fibromyalgiesyndrom - Gemeinschaftspraxis am Rennplatz

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FIBROMYALGIESYNDROM
Nichtentzündlicher
Weichteilrheumatismus
Leitfaden für betroffene Patienten
und Angehörige
Gemeinschaftspraxis
Dres. Nagler - Nitsche - Krause
Franz-von-Taxis-Ring 51
93049 Regensburg
EINLEITUNG
"Jeder kennt Schmerzen, und wir alle haben die Erfahrung
gemacht, dass beispielsweise Verletzungen mit der Zeit heilen.
Normalerweise
besteht eine Korrelation
zwischen
einer
sichtbaren Verletzung eines Körperteiles (z.B. einer verbrannten
Hand) und der Intensität der erlittenen Schmerzen. Selbst bei
einem unheilbaren Krebsleiden können wir nachvollziehen, daß
der betroffene Patient an Schmerzen leidet.
Wenn es jedoch keine offensichtliche Beziehung zwischen der
subjektiven Wahrnehmung eines Schmerzes und der Quelle
dieses Schmerzes gibt, ist man instinktiv versucht, zu argwöhnen,
dass der Patient eigentlich gar nicht richtig krank ist. Den meisten
Patienten, die an einem Fibromyalgie-Syndrom leiden, sieht man
die Schmerzen nicht an, sie sehen ganz normal aus."
So begann die Einführung von Prof. Dr. Robert Bennett von der
Oregon Health Sciences Universität zur 64. Jahrestagung der
American College of Rheumatology in den USA, Philadelphia,
Pennsylvania.
Auch der sog. Phantomschmerz wurde lange
verstanden bzw. verkannt. Es ist immer noch schwer
dass ein Patient z.B. über starke Schmerzen in seiner
obgleich sein gesamter Arm infolge eines Unfalles
wurde oder amputiert werden musste.
Zeit nicht
vorstellbar,
Hand klagt,
abgetrennt
Erst die Erforschung neurobiologischer Vorgänge in der
Signalverarbeitung von Schmerzen durch das zentrale Nervensystem und wissenschaftliche Erkenntnisse bei Vorgängen in der
Schmerzchronifizierung haben erheblich dazu beigetragen, dass
wir auf dem Wege sind, ein neues Verständnis für das
Schmerzerlebnis zu erlangen, wenngleich wir in vielen Bereichen
noch am Anfang stehen und vieles noch ungeklärt ist.
Darstellung aus dem 17. Jahrhundert von Descartes: Vorstellung der
Schmerzwahrnehmung. Die Schmerzquelle (Hitzereiz) wird über die Haut
aufgenommen (Nozizeptor), von einem Nerven zum Gehirn geleitet und
dort wahrgenommen.
WAS IST FIBROMYALGIE?
Fibromyalgie ist eine chronische, nicht-entzündliche Form von
Weichteilrheumatismus. Mit einem Anteil von 1 - 2 % in der
Bevölkerung gehört sie zu den. häufigsten rheumatischen
Krankheiten. Betroffen sind überwiegend Frauen, das Verhältnis
Frauen : Männer beträgt etwa 7 : 1.
Die Krankheit beginnt oft schleichend mit Schmerzen in einer
Körperregion,
z.B. im Bereich der Lendenwirbeloder
Halswirbelsäule und breitet sich im Verlauf auf andere
Körperregionen aus. Nicht selten beginnt sie mit Schmerzen im
Kieferbereich. Schließlich betrifft sie den ganzen Körper mit
"Schmerzen überall". Typisch ist eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit der Sehnenansätze. Häufig ist die Schmerzsymptomatik von vielfältigen Empfindungsstörungen wie Kribbeln
und Brennen begleitet, es bestehen Konzentrationsstörungen,
Kopfschmerzen, oft in Form einer klassischen Migräne, diffuse
Schwellungen
der Extremitäten
sowie eine ausgeprägte
Leistungsminderung und rasche Erschöpfbarkeit. Die Patienten
klagen
über
Verdauungsbeschwerden
im
Sinne
eines
"Reizdarmsyndroms" oder über .Herzrasen" , Patientinnen auch
über schmerzhafte
Regelblutung.
Sehr häufig bestehen
ausgeprägte Schlafstörungen. Die Patienten können oft nicht
durchschlafen und wachen nachts immer wieder auf. Der Schlaf
ist wenig erholsam, morgens fühlen sich die Patienten "wie
zerschlagen" oder "wie gerädert".
Die zunehmende Leistungsminderung mit Leistungseinbrüchen
führt zu Problemen in der Berufsausübung. Die geforderte
Leistung kann nicht mehr voll erbracht werden, es mehren sich
Zeiten der Arbeitsunfähigkeit. Meist stoßen die Patienten bei
Kollegen und Kolleginnen wie auch bei den Vorgesetzten auf
Unverständnis, da das Leiden für Außenstehende nicht sichtbar
ist, und die Betroffenen erleben nicht selten eine argwöhnische
Einschätzung, ob das "Leiden" nicht doch vorgetäuscht ist, um
bestimmten Anforderungen aus dem Wege zu gehen, oder aber
ob es sich wohl um eine psychische "Störung" handle.
Aber auch in der Familie und im Bereich der nächsten
Angehörigen und Freunde ist oft Überzeugungsarbeit zu leisten,
um die Beschwerden begreiflich zu machen. Da objektiv fassbare
und sichtbare Symptome fehlen,
Laboruntersuchungen einschließlich diverser .Rheumatests" normal verlaufen, selbst
bildgebende Verfahren wie Röntgenuntersuchungen, Kernspintomographie oder Sonographie keine Auffälligkeiten zeigen,
sehen sich die Patienten der schwierigen Situation ausgesetzt,
ihre Schmerzen und Beschwerden beweisen zu müssen.
Besonders frustrierend sind oft Vorladungen zu ärztlichen
Gutachtern, die ihrem Auftrag gemäß eben nur objektivierbare
Einschränkungen und fassbare Krankheitssymptome anerkennen,
soweit sie in ihren Kompetenzbereich und in ihr Fachgebiet fallen.
Es erscheint daher nachvollziehbar, daß manche Begutachtung
zu Demütigung und Unverständnis führt. Die Patienten müssen
sich verunsichert fühlen, angesichts ihres Schmerzeriebens und
ihrer vielfältigen Beschwerdesymptomatik,
wenn ihnen von
kompetenter Stelle aus erklärt wird, daß gemäß dem Ergebnis der
Untersuchung, die Beeinträchtigung ihrer Leistungsfähigkeit
wesentlich geringer anzusetzen sei als die geschilderte und
selbst erlebte Empfindung der betroffenen Patienten.
In der Krankheitsgeschichte der Patienten finden sich zahlreiche
Besuche bei Ärzten verschiedenster Fachrichtungen wie z.B.
Allgemeinmediziner, Internisten, Gynäkologen, Neurologen, ohne
daß eine Krankheitsursache gefunden werden kann. Schließlich
wird der Beschwerdekomplex als Depression mit körperlichen
Symptomen, denen keine organische Erkrankung zugrunde liegt,
eingestuft und es wird die Diagnose einer ausschließlich
psychosomatischen Störung gestellt. Andere Patienten berichten
über zahlreiche Operationen, die vorgenommen
wurden:
Blinddarmoperation, Gebärmutterentfernung,
Zahnextraktionen
oder Bandscheibenoperation. An der Beschwerdesymptomatik
hat sich dadurch nichts geändert. Viele Patienten berichten, sie
fühlten sich alleine gelassen, und verunsichert. "Ich spüre doch
meine Symptome, das kann doch nicht alles Einbildung sein!"
KRANKHEITSURSACHEN
Die Ursachen der Fibromyalgie sind unbekannt. In zahlreichen
Untersuchungen an Muskelbiopsien, histochemischen, lichtmikroskopischen und elektronenmikroskopischen Untersuchungen von
Sehnen und Muskeln konnten keine eindeutigen krankhaften
Veränderungen nachgewiesen werden. Auch die üblichen
Laboruntersuchungen, wie sie bei rheumatischen Erkrankungen
herangezogen werden, sind normal. Bildgebende Verfahren wie
Röntgenuntersuchungen,
Sonographie, Computertomographie
und kernspintomographische Methoden zeigen keine auffälligen
Veränderungen. Bisher konnten auch keine sicheren Hinweise für
eine infektiöse Ursache durch Bakterien oder Viren gefunden
werden. Handelt es sich vielleicht doch um eine psychische oder
psychosomatische Erkrankung?
Nach MÜLLER
und PAYNE gibt es einige typische
Unterscheidungsmerkmale
zwischen den psychosomatischen
Schmerzbildern wie dem "psychogenen Rheumatismus" und dem
Fibromyalgie-Syndrom.
Beim "psychogenen Rheumatismus" werden zu den Symptomen
eher bizarre Schilderungen angegeben, die Schmerzlokalisation
ist
wechselnd-vage
ohne
nennenswerte
tageszeitliche
Schwankungen, die Schmerzintensität hängt oft stark von
emotionalen Einflüssen ab. Ferner bestehen oft übertriebene
Schmerzreaktionen mit demonstrativem Verhalten.
Fibromyalgie-Patienten können ihre Schmerzsymptome eher
lokalisieren und bestimmten anatomischen Regionen zuordnen.
Häufiger finden sich ein morgendliches oder abendliches
Schmerzmaximum, starke klimatische Einflüsse auf das Schmerzempfinden oder Beschwerdeverschlechterung durch körperliche
Überanstrengung und seelische Belastung.
Interessanterweise wurden bei Fibromyalgie-Patienten charakteristische Störungen des Schlafes gefunden. Die Messung der
Hirnströme während des Schlafes (Schlaf-EEG) zeigte während
der Tiefschlafphase, die im EEG durch langsame Delta-Wellen zu
erkennen ist, ein störendes Auftreten von Alpha-Wellen. Diese
Erscheinung konnte bei psychosomatischen Schmerzpatienten
nicht gefunden werden. Darüber hinaus bestehen bei Fibromyalgie-Patienten auch Störungen im Schlafrhythmus (Störungen
des REM-Schlafes).
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Darstellung der wechselseitigen Einflüsse typischer Störungen auf den
Schlaf bei Fibromyalgie. Die Schlafstörung ihrerseits wirkt sich wiederum
versUirkend auf Schmerz, Verspannung und Leistungsminderung aus.
Von Bedeutung war auch die Entdeckung, daß die Konzentration
bestimmter Botenstoffe in der Reizübermittlung von NervenschaltsteIlen verändert waren (Neurotransmitter). Unter anderem
wurden bei vielen Patienten auffallend niedrige Konzentrationen
von Serotonin gefunden. (Serotonin spielt eine wichtige Rolle bei
der Schmerzwahrnehmung, der Schlaf- und Temperaturregelung,
bei Lern- und Gedächtnisleistung, bei der Darmtätigkeit u.v.a.). In
der Gehirn- und Rückenmarkflüssigkeit (Liquor) fanden sich
dagegen hohe Werte für die Substanz P (die ebenfalls eine
wichtige Rolle in der Schmerzverarbeitung spielt).
Darstellung der Reizübermittlung am synaptischen Spalt. Am Rezeptor der
Empfängerzelle wird durch Serotonin wieder ein Reiz ausgelöst. Zum Teil
wird Serotonin wieder in die Nervenendigung aufgenommen.
Beim Fibromyalgie-Syndrom handelt es sich um einen chronischen Schmerzzustand, der charakterisiert ist durch eine periphere Komponente (Muskeln, Sehnen) und eine im zentralen
Nervensystem lokalisierte Verstärkung (Sensibilisierung). Wird ein
peripherer Nerv wiederholt stimuliert, so nimmt die Intensität der
Schmerzwahrnehmung zu. Diese Sensibilisierung wird "wind up"Phänomen genannt. Es kommt ferner zu einer Reduktion der
Schmerzschwelle (Allodynie), einer erhöhten Schmerzreduktion
(Hyperalgesie) und einem Anstieg der Schmerzdauer.
Eine weitere Veränderung kann man bei verschiedenen Hormonen und hormonellen Regelkreisen feststellen. Diese Verände-
rungen kommen jedoch auch bei anderen Krankheiten vor, deren
Gemeinsamkeit in einer anhaltenden Stressbelastung besteht. Im
Mittelpunkt einer chronischen StreSSbelastung steht eine Erhöhung des CRH (Corticotropin releasing hormone), ein Hormon,
das die Regulation des Regelkreises von HirnanhangdrüseNebennierenrinde steuert und die körpereigene Cortison produktion erhöht. Auch die hormonelle Steuerung des Östrogen und
der Schilddrüsenhormone geschieht unter dem Einfluss von CRH.
Untersuchungen von Prof. W. Zieglgänsberger vom Max-PlanckInstitut in München zeigten, dass Informationen im sog. Schmerzgedächtnis, welches eine entscheidende Rolle in der Schmerzchronifizierung spielt, wieder "gelöscht" werden bzw. "überschrieben" werden können. Untersuchungen an Mäusen ergaben
Hinweise dafür, dass über veränderte
Strukturen
von
Cannabinoid-Rezeptoren
im Gehirn das Schmerzgedächtnis
beeinflusst werden kann. Cannabinoide (Cannabis ist eine
zentrale Substanz des Haschisch bzw. des Marihuana) werden
bei chronischen Schmerzen vermehrt im zentralen Nervensystem
gebildet.
DIAGNOSE
In der früheren Literatur findet man eine Reihe von Bezeichnungen für die genannten Störungen oder ähnliche Krankheitssymptome wie die nachfolgende Tabelle zeigt:
19. Jhd.
Frierop (Gelenkschmerzen, verhärtete Muskulatur,
Müdigkeit, Schlafstörungen, ohne Entzündungszeichen)
1904
Fibrositis (Sir William Gowers)
1938
Tender points (Kellgren)
1972
Polytope Insertionstendinose (H. Mathies)
1976
Generalisierte Tendomyopathie (W. Müller)
1977
Non articular rheumatism (Hench)
1990
Fibromyalgie-Syndrom (American College of
Rheumatology)
Seit den 70er Jahren versuchte man die Erkrankung präziser zu
beschreiben. Dr. Hench schlug erstmals die Bezeichnung
Fibromyalgie-Syndrom vor. .Ftbro" für Faser, "my" für Muskel und
"algia" für Schmerz. Fibromyalgie bedeutet demnach "FaserMuskel-Schmerz". Diese Bezeichnung wurde 1990 von dem
American College of Rheumatology verbindlich übernommen, das
auch ein Komitee zur Erarbeitung der Diagnosekriterien gründete.
Die Kriterien zur Diagnose der Fibromyalgie bezeichnen spontane
Schmerzen in der Muskulatur und im Verlauf von Sehnen an
Körperstamm und Extremitäten über einen Zeitraum von
mindestens 3 Monaten und im Bereich von drei verschiedenen
Körperregionen, sowie den Nachweis einer erhöhten Druckschmerzhaftigkeit mit sichtbarer Schmerzreaktion an definierten
Sehnenansatzpunkten (sogenannte "Tender points"). Es müssen
mindestens 11 von 18 definierten Punkten positiv sein bei einer
Druckintensität von 4 kp/cm2.
Darstellung der 18 Tender points gemäß den Diagnosekriterien des
American College of Rheumatology.
Eine Vielzahl anderer Erkrankungen kann ähnliche Symptome
hervorrufen; daher ist eine gründliche internistisch-rheumatologische Abklärung erforderlich um solche Erkrankungen auszuschließen. Es können beispielsweise entzündlich-rheumatische
Krankheiten vorliegen (chronische Polyarthritis, M. Bechterew,
Sjögren-Syndrom, Polymyalgia rheumatica, Kollagenosen
und
andere). Auszuschließen sind vor allem auch Schilddrüsen-
unterfunktion, Muskelerkrankungen, die durch Medikamente
hervorgerufen werden, Frühsymptome der Parkinson-Krankheit,
Virusinfekte, Osteoporose u.v.a.
Aber auch bei einer Vielzahl anderer Erkrankungen kann die
Fibromyalgie als Begleiterkrankung zusätzlich auftreten. Zu
nennen sind auch hier entzündlich-rheumatische Krankheiten,
aber auch Infektionskrankheiten
oder bösartige
TumorErkrankungen. Die Fibromyalgie ist daher eine AusschlußDiagnose, d.h. die Diagnose kann erst mit Sicherheit gestellt
werden, wenn andere Erkrankungen,
die mit ähnlichen
Symptomen einhergehen können, ausgeschlossen wurden.
THERAPIE
Die Behandlung der Fibromyalgie ist nicht einfach und erfordert
Geduld vom Patienten und von den Therapeuten, die auch über
Einfühlungsvermögen und Verständnis verfügen müssen. Medikamentöse Behandlungsversuche sind häufig enttäuschend und
Unverträglichkeitsreaktionen überwiegen oft den Nutzen von
Medikamenten.
Die folgenden Medikamente werden häufig beim FibromyalgieSyndrom mit unterschiedlichen Erfolgen oder Misserfolgen
eingesetzt.
Tricyclische Antidepressiva
Amitriptylin
Doxepin
Clomipramin
Trimipramin
SAROTEN; EQUILIBRIN
APONAL
ANAFRANIL
STANGYL
Auch wenn das Fibromyalgie-Syndrom oft von depressiven
Symptomen begleitet wird (meist handelt es sich um eine
depressive Reaktion auf die anhaltende Schmerzsymptomatik,
die zum Teil ausgeprägten Schlafstörungen und die Beein-
trächtigung des Leistungsvermögens), handelt es sich beim
Fibromyalgie-Syndrom nicht um eine primär depressive Erkrankung oder um eine ausschließlich psychosomatische Störung.
SSRI-Antidepressiva
hemmer
(Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-
Fluoxetin
Fluvoxamin
Sertalin
Citalopram
FLUCTIN, FLUXET
FEVARIN
ZOLOFT
CIPRAMIL
Die SSRI-Antidepressiva haben in der Regel weniger Nebenwirkungen als die Antidepressiva vom Amitriptylin- Typ, sie sind
jedoch teurer. Die oben genannten Substanzen besitzen keine
schlaffördernde Wirkung. Sie sind antriebsneutral oder leicht
antriebssteigernd. Sertalin ist in der Wirkung etwas milder als
Fluoxetin, dafür aber etwas antriebssteigernder. Die SSRI können
auch mit tricyclischen Antidepressiva kombiniert werden.
Myotonolytica (Muskelrelaxantien)
Tolperison
Flupirtin
Tizanidin
Tetrazepam
Pridinolmesilat
MYDOCALM
KATADOLON;
TRANCOPAL DOLO
SIRDALUD
MUSARIL
MYOSON
Myotonolytica wirken muskelentspannend. Der Einsatz dieser
Medikamente erscheint sinnvoll, da bei Fibromyalgie-Patienten
häufig ein erhöhter Muskeltonus vorliegt. Tetrazepam sollte
wegen des Risikos einer Medikamentengewöhnung nur kurzfristig
eingesetzt werden. Tolperison soll eine günstige Wirkung auf das
"Schmerzgedächtnis" besitzen.
Nichtsteroidale Antirheumatica
Diclofenac
Ibuprofen
Piroxicam
Meloxicam
Celecoxib
Valdecoxib
Etoricoxib
Lumiracoxib
VOLTAREN;ARTHOTEC
IMBUN; DOLGIT
FELDEN
MOBEC
CELEBREX
BEXTRA
ARCOXIA
PREXIGE
Nichtsteroidale Antirheumatica (NSAR) sind nicht-cortisonhaltige
Antirheumatica. Sie besitzen eine entzündungshemmende und
eine schmerzlindernde Wirkung. Ihr Einsatz wird nicht selten
begrenzt
durch
häufige
Nebenwirkungen,
insbesondere
Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüre und Magenblutungen mit Ausnahme von Celecoxib, Valdecoxib, Etoricoxib
und Lumiracoxib sogenannte Cox 2-Hemmer, die deutlich besser
magenverträglich sind.
Bei den nicht-selektiven NSAR muss, insbesondere bei Risikopatienten, ein Magenschutzpräparat zusätzlich verordnet werden
(Omeprazol oder Pantoprazol). Die Präparate verhindern zulässig
Magengeschwüre, das Risiko für Zwölffingerdarm-Geschwüre
bleibt jedoch bestehen.
Seit der Rücknahme von VIOXX wegen möglicher Herz-KreislaufKomplikationen sind die selektiven Cox 2-Hemmer in den
Blickpunkt kontroverser Diskussionen geraten. Die vorliegenden
Untersuchungsdaten sprechen zwar dafür, dass die HerzKreislauf-Komplikationen nur bei VIOXX aufgetreten sind und
dass bei den anderen Cox 2-Hemmern dieses Risiko nicht
besteht, eine endgültige Aussage kann jedoch erst dann mit
Sicherheit getroffen werden, wenn weitere Untersuchungen
vorliegen und weitere Arzneimittel-Prüfungen abgeschlossen
sind.
Paracetamo/
Paracetamol besitzt keine entzündungshemmende Wirkung,
sondern hat lediglich fiebersenkende und schmerzlindernde
Eigenschaften.
Es wird häufig auch bei Kindern mit
hochfieberhaften Infekten eingesetzt und ist oft Bestandteil vieler
Schmerzmedikamente. Paracetamol gilt als gut verträglich und
besitzt nicht die ungünstigen Nebenwirkungen auf Magen- und
Darmschleimhaut wie die oben erwähnten nichtsteroidalen
Antirheumatica. Wie bei fast allen Medikamenten können in
einzelnen Fällen Allergien auftreten. Bei längerer Einnahme
empfiehlt sich eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte, vor
allem wenn zusätzlich andere Medikamente eingenommen
werden (Schlafmittel, Antiepileptica etc.).
Nova/gin
Novalgin ist ebenfalls ein fiebersenkendes und schmerzlinderndes Medikament, das im allgemeinen sehr gut verträglich ist,
d.h. es hat keine ungünstigen Nebenwirkungen auf die
Magenschleimhaut und es besitzt so gut wie keine zentralnervösen Nebenwirkungen wie Schwindel, Übelkeit, Benommenheit etc. Leider kann jedoch eine sehr ernstzunehmende, weil
lebensbedrohliche Verminderung der weißen Blutkörperchen
(Leukocyten) auftreten. Diese Nebenwirkung ist zwar sehr selten,
wenn Novalgin per os, d.h. als Tablette eingenommen wird. Von
einer Dauermedikation mit Novalgin wird jedoch deshalb
abgeraten.
Schwach wirkende Opioide (zentrale Analgetica)
Tramadolor
Tilidin/Naloxon
TRAMAL; TRAMADOL
VALORON
Opioide sind Medikamente, die über das zentrale Nervensystem
wirken und keine entzündungshemmende Wirkung besitzen. Der
Vorteil dieser Medikamente liegt in der guten Magenverträglichkeit, leider treten häufiger andere Nebenwirkungen wie
Benommenheit, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen oder Verstopfung auf. Um das Risiko einer Medikamentenabhängigkeit zu
minimieren, sollten diese Medikamente nur als Retard-Präparate,
d.h. als Medikamente mit verlängerter Wirkdauer und nach einem
festen zeitlichen Einnahmeplan verordnet werden. Stark
wirksame Opioide, die dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen,
haben sich in der Behandlung des Fibromyalgie-Syndroms nicht
bewährt.
Serotonin-Antagonisten
Ondansetron
Tropistron
ZOFRAN
NAVOBAN
Diese Medikamente werden eingesetzt, wenn es während einer
Krebsbehandlung durch eine Chemotherapie zu Übelkeit und
Erbrechen kommt. Zur Behandlung der Fibromyalgie besteht
noch keine Zulassung und die Medikamente sind relativ teuer. Es
werden jedoch in mehreren Studien für NAVOBAN gute
therapeutische Effekte bei einigen Patienten erzielt. Das
Medikament ist im allgemeinen gut bis sehr gut verträglich,
lediglich Patienten mit einer Neigung zu Verstopfung können
Probleme bekommen.
Es existieren eine Reihe von Studien, die untersucht haben,
welchen therapeutischen Nutzen der Einsatz der verschiedenen
Medikamente beim Fibromyalgie-Syndrom bringt. Die Ergebnisse
dieser Fibromyalgie-Studien berücksichtigen den therapeutischen
Einfluss auf Schmerz, Schlaf, Müdigkeit, allgemeines Steifig-
keitsgefühl, allgemeines Patienten-Urteil, Einschätzung der
Wirkung durch den Arzt und Empfindlichkeit. Die Empfindlichkeit
wird im allgemeinen durch die Zahl der Tender points
(Dolorimeter-Messung) ermittelt.
Einige neuere und erfolgversprechende Medikamente wurden in
mehreren Studien in den USA untersucht
Pregabalin, das in Deutschland unter dem Namen LYRICA
erhältlich ist, zeigte bei Fibromyalgie-Patienten eine signifikante
Verbesserung der Schmerzskala, die von den Patienten über ein
Schmerz-Tagebuch dokumentiert wurde. Verbesserungen ergaben sich auch für Schlaf, Müdigkeit, allgemeines Patientenurteil,
globale Einschätzung und allgemeine Lebensqualität. Pregabalin
ist eigentlich ein Medikament, das für die Behandlung von
Epilepsien und bei bestimmten Nerven-Schmerzen angewendet
wird. Es hemmt die Freisetzung der Neurotransmitter Glutamat,
Noradrenalin und Substanz P und dämpft damit Schmerzreize.
Für Milnacipran (Handelsname: IXEL), ein Medikament aus der
Gruppe der Antidepressiva (es hemmt die Wiederaufnahme von
Serotonin und Norepinephrin an den Nervenschaltstellen), ergab
sich ebenfalls eine signifikante Verbesserung der Schmerzsymptomatik und für viele Komponenten des Fibromyalgia Impact
Questionaire (FIQ = Testfragebogen zur Beurteilung des Fibromyalgie-Syndroms), im allgemeinen Patientenurteil und in der
globalen Einschätzung.
Ein weiteres Medikament ist Dulexetin, ebenfalls ein Antidepressivum, das unter dem Handelsnamen CYMBALTA gegen
Depressionen eingesetzt wird und auch gegen Harninkontinenz
wirkt. Für diese Indikation wird es mit dem Handelsnamen
YENTREVE bezeichnet. Dulexetin wurde bei FibromyalgiePatienten mit und ohne Depressionen geprüft. Signifikante
Verbesserungen ergaben sich für den gesamten Fibromyalgia
Impact Questionaire (FIQ), aber nicht für den FIQ-Schmerzscore.
Die anderen dokumentierten Schmerzskalen zeigten signifikante
Verbesserungen. Die therapeutische Wirksamkeit war bei Frauen
stärker als bei Männern ausgeprägt. Der Wirkmechanismus
besteht in einer Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemrnunq.
Die genannten Medikamente sind für die Behandlung des
Fibromyalgie-Syndroms noch nicht verbindlich zu empfehlen. Die
therapeutische Wirkung ist entweder noch nicht durch Studien
belegt, die eine ausreichende Zahl von untersuchten Patienten
oder eine ausreichend lange Behandlungsdauer nachweisen
können. Daher ist eine medikamentöse Behandlung immer ein
Therapieversuch, der vielleicht in Einzel-Fällen zu einer Linderung
der Beschwerden beitragen konnte; jedoch wurde bislang kein
sicherer allgemein wirksamer Behandlungserfolg nachgewiesen.
Außerdem zeigt eine Vielzahl von Fibromyalgie-Patienten Unverträglichkeitsreaktionen auf viele Medikamente.
Am ehesten hat sich noch eine Gruppe von niedrig dosierten
Antidepressiva bewährt, die den Serotonin-Stoffwechsel beeinflussen. Die Bedeutung des Serotonin wurde bereits erwähnt,
insbesondere die wichtige Rolle in der Schmerzverarbeitung und
Schlafregulation. Da bei Fibromyalgie-Patienten häufig muskuläre
Verspannungen mit erhöhtem Muskeltonus bestehen, können
auch muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxantien)
sinnvoll sein.
Die sog. nichtsteroidalen Antirheumatika (nichtkortisonhaltige
entzündungshemmende
Schmerzmedikamente)
verursachen
häufig Magenschleimhautentzündungen
oder auch Magengeschwüre und sind in ihrer schmerzlindernden Wirkung bei
Fibromyalgie-Patienten oft unzureichend. Schmerzmedikamente
aus der Gruppe der zentral wirkenden Schmerzmittel (Medikamente, die über das zentrale Nervensystem wirken) bergen das
Risiko einer Medikamentenabhängigkeit oder Suchtentwicklung.
Da es sich bei der Fibromyalgie um eine nicht entzündliche
Erkrankung handelt, ist Kortison unwirksam.
Eine Gruppe von Medikamenten, sog. Serotonin-Antagonisten
zeigen bei einem geringen Teil von Fibromyalgie-Patienten gute
Effekte. Ermutigende Studienergebnisse wurden mit Tropisetron
(NAVOBAN) erzielt. Bis das Medikament für die Behandlung der
Fibromyalgie zugelassen wird,
Untersuchungen notwendig.
sind
jedoch
noch
weitere
Andere therapeutische Möglichkeiten bestehen in der Akupunktur,
Chirotherapie, der transkutanen Nervenstimulation (TENS),
Neuraltherapie oder der lokalen Infiltrationsbehandlung mit Lokalanästhetika und vor allem in muskulären Entspannungsverfahren.
Die progressive
besonders beim
finden Sie eine
Muskelrelaxation
Muskelentspannung nach Jacobsen hat sich
Fibromyalgie-Syndrom bewährt. Nachfolgend
Beschreibung der Prinzipien der Progressiven
nach Jacobsen.
Progressive Muskelrelaxation
Edmund Jacobson, ein amerikanischer Arzt, entwickelte nach
jahrelangen Studien bis 1929 dieses Verfahren mit Übungen, die
auf einer wechselweisen An- und Entspannung bestimmter
Muskelgruppen beruhen und dadurch zu einer verbesserten
Sensibilität für den Spannungszustand der Skelettmuskulatur,
einer erholsamen Entspannung und zu einer ausgleichenden
Harmonisierung des Nervensystems führen. Für die Progressive
Muskelrelaxation nach Jacobson wurden positive Wirkungen bei
Angst und Depressionen,
psychosomatischen
Störungen,
erhöhtem Blutdruck, Verdauungsstörungen, Stress-Symptomen
und chronischen Schmerzen nachgewiesen.
Zur Durchführung der Progressiven Muskelrelaxation nehmen Sie
eine bequeme Körperposition in einem ruhigen Raum ein, z.B. in
Rückenlage auf einer Decke am Boden oder auf einer bequemen
Liege. Die Übungen können auch im Sitzen ausgeführt werden.
Zunächst schließen Sie die Augen und lassen Ruhe in sich
einkehren.
Strecken Sie die linke Hand nach hinten indem Sie das Handgelenk nach hinten überstrecken und spüren Sie die Spannung,
die dadurch entsteht, halten Sie die Spannung etwa eine Minute
lang, und dann lösen Sie die Spannung plötzlich. Spüren Sie, wie
die Spannung langsam entweicht und entspannen möglichst
vollständig. Achten Sie auf die Unterschiede zwischen dem
angespannten und dem entspannten Zustand und bleiben Sie in
dem entspannten Zustand etwa drei Minuten lang. Danach
wiederholen Sie die Übung zwei mal.
Nachdem Sie sich wieder in eine entspannte Position begeben
haben, beugen Sie nun die linke Hand, indem Sie das
Handgelenk nach vorne beugen. Halten Sie die Spannung wieder
eine Minute lang und lassen Sie dann los. Lassen Sie die
Spannung ruhig abklingen, und bleiben Sie etwa drei Minuten in
der Entspannung. Die Übung wird wieder zwei mal wiederholt.
Danach beugen Sie Ihren linken Unterarm und achten auf die
Spannung in den Beugemuskeln, halten Sie die Spannung, und
entspannen Sie wieder. Dann pressen Sie den Unterarm gegen
die Unterlage und vergleichen wieder die Unterschiede zwischen
Entspannung und Anspannung und entspannen dann wieder.
Anschließend führen Sie die Übungen mit der rechten Seite aus.
In gleicher Weise überstrecken Sie Ihren Fuß nach hinten und
dann nach. vorne, jeweils mit An- und Entspannung. Danach
strecken Sie das Bein und spüren die Anspannung in der
vorderen Oberschenkel-Muskulatur und pressen dann das Bein
und die Ferse gegen die Unterlage, indem Sie versuchen, das
Knie zu beugen.
Schließlich ziehen Sie die Bauchmuskulatur ein und lassen dann
wieder los. Dann neigen Sie Ihren Kopf zur einen Seite und dann
zur anderen. Es folgt das Runzeln der Stirn, das Zusammenziehen der Augenbrauen und das feste Schließen der Augen,
indem Sie die Augen zusammenkneifen. Nun befindet sich Ihr
ganzer Körper in einem entspannten Zustand, den Sie noch
einige Minuten genießen sollten.
Wenn Sie diese Übung regelmäßig praktizieren, werden Sie
erleben, dass sich mit der Zeit eine Harmonisierung bestehender
muskulärer Dysbalancen einstellt und ein ausgleichender Effekt
auf das vegetative Nervensystem entsteht. Sie können akuten
r----------------.--
Spannungszuständen damit wirksam begegnen und können eine
Schmerzreduktion erreichen.
Leichte krankengymnastische Übungsbehandlungen mit vorsichtiger Belastungssteigerung sollten in Verbindung mit Dehnungsübungen durchgeführt werden, wobei ein gutes Einfühlungsvermögen des Therapeuten den Patienten vor Überforderung
schützen soll. Lymphdrainagen und warme Bewegungsbäder sind
ebenfalls zu empfehlen.
Wenngleich die meisten Patienten von Wärme profitieren, lohnt
sich ein Behandlungsversuch mit einer sogenannten Ganzkörperkältetherapie. Der Patient befindet sich dabei für einige Minuten in
einer Kältekammer bei einer Temperatur von minus 110 -130
Grad Celsius. Die sehr trockene Luft und die kurze Verweildauer
verhindern, dass dem Körper nennenswert Kälte entzogen wird.
Mehrere Untersuchungen haben auch gute Effekte durch ein
konsequentes Konditionstraining nachgewiesen.
Beim Fibromyalgie-Syndrom
sind neben den diagnostisch
bedeutsamen Tender-Joints fast immer auch Trigger-Joints zu
finden. Es handelt sich hierbei um Kontraktionsknoten oder
Kontraktionsscheiben in der Muskulatur, die zu einer Verkürzung
der Muskulatur führen, und die auch immer beim Myofaszialen
Syndrom auftreten. Sie finden sich bei muskulären Verspannungen und sind meist in Form von Muskelverhärtungen tastbar.
Neben einer Verbesserung der Kondition durch ein aerobes HerzKreislauf-Training, Koordinationsübungen und muskelkräftigenden Übungen sind deshalb vor allem auch immer muskuläre
Dehnungsübungen ("stretching") zu empfehlen. "Stretching" ist
mittlerweile im Leistungssport nicht mehr wegzudenken und führt
neben einer Verbesserung der sportphysiologischen Techniken
vor allem über eine Verbesserung der "Geschmeidigkeit" der
Muskulatur
zu einer Reduktion der Verletzungshäufigkeit.
Darüber hinaus führt eine sanfte konsequente Muskeldehnung zu
einer Entkrampfung und Entspannung und letztlich auch zu einer
besseren
Körperwahrnehmung
und zu einem stärkeren
Körperbewusstsein.
Nachfolgend finden Sie eine Auswahl von muskulären
Dehnungsübungen,
die Sie dazu motivieren sollen, ein
individuelles
Programm
zum
festen
Bestandteil
ihrer
.Körperarbelt" zu entwickeln. Entsprechende Kurse oder Bücher
und Broschüren, die in einer Vielzahl zur Verfügung stehen,
mögen Ihr Übungsrepertoire erweitern.
Führen Sie die Übungen regelmäßig ( 2 bis 4 mal pro Woche
durch).
Die Dehnungen
sollen
10 bis 15 sec.
im
Spannungszustand gehalten werden, dann folgt eine kurze
Entspannungsphase; gegebenenfalls anschließend Übung der
Gegenseite. Atmen Sie dabei ruhig und regelmäßig.
Hals- und Nackenmuskeln
Übung 1
Mit Blick geradeaus den Kopf zur Seite neigen; die Schultern
bleiben in waagerechter Position entspannt. Mit der gleichseitigen
Hand wird die Seitneigung unterstützt, bis eine Spannung der
seitlichen Halsmuskulatur zu spüren ist.
Übung 2
Hände hinter den Nacken, evtl. Finger verschränken. Während
die Schultern entspannt nach unten gezogen werden, drücken Sie
den Kopf nach vorne unten, bis das Kinn die Brust berührt.
Arm- und Schulterbereich
Übung 3
Rechten Arm über den Kopf heben und etwas nach hinten
abgewinkelt halten. Die linke Hand drückt am Ellenbogen den
Arm nach hinten; Brustkorb nach vorne wölben. Sie spüren die
Spannung der Armstrecker an der Rückseite des Oberarmes.
Obung 4
Re. Arm heben und
nach hinten abwinkein. Mit den Fingern der anderen
Hand
zwischen
den
Schulterblättern in die Finger
der re. Hand einhaken. Durch Zug
nach
unten
die
Spannung verstärken. Die gleiche
Obung dann mit
der anderen Seite
durchführen.
Als Hilfsmittel kann
auch ein Band oder
ein Tuch verwendet werden, wenn
die Beweglichkeit
nicht ausreicht, um
die Finger zu verhaken.
Obung 5
Hände hinter dem
Rücken verschränken und die Arme
so weit wie möglich
durchstrecken, bis
sich die Schulterblätter
berühren.
Brustkorb
wölben
und die gestreckten Arme etwas
anheben. Kopf in
den Nacken.
Aus dieser Position
Rumpfbeuge ausführen, die Arme
noch etwas nach
oben drücken.
Brustmuskulatur
Übung 6
Diese Übung ist gut an einem Türrahmen durchführbar. Sie
stehen seitlich zum Türrahmen. Der gestreckte Arm wird
horizontal bis leicht nach unten gehalten und die Hand bzw. das
Handgelenk berührt den Rahmen. Mit einer leichten Drehung
des Körpers wird eine Dehnung der Brustmuskulatur erreicht.
Kurz entspannen, dann mit der anderen Seite wiederholen.
Seitliche Rumpfmuskulatur
Übung 7
Die Beine sind
leicht gegrätscht,
der rechte Arm ist
in die Taille gestützt. Den anderen Arm über den
Kopf heben und
den
Oberkörper
nach rechts neigen, bis Sie die
Spannung in der
linken seit!. Körperhälfte spüren.
Anschließend die
Seite wechseln.
Übung 7 a
Die Übung kann auch in seit!. Knieposition ausgeführt werden.
Auf einem Bein kniend, wird das andere seitlich gestreckt. Mit
einem Arm abgestützt wird der andere in einem Bogen über
den Kopf geführt.
Übung 8
Im Stehen Hände
hinter dem Kopf
verschränken.
Oberkörper
langsam nach vorne
neigen, wobei sich
die
Brustwirbelsäule zu einem
Bogen wölbt; das
Kinn wird dabei
mit einem leichten
Druck der Hände
gegen die Brust
gedrückt.
Dann beugen Sie
die Kniegelenke u.
spüren,
wie die
Rundung der Wirbelsäule bis über
die Lendenwirbelsäule führt.
Vordere Rumpfmuskulatur
Übung 9
Aus der Bauchlage den Oberkörper anheben,
Kopf in den
Nacken. Die Arme werden schulterbreit durchgestreckt und
stützen die Position.
Übung 10
Kniestand. Kniegelenke
etwa schulterbreit auseinander. Den Oberkörper zurück beugen, bis
Spannung im Brust- und
Bauchbereich entsteht.
Das Becken leicht nach
vorne schieben, bis die
Spannung auch in der
Oberschenkel - Vorderseite zu spüren ist. Die
Hände fassen leicht an
die Fersen.
Beinmuskulatur
Obung 11
In Bauchlage das rechte Bein anwinkeln und mit beiden Händen
am Fuß fassen. Fuß leicht nach kopfwärts ziehen bis eine
Spannung im rechten Oberschenkel spürbar wird. Entspannen,
dann Seiten wechsel.
Obung 11 a
Das linke Bein mit dem rechten Arm nach oben ziehen und den
Oberkörper aufrichten. Der linke Arm stützt den Oberkörper,
anschließend die Seite wechseln.
Obung 12
Im Sitzen wird das linke Bein gestreckt und das rechte in
gebeugter Stellung über das linke Bein gesetzt. Der rechte Fuß
wird möglichst weit in Beckennähe aufgesetzt. Der linke Arm wird
gestreckt über die Außenseite des gebeugten Kniegelenkes
gelegt. Nun drücken Sie mit dem Arm gegen das gebeugte Knie,
Oberkörper und Kopf zur Gegenseite drehen.
Obung 13
Im Einbeinstand Unterschenkel nach oben und
Oberschenkel n. rückwärts ziehen. Das gebeugte
Knie
bleibt
parallel zum Standbein.
Entspannen.
Anschließend Seitenwechsel.
Obung 14
Seitenlage. Das am Boden liegende Bein ist leicht gebeugt, das
andere Bein gestreckt halten und nach oben abspreizen,
anschließend wieder absenken. Obung mehrmals ausführen,
dann Seitenwechsel.
Obung 15
In Sitzstellung Beine grätschen, ein Bein gestreckt, das andere
wird aufgestellt und mit dem Arm nach außen gedrückt.
Obung 16
Rückenlage. Die Arme liegen seitlich neben dem Körper, die
Handflächen zeigen nach oben. Becken so weit wie möglich
anheben und nach oben drücken.
Obung 17
Das linke Bein wird
gebeugt auf einen
Stuhl gestellt, das
rechte
Bein
ist
gestreckt. Oberkörper
leicht
nach
vorne beugen.
Das linke Bein wird
langsam gestreckt,
Oberkörper
noch
weiter nach vorne
neigen.
Schmerz ist ein subjektives Erleben. Er ist abhängig von inneren
und äußeren Faktoren. Die Schmerzwahrnehmung wird verstärkt
durch depressive Stimmung, Sorgen und Ängste, Unruhe,
Inaktivität, Stress und Einsamkeit. Sie kann verringert werden
durch Entspannung,
Hoffnung,
Ablenkung,
Freude
und
Zuwendung, Medikamente und nicht zuletzt durch eingehende
Aufklärung. Daher kann ein psychotherapeutisches Behandlungskonzept die Behandlung der Fibromyalgie sinnvoll ergänzen.
Das Ziel kann in einer besseren Bewältigung von sozialen
Konflikten und Spannungen liegen, es kann in dem oft
bestehenden beruflichen und familiären Spannungsfeld hilfreich
sein, zu neuen Lösungswegen beitragen oder dabei helfen, das
verlorengegangene Selbstwertgefühl wiederzufinden. Bewährt
haben sich auch muskuläre Entspannungsverfahren
wie
autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach
JACOBSEN.
Alle genannten Behandlungsmöglichkeiten können zur Linderung
der zum Teil sehr ausgeprägten Symptome beitragen. Ein verbindliches Therapiekonzept mit zufriedenstellender Wirksamkeit
oder gar Heilung existiert bis zum heutigen Zeitpunkt nicht.
Es ist daher das Anliegen aller Betroffenen und auch jener, die
diese Krankheit mit ihren vielfältigen Symptomen in ihrer
therapeutischen Arbeit mit den leidenden Patienten kennen
gelernt haben, dass das Bemühen um eine bessere
Behandlungsmöglichkeit
fortgesetzt und intensiviert wird. Es
muss gewährleistet
sein, daß die derzeit verfügbaren
Behandlungsmöglichkeiten trotz der notwendigen Einsparungen
im Gesundheitswesen weiterhin in erforderlichem Umfang
verordnet werden können. Darüber hinaus müssen kompetente
Gutachter gefordert werden, die mit dem Krankheitsbild
ausreichend vertraut sind, da sie mit einer leistungsgerechten
Einschätzung über das soziale und persönliche Schicksal vieler
Patienten entscheiden und maßgeblich dazu beitragen, ob die
Erkrankung ihre angemessene soziale Anerkennung findet.
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