Thoraxchirurgie Lernziele: Thoraxdrainage: - Indikation zur Anlage einer Thoraxdrainage - Vorgehen bei Anlage einer Thoraxdrainage Bronchialkarzinom: - Diagnostik - Indikation der konservativen bzw. operativen Behandlung - Operationszugänge - Mögliche Komplikationen Lehrmedien: PP-Präsentation, Film über TD-Anlage, Röntgenbefunde, Bedsideteaching Ablauf des Kurses: 1. Theoretische Patientenvorstellung im Seminarraum durch Kursteilnehmer A - Fragen der Kursteilnehmer - Erläuterung der OP-Schritte an der Tafel/ PP 2. Veranschaulichung am Patientenbett: - Studierender B stellt Untersuchungstechnik vor - Auskultation durch alle Kursteilnehmer - Studierender C erklärt Röntgenbilder 1 Vorbereitung durch die Studierenden A: Allgemeines 1. Anatomie: · Lungensegmente links und rechts · Arterielle/ venöse Versorgung · Interkostalnerven und -gefäße · Metastasierungswege bei Malignomen 2. Pathophysiologie: · Entstehung eines Pneumothorax, Spontanpneumothorax, · traumatischer Pneumothorax, Spannungspneumothorax · Ursachen und Arten von Pleuraergüssen · Tumorarten · TNM-Klassifikation 3. Symptome: · Plötzlicher Schmerz und Dypnoe · Dyspnoe · Husten, Hämoptysen · Horner-Syndrom 4. Klinische Untersuchung: · Auskultation · Perkussion · Lymphknoten tasten 5. Apparative Untersuchung: · Röntgen Thorax · CT Thorax · Bronchoskopie und EBUS · Tumormarker · Ggf. Gastroskopie, Koloskopie, CT Abdomen 2 B: Spezieller Teil Thoraxdrainage Indikationen: 1. Pleuraerguss: · Flüssigkeitsansammlung im Pleuraspalt mit nachfolgender Restriktion der Lungenbelüftung und Dystelektasen/ Atelektasen v.a. der Unterlappen Ursächlich: · Reizerguss im Rahmen einer Pneumonie und/ oder Pleuritis · Flüssigkeitsverschiebung bei Überwässerung im Rahmen anderer Erkrankungen, Rechtsherzinsuffizienz · maligner Erguss bei Tumoren der Lunge/ Pleura · Hämatothorax nach Traumata des Brustkorbs · Pleuraempyem nach Pneumonie 2. Pneumothorax: - Luftansammlung und Aufhebung des Unterdruckes im Pleuraspalt mit/ ohne Spannungskomponente (Ventilmechanismus) Ursächlich: · Trauma mit Rippenfrakturen, · Spontanpneumothorax nach Platzen von meist apikal gelegenen · Emphysembullae z.B. nach einem Hustenstoß, · nach ZVK-Anlage, Pleurapunktion, abdomineller OP mit · Zwerchfellverletzung 3. Mischformen: Hämatopneumothorax, Seropneumothorax Diagnostik: · Anamnese: Plötzlicher Schmerz, schnelles oder langsames Einsetzen von Luftnot, Progredienz, Husten, Vor-Ops oder Vorerkrankungen an der Lunge/Thorax 3 · Röntgen-Thorax: (schnell, grobe Befunde einfach zu sehen) Belüftung im Seitenvergleich, verstrichener Recessus, Dystelektase, Atelektase, Rundherde, Infiltrate, Rippenfrakturen, Mediastinalshift, Zugänge · Sonographie: Abschätzen von Ergussmenge, gekammerte Ergüsse, Verdickung der Pleura · CT Thorax: genauere Abschätzung des Ausmaßes und der Art des Ergusses bzw. Lokalisation weiterer rupturgefährdeter Bullae Konservative Therapie: · Konservatives Vorgehen bei geringen Ergussmengen gerechtfertigt mittels Entwässerung, Atemgymnastik, negativer Bilanzierung · Regelmäßige radiologische und sonographische Kontrollen · Konservatives Vorgehen bei kleinem, asymptomatischen Pneumothorax, Atemgymnastik mittels Inhalog · regelmäßige Kontrollen obligat! 4 Invasive/ Operative Therapie: 1. Einmalpunktion bei kleinen Ergüssen oder 2. Einlage eines Pleura-Katheters oder 3. Einlage einer Thoraxdrainage nach Minithorakotomie in Bülau-Position: 4. oder 5. ICR in vorderer oder mittlerer Axillarlinie: · Sonographische Kontrolle der Punktionsstelle auf Höhe der Mamille in der · vorderen Axillarlinie · Steriles Abwaschen und Abdecken · Infiltration mit Lokalanästhetikum · Inzision (3-4 cm) im Verlauf der Rippen (5./6. ICR) · Tunnelierung im subkutanen Gewebe nach kranial · Eingehen durch die Interkostalmuskulatur in den Thorax am Oberrand der · nächsthöher gelegenen Rippe (4./5. ICR) · Einbringen der Thoraxdrainage, die nach cranial/ dorsal geführt wird · Fixierung mit Tabaksbeutelnaht · Anbringen von Sog (20 cm H2O) · bei korrekter Lage: Entweichen von Luft bzw. Erguss und Beschlagen der · TD von innen · Röntgenkontrolle (Lunge belüftet, Lage der TD) Alternative bei ventralem Pneumothorax: Thoraxdrainage in Monaldi-Position: 2. oder 3. ICR in Medioclavicularlinie 5 Material: Mundschutz, Haube, sterile Handschuhe, steriler Mantel, Desinfektionsmittel, Kompressen, Zange zum Abwaschen, Lochtuch, sterile Tücher, Lokalanästhetikum, Einmalspritze, Kanüle, Skalpell, Präparierschere, Thoraxdrainage, Klemme, Kornzange, Nadelhalter, Pinzette, Faden, Pflaster Komplikationen: · Verletzung von Lungenparenchym · Fisteln · Blutungen aus Interkostalgefäßen · Schmerzen durch Reizung der Interkostalnerven Procedere: · Abstellen des Soges bei Sistieren des Fistelns · Entfernung der Thoraxdrainage je nach Fördermenge (< 200ml/ d) Bronchialkarzinom · häufigste Krebserkrankung der Industrieländer · 90% durch Zigarettenrauchen bedingt · 5-Jahres-Überlebensrate bei Neuerkrankung 14% · Verschiedene nichtkleinzelliges histologische Karzinom Klassifizierungen:Kleinzelliges (Plattenepithelkarzinom, Karzinom, Adenokarzinom, großzelliges Karzinom),sehr häufig Mischformen · Stadieneinteilung IA (T1N0M0), IB (T2N0M0), IIA (T1N1M0), IIB (T2N1M0, T3N0M0), IIIA (T3N1M0, T3N2M0), IIIB (jedes T N3M0, T4 jedes N M0) und IV (jedes T jedes N M1) nach der TNM-KlassifikationT: Größe, Infiltration in Nachbarstrukturen N: Lokalisation ipsi- oder kontralateral, mediastinal M: Fernmetastasen vorhanden, bzw. zweites Bronchialkarzinom in anderem oder kontralateralem Lappen 6 Symptome: · Husten, Auswurf · Hämoptysen · Thoraxschmerzen · Gewichtsverlust, Anämie, Leistungsknick · Heiserkeit, Horner-Syndrom Diagnostik: · Körperliche Untersuchung incl. Lymphknotenpalpation zervikal, supraclaviculär, axillär · Röntgenaufnahmen des Thorax in zwei Ebenen · Bronchoskopie mit morphologischer Diagnosesicherung (mit Biopsie und Bronchiallavage, evtl. ergänzt durch transbronchiale Lungenbiopsie) · ggf. Pleurapunktion (maligner Erguss) · Spiral-CT mit Kontrastmittel des Thorax Oberbauchregion (inkl. Leber, Nebennieren) 7 unter Einschluss der · Diagnostik und Ausschluss von Fernmetastasen (Knochenszintigraphie, MRT des Schädels) · Basislaboruntersuchungen (Gerinnung, Blutbild, Profil) · Tumormarker (NSE, Cyfra 21-1, SCC, Chromogranin A, CA19-9, CEA) Erweiterte Diagnostik · Respiratorische Funktionsdiagnostik zur Abschätzung, wieviel Lunge reseziert werden kann (Lufu, BGA, Lungenperfusionsszintigraphie) · Kardiale Funktionsdiagnostik (UKG, Carotis-Doppler) · Mediastinoskopie bei Plattenepithelkarzinomen, wenn im CT mediastinale Lymphknoten von mindestens 1 cm nachgewiesen wurden oder kontralateral (Ausschluss von N3) · Bei Adenocarcinomen: Gastroskopie, Coloskopie (Primärtumorsuche) · Magnetresonanztomographie (z.B. bei Pancoast-Tumoren und Verdacht auf Infiltration der Wirbelsäule) · Thorakoskopie, wenn die Ätiologie eines Pleuraergusses durch Punktion oder Pleurabiopsie allein nicht zu klären ist. · Diagnostische Thorakotomie, wenn die Tumordiagnose durch weniger invasive Verfahren nicht zu stellen ist. · Positronenemissionstomographie (PET). Bei negativem PET kann auf die Mediastinoskopie verzichtet werden, bei positivem PET muss sie durchgeführt werden (bei N3) 8 Operationsindikation bei nichtkleinzelligen Tumoren: Prüfung der onkologischen (sind Tumor mit Sicherheitsabstand und alle Lymphknotenstationen resezierbar) und funktionellen Operabilität (bleibt genug funktionsfähiges Lungengewebe übrig?) Verfahrenswahl nach Stadien: Stadium IA und IB: Lobektomie; untere/ obere Bilobektomie bei lappenübergreifenden Tumoren; Manschettenresektion bei Ostiumtumoren; Segmentresektion bei peripher gelegenen Tumoren, radikale Lymphknotendissektion; bei IB ggf. adjuvante Chemotherapie (im Rahmen von Studien) Stadium IIA und IIB: En bloc-Resektion mit z.B. infiltrierter Pleura oder angrenzenden Brustwandstrukturen; Hauptbronchus Pneumonektomie bei mit Befall des Manschetten- resektion; Adjuvante Chemotherapie im Studiendesign Stadium IIIA: restriktive Operationsindikation Lungenfunktion;Neoadjuvante bei eingeschränkter Radio- oder Chemo- therapie; Adjuvante Radio-/Chemotherapie Stadium IIIB: Bei technischer Resektabilität und guten funktionellen Reserven und hoher Motivation: neoadjuvante Radio/Chemotherapie und OP; sonst: kombinierte Radiochemotherapie oder alleinige Bestrahlung Stadium IV: Chemotherapie in Einzelfällen; supportive Therapie; selten Resektion einzelner Metastasen Therapieoptionen bei kleinzelligen Karzinomen: · wegen früher Metastasierung alleinige Operation oder alleinige Radiatio kontraindiziert Stadium I und II: Operation vor/ nach Chemotherapie, Radiatio Stadium IIIA, IIIB, IV: nur Radiochemotherapie 9 konsolidierende Postoperatives Management: · Atemgymnastik (Mediflow) · Inhalog nach Ansage des Operateurs · TD auf Sog (20 mmHg), außer bei Pneumonektomie · Röntgen -Thorax am OP-Tag · Sog ab, wenn TD nicht mehr fistelt · weitere Röntgen-Kontrollen nach Ansage des Operateur Postoperative Komplikationen: · Atelektase der Restunge · Pneumonie der Restlunge · Parenchymfistel · Bronchusstumpfinsuffizienz (nach Lobektomie 0,5-3%, nach Pneumonektomie bis 10% Inzidenz) · Empyem · Blutung 10