WINDPFERD Leseprobe - QiGong meets Quantenphysik

Werbung
Urheberrechtlich geschütztes Material
Bock-Möbius
Qigong meets Quantenphysik
Urheberrechtlich geschütztes Material
Urheberrechtlich geschütztes Material
Imke Bock-Möbius
Qigong
meets
Quanten
physik
Das Prinzip Einheit erleben
Urheberrechtlich geschütztes Material
1. Auflage 2010
© 2009 Windpferd Verlagsgesellschaft mbH, Oberstdorf
www.windpferd.de
Alle Rechte vorbehalten
Kuhn Grafik Communication Design, CH-Amden
unter Verwendung einer Illustration von 123rf
Lektorat: Katinka Holupirek
Illustrationen: siehe Quellenverzeichnis
Gesetzt aus der Adobe Garamond
Druck: Himmer AG, Augsburg
Gedruckt auf Werkdruckpapier von Schleipen, säurefrei, chlorfrei gebleicht,
mit Zellstoff aus regelmäßig überprüften Waldbewirtschaftungsbeständen
Printed in Germany · ISBN 978-3-89385-610-7
Urheberrechtlich geschütztes Material
Inhalt
Vorwort
7
1. Einleitung
9
2. Kurze Einführung ins Qìgōng
11
3. Vollständigkeit im Qìgōng
a. Warum betreiben wir Qìgōng?
b. Das Eine im Daoismus
c. Das Tàijítú in der Übungspraxis
d. In-die-Ruhe-treten
e. Der gute Übungszustand
f. Wohin führt uns das?
15
16
21
29
30
33
36
4. Unio mystica – Die Mystische Einheit
a. Was ist Mystik?
b. Die Trennung
c. Die Antwort auf die Trennung
41
42
45
51
5. Die Verschränkung der Realität –
Nichtlokale Wechselwirkungen in der Quantenphysik
a. Wozu Quanten?
b. Welle-Teilchen-Dualismus
c. Das Atommodell
d. Die Formulierung der Quantenmechanik
e. Die Kopenhagener Deutung
f. Schrödingers Katze
g. Folgerungen aus der Quantenmechanik
h. Das Einstein-Podolsky-Rosen Paradoxon
i. Bells Theorem
j. Dimensionsbetrachtungen
57
59
61
63
65
68
70
72
73
77
81
6. Synthese
86
7. Praxisteil mit themenbezogenen Übungszyklen
a. Zur Einstimmung
b. Erster Übungszyklus „Ursprung“
c. Zweiter Übungszyklus „Wandlungen“
d. Abschlussübungen
97
99
105
115
127
8. Quellenangaben
129
9. Literaturverzeichnis
134
10. Anhang
Chinesische Namen und Begriffe
Abbildungsnachweise
138
138
142
Urheberrechtlich geschütztes Material
Urheberrechtlich geschütztes Material
Vorwort
Wie wir die Dinge einordnen, die uns begegnen, hängt entscheidend
davon ab, welches Modell der Wirklichkeit (Paradigma) wir uns zu
eigen machen. Je vielschichtiger unsere Erfahrungen sind, desto offener ist möglicherweise unser Paradigma. Während die Erfahrungen
nachbearbeitet und zueinander in Beziehung gesetzt werden, tun sich
manchmal unerwartete Zusammenhänge auf. Davon handelt dieses
Buch; es beschreibt das gemeinsame Prinzip, das in den drei Bereichen Qìgōng, Quantenphysik und Mystik wirkt und vielleicht nicht nur
dort.
Als ich vor gut zwanzig Jahren ein halbes Jahr in Běijīng/China verbrachte, hatte ich gerade meine Promotion in Physik abgeschlossen;
ich wollte als wissenschaftliche Mitarbeiterin die Welt kennenlernen
und meine Forschungsergebnisse mitteilen. Der Aufenthalt wurde
durch eine Kooperation zwischen der Max-Planck-Gesellschaft und
der Academia Sinica möglich.
Bei meiner Ankunft in Běijīng stellte ich fest, dass im dortigen Institut mit einem typgleichen Spektrometer gearbeitet wurde wie bei uns,
und außerdem hatte der mich betreuende chinesische Arbeitskollege
gerade acht Monate in der Schweiz bei einem der angesehensten Wissenschaftler, die auf diesem Gebiet arbeiteten, verbracht. Der „knowhow Transfer“ sollte sich insgesamt etwas anders gestalten als ich erwartet hatte …
Regelmäßig im Frühjahr wird Běijīng von den Sandstürmen aus der
Wüste Gobi heimgesucht und wenn man klug ist, trägt man zu dieser
Zeit Stoffmasken über Nase und Mund, sobald man nach draußen geht,
um sich vor dem Sand zu schützen. Ich war nicht klug und zog mir
eine Kieferhöhlen- und Kehlkopfentzündung mit Fieber und starkem
Krankheitsgefühl zu. Nach einer ambulanten Qì-Behandlung war ich
wieder gesund. – Wie war das möglich? Was war passiert? – Zwar
hatte ich vor meiner Chinareise schon eine Weile Tàijíquán geübt, aber
von Qìgōng und der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wusste ich nichts. Also beschloss ich, meinen Aufenthalt zu verlängern und
eine Akupunkturausbildung in Běijīng anzuschließen, um etwas über
TCM zu lernen. Wieder in Deutschland absolvierte ich ein Grundstu7
Urheberrechtlich geschütztes Material
dium Modernes/Klassisches Chinesisch und Philosophie und entschied
mich für die Qìgōng Yăngshēng Ausbildung. Das führte mich längere
Zeit von der Physik weg.
Vor ein paar Jahren erinnerte ich mich wieder daran, dass es einen
Grund für mein Physikstudium gegeben hatte, bevor sich meine Interessen in Richtung Qìgōng verlagerten. Diese Verlagerung ergab sich
für mich ganz natürlich. Doch eine wirkliche Integration beider Gebiete in eine größere Gesamtheit stand noch aus. Sie folgt hier. Wenn Sie
mich dabei möglichst vorbehaltlos begleiten wollen, würde es mich
freuen.
8
Urheberrechtlich geschütztes Material
1. Einleitung
Die Menschen stellen die unterschiedlichsten Fragen an das Leben und
an sich selbst. Aus den Antworten konstruieren sie ihre Sicht auf die
Welt. Die Fragen, die mich beschäftigen, hängen mit dem zusammen,
was hinter den Dingen wirkt: Wie ist das Universum aufgebaut? Warum bin ich hier? Welche Struktur liegt dem zugrunde, was wir für
unsere Realität halten? Gibt es ein (ubiquitäres) Prinzip, das überall in
Erscheinung tritt? Wie kann ich es nicht nur erkennen, sondern auch
erfahren?
Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Da ich Qìgōng 气功
zuerst über eine Art Spontanheilung kennenlernte 1, interessieren mich
besonders die Antworten, die mir Qìgōng auf die genannten Lebensfragen geben kann (Kap. 2, 3). Allerdings wird sich mein Blickwinkel
über das Qìgōng hinaus bis auf Mystik und Quantenphysik erstrecken,
um eine möglichst umfassende Antwort, die den Nebel lichtet, zu gewinnen, so unvoreingenommen wie möglich.
Standortbestimmung: Wenn es ein grundlegendes Prinzip im Universum gibt, dann gehe ich davon aus, dass es hinter/in allen Dingen
wirkt. Wirkt es hinter/in allen Dingen, dann kann ich exemplarisch
einige herausgreifen und diese genauer untersuchen. Finde ich dann
in allen diesen etwas Gemeinsames, kann ich Schlussfolgerungen wagen und überprüfen, inwieweit sich das Spezielle zum Allgemeinen
erweitern lässt (Prinzip der Induktion) 2. Dieses angenommene ubiquitäre Prinzip hat nach meiner Vermutung mit der Vorstellung, dem Em9
Urheberrechtlich geschütztes Material
KAPITEL 1. EINLEITUNG
pfinden und der Wahrnehmung von E INHEIT in vielfältigster Form zu
tun bzw. mit dem Verlust dieser Einheit; der Verlust begründet unsere
andauernde Suche.
Beim Qìgōng begegnet uns Einheit z. B. als Vollständigkeit in jeder
Übung und im Begriff des Dào 道 (Kap. 3). Wie Einheit (mit dem Allerhöchsten) erlebt wird, beschreiben eindrücklich die Mystiker (Kap. 4).
Aber auch in den Naturwissenschaften ist die Einheit (der Natur) bekannt, z. B. im Auftreten von nichtlokalen Phänomenen (Kap. 5), die
z.T. bereits technisch genutzt werden 3. Die Synthese in Kapitel 6 verbindet diese unterschiedlichen Erfahrungen, die mit dem Prinzip der
Einheit gemacht werden. Kapitel 7 widmet sich der Übungspraxis mit
besonderer Anpassung an das Thema. Quellen- und Literaturverzeichnis sowie die Erläuterung der chinesischen Namen und Begriffe finden
sich im Anschluss daran (Kap. 8 – 10).
In einer Rhapsodie von Sū Zhé 苏辙 (11. Jh.), dem Bruder des berühmten Literaten Sū Dōngpō 苏東坡, heißt es: „Es gibt nur ein einziges
Ordnungsprinzip (Lǐ 理) in den zehntausend Dingen; der Unterschied
liegt lediglich darin, von wo sie ausgehen“. Auf einem Bambusbild
von Wú Zhèn 吳鎮 (13./14. Jh.) findet sich die Gedichtaufschrift: „Hat
man das Prinzip, das in der Leere liegt, verstanden, welche Sorgen
können dann noch das Herz erfüllen?“ 4
Ziel dieses Buches ist es, die Sorgen, die das Herz erfüllen könnten,
abzubauen.
10
Urheberrechtlich geschütztes Material
2. Kurze Einführung
ins Qìgōng
Diese Einführung richtet sich vorrangig an Personen, die bisher noch
keine Erfahrungen mit Qìgōng gesammelt haben und ist als Vorbereitung auf Kapitel 3 gedacht.
Neben Akupunktur und Heilmittelkunde ist Qìgōng ein Teilgebiet
der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Körper-, Atem- und
Meditationsübungen sind hier zu einer Einheit kombiniert, wobei es
Übungen in Ruhe und Übungen in Bewegung gibt. Qìgōng zu üben
ist in fast jedem Zustand günstig: zur Kultivierung des Qì, zur Vorbeugung und Gesunderhaltung, zur Anregung der Selbstheilungskräfte
sowie zu Therapieunterstützung und Rehabilitation. Prof. Jiāo Guóruì
焦国瑞 aus Běijīng 北京, auf dessen Lehrsystem Qìgōng Yǎngshēng
气功奍生 5 ich mich großenteils beziehe, formulierte wichtige Leitsätze in Lehrgedichten. Dort heißt es im 41. Lehrgedicht: „Einfach ist
es, das Qì zu üben, doch schwierig, es zu regulieren“ 6. Aber auch das
Bändigen, Nähren, Stabilisieren und Beherrschen des Qì ist nicht so
leicht 7.
Um die Bedeutung des Begriffs Qìgōng 气功 zu verstehen, hilft uns
die chinesische Schreibweise. In diesem Buch werden im Folgenden
bei der ersten Erwähnung eines chinesischen Begriffs die entsprechenden chinesischen Kurzzeichen angegeben und es wird die sogenannte
Pīnyīn 拼音 -Umschrift dieser Zeichen verwendet (s. auch Kap. 10).
11
Urheberrechtlich geschütztes Material
KAPITEL 2. KURZE EINFÜHRUNG INS QÌGŌ NG
In diesem speziellen Fall möchte ich aber auf die Langform des ersten
Zeichens für Qì 氣 hinweisen: Sie enthält zusätzlich das Zeichen für
Reis 米 unterhalb des Kurzzeichens. Damit erhält das Zeichen Qì neben der Bedeutung Luft, Dampf, Gas, Atem, Wetter auch die Bedeutung
Dampf im Reistopf und meint im übergeordneten Sinne Lebensenergie
und Lebenshauch. Das ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass
Reis die Basis der Ernährung in China ist. Das zweite Zeichen, also
das Zeichen für Gōng 功 setzt sich zusammen aus den Bestandteilen
Arbeit 工 und Kraft 力. Es bedeutet daher Arbeit, Leistung, Verdienst,
Geschicklichkeit, Erfolg und meint beständiges Üben. Man könnte
Qìgōng also übersetzen als Arbeit mit dem Qì, was etwas forsch klingt;
daher wird die Bezeichnung Arbeit am Qì oft bevorzugt 8.
Die chinesische Medizin hat ein anderes Verständnis von Gesundheit und Krankheit als die westliche: Man interessiert sich weniger für
Bakterien und Viren, sondern geht in der TCM davon aus, dass der
Mensch i. a. gesund ist, wenn das Qì reichlich und ungehindert über die
Leitbahnen fließt, wenn Balance zwischen den Polaritäten Yīn 阴 und
Yáng 阳 besteht und wenn sich die fünf Wandlungsphasen (Wǔxíng
五行) in Harmonie befinden. Diesen Zustand gilt es zu erhalten bzw.
wiederherzustellen.
Prof. Jiāo (1923 – 97) formulierte sechs Schlüsselpunkte für die
Übungspraxis. Neben der „Natürlichkeit“, dem Prinzip „oben leicht,
unten fest“ und dem Zusammenhang von Ruhe und Bewegung ist der
Punkt „Vorstellungskraft und Qì folgen einander“ sehr wichtig 9. Um
den Fluss des Qì über die Meridiane (Leitbahnen) und bis in jede Zelle
anzuregen, werden die Bewegungen von geeigneten Vorstellungsbildern begleitet. Will man z. B. die Übung Den Berg schieben ausführen 1, 5, dann muss der Stand fest verwurzelt sein, d. h. Vorstellungskraft
und Aufmerksamkeit wandern zu den Füßen und der untere Rücken ist
entspannt. Außerdem formen die Hände mit Daumen und Zeigefingern
eine Art offenes Dreieck und können so einen leichten Druck auf einen
gedachten Berg ausüben, während sie vom Körperzentrum aus nach
vorn schieben. Durch den Einsatz der Vorstellungskraft fließt das Qì
beim Öffnen (Schieben) vom Zentrum in die Peripherie, also auch bis
zu den Händen und Füßen; beim Heranholen und Schließen der Bewe12
Urheberrechtlich geschütztes Material
KAPITEL 2. KURZE EINFÜHRUNG INS QÌGŌ NG
gung sammelt sich das Qì wieder im Zentrum. Mit dieser einen Übung
wird das gesamte Leitbahnensystem belebt, hier insbesondere die YīnLeitbahnen der Arme und die Blasen-Leitbahn.
Das Zentrum, von dem alle Bewegung ausgeht und zu dem sie
zurückkehrt, hat den Namen Dāntián 丹田 und bedeutet Zinnoberfeld oder Pille. Es ist ein Bereich unterhalb des Nabels, in dem das
Qì gesammelt und regeneriert werden kann, um von dort dem Organismus wieder zuzufließen. Dieser Prozess wird unterstützt durch die
Vorstellungskraft, also über das Leiten und Lenken des Qì mit Hilfe
von Vorstellungsbildern. Die Vorstellungsbilder lässt man im Dāntián
entstehen und projiziert sie von dort in den Körper, wie auf eine dreidimensionale Leinwand. – Der Begriff Dāntián stammt ursprünglich aus
der Alchimie (s. Kap. 3e); diese wurde in den Jahrhunderten um die
Zeitenwende in China besonders intensiv betrieben.
Die Beschreibung der Abläufe im menschlichen Organismus erfolgt
gemäß der TCM als einer der Hauptsäulen des Qìgōng. Man geht davon
aus, dass die Prozesse im Körper von Funktionskreisen (FK) gesteuert
werden. Diese tragen zwar meist die gleichen Namen wie die inneren Organe der westlichen Medizin, ihnen werden aber weitergehende
Funktionen und Qualitäten zugeordnet, z. B. hält das Milz-Qì das Blut
in den Blutgefäßen. Stoffwechsel bedeutet in der chinesischen Medizin Transformation von Qì in den Funktionskreisen. Da Qìgōng das
innere Gleichgewicht fördert und die Stoffwechselprozesse im Körper
harmonisiert, hat es positive Auswirkungen auf unseren Gesundheitszustand. Die Essenzen aus Nahrung, Wasser und Luft werden über die
FK Milz und Lunge mit Unterstützung des FK Herz in den Körper verteilt. Die FK Niere und Dünndarm filtern die jeweiligen klaren Anteile
zur Weiterverwertung heraus und leiten die jeweiligen trüben Anteile
zur Ausscheidung an die FK Blase und Dickdarm 10.
Die 12 Funktionskreise im Organismus werden über die Leitbahnen
versorgt und über die Akupunkturpunkte (Reizpunkte) reguliert. Die
Qìgōng-Übungen stärken außer den Stoffwechselfunktionen auch das
wahre Qì des Menschen, also die Summe aus erworbenem und angeborenem Qì. Das erworbene Qì wird aus Nahrung, Luft und Wasser
gewonnen und ist im FK Milz gespeichert, das angeborene Qì ist von
13
Urheberrechtlich geschütztes Material
KAPITEL 2. KURZE EINFÜHRUNG INS QÌGŌ NG
den Eltern ererbt und hat seinen Sitz im FK Niere. Qì liefert die Energie für die vielfältigen Aufbau- und Abbauprozesse im Körper. Neben dem Qì gibt es noch zwei weitere Energieaspekte: Jīng 精 (Essenz
der Funktionskreise; formt die äußeren Abläufe im Organismus) und
Shén 神 (Geist; übt Kontrolle aus). Qì, Jīng und Shén werden die Drei
Schätze des Menschen genannt. Damit der Organismus lebensfähig ist,
müssen alle drei vorhanden sein.
Wenn in diesem Buch über Qìgōng Yǎngshēng, also Qìgōng zur Lebenspflege, gesprochen wird, sind Übungen gemeint, deren Wirkung
sich nach innen im Sinne einer Stärkung der Gesundheit entfaltet. Natürlich ist es genauso möglich, die Früchte der Qì-Arbeit nach außen
zu richten. Das wird u. a. in den Kampfkünsten und der Schaustellerei
benutzt. Aber auch dort bilden die inneren Übungen die Grundlage. Ob
das Qì genutzt wird, um einen Stapel Dachziegel zu spalten oder die
Gesundheit zu stabilisieren, ist letztlich (fast) nur eine Frage dessen,
wie das Qì gelenkt wird: nach außen oder nach innen.
Nach längerer Zeit regelmäßigen Übens können sich die positiven
Auswirkungen des Qìgōng in vielfältiger Weise zeigen: in verbesserter Durchlässigkeit der Meridiane, reichlicherem Qì-Fluss, reguliertem
Stoffwechsel, stabileren und beweglicheren Gelenken, günstigem Einfluss auf zentrales und vegetatives Nervensystem sowie in der Stärkung
der Abwehrkräfte; oft wird eine Verbesserung des Allgemeinbefindens
beschrieben sowie die Verringerung innerer und äußerer Spannungen.
Mit viel Ausdauer und etwas Glück ist man auf einem guten Weg zu
einer ganzheitlichen Harmonisierung und beginnt eine spannende und
bewegende Reise zu einem immer deutlicher werdenden Kontakt mit
dem Qì.
Zu beachten ist, dass nicht direkt nach dem Essen, in der prallen
Sonne oder in Zugluft geübt wird; auch soll man nicht nach schnellen
Effekten streben oder bei starker emotionaler Erregtheit üben. Vielmehr soll man in allem das rechte Maß wahren.
14
Urheberrechtlich geschütztes Material
3. Vollständigkeit
im Qìgōng
Und so verliebte ich mich in das Qì.
Was ist Qì?
Einfach Leben, so wie es gemeint ist.
Meine erste Begegnung mit Qìgōng war faszinierend. – Ich störte durch
Husten und Schnauben den Qìgōng-Kurs, an dem ich teilnahm. Die
mich wegen anderer Beschwerden behandelnde Akupunkturärztin Rén
Zhuólíng im Xīyuàn 西苑 Krankenhaus in Beǐjīng hatte ihn mir empfohlen und begleitete mich. Sie bot mir an, meine akuten Beschwerden zwischendurch mit Akupunktur zu behandeln, aber ich wollte keinesfalls Nadeln in Gesicht oder Hals. Also winkte sie einen Kollegen
aus der Qìgōng-Abteilung herbei. Er sprach eigentlich nicht mit mir
und machte einen etwas irritierenden Eindruck; ich war mir gar nicht
mehr so sicher, ob ich wirklich behandelt werden wollte… Aber ich
vertraute der Akupunkturärztin, legte mich auf eine Liege und schloss
die Augen. Ich bekam eine kurze Akupressur und dann meine erste
Qì-Behandlung ohne jede Berührung. Nach 15 – 20 Minuten stand ich
wieder auf und wusste eigentlich nicht so genau, wie ich mich fühlte. –
Mir wurde erst am nächsten Morgen klar, dass alle Beschwerden
verschwunden waren und ich konnte es kaum fassen. Irgendetwas
15
Urheberrechtlich geschütztes Material
Herunterladen