Labor Dr. Fenner und Kollegen Medizinisches Versorgungszentrum für Labormedizin und Humangenetik 20095 Hamburg • Bergstraße 14 Fon + 49 (0) 40 / 309 55 - 0 Fax + 49 (0) 40 / 309 55 - 13 e-mail: [email protected] internet: http://www.fennerlabor.de An die Einsender des MVZ Labor Dr. Fenner und Kollegen Update vom 27.07.2009 Laborfachinformation zum Thema Schweinegrippe (Neue Grippe) Allgemeine Informationen Die Schweinegrippe (auch als „Neue Grippe“ bezeichnet) ist eine von Schweinen ausgehende akut verlaufende Influenza-Infektion. Das Virus gehört der Gattung Influenzavirus A, Typ H1N1 an. Mit H und N werden dabei die beiden wichtigsten Proteine der Virushülle (Hämagglutinin und Neuraminidase) bezeichnet, von denen jeweils unterschiedliche durchnummerierte Varianten existieren. Der Typ H1N1 wurde im Jahr 1930 erstmals isoliert und gehörte in der Vergangenheit zusammen mit H3N2 zu den weltweit häufigsten vorkommenden Influenza A-Virustypen. Bei dem jetzt aufgetretenen Schweinegrippe-Virus handelt es sich allerdings um eine neue H1N1Variante, die sich vom „klassischen“ H1N1 Typ deutlich unterscheidet. Das jetzige Schweinegrippe-Virus hat offensichtlich die Speziesbarriere überwunden, da die Rezeptoren des Bronchialepithels beim Menschen und Schwein identisch sind. Außerdem kann es von Mensch zu Mensch effizient übertragen werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat mittlerweile die pandemische Warnstufe 6 auf einer Skala von 1 bis 6 erklärt. Diese Stufe ist charakterisiert durch das Auftreten von Ausbrüchen auf globaler Ebene. Die Befunde sprechen momentan gegen eine stärkere Virulenz. Einzelne Influenzafälle werden weltweit durch Reisende eingeschleppt. Aktuelle Informationen können jederzeit auf der Homepage des Robert-Koch Institutes (http://www.rki.de/) eingesehen werden. Hier findet man auch die aktuellen gültigen Informationen und Präventionsmaßnahmen bei Influenza, sowie den Pandemieplan und die Empfehlungen für Krankenhauspersonal. Klinik Die klinischen Symptome gehen wie bei der klassischen Influenza mit rasch einsetzendem hohem Fieber und starkem Krankheitsgefühl einher. Aber auch Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Husten sind laut RKI typische Beschwerden. Manche Patienten leiden zudem unter Schnupfen, Halsschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Umgang mit Erkrankten/Schutzmaßnahmen Bislang werden aus Deutschland mehr oder weniger nur blande Verläufe gemeldet, so dass symptomlose Patienten mit positivem Befund wohl primär keiner besonderen Therapie bedürfen. Kontaktpersonen Infizierter sollten vorsorglich (auch wenn symptomlos) einen Test durchführen lassen. Bei dringendem Erkrankungsverdacht ist der betroffene Patient möglichst in einem separaten Raum unterzubringen. Personen, die unmittelbaren Kontakt mit der erkrankten Person haben, sollten mit Kittel, Handschuhen und Mund-Nasenschutz (FFP2 Atemschutz, bei Bronchoskopie FFP3) ausgestattet sein. Bei Entnahme des Abstrichs sollte zum Schutz vor Aerosolen möglichst auch eine Schutzbrille getragen werden. Diagnostik Methode der Wahl zum Nachweis des Grippe-Virus ist die RealTime-PCR, die in unserem Hause zur Verfügung steht. Damit können sowohl die Schweinegrippe, als auch die „klassischen“ Influenza A Viren nachgewiesen werden. Im Fall eines initial positiven Befundes analysieren wir das Material unverzüglich zur Bestätigung mit einem zweiten Testkit. Eine Bestätigung außerhalb unseres Hauses (Bernhard-Nocht-Institut (BNI) oder RobertKoch-Institut (RKI)) ist nicht mehr notwendig, da wir als Referenzlabor beim RKI gelistet sind. Für die Real-Time PCR werden Nasen-/Rachenabstriche als Tupfer (trocken oder in 1 ml NaCl, möglichst keine Alginat-Tupfer) oder Nasen-/Rachenspülflüssigkeit benötigt. Die Untersuchung wird täglich von Montag g bis Sonnabend bei uns im Labor durchgeführt. Bei Probeneingang bis 14 Uhr (Sonnabend 12 Uhr) liegen die Ergebnisse noch am gleichen Tag bis ca. 17-18 Uhr vor. Labordiagnostik am Wochenende (Sonntag) kann nur amtsärztlich angefordert g t werden und wird abwechselnd im Hygiene-Institut, BNI oder UKE durchgeführt (aktuell 1./2. August = UKE, 8./9. August = BNI) MVZ Labor Dr. Fenner und Kollegen Bergstraße 14 • 20095 Hamburg • Tel.: (040) 30955 - 0 • www.fennerlabor.de Da die Schweinegrippe vom Robert-Koch-Institut gemäß Infektionsschutzgesetz § 6 (5) als „bedrohliche Erkrankung“ eingestuft wird und somit namentlich meldepflichtig ist, kann aus unserer Sicht die EBMAusnahmekennziffer 32006 angegeben werden. Der sog. Influenza-„Schnelltest“ “ ist ein Antigentest und wegen der geringen Sensitivität und der zeitlichen Einschränkung der Durchführbarkeit (Test muß innerhalb kürzester Zeit nach Abnahme erfolgen) nicht die Labormethode der Wahl. Die Influenza-Serologie wird derzeit nicht als adäquate Nachweismethode für die Schweinegrippe angesehen, da sich die gegen das veränderte H1N1 Antigen gebildete Antikörper vermutlich nicht mit den bisherigen Tests nachweisen lassen. Prophylaxe und Therapie Es ist nicht davon auszugehen, dass der saisonale H1N1-Impfstoff gegen den neuen Virustyp schützt. Eine spezifische Schutzimpfung ist in der Entwicklung. Die Centers of Disease Control, USA, gehen davon aus, dass die neueren Grippemedikamente Tamiflu® und Relenza® im Erkrankungsfall wirksam sind. Bei weiteren Fragen stehen Ihnen Herr Prof. Dr. med. Schmitz (Virologe) sowie die Ärzte und wissenschaftlichen Mitarbeiter unseres Hauses gerne zur Verfügung. aus: RKI: Schweinegrippe (Influenza A/H1N1). Medizinisches Management bei Verdachtsfällen MVZ Labor Dr. Fenner und Kollegen Bergstraße 14 • 20095 Hamburg • Tel.: (040) 30955 - 0 • www.fennerlabor.de