Fortbildung © Regional Anaesthesy, Mosby Verlag (1996) Abbildung 1: Lage des Ganglion pterygopalatinum in der Fossa pterygopalatina Injektionstechniken Sympathische Reflexaktivierung M. Strohmeier Teil 4 der Serie beschäftigt sich mit Injektionstechniken an Ganglion pterygopalatinum, Ganglion stellatum und lumbalem Grenzstrang B ei Nervensystemen von Vertebraten unterscheidet man prinzipiell zwischen einem somatischen (willkürliche Funktionen regelnden) und einem autonomen (unwillkürliche Funktionen regelnden) Anteil. Beim Menschen werden diese autonomen Anteile des Nervensystems in das zentrale autonome System, mit Anteilen im Bereich der Großhirnrinde, des Thalamus, des Hypothalamus, Hippokampus, Kleinhirnstamms und Rückenmarks, und in das periphere autonome Nervensystem unterteilt. Was muss man zur Anatomie wissen? Zum peripheren autonomen Nervensystem gehören die sympathische Ganglienkette und die paravertebral paarig angeordneten Grenzstränge, die von der Schädelbasis bis zum Steißbein reichen. Im Kopfbereich finden wir das Ganglion ciliare, das Ganglion pterygopalatinum, das Ganglion oticum, das Ganglion submandibulare und das Ganglion caroticum. Prävertebrale Plexus und Ganglien wie das Ganglion cardiacus, 40 das Ganglion coeliacum, die Ganglia mesenterica, das Ganglion aorticum abdominalis und die Plexus hypogastrici. Weiterhin finden sich sympathische Geflechte an oder in der Wand von Hohlorganen und Gefäßen wie auch Ganglien, die mit Drüsen in Verbindung stehen, außerdem zahllose Verbindungen und Verästelungen dieser Stränge, Ganglien und Geflechte sowie die efferenten und afferenten Fasern des autonomen Nervensystems. In Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass ein Unterschied besteht zwischen den Nervenzellen in den Hirnnervenkernen und den sakralen Rückenmarkssegmenten gegenüber den Axonen der Seitenhornzellen im thorakolumbalen Rückenmarkbereich. Impulse in den erstgenannten Axonen bewirken in der Regel das Gegenteil dessen, was durch Fortleitung der Impulse der Axone der Seitenhornzellen im thorakolumbalen Rückenmarksegment geschieht. Entsprechend werden die kranialen und sakralen Nervenzellengruppen als Parasympathikus zusammengefasst, die in größerer Zahl vorhandenen thorakolumbalen als Sympathikus bezeichnet. Beim Ganglion pterygopalatinum handelt es sich daher um ein Ganglion des kranialen Parasympathikus, beim Ganglion stellatum (cervicothoracicum), das durch Verschmelzung des 7. und 8. Halsganglions mit dem 1. und/oder Brustganglion entstanden ist, handelt es sich um ein sympathisches Ganglion. Die sympathischen Fasern werden entweder direkt durch afferenten Einstrom aktiviert, was durch Traumen oder Reizungen jeglicher Art vorkommen kann, erfahren jedoch auch Impulse über das „wide dynamic range neuron“ (WDR) im Hinterhorn des Rückenmarks. Im Thorakalbereich bis zum oberen lumbalen Bereich (zirka LWK2) finden sich paarig angeordnete Grenzstrangganglien, die untereinander in Verbindung stehen. Von diesen Ganglien zieORTHOPÄDIE & RHEUMA 6·2004 hen präganglionäre Fasern (markhaltig) zum Spinalnerven und bilden die Rami communicantes albi. Die postganglionären Fasern sind marklos und erscheinen gebündelt grau/ rosa, sie bilden die Rami communicantes grisei und verbinden die Grenzstrangganglien mit dem zugehörigen Spinalnerven. Schmerzklassifikationen und -qualitäten Sympathische Schmerzsyndrome werden unter die neuropathischen Schmerzen subsumiert und als sympathisch unterhaltene Schmerzen („sympathetically maintained pain“, SMP) bezeichnet. Die Unterklassifizierung erfolgt dann in die Complex-Regional-PainSyndrome (CRPS). Neben spontanen und evozierten Schmerzen sind sympathische Schmerzen durch Veränderungen der Hautdurchblutung, des Schwitzens, durch trophische Veränderungen der Haut und Hautanhangsgebilde, subkutaner Strukturen oder auch des Knochens charakterisiert. Bei Erregung sympathischer Fasern haben die Schmerzen typischerweise brennenden Charakter. Die einzelnen Blockaden — Ganglion pterygopalatinum Anatomie: Anatomisch gesehen liegt das Ganglion pterygopalatinum (sphenopalatinum) in der Fossa pterygopalatina (Abb. 1), nach außen hin abgedeckt durch eine größere Membran und Bindegewebe mit einer Stärke von zirka 1 – 5 mm. Durch das Ganglion ziehen verschiedene sympathische und parasympathische Fasern aus dem Nervus (cervicothoracicum) entsteht durch Verschmelzung des 7. und 8. Halsganglions mit dem 1. und/oder 2. Brustganglion. Es findet sich hinter dem ersten Abschnitt der Arteria subclavia am Abgang der Arteria und Vena vertebralis dorsal der Lungenspitze. Es kommt vor dem Querfortsatz des 1. Halswirbels zu liegen. Seine kraniokaudale Ausdehnung beträgt zircka 2,5 – 3 cm ventral der Querfortsätze des 7. Hals- und 1. Brustwirbels. Indikation: Sympathische Probleme im Bereich der oberen Extremität, vor allem solche mit „brennender“ Komponente, Hyperhydrosis, Herpes zoster im Versorgungsbereich des Halssympathikus, CRPS im Bereich der Arme (früher „Morbus Sudeck“), Durchblutungsstörungen im Bereich von Arm und Kopf, akuter Hörsturz. 3 4 von ungefähr 5 ml eines lang wirkenden Lokalanästhetikums (z. B. Bupivacain 0,25 % oder Robivacain 2 mg/ml) eingebracht. Komplikationen: Bei der oben beschriebenen Technik sind Komplikationen nicht zu erwarten, da sich in diesem Bereich keine Gefäßstrukturen oder ähnliches befinden. Zu vermeiden ist eine versehentliche Stichrichtung nach dorsal, da hierbei der Plexus pterygoideus (venös) aber auch andere Gefäße punktiert werden könnten. Das Ganglion pterygopalatinum wird bei der dargestellten Technik nicht direkt punktiert, die Wirkung wird über Diffusion erzielt. Überraschend ist die häufig schlagartige Besserung bereits nach ein oder zwei Injektionen. — Ganglion stellatum Anatomie: Das Ganglion stellatum © Dr. M. Strohmeier, Ravensburg 2 ophthalmicus, dem Nervus lacrimalis und Ästen des Nervus trigeminus (vor allem Nervus mandibularis und hier speziell Nervus pterygoideus lateralis und pterygoideus medialis). Indikation: Aufgrund der mannigfaltigen Verschaltungen von Nerven, die im Bereich der Augen und des gesamten Gesichtsschädels eine Rolle spielen, können Störungen beispielsweise der Tränendrüsenfunktion, sympathische Schmerzhaftigkeiten des gesamten Gesichtsschädels aber auch eine Trigeminusneuralgie und so genannte atypische Gesichtsschmerzen Indikation zur Blockade des Ganglion pterygopalatinum darstellen. Aber auch akute Migräne und Clusterkopfschmerzen werden in der Literatur als Indikationen genannt. Technik: Eine Injektionstechnik besteht im transnasalen Zugang, bei dem der Patient mit überstreckter Halswirbelsäule gelagert und das Foramen palatinum über einen Zugang im Gaumenbereich erreicht wird. Für den Patienten deutlich weniger belastend und gleich effektiv ist jedoch ein Zugang von seitlich. Das Ganglion pterygopalatinum liegt etwas unterhalb ventral des Arcus zygomaticus. Als Leitlinie wird der Arcus zygomaticus vom Kiefergelenkwinkel bis zum Orbitarand getastet (Abb. 2). Ungefähr auf der Mittellinie des Arcus zygomaticus wird von oberhalb des Knochens eingegangen (Abb. 3). Man benützt eine 3 – 4 cm lange Kanüle. In einer Stichrichtung von zirka 30 ° nach vorne unten wird die Nadel ohne Komplikationen am Arcus zygomaticus vorbeigeschoben (Abb. 4). Die Stichrichtung zum Schädel hin beträgt hierbei ebenfalls zirka 30 °. Nach entsprechender Aspiration wird dann ein Volumen Abbildungen 2– 4: Injektionstechnik bei der Blockade des Ganglion pterygopalatinum ORTHOPÄDIE & RHEUMA 6·2004 41 Fortbildung In j ek t io n st e ch n i ke n Abbildung 5: Zugangswege zum Ganglion stellatum: 1 = nach Raischauer, 2 = nach Le Riche – Fontaine, 3 = nach Herget © Bildatlas, M. Dosch, Karl-Haug-Verlag, 1979 6 7 Technik: Prinzipiell sind drei Zu- 8 9 © Dr. M. Strohmeier, Ravensburg 10 Abbildungen 6–10: Injektionstechnik bei der Blockade des Ganglion stellatum 42 gangswege zum Ganglion stellatum beschrieben (Abb. 5): von dorsal über den Querfortsatz C7 (nach Raischauer), von vorne lateral (nach Le Riche – Fontaine) und von ventral (nach Herget). 왘 Raischauer-Technik: Sitzender Patient, mit dem Rücken zum Arzt. Maximale Flexion des Kopfes, um den Dornfortsatz HWK7 gut tasten zu können. 4 cm paramedian eingehend zwischen C6 und C7 (Abb. 6), Stichrichtung senkrecht zur Hautoberfläche, parallel zur Medianebene (Abb. 7). Nach zirka 3 – 4 cm trifft man auf den Querfortsatz. Danach Zurückziehen der Nadel bis zur Freigabe durch die Faszie (Abb. 8), Senken der Nadel um zirka 30 ° nach kaudal, sodass die Stichrichtung jetzt nach kranial führt. Stichrichtung 15° nach lateral am Knochen vorbei, zirka 1 cm bis maximal 1,5 cm weiter, als die Tiefe des Querfortsatzes vorher erreicht wurde (Abb. 9). Aspiration in drei Ebenen und Injektion von 5 ml eines Lokalanästhetikums (z. B. 0,25 % Bupivacain + 1 % Lidocain 1 : 1 oder Rupivacain 2 mg/ml). Nadellänge: 6 – 8 cm. Die Methode nach Raischauer ist am wenigsten komplikationsbehaftet, da sich von dorsal her eigentlich keine Gefäße befinden und der Querfortsatz eine markante Leitstruktur dar- stellt. Bei Injektion zwischen C6/7 ist auch keine Gefahr eines Pneumothoraxes zu erwarten. 왘 Le-Riche-Fontaine-Technik: Beim sitzenden oder liegenden Patient wird der Kopf nach hinten gebeugt und zur Gegenseite gedreht; Abdrängen des mittleren Drittels des Musculus sternocleidomastoideus nach medial, Ertasten des Köpfchens der ersten Rippe; Einstich auf Richtung der Dornfortsätze HWK6 und 7 oberhalb des am Köpfchen der ersten Rippe liegenden Tastfingers. Die Einstichtiefe ist hier fast subkutan bei tastbaren Rippenköpfchen, bei adipöseren Patienten bis maximal 2 cm. Aspiration, Injektion (siehe oben). 왘 Herget-Technik: Es wird der mediale Rand des M. sternocleidomastoideus in Höhe des Krikoids aufgesucht. Der Kopf wird in gerader Haltung etwas nach hinten überstreckt. Mit zwei Fingern wird der M. sternocleidomastoideus etwas zur Seite gedrängt, wobei lateral die Pulsation der A. carotis communis fühlbar wird. Einstechen der Kanüle in senkrecht-dorsaler Richtung. In einer Tiefe von 2–3,5 cm Knochenkontakt mit dem Querfortsatz des 6. Halswirbels. Nach Zurückziehen der Kanüle um zirka 2 mm sorgfältige Aspiration und Injektion von zirka 5 ml Lokalanästhetikum, wobei sich hier eine Mischung aus einem schnell und langsam wirkenden anbietet (z. B. Bupivacain 0,25 % + Lidocain 1 % im Verhältnis 1 : 1 oder Rubivacain 2 mg/ml). 왘 Sollte es in einer Tiefe von 3,5 cm nicht zum Knochenkontakt kommen, ORTHOPÄDIE & RHEUMA 6·2004 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 6·2004 tion des Ösophagus. Der Patient berichtet dabei über einen bitteren Geschmack während der Injektion. Wegen der Gefahr einer nachfolgenden Mediastinitis ist in einem solchen Fall die stationäre Aufnahme und hoch dosierte antibiotische Therapie zu empfehlen. — Lumbale Grenzstrangblockade Anatomie: Der thorakolumbale Grenzstrang endet lumbal auf Höhe LWK2. Die meist paarig angelegenen Ganglien liegen ventrolateral der Wirbelkörper (vgl. Kasten S. 44). Indikationen: Wurzelreiz- und Kompressionssyndrome mit sympathischer Schmerzkomponente, Postdiskotomiesyndrome, enger Spinalkanal mit sympathischer Schmerzkomponente, sämtliche Schmerzsyndrome im Bereich der unteren Extremität mit Verdacht auf sympathische Beteiligung, Complex Regional Pain Syndrom I oder II (sympathische Reflexdystrophie oder Kausalgie, „Morbus Sudeck“). Technik: Lagerung entlordosierend in Bauch- oder Seitlage, Leitpunkt ist die horizontale Linie Oberkante Dornfortsatz LWK2, die Einstichstelle liegt zirka 6 cm lateral der Mittellinie, bei adipösen Patienten eventuell 8 cm (Abb. 11). Mit einer 10 –12 cm langen Nadel und einer Einstichrichtung 60° von der Patientenoberfläche gesehen medioventrales Vorgehen bis zum Knochenkontakt des Querfortsatzes (Abb. 12). Danach Zurückziehen der Nadel bis Freigabe durch die Faszie, Korrektur 5 –10 ° nach kranial oder kaudal, Vorschieben der Nadel am Querfortsatz vorbei bis Knochenkontakt am Wirbelkörper. Nochmaliges Zurückziehen der Nadel bis zur Freigabe der Muskelfaszie, Korrektur der Nadel, sodass die Nadelspitze in einem Winkel von zirka 5 ° nach lateral im Gegensatz zu vorher vorgeschoben wird. Vorschieben 11 12 13 14 © Dr. M. Strohmeier, Ravensburg muss die Kanüle zurückgezogen und etwas nach kaudal oder kranial verändert nochmals vorgeschoben werden. Prinzipiell sollte der Patient während des Injektionsvorgangs nicht schlucken oder sprechen. Nebenwirkungen: Der bei der Stellatumblockade oft zitierte Horner’sche Symptomenkomplex ist nicht zwingende Voraussetzung für die Wirksamkeit der Blockade. Dies liegt daran, dass die sympathischen Fasern, die die Sehorgane versorgen, häufig erst im Ganglion cervicalis superius, teilweise erst im Ganglion caroticum internum umgeschaltet werden. Da nur die postganglionären Fasern marklos sind (Ramus communicans griseus), die Fasern davor jedoch markhaltig sind (Ramus communicans albus), ist es wahrscheinlich, dass diese markhaltigen Fasern bei der genannten Kombination von Lokalanästhetika nicht ausgeschaltet werden. Die Horner’sche Trias ist daher nicht in allen Fällen festzustellen, da die verwendeten Lokalanästhetika die entsprechenden markhaltigen Fasern nicht beeinflussen. Für Indikationen, die die Tränendrüsenfunktion oder ähnliches betreffen, müssen daher höhere Konzentrationen des Lokalanästhetikums verwendet werden, wobei dann auch die Komplikationsgefahr steigt. Für Indikationen im Bereich Schulter/Arm sind die niedrigen Konzentrationen jedoch völlig ausreichend. Folgende Nebenwirkungen können ebenfalls beobachtet werden: — verstärkte Tränenproduktion, — konjunktivale Injektion, — Anschwellen der Nasenschleimhaut, — Überwärmung und Anhidrosis in Arm- und/oder Gesichtshälfte. Komplikationen: Als Komplikationen können Hämatome, Heiserkeit, Beeinträchtigung des Schluckreflexes und eine partielle Blockade des Plexus brachialis auftreten. Es ist daher eine entsprechende Aufklärung des Patienten notwendig. Möglich sind auch die intravaskuläre Injektion in die Arteria carotis oder Arteria vertebralis und eine hohe Spinalanästhesie. Äußerst selten ist die Komplikation eines Pneumothorax. Eine weitere, seltene Komplikation vor allen Dingen bei Punktion des linksseitigen Ganglion stellatum ist die Punk- Abbildungen 11–14: Lumbale Grenzstrangblockade am Patienten 43 Fortbildung I n j e k t i o n st e ch n i ke n Lage der thorakolumbalen Ganglien Entgegen den Zeichnungen in vielen Lehrbüchern sind die paarig angelegten Ganglien nicht exakt auf jeder Etage ventrolateral lokalisiert. Teilweise findet man sie vor der Wirbelsäule, teilweise konfluierend, sodass anatomische Leitstrukturen die exakte Platzierung der Lokalanästhetika am Ganglion nicht garantieren können (vgl. Anatomie Lanz-Wachsmuth). Krämer et al. konnten an Kontrastmittelgaben jedoch die große Ausweitung von Lokalanästhetika im Grenzstrangbereich nachweisen. Bei Injektion von 5 – 10 ml eines Lokalanästhetikums ist daher bei anatomisch richtiger Vorgehensweise das Ganglion über Diffusion zu erreichen, die erfolgreiche Injektion ergibt sich aus den vom Patienten beschriebenen sympathischen Reaktionen. © Regional Anaesthesy, Mosby Verlag (1996) Abbildung 15: Mögliche Komplikationen bei lumbaler Grenzstrangblockade: Punktion von Aorta (linke Seite) beziehungsweise Vena cava (rechte Seite) oder Niere. der Nadel zirka 1 cm tiefer als vorher am Wirbelkörper vorbei (Abb. 13). Aspiration in drei Ebenen, Injektion von 5–10 ml eines schnell und lang wirkenden Lokalanästhetikumgemisches (z. B. 5 ml Lidocain 1 % + 5 ml Bupivacain 0,25 % im Verhältnis 1 : 1 oder 10 ml Robivacain 2 mg/ml). Nadellänge: mindestens 10 – 12 cm (Abb. 14). Das sympathische Ganglion kann auch mit Hilfe bildgebender Verfahren nicht sicher direkt erreicht werden, da die anatomischen Varianten bezüglich der Lage so groß sind, dass in jedem Fall der Effekt über Diffusion des Lokalanästhetikums erreicht wird. Ausschlaggebend ist die Angabe des Patienten bezüglich der Schmerzreduktion, Wärmegefühl im Bein oder Änderung anderer sympathischer Qualitäten. Komplikationen: Prinzipiell besteht die Gefahr der Punktion von Aorta (linke Seite) oder Vena cava (rechte Seite) (Abb. 15), wobei diese Komplikation sehr unwahrscheinlich wird, wenn man die Injektionsnadel nach dem knöchernen Kontakt mit dem Wirbelkörper nicht weiter als 1 cm vorschiebt. Eine 44 Punktion der Niere ist möglich (sehr selten), wenn von zu weit lateral vorgegangen wird. Das Risiko, einen Pneumothorax zu stechen, ist theoretisch größer bei Punktion auf Höhe LWK1 oder Th12 in Inspiration. Auf Höhe LWK2 und in Expirationslage ist diese Komplikation als sehr selten anzusehen. Eine Teilblockade der Spinalwurzel ist nahezu immer vorhanden, da in unmittelbarer Nähe zur Spinalwurzel eingegangen wird. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine Komplikation im eigentlichen Sinne, sondern um eine Nebenwirkung, die vor der Behandlung mit dem Patienten abesprochen werden sollte. Durch sympathische vasovagale Reflexe ist eine Hypotension denkbar, wobei entsprechende Lagerung hier meist Abhilfe schafft. Der Patient sollte jedoch nach Sympathikusblockade zirka 20 Minuten in der Praxis überwacht werden. Dr. med. Martin Strohmeier Orthopädie – Schmerztherapie, Grüner-Turm-Str. 4 – 10, 88212 Ravensburg ORTHOPÄDIE & RHEUMA 6·2004