Elektrische und magnetische Felder

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06.12.2011
17:37 Uhr
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Elektronische Fassung - Ausdruck nur zum persönlichen Gebrauch.
Elektrische und
magnetische Felder
Strom im Alltag
2. Ausgabe 2011
Druckexemplar erhältlich beim Verlag unter www.ew-online.de
Elektronische Fassung - Ausdruck nur zum persönlichen Gebrauch.
Elektrische und
magnetische Felder
Strom im Alltag
Ausgabe 2011
Herausgegeben von der
Forschungsstelle für Elektropathologie, München
EW Medien und Kongresse GmbH
Frankfurt am Main | Berlin | Essen
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Elektronische Fassung - Ausdruck nur zum persönlichen Gebrauch.
Herausgeber
Forschungsstelle für Elektropathologie
Senftenauer Staße 171
80689 München
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2. Ausgabe 2011
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ISBN 978-3-8022-0888-1
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Vorwort
Wohl niemand wird ernsthaft bestreiten wollen,
dass Strom ein nicht wegzudenkender Teil unseres modernen Lebens ist. Keine andere Energie
ist so universell einsetzbar und kaum etwas ist
uns im alltäglichen Leben so selbstverständlich
wie die Zuverlässigkeit der Stromversorgung.
Wann haben Sie zum letzten Mal darüber nachgedacht, wie der Strom in die Steckdose” kommt?
“
Welche Infrastruktur dahinter steht, Strom überall und jederzeit verfügbar zu halten? Vielleicht,
als Sie Schlagzeilen wie diese gelesen haben:
Smog aus der Steckdose”, Krank durch Strom”,
“
“
Experten raten: Keine Panik”, Leben im Elek“
“
troland”, Nur Schall und Rauch oder ernstes
“
Risiko” – Strom ist zum Medienthema geworden.
Genauer: die elektrischen und magnetischen Felder, die naturgesetzlich mit Erzeugung, Transport und Nutzung von Strom verbunden sind.
Gerade durch die jetzige Neuorientierung bei
der elektrischen Energieerzeugung, insbesondere der vermehrten Windkraftnutzung in den
Küstenregionen und Offshore, entsteht der
Strom in zunehmend größeren Abständen zum
Verbraucher. Für den verlässlichen Transport ist
damit der Neu- und Ausbau von mehreren 1000
km Höchstspannungsleitungen eine Notwendigkeit und bringt das Felderthema abermals in
verstärktem Umfang in die Öffentlichkeit.
Wenn die öffentliche Diskussion ein Thema entdeckt, ist nicht gesichert, dass dem Informationsbedürfnis der Bevölkerung auch ausreichend
entsprochen wird. Wo nur die Story” interes“
siert oder der spektakuläre Fall”, bleibt die
“
Sachinformation oft auf der Strecke. Diese Broschüre hakt genau an diesem Punkt ein: sachliche Information zu liefern, Hintergründe
deutlich zu machen, auch einmal in die Tiefe zu
gehen, ist ihre Aufgabe und ihre Absicht.
werden: Feld ist nicht gleich Feld. Die niederfrequenten Felder der allgemeinen Stromversorgung verhalten sich anders als die hochfrequenten Felder von Radio- und Fernseh- oder
Mobilfunksendern. Solche Unterscheidungen
sind sehr wichtig, wenn man wirklich beurteilen will, wo die Forschung heute steht, welche
Fragen bereits beantwortet sind und welche noch
untersucht werden.
Es ist keine einfache Aufgabe, den derzeitigen
Kenntnisstand über mögliche Wirkungen elektrischer und magnetischer Felder in unserem Alltag so zusammenzufassen, dass der interessierte
Laie wie etwa der Nicht-Physiker oder NichtMediziner damit etwas anfangen kann. Die Materie ist kompliziert, die zum Verständnis erforderlichen Grundkenntnisse sind vielseitig. Die
“
Wahrheit ist selten rein und niemals einfach”,
fand der Schriftsteller Oscar Wilde vor mehr als
100 Jahren. Für Fragen wie Gefährden elektri“
sche und magnetische Felder unsere Gesundheit?”
ist dies unbedingt beachtenswert.
Die Forschungsstelle für Elektropathologie fördert seit Jahrzehnten Studien, in denen mögliche Wirkungen elektrischer und magnetischer
Felder umfassend und unvoreingenommen
untersucht werden, um erforderlichenfalls Hinweise auf Gegenmaßnahmen für Betreiber elektrischer Anlagen und Geräte geben zu können.
Nur wissenschaftliche Forschung kann uns hier
weiterbringen – gleichgültig, wie die Ergebnisse
schließlich aussehen. Was wir brauchen, ist eine
sachliche Information der Bevölkerung, die
Ängste ernst nimmt, aber auch zeigt, dass
Ängste nicht mit Erkenntnissen verwechselt
werden dürfen. Dazu will diese Broschüre beitragen.
Dabei beschränken wir uns bewusst auf die niederfrequenten Felder der allgemeinen Stromversorgung, von denen wir ständig in unserem
Alltag umgeben sind. Damit soll auch deutlich
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Inhalt
1.
Elektrische und magnetische Felder.................................................................................. 6
Was ist ein Feld?..............................................................................................................................
6
Natürliche Felder.............................................................................................................................
7
Technische Felder.............................................................................................................................
8
Niederfrequente Felder................................................................................................................... 10
2.
Felder in der Stromversorgung ........................................................................................... 11
3.
Von Menschen und Feldern.................................................................................................. 18
Die Wahrnehmbarkeit von Feldern............................................................................................... 19
4.
Felder und Gesundheit............................................................................................................ 20
Wirkung auf den Gesamtorganismus von Mensch und Tier........................................................ 21
Wirkungen auf Zellverbände, einzelne Zellen und ihre Bestandteile......................................... 23
Epidemiologische Untersuchungen................................................................................................ 24
Wirkung auf implantierte Herzschrittmacher............................................................................... 27
5.
Stand der Forschung................................................................................................................ 28
IRPA 1990/1993................................................................................................................................ 28
ICNIRP............................................................................................................................................... 28
NRC .................................................................................................................................................. 29
SSK.................................................................................................................................................... 30
IARC.................................................................................................................................................. 30
6.
Richtwerte – Grenzwerte – Normen.................................................................................. 31
7.
Glossar........................................................................................................................................... 34
Elektrische Größen.......................................................................................................................... 34
Von Nano bis Giga........................................................................................................................... 34
8.
Weiterführende Literatur....................................................................................................... 35
Allgemeines..................................................................................................................................... 35
Felder im Bereich der Elektrizitäts-Versorgung und -Anwendung.............................................. 35
Normen............................................................................................................................................ 36
Weiterführende Informationen und Literatur im Internet.......................................................... 36
Organisationen, die sich mit Wirkungen elektromagnetischer Felder befassen........................ 36
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1. Elektrische und magnetische Felder
Was genau die Begriffe elektrisches Feld” oder magnetisches Feld” bedeuten, ist
“
“
wissenschaftlich wohl definiert, aber trotzdem ausgesprochen unanschaulich. Für
die Wahrnehmung elektrischer oder magnetischer Felder besitzt der Mensch kein
Sinnesorgan. Wir müssen uns daher mit Messgeräten und mit indirekten, über
Experimente vermittelten Erfahrungen begnügen. Einen guten Teil ihrer Brisanz
gewinnt die Diskussion um mögliche Auswirkungen elektrischer, magnetischer und
elektromagnetischer Felder gerade daraus, dass solche Felder unsichtbar, buchstäblich unfassbar” sind.
“
Was ist ein Feld?
In Physik und Technik wird der Begriff Feld”
“
generell dazu benutzt, Zustände und Wirkungen im Raum zu beschreiben. Ein alltägliches
Beispiel für das Vorhandensein elektrischer Felder sind die Bildschirme von Computern oder
Fernsehgeräten, die den Staub anziehen, weil
sie elektrisch geladen sind. Ein jedem bekanntes Beispiel für die Wirkung eines magnetischen
Feldes ist die Ausrichtung der Kompassnadel in
Nord-Süd-Richtung.
Ein wesentlicher Erklärungsansatz für Entstehung und Wirkung solcher Felder findet sich
in der Theorie vom Elektromagnetismus, die
im 19. Jahrhundert von James Clerk Maxwell
(1831-1879) entwickelt und mit den so genannten Maxwellschen Gleichungen vollständig dargestellt wurde. Die Theorie geht von der experimentellen Beobachtung aus, dass zwischen
elektrischen Ladungen eine Kraft wirkt, also
Ladungen sich gegenseitig in ihrer näheren Umgebung beeinflussen. Maxwells Gleichungen,
die elektrische und magnetische Erscheinungen
miteinander verknüpfen, ermöglichen eine genaue Bestimmung der Stärke und Richtung
dieser Kraft.
Es gibt zwei Formen dieser Kraft. Die elektrostatische Kraft geht von ruhenden elektrischen
Ladungen aus. Die magnetische Kraft tritt auf,
wenn sich Ladungen bewegen, beispielsweise
Elektronen in einem elektrischen Leiter. Zur Beschreibung dieser Kräfte und ihrer räumlichen
Verteilung, haben Physiker und Mathematiker
den Begriff Feld” geprägt. Sie sprechen allge“
mein von Kraftfeldern oder im speziellen von
elektrischen und magnetischen Feldern.
Felder können mit Hilfe der schematischen Darstellung ihrer Kraftlinien anschaulich gemacht
werden. An jedem beliebigen Punkt im Raum
wird dadurch die Richtung der Kraft erkennbar,
die auf eine Ladung an diesem Punkt wirkt.
6
Elektrische Feldlinien zweier Leiter
mit entgegengesetzter Ladung
Magnetische Feldlinien um einen
stromdurchflossenen Leiter
Magnetische Feldlinien weisen in die Richtung,
in die unter ihrem Einfluss ein kleiner Magnet
(wie eine Kompassnadel) ausgerichtet wird. Die
Dichte der Feldlinien ist ein Maß für die Kraft.
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Natürliche Felder
Elektrische und magnetische Felder sind keine
Erfindung des Menschen. Das von der Kompasswirkung her bekannte Erdmagnetfeld und das
bei Gewittern in Erscheinung tretende elektrische Feld sind allgemein bekannte Beispiele für
natürliche Felder, die seit jeher Bestandteil der
Umwelt des Menschen sind. In ihren Eigenschaften unterscheiden sie sich allerdings von den
meisten technischen Feldern. Das Erdmagnetfeld ist ein nahezu konstantes Gleichfeld. Es
ändert seine Stärke und Richtung nur geringfügig, in Abhängigkeit von Ort, Tages- und Jahreszeit. In Deutschland liegt seine durchschnittliche Feldstärke bei 36 Ampere pro Meter (A/m)
entsprechend einer Flussdichte von 45 Mikrotesla (µT) (zu den Maßeinheiten siehe auch
Glossar auf S. 34).
An der Erdoberfläche existiert zudem ein natürliches elektrisches Gleichfeld, dessen Stärke bestimmt wird von Blitzentladungen gegen Erde,
der ionisierenden Wirkung kosmischer Strahlung auf höhere Luftschichten (Ionosphäre) und
von Luftbewegungen in der Atmosphäre. Dieses
Feld besteht also zwischen den Gegenpolen
Ionosphäre und Erde und erreicht bei normalen
Wetterbedingungen bis zu 0,5 Kilovolt pro Meter (kV/m). Unter einer Gewitterwolke über
ebenem Gelände kann das natürliche Gleichfeld
Orientierungshilfe Magnetkompass: Ein horizontal
beweglicher Magnet richtet sich unter dem Einfluss des
Erdmagnetfeldes auf den Nordpol aus.
bis auf 20 kV/m anwachsen. Über Bodenerhebungen, an den Spitzen hoher Bäume oder an
Turmspitzen können sogar noch weit höhere
Werte auftreten.
Elektrische und magnetische Felder sind seit jeher Bestandteil unserer natürlichen Umwelt.
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Seeleute kennen seit Jahrhunderten ein daraus
entstehendes, lange Zeit rätselhaftes Phänomen: das Elmsfeuer, eine Leuchterscheinung an
den Mastspitzen ihrer Schiffe. Ursache des Elmsfeuers ist eine hohe, luftelektrische Spannung,
wie sie sich zum Beispiel bei gewittrigen Wetterlagen einstellt.
Blitz und Donner – elektrische Entladungen aus einer
Gewitterwolke.
Technische Felder
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat die vielfältige Nutzung elektrischer Energie technische
Felder zu einem fast allgegenwärtigen Bestandteil unserer Umwelt gemacht, neben den natürlichen Feldern. Weil technische Systeme zumeist
Wechselspannungen und Wechselströme nutzen,
ändern auch die dazugehörigen Felder periodisch Richtung und Stärke.
pelt auf und können dann nicht mehr unabhängig voneinander betrachtet werden. Diese
Felder können in Form von elektrischer Strahlung durch den Raum transportiert werden, wie
beispielsweise beim Radio oder dem Licht. Deshalb ist in diesem Hochfrequenzbereich – aber
eben auch nur hier – der Ausdruck elektromag“
netisches” Feld physikalisch zutreffend.
Die Anzahl der periodischen Schwingungen pro
Sekunde, ihre Frequenz, wird in der Einheit
Hertz (Hz) gemessen. In Europa beträgt die Frequenz der öffentlichen Stromversorgung 50 Hz
(die Deutsche Bahn verwendet 16 2/3 Hz), in
Nordamerika, Teilen von Japan und in einigen
anderen außereuropäischen Ländern 60 Hz.
Oberhalb der Frequenz des sichtbaren Lichts
kommt ein weiterer physikalischer Effekt zusätzlich ins Spiel: Der Quantencharakter des
elektromagnetischen Feldes, der ionisierende
Wirkungen im Körper erzeugt und deshalb
wann immer möglich auf ein Minimum reduziert werden muss. Derartige Effekte gibt es im
Nieder- und Hochfrequenzbereich bis hin zum
Licht prinzipiell nicht, weshalb hier auch zusammenfassend von den nicht-ionisierenden Feldern gesprochen wird.
Es werden jedoch auch elektrische und magnetische Felder mit sehr viel höheren Frequenzen
genutzt. Funkwellen zur Übertragung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen oder Mikrowellen sind dafür nur einige Beispiele. Das Spektrum
der technischen Felder reicht von Gleichfeldern
der Frequenz 0 Hz, bei Straßenbahnen beispielsweise, und von den niederfrequenten Feldern
der Energietechnik über die Funkwellen bis hin
zu Röntgen- und Gammastrahlen im Frequenzbereich oberhalb von 1015 Hz (1.000.000 GHz).
Alle diese Felder, natürliche wie technische, sind
Teil des so genannten elektromagnetischen Spektrums. Das sichtbare Licht der Sonne oder einer
Glühbirne gehört ebenso dazu wie die unsichtbare Infrarotstrahlung oder die sehr energiereiche Röntgen- und Gammastrahlung. Der entscheidende Unterschied liegt in der Frequenz. Im
Frequenzbereich oberhalb von etwa 30 kHz
treten elektrisches und magnetisches Feld gekop-
8
Viele Stoffe absorbieren einen Teil der Energie
von Hochfrequenzfeldern und erwärmen sich
dabei. Dieser Effekt wird bei Trockenöfen, Mikrowellenherden und in der medizinischen Therapie genutzt. Bei Arbeiten beispielsweise unmit-
FAZIT:
Für niederfrequente Felder gilt:
• Ursache des elektrischen Feldes ist die
Spannung; das elektrische 50-Hz-Feld
wird nicht von der Stromstärke bestimmt.
• Ursache des Magnetfeldes ist der
fließende Strom, das 50-Hz-Magnetfeld ist
daher un- abhängig von der Spannung.
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telbar an Antennenanlagen leistungsstarker
Fernseh- oder Rundfunksender muss sichergestellt sein, dass die Monteure gegen unzulässige
Erwärmung durch Hochfrequenzfelder geschützt werden.
Niederfrequente Felder, wie sie etwa bei der
Elektrizitätsversorgung vorkommen, bilden sich
nur in der unmittelbaren Nähe spannungs- bzw.
stromführender Leiter aus. Sie können, weil elek-
trisches und magnetisches Feld voneinander unabhängig sind, getrennt betrachtet werden.
Niederfrequenzfelder werden im Gegensatz
zu Hochfrequenzfeldern nicht abgestrahlt”
“
und wirken sich daher nur im unmittelbaren
Bereich des Stromleiters aus. Nennenswerte
Erwärmung oder ionisierende Wirkungen werden bei Organismen durch Niederfrequenzfelder auf Grund physikalischer Gesetzmäßigkeiten nicht verursacht.
Je nach der Frequenz eines Feldes muss seine potenzielle Wirkung auf lebende Organismen sehr unterschiedlich bewertet
werden – eine wichtige Unterscheidung, die in der öffentlichen Diskussion um Feldeinwirkungen auf die menschliche
Gesundheit nicht immer genügend beachtet wird.
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Niederfrequente Felder
Niederfrequente Felder, die bei vielen Anwendungen im Haushalt oder in der Energieversorgung auftreten, haben andere physikalische
Eigenschaften als hochfrequente Felder etwa
von Funksendern. Die Eigenschaften der niederfrequenten Felder werden im Folgenden näher
beschrieben.
Elektrische Felder
Jede elektrische Ladung und damit jeder spannungsführende Leiter ist von einem elektrischen
Feld umgeben, dessen Richtung und Stärke mit
Feldlinien dargestellt werden können.
Die elektrischen Feldlinien führen definitionsgemäß von einer positiven zu einer negativen Ladung. Dies ist der Weg, dem ein frei beweglicher
Ladungsträger folgen würde. Die Dichte der Feldlinien ist ein Maß für die elektrische Feldstärke
E. Sie wird in V/m oder kV/m angegeben.
Die unten stehende Abbildung (a) zeigt ein inhomogenes elektrisches Feld: Mit wachsendem
Abstand vom Leiter nimmt die Dichte der Feldlinien und damit die Feldstärke ab. In einem
homogenen Feld (Abbildung b) ist dagegen die
Feldstärke überall gleich.
Leitfähige Gegenstände wie Bäume, Büsche und
Gebäude beeinflussen das elektrische Feld. Das
Innere eines leitfähigen Gegenstandes oder Körpers ist feldfrei (Prinzip des Faraday’schen Käfigs). Eine leitfähige Umhüllung kann also ein
elektrisches Feld abschirmen. Die Leitfähigkeit
der meisten Baustoffe ist ausreichend, um ein
von außen wirkendes elektrisches Feld im Inneren eines Gebäudes auf vernachlässigbar geringe Werte herabzusetzen.
Magnetische Felder
Magnetfelder treten nur bei der Bewegung elektrischer Ladungen auf, also dann, wenn elektrischer Strom fließt. Niederfrequente Magnetfelder durchdringen nahezu unbeeinflusst die
meisten Materialien. Eine großräumige Abschirmung ist technisch, wenn überhaupt, nur mit
großem Aufwand realisierbar.
Magnetische Feldlinien sind geschlossene Linien, die im Bild (Seite 6, unten) als Kreise um den
stromdurchflossenen Leiter dargestellt sind.
Auch hier zeigt die Feldliniendichte die Abnahme der Feldstärke mit zunehmendem Abstand
vom Leiter an.
Die Magnetfeldstärke H wird in A/m angegeben.
Meist wird zur Charakterisierung des Magnetfeldes statt der Feldstärke H die Flussdichte B mit
der Einheit Tesla (T) herangezogen. Da 1 Tesla
eine sehr große Maßeinheit ist, sind Teiler wie
zum Beispiel Millitesla (mT) oder Mikrotesla (µT)
üblich, dies bedeutet:
0,001 T = 1 mT
0,000001 T = 1 µT
a) Inhomogenes elektrisches Feld
b) Homogenes elektrisches Feld
10
Fließen elektrische Ladungen (Strom I im Leiter), entsteht immer ein Magnetfeld, hier sichtbar gemacht durch Eisenfeilspäne.
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2. Felder in der Stromversorgung
Aus technischen und wirtschaftlichen Gründen ist es vorteilhaft, den überwiegenden Teil des benötigten Stroms in großen Kraftwerken zu erzeugen und ihn dann
über ein Netz von Hochspannungsleitungen zu den Verbrauchszentren zu transportieren. Die weitere Verteilung erfolgt über ein Netz von Mittel- und Niederspannungsleitungen bis zum Endverbraucher.
Niederfrequente 50-Hz-Felder gibt es in unserem
Alltag überall dort, wo elektrischer Strom erzeugt, transportiert, umgespannt oder genutzt
wird.
Die wichtigsten Quellen von niederfrequenten
Feldern sind:
•
•
•
•
•
Generatoren
Freileitungen
Kabel
Transformatoren
elektrische Arbeits- und Haushaltsgeräte
Mit der steigenden Nachfrage nach elektrischer
Energie wurde es notwendig, immer höhere
Spannungen für die großräumige Versorgung
einzusetzen. Die Alternativen” hätten darin
“
bestanden, entweder enorme Leiterquerschnitte
oder immense Übertragungsverluste in Kauf zu
nehmen. Um 1890, als in Deutschland der Aufbau von Stromversorgungsnetzen gerade begann, lagen die Übertragungsspannungen bei
wenigen Kilovolt (kV). 1912 wurden als Höchstwert schon 100 kV erreicht, und im heutigen
westeuropäischen Verbundnetz liegt die höchste Übertragungsspannung bei 380 kV. In großflächigen Staaten wie in Nordamerika, Asien
und in Osteuropa werden Spannungen auch
über 500 kV verwendet.
Elektrizitätsübertragung und -verteilung nutzen
das Drehstromprinzip in Form eines DreileiterWechselstromsystems. Dies verringert den Aufwand bei Stromerzeugung und Stromversorgung.
Alle drei Leiter haben normalerweise die gleiche
Spannung und die gleiche Stromstärke. Allerdings sind die drei Wechselströme jeweils zeitlich um ein Drittel des Schwingungszyklus gegeneinander versetzt (siehe Bild Drehstromsystem).
Dieses Dreileiter-System ist in Deutschland auch
für die Versorgung von Endverbrauchern üblich.
Drehstrom ist ein so genanntes Dreiphasensystem aus drei
zeitlich gegeneinander versetzten Wechselströmen in den
drei Leitern L1, L2, L3.
Sonderfall Bahnstrom,16 2/ 3 Hertz (einphasig)
Windenergieanlage
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Aufbau der Stromversorgung: vom Kraftwerk zum Verbraucher; oben: überwiegend Freileitungsbereich;
unten: überwiegend Kabelbereich
Kohlekraftwerk mit Kühltürmen
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Felder im Bereich von Freileitungen
Um jeden Leiter bildet sich ein elektrisches Feld,
das von der Betriebsspannung abhängt, und ein
magnetisches Feld, das vom Betriebsstrom hervorgerufen wird. Bei den in Deutschland üblichen
dreiphasigen Übertragungssystemen der elektrischen Energieversorgung heben sich die Komponenten des elektrischen und magnetischen Feldes der drei Leiter aufgrund der Drehstromsymmetrie weitgehend auf. An jedem Punkt bleibt
auf Grund unterschiedlicher Abstände zu den
Leitern nur ein Restfeld, das unmittelbar unterhalb der Leitung am größten ist und mit zunehmendem Abstand von der Leitung sehr schnell
abklingt.
Die Feldstärken im Bereich von Freileitungen
lassen sich messtechnisch oder rechnerisch bestimmen. Besonders interessant für die Allgemeinheit ist die jeweilige Intensität in Bodennähe. Bestimmt wird die Feldstärke am Boden
vor allem von der Höhe der feldverursachenden
Spannung oder des Stroms und von der geometrischen Anordnung der Leiterseile, ihren
Abständen untereinander und zum Boden.
Die Spannung einer Freileitung wird in engen
Grenzen geregelt, schwankt also kaum. Damit
ist das elektrische Feld nahezu konstant, solange
Spannung anliegt. Dies gilt auch, wenn kein
Strom fließt, also keine Leistung übertragen wird.
Der Betriebsstrom in den Leiterseilen dagegen
ist, im Gegensatz zur anliegenden Spannung,
nicht konstant. Er schwankt je nach Stromnachfrage der Verbraucher tages- und jahreszeitlich
beträchtlich. Im gleichen Maße schwankt natürlich auch die Stärke des unter dem Einfluss des
Stromflusses entstehenden Magnetfeldes.
Typisch für eine Hochspannungsfreileitung sind
große Abstände zwischen den Leiterseilen untereinander und zwischen Leiterseilen und Erdboden. Die Abmessungen werden von den für die
Übertragungsspannung benötigten isolierenden
Luftstrecken bestimmt. Am Erdboden unter einer
Die höchsten Feldstärken treten unter Freileitungen dort auf, wo die Leiter dem Boden am
nächsten sind, also in der Mitte zwischen zwei
Masten. Mit zunehmender Höhe der Leitungen
nimmt das Feld zu den Masten hin ab. Noch
ausgeprägter sinkt die Feldstärke mit wachsendem seitlichen Abstand von einer Freileitung.
Die Feldverhältnisse einer Leitung werden häufig als Querprofil dargestellt, das ein Diagramm
ergibt, in dem die Feldintensität über dem Abstand zur Leitungsmitte auf einer Linie senkrecht
zur Leitungsachse aufgetragen ist. Das charakteristische Querprofil wird für den Fall der höchsten Feldkonzentration, also in der Spannfeldmitte, bei tiefstem Durchhang der Seile angegeben.
Die Querprofile zeigen:
In der Mitte eines Spannfeldes, wo die Hochspannungsfreileitungen dem Boden am nächsten sind, erreichen elektrische wie magnetische Felder ihren Höchstwert. Zu den
Masten hin und, noch rascher, nach außen fallen die Feldstärken schnell ab, hier im Prinzip dargestellt am Querprofil
der magnetischen Flussdichte. Unten ist je ein charakteristisches Querprofil elektrischer und magnetischer Felder im
Nahbereich von Freileitungen abgebildet.
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Freileitung sind elektrische und magnetische Felder nahezu homogen. Die Ausdehnung dieser
Felder ist gemessen an den Körpermaßen eines
Menschen groß. Anders ist die Situation beispielsweise bei Haushaltsgeräten wie Fön, Rasierapparat oder Elektroherd, wo meist nur Teile des
menschlichen Körpers im Einflussbereich der Felder sind.
Wenn etwa bei Störungen Kurzschlussströme in
den Leitern fließen, können deutlich höhere
Werte auftreten. Allerdings kommen derartige
Fehler nur selten vor und dauern nur Sekundenbruchteile.
FAZIT:
Für die Feldstärken am Erdboden bestimmend sind:
• die Spannung U für das elektrische Feld
• der Strom I für das magnetische Feld
• die Anzahl der Stromkreise und die
Anordnung der Leiterseile
• die Höhe der Leiterseile über der Erde
• der seitliche Abstand von der Leitungsachse
Umspannanlagen erzeugen außerhalb der Umzäunung nur
vernachlässigbare Felder.
Theorie und Praxis
Die Elektrizitätsversorgung wird, wie auch bei Gas und Fernwärme, über Leitungen bewerkstelligt. Ohne ein umfangreiches, fein verästeltes Leitungssystem ist eine flächendeckende Versorgung nicht möglich. Stromtransport stößt aber an eine relativ einfache physikalische Grenze,
denn der elektrische Widerstand der Leiter führt zu Energieverlusten. Bei gegebener Leistung und
Spannung bestimmen diese Verluste die benötigten Leiterabmessungen.
Um bei einer Spannung von 400 V die Leistung eines gut bemessenen Hausanschlusses (18 kW)
über ein Dreiphasensystem zu übertragen, ist eine Stromstärke von 26 A je Leiter erforderlich.
Dafür reicht ein Leiter mit einem Querschnitt von 10 mm2. Für die Übertragung von 1000 MW (die
Leistung, die zur Versorgung einer Millionenstadt benötigt wird) müsste man jedoch bei gleicher
Spannung eine Stromstärke von 1,44 Millionen A transportieren. Das wäre technisch nicht
realisierbar.
Das Problem der Starkstromübertragung kann mit Hilfe von Wechselstrom einfach und elegant
gelöst werden. Wenn die Spannung durch einen Transformator um einen bestimmten Faktor erhöht wird, verringert sich die Stromstärke entsprechend. Damit nimmt der benötigte Leiterquerschnitt bei gleicher übertragener Leistung ab.
Um bei unserem Beispiel der Millionenstadt zu bleiben: Wenn die Spannung erhöht wird, also auf
380 kV steigt, verringert sich die Stromstärke auf rund 1500 A. Benötigt wird dafür ein Querschnitt,
der bei einer Freileitung kein Problem darstellt. In der Realität muss dieses einfache Rechenmodell
aufgrund verschiedener technischer Beschränkungen und wirtschaftlicher Faktoren verfeinert
werden.
Eine 20-kV-Leitung kann ein großes Dorf von tausend Einwohnern versorgen, wohingegen eine
380-kV-Leitung die Versorgung einer ganzen Region gewährleisten kann. Großstädte mit den
dazugehörigen Ballungsräumen benötigen sogar mehrere solcher Leitungen für ihre Stromversorgung, auch um die Versorgungssicherheit bei Ausfall einer Leitung zu verbessern.
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Felder im Bereich von Kabeln
Das deutsche Stromverteilungsnetz besteht vorwiegend aus Kabeln. In den NiederspannungsOrtsnetzen, die mit 230 und 400 V Spannung
Haushalte und Gewerbe versorgen, liegen mehr
als 80 Prozent der Leitungen unter der Erde, im
Mittelspannungsbereich (10 kV oder 20 kV) sind
es rund 65 Prozent – mit steigender Tendenz. Bei
Hochspannungsübertragungen (110 kV bis 380 kV)
stehen einem breiten Einsatz von Erdkabeln aber
neben betriebstechnischen Problemen vor allem
hohe Kosten entgegen.
In den Niederspannungs-Kabeln der Ortsnetze
sind die drei Leiter in der Regel eng verdrillt oder
so angeordnet, dass sie mit einem zusätzlichen
Nulleiter die Form eines vierblättrigen Kleeblatts
bilden. Magnetfelder solcher Anordnungen entstehen bei ungleichmäßigen Strombelastungen
der einzelnen Leiter. Für die elektrischen Felder
gilt, dass die Spannungen der drei Leiter sich in
der Regel kompensieren und zudem sehr niedrig
sind. Bei erdverlegten Kabeln kommt die schirmende Wirkung des überdeckenden Erdreiches
hinzu.
Ein Mittel- oder Hochspannungs-Kabel besteht
aus einem zentralen Leiter, der von einer oder
mehreren elektrischen Isolierschichten umgeben
ist. Das Ganze umschließt ein leitfähiger Schutzmantel, der elektrisch geerdet wird (siehe Bild:
Aufbau eines Hochspannungskabels). Wegen
der metallischen Ummantelung dieser Kabel entsteht auch in ihrer unmittelbaren Nähe kein
elektrisches Feld. Das magnetische Feld allerdings lässt sich nicht abschirmen und kann, abhängig vom Kabeltyp und von der Tiefe der
Verlegung, am Erdboden über dem Kabel sogar
höhere Werte erreichen als unter Freileitungen
gleicher Spannung. Höhere Feldstärken bleiben
dabei auf einen Streifen von wenigen Metern
Breite beschränkt (siehe Bild: Querprofil des
magnetischen Feldes von Kabeln).
Beispiel für den Aufbau eines Hochspannungskabels
Felder im Bereich von Trafostationen
Transformatoren, kurz Trafos” genannt, sind in
“
der öffentlichen Stromversorgung die Energieübertrager zwischen den verschiedenen Spannungsebenen (siehe dazu auf Seite 14: Theorie
“
und Praxis”).
Trafostationen in der örtlichen Versorgung verbinden Mittelspannungskabel oder -freileitungen mit den Niederspannungsleitungen zu den
Häusern.
Beispiel von Querprofilen des magnetischen Feldes von
Kabeln an der Erdoberfläche (± 0 m), in 0,2 m und in 1 m
Höhe darüber
Städtische 10-kV-Trafostation
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Elektrische Felder treten hier in der Umgebung
nicht auf. Die abschirmende Wirkung von Mauerwerk, Metallteilen oder Lüftergittern lässt kein
elektrisches Feld nach außen gelangen.
Die Stromzuleitung zu den Trafos erfolgt meist
mit Kabeln. An der Mittelspannungsseite sind
nur im Bereich der relativ stromschwachen Aufspreizungen der Kabel an den Trafo-Durchführungen schwache Magnetfelder messbar. Anders
sieht es bei den stromstärkeren Niederspannungs-Ableitungen und der nachgeordneten
Stromverteilung (Sammelschienen) aus. Hier entstehen auf Grund der Unsymmetrie der Leiter
und der größeren Ströme oft stärkere Magnetfelder, die jedoch wegen der geringen Leiterabstände räumlich eng eingrenzbar sind und
schon in geringem Abstand abklingen. Die Magnetfelder des Trafos selbst sind im Außenbereich
von Stationen vernachlässigbar.
Magnetische Feldverteilung um eine Trafostation, welche
die Mittelspannung von 10 kV auf 230/400 Volt für Endverbraucher herabsetzt: Die Grafik zeigt die abgebildete
Station der vorigen Seite und veranschaulicht, wie stark
die Werte schon in geringem Abstand absinken.
Feldstärken im häuslichen Bereich sind in unmittelbarer Nähe der Quellen relativ hoch.
Bei leistungsstarken Geräten fließen hohe Ströme, die auch hohe Magnetfelder zur Folge haben. Diese Felder sind jedoch sehr inhomogen
und existieren nur in der unmittelbaren Umgebung der Geräte. Schon im Abstand von wenigen Zentimetern sinken die Werte auf geringe
Restfeldstärken ab. Am Beispiel des magnetischen Feldes eines elektrischen Durchlauferhitzers wird das deutlich: In 1 cm Abstand von der
Oberfläche werden noch bis zu 200 µT festgestellt, in 10 cm Abstand nur noch etwa 20 µT.
Grundsätzlich gilt in der häuslichen Umgebung:
Die höchsten Werte der magnetischen Feldstärken sind stark abhängig vom benutzten Elektrogerät und treten zeitlich begrenzt, meistens
sogar nur während der Einschaltzeit auf.
Können in 1 cm Abstand bis zu 200 µT gemessen werden,
sind es in 10 cm Abstand nur noch etwa 20 µT. Erfolgt keine Wasserentnahme, so werden auch keine magnetischen
Felder erzeugt.
Felder im häuslichen Bereich
Die Stärke der elektrischen Felder im Haushalt
ist infolge der niedrigen Spannungen weitaus
kleiner als die Feldstärken unter Hochspannungsfreileitungen. Feldstärken über 100 V/m
(0,1 kV/m) treten nur vereinzelt auf.
Quellen magnetischer Felder im Haushalt sind
beispielsweise die elektrische Hausinstallation,
Leuchten und elektrische Geräte wie Haarfön,
Bügeleisen, Küchenmaschine, Elektroherd, Fernsehgerät, Durchlauferhitzer. Die magnetischen
16
FAZIT:
Magnetfelder in der Stromversorgung treten
immer bei der Nutzung elektrischer Energie
durch Endverbraucher auf: die Summe all des
Stroms, den die Geräte in privaten Haushalten und andere Verbraucher benötigen,
ist letztlich die Ursache der Magnetfelder in
der Nähe von Freileitungen oder Kabeln.
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Das Bild zeigt die Abnahme des magnetischen Feldes mit der Entfernung bei verschiedenen Feldquellen.
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3. Von Menschen und Feldern
Niederfrequente elektrische und magnetische Wechselfelder bewirken in Körpern,
die elektrischen Strom leiten können, eine Bewegung elektrischer Ladungen: Es
fließt ein Strom. Auch der Mensch ist ein solcher leitfähiger Körper.
Was passiert im Körper eines Menschen, der aufrecht im elektrischen Feld unter einer Hochspannungsleitung steht? Dieser Mensch verändert
auf Grund der Leitfähigkeit seines Körpers das in
Erdbodennähe ursprünglich homogene Feld.
Besonders im Bereich des Oberkörpers kommt es
außerhalb zu einer Feldstärkeerhöhung. Die
Feldlinien enden nicht mehr am Erdboden, sondern an so genannten influenzierten, also von
außen hervorgerufenen Ladungen auf der Körperoberfläche des Menschen.
Der Mensch im homogenen elektrischen Wechselfeld
Der Mensch im homogenen magnetischen Wechselfeld
18
Elektrische Wechselfelder ändern ständig Größe
und Polarität. Entsprechend bewegen sich in leitfähigen Körpern, die im Einwirkungsbereich solcher Felder liegen, die influenzierten Ladungen
mit der Frequenz des Wechselfeldes hin und her.
Das Ergebnis ist ein influenzierter Wechselstrom.
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Der somit vom elektrischen Wechselfeld erzeugte
Strom ist von der Frequenz, der Höhe der äußeren Feldstärke sowie der Form und Größe des
Körpers abhängig. In metallischen Körpern erfolgt der Stromfluss im Wesentlichen über freie
Elektronen. In Geweben und Körperflüssigkeiten
von Lebewesen kommt der Stromfluss hauptsächlich über den Transport von Ionen zustande.
Messungen und Berechnungen zeigen, dass bei
einem Menschen in einem 50-Hz-Feld ein Strom
von ungefähr 15 µA bei einer elektrischen Feldstärke von 1 kV/m über die Füße abfließt. Das ist
ein extrem kleiner, nicht spürbarer Wert. Damit
bleibt selbst direkt unter einer Hochspannungsleitung der Gesamtstrom im Körper ungefährlich.
Im Unterschied zu elektrischen Feldern durchdringen Magnetfelder nahezu alle Materialien.
Nach dem so genannten Induktionsprinzip erzeugen sie dadurch im Inneren von leitfähigen
Körpern einen Strom. Dieser Strom hat die
gleiche Frequenz wie das Magnetfeld selbst und
bildet sich kreisförmig um die magnetischen
Feldlinien herum aus. Die Größe des Induktionsstroms ist abhängig von der Stärke und Frequenz
des Feldes sowie dem elektrischen Widerstand
und der Größe des Körpers.
Bezieht man diesen Strom auf die durchströmte
Querschnittsfläche, so erhält man die Körperstromdichte. Messungen, Berechnungen und
Computersimulationen zeigen, dass bei einem
Menschen, der sich in üblicherweise auftretenden 50-Hz-Feldern befindet, Körperstromdichten von maximal 2 mA/m2 nicht überschritten
werden.
Die Wahrnehmbarkeit von Feldern
Elektrische und magnetische Felder im Lebensbereich werden vom Menschen nicht unmittelbar wahrgenommen, ihm fehlen die speziellen
Sinnesorgane. Allerdings können elektrische
Felder mittelbar an ihren Folgewirkungen bemerkbar werden.
Eine solche Folgewirkung ist die Vibration von
Körperhaaren. Sie entsteht durch Kraftwirkung
des elektrischen Feldes auf Ladungen, die sich
auf den Haaren ansammeln. Die dabei hervorgerufenen Empfindungen werden von Personen
sehr unterschiedlich beschrieben. Der Schwellenwert, von dem an ein Feld bemerkt wird, ist von
Mensch zu Mensch verschieden. Nach den Ergebnissen einer Versuchsserie, bei der sich freiwillige Versuchspersonen mit angelegten Armen aufrecht in ein homogenes Feld stellten, nahmen
60 Prozent der Versuchspersonen dieses Feld bis
zu einer Feldstärke von 20 kV/m nicht wahr. Nur
rund 5 Prozent der Testpersonen bemerkten ein
Feld bereits bei 7 kV/m.
Die Empfindungen werden meist als ein Kribbeln
an behaarten Körperstellen beschrieben. Dabei
zeigte sich, dass die Bemerkbarkeit offenbar eng
mit der Körperhaltung verknüpft ist. Bei ausgestreckten Armen beispielsweise ergeben sich
Feldstärkeüberhöhungen an den Händen. Auch
schwächere Felder werden dann bemerkbar.
Eine weitere Folgewirkung ergibt sich, weil elektrische Felder leitfähige Gegenstände, die nicht
ausreichend geerdet sind, aufladen. Wenn ein
Mensch einen solchen Gegenstand berührt, kann
es kurz vor dem Kontakt einen kleinen Funkenüberschlag vom aufgeladenen Gegenstand zum
Menschen geben. Der Entladungsstrom wird als
leichter Stromschlag empfunden, ähnlich wie der
Schlag, den man gelegentlich spüren kann, wenn
man an einem trockenen Tag aus dem Auto
steigt und den Türgriff berührt.
Solche Momentanentladungen sind vor allem
dann spürbar, wenn Mensch und Gegenstand im
Feld unterschiedlich gut geerdet sind. Das ist der
Fall, wenn ein Mensch unter einer Hochspannungsleitung in feuchten, gut leitenden Schuhen
eine nichtgeerdete Metallstruktur wie einen metallischen Weidezaun berührt. Bei einer entsprechenden Erdung werden solche Entladungen vermieden.
Auch im umgekehrten Fall, wenn ein Mensch in
Schuhen mit isolierenden Gummisohlen direkt
unter einer Hochspannungsleitung Pflanzen
oder einen geerdeten Drahtzaun streift, kann es
zu einer solchen Entladung kommen, die bei
leitfähigem Schuhwerk nicht auftreten würde.
Abschließend sei die Situation betrachtet, in der
ein Mensch unter einer Hochspannungsleitung
einen leitfähigen Gegenstand berührt und nach
dem Entladungsvorgang den Kontakt beibehält.
In diesem Fall kommt es zu einem dauerhaften
Stromfluss durch den menschlichen Körper. Bei
der Berührung größerer Gegenstände wie Fahrzeugen ist eine merkbare Durchströmung jedoch allenfalls direkt unter tief hängenden
380-kV-Leitungen zu erwarten.
Die Erfahrung aus jahrzehntelangem Betrieb von
vielen tausend Kilometern Hochspannungsleitungen zeigt, dass sich weder im Hinblick auf
Entladungseffekte noch auf Durchströmungen
Gesundheitsgefährdungen ergaben.
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4. Felder und Gesundheit
Seit vor gut hundert Jahren der Aufbau einer öffentlichen Stromversorgung begann, gibt es auch Befürchtungen über vermutete oder tatsächliche Gefahren des
elektrischen Stroms. Diese Ängste betrafen in den ersten Jahrzehnten vor allem
die mittlerweile weitestgehend gelösten Sicherheitsprobleme im Umgang mit der
noch ungewohnten Energiequelle: Fragen des Brandschutzes, der Isolierung von
Leitungen, des sicheren Betriebs der Stromerzeugungsanlagen und der mit Strom
betriebenen Geräte sowie der Gefahr beim Berühren von spannungsführenden
Teilen. Heute stehen dagegen die elektrischen und magnetischen Felder in der
Diskussion.
Felder der Stromversorgung mit der Netzfrequenz
50 Hz finden wir überall dort, wo Elektrizität
erzeugt, verteilt oder genutzt wird und längst
nicht nur in der Nähe von Hochspannungsleitungen.
Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts leben Menschen wegen der rasch fortschreitenden Elektrifizierung in wachsendem Maße in und mit elektrischen und magnetischen Feldern. Die Diskussion, ob und wie sich solche Felder auf die Gesundheit auswirken können, wird dagegen erst
in den letzten Jahrzehnten geführt.
nunmehr langjährige weltweite Forschungsaktivität mit inzwischen mehr als 20 000 Veröffentlichungen. Alle diese Bemühungen haben jedoch bis heute nicht zu abschließenden Aussagen geführt. Ein schlüssiger Beweis für eine
Einwirkung der Felder auf die menschliche Gesundheit konnte bisher nicht erbracht werden.
Dagegen ist der Nachweis, dass sich Felder des
Alltags nicht negativ auf die Gesundheit auswirken, mit wissenschaftlichen Methoden grundsätzlich nicht möglich. Der Wissenschaftler sagt
hierzu lapidar: Die Nullhypothese ist unbeweis“
bar.”
Im Jahre 1972 wurde auf einer internationalen
elektrotechnischen Konferenz erstmalig eine
Vermutung über Einschränkungen des Wohlbefindens von russischen Arbeitern in 750-kV-Anlagen bekannt. Dieses war der Auslöser für eine
Die folgenden Ausführungen sollen einen Einblick in die verschiedenartigen Forschungsarbeiten vermitteln, die bei der bisher erfolglosen
Suche nach einer schädlichen Wirkung von Feldern auf den Menschen durchgeführt wurden.
Forschungsansätze
In der internationalen Forschung werden vor
allem drei verschiedene Forschungsansätze zur
Klärung möglicher schädlicher Einflüsse elektrischer und magnetischer Felder verfolgt:
• die Untersuchung der Wirkung auf den
Gesamtorganismus von Mensch und Tier
• die Untersuchung der Wirkung auf Zellverbände, einzelne Zellen und ihre Bestandteile
Elektromedizinische Anwendungen in der ärztlichen Praxis
sind selbstverständlich geworden als wertvolle Erweiterung
der physikalisch-therapeutischen Heilmethoden.
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• Epidemiologische Studien, die versuchen,
auffällige Häufungen bestimmter Krankheitsbilder in Zusammenhang mit äußeren Einflüssen zu bringen.
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Wirkung auf den Gesamtorganismus von Mensch und Tier
Elektrische und magnetische 50-Hz-Felder werden
gelegentlich mit Beschwerden wie Schlafstörungen,
Unwohlsein, Nervosität oder Kopfschmerzen in
Verbindung gebracht. Befindlichkeitsstörungen
dieser Art sind weit verbreitet und die wahre
Ursache ist oft schwierig festzustellen. Wenn die
Beschwerden über einen längeren Zeitraum
anhalten, suchen die Betroffenen häufig selbst
nach möglichen Ursachen in ihrem Umfeld.
In den Fällen, in denen eine Trafostation oder
eine Freileitung in der Nähe der Wohnung liegt,
wird manchmal ein Zusammenhang der Beschwerden mit dieser Feldquelle vermutet.
Hierzu wurden schon in den 70er-Jahren umfangreiche Versuchsreihen durchgeführt. Freiwillige Versuchspersonen wurden bis zu 5 Stunden elektrischen 50-Hz-Feldern (bis zu 20 kV/m)
und magnetischen 50-Hz-Feldern (bis zu 5000 µT)
ausgesetzt.
Erfasst wurden eine Vielzahl von Messwerten,
deren Aufnahme für die Medizin seit langer Zeit
Routine ist: z.B. Blutgerinnung, Elektrokardiogramm (EKG), Elektroenzephalogramm (EEG),
Sauerstoffsättigung des Blutes, Körperoberflächentemperatur, Herz- und Atemfrequenz, Aktivität bestimmter Enzyme, Flimmerverschmelzungsfrequenz des Auges oder die Reaktions-
zeit auf akustische oder optische Signale. Die
Versuchspersonen mussten Konzentrationsübungen durchführen und wurden nach ihrem
persönlichen Wohlbefinden gefragt. Obwohl die
Feldstärken bei diesen Versuchen sehr weit
oberhalb der im täglichen Leben auftretenden
Werte lagen, zeigten die beobachteten Reaktionen keine Veränderungen, die eine gesundheitsschädliche Beeinflussung elektrischer oder
magnetischer Felder anzeigen würden.
Bei einer elektrischen Feldstärke von 20 kV/m
gab es allenfalls das bereits erwähnte Kribbeln
auf der Haut durch vibrierende Körperhaare. Bei
Magnetfeldern über 5000 µT wurden Flimmererscheinungen im Auge beobachtet, die so
genannten Magnetophosphene.
Das sind Reizreaktionen in der Netzhaut des
Auges auf magnetische Felder. Sie führen aber
nicht zu einer Veränderung der Sinneswahrnehmung und bilden sich nach Verlassen des Feldes
sofort zurück. Die für Magnetophosphene erforderlichen Feldstärken treten im Alltag nicht
auf und sind so hoch, dass sie mit aufwändigen
Spulenkonstruktionen im Labor erzeugt werden
müssen. Über diese gesicherten Erkenntnisse
hinaus wird jedoch gefordert, in Langzeitexperimenten nach bisher unbekannten Phänomenen zu forschen.
Die Stärke elektrischer oder magnetischer Felder kann, je nach Situation, erheblich streuen. Die Streubreite ist hier logarithmisch dargestellt: Jeder Schritt auf der Messachse nach rechts bedeutet eine Verzehnfachung der Feldstärke.
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Können magnetische Felder Krebs
verursachen?
Für die Untersuchung dieser Fragestellung sind
Laborversuche mit Menschen natürlich nicht möglich. Statt dessen wurden große Forschungsvorhaben mit Tieren und Zellkulturen durchgeführt.
Es ist schwierig, bei Tierversuchen eine auf den
Menschen übertragbare Feldexposition zu bestimmen. Dies ist insbesondere dann der Fall,
wenn induzierte oder influenzierte Ströme betrachtet werden, die von einem gegebenen Feld
erzeugt werden und beträchtlich von Gestalt und
Größe des Körpers abhängen. Hier müssen geeignete Umrechnungsfaktoren gefunden werden.
Ein eindeutiges Ergebnis der durchgeführten
Studien ist, dass elektrische oder magnetische
50-Hz-Felder wegen ihrer niedrigen Energie
nicht in der Lage sind, Zellen indirekt in ihrem
Erbgut so zu verändern, dass sie zu Krebszellen
werden (Krebsinitiation). Diese Tatsache ist unter
Fachleuten heute international anerkannt.
ähnlich wie Tageslicht die Melatoninbildung reduzieren, würde die krebshemmende Wirkung
des Melatonins verringert, was zu einem beschleunigtem Wachstum von bereits vorhandenen Tumoren führen könnte. Diese Hypothese
ließ sich bisher ebenfalls nicht belegen.
Ein mögliches Restrisiko wird von der überwiegenden Zahl der Fachleute als vernachlässigbar klein angesehen.
FAZIT:
• Krebserzeugung durch 50-Hz-Magnetfelder kann nahezu ausgeschlossen
werden.
• Beschleunigung von Krebswachstum
konnte trotz sehr hohem Aufwand nicht
reproduzierbar beobachtet werden.
Es bleibt somit die Frage, ob Zellen mit bereits
vorhandenen Zellschädigungen, wie sie im
menschlichen Körper etwa von Lebensmitteln,
Alkohol, Nikotin oder ionisierender Strahlung
oder auch spontan ohne äußere Einwirkung
täglich in großer Anzahl entstehen, von magnetischen Feldern so beeinflusst werden können, dass sie schneller zu Krebszellen werden
(Krebspromotion).
Die widersprüchlichen Ergebnisse von Tierversuchen lassen eine abschließende Aussage zum
Thema Krebsinduktion von Magnetfeldexpositionen bisher nicht zu.
Es gibt Hinweise darauf, dass Melatonin, ein
Hormon der Zirbeldrüse, eine krebshemmende
Wirkung besitzt. Würden magnetische Felder
Landwirtschaft unter Hochspannung
Pipettieren des zentrifugierten Serums zur Bestimmung des
Melatoningehaltes
22
In Kanada und USA wurden mehrere großangelegte Studien an Rindern durchgeführt,
die unter oder in der Nähe von Hochspannungsfreileitungen gehalten wurden. Signifikante Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit,
das Wachstum oder die Milchproduktion waren nicht feststellbar. Verschiedene Feldversuche ergaben, dass Felder von Hochspannungsleitungen das Wachstum von Getreide
oder Gräsern nicht beeinträchtigen.
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Wirkungen auf Zellverbände, einzelne Zellen und ihre Bestandteile
Untersuchungen an Tier und Mensch haben keine schlüssigen Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Feldexposition und schädigenden Einwirkungen ergeben. Beeinflusst wurden
diese Ergebnisse möglicherweise von Regel-, Reparatur-, und Kompensationsmechanismen, über
die der Gesamtorganismus verfügt.
In weiteren Studien wurde deshalb die Wirkung
von elektromagnetischen Feldern (EMF) auf einzelne Zellen und Zellverbände untersucht. Mögliche Ansatzpunkte für vermutete Wirkungsmechanismen könnten der Zellkern, der Stoffwechsel der Zelle oder die Zellmembran sein.
Zur Erforschung mutagener Wirkungen magnetischer Felder auf Zellkerne wurden menschliche
Lymphozyten sehr hohen magnetischen Feldern
mit Flussdichten von 1000 bis 8000 µT ausgesetzt. Es wurden keine Änderungen am Erbgut
festgestellt. Untersuchungen einzelner Zellbestandteile haben bei Flussdichten von 5000 µT
bis zu 10000 µT keine Strukturveränderungen
ergeben.
Ziel weiterer Untersuchungen war die Zellmembran (siehe Abbildung). Zum Erhalt des inneren
Zellmilieus transportiert die Zellmembran aktiv
überschüssige Ionen aus der Zelle heraus und
pumpt andere Ionen, die die Zelle benötigt, gegen ein Diffusionsgefälle in die Zelle hinein.
Dabei entstehen Ladungsdifferenzen, und die
Zellmembran wird elektrisch aufgeladen. Erregbare Membranen von Nervenzellen können ihre
Durchlässigkeit (Permeabilität) für bestimmte
Ionen schlagartig erhöhen. So kann an einer
erregten Stelle der Zellmembran durch spezifische Natriumkanäle ein plötzlicher Natriumfluss
zustande kommen, der zur Entstehung eines
Aktionspotentials führt und so etwa Sinnesreize
im Körper weiterleitet.
Das Aktionspotential verändert die Anordnung
der Membranproteine, so dass die Membran für
Natriumionen durchlässig wird. Derartige Vorgänge können auch von einer elektrischen
Stromdichte von außen bewirkt werden, wenn
eine Schwellstärke von 100 mA/m2 überschritten
wird.
Schematische Darstellung des Ionenaustausches durch eine Zellmembran
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Besondere Bedeutung für den Zellstoffwechsel
haben Kalziumionen, die zum Beispiel gemeinsam mit den Proteinen Aktin und Myosin Muskelkontraktionen auslösen. Wichtig ist daher zu
wissen, ob sich der Kalziumtransport unter der
Einwirkung elektrischer oder magnetischer Felder verändert. Bei den üblicherweise in unserer
Umwelt vorkommenden Feldstärken wurde kein
solcher Einfluss registriert.
Eine Gesamtbewertung der vielen Einzeluntersuchungen wird bei den unterschiedlichen
Effekten, Feldexpositionen und Versuchsbedingungen erschwert. Nur wenige Ergebnisse wurden tatsächlich reproduziert.
Grundsätzlich ist dabei zu beachten, dass bei
Versuchen an Zellen der gesamte Regelmechanismus, der dem Zellverbund im Menschen innewohnt, nicht vorhanden ist. Das bedeutet, dass
ein Effekt, der bei Versuchen an Zellen beob-
achtet wurde, noch nicht zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung des Menschen führen
muss.
FAZIT:
Aus den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchungen bei kurzfristiger Exposition mit
Feldern, die in der Umwelt vorkommen,
lassen sich keine Befürchtungen im Hinblick
auf gesundheitliche Beeinträchtigungen
begründen.
Da bei derartigen Expositionsbedingungen
keine nennenswerten biochemischen, zellbiologischen oder andere funktionellen Effekte im Gesamtorganismus gefunden wurden, sind auch keine Langzeiteffekte zu erwarten.
Epidemiologische Untersuchungen
Bereits Ende der 1970er Jahre wurde gezeigt,
dass Reizwirkungen unter dem Einfluss elektrischer und magnetischer Felder erst bei sehr
hohen Feldstärken auftreten. Für die im gewöhnlichen Arbeits- und Lebensbereich vorkommenden Felder sind keine akuten Einflüsse auf
die Gesundheit zu erwarten. Allen nationalen
und internationalen Grenzwert-Empfehlungen
für den Aufenthalt von Menschen in elektrischen und magnetischen Feldern ist dieses
Ergebnis eine der wichtigsten Grundlagen.
Darüber hinaus wurde untersucht, ob infolge
eines langfristigen Aufenthaltes des Menschen
in elektrischen und magnetischen Feldern Spätfolgen auftreten, wie Schädigung des ungeborenen Kindes (teratogene Schäden) oder eine
Begünstigung der Krebsentwicklung bei Kindern und Erwachsenen. Zur Untersuchung dieser Fragestellungen wurden aufwändige, oft
Jahre dauernde statistische Studien durchgeführt.
Die ersten Ergebnisse zur Krebshäufigkeit bei
Kindern, die in der Nähe von Freileitungen leben, publizierte eine amerikanische Forschergruppe bereits im Jahre 1979. Inzwischen sind
viele epidemiologische Studien zur Krebshäufigkeit bei Bewohnern von Häusern in der Nähe
von Freileitungen durchgeführt worden. Außerdem liegen zahlreiche Studien zu möglichen
Zusammenhängen zwischen elektrischen” Be“
rufen und Krebshäufigkeit oder teratogener
Schäden vor. Die Aussagen all dieser Studien
sind sehr schwer miteinander zu vergleichen. Zu
24
groß ist die Fülle anderer Faktoren, die mit
einwirken, zu unterschiedlich die Anlage der
Untersuchungen hinsichtlich der zugrunde liegenden Fallzahlen, der Güte des Materials und
vieler anderer Faktoren. Ein rein zahlenmäßiges
Gegenüberstellen von Untersuchungen mit
offensichtlich positiven und offensichtlich negativen Ergebnissen ist daher nur sehr bedingt
geeignet, den gegenwärtigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis zu bewerten.
Im Folgenden wollen wir uns der Übersichtlichkeit wegen auf Studien beschränken, die den
Wohnbereich betreffen. Deren größtes Problem
besteht darin, dass sich die Ergebnisse nur auf
eine geringe Datenmenge stützen können.
Seltene Krankheiten wie Blutkrebs (Leukämie)
bei Kindern stehen im Vordergrund der Untersuchungen. Überdurchschnittlich hohe Feldstär-
Typisches Bild der Stromversorgungsleitungen in einer
amerikanischen Kleinstadt
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ken treten nur selten auf und die Zahl der Fälle,
in denen Krebserkrankungen bei Kindern mit
einer erhöhten Feldexposition einhergehen,
sind äußerst gering. Gerade für statistisch abgesicherte Aussagen über kleine Risiken wären
aber besonders große Personengruppen notwendig.
Eine weitere Schwierigkeit bei derartigen Studien besteht in Unsicherheiten bei der Unterscheidung zwischen exponierten und nicht-exponierten Personen:
• Jeder Mensch ist in irgendeiner Form von
elektrischen Geräten und damit von Feldquellen umgeben. Eine völlig feldfreie Kontrollgruppe gibt es nicht.
• Die Feldexposition wurde immer retrospektiv, also im Nachhinein ermittelt. Die Magnetfelder der Stromversorgung können sich aber
mit jeder baulichen Maßnahme im Haus oder
in der Nachbarschaft verändern. Bei Kindern
ändert sich zudem entwicklungsbedingt das
magnetische Umfeld über den Gebrauch verschiedener elektrischer/elektronischer Geräte
sehr schnell.
• Über die wirksamen Feldparameter ist nichts
bekannt. Sollte bespielsweise eine niedrige
Dauerexposition ausschlaggebend sein, müssten vor allem die Anlagen zur Energieübertragung und -verteilung oder Haushaltsgeräte wie Heizdecken und Radiowecker berücksichtigt werden. Spielen maximale Feldwerte eine wesentliche Rolle, verdienen ganz
andere Geräte wie der Haarfön Beachtung.
• Elektrische und magnetische Felder werden
im Körper nicht „gespeichert“, sie reichern
sich nicht im Körper an. Mit Entfernung aus
dem Feld erlischt auch dessen etwaige Wirkung auf den Organismus. Zudem gibt es
Schwellenwerte, unterhalb derer bereits aus
grundsätzlichen Erwägungen keine Effekte
im Organismus auftreten können. Auch aus
diesen Gründen sind Studien in der Bevölkerung schwierig zu konzipieren und zu
interpretieren. Es lassen sich nicht in einfacher Form „Dosis-Wirkungs-Beziehungen“
ableiten.
Bei den ersten Studien gründete sich die Bewertung der Magnetfelder auf Ersatzgrößen, die
vom Typ und von der Entfernung der nächsten
Freileitung abgeleitet wurden ( Leitungs-Code”).
“
Einige dieser Studien ließen einen Zusammenhang zwischen den Ersatzgrößen und Leukämie
bei Kindern vermuten. Bei der Bewertung der
Ergebnisse ergab sich jedoch ein Problem:
Die Ersatzgrößen erfassen neben magnetischen
Feldern noch eine ganze Reihe anderer Einflüsse wie etwa die Nähe verkehrsreicher Straßen
und Unterschiede in der wirtschaftlich-sozialen
Lebenssituation der Familien.
Bei den folgenden Studien wurde daher versucht, die Aussagekraft epidemiologischer Studien über Magnetfeldmessungen in Wohnungen zu erhöhen. Das verblüffende Resultat: Ein
Zusammenhang zwischen Leukämie bei Kindern
und den Ersatzgrößen ließ sich reproduzieren,
mit den gemessenen Feldern war jedoch kein
Zusammenhang herstellbar. Wenn also vom Betrieb einer Freileitung etwas ausgeht, das Leukämie bei Kindern begünstigt, müsste es etwas
sein, das eher mit Ersatzgrößen erfasst wird als
mit nachträglichen Feldmessungen. Dieses Phänomen wurde in den USA auch Leitungs-Code“
Paradoxon” genannt.
Wie schwierig es ist, zu zuverlässigen Aussagen
zu gelangen, verdeutlichen die Ergebnisse der
beiden wohl bisher aufwändigsten epidemiologischen Studien.
Feychting und Ahlbom (1992) ermittelten in
Schweden retrospektiv über einen Zeitraum von
25 Jahren alle 436.000 Einwohner, davon
123.000 Kinder, die für mindestens ein Jahr auf
einem Grundstück im Abstand von bis zu 300
Metern zu einer Hochspannungsleitung lebten.
Die Auswertung dieser enormen Datenmenge
ergab weder für Erwachsene noch für Kinder
einen Zusammenhang zwischen der Nähe von
Hochspannungsleitungen und Krebs. Die Studie
lieferte aber einige schwer zu interpretierende
Teilergebnisse:
Wenn die berechneten magnetischen Felder (wobei hier der Abstand zur Leitung als maßgebliche Ersatzgröße gewertet wurde) herangezogen wurden, ergab sich eine erhöhte Zahl von
Leukämieerkrankungen bei Kindern. Dieser Erhöhung stand eine entsprechende Verringerung
für andere Krebsarten gegenüber, das Gesamtrisiko blieb unbeeinflusst.
Wenn Messwerte der magnetischen Felder herangezogen wurden, drehten sich die Teilergebnisse um, die Anzahl der Leukämieerkrankungen
bei Kindern war für höhere Felder erniedrigt
und die Anzahl der anderen Krebserkrankungen
war erhöht, die Gesamtzahl der Krebserkrankungen war auch hier unbeeinflusst.
Eine nahe liegende Erklärung für die widersprüchlichen Ergebnisse ist, dass es sich um statistische Schwankungen handelt. Die Einzelergebnisse beruhen durchweg auf sehr kleinen
absoluten Fallzahlen (<10). Eine alternative Erklärung, die auf einem biologischen Wirkungsmechanismus beruht, kann nicht gegeben werden.
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25
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Eine weitere große Studie wurde im Rahmen
eines staatlichen Förderprogramms in den USA
durchgeführt. In diese Studie wurden insgesamt
629 an Leukämie erkrankte Kinder einbezogen.
Die Ergebnisse wurden von Linet und Mitarbeitern im Jahr 1997 veröffentlicht:
Ein signifikanter Zusammenhang zwischen gemessenen magnetischen Feldern über 0,2 µT in
Wohnungen und Leukämien wurde nicht gefunden. Eine Tendenz in dieser Richtung ergab sich
bei Feldstärken zwischen 0,3 und 0,5 µT, aber
diese Ergebnisse basieren auf sehr kleinen Fallzahlen und sind statistisch nicht gesichert.
Die Autoren selber führen aus, dass ihre Ergebnisse wenig Unterstützung für die Hypothese
geben, nach der in Wohnungen mit erhöhten
magnetischen Feldern für Kinder ein höheres
Risiko besteht, an Leukämie zu erkranken.
Neuere Studien, darunter auch eine deutsche
Studie zur Kinderleukämie, weisen alle wegen
der selten auftretenden Erkrankungen und der
selten vorliegenden überdurchschnittlichen Magnetfeldwerte kleine Fallzahlen auf. Auch die
Quote von Fällen und Kontrollen, in denen die
Bewertung der Magnetfeldexposition auf Messdaten und nicht auf Ersatzgrößen beruht, ist
relativ klein. Hinweise auf mögliche Zusammenhänge von Erkrankungen und niederfrequenten
Magnetfeldern sind somit als schwach anzusehen,
auch in Fällen, wo die Ergebnisse signifikant
sind. Solange nicht experimentell reproduzierbare Ergebnisse erzielt werden können, ist ein
Zusammenhang zwischen Feldexpositionen und
Krebserkrankungen nicht begründbar. Hier ist
die Forschung gefordert, mit weiteren Untersuchungen eine verbesserte Grundlage zur Einschätzung eines möglichen Risikos schwacher
Magnetfelder zu legen. Eins ist aber festzuhalten: Es wird über extrem kleine Risiken diskutiert, die mit anderen akzeptierten Risiken des
täglichen Lebens nicht vergleichbar sind.
Stichwort Epidemiologie”
“
Die Epidemiologie untersucht das Auftreten von Krankheiten in der Bevölkerung mit dem Ziel,
eine Verbindung zwischen einer Krankheit und einem oder mehreren verursachenden Faktoren
aufzuklären. Beispielsweise wird vermutet, dass magnetische Felder einen möglichen krankheitsverursachenden Faktor darstellen. Für eine epidemiologische Untersuchung wird dann aus einer
Gruppe erkrankter Personen und aus einer gleichartigen Gruppe nichterkrankter Personen jeweils eine Stichprobe ausgewählt und genau daraufhin untersucht, in wieweit Unterschiede im
Hinblick auf Expositionen mit magnetischen Feldern zwischen den Personengruppen bestehen.
Eine epidemiologische Untersuchung ist also kein in allen Details kontrollierbares Experiment.
Man ist vielmehr angewiesen auf Beobachtungen von Erkrankungs- und Sterbehäufigkeiten und
gleichzeitig auf die möglichst genaue Erhebung von Daten über vermutete Ursachen. Mit der
Güte dieses Materials steht und fällt die Aussagefähigkeit einer epidemiologischen Studie.
Für die Bewertung der Aussagekraft aller epidemiologischen Studien gelten folgende Voraussetzungen:
1. Die Exposition muss eindeutig bestimmbar sein.
2. Die untersuchten Gruppen müssen ausreichend groß sein, um den Einfluss von Ausreißern”
“
zu beschränken.
3. Auf eine mögliche Krankheit können viele Faktoren Einfluss nehmen. Die Studie und insbesondere die Datenanalyse müssen versuchen, diese Faktoren möglichst vollständig zu berücksichtigen.
Deshalb können die Ergebnisse einer epidemiologischen Untersuchung nur Indizien liefern, aber
keinen Wirkzusammenhang beweisen. Sie zeigen lediglich, in welchem Maß ein bestimmter Faktor statistisch mit dem Auftreten eines bestimmten Effektes in Verbindung steht, allerdings ist
damit keineswegs die Ursache gefunden. Eindeutige Ursache-Wirkungs-Verhältnisse müssen mit
Experimenten belegt werden.
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Wirkung auf implantierte Herzschrittmacher
Ein besonderes Thema ist die Reaktion von Herzschrittmachern auf niederfrequente elektrische
und magnetische Felder. Herzschrittmacher arbeiten mit elektrischen Impulsen. Die Schaltkreise der
Geräte selbst sind gut isoliert und gegen äußere
Einflüsse sehr widerstandsfähig. Wesentlich empfindlicher sind dagegen die Sonden im Herzen
mit den Zuleitungen, die einerseits die natürlichen Signale aufnehmen und andererseits die
von den Geräten erzeugten Impulse zum Herzen
übertragen. Nach Bau- und Implantationsart werden Herzschrittmacher in unipolare (eine Elektrode) und bipolare (zwei Elektroden) unterschieden.
Ob und in welchem Maße Herzschrittmacher von
niederfrequenten Feldern beeinflusst werden,
lässt sich nur bei Kenntnis der Daten und Einstellungen von Schrittmachern sowie der vorhandenen Felder im Einzelfall beurteilen. Die
Herzschrittmacherdaten liegen dem Hersteller
und implantierenden Arzt vor. Die individuellen
Einstellungen sind im Herzschrittmacherpass
vom implantierenden Arzt dokumentiert und
liegen damit auch dem nachsorgenden Arzt vor.
Die im Bereich von elektrischen Anlagen auftretenden Felder können beim Anlagenbetreiber abgefragt werden.
Implantierter bipolarer Herzschrittmacher
Anhand der in den Normen hinterlegten Berechnungsverfahren kann eine mögliche Störbeeinflussung beurteilt werden.
Bei bipolaren Herzschrittmachern sind bei Feldern von 5 kV/m und 100 µT (50 Hz) bzw. von
10 kV/m und 300 µT (16 2/3 Hz) keine Störungen
zu erwarten, wenn die felderzeugenden Größen
wie in der elektrischen Energieversorgung weder moduliert noch getaktet sind. Damit gibt
der weitaus größte Teil der in öffentlichen Bereichen auftretenden niederfrequenten Felder
keinen Anlass zur Besorgnis. In seltenen Fällen
können insbesondere ältere unipolare Schrittmachersysteme von solchen Feldern gestört
werden, auch manche elektrische Geräte können unter ungünstigen Umständen einen Herzschrittmacher beeinflussen. Dies gilt vor allem
für leistungselektronisch gesteuerte Geräte wie
Bohrmaschinen und Schweißgeräte.
Uni- und bipolare Herzschrittmacher schalten in
der Regel im Falle einer Störbeeinflussung in
einen festfrequenten Modus um. Außerhalb des
störenden Feldes kehrt der Schrittmacher von
selbst zur normalen Funktion zurück. Inwieweit
eine solche Umschaltung für den Patienten bedeutsam ist, kann nur der Arzt beurteilen.
Bipolarer Herzschrittmacher (Werkfoto Biotronic)
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5. Stand der Forschung
Die Frage nach möglichen Gesundheitsschäden der Wirkungen von elektrischen
und magnetischen Felder wird auch international intensiv diskutiert. Die dabei
gewonnenen Schlussfolgerungen sind von beträchtlicher Bedeutung, denn sie
kommen von Expertengruppen und Fachleuten unterschiedlicher Herkunft, Fachdisziplin und Interessenlage. Auszüge aus den Berichten von drei Institutionen
seien hier angeführt. Viele nationale wissenschaftliche Institutionen kamen zu
ähnlichen Schlüssen.
IRPA 1990/1993
(International Radiation Protection Association)
Internationale Vereinigung für Strahlenschutz
Im Jahr 1990 veröffentlichte die Internationale
Kommission für nicht-ionisierende Strahlung der
IRPA ihre Vorläufigen Richtlinien für Grenzwer“
te der Exposition durch elektrische und magnetische Felder mit 50/60 Hz”. Die wesentlichen
Schlussfolgerungen, die 1993 noch einmal von
der IRPA bestätigt wurden, lauten:
Die Richtwerte gründen sich auf erwiesene
“
oder angenommene Auswirkungen der Exposition durch Felder mit 50/60 Hz. Einige epidemiologische Untersuchungen vermuten einen Zusammenhang zwischen der Feldexposition mit
50/60 Hz und Krebs, andere wiederum nicht. Ein
solcher Zusammenhang ist nicht nur nicht
nachgewiesen, aktuelle Daten geben auch keine Grundlage zur Einschätzung des Gesundheitsrisikos, die man zur Erarbeitung von Grenzwerten heranziehen könnte.
Laufende Laboruntersuchungen prüfen die Hypothese, ob Felder mit 50/60 Hz selbst krebsfördernd sind oder mit anderen krebsfördernden
Stoffen zusammenwirken. Diese Untersuchungen befinden sich allerdings noch im Forschungsstadium. Gesundheitsrisiken für Menschen, die
solchen Feldern ausgesetzt sind, konnten nicht
festgestellt werden.
Diese Grenzwerte sind aufgrund des heutigen
Wissensstandes festgelegt worden, aber es gibt
immer noch Forschungsbereiche, in denen Fragen aufgetaucht sind, die beantwortet werden
müssen. Es werden enorme Forschungsanstrengungen benötigt, um unser Wissen über die
möglichen Auswirkungen von kontinuierlicher
Langzeitbelastung durch Felder mit einer niedrigen Frequenz von 50/60 Hz auf die Gesundheit des Menschen zu ergänzen.”
ICNIRP
International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection
(Internationale Kommission zum Schutz vor Nichtionisierender Strahlung)
Auf der Basis des derzeitigen wissenschaftlichen
Kenntnisstandes hat ICNIRP die 1998 veröffentlichten Richtlinien für Grenzwerte bezüglich Expositionen durch elektrische, magnetische und elektromagnetische Wechselfelder
überarbeitet und in 2009 und 2010 ersetzt.
Die Zielsetzung der beiden veröffentlichten
Empfehlungen zur Begrenzung der Exposition
durch statische magnetische Felder 1) und durch
zeitlich veränderliche elektrische und magnetische Felder im Frequenzbereich von 1 Hz bis
100 kHz 2) ist der Schutz vor allen wissenschaftlich
nachgewiesenen gesundheitsschädigenden Wirkungen. Auch werden wahrnehmbare Wirkungen berücksichtigt, die abhängig von Art und
28
Ausmaß, als erhebliche Belästigung empfunden
werden, oder zu Beeinträchtigungen der
Arbeitsleistung führen können. Dies beinhaltet,
dass die im genannten Frequenzbereich dominierenden nicht thermischen Effekte abhängig
von den Expositionsbedingungen noch bis etwa
10 MHz für den Strahlenschutz relevant sein
können. Deshalb wurde für einige Regelungen
der Frequenzbereich bis 10 MHz erweitert.
Die beiden neuen Empfehlungen sind zur
Begrenzung der Exposition der allgemeinen
Bevölkerung sowie der Exposition im beruflichen
Umfeld anwendbar. Expositionen von Patienten
zu medizinischen Zwecken sind ausgenommen.
Die Empfehlungen beziehen sich auf unmittel-
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Elektronische Fassung - Ausdruck nur zum persönlichen Gebrauch.
bare Wirkungen elektrischer und magnetischer
Felder auf den menschlichen Körper, sowie auf
indirekte Wirkungen durch feldverursachte
Kontaktströme. Mögliche indirekte Wirkungen
durch eine Beeinflussung von medizinischen
Hilfsmitteln, wie z.B. metallische Prothesen und
Herzschrittmacher, werden nicht berücksichtigt.
Auch mögliche feldbedingte Funktionsstörungen
von Produkten werden von den ICNIRP Empfehlungen nicht abgedeckt.
Die wesentlichen Inhalte lauten:
Für mögliche Wirkungen einer chronischen
Exposition fehlt bislang ein Kausalnachweis.
Entsprechende öffentliche Besorgnisse entbehren somit jeglicher wissenschaftlicher Grundlage,
finden aber immer wieder im Rahmen nationaler
Strahlenschutzprogramme Berücksichtigung. Die
empfohlenen, frequenzabhängigen Referenzwerte für Personen werden für die im Alltag
vorkommenden 50-Hz-Felder mit den in der
Tabelle genannten Werten angegeben
1)
ICNIRP: Guidelines on Limits of Exposure to Static Magnetic Fields, Health Physics 96(4):504-514; 2009.
2)
ICNIRP: Guidelines for Limiting Exposure to Time-Varying Electric and Magnetic Fields (1 Hz – 100 kHz),
Health Physics 99(6):818-836; 2010.
Elektrische Feldstärke E
(kV/m)
Magnetische Flussdichte B
(µT)
Exposition am Arbeitsplatz
und im beruflichen Umfeld
10 a)
6000 b)
Exposition der Bevölkerung
15 a)
0200 b)
a)
b)
identisch mit der EU-Ratsempfehlung 1999/519/EU und der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung
doppelter Wert der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung
NRC
(National Research Council der USA) 1996
Die elektromagnetischen Felder der alltäglichen
Umgebung stellen kein Risiko dar. Sie müssten
1.000 mal bis 100.000 mal stärker sein, um die
Gesundheit beeinträchtigen zu können. Zu diesem Schluss gelangte ein Komitee des amerikanischen National Research Council” (NRC), das
“
drei Jahre lang mehr als 500 Studien zu diesem
Thema ausgewertet hat. Der NRC war 1991 vom
US-Kongress beauftragt worden, die gesamte
internationale Fachliteratur nach Hinweisen auf
mögliche Gesundheitsrisiken durch schwache
elektromagnetische Felder durchzusehen.
Die Experten überprüften auch einige epidemiologische Untersuchungen, die einen deutlichen
Zusammenhang zwischen erhöhten Leukämieraten bei Kindern und der Nähe der Wohnung
zu Hochspannungsleitungen ergeben hatten.
Sie fanden aber keinen gesicherten statistischen
Zusammenhang, wenn anstelle der bloßen Nähe
zu Hochspannungsleitungen die tatsächlichen
Feldstärken berücksichtigt wurden. Sie schließen
deshalb aus, dass die Felder von Hochspannungsleitungen die Erkrankungen verursacht haben
könnten. Für wenig aussagekräftig halten sie
auch Tierversuche, bei denen elektromagnetische Felder die Wirkung krebserregender Substanzen erhöhten: Die festgestellten Effekte seien
nicht auf Menschen übertragbar.
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SSK
(Strahlenschutzkommission)
Die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK)
hatte bereits 1995 und 1998 Empfehlungen zum
Schutz vor niederfrequenten elektrischen und
magnetischen Feldern der Energieversorgung
und -anwendung veröffentlicht. Darin schloss
sie sich der Grenzwertempfehlung von IRPA
(1990/1993) und ICNIRP (1998) an. Nach Sichtung
der neuesten wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat die SSK im September 2001 ihre
überarbeiteten Empfehlungen veröffentlicht.
Die zentralen Aussagen hierin lauten:
In Übereinstimmung mit den ICNIRP-Richtlinien
“
von 1998, der EU-Ratsempfehlung sowie unter
Berücksichtigung der Bewertung der Strahlenschutzkommission von 1998 und insbesondere
der neuen wissenschaftlichen Literatur seit 1998
gelangt die Strahlenschutzkommission zu folgenden Schlussfolgerungen und Empfehlungen:
• Die SSK kommt zu dem Schluss, dass auch
nach Bewertung der neueren wissenschaftlichen Literatur keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse im Hinblick auf nachgewiesene
Gesundheitsbeeinträchtigungen
vorliegen, die Zweifel an der wissenschaftlichen Bewertung aufkommen lassen, die den
Schutzkonzepten der ICNIRP bzw der EURatsempfehlung zu Grunde liegt.
• Die SSK hält das gegenwärtige Grenzwertkonzept, bestehend aus Basisgrenzwerten
sowie unter ungünstigsten Expositionsbedingungen abgeleiteten Grenzwerten, für
geeignet und flexibel genug, um vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen bei den
im Alltag vorkommenden Expositionen zu
schützen....”
IARC
(International Agency for Research on Cancer)
Eine interessante Bewertung der Ergebnisse epidemiologischer Studien hat die International
Agency for Research on Cancer (IARC) präsentiert. Die IARC nimmt eine fünfstufige Klassifizierung verschiedener Agenzien im Hinblick
auf ihren möglichen Zusammenhang mit Krebserkrankungen vor. Hieraus resultieren folgende
Einstufungsmöglichkeiten:
1: Gesichert krebserzeugend beim Menschen
(„carcinogenic to humans“);
2A: Wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen („probably carcinogenic to humans“);
2B: Möglicherweise krebserzeugend beim Menschen („possibly carcinogenic to humans“);
3: Nicht einstufbar bzgl. der Humankanzerogenität („not classifiable“);
4: Wahrscheinlich nicht krebserzeugend für
den Menschen („probably not carcinogenic
to humans“).
30
Die IARC hat das mögliche Risiko eines Zusammenhangs zwischen der Exposition mit elektromagnetischen Feldern und dem Auftreten von
Krebs bewertet und die elektromagnetischen
Felder in die Gruppe 2B possibly carcinogenic
“
to humans” eingestuft – gemeinsam mit über
200 anderen Agenzien. In diese Gruppe fallen
auch der Genuss eingelegten Gemüses und der
Genuss von Kaffee. Elektromagnetische Felder
sind damit in die Kategorie mit den geringsten
Anhaltspunkten für eine, allenfalls mögliche,
krebserzeugende Wirkung eingestuft worden.
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6. Richtwerte – Grenzwerte – Normen
Seit dem Beginn der Elektrizitätsnutzung finden mögliche Gefährdungen des
Menschen große Aufmerksamkeit. Akute Gefährdungen, etwa durch Überschläge
bei unzulässiger Annäherung an Stromleitungen oder bei der Berührung von
Spannung führenden Leitern, führten schon früh zu Schutzvorschriften. In den
letzten Jahren haben verschiedene Institutionen Grenzwert-Empfehlungen auch
für elektrische und magnetische Felder veröffentlicht.
In den frühen 70er Jahren begann eine öffentliche Diskussion darüber, ob direkte Einwirkungen von elektrischen oder magnetischen Feldern auf den Menschen gesundheitliche Risiken
mit sich bringen. Umfangreiche Untersuchungsprogramme erbrachten zumindest für elektrische Felder bis 20 kV/m und für magnetische
Felder bis 5000 µT keine Beweise für negative
gesundheitliche Auswirkungen.
Begleitend setzten Überlegungen ein, ob und
wie Grenzwerte für die Exposition mit elektrischen und magnetischen Feldern festgelegt
werden könnten. Jede Richtlinie, die zu einer
Begrenzung der Einwirkung von äußeren Einflüssen auf den Menschen führen soll, bedarf
aber einer soliden Grundlage. Die einzige wirklich nachgewiesene Wirkung zwischen elektrischen und magnetischen Feldern mit Netzfre-
quenz und dem Menschen ist eine Reizwirkung,
hervorgerufen von Strömen im Körper. Elektrische Felder können spürbare Effekte wie Aufrichten der Haare oder Entladungen beim Berühren von anderen Objekten hervorrufen. Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte 1987
in ihren Umweltkriterien für die Gesundheit im
Hinblick auf Magnetfelder fest, dass bis zu einer
induzierten Körperstromdichte von 10 mA/m2
nur geringe biologische Effekte auftreten. Im
menschlichen Körper entstehen bereits bei der
Herztätigkeit wesentlich höhere Stromdichten.
Dieser Wert von 10 mA/m2 stellt den Basiswert
(Sicherheitswert) dar, der allen Empfehlungen
und Normen zugrunde liegt. Unter Einbeziehung
verschiedener Sicherheitsabschläge wurden
hieraus Grenzwertkonzepte für die allgemeine
Bevölkerung und den Arbeitsschutz entwickelt.
Gesundheitliche Bedeutsamkeit elektrischer 50-Hz-Felder
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Basisgrenzwert
Elektrische
Feldstärke
Magnetische
Flussdichte
ICNIRP 1998
2 mA/m2
5 kV/m
100 µT
EU-Ratsempfehlung 1999
2 mA/m2
5 kV/m
100 µT
–
5 kV/m
100 µT
26. BImSchV
Anfang 1998 veröffentlichte die ICNIRP ihre
neuesten diesbezüglichen Richtlinien. Für die
energietechnische Frequenz von 50 Hz wurden
die in früheren vorläufigen Empfehlungen von
1990 angegebenen Werte für den dauernden
Aufenthalt übernommen (siehe Tabelle). Das
Grundanliegen dieser Richtlinien ist die Begrenzung der induzierten Stromdichten im Körper
auf nicht mehr als 10 mA/m2 bei einer kontinuierlichen Exposition mit elektrischen oder magnetischen 50-Hz-Feldern. Dieser Wert liegt etwa
um einen Faktor 100 unter den Stromdichten,
die zu einer gefährlichen Reizung von Nervenund Muskelzellen wie etwa Krämpfen führen
können. Die Schwelle zu reversiblen Veränderungen beispielsweise im Zentralnervensystem liegt
zehnmal höher als der Grenzwert von 10 mA/m2.
Die ICNIRP empfiehlt abgestufte Richtwerte, je
nach Dauer und Art der Exposition:
• einen Sicherheitswert von 10 mA/m2, der berücksichtigt, dass sich Menschen bei beruflichen Tätigkeiten begrenzte Zeit in Feldern
aufhalten können und
• einen nochmals um den Faktor 5 auf 2 mA/m2
reduzierten Wert für die Allgemeinheit. In
Feldern, die nur Körperstromdichten unterhalb dieses Wertes bewirken, können sich
Menschen zeitlich unbegrenzt aufhalten,
ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen
befürchten zu müssen. Damit ist nicht gesagt,
dass oberhalb dieses Wertes Schädigungen
auftreten; vielmehr fehlen für diese These
nach wie vor wissenschaftlich abgesicherte
Belege. Weil die Körperstromdichten nicht
direkt messbar sind, wurden hier mit Hilfe
eines biophysikalischen Modells Werte für
das elektrische und das magnetische Feld
abgeleitet (siehe Tabelle oben).
Gesundheitliche Bedeutsamkeit magnetischer 50-Hz-Felder
32
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In Deutschland sind seit dem 1.1.1997 Grenzwerte des elektrischen und magnetischen Feldes für die Exposition der allgemeinen Bevölkerung verbindlich festgelegt. In der 26. Verordnung
zum Bundesimmissionsschutzgesetz (26. BImSchV)
sind die international anerkannten Werte enthalten, wie sie auch die ICNIRP empfiehlt. Sie
gelten für Orte, an denen Personen sich nicht
nur vorübergehend aufhalten. Damit wird berücksichtigt, dass diese Werte für den kontinuierlichen Aufenthalt zulässig sind. Abgestützt
auf den Stand der wissenschaftlichen Kenntnisse werden in dieser Verordnung im Bereich bestehender Anlagen auch kurzzeitige oder kleinräumige Überschreitungen der Felder zugelassen, ohne dass es zu nachteiligen gesundheitlichen Auswirkungen kommt. Konsequent einzuhalten sind die Grenzwerte aus Vorsorgegründen in der Nachbarschaft von Kindergärten,
Schulen und anderen sensiblen Aufenthaltsbereichen. Erfasst werden von dieser Verordnung
alle ortsfesten Mittel- und Hochspannungsanlagen mit einer Betriebsspannung von 1000 Volt
und mehr. Nicht erfasst werden daher die Niederspannungsanlagen, aber auch nicht die Elektroinstallation im Haushalt und die Elektrogeräte. Hier wird davon ausgegangen, dass diese
Geräte jeweils nur kurzzeitig genutzt werden.
Der Verordnungsgeber sieht daher in Bezug auf
gesundheitliche Auswirkungen keine Probleme,
auch wenn die Felder in der unmittelbaren Um-
gebung dieser Geräte weit über den Grenzwerten für den Daueraufenthalt liegen können. Für
Geräte gelten zudem die entsprechenden
europäisch harmonisierten Normen, die den
Anforderungen der EU-Ratsempfehlung von
1999 Rechnung tragen sollen.
Auch die EU-Ratsempfehlung von 1999 stützt
sich auf eine Expertenvorlage, in der sich die
Empfehlungen der ICNIRP wiederfinden. Hierin
werden neben den Basisgrenzwerten für den
Niederfrequenzbereich auch die abgeleiteten
Werte des elektrischen und magnetischen Feldes in Einklang mit den ICNIRP-Vorgaben angegeben. Auch wenn dies als Empfehlung in Europa nicht einer rechtsverbindlichen Umsetzung in
den einzelnen Mitgliedsstaaten bedarf, hat
diese Empfehlung dennoch weitreichende Aktivitäten ausgelöst. Für die 50-Hz-Felder in
Deutschland, die von Anlagen der öffentlichen
Stromversorgung ausgehen und der 26. BImSchV
genügen, können die Anforderungen der
EU-Ratsempfehlung als erfüllt angesehen werden.
Für berufliche Exposition in elektromagnetischen Feldern gelten andere Anforderungen,
wie sie beispielsweise in Deutschland in der
Unfallverhütungsvorschrift BGV B11 Elektro“
magnetische Felder” der Berufsgenossenschaften niedergelegt sind.
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33
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7. Glossar
Elektrische Größen
Größe
Formelzeichen Einheit
Abkürzung Beschreibung
Frequenz
f
Hertz
Hz
- Schwingungen pro Sekunde
Spannung
U
Volt
V
- Ursache jedes elektrischen Stromes
- Verhältnis der im Leiter umgesetzten Leistung zum durch den Leiter
fließenden Strom
Elektrische
Feldstärke
E
Volt pro
Meter
V/m
- Verhältnis der auf eine Ladung im
Feld wirkenden Kraft zur Größe
dieser Ladung
Stromstärke
I
Ampère
A
- Stärke des elektrischen Stromes
(Basisgröße nach Einheitensystem)
Stromdichte
S
Ampère pro
A/m2
Quadratmeter
- Quotient aus Stromstärke und Querschnitt,
- Proportional zur elektrischen Feldstärke
Magnetische H
Feldstärke
Ampère pro
Meter
A/m
- Stärke des magnetischen Feldes
Magnetische B
Flussdichte
Tesla
T
- Verhältnis der auf einen stromführenden Leiter im Feld wirkenden
Kraft im Verhältnis zur Ausrichtung
des Leiters im Feld und zur Größe
seines Stromes
P
Elektrische
Wirkleistung
Watt
W
- Wirkleistung des Stromes
In der Literatur finden sich auch folgende in Deutschland nicht mehr gebräuchliche Einheiten:
• Magnetfeldstärke in Oersted (1 Oe = 79,6 A/m)
• magnetische Flussdichte in Gauß (1 G = 100 µT)
Von Nano bis Giga
Besonders kleine oder große Werte einer physikalischen Größe werden oft durch Abkürzungen in
praxisgerechte, handhabbare Einheiten gebracht. International festgelegt sind dabei Abstufungen in
1.000er-Schritten.
Nano
Mikro
Milli
Kilo
Mega
Giga
(n)
(µ)
(m)
(k)
(M)
(G)
bedeutet
bedeutet
bedeutet
bedeutet
bedeutet
bedeutet
ein
ein
ein
ein
ein
ein
Milliardstel
Millionstel
Tausendstel
Tausendfaches
Millionenfaches
Milliardenfaches
0,000000001
0,000001
0,001
1000
1000000
1000000000
Beispiele:
1 kV = 1000 Volt
1 MHz = 1 Million Hertz
= 1000000 Hertz
1 µT = 1 Millionstel Tesla = 0,000001 Tesla
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8. Weiterführende Literatur
Nachfolgend finden Sie eine Auswahl von weiterführender Literatur zum Thema
elektrische und magnetische Felder
Allgemeines
Jiri Silny:
Beeinträchtigung des Menschen durch niederfrequente elektrische und magnetische Felder –
Aktuelle Übersicht
Forschungszentrum für elektromagnetische Umweltverträglichkeit (femu), Aachen, Dezember 2002;
http://www.femu.rwth-aachen.de/pdf/NF_2002 .pdf
(Überblick über den Stand der Forschung
Ende 2002.)
(Ein ausgesprochenes Fachbuch; zehn Autoren erläutern Feldtheorie, Feldstärken, biologische Wirkungen
von Nieder- und Hochfrequenz, Influenz- und Induktionserscheinungen unter Hochspannungsleitungen,
Risiken für Träger von Herzschrittmachern und
Grenzwerte für den Personenschutz.)
Robert E. Nabours et al:
Electrical Injuries – Engineering, Medical and
Legal Aspects
2000,USA, Lawyers & Judges Publishing Company,
Inc., 671 Seiten, englischer Text
Umwelt und Magnetismus
(Kompendium zu Elektrounfällen. Umfangreiche und
allgemeine Beschreibungen mit konkreten Fällen aus
den USA, auch unter juristischen Aspekten.)
Berlin 1991, Deutscher Verlag der Wissenschaften,
130 Seiten
Barnes/Greenebaum :
Heinz Weiß:
(Der Verfasser ist Physiker und hat an der ehemaligen DDR-Akademie der Wissenschaften auf
dem Gebiet der Kern-, Elektronenspin- und ferromagnetischen Resonanz gearbeitet. Eine materialund kenntnisreiche Arbeit, die trotz ihres populärwissenschaftlichen Anspruchs nicht ganz einfach zu
lesen ist.)
Katalyse e.V.:
Elektrosmog – Gesundheitsrisiken, Grenzwerte,
Verbraucherschutz
5. neu überarbeitete Auflage
Heidelberg, 2002, Verlag C.F. Müller
(Die sieben Autoren fokussieren jenen Teil der
Literatur, aus dem sich Indizien für ein Gesundheitsrisiko durch nieder- oder hochfrequente Felder
zu ergeben scheinen. Durch die einseitige Auswahl
und Verdichtung entsteht dabei leicht der Eindruck
einer überzeugenden Indizien-Kette, die in Wirklichkeit alles andere als überzeugend ist – von der unterschiedlichen Güte des Materials und seiner subjektiven Bewertung durch die Autoren ganz abgesehen.
Wer aber wissen will, was es so alles an Hypothesen
zu einem möglichen Gesundheitsrisiko durch elektrische und magnetische Felder des Alltags gibt,
findet hier eine recht umfangreiche Zusammenstellung.)
Handbook of Biological Effects of
Electromagnetic Fields
2006, CRC-Verlag, 960 Seiten, englischer Text,
zweibändige dritte Auflage
Committee on the Possible Effects of Electromagnetic Fields on Biologic Systems, Board on
Radiation Effects Research, Commission on Life
Sciences, National Research Council (NRC):
Possible Health Effects of Exposure to Residential
Electric and Magnetic Fields
National Academy Press, Washington, D.C. 1997
Bundesanstalt für Strahlenschutz (BfS):
Broschüre Strahlung / Strahlenschutz
3. Auflage
Braunschweig-Druck 2004;
http://www.bfs.de/bfs/druck/
broschueren/str_u_strschutz.pdf
(Niederfrequente Felder ab Seite 32ff.)
Felder im Bereich der ElektrizitätsVersorgung und -Anwendung
Hans Schaefer:
Haubrich, H.-J.:
Gefährdet Elektrosmog die Gesundheit?
Das Magnetfeld im Nahbereich von DrehstromFreileitungen
Akademie für Technikfolgenabschätzung in BadenWürttemberg, Stuttgart 1995
(Prof. Schaefer hat in diesem Gutachten die vorliegenden Forschungsergebnisse zusammengestellt,
systematisiert und herausgearbeitet, welche Erkenntnisse im Vergleich der Studien als gesichert angesehen werden können.)
Hans-Jürgen Haubrich (Hg.):
Elektrizitätswirtschaft Jg. 73 (1974),
H. 18, S. 511-517
DIN VDE 0210 / EN 50341
Bau von Starkstrom-Freileitungen mit
Nennspannungen über 1 kV
2002
Sicherheit im elektromagnetischen Umfeld
Berlin und Offenbach 1990, VDE-Verlag, 137 Seiten
Druckexemplar erhältlich beim Verlag unter www.ew-online.de
35
Elektronische Fassung - Ausdruck nur zum persönlichen Gebrauch.
Bauhofer, Peter
Handbuch für Hochspannungsleitungen –
Niederfrequente elektromagnetische Felder und
deren wirksame Reduktion
Weitere Informationen und Literatur
im Internet
Forschungsstelle für Elektropathologie (FfE):
Verband der Elektrizitätswerke Österreichs, Wien 1994
http://www.ffe-emf.de
A. Stamm (Hg.):
EMF-Portal des femu Aachen:
Untersuchungen zur Magnetfeldexposition der
Bevölkerung im Niederfrequenzbereich
http://www.emf-portal.de
Berlin und Offenbach 1993, VDE-Verlag,
140 Seiten
(Elektromagnetische Verträglichkeit biologischer
Systeme, Bd. 3.)
Organisationen, die sich mit Wirkungen
elektromagnetischer Felder befassen
Deutsche Elektrotechnische Kommission im DIN und
VDE (DKE)
Forschungszentrum für Elektro-Magnetische
Umweltverträglichkeit (femu)
DIN/VDE 0228
http://www.femu.rwth-aachen.de/
Teil 6
Umweltambulanz Universität Aachen
(Beeinflussung von Einrichtungen der Informationstechnik – Elektrische und magnetische Felder von
Starkstromanlagen im Frequenzbereich von 0 bis
10 kHz.)
http://www.ukaachen.de/
Unsere Einrichtungen” – Institute” – Institut für
“
“
“
Hygiene und Umweltmedizin” – Forschungs“
projekte”
ICNIRP Health Physics 74:494-522, 1998
Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro
Medienerzeugnisse, Institut zur Erforschung
elektrischer Unfälle
Guidelines for Limiting Exposure to Time-Varying
Electric, Magnetic and Electromagnetic Fields (up to
300 GHz)
ICNIRP Health Physics 96:504-514; 2009
Guidelines on Limits of Exposure to Static Magnetic
Fields
http://www.bgetem.de/
Prävention” – Fachbereiche” – Elektrotechnik”
“
“
“
und Unfallforschung”
“
Bundesamt für Strahlenschutz
ICNIRP Health Physics 99:818-836, 2010
http://www.bfs.de/elektro/nff/
(Elektromagnetische Felder, statisch/niederfrequent)
Guidelines for Limiting Exposure to Time-Varying
Electric and Magnetic Fields (1 Hz – 100 kHz)
Strahlenschutzkommission
http://www.ssk.de/
Link-Sammlung: http://www.ssk.de/adress.htm
Normen
World Health Organisation (WHO)
DIN EN 50527-1
Verfahren zur Beurteilung der Exposition von
Arbeitnehmern mit aktiven implantierbaren
medizinischen Geräten (AIMD) gegenüber
elektromagnetischen Feldern
http://www.who.int/
WHO-Sites” – Electromagnetic Fields”:
“
“
http://www.who.int/emf/
Teil 1: Allgemeine Festlegungen
Deutsche Fassung EN 50527-1:2010
http://www.icnirp.net/
Teil 2-1: Besondere Beurteilung für Arbeitnehmer mit
Herzschrittmachern
Deutsche Fassung prEN 50527-2-1:2010
VDE-AR-E 2750-10
Regeln zum technisch optimalen Gebrauch von
implantierbaren Herzschrittmachern, Defibrillatoren
und CRT-Geräten
International Commission on Non-Ionizing Radiation
Protection (ICNIRP)
Bio-Electromagnetics Society (BEMS)
https://www.bems.org/
Conférence Internationale des Grands Réseaux
Electriques (CIGRE)
http://www.cigre.org/
The Union of the Electricity Industry (EURELECTRIC)
http://www.eurelectric.org/
Forschungsstelle für Elektropathologie (FfE)
http://www.ffe-emf.de/
International Agency for Research on Cancer (IARC)
http://www.iarc.fr/
(Internationale Krebsforschungsagentur,
Teil der WHO)
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