Sämi drohte nach zweimaliger Knieoperation und einem

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Orthopädie
Sämi drohte nach zweimaliger Knieoperation und einem
„Hospitalismus“ (Knieinfektion) die Amputation
Diesen Sommer kontaktierte mich die verzweifelte Besitzerin von Sämi,
American Bulldog, 9 Monate alt und erzählte mir folgende Geschichte: Die
Besitzerin hatte Sämi als 12 Wochen alten Welpen übernommen. Auf den
ersten Blick war eigentlich alles normal. Es fiel aber bald auf, dass der kleine
Welpe immer wieder hinkte. Der Besuch beim Tierarzt erbrachte keine
Diagnose und Sämi wurde mit Rimadyl (Schmerzmittel) behandelt. Das
Hinken hörte darauf hin auf. Wenig später begann er wieder zu Hinken. Der
erneute Tierarztbesuch endete wieder mit Rimadyl. Trotzdem besserte sich
dieser Zustand aber nicht wirklich. Nun fiel auf, dass die Haut von Sämi
starke Rötungen und Juckreiz zeigte. Darauf wurde Sämi wegen den
Hautproblemen und dem Hinken vorgestellt. Leider konnte der Tierarzt keine
Diagnose stellen. Daraufhin gingen die Besitzer auf die dermatologische
Abteilung ins Tierspital. Dort wurde die Diagnose „Dermatitis“ gestellt. Mit
Antibiotika wurden die Rötungen besser, der Juckreiz blieb aber bestehen.
Und nun nimmt die Geschichte den Lauf. Erneutes Hinken, Vorstellung beim
Tierarzt, keine Diagnose, Überweisung in Spezialklinik, Verdacht auf
Kreuzbandriss und der Hund wurde operiert. Leider war nach der OP keine
Verbesserung des Hinkens eingetreten. 14 Tage nach der Kreuzbandoperation
wurde der Hund nochmals operiert, weil der Verdacht bestand, der Meniskus
sei nun defekt. Der Hund wurde also nochmals operiert. Auch nach der
zweiten OP hinkte er weiter. Weitere drei Wochen später, wurde Sämi
nochmals untersucht. Nun machte man eine MRI Untersuchung und eine
Knochenbiopsie. Das MRI erbrachte keine Erklärung für die Lahmheit, aber in
der Knochenbiopsie fand man Bakterien, die normalerweise
Tuberkulosepatienten haben. Der Chirurg weigerte sich nun, den Hund weiter
zu behandeln, weil er Risiken für die Patienten in seiner Praxis befürchtete.
Für Ihn stand fest, das Bein muss amputiert werden. Völlig aufgelöst wendete
sich die Besitzerin an mich, und wünschte, dass ich den Hund doch noch
untersuchen könnte. Nach der Laufbildanalyse und orthopädischer
Untersuchung war klar, wir hatten noch ein weiteres Problem. Der Hund wies
eine markante Fehlstellung im Becken und in der Folge Hüftgelenk- und
Kniegelenkswinkelung auf. Könnte dies nun doch die Ursache der Lahmheit
sein? Eines war klar, der Fall war so aussichtslos, dass man nicht mehr
verlieren sondern nur gewinnen konnte. Nach dem stehenden Röntgenbild
und Winkelausmessung der Wirbelsäule war klar, die Fehlstellung war so
massiv, dass dies der Grund für die Schmerzhaftigkeit des Hundes war. Falls
diese schon länger bestehen würde, könnte man die Symptome des
weiderholten Hinkens und auch die Symptome der Haut, Rötungen und
Juckreiz, damit erklären. Zur Sicherheit wurde noch eine Blutuntersuchung
gemacht. Anschliessend habe ich die Fehlstellung korrigiert. Das Resultat war
sehr beeindruckend. Der Hund hatte am folgenden Tag nach der Behandlung
die Gliedmasse bereits belastet und zeigt auch wieder mehr Aktivität und
Lebensfreude. Auch das Resultat der Blutuntersuchung fiel erfreulich aus.
Wir hatten im Blut noch keine Tuberkulosebakterien.
Zur Sicherheit haben wir drei Wochen nach der Erstbehandlung das Knie
geröntgt. Obwohl der Hund besser lief, war der Knochen noch nicht am
heilen. Was könnte der Grund sein? Die Infektion? Sicher nicht. Das Bein war
nicht mehr schmerzhaft und die Belastung wurde stetig besser. Die Erklärung
ist naheliegend. Die oben erwähnte Fehlstellung musste schon länger
bestehen. Durch diese Fehlstellung hatte der Körper verschiedene
Entzündungs- und Schmerzmediatoren gebildet. Damit ist auch klar, warum
alle Behandlungen für das Hinken und die Hautveränderungen nicht
erfolgreich waren. Der Hund ist heute gesund. Er hinkt nicht mehr und die
Hautveränderungen sind auch kein Thema mehr. Sämi hatte Glück im
Unglück und hat dank der Hartnäckigkeit seiner Besitzerin noch alle vier
Beine oder ist noch am Leben. Auch die angefügten Röntgenbilder zeigen
deutlich, wie der Knochen in den folgenden Monaten zusammengewachsen
ist. Leider ist dies kein Einzelfall. An dieser Stelle sei nochmals erwähnt, dass
Kreuzbandrisse in den ersten 10 Lebensmonaten praktisch nicht möglich sind,
da zuerst die Wachstumsfuge beschädigt wird. Ich bin überzeugt, dass dies
auch hier der Fall war. Es ist eine Tatsache, dass beide Operationen keinen
Erfolg brachten, sondern die ganze Sache noch schlimmer machten. Die
festgestellten Bakterien im Knochen wurden vom Immunsystem des Hundes
bekämpft.
Röntgenbilderverlauf
26.07.2011
30.08.2011
27.09.2011
08.11.2011
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