KALEIDOSKOP Karger Kompass Ophthalmol 2017;3:144–147 DOI: 10.1159/000478833 Spektrum Ophthalmologie – wissenswert, kompakt, anregend OCT-Angiographie einer altersbedingten Makuladegeneration mit krankhafter Gefäßneubildung (grün gefärbt). ©MUW. Leibniz-Institut für Photonische Technologien Jena | Diagnostik neurodegenerativer Krankheiten durch das Auge © 2017 S. Karger GmbH, Freiburg Fax +49 761 4 52 07 14 [email protected] www.karger.com Accessible online at: www.karger.com/kop thoden, die detaillierte Informationen über den Zustand des Gewebes liefern. Dieses neu entwickelte Diagnoseverfahren soll im Projektverlauf in eine marktfähige Anwendungsplattform überführt werden. Die Europäische Union fördert das Projekt für 4 Jahre mit rund 3,7 Millionen EUR. «Wir wollen die markierungsfreie, molekular empfindliche Raman-Spektroskopie zur Detektion von krankheitsspezifischen Biomarkern mit der Optischen Kohärenztomografie (OCT) kombinieren, welche in sehr kurzer Zeit hochaufgelöste Bilder aus allen Schichten der Netzhaut liefert,» erläutert Prof. Jürgen Popp, Leibniz-Direktor des IPHT, den geplanten Multikontrastansatz. «Auf diese Weise lassen sich hochaufgelöste Daten über die Struktur der Netzhaut und Informationen über ihre molekulare Zusammensetzung erhalten, was einen entscheidenden Vorteil gegenüber bisherigen Methoden darstellt», so Popp. Anhand der Daten wollen Mediziner zukünftig eine umfassendere und eindeutige Diagnose von neurodegenerativen Erkrankungen stellen. «Je früher wir diese Erkrankungen erkennen, desto besser sind die Behandlungschancen für den Patienten», so der Koordinator des Projekts, Prof. Rainer Leitgeb von der Medizinischen Universität Wien (MUW). www.leibniz-ipht.de ȝ Aktuelles Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 7:15:42 AM Lassen sich zukünftig altersbedingte Erkrankungen des Zentralnervensystems durch einen einfachen «Augenscan» diagnostizieren? Dafür geeignete optische Technologien erforscht das Forschungsprojekt MOON, an dem unter anderem Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien Jena (Leibniz-IPHT) beteiligt sind. MOON steht für «multimodale optische Diagnostik für altersbedingte Erkrankungen des Auges und des Zentralnervensystems». Die Projektpartner aus Deutschland, Österreich, Frankreich und den Niederlanden wollen Krankheiten wie Alzheimer anhand von strukturellen und molekularen Gewebeveränderungen der Netzhaut diagnostizieren. Dazu setzen sie auf eine Kombination aus mehreren sich ergänzenden optischen Me- Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz Ausgezeichnet | Ärztliche Beratung bei inadäquater Gesundheitskompetenz Mehr als jeder Zweite in Deutschland hat eine problematische Gesundheitskompetenz [1]. Dies trifft insbesondere auf Menschen mit Migrationshintergrund, geringerer Bildung, höherem Lebensalter und chronischen Erkrankungen zu. Hinweise für die ärztliche Beratung dieser Patienten gibt nun eine Material- und Methodensammlung des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV): mit Tipps zur Einschätzung der Gesundheitskompetenz so- Universitätsmedizin Mainz wie Hilfestellungen zur erfolgreichen ArztPatienten-Kommunikation. Die Broschüre «Gesundheitskompetenz. Verständlich informieren und beraten» ist kostenfrei auf der Homepage des BMJV abrufbar. Literatur Schaeffer et al.: Universität Bielefeld 2017; DOI: 10.2390/0070-pub29088450. www.bmjv.de ȝ Pressestelle ȝ Publikationen | Korrektur extremer Fehlsichtigkeit von 40 Dioptrien Zylinderwert In der Universitätsmedizin Mainz haben Spezialisten die weltweit stärkste Linse zur Korrektur eines extremen Sehfehlers implantiert. PD Dr. Urs Voßmerbäumer, Leiter des Spezialbereichs Refraktive Chirurgie, führte diese außergewöhnliche 30-minütige Operation erfolgreich durch. Der operierte 76-jährige Patient war hochgradig sehbehindert, da er unter einer weit fortgeschrittenen Katarakt litt und zudem einen extremen Astigmatismus von 40 Dioptrien aufwies. Die implantierte hochleistungsfähige Linse basiert zwar auf dem standardisierten Modell einer torischen Linse, sie ist jedoch wesentlich dicker. Dieser Faktor ist insofern relevant, da die ca. 13 mm lange und im Durchmesser 6 mm große Linse gefaltet in das Auge eingebracht wurde. Für diesen Arbeitsschritt stand PD Dr. Voßmerbäumer nur ein ca. 2,8 mm breiter Schnittkanal offen. Zudem waren bei dem operier- ten Patienten die Sichtverhältnisse in das Auge hinein sehr schwierig – auch weil der Patient bereits früher eine Hornhauttransplantation erhalten hatte. Nur einen Monat nach der OP betrug die Sehstärke auf dem operierten Auge bereits rund 35% des üblichen Sehvermögens. «Es freut mich ungemein, dass wir mit dieser Operation haben zeigen können, dass auch extreme Verfeinerungen sinnvoll möglich sind», so Voßmerbäumer. Für den Patienten bedeute der durch den Eingriff erzielte enorme Anstieg seiner sensorischen Fähigkeiten einen ganz wesentlichen Zuwachs an Lebensqualität. «Als Arzt dazu beitragen zu können, empfinde ich als sehr beglückend.» Prof. Dr. Matus Rehak, geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Leipzig und einer der Herausgeber von K ARGER KOMPASS OPHTHALMOLOGIE, ist zu einem der «Top 50 Rising Stars» der Ophthalmologie gewählt worden: Die Leser von THE OPHTHALMOLOGIST, einer OnlinePlattform mit mehr als 18 000 Abonnenten in Europa, wählten die Kandidaten aus der Nachwuchsriege der Augenheilkunde weltweit aus. Der Onlinedienst veröffentlichte die Gekürten kürzlich in der jährlich publizierten Power List. Herzlichen Glückwunsch! theophthalmologist.com ȝ Power List www.unimedizin-mainz.de ȝ Presse & Medien ȝ Pressemitteilungen ©Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. Prof. Dr. Bernd Bertram, Augenarzt aus Aachen und Vorsitzender des Berufsverbandes der Augenärzte, wurde von den Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC) mit dem DOC-Preis für herausragende Leistungen in der Fort- und Weiterbildung von Augenärzten ausgezeichnet. Er erhielt die Auszeichnung auf dem 30. Internationalen Kongress der DOC 2017 in Nürnberg. Karger Kompass Ophthalmol 2017;3:144–147 www.doc-nuernberg.de 145 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 7:15:42 AM Die individuell gefertigte Linse zur Korrektur von 40 Dioptrien Zylinderwert. ©Universitätsmedizin Mainz. Universität Köln | Experimenteller Standard beschleunigt die Forschung an Mikrogliazellen Bei einer Vielzahl von degenerativen Netzhauterkrankungen, die zur Erblindung führen, findet eine chronische Immunaktivierung im Auge statt. Besonders aggressiv sind dabei Mikrogliazellen, die zum raschen Absterben von Sehzellen beitragen. In Modellsystemen lassen sich der Prozess einer Mikroglia-Reaktivität zwar nachstellen und therapeutische Optionen testen, aber die genaue experimentelle Untersuchung der Immunzellen war bisher wenig standardisiert und die publizierte Datenlage entsprechend schlecht vergleichbar. Um einen Standard zu definieren, hat die Arbeitsgrup- University of Edinburgh pe «Experimentelle Immunologie des Auges» von Prof. Dr. Thomas Langmann an der Universität Köln in Zusammenarbeit mit führenden Sehforschern aus Paris und Belfast eine international gültige Verfahrensanleitung zur Immunzellanalyse entwickelt. An zwei Beispielen zur Immuntherapie der Netzhaut mit Interferon-beta bzw. Polysialinsäure hat sich die neue Methode so bewährt, dass sie Grundlage für das weltweit erste Konsensusprotokoll für die Analyse von Mikrogliazellen der Netzhaut ist. Die Forscher erhoffen sich mit dem neuen Standard eine Beschleunigung der Thera- pieentwicklung im Bereich der ophthalmologischen Immunologie und damit neue Behandlungsoptionen für Patienten mit degenerativen Netzhauterkrankungen. Literatur Lückoff A, Scholz R, Sennlaub F, et al.: Comprehensive analysis of mouse retinal mononuclear phagocytes. Nat Protoc 2017; 12: 1136–1150. www.uk-koeln.de ȝ Aktuelles | Retina beeinflusst den biologischen Tag-Nacht-Rhythmus Forscher der University of Edinburgh haben eine neue Gruppe von Zellen in der Retina entdeckt, welche die zirkadiane Uhr direkt beeinflusst. Dazu senden sie Signale in die Hirnregion, die den biologischen Rhythmus reguliert. Die Erkenntnis, dass die biologische Uhr auch durch das Auge Facebook, Instagram & Co reguliert wird, könnte laut den Wissenschaftlern zum Beispiel helfen, neue Therapieoptionen für Menschen zu entwickeln, die an einem Jetlag durch Reisen oder Nachtschichten leiden. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse im JOURNAL OF PHYSIOLOGY [1]. Literatur Tsuji T, Allchorne AJ, Zhang M, et al.: Vasopressin casts light on the suprachiasmatic nucleus. J Physiol 2017; 595: 3497–3514. www.aerzteblatt.de ȝ News | App unterstützt Teilhabe an sozialen Medien ©FotoOto 146 tisch erfahrbar machen. So können Blinde emotionalisierte Bildinhalte erfassen, kommentieren und in sozialen Netzwerken teilen. Im Dialog mit Betroffenen fand die Agentur heraus, welche Anwendungen und Funktionen den Umgang mit sozialen Netzwerken für sie vereinfachen würden. Die App arbeitet mit einer integrierten Bilderkennung, die vorliest was sich auf dem Bild befindet. Anschließend wandelt FotoOto die aufgenommenen Bilder in einzelne Töne um, hierzu ist eine Internetverbindung erforderlich. Mit einem Klick können Audiokommentare oder Karger Kompass Ophthalmol 2017;3:144–147 der Umgebungssound zum Foto hinzugefügt werden. «Bisher werden die meisten Bilder und Videos im Social Web vorwiegend ohne Ton oder tonale Verständigungshilfe gepostet oder geteilt», kommentiert Timm Weber, Chief Creative Officer von Publicis Pixelpark. Dadurch würden Blinde und Sehbehinderte vieles aus dem Leben von Freunden und Familie verpassen. «Mit FotoOto wollten wir ein Tool schaffen, das einfach zu bedienen ist, Spaß macht und zum besseren Verständnis beiderseits beiträgt.» www.fotooto.de Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 7:15:42 AM Das digitale soziale Leben auf Facebook, Instagram und Co. wird von Bildern dominiert. Knapp 325 Mio Menschen mit Sehbehinderung sind von diesen Kanälen weitgehend ausgeschlossen. Um dem entgegen zu wirken, hat die Hamburger Agentur Publicis Pixelpark eine App für das iPhone entwickelt: FotoOto erzeugt Klangbilder, die Fotos akus- Robert-Koch-Institut | Daten und Fakten zu Blindheit und Sehbehinderung hierzu einen Beitrag leisten. Es enthält Daten zu Blindheit und Sehbehinderung sowie den zugrunde liegenden Erkrankungen. Man erhält einen Überblick über Präventionspotenziale und Versorgungsbedarfe, einschließlich der damit verbundenen Kosten. Vermeidbare Ursachen für Blindheit und Sehbehinderung sollen somit reduziert und die umfassende Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen an der Gesellschaft gestärkt werden. Das Themenheft kann als Print bestellt oder als PDF direkt heruntergeladen werden. www.rki.de ȝ Gesundheitsmonitoring ȝ Gesundheitsberichterstattung ȝ Themenhefte Die Inhalte dieser Rubrik sind von der Redaktion ausgewählt und bearbeitet. Die Auswahl erfolgt unabhängig von der Industrie und in Abstimmung mit dem Herausgeber der Zeitschrift. Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/21/2017 7:15:42 AM Blindheit und Sehbehinderung entstehen in den meisten Fällen durch Augenerkrankungen. In Deutschland sind hierfür überwiegend drei Krankheiten verantwortlich: die altersbedingte Makuladegeneration, das Glaukom sowie die diabetische Retinopathie. Hinsichtlich der Diagnostik und Therapiemöglichkeiten von Augenerkrankungen besteht weiterhin Handlungs- und Forschungsbedarf. Auch gilt es, das Angebot an Maßnahmen zur frühzeitigen Diagnostik und deren Inanspruchnahme zu verbessern. Das aktuelle Themenheft der Gesundheitsberichterstattung des Bundes will