Aus dem Institut für Anatomie und Zellbiologie (Direktor: Prof. Dr. med. Karlhans Endlich) der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Rituelle Deformierungen der Zähne und deren Einfluss auf das orofaziale System bei Naturvölkern am Beispiel der Bench in SüdwestÄthiopien Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Wissenschaften in der Medizin (Dr. rer. med.) der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald 2011 vorgelegt von: Dipl. Umweltwiss. Miriam Garve geboren am 20.05.1978 in: Celle Dekan: Prof. Dr. rer. nat. Heyo K. Kroemer 1. Gutachter: Prof. Dr. Th. Koppe (Greifswald) 2. Gutachter: Prof. em. Dr. Dr. G.-H. Schumacher (Rostock) Ort, Raum: Hörsaal neue Zahnklinik, Walther-Rathenau-Str. 42, 17475 Greifswald Tag der Disputation: 14. Dezember 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung und Fragestellung................................................................... 1 2 Literaturübersicht .................................................................................. 4 2.1 Kulturelle, rituelle und historische Hintergründe für Zahndeformierungen . 4 2.2 Deformierungsformen der Zähne .................................................................. 7 2.2.1 Anspitzen der Frontzähne.............................................................................. 8 2.2.2 Relief- und Farbfeilungen ............................................................................ 11 2.2.3 Zacken– und Lückenfeilungen ..................................................................... 17 2.2.4 Horizontalfeilungen und Amputation der Zahnkrone ................................. 21 2.2.5 Zahnschmuck, Metall- und Steineinlagen ................................................... 22 2.2.6 Rituelle Extraktionen ................................................................................... 24 2.2.7 Verdrängung von Zähnen aus der Position ................................................. 27 2.3 Historische Zahndeformierungen ................................................................ 28 2.4 Die Bench- Population in Äthiopien ............................................................ 32 2.4.1 Lebensweise der Bench ............................................................................... 34 2.4.2 Schönheitsideal der Bench und Praktiken der Zahnveränderung ............... 35 3 Material und Methoden ........................................................................38 3.1 Material........................................................................................................ 38 3.1.1 Probanden ................................................................................................... 38 3.2 Methoden .................................................................................................... 39 3.2.1 Datenerfassungsbögen ................................................................................ 39 3.2.2 Anfertigung der Gipsmodelle und Silikonkonter-Gaumenmodelle ............. 41 3.2.3 Betrachtung und Vermessung der Gipsmodelle.......................................... 41 3.3 Biostatistische Auswertung ......................................................................... 48 4 Ergebnisse .............................................................................................50 4.1 Abrasionen, Schliffflächen und Rezessionen ............................................... 50 4.2 Karies und Zahnverlust ................................................................................ 50 4.3 Okklusion ..................................................................................................... 51 4.4 Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen ................................................ 52 4.5 Untersuchung der Feilungstypen ................................................................ 53 4.6 Vitalität und Lockerungsgrade an Feilungszähnen ...................................... 54 4.7 Zahnbogenvermessung................................................................................ 55 4.8 Ergebnisse der Vermessung des Gaumens .................................................. 56 5 Diskussion der Befunde .........................................................................66 5.1 Bewertung der Ergebnisse aus den Untersuchungen ................................. 66 5.2 Bewertung der Zahnbogenbreitenvermessung ........................................... 68 5.3 Morphologische Bewertung des Gaumens ................................................. 70 5.4 Mögliche Ursachen für den niedrigen Kariesbefall ..................................... 75 5.5 Schlussfolgerungen ...................................................................................... 82 6 Zusammenfassung.................................................................................86 7 Literaturverzeichnis ...............................................................................89 8 Anhang Anlage 1: Film und Datenerfassungsbögen der Bench Anlage 2: Zahnbogenvermessung der Probanden Anlage 3: Gaumenvermessung der Probanden Anlage 4: Eidesstattliche Erklärung Anlage 5: Danksagung Einleitung und Fragestellung 1 Einleitung und Fragestellung Obwohl in Deutschland kaum bekannt, existieren auch heute noch bei vielen afrikanischen, asiatischen und indianischen Stammesvölkern diverse rituelle Zahndeformierungspraktiken. Im Rahmen einiger filmischer Dokumentationen und umweltwissenschaftlicher Arbeiten über Naturvölker, die solche Zahndeformierungen praktizieren, wurde diesen Bräuchen nachgegangen und unter anderem bei den Baka-Pygmäen im Kongo oder Kamerun, den Himba, Herero oder San- Buschleuten in Namibia, den Asmat in Neuguinea oder Negritos in Südostasien dokumentiert. Durch die steigende Zuwanderung von Menschen aus Drittweltstaaten, insbesondere aus Afrika und Asien und die voranschreitende Globalisierung werden vor allem Mediziner vor neue individuelle Herausforderungen gestellt. Es bedeutet für sie nicht nur einen größeren schulmedizinischen Weiterbildungsbedarf, sondern auch den Erwerb von Kenntnissen über kulturanthropologische, religiöse und ethno-medizinische Charakteristika anderer Völker. Demzufolge gewinnt auch das neue Themenfeld Ethno- Zahnmedizin zunehmend an Bedeutung (R. Garve 2008). Traditionell beschäftigen sich Mediziner bereits schon seit Jahrhunderten mit Völkerkunde. Erwähnt seien hier zum Beispiel der Greifswalder Anatom Richard N. Wegner (1884-1967) oder der Nervenarzt Karl von den Steinen (1855-1929), die sich interdisziplinär mit der Kultur unbekannter indigener Völker Südamerikas beschäftigten und umfangreiche ethnologische Monographien darüber verfassten. Hervorzuheben sind ihre Ausführungen über seltsame Rituale, Sitten oder auch tropische Krankheiten und anatomische Besonderheiten dieser bisher unerforschten Völker. Allerdings hatten ihre damaligen Entdeckungen noch keine Bedeutung für Ärzte und Krankenhäuser. Heute hat sich diese Situation verändert. Deutschland ist inzwischen zum Einwanderungsland auch für Angehörige unterschiedlicher indigener Kulturkreise einschließlich ihrer nicht selten konträren ethischen Normen geworden. Mitgebracht werden zunehmend auch hierzulande seltene tropische 1 Einleitung und Fragestellung Erkrankungen. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der Fernreisen von Europäern in die entlegensten Gebiete der Welt und damit auch der Kontakt von Touristen mit Menschen fremder Kulturkreisen immens zu. Hinzu kommen viele Studierende der Zahnmedizin und Humanmedizin, die ihr Studium oder ihre Praktika ins tropische Ausland verlegen, um zusätzlich zur herkömmlichen deutschen Ausbildung erweiterte medizinische Erkenntnisse zu erlangen. Bei ihrer Tätigkeit in Südamerika, Zentralafrika, Neuguinea oder anderen vergleichbaren Gegenden begegnen sie mitunter Patienten, die nicht nur krankheitsbedingte Veränderungen an ihren Zähnen und im Orofazialbereich aufweisen. Sie treffen dabei auch auf rituell verursachte Deformierungen oder Selbstverstümmelungen und werden feststellen, dass diese bei einigen Völkern einen wichtigen, kulturell bedingten Wert als Stammeszeichen oder Identifikationsmerkmal haben. Viele dieser archaisch anmutenden Praktiken, die dem Ethos westlich geprägter Mediziner teilweise zuwiderlaufen, werden nach wie vor ausgeübt. Es bedarf einer großen Toleranz und eines Umdenkungsprozesses unter Einbeziehung der kulturellen Hintergründe bei der Beurteilung von artifiziellen Deformierungen. Es stellt sich dahingehend nicht nur die Frage der Auswirkungen derartiger Praktiken sowohl auf die Vitalität, Abbiss- und Kaufähigkeit der Zähne, der Sprache, Ästhetik und möglicher Veränderungen der Morphologie des Gesichtsschädels. Es stellt sich auch die Frage, wie ein moderner europäischer gesundheits- und ästhetisch orientierter und handelnder Zahnmediziner damit umgeht, wenn er beispielsweise Migranten mit rituellen Zahn- oder Kieferdeformierungen begutachten oder behandeln muss. Nicht zuletzt ist die Kenntnis über rituell bedingte Zahndeformierungen auch aus forensischer Sicht von Interesse. Aufgrund dieser Aspekte wird diese Arbeit besonders am Beispiel des Volkes der Bench in Südwest- Äthiopien dem Phänomen der Zahndeformierungen nachgehen und anhand einer wissenschaftlichen Auswertung von kürzlich vor Ort vorgenommenen Zahnabdrücken, Arbeitsfotos und Befragungen die möglichen Folgen für die Kau– bzw. Abbissfunktion und Gesundheit sowie für das ästhetische Empfinden der untersuchten Probanden untersuchen. Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist demnach: Welche Einflüsse haben rituelle Zahndeformierungen 2 Einleitung und Fragestellung auf das orofaziale System? Untersucht worden sind dafür sowohl Art und Form der Zahndeformierungen der einzelnen Probanden als auch die Morphologie des Gaumens im Vergleich zu einer norddeutschen Probandengruppe. Die Auswertung orientiert sich dabei an folgenden zentralen Zielstellungen: 1. Überblick über kulturell bedingte Zahndeformierungspraktiken weltweit. 2. Beschreibung der Zahngesundheit und der Zahndeformierungspraktiken der Bench aus Äthiopien. 3. Prüfung der Auswirkungen der Zahndeformierung bei den Bench auf das orofaziale System unter Berücksichtigung der Gaumenmorphologie. 4. Darstellung der Bedeutung der vorliegenden Untersuchung. 3 Literaturübersicht 2 Literaturübersicht Medizinische Studien oder wissenschaftliche Arbeiten, die als Hauptthema kulturelle oder rituelle Zahndeformierungen verschiedener Ethnien insbesondere in Afrika behandeln, gibt es nur wenige. Hinweise zu Zahndeformierungspraktiken finden sich häufig als Nebenthema z.B. in Forschungsreiseberichten. Schröder (1906) und Lignitz (1922) beschäftigten sich detaillierter in Monographien mit diesem Themenfeld. Die nachfolgenden Unterkapitel befassen sich mit wichtigen Veröffentlichungen zu Aspekten von Zahndeformierungen und deren weltweites Vorkommen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Deformierungsart. 2.1 Kulturelle, rituelle und historische Hintergründe für Zahndeformierungen Ein altes Sprichwort lautet „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. Die westlichen Idealvorstellungen von ästhetischen und attraktiven Gesichtszügen und Proportionen sowie die Zahnstellung entsprechen jedoch nicht immer den Vorstellungen anderer Kulturen. In Europa gelten strahlend weiße, ebenmäßige und vertikal gleichmäßig angeordnete Zähne als schön und es werden die verschiedensten Techniken angewandt, um sich diesem Ideal anzunähern. In einigen anderen Kulturen wird gerade dieses äußere Erscheinungsbild als hässlich angesehen und mit tierischen Gesichtszügen verglichen. So gelten bei einigen Völkern Afrikas spitze Zähne oder bei den Bergvölkern Nordvietnams angefärbte Zähne oder auch Lückengebisse bei einigen Stämmen im südlichen Afrika als ästhetisches Vorbild. Mit unterschiedlichen Techniken werden Zahndeformierungen vorgenommen, um dem jeweiligen Ideal zu entsprechen. Es stellt sich jedoch die Frage, warum es bei einigen Völkern bis heute üblich ist, die Zähne zu deformieren, obwohl dadurch offensichtlich keine funktionale Verbesserung des Gebisses erreicht wird. Einen Hinweis auf die Bedeutsamkeit der Zahndeformierung geben das Ertragen der unangenehmen Nebenwirkungen während der Behandlung und die Akzeptanz von möglichen Nachwirkungen. In der Literatur gibt es zu der Frage nach der Ursache je nach Volk unterschiedliche Antworten. So weist Straube (1964) darauf hin, dass im Laufe der Zeit und über viele Generationen inzwischen häufig der ursprüngliche Sinn der Deformierung in 4 Literaturübersicht Vergessenheit geraten ist und die Bräuche nur noch isoliert und als „sinnentleerte Routinehandlungen“ vorgenommen werden. Festzuhalten bleibt, dass die Deformierungen mehrheitlich nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt, sondern im Rahmen von religiösen und mythischen Handlungen vollzogen werden. Solche Anlässe sind u.a. Reifeweihen oder Initiationsrituale, Heirat oder Totenfeiern. Während dieser Anlässe wird ein Wesenswandel erlebt, der die Betroffenen prägt. Häufig sind symbolische Akte der Wiedergeburt in den rituellen Handlungen enthalten, wie beispielsweise ein pantomimisches Erleben von Leben, Tod und anschließender Wiedergeburt. Bei vielen afrikanischen Völkern spielen dabei auch Totemtiere, d.h. die mythischen Stammesahnen, eine wichtige Rolle. Die im Zuge der Initiationshandlungen durchgeführten Deformierungen (oftmals nicht nur der Zähne) sind Ausdruck ritueller Wesensveränderungen (Straube 1964; Sommer 1992). Für Außenstehende ist anschließend deutlich erkennbar, dass die betreffende Person eine Wandlung erlebt hat. Die Wichtigkeit von Zahnfeilungen wird in besonderer Weise auf Bali deutlich. Hier wird diese Deformierung erst nach dem Tod, d.h. vor der Verbrennung der Leiche, nachgeholt, falls diese zu Lebzeiten nicht schon praktiziert wurde (Zahorka 2001). Hingegen dürfen die Frauen des Volkes der Ibo in Nigeria nur dann Kinder gebären, wenn sie ihre Zähne gefeilt haben (Njoh 2006). Das Spitzfeilen der Zähne wird vielfach auch als Versuch gewertet, den jeweiligen Totemtieren zu ähneln. Die häufig messerscharfen Zähne verleihen dem äußeren Erscheinungsbild einen raubtierartigen Eindruck und sollen die tierischen Qualitäten der Person zum Ausdruck bringen (Straube 1964; Sommer 1992). Somit liegt der Sinn der Deformierung vermutlich auch darin, sich den verehrten Totemtieren und Stammesahnen äußerlich anzugleichen. Als Beispiel seien hier die Völker Nord-Nigerias genannt (Pangwe, Luimbi), die auf diese Weise ihren Totemtieren ähneln wollen. 5 Literaturübersicht Deformierungen der Zähne jeglicher Art dienen auch als Identifikationsmerkmal. Nur jemand, der die Zähne in der stammestypischen Weise deformiert, wird als Stammesmitglied akzeptiert. So steht in Berichten über die Massai, dass diese sich über Menschen mit vollständigem Gebiss lustig machen, denn sie sähen ihrer Meinung nach aus wie Esel (Straube 1964). Generell wird von Völkern mit Zahndeformierungen mehrheitlich die Ansicht vertreten, dass Menschen ohne stammestypische Zahndeformierung nicht stammeszugehörig und damit nicht gleichrangig im Hinblick auf Machtbefugnisse und Handelsgeschäften sind. Im Weiteren entspricht die praktizierte Zahndeformierung auch dem bestimmten Schönheitsempfinden einer jeweiligen Gruppe (Uhle 1887; Scott and Turner 1997; Alt and Pichler 1999; Njoh 2006). Mit der Zahndeformierung wird ein Teil des Gesichts geschmückt und verschönert, was auch die Attraktivität erhöhen soll (Njoh 2006). Im Gegensatz dazu diente bei anderen afrikanischen Völkern das Zahnausschlagen zur Markierung von Sklaven – sie wurden hässlich gemacht und damit symbolisch zum Tier degradiert (Schröder 1906). Als weit weniger bekannte Ursache der Zahndeformierung wird auch die Sprache genannt. Nur Menschen mit entsprechender Zahndeformierung sollen in der Lage sein, die Stammessprache korrekt zu sprechen. Ein Mschambaa begründete seine Zahndeformierung folgendermaßen: „das geschehe, um schön Kishambala sprechen zu können“ (Lignitz 1922, S. 64). In ähnlicher Weise begründen auch die Damara Südafrikas das Ausschlagen der Frontzähne (Njoh 2006). Die durch die Deformierung hervorgerufenen Zischlaute sind somit Bestandteil der Sprache und können nur mit entsprechender Zahndeformierung verständlich ausgesprochen werden. In einigen Veröffentlichungen zum Thema Zahnfeilungen wird auf den Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Kannibalismus und Völkern, die Zahnfeilungen vornehmen, hingewiesen (Lignitz 1922; Straube 1964). So treten Zahnfeilungen vermeintlich häufig bei den Völkern auf, die in der Vergangenheit 6 Literaturübersicht Kannibalismus ausgeübt haben. Die Ursachenforschung darüber ist jedoch nur spekulativ, so dass an dieser Stelle darauf nicht näher eingegangen werden soll. Nicht nur bei indigenen Völkern gibt es mythologische Vorstellungen und rituelle Handlungen in Zusammenhang mit den Zähnen, ihrem Durchbruch, ihrer Farbe, Anzahl, Stellung und Form. Auch in einigen Landesteilen Deutschlands galt noch vor hundert Jahren ein Neugeborenes, das bereits mit Zähnen auf die Welt kam, als verhext (Schröder 1906; R. Garve 2008). In Ostafrika soll es laut Zeitzeugen sogar den Brauch gegeben haben, Kinder bei unregelmäßigem Zahndurchbruch zu töten (Storch 1895). 2.2 Die Deformierungsformen der Zähne folgenden Ausführungen beziehen sich ausschließlich auf Zahndeformierungsarten, die heutzutage bzw. im letzten Jahrhundert noch praktiziert werden oder wurden. Demzufolge werden ältere Zahndeformierungen, die bei Ausgrabungsfunden festgestellt wurden, gesondert im Kapitel 2.3 aufgeführt. Obwohl es für den oberflächlichen Betrachter bei Naturvölkern mannigfaltige Zahndeformierungsformen einschließlich ihrer jeweiligen stammestypischen Praktiken gab und gibt, lassen sie sich trotz Abweichungen voneinander dennoch in bestimmte Hauptformentypen einteilen. Schröder (1906) unterscheidet dabei: 1. die einfache Zuspitzung der Zähne 2. die Zacken – und Lückenfeilung 3. das Ausbrechen der Zähne 4. die Horizontalfeilung resp. Amputation der Zahnkrone 5. die Färbung der Zähne 6. das Ausschmücken der Zähne mit Metall- und Steineinlagen 7. das Verdrängen der Zähne aus ihrer Stellung 7 Literaturübersicht 2.2.1 Anspitzen der Frontzähne Die am häufigsten angetroffene Grundform scheint zweifellos die einfache Anspitzung der oberen Frontzähne zu sein. Diese Vermutung lässt sich durch eigene Beobachtungen sowie durch zahlreiche Berichte früherer Forschungsreisender in Afrika, Lateinamerika und Südostasiens belegen (Ihering 1882; Uhle 1887; Zintgraff 1888). Es handelt sich um eine Formveränderung von Frontzahnkronen im sichtbaren Bereich, bei der durch eine bestimmte stammeseigene Methode mittels Instrumenten (Steine, Messer, Hammer, Schaber, Feilen, Quarzsand etc.) ohne Anästhesie die Schneidekanten derart auf ein Minimum reduziert werden, dass eine meist in der Zahnmitte befindliche Spitze übrigbleibt. Aus seinem Vergleich einer Reihe von Schädeln mit angespitzten Frontzähnen verschiedener Völker zieht Schröder (1906) die Schlussfolgerung, dass man sich in den meisten Fällen damit begnügt hatte, „die mesialen und distalen Ecken der Frontzähne kurz abzuschrägen, seltener war man darauf erpicht gewesen, die Meisselform der Schneidezähne in eine spitze Zacke umzuwandeln“ (Schröder 1906, S. 18). Abb. 1: Artifizielle Zahnmodifikation nach Schröder (1906) mit Darstellung der avisierten Bruchstellen a und b. Schröder (1906) erwähnt Berichte von Forschungsreisenden, demzufolge die Behandelten bis zu acht Tage lang ihre Zähne nicht benutzen konnten und zudem starke Schmerzen hatten. Häufig bildeten sich Schwellungen im Gesichtsbereich, was als Beweis für eine Verletzung der Pulpa und nachfolgende Entzündungen gewertet wurde. 8 Literaturübersicht Nicht ganz so häufig gibt es Übergänge zu anderen Grundformen oder unterschiedlichen Deformierungsarten und auch Kombinationen im selben Gebiss, wie zum Beispiel Anspitzung und rituelle Extraktion der Gegenzähne oder Schaffung von Zahnlücken durch Verdrängen der Zähne aus ihrer natürlichen Position. Seltener kommt auch das Anspitzen von Frontzähnen in beiden Kiefern und von Eckzähnen vor. Ausgeübt wird dieses beispielsweise im Dreiländereck Kamerun – Kongo- Zentralafrikanische Republik von den Baka-Pygmäen (eigene Beobachtung 2004). Alle Stammesmitglieder im Alter ab 14 Jahren haben angespitzte Frontzähne, auf die sie sehr stolz sind. Auch werden hier die Eckzähne teilweise mit einbezogen. Abb. 2: Baka-Pygmäe in Kamerun mit angespitzten Ober- und Unterkieferfrontzähnen. (Foto: M. Garve 2004) Dagegen scheint das Anspitzen der Frontzähne bei den San- Buschmänner in Namibia laut Auskunft eines befreundeten Deutsch- Namibianers, Hini Meinert aus Windhuk, auf einen Kultureinfluss der benachbarten Ovambo zurückzuführen sein. 9 Literaturübersicht Abb. 3: San-Buschmann aus Namibia mit angespitzten Frontzähnen (Foto: M.Garve 2003) Eine ähnliche Kombination aus spitzgefeilten Ober- und Unterkieferfrontzähnen einschließlich der Eckzähne stellte R. Garve (1991) bei einigen Aeta – Negritos auf Luzon auf den Philippinen fest. Allerdings waren die mittleren unteren Schneidezähne nicht deformiert. Abb. 4: Aeta auf Luzon (Philippinen) mit angespitzten Oberkieferfrontzähnen (Foto R. Garve 1990) Über Zahnfeilungen ausschließlich an Unterkieferfrontzähnen bei Naturvölkern gibt es nur sehr wenige Hinweise. Ein Beispiel dafür sollen die Frauen der Bali im 10 Literaturübersicht Norden von Kamerun gewesen sein (Zintgraff 1895). Auch in bildlichen Darstellungen finden sich Hinweise für solche Feilungsarten. Abb. 5: Chokwe-Masken aus Zaire (um 1910) mit Darstellung von Zahnfeilungen sowohl von Unterkiefer- als auch Oberkieferfrontzähnen (Foto R. Garve 2010) 2.2.2 Relief- und Farbfeilungen Hinsichtlich der speziellen stammestypischen Formen und Farbenvielfalt der jeweiligen Zahnfeilungsart stellten bereits Uhle (1887) und Schröder (1906) allein im südostasiatischen Archipel bis hin nach Neuguinea unterschiedliche Relieffeilungstypen fest: 1. Der Zahn ist unten und an der Vorderseite breitrinnig konkav gefeilt, das untere Ende dicker als die Mitte (Dellenfeilung). - Vorkommen: Atceh, Payakombo (Sumatra). 2. Der Zahn ist unten und an der Vorderkante schräg nach hinten, eben oder konkav gefeilt, das untere Ende am dünnsten. – Vorkommen: Mandajya, Suluinseln, Siam. 3. Der Zahn ist schräg zweigartig abgeschnitten. - Vorkommen: Payakombo und Bondjol, Sumatra; in Java. 4. Der Zahn ist unten abgerundet, an den Seiten abgeschliffen, so dass die Mittelfläche konvex vortritt. – Vorkommen: Kedu. 5. Der Zahn ist keilförmig nach oben verschmälert und an der Vorderseite konvex gefeilt. - Vorkommen: Battas des Pane- und Bilastromgebietes. 11 Literaturübersicht 6. Der Zahn ist etwas gekürzt und mit einer schmalen horizontalen Rinne versehen. - Vorkommen: Payakombo, Solok, Bandung. 7. Der Zahn ist auf der Vorderseite konkav gefeilt und mit einer schmalen horizontalen Rinne ausgestattet. 8. Der Zahn ist an der Vorderseite in der Weise zackig ausgeschliffen, so dass er durch eine vorstehende Stufe unten begrenzt ist. – Vorkommen: bei den Battaleuten und Pasumamädchen. 9. Der Zahn ist horizontal gefeilt und außerdem um die vordere untere Kante verkleinert (Siak). 10. Die Unterseite des Zahnes ist gerade, die Vorderseite bis auf ein stehen gebliebenes, halbmondförmiges Relief abgefeilt. - Vorkommen: Sumatra. 11. Der an der Unterseite gerade gefeilte Zahn zeigt an der abgeschliffenen Vorderseite ein stehen gebliebenes dreieckiges Relief. - Vorkommen: Purwokerto, Kebumen (Java). 12. Die untere Seite des Zahnes ist abgerundet und ein Dreieck mit gebogener Basis tritt an der Vorderseite reliefartig hervor. – Vorkommen: bei ranghohen Frauen auf Java 13. Die Relieffeilung mit Zuspitzung des Zahnes. – Vorkommen: bei den Dajak auf Borneo, in Madura, Bali, Krawang, Banjumas, Djokjakarto. 14. Der Zahn ist entweder etwas abgestumpft oder ausgeprägt spitz geschliffen und trägt anstelle des Dreiecks (wie bei 12.) ein auf einer Spitze stehendes viereckiges Relief. - Vorkommen: Java, Jokdjakarta, Kediri. Abb. 6: Unterschiedliche Zahnfeilungstypen der Frontzähne in Vorder- u. Seitenansicht (aus Uhle 1887) In der Regel machten erst die Einfärbungen der durch das Feilen aufgerauten Schmelzschicht und des freigelegten Dentins das entstandene Relief sichtbar, oder es wurde zumindest durch die Kombination von Farbe und zusätzlich entstandener Schattierung für den Betrachter viel effektvoller empfunden. Schröder (1906) 12 Literaturübersicht vermutet, dass gerade bei den Völkern, die eine Kombination aus Flächenfeilungen mit Anfärbungen praktizieren, die Farbe der Zähne das Dominante ist, weil sie natürlich weiße Zähne für nicht schön halten. Nicht zu verwechseln sind die gewollten artifiziell erworbenen Einfärbungen der Frontzähne mit den natürlichen oberflächlichen Verfärbungen, die durch die Einnahme von Kaffee, Tabak oder andere Genussmittel oder bereits während der Embryonalentwicklung aufgrund der Einnahme bestimmter Medikamente durch die Mutter entstehen. Auch der dauerhafte Gebrauch von Holzkohle oder deren Asche als Zahnputzmittel bei einigen Völkern, wie z.B. den Beduinen (Müller 1956), soll in diesem Zusammenhang Erwähnung finden. Auch das kann zu einer reversiblen Oberflächenverfärbung führen, die allerdings keinen ästhetisch gewollten bzw. rituellen Hintergrund hat. Lediglich durch das dauerhaftes Kauen von Betel konnte Schröder (1906) im Versuch mit extrahierten Schneidezähnen nachweisen, dass es durch den rotgelben, durch Einspeichelung entstandenen Saft bereits nach drei Wochen Einwirkungszeit auf zuvor freigelegten Dentinflächen zu gelben irreversiblen Verfärbungen mit Dentineinlagerungen gekommen war. Nur auf den Schmelzflächen erfolgte keine chemische Einlagerung und die Ablagerungen auf der Oberfläche konnten leicht wieder gereinigt werden. Im Gegensatz zur Vermutung von Müller (1956), dass die Braunfärbung der Zähne nur oberflächlich sein kann, stellt insofern Betelsaft bei der Relieffeilung mit gleichzeitiger Dentinfreilegung durchaus eine bleibende Färbemethode dar. Betel ist eine Kombination aus der Nuss der Arecapalme (Areca catechu L.), dem Blatt des Betelpfeffers (Piper Betle L.) und gebranntem Kalk (gewonnen aus Muscheln, Schnecken oder Korallen), das von den Einheimischen gemeinsam im Mund gekaut, eingespeichelt und ausgesaugt wird (Garve und Garve 2010). Neben dem dabei freigesetzten nikotinähnlichem Alkaloid Arecolin, das direkt auf das Zentralnervensystem einwirkt und wie ein Aufputschmittel funktioniert, bewirken des Weiteren noch adstringierende Substanzen wie Catechin und Catechu- Gerbsäure und andere anästhesierende aromatische Inhaltsstoffe eine 13 Literaturübersicht gedämpfte leicht berauschende Wirkung. Die eigentliche blutrote Farbe entsteht erst durch eine massive Einspeichelung des Betelbreis, bei dem der Farbstoff Areka- Rot der Nuss frei und mit Speichelenzymen und gebranntem Kalk vermischt wird. Dadurch kommt es im porösen Dentin allmählich zu verstärkten Farbpartikeleinlagerungen in einem Spektrum von Rot bis Dunkelbraun, die von weiß bleibenden Schmelzpartien scharf abgegrenzt sind, so dass das auffällige Zahnmuster deutlich zu erkennen ist. Abb. 7: Adulter männlicher Schädel (Ursprung Malaysia) mit angefärbten Dellenfeilungen (Foto: Koppe 2010. Institut für Anatomie und Zellbiologie, Greifswald) Für eine definitive bleibende Einfärbung der Labialflächen der Frontzähne sind vergleichbar mit dem heutzutage in vielen zahnärztlichen Praxen üblichen Bleaching - das Auftragen und Verweilen besonders hochkonzentrierter säurehaltige Pasten oder Beizen notwendig. Um eine oberflächliches Eindringen der Farbpartikel zu ermöglichen, muss die glatte Oberfläche zuvor mechanisch angeraut, z.B. mit Schmirgelpapier, feinem Sand oder einer Feile, oder durch konzentrierte Fruchtsäuren oberflächlich entkalkt werden. Dazu verwenden einige Volksgruppen aus Borneo Baumsäfte einer Chalkas- oder Artocarpus- Art und bestimmte stark beizende Eisentinten (Schröder 1906). In Indien wird ein aus Gummibäumen der Gattung Lackschildlaus-Art austretender Ficus religiosa, infolge karminroter Lack bzw. von Bissen Gummiharz einer zur dauerhaften Anfärbung der Labialflächen sämtlicher Frontzähne benutzt. Zuvor deponiert der Proband für einige Stunden frische Zitronenscheiben auf den Zähnen. Anschließend wird der inzwischen in kochendem Wasser gelöste rote 14 Literaturübersicht Farbstoff aus dem Gummilack mit getränkten Baumwollkügelchen auf alle Vestibulärflächen aufgetragen. Zwecks Fixierung dient ein anderer Pflanzenextrakt. Hierfür verwendet man die sogenannte Krappe aus der Familie der Rötegewächse (Rubia cordifolia) in gleicher Weise. Zähne, die in dieser Art gefärbt werden, behalten nach meinen eigenen Befragungen vor Ort im ostindischen Bundesstaat Arunachal Pradesh (2004/05) für mehrere Jahrzehnte ihre Farbintensität. Auch heutzutage existiert noch in Westindien vereinzelt der von Schröder (1906) bei den Hindus von Gudscherat angegebene Rotfärbungsbrauch bei den Brautleuten kurz vor der Hochzeit, um bei den Göttern Wohlgefallen zu erreichen. Eine vergleichbare Bedeutung hatte die Schwarzfärbung früher bei einigen anderen asiatischen Völkern, besonders in Japan. Schwarze Frontzähne galten als edel und gesund und waren besonders im Mittelalter nur hochrangigen Kriegern, Adligen und bestimmten Frauen vorbehalten. Dass es sich besonders bei Frauen keineswegs um absichtliche Verunstaltungen gehandelt haben kann, um vielleicht Männer abzuschrecken, sondern diese eher sogar einen erotischen Hintergrund hatten, legen die Ausführungen von Schröder (1906) nahe. Tiefe schwarze Frontzahneinfärbungen können noch heute bei einigen älteren Frauen des Bergvolkes der Baó in Nordvietnam festgestellt werden (eigene Beobachtung 2001). Diese Schwarzfärbung dient zur äußerlich erkennbaren Kennzeichnung des Verheiratetseins. Abb. 8: Schwarze Frontzahneinfärbungen - Tradition der Baó in Nord-Vietnam (Foto: M. Garve 2001) 15 Literaturübersicht Bezüglich der Methodik der Schwarzfärbung gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben. Während Müller (1873) von einer Mischung aus Eisenfeilspänen mit Reisbranntwein (Saki) spricht, erwähnt Mitford (1875) eine Mischung aus dem Saft von Galläpfeln und Eisenspänen, die mithilfe eines Pinsels auf die sichtbaren Flächen der Frontzähne aufgetragen wird. Eine ähnliche Sitte sollen die als Tschompen (Shom- Moat) bekannten, isoliert lebenden Ureinwohner der Nikobaren auch heutzutage noch betreiben. Zuweilen handelte es sich bei rotbraun verfärbten, gigantisch erscheinenden Zähnen, die als gesammelte Einzelpräparate von den Nikobaren in wissenschaftliche Sammlungen nach Deutschland gelangten, um erblich bedingte Riesenzähne von Eingeborenen mit einer dicken betelverfärbten Zahnsteinschicht ohne jegliche artifizielle Einwirkung. Während der deutschen Kolonialzeit in Nordost- Neuguinea (Kaiser- Wilhelmsland) und im Bismarck- Archipel fielen den ersten Forschern (Hagen 1899; Sievers 1895) besonders in Neu- Mecklenburg (Neu Irland) Papuafrauen auf, die im Kontrast zu ihren hellweißen Frontzähnen nur einzelne davon schwarz färben ließen. Schon auf einer der ersten Kolonialausstellungen 1896 in Berlin wurde den stauenden Besuchern mitgebrachte Eingeborene aus Neu Pommern (Neu Britannien) mit schwarzgefärbten Zähnen vorgeführt. Kleintitschen (1906) erwähnt in seinem Bericht über die Bewohner der GazelleHalbinsel im Norden von Neu Pommern (Neu Britannien) eine andere, langwierige mit einer Hungerkur verbundenen Methode der Schwarzfärbung der Frontzähne. Dabei wird der Saft einer bestimmten, nicht näher benannten Pflanze mit einer „gewissen Sorte Erde“ (Kleintitschen 1906, S. 33f), die zuvor gebrannt wird, zu einem Brei vermengt. „Diese schwarze Salbe wird auf ein Stückchen Bananenblatt von der Länge des Kiefers aufgetragen und dieses Pflaster gegen die Zähne gelegt. Da die Zähne aber nur dann die schwarze Färbung annehmen, wenn sie einige Tage ununterbrochen der Einwirkung der ätzenden Salbe ausgesetzt gewesen sind, so muss während der ganzen Zeit der Patient die Lippen zudrücken und sich sowohl der Nahrung als auch des Sprechens enthalten“ (Kleintitschen 1906, S. 33f). Müller (1956) zieht daraus die Schlussfolgerung, dass es sich nicht nur um eine oberflächliche, also wieder entfernbare Auflagerung handelt, sondern um 16 Literaturübersicht eine definitive Inkrustation der schwarzen Farbe. Auch bei den malayischen Völkern auf den Philippinen auf Luzon, auf Taiwan (Formosa), in Mikronesien und in Polynesien wurde noch bis vor einigen Jahrzehnten die Schwarzfärbung von Frontzähnen betrieben (Sievers 1895; Meinicke 1875). Oftmals wurden natürlich weiße Zähne sogar als extrem hässlich empfunden. Ergänzend soll nicht unerwähnt bleiben, dass selbst bei einigen Indianervölkern in Süd- und Mittelamerika, beispielsweise den Choco (Bastian 1878) und Nahua (Bankroft 1875) diese Sitte früher praktiziert wurde. 2.2.3 Zacken– und Lückenfeilungen Die einfachste Form der Lückenfeilung ist das Abtragen der mesialen Ecken der mittleren oberen Schneidezähne, wobei eine mit ihrer Basis nach unten auslaufende Dreieckslücke erzeugt wird. Abb. 9: Links: Lückenfeilung aus Schröder (1906); Rechts: Himba mit Lückenfeilung und ritueller Extraktion im Unterkieferfrontzahnbereich (Foto: R. Garve 2005) Oft wird diese Form kombiniert mit der Extraktion der unteren mittleren Frontzähne, was besonders bei einigen Stämmen in Südwestafrika, den Himba, Herero und kulturverwandten Ovahimba an der angolanischen Grenze und vereinzelt auch bei einigen ethnischen Gruppen in Ostafrika feststellbar ist (eigene Beobachtung). R. Garve (1991) erwähnt sie bei den Frauen des isoliert lebenden Koma- Stammes im Alantika- Gebirges im nördlichen Grenzgebiet von Nigeria und Kamerun. Diese schon vor einem Jahrhundert von Forschungsreisenden festgestellte spezielle Deformierungskombination wird offenbar nur von afrikanischen Völkern ausgeübt und scheint einem sehr alten nur auf diesen Kontinent begrenzten Schönheitsideal mit Fruchtbarkeitssymbolik zu entsprechen 17 Literaturübersicht (Schröder 1906; Uhle 1887; Lignitz 1922). Zuweilen wurde die Lückenfeilung aber auch vorgenommen, um versklavte Kriegsgefangene eines feindlichen Stammes als solche zu kennzeichnen. Abb. 10: Territoriale Verteilung der Zahndeformierungspraktiken unterschiedlicher Stämme in Afrika, aus Lignitz (1922), ergänzt um das Stammesgebiet der Bench (roter Kreis) in Südwest- Äthiopien 18 Literaturübersicht Abb. 11: Himba aus Namibia mit Lückengebiss aufgrund ritueller Extraktionen (Foto: R. Garve, 2005) Die Lückenfeilung ist im Vergleich zu anderen Deformierungsformen aufgrund des relativ geringen Substanzverlustes von allen die für den Erhalt der Vitalität und Pulpa schonendste Methode und wird nur an den beiden mittleren Schneidezähnen vorgenommen. Sie stellt ein Art Übergangsform zur Zackenfeilung dar, die oftmals mit einem größeren Substanzverlust einhergeht und meist an allen vier oberen Frontzähnen vorgenommen wird. Dabei werden in der Regel die beiden mittleren Frontzähne in der Mitte der Schneidekante eingekerbt oder die mesialen Ecken massiv ausgebuchtet und die Zweier entweder an der Schneidekante oder distal abgerundet. Durch bogenförmige Ausrundungen oder Einkerbungen bzw. verschiedene stammestypische Varianten von winkligen oder konkaven Kerben, Zacken und Abschrägungen entsteht ein bizarres, fast an ein Kunstwerk erinnerndes Erscheinungsbild. 19 Literaturübersicht Abb. 12: Zahndeformierungen einiger Völker Afrikas (aus Lignitz 1922) Zahndeformierungen sind für den Träger ein wichtiges Identifikations- oder Stammeszeichen, um sich von anderen Völkern zu unterscheiden und äußerlich erkennbar abgrenzen zu können. Die Zackenfeilung erfolgt etappenweise in 20 Literaturübersicht mehreren Arbeitsschritten und dauert in der Regel mehrere Tage. Ihre Anwendung und Methodik scheint auf ein Gebiet in Äquatorialafrika am Oberlauf des Kongo, am Njassasee und an der Luangoküste begrenzt zu sein. Da es sich nicht nur um mehrstündige Feilungs- oder Raspelvorgänge handelt, spricht Lignitz (1922) auch von einer Lückenaussplitterung, die soweit gehen kann, dass die mesialen Kontaktflächen der beiden oberen mittleren Schneidezähne derart ausgehöhlt werden, dass sie eine Art Loch bilden können. Abb. 13: Schädel eines afrikanischen Jungen mit Zackenfeilung der oberen mittleren Incisivi. Zahnärztliches Institut Tübingen (aus Stumpp 1934) Obwohl auch gegenwärtig nichts gegen diese Feststellung von Schröder (1906) spricht, dass Lückenfeilungspraktiken nur auf den afrikanischen Kontinent beschränkt waren, soll nicht unerwähnt bleiben, dass es, wie Ausgrabungsbefunde bestätigen, bereits im 9. Jahrhundert in Japan bei den Jomon zweikerbige sägeförmige Zackenfeilungen an den oberen mittleren Schneidezähnen in Kombination mit noch massiveren Gegenzahnextraktionen als in Afrika gab (Scott and Turner II 1997). 2.2.4 Horizontalfeilungen und Amputation der Zahnkrone Bei den Horizontalfeilungen handelt es sich um artifizielle Kürzungen der Schneidekanten mittels Metallfeilen oder Sandstein zumeist der Frontzähne, um eine optisch sichtbare Bisssenkung und Untergesichtsverkürzung zu erreichen. Die extremste Form ist die komplette Amputation der Frontzahnkronen mit Eröffnung und Devitalisation der Pulpa. Meist betrifft es nur die Oberkieferzähne, 21 Literaturübersicht währenddessen an den Antagonisten im Unterkiefer seltener Manipulationen vorgenommen werden. Horizontalfeilungen oft kombiniert mit Schwarzfärbung der übriggebliebenen Stümpfe waren in Südostasien im malayischen Archipel und auf den indonesischen Inseln weit verbreitet. Man findet diese Methode heutzutage noch gelegentlich bei einigen Völkern auf Bali, Sumatra, Seram und Borneo. Meist erfolgte das Abtragen von Schmelz und Dentin um etwa ein Drittel bis hin zur Zahnhälfte bis kurz über das Pulpenkavum, so dass die Zähne noch ihre Vitalität behielten, in Kombination mit einem anschließend farbtragenden Furchen- oder Rillenschliff auf der Labialfläche. Die nach eigenen Beobachtungen einfachste Form, die in Indonesien auf Bali praktiziert wird, war lediglich eine leichte Verkürzung aller oberen Frontzähne, so dass sie ganz völlig geradlinig aussahen. Selbst die Eckzähne waren genauso kurz wie die Schneidezähne. Während diese hinduistische, auch „mesangi“ genannte Prozedur bei Mädchen nach ihrer ersten Menstruation erfolgt, wird sie bei Jungen nach Einsetzen des Stimmbruchs von einem Priester im Tempel vorgenommen (Sommer 1992; Zahorka 2001). Natürlich lange schneeweiße Zähne werden von vielen malayischen Naturvölkern als hässlich angesehen und gelten als Hundezähne. Deshalb lassen sich die Dayak ihre Zähne sogar bis zu dreimal in ihrem Leben abfeilen, so dass schließlich nur noch schwarzgefärbte Wurzelreste übrigbleiben. Das horizontale Abfeilen der Unterkieferfrontzähne dient dagegen eher als Trauerritual. Massive Abrasionen der Frontzähne, die infolge jahrelangen Zerbeißens und Kauens von sandhaltiger Nahrung entstehen, sind von den künstlich herbeigeführten Horizontalfeilungen abzugrenzen. 2.2.5 Zahnschmuck, Metall- und Steineinlagen Um die optische Wirkung schwarz oder dunkelrotgefärbter Zähne noch zu verstärken, war es bis vor ein paar Jahrzehnten bei den Dayak und anderen Bevölkerungsgruppen besonders auf Borneo oder Sulawesi (Celebes) noch üblich, kleine meist kreisrunde Einlagen aus Messing, Gold, Perlmutt oder Edelsteinen in die Vestibulärflächen der Frontzähne einzubringen. Die dazu notwendigen 22 Literaturübersicht Vertiefungen im Zahnschmelz wurden zuvor in einem mehrtägigen Vorgang mittels kleiner durch Fäden zum Rotieren gebrachter Quarze hineingebohrt und die einzubringenden Füllungen diesen anschließend Kavitäten angepasst. Bei Verwendung von Blattgold bediente man sich der auch früher in Europa üblichen schichtweise erfolgenden Klopfgoldmethode. Nahezu identische Formen von Frontzahn– Schmuckfüllungen, oft in Kombination mit Zahnfeilungen gab es auch, wie Ausgrabungsfunde bestätigen, bereits bei präkolumbianischen Indianervölkern in Süd- und Mittelamerika, beispielsweise den Azteken, Mayas, Tolteken und Inkas (Alt and Pichler 1998, Schröder 1906). Als Füllungsmaterial dienten hier neben Gold und Silber auch Jade und Pyrid. Abb. 14: Steineinlagefüllungen bei den Huazteken (aus Schröder 1906) Offenbar wurden Zahneinlagen nur in den oben genannten begrenzten Regionen der Erde vorgenommen (Schröder 1906; Fastlicht 1976). Gomes (1911) beschreibt die Methode bei den Dayak (Iban, Dyaks) folgendermaßen: der Behandelte hat ein Stück weiches Holz zwischen den Zähnen, während ihm ein Loch in die Mitte jedes Zahnes gebohrt wird. Durch dieses Loch wird dann ein zugespitzter Messingdraht geführt, der abgeschnitten und mit einem kleinen Hämmerchen fest geklopft wird. Durch anschließendes Abfeilen wird die Oberfläche glatt und ebenmäßig gestaltet. Diese Behandlung soll so schmerzhaft sein, dass es für die jeweiligen Personen meistens nicht zu ertragen war, mehr als ein oder zwei Zähne in einer Behandlung verzieren zu lassen (Scott and Turner II 1997). Offenbar wurden bei einigen präkolumbianischen Völkern sogar an Verstorbenen Zahneinlagerungen von Edelsteinen vorgenommen (Schröder 1906). 23 Literaturübersicht 2.2.6 Rituelle Extraktionen Oft hat das rituelle Extrahieren von Zähnen als Traueropfer eine ähnliche Bedeutung wie die rituelle Amputation von anderen Körperteilen; beispielsweise von Fingern bei weiblichen Verwandten eines verstorbenen Dani in Neuguinea (Garve und Garve 2010), dem die Finger als Zeichen ihrer weiteren Verbundenheit mit auf seine Seelenreise ins Reich der Ahnen gegeben werden. Je enger der Verwandtschaftsgrad und je angesehener der Verstorbene ist, desto mehr Fingerglieder oder Zähne müssen geopfert werden. Diese werden bei der Bestattungszeremonie dann gemeinsam mit dem Toten beerdigt oder verbrannt. Stumpp (1934) erwähnt das Ausschlagen der Vorderzähne mit einem Stein bei Eingeborenen einiger Pazifikinseln, besonders auf den Sandwich- Inseln, als Trauerbezeugung oft in Kombination mit Selbstverletzungen der Haut und der Ohrläppchen. In einigen Fällen soll auch als Bestrafung ein Zahn ausgeschlagen worden sein. Nicht selten gehört das Entfernen von Zähnen auch zu einem Initiationskomplex, bei dem im Anschluss die Gegenzähne durch unterschiedlichste, stammestypische Feilungstypen deformiert werden. Diese Kombination kommt auch bei den Himba in Namibia vor (persönliche Beobachtung). Abb. 15: Rituelle Extraktion bei einem Himba-Kind aus Namibia. (Foto: R. Garve 2005) 24 Literaturübersicht Dem etwa siebenjährigen Kind wird das Zahnfleisch in der Unterkieferfront zuvor mit einem Pflanzenbrei aus den Blättern des Mopanebaumes (Colophospermum mopane) eingerieben. Dann schlägt die Mutter per Holzstab mit einem Stein die unteren vier Frontzähne nacheinander einzeln heraus (vgl. Abbildung 15). Den Surma, Mursi und anderen ostafrikanischen Völkern dient das Entfernen der vier Unterkieferfrontzähne ausschließlich dazu, ein geeignetes Knochenbett oder Widerlager für den Halt einer großen Lippenscheibe aus Holz oder Ton zu schaffen (Lindemann 2007; R. Garve 2008). R. Garve (mündliche Mitteilung 2010) vermutet, dass das Tragen von Lippenscheiben früher noch weit verbreiteter bei vielen viehzüchterischen Nomadenstämmen in Afrika war und dass das Ausschlagen der Unterkieferfrontzähne lediglich ein übriggebliebenes Relikt aus dieser Zeit ist. Der eigentliche Grund, das anschließende Eingliedern und Tragen eines Pflockes oder einer Lippenscheibe, ist im Laufe von Jahrhunderten bei vielen Völkern auch bedingt durch Völkerwanderungen in Vergessenheit geraten. Die Praxis des Zähneausschlagens wurde allerdings beibehalten. Ein gutes Beispiel dafür sind die Herero und Himba in Namibia. Schröder (1906) erwähnt eine Initiationspraktik bei einem Aborigines- Stamm in Australien, bei sich der Initiand selbst die Zähne ausschlagen muss. So war es bei dem Goulbornstamm üblich, den Initianden in den Wald zu führen. Während des zweitägigen Aufenthaltes dort muss er sich selbst die zwei oberen Frontzähne ausschlagen und diese anschließend seiner Mutter bringen. Die Mutter versteckt die Zähne in den Zweigen eines jungen Gummibaums. Im Todesfall des Initianden wird die untere Baumrinde entfernt, ein Feuer gelegt und der durch das Feuer abgestorbene Baum als Erinnerung an den Verstorbenen stehen gelassen. Ein ähnliches Ritual existiert vereinzelt noch heute auf Vanuatu auf der Insel Malekula bei den Big Nambas. Die zukünftige Ehefrau eines Chiefs erscheint besonders attraktiv und genießt nur dann höchstes Ansehen, wenn sie sich zuvor die beiden oberen mittleren Schneidezähnen ausschlagen lässt (Garve und Garve 25 Literaturübersicht 2010). Auf Taiwan (Formosa) wurden Ende des vorletzten Jahrhunderts jungen Mädchen noch deshalb die beiden oberen Frontzähne entfernt, um so besser atmen zu können (Joest 1882). Bei den ostafrikanischen Massai erhielten Forschungsreisende nach Angaben von Lignitz (1922) auf die Frage nach dem Grund für das Ausbrechen der unteren mittleren Frontzähne als Antwort, dass man „damit beim Milch – und Honigbiertrinken in langem Strahl durch die Zahnlücke (em buata) spucken kann, was zum guten Ton gehört“ (Lignitz 1922, S. 912). Bei einigen afrikanischen Urvölkern existiert der Brauch des ausschließlichen Entfernens der beiden oberen mittleren Schneidezähne noch heute. Diese Zahnlücke beschreibt R. Garve (1995) als Fruchtbarkeitszeichen bei den von ihm 1991 besuchten Koma in Kamerun. Dort wurde bei den 12 bis 13- jährigen Mädchen das Zahnfleisch bzw. Parodontium mit einer Pflanze aufgeweicht und anschließend die oberen mittleren Schneidezähne heraus gehebelt. Die Frauen zeigen einen gewissen Stolz über dieses Ritual. Auch bei den Toradja auf Sulawesi war es noch bis ins 20. Jahrhundert hinein Brauch, den Frauen vor der Hochzeit diese beiden Zähne zu entfernen (Zahorka 2001). Um ihren Rindern zu ähneln wurden im Sambesigebiet bei einigen Viehzüchterstämmen den Jungen noch vor ihrer Pubertät die vier oberen Frontzähne entfernt. Schröder (1906) ist der Auffassung, dass der zahnlose Oberkiefer der Wiederkäuer dadurch nicht nur eine Nachahmung findet, sondern auch Mahlbewegungen des Kiefers (ähnlich denen der Wiederkäuer) möglich werden. Eine andere Ursache für das rituelle Entfernen besonders von unteren Eckzähnen kann auch die vermeintliche Methode eines Medizinmannes zur Behandlung von Bauchschmerzen, Fieber oder Durchfall sein. Erlandsson und Bäckman (1999) beschreiben den Fall eines aus Äthiopien stammendes Kindes, bei dem im Alter von drei Jahren einer der unteren Eckzähne mit der Hilfe eines Messers entfernt wurde. Ursache dafür war die Behandlung einer anderen Krankheit. Das Resultat war später eine Deformierung am bleibenden Eckzahn. 26 Literaturübersicht 2.2.7 Verdrängung von Zähnen aus der Position Bei einigen afrikanischen Völkern gelten auch heute noch weit nach vorn und auseinander stehende protrusive Oberkieferfrontzähne als Schönheitsideal. Um diesen an europäische Daumenlutschkinder erinnernden Dauerzustand zu erreichen, werden bereits im Kindesalter durch Einlage kleiner Holzstäbchen in den Interdentalbereich Diastemata erzeugt bzw. bereits vorhandene dadurch vergrößert und durch wiederholten Daumendruck von innen axial nach vorne geschoben. Dazu berichtet Schröder (1906), dass bereits die Milchzähne von Mädchen mit einer Zange und die bleibenden Zähne mit den Fingern und der Zunge nach vorne geschoben werden. Dadurch wird ein künstlicher dentaler Prognathismus erzeugt. Als Folge neigen sich auch die Unterkieferfrontzähne. Die Nasenflügel und der Nasenrücken werden abgeflacht und nach oben verdrängt und schließlich werden selbst bei geschlossenen Lippen die schräg gestellten oberen Frontzähne sichtbar. Besonders bei den Massai in Ostafrika gelten sowohl Frauen als auch Männer mit einer solchen Prognathie als schön. Hinzu kommt bei den Massai, dass ihnen oft im Alter von 12 bis 16 Jahren noch zusätzlich die unteren mittleren Frontzähne ausgeschlagen werden. Des Weiteren wurden früher noch bei den ostafrikanischen Wataturu, Wafiomi und Wakamba oder Wataiti aus dem Kilimandscharo– Gebiet künstliche Zahnverdrängungen vorgenommen (Baumann 1894; Stuhlmann 1894; Schröder 1906). Nach Zintgraff (1895) gab es im Kongo- Gebiet die Sitte die mittleren oberen Frontzähne künstlich schräg auseinander zu drängen, unter anderem unter Zuhilfenahme von kleinen Holzkeilen. 27 Literaturübersicht Abb. 16: Künstliche protrusive Verdrängung der mittleren oberen Frontzähne (links) aus ihrer natürlichen Position durch Einbringen von Holzkeilen rechts (aus Schröder 1906) Besonders begünstigend auf den Verlust der natürlichen Position der oberen Frontzähne, ihrer Elongation und lückenhaften Fächerung ist der vorhergehende Verlust ihrer Antagonisten durch rituelles Ausschlagen der Unterkieferfrontzähne bereits im Kindesalter. 2.3 Historische Zahndeformierungen Archäologische Ausgrabungsfunde belegen, dass einige zahnkosmetische Behandlungsarten bereits vor Jahrtausenden in einigen Kulturen praktiziert wurden (Vukovic et al. 2009). Interessant ist dabei, dass sich bei verschiedenen Ethnien ohne jeglichen Kontakt untereinander ähnliche Bräuche aus rituellreligiösen Gründen, ästhetischen Motiven oder Prestige-Vorstellungen entwickelt haben. Unterschiedliche Arten von Zahndeformierungen und Zahnschmuck sind bei Ausgrabungen der frühen Kulturen Chinas, Indiens, Südost-Asiens, Afrikas, Nord-Amerikas und dem präkolumbianischen Mittel- und Südamerika gefunden worden (Vukovic et al. 2009). Die vermutlich ältesten Anzeichen von Zahnbehandlungen mittels eines bohrerähnlichen Instruments sind bei neun Erwachsenen an elf Zähnen in der neolithischen Ausgrabungsstätte von Mehrgarh in Pakistan entdeckt worden und werden auf ungefähr 7500 – 9000 Jahre alt geschätzt (Vukovic et al. 2009). Ob die Zahnbehandlung eine therapeutische oder ästhetische Ursache hatte, kann nicht mehr ermittelt werden. Die archäologischen Funde aus Afrika belegen, dass dort in verschiedenen Kulturen – vor allem in Nordwest- und Zentralafrika – unterschiedliche Arten von 28 Literaturübersicht Zahndeformierungen seit dem 3. Jahrtausend vor Christus praktiziert wurden (Finucane et al. 2008). Eine Analyse von 11 Skelettfunden in Mali mit angespitzten Zähnen ergab eine Datierung der Zahnfeilungen mittels der Radiokarbonmethode um das 3. Jahrtausend vor Christus (Finucane et al. 2008). In einigen Gebieten werden die Deformierungen bis in die heutige Zeit durchgeführt (siehe Kapitel 2.2). Die häufigsten Methoden der historischen Zahndeformierung waren Feilungen, Absplitterungen der Frontzahnkanten oder aber auch die rituelle Extraktion bestimmter Zähne (Alt and Pichler, 1998; Finucane et al. 2008; Vikovic et al. 2009). Etliche Schädelfunde aus dem Mesolithikum und des Neolithikum belegen die rituelle Extraktion der Unterkieferfrontzähne (Finucane et al. 2008). Auch aus dem Zeitraum 1300-1600 n. Chr. sind einige deformierte Zahnfunde (Zwischenzahn-Feilungen) in Region Kufan Karawa / Niger ein Nachweis für die seit langem praktizierten Bräuche mancher Kulturen (Finucane et al. 2008). Erste schriftliche Aufzeichnungen aus Afrika, die auf Zahndeformierungen bestimmter Völker verweisen, stammen aus den Jahren um 1600 (Lignitz 1922). Im Laufe der Kolonialisierung Afrikas sind dann vermehrt die Sitten und Gebräuche der Völker und damit auch der Zahndeformierungen beschrieben worden. Lignitz hat 1922 intensive Forschungen und Auswertungen von Reiseberichten Afrikas hinsichtlich Zahndeformierungspraktiken der Völker betrieben und die relevanten Hinweise zusammengefasst. Trotz solcher und ähnlicher Bemühungen sind manche Kulturen Afrikas bis heute nur rudimentär dokumentiert und so sind beispielsweise über das Volk der Bench kaum historische Aufzeichnungen über ihre Zahndeformierungen vorhanden. Nicht nur in Afrika, sondern auch in Amerika belegen Ausgrabungen und Schriften die Praktiken des Zahndeformierens mancher Völker. Etliche weitere Funde sind in Mittelamerika bei Ausgrabungen von Maya- Kulturobjekten (5. - 9. Jahrhundert) gemacht worden. Festgestellt wurden Zahndeformierungen in Form von Rilleneinkerbungen auf der labialen Frontzahnoberfläche, okklusale Zackenkerbungen und Verzierungen mit Jade und Türkisen sowie Pyrit- Inlays. Romero (1970) analysierte 1212 deformierte Maya-Zähne und stellte dabei 59 verschiedene Deformierungsarten fest, die er wiederum in sieben Grundformen 29 Literaturübersicht mit zusätzlich differenzierten Facetten einteilte (Milner and Larsen 1991). Da auch sehr junge Maya bereits Inlays hatten, wird davon ausgegangen, dass es sich bei den Deformierungen vorwiegend um ästhetische Veränderungen im Sinne ihres Schönheitsempfindens handelte. Weiterhin sind Anzeichen dafür gefunden worden, dass Teile von Muscheln anstelle von fehlenden Zähnen implantiert wurden (Vukovic et al. 2009). Aus Asien sind ebenfalls historische Belege für Zahndeformierungen bekannt. In China (und später auch Taiwan) sind vor allem bei den Kulturen, die im südöstlichen Küstenbereich siedelten, Zahndeformierungen und kulturell bedingte Zahnextraktionen anhand von Skeletten ab einem Zeitraum vor ca. 6.500 Jahren nachweisbar. Mit dem Ende der Dawenkou-Kultur vor etwa 4.000 Jahren verschwinden diese Kulturmerkmale plötzlich (Kangxin and Nakahashi 1996). Das vermutlich älteste Beispiel einer Zahndeformierung (Extraktion) aus Japan stammt aus dem späten Paläolithikum (vor 18.000 Jahren) und wurde auf der Insel Okinawa (Minatogawa) entdeckt (Kangxin and Nakahashi 1996). Weitere Skelettfunde belegen, dass Zahndeformierungen und bewusste Extraktionen von gesunden Zähnen vermehrt in der kulturellen Zeitperiode der Jomon und Yayoi aufgetreten sind und ihre weiteste Verbreitung auf den Hauptinseln vor ca. 4.000 Jahren stattgefunden hat. Neben der Deformierung, d.h. Einkerbung der oberen beiden Frontzähne, war es je nach Zeitperiode auch üblich, die oberen Eckzähne und die Unterkieferfrontzähne einschließlich der Eckzähne zu entfernen (Kangxin and Nakahashi 1996; Scott and Turner II 1997). 30 Literaturübersicht Abb. 17: Prähistorische Zahndeformierungen mit Extraktion der oberen Eckzähne und Lückenschluss nach Mesialdrift sowie Extraktion vier Unterkieferfrontzähne und Atrophie des Alveolarfortsatzes der Jomon aus Japan (Foto: Koppe 1998) In Südost-Asien weisen bei Ausgrabungen aufgefundene Zähne aus Halin (Burma) sehr filigrane Deformierungen auf. In den Jahren um 700 n. Chr. wurden dort Gold- Inlays in schmal gefeilte Perforierungen im Zahnschmelz der oberen Frontzähne fixiert (Vukovic et al. 2009). Aus Nordamerika sind nur wenige archäologische Schädelfunde mit deformierten Zähnen bekannt. Ein Fund stammt aus dem Zeitraum 880-1170 n. Chr. mit perforierten Zähnen, ein Weiterer aus Tennessee (900-1250 n. Chr.) mit querverlaufenden Einkerbungen auf der Vestibulärfläche der oberen mittleren Frontzähne. Als möglichen Grund für die Deformierung wird die Kennzeichnung des hohen gesellschaftlichen Status der jeweiligen Person erwähnt, denn die Grabstätte war entsprechend aufwendig für eine Führungsperson gestaltet (Vukovic et al. 2009). Von weiteren Zahnfeilungs- Funden aus Arizona, Texas, Illinois und Georgia berichten Milner und Larsen (1991). Ähnliche Deformierungen weisen die wenigen Fundstücke Europas auf: In Schweden und Dänemark sind in Grabanlagen der Wikinger (800-1050 n.Chr.) deformierte Zähne mit horizontal verlaufenden Rillenkerben bei den sterblichen Überresten von 25 jungen Männern gefunden worden (Vukovic et al. 2009). Zwar nicht deformiert, jedoch auch aufgrund ästhetischer Ansprüche verändert sind zwei Exemplare phönizischer Grabstätten (datiert auf das 4. und 5. 31 Literaturübersicht Jahrhundert vor Chr.) in der Nähe von Sidon: an den Skeletten befanden sich geschnitzte Elfenbein-Zähne, die an vier natürlichen Zähnen mit einem Goldfaden festgebunden waren (Vikovic et. al. 2009). Die Etrusker hatten ebenfalls schon im 6. und 7. Jahrhundert vor Chr. eine ähnliche Methode, um Zahnersatz zu fixieren. Mit Goldbändern wurden Rinderzähne, geschnitzte Elfenbein-Zähne oder sogar menschliche Zähne an den noch vorhandenen Zähnen befestigt. 2.4 Die Bench- Population in Äthiopien In Äthiopien leben bis heute mehr als 70 verschiedene Völker und Ethnien, die sich nicht nur in ihrer Sprache, sondern auch in ihrer Kultur stark unterscheiden (Ullendorff 1990; Gräber et al. 1997). Insbesondere im Süden Äthiopiens sind einige Völker beheimatet, die häufig noch unter sehr ursprünglichen Bedingungen leben und viele Elemente alter Traditionen bis heute in ihrer Kultur und in ihrem Alltag bewahrt haben. In der vorliegenden Arbeit werden die Zahnfeilungsformen und –arten des südwestäthiopischen Volkes der Bench untersucht. Zahndeformierungen sind für die Bench ein wichtiges identifikationsmerkmal und Bestandteil ihrer Kultur. Trotz gewaltiger gesellschaftspolitischer Veränderungen in Äthiopien und den damit verbundenen offiziellen Verboten solcher Praktiken hielten die Bench weitestgehend an ihren traditionellen und religiösen Werten fest. Seit dem Jahr 1991 versuchen sie unter Einfluss der neuen Bundesregierung verloren gegangene Werte neu zu beleben (Abbink 2003). In der Literatur ist bis heute wenig über die Lebensweise der Bench bekannt. Erste detailliertere Aufzeichnungen stammen von den Frobenius-Expeditionen in den Jahren 1950-52 und 1954-56 sowie von Straube aus den Jahren 1963-64, Lange (1975) und Haberland (1979). Kulturell betrachtet zählen die Bench zu den sogenannten Altvölkern Äthiopiens, die kulturgeschichtlich durch mehrere Völkerwellen bzw. Völkerwanderungen geprägt und insbesondere von jüngeren westkuschitischen Einflüssen, wie beispielsweise die Sprache (westkuschitische Sprachgruppe, bzw. omotische Sprache), verändert wurden. Die Bezeichnung des Volkes variiert von Bench oder Bensh, Bensch, Bensho, Benc, Bens, Benosh, über Benshac, Benjac, Benexo, Benisso bis hin zu Gimira, was jedoch heute als veraltet 32 Literaturübersicht angesehen wird (Straube 1963; Lange 1975; Baumann 1979). Die Angaben zur Gesamtbevölkerung liegen zwischen 80.000 und 175.000 (Abbink 2003; Shinn 2004). Das Siedlungsgebiet liegt in der sogenannten Bench-Maji-Zone SüdÄthiopiens, einer der insgesamt 68 Verwaltungszonen Äthiopiens. Abb. 18: Administrative Regionen Äthiopiens. Rote Markierung: Siedlungsgebiet der Bench. (Quelle: UN Emergencies Unit for Ethiopia 2000) Geografisch betrachtet erstreckt sich das Gebiet im Osten vom Benscho-Höhenzug (2700-2800m) nach Westen bis zum Gurafarda-Gebirge und vom Bako-Fluss im Norden bis zum Akobo-Fluss im Süden (Straube 1963). Das Zentrum des Siedlungsgebietes liegt etwas südwestlich des Ortes Mizan Teferi, in dem auch die 30 Probanden der vorliegenden Arbeit leben. Die Landschaft war ursprünglich überzogen von dichten Wäldern und ist heutzutage deutlich geprägt von Landwirtschafts- und Siedlungsflächen. Durch die steigende Bevölkerungsdichte wurden die Wälder nach und nach gerodet, es entstand eine weitläufige Buschvegetation und inzwischen werden sogar landwirtschaftlich nutzbare Flächen knapp. Beeindruckend ist die Tierwelt Äthiopiens. So sind hier Tiere wie Büffel, Zebras, Giraffen, Elefanten, Leoparden, Löwen, Flusspferde, Krokodile, Buschböcke, Paviane, der Semienfuch, der somalische Wildesel, das Berg-Nyala, 33 Literaturübersicht das Swayne-Hartebeest, der Walia-Steinbock, der Straußenvogel und etliche weitere Vogelarten beheimatet, die heutzutage jedoch vorwiegend in den äthiopischen Nationalparks anzutreffen sind. 2.4.1 Lebensweise der Bench Gemäß ihrer Tradition leben die Bench sesshaft als kleingruppierte, verstreute Gesellschaft. Die Gesellschaftsstruktur ist patrilinear organisiert und beherrscht von komplexen hierarchischen Regeln. So liegt die Führung einzelner Clans (insgesamt über 30) in der Hand politisch-religiöser Persönlichkeiten (Tyat oder Koms genannt), die auch als spirituelles Medium zwischen weltlichem und Geistern fungieren (Abbink 2003). Diese werden wiederum von einer Hauptführungsperson geleitet. Die Gemeinschaft der Bench ist in niedere und höherrangige Gesellschaftsgruppen eingeteilt. Beispielsweise sind Jäger und bestimmte Handwerker, wie u.a. die Töpfer, einer gering geschätzten Gruppe zugeteilt, die ihnen beispielsweise ein bestimmtes Essverhalten oder auch ein Heiratsverbot außerhalb ihrer Gruppe vorschreibt (Straube 1963; Abbink 2003). Vielfach betreiben die Bench heute noch Subsistenzwirtschaft und konnten sich damit auch in schlechten wirtschaftlichen Zeiten ausreichend ernähren. Angebaut werden vorwiegend Ensete, eine einheimische, nicht fruchttragende Bananenform, Sorghum, Mais, Gerste und Wurzelgemüsesorten (Straube 1963; Baumann 1979). Der Ensete kommt dabei nicht nur als Grundnahrungsmittel die größte Bedeutung zu, denn es sind alle Pflanzenteile verwertbar. Aus den Wurzelknollen wird direkt nach dem Aufblühen der Pflanze Mehl gewonnen. Das fermentierte Bananenmehl dient im Weiteren zur Herstellung von Brot und anderen Backwaren. Die inneren Scheinstämme der Pflanze können gegart und als Gemüse verzehrt werden. Auch die Blätter werden genutzt: als Tiernahrungsmittel oder als Dachbedeckung und aus den Blattscheiden lassen sich Seile, Matten und Säcke herstellen. Die Ensete wird selbst von den Einheimischen als älteste Kulturpflanze bezeichnet (Straube 1963). Auffällig ist, dass die Bench zwar auch Zuckerrohr anbauen, aber diesen nur zu Verkaufszwecken nutzen. Süße Geschmacksrichtungen sind verpönt – die Bench haben nach eigenen Angaben 34 Literaturübersicht keine traditionellen Süßigkeiten (mündliche Mitteilung R. Garve 2010). Neben dem Anbau von Kulturpflanzen sind folgende Nutztiere von Bedeutung: Ziegen, Schafe, Esel und Rinder. Diese wurden früher nicht nur zum Verzehr, sondern auch zur Herstellung von Kleidungsstücken genutzt. Die traditionelle Kleidung bestand aus Lederschurzen oder Lederriemen und Hüten in Kombination mit Zweigen oder Gräsern, da die Produktion von Stoffen lange Zeit unbekannt war (Staube 1963; Lange 1975; Baumann 1979). Heute ist die alte Tracht weitgehend von Stoffkleidung verdrängt worden. 2.4.2 Schönheitsideal der Bench und Praktiken der Zahnveränderung Trotz des Verschwindens der ursprünglichen Kleidungsform und auch trotz der vielfältigen, westlichen kulturellen Einflüsse wurde das traditionelle Erkennungsmerkmal und Schönheitsideal kulturell nicht vollständig verdrängt. Bis heute gilt ein Bench nur dann als volkszugehörig und schön, wenn die oberen Schneidezähne spitz zugefeilt sind. Auch traditionelle Narbentätowierungen, Brand-Schmucknarben und blaue Tätowierungen sind heute noch üblich (Lange 1975; Baumann 1979). Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde jungen Kindern die Nase vertikal eingeschnitten (Lange 1975). Diese Praktik ist im Laufe der Zeit verloren gegangen. Die Tradition der Zahnfeilungen hingegen hat allen äußeren kulturellen Einflüssen standgehalten und erlangt heute eine neue Beliebtheit (persönliche Mitteilung R. Garve 2010). Außenstehenden insbesondere Europäern - erscheinen die spitzen Zähne wie ein Status-Symbol, es wird gerne gelacht und mit den Zähnen „kokettiert“ (eigene Beobachtung 2001). Auf die Frage nach dem Grund der Zahnfeilung erhält man von den befragten Bench nur vage Antworten. Sie wird als schön erachtet, dient als Abgrenzung zu anderen Völkern und auch Tieren und wird seit Generationen praktiziert. 35 Literaturübersicht Abb. 19: Bench mit angespitzten Oberkieferfrontzähnen (Foto: R. Garve 2010) Die Zahnzuspitzung wird heutzutage meist mit einem Messer durchgeführt. Das Messer wird in der Zahnschneidekantenmitte angesetzt und mit einem Stein oder ähnlichem gegen den Messerrücken geklopft. Der Zahn splittert schichtweise ab – diese Prozedur wird solange fortgesetzt, bis die gewünschte Zahnform erreicht ist. Die scharfen Kanten werden anschließend noch etwas abgefeilt. Im Regelfall wird nur so viel Substanz abgeschlagen, dass keine Läsion der Pulpa eintritt. Die Verletzung der Pulpa ist eher ein Ausnahmefall. Nur bei ganz wenigen Bench konnten wir feststellen, dass durch dieses Frontzahntrauma ein Zahn abgestorben ist. Abb. 20: Methode der Zahnanspitzung mit einem Taschenmesser bei den Bench (Foto: M. Garve 2001) 36 Literaturübersicht Aus einigen Reiseberichten Zahndeformierung sehr ist zu schmerzhaft entnehmen, ist dass (Schröder diese 1906). Art Bei der unseren Beobachtungen in Äthiopien konnten wir bei der Person während der Zahnfeilungs-Prozedur keine Anzeichen von Schmerzempfinden erkennen. Eine Filmdokumentation über die Methode der Zuspitzung bei einem Bench ist auf einer DVD dieser Arbeit beigelegt (Anlage 1). Die Bench spüren laut Befragung trotz der deformierten Zähne weder bei der Abbissfunktion noch beim Kauen von Nahrungsmitteln eine Funktionseinschränkung. Sie sind in der Gesellschaft voll akzeptiert und anerkannt. Da die Bench mit angespitzten Zähnen eine gewisse Vorbildfunktion einnehmen, der sie sich bewusst sind, demonstrieren sie gerne und stolz anderen gegenüber mit einem Lächeln ihre Zähne. Die deformierten Zähne sind ein Bekenntnis zu ihrer Stammeskultur und ein Zeichen der Ablehnung von westlichen Standards. Sie symbolisieren die Eingliederung in die stammesspezifische Rangfolge in der Gemeinschaft. Lediglich im Hinblick auf die Sprache konnten wir als Beobachter gelegentlich ein leichtes Lispeln vernehmen, dass jedoch nicht als Makel empfunden wird. 37 Material und Methoden 3 Material und Methoden 3.1 Material Insgesamt wurden 30 Stammesangehörige der Bench mit spitz gefeilten Oberkieferfrontzähnen für die Untersuchungen ihrer Zähne und ihres Gaumens für diese Arbeit untersucht. Von diesen Probanden sind 30 Abdrücke des Oberkiefers und 30 Abdrücke des Unterkiefers genommen worden. Die Abdrücke stellte Dr. R. Garve (Lüneburg) für diese Arbeit zur Verfügung. Die wichtigsten anamnestischen Eckdaten des jeweiligen Probanden notierte Dr. R. Garve vor Ort auf Karteikarten im Sinne auch in Deutschland üblicher zahnärztlicher Befunde. Dazu gehörten unter anderem Angaben zum aktuellen Alter der Probanden, zum Geschlecht, Alter bei der Zahnfeilung, Wohnort, Vitalität der gefeilten Zähne, Lockerungsgrad der deformierten Zähne, Feststellung von Karies, fehlenden Zähnen, Nahrungsgewohnheiten sowie ggf. weitere Auffälligkeiten. Zudem führte Dr. R. Garve bei den äthiopischen Probanden vor Ort auch Kältetests zur Überprüfung der Sensibilität der deformierten Zähne im Vergleich zu nicht beschliffenen gesunden Nachbarzähnen durch. Dazu diente das Kältespray Endo Cool Spray der Firma Henry Schein Inc. (-51 Grad C). 3.1.1 Probanden Angaben zum Alter und Geschlecht der Probanden sind im Rahmen der Befragung durch Dr. R. Garve erhoben und auf den bereits erwähnten Karteikarten notiert worden. Daraus ergibt sich folgende Alters- und Geschlechtsverteilung der BenchProbanden (Abbildung 21): 60 50 Alter 40 Männlich 30 Weiblich 20 10 0 Abb. 21: Altersverteilung der Probanden nach Geschlecht. Jedes Symbol entspricht einem Probanden 38 Anzahl der Probanden Material und Methoden 20 18 12 10 0 Männlich Weiblich Geschlecht Abb. 22: Geschlechterverteilung der Bench-Probanden Die Befragung nach dem Alter, in dem die Zahnfeilung durchgeführt wurde, zeigt folgende Anzahl der Probanden Verteilung (Abbildung 23): 6 4 2 Männlich 0 Weiblich Alter Abb. 23: Alter der Probanden zum Zeitpunkt der Zahnfeilung 3.2 Methoden 3.2.1 Datenerfassungsbögen Mit Hilfe der Karteikarten-Daten der Probanden aus Äthiopien ist zunächst ein Zahnbefund-Datenblatt (Datenerfassungsbogen) pro Proband erstellt worden. Dieses wurde nach den Auswertungen der Gipsmodelle um weitere Daten ergänzt. Als Beispiel soll nachfolgend der Datenerfassungsbogen einer äthiopischen Probandin dienen (Abbildung 24). Die kompletten 30 Datenerfassungsbögen einschließlich aller Einzeldaten sämtlicher Probanden werden im Anhang (Anlage 1 - DVD) aufgeführt. 39 Material und Methoden Abb. 24: Beispiel eines Datenerfassungsbogens 40 Material und Methoden 3.2.2 Anfertigung der Gipsmodelle und Silikonkonter-Gaumenmodelle Insgesamt standen 60 Kieferabdrücke der Bench aus Ostafrika für die Auswertung der stammestypischen Zahndeformierungen zur Verfügung. Die Abdrücke wurden im April 2010 in Äthiopien bei insgesamt 30 Bench- Stammesangehörigen (30 Ober- und 30 Unterkiefer) mit Alginat Hydrogum 5 der Firma Zhermack SpA vorgenommen. Für die weitere Bearbeitung wurden anschließend in der zahnärztlichen Praxis von Dr. R. Garve aus den Abdrücken Gipsmodelle und aus diesen wiederum Silikonkontermodelle des Gaumens erstellt. Um die Besonderheiten der äthiopischen Probanden besser herausstellen zu können, sind zudem weitere 20 Oberkieferabdrücke von 12 weiblichen und 8 männlichen Erwachsenen (Alter 19-64) aus Norddeutschland (Region Geesthacht in Süd-Schleswig-Holstein) zum Vergleich vorgenommen worden. 3.2.3 Betrachtung und Vermessung der Gipsmodelle Die 60 Gipsmodelle der 30 Bench-Probanden wurden hinsichtlich folgender Kriterien untersucht: - Zahnstatus - Abrasionen, Schliffflächen und Rezessionen - Okklusion - Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen - Feilungstypen - Zahnbogenform - Gaumenmorphologie Abrasionen, Schliffflächen und Rezessionen Bei der Untersuchung der Bench-Gipsmodelle hinsichtlich Abrasionen sind alle vorhandenen nicht deformierten Zähne des Ober- und Unterkiefers betrachtet worden. Geprüft wurde, ob Abrasionserscheinungen oder Schlifffacetten auf den Gipsmodellen erkennbar sind, wobei der Grad der Abrasionserscheinung nicht 41 Material und Methoden näher untersucht wurde, da dieses nicht relevant für die Beantwortung der Fragestellung dieser Arbeit ist. Kariesbefund Die Ermittlung des Kariesbefunds erfolgte durch Dr. R. Garve (Lüneburg) direkt vor Ort sowohl durch direkte Begutachtung und Suche nach kariös verfärbten Stellen an den Zähnen und Feststellung ihrer genauen Lokalisation als auch durch indirekten Sichttest mittels eines Zahnarztspiegels und Palpieren mit einer Sonde. Okklusion Die Bisslagen, bzw. die sagittale Okklusion, der einzelnen Gipsmodelle aller Probanden sind hinsichtlich der Angle-Klassen untersucht und eingeteilt worden. Die Einteilung gibt Auskunft über die Position der Zähne in distaler oder mesialer Richtung. Bezugspunkt ist der feststehende Oberkiefer im Vergleich zum beweglichen Unterkiefer. Beim Neutralbiss (Angle-Klasse I) okkludiert die obere Zahnreihe über die untere und der Unterkiefer ist gegenüber dem Oberkiefer normal (Neutrogenie) positioniert. Beim Distalbiss (Angle-Klasse II) liegt ein weit zurückstehender Unterkiefer (mandibuläre Retrusion) bzw. ein zu weit vorstehender Oberkiefer (maxilläre Protrusion) vor. Beim Mesialbiss (Angle-Klasse III) liegt eine Okklusionsanomalie vor, bei der die unteren Zähne weiter mesial okkludieren als es dem Neutralbiss entspricht. Es handelt sich dann um eine mandibuläre Protrusion bzw. ein zu weit zurückstehender Oberkiefer - maxilläre Retrusion. Die Einteilung in Distal- oder Mesialbiss erfolgt ab einer Abweichung von ½ Prämolarenbreiten in entsprechender Richtung im Vergleich zum Neutralbiss. 42 Material und Methoden Abb. 25: Einteilung der Bisslagen nach Angle mit mesiobukkalem Höcker des oberen Sechsjahresmolaren als Bezugspunkt (aus Klink – Heckmann und Bredy 1980) Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen Durch Überprüfung der Gipsmodelle wird die Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen bei den Bench ermittelt. Ziel ist festzustellen, ob mehrheitlich zwei oder vier Frontzähne deformiert sind. Feilungstypen Anhand der weiteren Auswertung der Gipsmodelle folgen eine Feststellung der vorhandenen Feilungsformen nach Symmetrie und Höhe der Feilungen und eine Einteilung in bevorzugte und weniger häufig vorkommende Formen. Vitalität und Lockerungsgrade an Feilungszähnen Die Vitalitätskontrolle ist durch Berühren der Zähne mit Wattekügelchen und dem Kältespray Endo Cool Spray der Firma Henry Schein Inc. (-51 Grad C) durchgeführt und anschließend dokumentiert worden. Die Überprüfung der Zahnbeweglichkeit an den betreffenden Frontzähnen erfolgte mittels subjektiver Fingerprobe, wobei sich der Untersucher (Dr. R. Garve, Lüneburg) zwecks Festlegung des jeweiligen 43 Material und Methoden Lockerungsgrades an der Einteilung in drei Grade nach Staegemann (1978) orientierte: Lockerungsgrad 1: fühlbare Lockerung, Lockerungsgrad 2: sichtbare Lockerung, Lockerungsgrad 3: starke Lockung bei Lippen– und Zungendruck auch in axialer Richtung Zahnbogenvermessung Bei der Vermessung des Oberkiefers sind folgende Zahnbogenparameter nach Staegeman (1978) bzw. Schumacher (1997) bei beiden Probandengruppen erhoben worden: VZBB: Die vordere Zahnbogenbreite (VZBB) ist der transversale Abstand der oberen ersten Prämolaren, gemessen von einer Fissurenmitte zur anderen. HZBB: Die hintere Zahnbogenbreite (HZBB) entspricht dem Abstand der ersten oberen Molaren, gemessen zwischen den tiefsten Punkten der jeweiligen vorderen Hauptfissur. Übertragen auf den Unterkiefer entspricht es dem Kontaktpunkt der Prämolaren in der äußeren Höckerlinie und dem mittleren bukkalen Höcker der ersten Molaren. LO: Für die Ermittlung der vorderen Zahnbogenlänge (LO) wird von der Vestibulärfläche der beiden mittleren Frontzähne das Lot zur vorderen transversalen Zahnbogenbreite gemessen. SI: Die Summe der oberen Schneidezahnbreiten (SI) ist die Summe der größten Breiten der vier oberen Schneidezähne in mesiodistaler Richtung. 44 Material und Methoden Abb. 26: Messpunkte der Zahnbogenvermessung. VZBB – Vordere Zahnbogenbreite, HZBB – hintere Zahnbogenbreite, LO – Vordere Zahnbogenlänge Um mögliche Abweichungen der durch die Frontzahnfeilungen und dem damit verbundenen Verlust der interdentalen Kontaktpunkte beeinflussten Zahnbogenparameter festzustellen, sind zunächst aus diesen Vermessungen Mittelwerte und Standardabweichung pro Probandengruppe berechnet worden. Die anschließenden T-Tests sowie eine Regressionsanalyse sollen Aufschluss über die Signifikanz der Abweichungen der Messdaten beider Probandengruppen geben (siehe Kapitel 3.3). Gaumenmorphologie Zur Untersuchung möglicher Auswirkungen der Zahndeformierungen auf die Morphologie des Gaumens wurde der Gaumenbereich der Gipsmodelle beider Probandengruppen zusätzlich noch einmal im Block mit Silikon ausgeformt. Als Material diente das Dental- Silikon Zetaplus Soft der Firma Zhermack SpA. Um die Gaumenhöhe, bzw. Gaumentiefe, und das Gaumen- Volumen bestimmen zu können, erfolgte die Ausformung entlang des palatinalen Marginalsaumes, ausgehend von den Frontzähnen bis zur transversalen Verbindungslinie des jeweils distalen zervikalen Randes beider oberer erster Molaren und der gedachten Vertikalfläche zum Gaumen. Zur Messung und Bestimmung der Position des 45 Material und Methoden höchsten Punktes, d.h. der Gaumenhöhe, bzw. –tiefe, diente am Silikon-Modell eine Präzisions- Schieblehre. Die Silikonkontermodelle dienten der Vermessung folgender Parameter: GH: Gaumenhöhe (-tiefe): Lot vom höchsten Punkt des Gaumens auf die gedachte Transversalebene des Marginalsaumes der Zähne. GV: Gaumenvolumen: Hohlraum begrenzt durch die gedachte horizontale Verbindungsebene des palatinalen Marginalsaums sowie der Fläche des Palatum und der gedachten transversalen Vertikalebene distal der ersten Oberkiefermolaren. AG: Anteriorer Gaumenwinkel: Mesialer Winkel in der Raphemedianebene zur gedachten transversalen Ebene entlang des palatinalen Marginalsaumes. LG: Laterale Gaumenwinkel: Laterale Winkel des Gaumendaches im Bereich der zweiten Prämolaren zur gedachten transversalen Ebene entlang des palatinalen Marginalsaumes. Die Gaumenlänge wird üblicherweise als geradlinige Distanz des Orale vom Staphylion am knöchernen Gaumen gemessen (Knußmann 1988). Diese Vermessung war mittels der vorliegenden Abdrücke der Probanden nicht möglich. Insofern konnte der Gaumenindex nicht berechnet werden. 46 Material und Methoden Abb. 27: Frontalschnitt durch ein Silikonkontermodell zur Darstellung der Gaumenhöhe (GH) Abb. 28: Ermittlung des Gaumenvolumens (GV) mittels Silikonkontermodell Abb. 29: Sagittalschnitt durch ein Silikonkontermodell zur Darstellung der Vermessung des anterioren Gaumenwinkels (AG) Abb. 30: Frontalschnitt durch ein Silikonkontermodell zur Darstellung der lateralen Gaumenwinkel (LG) 47 Material und Methoden Bei der Ermittlung des Gaumenvolumens ist das von Knußmann (1988) beschriebene Verfahren der Messung von Volumina mittels Wasserverdrängung angewendet worden. Die Volumenbestimmung erfolgte mit Hilfe eines 100ml Präzisions-Messzylinders der Firma BEGO. Für die Bestimmung der anterioren und der seitlichen Gaumenwinkel wurde das Silikonmodell zunächst sagittal zerschnitten und hochauflösend mit einem Scanner (Epson Perfection V750 Pro) eingescannt. Anschließend konnte der anteriore Gaumenwinkel auf dem Ausdruck gemessen werden. Für die Bestimmung der seitlichen Gaumenwinkel wurden die Silikonhälften wieder verklebt und anschließend in der gedachten Verbindungsebene von den Zähnen 15 bis 25 erneut zerschnitten. Auch von dieser Schnittfläche wurde ein Scan gemacht und der Ausdruck vermessen. Zum Vergleich sind die Messdaten (Gaumenhöhe, -volumen, anteriore und seitliche Gaumenwinkel) sowohl für die Bench-Probanden als auch für die norddeutschen Probanden mit identischer Messmethode ermittelt worden. 3.3 Biostatistische Auswertung Die statistische Auswertung der erhobenen Daten diente der Untersuchung der Auswirkungen von Zahndeformierungen auf den Zahnstatus und die Gaumenmorphologie der Bench. Um Abweichungen feststellen zu können, diente die bereits erwähnte Population aus Deutschland als Vergleich. Von den Messwerten Schneidezahnbreiten, (hintere und Gaumenhöhe, vordere Zahnbogenbreiten, Gaumenbreite, Lot, Gaumenvolumen, Gaumenwinkel) beider Probandengruppen sind zunächst Mittelwerte und Standardabweichungen berechnet worden. Die Mittelwerte von Gaumenvolumen und Gaumenhöhe beider Probandengruppen wurden geschlechterspezifisch in Box-Plots graphisch dargestellt. 48 Material und Methoden Zur Feststellung von signifikanten Unterschieden in den gemessenen Zahnbogenund Gaumendaten wurden sowohl innerhalb der Probandengruppen hinsichtlich des Geschlechtsdimorphismus als auch im Vergleich beider Probandengruppen TTests für unabhängige Stichproben durchgeführt. Um erkennen zu können, inwieweit Gaumenhöhe und Gaumenvolumen voneinander abhängig sind, diente eine Korrelationsanalyse nach Pearson zur Ermittlung des Grades von linearen Zusammenhängen. Dabei sind die männlichen und weiblichen Daten zusammengefasst worden. Mit Hilfe einer einfachen linearen Regressionsanalyse ist anschließend die Beziehung zwischen den ausgewählten Parametern Gaumenvolumen und Gaumenhöhe untersucht worden. Berechnet wurde auch die Beziehung zwischen Zahnbogengrößen und Gaumenvolumen sowie Gaumenhöhe. Die graphische Darstellung der Regressionsanalyse ergibt eine Punktwolke der Datensätze, deren lineare Beziehung durch eine Gerade (Regressionsgerade) zwischen den Variablen gekennzeichnet ist. Berechnet wird die Regressionsgerade mit folgender Formel: y = bx + a Darin sind y und x die korrelierenden Parameter, a der Schnittpunkt der Regressionsgeraden mit der y-Achse und b die Steigung der Geraden. Die statistische Auswertung der Messungen erfolgte mit den Statistikprogrammen Microsoft Excel 2007, SPSS und JMP. 49 Ergebnisse 4 Ergebnisse 4.1 Abrasionen, Schliffflächen und Rezessionen Bei der Prüfung hinsichtlich vorhandener Abrasionen wurden bei insgesamt 9 Probanden weder Abrasion noch Schlifffacetten festgestellt. Bei den weiteren 21 Probanden sind möglicherweise ernährungsbedingte Abrasionserscheinungen und Schlifffacetten auffällig (Abbildung 31). Konkrete Ergebnisse zu den einzelnen Probanden über Abrasionen, Schlifffacetten und ggf. auch Rezessionen können Anzahl der Probanden Anlage 1 entnommen werden. 25 20 7 15 10 14 5 5 4 0 Mit Abrasionen Ohne Abrasionen Männl. Probanden Weibl. Probanden Abb. 31: Anzahl der Bench- Probanden mit Abrasionserscheinungen 4.2 Karies und Zahnverlust Die Untersuchungen zum Kariesbefall der Probanden haben ergeben, dass von den 30 Probanden insgesamt 6 Probanden kariöse Zähne hatten (20%). Bei einigen dieser Probanden fehlten jedoch Zähne, bei denen im Nachhinein nicht mehr beurteilt werden kann, ob diese vor dem Verlust kariös waren. Ein vollständiges und kariesfreies Gebiss (bezogen auf 28 Zähne, d.h. ohne 3. Molaren) haben insgesamt 17 Bench-Probanden (56,7%). Von den 106 gefeilten Zähnen waren lediglich 2 kariös, d.h. nur 1,9% der deformierten Zähne hatten Karies (siehe Abbildung 32). 50 Ergebnisse 1,9% Karies an gefeilten Zähnen Kariesfreie gefeilte Zähne 98,1% Abb. 32: Kreisdiagramm zur Darstelllung des prozentualen Anteils gefeilter kariöser Zähne der Bench Die einzelnen Probanden-Daten zum Zahnverlust können der ZahnstatusÜbersicht der Anlage 1 entnommen werden. Hier gibt eine Zusammenfassung der Daten in Abbildung 33 einen allgemeinen Überblick über die Probandenanzahl ohne Zahnverlust, der Probandenanzahl mit einem Zahnverlust von 1-4 Zähnen und der Probandenanzahl, denen 5 oder mehr Zähne (max. 10 Zähne) fehlen (bezogen auf 28 Zähne, d.h. ohne 3. Molaren). Weibl. Probanden Männl. Probanden Anzahl der Probanden 20 15 12 10 5 7 5 4 11 0 Ohne Zahnverlust Zahnverlust: 1-4 Zähne Zahnverlust: 5-10 Zähne Abb. 33: Anzahl der Bench- Probanden mit fehlenden Zähnen 4.3 Okklusion Die Bestimmung der Okklusion ergab folgendes Bild: 21 von 30 Probanden (70%) haben beidseitig einen Neutralbiss. Bei vier Probanden wurde ein Distalbiss festgestellt, bei zwei Probanden lag ein Mesialbiss vor und bei drei weiteren Probanden waren Mischformen vorhanden (Abbildung 34). 51 Ergebnisse Anzahl der Probanden Weibl. Probanden Männl. Probanden 25 20 15 15 10 5 2 2 6 0 Neutralbiss Distalbiss 11 3 Mesialbiss Mischformen Abb. 34: Bestimmung der Bisslage bei den Bench-Probanden 4.4 Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen Alle 30 Bench- Probanden hatten angespitzte Zähne im Oberkieferfrontzahnbereich. Die Feilungen waren je nach Proband entweder an den beiden Zähnen 11 – 21 oder an den vier Zähnen 12 – 22 durchgeführt worden. Die häufigste Anzahl pro Proband sind Zahnfeilungen an vier Frontzähnen mit 76,7%, während die Zahnfeilungen an zwei Frontzähnen nur bei 23,3% vorkommen. Anzahl der Probanden Weibl. Probanden Männl. Probanden 25 20 12 15 10 11 5 6 1 0 Feilungen an vier Zähnen Feilungen an zwei Zähnen Abb. 35: Übersicht über Zahnfeilungen an vier Zähnen oder zwei Zähnen des Oberkiefers Anzahl und Form der Feilungen sind nicht geschlechtlich determiniert. Alle Formen kommen bei Probanden beiderlei Geschlechts vor. Die Gesamtsumme der gefeilten Frontzähne bei allen 30 untersuchten Probanden beträgt 106. 52 Ergebnisse 4.5 Untersuchung der Feilungstypen Da bei den Probanden unterschiedliche Zahnfeilungsformen festgestellt wurden, soll zunächst eine schematische Darstellung (Abbildung 36) einen Überblick über die aufgefundenen Varianten geben: Abb. 36: Überblick über die Zahnfeilungsformen der Bench Die Anzahl der Probanden mit symmetrischen Zahnformen überwiegt mit insgesamt 19 Probanden. Sechs weitere Probanden haben kombinierte Formen (d.h. sowohl symmetrisch als auch asymmetrisch gefeilte Zähne) und die übrigen fünf Probanden haben asymmetrische Zahnformen. Anzahl der Probanden Weibl. Probanden Männl. Probanden 20 15 12 10 5 7 3 3 2 3 0 Symmetrisch Kombiniert Asymmetrisch Abb. 37: Zahnformsymmetrie der gefeilten Zähne bei den Bench-Probanden Prozentual ausgedrückt bedeutet dieses: bei 63,3% Probanden waren die Zahnfeilungen symmetrisch, bei 20% der Probanden lagen Kombinationen vor und bei 16,7% der Probanden war die Zahnform asymmetrisch. Welche Form die Frontzahnfeilungen haben, zeigt folgende Abbildung 38: 53 Ergebnisse Anzahl der Probanden Weibl. Probanden Männl. Probanden 12 10 7 8 5 6 4 5 5 2 5 1 1 1 0 Spitzfeilung halbhoch Spitzfeilung bis Gingiva Kombinierte Formen Trapez-Form Abb. 38: Artifizielle Zahnformen der Bench-Probanden Damit haben 40% der Probanden eine halbhohe Spitzfeilung und 33,3% eine Spitzfeilung bis zur Gingiva. Bei 20% der Probanden liegen kombinierte Formen vor, während dagegen nur 6,7% eine Trapez-Form haben. 4.6 Vitalität und Lockerungsgrade an Feilungszähnen Von den 106 gefeilten Zähnen waren lediglich 3 Zähne avital, d.h. 2,8%. Ursache für das Absterben der Pulpa ist in allen drei Fällen das Trauma durch die Methodik der Zahndeformierung. Hierzu können vergleichend die Daten der Probanden Nr. 4, Nr. 25 und Nr. 28 in Anlage 1 eingesehen werden. Untersuchung der Lockerung: Es wurde durch den Untersucher Dr. R. Garve festgestellt, dass nahezu alle Probanden auch an den deformierten Zähnen eine starke Verankerung mit einer hohen alveolären Festigkeit aufweisen. Für die Untersuchung war die Ermittlung des Lockerungsgrades an den deformierten Zähnen relevant. Von den insgesamt 106 gefeilten Zähnen aller Probanden wiesen lediglich 13 Zähne eine Lockerung Grad 1 auf (12%). Sie betrafen die Zähne 11 und 21. Die Lockerungsgrade 2 und 3 sind nicht festgestellt worden. 54 Ergebnisse 4.7 Zahnbogenvermessung Da nur die Frontzähne des Oberkiefers gefeilt wurden, bezieht sich die Zahnbogenvermessung auch nur auf den Oberkiefer. Die Einzelwerte der Probanden können Anlage 2 entnommen werden. Der Übersichtlichkeit halber sind hier (Tabelle 1) die Mittelwerte und die Standardabweichungen der Oberkiefer-Vermessungen sowohl der Bench-Probanden als auch Vergleichsgruppe, d.h. der Geesthachter Probanden, aufgeführt. Ergänzt sind die Daten um das Ergebnis des T-Tests und dem Hinweis, ob es sich dabei um einen signifikanten Unterschied der Daten handelt oder nicht. Die T-Test-Werte weisen geschlechterspezifische Unterschiede innerhalb der jeweiligen Probandengruppe auf. Tab. 1: Zahnbogenvermessung der Probanden Bench Maß männlich Geesthachter weiblich SD T-Wert männlich SD weiblich SD T-Wert SD SI 30,54 2,93 28,94 1,58 1,94 n.s. 30,29 1,86 27,70 1,86 -3,05** LO 18,00 2,64 17,89 1,69 0,14 n.s. 19,00 1,33 17,23 0,67 -3,95*** VZBB 39,58 1,78 38,19 1,51 2,37* 38,56 2,04 35,18 2,73 -2,98** HZBB 50,50 2,32 48,64 1,59 2,61* 48,31 2,15 45,58 2,57 -2,48* ( : Mittelwert; SD: Standardabweichung; SI = Schneidezahnbreite in mm; LO = Lot in mm; VZBB = Vordere Zahnbogenbreite in mm; HZBB = Hintere Zahnbogenbreite in mm; n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001) Der geschlechterspezifische Vergleich innerhalb der einzelnen Probandengruppe zeigt insbesondere bei den Geesthachter Probanden signifikante Unterschiede. So unterscheiden sich bei den Geesthachter Probanden alle erhobenen Zahnbogenparameter signifikant hinsichtlich des Geschlechtsdimorphismus. Bei den Bench sind signifikante geschlechterspezifische Abweichungen nur bei der vorderen und hinteren Zahnbogenbreite feststellbar. Im Probandengruppen-Vergleich sind die männlichen und weiblichen Werte pro Probandengruppe zusammengefasst worden. Dabei ist im Mittelwertvergleich zwischen den Bench-Probanden und den Geesthachter Probanden nahezu kein 55 Ergebnisse Unterschied bei der Vermessung des Lots (LO) feststellbar und auch die Mittelwerte der Schneidezahnbreiten (SI) beider Gruppen unterscheiden sich mit 0,85mm nur geringfügig. Bei der vorderen Zahnbogenbreite (VZBB) weicht der Mittelwert der Bench-Probanden um 2,22mm ab und auch die hintere Zahnbogenbreite (HZBB) ist bei den Bench-Probanden im Mittel um 2,71mm größer als die der Vergleichsgruppe. Der T-Test zwischen beiden Probandengruppen (Geschlechter sind auch dabei pro Gruppe zusammengefasst worden) hat ergeben, dass es sich bei den Abweichungen der vorderen und hinteren Zahnbogenbreite um signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen handelt (VZBB bei p < 0,01 und HZBB bei p < 0,001). Bei den weiteren Messergebnissen (LO, SI) sind auch mittels des T-Tests zwischen den Probandengruppen keine auffälligen Abweichungen festgestellt worden. Die in diesem Kapitel dargestellten Daten der Zahnbogenvermessung sind anschließend weiterführend mit den Ergebnissen der Gaumenvermessung in Verbindung gebracht worden (vgl. Kapitel 4.8). 4.8 Ergebnisse der Vermessung des Gaumens Nachfolgend (Tabelle 2) sind die Mittelwerte und die Standardabweichung der Gaumenvermessung sowie der T-Wert je nach Probandengruppe aufgeführt. Die Einzelwerte pro Proband können in Anlage 3 eingesehen werden. Tab. 2: Gaumenparameter der Probanden Bench Maß männlich Geesthachter weiblich SD T-Wert männlich SD weiblich SD T-Wert SD GV 8,64 1,32 8,92 1,38 -0,49 n.s. 10,50 1,95 8,29 1,17 3,14** GH 16,45 1,77 17,23 1,40 -1,22 n.s. 17,76 1,28 14,59 2,03 4,05** AG 33,13 4,64 37,89 4,74 -2,38* 50,33 8,49 52,36 6,96 -0,59 n.s. LG rechts 45,00 8,77 49,11 6,48 -1,26 n.s. 58,44 4,85 56,27 5,18 0,96 n.s. LG links 48,00 8,40 47,56 5,18 0,13 n.s. 59,22 4,84 57,73 6,47 0,57 n.s. ( : Mittelwert; SD: Standardabweichung; GV: Gaumenvolumen (cm³); GH: Gaumenhöhe (mm); AG: Anteriorer Gaumenwinkel (Grad); LG rechts: Lateraler Gaumenwinkel rechts (Grad); LG links: Lateraler Gaumenwinkel links (Grad); n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01) 56 Ergebnisse Bei der Suche nach der größten Gaumenhöhe (-tiefe) war auffällig, dass sich die höchste Gaumenhöhe bei allen Bench-Probanden im Lot der Verbindungslinie der beiden oberen Molaren zum Gaumen befindet. Im Vergleich dazu lag die höchste Gaumenhöhe bei den meisten Geesthachter Probanden (16 von 20) im Lot der Verbindungslinie der zweiten oberen Prämolaren. Die Volumina der männlichen Gaumen der Bench sind im Mittel 1,86cm³ kleiner als die der Vergleichsgruppe aus Geesthacht. Die Gaumenhöhe (-tiefe) ist durchschnittlich um 1,31mm flacher als die Gaumenhöhe (-tiefe) der Geesthachter Vergleichsgruppe. Die Gaumenwinkel der männlichen Bench sind ebenfalls kleiner als bei der Geesthachter-Vergleichsgruppe: Der anteriore Winkel ist 17,21 Grad kleiner, der Seitenwinkel rechts 13,44 Grad kleiner und der Seitenwinkel links 11,22 Grad. Die Ergebnisse der weiblichen Probanden sind etwas differenzierter. Die Gaumenvolumina der Bench sind im Mittel 0,63cm³ größer als die der Geesthachter Vergleichsgruppe und auch die Gaumenhöhe (-tiefe) ist 2,64mm höher. Hinsichtlich der Gaumenwinkel ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den männlichen Probanden. Der anteriore Gaumenwinkel der weiblichen BenchProbanden ist mit einer durchschnittlichen Abweichung von 14,47 Grad geringer als der durchschnittliche anteriore Gaumenwinkel der Geesthachter Vergleichsgruppe. Auch der seitliche Gaumenwinkel rechts ist mit einer Abweichung von 7,16 Grad und mit 10,17 Grad Abweichung linksseitig kleiner als die Gaumenwinkel der weiblichen Geesthachter Vergleichsgruppe. 57 Ergebnisse Abb. 39: Box-Plots zur Darstellung der Gaumenvolumina unter Berücksichtigung des Geschlechtsdimorphismus Abb. 40: Box-Plots zur Darstellung der Gaumenhöhe unter Berücksichtigung des Geschlechtsdimorphismus 58 Ergebnisse Die Auswertung der T-Tests pro Probandengruppe zeigt signifikante Abweichungen zwischen den Geschlechtern bei den Bench hinsichtlich des anterioren Gaumenwinkels (bei p < 0,05) und bei den Geesthachtern in Bezug auf die Gaumenhöhe (bei p < 0,01) und das Gaumenvolumen (p < 0,01). Alle weiteren Messungen weisen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern innerhalb der jeweiligen Gruppe auf (vgl. Tabelle 2). Die T-Tests im Gruppenvergleich zeigen getrennt nach Geschlechtern folgendes Ergebnis in Tabelle 3: Tab. 3: Vergleich der Gaumendaten zwischen den Probanden der Bench und der Geesthachter unter Berücksichtigung des Geschlechtsdimorphismus B/G männlich B/G weiblich B/G gesamt Maß T-Wert T-Wert T-Wert GV -1,90 n.s. 1,35 GH -1,54 n.s. 3,05* AG -4,22** -4,46** -6,85*** LG rechts -2,81* -3,07* -4,66*** LG links -3,00* -3,17* -5,09*** n.s. -0,85 n.s. 1,44 n.s. (B/G männlich: männliche Bench und Geesthachter Probanden im Vergleich; B/G weiblich: weibliche Bench und Geesthachter Probanden im Vergleich; B/G gesamt: gesamte Bench und gesamte Geesthachter Population im Vergleich; GV: Gaumenvolumen; GH: Gaumenhöhe; AG: Anteriorer Gaumenwinkel; LG rechts: Lateraler Gaumenwinkel rechts; LG links: Lateraler Gaumenwinkel links; n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001) Demnach sind hinsichtlich des Gaumenvolumens im geschlechtergetrennten Probandengruppenvergleich keine signifikanten Unterschiede feststellbar. Die Gaumenhöhe unterscheidet sich nur bei den weiblichen Probanden im Probandengruppenvergleich (bei p < 0,05) und ist im geschlechtlich nicht differenzierten T-Test nicht signifikant unterschiedlich. Die Winkelmaße (anteriore und laterale Winkel) unterscheiden sich deutlich im geschlechtergetrennten Probandengruppenvergleich (AG p < 0,01; LG rechts p< 0,05; LG links p < 0,05 sowohl beim männlichen als auch beim weiblichen Probandengruppenvergleich). In der Gesamtbetrachtung zwischen den Probandengruppen (zusammengefasste Geschlechter) besteht hohe signifikante Abweichung aller Winkelmaße (p < 0,001). 59 Ergebnisse Mit Hilfe einer Korrelationsanalyse wurde anschließend geprüft, ob es Zusammenhänge zwischen den erhobenen Maßen gibt. Bei der Korrelationsanalyse sind männliche und weibliche Probandendaten pro Gruppe zusammengefasst und eine getrennte Analyse beider Probandengruppen durchgeführt worden. Einen Überblick über die Ergebnisse beider Gruppenanalysen geben die Tabellen 4 und 5. Tab. 4: Ergebnisse der Korrelationsanalyse nach Pearson bei den Bench-Probanden Maß GV GH AG LG rechts LG links GV --- 0,75** 0,32 0,37 0,36 GH 0,75** --- 0,48* 0,38 0,37 AG 0,32 0,48* --- 0,31 -0,04 LG rechts 0,37 0,38 0,31 --- 0,64** LG links 0,36 0,37 -0,04 0,64** --- (GV: Gaumenvolumen; GH: Gaumenhöhe; AG: Anteriorer Gaumenwinkel; LG rechts: Lateraler Gaumenwinkel rechts; LG links: Lateraler Gaumenwinkel links; r: Korrelationskoeffizient nach Pearson; * p < 0,05; ** p < 0,01) Die Ergebnisse der Korrelationsanalyse bei den Bench-Probanden zeigen eine hohe Signifikanz im Zusammenhang von Gaumenhöhe und Gaumenvolumen sowie bei den lateralen Gaumenwinkeln. Ebenfalls signifikant ist der Zusammenhang von anteriorem Gaumenwinkel und der Gaumenhöhe bei den Bench-Probanden. Tab. 5: Ergebnisse der Korrelationsanalyse nach Pearson bei den Geesthachter Probanden Maß GV GH AG LG rechts LG links GV --- 0,67** 0,26 0,63** 0,40 GH 0,67** --- 0,16 0,34 0,31 AG 0,26 0,16 --- 0,65** 0,66** LG rechts 0,63** 0,34 0,65** --- 0,84** LG links 0,40 0,31 0,66** 0,84** --- (GV: Gaumenvolumen; GH: Gaumenhöhe; AG: Anteriorer Gaumenwinkel; LG rechts: Lateraler Gaumenwinkel rechts; LG links: Lateraler Gaumenwinkel links; r: Korrelationskoeffizient nach Pearson; ** p < 0,01) 60 Ergebnisse Auch bei den Geesthachter Probanden besteht ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen Gaumenhöhe und Gaumenvolumen sowie bei den lateralen Gaumenwinkeln. Zudem korrelieren der anteriore Gaumenwinkel und die lateralen Gaumenwinkel sowie interessanterweise der rechte Gaumenwinkel und das Gaumenvolumen. Der auffällige Zusammenhang zwischen Gaumenvolumen und Gaumenhöhe wurde mittels einer einfachen linearen Regressionsanalyse ausgewertet. Die graphische Darstellung des Ergebnisses zeigt Abbildung 41. Abb. 41: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die Parameter Gaumenvolumen und Gaumenhöhe. Die Werte männlicher und weiblicher Probanden wurden zusammengefasst. Der Zusammenhang zwischen Gaumenvolumen und Gaumenhöhe wird in Abbildung 41 verdeutlicht: Je höher die Gaumenhöhe ist, desto größer ist das Gaumenvolumen. Das gilt für beide Probandengruppen. Dabei weisen die Geesthachter Probanden im Vergleich zu den Bench generell ein größeres Volumen bei gleicher Gaumenhöhe auf. Dieses relativiert sich jedoch zunehmend, je höher die Gaumenhöhe wird. In einem weiteren Schritt sind die Gaumenparameter Gaumenhöhe und Gaumenvolumen mit den Ergebnissen der Zahnbogenvermessung in Verbindung 61 Ergebnisse gebracht und auch hierfür eine Regressionanalyse durchgeführt worden. Der Fokus lag dabei auf den Ergebnissen der vorderen und hinteren Zahnbogenbreite sowie Gaumenhöhe und Gaumenvolumen. Dabei sind die Geschlechter pro Gruppe zusammengefasst worden. Graphisch dargestellt ist dieses in den Abbildungen 42 bis 45. Abb. 42: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die Parameter Gaumenvolumen und vordere Zahnbogenbreite (VZBB). Die Werte männlicher und weiblicher Probanden wurden zusammengefasst. 62 Ergebnisse Abb. 43: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die Parameter Gaumenhöhe und vordere Zahnbogenbreite (VZBB). Die Werte männlicher und weiblicher Probanden wurden zusammengefasst. Abb. 44: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die Parameter Gaumenvolumen und hintere Zahnbogenbreite (HZBB). Die Werte männlicher und weiblicher Probanden wurden zusammengefasst. 63 Ergebnisse Abb. 45: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die Parameter Gaumenvolumen und Gaumenhöhe. Die Werte männlicher und weiblicher Probanden wurden zusammengefasst. Bei den graphischen Darstellungen der Regressionsanalyse wird im Vergleich der Abbildungen 42 bis 45 deutlich, dass die Regressionsgerade (lineare Gerade) der Geesthachter Probanden bei allen Analysen steiler verläuft als die der BenchProbanden. Das bedeutet, dass je größer die vordere oder auch hintere Zahnbogenbreite wird, desto größer wird das Gaumenvolumen bzw. die Gaumenhöhe. Lediglich bei der hinteren Zahnbogenbreite im Zusammenhang mit der Gaumenhöhe ist dieser Trend etwas weniger stark ausgeprägt. Bei den BenchProbanden ist dieses Verhältnis nicht eindeutig zu beobachten. Die Regressionsgeraden verlaufen flacher bis nahezu waagerecht oder sogar fast gegenläufig zu Regressionsgeraden der Vergleichsgruppe (vgl. vordere Zahnbogenbreite im versus Gaumenhöhe – siehe Abbildung 43). Für den Bereich der vorderen Zahnbogenbreite bedeutet dieses im Vergleich beider Gruppen, dass das Gaumenvolumen der Bench-Probanden geringer ist als das der Geesthachter Probanden und die Gaumenhöhe der Bench-Probanden flacher wird je, größer die Zahnbogenbreite ist. 64 Ergebnisse Die Auswertung der Regressionsanalyse der hinteren Zahnbogenbreite zeigt bei den Bench-Probanden ein nahezu gleichbleibendes Gaumenvolumen, je größer die Zahnbogenbreite wird. Bei den Geesthachter Probanden steigt hingegen das Volumen, je größer die hintere Zahnbogenbreite wird. Die Gaumenhöhe im Bereich der hinteren Zahnbogenbreite ist bei den Bench-Probanden gemäß der Regressionsgeraden im Mittel größer als das der Vergleichsgruppe. Die Regressionsanalyse der Zahnbogenbreiten und Gaumenparameter spiegelt die vorangegangenen Feststellungen wider. Der höchste Punkt des Gaumens liegt bei den Bench-Probanden mehrheitlich im Messbereich der hinteren Zahnbogenbreite und im Messbereich der vorderen Zahnbogenbreite sind die Bench-Probanden flachgaumiger als die Probanden der Vergleichsgruppe. Bei den Geesthachter Probanden hingegen liegt der höchste Punkt des Gaumens im Mittel im Bereich der zweiten oberen Prämolaren. 65 Diskussion der Befunde 5 Diskussion der Befunde Im Folgenden werden die Ergebnisse der Modellanalysen hinsichtlich des Zahnstatus, der Zahnbogenmaße und der Gaumenmorphologie und möglicher Veränderungen durch die rituellen Zahndeformierungen diskutiert und bewertet. 5.1 Bewertung der Ergebnisse aus den Untersuchungen Aus der trotz des Traumas sehr geringen Zahl von Pulpaeröffnungen beim Abschlagen der Zahnkanten und Abschleifen kann wie schon von Alt and Pichler (1998) vermutet, der Schluss gezogen werden, dass die ausführenden Personen bei den Bench über einige anatomische Kenntnisse bei diesem Verschönerungsritual verfügen. Dabei fällt auf, dass sie bei beim Prozess des Zahnfeilens genauso routiniert wie geübte Handwerker vorgehen. Trotz des sehr einfachen Werkzeugs in Form eines Taschenmessers, eines Steins oder Eisenstücks und einer Feile werden die Schläge so präzise und dosiert ausgeführt, dass nur die gewünschte Menge an Zahnsubstanz im gewählten bzw. bevorzugten Winkel schichtweise abgetragen wird und die Pulpa dabei im Regelfall unberührt bleibt. Bei der Auswertung der Modelle und dem vorhandenen dazugehörigen Fotomaterial fiel auf, dass bei den Bench nur an den oberen mittleren oder an allen vier Oberkieferfrontzähnen Zahnfeilungen durchgeführt werden. Das Verhältnis von nur zwei Feilungen zu allen vier beträgt 23,3% zu 76,7%. Dass im Regelfall vier Frontzähne im Oberkieferbereich gefeilt werden, deckt sich auch mit den Angaben von Lange (1975), der auf dieses Phänomen bei einem Nachbarvolk der Bench hinweist. Schröder (1906) stellte ebenfalls fest, dass bei Zahnfeilungen im Oberkiefer üblicherweise nur die Schneidezähne betroffen sind und bei nur wenigen Völkern auch die Eckzähne angespitzt werden. Auch Lignitz (1922) weist in seinen Untersuchungen zur Verbreitung von Zahndeformierungen in Afrika darauf hin, dass bei der Zuspitzung entweder einzelne oder sämtliche Scheidezähne des Oberkiefers betroffen sind und nur manchmal der Unterkiefer einbezogen wird. 66 Diskussion der Befunde Da die Zahndeformierungen bei den Bench nicht nur ein Akt der Reifebestätigung (Initiation) sind, sondern auch ihrem Schönheitsideal entsprechen, liegt die Vermutung nahe, dass Anzahl und Formen offenbar dem persönlichem Wunsch oder individuellen Ästhetikempfinden angepasst werden. Weil aber vor Ort bei keinem Dorfbewohner mehr als vier angespitzte Oberkieferfrontzähne festgestellt werden konnten, kann davon ausgegangen werden, dass vier spitze Oberkieferfrontzähne als Identifikationsmerkmal das stammestypische Maximum sind und die halbhohe Spitzfeilung der vier Frontzähne bevorzugt wird. Hinsichtlich der Zahnfeilungsform gibt es bei den Bench nach den vorliegenden Untersuchungen folgende vier unterschiedliche Grundtypen: Spitzfeilung bis Gingiva, halbhohe Spitzfeilung, Trapez-Form sowie kombinierte Formen. Dabei dominiert die halbhohe Spitzfeilung mit 40%, gefolgt von der Spitzfeilung bis zur Gingiva (33,3%) und den kombinierten Formen (20%). Seltener ist dagegen die Trapez-Form mit 6,7%, was auch bei eigenen Beobachtungen in den Dörfern der Bench aufgefallen ist. Außerdem gibt es bei den Zahnformen Unterschiede in der axialen Symmetrie, wobei die symmetrischen Formen mit 63,3% den kombinierten (20%) und den asymmetrischen Varianten (16,7%) eindeutig überwiegen. Die Ursache für die asymmetrischen Feilungen ist möglicherweise eine fehlerhafte Anwendung durch den Behandler, der beispielsweise durch einen falschen Winkel oder Schlagpunkt beim Ansatz des Messers auf der Schneidekante die Asymmetrie verursacht. In der eingangs ausgewerteten Literatur sind keine differenzierten Auswertungen zu diesen Aspekten innerhalb einer Volksgruppe vorgenommen worden, so dass an dieser Stelle keine vergleichende Bewertung der Ergebnisse mit Daten anderer Ethnien möglich ist. Trotz der Nähe zur Pulpa nach dem Abschlagen der Zahnkanten gaben die Probanden beim Kältetest keine nennenswerten Gefühlsunterschiede im Vergleich zu nicht deformierten Zähnen an. Bei lediglich 2,8% der Probanden kam es aufgrund der Zahndeformierung zu einem Absterben der Pulpa und zur Dunkelfärbung der Zahnkrone. Angesichts der Tatsache, dass rituelle Zahndeformierungen zumeist im jugendlichen Alter, wenn die Kronenpulpa recht 67 Diskussion der Befunde groß ist, vorgenommen werden, ist es schon erstaunlich, dass es bei diesem Trauma nur selten zur Verletzung oder zum Absterben der Pulpa kommt und die Initianden diese schmerzhafte Prozedur ohne oder nur mit geringfügigen Gemütserregungen über sich ergehen lassen. Auch Schröder (1906) erwähnt, dass „die Vitalität der Zähne in den weitaus meisten Fällen nicht gelitten hatte“ (Schröder 1906, S. 18). Schröder (1906) ist weiterhin der Ansicht, dass bei geübter Methodik und Benutzung von Steinen oder Feilen eine Verletzung der Pulpa bei der Zahnzuspitzung ausgeschlossen ist. Aus der geringen Anzahl von festgestellten Lockerungen (12%) einschließlich des geringen Lockerungsgrades (1) der gefeilten Zähne geht hervor, dass es trotz einer durch die Zahndeformierung verursachten möglichen axialen und bereits Jahre anhaltenden Fehlbelastung beispielweise bei der Abbissfunktion zu keiner auffälligen Lockerung gekommen ist. Die meisten der untersuchten Zähne hatten nach Auskunft von Dr. R. Garve eine äußerst kräftige alveoläre Verankerung im Kiefer. Aussagen über den durchschnittlichen Zahndeformierungsgrad der Gesamtbevölkerung der Bench konnten in dieser Fallstudie nicht getroffen werden. Das Gebiet der Bench liegt unmittelbar an der Grenze zum Sudan, eine vom Bürgerkrieg geprägte Krisenregion. Differenzierte Nachforschungen gestalten sich aufgrund dessen als schwierig. Auch seitens der äthiopischen Ämter gibt es bisher darüber noch keine statistischen Angaben, da rituelle Zahndeformierungen bisher vermutlich noch keine Relevanz für das äthiopische Gesundheitswesen hatten. 5.2 Bewertung der Zahnbogenbreitenvermessung Interessanterweise sind trotz der Zahnfeilung und dem dadurch hervorgerufenen Verlust der Approximalflächen insbesondere bei der Scheidezahnbreite (SI) keine auffälligen Unterschiede im Probandengruppenvergleich festgestellt worden. Die vordere und hintere Zahnbogenbreite hingegen unterscheidet sich jedoch signifikant und sind bei den Bench-Probanden im Mittel größer als bei den 68 Diskussion der Befunde Geesthachter Probanden. Aufgrund der vergleichsweise geringen Probandenanzahl ist es schwierig, diese Abweichungen ursächlich eindeutig auf die Frontzahndeformierungen zurückzuführen. Fraglich bleibt, warum die Schneidezahnbreite (SI) der Bench-Probanden nicht auch signifkant größer ist als bei der Vergleichsgruppe, da sowohl die vordere als auch die hintere Zahnbogenbreite größer ist. Möglicherweise hat der Verlust der Approximalflächen eine leichte Mesialdrift der gefeilten Schneidezähne verursacht und ggf. dadurch eine Verringerung der Schneidezahnbreite (SI) hervorgerufen. Bereits Schumacher (1997) und Reitemeier et al. (2006) weisen darauf hin, dass es zu Dekompensationreaktionen nach Lückenbildung und Kontaktpunktverlust kommen kann, die eine Wanderung oder Kippung von benachbarten Zähnen bewirken. Dieses kann im Sinne eines „Schneeballeffektes“ (Reitemeier et al. 2006, S. 198) wiederum zur Mobilisierung weiterer Zähne führen. In Betracht kommen neben diesen Überlegungen aber auch afrikanisch-ethnische Besonderheiten der Gaumenmorphologie und der Zahngröße, bzw. Zahnbreite. Für eine eindeutigere Klärung dieser Überlegungen wäre ein Vergleich der Daten mit weiteren Bench-Probanden ohne Zahnfeilungen notwendig. Einen Vergleich von Zahnbogenbreiten verschiedener Ethnien führten auch Hao et al. (2000) zwischen der ethnischen Gruppe der Chaoxian aus China und Vergleichsgruppen aus Korea und Japan durch. Die Analyse ergab ähnliche Zahnbogenmaße bei der chinesischen und koreanischen Probandengruppe, die sich jedoch unterschieden. von den Damit Ergebnissen lieferte der die japanischen Studie Probandengruppe Hinweise für das Verwandtschaftsverhältnis der chinesischen und koreanischen Ethnien, denn die Chaoxian sind vor etwa dreihundert Jahren von Korea nach China ausgewandert. Gleichzeitig ist damit auch nachgewiesen worden, dass genetische Faktoren einen maßgeblichen Einfluss auf die morphologischen Charakteristika und somit auch auf die Zahnbogenparameter einer Ethnie haben. Aufgrund unterschiedlicher Messtechniken ist ein Vergleich dieser Studie mit der vorliegenden Arbeit nicht weitergehend durchführbar. 69 Diskussion der Befunde 5.3 Morphologische Bewertung des Gaumens Die Ergebnisse der obigen Auswertungen zeigen, dass es Unterschiede im Vergleich beider Probandengruppen bei Gaumenvolumen, Gaumenhöhe und den Gaumenwinkelmaßen gibt. Aufschluss über die Signifikanz der Unterschiede haben die T-Tests ergeben. So weicht das Gaumenvolumen der weiblichen BenchProbanden signifikant vom Gaumenvolumen der weiblichen GeesthachterProbanden ab. In der Gaumenhöhe sind jedoch keine signifikanten Abweichungen feststellbar. Ebenfalls signifikante Unterschiede ergibt die T-Test-Auswertung der Winkelmaße im Probandengruppenvergleich. Demnach gibt es auffällige Unterschiede der anterioren Winkelmaße im Vergleich der Bench-Probanden und der Geesthachter Gruppe. Als Beispiel dafür ist hier eine vergleichende Abbildung (Abbildung 46) von jeweils einem Probanden pro Gruppe der anterioren GaumenwinkelVermessung aufgeführt: Abb. 46: Sagittalschnitte durch die Gaumenabdrücke: Beispiel für den Unterschied zwischen anteriorem Gaumenwinkel eines Bench- und einem Geesthachter Probanden Die lateralen Gaumenwinkel weichen ebenfalls signifikant im Probandengruppenvergleich voneinander ab. Auch diese Abweichungen sollen an dieser Stelle mit Hilfe einer Abbildung verdeutlicht werden (vgl. Abbildung 47). 70 Diskussion der Befunde Abb. 47: Frontalschnitte durch die Gaumenabdrücke in der Höhe des zweiten Prämolaren: Unterschiede des seitlichen Gaumenwinkels zwischen einem BenchProbanden und einem Geesthachter Probanden In Betrachtung der Unterschiede im Gaumenvolumen und der Gaumenhöhe sowie der Winkel beider Probandengruppen soll an dieser Stelle auch folgende Überlegung hier aufgeführt werden: Gaumenvolumen und Gaumenhöhe sind bei den weiblichen Bench-Probanden größer als bei der Geesthachter Vergleichsgruppe (vgl. Abbildung 39 und Abbildung 40). Diese Ergebnisse erscheinen hinsichtlich der flacheren Winkelmaße zunächst etwas widersprüchlich. Das Ergebnis ist folgendermaßen erklärbar: Wie bereits erwähnt, befindet sich die höchste Gaumenhöhe der Bench-Probanden im Lot der Verbindungslinie der beiden oberen Molaren zum Gaumen. Im Gegensatz dazu liegt die höchste Gaumenhöhe bei den meisten Geesthachter-Probanden (16 von 20) im Lot der Verbindungslinie der zweiten oberen Prämolaren. Der seitliche Gaumenwinkel ist hingegen im Bereich von den Zähnen 15 und 25 gemessen worden, d.h. an den Messpunkten für die Ermittlung der seitlichen Gaumenwinkel befindet bei den Bench sich nicht unbedingt der höchste Punkt des Gaumens. Bei den Geesthachter-Probanden ist dieses hingegen mehrheitlich der Fall. Insofern spiegeln die Daten die Unterschiede in der Gaumenmorphologie wider. Inwieweit die Gaumenparameter untereinander korrelieren, wurde pro Probandengruppe mit einer Korrelationsanalyse ermittelt. Im Ergebnis zeigte sich für beide Probandengruppen, dass Gaumenhöhe und Gaumenvolumen sowie die beiden lateralen Winkel miteinander korrelieren. Dieses wirkt schlüssig, denn je höher der Gaumen ist, desto mehr Volumen sollte dieser aufweisen. Ebenfalls 71 Diskussion der Befunde logisch erscheint der Zusammenhang zwischen rechter und linker Gaumenseite, bzw. den lateralen Gaumenwinkeln. Bei den Bench war zudem ein Zusammenhang zwischen anteriorem Gaumenwinkel und Gaumenhöhe feststellbar, d.h. je größer der anteriore Winkel, desto höher die Gaumenhöhe. Bei den GeesthachterProbanden hingegen korrelierten der anteriore Winkel und die lateralen Winkel. Um den Zusammenhang zwischen Gaumenhöhe und Gaumenvolumen zu verdeutlichen, ist eine graphische Auswertung einer Regressionsanalyse dazu erstellt worden (vgl. Abbildung 41). Dabei wurde deutlich, in welcher Form die beiden Parameter in Beziehung stehen. Einerseits ist hierbei ersichtlich, dass im Zusammenhang mit der Gaumenhöhe das Gaumenvolumen steigt. Andererseits haben die Geesthachter-Probanden im Vergleich zu den Bench-Probanden generell ein größeres Gaumenvolumen. Dieser Volumenunterschied verringert sich jedoch, je höher die Gaumenhöhe wird. In anderen Studien sind bereits Faktoren untersucht worden, die die morphologische Ausprägung des Gaumens beeinflussen (Jordanov 1971, Schumacher 1968, Yamada et al. 1992). Als wesentliche Einflussfaktoren auf die phylogenetische Formung des Schädels und damit auch des Gaumens werden von Schumacher (1997) die Faktoren Vertikalisation, Adaption, Domestikation, Fetalisation, Zerebralisation, Sprache, Ernährung, Mimik und Arbeit genannt. Ontogenetisch betrachtet, beherrschen vorwiegend genetische Mechanismen, aber auch weitere Faktoren die morphologische Entwicklung des Schädels. Neben den genetischen Faktoren wird zwischen allgemeinen und lokalen Faktoren unterschieden (Schumacher 1997). Als allgemeine Einflussfaktoren gelten u.a. Genetik, Hormone, Konstitution, Vitamine, Klima und soziales Milieu. Lokale Einflussfaktoren sind beispielsweise Muskeln, Dentition, Phonetik sowie mechanische Faktoren. Im Hinblick auf die beiden Probandengruppen dieser Untersuchung können je nach Gruppe unterschiedliche Faktoren die Entwicklung des Gaumens beeinflusst haben. Als wichtigster beeinflussender Faktor ist hier vor allem die Genetik des jeweiligen Volkes zu nennen. Aber auch das Klima (Afrika bzw. Europa), das soziale Milieu und kulturelle Gewohnheiten sowie die Phonetik, 72 Diskussion der Befunde bzw. Sprache sind je nach Ethnie verschieden. Die Vitaminzufuhr durch das Nahrungsangebot des jeweiligen Landes und unterschiedliche Essgewohnheiten variieren im Vergleich beider Probandengruppen stark. Auch dieses kann die gaumenmorphologische Entwicklung beeinflussen. So gehen Aiello and Dean (1990) davon aus, dass unterschiedlich ausgeprägte Gesichtsformen ursächlich durch verschiedene Ernährungsarten entstanden sind. Halffman and Irish (2004) ziehen ebenfalls die Nahrungsgewohnheiten (vorwiegend harte und maritime Nahrung) als wahrscheinlichste Ursache für die Bildung eines Torus palatinus (knöcherne Erhebung im palatinalen Zentrum) bei der Urbevölkerung der kanarischen Inseln in Betracht. Im Hinblick auf mögliche ethnisch bzw. genetisch bedingte Abweichungen der Gaumenmorphologie soll an dieser Stelle die Untersuchung von Winkler and Kirchengast (1993) erwähnt werden. Darin ergab ein Vergleich von kephalometrischen und palatometrischen Parametern einer ausschließlich männlichen schwarzafrikanischen Probandengruppe aus Kenia und Uganda mit einer ebenfalls männlichen Probandengruppe von Khoisaniden aus Namibia und Südafrika (!Kung-San) unterschieden sich signifikante in Unterschiede. folgenden Die quantitativen Probandengruppen Eigenschaften der Gaumenmorphologie: Höhe, Länge und Breite des Gaumens. Die !Kung-SanProbandengruppe verfügt im Vergleich zu Probandengruppe aus Kenia / Uganda über flachere und kürzere hufeisenförmige Gaumen und eine kleinere rundlichere Papilla inzisiva. Winkler and Kirchengast (1993) vermuten, dass diese Eigenschaften morphogenetisch determiniert sind und der kleineren Körpergröße der San-Buschmänner entsprechen. Sie bestätigten die Aussagen von Knußmann (1996), dass die durchschnittliche Form des Kopfes und damit auch des Gaumens der !Kung-San pädomorph ist im Vergleich zu den adultimorphen Kopfformen der Schwarzafrikaner. Über eventuell vorhandene rituelle Zahndeformierungen der untersuchten Probanden (sowohl aus Kenia / Uganda als auch aus Namibia / Südafrika) und deren möglichen Einfluss auf die Gaumenform werden von Winkler and Kirchengast (1993) allerdings keine Aussagen getroffen. Da es sich um unterschiedliche Messmethoden handelt, ist ein direkter Vergleich der 73 Diskussion der Befunde Untersuchungsergebnisse der vorliegenden Arbeit mit den Daten von Winkler and Kirchengast (1993) nicht möglich. Eine ebenfalls vergleichende Untersuchung der Gaumenmorphologie zwischen verschiedenen Ethnien führten Yamada et al. (1992) durch. Ausgewählte Gaumenparameter (Gaumenbreite, Gaumenlänge, Gaumenhöhe sowie die Gaumenstruktur mit Hilfe der Moiré-Methode) von Schulkindern der Bewohner von Cook Island wurden mit Probanden aus China und Japan verglichen und Abweichungen festgestellt. Eine Gegenüberstellung dieser Daten mit den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit ist aufgrund unterschiedlicher Messpunkte nicht machbar. Eine erweiterte Vermessung des Gaumens hat Mahmud (1989) an 89 japanischen Schädeln vorgenommen, indem in der Untersuchung zusätzlich zur Vermessung des harten Gaumens auch die Region bis zum Foramen magnum berechnet und ins Verhältnis zu Gaumenlänge und Gaumenbreite gesetzt wurde. Die signifikantesten Abweichungen zwischen beiden Probandengruppen Bench und Geesthachter sind im Vergleich der Winkelmaße nachgewiesen worden. Die durchschnittlichen anterioren und lateralen Gaumenwinkel aller Bench-Probanden sind auffällig flacher als die der deutschen Probanden und der höchste Punkt des Gaumens weiter hinten in der Gaumenmitte. Abgesehen von möglichen ethnischanatomischen Besonderheiten der Volksgruppe der Bench kann nicht ausgeschlossen werden, dass durch den Verlust der Approximalflächen, bzw. Kontaktpunkte der beschliffenen Oberkieferfrontzähne, eine Mesialdrift bzw. axiale Veränderung eingesetzt hat, die zu einer geringfügigen Abflachung des Gaumens mit beigetragen hat. Das würde für die Vermutung von Alt and Pichler (1998) über einen Einfluss von Zahndeformierung auf Zahnstellung und demzufolge auch morphologische Folgeerscheinungen sprechen. Als eine Folgeerscheinung des Verlustes der interdentalen Kontaktpunkte durch Zahnfeilungen werden Zahnwanderungen und Positionsveränderungen in Betracht gezogen (Alt and Pichler 1998). Auch Lignitz (1922) erwähnt, dass durch die Zahnzuspitzung die Berührungspunkte der Schneidezähne entfernt werden und die Zähne anschließend in Richtung der „Symmetrielinie“ (Lignitz 1922, S. 253) rücken. Nach Lignitz (1922) folgen die benachbarten nicht deformierten Zähne 74 Diskussion der Befunde ebenfalls dieser Bewegung und daraus resultiert eine Veränderung des Zahnbogens. Da die meisten der Deformierungen bereits im jugendlichen, also noch nicht vollständig ausgereiften, Gebiss erfolgten, ist es denkbar, dass rituelle Zahndeformierungen auch die Morphologie des orofazialen Systems beeinflussen können. Weil keine Vergleichswerte weiterer Bench mit nicht deformierten Zähnen vorliegen, ist es schwierig, die signifikanten Abweichungen beider Probandengruppen ursächlich ausschließlich auf die Zahndeformierungen zurückzuführen. Mögliche Veränderungen sind in jedem Fall nicht so gravierend, wie beispielsweise durch das jahrelange rituelle Tragen von Lippenpflöcken bei den Amazonasindianern vom Stamm der Zoé (Winkelmann 2006; R. Garve 2002) oder Lippentellern bei anderen afrikanischen Stämmen (Lindemann 2007). Winkelmann (2006) konnte nachweisen, dass das Tragen eines Lippenpflocks zu massiven Veränderungen des orofazialen Systems und insbesondere des Gaumens führt. Im Oberkiefer führt der Lippenpflock zu palatinalen Verschiebung der zweiten Oberkieferschneidzähne, zur Redrudierung der Unterkieferfrontzähne und zur ausgeprägten Erhöhung des Gaumendachs. 5.4 Mögliche Ursachen für den niedrigen Kariesbefall Bei der Auswertung der Bench-Probandendaten ist aufgefallen, dass die Bench einen sehr geringen Kariesbefall haben. In der Gesamtbetrachtung der 30 BenchProbanden hatten lediglich sechs von ihnen kariöse Zähne. Ein vollständiges und kariesfreies Gebiss (bezogen auf 28 Zähne, d.h. ohne 3. Molaren) wurde bei insgesamt 17 Bench-Probanden (56,6%) festgestellt. Von den 106 gefeilten Zähnen waren lediglich 2 Zähne kariös. Damit kann festgehalten werden, dass die Zahnfeilung bei entsprechender Mundhygiene trotz des dadurch verursachten freiliegenden Dentins keine Kariesbildung hervorruft oder fördert. Auch nach der Aussage von R. Garve (mündliche Mitteilung 2010), der weitere Bench zusätzlich zu den Probanden zahnmedizinisch untersuchte, ist der Kariesbefall bei den Bench vergleichsweise gering. Da in dieser Region keine 75 Diskussion der Befunde ausgebildeten Zahnärzte oder zahnärztliche Kliniken existieren, sind bei den Probanden bislang noch nie kariespräventive Maßnahmen durchgeführt worden. Weder wurden Kariestherapien durchgeführt noch Zahnersatz eingesetzt. Fraglich ist nun, warum die Bench vergleichsweise wenig kariöse Zähne haben. Eine im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit erhobene Studie des RobertKoch-Instituts aus dem Jahr 2005 zeigt, dass bei Erwachsenen (35-44 Jahre) in Deutschland im Durchschnitt bereits 12 Zähne von 28 untersuchten Zähnen gefüllt sind, d.h. dass durchschnittlich an 12 Zähnen eine Kariesbehandlung stattgefunden hat (Robert-Koch-Institut 2009). In der weiteren Betrachtung der Gesamtbevölkerung geht man in der gleichen Studie davon aus, dass weniger als 1% aller Erwachsenen in Deutschland ein kariesfreies Gebiss haben (Robert-KochInstitut 2009). Im Vergleich zu den 30 untersuchten Bench-Probanden, von denen über 56% ein vollständiges und kariesfreies Gebiss haben, verdeutlichen die Angaben aus Deutschland den relativ geringen Kariesbefall der Probanden. Um die Frage nach der Ursache des geringen Kariesbefalls der Bench zu klären, werden nachfolgend die Themen Ernährung, Mundhygiene und der Fluoridgehalt des Trinkwassers bei den Bench näher betrachtet, da insbesondere diese drei Aspekte einen starken Einfluss auf eine Kariesbildung haben. Ernährung Das Themenfeld der Ernährung der Bench ist bereits in Kapitel 2.4.1 kurz dargestellt worden. Im Hinblick auf den geringen Kariesbefund ist dabei folgendes interessant: Hauptnahrungsmittel der Bench ist die Ensete (Ensete ventricosu), eine Bananenart (auch Zierbanane oder Abessinische Faserbanane genannt), die keine essbaren Früchte hervorbringt. Aus dem von der Pflanze gewonnenem Mehl werden Fladen und andere Backwaren hergestellt. Die sogenannten Scheinstämme dienen als Gemüse. Das Fladenbrot (Sauerteig) wird traditionell in kleine Stücke gerissen und in scharfe vegetarische oder auch fleischhaltige Soßen getunkt. Die Bench essen gerne scharf gewürzte und salzige Speisen. Süßspeisen sind nicht beliebt. Zuckerrohr wird nur für den Handel mit Nachbarvölkern und nicht für den Eigenbedarf angebaut. Allgemein betrachtet ernähren sich die Bench 76 Diskussion der Befunde demnach vorwiegend von nicht-kariogenen Nahrungsmitteln. Als kariogen, d.h. als kariesverursachend oder -fördernd, gelten insbesondere Lebensmittel, in denen überwiegend "einfache" Kohlenhydrate (Mono- und Disaccharide) enthalten sind (Reitemeier et al. 2006). Die Bakterien der Plaque vergären die Zucker, wobei organische Säuren entstehen, die wiederum die Zähne schädigen. Die alleinige Aufnahme von stärkehaltigen Nahrungsmitteln führt nicht zu einem so hohen Kariesbefall wie die Ernährung von stärkehaltigen Nahrungsmitteln zusammen mit Zucker oder nur von Zucker (Lehmann et al. 2009). Die besondere Ernährung der Bench mit nicht-kariogenen Nahrungsmitteln kann eine der Ursachen für die niedrige Kariesprävalenz des Volkes sein. Hinzu kommen Gewohnheiten der Mundhygiene und die Fluoridaufnahme über das Trinkwasser, die nachfolgend näher betrachtet werden. Zahnputzhölzer und Mundhygiene Zur Zahnreinigung und Mundhygiene wird in Äthiopien traditionell ein kurzes Stück eines Zweiges verwendet, das nach und nach faserig gekaut wird. Diese Methode der Mundhygiene wird seit Generationen in Äthiopien praktiziert und auch heute ist die in Europa übliche Kunststoff-Zahnbürste vor allem in ländlichen Gebieten Äthiopiens kaum verbreitet. Abb. 48: Verwendung eines Zahnputzholzes von einem Äthiopier (Foto: R. Garve 2010) 77 Diskussion der Befunde Verwendet werden für die Zahnputzhölzer je nach Baumart entweder bestimmte stark faserige Bereiche von Zweigen oder auch Wurzelteile. Die Namen für die Zahnputzhölzer sind in Äthiopien lokal verschieden. Die Bench bezeichnen ihre Zahnputzhölzer „Use-use“ oder „Lemech“ (persönliche Mitteilung R. Garve 2010). Äthiopische und südafrikanische Wissenschaftler untersuchten von 1993-1995 insgesamt 20 verschiedene Holzarten, die von der äthiopischen Bevölkerung als Zahnputzholz genutzt werden (Kassu et al. 1999) – siehe Tabelle 6. Tab. 6: Zahnputzholzarten Äthiopiens (Kassu 1999) 78 Diskussion der Befunde Die Zahnputzhölzer werden folgendermaßen benutzt: Der ca. 1cm dicke Zweig oder das Wurzelstück wird im Regelfall auf eine Länge von ca. 15cm zugeschnitten und an einem Ende von der Rinde befreit. Anschließend zerkaut man dieses Ende so lange, bis die inneren Fasern wie eine Bürste aussehen. Neben dem Kauen der Fasern ist es auch üblich, Zähne und Zunge zu bürsten. Diese Zahnpflege dauert bis zu zehn Minuten – oftmals behält man das Zahnputzholz jedoch auch anschließend noch lange im Mund. Abb. 49: Verkauf verschiedener Zahnputzhölzer in Äthiopien (Foto: R. Garve 2010) In verschiedenen Untersuchungen – auch in weiteren Ländern Afrikas – sind die Wirkungen der Zahnpflege mittels Zahnputzhölzern untersucht worden (Enwonwu and Anyanwu 1985; Türp 1987; Norton and Addy 1989; Al-Lafi and Almas 1995; Al Sadhan and Almas 1999; Kassu et al. 1999). Insbesondere van Vuuren and Viljoen (2006) analysierten sieben äthiopische Zahnputz-Holzarten hinsichtlich ihrer medizinischen Wirkung. Die Ergebnisse aller Untersuchungen zeigen übereinstimmend folgendes Bild: Neben dem physikalischen Effekt des Bürstens, d.h. die Entfernung von Plaque und Zahnstein, haben die Substanzen der Pflanzen einen antimikrobiellen sowie antimykotischen Effekt auf die Mundflora. Die Versuche ergaben, dass die Extrakte von Zahnputzhölzern eine bakteriostatische Wirkung gegen folgende Erreger haben: Bacillus cereus, Streptococcus mutans, Lactobacillus acidophilus, Staphylococcus aureus, Escherichica coli und Klebsiella pneumoniae. Eine antimykotische Wirkung zeigten die Extrakte auf Candida 79 Diskussion der Befunde albicans und Crytococcus neoformans. Es handelt sich somit um einen inhibitorischen Effekt gegenüber Erregern, die für die Entstehung von Karies und Mundschleimhauterkrankungen verantwortlich sind. Die Wirkung und deren Intensität sind je nach Pflanze und deren Inhaltstoffen verschieden. Enthalten sind in einigen Zahnputzhölzern beispielsweise Fluoride, Silikate, Harze, Tannine, Alkaloide, Saponine, ätherische Öle, Sulfur, Vitamin C, Chloride, Sodium bicarbonat sowie Calcium. Aufgrund dieser Erkenntnisse verwenden einige Firmen in Ägypten, Indien, Pakistan, der Schweiz und in Großbritannien bereits Extrakte einiger Zahnputzholz-Pflanzen bei der Herstellung kommerzieller Zahncremes (AlLafi and Almas 1995; Al Sadhan and Almas 1999). Die Zahnputzhölzer selbst können auch in Europa inzwischen bequem per Internet bestellt werden (Schmitt 2010). Im Hinblick auf Zahngesundheit der Bench lässt sich unter Berücksichtigung der obigen Ausführungen sowie der Auswertung der Probandendaten folgendes Ergebnis ableiten: Die regelmäßige Verwendung der Zahnputzhölzer hat eine reinigende und antimikrobielle sowie antimykotische Wirkung, die die Zahngesundheit positiv unterstützt. Fluorgehalt im ostafrikanischen Trinkwasser Neben den bereits beschriebenen Faktoren der Ernährung und Mundhygiene ist die kariespräventive Wirksamkeit von Fluorid allgemein bekannt (Reitemeier et. al. 2006; WHO 2008). An dieser Stelle soll nun kurz der Einfluss von Fluorid auf die Zahngesundheit der Probanden dargestellt werden. Um eine kariespräventive Wirkung mittels Fluorid zu erreichen, muss Fluorid direkten Kontakt mit der Zahnoberfläche haben und regelmäßig zugeführt werden (Reitemeier et al. 2006). Auf der Zahnoberfläche entsteht bei Kontakt mit Fluorid eine oberflächliche Anlagerung von Calciumfluorid (CaF2). Bei Abfall des ph-Wertes beispielsweise durch Nahrungsaufnahme werden dann Fluoridionen frei, die die Remineralisation beschleunigen und die Demineralisation behindern. Im Regelfall erfolgt ein Großteil der Fluoridaufnahme über das Trinkwasser. Je nach der geologischen Beschaffenheit der Landesregion weisen die Fluoridkonzentrationen im 80 Diskussion der Befunde Trinkwasser unterschiedliche Werte auf. So sind beispielsweise in Deutschland (auf 90% der Fläche) Fluoridkonzentrationen von 0,3 mg/l im Trinkwasser vorhanden (BfR 2005). Eine überhöhte Aufnahme von Fluorid kann zu einer Dentalfluorose führen, die einen gefleckten Zahnschmelz zur Folge hat. Bei einer stark erhöhten Aufnahme von Fluorid ist sogar eine Osteofluorose möglich, die eine Veränderung des Skelettes bewirkt. Aus diesem Grund sind von der WHO (World Health Organization) im Jahr 2008 Richtwerte über die Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser herausgegeben worden (WHO 2008). So wird in den „Guidelines for Drinking- water quality“ davon ausgegangen, dass Fluoridkonzentrationen von 0,5 mg/l bis zu max. 2 mg/l im Trinkwasser eine kariespräventive Wirkung hervorruft (WHO 2008). Da jedoch auch mit der Nahrungsaufnahme Fluoride aufgenommen werden, liegt der von der WHO festgelegte maximale Grenzwert bei 1,5 mg/l. Höhere Fluoridkonzentrationen können, wie bereits erwähnt, gesundheitsschädliche Wirkungen bis hin zu einer Osteofluorose zur Folge haben. Für die hier vorliegende Fragestellung ist in diesem Zusammenhang wichtig festzustellen, welche Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser des Siedlungsgebietes der Bench vorliegen. Äthiopien ist vom Ostafrikanischen Graben (Rift valley) durchzogen, bei dem drei divergente tektonische Platten auseinanderdriften und der von vor Jahrmillionen stattfindenden vulkanischen Aktivitäten beeinflusst ist. Beidseitig dieses Grabens sind hohe Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser von 1,5 mg/l bis zu 36 mg/l gemessen worden (Tekle-Haimanot et al. o. J.; Reimann et al. 2003). Da das Siedlungsgebiet der Bench nicht direkt am Ostafrikanischen Graben liegt, sind die Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser der Bench geringer als im direkten Umfeld des Grabens. 81 Diskussion der Befunde 82 Siedlungsgebiet der Bench Abb. 50: Fluoridkonzentration im Trinkwasser Äthiopiens unter Berücksichtigung des Siedlungsgebietes der Bench (nach RiPPLE 2008) Die Fluoridkonzentrationen im Siedlungsgebiet der Bench liegen zwischen 0,1 mg/ bis 3,5 mg/l. Damit können die Fluoridkonzentrationen in einzelnen Dörfern der Bench sogar über dem von der WHO herausgegebenen Richtwert liegen. Es liegt damit nahe, dass die Probanden mehrheitlich Fluorid gemäß den Empfehlungen der WHO-Guidelines oder sogar leicht erhöht täglich aufnehmen. Dieses könnte neben der Mundhygiene und den Ernährungsgewohnheiten der Bench eine Ursache für den geringen Kariesbefall sein. Anzeichen einer Fluorose konnten bei den Probanden nicht festgestellt werden. 5.5 Schlussfolgerungen Im Hinblick auf die in der Einleitung formulierten Zielstellungen der vorliegenden Arbeit können folgende Ergebnisse abgeleitet werden: 1. Zahndeformierungspraktiken werden bis heute in verschiedenen Regionen Afrikas und Asiens praktiziert. Insbesondere in Afrika findet in manchen Kulturen eine Rückbesinnung auf die alten Traditionen statt. Der Zeitpunkt und die Zahndeformierungsformen variieren je nach Glauben, Schönheitsempfinden und Tradition des jeweiligen Volkes. Eines aber haben die heutigen Völker, die Zahndeformierungen noch ausführen, gemeinsam: Sie sind stolz auf ihr Diskussion der Befunde Merkmal und betrachten es als Symbol der Zugehörigkeit zu ihrer Tradition und ihrem Schönheitsideal. 2. Bei den untersuchten Bench sind mehrheitlich vier Frontzähne gefeilt, wobei die symmetrischen Zahnformen überwiegen. In Bezug auf die Höhe der Zahnfeilungen sind die Ergebnisse differenzierter. Weniger als die Hälfte der Probanden haben eine halbhohe Zahnfeilung, gefolgt von Feilungen bis zur Gingiva und kombinierten Feilungshöhen. Die Trapez-Form war lediglich bei zwei Probanden feststellbar. Die Zahndeformierung selbst wird mit der Hilfe eines Messers und anschließendem Abfeilen des Zahnes durchgeführt. Einen Einfluss der Zahndeformierung auf die Zahngesundheit (Karies, Vitalität, Lockerungen) konnte nicht festgestellt werden. Alle Probanden hatten eine vergleichsweise gute Zahngesundheit, die durch die stammestypische Ernährung, den regional erhöhten Fluoridgehalt im Trinkwasser sowie die regelmäßige Zahnreinigung mittels Zahnputzhölzern unterstützt wird. 3. Um Veränderungen des orofazialen Systems durch die Zahndeformierung feststellen zu können, sind Vergleiche mit einer deutschen Probandengruppe vorgenommen worden. Die Ergebnisse zeigen Abweichungen sowohl im Hinblick auf die Zahnbogenmaße als auch auf die Gaumenhöhe, das Gaumenvolumen und die Gaumenwinkel. Signifikante Abweichungen sind insbesondere bei den Zahnbogenbreiten und den Gaumenwinkeln im Vergleich beider Probandengruppen nachgewiesen worden. Auch die Gaumenhöhe weicht zumindest im Vergleich der weiblichen Probanden beider Gruppen signifikant voneinander ab. Festgestellt wurde auch, dass die höchste Gaumenhöhe bei den Bench weiter hinten in der Gaumenmitte liegt und die Bench-Probanden im Vergleich im vorderen Gaumenbereich flachgaumiger sind. Als Ursache für die Unterschiede zwischen beiden Probandengruppen kommen verschiedene Faktoren in Betracht. Einerseits wird die Zahnbogenform und Gaumenmorphologie im Wesentlichen durch genetische Faktoren bestimmt. Andererseits können auch äußere Faktoren wie beispielsweise Nahrungsgewohnheiten, Vitaminzufuhr, mechanische Einflüsse, klimatische 83 Diskussion der Befunde und regionale Gegebenheiten des Siedlungsgebietes und spezifische kulturelle Gewohnheiten wie Sprache und Mimik die Ausprägung der Morphologie beeinflussen. Insbesondere diese Einflussfaktoren unterscheiden je nach Probandengruppe deutlich, so dass aufgrund dessen morphologische Unterschiede begründet sein könnten. Ebenfalls denkbar ist, dass der Verlust der Aproximalflächen im meist noch jugendlichen Alter eine leichte Mesialdrift der gefeilten Zähne hervorgerufen hat, die in Folge auch eine Veränderung der Gaumenform bewirken kann. Aufgrund der geringen Anzahl der Probanden sowie fehlende Informationen zu den ethnischen Besonderheiten der Bench (Morphologie, Zahngröße, -breite etc.) sollten zur Überprüfung dieser Vermutung weitere Nachforschungen betrieben werden. 4. Mit der vorliegenden Arbeit soll ein Beitrag dazu geleistet werden, bei Wissenschaftlern und Behandlern eine Erweiterung des westeuropäischen Schönheitsbegriffs zu ermöglichen. In der westlichen Welt gelten strahlend weiße und ebenmäßig aneinandergereihte Zähne als Schönheitsvorbild. Dieses Ideal ist jedoch nicht überall auf der Erde verbreitet. Durch die weltweite Vernetzung von Wissenschaftlern kommen in Deutschland ausgebildete Mediziner vermehrt in Kontakt mit Forschungsfragen anderer Kulturen und damit gegebenenfalls auch mit Fragen zu kulturell bedingten Körperdeformierungen. Der zukünftig steigende kulturelle Austausch durch Auswanderungen sowie Migration wiederum bewirkt möglicherweise einen direkten Kontakt mit Traditionen anderer Kulturen und den dazugehörigen Praktiken im Praxisalltag. Für Mediziner in Europa bedeutet dieses die Begegnung mit neuen Herausforderungen, zumal kulturanthropologische Themen nicht zum ihrem Ausbildungsprogramm gehören. Um den damit verbundenen möglichen Missverständnissen und Problemen besser begegnen zu können, sollten Mediziner, Vertreter verschiedener Forschungsrichtungen und staatlicher Behörden verstärkt mit kulturspezifischen Besonderheiten anderer Völkern vertraut gemacht werden. Es besteht in Zukunft insofern ein Nachhol- bzw. Bildungsbedarf insbesondere für Ärzte. Das Diagnostizieren von aus ihrer Sicht eigentlich unverständlichen Verstümmelungspraktiken an den 84 Diskussion der Befunde Zähnen bedeutet ein Umdenken und Toleranz gegenüber diesen Menschen aus einem anderen fremden Kulturkreis mit ihren stammestypischen Besonderheiten. Doch nicht nur die Toleranz und Akzeptanz anderer Schönheitsideale sind zukünftig bedeutsam. Auch aus forensischer Sicht können Forschungen in diesem Bereich hilfreich für die Zuordnung von Personen zu ethnischen Gruppen oder Herkunftsländern sein und die Altersbestimmung unterstützen. Mit der Hilfe einer Art „Katalog über Deformierungspraktiken verschiedener Ethnien“ könnte die Herkunft von Personen mit Migrationshintergrund, bei denen z.B. Zahndeformierungen diagnostiziert wurden, vereinfacht bestimmt werden. Falls bei dieser Ethnie eine Zahndeformierung im Regelfall zu einem bestimmten Zeitpunkt vorgenommen wird, kann bei dieser Person ebenfalls auch eine Altersdiagnostik erleichtert werden. Beispielsweise erfolgt die Zahndeformierung dieser Ethnie immer im Alter von 15-20 Jahren, d.h. die Person mit diagnostizierter Zahndeformierung ist mindestens 15 Jahre alt. Der „Katalog über Deformierungspraktiken“ könnte auch von Rechtsmedizinern beispielsweise bei Begutachtungen von Opfern vermeintlicher oder echter Traumata des orofazialen Systems aus Kriegs- oder Krisengebieten genutzt werden. Nicht jeder ausgeschlagene oder abgebrochene Zahn ist auf Folter oder derartige Gewalthandlungen zurückzuführen. Das kann zum Beispiel wichtig bei der Begutachtung und Bewilligung von staatlichen Geldern sein, die unter Umständen aus humanitären Gründen für die prothetische Behandlung eines Kriegsopfers gezahlt oder abgelehnt werden (Hildebrandt et al. 2001). 85 Zusammenfassung 6 Zusammenfassung Rituelle Deformierungen der Zähne werden auch heute noch in verschiedenen Kulturkreisen Afrikas und Asiens beobachtet. Da die Auswirkungen ritueller Zahndeformierungen auf die Morphologie des orofazialen Systems weitgehend unbekannt sind, befasst sich die vorliegende Untersuchung mit den Bench aus Äthiopien. Um dieser Fragestellung nachzugehen, sind von 30 Bench mit deformierten Frontzähnen im Oberkiefer Abdrücke genommen und ausgewertet worden. Für jeden Probanden wurde anschließend ein Datenerfassungsbogen mit folgender Merkmalsbeschreibung angelegt: Abrasionserscheinungen, Schliffflächen, Rezessionen, Okklusion, Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen, Feilungstypen, Kariesbefall, Zahnverlust, Vitalität der gefeilten Zähne, Lockerungsgrade der gefeilten Zähne sowie bei Bedarf Hinweise auf weitere Besonderheiten der Person. Im Ergebnis der Untersuchungen wurde deutlich, dass bei den Bench mehrheitlich vier Frontzähne gefeilt sind und dabei die symmetrischen Zahnfeilungsformen überwiegen. Weniger als die Hälfte der Probanden haben eine halbhohe Zahnfeilung, gefolgt von Feilungen bis zur Gingiva und kombinierten Feilungshöhen. Einen Einfluss dieser Zahndeformierung auf die Zahngesundheit (Karies, Vitalität, Lockerungen) konnte nur in Einzelfällen festgestellt werden. Lediglich 3% der deformierten Zähne sind, trotz des üblicherweise sehr routinierten Vorgehens des Behandlers, avital geworden. Die vergleichsweise gute Zahngesundheit der Bench ist unter anderem auch bedingt durch die stammestypische Ernährung, den regional erhöhten Fluoridgehalt im Trinkwasser sowie die regelmäßige Zahnreinigung mittels Zahnputzhölzern. Um morphologische Veränderungen des Gaumens durch die Zahndeformierungen bei den Bench-Probanden feststellen zu können, ist ein Vergleich bestimmter Messdaten mit einer deutschen Probandengruppe vorgenommen worden. Verglichen wurden Zahnbogenbreiten, Gaumenhöhe, Gaumenvolumen sowie der anteriore und die lateralen Gaumenwinkel. Mit Hilfe von T-Tests sind signifikante Abweichungen in Bezug auf die Zahnbogenbreiten und Gaumenwinkel beider 86 Zusammenfassung Probandengruppen sowie der Gaumenhöhe im Vergleich der weiblichen Probanden beider Gruppen nachgewiesen worden. Eine Korrelationsanalyse ergab für beide Gruppen, dass Gaumenhöhe und Gaumenvolumen sowie die beiden lateralen Winkel miteinander korrelieren. Die statistische Auswertung verdeutlichte das generell größere Volumen der Geesthachter-Probanden bei gleicher Gaumenhöhe, das sich jedoch bei zunehmender Gaumenhöhe verringert. Ebenfalls ermittelt wurde, dass die Bench-Probanden im Vergleich zu den Geesthachter-Probanden im anterioren Bereich flachgaumiger sind und die höchste Gaumenhöhe bei den Bench weiter hinten in der Gaumenmitte liegt. Als Ursache für die Unterschiede in der Gaumenmorphologie beider Probandengruppen kommen einerseits unterschiedliche genetische Faktoren der beiden Ethnien sowie äußere Einflussfaktoren wie beispielsweise regionale Gegebenheiten, Nahrungsgewohnheiten, kulturelle Gewohnheiten etc. in Betracht, die die Gaumenentwicklung beeinflussen können. Ethnische Besonderheiten der Bench konnten aufgrund fehlender und bislang nicht erhobener Daten über die Bench in der vorliegenden Arbeit nicht weitergehend überprüft werden. Andererseits ist es auch denkbar, dass nach dem Verlust der Aproximalflächen der Oberkieferfrontzähne nach der Zahndeformierung zumeist im noch jugendlichen Alter ein Wachstumsprozess einsetzt, der eine mesiale Wanderung der Oberkieferzähne zwecks Verringerung der entstandenen Lücken bzw. einen Lückenschluss begünstigt und damit zu einer leichten Abflachung des anterioren Gaumens beiträgt. Über den durchschnittlichen artifiziellen Deformierungsgrad der Frontzähne bei der Gesamtbevölkerung der Bench können keine Aussagen getroffen werden, da keine statistischen Werte dazu vorliegen und weitere Nachforschungen in dem Krisengebiet im Grenzgebiet zum Sudan schwierig sind. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeiten über hierzulande noch unbekannte rituelle Deformierungspraktiken anderer Kulturkreise haben nicht nur informellen Charakter, sondern können auch von Medizinern, Forensikern und Ermittlern zusätzlich zur Bestimmung des Herkunftslandes, der Stammeszugehörigkeit, des 87 Zusammenfassung Alters und des Geschlechts einer unbekannten Person mit herangezogen werden. Hilfreich für Diagnosen und Begutachtungen von Personen mit artifiziellen kulturbedingten Deformierungen wäre weiterführend zu dieser Arbeit ein Katalog über alle weltweit vorkommenden Deformierungspraktiken verschiedener Ethnien sowohl im Kopfbereich als auch am gesamten Körper. 88 Literaturverzeichnis 7 Literaturverzeichnis Abbink, J. (2003): Benc ethnography. In: S. Uhlig (Hrsg.): Encyclopaedia Aethiopica, Bd. 1. Wiesbaden, Harrassowitz, pp. 526-527. Aiello, L., Dean, C. (1990): An Introduction to Human Evolutionary Anatomy. London, Academic Press. Almas, K., Al-Lafi, T. 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Karte verfügbar unter: http://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/D720ACBE38ABC98DC1256 F2D0047FCD2-ethiopia_zones.gif (Abgerufen am 10.10.2010). van Vuuren, S.F., Viljoen, A.M. (2006): The in vitro antimicrobial activity of toothbrush sticks used in Ethiopia. South African Journal of Botany 72: 646 – 648. Vukovic, A.; Bajsman, A.; Zucic, S., Secic, S. (2009): Cosmetic dentistry in ancient times – a short review. Bulletin of the International Association for Paleodontology 3: 9-13. Walk, L. (1928): Initiationszeremonien und Pubertätsriten der süd-afrikanischen Stämme. Anthropos XXIII: 861-966. WHO - World Health Organization (2008): Guidelines for Drinking-water Quality. Third edition incorporation the first and second addenda. Volume 1 Recommendations. Geneva, WHO. 94 Literaturverzeichnis Winkelmann, D. (2006): Fehlbildungen des orofazialen Systems – Ein Betrag zur Schädelmorphogenese. Inauguraldissertation, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. 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Filmdokumentation einer Zahnfeilung bei den Bench 2. Datenerfassungsbögen der Bench 1 Proband Nr. 1 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: E. B. 35 Jahre K. Bench / Surma 15 Jahre Männlich Zahnstatus: f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU f f OK 41 52 15 f f f f f UK 37 nicht messbar nicht messbar SI: 30 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss seitlich, links Nonokklusion wegen Zahnverlust 36-38 An allen OK- Zähnen und UK Prämolaren und Eckzähnen Elongation von 21 wegen Zahnverlust UK Frontzähne. UK Frontzähne wurden bereits im Alter von 8 Jahren herausgehebelt, typ. Stammeszeichen der männlichen Surma (Kombinations-Deformierung)Sprachbeeinträchtigung : Lispeln ,massiver Knochenabbau Regio 32 - 42 u. 36- 38 positiv 12-22 Keine Karies 12,11,22 - Grad 0, 21 - Grad 1 an allen oberen vier Frontzähnen, 12 und 22 nur distale Ecken; 21 und 11 beidseitig; 11 mesial unvollständig abgerundet kombinierte Spitz-u. Halbseitenfeilung Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: Proband Nr. 2 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: G. B. 45 Jahre K. Bench 25 Jahre weiblich Zahnstatus: f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 37 48 16,5 UK 35 50 15 SI: 27,5 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Uk -Front 33, 41,42,43 31 leichter frontal-Engstand, Rückgang Zahnfleisch UK Front ca. 3mm; Zahnstein an 41 und 42; Zahn 12 ist entfernt worden, um mesiales Diastema aus Schönheitsgründen zu vergrößern, Diastemabreite: 7mm cervical, 17mm interkuspital. 11-22 positiv Karies an 21 cervical 11 - 22 : Grad 0 Nur an 11 und 21, beidseitig Spitzfeilung, symmetrisch halbhoch Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: Proband Nr. 3 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: G. G. 38 Jahre K. Bench 25 Jahre männlich Zahnstatus: f f f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 z f z Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 37 48 19 UK 36 51 16 SI: 29 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12-22 positiv Keine Karies 12-22: Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig Spitzfeilung halbhoch symmetrisch Zahnstein 33 bis 43; Rückgang Zahnfleisch 33, 32, 42 und 43 ca. 3-4mm. Proband Nr. 4 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: T. M. 25 Jahre J. Bench 10 Jahre männlich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 37 48 18 UK 42 57 13 SI: 28 Bisslage: Distalbiss mit protrudierten Schneidezähnen, rechtsseitiger Kreuzbiss und linksseitiger Kopfbiss Abrasion: Besonderheiten: keine Karies, nur32 21und dunkel verfärbt vermutlich infolge derum Zahndeformierung UK lingual 31 Rückgang des Zahnfleisches ca. 3mm; kein Zahnstein; OK Frontzähne saggitale Stufe von 7mm, leichte Sprachbeeintächtigung: Lispeln Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12,21 und 22 positiv, 21 negativ (avital, dunkel verfärbt) keine Karies, nur 21 dunkel verfärbt vermutlich infolge der Zahndeformierung 12 , 11, 22 - Grad O, 21 - Grad 1 An allen vier Frontzähnen beidseitig. Spitzfeilung symmetrisch bis Gingiva Proband Nr. 5 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: B. B. 28 Jahre K. Bench 15 Jahre männlich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 40 51 20 UK 38 52 18 SI: 29 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Schlifffacetten an 13,23,33,43 Rückgang Zahnfleisch lingual 32 - 42 ca. 3mm. Diastema 13 - 12 ca. 1,3mm, 12 11 ca. 1,5mm; 11 - 21 ca. 1,8mm; 22 - 23 Abstand 2mm. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig. Spitzfeilung halbhoch symmetrisch Proband Nr. 6 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: M. T. 35 Jahre K. Bench 20 Jahre weiblich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 37 47 16 UK 36 50 14 SI: 25,5 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig keine Zahnstein 32 - 42 vestibulär und lingual, hier Rückgang ca. 5mm; 41 - 31 leicht invertiert. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12-22 positiv Keine Karies 12 - 22: Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig Spitzfeilung halbhoch symmetrisch Proband Nr. 7 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: G. S. 22 Jahre J. Bench 15 Jahre männlich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 c f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 40 52 17 UK 37 52 17 SI: 30 Bisslage: Frontal offener Biss, Distanz zum Gegenbiss ca. 3mm, seitlicher Neutralbiss Abrasion: Besonderheiten: keine Keine Auffälligkeiten, kein Zahnstein, leichte Sprachbeeinträchtigung - Lispeln Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv 47 kariös (1 Zahn) od 12 - 22 : Grad 0 Alle vier Frontzähne beidseitig Spitzfeilung symmetrisch bis Gingiva Proband Nr. 8 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: T. G. 50 Jahre K. Bench 30 Jahre weiblich Zahnstatus: f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 38 48 18 UK 35 50 16,5 SI: 31 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig, 37 - 38 Kreuzbissverzahnung, Schlifffacetten an 43, 33, 13, 23 Diastemata 13-12 ca. 1,5mm; 12 - 11 ca. 2,5mm; 11 - 21 Abstand 5mm. Maximale Interkuspitation 15mm. Möglicherweise Diastemavergrößerung durch Holzkeileinlage im Kindesalter Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 u.22 : Grad 0, 11 u. 21 : Grad 1 An allen vier Frontzähnen beidseitig kombinierte Spitzfeilung halbhoch symmetrisch und asymmetrisch Proband Nr. 9 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: T. S. D. 25 Jahre K. Bench 20 Jahre männlich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 41 54 23 UK 37 54 20 SI: 36 Bisslage: Neutralbiss beidseitig, auffällige Frontzahnprotrusion mit einer saggitalen Stufe von 7mm. Abrasion: Besonderheiten: keine Künstliche Diastema-Verbreiterung zwischen 11 und 21 durch zeitweilige HolzkeilEinlage. Diastemata 13 - 12 ca. 1,8mm; 12 - 11 ca. 2,8mm; 11 - 21 Abstand 4mm; Maximaler Abstand der Spitzen 12mm; 21 - 22 ca. 1,2mm; 22 - 23 ca. 1,8mm. Zahnstein an 41 und 31. 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 . Grad 0 Nur an 11 und 21, beidseitig. Spitzfeilung halbhoch symmetrisch Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: Proband Nr. 10 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: K. K. 55 Jahre K. Bench 22 Jahre weiblich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 37 49 18 UK 36 49 17 SI: 28,5 Bisslage: Seitlicher Neutralbiss beidseitig; Frontkopfbiss mit Progenverzahnung an 33. Abrasion: Besonderheiten: Schlifffacetten Uk Front Zahnstein an 32 - 42 lingual und vestibulär, Konkremente subgingival. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 , 22 : Grad 0, 11 u. 21: Grad 1 An 11 und 21 beidseitig; Spitzfeilung halbhoch symmetrisch Proband Nr. 11 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: W. T. 30 Jahre K. Bench 15 Jahre weiblich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 38 50 16,5 UK 37 50 15 SI: 28 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig keine Zahnstein von 33 - 34 buccal. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig. Spitzfeilung symmetrisch Proband Nr. 12 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: B. B. 40 Jahre K. Bench 15 Jahre weiblich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 38,5 49 20 UK 35 49 26,5 SI: 29,5 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig. Schlifffacetten an 33, 34 und 23. Kein Zahnstein, Verfärbungen durch Kaffee und Quatkauen Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig. kombinierte Spitzfeilung symmetrisch und asymmetrisch Proband Nr. 13 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: T. D. 45 Jahre K. Bench 15 Jahre weiblich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 37 47 19,5 UK 37 50 16 SI: 28 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig 33 und 43 Rückgang Zahnfleisch 32 - 41 ca.3mm; Zahnstein 32, 31 und 41. Saggitale Stufe an 21 ca. 6mm. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig Spitzfeilung halbhoch symmetrisch Proband Nr. 14 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: Y. T. 30 Jahre K. Bench 20 Jahre männlich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 39 50 17,5 UK 37 51 16 SI: 29 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Leichte vertikale Abrasion an allen Zähnen Keine Auffälligkeiten, kein Zahnstein Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig Spitzfeilung halbhoch symmetrisch Proband Nr. 15 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: A. S. 35 Jahre K. Bench 20 Jahre weiblich Zahnstatus: f f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 39 48 15 UK 37 48 14 SI: 30 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Kariesfreies Lückengebiss 12 22 : Grad 0 An 11 beidseitig; 21 nur distale Ecke Spitz- und Schrägfeilung asymmetrisch Bei 47 und 45 Retraktion der Gingiva, 47 leichte Mesialdrift und Kippung. 16 und 26 Elongation, bei 24 und 46 angenommene Messpunkte, da Zähne nicht vorhanden. Proband Nr. 16 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: F. T. 30 Jahre K. Bench 20 Jahre männlich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 37 46 20 UK 34 48 14 SI: 31 Bisslage: Distalbiss beidseitig; Frontaler Überbiss mit Deckbiss und saggitaler Stufe von 8mm. Abrasion: Besonderheiten: keine Kein Zahnstein Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig Spitzfeilung symmetrisch Proband Nr. 17 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: N. Y. 50 Jahre K. Bench 25 Jahre männlich Zahnstatus: f f f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 z Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 41 53 geschätzt 17 f UK 39 55,5 15 SI: 37 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Uk Front UK leichter frontaler Engstand Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Kariesfreies Lückengebiss 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig Halbbogenfeilung asymmetrisch; trapezförmig Proband Nr. 18 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: G. Y. 45 Jahre K. Bench 25 Jahre männlich Zahnstatus: f f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f c Kiefer: VZBB HZBB LO / LU f OK 41 50 20,5 UK 37 52 geschätzt 17,5 SI: 30,6 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Leichte Abrasion an allen Molaren Diastemata zwischen 13 - 12 ca. 3mm; 12 - 11 ca. 1,5mm und 22 - 23 Abstand 1,5mm. Zahnstein 41 und 31. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Lückengebiss mit einem kariösem Zahn 46 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig kombinierte Spitz- und Horizontalfeilung asymmetrisch halbhoch Proband Nr. 19 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: M. G. 45 Jahre K. Bench 20 Jahre männlich Zahnstatus: z c 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 42 52 14 UK 37 53 14 SI: 28 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Distalbiss, Progenie Massive vertikale und horizontane Abrasionen Kauflächenverlust an allen Molaren, massive Zahnsteinablagerungen zwischen 16 u.15 Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Karies an 27; und Wurzelrest an 17 12 - 22 : Grad 0 alle vier Frontzähne beiseitig kombinierte Spitz- u. Horizontalfeilung asymmetrisch Proband Nr. 20 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: A. M. 30 Jahre K. Bench 20 Jahre weiblich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 37 47 19 UK 35 48 15 SI: 28 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Schlifffacetten an 33; 43; 31; 32 Leichte saggitale Stufe von 4mm und leichter Außenstand von 34. Kein Zahnstein Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 1 An allen vier Frontzähnen beidseitig Spitzfeilung symmetrisch Proband Nr. 21 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: T. A. 48 Jahre K. Bench 30 Jahre weiblich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 39 49 17 UK 35 51 15 SI: 29 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig An allen Fronzähnen Zahnverfärbungen durch Kaffee und Quatkauen Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig Trapez - oder Halbbogenfeilung Proband Nr. 22 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: D. K. 35 Jahre K. Bench 20 Jahre weiblich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 41 50 19 UK 35 50 17 SI: 30 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Seitzahngebiet 14 - 17, 24- 26 Rückgang Zahnfleisch an 31 - 41 ca. 3mm. Zahnstein an allen UK Fronzähnen lingual. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 Doppelseitige Feilungen an 11 und 21 Spitzfeilung halbhoch symmetrisch Proband Nr. 23 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: N. G. 25 Jahre K. Bench 15 Jahre männlich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 39 50 15 UK 33 48 13 SI: 29 Bisslage: Seitlicher Mesialbiss; 11 und 21 Kopfbiss; 33 und 34 progene Verzahnung. Abrasion: Besonderheiten: An 13; 23; 34; 34; 41; 43 Schliffusur an 31 Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig Spitzfeilung asymmetrisch Proband Nr. 24 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: H. T. 35 Jahre K. Bench 25 Jahre weiblich Zahnstatus: 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 38 47 17,5 UK 35 49 16,5 SI: 29 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Schlifffacetten an 31; 14 und 33 Diastemata zwischen 12 - 11 ca. 1mm; 11 - 21 ca. 2,5mm; 21 - 12 Abstand 1mm. Rückgang des Zahnfleisches an 41 ca. 2mm lingual. Kein Zahnstein. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 An allen vier Frontzähnen beidseitig Spitzfeilung symmetrisch Proband Nr. 25 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: A. F. 40 Jahre K. Bench 20 Jahre weiblich Zahnstatus: f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 41 53 16 UK 39 55 18 SI: 33 Bisslage: Abrasion: Seitlicher Distalbiss; frontaler Kopfbiss Leichte Abrasion an Palatinalhöckern an oberen Molaren, oberen und unteren Premolaren und Schneideflächen von 11, 21 und 22; 13 und 23 palatinal. Besonderheiten: Diastemata zwischen 12 - 11 ca. 2mm; 11 - 21 ca. 2mm; 21 und 22 Abstand 1mm. UK 42 und 41 ca. 1,8mm; 41 und 31 ca. 2mm; 32 - 33 ca. 1mm; 33 - 34 ca. 1mm. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: 12 , 21 und 22 positiv, 11 negativ (avital infolge Feilung) Karies distal an 21 12, 21, 22 : Grad 0 , 11 : Grad 1 Zahnfeilung unvollständig; 11 mesial und distal; 21 nur distal und incisal; 22 und 12 nur distal Feilungstyp: kombinierte Spitz - und Halbseitenfeilung asymmetrisch Proband Nr. 26 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: W. T. 45 Jahre K. Bench 25 Jahre weiblich Zahnstatus: f f f f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f f f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU f OK 37 47,5 19 f f UK 36 nicht messbar 17 SI: 28,5 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Massive vertikale Abrasion und Schlifffacetten an allen Zähnen 16 und 26 Elongation von ca. 2mm infolge Antagonisten-Verlust. Leichter Eckzahnaußenstand von 33, Rückgang Zahnfleisch lingual 32 - 42 ca. 4mm. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Kariesfreies Lückengebiss 12 - 22 : Grad 0 Nur 11 und 21, beidseitig Spitzfeilung halbhoch symmetrisch Proband Nr. 27 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: T. S. 25 Jahre K. Bench 15 Jahre weiblich Zahnstatus: f f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 37 49 18 UK 33 49 14 SI: 28 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig keine Kein Zahnstein. Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Keine Karies 12 - 22 : Grad 0 Alle vier Frontzähne beidseitig Spitzfeilung symmetrisch Proband Nr. 28 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: Z. M. 25 Jahre K. Bench 10 Jahre weiblich Zahnstatus: z 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 40 50 16 UK 37 50 15 SI: 30 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Neutralbiss beidseitig Facetten an Uk Front UK Front leichter Engstand, Verschachtelung von 31 Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12, 11. 22 positiv 21 negativ (avital infolge Zahnfeilung) Kariesfreies Gebiss mit einer Restwurzel 27 12 - 22 : Grad 0 Nur 11 und 21, beidseitig Spitzfeilung symmetrisch Proband Nr. 29 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: K. B. 55 Jahre K. Bench 20 Jahre weiblich Zahnstatus: f z 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f f f Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 36 47 21 f UK 36 51 17 SI: 29 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Distalbiss mit protrodierten Schneidezähnen Massive vertikale Abrasionen an allen Zähnen Saggitale Stufe von 9mm Vitalität: Kariesbefund: Lockerung: Zahnfeilung: Feilungstyp: 12 - 22 positiv Kariesfreies Lückengebiss mit zerstörter Restwurzel 17 12 und 22 : Grad 0 , 21 und 11 Grad 1 An allen vier Frontzähnen beidseitig kombinierte Spitzfeilung halbhoch asymmetrisch Proband Nr. 30 Name: Alter: Wohnort: Stamm: Alter bei Zahnfeilung: Geschlecht: A. F. 40 Jahre K. Bench 15 Jahre weiblich Zahnstatus: f c f 18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28 48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38 f z Kiefer: VZBB HZBB LO / LU OK 40 50 20 f f UK 36 50 19 SI: 28,5 Bisslage: Abrasion: Besonderheiten: Seitlich leichter Mesialbiss, frontaler Kopfbiss Massive Abrasion an allen Zähnen Diastemata zwischen 13 - 12 ca. 2mm; 12 - 11 ca. 1mm; 21 - 22 ca. 1mm; 22 - 23 Abstand 2mm. Vitalität: Kariesbefund: 12 - 22 positiv Lückengebiss mit Karies an 17 od (1 Zahn) und zerstörter Restwurzel an 36 Lockerung: 12 - 22 : Grad 0 Zahnfeilung: Feilungstyp: An allen vier Frontzähnen beidseitig, in Komb. mit vertikaler Abrasion durch Kopfbiss kombinierte Spitz u. Horizontalfeilung asymmetrisch Anlage Zahnbogenvermessung der Probanden (Angaben in mm) Tab. I: Daten männlicher Bench-Probanden Nr. SI LO VZBB HZBB 1 30,00 15,00 41,00 52,00 3 29,00 19,00 37,00 48,00 4 28,00 18,00 37,00 48,00 5 29,00 20,00 40,00 51,00 7 30,00 17,00 40,00 52,00 9 36,00 23,00 41,00 54,00 14 29,00 17,50 39,00 50,00 16 31,00 20,00 37,00 46,00 17 37,00 17,00 41,00 53,00 18 30,50 20,50 41,00 50,00 19 28,00 14,00 42,00 52,00 23 29,00 15,00 39,00 50,00 Tab. II: Daten männlicher Geesthachter-Prob. Nr. SI LO VZBB HZBB 1 32,70 20,20 41,60 52,00 5 30,00 17,20 38,40 48,80 6 30,20 18,20 37,50 47,30 7 30,00 18,00 38,10 47,10 8 28,00 18,20 37,00 47,00 11 33,40 21,10 41,90 51,10 12 29,00 19,10 37,00 47,20 16 29,00 20,00 37,00 46,00 30,54 18,00 39,58 50,50 2,93 2,64 1,78 2,32 30,29 19,00 38,56 48,31 1,86 1,33 2,04 2,15 SD SD Tab. III: Daten weiblicher Bench-Probanden: Nr. SI LO VZBB HZBB 2 27,50 16,50 37,00 48,00 6 25,50 16,00 37,00 47,00 8 31,00 18,00 38,00 48,00 10 28,50 18,00 37,00 49,00 11 28,00 16,50 38,00 50,00 12 29,50 20,00 38,50 49,00 13 28,00 19,50 37,00 47,00 15 30,00 15,00 39,00 48,00 20 28,00 19,00 37,00 47,00 21 29,00 17,00 39,00 49,00 22 30,00 19,00 41,00 50,00 24 29,00 17,50 38,00 47,00 25 33,00 16,00 41,00 53,00 26 28,50 19,00 37,00 47,50 27 28,00 18,00 37,00 49,00 28 30,00 16,00 40,00 50,00 29 29,00 21,00 36,00 47,00 30 28,50 20,00 40,00 50,00 Tab. IV: Daten weiblicher Geesthachter-Prob. Nr. SI LO VZBB HZBB 3 27,60 18,10 35,00 43,80 9 28,00 17,50 36,50 49,00 10 27,00 18,00 32,00 42,40 13 29,20 17,00 33,00 44,70 14 29,80 18,00 38,80 49,10 15 28,10 18,00 35,00 42,50 17 27,20 17,00 33,60 44,50 18 28,70 16,10 37,70 48,40 19 23,00 16,80 33,00 46,70 20 29,80 16,50 39,50 48,10 21 26,00 16,80 31,10 42,80 22 28,00 16,90 37,00 45,00 28,94 17,89 38,19 48,64 1,58 1,69 1,51 1,59 27,70 17,23 35,18 45,58 1,86 0,67 2,73 2,57 SD SD 2 Anlage Gaumenvermessung der Bench-Probanden (Angaben in mm) Tab. V: Männliche Probanden: Bench Proband Nr. Volumen in cm³ 1 3 4 5 7 9 14 16 17 18 19 23 8,90 16,70 Keine Messung möglich 10,00 20,10 8,60 15,00 Keine Messung möglich 10,40 17,30 8,50 16,90 8,20 15,50 Keine Messung möglich Keine Messung möglich 6,00 14,50 8,50 15,60 8,64 1,32 SD Gaumenhöhe in mm 16,45 1,77 Anteriorer Winkel in Grad 37 Seitenwinkel Seitenwinkel rechts in Grad links in Grad 27 38 32 28 51 54 50 58 48 48 48 34 44 55 54 54 54 52 52 29 31 49 35 49 47 36 47 33,13 4,64 45,00 8,77 48,00 8,40 40 31 Tab. VI: Weibliche Probanden: Bench Proband Nr. Volumen in cm³ 2 6 8 10 11 12 13 15 20 21 22 24 25 26 27 28 29 30 SD Gaumenhöhe in mm Anteriorer Winkel in Grad Seitenwinkel Seitenwinkel rechts in Grad links in Grad 10,00 9,00 6,50 8,10 10,10 7,60 10,20 9,60 9,80 8,10 9,50 7,50 8,80 10,30 8,40 8,60 6,70 11,80 17,40 16,10 15,00 18,00 18,60 17,00 17,40 17,00 19,40 15,80 17,20 16,60 18,40 18,30 17,00 15,40 15,50 20,10 36 48 28 37 45 35 40 39 40 35 33 35 42 39 35 34 43 38 48 50 31 49 52 51 49 43 46 58 45 54 46 59 56 44 49 54 52 48 50 50 48 50 45 38 49 50 45 45 43 59 50 38 43 53 8,92 1,38 17,23 1,40 37,89 4,74 49,11 6,48 47,56 5,18 3 Anlage Gaumenvermessung der Geesthachter Probanden (Angaben in mm) Tab. VII: Männliche Probanden: Geesthacht Proband Nr. Volumen in cm³ 1 5 6 7 8 11 12 16 20 SD Gaumenhöhe in Anteriorer mm Winkel in Grad Seitenwinkel Seitenwinkel rechts in Grad links in Grad 14,20 10,20 8,10 11,10 9,10 10,10 12,00 11,50 8,20 18,40 17,20 18,30 20,00 16,00 17,10 19,00 17,40 16,40 57 58 48 66 45 41 46 51 41 68 56 58 64 53 57 60 56 54 65 60 60 63 49 55 63 60 58 10,50 1,95 17,76 1,28 50,33 8,49 58,44 4,85 59,22 4,84 Tab. VIII: Weibliche Probanden: Geesthacht Proband Nr. Volumen in cm³ 3 9 10 13 14 15 17 18 19 21 22 SD Gaumenhöhe in Anteriorer mm Winkel in Grad Seitenwinkel Seitenwinkel rechts in Grad links in Grad 9,50 8,30 8,40 8,00 7,60 8,50 6,70 10,00 7,50 6,70 10,00 19,00 12,50 14,00 16,10 15,00 16,20 12,00 13,50 14,00 12,80 15,40 64 61 52 54 42 44 48 52 46 57 56 61 61 55 54 47 56 55 62 48 60 60 68 60 56 54 47 56 58 60 49 67 60 8,29 1,17 14,59 2,03 52,36 6,96 56,27 5,18 57,73 6,47 3 Anlage Eidesstattliche Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die Dissertation ist bisher keiner anderen Fakultät und keiner anderen wissenschaftlichen Einrichtung vorgelegt worden. Ich erkläre, dass ich bisher kein Promotionsverfahren erfolglos beendet habe und dass eine Aberkennung eines bereits erworbenen Doktorgrades nicht vorliegt. Datum Unterschrift 4 Anlage Danksagung Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Thomas Koppe, Oberassistent am Institut für Anatomie und Zellbiologie der Universitätsmedizin Greifswald, für die persönliche Betreuung dieser Arbeit sowie die wertvollen Anregungen und Hinweise bei der Bearbeitung der Daten. Herrn Prof. Dr. Karlhans Endlich, Direktor des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Universitätsmedizin Greifswald, danke ich für die Möglichkeit, diese Arbeit im Institut fertigstellen zu können. Ein ebenfalls großer Dank gilt Dr. Roland Garve, der die Abdrücke in Äthiopien vorgenommen und für diese Arbeit zur Verfügung gestellt hat. Ebenso danke ich ihm für die hilfreichen Diskussionen des Themas und die zahlreichen Informationen, die ich dazu erhalten habe. Herrn Kristian Cabanis (Deutsche Lufthansa AG) danke ich für die Organisation der Expedition zu den Bench und die Unterstützung bei der Datenerfassung der Probanden in Äthiopien. Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer (Greifswald) und Prof. Dr. Jochen Fanghänel (Regensburg) danke ich für die Beratung bei der Erstellung dieser Arbeit. Dem Dental- Labor Heinz Dreyer aus Boizenburg danke ich für Anfertigung der Gipsmodelle. Nicht zuletzt möchte ich meinem Vater, Dr. Horst Garve, danken, der mir großartig bei der Literaturrecherche half und stets für Diskussionen offen war. 5