Theoretische Informatik 1 Logische Grundlagen der Informatik 24. Oktober 2002 Termin der Mittsemesterklausur: Samstag, der 14.12.2002 im Audimax von 9:00 bis 12:00 Uhr Einlass ab 8:30 1. Mengenlehre 1.1 Der Begriff der Menge Definition 1.2 Mengenalgebra Rechnen mit Mengen 1.3 Korrespondenzen, Relationen, Abbildungen Begriffe für Beziehungen 1.4 Zahlen Beispiele für Begriffsbildung 1.5 Wörter 1 1.6 Sprachen Stufenaufbau 2 Mengenalgebra 1. konkrete Relationen/Operationen auf Mengen Inklusion Durchschnitt, Vereinigung, echte Inklusion Komplement Ausgangspunkt: ein unendlicher Vorrat E an Objekten Jedes Objekt hat “Stufe 0” und ist noch keine Menge Schreibweise: a,b,c,d,..... 2. Eigenschaften von Relationen und Operationen Mengen 1. Stufe enthalten nur Objekte 0. Stufe als Elemente Schreibweise: M,N,K,L, .... Mengen 2. Stufe enthalten nur Mengen 1. Stufe als Elemente Schreibweise: Mengen (n+1)-ter Strufe enthalten nur Mengen n-ter Stufe als Elemente Schreibweise: M(n), N(n), ..., reflexiv,irreflexiv,transitiv, symmetrisch,asymmetrisch antisymmetrisch kommutativ,assoziativ, absorbierend, distributiv 3. abstrakte algebraische Strukturen reflexive Halbordnung irreflexive Halbordnung Äquivalenz Verband, distributiver Verband 3 4 Verbände Beziehung Verband-Halbordnung Für Mengen gilt: M M Ein Paar , von Operationen auf einer Menge M heißt Verband, wenn beide Operationen kommutativ, assoziativ und gegenseitig absorbierend sind, also für alle x,y und z gilt: 1a) x 1b) x 2a) x 2b) x 3a) x 3b) x y=y x y=y x (y z) = (x (y z) = (x (x y) = x (x y) = x y) y) N genau dann, wenn M N genau dann, wenn M N=M N=N Diese Beziehung kann auf beliebige Verbände verallgemeinert werden. z z Beispiele: , min,max ggT,kgV kein Verband: +,• min, + +,+ Wenn außerdem beide Operationen gegenseitig distributiv ist, 5 sprechen wir von einem distributiven Verband Seien , Operationen, die einen Verband bilden. Wir definieren zu diesen Operationen eine Relation wie folgt: x y (genau dann) wenn x y = x Beispiele: min,max Behauptung: ggT,kgV ist reflexive Halbordnung Teilbarkeit 6 1 Beweis Die andere Richtung 1. reflexiv: (zu zeigen: für alle a ist a a) a = a (a b) (Absorption) also: a a = a (a (a b) ) (Schnitt mit a) also: a a = a (a c) (mit c = a b) also: a a = a (Absorption) also: a a w.z.b.w. (Def. ) 2. transitiv (zu zeigen: für alle a,b,c: wenn a b und b c, so a c) a c = (a b) c (1. Voraussetzung c ) also: a c = a (b c) (Assoziativität) also: a c = a b (2. Voraussetzung) also: a c = a (1. Voraussetzung) 3. antisymm. (zu zeigen: für alle a,b: wenn a b und b a, so a=b) a=a b (1. Voraussetzung) also: a = b a (Kommutativität) 7 also a = b (2. Voraussetzung) Sei haben: zu jedem Verband kann eine Halbordnung konstruiert werden Frage: kann zu einer Halbordnung ein Verband konstruiert werden? Antwort: nicht immer – eine Halbordnung, die aus einem Verband konstruiert wird, hat eine zusätzliche Eigenschaft – die Existenz größter unterer Schranken sowie kleinster oberer Schranken. 8 Schranken Halbordnung Verband eine reflexive Halbordnung. Seien x,y Elemente. Sei eine reflexive Halbordnung mit der Eigenschaft, daß je zwei Elemente immer eine kleinste obere und eine größte untere Schranke besitzen. s heißt obere Schranke von x und y falls x s und y s s heißt untere Schranke von x und y falls s x und s y ! Definiere a b = größte untere Schranke von a und b a b = kleinste obere Schranke von a und b " s heißt kleinste obere Schranke von x und y falls für jede Schranke s’ von x und y gilt: s s’ s heißt größte untere Schranke von x und y falls für jede Schranke s’ von x und y gilt: s’ s Für Mengen M und N ist, bzgl. Inklusion, M N die kleinste obere Schranke und M N die größte untere Schranke. In beliebigen Verbänden ist a b die kleinste obere und a b die größte untere Schranke bzgl. ! " Behauptung: , bilden einen Verband (Englisch: Verband = lattice; Operationen glb,lub) {a,b,c} {a,b} 9 Null- und Einselement {a,c} {a} 10 Null und Eins sind eindeutig Im Mengenverband gilt für alle Mengen M: 1a) Ø 2a) Ø $ # M =Ø M =M 1b) E 2b) E # $ Satz: In jedem Verband gibt es höchstens ein Null- und höchstens ein Einselement M =M M =E Ein beliebiger Verband heißt Verband mit Null und Eins, falls es ein Element n und ein Element e so gibt, daß für alle x: 1. n x = n, 2. e x = x 3. n x = x und 4. e x = e Beweis: Angenommen, n und n’ sind Nullelemente. Dann n = n n’ (Def. Nullelement für n) also n = n’ n (Kommutativität) also n = n’ w.z.b.w (Def. Nullelement für n’) n wird Nullelement, e wird Einselement genannt Der Beweis für Einselemente wird analog geführt ! " " ! 11 ! ! 12 2 komplementäre Verbände % Die Verbandsbegriffe & Im Mengenverband gilt für alle Mengen M: 1. M M = Ø und 2. M M = E Verband Verband mit Null und Eins ' ( Ein Verband, in dem eine Operation definiert ist und für alle x gilt: x x = n und x x = e, heißt komplementärer Verband distributiver Verband komplementärer Verband Ein distributiver komplementärer Verband mit Null und Eins heißt Boolesche Algebra Beispiel 1: Mengenverband Beispiel 2: {wahr, falsch} mit und, oder und nicht Boolesche Algebra 13 14 Zurück zu Mengen Mengenbeweise 1. Variante (immer einfach): Rückgang auf Definitionen % & Für alle Mengen M, N und L gilt: M M=M M M=M (idempotent) M N M M M N M N und M L genau dann, wenn M N L M L und N L genau dann, wenn M N L Wenn M N,so M L N L und M L N L (monoton) M=M M N =M N (de Morgansche Formeln) M N =M N M N genau dann, wenn M N = Ø M N genau dann, wenn M N = E ) % ) ) ) ) % ) % ) ) ) % & ) & ) & % ) % & & ) & % Beweisverpflichtungen M N Annahmen x∈M Beweisverpflichtungen Annahmen Beweisverpflichtungen M=N Annahmen Beweisverpflichtungen & (alle Eigenschaften gelten in beliebigen Booleschen Algebren) Mengenbeweise + + N , L) , , , , , , , , , Beispiel: (M N und M L genau dann, wenn M + , , 1. Sei M N und M L, also M N = M und M L = M Wegen früherer Aussage ist M = M M = (M N ) (M L). Mit Assoz. und Kommut. ist M = (M M) (N L). Daraus folgt nach früherer Aussage: M = M (N L). Also ist M N L. 2. Sei M N L, also M = M (N L). Mit Assoz. ist M = (M N) L und nach früherer Aussage: (M N) L (M N) Wenn aber M (M N) und (M N) M (selbe frühere Aussage), dann ist wegen Antisymm. M = (M N), also M N. Analog zeigt man M L. 17 w.z.b.w. + , + , , + , + , , , , , , + , + * N , N * M 16 Differenzen 2. Variante (oft trickreich): Herleitung aus bekannten Beziehungen (z.B. Verbandseigenschaften) + x∈N M 15 + * Annahmen Seien M und N Mengen. Die Differenz M \ N von M und N ist die Menge M \ N = { x | x ∈M und x ∉ N }. Die symmetrische Differenz M ∆ N von M und N ist die Menge M ∆ N = { x | entweder x ∈M oder x ∈N} , + M\N M∆N 18 3 Eigenschaften M\N=M - M ∆ N = (M = (M N M = E \ M, M \ Ø = M . M N genau dann, wenn M \ N = Ø - Gruppen - N) / ( M - N) / N) \ ( M - N) Eine Menge mit einer zweistelligen assoziativen Operation o heißt Halbgruppe. =N∆M (kommutativ) (M ∆ N) ∆ K = M ∆ (N ∆ K) (assoziativ) M∆Ø=M (Ø ist Nullelement) Wenn M N = Ø, dann M ∆ N = Ø genau dann, wenn M = N M \ N = M und N \ M = N M - (N ∆ K) = (M - - N) ∆ (M K) (distributiv) 19 Beispiele für Halbgruppen und Gruppen - Wenn eine Halbgruppe ein neutrales Element n (n o x = x o n = x für alle x) und jedes x ein inverses Element x-1 besitzt (d.h. x o x-1 = x o x-1 = n), so nennen wir sie Gruppe. Ist die Gruppenoperation kommutativ, sprechen wir von einer kommutativen Gruppe oder einer Abelschen Gruppe. 20 Allgemeine Algebren, abstrakte Algebren Allgemeine Algebren bestehen aus: / Halbgruppen: 1. Mengen mit (neutral: E) 2. Mengen mit (neutral: Ø) 3. nat. Zahlen mit + (neutral: 0) Gruppen: Eine Menge mit einer zeistelligen assoziativen und kommutativen Operation o heißt kommutative Halbgruppe. 1. Mengen mit ∆ (neutral: Ø , M-1 = M) 2. ganze Zahlen mit + (neutral: 0, x-1 = - x) 3. reelle Zahlen ohne 0 mit • (neutral: 1, x-1 = 1/x) (Datentyp) 1. Einer oder mehreren Mengen 2. Auf diesen Mengen definierten Operationen (0 bis m) 3. Auf diesen Mengen definierten Relationen (0 bis n) Beispiele: [N ; + , • ; <] [ ; , ; ] 0 1 23 Abstrakte Algebren bestehen aus (abstrakter Datentyp) Einem oder mehreren Symbolen für Mengen Symbolen für Operationen Signatur Symbolen für Relationen Aussage(formen) über den Symbolen Axiome (Eigenschaften und Beziehungen) Beispiele: Refl. Halbordnung, Gruppe, Verband 1. 2. 3. 4. 21 22 allgemeine(r) Durchschnitt/Vereinigung Sei 4 Seien ein Mengensystem. 4 14 4 Die allgemeine Vereinigung von 4 ( 2 4 ) ist definiert durch 2 4 = { x | es gibt ein M: M ∈4 und x ∈ M} 14 Der allgemeine Durchschnitt von ( ) ist definiert durch = { x | für alle M gilt: wenn M ∈ , so x ∈ M} Wenn 4 Stufe n+1 hat, so haben 14 und 24 Stufe n ! 23 4 und 5 Eigenschaften Mengensysteme. 2. 2 Ø 1 Ø =E 3. ( 2 4 ) 1 N = 2 {M 1 N | M ∈ 4 } 4. ( 1 4 ) 1 ( 1 5 ) = 1 (4 2 5 ) 5. ( 2 4 ) 2 ( 2 5 ) = 2 (4 2 5 ) 6. ( 1 4 ) = 2 {M | M ∈ 4 } 1. (2) (2) = Ø(1) 24 4 Potenzmenge Eigenschaften 6 Sei M eine Menge. Die Potenzmenge (M) ist das System aller Teilmengen von M, also (M) = { N | N M} 6 7 Hat M die Stufe n, so hat 6 6 (Ø(1)) = {Ø(1)} 1. 6 2. (E) = 3. M (M) die Stufe n+1 ! 4. 5. 6. 25 6 7 8 N genau dann, wenn : ; (M) < ; ; (M = N) = ; (M) = ; P(M) > {Ø} < ; (M) (M 9 N) 6 (M) 7 6 (N) (N) (N) 26 5