Nuklearmedizinische Labordiagnostik 237 Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen/Deutschland) Autoren J. Mahlstedt, D. Moka Institut Gemeinschaftspraxen Radiologie/Nuklearmedizin, Essen Schlüsselwörter Zusammenfassung & Abstract & Bei 2 500 unausgewählten Patienten einer nuklearmedizinischen Praxis im Ruhrgebiet wurde 25-(OH)-Vitamin-D-Unterversorgung (25– 75 nmol/l) festgestellt bei Residenten/Immigranten in 55,6/30,1 % und -Mangel ( < 25 nmol/l) bei 35,1/65,2 %. Dementsprechend fanden sich erhöhte iPTH-Werte ( > 65 pg/ml) im Sinne des sekundären Hyperparathyreoidismus bei Residenten/Immigranten in 37/43,5 %. Diese Abweichungen von der gewohnten Norm waren ausgeprägter bei > 73 kg Körpergewicht. VitaminD-Mangel wirkt sich wegen seiner endokrinen (Ca-Stoffwechsel) und autokrinen/parakrinen Effekte (Muskelkraft, Infektresistenz, Wundheilung, Immunsystem usw.) auf die Entwicklung der Körpergewebe sehr ungünstig aus, sodass die Patienten zuerst auf die sinnvolle Nutzung des Sonnenlichtes aufmerksam gemacht werden müssen. Dafür wurden Informationsschriften in allen relevanten Sprachen entwickelt. Zur medikamentösen Substitution im Sinne der Prävention sind 1 000–2 000 IE Vitamin D3/Tag erforderlich, die Dosierung ist bei gesunden Menschen nach derzeitiger Expertenmeinung unbedenklich. Für die volle Prävention ist nach diesen Daten für das Ruhrgebiet ein 25-(OH)-Vitamin-D-Wert von > 100 nmol/l erforderlich In 2 500 unselected patients of an outpatient nuclear medical practice in the Ruhr county (Germany) 25-(OH)-vitamin D insufficiency (25– 75 nmol/l) was found in resident/immigrant subjects in 55,6/30,1 % and deficiency ( < 25 nmol/l) in 35,1/65,2 %) concomitant with increased intact parathyroid hormone as a sign of secondary hyperparathyroidism in 37/43,5 %. These deviations from normal were more intensive at > 73 kg bodyweight. Vitamin D deficiency exerts severe negative influence on all body tissues because of its endocrine (calcium metabolism) and paracrine/autocrine (muscle tension, infect resistance, skin lesion healing, immune system etc.) effects. Therefore patients receive information for the prudent use of sunlight and substitution by tablets or oily solutions with the help of a special information flyer available in all relevant languages. The recommendation for prevention of vitamin D insufficiency und -deficiency for so far healthy subjects is 1 000–2 000 IE vitamin D3/ day, the dosage being without of harm according to relevant experts meaning. For full prevention in the Ruhr county of Germany serum 25-(OH)vitamin D levels should exceed 100 nmol/l. Das nuklearmedizinische In-vitro-Labor wird – wie die gesamte Nuklearmedizin ohnehin – von interessierten Kreisen unter Übernahmeaspekten seit Jahren erfolglos als aussterbende Disziplin deklariert, gleichwohl ist das Prinzip der Tracertechnik mit radioaktiven oder luminogenen Tracern derart stark und aussagekräftig, dass es in der modernen Medizin seinen eigenständigen festen Platz hat und zunehmendes Interesse entwickelt. Das beruht wohl auch darauf, dass die Ligandenassays zur Bestimmung verschiedenster Analyte höchste Sensitivitäten aufweisen, technisch stabil in der Durchführung sind und auch in großen Probenmengen hohe Präzision aufweisen. Gleichwohl können die allermeisten Ligandenassays nicht mit absoluter Richtigkeit messen – dann wäre das Eichamt für die Richtigkeit zuständig – sondern nur mit relativer Richtigkeit und damit müssen sie grundsätzlich unter ärztlicher Kont- ▶ Vitamin-D-Unterversorgung ● ▶ Vitamin-D-Mangel ● ▶ sekundärer ● Hyperparathyreoidismus Key words ▶ vitamin D insufficiency ● ▶ vitamin D deficiency ● ▶ secondary ● hyperparathyroidism Bibliografie DOI 10.1055/s-0029-1234091 Der Nuklearmediziner 2009; 32: 237–244 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 723-7065 Korrespondenzadresse Prof. Dr. Jörg Mahlstedt Gemeinschaftspraxis Nuklearmedizin Henricistraße 40 45136 Essen [email protected] www.radionuk.de Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 237–244 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. Upon Vitamin D Deficiency and Secondary Hyperparathyroidism in the Ruhr County (North-Rhine-Westphalia/Germany) befassen sich in Deutschland relativ wenige Arbeitsgruppen [20, 21, 33, 44] mit einem Phänomen, dass wie kein anderes die UV-B-Strahlung des Sonnenlichtes direkt biopositiv umsetzt neben der reinen Wärmezufuhr, ohne die Leben auf unserem Planeten ja nicht möglich wäre. Einige internationale Arbeitsgruppen messen dem Vitamin-D-Mangel allerdings größte Bedeutung bei [40] und vermuten, dass viele Erkrankungen im späteren Lebensalter durch Vitamin-D-Mangel in der Entwicklungsund Wachstumsphase begünstigt werden, wenn die Gewebe Widerstandsfähigkeit gegen Läsionen jeglicher Art entwickeln wie bei Entzündungen, mechanischen Belastungen, Infiltration durch andere Gewebe oder Autoaggression. Bei dem breit gefächerten Spektrum nuklearmedizinischer Zuständigkeiten in Endokrinologie, Osteologie und Onkologie steht es dem Nuklearmediziner daher sehr wohl zu, die Analyte 25(OH)-Vitamin D, 1,25-(OH)-Vitamin D und iPTH als Ligandenassays in sein Untersuchungsspektrum aufzunehmen und als Kernbestandteil des Faches zu verstehen. Methodik & Die Bestimmungen von 25-(OH)-Vitamin-D, iPTH, FT3,FT4 und TSH erfolgten chemiluminometrisch (Diasorin-Liaison), die der Autoantikörper gegen Thyreoglobulin (TAK), thyreoidale Mikrosomen (MAK) und TSH-Rezeptor (B.R.A.H.M.S.) und Thyreoglobulin (Medipan) radioimmunologisch. In einer orientierenden Zusammenstellung erster Messungen am eigenen ambulanten Patientengut einer nuklearmedizinischen Schilddrüsenpraxis in Essen von Vitamin D und PTH ▶ Abb. 1) ergab sich der überraschende Befund, dass sehr viele (● unserer Patienten im Ruhrgebiet keinen ausreichenden VitaminD-Spiegel oberhalb von 75 nmol/l aufwiesen. Dieser erstaunliche Befund veranlasste uns, die Daten aller Patienten, bei denen Vitamin D gemessen wurde, einer weitergehenden Analyse zuzuführen. Dazu wurden folgende Daten in eine Microsoft-Excel-Tabelle eingegeben: Patienten-ID, Alter, Geschlecht, Praxisstandort: Henricistraße oder Friedrich-Ebert-Straße, Patientenart: Resident (bodenständig) oder Immigrant, Gewicht, FT3, FT4, TSH, TAK, MAK, TRAK, Tg, 25(OH)-Vitamin D, iPTH. Vitamin D und Parathormon iPTH 194 unausgewählte Patienten aus der Schilddrüsenpraxis pg/ml 160 140 120 Column 1 rolle bleiben mit den erforderlichen Prüfungen in Ringversuchen und klinischer Korrelation. In der Nachsorge des operierten Schilddrüsenpatienten hatte die radioimmunologische Bestimmung von intaktem Nebenschilddrüsenhormon im Serum (iPTH) schon immer einen festen Platz, während die Bedeutung der Vitamin-D-Bestimmung erst mit der Nebenschilddrüsenszintigrafie bei primärem Hyperparathyreoidismus zunehmend interessant wurde. So entpuppte sich mancher primäre Hyperparathyreoidismus als sekundär und die Ergebnisse der Nebenschilddrüsenszintigrafie konnten deutlich verbessert werden [46]. Kenntnisse zur Bedeutung des Vitamin D beschränken sich bei der durchschnittlichen universitären Ausbildung und ärztlichen Weiterbildung auf die der endokrinen Funktion und die Notwendigkeit der Substitution im Kleinkindalter, während sich in den derzeit verfügbaren klinischen Lehrbüchern der großen Fächer im deutschsprachigen Raum kaum Verwertbares zur parakrinen bzw. autokrinen Funktion des Vitamin D unter physiologischen und pathologischen Bedingungen findet. Vitamin D ist kein Vitamin in der strengen Definition, sondern es entsteht in der Haut aus dort gespeichertem 7-Dihydrocholesterol unter ausreichend intensiver UV-B-Strahlung (290–315 nm). Die biologische Aktivierung erfolgt in zwei Schritten zuerst in der Leber durch Hydroxylierung zu 25-(OH)-Vitamin D und später in der Niere zu 1,25-(OH)-Vitamin D. 25-(OH)-Vitamin D liegt an Trägerproteine gebunden im Blut vor und wird auch stark im Fettgewebe gespeichert. Seine Plasmakonzentration gibt verlässlich Auskunft über die Versorgung des Körpers mit Vitamin D [34]. Das metabolische Endprodukt 1,25-(OH)-Vitamin D ist in seiner endokrinen Funktion innerhalb der Kalzium-Regulation gut bekannt, denn Plasmahormonspiegel und Kalzium-/Phosphatspiegel sind streng invers reguliert [31], die weitergehende autokrine/parakrine Funktion hingegen kaum. So findet man in fast allen Zellsystemen Vitamin-D-Rezeptoren und damit die Möglichkeit extrarenal 1,25-(OH)-Vitamin D zu produzieren mit ausschließlich lokaler Wirkung. Die Cathelicidine LL-37 werden als natürliche gencodierte Antibiotika verstanden, deren Produktion lokal als unspezifische Reaktion auf Schäden jeder Art unverzüglich einsetzt, wobei das Ausmaß als positive FeedbackRegulation (TLTR2-Funktion) ausgeprägt von der Verfügbarkeit von 25-OH-Vitamin D abhängig ist [52, 53]. Das ist für die Haut sehr gut belegt [6, 45], aber auch für Lunge [47], Harnwege [15], und Colon [29]. Auf diesem Weg werden vielfältige biopositive Effekte vermittelt auf Muskulatur, Herz-Kreislauf, Immunsystem und die damit verbundenen Erkrankungen wie Muskelschmerzen, Infektanfälligkeit, Autoimmunerkarnkungen, Krebserkrankungen, Diabetes und Hochdruck. Epidemiologische Untersuchungen zeigen sehr deutlich die Häufigkeit dieser Erkrankungen in Abhängigkeit von der Entfernung vom Äquator [25] und damit von der Intensität und dem Ausmaß der Sonnenlichtexposition, allerdings sind die kausalen Zusammenhänge im streng wissenschaftlichen Sinn nur selten gesichert [35, 37]. Die Bedeutung der Vitamin-D-Zufuhr durch die Nahrung steht dem gegenüber eher im Hintergrund, denn nur einige Fischarten enthalten relevante Vitamin-D-Mengen, den Älteren unter uns in der Kindheit noch als der ungeliebte Lebertran in Erinnerung. Es überrascht daher nicht, wenn man bei Vegetariern keine besonderen Zeichen des Vitamin-D-Mangels findet [14]. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre haben weltweit in den letzten Jahren stark zugenommen, allerdings 100 80 60 40 normal 20 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 25(OH)-Vitamin D nmol/l 2007 August Abb. 1 Erste Ergebnisse zu 25-(OH)-Vitamin D und iPTH im Ruhrgebiet. Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 237–244 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. 238 Nuklearmedizinische Labordiagnostik Nuklearmedizinische Labordiagnostik 239 Die Art der Datenspeicherung erlaubt die laufende Eingabe und Auswertung neuer Daten, sodass sich der Trend der Ergebnisse bald abzeichnet und der Grad der statistischen Sicherheit laufend zunimmt. Die derzeitigen Ergebnisse umfassen ca. 2 500 Patienten. Die Darstellung der Vitamin-D-Verteilung zeigt zwischen den Immigranten und Residenten unserer Praxen gravierende Un▶ Abb. 2), die besonders in Normierung der Verteiterschiede (● lungen jeweils auf das Kurvenmaximum mit 100 % deutlich wer▶ Abb. 3). Die Immigranten haben das Maximum bei den den (● Werten < 10 nmol/l, nur 6 % überschreiten die untere Grenze ausreichender Vitamin-D-Versorgung ( > 75 nmol/l) und bei weiteren 24 % ist zumindest eine Unterversorgung (25–75 nmol/l) festzustellen. Bei den Residenten liegt das Maximum bei Werten zwischen 10 und 20 nmol/l, 12 % erreichen den Normalbereich und weitere 44 % sind unterversorgt. Die nähere Analyse zeigt, dass der Median der Verteilungen für Residenten, Gewicht > 73 kg KG, Immigranten mit > 73 kg KG ▶ Abb. 4). kontinuierlich abnimmt (● ▶ Abb. 5) erDie iPTH-Bestimmung in analoger Auswertung (● gibt für das gesamte Patientengut eine Verteilung, die die gebräuchlichen Grenzen der Norm (20–65 pg/ml) überschreiten bei 43,5 % der Immigranten und 37 % der Residenten bei einem Gesamtmedian um 50 pg/ml und 4. Quartil bis an 150 pg/ml. Die relativen Verteilungen von Residenten und Immigranten sind ▶ Abb. 6) mit konkordant auch hier deutlich unterschiedlich (● inversem Verlauf der Untergruppen im Vergleich zu den Vita▶ Abb. 7). min-D-Ergebnissen (● Die korrelierende Vitamin-D/PTH-Darstellung zeigt die PTHVerteilungen als Median mit zentralem 50 %-Anteil in Abhängig- 100 25-(OH) vitamin D 80 60 40 20 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 Normal as > 75 nmol/l Central 50% of immigrants central 50% of residents Abb. 3 Relativierende Darstellung der 25-(OH)-Vitamin D – Verteilungen durch Anpassung auf ein gleiches Maximum. Ca. 2500 patients North Rhine Westphalia Germany Vitamin D nmol/l: distribution 25% median +75% 120 100 All patients 73kg BW IMMIGRANTS IMMI. + >73kg 80 60 18 16 10 5 32 28 16 14 52 45 35 32 40 20 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Abb. 4 Median und die zentralen 50 % der Verteilung für 25-(OH)Vitamin D für alle Patienten, Gewicht > 73 kg, Immigranten und Immigranten mit > 73 kg KG. 500 Ca. 2500 patients North Rhine Westphalia Germany 450 400 25-(OH) vitamin D 300 absolute frequency 250 200 Immigrants N=430 Residents N=1900 Absolute frequency 350 350 300 250 200 150 150 100 100 50 0 50 0 Ca. 2500 patients North Rhine Westphalia Germany 400 normal 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 PTH pg / ml 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 median normal as > 75 nmol/l Abb. 5 Verteilung von iPTH aller Patienten. Abb. 2 Verteilung von 25-(OH)-Vitamin D von Immigranten und Residenten im Ruhrgebiet bei ca. 2 500 Patienten. Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 237–244 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. Ergebnisse & Ca. 2500 patients North Rhine Westphalia Germany 120 normalized frequency Die Auswertung erfolgte durch Standard-Analysen der ExcelSoftware zu Mittelwert, Median, Verteilungsanteile (z. B. Quartile), Schiefe der Verteilung, Standardabweichung. Weitergehende Analysen zu Parameterkorrelationen erfolgten durch Datenfilterung nach logischen Verknüpfungen mit nachfolgender statistischer Auswertung und grafischer Darstellung durch die Excel-Software. 240 Nuklearmedizinische Labordiagnostik 120 120 100 iPTH pg/ml relative frequency 100 60 residents 40 IMMIGRANTS 80 80 20 0 RESIDENTS 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 + 25 % 60 median -25% 40 120 80 central 50% 60 immigrants central 50% 0 40 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 20 PTH pg/ml 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 Abb. 6 Verteilung von iPTH bei Immigranten und Residenten imRuhrgebiet. 25-(OH)-vitamin D nmol/l Ca. 2500 patients North Rhine Westphalia Germany Abb. 9 Median und zentrale 50 % der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)-Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite: Residenten und Immigranten. iPTH pg/ml : distribution relative frequency 120 25% Median 75% 73 kg BW 42 45 55 60 74 79 Immigrants 55 63 87 Imm. + >73kg 59 66 92 100 120 80 All patients 60 40 20 0 100 10 30 50 70 90 110 130 150 170 iPTH pg/ml 80 Abb. 7 Median und zentrale 50 % der iPTH-Verteilung bei allen Patienten, > 73 kg Körpergewicht, Residenten und Immigranten mit > 73 kg Körpergewicht. 60 40 iPTH pg/ml 120 median of immigrants N O R M A L median of residents 20 NORMAL 100 75 % median 25% 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 80 25-(OH)-Vitamin D nmol/L 60 n o r 40 m a l 20 0 10 Abb. 10 Median der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)Vitamin D in Gruppierung von 10 nmol-Breite bei Immigranten und Residenten. 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 25-(OH)-vitamin D nmol/l Abb. 8 Median und zentrale 50 % der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)-Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite: alle Patienten. keit von eng gefassten Vitamin-D-Bereichen in 10-nmol-Schrit▶ Abb. 8). Die Unterschiede zwischen Residenten und Imten (● ▶ Abb. 9), besonders im direkten migranten treten klar hervor (● ▶ Abb. 10). Vergleich (● ▶ Abb. 11) Der Einfluss des Körpergewichtes ist offensichtlich (● und die Unterschiede zwischen übergewichtigen Immigranten ▶ Abb. 12). und allen Patienten < 73 kg KG am ausgeprägtesten (● Geschlechtsunterschiede können kaum belegt werden. Die Unterschiede der PTH-Werte deuten sich beim Vergleich der Medi▶ Abb. 13), ane bei niedrigen Vitamin-Konzentrationen an (● während sie beim Vergleich der Mittelwerte wegen zumeist erheblich schiefer Verteilungen nicht mehr zum Ausdruck kommen. Die Gesamtdarstellung der PTH/Vitamin-D-Korrelation verdeutlicht, dass mit steigendem Vitamin-D-Spiegel erst ab 100 nmol/l kein weiterer Abfall der medianen PTH-Werte mehr erfolgt ▶ Abb. 14). (● Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 237–244 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. 100 20 Nuklearmedizinische Labordiagnostik 241 90 >73 Kg BW < 73 Kg BW 80 60 median iPTH pg/ml 50 10 40 20 40 30 50 60 70 90 80 100 female 25-(OH)-Vitamin D nmol/l 30 80 20 male 70 60 mean iPTH pg/ml 10 0 10 20 30 40 50 50 40 30 60 20 25-(OH)-Vitamin D nmol/l 10 0 Abb. 11 Median der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite bei > und < 73 kg Körpergewicht. 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 25-(OH)-Vitamin D nmol/l Abb. 13 Median (oben) und Mittelwert (unten)der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)-Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite: Frauen und Männern. 100 90 IMMIGRANTS Median iPTH pg / ml 80 120 ca. 2500 patients from North Rhine Westphalia Germany iPTH pg/ml 70 100 > 73 Kg BW 60 N + 25% 80 O Median 50 R -25% 60 M A 30 L 40 < 73 kg BW 40 20 20 10 N O R M A L normal 0 NORMAL 0 10 20 30 40 50 60 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 25-(OH)Vitamin D nmol / l 70 25-(OH)-Vit D nmol / ml Abb. 12 Median der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite bei Immigranten mit > und < 73 kg Körpergewicht. Diskussion & Die Bedeutung des Vitamin D für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bevölkerung ist im Prinzip seit langen Jahren bekannt, aber die Umsetzung des Wissens und die damit verbundene Information durch Ärzte ist in Deutschland eher als rudimentär zu bezeichnen. Das mag durchaus damit zusammenhängen, dass das Medikament Cholecalciferol nicht verschreibungspflichtig, bei gesetzlich versicherten Patienten nur bei wenigen Indikationen verschreibungsfähig und damit vom Medikamentenumsatz her für die Hersteller so uninteressant ist, dass weitergehendes Marketing nicht erfolgt. In der Folge werden Beschwerden und Erkrankungen, die ihre Ursache durchaus in Vitamin-D-Unterversorgung oder -Mangel haben können, allenfalls in der Kinderheilkunde, aber ansonsten kaum jemals mit Vitamin-D-Mangel oder -Unterversorgung in Zusammenhang gebracht. Das geht auch daraus hervor, dass sich in Deutsch- 100 Abb. 14 Median und zentrale 50 % der iPTH-Verteilung in Abhängigkeit von 25-(OH)-Vitamin D in Gruppierung von 10-nmol-Breite für alle Patienten für den Bereich 10–140 nmol/l. land nur wenige Arbeitsgruppen mit Vitamin-D-bezogenen Fragestellungen befassen und eigene Messungen durchführen und publizieren, während mehr oder minder kluge Autoren im Wellness- und Lifestyle-Bereich gerne in Broschüren und Büchern halbes, zumeist überholtes oder oft sogar falsches Wissen verbreiten, ohne über eigene Untersuchungsergebnisse zu verfügen. Unsere Ergebnisse im Ruhrgebiet zeigen im Vergleich zu Norddeutschland [33] und Rheinland-Pfalz [20] weitaus niedrigere 25(OH)-Vitamin-D-Werte und dementsprechend auch höhere iPTH-Werte als Ausdruck eines sekundären Hyperparathyreoidismus in 35 % aller Patienten. Dieser Effekt nimmt zu bei Übergewicht, Immigranten und ganz besonders bei übergewichtigen Immigranten [50]. Diese Beobachtung verdeutlicht die Bedeutung von Untersuchungen zur regionalen Normalwertfindung am eigenen Patientengut. Methodische Unterschiede scheiden aus, da wir die gleiche Technik wie Hinzpeter et al. anwenden Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 237–244 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. median PTH pg/ml 70 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 und Dobnig et al. den RIA von Diasorin verwendeten, der mit der chemiluminometrischen Technik von Diasorin streng korreliert. Im letzten DEQAS-Ringversuch (April 2009) lagen das Mittel unserer 5 Proben (27–92 nmol/l) 19 % unter dem Mittel aller Teilnehmer und 17 % unter dem Mittel innerhalb der gleichen Methodik (Diasorin Liaison). Der ausgeprägte Vitamin-D-Mangel im Ruhrgebiet mit allzu oft unmessbar niedrigen Werten bei Immigranten hat uns frühzeitig nach geeigneten therapeutischen Wegen Ausschau halten lassen. Dabei haben wir von Anfang an den Weg der Information gesucht zu den relevanten Ursachen des Vitamin-D-Mangels. Darin wird zuerst die angemessene Nutzung des verfügbaren Sonnenlichtes empfohlen in Abhängigkeit vom individuellen Hauttyp. Dieses Grundkonzept war einige Zeit umstritten unter den engagierten Bestrebungen der Dermatologie, die im Sinne der Hautkrebsprävention jegliche Form der ungeschützten Sonnenlichtexposition ablehnte, gleichermaßen auch jegliche artefizielle UV-B-Exposition. Inzwischen hat man wohl akzeptiert, dass eine zeitlich limitierte ungeschützte Nutzung des natürlichen Sonnenlichtes unter Berücksichtigung des Hauttyps vertretbar ist. Diese Empfehlung basiert auf neueren Ergebnissen der VitaminD-Forschung [48] mit dem Nachweis, dass die kutane VitaminD-Bildung als UV-B-abhängige Photosynthese aus Dehydrocholesterol sehr schnell erfolgt und ein Überschuss durch Bildung inaktiver Nebenprodukte verhindert wird. Für eine sinnvolle Vitamin-D-Prophylaxe sind also keine langen Sonnenbäder erforderlich, sondern man kann das Ziel durchaus „kurz und schmerzlos“ erreichen. Für die geeignete Beratung müssen 4 – zunehmend auch 5 – Hauttypen unterschieden werden: ▶ Hauttyp I – rotblondes Haar, Sommersprossen, keine Bräunung – immer Sonnenbrand – max. Exposition ohne Schutz: 5–10 min ▶ Hauttyp II – blondes Haar, helle Augen, schwache Bräunung – häufig Sonnenbrand – max. Exposition ohne Sonnenschutz: 10–20 min ▶ Hauttyp III – braunes Haar, helle oder dunkle Augen, gute Pigmentierung – selten Sonnenbrand – max: Exposition ohne Sonnenschutz: 20–30 min ▶ Hauttyp IV – dunkles Haar, mediterraner Typ, tiefe Bräunung – niemals Sonnenbrand – max. Sonnenexposition ohne Sonnenschutz: ca. 45 min ▶ Hauttyp V – schwarzes Haar, Afrikaner, naturschwarze Haut – niemals Sonnenbrand – max. Sonnenexposition ohne Sonnenschutz: unbegrenzt Patientinnen und Patienten und insbesondere den Müttern ist in durchaus mühsamer Beratung zu verdeutlichen, dass die Sonne in den Monaten März bis September unbedingt je nach Hauttyp unterschiedlich lange ohne Sonnenschutzmittel zu nutzen ist. Wegen der raschen Synthese ausreichender Vitamin-D-Mengen in der Haut ist dafür keinesfalls eine Ganzkörperexposition erforderlich, sondern geeignete Teilkörperexpositionen sind durchaus ausreichend und erfolgreich: Gesicht/Oberarme oder Unterarme/Unterschenkel 2- bis 3-mal pro Woche je Hauttyp 5–30 min. Diese Sonnenexpositionen sollte jedem möglich sein, selbst bei den konfessionell bedingten restriktiven Bekleidungsvorschriften einiger Immigrantengruppen. Die Sonnenexposition ist von grundlegender Bedeutung und unverzichtbar, weil umfassende Studien gezeigt haben, dass die Folgen des Vitamin-D-Mangels nicht durch die alleinige medikamentöse Substitution zu vermeiden sind [38]. Bei intensiver Sonnenexposition aus dermatologischer therapeutischer Indikation [42] lassen sich sehr schnelle Vitamin-D-Anstiege nachweisen. Die Möglichkeiten ausreichender Vitamin-D-Zufuhr durch die Nahrung sind beschränkt und offensichtlich auch wenig relevant, denn bei Vegetariern sind keinesfalls auffällig niedrigere Vitamin-D-Spiegel im Serum zu beobachten [14]. Da die Vitamin-D-haltigen Fischsorten Lachs, Makrele und Hering nicht gerade billig und beim Verzehr mit nicht immer erwünschter Kalorienzufuhr verbunden sind, wird man zur Substitution immer auf das synthetisch hergestellte Cholecalciferol zurückgreifen als Tablette (z. B. Vigantoletten®) oder als ölige Lösung (z. B. Vigantol® Öl, Dekristol®). Über ausreichende Dosierung war man sich lange Zeit uneinig, insbesondere über die Höchstmengen, die im internationalen Konsens als garantiert unbedenklich deklariert werden können. 800 IE/Tag sind bei gesunden Erwachsenen nach internationalem Konsens unschädlich – aber als Maßnahme zum Ausgleich eines relevanten Vitamin-D-Mangels völlig unzureichend. Unter Berücksichtigung der Forschungsergebnisse der letzten Jahre [9, 17, 39, 49] streben wir im Sinne der Prävention bei Vitamin-D-Unterversorgung und -Mangel die tägliche Einnahme von 1 000–2 000 IE an – was übrigens die forschenden Wissenschaftler und ihre Familien zumeist selbst auch tun. Derartige Beobachtungen sind gelegentlich überzeugender und für die Patientenbetreuung wichtiger, als das Warten auf den genehmigenden Segen der Evidence Based Medicine durch staatliche Institutionen, die ärztliche Tätigkeit niemals als Kunst und klugem Umgang mit ungesicherten Erkenntnissen verstehen dürfen, sondern neue Erkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten so lange wie irgend möglich den gesetzlich versicherter Patienten zum Wohl der Krankenkassen vorenthalten. Bei festgestellter Vitamin-D-Unterversorgung ( < 75 nmol/l und ganz besonders bei -Mangel ( < 25 nmol/l) sollte durch geeignete Maßnahmen (Sonnenexposition nach Hauttyp, Vitamin-D3Substitution 1 000–2 000 IE/Tag) eine angestrebte 25-(OH)-Vitamin-D-Konzentration sichergestellt werden. Dabei ist zu bedenken, dass 25-(OH)-Vitamin D ganz ähnlich wie L-Thyroxin im Serum an ein spezifisches Bindungsprotein gebunden ist, das genetische Varianten mit unterschiedlicher Bindungsfähigkeit aufweist, sodass bei einheitlichen Dosierungen durchaus unterschiedliche Konzentrationsanstiege auftreten können [24]. Die Vergleich der medianen 25(OH)-Vitamin D- und iPTH-Werte ▶ Abb. 14) zeigt, dass die deutlich negative Korrelation erst (● oberhalb einer 25(OH)-Vitamin-D-Konzentration von 100 nmol/ l nicht mehr besteht. Höhere 25(OH)-Vitamin-D-Konzentrationen sind also im Ruhrgebiet erforderlich, um den vollen Effekt der endokrinen und autokrinen/parakrinen Wirkung von Vitamin D für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen und Patienten zu gewährleisten. Die Einsicht der Menschen, wie allzu oft auch der ärztlichen Kollegenschaft, in die damit verbundenen Notwendigkeiten ist zumeist schwach ausgeprägt – warum auch immer. Mahlstedt J, Moka D. Vitamin-D-Mangel und sekundärer Hyperparathyreoidismus … Der Nuklearmediziner 2009; 32: 237–244 Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages. 242 Nuklearmedizinische Labordiagnostik Die Berichte zu den Folgen von Vitamin-D-Unterversorgung und -mangel sind vielfältig [2]. Das beginnt bei Myalgie [41], Fibromyalgie [3], ist vielfach beschrieben für Muskelkraft, Osteoporose und osteoporotische begünstigte Frakturen [8, 43], Kolontumoren [16], Mammatumoren [1], kolorektale Tumoren [27], Typ-1-Diabetes [35, 51], Typ-2-Diabetes [23] bis hin zu weniger spektakulären Dingen wie Infektionshäufigkeit bei Schwangeren [12], Präeklampsiehäufigkeit [11, 30], Muskelkraft bei Jugendlichen [22, 32], Leistungsfähigkeit bei Sportlern [13] , Knorpelabbau im Kniegelenk [19] oder Abbau kardialer Risikofaktoren [54]. Bei hospitalisierten Patienten ist der Mangel offensichtlich [18, 21] und bei asylsuchenden Menschen aus Afrika ausgeprägt [4, 5]. Dabei kann der weltweite Schaden durch Vitamin-D-Mangel und -unterversorgung klar kalkuliert werden, dem vergleichsweise geringe Kosten entgegen stehen [28]. Die persistierende Skepsis und Untätigkeit ist vielleicht darin zu sehen, dass die positiven Folgen einer Vitamin-D-Substitution im statistischen Mittel klar darstellbar, im Einzelfall jedoch nur selten mit einer beeindruckenden Besserung von Befindlichkeit oder Symptomen verbunden sind. Der geringe Aufwand für 2000 IE Vitamin D/Tag erweckt bei einigen Menschen/Patienten den Eindruck der Wertlosigkeit der Maßnahme und nicht wenige Wissenschaftler sehen darin eine wichtige Ursache des Desinteresses, das sich wohl erst mit der Entwicklung neuer therapeutisch – und damit wirtschaftlich – interessanter Vitamin-D-Analoga grundlegend ändern wird. Im Gespräch mit Familie, Freunden und Patienten ist der Verweis auf Menschen nützlich, die noch einen gesunden Beruf in Licht, Luft und Sonne ausüben können. Diese weisen immer Werte deutlich über 100 nmol/l 25(OH)-Vitamin D im Serum auf. Das findet man spontan fast immer bei Menschen, die in Strandbädern oder an Sonnenstränden arbeiten, manchmal aber auch bei Kollegen, die als stets gebräunte Sonnenanbeter und Intensivurlauber in sonnigen Ländern durch gute Gesundheit und erstaunliche allgemeine Infektresistenz auffallen. Die Beratung der Immigranten ist dabei von besonderer Bedeutung, denn diese neigen wohl insbesondere wegen ihrer dunkleren Hautpigmentierung stärker zum Vitamin-D-Mangel als die heller pigmentierten Residenten. Gespräche mit Immigrantenfamilien in der Praxis (www.profmahlstedt.de/Donnerstag in der PEM) lassen gelegentlich auf erstaunliche Kenntnisse und Erfahrung im Umgang mit Sonnenlicht schließen. So hatten diese Familien in ihrer früheren Heimat gelegentlich eigene Strände oder Zugang zu Sonnenhäusern, wo sie ohne die konfessionell bedingte Bekleidung das Sonnenlicht nutzen konnten. Viele schwarzhaarige Menschen meiden die Sonne konsequent, weil sie dann Kopfschmerzen bekommen und eine Kopfbedeckung nicht mögen. Nicht selten wünschen mäßig dunkelpigmentierte Immigranten bei erwünschter Assimilierung auch keine dunklere Hautpigmentierung. Diese Bedenken kann man aber unter Verweis auf die o. g. Möglichkeiten der kurzen aber intensiven Sonnenexposition reduzierter Körperpartien gut entgegentreten. Wir haben zur verbesserten Information dieser Patientengruppe eine Informationsbroschüre in verschiedenen Sprachen entwickelt (Türkisch, Arabisch, Russisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Chinesisch, Aserbaidsanisch, Farsi) unter freundlicher Mitarbeit betroffener Patienten und versuchen dadurch das Verständnis für die Folgen des Vitamin-D-Mangels zu verbessern. Die Vitalität und die Gesundheit der Immigrantenfamilien liegen uns sehr am Herzen, denn Immigranten waren im Ruhrge- biet schon immer von großer Bedeutung für die Entwicklung der Wirtschaftskraft. Im Fußballsport lässt sich das gut erkennen, denn die Nachkriegsjahrzehnte waren durch Namen polnischer Herkunft geprägt, und die aktuellen Erfolge der Fußballjunioren beruhen auf einer breiten multikulturellen Mischung, in der bodenständige Vertreter schon die Ausnahme sind. Die Nuklearmedizin sollte sich in der ambulanten Tätigkeit unbedingt der Prävention des Vitamin-D-Mangels annehmen, zumal sie ja von anderen Fachgruppen bisher kaum wahrgenommen wurde. Das Patientengut in der Nuklearmedizin ist dazu gut geeignet. Die Patientenführung bei Prävention und Therapie der Struma und der Schilddrüsenfunktionsstörungen lässt sich sehr gut mit der Vitamin-D-Problematik verbinden und Symptome wie u. a. Muskelschmerzen, Gangschwäche, Osteoporose, erhöhte Knochenbrüchigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit, vermehrte bakterielle Infektionen, Tumorerkrankungen gehören doch zum täglichen Erlebnis in der Nuklearmedizin. Der Nuklearmediziner sollte die Parameter 1,25(OH)-Vitamin D, 25(OH)Vitamin D und iPTH unbedingt in seine diagnostische Arbeit einbeziehen und als Kernkompetenz des Faches beanspruchen. Der Umfang der Kernkompetenz des Faches Nuklearmedizin ist für die Zukunft von entscheidender Bedeutung, wenn bei der geplanten Laborreform der KBV der Zugang zum Speziallabor auf die Parameter des Kernbereiches der Fächer begrenzt werden soll. Das wird natürlich um so überzeugender sein, je besser der Nuklearmediziner diese Labordiagnostik aus der Zuständigkeit seines Faches heraus beanspruchen kann, die immer dann unstrittig ist, wenn die Ergebnisse der Diagnostik am eigenen Patientengut beobachtet und evaluiert werden. Danksagung & Unser besonderer Dank gilt Laura Münch, die sich als Schülerin im Rahmen des Verantwortungsprojektes der Gesamtschule Essen-Holsterhausen in die Datenübertragung aus den Arztbriefen eingearbeitet hat und dafür den Umgang mit der MACDOC-Praxissoftware und MS-Excel erlernte. Sie hat die Arbeiten selbstständig und sehr zuverlässig bewältigt und betreut unsere Arbeit auch nach Abschluss ihres Schulprojektes weiter. Literatur 1 Abbas S, Chang-Claude J, Lindeisen J. Plasma 25-hydroxyvitamin D and premenopausal breast cancer risk in a German case-control study. Int J Cancer 2009; 124: 250–255 2 Arvold DS, Odean MJ, Dornfeld MP et al. Correlation of symptoms with vitamin d deficiency and symptom response to cholecalciferol treatment: a randomized controlled trial. Endocr Pract 2009; 15: 203–212 3 Badsha H, Daher M, Ooi Kong K. Myalgias or non-specific muscle pain in Arab or Indo-Pakistani patients may indicate vitamin D deficiency. Clin Rheumatol. Elektr. 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