahr in Madeira und ziehen nicht mehr im Herbst nach
Afrika. Andere Vögel machen sich später auf den Weg in ihre Winterquartiere oder kehren
früher zurück.
Die laufende Programmplanung des EFRE sieht nur eine geringe Förderung dieses Aspekts in
Madeira vor.
4.4.3.2. Auswirkungen auf Küsten- und Meeresökosysteme und die Fischerei
Eine Ursache für das in den letzten Jahren zu beobachtende Auftreten und/oder die Zunahme
von verschiedenen Warmwasserarten rund um Madeira könnte in der allmählichen
Erwärmung des Wassers infolge des Klimawandels liegen115. Eine fortschreitende Erwärmung
kann dazu führen, dass weitere tropische Fischarten auftauchen und sich rund um die
Inselgruppe ansiedeln116. Darüber hinaus werden die Tiefseekorallen des Archipels durch die
Übersäuerung der Ozeane gefährdet.
Küsten- und Meeresökosysteme werden nicht ausdrücklich durch die Regionalpolitik gefördert
und auch der EEF sieht keine Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels vor.
4.4.3.3. Auswirkungen auf Gesundheit und Fremdenverkehr
Im Jahr 2004 gab es erste Meldungen über das Auftauchen der Ägyptischen Tigermücke
(Aedes aegypti) in Madeira. Die Mücke, die mancherorts auch als „St. Lucia-Mücke“
bezeichnet wird (nach dem Ort, wo sie erstmalig entdeckt wurde), gehört zu den Überträgern
von Dengue- und Gelbfieber.
Es wurden Mittel zur Ausrottung dieser Art sowie zur Abschwächung der Ausbreitung der
Mücken-Populationen bereitgestellt. Trotz aller Bemühungen findet die Mücke jedoch
günstige klimatische Bedingungen, um sich anzusiedeln und zu vermehren, sodass sie zu
einem großen Problem für die betroffene Bevölkerung geworden ist.
Ein Mückenstich verursacht akute Hautreaktionen und mehrere hundert Menschen waren
bereits auf medizinische Hilfe und das Eingreifen lokaler Gesundheitsbehörden angewiesen.
Angesichts des Ausmaßes des Problems wurde eine gebührenfreie Hotline eingerichtet, an die
sich Menschen mit ihren Fragen wenden können. Die Mücken-Population ist bislang nicht mit
Viren infiziert, doch da Madeira ein Fremdenverkehrsziel ist und viele Einwanderer aus
südamerikanischen Ländern sowie aus Südafrika verzeichnet, ist die Gefahr der
Einschleppung von Krankheiten wie Dengue- oder Gelbfieber hoch. Das Auftauchen der
Überträgerart dieser tropischen Erkrankungen in Verbindung mit den zunehmend günstigeren
Klimabedingungen könnten Maßnahmen zur Anpassung der Gesundheitspolitik notwendig
machen117.
Die Regionalpolitik Madeiras befasst sich in vielfältiger Weise mit dem Fremdenverkehr,
wobei es jedoch fast ausschließlich um die Verbesserung der Infrastruktur und den Ausbau
der Tourismustätigkeiten geht (wodurch wiederum klimawandelrelevante Emissionen
beträchtlich erhöht werden). Im Fremdenverkehrsbereich konzentrieren sich die Maßnahmen
zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Unterstützung der Anpassung an diesen Wandel
auf Verbesserungen der Wasser- und Abwasserbehandlung.
Lediglich 2 % des EFRE-Haushalts werden für die Gesundheitsinfrastruktur und öffentliche
Dienstleistungen (wie elektronische Gesundheitsdienste) aufgewendet.
115
116
117
Wirtz et al., 2008.
Wirtz et al., 2008.
Santos und Aguiar, 2006.
104
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Kasten 8:
Erfolgsgeschichte: Der Kohäsionsfonds als Hebel für die nachhaltige
Entwicklung der Gebiete in äußerster Randlage
ERFOLGSGESCHICHTE
Der Kohäsionsfonds als Hebel für die nachhaltige Entwicklung der Gebiete in
äußerster Randlage
Die Inselregionen der EU in äußerster Randlage, einschließlich der Autonomen Region
Madeira (ARM) sind - was die Förderung ihrer nachhaltigen Entwicklung anbelangt - in hohem
Maße von ihrer Zugänglichkeit abhängig. Eingedenk dieser Tatsache leistet die EU finanzielle
Unterstützung für den Bau und die Modernisierung der Infrastrukturen dieser Regionen.
Dabei spielt der Kohäsionsfonds eine besonders herausragende Rolle, wie dies unlängst beim
Ausbau des internationalen Flughafens von Madeira deutlich wurde.
Für eine abgelegene Insel wie Madeira sind Hafeninfrastrukturen als Plattform für einen
regelmäßigen Güterverkehr und als Träger für die Entwicklung des Fremdenverkehrs
besonders wichtig. Die allgemeine Entwicklung der Region in den vergangenen Jahrzehnten
hat zu einer Zunahme des Schiffsverkehrs, und zwar sowohl des Güter- als auch des
Personenverkehrs, und damit zur Überlastung des Hafenbetriebs und zu Konflikten zwischen
den verschiedenen Verkehrsträgern geführt, infolgedessen sich die Qualität und die
Wettbewerbsfähigkeit
der
Dienstleistungen
allgemein
verschlechtert
haben.
Die
Regionalbehörden beschlossen die Entwicklung einer Lösung als Teil eines integrierten und
langfristigen Entwicklungsplans für die Hafeninfrastrukturen in Madeira. Ziel ist es, den Hafen
in Caniçal in einen Handelshafen umzuwandeln, der groß genug ist, um die gegenwärtigen
und zukünftigen Handelsströme abzuwickeln. Gleichzeitig soll Freiraum für den Hafen in
Funchal geschaffen werden, sodass man sich dort auf Fremdenverkehrsaktivitäten
konzentrieren kann. Durch die Vollendung der Hafenprojekte wird Madeira seine Logistikkette
optimieren und stärker verknüpfen können und so eines der grundlegenden Ziele der EU
verwirklichen: die Stärkung seines wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts
zum Wohle seiner Bürger.
Der Hafen von Madeira liefert ein Beispiel für eine Strategie zur Abschwächung des
Klimawandels, die zur Steigerung der Effizienz der lokalen Häfen und damit zur Senkung der
Treibhausgasemissionen infolge einer Hafenüberlastung führen wird. Durch einen besseren
und örtlich konzentrierten Zugang für Touristen wird ein Beitrag zur Erhöhung der
wirtschaftlichen Nachhaltigkeit der Region geleistet, aber auch zur effizienteren Gestaltung
der öffentlichen Verkehrsanbindung des Hafens.
•
Gesamtkosten: 73,5 Mio. EUR
•
EU-Beitrag: 42,6 Mio. EUR
4.4.3.4. Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Wie oben dargelegt, leistet die Regionalpolitik nur einen begrenzten Beitrag zur
Abschwächung des Klimawandels in Madeira. Allerdings werden im Rahmen des EFRE
verschiedene Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energiequellen und nachhaltiger
Verkehrssysteme durchgeführt.
105
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Kasten 9:
Erfolgsgeschichte: Umweltfreundliche Verkehrsmittel
Herzen und Köpfe der Menschen in Madeira
gewinnen
die
ERFOLGSGESCHICHTE
Umweltfreundliche Verkehrsmittel gewinnen die Herzen und Köpfe der Menschen in
Madeira
Die Bewohner und Besucher von Funchal auf Madeira profitieren von hohen Standards auf
allen Gebieten, von hochwertigen Unterkünften bis zu einem verlockenden Angebot an
Geschäften, Restaurants und Bars mit konkurrenzfähigen Preisen und das alles in einer
vorzugsweise unverbauten natürlichen Umgebung. Die Notwendigkeit, eine hochwertige
Umwelt mit modernen und schicken Handelseinrichtungen zu kombinieren, macht Madeira zu
einem idealen Ort für umweltfreundliche öffentliche Verkehrsmittel. Inzwischen können sich
alle an der Erweiterung des innerstädtischen Verkehrssystems freuen, wo mit modernster
umweltfreundlicher Technologie ausgestattete, komfortable, leise und benutzerfreundliche
Busse für die Verbesserung der Luftqualität und der Verkehrssituation sorgen.
Die Stadtverwaltung von Funchal verfolgt eine langfristige Verkehrsstrategie, die in den
1980er Jahren eingeleitet wurde, jedoch unlängst aktualisiert wurde, um die
umweltfreundlichsten
Technologien
zu
berücksichtigen.
Geschäftstätigkeiten
und
Fremdenverkehr nehmen auf der Insel gleichermaßen zu; die Stadt ist für alle zugänglich und
in Werbematerial für den Fremdenverkehr wird zunehmend auf die Busse verwiesen, um der
Attraktivität der Insel Ausdruck zu verleihen. Die Busse können dank ihrer
Niedrigflureinstiege und Rollstuhlplätze leicht von behinderten Personen benutzt werden. Sie
sorgen für weniger Verkehrsstaus und ihr Beitrag für eine saubere Luft rund um das
Stadtzentrum wird allgemein begrüßt. Auch wenn für die Elektrobusse in Funchal Strom
erzeugt werden muss, halten sie die Spitze unter den kohlenstoffemissionsarmen
Verkehrsmitteln. Ihr Erfolg beruht auf der Leistungskraft der so genannten Zebra-Batterien,
die erst noch ganztägigem Einsatz wiederaufgeladen werden müssen. Funchal ist die zweite
europäische Stadt nach Lucca in Italien, die diese Technologie in ihr öffentliches
Verkehrssystem integriert hat. Während bei anderen umweltfreundlichen Technologien
Kompromisse hinsichtlich der praktischen Tauglichkeit eingegangen werden müssen, bieten
die vier Elektrobusse in Funchal eine hohe Leistungsfähigkeit, die sämtlichen Standards
gerecht wird. Sie erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 33 km/h, die für Fahrten
innerhalb des Stadtzentrums völlig ausreicht, und können 22 Passagiere aufnehmen. Alles in
allem also ein großartiges Beispiel für grünes Stadtleben im 21. Jahrhundert.
Umweltfreundliche Verkehrsmittel in Madeira sind ein Beispiel für ein auf die Abschwächung
des Klimawandels ausgerichtetes Programm. Die Verbesserung des Zugangs zu öffentlichen
Verkehrsmitteln führt zu einer Verringerung der durch Fahrzeuge verursachten THGEmissionen und durch die Investition in batteriebetriebene Busse wird dieser Nutzen noch
verstärkt und ein Beitrag zur Abschwächung des Klimawandels geleistet.
•
EU-Beitrag (EFRE): 459 000 EUR
106
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Die folgende Tabelle vermittelt einen Überblick über Klimaschutzmaßnahmen in Madeira für den Programmplanungszeitraum 20072013. Eine genauere Beschreibung der politischen Maßnahmen ist Anhang 2 zu entnehmen.
Ökosysteme/Artenvielfalt
Anpassung an
EFRE: Nur ca. 3 % des EFRE-Haushalts
den Klimawandel sind für Naturschutzmaßnahmen
vorgesehen.
ELER: Es erfolgen vorrangig
Ausgleichszahlungen für die
Landwirtschaft in benachteiligten
Gebieten und nur zu einem geringen Teil
für die Erhaltung des ländlichen Erbes.
Fremdenverkehr/Gesundhe
it
Energie/Verkehr
EFRE: Unterstützung für
Infrastruktur und den Ausbau
von Tourismusaktivitäten (und
damit beträchtliche Erhöhung
von klimawandelrelevanten
Emissionen). Die wichtigsten
Maßnahmen zur Bekämpfung
des Klimawandels im Bereich
des Fremdenverkehrs, mit
denen auch ein Beitrag zur
Anpassung an den
Klimawandel geleistet wird,
bestehen in Verbesserungen
der Wasser- und
Abfallbehandlung.
Abschwächung
des
Klimawandels
EFRE: Wasserversorgung sowie
Wasserbehandlung und
Abfallbewirtschaftung, aber auch
Verbesserung der HafenInfrastruktur.
ELER: Bietet auch kleinere
Maßnahmen zur Verbesserung
der Infrastruktur und/oder zur
Stärkung der
Anpassungsfähigkeit der
landwirtschaftlichen Produktion
an den Klimawandel.
EFRE: Förderung von
erneuerbaren Energiequellen
sowie von nachhaltigen
Verkehrssystemen.
ELER: Die Unterstützung hat
einen geringen Umfang und
erstreckt sich auf den
Kapazitätsausbau (Schulung und
Beratungsdienste),
Agrarumweltmaßnahmen,
Aufforstung und Diversifizierung
landwirtschaftlicher Tätigkeiten
(erneuerbare Energie).
107
Wasser/Abfall
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
4.5.
Amazonasgebiet
Klimawandel im Amazonasgebiet
IPCC-Prognosen zufolge könnten die durchschnittlichen Jahrestemperaturen in FranzösischGuayana im Zeitraum von heute bis zum Ende des Jahrhunderts um 3,3 °C steigen [2,6 bis
3,7], mit dem deutlichsten Zuwachs von 3,5 °C [+2,7 bis +3,9] im Juni-Juli-August.
Französisch-Guayana erwärmt sich schneller als die Karibik, weil sich Kontinente aufgrund
ihrer geringeren Wärmeträgheit schneller erwärmen als Ozeane.
Auch bei den Niederschlagsmengen werden Veränderungen erwartet, wobei von einer
Zunahme des Niederschlags um 4 % [+0 bis +1] in den Monaten Dezember-Januar-Februar
und einer Verringerung des Niederschlags um 3 % [-10 bis +2] in den trockeneren Monaten
Juni-Juli-August ausgegangen wird118.
4.5.1.
Französisch-Guayana
Sozioökonomische Verhältnisse (Landwirtschaft, Fischerei, Fremdenverkehr,
sonstige wichtige Wirtschaftszweige), Demografie
Bevölkerung
230 000 Einwohner (2005)
Fläche
86 504 km²
Bevölkerungsdichte
2,7 Einwohner/km²
BIP/Einwohner
11 935 EUR (2006)
Arbeitslosenquote
24,5 % (2004)
Wirtschaftliche
Tätigkeiten
Raumfahrtindustrie, staatliche Beihilfen
Französisch-Guayana ist ein französisches Überseeterritorium nördlich von Brasilien. Es ist
das einzige europäische Territorium in Südamerika und die einzige EU-Region in äußerster
Randlage auf diesem Kontinent. Mit einer Fläche von 86 504 km² entspricht es der Fläche
von
Portugal.
In
Französisch-Guayana
herrscht
Äquatorialklima
mit
Durchschnittstemperaturen von 27 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 70 bis 90 %. Die
230 000 Einwohner zählende Bevölkerung von Französisch-Guayana ist äußerst multikulturell
und setzt sich wie folgt zusammen: aus Kreolen, indigenen Ureinwohnern (Indios), Maroons,
Einwanderern aus dem französischen Mutterland, Hmongs, Chinesen, Libanesen usw. Die
Bevölkerungsdichte ist mit 2 Einwohnern pro km² sehr gering, wohingegen das
Bevölkerungswachstum mit 3,8 % sehr hoch ist. Die Wirtschaft von Französisch-Guayana ist
weitgehend abhängig von Beihilfen aus dem französischen Mutterland und von der
Raumfahrtindustrie. Die Arbeitslosenquote ist mit 24,5 % eine der höchsten in Europas
Überseegebieten.
118
IPCC, 2007.
108
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Quelle: http://europa.eu/abc/maps/regions/france/mer_de.htm
Auf Klimaprognosen basierende Ökosystem-Modellanalysen zeigen für Französisch-Guayana
besonders deutlich, dass ein Rückgang der Niederschlagsmengen zu einer potenziellen
Verringerung der Primärproduktivität der Tropenwälder führen kann119. Hochauflösende
Satellitenbilder weisen auf deutlich höhere Niederschlagsmengen über entwaldeten Gebieten
und auf einen Wandel der Niederschlagsmuster für die gesamte Region hin.120
Zu den größten Bedrohungen für die Ökosysteme Französisch-Guayanas gehören die
Fragmentierung des Landes durch Straßen, illegales Goldwaschen und Wilderei. Im Vergleich
zu anderen Waldgebieten Südamerikas ist der Straßenausbau im Departement Guayana
allerdings noch nicht weit fortgeschritten. So sind der Waldbewirtschaftung mangels
Zugangsmöglichkeiten Grenzen gesetzt. Durch die Erschließung von Straßen wird die illegale
Jagd auf geschützte Tierarten wie den Halsbandpekari (Pecari tajacu), Arten des Roten
Klammeraffens (Ateles sp.) oder den Jaguar (Panthera onca) erleichtert. Auch handwerkliche
und industrielle Goldwäscherei hat zur örtlichen Zerstörung von Forst-Lebensräumen sowie
zu einer erheblichen Verunreinigung der Flüsse und des Grundwassers mit Quecksilber (das
zur Goldextraktion genutzt wird) und Abfallschlamm geführt. Goldwäscherei und
insbesondere das illegale Goldwaschen, wird an allen großen Flüssen in Französisch-Guayana
und sogar an jenen betrieben, die durch den Nationalpark führen.
Die aktuelle Regionalpolitik - mittelfristige Tendenzen
Etwa ein Drittel der im Programmplanungszeitraum 2000-2006 bewilligten Mittel in Höhe von
233 Mio. EUR wurden für die Bekämpfung des Klimawandels verwendet. Im laufenden
Planungszeitraum (2007-2013) erfolgt eine präzisere Zuweisung der Mittel zur
Bekämpfung des Klimawandels, was sich in einer detaillierteren Aufschlüsselung der
Maßnahmen widerspiegelt. Wie Abbildung 25 zu entnehmen ist, wurde nicht einmal ein
Viertel
der
305 Mio. EUR
des
EFRE-Haushalts
für
klimawandelbedingte
Sanierungsmaßnahmen
verwendet,
während
der
größte
Teil
für
Häfen
und
Wasserbewirtschaftung eingesetzt wurde, die als Maßnahmen zur Anpassung an den
Klimawandel eingestuft werden können. Wie auch auf den Azoren und Madeira werden in
Französisch-Guayana nur in sehr begrenztem Maße regionalpolitische Maßnahmen zur
Abschwächung des Klimawandels durchgeführt.
Im Vergleich zu den EFRE-Mitteln fällt die Unterstützung der Bekämpfung des Klimawandels
aus der zweiten Säule der GAP für Französisch-Guayana noch geringer aus. Im
vorangegangenen Programmplanungszeitraum wurden durchschnittlich ca. 283 000 EUR (EUBeitrag) pro Jahr im Rahmen des PLE aufgewendet, wobei bis 2006 ein stetiger Anstieg
(406 000 EUR) und im laufenden Planungszeitraum eine recht rasante Aufstockung des
Programms (mit einem deutlichen Anstieg der Finanzierungsmittel auf mehr als 1 Mio. EUR
119
120
Cox, 2004.
Chagnon, 2004.
109
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
im Jahr 2009) zu verzeichnen waren. Da in Französisch-Guayana kaum intensive
Agrarerzeugung betrieben wird, fällt die Unterstützung durch die Säule 1 der GAP mit
4,9 Mio. EUR pro Jahr (EU-Beitrag) zwischen 2004 und 2009 sehr viel geringer als in den
übrigen Regionen in äußerster Randlage aus.
Abbildung 25: EFRE-Haushalt 2007-2013 für klimawirksame Maßnahmen in
Guayana
y
1,07%
8,52%
2,13%
Services and applications for citizens (e‐
health, e‐government, e‐learning, e‐
inclusion, etc.)
Ports
4,92%
2,64%
2,62%
Energy efficiency, co‐generation, energy management
Management and distribution of water (drink water)
78,11% ‐ Other measures
Management of household and industrial waste
Water treatment (waste water)
Quelle: OP EFRE für Guayana - thematische Aufteilung durch die GD Regionalpolitik (2008): The Potential of
Regional Policy Instruments 2007-2013 to Contribute to the Lisbon and Göteborg Objectives for Growth,
Jobs and Sustainable Development; Brüssel
Legende:
Dienste und Anwendungen für Bürger (elektronische Gesundheitsdienste, E-Government, E-Learning, digitale
Integration usw.) - Häfen - Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und Energiemanagement Wasserbewirtschaftung und –verteilung (Trinkwasser) - Management von Haushalts- und Industrieabfällen Wasserbehandlung (Abwasser)
Abbildung 26: Jährlicher Betrag aus Säule 2 für Guayana
1.200.000 €
1.031.997 €
1.000.000 €
800.000 €
600.000 €
406.775 €
400.000 €
338.445 €
200.000 €
144.045 €
0 €
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Quelle: OP des PLE (2000-2006 und 2007-2013) Guayana und GD Landwirtschaft und regionale Entwicklung
(2010): Study on Employment, Growth and Innovation in Rural Areas (SEGIRA); Brüssel
110
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
4.5.1.1. Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Höhere Temperaturen und nachlassende Niederschlagsmengen in der Trockenzeit werden
aller Wahrscheinlichkeit nach zu längeren und schwereren Dürreperioden im Amazonasgebiet
und damit zu einer Austrocknung der tropischen Wälder führen. Unter solchen Bedingungen
wird auch die Gefahr von Waldbränden deutlich zunehmen121. Aus mehreren Studien geht
bereits hervor, dass sich die Zahl der Brände in der Region infolge der veränderten
Klimabedingungen signifikant erhöht hat122. Darüber hinaus haben auf Klimaprognosen
basierende Ökosystem-Modellanalysen einen potenziellen Rückgang der Produktivität der
tropischen Wälder, d. h. der Menge an gebundenem Kohlenstoff, als Folge des nachlassenden
Niederschlags ergeben. Dieser Rückgang könnte spürbare Auswirkungen auf den globalen
Kohlenstoffkreislauf haben123. So könnte sich der gegenwärtige Zustand des
Amazonasgebiets infolge des Klimawandels verändern.
Der Amazonaswald beherbergt hochspezialisierte Pflanzen- und Tierarten mit einer mitunter
sehr begrenzten geografischen Streuung. In einer neueren wissenschaftlichen Studie wurde
die räumliche Verteilung von 69 Arten von Angiospermen vor dem Hintergrund von IPCCKlimaprognosen für den Zeitraum bis zum Ende des Jahrhunderts untersucht. Es wurde eine
Karte der potenziellen Verteilung dieser Arten entworfen, wobei die für ihre Keimung, ihr
Wachstum und ihr Überleben notwendigen Temperatur- und Niederschlagsbedingungen
berücksichtigt wurden. Dabei ergab sich, dass 43 % der untersuchten Arten ihre
Lebensfähigkeit bis zum Jahr 2095 aufgrund einer radikalen Veränderung ihrer räumlichen
Verteilung im Ergebnis von Temperatur- und Niederschlagsänderungen einbüßen würden.
Unter den prognostizierten klimawandelbedingten Veränderungen hätte diese Arten keine
Räume mehr, in die sie abwandern könnten bzw. ihre neue räumliche Verteilung wäre zu weit
von ihren derzeitigen Lebensräumen entfernt, um die Abwanderung möglich zu machen. Am
stärksten betroffen werden Pflanzen mit einer begrenzten räumlichen Verteilung und einem
kurzen Lebenszyklus sein124. Diese Studie zeigt sehr deutlich die Komplexität der
Ökosysteme des tropischen Waldes und dass die äußerst angepassten Arten nicht dauerhaft
in der Lage sein werden, sich den - wenn auch nur geringen - Veränderungen der
klimatischen Bedingungen anzupassen.125
Brasilianischen Forschern zufolge könnte sich das Amazonasgebiet bis zum Jahr 2100 in eine
Savannenlandschaft
verwandeln.
Im
Verlauf
des
Jahres
2005
waren
die
Oberflächentemperaturen des tropischen Nordatlantiks besonders hoch, was zur Bildung
eines Tiefdruckgebiets über diesem Bereich führte. Dieses Tiefdruckgebiet veränderte die
Windverhältnisse über dem gesamten Amazonasgebiet, sodass es zu einem deutlichen
Rückgang der Niederschlagsmengen kam, was wiederum zur schwersten Dürre führte, die
jemals in der Region beobachtet wurde. Flüsse trockneten aus und tausende
Quadratkilometer Waldfläche brannten ab, wodurch 100 Mio. Tonnen CO2 in die Atmosphäre
freigesetzt wurden.126 Ein dauerhafter Anstieg der Temperaturen des Atlantischen Ozeans, so
wie er im Jahr 2005 beobachtet wurde, könnte tiefgreifende Auswirkungen auf den
Amazonaswald haben. In einer in Brasilien durchgeführten Studie wurden die Auswirkungen
des Klimawandels auf den Amazonaswald unter Zugrundelegung von IPCC-Prognosen
untersucht. Die Ergebnisse sind alarmierend. Im schlimmsten vom IPCC angenommenen Fall
könnte ein Temperaturanstieg von 5 bis 8 Grad in Verbindung mit einem
Niederschlagsrückgang um 15 % die Landschaft des Amazonasgebiets in eine
121
122
123
124
125
126
Nepstad et al., 2004.
Cochrane, 2003.
Cox et al., 2004.
Miles, 2004.
Woodward, 2004.
Marengo, 2008.
111
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Savannenlandschaft verwandeln.127 Die Folgen wären beträchtlich, nicht nur für die
Artenvielfalt dieser Region sondern auch für den globalen Kohlenstoffkreislauf.
Veränderte klimatische Bedingungen in der Region werden sich zweifellos auf die
Landwirtschaft auswirken. Durch weniger Niederschläge in den kritischen Monaten könnten
sich die Ernteerträge verringern und Schädlinge leichter ausbreiten. Angesichts dieser
Entwicklung und der Notwendigkeit, die Bevölkerung zu ernähren, werden weitere Flächen
benötigt, was wiederum den Prozess der Entwaldung beschleunigt.128 Die Ergebnisse
wissenschaftlicher
Forschung
zeigen,
dass
eine
Verkürzung
der
ZuckerrohrVegetationsperiode in Französisch-Guayana zu einer Beschleunigung der Reifung und einer
Ertragsminderung um 29,8 % bei einem doppelt so hohen CO2-Ausstoß führen würde.129 In
St. Kitts und Nevis wären die klimatischen Bedingungen zu trocken für vom Regen abhängige
Landwirtschaft, wodurch sie wirtschaftlich unrentabel würde, während die Produktivität in St.
Vincent und den Grenadinen um 20 % zurückgehen würde.130
Trotz dieser Szenarien wurden aus dem EFRE-Haushalt nur geringe Mittel zur Förderung des
Naturschutzes und/oder zum Schutz natürlicher Ressourcen und damit zur Erhöhung der
Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme an den Klimawandel aufgewendet.
4.5.1.2. Auswirkungen auf Küsten- und Meeresökosysteme und die Fischerei
Der Studie „Gebiete in äußerster Randlage“ der Policy Research Corporation zufolge sind ca.
45 % der Küstenstreifen von Französisch-Guayana gegenwärtig von Erosion betroffen.
Trotzdem wurden nur sehr wenige regionalpolitische Initiativen zur Förderung von
Maßnahmen ergriffen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
4.5.1.3. Auswirkungen auf den Fremdenverkehr und die Gesundheit
Wie bereits gezeigt, können extreme Klimabedingungen, die gelegentliche Hochwasser
verursachen, zur seuchenartigen Ausbreitung von durch Insekten übertragenen Krankheiten
wie Malaria und Dengue-Fieber sowie auch anderer Infektionskrankheiten wie Cholera oder
Meningitis führen.131 Seit den 1960er Jahren nehmen die Fälle von Dengue-Fieber in
Französisch-Guayana zu.132
Das EFRE-Programm Französisch-Guayanas enthält einige Initiativen zur „Entwicklung von
Potenzialen für hohe Wertschöpfung und Innovation“: Zur Bekämpfung (immer wieder)
aufflammender tropischer Krankheiten (wie z. B. Dengue-Fieber, Malaria und durch Arboviren
übertragener Krankheiten) müssen die Entwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft
vorangetrieben und die Forschung im Biotechnologiebereich gefördert werden. Die
Maßnahmen umfassen die Gesundheitsüberwachung, die Forschung zur Lokalisierung und
Verfolgung des Ausbruchs tropischer Krankheiten sowie auch die Einrichtung von
Laboratorien und Kliniken, die in den Fachbereichen Virologie, Immunologie und
Epidemiologie tätig sind.
Da Französisch-Guayana kein hoch entwickeltes Fremdenverkehrsziel darstellt, werden diese
Initiativen nur in geringem Maße gefördert - gleiches gilt für Maßnahmen zur Bekämpfung
des Klimawandels im Fremdenverkehrsbereich.
127
128
129
130
131
132
Marengo, 2006.
WWF, 2007.
Nepstad, 2004.
UNFCC 2005.
ONERC 2006.
Gagnon, 2001.
112
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Kasten 10: Erfolgsgeschichten: Zum Wohle von Wasser und Wildnis und das
Schildkröten-Schutzgebiet
ERFOLGSGESCHICHTEN
Zum Wohle von Wasser und Wildnis
Das Naturschutzgebiet Kaw-Roura, dessen ökologische Bedeutung seinem breiten Spektrum an
Ökosystemen und der großen Vielfalt der darin beheimateten Arten entspringt, umfasst eine Fläche von
94 700 Hektar. Zu den Ökosystemen des Naturschutzgebiets gehören Mangrovenwälder in Küsten- und
Mündungsbereichen, küstennahe Moorlandschaften (das Moorgebiet von Kaw) und Bergwälder. Die
größten Siedlungen sind Roura und Kaw, die beide knapp außerhalb des Naturschutzgebiets liegen.
Fremdenverkehr, Fischfang und Jagd stellen wichtige Einkommens- und Lebensmittelquellen für die
örtliche Bevölkerung dar und diese Tätigkeiten sind in einigen Teilen des Naturschutzgebiets erlaubt. Die
Einheimischen haben touristische Aktivitäten wie Fahrten in Einbaumkanus erschlossen und bieten den
Gästen auch Unterkunft und Verpflegung an. Dank der EU-Mittel verfügt das Naturschutzgebiet heute
auch über ein neues Verwaltungs- und Besucherzentrum, wodurch sich die Möglichkeiten für Besucher
und Wissenschaftler verbessert haben. Durch das Zentrum können auch ehrgeizigere politische
Maßnahmen zur Umwelterziehung auf den Weg gebracht und die touristische und kulturelle Attraktivität
des Gebiets erhöht werden. In dem Naturschutzgebiet sind gegenwärtig vier Wächter und ein Leiter
beschäftigt.
•
Gesamtkosten: 228 675 EUR
•
EU-Beitrag: 152 450 EUR
Schildkröten: Beobachten, nicht stören
Im äußersten Westen von Französisch-Guayana, zwischen den Mündungen der Flüsse Maroni und
Organabo, liegt mit Amana ein außergewöhnlicher und vermutlich einzigartiger Naturfleck. Um diesen
zu schützen und bekannt zu machen, haben ihn die Behörden des Departements zum Naturschutzgebiet
erklärt.
Die Strände des Schutzgebiets Amana beheimaten die Hälfte aller auf der Erde lebenden
Lederschildkröten. Im Jahr 1997 kamen auf dem Höhepunkt der Legezeit 400 Lederschildkröten hierher,
um auf einer Strandlänge von drei Kilometern ihre Eier abzulegen. Das Gebiet, das mit seinen
Mangrovenwäldern und Lagunen eine Fläche von ca. 17 000 Hektar ausmacht, wurde 1996 zum
Naturschutzgebiet erklärt. Im Jahr darauf floss ein Beitrag aus dem EFRE in das Projekt. Im Rahmen der
Gemeinschaftsinitiativen Envireg und Regis unterstützte die EU den Schutz dieses Gebiets durch die
Kofinanzierung eines Abfall- und Abwasserbewirtschaftungssystems sowie des Baus von Parkplätzen
und gastronomischen Einrichtungen. Durch das Naturschutzgebiet wurden direkt und indirekt
Arbeitsplätze geschaffen, wenngleich die Organisatoren keinen Massentourismus erzeugen wollen. Das
Bestehen des Naturschutzgebiets ist aus mehreren Gründen wichtig: Die eingeborenen Indios leben zu
einem gewissen Grad von der Jagd und dem Fischfang im Schutzgebiet. Teile des Schutzgebiets sind für
einen kontrollierten grünen Tourismus zugänglich. Lokale Organisationen und der World Wildlife Fund
(WWF) führen Forschungsarbeiten und -maßnahmen zum Schutz von fünf Arten im Schutzgebiet
lebender
Meeresschildkröten
durch.
Teil
der
Kampagne
sind
auch
öffentliche
Sensibilisierungsmaßnahmen; diese werden im Ergebnis der Einrichtung des Schutzgebiets fortgesetzt
und intensiviert. Diese Erfolgsgeschichte aus Französisch-Guayana ist ein Beispiel für ein Programm,
dessen Hauptschwerpunkt auf der Anpassung an den Klimawandel liegt. Durch den Schutz natürlicher
Lebensräume werden künftige Generationen die lokalen Gegebenheiten erleben und davon lernen
können.
•
Gesamtkosten: 0,5 Mio. EUR
•
EU-Beitrag: 76 000 EUR
113
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Die nachstehende Tabelle gibt einen Überblick über die klimawandelrelevanten Maßnahmen in Französisch-Guayana im
Programmplanungszeitraum 2007-2013. Eine genauere Beschreibung der politischen Maßnahmen ist Anhang 2 zu entnehmen.
Ökosysteme/Artenvielfalt
Anpassung an
den Klimawandel
EFRE: Der Regionalpark von
Guayana (PNRG) und der
Amazonaspark von Guayana
(PAG) wurden eingerichtet, um die
Umwelt zu schützen und die
Entwicklung örtlicher
Wirtschaftstätigkeiten zu fördern.
Fremdenverkehr/Gesundheit
Energie/Verkehr
EFRE: Initiativen zur „Entwicklung von
Potenzialen für hohe Wertschöpfung
und Innovation“ (Entwicklung einer
wissensbasierten Wirtschaft und
Förderung der Forschung im
Biotechnologiebereich)
EFRE: Versorgung mit
Trinkwasser
ELER: Zahlungen an Landwirte in
Berggebiete zum Ausgleich
naturbedingter Nachteile
Unterstützung für die
Verbesserung der Infrastruktur
sowie für die Wiederherstellung
und den Schutz von Ökosystemen
Abschwächung
des
Klimawandels
EFRE: Technologien, mit denen
die Folgen von Materialkorrosion
und -zersetzung infolge der
Einwirkung von Feuchtigkeit,
Hitze, Sonne und Meeresluft
verringert werden sollen
Unterstützung im Bereich
Wissensaufbau und Innovation
zur Verbesserung der
Energieinfrastruktur (erneuerbare
Energie)
ELER unterstützt
Kapazitätsaufbau und nachhaltige
Verfahren in Land- und
Forstwirtschaft sowie die
Erzeugung erneuerbarer Energie
114
Wasser/Abfall
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
5. ZUSAMMENFASSUNG UND EMPFEHLUNGEN
SCHLÜSSELERKENNTNISSE
•
Der Klimawandel dürfte sich auf die Regionen in äußerster Randlage sehr
unterschiedlich auswirken, wobei die Auswirkungen auf die Artenvielfalt, die
Landwirtschaft, den Fremdenverkehr und die Gesundheit allen Regionen gemein sein
werden.
•
Zur Bewältigung dieser klimawandelbedingten Effekte werden zwei regionalpolitische
Strategien verfolgt: Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und
Maßnahmen zu seiner Abschwächung. Zu den in fast allen Regionen in äußerster
Randlage umgesetzten Anpassungsmaßnahmen gehören die (Ab-)Wasserbewirtschaftung, der Aufbau von technischen Infrastrukturen zum Schutz vor extremen
Wetterereignissen, der Schutz des Naturerbes und Investitionen in die Einrichtungen
im
Sozial-und
Gesundheitsbereich.
Ziel
der
andererseits
durchgeführten
Abschwächungsmaßnahmen sind der Ausbau der Erzeugung erneuerbarer Energie,
während gleichzeitig der Energieverbrauch durch die Änderung des Verkehrsmixes,
die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen und durch Investitionen in
Sensibilisierungsmaßnahmen verringert werden soll.
•
Die Studie zeigt, dass der Hauptschwerpunkt der regionalpolitischen Maßnahmen der
EU auf der defensiveren Strategie, d. h. den Maßnahmen zur Anpassung an den
Klimawandel liegt.
•
Die Studie gelangt zu dem Ergebnis, dass die kohäsionspolitischen Investitionen in
den Regionen in äußerster Randlage in diesem Bereich insbesondere mit Blick auf die
Klimaschutzpriorität der EU-2020-Strategie recht begrenzt und daher in Zukunft
ausbaufähig sind.
In dieser Studie werden die Auswirkungen des Klimawandels in den EU-Regionen in äußerster
Randlage analysiert und die Maßnahmen zu deren Bekämpfung im Rahmen der EURegionalpolitik dargelegt. Maßnahmen wurden in den folgenden Bereichen ermittelt:
•
Artenvielfalt und Landwirtschaft
•
Fremdenverkehr und Gesundheit
•
Anpassung an den Klimawandel
•
Abschwächung des Klimawandels
Die größten Gefahren des Klimawandels für die Regionen in äußerster Randlage gehen von
den veränderten klimatischen Bedingungen (Temperatur, Niederschlag), Veränderungen in
der Höhe des Meeresspiegels und der Meerestemperatur sowie extremen Wetterbedingungen
(Wirbelstürme) aus. Außerdem können Dominoeffekte mit Einfluss auf das Wetterverhalten
auftreten (Änderung von Windrichtungen und Meeresströmungen).
Diese Veränderungen werden sich auf die Regionen in äußerster Randlage unterschiedlich
auswirken, doch werden einheitlich für alle Regionen die folgenden Phänomene erwartet:
In allen Regionen in äußerster Randlage ist die Artenvielfalt durch den Klimawandel
bedroht. Dies ist insofern besonders problematisch, als es sich bei allen betreffenden
Regionen um Inseln mit einer jeweils hochsensiblen und einzigartigen Zusammensetzung von
Flora und Fauna handelt. Die durch die Tätigkeit des Menschen und den Wettbewerb um Land
als einem Multiplikationsfaktor ohnehin schon unter Druck stehende Artenvielfalt wird im
Spannungsfeld des Klimawandels einen drastischen Rückgang in diesen Regionen erleiden.
Auch die Meeresflora und -fauna ist von dieser Gefahr des Verlusts der Artenvielfalt
115
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
betroffen. Eine zusätzliche Bedrohung für viele Meeresarten stellen die Korallenbleiche und
die Zunahme von Fremdenverkehrs- und Fischfangaktivitäten dar.
Die Landwirtschaft wird den Klimawandel durch den Wassermangel und die
Konfliktsituation bei der Bodennutzung zu spüren bekommen. Aber auch die üblicherweise
zum Einsatz kommende Zusammensetzung der Nutzpflanzen könnte sich ändern, d. h.
bestimmte Ackerpflanzen könnten verlorengehen.
Erhebliche Auswirkungen werden im Fremdenverkehr und Gesundheitsbereich zu
beobachten sein. Extreme Wetterereignisse und steigende Temperaturen werden die
Attraktivität einiger Regionen in äußerster Randlange als Urlaubsorte schmälern, wodurch die
Einnahmen dieser Regionen deutlich sinken werden. In Kombination mit dem Verlust an
Artenvielfalt werden diese Klimaänderungen in einigen Regionen (insbesondere den
Kanarischen Inseln und Madeira) eine Gefahr für den Fremdenverkehrssektor darstellen.
Zudem wird der Fremdenverkehr auch von dem in einigen Regionen wachsenden Problem der
Wasserversorgung betroffen sein.
Im Gesundheitsbereich wird in fast allen Regionen die Gefahr von vektorübertragenen
Krankheiten auf die Tagesordnung rücken.
Abhilfe durch Anpassung
Zur Anpassung werden in fast allen Regionen
regionalpolitische Maßnahmen durchgeführt:
in
äußerster
Randlage
folgende
•
Wasserbewirtschaftung - Wasserbehandlung und Trinkwasserversor-gung;
•
Abfallbewirtschaftung - obgleich dies in vielen Fällen Abfallverbrennung bedeutet,
wodurch der Klimawandel noch verstärkt werden könnte;
•
Errichtung von Infrastrukturanlagen zum Schutz vor extremen Wetterereignissen insbesondere in Bezug auf die Infrastruktur in Häfen;
•
Erhalt und Schutz des Naturerbes und Naturschutz - Errichtung
Naturschutzgebieten, Vorgaben für den Umgang mit natürlichen Ressourcen;
•
Investitionen in Sozialinfrastrukturen - Gesundheitsinfrastruktur zur Bekämpfung der
negativen Gesundheitsauswirkungen des Klimawandels.
von
Abhilfe durch Abschwächung
Zur Abschwächung werden in fast allen Regionen in äußerster Randlage folgende
regionalpolitische Maßnahmen durchgeführt:
•
Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen - Aufbau einer Infrastruktur für
Energie aus erneuerbaren Quellen;
•
Energieeffizienzmaßnahmen - Investitionen in neue energiesparende Technologien;
•
Verkehr - Förderung von Veränderungen beim Anteil der einzelnen Verkehrsarten mit
einer Schwerpunktverlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel;
•
allgemeine und berufliche Bildung - Schulung von Erwachsenen, damit sie
klimawandelrelevanten Themen mehr Beachtung schenken und klimaschützende
Technologien anwenden (insbesondere in der Landwirtschaft).
Bei der Verteilung der Finanzmittel innerhalb der Regionalpolitik lässt sich feststellen, dass
Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel weitaus stärker gefördert wurden als
Maßnahmen zu seiner Abschwächung. Damit verfolgen die Regionen in äußerster Randlage
und/oder deren Regierungen eine eher defensive Strategie gegenüber dem Klimawandel, was
insofern nicht verwunderlich ist, als jede durchgreifende und offensive Maßnahme zur
116
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Bekämpfung des Klimawandels wichtige Wirtschaftssektoren dieser Regionen in unmittelbare
Gefahr bringen würde. Das wirksamste Mittel gegen den Klimawandel wäre beispielsweise,
sämtliche Tourismusaktivitäten mit ihren enormen ökologischen Fußabdrücken und
Treibhausgasemissionen einzustellen. Da damit jedoch die Lebensader vieler dieser Regionen
durchtrennt werden würde, kommt dies nicht als Option in Betracht.
Obgleich die EU weniger Finanzmittel für Abschwächungs- als für Anpassungsmaßnahmen
eingesetzt hat, sind diese tendenziell effektiver, da sie einen aktiven Ansatz verfolgen und die
Menschen darin bestärken, selbst etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. So lässt
sich feststellen, dass es einige vielversprechende regionalpolitische Initiativen zur
Bekämpfung des Klimawandels gibt. Insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energie und
des Naturschutzes (einschließlich des nachhaltigen Tourismus) lassen sich gute Beispiele für
sinnvoll eingesetztes EU-Geld finden.
Der Anteil der Investitionen zur Bekämpfung des Klimawandels ist jedoch im Verhältnis zu
den Gesamtausgaben im Rahmen der EU-Kohäsionspolitik eher gering. Dies wird umso
deutlicher, betrachtet man die beträchtlichen Geldmittel, die für Tätigkeiten aufgewendet
werden, mit denen die negativen Auswirkungen des Klimawandels noch verstärkt werden,
z. B. die Förderung des motorisierten Individualverkehrs oder die Unterstützung für nicht
nachhaltige Produktionsweisen, den Ausbau des Fremdenverkehrs und die Ausbeutung
natürlicher Ressourcen dieser Regionen anstatt sie für künftige Generationen zu erhalten,
denn diese Investitionen übersteigen bei Weitem jene zur Bekämpfung des Klimawandels.
Im Sinne der EU-2020-Strategie für integratives und nachhaltiges Wachstum wäre den
politischen Entscheidungsträgern zu empfehlen, die Zahl der Maßnahmen in den Regionen in
äußerster Randlage zur Anpassung an den Klimawandel und insbesondere zu dessen
Abschwächung zu erhöhen. Darüber hinaus sollte jedes aus den Struktur- und
Kohäsionsfonds der EU finanzierte Projekt einem Klimawandel-Test unterzogen werden, bei
dem die Nettoergebnisse des Projekts gegen seine Klimaauswirkungen abgewogen werden.
Der stärkere Einfluss, den das Europäische Parlament mit dem Vertrag von Lissabon
gewonnen hat, könnte seinen Mitgliedern - und insbesondere den Mitgliedern des
Ausschusses für regionale Entwicklung - eine günstige Ausgangsposition dafür bieten, die
Mitgliedstaaten und die Regionen in äußerster Randlage dabei zu unterstützen und darin zu
bestärken, die regionalpolitischen Prioritäten zu überdenken und eine nachhaltige endogene
Entwicklung in diesen Regionen zu fördern.
117
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
118
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
ANHANG
A1 SOZIOÖKONOMISCHE
VERHÄLTNISSE
REGIONEN IN ÄUSSERSTER RANDLAGE
IN
DEN
Guadeloupe
Das BIP zu laufenden Marktpreisen von Guadeloupe hat zwischen 1998 und 2008
kontinuierlich zugenommen. Dennoch lag es ca. 22 % unter dem Durchschnitt der EU-27.
Abbildung A1 1: BIP zu laufenden Marktpreisen
26.000 €
25.100 €
24.000 €
Euro per inhabitant
22.000 €
19.500 €
20.000 €
18.000 €
17.000 €
16.000 €
EU 27
14.000 €
Guadeloupe
12.500 €
12.000 €
10.000 €
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Quelle: Eurostat
Zwischen 2002 und 2007 wies die sektorale Beschäftigungsstruktur beträchtliche
Schwankungen auf. Während der Rückgang im Fremdenverkehr eher gemäßigt ausfiel,
kamen die Beschäftigungsquoten im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe einer
Achterbahnfahrt gleich. Nach einem Höhepunkt im Jahr 2006 ging die Beschäftigungsquote
im Jahr 2007 wieder zurück. Im Hotel- und Gaststättengewerbe steigt die Rate seit 2006
wieder an.
Abbildung A1 2: Entwicklung der sektoralen Beschäftigung auf Guadeloupe
25%
23,00%
20%
rate of change in employment
17,60%
15%
10%
12,20%
9,20%
5%
Development of manufacturing
0%
Development of construction
Development of hotels & restaurants
‐5%
‐5,80%
‐10%
‐10,70%
‐15%
2002
2003
2004
2005
2006
Quelle: Eurostat
119
2007
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Da die Beschäftigungsquote recht unbeständig ist, hat Guadeloupe mit einer hohen
Arbeitslosigkeit zu kämpfen, von der insbesondere junge Menschen betroffen sind. Im Jahr
2009 konnten nur 40 % der Jugendlichen eine geeignete Arbeitsstelle finden, wobei sich die
Situation bei jungen Frauen noch schlechter darstellte. Zwar war die allgemeine
Arbeitslosenquote nicht ganz so hoch, doch lag sie zwischen 2001 und 2009 stabil bei ca.
einem Viertel der Erwerbsbevölkerung.
Der seit 2007 anhaltende Abwärtstrend im verarbeitenden Gewerbe und im Bausektor hat
sich im Zuge der Wirtschaftskrise beschleunigt und zu einem steilen Anstieg der
Arbeitslosigkeit im Jahr 2009 geführt.
Abbildung A1 3: Arbeitslosenquote von Guadeloupe
70
60
59,3 %
56,2 %
50
40
Unemployment
30
Unemployment rate in %
25,2 %
Youth Unemployment
23,4 %
20
10
0
2001
2003
2005
2007
2009
Quelle: Eurostat
Martinique
Zwischen 1998 und 2008 hat das BIP zu laufenden Marktpreisen kontinuierlich zugenommen,
blieb allerdings immer noch hinter dem europäischen Durchschnitt zurück. Das BIP-Gefälle
zwischen Martinique und der EU-27 lag in diesem Zeitraum mehr oder weniger konstant bei
ca. 25 %.
120
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Abbildung A1 4: BIP zu laufenden Marktpreisen
26.000 €
25.100 €
24.000 €
21.600 €
Euro per inhabitant
22.000 €
20.000 €
17.000 €
18.000 €
16.000 €
14.300 €
EU 27
14.000 €
Martinique
12.000 €
10.000 €
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Quelle: Eurostat
Die Entwicklung der Beschäftigungsquote verlief zwischen 2002 und 2007 sehr
unausgewogen.
Insbesondere
im
Fremdenverkehr
waren
mehrere
Aufund
Abwärtsbewegungen zu verzeichnen. Die Beschäftigungsquoten erreichten im Jahr 2006 in
sämtlichen Sektoren (verarbeitendes Gewerbe, Baugewerbe, Hotel- und Gaststättengewerbe)
einen Höhenpunkt, gingen 2007 jedoch wieder zurück.
Abbildung A1 5: Entwicklung der sektoralen Beschäftigung auf Martinique
25%
22,00%
rate of change in employment
20%
15%
13,90%
10%
Development of manufacturing
5%
Development of construction
0%
Development of hotels & restaurants
‐1,50%
‐5%
‐5,30%
‐5,60%
‐10%
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Quelle: Eurostat
Während die allgemeine Arbeitslosenquote zwischen 2001 und 2009 von 24 % auf 21,8 %
sank, stieg die Jugendarbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum um 7 % an. Im Jahr 2009 waren
nahezu 60 % der Jugendlichen von Martinique arbeitslos.
121
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Abbildung A1 6: Arbeitslosenquote von Martinique
Unemployment rate in %
70
60
57,6 %
56,1 %
50,3 %
50
40
Unemployment
Youth Unemployment
30
24 %
20
21,8 %
10
0
2001
2003
2005
2007
2009
Quelle: Eurostat
Die Zahl der Einwohner stieg zwischen 2000 und 2009 maßvoll von 384 000 auf beinahe
399 000 Einwohner an. 2005 lag die Geburtenziffer bei 13 Geburten je 1000 Einwohner.133
Die Zahl der Einwohner unter 25 Jahren sank, während die Zahl der über 65-Jährigen
zunahm, was besagt, dass die Gesellschaft von Martinique immer älter wird.
Réunion
Das BIP zu laufenden Marktpreisen ist von 11 400 EUR im Jahr 1998 auf 17 900 EUR im Jahr
2008 und damit um beinahe 60 % gestiegen. Das Wachstum verlief jedoch weniger
dynamisch als in der EU-27 und erreichte im Jahr 2008 nur 70 % des Durchschnittswerts der
übrigen EU-Mitgliedstaaten.
Abbildung A1 7: BIP zu laufenden Marktpreisen
26.000 €
25.100 €
24.000 €
Euro per inhabitant
22.000 €
20.000 €
17.900 €
18.000 €
17.000 €
16.000 €
EU 27
14.000 €
Réunion
12.000 €
11.400 €
10.000 €
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Quelle: Eurostat
133
Programm zur ländlichen Regionalentwicklung, 2009.
122
2004
2005
2006
2007
2008
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Die sektorale Beschäftigungslage hat sich im Beobachtungszeitraum zwischen 2002 und 2007
wesentlich verändert. Nach einem Anstieg bis 2004, von dem das Hotel- und
Gaststättengewerbe ausgenommen war, stürzten die Quoten in allen Sektoren im Jahr 2005
ab. Von da an konstatiert Eurostat einen starken Anstieg, obgleich sich das verarbeitende
Gewerbe stabiler entwickelte als das Bauwesen und der Fremdenverkehr, wo die
Beschäftigungszahlen wieder zurückgingen.
Abbildung A1 8: Entwicklung der sektoralen Beschäftigung auf Réunion
25%
22,70%
rate of change in employment
20%
15%
12,50%
10,20%
10%
7,20%
5%
Development of manufacturing
1,20%
0%
Development of construction
‐5%
Development of hotels & restaurants
‐10%
‐11,20%
‐15%
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Quelle: Eurostat
Trotz einiger Erfolge zwischen 2003 und 2007 verbunden mit einem vorübergehenden
Rückgang der Arbeitslosenzahlen, stieg die Quote erneut an und verblieb auf dem recht
hohen Niveau von 27 % im Jahr 2009. Bei Jugendlichen stellte sich die Lage noch schlimmer
dar, da die Hälfte von ihnen 2009 arbeitslos war.
Abbildung A1 9:
Arbeitslosenquote von Réunion
60
56,6 %
Unemployment rate in %
54,3 %
50
49,6 %
40
32,8 %
31,5 %
27,1 %
30
Unemployment
Youth Unemployment
20
10
0
2001
2003
2005
2007
Quelle: Eurostat
123
2009
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Die Zahl der Einwohner erhöhte sich von 716 000 im Jahr 2000 auf 821 000 im Jahr 2009
und damit um 15 %. Dieses Bevölkerungswachstum stellt die Regionalbehörden vor große
Probleme bei der Bereitstellung angemessener Infrastruktur, öffentlicher Dienstleistungen
und Arbeitsplätze sowie auch beim Umgang mit der fortschreitenden Urbanisierung.134 Der
Anteil der unter 25-jährigen Einwohner ist stabil geblieben, während der Anteil der über
65-Jährigen um 43 % gestiegen ist.
Kanarische Inseln
Das BIP zu laufenden Marktpreisen ist zwischen 1998 und 2008 von 12 900 EUR auf
20 800 EUR und damit um 62 % gestiegen, blieb 2008 jedoch um ca. 20 % hinter dem
Durchschnitt der EU-27 zurück.
Abbildung A1 10: BIP zu laufenden Marktpreisen
26.000 €
25.100 €
24.000 €
Euro per inhabitant
22.000 €
20.800 €
20.000 €
18.000 €
17.000 €
16.000 €
EU 27
14.000 €
Canaries
12.900 €
12.000 €
10.000 €
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Quelle: Eurostat
Insbesondere das Baugewerbe war zwischen 2001 und 2007 von mehreren Aufs und Abs
betroffen. Nach einem Tiefpunkt im Jahr 2006 stiegen die Beschäftigungsquoten wieder an.
Die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe verlief nicht so stürmisch, doch seit 2006 sind
die
Beschäftigungszahlen
wieder
gefallen.
Im
Fremdenverkehrssektor
lag
die
Beschäftigungsquote recht stabil bei 4 %, geht jedoch seit 2005 zurück.
Abbildung A1 11:
Entwicklung der sektoralen Beschäftigung auf den Kanaren
30%
27,50%
25%
rate of change in employment
20%
14,80%
15%
10%
4,10%
5%
Development of manufacturing
4,70%
Development of construction
0%
Development of hotels & restaurants
‐5%
‐5,40%
‐10%
‐9,80%
‐15%
2001
2002
2003
2004
2005
Quelle: Eurostat
134
PLE Réunion, 2010c, S. 1.
124
2006
2007
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Während die Arbeitslosenquote zwischen 1999 und 2007 stabil blieb, ist sie seitdem
gestiegen. Im Jahr 2009 war die Jugendarbeitslosigkeit mit fast 48 % besonders hoch und
damit 1,5 Mal höher als 1999.
Abbildung A1 12: Arbeitslosenquote auf den Kanaren
Unemployment rate in %
60
50
47,9 %
40
28,6 %
26,2 %
30
Unemployment
Youth Unemployment
20
14,3 %
10
0
1999
2001
2003
2005
2007
2009
Quelle: Eurostat
Die Bevölkerungszahl der Kanarischen Inseln ist zwischen 2005 und 2009 auf mehr als 2 Mio.
Einwohner und damit um 9 % gestiegen. Mit einem Anstieg die Zahl der über 65-Jährigen um
14 % ist die Gesamtgesellschaft in diesem Zeitraum gealtert. Der Anteil der unter 25Jährigen blieb stabil und lag 2009 bei 27 %.
Azoren
Das BIP zu laufenden Marktpreisen ist von 8800 EUR im Jahr 1998 auf 15 200 EUR im Jahr
2008 gestiegen. Auch wenn dies einer Wachstumsrate von mehr als 70 % innerhalb von 10
Jahren entspricht, blieb es weiterhin weit hinter dem Durchschnitt der EU-27 zurück.
Abbildung A1 13: BIP zu laufenden Marktpreisen
26.000 €
25.100 €
24.000 €
Euro per inhabitant
22.000 €
20.000 €
18.000 €
16.000 €
17.000 €
15.200 €
14.000 €
EU 27
12.000 €
Azores
10.000 €
8.000 €
1998
8.800 €
1999
2000
2001
2002
2003
Quelle: Eurostat
125
2004
2005
2006
2007
2008
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Mit Ausnahme des verarbeitenden Gewerbes, das recht stabile Zahlen aufweisen kann,
entwickelten sich die Beschäftigungszahlen in den Wirtschaftssektoren sehr unbeständig.
Insbesondere im Baugewerbe stürzten die Zahlen im Jahr 2002 nach dem Höhenflug von
2001 ab, stiegen 2003 aber wieder deutlich an. Im Hotel- und Gaststättengewerbe verlief die
Entwicklung ähnlich, wenngleich weniger einschneidend.
Abbildung A1 14: Entwicklung der sektoralen Beschäftigung auf den Azoren
60%
50%
rate of change in employment
48,20%
40%
30%
25,80%
20%
Development of manufacturing
13,70%
18,20%
Development of construction
10%
1,90%
Development of hotels & restaurants
0%
‐3,40%
‐10%
‐13,90%
‐20%
2000
2001
2002
2003
2004
Quelle: Eurostat
Zwar lag die Arbeitslosenquote hier zwischen 1999 und 2009 nicht so hoch wie in den
übrigen EU-Regionen in äußerster Randlage, dennoch ist der Trend offenkundig: die Zahl der
Arbeitslosenzahlen ist stark angestiegen. Im Jahr 2009 waren 6,7 % der gesamten
Erwerbsbevölkerung und 15,9 % der Jugendlichen arbeitslos.
Abbildung A1 15: Arbeitslosenquote auf den Azoren
18
15,9 %
Unemployment rate in %
16
14
12
10
8
Unemployment
9,9 %
7,7 %
6,7 %
6
4
3,4 %
3,4 %
2
0
1999
2001
2003
2005
2007
Quelle: Eurostat
126
2009
Youth Unemployment
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Die Bevölkerungszahl ist zwischen 2000 und 2005 stabil geblieben. 2005 lebten ca.
240 000 Einwohner auf den Azoren. Sowohl der Anteil der Jugendlichen als auch der Anteil
der über 65-Jährigen hat abgenommen. 93 % der Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten,
die 99,6 % des gesamten Territoriums ausmachen.
Madeira
Beim BIP zu laufenden Marktpreisen ist zwischen 1998 und 2008 mit einer Verdopplung von
10 300 EUR auf 21 400 EUR ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen. Betrug es im Jahr 1998
lediglich 60 % des Durchschnitts der EU-27, stieg dieser Prozentsatz auf 85 % im Jahr 2008.
Abbildung A1 16: BIP zu laufenden Marktpreisen
26.000 €
25.100 €
24.000 €
21.400 €
Euro per inhabitant
22.000 €
20.000 €
18.000 €
17.000 €
16.000 €
EU 27
14.000 €
Madeira
12.000 €
10.300 €
10.000 €
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Quelle: Eurostat
Die Leistungsfähigkeit der Wirtschaftssektoren unterschied sich zwischen 2000 und 2004
deutlich. Während das verarbeitende Gewerbe ein Tief zu verzeichnen hatte, schoss das
Baugewerbe im Jahr 2002 in die Höhe, fiel in den folgenden Jahren allerdings wieder ab. Im
Fremdenverkehrsbereich einschließlich des Hotel- und Gaststättengewerbes verlief die
Entwicklung gemäßigter und im Jahr 2004 erreichte die Beschäftigungsquote hier einen
Höhepunkt von fast 20 %.
Abbildung A1 17: Entwicklung der sektoralen Beschäftigung auf Madeira
50%
46,10%
rate of change in employment
40%
30%
19,60%
20%
14,40%
Development of manufacturing
12,00%
10%
Development of construction
0%
Development of hotels & restaurants
‐1,60%
‐10%
‐16,70%
‐20%
2000
2001
2002
2003
Quelle: Eurostat
127
2004
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Die Zahl der arbeitslosen Arbeitnehmer schwankte zwischen 1999 und 2009, weist jedoch im
Beobachtungszeitraum einen Aufwärtstrend auf. Die Jugendarbeitslosigkeit lag im Jahr 2009
bei fast 20 % und überstieg die allgemeine Quote damit um das 2,5 fache.
Abbildung A1 18: Arbeitslosenquote von Madeira
Unemployment rate in %
25
19,7 %
20
16,9 %
15
Unemployment
10,3 %
10
Youth Unemployment
6,8 %
6,4 %
7,6 %
5
3,4 %
2,8 %
0
1999
2001
2003
2005
2007
2009
Quelle: Eurostat
Die Bevölkerungszahl Madeiras ist zwischen 2000 und 2005 relativ stabil geblieben. Die Zahl
der unter 25-Jährigen sank, während die Zahl der über 65-Jährigen leicht um 3,7 % anstieg.
Ein Drittel der Gesamtbevölkerung lebt in ländlichen Gebieten, die 81,4 % der Gesamtfläche
ausmachen.
Französisch-Guayana
Im Vergleich zu den übrigen EU-Regionen in äußerster Randlage ist das BIP zu laufenden
Marktpreisen im Zeitraum 1998-2008 nur mäßig gestiegen. Damit hat sich das Gefälle
zwischen dem Durchschnitt der EU-27 und Guayana weiter verschärft. Insbesondere im Jahr
2000 hatte die Region mit einer Krise zu kämpfen, in deren Folge das BIP stark zurückging.
Im Jahr 1998 lag das BIP von Guayana um 27 % unter dem Durchschnitt der EU-27 und im
Jahr 2008 sogar um 44 % unter diesem Wert. Probleme für die regionale
Wirtschaftsentwicklung stellen der begrenzte Markt und das Ungleichgewicht zwischen
Angebot und Nachfrage dar135.
135
Programm für ländliche Entwicklung Guyanas 2007-2013, 2008: S. 16 f.
128
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Abbildung A1 19: BIP zu laufenden Marktpreisen
26.000 €
25.100 €
24.000 €
Euro per inhabitant
22.000 €
20.000 €
18.000 €
17.000 €
16.000 €
EU 27
14.100 €
14.000 €
Guyane
12.000 €
12.400 €
10.000 €
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Quelle: Eurostat
Mit Ausnahme des Baugewerbes war die sektorale Beschäftigungslage zwischen 2002 und
2007 sehr instabil. Insbesondere im verarbeitenden Gewerbe sowie im Hotel- und
Gaststättengewerbe fiel und stieg die Beschäftigungsquote fast jedes Jahr in erheblichem
Maße. Im Baugewerbe entwickelte sich die Beschäftigung seit 2003 stabiler und die Zahl der
Beschäftigten stieg an.
Abbildung A1 20: Entwicklung der sektoralen Beschäftigung in Guayana
35%
30,10%
30%
25%
rate of change in employment
21,70%
20%
17,50%
15%
11,30%
10%
Development of manufacturing
5%
Development of construction
0%
Development of hotels & restaurants
‐5%
‐8,00%
‐10%
‐13,50%
‐15%
‐15,10%
‐20%
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Quelle: Eurostat
Bei den Arbeitslosenquoten war mit einem Rückgang der Zahl der Arbeitslosen zwischen
2001 und 2009 ein positiver Trend zu verzeichnen. Insbesondere die Lage bei den
arbeitslosen Jugendlichen hat sich verbessert, da die Quote um 13,2 % gesunken ist. Mit
einer Gesamtarbeitslosenquote von über 20 % blieb die Arbeitslosigkeit aber weiterhin ein
großes Problem.
129
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Abbildung A1 21: Arbeitslosenquote von Guayana
60
52,5 %
Unemployment rate in %
50,8 %
50
37,6 %
40
30
28,5 %
28,1 %
Unemployment
Youth Unemployment
20
20,2 %
10
0
2001
2003
2005
2007
2009
Quelle: Eurostat
Zwischen 2000 und 2009 war in Guayana ein starker Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen.
Die Zahl der Einwohner erhöhte sich innerhalb von neun Jahren um mehr als 70 %.
Insbesondere die Zahl der Jugendlichen stieg an, sodass im Jahr 2009 51 % der Bevölkerung
jünger als 25 Jahre alt war, während die Zahl der über 65-Jährigen nur langsam zunahm.
Über einen längeren Zeitraum von 25 Jahren betrachtet, hat sich die Bevölkerung damit
sowohl infolge der hohen Geburtenziffer als auch aufgrund der hohen Zuwanderungsrate
verdoppelt. Die Bereitstellung sozialer und technischer Infrastruktureinrichtungen in
ausreichenden Umfang - wie Bildung, medizinische Versorgung, Wasser- und
Stromversorgung - insbesondere in den Küstengebieten und entlang den großen Flüssen, wo
sich die Bevölkerung konzentriert, stellt die Regionalbehörden daher vor große
Herausforderungen136.
136
Programm für ländliche Entwicklung Guyanas 2007-2013, 2008: S. 16 f.
130
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
A2 MASSNAHMEN ZUR BEGRENZUNG DER
AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS IM RAHMEN
DER GAP
Guadeloupe
Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Die diesbezüglichen politischen Initiativen umfassen verschiedene Maßnahmen unter der
Überschrift „Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Natur“ – Errichtung
eines Nationalparks für den Umweltschutz. Jedoch gibt es bislang kein Natura-2000-Gebiet in
Guadeloupe.
Im Rahmen des ELER werden verschiedene Maßnahmen durchgeführt, die zum Schutz der
Artenvielfalt im Sinne der Anpassung an den Klimawandel geeignet sind137:
137
138
139
140
•
Maßnahme 126 – Wiederaufbau von durch Naturkatastrophen geschädigtem
landwirtschaftlichem Produktionspotenzial - finanziert werden materielle und
immaterielle
Investitionen
in
den
Wiederaufbau
landwirtschaftlichen
Produktionspotenzials (Neuanpflanzung von Obstplantagen, Wiederaufbau von
Gebäuden)138.
•
Maßnahme 211: Ausgleichszahlungen für naturbedingte Nachteile (ICHN) in
Berggebieten – gefördert werden Agrarbetriebe, die durch Geländeeinschränkungen
benachteiligt sind. (PLE Guadeloupe, S. 158)
•
Maßnahme 212: Ausgleichszahlungen
Gebieten, die nicht Berggebiete sind.
•
Maßnahme 214 – Agrarumweltzahlungen
für
naturbedingte
Nachteile
(ICHN)
in
–
Vorhaben A: Schutz vom Aussterben bedrohter Arten: Dies beinhaltet den Schutz
bedrohter Arten zur Erhaltung der Vielfalt an Nutztierarten sowie zur Bewahrung
vom Aussterben bedrohter Pflanzenressourcen. Guadeloupe konzentriert sich auf
die „kreolische“ Rinderrasse.139
–
Vorhaben E: Integrierter Pflanzenschutz; Erhaltung der Bananenpflanze: Aus
mehreren Gründen wird integrierter Landbau betrieben, wodurch eine Anpassung
an regionale Besonderheiten und Probleme ermöglicht wird; die integrierte
Bananenerzeugung in Guadeloupe zielt z. B. auf die Erhaltung der Bananenpflanze
ab, die von einem speziellen Schädling befallen ist (der Rüsselkäfer aus der
Familie „Curculionidae“, der dafür bekannt ist, Pflanzen und Korn zu zerstören);
das Ziel besteht darin, den Fortbestand der Bananenkultur zu sichern und den
Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln gleichzeitig zu begrenzen.140
–
Vorhaben G: Mit Agrarumweltmaßnahmen sollen Landwirte ermutigt werden, ihre
Tierzucht in Gebieten fortzusetzen, die anfällig für Umweltrisiken sind, indem sie
umweltfreundliche Maßnahmen durchführen (z. B. Anpflanzung und Pflege von
Maßnahmen und Achsen innerhalb der GAP sind in mehreren Verordnungen und geänderten Verordnungen
festgelegt, z. B. in der Verordnung (EG) Nr. 1974/2006 der Kommission vom 15. Dezember 2006 mit
Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates über die Förderung der Entwicklung
des ländlichen Raums durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums
(ELER).
ENRD, 2010a, S. 10.
ENRD, 2010a, S. 9.; PLE Guadeloupe, S. 183.
ENRD, 2010a, S. 9.; PLE Guadeloupe, S. 201.
131
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Hecken und Baumreihen; Erhaltung von Be- und Entwässerungsgräben und
Bodensenken; Anlage und Pflege einer Grasnarbe unter Bananenanpflanzungen;
Erzeugung von Mulch aus Pflanzen oder biologisch abbaubarem Material;
Erschließung stark verwildeter Landflächen; jährliche Durchführung der Methode
der „grünen Zuckerrohrernte“; Erhöhung des Anteils an organischem Material
durch Zufügung von Holzkompost usw.)141
•
Maßnahme 323: Erhaltung und Aufwertung des ländlichen Erbes – gefördert
werden die Entwicklung von Managementplänen für Naturgebiete, die ein sehr
wertvolles Erbe darstellen, die Wiederherstellung beeinträchtigter Naturräume, die
Sanierung von Trockenwäldern, die Stärkung seltener oder bedrohter Arten sowie die
Erhaltung und Wiederherstellung natürlicher Lebensräume von hohem Wert142.
Auswirkungen auf Fremdenverkehr und Gesundheit
Aus dem ELER wird eine Maßnahme zur Förderung von Tourismustätigkeiten in der
natürlichen Umwelt finanziert. Damit soll die Entwicklung neuer Ökotourismusaktivitäten
gefördert und die Errichtung der entsprechenden Infrastruktur unterstützt werden143.
Die große Artenvielfalt von Guadeloupe wird als ein Touristenmagnet betrachtet und ihr
Erhalt ist fester Bestandteil touristischer Einrichtungen wie des Nationalparks, der Arbeit des
nationalen Forstamts sowie beim Schutz des Küstengebiets. Investitionen in Projekte, mit
denen das Ziel verfolgt wird, Guadeloupe als Fremdenverkehrsziel zu fördern, und die die
Kriterien des nachhaltigen und diversifizierten Tourismus erfüllen, sollen ausgebaut
werden144.
Beim Ökotourismus soll der Ansatz des Nationalparks, ein Qualitätssiegel für Aktivitäten und
Unterkünfte zu verleihen, die die Kriterien der Integration und des Niedrigenergieverbrauchs
erfüllen, fortgesetzt und gefördert werden145. Vor diesem Hintergrund wird der Ökotourismus
insbesondere in Basse-Terre und auf den Inseln vorangetrieben. Ein Beispiel hierfür ist das
Label „Bienvenue à la ferme” (Willkommen auf dem Bauernhof), das sowohl die Möglichkeit
bietet, den integrierten Tourismus zu fördern als auch Guadeloupe als Ökotourismusziel
auszuweisen.
Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches Vorgehen
Wasser
Die aus dem ELER finanzierten Aktivitäten umfassen Maßnahmen zum Schutz des
Wasserkreislaufs sowie zur Wasserreinigung durch Pflanzenschutzverfahren und
Forstwirtschaft.
•
141
142
143
144
145
146
Maßnahme 125-1, 2: Kontinuierliche und ausgewogene Bewässerung: Bei dieser
Maßnahme wird ausdrücklich auf die Förderung von Investitionen zur Verbesserung
und Entwicklung von Bewässerungsinfrastrukturen verwiesen. Beispiele für
unterstützte
Maßnahmen
sind
die
Modernisierung
von
Transportund
Verteilungssystemen, Wasserspeicherungssysteme, Investitionen in individuelle oder
gemeinschaftliche Dämme und Anlagen zur Speicherung von Wasser während
starker Regenfälle sowie Entwässerungsanlagen146.
ENRD, 2010a, S. 9.; PLE Guadeloupe, 2009, S. 183.
PLE Guadeloupe, S. 279. f.
PLE Guadeloupe, S. 275.
Präfektur von Guadeloupe 2007: 63-64, 103.
Präfektur von Guadeloupe 2007: 63-64.
ENRD, 2010a, S. 10.
132
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
•
Maßnahme 216 – Bewertung des Verunreinigungszustands von Böden und Pflanzen
durch Pflanzenschutzverfahren - dient der Optimierung der Landbewirtschaftung
unter Beachtung von Pflanzenschutzbeschränkungen, dem Erhalt bzw. der
Wiederherstellung der Wasser- und Bodenqualität und dem Erhalt der Artenvielfalt.
Mit Vorhaben A soll der Verunreinigungszustand von Böden und Pflanzen durch
chlororganische Verbindungen bewertet werden. Mit Vorhaben B wird die
Landbewirtschaftung
unter
Beachtung
von
Pflanzenschutzbeschränkungen
gefördert147.
•
Maßnahme 227 – Nichtproduktive Investitionen – Schutz von Aufforstungen:
Unterstützung der Einleitung von Präventivmaßnahmen zum Schutz vor
Naturgefahren, Maßnahmen zur Bekämpfung von Erosion und Wüstenbildung nach
Naturkatastrophen, Schaffung und Wiederherstellung von Freiflächen in Wäldern
(Lichtungen) und Beseitigung von unerwünschten und sich rasch ausbreitenden
Pflanzenarten. Gefördert werden auch Investitionen in die Verbreitung von
Informationen über die Waldnutzung und sonstige nichtproduktive Investitionen148.
Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Zur Erhöhung der Energieunabhängigkeit und als Beitrag zu den internationalen Bemühungen
um die Bekämpfung des Klimawandels werden in Guadeloupe die Reduzierung des
Energieverbrauchs und die Entwicklung erneuerbarer Energiequellen gefördert, womit
Informations- und Aufklärungskampagnen einhergehen sollen149.
EDF und dem PRERUE zufolge besteht das Potenzial, dass bis 2020 aus erneuerbaren
Energiequellen, insbesondere aus Wind- und Wasserkraft sowie Erdwärme, 468 GWh an
Energie gewonnen werden.
Erneuerbare
Energiequelle
Installiert 2006
Leistung, Erzeugung
Geplant 2010
Leistung, Erzeugung
Geplant 2020
Leistung, Erzeugung
Windenergie
(Hochschätzung) 2,3 %
21,2 MW
35 GWh
36 MW
64,8
GWh
80 MW
144 GWh
Fotovoltaik
(Hochschätzung) 0,3 %
0,84 MW
929 GWh
30 MW
42 GWh
100 MW
140 GWh
Erdwärme 5,1 %
15 MW
78 GWh
Miniwasserkraftwerk
1,2 %
6,5 MW
17 GWh
Bouillante 3: 10 bis 30 MW bis 2013,
Verbundsystem mit Dominica: 40 MW 2015
11 MW
33 GWh
18 MW
54 GWh
Quelle: Präfektur von Guadeloupe - Generalsekretariat für Regionalangelegenheiten - Abteilung Europa
Subventionen für erneuerbare Energieträger sollten praxisorientiert und innovativ sein, sich
in das lokale und soziale Umfeld einfügen, aber auch dem Ziel der Wettbewerbsfähigkeit
dienen. Dies gilt z. B. für antizyklonische Windenergieanlagen, die architektonische
Einbettung von Fotovoltaikanlagen, die Verwertung von Biomasse, die Verarbeitung des
jährlich anfallenden Molasseüberschusses zu Kraftstoff (2,2 % – 3,5 % des gesamten
147
148
149
PLE Guadeloupe, S. 249 f.
ENRD, 2010a, S. 12.
Präfektur von Guadeloupe 2007: 135.
133
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Kraftstoffverbrauchs von Guadeloupe), die Erkundung von Erdwärmelagerstätten und die
Energieerzeugung aus Abfall. Die Erzeugung von Agrokraftstoffen kann eine Option für durch
Schädlingsbekämpfungsmittel verunreinigtes Land sein150. Ein Umsetzungsbeispiel ist das
Projekt Synergîles, dem eine in Guadeloupe entwickelte Initiative zugrunde liegt. Im
Rahmen des Projekts wurde ein Wettbewerbszentrum bzw. -cluster eingerichtet, das sich mit
den Rohstoffen und Energiequellen tropischer Inseln befasst, die großen natürlichen Risiken
ausgesetzt sind, wobei das Ziel verfolgt wurde, Arbeitsplätze im Bauwesen und ganz
allgemein im Bereich der erneuerbaren Energieträger zu schaffen. Ein weiterer
Themenschwerpunkt sind Bildungsmaßnahmen zur Entwicklung innovativer Lösungen sowie
zur Bewirtschaftung von Energiesystemen, die an die lokalen Erfordernisse angepasst sind
und in den Tropen betrieben werden können151.
Das Ziel besteht darin, den jährlichen Zuwachs des Stromverbrauchs (2007 um jährlich
4,5 %) auf höchstens 2,3 % im Jahr 2010 und 2 % im Jahr 2013 zu reduzieren und auf einen
Höchstwert von 1 % im Jahr 2020 hinzuarbeiten. Darüber hinaus sollen der Maximalwert des
Stromverbrauchs von 283 MW im Jahr 2010 auf 264 MW im Jahr 2013 gesenkt und ein
Höchstwert von 321 MW im Jahr 2020 angestrebt werden.
Hauptaugenmerk gilt dem öffentlichen Verkehr als effizienter Alternative zum
Individualverkehr sowie der Bereitstellung intermodaler Beförderungsmöglichkeiten zwischen
den Inseln. Vor diesem Hintergrund ist die Optimierung des öffentlichen Verkehrsnetzes in
den
Ballungsräumen
Basse-Terre
und
Pointoise
(in
Verbindung
mit
Stadterneuerungsprogrammen) von großer Bedeutung und deshalb Bestandteil der vom
EFRE kofinanzierten regionalpolitischen Initiativen.
Erneuerbare Energiequellen werden in Guadeloupe aus dem ELER innerhalb der Maßnahme
„Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe“ gefördert. Diese Maßnahme umfasst
Investitionen in Düngerbehandlung und –verarbeitung mit dem Ziel, den Ausstoß von
Ammoniak und Treibhausgasen z. B. durch die Abdeckung von Gruben und durch technische
Vorrichtungen zur Düngerbehandlung zu verringern. Teil dieser Maßnahme sind auch
Investitionen in Streugeräte, um die Ausbringung zu verbessern und eine hohe
Düngereffizienz zu erzielen152. Regionale Ziele Guadeloupes sind die Modernisierung von
Produktionseinheiten und die Erweiterung von Anlagen, die Nutzung von Bioenergie zur
Abschwächung der Erderwärmung, die Förderung der Verwendung von gesundem
Pflanzenmaterial sowie die Entwicklung von Arten, die an die lokalen Bedingungen angepasst
sind153.
Ein weiterer Bestandteil des Programms für ländliche Entwicklung ist Maßnahme 123 (1&2)
– Erhöhung der Wertschöpfung der land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnisse: Damit wird
die Entstehung lokaler Netze und Lieferketten für die Versorgung mit Holzenergie unterstützt.
Gefördert werden auch auf Energieeinsparungen und erneuerbare Energien ausgerichtete
Maßnahmen, so z. B. Investitionen in energiesparende Gebäude und Ausrüstungen und in die
Erzeugung erneuerbarer Energie (z. B. Biokraftstoffanlagen), sowie die Entstehung lokaler
Lieferketten für die Bereitstellung von Holzenergie154.
Die -wichtigste Maßnahme, mit der im Rahmen der PLE die Bemühungen um die
Verringerung der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen unterstützt werden sollen, ist
Maßnahme 214 – Agrarumweltzahlungen155:
150
151
152
153
154
155
Präfektur von Guadeloupe 2007: 81, 134.
Siehe auch für die nachstehenden Informationen, Präfektur von Guadeloupe 2007: 80 ff.
ENRD, 2010a, S. 8.
PLE Guadeloupe, S. 117.
ENRD, 2010a, S. 13.
ENRD, 2010a, S.6.
134
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage

Vorhaben B: Umstellung auf ökologischen Landbau (einschließlich des Verzichts auf
synthetische Düngemitteln, auf chemische Produkte bei der Überprüfung auf
Schädlingsbefall oder Krankheiten sowie auf den Anbau derselben Art in einem
anderen Bereich des Agrarbetriebs, in dem kein ökologischer Landbau betrieben
wird156)
•
Vorhaben C: Aufrechterhaltung des ökologischen Landbaus
•
Vorhaben D: Bienenhaltung: Verbesserung des Potenzials von Bestäubern für den
Schutz der Artenvielfalt
•
Vorhaben F:
Extensivierung
der
Weidenbewirtschaftung:
dazu
gehört
eingeschränkte/keine Düngung, eingeschränkter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln,
Unterstützung beim Erhalt/bei der Erhöhung des organischen Niveaus des Bodens,
Schutz des Bodens vor Erosion und Beitrag zur effizienten Bewirtschaftung von
Weideland, das von grundlegender Bedeutung für das Ökosystem (insbesondere für
die Artenvielfalt und die Wasserqualität) ist.157
Die Mittel für die ländliche Entwicklung werden auch zur Abschwächung des Klimawandels
eingesetzt, und zwar über folgende Maßnahmen:
•
Maßnahme 221: Erstaufforstung landwirtschaftlicher Flächen: Diese Maßnahme
dient der Abschwächung des Klimawandels durch die Anlage und Pflege von Wäldern,
die unmittelbar zur Aufnahme von CO2–Emissionen sowie zur Anpassung beitragen,
indem sie dem Wasserabfluss und der Erosion entgegenwirken und für die
Wasserspeicherung sowie der Erhaltung und Wiederherstellung des Wasserzustands
sorgen.158
•
Maßnahme 222: Unterstützung bei der Ersteinrichtung von Agrarforst-Systemen –
damit sollen den Landwirten zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt und öffentliches
Interesse sowie die Achtung vor den natürlichen Ressourcen erzeugt werden (Schutz
von Landschaften, Böden, Wasserressourcen).159
•
Maßnahme 321: Dienstleistungseinrichtungen zur Grundversorgung für die
ländliche Wirtschaft und Bevölkerung: Bau und Verbesserung von kleinen
Energieversorgungsanlagen. Nutzung von Biomasse auf kollektiver Ebene. Kleine
Infrastruktureinrichtungen für eigenständige Energieerzeugungssysteme und/oder
Versuchsanlagen für erneuerbare Energien.
Abfall
Die Abfallbehandlung stellt die Behörden von Guadeloupe ganz allgemein vor große
Probleme. Mit EFRE-Mitteln sollen die Reduzierung, das Recycling und die Sammlung des
Abfalls sowie die Behandlung und/oder Wiederherstellung von Deponien, verunreinigten
Flächen und Industriebrachen kofinanziert werden. Ein in der Zukunft noch anstehender
Themenkomplex ist die Abfallverwertung. Zur Lösung all dieser Probleme bedarf es einer
Aufklärung der Bevölkerung über Umweltthemen.160
156
157
158
159
160
ENRD, 2010a, S. 6 f.
ENRD, 2010a, S. 13.
ENRD, 2010a, S. 8; PLE Guadeloupe, S. 255.
PLE Guadeloupe, S. 259.
Präfektur von Guadeloupe 2007: 126.
135
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Martinique
Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft (Bergwälder)
Für die Inangriffnahme dieser Probleme werden nur begrenzte Mittel aus dem EFRE
bereitgestellt. Lediglich über die Maßnahmen „Förderung des Schutzes der biologischen
Vielfalt und der Natur”, „Schutz und Entwicklung des Naturerbes” und „Förderung des
natürlichen Reichtums“ wird mit begrenzten Haushaltsmitteln etwas gegen den Verlust der
Artenvielfalt unternommen.
Der ELER widmet sich den Problemen der Artenvielfalt mit den folgenden Maßnahmen
hingegen recht offenkundig:
161
162
163
164
165
166
•
Maßnahme 126 – Wiederaufbau von durch Naturkatastrophen geschädigtem
landwirtschaftlichem Produktionspotenzial – finanziert werden materielle und
immaterielle
Investitionen
in
den
Wiederaufbau
landwirtschaftlichen
Produktionspotenzials (Neuanpflanzung von Obstplantagen, Wiederaufbau von
Gebäuden)161.
•
Maßnahmen 211 und 212: Ausgleichszahlungen für naturbedingte Nachteile162 –
die Zahlungen können nur zum Teil als für die Bekämpfung des Klimawandels
relevant gelten – mit ihnen werden lediglich die landwirtschaftlichen Tätigkeiten in
benachteiligten Gebieten aufrechterhalten, was nicht unbedingt bedeutet, dass
Produktionsverfahren angewendet werden, die geeignet sind, einen Beitrag zur
Abschwächung des Klimawandels oder zur Anpassung an ihn zu leisten (z. B.
ökologischer Landbau, Erzeugung erneuerbarer Energie).
•
Maßnahme 125-C: Ausbau und Erneuerung von Waldwegen zur Förderung der
Mobilisierung der Waldressourcen.163
•
Maßnahme 214: Agrarumweltzahlungen164
–
Vorhaben C: Schutz
Ziegenrassen.
bedrohter
Arten,
konkret
geschützter
–
Vorhaben E: Agrarumweltmaßnahmen für die Weidewirtschaft
–
Vorhaben F: Erhaltung bedrohter traditioneller Pflanzenressourcen
Rinder-
und
•
Maßnahme 216 – Nichtproduktive Investitionen. Mit Vorhaben A soll der
Verunreinigungszustand
von
Böden
und
Pflanzen
durch
chlororganische
Verbindungen bewertet werden. Mit Vorhaben B wird die Landbewirtschaftung unter
Beachtung von Pflanzenschutzbeschränkungen gefördert.165
•
Maßnahme 227 – Nichtproduktive Investitionen – Schutz von Aufforstungen:
hervorgehoben wird die Bedeutung von Wäldern für die ländlichen Gebiete von
Martinique; mit Vorhaben A „Analyse, Diagnose und Bestandsaufnahme von
Waldflächen” soll eine vollständige Diagnose der Waldflächen in Martinique erstellt
werden
und
mit
Vorhaben B
„Präventivmaßnahmen
zur
Stärkung
der
Umweltfunktionen
von
Wäldern“
soll
dem
Risiko
der
Waldschädigung
entgegengewirkt werden.166
ENRD, 2010a, S. 10.
PLE Martinique, 2009, S. 145
PLE Martinique, 2009, S. 129
PLE Martinique, 2009, S. 153
PLE Martinique, S. 161 f.
PLE Martinique, 2009, S. 164
f.
f.
f.
f.
136
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Auswirkungen auf Fremdenverkehr und Gesundheit
Die in diesem Bereich eingesetzten EFRE-Mittel werden z. B. für elektronische
Gesundheitsdienste und Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsinfrastruktur genutzt, womit
zumindest etwas für die Anpassung an den Klimawandel getan wird.
Auch die aus dem EFRE finanzierten Maßnahmen zielen in erster Linie auf die Anpassung an
den Klimawandel ab – zu nennen wären hier die Wasserbehandlung, die
Abfallbewirtschaftung und der Naturschutz. Die einzige Maßnahme zur Abschwächung des
Klimawandels, die zumindest indirekt mit dem Fremdenverkehr in Verbindung steht, ist die
besonders hervorspringende Förderung des multimodalen Verkehrs.
Aus dem ELER werden Mittel für die Förderung touristischer Aktivitäten eingesetzt: Mit der
Maßnahme sollen ländliche Gebiete attraktiv gemacht werden, um den Fremdenverkehr als
wirtschaftliche Grundlage der in diesen Gebieten ansässigen Bevölkerung zu erhalten und zu
entwickeln und Beschäftigung und Wachstum zu fördern. Gleichzeitig soll die
Berücksichtigung der ökologischen und sozialen Dimension (nachhaltiger Tourismus)
begünstigt werden.167
Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches Vorgehen
Wie in dieser Studie dargelegt, dient etwa die Hälfte aller aus dem EFRE finanzierten
regionalpolitischen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels Anpassungszwecken,
d. h.
dem
Naturschutz,
der
Wasserund
Abfallbehandlung
sowie
der
Gesundheitsinfrastruktur.
Der ELER fördert die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft von Martinique an den
Klimawandel durch die Erschließung und den Schutz von Agrarland und natürlichen
Stadtrandgebieten durch Entwässerung, Rodung und Erosionsbekämpfung sowie durch die
Förderung des Zugangs zu Bewässerungsmöglichkeiten, um damit die landwirtschaftliche
Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen; ferner werden wassersparende Verfahren und die
Installation entsprechender Geräte gefördert, um in Trockenperioden den Druck von den
Wasserressourcen zu nehmen.
Mit der Maßnahme zur Verbreitung von wissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen
Kenntnissen in der Land-, Ernährungs- oder Forstwirtschaft werden Bildungsmaßnahmen
gefördert, um die Landwirte bei der Umsetzung von Agrarumweltmaßnahmen wie integrierter
Erzeugung und Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutz- und Düngeverfahren als Teil
der integrierten landwirtschaftlichen Bewirtschaftung zu unterstützen168. Darüber hinaus soll
mit dem PLE von Martinique die Entwicklung selbstprüfender Mechanismen zur Feststellung
chemischer Rückstände bei der Erzeugung gefördert werden169.
Mit den Agrarumweltzahlungen werden in Martinique folgende Initiativen zur besseren
Anpassung an den Klimawandel in der Landwirtschaft gefördert:
167
168
169
•
Vorhaben A: Umstellung auf den ökologischen Landbau;
•
Vorhaben B: Aufrechterhaltung des ökologischen Landbaus;
•
Vorhaben D: Bienenhaltung: Verbesserung des Potenzials von Bestäubern für den
Schutz der Artenvielfalt.
PLE Martinique, 2009, S. 173 f.
ENRD, 2010a, S. 8.
PLE Martinique, 2009, S. 92.
137
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Voraussetzungen für die Förderfähigkeit sind eingeschränkte oder gar keine
Düngemaßnahmen, eingeschränkter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, das Vorhandensein
eines Düngeplans und keine Wasserverunreinigung durch Nitrate und Phosphate170.
Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Zu den aus dem EFRE unter der Überschrift Energieeffizienz finanzierten Maßnahmen
gehören Investitionen in Kraft-Wärme-Kopplung und Energiemanagement. Darüber hinaus
werden 4,2 % des EFRE-Haushalts im laufenden Programmplanungszeitraum für Initiativen
im Bereich erneuerbare Energien eingesetzt – also für Wind- und Sonnenergie, Energie aus
Biomasse und Unterstützung für Technologien zur Energieerzeugung aus Wasserkraft. Im
Vergleich zu anderen Prioritäten der EFRE-Programme spielen die erneuerbaren
Energieträger offenbar eine relativ geringe Rolle bei der Regionalpolitik von Martinique.
Mit dem Programm für ländliche Entwicklung werden die folgenden Initiativen für
erneuerbare Energieträger gefördert:
•
Maßnahme 121 - Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe: Die Entwicklung
landwirtschaftlicher Bewässerungssysteme und die Verbesserung der Energieeffizienz
landwirtschaftlicher Betriebe schließt Investitionen in energiesparende Ausrüstungen
und die Erzeugung erneuerbarer Energie (z. B. landwirtschaftliches Biogas) ein.
Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit traditioneller Agrarsektoren wie der Zuckerrohrund Bananenerzeugung sichergestellt werden.171
•
Maßnahme 321: Dienstleistungseinrichtungen zur Grundversorgung für die
ländliche Wirtschaft und Bevölkerung: Bau und Verbesserung von kleinen
Energieversorgungsanlagen. Nutzung von Biomasse auf kollektiver Ebene. Kleine
Infrastruktureinrichtungen für eigenständige Energieerzeugungssysteme und/oder
Versuchsanlagen für erneuerbare Energien.172
Verkehr
Ein recht großer Teil der EFRE-Mittel wird für den multimodalen Verkehr verwendet (17 %).
Zu den Tätigkeiten innerhalb dieser Maßnahme gehören die Erarbeitung eines detaillierten
Generalplans für den Regionalrat von Martinique, mit dem eine kohärente lokale
Verkehrspolitik erleichtert werden soll und der die Einbeziehung sämtlicher Akteure und die
Berücksichtigung des Bedarfs auf den verschiedenen Ebenen (Nutzer, Auftraggeber,
Betreiber, Wirtschaftslage usw.) vorsieht. Gleichzeitig werden mit dieser Maßnahme auch die
Modernisierung und die Einrichtung von Fahrspuren für öffentliche Verkehrsmittel, die
unmittelbar neben der Autobahn A1 und der RN1 verlaufen, gefördert. Dies dient nicht der
Abschwächung des Klimawandels, da der motorisierte Individualverkehr und damit die
Emissionen zunehmen werden.
Réunion
Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Diese Priorität findet in den EFRE-Programmen der Vergangenheit und der Gegenwart
offenbar keinen Niederschlag. Gerade einmal 4,5 % des Gesamtbudgets kommen der
Förderung der Artenvielfalt und dem Naturschutz, der Förderung der Naturschätze und dem
Schutz und der Förderung des natürliches Erbes zugute.
170
171
172
PLE Martinique, 2009, S. 153 f.
PLE Martinique, 2009, S. 110.
PLE Réunion, 2009, S. 296 f.
138
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Mit den Zahlungen wegen naturbedingter Benachteiligungen zugunsten von Landwirten aus
dem ELER sollen die Präsenz des Menschen in sensiblen Gebieten erhalten und eine
endogene Wirtschaftsentwicklung durch die Landwirtschaft ermöglicht werden.
Unter der Rubrik Erhaltung und Sanierung des Waldökosystems werden die Erkundung der
semi-xerophyten Vegetation von Réunion und Bildungsmaßnahmen in den Bereichen Erhalt
der Artenvielfalt und Umweltschutz gefördert173.
Auswirkungen auf Fremdenverkehr und Gesundheit
Die mit EFRE-Mitteln finanzierten regionalpolitischen Maßnahmen zur Förderung des
Fremdenverkehrs und zur Bekämpfung des Klimawandels konzentrieren sich vorrangig auf
die Anpassung an den Klimawandel – die diesbezüglichen Maßnahmen erstrecken sich auf die
Wasserbehandlung, die Trinkwasserversorgung und die Abfallbewirtschaftung.Die einzige
Maßnahme zur Abschwächung des Klimawandels, die zumindest indirekt mit dem
Fremdenverkehr in Verbindung steht, betrifft die Unterstützung erneuerbarer Energien.
Aus dem ELER werden Mittel für die Förderung touristischer Aktivitäten eingesetzt: Ziel dieser
Maßnahme ist eine durchdachte weitere Öffnung des Naturraums und der Wälder durch die
Förderung
des
Baus
von
Waldwegen
für
touristische
Zwecke
und
von
Beherbergungsmöglichkeiten für die Touristen in diesen Naturräumen. Die umfangreichsten
Investitionen
werden
im
direkten
Umkreis
des
Nationalparks
von
Réunion
(Naturschutzgebiet) getätigt werden.174
Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches Vorgehen
Ein bedeutender Teil der EFRE-Haushaltsmittel für Strategien zur Anpassung an den
Klimawandel werden für Investitionen in die Anpassung des Hafens eingesetzt, die zwar nicht
notwendigerweise alle auf die Anpassung an den Klimawandel ausgerichtet sind, aber
immerhin in diese Richtung weisen. Mit einigen Maßnahmen wird die Anpassungsfähigkeit der
Bevölkerung
gefördert,
indem
Gesundheitsinfrastrukturen
und
elektronische
Gesundheitsdienste finanziert werden. Mit anderen regionalpolitischen Initiativen soll eine
wissensbasierte Wirtschaft entwickelt werden: Die nachhaltige Entwicklung erfolgt
insbesondere durch den Bau von Schulen nach dem HQE-Standard (Zertifikat für hohe
Umweltqualität). Aber auch Forschungsinitiativen auf Hochschulebene lassen sich finden: In
Zusammenarbeit mit den tropischen und subtropischen Forschungseinrichtungen ist Réunion
für die Koordinierung eines ehrgeizigen europäischen Programms zur Schaffung eines
Netzwerks von Informationen über laufende Arbeiten zur Erforschung und nachhaltigen
Bewirtschaftung der Artenvielfalt zuständig: das Programm NET-BIOME.
Aus dem ELER werden Mittel für die Verbesserung und den Ausbau der Infrastruktur im
Zusammenhang mit der Entwicklung und Anpassung der Land- und Forstwirtschaft
eingesetzt. Es wird ein Rahmen für die Erhaltung und Entwicklung der Landwirtschaft
geboten, indem Infrastrukturen und natürliche Ressourcen geschaffen bzw. konsolidiert
werden, z. B. in den Bereichen Wasserentnahme, Bekämpfung von landwirtschaftlicher
Zersplitterung, Bodenverbesserung und Öffnung von Agrarbetrieben. Die Gewinnung von
Agrarflächen für die Entwicklung von Agrarsektoren, so z. B. für die Erhaltung der
Zuckerrübenerzeugung,
ist
ein
wichtiges
Thema
in
Réunion.175
Bei
den
176
Agrarumweltzahlungen
sind folgende Vorhaben zu erwähnen:
•
173
174
175
Vorhaben 3: Dient der Erhaltung von Grünland und Freiflächen für extensive
Bewirtschaftung. Umweltaspekte sind die Erosionsbekämpfung (dauerhafter
PLE Réunion, 2009, S. 334 f.
PLE Réunion, 2009, S. 333 f.
PLE Réunion, 2009, S. 282 f.
139
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Pflanzenbewuchs), Schutz der Artenvielfalt und der Landschaft sowie der Erhalt der
Wasserqualität. In Réunion stellt die Anpflanzung von Zwischenkulturen in der Zeit
der Wirbelstürme einen mechanischen Schutz des Bodens vor Erosion dar und beugt
dem Eindringen von Schadstoffen ins Wasser vor.177
•
Vorhaben 6: Territoriale Agrarumweltmaßnahmen dienen vor allem dazu, die
Wasserqualität zu erhalten bzw. wiederherzustellen, die Erosion zu bremsen und die
Artenvielfalt zu erhalten.
Folgende Maßnahmen im OP für ländliche Entwicklung von Réunion sind für die Bekämpfung
des Klimawandels relevant:
Die Maßnahmen im Rahmen von Vorhaben 1 dienen der fachlichen Anleitung und
Unterstützung sowie der Verbreitung allgemeiner Kenntnisse unter den Landwirten
(Technologien, Umwelt- und Wirtschaftsthemen, Management). Ziel von Vorhaben 2 ist eine
aktive Bodenpolitik als Beitrag zum Erhalt landwirtschaftlich genutzter Flächen. Vorhaben 3
„Versuchsund
Innovationsmaßnahmen
in
der
Landwirtschaft“
beinhaltet
die
Produktionseinführung von Zuckerrohrarten, die an die agrarökologischen Zonen der Insel
angepasst sind, und die Entwicklung von Bewertungsmethoden für Düngemittel und
landwirtschaftlichen Abfall. Nach dem GAP-Gesundheitscheck wurde dieses Vorhaben um die
folgenden Ziele erweitert:
•
Neue landwirtschaftliche Systeme für eine ökologische Obsterzeugung;
•
Festlegung von Standards für die Zitronenerzeugung;
•
experimentelle Entwicklung von Arznei- und Aromapflanzen sowie ökologischer
Landbau;
•
Einführung von Zertifizierungstests und Entwicklung alternativer Kontrollmethoden;
•
Rückgewinnung von Energie aus Biomasse, die bei der Erzeugung von
landwirtschaftlichem Biogas, bei der Vergasung oder der Verbrennung
zurückbleibt.178
•
Maßnahme 226 – Wiederaufbau des forstwirtschaftlichen Potenzials und Einführung
vorbeugender Maßnahmen: Ziel ist die Verhütung der Zerstörung gefährdeter
Naturgebiete durch Brände, indem die Hauptursachen von Bränden verringert und
die Brandverhütungs-, -überwachungs- und –bekämpfungssysteme verbessert
werden179.
•
Maßnahme 227 – Nichtproduktive Investitionen – Erhaltung von Waldflächen:
Wichtigste Anliegen sind der Erhalt der Artenvielfalt, der Erosionsschutz, die
Überwachung der Mikroklimata, die Begrenzung der Auswirkungen aggressiver
Agenzien und die Wiedererstellung ökologisch geschädigter Gebiete.
Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Réunion ist eine der fortschrittlichsten Regionen in puncto Energieeffizienz. In Reaktion auf
die Herausforderung des Klimawandels entwickelt die Insel Réunion derzeit u. a. eine
wirksame Abschwächungsstrategie. Zudem setzt es eine Festlegung zur Lenkung des
176
177
178
179
PLE Réunion, 2009, S. 282 f., S. 317 f.
ENRD, 2010a, S. 9.
PLE Réunion, 2009, S. 238 f.
PLE Réunion, 2009, S. 321 f.
140
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Energieverbrauchs durch den Einsatz erneuerbarer Energiequellen um. In den letzten Jahren
wurden zahlreiche Maßnahmen durchgeführt, die im Rahmen des Programms „Réunion 2030“
ausgebaut werden sollten.
Réunion 2030: Eine ehrgeizige Zukunftsvision zur Abschwächung des Klimawandels
Das im Februar 2008 auf den Weg gebrachte Programm „Réunion 2030“ ist ein ehrgeiziges
Entwicklungsprojekt, mit dem Réunion bis 2030 die vollständige Energieunabhängigkeit
erlangen soll. Damit könnte die Insel ein Modell nachhaltiger Entwicklung für die übrigen
Überseegebiete und die Welt insgesamt werden. Im Mittelpunkt der verschiedenen
Projektmaßnahmen stehen die Entwicklung eines umweltfreundlichen Verkehrs (wie der
Straßenbahn in Saint Denis), die Gewinnung erneuerbarer Energien, die Energiespeicherung,
der Bau von Wohnraum nach HEQ-Standard sowie der nachhaltige Tourismus. Im Zuge
dieses Projekts sollen 15 000 Arbeitsplätze im Energie- und Umweltbereich geschaffen und
die Wirtschaft der Insel verjüngt werden. Die Insel Réunion, die auf dem Weg der
nachhaltigen Entwicklung weit fortgeschritten ist, erzeugt derzeit 40 % ihrer Energie aus
erneuerbaren Quellen in Anlagen wie dem Wärmekraftwerk Bois-Rouge, das Bagasse (ein
Zuckerrohr-Abfallprodukt) zum Einsatz bringt, dem Windpark Saint-Rose, einem
Wasserkraftwerk und einer Fotovoltaikanlage (die die größte Frankreichs ist). Weitere
Großvorhaben sind in Vorbereitung, so der Bau eines Erdwärmekraftwerks in der Plaine des
Sables, im Gebirgsmassiv des Piton de la Fournaise. Uneinigkeit herrscht über den geplanten
Standort dieses Kraftwerks inmitten des Nationalparks, der sich um die Aufnahme in die
UNESCO-Liste des Weltkulturerbes beworben hat. Es sind sehr sorgfältige Studien notwendig,
um die potenziellen Auswirkungen dieses Kraftwerks auf die Umwelt insgesamt sowie auch
Ausgleichspläne zu bewerten. Die Entwicklung sauberer Energietechnologien muss im
Einklang mit der Artenvielfalt erfolgen und darf keine zusätzliche Bedrohung für die
Naturräume darstellen. Daher wird dem Ausbau der erneuerbaren Energien und insbesondere
der Solar- und Wasserenergie sowie der Erdwärme Priorität eingeräumt.
Mit dem Projekt GERRI soll Réunion das erste Gebiet der Welt werden, in dem alle großen
Umweltinnovationen im Bereich der Mobilität, der Energieerzeugung und –nutzung, der
Stadtplanung, des Bauwesens und des Fremdenverkehrs in die Gesellschaft integriert sind.
Wichtigstes Ziel ist die Entwicklung einer realistischen und schlüssigen Vision einer
großartigen Natur auf engem Raum für die künftige Gesellschaft. Es gilt als gemeinsames
Projekt von Réunion und seinen Bewohnern und als ein Pilotprojekt für den Planeten.
Aus dem ELER werden verschiedene Maßnahmen finanziert, mit denen die Energieerzeugung
aus Biomasse aus der Landwirtschaft und Energieeinsparungen gefördert werden.
Maßnahme 123 – Erhöhung der Wertschöpfung der land- und forstwirtschaftlichen
Erzeugnisse: Ziel von Vorhaben 1 ist es, die Ressourcenüberwachung, den Einsatz
erneuerbarer Energien und umweltfreundliche Prozesse in der Landwirtschaft zu fördern.
Verkehr
Angesichts des begrenzten Territoriums und des Bevölkerungswachstums ist der Verkehr von
hoher Bedeutung und mit großen Schwierigkeiten verbunden. Daher konzentrieren sich die
Regionalbehörden neben der Anpassung des Haupt- und Nebenstraßennetzes auch auf den
Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, so z. B. mit dem Straßenbahn-Projekt, das zudem eine
Möglichkeit bietet, die städtische Entwicklung zu lenken.
Kanarische Inseln
Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Der EFRE gibt kaum Antworten auf diese Fragen – lediglich 1,14 % des Gesamtbudgets wird
zur Förderung des Schutzes der biologischen Vielfalt und der Natur verwendet.
141
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Die landwirtschaftliche Erzeugung beschränkt sich auf kleine Anbauparzellen und die
Auswirkungen des Klimawandels gefährden den gesamten Sektor – insbesondere durch den
Verlust spezieller Kultursorten infolge ungünstiger klimatischer Bedingungen.
So ist es allein der ELER, aus dem die Umsetzung zumindest einiger Maßnahmen zum Erhalt
der Artenvielfalt und zum Schutz der natürlichen Ressourcen finanziert wird:
•
Ausgleichzahlungen für naturbedingte Nachteile zugunsten von Landwirten in
Berggebieten und Nicht-Berggebieten – unterstützt wird die landwirtschaftliche
Tätigkeit in Berggebieten, um der Aufgabe der Landnutzung und damit
Erosionsprozessen entgegenzuwirken.
•
Erhaltung und Sanierung des ländlichen Erbes: Ziel ist die Erweiterung der
Kenntnisse über die natürliche Umwelt als einer wesentlichen Grundlage für
Schutzpläne und die Bewirtschaftung von Arten und Lebensräumen von Natura2000-Gebieten in Ergänzung anderer Gebiete mit hohem Naturwert. Geplant sind die
Sanierung, Erhaltung und Aufwertung des natürlichen und ländlichen Erbes und
Maßnahmen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Erhaltung und
Wiederherstellung der natürlichen Umwelt.180
Auswirkungen auf Gesundheit und Fremdenverkehr
Mit dem Erhalt und Schutz von Naturgebieten werden die wichtigsten touristischen
Anziehungspunkte der Kanarischen Inseln bewahrt, womit gleichzeitig ein Beitrag zur
Erreichung der Ziele der Göteborg-Strategie geleistet wird. Die natürliche Umwelt der
Kanarischen Inseln ist eine touristische Attraktion und sorgt für eine höhere Lebensqualität
der Bevölkerung, woraus sich die Bedeutung erklärt, die ihr von der Regierung der
Kanarischen Inseln und der Öffentlichkeit beigemessen wird.181 Diese strategische
Ausrichtung ist im EFRE-Programm für den laufenden Zeitraum (2007-2013) verankert. Aus
dem EFRE werden hauptsächlich Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel gefördert.
Darunter fallen die Wasserbewirtschaftung und die Risikoprävention. Vergleichsweise hoch
fällt die Unterstützung für die Gesundheit aus, die entweder über die Förderung von
Gesundheitsinfrastrukturen oder über Dienstleistungen und Anwendungen für die Bürger (wie
elektronische Gesundheitsdienste) erfolgt.
Aus dem ELER erfolgt eine Förderung touristischer Aktivitäten mit dem Ziel, zusätzliche
Einkommensquellen für die Bevölkerung zu schaffen und die traditionelle Landschaft in den
ländlichen Gebieten wiederherzustellen.182
Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches Vorgehen
Aus dem Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums werden vorrangig die folgenden
Aspekte im Zusammenhang mit der Anpassung an den Klimawandel gefördert:
Zu den Zielen der Agrarumweltzahlungen, mit denen die nachhaltige Bewirtschaftung
landwirtschaftlicher Flächen gefördert werden soll, gehören:183
180
181
182
183
•
die Bekämpfung der Erosion sowie die Verbesserung der Struktur und der
Fruchtbarkeit landwirtschaftlich genutzter Böden;
•
die Verhütung von Naturkatastrophen und die bessere Nutzung ländlicher Gebiete;
•
der Schutz der Artenvielfalt und von Agrarlandschaften.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 332 f.
EFRE 2007, S. 139.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 320 f.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 281 f.
142
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Gefördert werden:
•
Erhaltung genetischer Ressourcen (vom Aussterben bedrohte lokale Arten, von
Erosion bedrohte Pflanzen);
•
Maßnahmen zum Schutz und zur Steigerung der Artenvielfalt;
•
Landschaftspflege
Agrargebiets.
einschließlich
des
Schutzes
historischer
Merkmale
des
Wiederaufbau des forstwirtschaftlichen Potenzials und Einführung vorbeugender Aktionen:
Mit dieser Maßnahme sollen die Folgen von Naturkatastrophen oder Bränden für Wälder
eingedämmt werden. Weitere Ziele sind die Wiederherstellung und Verbesserung der
Waldfläche auf der Inselgruppe, um den Schutz des Bodens vor Erosionsprozessen, die
Grundwasserauffüllung, die Steigerung der Artenvielfalt und die Bekämpfung der
Wüstenbildung zu fördern.184
Die Maßnahme Nichtproduktive Investitionen – nachhaltige Nutzung von Waldflächen ist in
drei
Aktionsschwerpunkte
untergliedert:
Forstwirtschaft,
Wiederherstellung
des
Wasserhaushalts
der
Wälder
und
Schutz
von
Waldlebensräumen.
Ziel
der
Forstwirtschaftsmaßnahmen ist es, die vom Menschen durch Abholzung, minderwertige
landwirtschaftliche Produktionsmethoden und überhöhte Viehbestände verursachten
Erosionsprozesse durch die Wiederherstellung von Waldökosystemen auszugleichen. Durch
die Wiederherstellung des Wasserhaushalts der Wälder sollen die Erosion gezügelt und die
verheerenden Auswirkungen von Überschwemmungen durch die Sanierung der Waldflächen
eingedämmt werden. Gleichzeitig sollen damit die Qualität und die Quantität des zum
Verbrauch verfügbaren Wassers sichergestellt werden. Durch die Beschränkung und
Abgrenzung von Waldflächen sowie die Ausarbeitung von Plänen zur Sicherung der
öffentlichen Nutzung von Wäldern sollen die Waldlebensräume geschützt werden185.
Wasserbewirtschaftung
Schwerpunkte der Förderung sind, wie oben dargelegt, die Wasserbewirtschaftung und die
Trinkwasserversorgung. Zum Schutz wertvoller Ökosysteme sind eine integrierte
Wasserbewirtschaftung und –planung der knappen Wasservorräte besonders wichtig. Dieser
Themenkreis umfasst Maßnahmen wie die Gewährleistung einer angemessenen
Wasserqualität, den effizienten Transport von Trinkwasser in die entlegensten Gebiete sowie
den Schutz der öffentlichen Wasserversorgung und der nachhaltigen Wassernutzung durch
die Förderung einer restriktiveren Preispolitik186.
Auch aus dem ELER werden Initiativen zur Wasserbewirtschaftung gefördert, so z. B. mit der
Maßnahme Verbesserung und Ausbau der Infrastruktur im Zusammenhang mit der
Entwicklung und Anpassung der Land- und Forstwirtschaft, bei der es um die Verbesserung
der Wasserbewirtschaftung, effiziente Bewässerungssysteme und die Qualität des für
Bewässerungszwecke genutzten Wassers geht187. Zu den Vorhaben gehören Investitionen in
die Bewässerungssysteme insbesondere in Bezug auf: wasserbauliche Anlagen,
Pumpanlagen,
Transportund
Verteilungssysteme,
Wasserverbrauchszähler,
Kommunikationstechnologie,
Abwasserbehandlung,
Entwässerungsnetze,
Regulierungskapazitäten, Speicherung und Überwachung von Wasser, Kontrollsysteme zur
Regulierung des Wasserverbrauchs.188
184
185
186
187
188
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 301 f.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 307 f.
EFRE 2007: 137.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 248 f.
ENRD, 2010b, S. 10.
143
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Neben der Wasserbewirtschaftung ist auch ein angemessenes Abfallbewirtschaftungssystem
ein Schlüssel zur nachhaltigen Entwicklung, da sich damit die Auswirkungen von Schadstoffen
auf die aufnehmende Umwelt, die Gesundheit des Menschen und den Klimawandel reduzieren
lassen. Daher sollen die Wiederverwendung, das Recycling und die Reduzierung von Abfall
gefördert werden.
In Bezug auf die Luftqualität wurde auf den Kanarischen Inseln ein Überwachungsnetz
aufgebaut, das auch der Unterrichtung der Bevölkerung über Luftverschmutzung gemäß der
Richtlinie 2008/50/EG dient. Beim Aufbau eines Informationssystems über den aktuellen
Stand der Luftverschmutzung können die Hauptemittenten ermittelt und weitere Maßnahmen
zur Bekämpfung der Verschmutzung ergriffen werden.189
Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Im grenzübergreifenden Programm Spaniens wird neben den oben genannten Maßnahmen
der Abbau der institutionellen, rechtlichen, technischen, geschäftlichen und finanziellen
Schwierigkeiten empfohlen, um den Ausbau und die Verbreitung von erneuerbaren Energien
und energieeffizienten Technologien zu fördern.190
Der ELER unterstützt die Erzeugung erneuerbarer Energie durch
•
Maßnahme 311: Diversifizierung hin zu nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten –
damit werden Investitionen im Zusammenhang mit dem Erwerb und der
Vermarktung alternativer Energien gefördert191. Beispiele hierfür sind der Verkauf
und die Installation alternativer Energietechnologie sowie die Verarbeitung und
Verwendung von Agrarabfällen192.
•
Maßnahme 321: Dienstleistungseinrichtungen zur Grundversorgung für die
ländliche Wirtschaft und Bevölkerung – Förderung des Baus und der Erneuerung von
kleinen Energieversorgungsanlagen (u. a. auch für erneuerbare Energie).193
•
Maßnahme 123 – Erhöhung der Wertschöpfung der land- und forstwirtschaftlichen
Erzeugnisse beinhaltet Investitionen in Energieeinsparungen, die effiziente
Energienutzung, die Nutzung erneuerbarer Energien und die Kraft-Wärme-Kopplung.
Darüber hinaus werden Investitionen gefördert, die auf die Umwandlung von landund forstwirtschaftlichem Primärmaterial in Bioenergiepflanzen und von land-, viehund forstwirtschaftlichem Abfall in Biokraftstoff ausgerichtet sind.194
Wissensgrundlage und Weiterbildung
Ein besonderer Schwerpunkt des EFRE liegt auf der Entwicklung einer wissensbasierten
Wirtschaft: Den Kanarischen Inseln werden Beihilfen für die Forschung in innovativen und
fortgeschrittenen Forschungs- und Entwicklungsprojekten u. a. in den Bereichen Biomedizin
und Gesundheit, nachhaltige Entwicklung und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen,
Artenvielfalt, erneuerbare Energie, Klimawandel und Wüstenbildung gewährt. Dazu zählt
beispielsweise der Aufbau einer Offshore-Aquakultur und einer Plattform für OzeanForschungsprojekte vor den Kanarischen Inseln.195
189
190
191
192
193
194
195
EFRE 2007, S. 138, 140.
Ministerio de Economía y Hacienda 2010, 50.
ENRD, 2010b, S. 10.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 317 f.
ENRD, 2010b, S. 13.
ENRD, 2010b, S. 13.
EFRE 2007, S. 122.
144
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Atlantikregionen Spaniens förderfähig sind ferner
Ausbildungsmaßnahmen und der Austausch von Experten auf den Gebieten Bewirtschaftung
erneuerbarer Energien, Wasserressourcen und Abfallwirtschaft.196
Aus dem Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums werden folgende Maßnahmen zur
Abschwächung des Klimawandels gefördert:
•
Maßnahme 111 – Berufsbildungs- und Informationsmaßnahmen – damit sollen die
Kenntnisse im Bereich der nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft vertieft und diese
Themen besser bekannt gemacht werden197. Es werden verschiedene Arten von
Fortbildungen gefördert, darunter Maßnahmen zur Verbreitung wissenschaftlicher
und innovativer Verfahren, die sich an die Beschäftigten im Agrar-, Lebensmittelund Forstsektor richten. Im Zuge der Maßnahmen werden Erkenntnisse über
erneuerbare Energien, Klimawandel, Wasserbewirtschaftung und Artenvielfalt
verbreitet198.
•
Maßnahme 114 – Inanspruchnahme von Beratungsdiensten: Mit dieser Maßnahmen
sollen die Landwirte zur Inanspruchnahme von Beratungsdiensten ermutigt werden,
um so die Gesamt- und Umweltleistung ihres Betriebs zu erhöhen199. Bei den
behandelten Themen werden die Umwelt- und Klimaauswirkungen sowie der
Tierschutz besonders berücksichtigt200.
•
Maßnahme 121 - Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe: Gefördert werden
Investitionen in neue Umwelttechnologien insbesondere im Zusammenhang mit der
Modernisierung von Bewässerungssystemen, dem effizienten Wasserverbrauch, der
Lagerung und Behandlung von Dung, der Wasserqualität und der Artenvielfalt201.
•
Maßnahme 214:
Agrarumweltzahlungen:
Damit
soll
die
nachhaltige
Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen gefördert werden. Zu den Zielen gehört
u. a.202: die Sensibilisierung der Bevölkerung für Umweltbelange.
Verkehr
Zur Verringerung der Isolation wird der Förderung des intermodalen Verkehrs und der
Entwicklung intelligenter Verkehrslösungen wie Straßen, auf denen Busse Vorrang haben,
automatischen Fahrzeugleitsystemen und der Bereitstellung von Echtzeitinformationen hohe
Priorität eingeräumt.203
Als letzte aus dem ELER finanzierte Abschwächungsmaßnahme ist Maßnahme 223:
Erstaufforstung nichtlandwirtschaftlicher Flächen zu nennen. Damit soll die Waldfläche der
Inselgruppe vergrößert werden, um so den Boden vor Erosionsprozessen zu schützen, die
CO2-Bindung zu verbessern und die Wüstenbildung zu bekämpfen.204
Azoren
Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Ganz allgemein sind die Azoren wahrscheinlich die Region in äußerster Randlage, die mit
ihren regionalpolitischen Maßnahmen am wenigsten gegen den Klimawandel unternimmt. Nur
196
197
198
199
200
201
202
203
204
Ministerio de Economía y Hacienda, 2010, S. 61.
ENRD, 2010b, S. 8.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 307 f.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 224 f.
ENRD, 2010b, S. 8.
ENRD, 2010b, S. 10.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 281 f.
EFRE 2007, S. 168.
PLE Kanarische Inseln, 2010, S. 296 f.
145
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
ca. 1,5 % des EFRE-Gesamthaushalts werden im laufenden Programmplanungszeitraum für
den Naturschutz, die Förderung des natürlichen Reichtums und den Schutz und die
Bewirtschaftung des Naturerbes aufgewendet. Diese fehlende Förderung birgt die Gefahr,
dass die Anpassungsfähigkeit des Ökosystems mittelfristig sinkt.
Wie bereits festgestellt, ist Milch das wichtigste Agrarprodukt der Azoren. Daraus erklärt sich
die relative hohe Förderung aus der Säule 1 der GAP. Die Tendenz zur Umwandlung von
Naturräumen in Rinder-Weideflächen und damit zur Erhöhung des Viehbestands führt zu
einem beträchtlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen (in Form von Methan-Emissionen).
Aus Säule 2 der GAP werden nur in begrenztem Maße Gegenmaßnahmen finanziert:
•
Maßnahme 212: Ausgleichszahlungen für Gebiete mit naturbedingten Nachteilen,
die nicht Berggebiete sind – damit wird zur dauerhaften Nutzung landwirtschaftlicher
Flächen in Gebieten beigetragen, die in Bezug auf die natürlichen Ressourcen
benachteiligt sind, um so den ländlichen Lebensraum zu erhalten und nachhaltige
Bewirtschaftungsformen zu bewahren bzw. auszudehnen.205
•
Maßnahme 323: Erhaltung und Aufwertung des ländlichen Erbes - Ziel dieser
Maßnahme ist die Förderung der Erhaltung, Wiederherstellung und Verbesserung des
ländlichen, natürlichen und kulturellen Erbes der Azoren.206
Auswirkungen auf Küsten- und Meeresökosysteme und die Fischerei (Zuwanderung
tropischer Fische)
In letzter Zeit sind mehrere tropische Fischarten in den Gewässern rund um die Azoren
beobachtet worden. Der Zwerghai (Squaliolus laticaudus) wurde erstmals im Jahr 1998
entdeckt207 und die Kleine Gabelschwanzmakrele (Seriola fasciata) im Jahr 2006208. Eine
Erklärung für ihr dortiges Auftauchen könnte in der räumlichen Verteilung dieser Arten infolge
der Wassererwärmung liegen. Auch die Ansiedlung und Ausbreitung der Grünalge Caulerpa
webbiana, einer unlängst in den azorischen Gewässern entdeckten invasiven Spezies, könnte
durch die steigenden Wassertemperaturen erleichtert worden sein209. Ebenso ist bereits die
Abwanderung von Fischarten in europäische Gewässer beobachtet worden. In einer vor
kurzem erstellten Studie wurde die räumliche Verteilung mehrerer Fischarten in der Nordsee
zwischen 1977 und 2001 analysiert. Von den 36 untersuchten Arten sind 15 Arten wie die
Seezunge (Solea solea) und der Dorsch (Gadus morhua) in Reaktion auf die Erwärmung des
Wassers um durchschnittlich 1,5 °C weiter nordwärts gewandert.210 Einige Arten sind in
weniger als 20 Jahren bis zu 1 000 Kilometer weiter nordwärts gezogen211. Indem sie an die
Stelle heimischer Arten treten, können zuwandernde Arten zu gewaltigen Ungleichgewichten
im Ökosystem führen.
Obwohl die Fischerei eine unverzichtbare Einnahmequelle auf den Azoren ist und ansonsten
reichlich Unterstützung aus dem EFF erfährt, bietet dieser keine Maßnahmen zur Bekämpfung
des Klimawandels.
Auswirkungen auf den Fremdenverkehr
Der Fremdenverkehrssektor ist in den vergangenen zehn Jahren angewachsen und zu einer
erheblichen Quelle klimawandelrelevanter Emissionen geworden. Die aus dem EFRE
finanzierten Gegenmaßnahmen, bei denen es um die Wasserbehandlung und
205
206
207
208
209
210
211
PLE Azoren, 2007, S. 271 f.
PLE Azoren, 2007, S. 372.
Silva, 1998.
Silva, 1998; Machado, 2006.
Cardigos et al., 2006.
Perry, 2005.
Quéro, 1998.
146
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
-bewirtschaftung (Trinkwasser) sowie die Abfallbehandlung geht, dienen in erster Linie der
Anpassung. In gewissem Maße wurden auch Gesundheitsthemen in Angriff genommen
(Gesundheitsinfrastruktur und Dienstleistungen/Anwendungen für Bürger), doch liegen die
Aufwendungen hierfür weit unter denen anderer Regionen in äußerster Randlage.
Der ELER dient der Förderung touristischer Aktivitäten – d. h. der Entwicklung touristischer
Initiativen und sonstiger Erholungs- und Freizeitaktivitäten in Verbindung mit der
Verbesserung der ökologischen Komponenten und der Erhöhung der Nachhaltigkeit.212
Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches Vorgehen
Wie bereits dargelegt, liegt der Schwerpunkt der regionalpolitischen Förderung zur
Bekämpfung des Klimawandels auf den Azoren auf Anpassungsmaßnahmen. So werden
Infrastrukturprojekte in den Bereichen Häfen sowie Wasser- und Abfallbehandlung finanziert.
Aus dem ELER werden ähnliche Aktivitäten gefördert:
•
–
–
212
213
Maßnahme 125: Verbesserung und Ausbau der Infrastruktur – dazu gehören
Projekte und Maßnahmen, die nicht nur mit der Bewässerung in Verbindung stehen,
sondern auch auf die angemessene Bewirtschaftung der Wasserressourcen
entsprechend den Besonderheiten der Territorien ausgerichtet sind. Ziel der
Maßnahme sind der Aufbau und die Aufwertung kollektiv bewässerter
Parzellensysteme. Unter diese Maßnahme fallen ausschließlich kollektive Initiativen,
sowohl öffentlicher wie auch privater Natur, wobei u. a. folgende Hauptanliegen
verfolgt werden:
Förderung
der
Verfügbarkeit
von
Wasser,
um
Unregelmäßigkeiten
der
Niederschlagsverteilung innerhalb eines Jahres bzw. mehrerer Jahre begegnen zu
können, indem die Anzahl der entsprechend ausgestatteten Gebiete erhöht wird;
dadurch werden die Wassernutzung verbessert und Einsparungen bei gleichzeitiger
Verringerung der Entnahmebelastung erzielt werden, sodass die Nutzungseffizienz
und der Schutz der Naturschätze und Landschaften sowie der Erhalt bzw. die Erholung
von Wasserläufen auf umfassende und integrierte Weise sichergestellt werden;
Förderung des Baus von Bewässerungsanlagen, einschließlich nachgelagerter
Bewässerungsnetze im Zusammenhang mit dem Mehrzweckprojekt Alqueva als
Schlüsselinstrument
für
die
Entwicklung
und
Wettbewerbsfähigkeit
der
portugiesischen Landwirtschaft, insbesondere ihrer strategischen Verknüpfungen,
unter Berücksichtigung umweltspezifischer Aspekte und der Notwendigkeit, die
angemessene und nachhaltige Nutzung des Wassers, der Infrastruktur und des
Bodens
zu
gewährleisten,
sowie
unter
genauester
Umsetzung
der
Wasserrahmenrichtlinie;
–
Erhöhung der Effizienz der bestehenden Bewässerungssysteme und Verbesserung
ihrer Bewirtschaftung mit dem vorrangigen Ziel ihrer Modernisierung;
–
bauliche Änderungen an Bewässerungsdämmen zur Durchsetzung der neuen
Sicherheitsstandards;
–
Leistung eines Beitrags zur Ökoeffizienz und zur Verringerung der Verschmutzung
durch Förderung der ökologischen Aufwertung;
–
Leistung eines Beitrags zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von
landwirtschaftlichen Betrieben und zum Aufbau strategischer Verkettungen213.
PLE Azoren, 2009, S. 360.
ENRD, 2010c, S. 8.
147
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
•
Maßnahme 126 – Schaffung der Rahmenbedingungen für die Aufrechterhaltung von
durch schwere Naturkatastrophen beeinträchtigten Produktionsbedingungen durch
Investitionen zur Wiedereinsetzung bzw. Aufstockung gebundenen Kapitals,
einschließlich Anpflanzungen in den landwirtschaftlichen Betrieben, Gewächshäusern
und Infrastrukturen. Dies gilt auch für die Lage im Gefolge von Unglücken oder
Katastrophen, insbesondere wenn sie durch das Klima (Klimaänderungen) oder
Brände ausgelöst wurden.214
• Maßnahme 214 – Agrarumweltzahlungen – darunter fallen:215

–
Schutz der Artenvielfalt und der Landschaft (Erhaltung der Gehege und der
Lavasteineinfassungen der Weinberge, Erhaltung von Hecken zum Schutz von
Obstkulturen sowie Aroma- und Arzneipflanzen, Bewahrung traditioneller
Obstgärten, Schutz der einheimischen Rinderrasse „Ramo Grande“)
–
Zahlungen im Rahmen von Natura 2000 für landwirtschaftlich genutzte Flächen.
Maßnahmen 224, 225, 226 und 227 dienen der steigenden Nachfrage nach
Umweltleistungen und ermutigen die Inhaber von Waldflächen, freiwillig verbindliche
Standards einzuhalten, die folgenden Zwecken dienen:
–
Artenvielfalt;
–
Erhalt hochwertiger Waldökosysteme;
–
Stärkung der Schutzfunktion von Wäldern gegen Bodenerosion;
–
Erhaltung der Wasserressourcen und der Wasserqualität und
–
Schutz vor Naturgefahren.
Mit Zahlungen im Rahmen von Natura 2000 werden Maßnahmen zur Förderung der
Vielfalt vorhandener Waldtier- und –pflanzenarten, der nachhaltigen Nutzung von
Forstflächen und zur Verminderung der von invasiven Pflanzen ausgehenden Risiken
unterstützt.216
Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Energie
Die wichtigsten Initiativen zur Abschwächung des Klimawandels, die im Rahmen der GAP
aktiv unterstützt werden, sind die Erzeugung erneuerbarer Energie und die Nutzung von
Erdwärme.
Aus dem ELER wird Unterstützung für den Kapazitätsaufbau und für nachhaltige Methoden
der landwirtschaftlichen Produktion gewährt, um so den Klimawandel einzudämmen:
214
215
216
217
•
Maßnahme 114 – Inanspruchnahme von Beratungsdiensten
Nachhaltigkeit von Land- und Forstwirtschaft bei.217
•
Maßnahme 121 unterstützt Vorhaben zur Anpassung und zum Erwerb spezieller
Ausrüstung für die Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energie, insbesondere zur
Erhöhung des wirtschaftlichen Werts von Nebenerzeugnissen und Abfällen aus der
Land- und Forstwirtschaft (z. B. Biogas). In diesem Zusammenhang könnten
Energiepflanzen, auch wenn sie nicht direkt erwähnt werden, durch allgemeine
ENRD, 2010c, S. 8.
PLE Azoren, 2007, S. 279 f.
PLE Azoren, 2007, S. 338 f.
PLE Azoren, 2007, S. 193.
148
-
trägt
zur
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
•
Weitere Aktivitäten wie die Erschließung der Nutzung von Biomasse (z. B
Bioprodukte) könnten mit den Maßnahmen 123 und 124 gefördert werden, bei
denen es um die Entwicklung neuer Produkte, Technologien und Verfahren geht.
Maßnahme 123 hat besonderen Bezug zum Bereich Biomasse, da sie Unterstützung
für die Gewinnung, Verarbeitung und Vermarktung von holzigem Material vorsieht,
insbesondere durch die Förderung von Investitionen in Pflanzen, die für diese Arten
von Rohstoffen besonders geeignet sind.219
•
Maßnahme 214 – Agrarumweltzahlungen
Abschwächung des Klimawandels.220
•
Nachhaltige Erzeugung (ökologischer Landbau, extensive Viehhaltung, Schutz von
Tümpeln)
•
Maßnahmen 221, 222 und 223 zielen auf die Förderung der Aufforstung
stillgelegter Agrarflächen und nicht landwirtschaftlich genutzter Flächen mit
ökologisch gut angepassten Baumarten ab. Darüber hinaus werden Verknüpfungen
zwischen Agrarproduktion und/oder Viehhaltung und forstwirtschaftlicher Produktion
durch die Einführung extensiver Waldstrukturen gefördert, die zu den gemeinsamen
Zielen des Umweltschutzes, der Erhöhung der Artenvielfalt, der Verhütung von
Naturkatastrophen und der Bekämpfung des Klimawandels beitragen.221
•
Maßnahmen 311 und 312 - Diversifizierung hin zu nichtlandwirtschaftlichen
Tätigkeiten
und
Unterstützung
der
Gründung
und
Entwicklung
von
Kleinstunternehmen – gefördert werden Investitionen in die Erzeugung erneuerbarer
Energien sowie die Finanzierung von Unternehmensgründungen in diesem Bereich.222
–
enthält
eine
Maßnahme
zur
Madeira
Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Aus dem ELER erfolgen vorrangig Ausgleichszahlungen für die Landwirtschaft in
benachteiligten Gebieten und nur zu einem geringen Teil für die Erhaltung des ländlichen
Erbes:
218
219
220
221
222
223
224
•
Maßnahme 211 – Ausgleichszahlungen für naturbedingte Nachteile zugunsten von
Landwirten in Berggebieten – Hauptziele dieser Maßnahme sind die Schaffung der
Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Tätigkeit als der
Grundlage für die sozioökonomische Lebensfähigkeit ländlicher Gemeinschaften und
der Erhalt der Hauptmerkmale der Region. Die Maßnahme soll auf den Inseln
Madeira und Porto Santo umgesetzt werden.223
•
Maßnahme 212: Ausgleichszahlungen für naturbedingte Nachteile in Gebieten, die
nicht Berggebiete sind – damit werden landwirtschaftliche Tätigkeiten in anderen
ländlichen Gebieten gefördert.224
•
Maßnahme 323: Erhaltung und Aufwertung des ländlichen Erbes – Ziel dieser
Maßnahme ist die Unterstützung von Aktivitäten zur Förderung des ländlichen
ENRD, 2010c, S. 12.
ENRD, 2010c, S. 12.
PLE Azoren, 2007, S. 279 f.
PLE Azoren, 2007, S. 331 f.
ENRD, 2010c, S. 12.
PLE Madeira, 2009, S. 191 f.
PLE Madeira, 2009, S. 191.
149
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Erbes225. Innerhalb dieser Maßnahme wurden keine Anträge oder Zahlungen
genehmigt.226
Auswirkungen auf Gesundheit und Fremdenverkehr
Die Regionalpolitik Madeiras ist in vielerlei Weise mit dem Fremdenverkehr befasst, wobei es
jedoch fast ausschließlich um die Verbesserung der Infrastruktur und den Ausbau der
Tourismustätigkeiten geht (was wiederum klimawandelrelevante Emissionen beträchtlich
erhöht).Die wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels im Bereich des
Fremdenverkehrs, mit denen auch ein Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel geleistet
wird, bestehen in Verbesserungen der Wasser- und Abfallbehandlung.
Lediglich 2 % des EFRE-Haushalts werden für die Gesundheitsinfrastruktur und öffentliche
Dienstleistungen (wie elektronische Gesundheitsdienste) aufgewendet.
Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches Vorgehen
Wie oben dargelegt, wurde in Madeira ein Bündel regionalpolitischer Maßnahmen zur
Anpassung an den Klimawandel eingeleitet, das von der Wasserversorgung, über die
Wasserbehandlung und die Abfallbewirtschaftung bis zur Verbesserung der HafenInfrastruktur reicht.
Auch der ELER bietet kleinere Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur und/oder zur
Stärkung der Anpassungsfähigkeit der landwirtschaftlichen Produktion an den Klimawandel.
•
–
–
Maßnahme 125: Verbesserung und Ausbau der Infrastruktur – dazu gehören
Projekte und Maßnahmen, die nicht nur mit der Bewässerung in Verbindung stehen,
sondern auch auf die angemessene Bewirtschaftung der Wasserressourcen
entsprechend den Besonderheiten der Territorien ausgerichtet sind. Ziel der
Maßnahme sind der Aufbau und die Aufwertung kollektiv bewässerter
Parzellensysteme. Unter diese Maßnahme fallen ausschließlich kollektive Initiativen,
sowohl öffentlicher wie auch privater Natur, wobei u. a. folgende Hauptanliegen
verfolgt werden:
Förderung
der
Verfügbarkeit
von
Wasser,
um
Unregelmäßigkeiten
der
Niederschlagsverteilung innerhalb eines Jahres bzw. mehrerer Jahre begegnen zu
können, indem die Anzahl der entsprechend ausgestatteten Gebiete erhöht wird;
dadurch werden die Wassernutzung verbessert und Einsparungen bei gleichzeitiger
Verringerung der Entnahmebelastung erzielt werden, sodass die Nutzungseffizienz
und der Schutz der Naturschätze und Landschaften sowie der Erhalt bzw. die Erholung
von Wasserläufen auf umfassende und integrierte Weise sichergestellt werden;
Förderung des Baus von Bewässerungsanlagen, einschließlich nachgelagerter
Bewässerungsnetze im Zusammenhang mit dem Mehrzweckprojekt Alqueva als
Schlüsselinstrument
für
die
Entwicklung
und
Wettbewerbsfähigkeit
der
portugiesischen Landwirtschaft, insbesondere ihrer strategischen Verknüpfungen,
unter Berücksichtigung umweltspezifischer Aspekte und der Notwendigkeit, die
angemessene und nachhaltige Nutzung des Wassers, der Infrastruktur und des
Bodens
zu
gewährleisten,
sowie
unter
genauester
Umsetzung
der
Wasserrahmenrichtlinie;
–
225
226
Erhöhung der Effizienz der bestehenden Bewässerungssysteme und Verbesserung
ihrer Bewirtschaftung mit dem vorrangigen Ziel ihrer Modernisierung;
PLE Madeira, 2009, S. 243.
GPP, 2010, S. 21.
150
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
–
bauliche Änderungen an Bewässerungsdämmen zur Durchsetzung der neuen
Sicherheitsstandards;
–
Leistung eines Beitrags zur Ökoeffizienz und zur Verringerung der Verschmutzung
durch Förderung der ökologischen Aufwertung;
–
Leistung eines Beitrags zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von
landwirtschaftlichen Betrieben und zum Aufbau strategischer Verkettungen.227
•
Maßnahme 126 – Schaffung der Rahmenbedingungen für die Aufrechterhaltung von
durch schwere Naturkatastrophen beeinträchtigten Produktionsbedingungen durch
Investitionen zur Wiedereinsetzung bzw. Aufstockung gebundenen Kapitals,
einschließlich Anpflanzungen in den landwirtschaftlichen Betrieben, Gewächshäusern
und Infrastrukturen. Dies gilt auch für die Lage im Gefolge von Unglücken oder
Katastrophen, insbesondere wenn sie durch das Klima (Klimaänderungen) oder
Brände ausgelöst wurden.228
•
Maßnahme 226 – Wiederaufbau des forstwirtschaftlichen Potenzials und Einführung
vorbeugender Maßnahmen: Mit dieser Maßnahme soll die Wiederherstellung des
Produktionspotenzials von durch Brände oder andere natürliche Ursachen
geschädigten Waldflächen gefördert werden. Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung
und Anpassung der Infrastruktur von Waldgebieten im Einklang mit der notwendigen
Zugänglichkeit für Schutzmaßnahmen gegen Waldbrände.229
•
Maßnahme 227
–
Nichtproduktive
Investitionen
–
damit
sollen
die
Umweltfunktionen von Wäldern gestärkt werden (Schutz von Boden und
Wasserressourcen, Artenvielfalt usw.) Darunter fallen auch Maßnahmen zur
Förderung der sozialen Funktionen von Wäldern.
Möglichkeiten der Abschwächung der Folgen und praktisches Vorgehen
(Energieunabhängigkeit)
Wie oben dargelegt leistet die Regionalpolitik in Madeira nur einen begrenzten Beitrag zur
Abschwächung des Klimawandels. Allerdings werden im Rahmen des EFRE verschiedene
Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energiequellen und nachhaltiger Verkehrssysteme
durchgeführt.
Die Unterstützung aus dem ELER hat einen geringen Umfang und erstreckt sich auf den
Kapazitätsausbau (Schulung und Beratungsdienste), Agrarumweltmaßnahmen, Aufforstung
und Diversifizierung landwirtschaftlicher Tätigkeiten (erneuerbare Energie):
• Schulungsund
Informationsmaßnahmen
(Maßnahme 111)
könnten
ein
entscheidendes Instrument zur Verbesserung der spezifischen Qualifikationen der in
der Land-, Ernährungs- und Forstwirtschaft tätigen Personen sein; so könnten ihre
betriebswirtschaftlichen und fachlichen Kenntnisse ausgebaut werden und sie
würden insbesondere auf die Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels
vorbereitet werden. Beispiele hierfür sind die laufenden Schulungen für
Junglandwirte oder die Schulungen im Rahmen integrierter Projekte. Unter
Maßnahme 111
fallen
auch
Tätigkeiten
im
Zusammenhang
mit
der
Unternehmensmodernisierung und dem Kapazitätsaufbau, spezielle Schulungen und
thematische Netzwerke für Informations- und Verbreitungszwecke sowie
Zielsetzungen wie:
227
228
229
230
ENRD, 2010c, S. 8.
ENRD, 2010c, S. 8.
PLE Madeira, 2009, S. 226 f.
RDP Madeira, 2009, p. 232 f.
151
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
–
Förderung der Entwicklung einer hohen Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere durch
Einführung von Innovationen;
–
Erhaltung und Verbesserung der Umwelt unter Einhaltung von Umwelt- und
Sicherheitsstandards;
–
Leistung eines Beitrags zur Verbesserung der spezifischen Fähigkeiten von in der
Land-, Ernährungs- und Forstwirtschaft tätigen Personen durch den Ausbau ihrer
betriebswirtschaftlichen und fachlichen Kenntnisse;
–
Förderung des Entstehens von Netzwerken zu Informationsverarbeitungs- und
Verbreitungszwecken, die dazu dienen, das verfügbare fachliche und
wissenschaftliche Wissen zu strukturieren, um so die Weitergabe an Personen mit
entsprechendem Informationsbedarf zu optimieren.231
•
Maßnahme 114 – Inanspruchnahme von Beratungsdiensten: Mit dieser Maßnahmen
sollen die Landwirte zur Inanspruchnahme von Beratungsdiensten ermutigt werden,
um ihre Kenntnisse über gute landwirtschaftliche und ökologische Praxis in
Übereinstimmung mit den Normen für die öffentliche Gesundheit (Tier- und
Pflanzengesundheit) und für die Sicherheit am Arbeitsplatz sowie den Umweltnormen
zu verbessern.232
•
Maßnahme 121 unterstützt Vorhaben zur Anpassung und zum Erwerb spezieller
Ausrüstung für die Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energie, insbesondere zur
Erhöhung des wirtschaftlichen Werts von Nebenerzeugnissen und Abfällen aus der
Land- und Forstwirtschaft (z. B. Biogas). In diesem Zusammenhang könnten
Energiepflanzen, auch wenn sie nicht direkt erwähnt werden, durch allgemeine
Programme für Mehrjahreskulturen gefördert werden. Mit dieser Maßnahme werden
zudem wichtige Aktivitäten zur Abschwächung des Klimawandels unterstützt.233
•
Weitere Aktivitäten wie die Erschließung der Nutzung von Biomasse (z. B
Bioprodukte) könnten mit den Maßnahmen 123 und 124 gefördert werden, bei
denen es um die Entwicklung neuer Produkte, Technologien und Verfahren geht.
Maßnahme 123 hat besonderen Bezug zum Bereich Biomasse, da sie Unterstützung
für die Gewinnung, Verarbeitung und Vermarktung von holzigem Material vorsieht,
insbesondere durch die Förderung von Investitionen in Pflanzen, die für diese Arten
von Rohstoffen besonders geeignet sind.234
• Maßnahme 214 – Agrarumweltzahlungen – dem Programm für die ländliche
Entwicklung von 2009 zufolge fallen darunter die folgenden beiden Aktionen:235
–
Ökologischer Landbau: Ziele sind die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und die
Verringerung potenziell auslaugbarer Nährstoffe.
–
Erhalt
von
Erdwällen:
Terrassenlandschaften
Schutz
traditioneller
Befestigungsformen
von
Weitere Ziele der im PLE von Madeira enthaltenen Aktionen sind:
•
231
232
233
234
235
Förderung von Betriebsführungs- und Agrarproduktionspraktiken, die auf
Verpflichtungen basieren, mit denen zum Schutz und zur Verbesserung der Umwelt,
der Landschaft, der natürlichen Ressourcen und des Bodens beigetragen werden soll,
ENRD, 2010c, S. 7 f.
PLE Madeira, 2009, S. 125 f.
ENRD, 2010c, S. 12.
ENRD, 2010c, S. 12.
PLE Madeira, 2009, S.196 f.
152
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
und die über die Grundanforderungen für einen „guten landwirtschaftlichen und
ökologischen Zustand“ hinausgehen;
•
Förderung des Erhalts und der Erhöhung der tier- und pflanzengenetischen Vielfalt;
•
Leistung eines Beitrags zur Erzeugung zertifizierter Qualitätsprodukte.
•
Maßnahme 221: Erstaufforstung landwirtschaftlicher Flächen: Mit dieser Maßnahme
soll die Entwicklung der Forstwirtschaft auf zuvor landwirtschaftlich genutzten
Flächen gefördert werden, um die Umweltschutzfunktion des Waldes zu verstärken,
die Erosion zu bremsen und die Landschaft zu erhalten und zu verbessern. Innerhalb
dieser Maßnahme werden auch Aktionen unterstützt, mit denen ein Beitrag zu einer
angemesseneren Waldbewirtschaftung und zur Reduzierung von Brandgefahren
geleistet wird.236
•
Maßnahme 223: Erstaufforstung nichtlandwirtschaftlicher Flächen: Mit dieser
Maßnahme soll die Entwicklung der Forstwirtschaft auf zuvor nicht landwirtschaftlich
genutzten Flächen gefördert werden, um die Umweltschutzfunktion des Waldes zu
verstärken, die Erosion zu bremsen und die Landschaft zu erhalten und zu
verbessern. Innerhalb dieser Maßnahme werden auch Aktionen unterstützt, mit
denen ein Beitrag zu einer angemesseneren Waldbewirtschaftung und zur
Reduzierung von Brandgefahren geleistet wird.237
•
Maßnahmen 311 und 312 - Diversifizierung hin zu nichtlandwirtschaftlichen
Tätigkeiten
und
Unterstützung
der
Gründung
und
Entwicklung
von
Kleinstunternehmen – gefördert werden Investitionen in die Erzeugung erneuerbarer
Energien sowie die Finanzierung von Unternehmensgründungen in diesem Bereich238.
Französisch-Guayana
Auswirkungen auf Landökosysteme und die Landwirtschaft
Die EU-Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels, bei denen es um die Artenvielfalt
und den Schutz der natürlichen Ressourcen geht, beschränken sich auf den ELER:
•
Maßnahme 211: Ausgleichszahlungen für naturbedingte Nachteile zugunsten von
Landwirten in Berggebieten – Diese Maßnahme wurde nicht gewählt, da es keine
Berggebiete in den landwirtschaftlich genutzten Regionen Guayanas gibt.239
•
Maßnahme 212: Ausgleichszahlungen für naturbedingte Nachteile in Gebieten, die
nicht Berggebiete sind. Angestrebt wird der Ausgleich struktureller Probleme im
Zusammenhang mit dem Klima und kargen Böden.240
Es ist recht bedenklich, dass aus dem EFRE nur sehr geringe Mittel zur Förderung des
Naturschutzes und/oder zum Schutz von Naturschätzen und damit zur Erhöhung der
Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme an den Klimawandel aufgewendet werden.
Auswirkungen auf Fremdenverkehr und Gesundheit
Das EFRE-Programm Guayanas enthält einige Initiativen zur „Entwicklung von Potenzialen für
hohe Wertschöpfung und Innovation“: Zur Bekämpfung (erneut) aufflammender tropischer
Krankheiten (wie z. B. Dengue-Fieber, Malaria und durch Arboviren übertragene Krankheiten)
müssen
eine
wissensbasierte
Wirtschaft
ausgebaut
und
die
Forschung
im
236
237
238
239
240
PLE Madeira, 2009, S. 212 f.
PLE Madeira, 2009, S. 218 f.
ENRD, 2010c, S. 12.
PLE Guyana, 2010, S. 118.
Siehe auch für den folgenden Abschnitt: PLE Guyana, 2010, S. 190 ff.
153
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Biotechnologiebereich
gefördert
werden.
Die
Maßnahmen
umfassen
die
Gesundheitsüberwachung, die Forschung zur Lokalisierung und Verfolgung des Ausbruchs
tropischer Krankheiten sowie auch die Einrichtung von Laboratorien und Kliniken, die in den
Fachbereichen Virologie, Immunologie und Epidemiologie tätig sind.
Da Guayana kein hoch entwickeltes Fremdenverkehrsziel darstellt, werden diese Initiativen
nur in geringem Maße gefördert – gleiches gilt für Maßnahmen zur Bekämpfung des
Klimawandels im Fremdenverkehrsbereich.
Notwendigkeit und Möglichkeit der Anpassung sowie praktisches Vorgehen
Der Großteil der Mittel für die Bekämpfung des Klimawandels fließt in Aktivitäten zur
Anpassung
an
den
Klimawandel
(Naturschutz,
Wasserversorgung,
ökologische
Produktionsverfahren):
•
ACHSE 1: Entwicklung von Potenzialen für hohe Wertschöpfung und Innovation
Eine Priorität ist die Entwicklung von Technologien, mit denen die Folgen von
Materialkorrosion und -zersetzung aufgrund der Einwirkung von Feuchtigkeit, Hitze,
Sonne und Meeresluft verringert werden sollen. Damit liegt die Priorität auf der
Wissenserlangung sowie dem Erhalt und der Nutzung (z. B. Verwendung natürlicher
Inhaltsstoffe für pharmazeutische Erzeugnisse) der hohen Artenvielfalt Guayanas.
•
ACHSE 6: Gewährleistung einer nachhaltigen Entwicklung in einem einzigartigen
ökologischen Kontext
Das Wirtschaftspotenzial Guayanas muss verbessert werden, ohne die Qualität seiner
Umwelt zu beeinträchtigen. Vor diesem Hintergrund wurden der Regionale Naturpark
von Guayana (PNRG) und der Amazonaspark von Guayana (PAG) eingerichtet, um die
Umwelt zu schützen und gleichzeitig die Entwicklung örtlicher Wirtschaftstätigkeiten
zu fördern.
Soll Guayana als Reiseland bekannt gemacht werden, in dem nachhaltige Entwicklung
mit hoher Qualität praktiziert wird, müssen die natürlichen Ressourcen
umweltfreundlich genutzt werden, z. B. unter Einsatz ökologisch einwandfreier
Abbautechniken bei der Goldgewinnung. Dies sollte durch die Anwendung von
Qualitätsmanagement- und Zertifizierungssystemen gewährleistet werden.
Die Konzepte des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung sollten ganz
allgemein, insbesondere jedoch im Bausektor berücksichtigt werden und sowohl in die
Umsetzung der Agenda 21 als auch in das Umweltmanagement durch kollektive
Organisationen einbezogen werden.
•
ACHSE 8: Verbesserung der Lebensumwelt
Bei der Trinkwasserversorgung bemühen sich die zuständigen Behörden und die
Wasserversorgungsgesellschaft Guayanas darum, die Verluste im Leitungssystem zu
reduzieren und Grundwasserressourcen zu nutzen. Hauptschwerpunkte neben der
Versorgung sind die Verbesserung der Wasserverteilung und der Qualität des
verteilten Wasser. Darüber hinaus stehen die Behandlung des Abwassers und die
Modernisierung der Kläranlagen im Mittelpunkt der Abwasserrichtlinie.
Die Mittel des ELER werden hauptsächlich für die Verbesserung der Infrastruktur sowie für die
Wiederherstellung und den Schutz von Ökosystemen eingesetzt:
•
Maßnahme 125: Verbesserung und Ausbau der Infrastruktur im Zusammenhang
mit der Entwicklung und Anpassung der Land- und Forstwirtschaft: Bei Vorhaben A
geht es um die Verbesserung der Wasserbewirtschaftung und die Steuerung des
Bewuchses auf dem Polder durch die Abflachung des Geländes. Vorhaben B
154
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
beschäftigt sich mit der Bewirtschaftung und Vergabe von landwirtschaftlichen
Flächen.241
• Maßnahme 214: Agrarumweltzahlungen242
Vorhaben F: Erhalt von Landschaften mit hohem Potenzial in Bezug auf die
Artenvielfalt. (Teilaspekte: Anpflanzung und Erhalt von Heckenlandschaften, Schutz
von Auenwäldern und Hainen sowie Wiederherstellung und Erhalt von Teichen und
Wasserstellen)
Vorhaben H: Erhaltung bedrohter Arten
•
Maßnahme 216 – Nichtproduktive Investitionen. Investitionsmaßnahmen in
Verbindung mit MAE (Agrarumweltzahlungen) zum Schutz von Wasserressourcen,
der Artenvielfalt und von Landschaften. Sie sind an die Umsetzung von
Verpflichtungen entsprechend der Maßnahme 214 gekoppelt243.
•
Maßnahme 226 – Wiederaufbau des forstwirtschaftlichen Potenzials und Einführung
vorbeugender Maßnahmen: Diese Maßnahme wurde in Guayana nicht umgesetzt244.
•
Maßnahme 227 – Nichtproduktive Investitionen – Erhaltung von Waldflächen:
Gegenstand ist die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder Guayanas. Mit dieser
Maßnahme werden verschiedene Ziele verfolgt, u. a. die Ermittlung von aufgrund
ihres Naturreichtums schutzwürdigen Gebieten, die nachhaltige Entwicklung der
Waldressourcen und die Waldzertifizierung sowie die Fortsetzung der Begutachtung
und Untersuchung von Wäldern in Guayana245.
Möglichkeiten
der
Abschwächung
(Energieunabhängigkeit)
der
Folgen
und
praktisches
Vorgehen
EFRE-Mittel werden hauptsächlich für die Unterstützung im Bereich Wissensaufbau und
Innovation zur Verbesserung der Energieinfrastruktur (erneuerbare Energie) eingesetzt:
• ACHSE 1: Entwicklung von Potenzialen für hohe Wertschöpfung und Innovation
Innerhalb dieser Achse sollen fünf Schlüsseltechnologien darunter die Entwicklung
erneuerbarer Energieträger (insbesondere Fotovoltaik, Windenergie, Biomasse,
Wasserkraft) gefördert werden.
• ACHSE 6: Gewährleistung einer nachhaltigen Entwicklung in einem einzigartigen
ökologischen Kontext
Abgesehen davon, dass sich das Landesgebiet gut für die Nutzung alternativer
Energiequellen eignet, müssen auch ausreichende Energieressourcen zur Verfügung
stehen, um dem steigenden Bedarf einer wachsenden Bevölkerung zu decken.
Dadurch bietet sich die Möglichkeit, abgelegene Landesteile an das Energienetz
anzubinden, wofür sich z. B. Solaranlagen sowie Wasserkraftanlagen im Süden
Guayanas anböten, und gleichzeitig die Energieabhängigkeit zu verringern.
Darüber hinaus ist Guayana bestrebt, Abfälle, industrielle Nebenerzeugnisse und
Beifänge zu verwerten und dadurch Arbeitsplätze und Wohlstand zu schaffen.
• ACHSE 8: Verbesserung der Lebensumwelt
241
242
243
244
245
PLE
PLE
PLE
PLE
PLE
Guyana,
Guyana,
Guyana,
Guyana,
Guyana,
2010,
2010,
2010,
2010,
2010,
S.
S.
S.
S.
S.
171 f.
194 f.
205.
118.
210 f.
155
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
Im Bereich der Abfallverwertung ist die Entsorgung durch Biogasanlagen im Gespräch.
Als potenzielle Quellen bieten sich z. B. der Schlamm von Kläranlagen, industrielles
oder landwirtschaftliches Biogas oder Biogas von Deponien an.
Mit Mitteln des ELER werden der Kapazitätsaufbau und nachhaltige Verfahren in Land- und
Forstwirtschaft sowie die Erzeugung erneuerbarer Energie gefördert:
•
246
247
248
249
250
Maßnahme 111 – Berufsbildungs- und Informationsmaßnahmen – damit sollen die
Kenntnisse im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft vertieft und diese Themen
besser bekannt gemacht werden.246 Vorhaben A dient dazu, Landwirte (insbesondere
solche, die Einbußen zu verzeichnen haben) dabei zu unterstützen, ein höheres
Entwicklungsniveau zu erreichen, indem sie die Konzepte der nachhaltigen
Entwicklung einbeziehen und Umweltaspekte berücksichtigen.
–
Vorhaben B dient der Förderung und Ermutigung von Landwirten zur freiwilligen
Einführung von Agrarumweltmaßnahmen.
–
Vorhaben C zielt darauf ab, die Fachkreise dabei zu unterstützen, die
Waldressourcen besser zu nutzen, und ihnen gleichzeitig bewusst zu machen, dass
die große Artenvielfalt Guayanas geschützt werden muss.247
•
Maßnahme 121 - Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe: Mit dieser
Maßnahme konzentriert sich Guayana auf an die feuchten Tropen angepasste
technische und technologische Innovation, Energieeinsparungen, die Verbesserung
der Energieeffizienz landwirtschaftlicher Betriebe, die Erzeugung erneuerbarer
Energie (mit ausdrücklichem Schwerpunkt auf der Erzeugung von Solarenergie, der
Erzeugung von Biogas aus organischem Abfall und der Umwandlung von land/forstwirtschaftlicher Biomasse in erneuerbare Energie248), die rationelle
Bewirtschaftung von Wasser und den sparsamen Umgang damit sowie auf die
Unterstützung von Anlagen zur Düngemittelbehandlung.249
•
Maßnahme 214: Agrarumweltzahlungen250
–
Vorhaben A: Nachhaltige Bewirtschaftung von Weideland-Systemen – Die
Aufklärung über vernünftige Düngemethoden ist zwingender Bestandteil dieses
Vorhabens.
–
Vorhaben B: Verzicht auf Pflanzenschutzbehandlungen beim Obstanbau
(Mehrjahrespflanzen)
und
Unterstützung
eines
Dauerbewuchses
unter
fruchttragenden
Bäumen
(der
Erhalt
von
Dauerbewuchs
hilft,
Erosionserscheinungen und den Eintritt von Schadstoffen einzudämmen [dient den
Zielen Erosionsbekämpfung und Wasserqualität], während er gleichzeitig einen
Schutzraum für Pflanzen und Tiere bildet [dient dem Ziel der Artenvielfalt])251.
–
Vorhaben C: Reduzierung von Pflanzenschutzbehandlungen von Pflanzensystemen
(Teilaspekte: Anlage einer Mulchdecke aus Pflanzen oder biologisch abbaubarem
Material unter Gemüse- und Ananasanpflanzungen; Unterbrechung des
kontinuierlichen Kreislaufs der Brachwirtschaft im Gartenbau).
–
Vorhaben D: Umstellung auf ökologischen Landbau
–
Vorhaben E: Aufrechterhaltung des ökologischen Landbaus
ENRD, 2010a, S. 8.
PLE Guyana, 2010, S. 135 f.
ENRD, 2010a, S. 13.
PLE Guyana, 2010, S. 155 f.
PLE Guyana, 2010, S. 194 f.
156
Regionalpolitik und Klimawandel in den Regionen in äußerster Randlage
–
251
252
253
Vorhaben G: Wandel in den Auslichtungspraktiken (Wall aus Baumstämmen –
kleine landwirtschaftliche Lichtungen)
•
Maßnahme 222 – Ersteinrichtung von Agrarforst-Systemen auf landwirtschaftlichen
Flächen – Ziele sind die Wiedereinführung von Lebensmittelkulturen oder Kulturen
wie Kaffee, Kakao und Vanille auf landwirtschaftlichen Parzellen, die Erzeugung von
hochwertigem Holz und die Obsterzeugung. Die Erforschung neuer, an die lokalen
Bedingungen angepasster agrarforstwirtschaftlicher Anbausysteme dient folgenden
Zielen: Wiederherstellung und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, Aufwertung kahler
Flächen an Steilhängen, die für die traditionelle Landwirtschaft und die
Weidennutzung ungeeignet sind, und Einführung neuer Anbausysteme, die an die
strukturellen Probleme in Verbindung mit dem Klima, dem Mikrorelief und der
geringen Bodenfruchtbarkeit angepasst sind252
•
Maßnahme 321: Dienstleistungseinrichtungen zur Grundversorgung für die
ländliche Wirtschaft und Bevölkerung: Diese Maßnahme ist für die Förderung
erneuerbarer
Energiequellen
in
Guayana
sehr
wichtig.
Die
Ziele
in
Binnenlandgebieten
sind
die
weitere
Entwicklung
unabhängiger
Stromerzeugungsanlagen für Erdwärme, Solar- und Wasserenergie, während in
Küstenbereichen die Verbesserung der Kraft-Wärme-Kopplung unter Einsatz von
Biomasse angestrebt wird. Für diese Maßnahme im PLE Guayanas wurden nach dem
GAP-Gesundheitscheck zusätzliche Mittel für Anlagen/Infrastrukturen für die
Erzeugung erneuerbarer Energie bereitgestellt (47 % der zusätzlichen Gesamtmittel
für Guayana).253
ENRD, 2010a, S. 7.
PLE Guyana, 2010, S. 207 f.
ENRD, 2010a, S. 13.
157
Fachabteilung B: Struktur- und Kohäsionspolitik
158
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