Rituelle Deformierungen der Zähne und deren Einfluss auf das

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Aus dem Institut für Anatomie und Zellbiologie
(Direktor: Prof. Dr. med. Karlhans Endlich)
der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Rituelle Deformierungen der Zähne und deren
Einfluss auf das orofaziale System bei
Naturvölkern am Beispiel der Bench in SüdwestÄthiopien
Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der Wissenschaften in der Medizin
(Dr. rer. med.)
der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald
2011
vorgelegt von:
Dipl. Umweltwiss. Miriam Garve
geboren am 20.05.1978
in: Celle
Dekan: Prof. Dr. rer. nat. Heyo K. Kroemer
1. Gutachter: Prof. Dr. Th. Koppe (Greifswald)
2. Gutachter: Prof. em. Dr. Dr. G.-H. Schumacher (Rostock)
Ort, Raum: Hörsaal neue Zahnklinik, Walther-Rathenau-Str. 42, 17475 Greifswald
Tag der Disputation: 14. Dezember 2011
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung und Fragestellung................................................................... 1
2
Literaturübersicht .................................................................................. 4
2.1
Kulturelle, rituelle und historische Hintergründe für Zahndeformierungen . 4
2.2
Deformierungsformen der Zähne .................................................................. 7
2.2.1 Anspitzen der Frontzähne.............................................................................. 8
2.2.2 Relief- und Farbfeilungen ............................................................................ 11
2.2.3 Zacken– und Lückenfeilungen ..................................................................... 17
2.2.4 Horizontalfeilungen und Amputation der Zahnkrone ................................. 21
2.2.5 Zahnschmuck, Metall- und Steineinlagen ................................................... 22
2.2.6 Rituelle Extraktionen ................................................................................... 24
2.2.7 Verdrängung von Zähnen aus der Position ................................................. 27
2.3
Historische Zahndeformierungen ................................................................ 28
2.4
Die Bench- Population in Äthiopien ............................................................ 32
2.4.1 Lebensweise der Bench ............................................................................... 34
2.4.2 Schönheitsideal der Bench und Praktiken der Zahnveränderung ............... 35
3
Material und Methoden ........................................................................38
3.1
Material........................................................................................................ 38
3.1.1 Probanden ................................................................................................... 38
3.2
Methoden .................................................................................................... 39
3.2.1 Datenerfassungsbögen ................................................................................ 39
3.2.2 Anfertigung der Gipsmodelle und Silikonkonter-Gaumenmodelle ............. 41
3.2.3 Betrachtung und Vermessung der Gipsmodelle.......................................... 41
3.3
Biostatistische Auswertung ......................................................................... 48
4
Ergebnisse .............................................................................................50
4.1
Abrasionen, Schliffflächen und Rezessionen ............................................... 50
4.2
Karies und Zahnverlust ................................................................................ 50
4.3
Okklusion ..................................................................................................... 51
4.4
Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen ................................................ 52
4.5
Untersuchung der Feilungstypen ................................................................ 53
4.6
Vitalität und Lockerungsgrade an Feilungszähnen ...................................... 54
4.7
Zahnbogenvermessung................................................................................ 55
4.8
Ergebnisse der Vermessung des Gaumens .................................................. 56
5
Diskussion der Befunde .........................................................................66
5.1
Bewertung der Ergebnisse aus den Untersuchungen ................................. 66
5.2
Bewertung der Zahnbogenbreitenvermessung ........................................... 68
5.3
Morphologische Bewertung des Gaumens ................................................. 70
5.4
Mögliche Ursachen für den niedrigen Kariesbefall ..................................... 75
5.5
Schlussfolgerungen ...................................................................................... 82
6
Zusammenfassung.................................................................................86
7
Literaturverzeichnis ...............................................................................89
8
Anhang
Anlage 1: Film und Datenerfassungsbögen der Bench
Anlage 2: Zahnbogenvermessung der Probanden
Anlage 3: Gaumenvermessung der Probanden
Anlage 4: Eidesstattliche Erklärung
Anlage 5: Danksagung
Einleitung und Fragestellung
1
Einleitung und Fragestellung
Obwohl in Deutschland kaum bekannt, existieren auch heute noch bei vielen
afrikanischen, asiatischen und indianischen Stammesvölkern diverse rituelle
Zahndeformierungspraktiken. Im Rahmen einiger filmischer Dokumentationen und
umweltwissenschaftlicher
Arbeiten
über
Naturvölker,
die
solche
Zahndeformierungen praktizieren, wurde diesen Bräuchen nachgegangen und
unter anderem bei den Baka-Pygmäen im Kongo oder Kamerun, den Himba,
Herero oder San- Buschleuten in Namibia, den Asmat in Neuguinea oder Negritos
in Südostasien dokumentiert.
Durch die steigende Zuwanderung von Menschen aus Drittweltstaaten,
insbesondere aus Afrika und Asien und die voranschreitende Globalisierung
werden vor allem Mediziner vor neue individuelle Herausforderungen gestellt. Es
bedeutet
für
sie
nicht
nur
einen
größeren
schulmedizinischen
Weiterbildungsbedarf, sondern auch den Erwerb von Kenntnissen über
kulturanthropologische, religiöse und ethno-medizinische Charakteristika anderer
Völker. Demzufolge gewinnt auch das neue Themenfeld Ethno- Zahnmedizin
zunehmend an Bedeutung (R. Garve 2008). Traditionell beschäftigen sich
Mediziner bereits schon seit Jahrhunderten mit Völkerkunde. Erwähnt seien hier
zum Beispiel der Greifswalder Anatom Richard N. Wegner (1884-1967) oder der
Nervenarzt Karl von den Steinen (1855-1929), die sich interdisziplinär mit der
Kultur
unbekannter
indigener
Völker
Südamerikas
beschäftigten
und
umfangreiche ethnologische Monographien darüber verfassten. Hervorzuheben
sind ihre Ausführungen über seltsame Rituale, Sitten oder auch tropische
Krankheiten und anatomische Besonderheiten dieser bisher unerforschten Völker.
Allerdings hatten ihre damaligen Entdeckungen noch keine Bedeutung für Ärzte
und Krankenhäuser.
Heute hat sich diese Situation verändert. Deutschland ist inzwischen zum
Einwanderungsland auch für Angehörige unterschiedlicher indigener Kulturkreise
einschließlich ihrer nicht selten konträren ethischen Normen geworden.
Mitgebracht
werden
zunehmend
auch
hierzulande
seltene
tropische
1
Einleitung und Fragestellung
Erkrankungen. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der Fernreisen von
Europäern in die entlegensten Gebiete der Welt und damit auch der Kontakt von
Touristen mit Menschen fremder Kulturkreisen immens zu. Hinzu kommen viele
Studierende der Zahnmedizin und Humanmedizin, die ihr Studium oder ihre
Praktika ins tropische Ausland verlegen, um zusätzlich zur herkömmlichen
deutschen Ausbildung erweiterte medizinische Erkenntnisse zu erlangen. Bei ihrer
Tätigkeit in Südamerika, Zentralafrika, Neuguinea oder anderen vergleichbaren
Gegenden begegnen sie mitunter Patienten, die nicht nur krankheitsbedingte
Veränderungen an ihren Zähnen und im Orofazialbereich aufweisen. Sie treffen
dabei auch auf rituell verursachte Deformierungen oder Selbstverstümmelungen
und werden feststellen, dass diese bei einigen Völkern einen wichtigen, kulturell
bedingten Wert als Stammeszeichen oder Identifikationsmerkmal haben. Viele
dieser archaisch anmutenden Praktiken, die dem Ethos westlich geprägter
Mediziner teilweise zuwiderlaufen, werden nach wie vor ausgeübt. Es bedarf einer
großen Toleranz und eines Umdenkungsprozesses unter Einbeziehung der
kulturellen Hintergründe bei der Beurteilung von artifiziellen Deformierungen. Es
stellt sich dahingehend nicht nur die Frage der Auswirkungen derartiger Praktiken
sowohl auf die Vitalität, Abbiss- und Kaufähigkeit der Zähne, der Sprache, Ästhetik
und möglicher Veränderungen der Morphologie des Gesichtsschädels. Es stellt sich
auch die Frage, wie ein moderner europäischer gesundheits- und ästhetisch
orientierter und handelnder Zahnmediziner damit umgeht, wenn er beispielsweise
Migranten mit rituellen Zahn- oder Kieferdeformierungen begutachten oder
behandeln muss. Nicht zuletzt ist die Kenntnis über rituell bedingte
Zahndeformierungen auch aus forensischer Sicht von Interesse.
Aufgrund dieser Aspekte wird diese Arbeit besonders am Beispiel des Volkes der
Bench in Südwest- Äthiopien dem Phänomen der Zahndeformierungen nachgehen
und anhand einer wissenschaftlichen Auswertung von kürzlich vor Ort
vorgenommenen Zahnabdrücken, Arbeitsfotos und Befragungen die möglichen
Folgen für die Kau– bzw. Abbissfunktion und Gesundheit sowie für das ästhetische
Empfinden der untersuchten Probanden untersuchen. Die zentrale Fragestellung
dieser Arbeit ist demnach: Welche Einflüsse haben rituelle Zahndeformierungen
2
Einleitung und Fragestellung
auf das orofaziale System? Untersucht worden sind dafür sowohl Art und Form der
Zahndeformierungen der einzelnen Probanden als auch die Morphologie des
Gaumens im Vergleich zu einer norddeutschen Probandengruppe.
Die Auswertung orientiert sich dabei an folgenden zentralen Zielstellungen:
1. Überblick über kulturell bedingte Zahndeformierungspraktiken weltweit.
2. Beschreibung der Zahngesundheit und der Zahndeformierungspraktiken
der Bench aus Äthiopien.
3. Prüfung der Auswirkungen der Zahndeformierung bei den Bench auf das
orofaziale System unter Berücksichtigung der Gaumenmorphologie.
4. Darstellung der Bedeutung der vorliegenden Untersuchung.
3
Literaturübersicht
2
Literaturübersicht
Medizinische Studien oder wissenschaftliche Arbeiten, die als Hauptthema
kulturelle oder rituelle Zahndeformierungen verschiedener Ethnien insbesondere
in Afrika behandeln, gibt es nur wenige. Hinweise zu Zahndeformierungspraktiken
finden sich häufig als Nebenthema z.B. in Forschungsreiseberichten. Schröder
(1906) und Lignitz (1922) beschäftigten sich detaillierter in Monographien mit
diesem Themenfeld. Die nachfolgenden Unterkapitel befassen sich mit wichtigen
Veröffentlichungen zu Aspekten von Zahndeformierungen und deren weltweites
Vorkommen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Deformierungsart.
2.1
Kulturelle, rituelle und historische Hintergründe für Zahndeformierungen
Ein altes Sprichwort lautet „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. Die
westlichen Idealvorstellungen von ästhetischen und attraktiven Gesichtszügen und
Proportionen sowie die Zahnstellung entsprechen jedoch nicht immer den
Vorstellungen anderer Kulturen. In Europa gelten strahlend weiße, ebenmäßige
und vertikal gleichmäßig angeordnete Zähne als schön und es werden die
verschiedensten Techniken angewandt, um sich diesem Ideal anzunähern. In
einigen anderen Kulturen wird gerade dieses äußere Erscheinungsbild als hässlich
angesehen und mit tierischen Gesichtszügen verglichen. So gelten bei einigen
Völkern Afrikas spitze Zähne oder bei den Bergvölkern Nordvietnams angefärbte
Zähne oder auch Lückengebisse bei einigen Stämmen im südlichen Afrika als
ästhetisches
Vorbild.
Mit
unterschiedlichen
Techniken
werden
Zahndeformierungen vorgenommen, um dem jeweiligen Ideal zu entsprechen. Es
stellt sich jedoch die Frage, warum es bei einigen Völkern bis heute üblich ist, die
Zähne zu deformieren, obwohl dadurch offensichtlich keine funktionale
Verbesserung des Gebisses erreicht wird. Einen Hinweis auf die Bedeutsamkeit der
Zahndeformierung geben das Ertragen der unangenehmen Nebenwirkungen
während der Behandlung und die Akzeptanz von möglichen Nachwirkungen. In der
Literatur gibt es zu der Frage nach der Ursache je nach Volk unterschiedliche
Antworten. So weist Straube (1964) darauf hin, dass im Laufe der Zeit und über
viele Generationen inzwischen häufig der ursprüngliche Sinn der Deformierung in
4
Literaturübersicht
Vergessenheit geraten ist und die Bräuche nur noch isoliert und als „sinnentleerte
Routinehandlungen“ vorgenommen werden.
Festzuhalten bleibt, dass die Deformierungen mehrheitlich nicht zu einem
beliebigen Zeitpunkt, sondern im Rahmen von religiösen und mythischen
Handlungen vollzogen werden. Solche Anlässe sind u.a. Reifeweihen oder
Initiationsrituale, Heirat oder Totenfeiern. Während dieser Anlässe wird ein
Wesenswandel erlebt, der die Betroffenen prägt. Häufig sind symbolische Akte der
Wiedergeburt in den rituellen Handlungen enthalten, wie beispielsweise ein
pantomimisches Erleben von Leben, Tod und anschließender Wiedergeburt. Bei
vielen afrikanischen Völkern spielen dabei auch Totemtiere, d.h. die mythischen
Stammesahnen, eine wichtige Rolle. Die im Zuge der Initiationshandlungen
durchgeführten Deformierungen (oftmals nicht nur der Zähne) sind Ausdruck
ritueller
Wesensveränderungen
(Straube
1964;
Sommer
1992).
Für
Außenstehende ist anschließend deutlich erkennbar, dass die betreffende Person
eine Wandlung erlebt hat. Die Wichtigkeit von Zahnfeilungen wird in besonderer
Weise auf Bali deutlich. Hier wird diese Deformierung erst nach dem Tod, d.h. vor
der Verbrennung der Leiche, nachgeholt, falls diese zu Lebzeiten nicht schon
praktiziert wurde (Zahorka 2001). Hingegen dürfen die Frauen des Volkes der Ibo
in Nigeria nur dann Kinder gebären, wenn sie ihre Zähne gefeilt haben (Njoh
2006).
Das Spitzfeilen der Zähne wird vielfach auch als Versuch gewertet, den jeweiligen
Totemtieren zu ähneln. Die häufig messerscharfen Zähne verleihen dem äußeren
Erscheinungsbild einen raubtierartigen Eindruck und sollen die tierischen
Qualitäten der Person zum Ausdruck bringen (Straube 1964; Sommer 1992). Somit
liegt der Sinn der Deformierung vermutlich auch darin, sich den verehrten
Totemtieren und Stammesahnen äußerlich anzugleichen. Als Beispiel seien hier
die Völker Nord-Nigerias genannt (Pangwe, Luimbi), die auf diese Weise ihren
Totemtieren ähneln wollen.
5
Literaturübersicht
Deformierungen der Zähne jeglicher Art dienen auch als Identifikationsmerkmal.
Nur jemand, der die Zähne in der stammestypischen Weise deformiert, wird als
Stammesmitglied akzeptiert. So steht in Berichten über die Massai, dass diese sich
über Menschen mit vollständigem Gebiss lustig machen, denn sie sähen ihrer
Meinung nach aus wie Esel (Straube 1964). Generell wird von Völkern mit
Zahndeformierungen mehrheitlich die Ansicht vertreten, dass Menschen ohne
stammestypische Zahndeformierung nicht stammeszugehörig und damit nicht
gleichrangig im Hinblick auf Machtbefugnisse und Handelsgeschäften sind.
Im Weiteren entspricht die praktizierte Zahndeformierung auch dem bestimmten
Schönheitsempfinden einer jeweiligen Gruppe (Uhle 1887; Scott and Turner 1997;
Alt and Pichler 1999; Njoh 2006). Mit der Zahndeformierung wird ein Teil des
Gesichts geschmückt und verschönert, was auch die Attraktivität erhöhen soll
(Njoh 2006). Im Gegensatz dazu diente bei anderen afrikanischen Völkern das
Zahnausschlagen zur Markierung von Sklaven – sie wurden hässlich gemacht und
damit symbolisch zum Tier degradiert (Schröder 1906).
Als weit weniger bekannte Ursache der Zahndeformierung wird auch die Sprache
genannt. Nur Menschen mit entsprechender Zahndeformierung sollen in der Lage
sein, die Stammessprache korrekt zu sprechen. Ein Mschambaa begründete seine
Zahndeformierung folgendermaßen: „das geschehe, um schön Kishambala
sprechen zu können“ (Lignitz 1922, S. 64). In ähnlicher Weise begründen auch die
Damara Südafrikas das Ausschlagen der Frontzähne (Njoh 2006). Die durch die
Deformierung hervorgerufenen Zischlaute sind somit Bestandteil der Sprache und
können nur mit entsprechender Zahndeformierung verständlich ausgesprochen
werden.
In einigen Veröffentlichungen zum Thema Zahnfeilungen wird auf den
Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Kannibalismus und Völkern, die
Zahnfeilungen vornehmen, hingewiesen (Lignitz 1922; Straube 1964). So treten
Zahnfeilungen vermeintlich häufig bei den Völkern auf, die in der Vergangenheit
6
Literaturübersicht
Kannibalismus ausgeübt haben. Die Ursachenforschung darüber ist jedoch nur
spekulativ, so dass an dieser Stelle darauf nicht näher eingegangen werden soll.
Nicht nur bei indigenen Völkern gibt es mythologische Vorstellungen und rituelle
Handlungen in Zusammenhang mit den Zähnen, ihrem Durchbruch, ihrer Farbe,
Anzahl, Stellung und Form. Auch in einigen Landesteilen Deutschlands galt noch
vor hundert Jahren ein Neugeborenes, das bereits mit Zähnen auf die Welt kam,
als verhext (Schröder 1906; R. Garve 2008). In Ostafrika soll es laut Zeitzeugen
sogar den Brauch gegeben haben, Kinder bei unregelmäßigem Zahndurchbruch zu
töten (Storch 1895).
2.2
Die
Deformierungsformen der Zähne
folgenden
Ausführungen
beziehen
sich
ausschließlich
auf
Zahndeformierungsarten, die heutzutage bzw. im letzten Jahrhundert noch
praktiziert werden oder wurden. Demzufolge werden ältere Zahndeformierungen,
die bei Ausgrabungsfunden festgestellt wurden, gesondert im Kapitel 2.3
aufgeführt.
Obwohl es für den oberflächlichen Betrachter bei Naturvölkern mannigfaltige
Zahndeformierungsformen einschließlich ihrer jeweiligen stammestypischen
Praktiken gab und gibt, lassen sie sich trotz Abweichungen voneinander dennoch
in bestimmte Hauptformentypen einteilen. Schröder (1906) unterscheidet dabei:
1. die einfache Zuspitzung der Zähne
2. die Zacken – und Lückenfeilung
3. das Ausbrechen der Zähne
4. die Horizontalfeilung resp. Amputation der Zahnkrone
5. die Färbung der Zähne
6. das Ausschmücken der Zähne mit Metall- und Steineinlagen
7. das Verdrängen der Zähne aus ihrer Stellung
7
Literaturübersicht
2.2.1 Anspitzen der Frontzähne
Die am häufigsten angetroffene Grundform scheint zweifellos die einfache
Anspitzung der oberen Frontzähne zu sein. Diese Vermutung lässt sich durch
eigene
Beobachtungen
sowie
durch
zahlreiche
Berichte
früherer
Forschungsreisender in Afrika, Lateinamerika und Südostasiens belegen (Ihering
1882; Uhle 1887; Zintgraff 1888). Es handelt sich um eine Formveränderung von
Frontzahnkronen im sichtbaren Bereich, bei der durch eine bestimmte
stammeseigene Methode mittels Instrumenten (Steine, Messer, Hammer,
Schaber, Feilen, Quarzsand etc.) ohne Anästhesie die Schneidekanten derart auf
ein Minimum reduziert werden, dass eine meist in der Zahnmitte befindliche
Spitze übrigbleibt. Aus seinem Vergleich einer Reihe von Schädeln mit
angespitzten Frontzähnen verschiedener Völker zieht Schröder (1906) die
Schlussfolgerung, dass man sich in den meisten Fällen damit begnügt hatte, „die
mesialen und distalen Ecken der Frontzähne kurz abzuschrägen, seltener war man
darauf erpicht gewesen, die Meisselform der Schneidezähne in eine spitze Zacke
umzuwandeln“ (Schröder 1906, S. 18).
Abb. 1: Artifizielle Zahnmodifikation nach Schröder (1906) mit Darstellung der avisierten
Bruchstellen a und b.
Schröder (1906) erwähnt Berichte von Forschungsreisenden, demzufolge die
Behandelten bis zu acht Tage lang ihre Zähne nicht benutzen konnten und zudem
starke Schmerzen hatten. Häufig bildeten sich Schwellungen im Gesichtsbereich,
was als Beweis für eine Verletzung der Pulpa und nachfolgende Entzündungen
gewertet wurde.
8
Literaturübersicht
Nicht ganz so häufig gibt es Übergänge zu anderen Grundformen oder
unterschiedlichen Deformierungsarten und auch Kombinationen im selben Gebiss,
wie zum Beispiel Anspitzung und rituelle Extraktion der Gegenzähne oder
Schaffung von Zahnlücken durch Verdrängen der Zähne aus ihrer natürlichen
Position. Seltener kommt auch das Anspitzen von Frontzähnen in beiden Kiefern
und von Eckzähnen vor. Ausgeübt wird dieses beispielsweise im Dreiländereck
Kamerun – Kongo- Zentralafrikanische Republik von den Baka-Pygmäen (eigene
Beobachtung 2004). Alle Stammesmitglieder im Alter ab 14 Jahren haben
angespitzte Frontzähne, auf die sie sehr stolz sind. Auch werden hier die Eckzähne
teilweise mit einbezogen.
Abb. 2: Baka-Pygmäe in Kamerun mit angespitzten Ober- und Unterkieferfrontzähnen.
(Foto: M. Garve 2004)
Dagegen scheint das Anspitzen der Frontzähne bei den San- Buschmänner in
Namibia laut Auskunft eines befreundeten Deutsch- Namibianers, Hini Meinert
aus Windhuk, auf einen Kultureinfluss der benachbarten Ovambo zurückzuführen
sein.
9
Literaturübersicht
Abb. 3: San-Buschmann aus Namibia mit angespitzten Frontzähnen
(Foto: M.Garve 2003)
Eine ähnliche Kombination aus spitzgefeilten Ober- und Unterkieferfrontzähnen
einschließlich der Eckzähne stellte R. Garve (1991) bei einigen Aeta – Negritos auf
Luzon auf den Philippinen fest. Allerdings waren die mittleren unteren
Schneidezähne nicht deformiert.
Abb. 4: Aeta auf Luzon (Philippinen) mit angespitzten Oberkieferfrontzähnen
(Foto R. Garve 1990)
Über Zahnfeilungen ausschließlich an Unterkieferfrontzähnen bei Naturvölkern
gibt es nur sehr wenige Hinweise. Ein Beispiel dafür sollen die Frauen der Bali im
10
Literaturübersicht
Norden von Kamerun gewesen sein (Zintgraff 1895). Auch in bildlichen
Darstellungen finden sich Hinweise für solche Feilungsarten.
Abb. 5: Chokwe-Masken aus Zaire (um 1910) mit Darstellung von Zahnfeilungen sowohl
von Unterkiefer- als auch Oberkieferfrontzähnen (Foto R. Garve 2010)
2.2.2 Relief- und Farbfeilungen
Hinsichtlich der speziellen stammestypischen Formen und Farbenvielfalt der
jeweiligen Zahnfeilungsart stellten bereits Uhle (1887) und Schröder (1906) allein
im südostasiatischen Archipel bis hin nach Neuguinea unterschiedliche
Relieffeilungstypen fest:
1. Der Zahn ist unten und an der Vorderseite breitrinnig konkav gefeilt, das
untere Ende dicker als die Mitte (Dellenfeilung). - Vorkommen: Atceh,
Payakombo (Sumatra).
2. Der Zahn ist unten und an der Vorderkante schräg nach hinten, eben oder
konkav gefeilt, das untere Ende am dünnsten. – Vorkommen: Mandajya,
Suluinseln, Siam.
3. Der Zahn ist schräg zweigartig abgeschnitten. - Vorkommen: Payakombo
und Bondjol, Sumatra; in Java.
4. Der Zahn ist unten abgerundet, an den Seiten abgeschliffen, so dass die
Mittelfläche konvex vortritt. – Vorkommen: Kedu.
5. Der Zahn ist keilförmig nach oben verschmälert und an der Vorderseite
konvex gefeilt. - Vorkommen: Battas des Pane- und Bilastromgebietes.
11
Literaturübersicht
6. Der Zahn ist etwas gekürzt und mit einer schmalen horizontalen Rinne
versehen. - Vorkommen: Payakombo, Solok, Bandung.
7. Der Zahn ist auf der Vorderseite konkav gefeilt und mit einer schmalen
horizontalen Rinne ausgestattet.
8. Der Zahn ist an der Vorderseite in der Weise zackig ausgeschliffen, so dass
er durch eine vorstehende Stufe unten begrenzt ist. – Vorkommen: bei den
Battaleuten und Pasumamädchen.
9. Der Zahn ist horizontal gefeilt und außerdem um die vordere untere Kante
verkleinert (Siak).
10. Die Unterseite des Zahnes ist gerade, die Vorderseite bis auf ein stehen
gebliebenes, halbmondförmiges Relief abgefeilt. - Vorkommen: Sumatra.
11. Der an der Unterseite gerade gefeilte Zahn zeigt an der abgeschliffenen
Vorderseite ein stehen gebliebenes dreieckiges Relief. - Vorkommen:
Purwokerto, Kebumen (Java).
12. Die untere Seite des Zahnes ist abgerundet und ein Dreieck mit gebogener
Basis tritt an der Vorderseite reliefartig hervor. – Vorkommen: bei
ranghohen Frauen auf Java
13. Die Relieffeilung mit Zuspitzung des Zahnes. – Vorkommen: bei den Dajak
auf Borneo, in Madura, Bali, Krawang, Banjumas, Djokjakarto.
14. Der Zahn ist entweder etwas abgestumpft oder ausgeprägt spitz
geschliffen und trägt anstelle des Dreiecks (wie bei 12.) ein auf einer Spitze
stehendes viereckiges Relief. - Vorkommen: Java, Jokdjakarta, Kediri.
Abb. 6: Unterschiedliche Zahnfeilungstypen der Frontzähne in Vorder- u.
Seitenansicht (aus Uhle 1887)
In der Regel machten erst die Einfärbungen der durch das Feilen aufgerauten
Schmelzschicht und des freigelegten Dentins das entstandene Relief sichtbar, oder
es wurde zumindest durch die Kombination von Farbe und zusätzlich entstandener
Schattierung für den Betrachter viel effektvoller empfunden. Schröder (1906)
12
Literaturübersicht
vermutet,
dass
gerade
bei
den
Völkern,
die
eine
Kombination
aus
Flächenfeilungen mit Anfärbungen praktizieren, die Farbe der Zähne das
Dominante ist, weil sie natürlich weiße Zähne für nicht schön halten.
Nicht zu verwechseln sind die gewollten artifiziell erworbenen Einfärbungen der
Frontzähne mit den natürlichen oberflächlichen Verfärbungen, die durch die
Einnahme von Kaffee, Tabak oder andere Genussmittel oder bereits während der
Embryonalentwicklung aufgrund der Einnahme bestimmter Medikamente durch
die Mutter entstehen. Auch der dauerhafte Gebrauch von Holzkohle oder deren
Asche als Zahnputzmittel bei einigen Völkern, wie z.B. den Beduinen (Müller
1956), soll in diesem Zusammenhang Erwähnung finden. Auch das kann zu einer
reversiblen Oberflächenverfärbung führen, die allerdings keinen ästhetisch
gewollten bzw. rituellen Hintergrund hat. Lediglich durch das dauerhaftes Kauen
von Betel konnte Schröder (1906) im Versuch mit extrahierten Schneidezähnen
nachweisen, dass es durch den rotgelben, durch Einspeichelung entstandenen Saft
bereits nach drei Wochen Einwirkungszeit auf zuvor freigelegten Dentinflächen zu
gelben irreversiblen Verfärbungen mit Dentineinlagerungen gekommen war. Nur
auf den Schmelzflächen erfolgte keine chemische Einlagerung und die
Ablagerungen auf der Oberfläche konnten leicht wieder gereinigt werden.
Im Gegensatz zur Vermutung von Müller (1956), dass die Braunfärbung der Zähne
nur oberflächlich sein kann, stellt insofern Betelsaft bei der Relieffeilung mit
gleichzeitiger Dentinfreilegung durchaus eine bleibende Färbemethode dar. Betel
ist eine Kombination aus der Nuss der Arecapalme (Areca catechu L.), dem Blatt
des Betelpfeffers (Piper Betle L.) und gebranntem Kalk (gewonnen aus Muscheln,
Schnecken oder Korallen), das von den Einheimischen gemeinsam im Mund
gekaut, eingespeichelt und ausgesaugt wird (Garve und Garve 2010).
Neben dem dabei freigesetzten nikotinähnlichem Alkaloid Arecolin, das direkt auf
das Zentralnervensystem einwirkt und wie ein Aufputschmittel funktioniert,
bewirken des Weiteren noch adstringierende Substanzen wie Catechin und
Catechu- Gerbsäure und andere anästhesierende aromatische Inhaltsstoffe eine
13
Literaturübersicht
gedämpfte leicht berauschende Wirkung. Die eigentliche blutrote Farbe entsteht
erst durch eine massive Einspeichelung des Betelbreis, bei dem der Farbstoff
Areka- Rot der Nuss frei und mit Speichelenzymen und gebranntem Kalk vermischt
wird. Dadurch kommt es im porösen Dentin allmählich zu verstärkten
Farbpartikeleinlagerungen in einem Spektrum von Rot bis Dunkelbraun, die von
weiß bleibenden Schmelzpartien scharf abgegrenzt sind, so dass das auffällige
Zahnmuster deutlich zu erkennen ist.
Abb. 7: Adulter männlicher Schädel (Ursprung Malaysia) mit angefärbten
Dellenfeilungen (Foto: Koppe 2010. Institut für Anatomie und Zellbiologie, Greifswald)
Für eine definitive bleibende Einfärbung der Labialflächen der Frontzähne sind vergleichbar mit dem heutzutage in vielen zahnärztlichen Praxen üblichen
Bleaching - das Auftragen und Verweilen besonders hochkonzentrierter
säurehaltige Pasten oder Beizen notwendig. Um eine oberflächliches Eindringen
der Farbpartikel zu ermöglichen, muss die glatte Oberfläche zuvor mechanisch
angeraut, z.B. mit Schmirgelpapier, feinem Sand oder einer Feile, oder durch
konzentrierte Fruchtsäuren oberflächlich entkalkt werden. Dazu verwenden einige
Volksgruppen aus Borneo Baumsäfte einer Chalkas- oder Artocarpus- Art und
bestimmte stark beizende Eisentinten (Schröder 1906). In Indien wird ein aus
Gummibäumen der Gattung
Lackschildlaus-Art
austretender
Ficus religiosa, infolge
karminroter
Lack
bzw.
von
Bissen
Gummiharz
einer
zur
dauerhaften Anfärbung der Labialflächen sämtlicher Frontzähne benutzt. Zuvor
deponiert der Proband für einige Stunden frische Zitronenscheiben auf den
Zähnen. Anschließend wird der inzwischen in kochendem Wasser gelöste rote
14
Literaturübersicht
Farbstoff aus dem Gummilack mit getränkten Baumwollkügelchen auf alle
Vestibulärflächen
aufgetragen.
Zwecks
Fixierung
dient
ein
anderer
Pflanzenextrakt. Hierfür verwendet man die sogenannte Krappe aus der Familie
der Rötegewächse (Rubia cordifolia) in gleicher Weise. Zähne, die in dieser Art
gefärbt werden, behalten nach meinen eigenen Befragungen vor Ort im
ostindischen Bundesstaat Arunachal Pradesh (2004/05) für mehrere Jahrzehnte
ihre Farbintensität. Auch heutzutage existiert noch in Westindien vereinzelt der
von
Schröder
(1906)
bei
den
Hindus
von
Gudscherat
angegebene
Rotfärbungsbrauch bei den Brautleuten kurz vor der Hochzeit, um bei den Göttern
Wohlgefallen zu erreichen.
Eine vergleichbare Bedeutung hatte die Schwarzfärbung früher bei einigen
anderen asiatischen Völkern, besonders in Japan. Schwarze Frontzähne galten als
edel und gesund und waren besonders im Mittelalter nur hochrangigen Kriegern,
Adligen und bestimmten Frauen vorbehalten. Dass es sich besonders bei Frauen
keineswegs um absichtliche Verunstaltungen gehandelt haben kann, um vielleicht
Männer abzuschrecken, sondern diese eher sogar einen erotischen Hintergrund
hatten, legen die Ausführungen von Schröder (1906) nahe. Tiefe schwarze
Frontzahneinfärbungen können noch heute bei einigen älteren Frauen des
Bergvolkes der Baó in Nordvietnam festgestellt werden (eigene Beobachtung
2001). Diese Schwarzfärbung dient zur äußerlich erkennbaren Kennzeichnung des
Verheiratetseins.
Abb. 8: Schwarze Frontzahneinfärbungen - Tradition der Baó in Nord-Vietnam (Foto: M.
Garve 2001)
15
Literaturübersicht
Bezüglich der Methodik der Schwarzfärbung gibt es in der Literatur
unterschiedliche Angaben. Während Müller (1873) von einer Mischung aus
Eisenfeilspänen mit Reisbranntwein (Saki) spricht, erwähnt Mitford (1875) eine
Mischung aus dem Saft von Galläpfeln und Eisenspänen, die mithilfe eines Pinsels
auf die sichtbaren Flächen der Frontzähne aufgetragen wird. Eine ähnliche Sitte
sollen die als Tschompen (Shom- Moat) bekannten, isoliert lebenden Ureinwohner
der Nikobaren auch heutzutage noch betreiben. Zuweilen handelte es sich bei
rotbraun verfärbten, gigantisch erscheinenden Zähnen, die als gesammelte
Einzelpräparate von den Nikobaren in wissenschaftliche Sammlungen nach
Deutschland gelangten, um erblich bedingte Riesenzähne von Eingeborenen mit
einer dicken betelverfärbten Zahnsteinschicht ohne jegliche artifizielle Einwirkung.
Während der deutschen Kolonialzeit in Nordost- Neuguinea (Kaiser- Wilhelmsland)
und im Bismarck- Archipel fielen den ersten Forschern (Hagen 1899; Sievers 1895)
besonders in Neu- Mecklenburg (Neu Irland) Papuafrauen auf, die im Kontrast zu
ihren hellweißen Frontzähnen nur einzelne davon schwarz färben ließen. Schon
auf einer der ersten Kolonialausstellungen 1896 in Berlin wurde den stauenden
Besuchern mitgebrachte Eingeborene aus Neu Pommern (Neu Britannien) mit
schwarzgefärbten Zähnen vorgeführt.
Kleintitschen (1906) erwähnt in seinem Bericht über die Bewohner der GazelleHalbinsel im Norden von Neu Pommern (Neu Britannien) eine andere, langwierige
mit einer Hungerkur verbundenen Methode der Schwarzfärbung der Frontzähne.
Dabei wird der Saft einer bestimmten, nicht näher benannten Pflanze mit einer
„gewissen Sorte Erde“ (Kleintitschen 1906, S. 33f), die zuvor gebrannt wird, zu
einem Brei vermengt. „Diese schwarze Salbe wird auf ein Stückchen Bananenblatt
von der Länge des Kiefers aufgetragen und dieses Pflaster gegen die Zähne gelegt.
Da die Zähne aber nur dann die schwarze Färbung annehmen, wenn sie einige
Tage ununterbrochen der Einwirkung der ätzenden Salbe ausgesetzt gewesen
sind, so muss während der ganzen Zeit der Patient die Lippen zudrücken und sich
sowohl der Nahrung als auch des Sprechens enthalten“ (Kleintitschen 1906, S.
33f). Müller (1956) zieht daraus die Schlussfolgerung, dass es sich nicht nur um
eine oberflächliche, also wieder entfernbare Auflagerung handelt, sondern um
16
Literaturübersicht
eine definitive Inkrustation der schwarzen Farbe. Auch bei den malayischen
Völkern auf den Philippinen auf Luzon, auf Taiwan (Formosa), in Mikronesien und
in Polynesien wurde noch bis vor einigen Jahrzehnten die Schwarzfärbung von
Frontzähnen betrieben (Sievers 1895; Meinicke 1875). Oftmals wurden natürlich
weiße Zähne sogar als extrem hässlich empfunden. Ergänzend soll nicht
unerwähnt bleiben, dass selbst
bei einigen Indianervölkern in Süd- und
Mittelamerika, beispielsweise den Choco (Bastian 1878) und Nahua (Bankroft
1875) diese Sitte früher praktiziert wurde.
2.2.3 Zacken– und Lückenfeilungen
Die einfachste Form der Lückenfeilung ist das Abtragen der mesialen Ecken der
mittleren oberen Schneidezähne, wobei eine mit ihrer Basis nach unten
auslaufende Dreieckslücke erzeugt wird.
Abb. 9: Links: Lückenfeilung aus Schröder (1906); Rechts: Himba mit Lückenfeilung und
ritueller Extraktion im Unterkieferfrontzahnbereich (Foto: R. Garve 2005)
Oft wird diese Form kombiniert mit der Extraktion der unteren mittleren
Frontzähne, was besonders bei einigen Stämmen in Südwestafrika, den Himba,
Herero und kulturverwandten Ovahimba an der angolanischen Grenze und
vereinzelt auch bei einigen ethnischen Gruppen in Ostafrika feststellbar ist (eigene
Beobachtung). R. Garve (1991) erwähnt sie bei den Frauen des isoliert lebenden
Koma- Stammes im Alantika- Gebirges im nördlichen Grenzgebiet von Nigeria und
Kamerun. Diese schon vor einem Jahrhundert von Forschungsreisenden
festgestellte spezielle Deformierungskombination wird offenbar nur von
afrikanischen Völkern ausgeübt und scheint einem sehr alten nur auf diesen
Kontinent begrenzten Schönheitsideal mit Fruchtbarkeitssymbolik zu entsprechen
17
Literaturübersicht
(Schröder 1906; Uhle 1887; Lignitz 1922). Zuweilen wurde die Lückenfeilung aber
auch vorgenommen, um versklavte Kriegsgefangene eines feindlichen Stammes
als solche zu kennzeichnen.
Abb. 10: Territoriale Verteilung der Zahndeformierungspraktiken unterschiedlicher
Stämme in Afrika, aus Lignitz (1922), ergänzt um das Stammesgebiet der Bench (roter
Kreis) in Südwest- Äthiopien
18
Literaturübersicht
Abb. 11: Himba aus Namibia mit Lückengebiss aufgrund ritueller Extraktionen
(Foto: R. Garve, 2005)
Die Lückenfeilung ist im Vergleich zu anderen Deformierungsformen aufgrund des
relativ geringen Substanzverlustes von allen die für den Erhalt der Vitalität und
Pulpa schonendste Methode und wird nur an den beiden mittleren
Schneidezähnen vorgenommen. Sie stellt ein Art Übergangsform zur Zackenfeilung
dar, die oftmals mit einem größeren Substanzverlust einhergeht und meist an
allen vier oberen Frontzähnen vorgenommen wird. Dabei werden in der Regel die
beiden mittleren Frontzähne in der Mitte der Schneidekante eingekerbt oder die
mesialen Ecken massiv ausgebuchtet und die Zweier entweder an der
Schneidekante oder distal abgerundet. Durch bogenförmige Ausrundungen oder
Einkerbungen bzw. verschiedene stammestypische Varianten von winkligen oder
konkaven Kerben, Zacken und Abschrägungen entsteht ein bizarres, fast an ein
Kunstwerk erinnerndes Erscheinungsbild.
19
Literaturübersicht
Abb. 12: Zahndeformierungen einiger Völker Afrikas (aus Lignitz 1922)
Zahndeformierungen sind für den Träger ein wichtiges Identifikations- oder
Stammeszeichen, um sich von anderen Völkern zu unterscheiden und äußerlich
erkennbar abgrenzen zu können. Die Zackenfeilung erfolgt etappenweise in
20
Literaturübersicht
mehreren Arbeitsschritten und dauert in der Regel mehrere Tage. Ihre
Anwendung und Methodik scheint auf ein Gebiet in Äquatorialafrika am Oberlauf
des Kongo, am Njassasee und an der Luangoküste begrenzt zu sein. Da es sich
nicht nur um mehrstündige Feilungs- oder Raspelvorgänge handelt, spricht Lignitz
(1922) auch von einer Lückenaussplitterung, die soweit gehen kann, dass die
mesialen Kontaktflächen der beiden oberen mittleren Schneidezähne derart
ausgehöhlt werden, dass sie eine Art Loch bilden können.
Abb. 13: Schädel eines afrikanischen Jungen mit Zackenfeilung der oberen mittleren
Incisivi. Zahnärztliches Institut Tübingen (aus Stumpp 1934)
Obwohl auch gegenwärtig nichts gegen diese Feststellung von Schröder (1906)
spricht, dass Lückenfeilungspraktiken nur auf den afrikanischen Kontinent
beschränkt waren, soll nicht unerwähnt bleiben, dass es, wie Ausgrabungsbefunde
bestätigen, bereits im 9. Jahrhundert in Japan bei den Jomon zweikerbige
sägeförmige Zackenfeilungen an den oberen mittleren Schneidezähnen in
Kombination mit noch massiveren Gegenzahnextraktionen als in Afrika gab (Scott
and Turner II 1997).
2.2.4 Horizontalfeilungen und Amputation der Zahnkrone
Bei den Horizontalfeilungen handelt es sich um artifizielle Kürzungen der
Schneidekanten mittels Metallfeilen oder Sandstein zumeist der Frontzähne, um
eine optisch sichtbare Bisssenkung und Untergesichtsverkürzung zu erreichen. Die
extremste Form ist die komplette Amputation der Frontzahnkronen mit Eröffnung
und Devitalisation der Pulpa. Meist betrifft es nur die Oberkieferzähne,
21
Literaturübersicht
währenddessen an den Antagonisten im Unterkiefer seltener Manipulationen
vorgenommen werden. Horizontalfeilungen oft kombiniert mit Schwarzfärbung
der übriggebliebenen Stümpfe waren in Südostasien im malayischen Archipel und
auf den indonesischen Inseln weit verbreitet. Man findet diese Methode
heutzutage noch gelegentlich bei einigen Völkern auf Bali, Sumatra, Seram und
Borneo. Meist erfolgte das Abtragen von Schmelz und Dentin um etwa ein Drittel
bis hin zur Zahnhälfte bis kurz über das Pulpenkavum, so dass die Zähne noch ihre
Vitalität behielten, in Kombination mit einem anschließend farbtragenden
Furchen- oder Rillenschliff auf der Labialfläche. Die nach eigenen Beobachtungen
einfachste Form, die in Indonesien auf Bali praktiziert wird, war lediglich eine
leichte Verkürzung aller oberen Frontzähne, so dass sie ganz völlig geradlinig
aussahen. Selbst die Eckzähne waren genauso kurz wie die Schneidezähne.
Während diese hinduistische, auch „mesangi“ genannte Prozedur bei Mädchen
nach ihrer ersten Menstruation erfolgt, wird sie bei Jungen nach Einsetzen des
Stimmbruchs von einem Priester im Tempel vorgenommen (Sommer 1992;
Zahorka 2001).
Natürlich lange schneeweiße Zähne werden von vielen malayischen Naturvölkern
als hässlich angesehen und gelten als Hundezähne. Deshalb lassen sich die Dayak
ihre Zähne sogar bis zu dreimal in ihrem Leben abfeilen, so dass schließlich nur
noch schwarzgefärbte Wurzelreste übrigbleiben. Das horizontale Abfeilen der
Unterkieferfrontzähne dient dagegen eher als Trauerritual. Massive Abrasionen
der Frontzähne, die infolge jahrelangen Zerbeißens und Kauens von sandhaltiger
Nahrung entstehen, sind von den künstlich herbeigeführten Horizontalfeilungen
abzugrenzen.
2.2.5 Zahnschmuck, Metall- und Steineinlagen
Um die optische Wirkung schwarz oder dunkelrotgefärbter Zähne noch zu
verstärken, war es bis vor ein paar Jahrzehnten bei den Dayak und anderen
Bevölkerungsgruppen besonders auf Borneo oder Sulawesi (Celebes) noch üblich,
kleine meist kreisrunde Einlagen aus Messing, Gold, Perlmutt oder Edelsteinen in
die Vestibulärflächen der Frontzähne einzubringen. Die dazu notwendigen
22
Literaturübersicht
Vertiefungen im Zahnschmelz wurden zuvor in einem mehrtägigen Vorgang
mittels kleiner durch Fäden zum Rotieren gebrachter Quarze hineingebohrt und
die einzubringenden Füllungen diesen anschließend Kavitäten angepasst. Bei
Verwendung von Blattgold bediente man sich der auch früher in Europa üblichen
schichtweise erfolgenden Klopfgoldmethode. Nahezu identische Formen von
Frontzahn– Schmuckfüllungen, oft in Kombination mit Zahnfeilungen gab es auch,
wie
Ausgrabungsfunde
bestätigen,
bereits
bei
präkolumbianischen
Indianervölkern in Süd- und Mittelamerika, beispielsweise den Azteken, Mayas,
Tolteken und Inkas (Alt and Pichler 1998, Schröder 1906). Als Füllungsmaterial
dienten hier neben Gold und Silber auch Jade und Pyrid.
Abb. 14: Steineinlagefüllungen bei den Huazteken (aus Schröder 1906)
Offenbar wurden Zahneinlagen nur in den oben genannten begrenzten Regionen
der Erde vorgenommen (Schröder 1906; Fastlicht 1976). Gomes (1911) beschreibt
die Methode bei den Dayak (Iban, Dyaks) folgendermaßen: der Behandelte hat ein
Stück weiches Holz zwischen den Zähnen, während ihm ein Loch in die Mitte jedes
Zahnes gebohrt wird. Durch dieses Loch wird dann ein zugespitzter Messingdraht
geführt, der abgeschnitten und mit einem kleinen Hämmerchen fest geklopft wird.
Durch anschließendes Abfeilen wird die Oberfläche glatt und ebenmäßig gestaltet.
Diese Behandlung soll so schmerzhaft sein, dass es für die jeweiligen Personen
meistens nicht zu ertragen war, mehr als ein oder zwei Zähne in einer Behandlung
verzieren zu lassen (Scott and Turner II 1997). Offenbar wurden bei einigen
präkolumbianischen Völkern sogar an Verstorbenen Zahneinlagerungen von
Edelsteinen vorgenommen (Schröder 1906).
23
Literaturübersicht
2.2.6 Rituelle Extraktionen
Oft hat das rituelle Extrahieren von Zähnen als Traueropfer eine ähnliche
Bedeutung wie die rituelle Amputation von anderen Körperteilen; beispielsweise
von Fingern bei weiblichen Verwandten eines verstorbenen Dani in Neuguinea
(Garve und Garve 2010), dem die Finger als Zeichen ihrer weiteren Verbundenheit
mit auf seine Seelenreise ins Reich der Ahnen gegeben werden. Je enger der
Verwandtschaftsgrad und je angesehener der Verstorbene ist, desto mehr
Fingerglieder oder Zähne müssen geopfert werden. Diese werden bei der
Bestattungszeremonie dann gemeinsam mit dem Toten beerdigt oder verbrannt.
Stumpp (1934) erwähnt das Ausschlagen der Vorderzähne mit einem Stein bei
Eingeborenen einiger Pazifikinseln, besonders auf den Sandwich- Inseln, als
Trauerbezeugung oft in Kombination mit Selbstverletzungen der Haut und der
Ohrläppchen. In einigen Fällen soll auch als Bestrafung ein Zahn ausgeschlagen
worden sein. Nicht selten gehört das Entfernen von Zähnen auch zu einem
Initiationskomplex,
bei
dem
im
Anschluss
die
Gegenzähne
durch
unterschiedlichste, stammestypische Feilungstypen deformiert werden. Diese
Kombination kommt auch bei den Himba in Namibia vor (persönliche
Beobachtung).
Abb. 15: Rituelle Extraktion bei einem Himba-Kind aus Namibia. (Foto: R. Garve 2005)
24
Literaturübersicht
Dem etwa siebenjährigen Kind wird das Zahnfleisch in der Unterkieferfront zuvor
mit einem Pflanzenbrei aus den Blättern des Mopanebaumes (Colophospermum
mopane) eingerieben. Dann schlägt die Mutter per Holzstab mit einem Stein die
unteren vier Frontzähne nacheinander einzeln heraus (vgl. Abbildung 15).
Den Surma, Mursi und anderen ostafrikanischen Völkern dient das Entfernen der
vier Unterkieferfrontzähne ausschließlich dazu, ein geeignetes Knochenbett oder
Widerlager für den Halt einer großen Lippenscheibe aus Holz oder Ton zu schaffen
(Lindemann 2007; R. Garve 2008). R. Garve (mündliche Mitteilung 2010) vermutet,
dass das Tragen von Lippenscheiben früher noch weit verbreiteter bei vielen
viehzüchterischen Nomadenstämmen in Afrika war und dass das Ausschlagen der
Unterkieferfrontzähne lediglich ein übriggebliebenes Relikt aus dieser Zeit ist. Der
eigentliche Grund, das anschließende Eingliedern und Tragen eines Pflockes oder
einer Lippenscheibe, ist im Laufe von Jahrhunderten bei vielen Völkern auch
bedingt durch Völkerwanderungen in Vergessenheit geraten. Die Praxis des
Zähneausschlagens wurde allerdings beibehalten. Ein gutes Beispiel dafür sind die
Herero und Himba in Namibia.
Schröder (1906) erwähnt eine Initiationspraktik bei einem Aborigines- Stamm in
Australien, bei sich der Initiand selbst die Zähne ausschlagen muss. So war es bei
dem Goulbornstamm üblich, den Initianden in den Wald zu führen. Während des
zweitägigen Aufenthaltes dort muss er sich selbst die zwei oberen Frontzähne
ausschlagen und diese anschließend seiner Mutter bringen. Die Mutter versteckt
die Zähne in den Zweigen eines jungen Gummibaums. Im Todesfall des Initianden
wird die untere Baumrinde entfernt, ein Feuer gelegt und der durch das Feuer
abgestorbene Baum als Erinnerung an den Verstorbenen stehen gelassen.
Ein ähnliches Ritual existiert vereinzelt noch heute auf Vanuatu auf der Insel
Malekula bei den Big Nambas. Die zukünftige Ehefrau eines Chiefs erscheint
besonders attraktiv und genießt nur dann höchstes Ansehen, wenn sie sich zuvor
die beiden oberen mittleren Schneidezähnen ausschlagen lässt (Garve und Garve
25
Literaturübersicht
2010). Auf Taiwan (Formosa) wurden Ende des vorletzten Jahrhunderts jungen
Mädchen noch deshalb die beiden oberen Frontzähne entfernt, um so besser
atmen zu können (Joest 1882). Bei den ostafrikanischen Massai erhielten
Forschungsreisende nach Angaben von Lignitz (1922) auf die Frage nach dem
Grund für das Ausbrechen der unteren mittleren Frontzähne als Antwort, dass
man „damit beim Milch – und Honigbiertrinken in langem Strahl durch die
Zahnlücke (em buata) spucken kann, was zum guten Ton gehört“ (Lignitz 1922, S.
912). Bei einigen afrikanischen Urvölkern existiert der Brauch des ausschließlichen
Entfernens der beiden oberen mittleren Schneidezähne noch heute. Diese
Zahnlücke beschreibt R. Garve (1995) als Fruchtbarkeitszeichen bei den von ihm
1991 besuchten Koma in Kamerun. Dort wurde bei den 12 bis 13- jährigen
Mädchen das Zahnfleisch bzw. Parodontium mit einer Pflanze aufgeweicht und
anschließend die oberen mittleren Schneidezähne heraus gehebelt. Die Frauen
zeigen einen gewissen Stolz über dieses Ritual. Auch bei den Toradja auf Sulawesi
war es noch bis ins 20. Jahrhundert hinein Brauch, den Frauen vor der Hochzeit
diese beiden Zähne zu entfernen (Zahorka 2001).
Um ihren Rindern zu ähneln wurden im Sambesigebiet bei einigen
Viehzüchterstämmen den Jungen noch vor ihrer Pubertät die vier oberen
Frontzähne entfernt. Schröder (1906) ist der Auffassung, dass der zahnlose
Oberkiefer der Wiederkäuer dadurch nicht nur eine Nachahmung findet, sondern
auch Mahlbewegungen des Kiefers (ähnlich denen der Wiederkäuer) möglich
werden. Eine andere Ursache für das rituelle Entfernen besonders von unteren
Eckzähnen kann auch die vermeintliche Methode eines Medizinmannes zur
Behandlung von Bauchschmerzen, Fieber oder Durchfall sein. Erlandsson und
Bäckman (1999) beschreiben den Fall eines aus Äthiopien stammendes Kindes, bei
dem im Alter von drei Jahren einer der unteren Eckzähne mit der Hilfe eines
Messers entfernt wurde. Ursache dafür war die Behandlung einer anderen
Krankheit. Das Resultat war später eine Deformierung am bleibenden Eckzahn.
26
Literaturübersicht
2.2.7 Verdrängung von Zähnen aus der Position
Bei einigen afrikanischen Völkern gelten auch heute noch weit nach vorn und
auseinander stehende protrusive Oberkieferfrontzähne als Schönheitsideal. Um
diesen an europäische Daumenlutschkinder erinnernden Dauerzustand zu
erreichen, werden bereits im Kindesalter durch Einlage kleiner Holzstäbchen in
den Interdentalbereich Diastemata erzeugt bzw. bereits vorhandene dadurch
vergrößert und durch wiederholten Daumendruck von innen axial nach vorne
geschoben.
Dazu berichtet Schröder (1906), dass bereits die Milchzähne von Mädchen mit
einer Zange und die bleibenden Zähne mit den Fingern und der Zunge nach vorne
geschoben werden. Dadurch wird ein künstlicher dentaler Prognathismus erzeugt.
Als Folge neigen sich auch die Unterkieferfrontzähne. Die Nasenflügel und der
Nasenrücken werden abgeflacht und nach oben verdrängt und schließlich werden
selbst bei geschlossenen Lippen die schräg gestellten oberen Frontzähne sichtbar.
Besonders bei den Massai in Ostafrika gelten sowohl Frauen als auch Männer mit
einer solchen Prognathie als schön. Hinzu kommt bei den Massai, dass ihnen oft
im Alter von 12 bis 16 Jahren noch zusätzlich die unteren mittleren Frontzähne
ausgeschlagen werden.
Des Weiteren wurden früher noch bei den ostafrikanischen Wataturu, Wafiomi
und
Wakamba oder Wataiti aus dem Kilimandscharo– Gebiet
künstliche
Zahnverdrängungen vorgenommen (Baumann 1894; Stuhlmann 1894; Schröder
1906). Nach Zintgraff (1895) gab es im Kongo- Gebiet die Sitte die mittleren
oberen Frontzähne künstlich schräg auseinander zu drängen, unter anderem unter
Zuhilfenahme von kleinen Holzkeilen.
27
Literaturübersicht
Abb. 16: Künstliche protrusive Verdrängung der mittleren oberen Frontzähne (links) aus
ihrer natürlichen Position durch Einbringen von Holzkeilen rechts (aus Schröder 1906)
Besonders begünstigend auf den Verlust der natürlichen Position der oberen
Frontzähne, ihrer Elongation und lückenhaften Fächerung ist der vorhergehende
Verlust ihrer Antagonisten durch rituelles Ausschlagen der Unterkieferfrontzähne
bereits im Kindesalter.
2.3
Historische Zahndeformierungen
Archäologische
Ausgrabungsfunde
belegen,
dass
einige
zahnkosmetische
Behandlungsarten bereits vor Jahrtausenden in einigen Kulturen praktiziert
wurden (Vukovic et al. 2009). Interessant ist dabei, dass sich bei verschiedenen
Ethnien ohne jeglichen Kontakt untereinander ähnliche Bräuche aus rituellreligiösen Gründen, ästhetischen Motiven oder Prestige-Vorstellungen entwickelt
haben. Unterschiedliche Arten von Zahndeformierungen und Zahnschmuck sind
bei Ausgrabungen der frühen Kulturen Chinas, Indiens, Südost-Asiens, Afrikas,
Nord-Amerikas und dem präkolumbianischen Mittel- und Südamerika gefunden
worden (Vukovic et al. 2009). Die vermutlich ältesten Anzeichen von
Zahnbehandlungen mittels eines bohrerähnlichen Instruments sind bei neun
Erwachsenen an elf Zähnen in der neolithischen Ausgrabungsstätte von Mehrgarh
in Pakistan entdeckt worden und werden auf ungefähr 7500 – 9000 Jahre alt
geschätzt (Vukovic et al. 2009). Ob die Zahnbehandlung eine therapeutische oder
ästhetische Ursache hatte, kann nicht mehr ermittelt werden.
Die archäologischen Funde aus Afrika belegen, dass dort in verschiedenen
Kulturen – vor allem in Nordwest- und Zentralafrika – unterschiedliche Arten von
28
Literaturübersicht
Zahndeformierungen seit dem 3. Jahrtausend vor Christus praktiziert wurden
(Finucane et al. 2008). Eine Analyse von 11 Skelettfunden in Mali mit angespitzten
Zähnen ergab eine Datierung der Zahnfeilungen mittels der Radiokarbonmethode
um das 3. Jahrtausend vor Christus (Finucane et al. 2008). In einigen Gebieten
werden die Deformierungen bis in die heutige Zeit durchgeführt (siehe Kapitel
2.2). Die häufigsten Methoden der historischen Zahndeformierung waren
Feilungen, Absplitterungen der Frontzahnkanten oder aber auch die rituelle
Extraktion bestimmter Zähne (Alt and Pichler, 1998; Finucane et al. 2008; Vikovic
et al. 2009). Etliche Schädelfunde aus dem Mesolithikum und des Neolithikum
belegen die rituelle Extraktion der Unterkieferfrontzähne (Finucane et al. 2008).
Auch aus dem Zeitraum 1300-1600 n. Chr. sind einige deformierte Zahnfunde
(Zwischenzahn-Feilungen) in Region Kufan Karawa / Niger ein Nachweis für die seit
langem praktizierten Bräuche mancher Kulturen (Finucane et al. 2008). Erste
schriftliche Aufzeichnungen aus Afrika, die auf Zahndeformierungen bestimmter
Völker verweisen, stammen aus den Jahren um 1600 (Lignitz 1922). Im Laufe der
Kolonialisierung Afrikas sind dann vermehrt die Sitten und Gebräuche der Völker
und damit auch der Zahndeformierungen beschrieben worden. Lignitz hat 1922
intensive Forschungen und Auswertungen von Reiseberichten Afrikas hinsichtlich
Zahndeformierungspraktiken der Völker betrieben und die relevanten Hinweise
zusammengefasst. Trotz solcher und ähnlicher Bemühungen sind manche Kulturen
Afrikas bis heute nur rudimentär dokumentiert und so sind beispielsweise über
das
Volk
der
Bench
kaum
historische
Aufzeichnungen
über
ihre
Zahndeformierungen vorhanden.
Nicht nur in Afrika, sondern auch in Amerika belegen Ausgrabungen und Schriften
die Praktiken des Zahndeformierens mancher Völker. Etliche weitere Funde sind in
Mittelamerika bei Ausgrabungen von Maya- Kulturobjekten (5. - 9. Jahrhundert)
gemacht worden. Festgestellt wurden Zahndeformierungen in Form von
Rilleneinkerbungen
auf
der
labialen
Frontzahnoberfläche,
okklusale
Zackenkerbungen und Verzierungen mit Jade und Türkisen sowie Pyrit- Inlays.
Romero (1970) analysierte 1212 deformierte Maya-Zähne und stellte dabei 59
verschiedene Deformierungsarten fest, die er wiederum in sieben Grundformen
29
Literaturübersicht
mit zusätzlich differenzierten Facetten einteilte (Milner and Larsen 1991). Da auch
sehr junge Maya bereits Inlays hatten, wird davon ausgegangen, dass es sich bei
den Deformierungen vorwiegend um ästhetische Veränderungen im Sinne ihres
Schönheitsempfindens handelte. Weiterhin sind Anzeichen dafür gefunden
worden, dass Teile von Muscheln anstelle von fehlenden Zähnen implantiert
wurden (Vukovic et al. 2009).
Aus Asien sind ebenfalls historische Belege für Zahndeformierungen bekannt. In
China (und später auch Taiwan) sind vor allem bei den Kulturen, die im
südöstlichen Küstenbereich siedelten, Zahndeformierungen und kulturell bedingte
Zahnextraktionen anhand von Skeletten ab einem Zeitraum vor ca. 6.500 Jahren
nachweisbar. Mit dem Ende der Dawenkou-Kultur vor etwa 4.000 Jahren
verschwinden diese Kulturmerkmale plötzlich (Kangxin and Nakahashi 1996).
Das vermutlich älteste Beispiel einer Zahndeformierung (Extraktion) aus Japan
stammt aus dem späten Paläolithikum (vor 18.000 Jahren) und wurde auf der Insel
Okinawa (Minatogawa) entdeckt (Kangxin and Nakahashi 1996). Weitere
Skelettfunde belegen, dass Zahndeformierungen und bewusste Extraktionen von
gesunden Zähnen vermehrt in der kulturellen Zeitperiode der Jomon und Yayoi
aufgetreten sind und ihre weiteste Verbreitung auf den Hauptinseln vor ca. 4.000
Jahren stattgefunden hat. Neben der Deformierung, d.h. Einkerbung der oberen
beiden Frontzähne, war es je nach Zeitperiode auch üblich, die oberen Eckzähne
und die Unterkieferfrontzähne einschließlich der Eckzähne zu entfernen (Kangxin
and Nakahashi 1996; Scott and Turner II 1997).
30
Literaturübersicht
Abb. 17: Prähistorische Zahndeformierungen mit Extraktion der oberen Eckzähne und
Lückenschluss nach Mesialdrift sowie Extraktion vier Unterkieferfrontzähne und
Atrophie des Alveolarfortsatzes der Jomon aus Japan (Foto: Koppe 1998)
In Südost-Asien weisen bei Ausgrabungen aufgefundene Zähne aus Halin (Burma)
sehr filigrane Deformierungen auf. In den Jahren um 700 n. Chr. wurden dort
Gold- Inlays in schmal gefeilte Perforierungen im Zahnschmelz der oberen
Frontzähne fixiert (Vukovic et al. 2009).
Aus Nordamerika sind nur wenige archäologische Schädelfunde mit deformierten
Zähnen bekannt. Ein Fund stammt aus dem Zeitraum 880-1170 n. Chr. mit
perforierten Zähnen, ein Weiterer aus Tennessee (900-1250 n. Chr.) mit
querverlaufenden Einkerbungen auf der Vestibulärfläche der oberen mittleren
Frontzähne. Als möglichen Grund für die Deformierung wird die Kennzeichnung
des hohen gesellschaftlichen Status der jeweiligen Person erwähnt, denn die
Grabstätte war entsprechend aufwendig für eine Führungsperson gestaltet
(Vukovic et al. 2009). Von weiteren Zahnfeilungs- Funden aus Arizona, Texas,
Illinois und Georgia berichten Milner und Larsen (1991).
Ähnliche Deformierungen weisen die wenigen Fundstücke Europas auf: In
Schweden und Dänemark sind in Grabanlagen der Wikinger (800-1050 n.Chr.)
deformierte Zähne mit horizontal verlaufenden Rillenkerben bei den sterblichen
Überresten von 25 jungen Männern gefunden worden (Vukovic et al. 2009).
Zwar nicht deformiert, jedoch auch aufgrund ästhetischer Ansprüche verändert
sind zwei Exemplare phönizischer Grabstätten (datiert auf das 4. und 5.
31
Literaturübersicht
Jahrhundert vor Chr.) in der Nähe von Sidon: an den Skeletten befanden sich
geschnitzte Elfenbein-Zähne, die an vier natürlichen Zähnen mit einem Goldfaden
festgebunden waren (Vikovic et. al. 2009). Die Etrusker hatten ebenfalls schon im
6. und 7. Jahrhundert vor Chr. eine ähnliche Methode, um Zahnersatz zu fixieren.
Mit Goldbändern wurden Rinderzähne, geschnitzte Elfenbein-Zähne oder sogar
menschliche Zähne an den noch vorhandenen Zähnen befestigt.
2.4
Die Bench- Population in Äthiopien
In Äthiopien leben bis heute mehr als 70 verschiedene Völker und Ethnien, die sich
nicht nur in ihrer Sprache, sondern auch in ihrer Kultur stark unterscheiden
(Ullendorff 1990; Gräber et al. 1997). Insbesondere im Süden Äthiopiens sind
einige Völker beheimatet, die häufig noch unter sehr ursprünglichen Bedingungen
leben und viele Elemente alter Traditionen bis heute in ihrer Kultur und in ihrem
Alltag bewahrt haben. In der vorliegenden Arbeit werden die Zahnfeilungsformen
und
–arten
des
südwestäthiopischen
Volkes
der
Bench
untersucht.
Zahndeformierungen sind für die Bench ein wichtiges identifikationsmerkmal und
Bestandteil ihrer Kultur. Trotz gewaltiger gesellschaftspolitischer Veränderungen
in Äthiopien und den damit verbundenen offiziellen Verboten solcher Praktiken
hielten die Bench weitestgehend an ihren traditionellen und religiösen Werten
fest. Seit dem Jahr 1991 versuchen sie unter Einfluss der neuen Bundesregierung
verloren gegangene Werte neu zu beleben (Abbink 2003).
In der Literatur ist bis heute wenig über die Lebensweise der Bench bekannt. Erste
detailliertere Aufzeichnungen stammen von den Frobenius-Expeditionen in den
Jahren 1950-52 und 1954-56 sowie von Straube aus den Jahren 1963-64, Lange
(1975) und Haberland (1979). Kulturell betrachtet zählen die Bench zu den
sogenannten Altvölkern Äthiopiens, die kulturgeschichtlich durch mehrere
Völkerwellen bzw. Völkerwanderungen geprägt und insbesondere von jüngeren
westkuschitischen Einflüssen, wie beispielsweise die Sprache (westkuschitische
Sprachgruppe, bzw. omotische Sprache), verändert wurden. Die Bezeichnung des
Volkes variiert von Bench oder Bensh, Bensch, Bensho, Benc, Bens, Benosh, über
Benshac, Benjac, Benexo, Benisso bis hin zu Gimira, was jedoch heute als veraltet
32
Literaturübersicht
angesehen wird (Straube 1963; Lange 1975; Baumann 1979). Die Angaben zur
Gesamtbevölkerung liegen zwischen 80.000 und 175.000 (Abbink 2003; Shinn
2004). Das Siedlungsgebiet liegt in der sogenannten Bench-Maji-Zone SüdÄthiopiens, einer der insgesamt 68 Verwaltungszonen Äthiopiens.
Abb. 18: Administrative Regionen Äthiopiens. Rote Markierung: Siedlungsgebiet der
Bench. (Quelle: UN Emergencies Unit for Ethiopia 2000)
Geografisch betrachtet erstreckt sich das Gebiet im Osten vom Benscho-Höhenzug
(2700-2800m) nach Westen bis zum Gurafarda-Gebirge und vom Bako-Fluss im
Norden bis zum Akobo-Fluss im Süden (Straube 1963). Das Zentrum des
Siedlungsgebietes liegt etwas südwestlich des Ortes Mizan Teferi, in dem auch die
30 Probanden der vorliegenden Arbeit leben. Die Landschaft war ursprünglich
überzogen von dichten Wäldern und ist heutzutage deutlich geprägt von
Landwirtschafts- und Siedlungsflächen. Durch die steigende Bevölkerungsdichte
wurden die Wälder nach und nach gerodet, es entstand eine weitläufige
Buschvegetation und inzwischen werden sogar landwirtschaftlich nutzbare
Flächen knapp. Beeindruckend ist die Tierwelt Äthiopiens. So sind hier Tiere wie
Büffel, Zebras, Giraffen, Elefanten, Leoparden, Löwen, Flusspferde, Krokodile,
Buschböcke, Paviane, der Semienfuch, der somalische Wildesel, das Berg-Nyala,
33
Literaturübersicht
das Swayne-Hartebeest, der Walia-Steinbock, der Straußenvogel und etliche
weitere Vogelarten beheimatet, die heutzutage jedoch vorwiegend in den
äthiopischen Nationalparks anzutreffen sind.
2.4.1 Lebensweise der Bench
Gemäß ihrer Tradition leben die Bench sesshaft als kleingruppierte, verstreute
Gesellschaft. Die Gesellschaftsstruktur ist patrilinear organisiert und beherrscht
von komplexen hierarchischen Regeln. So liegt die Führung einzelner Clans
(insgesamt über 30) in der Hand politisch-religiöser Persönlichkeiten (Tyat oder
Koms genannt), die auch als spirituelles Medium zwischen weltlichem und
Geistern fungieren (Abbink 2003). Diese werden wiederum von einer
Hauptführungsperson geleitet. Die Gemeinschaft der Bench ist in niedere und
höherrangige Gesellschaftsgruppen eingeteilt. Beispielsweise sind Jäger und
bestimmte Handwerker, wie u.a. die Töpfer, einer gering geschätzten Gruppe
zugeteilt, die ihnen beispielsweise ein bestimmtes Essverhalten oder auch ein
Heiratsverbot außerhalb ihrer Gruppe vorschreibt (Straube 1963; Abbink 2003).
Vielfach betreiben die Bench heute noch Subsistenzwirtschaft und konnten sich
damit auch in schlechten wirtschaftlichen Zeiten ausreichend ernähren. Angebaut
werden
vorwiegend
Ensete,
eine
einheimische,
nicht
fruchttragende
Bananenform, Sorghum, Mais, Gerste und Wurzelgemüsesorten (Straube 1963;
Baumann 1979). Der Ensete kommt dabei nicht nur als Grundnahrungsmittel die
größte Bedeutung zu, denn es sind alle Pflanzenteile verwertbar. Aus den
Wurzelknollen wird direkt nach dem Aufblühen der Pflanze Mehl gewonnen. Das
fermentierte Bananenmehl dient im Weiteren zur Herstellung von Brot und
anderen Backwaren. Die inneren Scheinstämme der Pflanze können gegart und als
Gemüse verzehrt werden. Auch die Blätter werden genutzt: als Tiernahrungsmittel
oder als Dachbedeckung und aus den Blattscheiden lassen sich Seile, Matten und
Säcke herstellen. Die Ensete wird selbst von den Einheimischen als älteste
Kulturpflanze bezeichnet (Straube 1963). Auffällig ist, dass die Bench zwar auch
Zuckerrohr anbauen, aber diesen nur zu Verkaufszwecken nutzen. Süße
Geschmacksrichtungen sind verpönt – die Bench haben nach eigenen Angaben
34
Literaturübersicht
keine traditionellen Süßigkeiten (mündliche Mitteilung R. Garve 2010). Neben dem
Anbau von Kulturpflanzen sind folgende Nutztiere von Bedeutung: Ziegen, Schafe,
Esel und Rinder. Diese wurden früher nicht nur zum Verzehr, sondern auch zur
Herstellung von Kleidungsstücken genutzt. Die traditionelle Kleidung bestand aus
Lederschurzen oder Lederriemen und Hüten in Kombination mit Zweigen oder
Gräsern, da die Produktion von Stoffen lange Zeit unbekannt war (Staube 1963;
Lange 1975; Baumann 1979). Heute ist die alte Tracht weitgehend von
Stoffkleidung verdrängt worden.
2.4.2 Schönheitsideal der Bench und Praktiken der Zahnveränderung
Trotz des Verschwindens der ursprünglichen Kleidungsform und auch trotz der
vielfältigen,
westlichen
kulturellen
Einflüsse
wurde
das
traditionelle
Erkennungsmerkmal und Schönheitsideal kulturell nicht vollständig verdrängt. Bis
heute gilt ein Bench nur dann als volkszugehörig und schön, wenn die oberen
Schneidezähne spitz zugefeilt sind. Auch traditionelle Narbentätowierungen,
Brand-Schmucknarben und blaue Tätowierungen sind heute noch üblich (Lange
1975; Baumann 1979). Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde jungen
Kindern die Nase vertikal eingeschnitten (Lange 1975). Diese Praktik ist im Laufe
der Zeit verloren gegangen. Die Tradition der Zahnfeilungen hingegen hat allen
äußeren kulturellen Einflüssen standgehalten und erlangt heute eine neue
Beliebtheit (persönliche Mitteilung R. Garve 2010). Außenstehenden insbesondere Europäern - erscheinen die spitzen Zähne wie ein Status-Symbol, es
wird gerne gelacht und mit den Zähnen „kokettiert“ (eigene Beobachtung 2001).
Auf die Frage nach dem Grund der Zahnfeilung erhält man von den befragten
Bench nur vage Antworten. Sie wird als schön erachtet, dient als Abgrenzung zu
anderen Völkern und auch Tieren und wird seit Generationen praktiziert.
35
Literaturübersicht
Abb. 19: Bench mit angespitzten Oberkieferfrontzähnen (Foto: R. Garve 2010)
Die Zahnzuspitzung wird heutzutage meist mit einem Messer durchgeführt. Das
Messer wird in der Zahnschneidekantenmitte angesetzt und mit einem Stein oder
ähnlichem gegen den Messerrücken geklopft. Der Zahn splittert schichtweise ab –
diese Prozedur wird solange fortgesetzt, bis die gewünschte Zahnform erreicht ist.
Die scharfen Kanten werden anschließend noch etwas abgefeilt. Im Regelfall wird
nur so viel Substanz abgeschlagen, dass keine Läsion der Pulpa eintritt. Die
Verletzung der Pulpa ist eher ein Ausnahmefall. Nur bei ganz wenigen Bench
konnten wir feststellen, dass durch dieses Frontzahntrauma ein Zahn abgestorben
ist.
Abb. 20: Methode der Zahnanspitzung mit einem Taschenmesser bei den Bench (Foto:
M. Garve 2001)
36
Literaturübersicht
Aus
einigen
Reiseberichten
Zahndeformierung
sehr
ist
zu
schmerzhaft
entnehmen,
ist
dass
(Schröder
diese
1906).
Art
Bei
der
unseren
Beobachtungen in Äthiopien konnten wir bei der Person während der
Zahnfeilungs-Prozedur keine Anzeichen von Schmerzempfinden erkennen. Eine
Filmdokumentation über die Methode der Zuspitzung bei einem Bench ist auf
einer DVD dieser Arbeit beigelegt (Anlage 1).
Die Bench spüren laut Befragung trotz der deformierten Zähne weder bei der
Abbissfunktion
noch
beim
Kauen
von
Nahrungsmitteln
eine
Funktionseinschränkung. Sie sind in der Gesellschaft voll akzeptiert und anerkannt.
Da die Bench mit angespitzten Zähnen eine gewisse Vorbildfunktion einnehmen,
der sie sich bewusst sind, demonstrieren sie gerne und stolz anderen gegenüber
mit einem Lächeln ihre Zähne. Die deformierten Zähne sind ein Bekenntnis zu
ihrer Stammeskultur und ein Zeichen der Ablehnung von westlichen Standards. Sie
symbolisieren die Eingliederung in die stammesspezifische Rangfolge in der
Gemeinschaft. Lediglich im Hinblick auf die Sprache konnten wir als Beobachter
gelegentlich ein leichtes Lispeln vernehmen, dass jedoch nicht als Makel
empfunden wird.
37
Material und Methoden
3
Material und Methoden
3.1
Material
Insgesamt wurden 30 Stammesangehörige der Bench mit spitz gefeilten
Oberkieferfrontzähnen für die Untersuchungen ihrer Zähne und ihres Gaumens für
diese Arbeit untersucht. Von diesen Probanden sind 30 Abdrücke des Oberkiefers
und 30 Abdrücke des Unterkiefers genommen worden. Die Abdrücke stellte Dr. R.
Garve (Lüneburg) für diese Arbeit zur Verfügung. Die wichtigsten anamnestischen
Eckdaten des jeweiligen Probanden notierte Dr. R. Garve vor Ort auf Karteikarten
im Sinne auch in Deutschland üblicher zahnärztlicher Befunde. Dazu gehörten
unter anderem Angaben zum aktuellen Alter der Probanden, zum Geschlecht,
Alter bei der Zahnfeilung, Wohnort, Vitalität der gefeilten Zähne, Lockerungsgrad
der
deformierten
Zähne,
Feststellung
von
Karies,
fehlenden
Zähnen,
Nahrungsgewohnheiten sowie ggf. weitere Auffälligkeiten. Zudem führte Dr. R.
Garve bei den äthiopischen Probanden vor Ort auch Kältetests zur Überprüfung
der Sensibilität der deformierten Zähne im Vergleich zu nicht beschliffenen
gesunden Nachbarzähnen durch. Dazu diente das Kältespray Endo Cool Spray der
Firma Henry Schein Inc. (-51 Grad C).
3.1.1 Probanden
Angaben zum Alter und Geschlecht der Probanden sind im Rahmen der Befragung
durch Dr. R. Garve erhoben und auf den bereits erwähnten Karteikarten notiert
worden. Daraus ergibt sich folgende Alters- und Geschlechtsverteilung der BenchProbanden (Abbildung 21):
60
50
Alter
40
Männlich
30
Weiblich
20
10
0
Abb. 21: Altersverteilung der Probanden nach Geschlecht. Jedes Symbol entspricht
einem Probanden
38
Anzahl der Probanden
Material und Methoden
20
18
12
10
0
Männlich
Weiblich
Geschlecht
Abb. 22: Geschlechterverteilung der Bench-Probanden
Die Befragung nach dem Alter, in dem die Zahnfeilung durchgeführt wurde, zeigt folgende
Anzahl der Probanden
Verteilung (Abbildung 23):
6
4
2
Männlich
0
Weiblich
Alter
Abb. 23: Alter der Probanden zum Zeitpunkt der Zahnfeilung
3.2
Methoden
3.2.1 Datenerfassungsbögen
Mit Hilfe der Karteikarten-Daten der Probanden aus Äthiopien ist zunächst ein
Zahnbefund-Datenblatt (Datenerfassungsbogen) pro Proband erstellt worden.
Dieses wurde nach den Auswertungen der Gipsmodelle um weitere Daten ergänzt.
Als Beispiel soll nachfolgend der Datenerfassungsbogen einer äthiopischen
Probandin dienen (Abbildung 24). Die kompletten 30 Datenerfassungsbögen
einschließlich aller Einzeldaten sämtlicher Probanden werden im Anhang (Anlage 1
- DVD) aufgeführt.
39
Material und Methoden
Abb. 24: Beispiel eines Datenerfassungsbogens
40
Material und Methoden
3.2.2 Anfertigung der Gipsmodelle und Silikonkonter-Gaumenmodelle
Insgesamt standen 60 Kieferabdrücke der Bench aus Ostafrika für die Auswertung
der stammestypischen Zahndeformierungen zur Verfügung. Die Abdrücke wurden
im April 2010 in Äthiopien bei insgesamt 30 Bench- Stammesangehörigen (30
Ober- und 30 Unterkiefer) mit Alginat Hydrogum 5 der Firma Zhermack SpA
vorgenommen.
Für die weitere Bearbeitung wurden anschließend in der zahnärztlichen Praxis von
Dr. R. Garve aus den Abdrücken Gipsmodelle und aus diesen wiederum
Silikonkontermodelle des Gaumens erstellt.
Um die Besonderheiten der äthiopischen Probanden besser herausstellen zu
können, sind zudem weitere 20 Oberkieferabdrücke von 12 weiblichen und 8
männlichen Erwachsenen (Alter 19-64) aus Norddeutschland (Region Geesthacht
in Süd-Schleswig-Holstein) zum Vergleich vorgenommen worden.
3.2.3 Betrachtung und Vermessung der Gipsmodelle
Die 60 Gipsmodelle der 30 Bench-Probanden wurden hinsichtlich folgender
Kriterien untersucht:
-
Zahnstatus
-
Abrasionen, Schliffflächen und Rezessionen
-
Okklusion
-
Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen
-
Feilungstypen
-
Zahnbogenform
-
Gaumenmorphologie
Abrasionen, Schliffflächen und Rezessionen
Bei der Untersuchung der Bench-Gipsmodelle hinsichtlich Abrasionen sind alle
vorhandenen nicht deformierten Zähne des Ober- und Unterkiefers betrachtet
worden. Geprüft wurde, ob Abrasionserscheinungen oder Schlifffacetten auf den
Gipsmodellen erkennbar sind, wobei der Grad der Abrasionserscheinung nicht
41
Material und Methoden
näher untersucht wurde, da dieses nicht relevant für die Beantwortung der
Fragestellung dieser Arbeit ist.
Kariesbefund
Die Ermittlung des Kariesbefunds erfolgte durch Dr. R. Garve (Lüneburg) direkt vor
Ort sowohl durch direkte Begutachtung und Suche nach kariös verfärbten Stellen
an den Zähnen und Feststellung ihrer genauen Lokalisation als auch durch
indirekten Sichttest mittels eines Zahnarztspiegels und Palpieren mit einer Sonde.
Okklusion
Die Bisslagen, bzw. die sagittale Okklusion, der einzelnen Gipsmodelle aller
Probanden sind hinsichtlich der Angle-Klassen untersucht und eingeteilt worden.
Die Einteilung gibt Auskunft über die Position der Zähne in distaler oder mesialer
Richtung. Bezugspunkt ist der feststehende Oberkiefer im Vergleich zum
beweglichen Unterkiefer. Beim Neutralbiss (Angle-Klasse I) okkludiert die obere
Zahnreihe über die untere und der Unterkiefer ist gegenüber dem Oberkiefer
normal (Neutrogenie) positioniert. Beim Distalbiss (Angle-Klasse II) liegt ein weit
zurückstehender Unterkiefer (mandibuläre Retrusion) bzw. ein zu weit
vorstehender Oberkiefer (maxilläre Protrusion) vor. Beim Mesialbiss (Angle-Klasse
III) liegt eine Okklusionsanomalie vor, bei der die unteren Zähne weiter mesial
okkludieren als es dem Neutralbiss entspricht. Es handelt sich dann um eine
mandibuläre Protrusion bzw. ein zu weit zurückstehender Oberkiefer - maxilläre
Retrusion. Die Einteilung in Distal- oder Mesialbiss erfolgt ab einer Abweichung
von ½ Prämolarenbreiten in entsprechender Richtung im Vergleich zum
Neutralbiss.
42
Material und Methoden
Abb. 25: Einteilung der Bisslagen nach Angle mit mesiobukkalem Höcker des oberen
Sechsjahresmolaren als Bezugspunkt (aus Klink – Heckmann und Bredy 1980)
Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen
Durch Überprüfung der Gipsmodelle wird die Anzahl und Lokalisation der
Zahnfeilungen bei den Bench ermittelt. Ziel ist festzustellen, ob mehrheitlich zwei
oder vier Frontzähne deformiert sind.
Feilungstypen
Anhand der weiteren Auswertung der Gipsmodelle folgen eine Feststellung der
vorhandenen Feilungsformen nach Symmetrie und Höhe der Feilungen und eine
Einteilung in bevorzugte und weniger häufig vorkommende Formen.
Vitalität und Lockerungsgrade an Feilungszähnen
Die Vitalitätskontrolle ist durch Berühren der Zähne mit Wattekügelchen und dem
Kältespray Endo Cool Spray der Firma Henry Schein Inc. (-51 Grad C) durchgeführt
und anschließend dokumentiert worden. Die Überprüfung der Zahnbeweglichkeit
an den betreffenden Frontzähnen erfolgte mittels subjektiver Fingerprobe, wobei
sich der Untersucher (Dr. R. Garve, Lüneburg) zwecks Festlegung des jeweiligen
43
Material und Methoden
Lockerungsgrades an der Einteilung in drei Grade nach Staegemann (1978)
orientierte:
Lockerungsgrad 1:
fühlbare Lockerung,
Lockerungsgrad 2:
sichtbare Lockerung,
Lockerungsgrad 3:
starke Lockung bei Lippen– und Zungendruck auch in axialer
Richtung
Zahnbogenvermessung
Bei der Vermessung des Oberkiefers sind folgende Zahnbogenparameter nach
Staegeman (1978) bzw. Schumacher (1997) bei beiden Probandengruppen
erhoben worden:
VZBB:
Die vordere Zahnbogenbreite (VZBB) ist der transversale Abstand der
oberen ersten Prämolaren, gemessen von einer Fissurenmitte zur
anderen.
HZBB:
Die hintere Zahnbogenbreite (HZBB) entspricht dem Abstand der ersten
oberen Molaren, gemessen zwischen den tiefsten Punkten der jeweiligen
vorderen Hauptfissur. Übertragen auf den Unterkiefer entspricht es dem
Kontaktpunkt der Prämolaren in der äußeren Höckerlinie und dem
mittleren bukkalen Höcker der ersten Molaren.
LO:
Für die Ermittlung der vorderen Zahnbogenlänge (LO) wird von der
Vestibulärfläche der beiden mittleren Frontzähne das Lot zur vorderen
transversalen Zahnbogenbreite gemessen.
SI:
Die Summe der oberen Schneidezahnbreiten (SI) ist die Summe der
größten Breiten der vier oberen Schneidezähne in mesiodistaler Richtung.
44
Material und Methoden
Abb. 26: Messpunkte der Zahnbogenvermessung. VZBB – Vordere Zahnbogenbreite,
HZBB – hintere Zahnbogenbreite, LO – Vordere Zahnbogenlänge
Um mögliche Abweichungen der durch die Frontzahnfeilungen und dem damit
verbundenen
Verlust
der
interdentalen
Kontaktpunkte
beeinflussten
Zahnbogenparameter festzustellen, sind zunächst aus diesen Vermessungen
Mittelwerte und Standardabweichung pro Probandengruppe berechnet worden.
Die anschließenden T-Tests sowie eine Regressionsanalyse sollen Aufschluss über
die Signifikanz der Abweichungen der Messdaten beider Probandengruppen
geben (siehe Kapitel 3.3).
Gaumenmorphologie
Zur Untersuchung möglicher Auswirkungen der Zahndeformierungen auf die
Morphologie des Gaumens wurde der Gaumenbereich der Gipsmodelle beider
Probandengruppen zusätzlich noch einmal im Block mit Silikon ausgeformt. Als
Material diente das Dental- Silikon Zetaplus Soft der Firma Zhermack SpA. Um die
Gaumenhöhe, bzw. Gaumentiefe, und das Gaumen- Volumen bestimmen zu
können, erfolgte die Ausformung entlang des palatinalen Marginalsaumes,
ausgehend von den Frontzähnen bis zur transversalen Verbindungslinie des jeweils
distalen zervikalen Randes beider oberer erster Molaren und der gedachten
Vertikalfläche zum Gaumen. Zur Messung und Bestimmung der Position des
45
Material und Methoden
höchsten Punktes, d.h. der Gaumenhöhe, bzw. –tiefe, diente am Silikon-Modell
eine Präzisions- Schieblehre.
Die Silikonkontermodelle dienten der Vermessung folgender Parameter:
GH: Gaumenhöhe (-tiefe):
Lot vom höchsten Punkt des Gaumens auf die
gedachte Transversalebene des Marginalsaumes
der Zähne.
GV: Gaumenvolumen:
Hohlraum
begrenzt
durch
die
gedachte
horizontale Verbindungsebene des palatinalen
Marginalsaums sowie der Fläche des Palatum und
der gedachten transversalen Vertikalebene distal
der ersten Oberkiefermolaren.
AG: Anteriorer Gaumenwinkel: Mesialer Winkel in der Raphemedianebene zur
gedachten transversalen Ebene entlang des
palatinalen Marginalsaumes.
LG: Laterale Gaumenwinkel:
Laterale Winkel des Gaumendaches im Bereich der
zweiten Prämolaren zur gedachten transversalen
Ebene entlang des palatinalen Marginalsaumes.
Die Gaumenlänge wird üblicherweise als geradlinige Distanz des Orale vom
Staphylion am knöchernen Gaumen gemessen (Knußmann 1988). Diese
Vermessung war mittels der vorliegenden Abdrücke der Probanden nicht möglich.
Insofern konnte der Gaumenindex nicht berechnet werden.
46
Material und Methoden
Abb. 27: Frontalschnitt durch ein Silikonkontermodell zur Darstellung der Gaumenhöhe
(GH)
Abb. 28: Ermittlung des Gaumenvolumens (GV) mittels Silikonkontermodell
Abb. 29: Sagittalschnitt durch ein Silikonkontermodell zur Darstellung der Vermessung
des anterioren Gaumenwinkels (AG)
Abb. 30: Frontalschnitt durch ein Silikonkontermodell zur Darstellung der lateralen
Gaumenwinkel (LG)
47
Material und Methoden
Bei der Ermittlung des Gaumenvolumens ist das von Knußmann (1988)
beschriebene Verfahren der Messung von Volumina mittels Wasserverdrängung
angewendet worden. Die Volumenbestimmung erfolgte mit Hilfe eines 100ml
Präzisions-Messzylinders der Firma BEGO.
Für die Bestimmung der anterioren und der seitlichen Gaumenwinkel wurde das
Silikonmodell zunächst sagittal zerschnitten und hochauflösend mit einem Scanner
(Epson Perfection V750 Pro) eingescannt. Anschließend konnte der anteriore
Gaumenwinkel auf dem Ausdruck gemessen werden. Für die Bestimmung der
seitlichen Gaumenwinkel wurden die Silikonhälften wieder verklebt und
anschließend in der gedachten Verbindungsebene von den Zähnen 15 bis 25
erneut zerschnitten. Auch von dieser Schnittfläche wurde ein Scan gemacht und
der Ausdruck vermessen.
Zum Vergleich sind die Messdaten (Gaumenhöhe, -volumen, anteriore und
seitliche Gaumenwinkel) sowohl für die Bench-Probanden als auch für die
norddeutschen Probanden mit identischer Messmethode ermittelt worden.
3.3
Biostatistische Auswertung
Die statistische Auswertung der erhobenen Daten diente der Untersuchung der
Auswirkungen
von
Zahndeformierungen
auf
den
Zahnstatus
und
die
Gaumenmorphologie der Bench. Um Abweichungen feststellen zu können, diente
die bereits erwähnte Population aus Deutschland als Vergleich.
Von
den
Messwerten
Schneidezahnbreiten,
(hintere
und
Gaumenhöhe,
vordere
Zahnbogenbreiten,
Gaumenbreite,
Lot,
Gaumenvolumen,
Gaumenwinkel) beider Probandengruppen sind zunächst Mittelwerte und
Standardabweichungen berechnet worden. Die Mittelwerte von Gaumenvolumen
und Gaumenhöhe beider Probandengruppen wurden geschlechterspezifisch in
Box-Plots graphisch dargestellt.
48
Material und Methoden
Zur Feststellung von signifikanten Unterschieden in den gemessenen Zahnbogenund Gaumendaten wurden sowohl innerhalb der Probandengruppen hinsichtlich
des Geschlechtsdimorphismus als auch im Vergleich beider Probandengruppen TTests für unabhängige Stichproben durchgeführt.
Um erkennen zu können, inwieweit Gaumenhöhe und Gaumenvolumen
voneinander abhängig sind, diente eine Korrelationsanalyse nach Pearson zur
Ermittlung des Grades von linearen Zusammenhängen. Dabei sind die männlichen
und weiblichen Daten zusammengefasst worden.
Mit Hilfe einer einfachen linearen Regressionsanalyse ist anschließend die
Beziehung zwischen den ausgewählten Parametern Gaumenvolumen und
Gaumenhöhe untersucht worden. Berechnet wurde auch die Beziehung zwischen
Zahnbogengrößen und Gaumenvolumen sowie Gaumenhöhe. Die graphische
Darstellung der Regressionsanalyse ergibt eine Punktwolke der Datensätze, deren
lineare Beziehung durch eine Gerade (Regressionsgerade) zwischen den Variablen
gekennzeichnet ist. Berechnet wird die Regressionsgerade mit folgender Formel:
y = bx + a
Darin sind y und x die korrelierenden Parameter, a der Schnittpunkt der
Regressionsgeraden mit der y-Achse und b die Steigung der Geraden.
Die statistische Auswertung der Messungen erfolgte mit den Statistikprogrammen
Microsoft Excel 2007, SPSS und JMP.
49
Ergebnisse
4
Ergebnisse
4.1
Abrasionen, Schliffflächen und Rezessionen
Bei der Prüfung hinsichtlich vorhandener Abrasionen wurden bei insgesamt 9
Probanden weder Abrasion noch Schlifffacetten festgestellt. Bei den weiteren 21
Probanden sind möglicherweise ernährungsbedingte Abrasionserscheinungen und
Schlifffacetten auffällig (Abbildung 31). Konkrete Ergebnisse zu den einzelnen
Probanden über Abrasionen, Schlifffacetten und ggf. auch Rezessionen können
Anzahl der Probanden
Anlage 1 entnommen werden.
25
20
7
15
10
14
5
5
4
0
Mit Abrasionen
Ohne Abrasionen
Männl. Probanden
Weibl. Probanden
Abb. 31: Anzahl der Bench- Probanden mit Abrasionserscheinungen
4.2
Karies und Zahnverlust
Die Untersuchungen zum Kariesbefall der Probanden haben ergeben, dass von den
30 Probanden insgesamt 6 Probanden kariöse Zähne hatten (20%). Bei einigen
dieser Probanden fehlten jedoch Zähne, bei denen im Nachhinein nicht mehr
beurteilt werden kann, ob diese vor dem Verlust kariös waren. Ein vollständiges
und kariesfreies Gebiss (bezogen auf 28 Zähne, d.h. ohne 3. Molaren) haben
insgesamt 17 Bench-Probanden (56,7%). Von den 106 gefeilten Zähnen waren
lediglich 2 kariös, d.h. nur 1,9% der deformierten Zähne hatten Karies (siehe
Abbildung 32).
50
Ergebnisse
1,9%
Karies an gefeilten
Zähnen
Kariesfreie gefeilte
Zähne
98,1%
Abb. 32: Kreisdiagramm zur Darstelllung des prozentualen Anteils gefeilter kariöser
Zähne der Bench
Die einzelnen Probanden-Daten zum Zahnverlust können der ZahnstatusÜbersicht der Anlage 1 entnommen werden. Hier gibt eine Zusammenfassung der
Daten in Abbildung 33 einen allgemeinen Überblick über die Probandenanzahl
ohne Zahnverlust, der Probandenanzahl mit einem Zahnverlust von 1-4 Zähnen
und der Probandenanzahl, denen 5 oder mehr Zähne (max. 10 Zähne) fehlen
(bezogen auf 28 Zähne, d.h. ohne 3. Molaren).
Weibl. Probanden
Männl. Probanden
Anzahl der Probanden
20
15
12
10
5
7
5
4
11
0
Ohne Zahnverlust
Zahnverlust: 1-4 Zähne Zahnverlust: 5-10 Zähne
Abb. 33: Anzahl der Bench- Probanden mit fehlenden Zähnen
4.3
Okklusion
Die Bestimmung der Okklusion ergab folgendes Bild: 21 von 30 Probanden (70%)
haben beidseitig einen Neutralbiss. Bei vier Probanden wurde ein Distalbiss
festgestellt, bei zwei Probanden lag ein Mesialbiss vor und bei drei weiteren
Probanden waren Mischformen vorhanden (Abbildung 34).
51
Ergebnisse
Anzahl der Probanden
Weibl. Probanden
Männl. Probanden
25
20
15
15
10
5
2
2
6
0
Neutralbiss
Distalbiss
11
3
Mesialbiss
Mischformen
Abb. 34: Bestimmung der Bisslage bei den Bench-Probanden
4.4
Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen
Alle
30
Bench-
Probanden
hatten
angespitzte
Zähne
im
Oberkieferfrontzahnbereich. Die Feilungen waren je nach Proband entweder an
den beiden Zähnen 11 – 21 oder an den vier Zähnen 12 – 22 durchgeführt worden.
Die häufigste Anzahl pro Proband sind Zahnfeilungen an vier Frontzähnen mit
76,7%, während die Zahnfeilungen an zwei Frontzähnen nur bei 23,3%
vorkommen.
Anzahl der Probanden
Weibl. Probanden
Männl. Probanden
25
20
12
15
10
11
5
6
1
0
Feilungen an vier Zähnen
Feilungen an zwei Zähnen
Abb. 35: Übersicht über Zahnfeilungen an vier Zähnen oder zwei Zähnen des
Oberkiefers
Anzahl und Form der Feilungen sind nicht geschlechtlich determiniert. Alle Formen
kommen bei Probanden beiderlei Geschlechts vor. Die Gesamtsumme der
gefeilten Frontzähne bei allen 30 untersuchten Probanden beträgt 106.
52
Ergebnisse
4.5
Untersuchung der Feilungstypen
Da bei den Probanden unterschiedliche Zahnfeilungsformen festgestellt wurden,
soll zunächst eine schematische Darstellung (Abbildung 36) einen Überblick über
die aufgefundenen Varianten geben:
Abb. 36: Überblick über die Zahnfeilungsformen der Bench
Die Anzahl der Probanden mit symmetrischen Zahnformen überwiegt mit
insgesamt 19 Probanden. Sechs weitere Probanden haben kombinierte Formen
(d.h. sowohl symmetrisch als auch asymmetrisch gefeilte Zähne) und die übrigen
fünf Probanden haben asymmetrische Zahnformen.
Anzahl der Probanden
Weibl. Probanden
Männl. Probanden
20
15
12
10
5
7
3
3
2
3
0
Symmetrisch
Kombiniert
Asymmetrisch
Abb. 37: Zahnformsymmetrie der gefeilten Zähne bei den Bench-Probanden
Prozentual ausgedrückt bedeutet dieses: bei 63,3% Probanden waren die
Zahnfeilungen symmetrisch, bei 20% der Probanden lagen Kombinationen vor und
bei 16,7% der Probanden war die Zahnform asymmetrisch. Welche Form die
Frontzahnfeilungen haben, zeigt folgende Abbildung 38:
53
Ergebnisse
Anzahl der Probanden
Weibl. Probanden
Männl. Probanden
12
10
7
8
5
6
4
5
5
2
5
1
1
1
0
Spitzfeilung
halbhoch
Spitzfeilung
bis Gingiva
Kombinierte
Formen
Trapez-Form
Abb. 38: Artifizielle Zahnformen der Bench-Probanden
Damit haben 40% der Probanden eine halbhohe Spitzfeilung und 33,3% eine
Spitzfeilung bis zur Gingiva. Bei 20% der Probanden liegen kombinierte Formen
vor, während dagegen nur 6,7% eine Trapez-Form haben.
4.6
Vitalität und Lockerungsgrade an Feilungszähnen
Von den 106 gefeilten Zähnen waren lediglich 3 Zähne avital, d.h. 2,8%. Ursache
für das Absterben der Pulpa ist in allen drei Fällen das Trauma durch die Methodik
der Zahndeformierung. Hierzu können vergleichend die Daten der Probanden Nr.
4, Nr. 25 und Nr. 28 in Anlage 1 eingesehen werden.
Untersuchung der Lockerung: Es wurde durch den Untersucher Dr. R. Garve
festgestellt, dass nahezu alle Probanden auch an den deformierten Zähnen eine
starke Verankerung mit einer hohen alveolären Festigkeit aufweisen. Für die
Untersuchung war die Ermittlung des Lockerungsgrades an den deformierten
Zähnen relevant. Von den insgesamt 106 gefeilten Zähnen aller Probanden wiesen
lediglich 13 Zähne eine Lockerung Grad 1 auf (12%). Sie betrafen die Zähne 11 und
21. Die Lockerungsgrade 2 und 3 sind nicht festgestellt worden.
54
Ergebnisse
4.7
Zahnbogenvermessung
Da nur die Frontzähne des Oberkiefers gefeilt wurden, bezieht sich die
Zahnbogenvermessung auch nur auf den Oberkiefer. Die Einzelwerte der
Probanden können Anlage 2 entnommen werden. Der Übersichtlichkeit halber
sind hier (Tabelle 1) die Mittelwerte und die Standardabweichungen der
Oberkiefer-Vermessungen
sowohl
der
Bench-Probanden
als
auch
Vergleichsgruppe, d.h. der Geesthachter Probanden, aufgeführt. Ergänzt sind die
Daten um das Ergebnis des T-Tests und dem Hinweis, ob es sich dabei um einen
signifikanten Unterschied der Daten handelt oder nicht. Die T-Test-Werte weisen
geschlechterspezifische Unterschiede innerhalb der jeweiligen Probandengruppe
auf.
Tab. 1: Zahnbogenvermessung der Probanden
Bench
Maß
männlich
Geesthachter
weiblich
SD
T-Wert
männlich
SD
weiblich
SD
T-Wert
SD
SI
30,54
2,93
28,94
1,58
1,94
n.s.
30,29
1,86
27,70
1,86
-3,05**
LO
18,00
2,64
17,89
1,69
0,14
n.s.
19,00
1,33
17,23
0,67
-3,95***
VZBB
39,58
1,78
38,19
1,51
2,37*
38,56
2,04
35,18
2,73
-2,98**
HZBB
50,50
2,32
48,64
1,59
2,61*
48,31
2,15
45,58
2,57
-2,48*
( : Mittelwert; SD: Standardabweichung; SI = Schneidezahnbreite in mm; LO = Lot in mm; VZBB =
Vordere Zahnbogenbreite in mm; HZBB = Hintere Zahnbogenbreite in mm; n.s.: nicht signifikant;
* p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001)
Der geschlechterspezifische Vergleich innerhalb der einzelnen Probandengruppe
zeigt insbesondere bei den Geesthachter Probanden signifikante Unterschiede. So
unterscheiden
sich
bei
den
Geesthachter
Probanden
alle
erhobenen
Zahnbogenparameter signifikant hinsichtlich des Geschlechtsdimorphismus. Bei
den Bench sind signifikante geschlechterspezifische Abweichungen nur bei der
vorderen und hinteren Zahnbogenbreite feststellbar.
Im Probandengruppen-Vergleich sind die männlichen und weiblichen Werte pro
Probandengruppe zusammengefasst worden. Dabei ist im Mittelwertvergleich
zwischen den Bench-Probanden und den Geesthachter Probanden nahezu kein
55
Ergebnisse
Unterschied bei der Vermessung des Lots (LO) feststellbar und auch die
Mittelwerte der Schneidezahnbreiten (SI) beider Gruppen unterscheiden sich mit
0,85mm nur geringfügig. Bei der vorderen Zahnbogenbreite (VZBB) weicht der
Mittelwert der Bench-Probanden um 2,22mm ab und auch die hintere
Zahnbogenbreite (HZBB) ist bei den Bench-Probanden im Mittel um 2,71mm
größer
als
die
der
Vergleichsgruppe.
Der
T-Test
zwischen
beiden
Probandengruppen (Geschlechter sind auch dabei pro Gruppe zusammengefasst
worden) hat ergeben, dass es sich bei den Abweichungen der vorderen und
hinteren Zahnbogenbreite um signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen
handelt (VZBB bei p < 0,01 und HZBB bei p < 0,001). Bei den weiteren
Messergebnissen (LO, SI) sind auch mittels des T-Tests zwischen den
Probandengruppen keine auffälligen Abweichungen festgestellt worden. Die in
diesem Kapitel dargestellten Daten der Zahnbogenvermessung sind anschließend
weiterführend mit den Ergebnissen der Gaumenvermessung in Verbindung
gebracht worden (vgl. Kapitel 4.8).
4.8
Ergebnisse der Vermessung des Gaumens
Nachfolgend (Tabelle 2) sind die Mittelwerte und die Standardabweichung der
Gaumenvermessung sowie der T-Wert je nach Probandengruppe aufgeführt. Die
Einzelwerte pro Proband können in Anlage 3 eingesehen werden.
Tab. 2: Gaumenparameter der Probanden
Bench
Maß
männlich
Geesthachter
weiblich
SD
T-Wert
männlich
SD
weiblich
SD
T-Wert
SD
GV
8,64
1,32
8,92
1,38
-0,49
n.s.
10,50
1,95
8,29
1,17
3,14**
GH
16,45
1,77
17,23
1,40
-1,22
n.s.
17,76
1,28
14,59
2,03
4,05**
AG
33,13
4,64
37,89
4,74
-2,38*
50,33
8,49
52,36
6,96
-0,59
n.s.
LG rechts
45,00
8,77
49,11
6,48
-1,26
n.s.
58,44
4,85
56,27
5,18
0,96
n.s.
LG links
48,00
8,40
47,56
5,18
0,13
n.s.
59,22
4,84
57,73
6,47
0,57
n.s.
( : Mittelwert; SD: Standardabweichung; GV: Gaumenvolumen (cm³); GH: Gaumenhöhe (mm); AG:
Anteriorer Gaumenwinkel (Grad); LG rechts: Lateraler Gaumenwinkel rechts (Grad); LG links:
Lateraler Gaumenwinkel links (Grad); n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01)
56
Ergebnisse
Bei der Suche nach der größten Gaumenhöhe (-tiefe) war auffällig, dass sich die
höchste Gaumenhöhe bei allen Bench-Probanden im Lot der Verbindungslinie der
beiden oberen Molaren zum Gaumen befindet. Im Vergleich dazu lag die höchste
Gaumenhöhe bei den meisten Geesthachter Probanden (16 von 20) im Lot der
Verbindungslinie der zweiten oberen Prämolaren.
Die Volumina der männlichen Gaumen der Bench sind im Mittel 1,86cm³ kleiner
als die der Vergleichsgruppe aus Geesthacht. Die Gaumenhöhe (-tiefe) ist
durchschnittlich um 1,31mm flacher als die Gaumenhöhe (-tiefe) der Geesthachter
Vergleichsgruppe. Die Gaumenwinkel der männlichen Bench sind ebenfalls kleiner
als bei der Geesthachter-Vergleichsgruppe: Der anteriore Winkel ist 17,21 Grad
kleiner, der Seitenwinkel rechts 13,44 Grad kleiner und der Seitenwinkel links
11,22 Grad.
Die Ergebnisse der weiblichen Probanden sind etwas differenzierter. Die
Gaumenvolumina der Bench sind im Mittel 0,63cm³ größer als die der
Geesthachter Vergleichsgruppe und auch die Gaumenhöhe (-tiefe) ist 2,64mm
höher. Hinsichtlich der Gaumenwinkel ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den
männlichen Probanden. Der anteriore Gaumenwinkel der weiblichen BenchProbanden ist mit einer durchschnittlichen Abweichung von 14,47 Grad geringer
als
der
durchschnittliche
anteriore
Gaumenwinkel
der
Geesthachter
Vergleichsgruppe. Auch der seitliche Gaumenwinkel rechts ist mit einer
Abweichung von 7,16 Grad und mit 10,17 Grad Abweichung linksseitig kleiner als
die Gaumenwinkel der weiblichen Geesthachter Vergleichsgruppe.
57
Ergebnisse
Abb. 39: Box-Plots zur Darstellung der Gaumenvolumina unter Berücksichtigung des
Geschlechtsdimorphismus
Abb. 40: Box-Plots zur Darstellung der Gaumenhöhe unter Berücksichtigung des
Geschlechtsdimorphismus
58
Ergebnisse
Die
Auswertung
der
T-Tests
pro
Probandengruppe
zeigt
signifikante
Abweichungen zwischen den Geschlechtern bei den Bench hinsichtlich des
anterioren Gaumenwinkels (bei p < 0,05) und bei den Geesthachtern in Bezug auf
die Gaumenhöhe (bei p < 0,01) und das Gaumenvolumen (p < 0,01). Alle weiteren
Messungen weisen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern
innerhalb der jeweiligen Gruppe auf (vgl. Tabelle 2).
Die T-Tests im Gruppenvergleich zeigen getrennt nach Geschlechtern folgendes
Ergebnis in Tabelle 3:
Tab. 3: Vergleich der Gaumendaten zwischen den Probanden der Bench und der
Geesthachter unter Berücksichtigung des Geschlechtsdimorphismus
B/G männlich
B/G weiblich
B/G gesamt
Maß
T-Wert
T-Wert
T-Wert
GV
-1,90
n.s.
1,35
GH
-1,54
n.s.
3,05*
AG
-4,22**
-4,46**
-6,85***
LG rechts
-2,81*
-3,07*
-4,66***
LG links
-3,00*
-3,17*
-5,09***
n.s.
-0,85
n.s.
1,44
n.s.
(B/G männlich: männliche Bench und Geesthachter Probanden im Vergleich; B/G weiblich:
weibliche Bench und Geesthachter Probanden im Vergleich; B/G gesamt: gesamte Bench und
gesamte Geesthachter Population im Vergleich; GV: Gaumenvolumen; GH: Gaumenhöhe; AG:
Anteriorer Gaumenwinkel; LG rechts: Lateraler Gaumenwinkel rechts; LG links: Lateraler
Gaumenwinkel links; n.s.: nicht signifikant; * p < 0,05; ** p < 0,01; *** p < 0,001)
Demnach sind hinsichtlich des Gaumenvolumens im geschlechtergetrennten
Probandengruppenvergleich keine signifikanten Unterschiede feststellbar. Die
Gaumenhöhe unterscheidet sich nur bei den weiblichen Probanden im
Probandengruppenvergleich (bei p < 0,05) und ist im geschlechtlich nicht
differenzierten T-Test nicht signifikant unterschiedlich. Die Winkelmaße (anteriore
und laterale Winkel) unterscheiden sich deutlich im geschlechtergetrennten
Probandengruppenvergleich (AG p < 0,01; LG rechts p< 0,05; LG links p < 0,05
sowohl beim männlichen als auch beim weiblichen Probandengruppenvergleich).
In der Gesamtbetrachtung zwischen den Probandengruppen (zusammengefasste
Geschlechter) besteht hohe signifikante Abweichung aller Winkelmaße (p < 0,001).
59
Ergebnisse
Mit Hilfe einer Korrelationsanalyse wurde anschließend geprüft, ob es
Zusammenhänge
zwischen
den
erhobenen
Maßen
gibt.
Bei
der
Korrelationsanalyse sind männliche und weibliche Probandendaten pro Gruppe
zusammengefasst und eine getrennte Analyse beider Probandengruppen
durchgeführt
worden.
Einen
Überblick
über
die
Ergebnisse
beider
Gruppenanalysen geben die Tabellen 4 und 5.
Tab. 4: Ergebnisse der Korrelationsanalyse nach Pearson bei den Bench-Probanden
Maß
GV
GH
AG
LG rechts
LG links
GV
---
0,75**
0,32
0,37
0,36
GH
0,75**
---
0,48*
0,38
0,37
AG
0,32
0,48*
---
0,31
-0,04
LG rechts
0,37
0,38
0,31
---
0,64**
LG links
0,36
0,37
-0,04
0,64**
---
(GV: Gaumenvolumen; GH: Gaumenhöhe; AG: Anteriorer Gaumenwinkel; LG rechts: Lateraler
Gaumenwinkel rechts; LG links: Lateraler Gaumenwinkel links; r: Korrelationskoeffizient nach
Pearson; * p < 0,05; ** p < 0,01)
Die Ergebnisse der Korrelationsanalyse bei den Bench-Probanden zeigen eine
hohe Signifikanz im Zusammenhang von Gaumenhöhe und Gaumenvolumen
sowie bei den lateralen Gaumenwinkeln. Ebenfalls signifikant ist der
Zusammenhang von anteriorem Gaumenwinkel und der Gaumenhöhe bei den
Bench-Probanden.
Tab. 5: Ergebnisse der Korrelationsanalyse nach Pearson bei den Geesthachter
Probanden
Maß
GV
GH
AG
LG rechts
LG links
GV
---
0,67**
0,26
0,63**
0,40
GH
0,67**
---
0,16
0,34
0,31
AG
0,26
0,16
---
0,65**
0,66**
LG rechts
0,63**
0,34
0,65**
---
0,84**
LG links
0,40
0,31
0,66**
0,84**
---
(GV: Gaumenvolumen; GH: Gaumenhöhe; AG: Anteriorer Gaumenwinkel; LG rechts: Lateraler
Gaumenwinkel rechts; LG links: Lateraler Gaumenwinkel links; r: Korrelationskoeffizient nach
Pearson; ** p < 0,01)
60
Ergebnisse
Auch
bei
den
Geesthachter
Probanden
besteht
ein
hochsignifikanter
Zusammenhang zwischen Gaumenhöhe und Gaumenvolumen sowie bei den
lateralen Gaumenwinkeln. Zudem korrelieren der anteriore Gaumenwinkel und
die lateralen Gaumenwinkel sowie interessanterweise der rechte Gaumenwinkel
und das Gaumenvolumen.
Der auffällige Zusammenhang zwischen Gaumenvolumen und Gaumenhöhe
wurde mittels einer einfachen linearen Regressionsanalyse ausgewertet. Die
graphische Darstellung des Ergebnisses zeigt Abbildung 41.
Abb. 41: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die
Parameter Gaumenvolumen und Gaumenhöhe. Die Werte männlicher und weiblicher
Probanden wurden zusammengefasst.
Der Zusammenhang zwischen Gaumenvolumen und Gaumenhöhe wird in
Abbildung 41 verdeutlicht: Je höher die Gaumenhöhe ist, desto größer ist das
Gaumenvolumen. Das gilt für beide Probandengruppen. Dabei weisen die
Geesthachter Probanden im Vergleich zu den Bench generell ein größeres
Volumen bei gleicher Gaumenhöhe auf. Dieses relativiert sich jedoch zunehmend,
je höher die Gaumenhöhe wird.
In einem weiteren Schritt sind die Gaumenparameter Gaumenhöhe und
Gaumenvolumen mit den Ergebnissen der Zahnbogenvermessung in Verbindung
61
Ergebnisse
gebracht und auch hierfür eine Regressionanalyse durchgeführt worden. Der
Fokus lag dabei auf den Ergebnissen der vorderen und hinteren Zahnbogenbreite
sowie Gaumenhöhe und Gaumenvolumen. Dabei sind die Geschlechter pro
Gruppe zusammengefasst worden. Graphisch dargestellt ist dieses in den
Abbildungen 42 bis 45.
Abb. 42: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die
Parameter Gaumenvolumen und vordere Zahnbogenbreite (VZBB). Die Werte
männlicher und weiblicher Probanden wurden zusammengefasst.
62
Ergebnisse
Abb. 43: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die
Parameter Gaumenhöhe und vordere Zahnbogenbreite (VZBB). Die Werte männlicher
und weiblicher Probanden wurden zusammengefasst.
Abb. 44: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die
Parameter Gaumenvolumen und hintere Zahnbogenbreite (HZBB). Die Werte
männlicher und weiblicher Probanden wurden zusammengefasst.
63
Ergebnisse
Abb. 45: Graphische Darstellung des Ergebnisses der linearen Regressionsanalyse für die
Parameter Gaumenvolumen und Gaumenhöhe. Die Werte männlicher und weiblicher
Probanden wurden zusammengefasst.
Bei den graphischen Darstellungen der Regressionsanalyse wird im Vergleich der
Abbildungen 42 bis 45 deutlich, dass die Regressionsgerade (lineare Gerade) der
Geesthachter Probanden bei allen Analysen steiler verläuft als die der BenchProbanden. Das bedeutet, dass je größer die vordere oder auch hintere
Zahnbogenbreite wird, desto größer wird das Gaumenvolumen bzw. die
Gaumenhöhe. Lediglich bei der hinteren Zahnbogenbreite im Zusammenhang mit
der Gaumenhöhe ist dieser Trend etwas weniger stark ausgeprägt. Bei den BenchProbanden
ist
dieses
Verhältnis
nicht
eindeutig
zu
beobachten.
Die
Regressionsgeraden verlaufen flacher bis nahezu waagerecht oder sogar fast
gegenläufig
zu
Regressionsgeraden
der
Vergleichsgruppe
(vgl.
vordere
Zahnbogenbreite im versus Gaumenhöhe – siehe Abbildung 43).
Für den Bereich der vorderen Zahnbogenbreite bedeutet dieses im Vergleich
beider Gruppen, dass das Gaumenvolumen der Bench-Probanden geringer ist als
das der Geesthachter Probanden und die Gaumenhöhe der Bench-Probanden
flacher wird je, größer die Zahnbogenbreite ist.
64
Ergebnisse
Die Auswertung der Regressionsanalyse der hinteren Zahnbogenbreite zeigt bei
den Bench-Probanden ein nahezu gleichbleibendes Gaumenvolumen, je größer die
Zahnbogenbreite wird. Bei den Geesthachter Probanden steigt hingegen das
Volumen, je größer die hintere Zahnbogenbreite wird. Die Gaumenhöhe im
Bereich der hinteren Zahnbogenbreite ist bei den Bench-Probanden gemäß der
Regressionsgeraden im Mittel größer als das der Vergleichsgruppe.
Die Regressionsanalyse der Zahnbogenbreiten und Gaumenparameter spiegelt die
vorangegangenen Feststellungen wider. Der höchste Punkt des Gaumens liegt bei
den Bench-Probanden mehrheitlich im Messbereich der hinteren Zahnbogenbreite
und im Messbereich der vorderen Zahnbogenbreite sind die Bench-Probanden
flachgaumiger als die Probanden der Vergleichsgruppe. Bei den Geesthachter
Probanden hingegen liegt der höchste Punkt des Gaumens im Mittel im Bereich
der zweiten oberen Prämolaren.
65
Diskussion der Befunde
5
Diskussion der Befunde
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Modellanalysen hinsichtlich des
Zahnstatus, der Zahnbogenmaße und der Gaumenmorphologie und möglicher
Veränderungen durch die rituellen Zahndeformierungen diskutiert und bewertet.
5.1
Bewertung der Ergebnisse aus den Untersuchungen
Aus der trotz des Traumas sehr geringen Zahl von Pulpaeröffnungen beim
Abschlagen der Zahnkanten und Abschleifen kann wie schon von Alt and Pichler
(1998) vermutet, der Schluss gezogen werden, dass die ausführenden Personen
bei
den
Bench
über
einige
anatomische
Kenntnisse
bei
diesem
Verschönerungsritual verfügen. Dabei fällt auf, dass sie bei beim Prozess des
Zahnfeilens genauso routiniert wie geübte Handwerker vorgehen. Trotz des sehr
einfachen Werkzeugs in Form eines Taschenmessers, eines Steins oder Eisenstücks
und einer Feile werden die Schläge so präzise und dosiert ausgeführt, dass nur die
gewünschte Menge an Zahnsubstanz im gewählten bzw. bevorzugten Winkel
schichtweise abgetragen wird und die Pulpa dabei im Regelfall unberührt bleibt.
Bei der Auswertung der Modelle und dem vorhandenen dazugehörigen
Fotomaterial fiel auf, dass bei den Bench nur an den oberen mittleren oder an
allen vier Oberkieferfrontzähnen Zahnfeilungen durchgeführt werden. Das
Verhältnis von nur zwei Feilungen zu allen vier beträgt 23,3% zu 76,7%. Dass im
Regelfall vier Frontzähne im Oberkieferbereich gefeilt werden, deckt sich auch mit
den Angaben von Lange (1975), der auf dieses Phänomen bei einem Nachbarvolk
der Bench hinweist. Schröder (1906) stellte ebenfalls fest, dass bei Zahnfeilungen
im Oberkiefer üblicherweise nur die Schneidezähne betroffen sind und bei nur
wenigen Völkern auch die Eckzähne angespitzt werden. Auch Lignitz (1922) weist
in seinen Untersuchungen zur Verbreitung von Zahndeformierungen in Afrika
darauf hin, dass bei der Zuspitzung entweder einzelne oder sämtliche
Scheidezähne des Oberkiefers betroffen sind und nur manchmal der Unterkiefer
einbezogen wird.
66
Diskussion der Befunde
Da die Zahndeformierungen bei den Bench nicht nur ein Akt der Reifebestätigung
(Initiation) sind, sondern auch ihrem Schönheitsideal entsprechen, liegt die
Vermutung nahe, dass Anzahl und Formen offenbar dem persönlichem Wunsch
oder individuellen Ästhetikempfinden angepasst werden. Weil aber vor Ort bei
keinem Dorfbewohner mehr als vier angespitzte Oberkieferfrontzähne festgestellt
werden
konnten, kann
davon
ausgegangen
werden, dass vier spitze
Oberkieferfrontzähne als Identifikationsmerkmal das stammestypische Maximum
sind und die halbhohe Spitzfeilung der vier Frontzähne bevorzugt wird.
Hinsichtlich der Zahnfeilungsform gibt es bei den Bench nach den vorliegenden
Untersuchungen folgende vier unterschiedliche Grundtypen: Spitzfeilung bis
Gingiva, halbhohe Spitzfeilung, Trapez-Form sowie kombinierte Formen. Dabei
dominiert die halbhohe Spitzfeilung mit 40%, gefolgt von der Spitzfeilung bis zur
Gingiva (33,3%) und den kombinierten Formen (20%). Seltener ist dagegen die
Trapez-Form mit 6,7%, was auch bei eigenen Beobachtungen in den Dörfern der
Bench aufgefallen ist. Außerdem gibt es bei den Zahnformen Unterschiede in der
axialen Symmetrie, wobei die symmetrischen Formen mit 63,3% den kombinierten
(20%) und den asymmetrischen Varianten (16,7%) eindeutig überwiegen. Die
Ursache für die asymmetrischen Feilungen ist möglicherweise eine fehlerhafte
Anwendung durch den Behandler, der beispielsweise durch einen falschen Winkel
oder Schlagpunkt beim Ansatz des Messers auf der Schneidekante die Asymmetrie
verursacht. In der eingangs ausgewerteten Literatur sind keine differenzierten
Auswertungen zu diesen Aspekten innerhalb einer Volksgruppe vorgenommen
worden, so dass an dieser Stelle keine vergleichende Bewertung der Ergebnisse
mit Daten anderer Ethnien möglich ist.
Trotz der Nähe zur Pulpa nach dem Abschlagen der Zahnkanten gaben die
Probanden beim Kältetest keine nennenswerten Gefühlsunterschiede im Vergleich
zu nicht deformierten Zähnen an. Bei lediglich 2,8% der Probanden kam es
aufgrund der Zahndeformierung zu einem Absterben der Pulpa und zur
Dunkelfärbung
der
Zahnkrone.
Angesichts
der
Tatsache,
dass
rituelle
Zahndeformierungen zumeist im jugendlichen Alter, wenn die Kronenpulpa recht
67
Diskussion der Befunde
groß ist, vorgenommen werden, ist es schon erstaunlich, dass es bei diesem
Trauma nur selten zur Verletzung oder zum Absterben der Pulpa kommt und die
Initianden diese schmerzhafte Prozedur ohne oder nur mit geringfügigen
Gemütserregungen über sich ergehen lassen. Auch Schröder (1906) erwähnt, dass
„die Vitalität der Zähne in den weitaus meisten Fällen nicht gelitten hatte“
(Schröder 1906, S. 18). Schröder (1906) ist weiterhin der Ansicht, dass bei geübter
Methodik und Benutzung von Steinen oder Feilen eine Verletzung der Pulpa bei
der Zahnzuspitzung ausgeschlossen ist.
Aus der geringen Anzahl von festgestellten Lockerungen (12%) einschließlich des
geringen Lockerungsgrades (1) der gefeilten Zähne geht hervor, dass es trotz einer
durch die Zahndeformierung verursachten möglichen axialen und bereits Jahre
anhaltenden Fehlbelastung beispielweise bei der Abbissfunktion zu keiner
auffälligen Lockerung gekommen ist. Die meisten der untersuchten Zähne hatten
nach Auskunft von Dr. R. Garve eine äußerst kräftige alveoläre Verankerung im
Kiefer.
Aussagen
über
den
durchschnittlichen
Zahndeformierungsgrad
der
Gesamtbevölkerung der Bench konnten in dieser Fallstudie nicht getroffen
werden. Das Gebiet der Bench liegt unmittelbar an der Grenze zum Sudan, eine
vom Bürgerkrieg geprägte Krisenregion. Differenzierte Nachforschungen gestalten
sich aufgrund dessen als schwierig. Auch seitens der äthiopischen Ämter gibt es
bisher darüber noch keine statistischen Angaben, da rituelle Zahndeformierungen
bisher vermutlich noch keine Relevanz für das äthiopische Gesundheitswesen
hatten.
5.2
Bewertung der Zahnbogenbreitenvermessung
Interessanterweise sind trotz der Zahnfeilung und dem dadurch hervorgerufenen
Verlust der Approximalflächen insbesondere bei der Scheidezahnbreite (SI) keine
auffälligen Unterschiede im Probandengruppenvergleich festgestellt worden. Die
vordere und hintere Zahnbogenbreite hingegen unterscheidet sich jedoch
signifikant und sind bei den Bench-Probanden im Mittel größer als bei den
68
Diskussion der Befunde
Geesthachter
Probanden.
Aufgrund
der
vergleichsweise
geringen
Probandenanzahl ist es schwierig, diese Abweichungen ursächlich eindeutig auf
die Frontzahndeformierungen zurückzuführen. Fraglich bleibt, warum die
Schneidezahnbreite (SI) der Bench-Probanden nicht auch signifkant größer ist als
bei der Vergleichsgruppe, da sowohl die vordere als auch die hintere
Zahnbogenbreite
größer
ist.
Möglicherweise
hat
der
Verlust
der
Approximalflächen eine leichte Mesialdrift der gefeilten Schneidezähne verursacht
und ggf. dadurch eine Verringerung der Schneidezahnbreite (SI) hervorgerufen.
Bereits Schumacher (1997) und Reitemeier et al. (2006) weisen darauf hin, dass es
zu Dekompensationreaktionen nach Lückenbildung und Kontaktpunktverlust
kommen kann, die eine Wanderung oder Kippung von benachbarten Zähnen
bewirken. Dieses kann im Sinne eines „Schneeballeffektes“ (Reitemeier et al.
2006, S. 198) wiederum zur Mobilisierung weiterer Zähne führen. In Betracht
kommen
neben
diesen
Überlegungen
aber
auch
afrikanisch-ethnische
Besonderheiten der Gaumenmorphologie und der Zahngröße, bzw. Zahnbreite.
Für eine eindeutigere Klärung dieser Überlegungen wäre ein Vergleich der Daten
mit weiteren Bench-Probanden ohne Zahnfeilungen notwendig.
Einen Vergleich von Zahnbogenbreiten verschiedener Ethnien führten auch Hao et
al. (2000) zwischen der ethnischen Gruppe der Chaoxian aus China und
Vergleichsgruppen aus Korea und Japan durch. Die Analyse ergab ähnliche
Zahnbogenmaße bei der chinesischen und koreanischen Probandengruppe, die
sich
jedoch
unterschieden.
von
den
Damit
Ergebnissen
lieferte
der
die
japanischen
Studie
Probandengruppe
Hinweise
für
das
Verwandtschaftsverhältnis der chinesischen und koreanischen Ethnien, denn die
Chaoxian sind vor etwa dreihundert Jahren von Korea nach China ausgewandert.
Gleichzeitig ist damit auch nachgewiesen worden, dass genetische Faktoren einen
maßgeblichen Einfluss auf die morphologischen Charakteristika und somit auch
auf die Zahnbogenparameter einer Ethnie haben. Aufgrund unterschiedlicher
Messtechniken ist ein Vergleich dieser Studie mit der vorliegenden Arbeit nicht
weitergehend durchführbar.
69
Diskussion der Befunde
5.3
Morphologische Bewertung des Gaumens
Die Ergebnisse der obigen Auswertungen zeigen, dass es Unterschiede im
Vergleich beider Probandengruppen bei Gaumenvolumen, Gaumenhöhe und den
Gaumenwinkelmaßen gibt. Aufschluss über die Signifikanz der Unterschiede haben
die T-Tests ergeben. So weicht das Gaumenvolumen der weiblichen BenchProbanden signifikant vom Gaumenvolumen der weiblichen GeesthachterProbanden ab. In der Gaumenhöhe sind jedoch keine signifikanten Abweichungen
feststellbar.
Ebenfalls signifikante Unterschiede ergibt die T-Test-Auswertung der Winkelmaße
im Probandengruppenvergleich. Demnach gibt es auffällige Unterschiede der
anterioren Winkelmaße im Vergleich der Bench-Probanden und der Geesthachter
Gruppe. Als Beispiel dafür ist hier eine vergleichende Abbildung (Abbildung 46)
von jeweils einem Probanden pro Gruppe der anterioren GaumenwinkelVermessung aufgeführt:
Abb. 46: Sagittalschnitte durch die Gaumenabdrücke: Beispiel für den Unterschied
zwischen anteriorem Gaumenwinkel eines Bench- und einem Geesthachter Probanden
Die
lateralen
Gaumenwinkel
weichen
ebenfalls
signifikant
im
Probandengruppenvergleich voneinander ab. Auch diese Abweichungen sollen an
dieser Stelle mit Hilfe einer Abbildung verdeutlicht werden (vgl. Abbildung 47).
70
Diskussion der Befunde
Abb. 47: Frontalschnitte durch die Gaumenabdrücke in der Höhe des zweiten
Prämolaren: Unterschiede des seitlichen Gaumenwinkels zwischen einem BenchProbanden und einem Geesthachter Probanden
In Betrachtung der Unterschiede im Gaumenvolumen und der Gaumenhöhe sowie
der Winkel beider Probandengruppen soll an dieser Stelle auch folgende
Überlegung hier aufgeführt werden: Gaumenvolumen und Gaumenhöhe sind bei
den
weiblichen
Bench-Probanden
größer
als
bei
der
Geesthachter
Vergleichsgruppe (vgl. Abbildung 39 und Abbildung 40). Diese Ergebnisse
erscheinen
hinsichtlich
der
flacheren
Winkelmaße
zunächst
etwas
widersprüchlich. Das Ergebnis ist folgendermaßen erklärbar: Wie bereits erwähnt,
befindet sich die höchste Gaumenhöhe der Bench-Probanden im Lot der
Verbindungslinie der beiden oberen Molaren zum Gaumen. Im Gegensatz dazu
liegt die höchste Gaumenhöhe bei den meisten Geesthachter-Probanden (16 von
20) im Lot der Verbindungslinie der zweiten oberen Prämolaren. Der seitliche
Gaumenwinkel ist hingegen im Bereich von den Zähnen 15 und 25 gemessen
worden, d.h. an den Messpunkten für die Ermittlung der seitlichen Gaumenwinkel
befindet bei den Bench sich nicht unbedingt der höchste Punkt des Gaumens. Bei
den Geesthachter-Probanden ist dieses hingegen mehrheitlich der Fall. Insofern
spiegeln die Daten die Unterschiede in der Gaumenmorphologie wider.
Inwieweit
die
Gaumenparameter untereinander
korrelieren, wurde
pro
Probandengruppe mit einer Korrelationsanalyse ermittelt. Im Ergebnis zeigte sich
für beide Probandengruppen, dass Gaumenhöhe und Gaumenvolumen sowie die
beiden lateralen Winkel miteinander korrelieren. Dieses wirkt schlüssig, denn je
höher der Gaumen ist, desto mehr Volumen sollte dieser aufweisen. Ebenfalls
71
Diskussion der Befunde
logisch erscheint der Zusammenhang zwischen rechter und linker Gaumenseite,
bzw. den lateralen Gaumenwinkeln. Bei den Bench war zudem ein Zusammenhang
zwischen anteriorem Gaumenwinkel und Gaumenhöhe feststellbar, d.h. je größer
der anteriore Winkel, desto höher die Gaumenhöhe. Bei den GeesthachterProbanden hingegen korrelierten der anteriore Winkel und die lateralen Winkel.
Um den Zusammenhang zwischen Gaumenhöhe und Gaumenvolumen zu
verdeutlichen, ist eine graphische Auswertung einer Regressionsanalyse dazu
erstellt worden (vgl. Abbildung 41). Dabei wurde deutlich, in welcher Form die
beiden Parameter in Beziehung stehen. Einerseits ist hierbei ersichtlich, dass im
Zusammenhang mit der Gaumenhöhe das Gaumenvolumen steigt. Andererseits
haben die Geesthachter-Probanden im Vergleich zu den Bench-Probanden
generell ein größeres Gaumenvolumen. Dieser Volumenunterschied verringert
sich jedoch, je höher die Gaumenhöhe wird.
In anderen Studien sind bereits Faktoren untersucht worden, die die
morphologische Ausprägung des Gaumens beeinflussen (Jordanov 1971,
Schumacher 1968, Yamada et al. 1992). Als wesentliche Einflussfaktoren auf die
phylogenetische Formung des Schädels und damit auch des Gaumens werden von
Schumacher (1997) die Faktoren Vertikalisation, Adaption, Domestikation,
Fetalisation, Zerebralisation, Sprache, Ernährung, Mimik und Arbeit genannt.
Ontogenetisch betrachtet, beherrschen vorwiegend genetische Mechanismen,
aber auch weitere Faktoren die morphologische Entwicklung des Schädels. Neben
den genetischen Faktoren wird zwischen allgemeinen und lokalen Faktoren
unterschieden (Schumacher 1997). Als allgemeine Einflussfaktoren gelten u.a.
Genetik, Hormone, Konstitution, Vitamine, Klima und soziales Milieu. Lokale
Einflussfaktoren sind beispielsweise Muskeln, Dentition, Phonetik sowie
mechanische Faktoren. Im Hinblick auf die beiden Probandengruppen dieser
Untersuchung können je nach Gruppe unterschiedliche Faktoren die Entwicklung
des Gaumens beeinflusst haben. Als wichtigster beeinflussender Faktor ist hier vor
allem die Genetik des jeweiligen Volkes zu nennen. Aber auch das Klima (Afrika
bzw. Europa), das soziale Milieu und kulturelle Gewohnheiten sowie die Phonetik,
72
Diskussion der Befunde
bzw. Sprache sind je nach Ethnie verschieden. Die Vitaminzufuhr durch das
Nahrungsangebot des jeweiligen Landes und unterschiedliche Essgewohnheiten
variieren im Vergleich beider Probandengruppen stark. Auch dieses kann die
gaumenmorphologische Entwicklung beeinflussen. So gehen Aiello and Dean
(1990) davon aus, dass unterschiedlich ausgeprägte Gesichtsformen ursächlich
durch verschiedene Ernährungsarten entstanden sind. Halffman and Irish (2004)
ziehen ebenfalls die Nahrungsgewohnheiten (vorwiegend harte und maritime
Nahrung) als wahrscheinlichste Ursache für die Bildung eines Torus palatinus
(knöcherne Erhebung im palatinalen Zentrum) bei der Urbevölkerung der
kanarischen Inseln in Betracht.
Im Hinblick auf mögliche ethnisch bzw. genetisch bedingte Abweichungen der
Gaumenmorphologie soll an dieser Stelle die Untersuchung von Winkler and
Kirchengast
(1993)
erwähnt
werden.
Darin
ergab
ein
Vergleich
von
kephalometrischen und palatometrischen Parametern einer ausschließlich
männlichen schwarzafrikanischen Probandengruppe aus Kenia und Uganda mit
einer ebenfalls männlichen Probandengruppe von Khoisaniden aus Namibia und
Südafrika
(!Kung-San)
unterschieden
sich
signifikante
in
Unterschiede.
folgenden
Die
quantitativen
Probandengruppen
Eigenschaften
der
Gaumenmorphologie: Höhe, Länge und Breite des Gaumens. Die !Kung-SanProbandengruppe verfügt im Vergleich zu Probandengruppe aus Kenia / Uganda
über flachere und kürzere hufeisenförmige Gaumen und eine kleinere rundlichere
Papilla inzisiva. Winkler and Kirchengast (1993) vermuten, dass diese
Eigenschaften morphogenetisch determiniert sind und der kleineren Körpergröße
der San-Buschmänner entsprechen. Sie bestätigten die Aussagen von Knußmann
(1996), dass die durchschnittliche Form des Kopfes und damit auch des Gaumens
der !Kung-San pädomorph ist im Vergleich zu den adultimorphen Kopfformen der
Schwarzafrikaner. Über eventuell vorhandene rituelle Zahndeformierungen der
untersuchten Probanden (sowohl aus Kenia / Uganda als auch aus Namibia /
Südafrika) und deren möglichen Einfluss auf die Gaumenform werden von Winkler
and Kirchengast (1993) allerdings keine Aussagen getroffen. Da es sich um
unterschiedliche Messmethoden handelt, ist ein direkter Vergleich der
73
Diskussion der Befunde
Untersuchungsergebnisse der vorliegenden Arbeit mit den Daten von Winkler and
Kirchengast (1993) nicht möglich.
Eine ebenfalls vergleichende Untersuchung der Gaumenmorphologie zwischen
verschiedenen Ethnien führten Yamada et al. (1992) durch. Ausgewählte
Gaumenparameter (Gaumenbreite, Gaumenlänge, Gaumenhöhe sowie die
Gaumenstruktur mit Hilfe der Moiré-Methode) von Schulkindern der Bewohner
von Cook Island wurden mit Probanden aus China und Japan verglichen und
Abweichungen festgestellt. Eine Gegenüberstellung dieser Daten mit den
Ergebnissen der vorliegenden Arbeit ist aufgrund unterschiedlicher Messpunkte
nicht machbar. Eine erweiterte Vermessung des Gaumens hat Mahmud (1989) an
89 japanischen Schädeln vorgenommen, indem in der Untersuchung zusätzlich zur
Vermessung des harten Gaumens auch die Region bis zum Foramen magnum
berechnet und ins Verhältnis zu Gaumenlänge und Gaumenbreite gesetzt wurde.
Die signifikantesten Abweichungen zwischen beiden Probandengruppen Bench
und Geesthachter sind im Vergleich der Winkelmaße nachgewiesen worden. Die
durchschnittlichen anterioren und lateralen Gaumenwinkel aller Bench-Probanden
sind auffällig flacher als die der deutschen Probanden und der höchste Punkt des
Gaumens weiter hinten in der Gaumenmitte. Abgesehen von möglichen ethnischanatomischen
Besonderheiten
der
Volksgruppe
der
Bench
kann
nicht
ausgeschlossen werden, dass durch den Verlust der Approximalflächen, bzw.
Kontaktpunkte der beschliffenen Oberkieferfrontzähne, eine Mesialdrift bzw.
axiale Veränderung eingesetzt hat, die zu einer geringfügigen Abflachung des
Gaumens mit beigetragen hat. Das würde für die Vermutung von Alt and Pichler
(1998) über einen Einfluss von Zahndeformierung auf Zahnstellung und
demzufolge auch morphologische Folgeerscheinungen sprechen. Als eine
Folgeerscheinung des
Verlustes der
interdentalen
Kontaktpunkte
durch
Zahnfeilungen werden Zahnwanderungen und Positionsveränderungen in Betracht
gezogen (Alt and Pichler 1998). Auch Lignitz (1922) erwähnt, dass durch die
Zahnzuspitzung die Berührungspunkte der Schneidezähne entfernt werden und
die Zähne anschließend in Richtung der „Symmetrielinie“ (Lignitz 1922, S. 253)
rücken. Nach Lignitz (1922) folgen die benachbarten nicht deformierten Zähne
74
Diskussion der Befunde
ebenfalls dieser Bewegung und daraus resultiert eine Veränderung des
Zahnbogens.
Da die meisten der Deformierungen bereits im jugendlichen, also noch nicht
vollständig ausgereiften, Gebiss erfolgten, ist es denkbar, dass rituelle
Zahndeformierungen auch die Morphologie des orofazialen Systems beeinflussen
können. Weil keine Vergleichswerte weiterer Bench mit nicht deformierten
Zähnen vorliegen, ist es schwierig, die signifikanten Abweichungen beider
Probandengruppen ursächlich ausschließlich auf die Zahndeformierungen
zurückzuführen. Mögliche Veränderungen sind in jedem Fall nicht so gravierend,
wie beispielsweise durch das jahrelange rituelle Tragen von Lippenpflöcken bei
den Amazonasindianern vom Stamm der Zoé (Winkelmann 2006; R. Garve 2002)
oder Lippentellern bei anderen afrikanischen Stämmen (Lindemann 2007).
Winkelmann (2006) konnte nachweisen, dass das Tragen eines Lippenpflocks zu
massiven Veränderungen des orofazialen Systems und insbesondere des Gaumens
führt. Im Oberkiefer führt der Lippenpflock zu palatinalen Verschiebung der
zweiten Oberkieferschneidzähne, zur Redrudierung der Unterkieferfrontzähne und
zur ausgeprägten Erhöhung des Gaumendachs.
5.4
Mögliche Ursachen für den niedrigen Kariesbefall
Bei der Auswertung der Bench-Probandendaten ist aufgefallen, dass die Bench
einen sehr geringen Kariesbefall haben. In der Gesamtbetrachtung der 30 BenchProbanden hatten lediglich sechs von ihnen kariöse Zähne. Ein vollständiges und
kariesfreies Gebiss (bezogen auf 28 Zähne, d.h. ohne 3. Molaren) wurde bei
insgesamt 17 Bench-Probanden (56,6%) festgestellt. Von den 106 gefeilten Zähnen
waren lediglich 2 Zähne kariös. Damit kann festgehalten werden, dass die
Zahnfeilung bei entsprechender Mundhygiene trotz des dadurch verursachten
freiliegenden Dentins keine Kariesbildung hervorruft oder fördert.
Auch nach der Aussage von R. Garve (mündliche Mitteilung 2010), der weitere
Bench zusätzlich zu den Probanden zahnmedizinisch untersuchte, ist der
Kariesbefall bei den Bench vergleichsweise gering. Da in dieser Region keine
75
Diskussion der Befunde
ausgebildeten Zahnärzte oder zahnärztliche Kliniken existieren, sind bei den
Probanden bislang noch nie kariespräventive Maßnahmen durchgeführt worden.
Weder wurden Kariestherapien durchgeführt noch Zahnersatz eingesetzt. Fraglich
ist nun, warum die Bench vergleichsweise wenig kariöse Zähne haben. Eine im
Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit erhobene Studie des RobertKoch-Instituts aus dem Jahr 2005 zeigt, dass bei Erwachsenen (35-44 Jahre) in
Deutschland im Durchschnitt bereits 12 Zähne von 28 untersuchten Zähnen gefüllt
sind, d.h. dass durchschnittlich an 12 Zähnen eine Kariesbehandlung stattgefunden
hat
(Robert-Koch-Institut
2009).
In
der
weiteren
Betrachtung
der
Gesamtbevölkerung geht man in der gleichen Studie davon aus, dass weniger als
1% aller Erwachsenen in Deutschland ein kariesfreies Gebiss haben (Robert-KochInstitut 2009). Im Vergleich zu den 30 untersuchten Bench-Probanden, von denen
über 56% ein vollständiges und kariesfreies Gebiss haben, verdeutlichen die
Angaben aus Deutschland den relativ geringen Kariesbefall der Probanden.
Um die Frage nach der Ursache des geringen Kariesbefalls der Bench zu klären,
werden nachfolgend die Themen Ernährung, Mundhygiene und der Fluoridgehalt
des Trinkwassers bei den Bench näher betrachtet, da insbesondere diese drei
Aspekte einen starken Einfluss auf eine Kariesbildung haben.
Ernährung
Das Themenfeld der Ernährung der Bench ist bereits in Kapitel 2.4.1 kurz
dargestellt worden. Im Hinblick auf den geringen Kariesbefund ist dabei folgendes
interessant: Hauptnahrungsmittel der Bench ist die Ensete (Ensete ventricosu),
eine Bananenart (auch Zierbanane oder Abessinische Faserbanane genannt), die
keine essbaren Früchte hervorbringt. Aus dem von der Pflanze gewonnenem Mehl
werden
Fladen
und
andere
Backwaren
hergestellt.
Die
sogenannten
Scheinstämme dienen als Gemüse. Das Fladenbrot (Sauerteig) wird traditionell in
kleine Stücke gerissen und in scharfe vegetarische oder auch fleischhaltige Soßen
getunkt. Die Bench essen gerne scharf gewürzte und salzige Speisen. Süßspeisen
sind nicht beliebt. Zuckerrohr wird nur für den Handel mit Nachbarvölkern und
nicht für den Eigenbedarf angebaut. Allgemein betrachtet ernähren sich die Bench
76
Diskussion der Befunde
demnach vorwiegend von nicht-kariogenen Nahrungsmitteln. Als kariogen, d.h. als
kariesverursachend oder -fördernd, gelten insbesondere Lebensmittel, in denen
überwiegend "einfache" Kohlenhydrate (Mono- und Disaccharide) enthalten sind
(Reitemeier et al. 2006). Die Bakterien der Plaque vergären die Zucker, wobei
organische Säuren entstehen, die wiederum die Zähne schädigen. Die alleinige
Aufnahme von stärkehaltigen Nahrungsmitteln führt nicht zu einem so hohen
Kariesbefall wie die Ernährung von stärkehaltigen Nahrungsmitteln zusammen mit
Zucker oder nur von Zucker (Lehmann et al. 2009). Die besondere Ernährung der
Bench mit nicht-kariogenen Nahrungsmitteln kann eine der Ursachen für die
niedrige Kariesprävalenz des Volkes sein. Hinzu kommen Gewohnheiten der
Mundhygiene und die Fluoridaufnahme über das Trinkwasser, die nachfolgend
näher betrachtet werden.
Zahnputzhölzer und Mundhygiene
Zur Zahnreinigung und Mundhygiene wird in Äthiopien traditionell ein kurzes
Stück eines Zweiges verwendet, das nach und nach faserig gekaut wird. Diese
Methode der Mundhygiene wird seit Generationen in Äthiopien praktiziert und
auch heute ist die in Europa übliche Kunststoff-Zahnbürste vor allem in ländlichen
Gebieten Äthiopiens kaum verbreitet.
Abb. 48: Verwendung eines Zahnputzholzes von einem Äthiopier (Foto: R. Garve 2010)
77
Diskussion der Befunde
Verwendet werden für die Zahnputzhölzer je nach Baumart entweder bestimmte
stark faserige Bereiche von Zweigen oder auch Wurzelteile. Die Namen für die
Zahnputzhölzer sind in Äthiopien lokal verschieden. Die Bench bezeichnen ihre
Zahnputzhölzer „Use-use“ oder „Lemech“ (persönliche Mitteilung R. Garve 2010).
Äthiopische und südafrikanische Wissenschaftler untersuchten von 1993-1995
insgesamt 20 verschiedene Holzarten, die von der äthiopischen Bevölkerung als
Zahnputzholz genutzt werden (Kassu et al. 1999) – siehe Tabelle 6.
Tab. 6: Zahnputzholzarten Äthiopiens (Kassu 1999)
78
Diskussion der Befunde
Die Zahnputzhölzer werden folgendermaßen benutzt: Der ca. 1cm dicke Zweig
oder das Wurzelstück wird im Regelfall auf eine Länge von ca. 15cm zugeschnitten
und an einem Ende von der Rinde befreit. Anschließend zerkaut man dieses Ende
so lange, bis die inneren Fasern wie eine Bürste aussehen. Neben dem Kauen der
Fasern ist es auch üblich, Zähne und Zunge zu bürsten. Diese Zahnpflege dauert bis
zu zehn Minuten – oftmals behält man das Zahnputzholz jedoch auch
anschließend noch lange im Mund.
Abb. 49: Verkauf verschiedener Zahnputzhölzer in Äthiopien (Foto: R. Garve 2010)
In verschiedenen Untersuchungen – auch in weiteren Ländern Afrikas – sind die
Wirkungen der Zahnpflege mittels Zahnputzhölzern untersucht worden (Enwonwu
and Anyanwu 1985; Türp 1987; Norton and Addy 1989; Al-Lafi and Almas 1995; Al
Sadhan and Almas 1999; Kassu et al. 1999). Insbesondere van Vuuren and Viljoen
(2006) analysierten sieben äthiopische Zahnputz-Holzarten hinsichtlich ihrer
medizinischen
Wirkung.
Die
Ergebnisse
aller
Untersuchungen
zeigen
übereinstimmend folgendes Bild: Neben dem physikalischen Effekt des Bürstens,
d.h. die Entfernung von Plaque und Zahnstein, haben die Substanzen der Pflanzen
einen antimikrobiellen sowie antimykotischen Effekt auf die Mundflora. Die
Versuche ergaben, dass die Extrakte von Zahnputzhölzern eine bakteriostatische
Wirkung gegen folgende Erreger haben: Bacillus cereus, Streptococcus mutans,
Lactobacillus acidophilus, Staphylococcus aureus, Escherichica coli und Klebsiella
pneumoniae. Eine antimykotische Wirkung zeigten die Extrakte auf Candida
79
Diskussion der Befunde
albicans und Crytococcus neoformans. Es handelt sich somit um einen
inhibitorischen Effekt gegenüber Erregern, die für die Entstehung von Karies und
Mundschleimhauterkrankungen verantwortlich sind. Die Wirkung und deren
Intensität sind je nach Pflanze und deren Inhaltstoffen verschieden. Enthalten sind
in einigen Zahnputzhölzern beispielsweise Fluoride, Silikate, Harze, Tannine,
Alkaloide, Saponine, ätherische Öle, Sulfur, Vitamin C, Chloride, Sodium
bicarbonat sowie Calcium. Aufgrund dieser Erkenntnisse verwenden einige Firmen
in Ägypten, Indien, Pakistan, der Schweiz und in Großbritannien bereits Extrakte
einiger Zahnputzholz-Pflanzen bei der Herstellung kommerzieller Zahncremes (AlLafi and Almas 1995; Al Sadhan and Almas 1999). Die Zahnputzhölzer selbst
können auch in Europa inzwischen bequem per Internet bestellt werden (Schmitt
2010).
Im Hinblick auf Zahngesundheit der Bench lässt sich unter Berücksichtigung der
obigen Ausführungen sowie der Auswertung der Probandendaten folgendes
Ergebnis ableiten: Die regelmäßige Verwendung der Zahnputzhölzer hat eine
reinigende und antimikrobielle sowie antimykotische Wirkung, die die
Zahngesundheit positiv unterstützt.
Fluorgehalt im ostafrikanischen Trinkwasser
Neben den bereits beschriebenen Faktoren der Ernährung und Mundhygiene ist
die kariespräventive Wirksamkeit von Fluorid allgemein bekannt (Reitemeier et. al.
2006; WHO 2008). An dieser Stelle soll nun kurz der Einfluss von Fluorid auf die
Zahngesundheit der Probanden dargestellt werden. Um eine kariespräventive
Wirkung mittels Fluorid zu erreichen, muss Fluorid direkten Kontakt mit der
Zahnoberfläche haben und regelmäßig zugeführt werden (Reitemeier et al. 2006).
Auf der Zahnoberfläche entsteht bei Kontakt mit Fluorid eine oberflächliche
Anlagerung von Calciumfluorid (CaF2). Bei Abfall des ph-Wertes beispielsweise
durch Nahrungsaufnahme werden dann Fluoridionen frei, die die Remineralisation
beschleunigen und die Demineralisation behindern. Im Regelfall erfolgt ein
Großteil der Fluoridaufnahme über das Trinkwasser. Je nach der geologischen
Beschaffenheit
der
Landesregion
weisen
die
Fluoridkonzentrationen
im
80
Diskussion der Befunde
Trinkwasser unterschiedliche Werte auf. So sind beispielsweise in Deutschland
(auf 90% der Fläche) Fluoridkonzentrationen von 0,3 mg/l im Trinkwasser
vorhanden (BfR 2005). Eine überhöhte Aufnahme von Fluorid kann zu einer
Dentalfluorose führen, die einen gefleckten Zahnschmelz zur Folge hat. Bei einer
stark erhöhten Aufnahme von Fluorid ist sogar eine Osteofluorose möglich, die
eine Veränderung des Skelettes bewirkt. Aus diesem Grund sind von der WHO
(World
Health
Organization)
im
Jahr
2008
Richtwerte
über
die
Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser herausgegeben worden (WHO 2008). So
wird in den „Guidelines for Drinking- water quality“ davon ausgegangen, dass
Fluoridkonzentrationen von 0,5 mg/l bis zu max. 2 mg/l im Trinkwasser eine
kariespräventive Wirkung hervorruft (WHO 2008). Da jedoch auch mit der
Nahrungsaufnahme Fluoride aufgenommen werden, liegt der von der WHO
festgelegte maximale Grenzwert bei 1,5 mg/l. Höhere Fluoridkonzentrationen
können, wie bereits erwähnt, gesundheitsschädliche Wirkungen bis hin zu einer
Osteofluorose zur Folge haben.
Für die hier vorliegende Fragestellung ist in diesem Zusammenhang wichtig
festzustellen,
welche
Fluoridkonzentrationen
im
Trinkwasser
des
Siedlungsgebietes der Bench vorliegen. Äthiopien ist vom Ostafrikanischen Graben
(Rift valley) durchzogen, bei dem drei divergente tektonische Platten
auseinanderdriften und der von vor Jahrmillionen stattfindenden vulkanischen
Aktivitäten
beeinflusst
ist.
Beidseitig
dieses
Grabens
sind
hohe
Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser von 1,5 mg/l bis zu 36 mg/l gemessen
worden (Tekle-Haimanot et al. o. J.; Reimann et al. 2003). Da das Siedlungsgebiet
der
Bench
nicht
direkt
am
Ostafrikanischen
Graben
liegt,
sind
die
Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser der Bench geringer als im direkten Umfeld
des Grabens.
81
Diskussion der Befunde
82
Siedlungsgebiet der Bench
Abb. 50: Fluoridkonzentration im Trinkwasser Äthiopiens unter Berücksichtigung des
Siedlungsgebietes der Bench (nach RiPPLE 2008)
Die Fluoridkonzentrationen im Siedlungsgebiet der Bench liegen zwischen 0,1 mg/
bis 3,5 mg/l. Damit können die Fluoridkonzentrationen in einzelnen Dörfern der
Bench sogar über dem von der WHO herausgegebenen Richtwert liegen. Es liegt
damit nahe, dass die Probanden mehrheitlich Fluorid gemäß den Empfehlungen
der WHO-Guidelines oder sogar leicht erhöht täglich aufnehmen. Dieses könnte
neben der Mundhygiene und den Ernährungsgewohnheiten der Bench eine
Ursache für den geringen Kariesbefall sein. Anzeichen einer Fluorose konnten bei
den Probanden nicht festgestellt werden.
5.5
Schlussfolgerungen
Im Hinblick auf die in der Einleitung formulierten Zielstellungen der vorliegenden
Arbeit können folgende Ergebnisse abgeleitet werden:
1. Zahndeformierungspraktiken werden bis heute in verschiedenen Regionen
Afrikas und Asiens praktiziert. Insbesondere in Afrika findet in manchen
Kulturen eine Rückbesinnung auf die alten Traditionen statt. Der Zeitpunkt und
die Zahndeformierungsformen variieren je nach Glauben, Schönheitsempfinden
und Tradition des jeweiligen Volkes. Eines aber haben die heutigen Völker, die
Zahndeformierungen noch ausführen, gemeinsam: Sie sind stolz auf ihr
Diskussion der Befunde
Merkmal und betrachten es als Symbol der Zugehörigkeit zu ihrer Tradition und
ihrem Schönheitsideal.
2. Bei den untersuchten Bench sind mehrheitlich vier Frontzähne gefeilt, wobei
die symmetrischen Zahnformen überwiegen. In Bezug auf die Höhe der
Zahnfeilungen sind die Ergebnisse differenzierter. Weniger als die Hälfte der
Probanden haben eine halbhohe Zahnfeilung, gefolgt von Feilungen bis zur
Gingiva und kombinierten Feilungshöhen. Die Trapez-Form war lediglich bei
zwei Probanden feststellbar. Die Zahndeformierung selbst wird mit der Hilfe
eines Messers und anschließendem Abfeilen des Zahnes durchgeführt. Einen
Einfluss der Zahndeformierung auf die Zahngesundheit (Karies, Vitalität,
Lockerungen) konnte nicht festgestellt werden. Alle Probanden hatten eine
vergleichsweise gute Zahngesundheit, die durch die stammestypische
Ernährung, den regional erhöhten Fluoridgehalt im Trinkwasser sowie die
regelmäßige Zahnreinigung mittels Zahnputzhölzern unterstützt wird.
3. Um Veränderungen des orofazialen Systems durch die Zahndeformierung
feststellen zu können, sind Vergleiche mit einer deutschen Probandengruppe
vorgenommen worden. Die Ergebnisse zeigen Abweichungen sowohl im
Hinblick auf die Zahnbogenmaße als auch auf die Gaumenhöhe, das
Gaumenvolumen und die Gaumenwinkel. Signifikante Abweichungen sind
insbesondere bei den Zahnbogenbreiten und den Gaumenwinkeln im Vergleich
beider Probandengruppen nachgewiesen worden. Auch die Gaumenhöhe
weicht zumindest im Vergleich der weiblichen Probanden beider Gruppen
signifikant voneinander ab. Festgestellt wurde auch, dass die höchste
Gaumenhöhe bei den Bench weiter hinten in der Gaumenmitte liegt und die
Bench-Probanden im Vergleich im vorderen Gaumenbereich flachgaumiger
sind. Als Ursache für die Unterschiede zwischen beiden Probandengruppen
kommen verschiedene Faktoren in Betracht. Einerseits wird die Zahnbogenform
und Gaumenmorphologie im Wesentlichen durch genetische Faktoren
bestimmt. Andererseits können auch äußere Faktoren wie beispielsweise
Nahrungsgewohnheiten, Vitaminzufuhr, mechanische Einflüsse, klimatische
83
Diskussion der Befunde
und regionale Gegebenheiten des Siedlungsgebietes und spezifische kulturelle
Gewohnheiten wie Sprache und Mimik die Ausprägung der Morphologie
beeinflussen. Insbesondere diese Einflussfaktoren unterscheiden je nach
Probandengruppe deutlich, so dass aufgrund dessen morphologische
Unterschiede begründet sein könnten. Ebenfalls denkbar ist, dass der Verlust
der Aproximalflächen im meist noch jugendlichen Alter eine leichte Mesialdrift
der gefeilten Zähne hervorgerufen hat, die in Folge auch eine Veränderung der
Gaumenform bewirken kann. Aufgrund der geringen Anzahl der Probanden
sowie fehlende Informationen zu den ethnischen Besonderheiten der Bench
(Morphologie, Zahngröße, -breite etc.) sollten zur Überprüfung dieser
Vermutung weitere Nachforschungen betrieben werden.
4. Mit der vorliegenden Arbeit soll ein Beitrag dazu geleistet werden, bei
Wissenschaftlern und Behandlern eine Erweiterung des westeuropäischen
Schönheitsbegriffs zu ermöglichen. In der westlichen Welt gelten strahlend
weiße und ebenmäßig aneinandergereihte Zähne als Schönheitsvorbild. Dieses
Ideal ist jedoch nicht überall auf der Erde verbreitet. Durch die weltweite
Vernetzung von Wissenschaftlern kommen in Deutschland ausgebildete
Mediziner vermehrt in Kontakt mit Forschungsfragen anderer Kulturen und
damit
gegebenenfalls
auch
mit
Fragen
zu
kulturell
bedingten
Körperdeformierungen. Der zukünftig steigende kulturelle Austausch durch
Auswanderungen sowie Migration wiederum bewirkt möglicherweise einen
direkten Kontakt mit Traditionen anderer Kulturen und den dazugehörigen
Praktiken im Praxisalltag. Für Mediziner in Europa bedeutet dieses die
Begegnung mit neuen Herausforderungen, zumal kulturanthropologische
Themen nicht zum ihrem Ausbildungsprogramm gehören. Um den damit
verbundenen möglichen Missverständnissen und Problemen besser begegnen
zu können, sollten Mediziner, Vertreter verschiedener Forschungsrichtungen
und staatlicher Behörden verstärkt mit kulturspezifischen Besonderheiten
anderer Völkern vertraut gemacht werden. Es besteht in Zukunft insofern ein
Nachhol- bzw. Bildungsbedarf insbesondere für Ärzte. Das Diagnostizieren von
aus ihrer Sicht eigentlich unverständlichen Verstümmelungspraktiken an den
84
Diskussion der Befunde
Zähnen bedeutet ein Umdenken und Toleranz gegenüber diesen Menschen aus
einem
anderen
fremden
Kulturkreis
mit
ihren
stammestypischen
Besonderheiten.
Doch nicht nur die Toleranz und Akzeptanz anderer Schönheitsideale sind
zukünftig bedeutsam. Auch aus forensischer Sicht können Forschungen in
diesem Bereich hilfreich für die Zuordnung von Personen zu ethnischen
Gruppen oder Herkunftsländern sein und die Altersbestimmung unterstützen.
Mit der Hilfe einer Art „Katalog über Deformierungspraktiken verschiedener
Ethnien“ könnte die Herkunft von Personen mit Migrationshintergrund, bei
denen z.B. Zahndeformierungen diagnostiziert wurden, vereinfacht bestimmt
werden. Falls bei dieser Ethnie eine Zahndeformierung im Regelfall zu einem
bestimmten Zeitpunkt vorgenommen wird, kann bei dieser Person ebenfalls
auch eine Altersdiagnostik erleichtert werden. Beispielsweise erfolgt die
Zahndeformierung dieser Ethnie immer im Alter von 15-20 Jahren, d.h. die
Person mit diagnostizierter Zahndeformierung ist mindestens 15 Jahre alt. Der
„Katalog über Deformierungspraktiken“ könnte auch von Rechtsmedizinern
beispielsweise bei Begutachtungen von Opfern vermeintlicher oder echter
Traumata des orofazialen Systems aus Kriegs- oder Krisengebieten genutzt
werden. Nicht jeder ausgeschlagene oder abgebrochene Zahn ist auf Folter
oder derartige Gewalthandlungen zurückzuführen. Das kann zum Beispiel
wichtig bei der Begutachtung und Bewilligung von staatlichen Geldern sein, die
unter Umständen aus humanitären Gründen für die prothetische Behandlung
eines Kriegsopfers gezahlt oder abgelehnt werden (Hildebrandt et al. 2001).
85
Zusammenfassung
6
Zusammenfassung
Rituelle Deformierungen der Zähne werden auch heute noch in verschiedenen
Kulturkreisen Afrikas und Asiens beobachtet. Da die Auswirkungen ritueller
Zahndeformierungen auf die Morphologie des orofazialen Systems weitgehend
unbekannt sind, befasst sich die vorliegende Untersuchung mit den Bench aus
Äthiopien. Um dieser Fragestellung nachzugehen, sind von 30 Bench mit
deformierten Frontzähnen im Oberkiefer Abdrücke genommen und ausgewertet
worden. Für jeden Probanden wurde anschließend ein Datenerfassungsbogen mit
folgender
Merkmalsbeschreibung
angelegt:
Abrasionserscheinungen,
Schliffflächen, Rezessionen, Okklusion, Anzahl und Lokalisation der Zahnfeilungen,
Feilungstypen,
Kariesbefall,
Zahnverlust,
Vitalität
der
gefeilten
Zähne,
Lockerungsgrade der gefeilten Zähne sowie bei Bedarf Hinweise auf weitere
Besonderheiten der Person.
Im Ergebnis der Untersuchungen wurde deutlich, dass bei den Bench mehrheitlich
vier Frontzähne gefeilt sind und dabei die symmetrischen Zahnfeilungsformen
überwiegen. Weniger als die Hälfte der Probanden haben eine halbhohe
Zahnfeilung, gefolgt von Feilungen bis zur Gingiva und kombinierten
Feilungshöhen. Einen Einfluss dieser Zahndeformierung auf die Zahngesundheit
(Karies, Vitalität, Lockerungen) konnte nur in Einzelfällen festgestellt werden.
Lediglich 3% der deformierten Zähne sind, trotz des üblicherweise sehr
routinierten Vorgehens des Behandlers, avital geworden. Die vergleichsweise gute
Zahngesundheit der Bench ist unter anderem auch bedingt durch die
stammestypische Ernährung, den regional erhöhten Fluoridgehalt im Trinkwasser
sowie die regelmäßige Zahnreinigung mittels Zahnputzhölzern.
Um morphologische Veränderungen des Gaumens durch die Zahndeformierungen
bei den Bench-Probanden feststellen zu können, ist ein Vergleich bestimmter
Messdaten mit einer deutschen Probandengruppe vorgenommen worden.
Verglichen wurden Zahnbogenbreiten, Gaumenhöhe, Gaumenvolumen sowie der
anteriore und die lateralen Gaumenwinkel. Mit Hilfe von T-Tests sind signifikante
Abweichungen in Bezug auf die Zahnbogenbreiten und Gaumenwinkel beider
86
Zusammenfassung
Probandengruppen sowie der Gaumenhöhe im Vergleich der weiblichen
Probanden beider Gruppen nachgewiesen worden. Eine Korrelationsanalyse ergab
für beide Gruppen, dass Gaumenhöhe und Gaumenvolumen sowie die beiden
lateralen
Winkel
miteinander
korrelieren.
Die
statistische
Auswertung
verdeutlichte das generell größere Volumen der Geesthachter-Probanden bei
gleicher Gaumenhöhe, das sich jedoch bei zunehmender Gaumenhöhe verringert.
Ebenfalls ermittelt wurde, dass die Bench-Probanden im Vergleich zu den
Geesthachter-Probanden im anterioren Bereich flachgaumiger sind und die
höchste Gaumenhöhe bei den Bench weiter hinten in der Gaumenmitte liegt.
Als Ursache für die Unterschiede in der Gaumenmorphologie beider
Probandengruppen kommen einerseits unterschiedliche genetische Faktoren der
beiden Ethnien sowie äußere Einflussfaktoren wie beispielsweise regionale
Gegebenheiten, Nahrungsgewohnheiten, kulturelle Gewohnheiten etc. in
Betracht,
die
die
Gaumenentwicklung
beeinflussen
können.
Ethnische
Besonderheiten der Bench konnten aufgrund fehlender und bislang nicht
erhobener Daten über die Bench in der vorliegenden Arbeit nicht weitergehend
überprüft werden. Andererseits ist es auch denkbar, dass nach dem Verlust der
Aproximalflächen der Oberkieferfrontzähne nach der Zahndeformierung zumeist
im noch jugendlichen Alter ein Wachstumsprozess einsetzt, der eine mesiale
Wanderung der Oberkieferzähne zwecks Verringerung der entstandenen Lücken
bzw. einen Lückenschluss begünstigt und damit zu einer leichten Abflachung des
anterioren
Gaumens
beiträgt.
Über
den
durchschnittlichen
artifiziellen
Deformierungsgrad der Frontzähne bei der Gesamtbevölkerung der Bench können
keine Aussagen getroffen werden, da keine statistischen Werte dazu vorliegen und
weitere Nachforschungen in dem Krisengebiet im Grenzgebiet zum Sudan
schwierig sind.
Die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeiten über hierzulande noch unbekannte
rituelle Deformierungspraktiken anderer Kulturkreise haben nicht nur informellen
Charakter, sondern können auch von Medizinern, Forensikern und Ermittlern
zusätzlich zur Bestimmung des Herkunftslandes, der Stammeszugehörigkeit, des
87
Zusammenfassung
Alters und des Geschlechts einer unbekannten Person mit herangezogen werden.
Hilfreich für Diagnosen und Begutachtungen von Personen mit artifiziellen
kulturbedingten Deformierungen wäre weiterführend zu dieser Arbeit ein Katalog
über alle weltweit vorkommenden Deformierungspraktiken verschiedener Ethnien
sowohl im Kopfbereich als auch am gesamten Körper.
88
Literaturverzeichnis
7
Literaturverzeichnis
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95
Anlagenverzeichnis
8
Anhang
Anlage 1 (DVD): Filmdokumentation der Zahndeformierung bei den Bench
Datenerfassungsbögen der Bench
Anlage 2:
Zahnbogenvermessung der Probanden
Anlage 3:
Gaumenvermessung der Probanden
Anlage 4:
Eidesstattliche Erklärung
Anlage 5:
Danksagung
Anlage
DVD: Film und Datenerfassungsbögen
1. Filmdokumentation einer Zahnfeilung bei den Bench
2. Datenerfassungsbögen der Bench
1
Proband Nr.
1
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
E. B.
35 Jahre
K.
Bench / Surma
15 Jahre
Männlich
Zahnstatus:
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
f
f
OK
41
52
15
f
f
f
f
f
UK
37
nicht messbar
nicht messbar
SI:
30
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss seitlich, links Nonokklusion wegen Zahnverlust 36-38
An allen OK- Zähnen und UK Prämolaren und Eckzähnen
Elongation von 21 wegen Zahnverlust UK Frontzähne. UK Frontzähne wurden
bereits im Alter von 8 Jahren herausgehebelt, typ. Stammeszeichen der männlichen
Surma (Kombinations-Deformierung)Sprachbeeinträchtigung : Lispeln ,massiver
Knochenabbau Regio 32 - 42 u. 36- 38
positiv 12-22
Keine Karies
12,11,22 - Grad 0, 21 - Grad 1
an allen oberen vier Frontzähnen, 12 und 22 nur distale Ecken; 21 und 11 beidseitig;
11 mesial unvollständig abgerundet
kombinierte Spitz-u. Halbseitenfeilung
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
Proband Nr.
2
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
G. B.
45 Jahre
K.
Bench
25 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
37
48
16,5
UK
35
50
15
SI:
27,5
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Uk -Front 33, 41,42,43
31 leichter frontal-Engstand, Rückgang Zahnfleisch UK Front ca. 3mm; Zahnstein
an 41 und 42; Zahn 12 ist entfernt worden, um mesiales Diastema aus
Schönheitsgründen zu vergrößern, Diastemabreite: 7mm cervical, 17mm
interkuspital.
11-22 positiv
Karies an 21 cervical
11 - 22 : Grad 0
Nur an 11 und 21, beidseitig
Spitzfeilung, symmetrisch halbhoch
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
Proband Nr.
3
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
G. G.
38 Jahre
K.
Bench
25 Jahre
männlich
Zahnstatus:
f
f
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
z
f
z
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
37
48
19
UK
36
51
16
SI:
29
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12-22 positiv
Keine Karies
12-22: Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Spitzfeilung halbhoch symmetrisch
Zahnstein 33 bis 43; Rückgang Zahnfleisch 33, 32, 42 und 43 ca. 3-4mm.
Proband Nr.
4
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
T. M.
25 Jahre
J.
Bench
10 Jahre
männlich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
37
48
18
UK
42
57
13
SI:
28
Bisslage:
Distalbiss mit protrudierten Schneidezähnen, rechtsseitiger Kreuzbiss und
linksseitiger Kopfbiss
Abrasion:
Besonderheiten:
keine
Karies,
nur32
21und
dunkel
verfärbt vermutlich
infolge derum
Zahndeformierung
UK lingual
31 Rückgang
des Zahnfleisches
ca. 3mm; kein Zahnstein; OK
Frontzähne saggitale Stufe von 7mm, leichte Sprachbeeintächtigung: Lispeln
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12,21 und 22 positiv, 21 negativ (avital, dunkel verfärbt)
keine Karies, nur 21 dunkel verfärbt vermutlich infolge der Zahndeformierung
12 , 11, 22 - Grad O,
21 - Grad 1
An allen vier Frontzähnen beidseitig.
Spitzfeilung symmetrisch bis Gingiva
Proband Nr.
5
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
B. B.
28 Jahre
K.
Bench
15 Jahre
männlich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
40
51
20
UK
38
52
18
SI:
29
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Schlifffacetten an 13,23,33,43
Rückgang Zahnfleisch lingual 32 - 42 ca. 3mm. Diastema 13 - 12 ca. 1,3mm, 12 11 ca. 1,5mm; 11 - 21 ca. 1,8mm; 22 - 23 Abstand 2mm.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig.
Spitzfeilung halbhoch symmetrisch
Proband Nr.
6
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
M. T.
35 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
37
47
16
UK
36
50
14
SI:
25,5
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
keine
Zahnstein 32 - 42 vestibulär und lingual, hier Rückgang ca. 5mm; 41 - 31 leicht
invertiert.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12-22 positiv
Keine Karies
12 - 22: Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Spitzfeilung halbhoch symmetrisch
Proband Nr.
7
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
G. S.
22 Jahre
J.
Bench
15 Jahre
männlich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
c
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
40
52
17
UK
37
52
17
SI:
30
Bisslage:
Frontal offener Biss, Distanz zum Gegenbiss ca. 3mm, seitlicher Neutralbiss
Abrasion:
Besonderheiten:
keine
Keine Auffälligkeiten, kein Zahnstein, leichte Sprachbeeinträchtigung - Lispeln
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
47 kariös (1 Zahn) od
12 - 22 : Grad 0
Alle vier Frontzähne beidseitig
Spitzfeilung symmetrisch bis Gingiva
Proband Nr.
8
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
T. G.
50 Jahre
K.
Bench
30 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
38
48
18
UK
35
50
16,5
SI:
31
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig, 37 - 38 Kreuzbissverzahnung,
Schlifffacetten an 43, 33, 13, 23
Diastemata 13-12 ca. 1,5mm; 12 - 11 ca. 2,5mm; 11 - 21 Abstand 5mm. Maximale
Interkuspitation 15mm. Möglicherweise Diastemavergrößerung durch
Holzkeileinlage im Kindesalter
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 u.22 : Grad 0, 11 u. 21 : Grad 1
An allen vier Frontzähnen beidseitig
kombinierte Spitzfeilung halbhoch symmetrisch und asymmetrisch
Proband Nr.
9
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
T. S. D.
25 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
männlich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
41
54
23
UK
37
54
20
SI:
36
Bisslage:
Neutralbiss beidseitig, auffällige Frontzahnprotrusion mit einer saggitalen Stufe von
7mm.
Abrasion:
Besonderheiten:
keine
Künstliche Diastema-Verbreiterung zwischen 11 und 21 durch zeitweilige HolzkeilEinlage.
Diastemata 13 - 12 ca. 1,8mm; 12 - 11 ca. 2,8mm; 11 - 21 Abstand 4mm; Maximaler
Abstand der Spitzen 12mm; 21 - 22 ca. 1,2mm; 22 - 23 ca. 1,8mm. Zahnstein an 41
und 31.
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 . Grad 0
Nur an 11 und 21, beidseitig.
Spitzfeilung halbhoch symmetrisch
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
Proband Nr.
10
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
K. K.
55 Jahre
K.
Bench
22 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
37
49
18
UK
36
49
17
SI:
28,5
Bisslage:
Seitlicher Neutralbiss beidseitig; Frontkopfbiss mit Progenverzahnung an 33.
Abrasion:
Besonderheiten:
Schlifffacetten Uk Front
Zahnstein an 32 - 42 lingual und vestibulär, Konkremente subgingival.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 , 22 : Grad 0, 11 u. 21: Grad 1
An 11 und 21 beidseitig;
Spitzfeilung halbhoch symmetrisch
Proband Nr.
11
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
W. T.
30 Jahre
K.
Bench
15 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
38
50
16,5
UK
37
50
15
SI:
28
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
keine
Zahnstein von 33 - 34 buccal.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig.
Spitzfeilung symmetrisch
Proband Nr.
12
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
B. B.
40 Jahre
K.
Bench
15 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
38,5
49
20
UK
35
49
26,5
SI:
29,5
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig.
Schlifffacetten an 33, 34 und 23.
Kein Zahnstein, Verfärbungen durch Kaffee und Quatkauen
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig.
kombinierte Spitzfeilung symmetrisch und asymmetrisch
Proband Nr.
13
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
T. D.
45 Jahre
K.
Bench
15 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
37
47
19,5
UK
37
50
16
SI:
28
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
33 und 43
Rückgang Zahnfleisch 32 - 41 ca.3mm; Zahnstein 32, 31 und 41. Saggitale Stufe an
21 ca. 6mm.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Spitzfeilung halbhoch symmetrisch
Proband Nr.
14
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
Y. T.
30 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
männlich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
39
50
17,5
UK
37
51
16
SI:
29
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Leichte vertikale Abrasion an allen Zähnen
Keine Auffälligkeiten, kein Zahnstein
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Spitzfeilung halbhoch symmetrisch
Proband Nr.
15
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
A. S.
35 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
f
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
39
48
15
UK
37
48
14
SI:
30
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Kariesfreies Lückengebiss
12 22 : Grad 0
An 11 beidseitig; 21 nur distale Ecke
Spitz- und Schrägfeilung asymmetrisch
Bei 47 und 45 Retraktion der Gingiva, 47 leichte Mesialdrift und Kippung. 16 und 26
Elongation, bei 24 und 46 angenommene Messpunkte, da Zähne nicht vorhanden.
Proband Nr.
16
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
F. T.
30 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
männlich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
37
46
20
UK
34
48
14
SI:
31
Bisslage:
Distalbiss beidseitig; Frontaler Überbiss mit Deckbiss und saggitaler Stufe von 8mm.
Abrasion:
Besonderheiten:
keine
Kein Zahnstein
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Spitzfeilung symmetrisch
Proband Nr.
17
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
N. Y.
50 Jahre
K.
Bench
25 Jahre
männlich
Zahnstatus:
f
f
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
z
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
41
53 geschätzt
17
f
UK
39
55,5
15
SI:
37
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Uk Front
UK leichter frontaler Engstand
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Kariesfreies Lückengebiss
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Halbbogenfeilung asymmetrisch; trapezförmig
Proband Nr.
18
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
G. Y.
45 Jahre
K.
Bench
25 Jahre
männlich
Zahnstatus:
f
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
c
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
f
OK
41
50
20,5
UK
37
52 geschätzt
17,5
SI:
30,6
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Leichte Abrasion an allen Molaren
Diastemata zwischen 13 - 12 ca. 3mm; 12 - 11 ca. 1,5mm und 22 - 23 Abstand
1,5mm.
Zahnstein 41 und 31.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Lückengebiss mit einem kariösem Zahn 46
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
kombinierte Spitz- und Horizontalfeilung asymmetrisch halbhoch
Proband Nr.
19
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
M. G.
45 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
männlich
Zahnstatus:
z
c
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
42
52
14
UK
37
53
14
SI:
28
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Distalbiss, Progenie
Massive vertikale und horizontane Abrasionen
Kauflächenverlust an allen Molaren, massive Zahnsteinablagerungen zwischen 16
u.15
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Karies an 27; und Wurzelrest an 17
12 - 22 : Grad 0
alle vier Frontzähne beiseitig
kombinierte Spitz- u. Horizontalfeilung asymmetrisch
Proband Nr.
20
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
A. M.
30 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
37
47
19
UK
35
48
15
SI:
28
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Schlifffacetten an 33; 43; 31; 32
Leichte saggitale Stufe von 4mm und leichter Außenstand von 34. Kein Zahnstein
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 1
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Spitzfeilung symmetrisch
Proband Nr.
21
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
T. A.
48 Jahre
K.
Bench
30 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
39
49
17
UK
35
51
15
SI:
29
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
An allen Fronzähnen
Zahnverfärbungen durch Kaffee und Quatkauen
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Trapez - oder Halbbogenfeilung
Proband Nr.
22
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
D. K.
35 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
41
50
19
UK
35
50
17
SI:
30
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Seitzahngebiet 14 - 17, 24- 26
Rückgang Zahnfleisch an 31 - 41 ca. 3mm. Zahnstein an allen UK Fronzähnen
lingual.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
Doppelseitige Feilungen an 11 und 21
Spitzfeilung halbhoch symmetrisch
Proband Nr.
23
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
N. G.
25 Jahre
K.
Bench
15 Jahre
männlich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
39
50
15
UK
33
48
13
SI:
29
Bisslage:
Seitlicher Mesialbiss; 11 und 21 Kopfbiss; 33 und 34 progene Verzahnung.
Abrasion:
Besonderheiten:
An 13; 23; 34; 34; 41; 43
Schliffusur an 31
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Spitzfeilung asymmetrisch
Proband Nr.
24
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
H. T.
35 Jahre
K.
Bench
25 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
38
47
17,5
UK
35
49
16,5
SI:
29
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Schlifffacetten an 31; 14 und 33
Diastemata zwischen 12 - 11 ca. 1mm; 11 - 21 ca. 2,5mm; 21 - 12 Abstand 1mm.
Rückgang des Zahnfleisches an 41 ca. 2mm lingual. Kein Zahnstein.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
An allen vier Frontzähnen beidseitig
Spitzfeilung symmetrisch
Proband Nr.
25
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
A. F.
40 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
41
53
16
UK
39
55
18
SI:
33
Bisslage:
Abrasion:
Seitlicher Distalbiss; frontaler Kopfbiss
Leichte Abrasion an Palatinalhöckern an oberen Molaren, oberen und unteren
Premolaren und Schneideflächen von 11, 21 und 22; 13 und 23 palatinal.
Besonderheiten:
Diastemata zwischen 12 - 11 ca. 2mm; 11 - 21 ca. 2mm; 21 und 22 Abstand 1mm.
UK 42 und 41 ca. 1,8mm; 41 und 31 ca. 2mm; 32 - 33 ca. 1mm; 33 - 34 ca. 1mm.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
12 , 21 und 22 positiv, 11 negativ (avital infolge Feilung)
Karies distal an 21
12, 21, 22 : Grad 0 , 11 : Grad 1
Zahnfeilung unvollständig; 11 mesial und distal; 21 nur distal und incisal; 22 und 12
nur distal
Feilungstyp:
kombinierte Spitz - und Halbseitenfeilung asymmetrisch
Proband Nr.
26
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
W. T.
45 Jahre
K.
Bench
25 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
f
f
f
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
f
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
f
OK
37
47,5
19
f
f
UK
36
nicht messbar
17
SI:
28,5
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Massive vertikale Abrasion und Schlifffacetten an allen Zähnen
16 und 26 Elongation von ca. 2mm infolge Antagonisten-Verlust. Leichter
Eckzahnaußenstand von 33, Rückgang Zahnfleisch lingual 32 - 42 ca. 4mm.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Kariesfreies Lückengebiss
12 - 22 : Grad 0
Nur 11 und 21, beidseitig
Spitzfeilung halbhoch symmetrisch
Proband Nr.
27
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
T. S.
25 Jahre
K.
Bench
15 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
f
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
37
49
18
UK
33
49
14
SI:
28
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
keine
Kein Zahnstein.
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Keine Karies
12 - 22 : Grad 0
Alle vier Frontzähne beidseitig
Spitzfeilung symmetrisch
Proband Nr.
28
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
Z. M.
25 Jahre
K.
Bench
10 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
z
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
40
50
16
UK
37
50
15
SI:
30
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Neutralbiss beidseitig
Facetten an Uk Front
UK Front leichter Engstand, Verschachtelung von 31
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12, 11. 22 positiv 21 negativ (avital infolge Zahnfeilung)
Kariesfreies Gebiss mit einer Restwurzel 27
12 - 22 : Grad 0
Nur 11 und 21, beidseitig
Spitzfeilung symmetrisch
Proband Nr.
29
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
K. B.
55 Jahre
K.
Bench
20 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
f
z
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
f
f
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
36
47
21
f
UK
36
51
17
SI:
29
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Distalbiss mit protrodierten Schneidezähnen
Massive vertikale Abrasionen an allen Zähnen
Saggitale Stufe von 9mm
Vitalität:
Kariesbefund:
Lockerung:
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
12 - 22 positiv
Kariesfreies Lückengebiss mit zerstörter Restwurzel 17
12 und 22 : Grad 0 , 21 und 11 Grad 1
An allen vier Frontzähnen beidseitig
kombinierte Spitzfeilung halbhoch asymmetrisch
Proband Nr.
30
Name:
Alter:
Wohnort:
Stamm:
Alter bei Zahnfeilung:
Geschlecht:
A. F.
40 Jahre
K.
Bench
15 Jahre
weiblich
Zahnstatus:
f
c
f
18 17 16 15 14 13 12 11 21 22 23 24 25 26 27 28
48 47 46 45 44 43 42 41 31 32 33 34 35 36 37 38
f
z
Kiefer:
VZBB
HZBB
LO / LU
OK
40
50
20
f
f
UK
36
50
19
SI:
28,5
Bisslage:
Abrasion:
Besonderheiten:
Seitlich leichter Mesialbiss, frontaler Kopfbiss
Massive Abrasion an allen Zähnen
Diastemata zwischen 13 - 12 ca. 2mm; 12 - 11 ca. 1mm; 21 - 22 ca. 1mm; 22 - 23
Abstand 2mm.
Vitalität:
Kariesbefund:
12 - 22 positiv
Lückengebiss mit Karies an 17 od (1 Zahn) und zerstörter Restwurzel an 36
Lockerung:
12 - 22 : Grad 0
Zahnfeilung:
Feilungstyp:
An allen vier Frontzähnen beidseitig, in Komb. mit vertikaler Abrasion durch Kopfbiss
kombinierte Spitz u. Horizontalfeilung asymmetrisch
Anlage
Zahnbogenvermessung der Probanden
(Angaben in mm)
Tab. I:
Daten männlicher Bench-Probanden
Nr.
SI
LO
VZBB HZBB
1 30,00 15,00 41,00 52,00
3 29,00 19,00 37,00 48,00
4 28,00 18,00 37,00 48,00
5 29,00 20,00 40,00 51,00
7 30,00 17,00 40,00 52,00
9 36,00 23,00 41,00 54,00
14 29,00 17,50 39,00 50,00
16 31,00 20,00 37,00 46,00
17 37,00 17,00 41,00 53,00
18 30,50 20,50 41,00 50,00
19 28,00 14,00 42,00 52,00
23 29,00 15,00 39,00 50,00
Tab. II:
Daten männlicher Geesthachter-Prob.
Nr.
SI
LO
VZBB HZBB
1 32,70 20,20 41,60 52,00
5 30,00 17,20 38,40 48,80
6 30,20 18,20 37,50 47,30
7 30,00 18,00 38,10 47,10
8 28,00 18,20 37,00 47,00
11 33,40 21,10 41,90 51,10
12 29,00 19,10 37,00 47,20
16 29,00 20,00 37,00 46,00
30,54 18,00 39,58 50,50
2,93 2,64 1,78 2,32
30,29 19,00 38,56 48,31
1,86 1,33 2,04 2,15
SD
SD
Tab. III:
Daten weiblicher Bench-Probanden:
Nr.
SI
LO
VZBB HZBB
2 27,50 16,50 37,00 48,00
6 25,50 16,00 37,00 47,00
8 31,00 18,00 38,00 48,00
10 28,50 18,00 37,00 49,00
11 28,00 16,50 38,00 50,00
12 29,50 20,00 38,50 49,00
13 28,00 19,50 37,00 47,00
15 30,00 15,00 39,00 48,00
20 28,00 19,00 37,00 47,00
21 29,00 17,00 39,00 49,00
22 30,00 19,00 41,00 50,00
24 29,00 17,50 38,00 47,00
25 33,00 16,00 41,00 53,00
26 28,50 19,00 37,00 47,50
27 28,00 18,00 37,00 49,00
28 30,00 16,00 40,00 50,00
29 29,00 21,00 36,00 47,00
30 28,50 20,00 40,00 50,00
Tab. IV:
Daten weiblicher Geesthachter-Prob.
Nr.
SI
LO
VZBB HZBB
3 27,60 18,10 35,00 43,80
9 28,00 17,50 36,50 49,00
10 27,00 18,00 32,00 42,40
13 29,20 17,00 33,00 44,70
14 29,80 18,00 38,80 49,10
15 28,10 18,00 35,00 42,50
17 27,20 17,00 33,60 44,50
18 28,70 16,10 37,70 48,40
19 23,00 16,80 33,00 46,70
20 29,80 16,50 39,50 48,10
21 26,00 16,80 31,10 42,80
22 28,00 16,90 37,00 45,00
28,94 17,89 38,19 48,64
1,58 1,69 1,51 1,59
27,70 17,23 35,18 45,58
1,86 0,67 2,73 2,57
SD
SD
2
Anlage
Gaumenvermessung der Bench-Probanden
(Angaben in mm)
Tab. V: Männliche Probanden: Bench
Proband
Nr.
Volumen
in cm³
1
3
4
5
7
9
14
16
17
18
19
23
8,90
16,70
Keine Messung möglich
10,00
20,10
8,60
15,00
Keine Messung möglich
10,40
17,30
8,50
16,90
8,20
15,50
Keine Messung möglich
Keine Messung möglich
6,00
14,50
8,50
15,60
8,64
1,32
SD
Gaumenhöhe
in mm
16,45
1,77
Anteriorer
Winkel in Grad
37
Seitenwinkel Seitenwinkel
rechts in Grad links in Grad
27
38
32
28
51
54
50
58
48
48
48
34
44
55
54
54
54
52
52
29
31
49
35
49
47
36
47
33,13
4,64
45,00
8,77
48,00
8,40
40
31
Tab. VI: Weibliche Probanden: Bench
Proband
Nr.
Volumen
in cm³
2
6
8
10
11
12
13
15
20
21
22
24
25
26
27
28
29
30
SD
Gaumenhöhe
in mm
Anteriorer
Winkel in Grad
Seitenwinkel Seitenwinkel
rechts in Grad links in Grad
10,00
9,00
6,50
8,10
10,10
7,60
10,20
9,60
9,80
8,10
9,50
7,50
8,80
10,30
8,40
8,60
6,70
11,80
17,40
16,10
15,00
18,00
18,60
17,00
17,40
17,00
19,40
15,80
17,20
16,60
18,40
18,30
17,00
15,40
15,50
20,10
36
48
28
37
45
35
40
39
40
35
33
35
42
39
35
34
43
38
48
50
31
49
52
51
49
43
46
58
45
54
46
59
56
44
49
54
52
48
50
50
48
50
45
38
49
50
45
45
43
59
50
38
43
53
8,92
1,38
17,23
1,40
37,89
4,74
49,11
6,48
47,56
5,18
3
Anlage
Gaumenvermessung der Geesthachter Probanden
(Angaben in mm)
Tab. VII: Männliche Probanden: Geesthacht
Proband
Nr.
Volumen
in cm³
1
5
6
7
8
11
12
16
20
SD
Gaumenhöhe in Anteriorer
mm
Winkel in Grad
Seitenwinkel Seitenwinkel
rechts in Grad links in Grad
14,20
10,20
8,10
11,10
9,10
10,10
12,00
11,50
8,20
18,40
17,20
18,30
20,00
16,00
17,10
19,00
17,40
16,40
57
58
48
66
45
41
46
51
41
68
56
58
64
53
57
60
56
54
65
60
60
63
49
55
63
60
58
10,50
1,95
17,76
1,28
50,33
8,49
58,44
4,85
59,22
4,84
Tab. VIII: Weibliche Probanden: Geesthacht
Proband
Nr.
Volumen
in cm³
3
9
10
13
14
15
17
18
19
21
22
SD
Gaumenhöhe in Anteriorer
mm
Winkel in Grad
Seitenwinkel Seitenwinkel
rechts in Grad links in Grad
9,50
8,30
8,40
8,00
7,60
8,50
6,70
10,00
7,50
6,70
10,00
19,00
12,50
14,00
16,10
15,00
16,20
12,00
13,50
14,00
12,80
15,40
64
61
52
54
42
44
48
52
46
57
56
61
61
55
54
47
56
55
62
48
60
60
68
60
56
54
47
56
58
60
49
67
60
8,29
1,17
14,59
2,03
52,36
6,96
56,27
5,18
57,73
6,47
3
Anlage
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Dissertation selbständig verfasst und
keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.
Die Dissertation ist bisher keiner anderen Fakultät und keiner anderen
wissenschaftlichen Einrichtung vorgelegt worden.
Ich erkläre, dass ich bisher kein Promotionsverfahren erfolglos beendet habe und
dass eine Aberkennung eines bereits erworbenen Doktorgrades nicht vorliegt.
Datum
Unterschrift
4
Anlage
Danksagung
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Thomas Koppe, Oberassistent am
Institut für Anatomie und Zellbiologie der Universitätsmedizin Greifswald, für die
persönliche Betreuung dieser Arbeit sowie die wertvollen Anregungen und
Hinweise bei der Bearbeitung der Daten.
Herrn Prof. Dr. Karlhans Endlich, Direktor des Instituts für Anatomie und
Zellbiologie der Universitätsmedizin Greifswald, danke ich für die Möglichkeit,
diese Arbeit im Institut fertigstellen zu können.
Ein ebenfalls großer Dank gilt Dr. Roland Garve, der die Abdrücke in Äthiopien
vorgenommen und für diese Arbeit zur Verfügung gestellt hat. Ebenso danke ich
ihm für die hilfreichen Diskussionen des Themas und die zahlreichen
Informationen, die ich dazu erhalten habe.
Herrn Kristian Cabanis (Deutsche Lufthansa AG) danke ich für die Organisation der
Expedition zu den Bench und die Unterstützung bei der Datenerfassung der
Probanden in Äthiopien.
Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer (Greifswald) und Prof. Dr. Jochen Fanghänel
(Regensburg) danke ich für die Beratung bei der Erstellung dieser Arbeit.
Dem Dental- Labor Heinz Dreyer aus Boizenburg danke ich für Anfertigung der
Gipsmodelle.
Nicht zuletzt möchte ich meinem Vater, Dr. Horst Garve, danken, der mir großartig
bei der Literaturrecherche half und stets für Diskussionen offen war.
5
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