Die unausforschlichen Reichtümer Christi in den Propheten Das Buch Daniel Frühjahrskonferenz 2010 in Stuttgart Mitteilung 1 Kapitel 1 – Einleitung Für diese Zeit der Konferenz wollen wir nicht nur zu den Versammlungen kommen und Botschaften hören, sondern so oft es geht miteinander beten. Wir brauchen sehr viel Gebet, damit der Herr uns allen erscheinen und durch das Buch von Daniel zu uns reden kann. Lasst uns dafür vor dem goldenen Räucheraltar viel Weihrauch opfern. In dieser Konferenz werden wir im Buch Daniel nicht alles ausführlich betrachten können. Wir sind auch nicht hier, um etwas über die Prophetie in diesem Buch zu hören. Für uns ist es wichtig, zu sehen und zu verstehen, was der Herr heute tun möchte, nicht so sehr, was er in der Vergangenheit getan hat. Wir leben in einer Zeit, in der unser Herr bald zurückkommen wird. Früher habe ich die Jünger oft beneidet, weil sie ständig mit dem Herrn zusammensein konnten. Inzwischen habe ich erkannt, welches Vorrecht es ist, in einer Zeit zu leben, in der alles zur Reife kommt. Auch die Gemeinde wird in dieser Zeit zur Reife kommen, was für uns bedeutet, dass wir Erstlingsfrüchte werden können. In der Vergangenheit hatte keiner der verstorbenen Heiligen diese Gelegenheit, sie mussten alle den Tod schmecken. Heute ist es jedoch möglich, das Kommen des Herrn zu erleben, ohne vorher den Tod zu sehen. Es ist also eine ganz besondere Zeit, in der wir heute leben, und wir wollen dem Herrn dafür danken und viel dafür beten, dass wir auch zum Ziel kommen. Als ich vor vielen Jahren das Buch Daniel las, hat es mich sehr beeindruckt, wie wunderbar unser Gott ist. Nur der lebendige Gott kann alles 2 Kapitel 1 im Voraus wissen. Die ganze Geschichte der Menschheit hat er klar vorhergesagt. Wer außer ihm, dem lebendigen Gott, konnte von der Zeit Nebukadnezars bis heute, also die Geschichte von ca. 2600 Jahren, vorhersagen. Einige Geschichtsabschnitte hat Gott sogar in allen Einzelheiten beschrieben, was Anlass zu vielen Diskussionen über das Buch Daniel gibt. Manche behaupten sogar, alles sei geschrieben worden, nachdem es bereits geschehen war. In der Vorbereitung der Konferenz habe auch ich mir darüber Gedanken gemacht und in entsprechenden Büchern geblättert, bis der Herr mich tadelte: Glaubst du nicht, dass dies mein Wort ist? Lies Matthäus 24:15: „Wenn ihr darum den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch den Propheten Daniel geredet ist, an der heiligen Stätte stehen seht – wer es liest, verstehe es.“ Da musste ich Buße tun. Wenn der Herr schon Daniel zitiert hat, ist das für uns Beweis genug, dass Daniel ein Prophet des Herrn ist. Dieses Buch Daniel ist ein wunderbarer Beweis dafür, dass Gott ein lebendiger Gott ist, der alles weiß, was in der Zukunft geschehen wird. In Jesaja 41:21-23 lesen wir: „Bringt eure Rechtssache vor! spricht der Herr. Bringt eure Beweise herbei! spricht der König Jakobs. Sie sollen sie herbeibringen und uns verkünden, was sich ereignen wird: das Frühere, was war es? Verkündet es, damit wir es uns zu Herzen nehmen! Oder lasst uns das Künftige hören, damit wir seinen Ausgang erkennen! Verkündet das später Kommende, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid! Ja, lasst es gut sein oder schlimm sein, dass wir uns gegenseitig ansehen und miteinander erschrecken!“ Wer kann uns die Zukunft sagen? Niemand außer Gott! Wir müssen Gott loben, dass wir dieses Buch Daniel haben, denn der Herr hat uns darin so viel gezeigt, bis hin zu seinem zweiten Kommen. Da wir am Ende dieses Zeitalters leben, müssen wir verstehen, was der Herr uns sagen will. I. Der Hintergrund Der Hintergrund dieses Buches ist die Gefangenschaft in Babylon – eine schreckliche Zeit für das Volk Gottes damals. Was war der Grund für ihre Gefangenschaft? Es war die Sünde und Rebellion der Nation Israel gegen Gott. Im Lied des Mose (5.Mose 32) hat der Herr schon geweissagt, dass sein Volk am Ende rebellisch sein und anderen Göttern nachgehen wird, dass sie Dämonen anbeten, ihre Kinder den Götzen opfern werden und Gott sie Kapitel 1 3 dann in Gefangenschaft bringen wird. Wir dürfen nicht denken, dass dies nur mit dem Volk Israel damals passierte. Auch wir sind rebellisch, gefallen, sündhaft und fleischlich. Wir meinen, Gott zu lieben und lieben gleichzeitig viele andere Dinge. Die 2000-jährige Geschichte zeigt uns, wie auch die Christen in Gefangenschaft geführt wurden. 2.Chronik 36:11-16: „Einundzwanzig Jahre war Zedekia alt, als er König wurde, und er regierte elf Jahre in Jerusalem. Und er tat, was böse war in den Augen des HERRN, seines Gottes. Er demütigte sich nicht vor dem Propheten Jeremia, der nach dem Befehl des HERRN zu ihm sprach. Und auch empörte er sich gegen den König Nebukadnezar, der ihn bei Gott hatte schwören lassen. Und er verhärtete seinen Nacken und verstockte sein Herz, sodass er nicht umkehrte zu dem HERRN, dem Gott Israels. Auch alle Obersten der Priester und das Volk häuften Untreue auf Untreue, entsprechend allen Gräueln der Nationen, und machten das Haus des HERRN unrein, das er in Jerusalem geheiligt hatte. Und der HERR, der Gott ihrer Väter, sandte zu ihnen durch seine Boten, früh sich aufmachend und sendend; denn er hatte Mitleid mit seinem Volk und seiner Wohnung. Aber sie verhöhnten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und verspotteten seine Propheten, bis der Zorn des HERRN gegen sein Volk so stieg, dass es keine Heilung mehr gab.“ Könnt ihr euch vorstellen, dass das Volk Israel so gefallen war, dass sie manchmal noch Schlimmeres taten als die Nationen? Am Ende haben sie ihre eigenen Söhne und Töchter den Dämonen geopfert, und Gott benutzte Nebukadnezar, um sein Volk in Gefangenschaft zu bringen. Es wurden damals viele vom Volk getötet oder nach Babel weggeführt. Der mächtige Gott lies es zu, dass sein Volk besiegt wurde, weil sie untreu und ungehorsam waren und gegen Gott sündigten. Gott möchte ein heiliges Volk, eine heilige Nation haben, die ihm entspricht, ein Volk seines Eigentums, völlig abgesondert für ihn. Wie viele der Heiligen haben dieses Bewusstsein und diesen Wunsch! Folgen wir nicht gern dem Trend dieser Welt und wollen wir nicht auch den anderen gleich sein? Aber das Wort warnt uns: „Liebt nicht die Welt noch die Dinge in der Welt. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm“ (1.Joh. 2:15), oder „... wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, macht sich zu Gottes Feind“ (Jak. 4:4), und „Passt euch nicht diesem Zeitalter an, sondern werdet umgewandelt durch die Erneuerung des Denksinns ...“ (Röm. 12:2). 4 Kapitel 1 Was hat der Herr noch, wenn seine Gemeinde dieser Welt gleichgestellt ist? Was ihm gehört, muss heilig sein, weil er heilig ist (1.Petr. 1:16) – sowohl das Volk im Alten Testament wie auch im Neuen Testament. Was lesen wir in 1.Petrus 2:5 u. 9? Wir sind erwählt, eine heilige Nation, eine königliche Priesterschaft, das Volk seines Eigentums zu sein. Ein Leben, das nur Vergnügen zum Ziel hat, führt schnell zurück in die Gefangenschaft. Wir haben zwar den Wunsch, im Geist zu leben, wollen aber auch die Welt nicht ganz aufgeben. Müssen wir da noch fragen, warum die Gemeinde nicht vorangeht? Kennen wir das Herz unseres Herrn wirklich? Denn darum geht es. In Offenbarung 2 und 3 sehen wir, wie der Herr auch seine Gemeinden in der Landschaft Asien warnen musste. Dennoch haben sie nicht Buße getan und sich nicht gewendet. Wie stur, harthörig und rebellisch sind auch wir Christen heute. Wir können es an unserm täglichen Wandel ablesen, wie oft wir gegen sein Wort rebellieren, auch als seine Gemeinde. Die Wegführung nach Babylon geschah im Jahr 606 v. Chr. und war der Beginn einer langen Gefangenschaft des Volkes Gottes. Jedes Wort, das Gott durch die Propheten gesprochen hatte, wurde erfüllt. II. Die geistliche Bedeutung Babylons Auch heute gibt es ein Babylon, nämlich die geistliche Gefangenschaft, die in Offenbarung 17 als die große Hure beschrieben wird: „Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: Komm her, ich werde dir das Gericht über die große Hure zeigen, die über vielen Wassern sitzt, mit der die Könige der Erde Hurerei getrieben haben; und die auf der Erde wohnen, sind von dem Wein ihrer Hurerei trunken geworden. Und er brachte mich im Geist hinweg in eine Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das war voller Lästernamen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelgestein und Perlen, und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll der Gräuel und der unreinen Dinge ihrer Hurerei, und an ihrer Stirn war ein Name geschrieben, ein Geheimnis: Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde. Und ich sah die Frau trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich verwunderte mich sehr, als ich sie sah“ (Offb. 17:1-6). Was Kapitel 1 5 Gott dem Johannes in der Offenbarung zeigt, hat Ähnlichkeit mit dem, was bei Daniel gesagt wird. Daniel ist der Johannes des Alten Testaments und Johannes der Daniel des Neuen Bundes. Beide haben so klar und deutlich über die Zukunft gesprochen. Daniel wurde gezeigt, was zur Zeit des Alten Bundes bis zum ersten Kommen des Herrn geschehen wird. Und Johannes hat gesehen, was nach der Auffahrt des Herrn bis zu seinem zweiten Kommen, sogar bis zum Tausendjährigen Reich und bis zum Neuen Jerusalem geschehen wird. Die Offenbarung des Johannes ist eine Fortsetzung dessen, was Gott dem Daniel gezeigt hatte. Wenn wir diese beiden Bücher zusammenbringen, können wir in aller Klarheit die ganze Geschichte des Volkes Gottes sehen. Wir müssen es erkennen und sehr ernst nehmen, dass es auch heute eine Gefangenschaft gibt, ein geistliches Babylon. Denn wenn wir das nicht sehen, besteht die Gefahr, dass auch wir in diese Gefangenschaft hineingeraten. Wie bestürzt war Johannes, als er dies alles offenbart bekommen hatte. Auch von Daniel lesen wir, dass er entsetzt und seine Gedanken beunruhigt waren über das, was Gott ihm zeigte. Er wurde sogar ohnmächtig, als er sah, was mit seinem Volk, mit Jerusalem, dem Tempel Gottes und der heiligen Stadt geschehen sollte. Sicherlich konnte er nur schwer glauben, dass alles so eintreffen würde. Er liebte doch Gott und sein Volk, und betete täglich für Jerusalem. Den Ursprung und die Bezeichnung Babylons sehen wir in 1.Mose 11:1: „Und die ganze Erde hatte ein und dieselbe Sprache und ein und dieselben Wörter.“ Heute sprechen viele Christen nicht mehr dieselbe Sprache; vielmehr hat jeder seine eigene. „Und es geschah, als sie von Osten aufbrachen, da fanden sie eine Ebene im Land Schinar und ließen sich dort nieder. Und sie sagten einer zum anderen: Wohlan, lasst uns Ziegel streichen und hart brennen! Und der Ziegel diente ihnen als Stein, und der Asphalt diente ihnen als Mörtel. Und sie sprachen: Wohlan, wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, und seine Spitze bis an den Himmel!“ Das war ihr Ziel! „So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Fläche der Erde zerstreuen! Und der HERR fuhr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten“ (V. 2-5). Auch heute möchte jeder seine eigenen Werke tun und sich einen Namen machen. Das ist das Prinzip von Babel! „Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie, und eine Sprache haben sie alle, und dies ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts 6 Kapitel 1 unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen. Wohlan, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht mehr verstehen!“ (V. 6-7). Ein Zeichen von Babylon ist die Sprachverwirrung. So ist es auch heute noch. Jeder hat seine Auffassung, seine Auslegung. Jeder versteht es anders. Jeder hat seine Richtung, seine Last, seine Mission, sein Werk. Es gibt so viele verschiedene Meinungen und Wege. Einer versteht den anderen nicht mehr, und daraus folgt die Zerstreuung. „Und der HERR zerstreute sie von dort über die ganze Erde; und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Namen Babel; denn dort verwirrte der HERR die Sprache der ganzen Erde, und von dort zerstreute sie der HERR über die ganze Erde“ (V. 8-9). Dabei sollte es doch gerade für uns Christen so einfach sein, in Einheit miteinander zu leben. Glauben wir nicht alle an den einen lebendigen Gott? Und ist nicht Jesus Christus unser aller Retter? Hast du einen anderen Geist empfangen als ich? Haben wir nicht die gleiche Bibel? Warum können wir dann nicht eins sein? Warum sind die Christen mehr zerspalten als jede andere Organisation oder Nation in der Welt? Genau das ist Babylon! Damals waren sie noch ein Volk mit einerlei Sprache, aber nach diesem Turmbau zu Babel hat Gott sie über die ganze Erde zerstreut. Es entstanden viele unterschiedliche Sprachen und Nationen, sodass keiner mehr den anderen verstand. Das ist nicht der Segen von Gott, sondern seine Strafe, sein Gericht. Selbst heute nach 2000 Jahren haben wir nicht erkannt, dass wir, das himmlische Volk Gottes, so zerspalten sind, dass wir uns tatsächlich in Gefangenschaft befinden. In Offenbarung 17 zeigt uns der Herr „ein Geheimnis: Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde“ (V. 5). Hier sehen wir Babylon wieder – nicht das damalige Babylon, sondern das heutige geistliche Babylon, die Mutter der geistlichen Hurerei, das heißt Vermischung mit vielen menschlichen, politischen und wirtschaftlichen Dingen, die sich in die ursprünglich reine und heilige Gemeinde hineingeschlichen haben, um sich schließlich zum Römischen Katholizismus zu entwickeln. Ist denn das himmlische Reich römisch oder deutsch oder anglikanisch? Wir müssen erkennen, dass es ein geistliches Babylon gibt und das Wort des Herrn in Offenbarung 18:4-5 ernst nehmen: „Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel, die sprach: Kommt heraus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und damit ihr nicht etwas von Kapitel 1 7 ihren Plagen empfangt; denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel und Gott hat ihrer Übeltaten gedacht.“ Es ist Gottes Ruf: „Kommt aus ihr heraus – heraus aus Babylon!“ Aber wir, seine Gemeinde, sind wohin gekommen? Zum Berg Zion! „Vielmehr seid ihr zu dem Berg Zion gekommen und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem …“ (Hebr. 12:22). Welch ein Vorrecht, dass wir zu dem himmlischen Jerusalem gekommen sind. Sind wir aber im himmlischen Jerusalem, dann müssen wir uns auch entsprechend verhalten. Wir können nicht in Zion sein und zugleich in der Welt bleiben. Manch einer mag sagen, hierin seien wir zu eng. Nein! Wir müssen sogar unsere Herzenstür vor der Welt verschließen, um unser Herz zu bewahren. Das bedeutet nicht, dass dir verboten wird, dieses oder jenes zu tun. Vielmehr bedeutet es, dass du frei bist, nicht gefangen und auch nicht mehr an viele Dinge der Welt gebunden. Ich erinnere mich, wie der Herr vor etwa vierzig Jahren hier in Deutschland einige junge Leute gewonnen hat, die bereit waren, um seinetwillen alles zu lassen. Ich hoffe, dass wir nach vierzig Jahren immer noch so ein Herz haben. Jetzt müssen wir unsere zweite und dritte Generation ermutigen, sich nicht von dieser Welt einfangen zu lassen. III. Die Treue Daniels und seiner Gefährten Der König Nebukadnezar hat es verstanden, aus Gottes Volk die besten jungen Leute für sein Reich zu holen, um ihm zu dienen (Dan. 1). Sollte unser Gott heute mit weniger zufrieden sein? Auch er braucht heute für sein Reich ein junges Volk. Heute in der Welt wird die Jugend schon in immer jüngeren Jahren verdorben. In meiner Jugendzeit war das Böse noch nicht so offenkundig wie heute. Schon mit neun oder zehn Jahren geht man in Discos, ins Kino oder bis nach Mitternacht zu zweifelhaften Partys. Lernt von Daniel, in eurer Jugend die richtige Entscheidung zu treffen und dem Herrn zu sagen: „Herr Jesus, ich möchte mich dir geben und für dein Werk auf dieser Erde brauchbar sein.“ Keiner ist zu jung, um sich für den Herrn hinzugeben. Nebukadnezar hat damals seinen Kämmerer angewiesen, ihm die besten jungen Leute unter den Juden vom Geschlecht Judas zu holen, solche mit edler Abstammung, die intelligent, gutaussehend und gesund waren. Diese 8 Kapitel 1 jungen Leute sollten in Kultur, Sprache und Schrift der Chaldäer unterwiesen werden, um vor dem König zu dienen. Sogar ihre Namen wurden in babylonische Namen geändert, und sie sollten babylonische Speise essen. So sollten sie drei Jahre lang erzogen werden. Für viele war das eine gute Gelegenheit, nicht als Sklave verkauft zu werden. Aber unter all den vielen Jugendlichen, die der Kämmerer nach Babylon brachte, waren nur Daniel und seine drei Freunde in ihren Herzen entschlossen, sich für ihren Gott rein zu halten. Gott erwähnt nur diese vier, weil sie für ihn so wichtig waren. Das ist es, was der Herr auch heute will – er braucht nicht vierzigtausend oder vierhunderttausend – er braucht junge Leute, die solch eine absolute Hingabe wie Daniel und seine Freunde haben. Wenn wir das nicht erkennen und das Buch Daniel nur eine schöne Geschichte für uns ist, werden wir für den Herrn nicht wirklich brauchbar sein. „Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, unrein zu machen; und er erbat sich vom Obersten der Hofbeamten, dass er sich nicht unrein machen müsse“ (Dan. 1:8). Solch eine Entscheidung musst auch du treffen. Du musst deinen Willen üben und dir in deinem Herzen vornehmen, es für den Herrn reinzuhalten. Bitte den Herrn, dich in deinem Entschluss zu stärken. „Versuche es doch zehn Tage lang mit deinen Knechten, dass man uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken gebe!“ (V. 12). Hier sehen wir, wie klar und absolut dieser junge Mann für den Herrn war. Ich glaube nicht, dass Daniel damals älter als fünfzehn Jahre war. Je älter du bist, desto schwieriger wird es, deinen Geschmack zu ändern. Wer jedoch den Herrn geschmeckt hat, der hat keine Lust mehr auf den Wein der Welt. Geistlich gesehen steht der Wein in Daniel 1 für den Genuss der Welt, Wasser jedoch für die Gesundheit. Wein zu trinken bedeutet, die Welt zu genießen. Durch den Genuss der Welt wird euer Herz schnell verdorben; es müssen gar nicht sündige oder schlechte Dinge sein. Viele verlockende Dinge dieser Welt können unser Herz schnell gefangennehmen. Möchtest du nicht viel lieber dein Herz für Christus bewahren und ihn gewinnen? Diese Entscheidung musst du treffen! Das bedeutet nicht, dass wir wie Mönche leben müssen, sondern wir sind ganz normale Menschen mit einem normalen menschlichen Leben. Kapitel 1 9 Daniel und seine Gefährten haben Gott vertraut und ihm geglaubt. Mit welchem Ergebnis? Ihr Aussehen war gesünder und schöner als das der anderen. In Weisheit und Verständnis waren sie allen Weisen im Reich zehnfach überlegen, sodass sie damals in Babylon die besten Positionen erlangten. So belohnte Gott ihre Treue. Wenn wir heute lernen, uns für den Vorsatz Gottes ganz hinzugeben, kann der Herr auch uns für sein Reich brauchbar machen. Ich hoffe, dass der Herr auch in dieser Zeit viele Daniels unter uns gewinnen kann! Mitteilung 2 Gestern Abend haben wir in Kapitel 1 die Zeit Daniels und den Beginn der damaligen Gefangenschaft des Volkes Israel gesehen. Das ganze Volk war gefallen und fern von Gott. Unter den Gefangenen gab es aber vier junge Menschen, die sich in ihrem Herzen vorgenommen hatten, sich für Gott rein zu bewahren, und die er deshalb gebrauchen konnte. Der Herr hat uns gezeigt, dass er auch in der heutigen letzten Zeit solche junge Menschen braucht, eine neue Generation, die er für seinen Vorsatz erweckt. Als der Herr auf der Erde war, hat er auch vor allem junge Menschen berufen. Vielleicht haben einige im Lied des Mose gelesen (5.Mose 32), wie ungehorsam das Volk gegen Gott war, dass sie sogar den Dämonen geopfert haben, was Gottes Zorn und die Strafe der Gefangenschaft bewirkte. Erst nach siebzig Jahren in Babylon konnten sie wieder zurückkehren. Doch mit der Zeit ist das Volk wieder abgefallen, denn sie hatten nichts aus ihrer Geschichte gelernt. Und als Jesus auf diese Erde kam sagte er von ihnen: „Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit entfernt von mir“ (Mt. 15:8). Äußerlich lebten sie zwar nach dem Gesetz, aber ihr Herz war weit weg von Gott. Am Ende haben sie den Herrn und König sogar gekreuzigt. Auch heute werden zwar viele religiöse Werke getan, aber die Herzen der Menschen sind weit weg vom Herrn. Viele wissen nicht einmal, wer Jesus ist. Und wer von den Gläubigen bereitet sich ernsthaft auf die Wiederkunft des Herrn vor? Die meisten leben heute in geistlicher Gefangenschaft, das 10 Kapitel 1 heißt, sie sind in Babylon. In diese Gefangenschaft hineingeboren zu werden oder in sie hineinzugeraten ist einfach, aber es ist sehr schwer, aus ihr wieder herauszukommen. Möge der Herr heute junge Leute gewinnen, die aus Babylon herauskommen und sich für den Vorsatz Gottes ganz hingeben. Das braucht unser Gebet. Daniel und seine Freunde wollten sich bewahren und haben Speise und Trank des Königs abgelehnt. Sie hatten sich in ihrem Herzen vorgenommen, nach Gottes Wort rein zu bleiben und sich nicht mit den babylonischen Dingen zu verunreinigen. Sie kannten und befolgten die vielen Vorschriften in 3. Mose, die Gott seinem Volk gegeben hatte, damit es sich rein hielt. Gott ist heilig, und auch sein Volk muss heilig sein. Wir haben zwar keine Vorschriften mehr in Bezug auf unsere Speisen, dennoch gilt das geistliche Prinzip auch heute noch: In unserem Herzen müssen auch wir unterscheiden, was rein und was unrein ist, was von Gott kommt und was nicht. Das betrifft nicht nur die Dinge der Welt, sondern auch die der Religion. Weltliche Verschmutzung und Unreinheit sind leichter zu erkennen als religiöser Sauerteig. Schon damals warnte der Herr seine Jünger: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer“ (Mt. 16:6). Gemeint sind die verschiedenen Traditionen, Lehren, Meinungen, die Zerspaltenheit und vieles mehr, was uns vom eigentlichen Vorsatz Gottes abbringt und den Aufbau hindert. Auch das, was die Welt zu bieten hat, dürfen wir nicht ohne Weiteres genießen. Der Genuss füllt unser Herz und belegt den Raum, der dem Herrn gehört. Nach und nach wird die Liebe des Vaters nicht mehr in dir sein und sich sogar in Feindschaft gegen ihn verwandeln. Damit uns das nicht passiert, gibt uns Gott diese Warnung: „Liebt nicht die Welt noch die Dinge in der Welt. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm“ (1.Joh. 2:15), und: „Wer also ein Freund der Welt sein will, macht sich zu Gottes Feind“ (Jak. 4:4). Als Gottes Feind wirst du dann vielleicht sogar die verfolgen, die sich für Gott rein bewahren und ihm treu sein wollen. Freundschaft mit der Welt ist Feindschaft gegen Gott. Ihr Eltern, bittet den Herrn um Weisheit, euren Kindern nicht nur etwas zu verbieten, sondern ihnen zu helfen, das Wort Gottes zu lesen und im Herzen zu bewahren. Wir müssen für unsere Kinder beten und auch selber ein Zeugnis für sie sein. Kapitel 2 – Der Anfang der Zeiten der Nationen bis zum zweiten Kommen Christi, des Königs Der Traum Nebukadnezars in Kapitel 2 ist von großer Bedeutung. Durch ihn hat der Herr uns die Zeiten der Nationen gezeigt, die mit Nebukadnezar anfangen und bis zum zweiten Kommen unseres Königs, Jesus Christus, andauern. Warum hat Gott das als Zeiten der Nationen bezeichnet? Und wann endet diese Zeit? Um das zu verstehen, brauchen wir den ganzen Hintergrund von Gottes Vorsatz. Gott wollte sein Reich auf dieser Erde bauen und hatte sich dafür das Volk Israel auserwählt. Israel ist also nicht nur ein Land, eine Nation, sondern war vor allem dazu bestimmt gewesen, Gottes Reich auf dieser Erde zu sein. Und was war im Herzen unseres Herrn Jesus Christus, als er auf diese Erde kam? Wie lehrte er seine Jünger beten, als sie ihn darum baten? „Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde“ (Mt. 6:9-10). Er war also nicht nur gekommen, uns zu erlösen, sondern um Menschen für sein Reich zu erretten. Schon vor Grundlegung der Welt, bevor Gott alles geschaffen hatte, hatte er in seinem Herzen beschlossen, sein Reich auf der Erde zu errichten. Warum will Gott sein Reich auf dieser Erde haben? Und warum kann er es nicht so ohne Weiteres bauen? Kann zum Beispiel die USA einfach nach Deutschland kommen und hier regieren? Oder umgekehrt Deutschland in den USA ein Deutsches Reich bauen? Dazu müsste erst einmal das andere Land erobert werden. So muss auch der Herr, wenn er sein Reich auf dieser Erde bauen will, zuerst den beseitigen, der auf der Erde herrscht: Satan, mitsamt seinem ganzen Heer von bösen Mächten und Gewalten. Nach seinem Vorsatz will Gott das jedoch nicht selber tun, sondern durch uns Menschen. Möge der Herr uns die Augen dafür öffnen, wie groß und herrlich sein Plan mit uns ist. Der Ursprung der Sünde und Rebellion Wie und wann hat Satan die Macht über diese Erde bekommen? Und wann wurde die Erde geschaffen? In der Schrift steht, dass Gott Himmel und Erde in einer solch wunderbaren Weise geschaffen hat, dass die Engel dar- 12 Kapitel 2 über jauchzten (Hiob 38; Jes. 45:18). Den Zeitpunkt hat Gott uns in seinem Wort nicht gesagt, auch nicht, wie lang jene Zeit war, nur, dass die Herrschaft über die damalige vor-adamitische Welt dem Erzengel Luzifer übergeben wurde. Als dieser sich jedoch erhob und eine Rebellion anführte (Jes. 14:12-14; Hes. 28:12-17), musste Gott die damalige Welt durch Wasser richten. So war sie wüst und leer geworden, ein Tohuwabohu, wie in 1.Mose 1:1 berichtet. Später dann, in 1.Mose 1:2 – die Zeit wissen wir nicht –, kam der Geist Gottes und „schwebte über den Wassern“. So begann Gott Stück für Stück, die Erde wiederherzustellen. Die Erschaffung des Menschen für Gottes Herrschaft und der Fall des Menschen Zusätzlich zur Wiederherstellung schuf Gott etwas Neues, nämlich den Menschen nach seinem Bilde (1.Mose 1:26). Ab diesem Zeitpunkt beginn Gott, seinen Plan mit uns Menschen auszuführen, den Vorsatz, den er schon vor Grundlegung der Welt gefasst hatte (Eph. 1:4). Gott möchte die Herrschaft Satans auf der Erde durch den Menschen beenden und sein Reich und seine Herrschaft mit den Menschen aufrichten. Er hat den Menschen mit einem freien Willen geschaffen und ihm die Freiheit gelassen, zu wählen (1.Mose 2:15-17). Natürlich wusste Gott in seiner Vorkenntnis, was geschehen würde: dass die Schlange den Menschen zu Fall bringen, die Sünde in ihn hineinkommen und der Mensch immer tiefer fallen wird – in der Zeit bis Noah, der Zeit von Babel bis hin zu Abraham. Aber Gott gab seinen Plan nicht auf. Aus Abraham, Isaak und Jakob hat er sich ein Volk erwählt, dessen König er sein wollte. Er brachte sein Volk aus Ägypten heraus und in das gute Land hinein. Wozu war die Errettung aus Ägypten? Warum hat Gott sich so viel Mühe gemacht und ihnen dieses Land gegeben? Gott braucht ein Volk für sein Reich! Die ganze Geschichte des Volkes Israel im Alten Bund war eine Vorbereitung für das Kommen des Messias. Darum ist auch das erste Buch im Neuen Testament, das Matthäusevangelium, ein Buch über das Reich. Gleich im ersten Vers wird uns Jesus nicht als der Retter, sondern als der Sohn Davids vorgestellt. Und als er anfing zu predigen, sprach er sofort über das Reich: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen“ (Mt. 4:17). Wir würden predigen: „Tut Buße, denn die Errettung kommt!“ In unserem Herzen ist die Erlösung, die Errettung so sehr eingeprägt, dass kein Platz mehr für das Reich darin ist. Wir haben zwar davon gehört, aber es ist nicht in unserem Herzen. Wer predigt heute noch wie der Herr damals und wie Johannes der Täufer (Mt. 3:2)? Auch die Kapitel 1 13 Jünger predigten als Evangelium nicht nur die Buße, sondern auch das Reich Gottes (Apg. 2:38; 8:12). Das Ziel ist das Reich! Das Volk Israel verwirft Gott als ihren König Gott hatte damals sein Volk in das gute Land hineingebracht und dann Jerusalem erwählt, um dort in Zion seinen Thron zu haben und seine Herrschaft auszuüben. Israel hat das jedoch nicht erkannt und hat Gott als ihren König abgelehnt (1.Sam. 8:7; 10:19). Sie wollten wie die Nationen einen Menschen als König (1.Sam. 8:20). Ich betone: wie die Nationen! Wollen wir wie die Nationen sein? Gott möchte eine heilige Nation, ein Volk seines Eigentums haben. Gott möchte unter seinem Volk wohnen, mit ihm sein Reich bauen und über die Nationen herrschen. Aber Israel wollte das nicht. Schon seit der Zeit des Propheten Samuel haben sie Gott als ihren König abgelehnt. Wer konnte ein besserer König für Israel sein als ihr Gott? Wie ist es in deinem Leben? Wer ist in deinem Leben König? Wer regiert in deinem Herzen? Wer entscheidet, wer hat das Sagen? Der Herr oder du? Ist es nicht so, dass wir meistens unsere Entscheidungen treffen und tun, was wir wollen? Glaubt ihr, wir seien besser als die Juden damals? Sie gingen auf den Wegen der Nationen, das heißt, sie wollten sein wie die Nationen. Gott hatte jedoch sein Volk schon vorher gewarnt, nicht so zu leben wie die Nationen. Sie sollten nicht ihre Bräuche annehmen, nicht ihren Göttern nachjagen und nicht so anbeten, wie sie angebetet haben. Auch ihre Speise sollten sie nicht essen und sich ja nicht mit ihnen vermischen. Gott möchte ein heiliges Volk haben. Dieses Wort „heilig“ muss in unserem Herzen sein. Daniel und seine Gefährten hatten dieses Gebot Gottes in ihrem Herzen. Sie glaubten an den lebendigen Gott und hatten ihn sicherlich auch schon erfahren. Gott ist treu. Wer ihn liebt, dem wird er erscheinen. Unser Gott ist ein lebendiger Gott, ein Gott, der erscheint, ein Gott, der redet. Gott hat nicht nur Gesetze und Vorschriften gegeben, nein, wir lesen oft in der Schrift, wie er Menschen erschienen ist, die nach seinem Weg fragten oder in ihrer Not zu ihm schrien. Selbst zu Hagar, der Magd von Abrahams Frau, hat Gott gesprochen, und nicht nur zu Abraham. 14 Kapitel 2 Gottes Zorn über sein ungehorsames und sündiges Volk führt die Gefangenschaft herbei – die Zeiten der Nationen beginnen Das Volk war zu weit gegangen: Sie trieben Götzendienst, vergossen unschuldiges Blut, sie verhöhnten und verspotteten die Propheten und verachteten Gottes Wort. In seinem Zorn ließ Gott sie deshalb im Jahr 606 v. Chr. in Gefangenschaft führen. Mit diesem Volk konnte Gott sein Reich nicht bauen. Sicher wusste Gott, dass die Menschen gar nicht fähig sind, seine Gesetze zu halten, aber er brauchte die Zeit des Alten Bundes, um den zweiten Bund, den Neuen Bund, vorzubereiten. Von diesem Bund hatte Gott schon durch Jeremia geweissagt: „Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben“ (Jer. 31:33). Die Zeiten der Nationen hatten also 606 v. Chr. begonnen, da Gott sein irdisches Reich aufgehoben und die Herrschaft den Nationen überlassen hatte. Wenn der Herr sein ewiges Reich errichten wird (Dan. 2:44), hat auch diese Herrschaft ein Ende. Alles, was der Herr damals durch Daniel für die Zeit des ersten Bundes angekündigt hat, ist eingetroffen. Und alles, was uns Johannes in der Offenbarung für die Zeit des Neuen Bundes offenbart, wird sich ebenfalls erfüllen. Der Herr muss unsere Augen dafür öffnen, dass es tatsächlich um das Reich geht. Das Reich der Himmel – die Herrschaft des Lebens in uns Gleich am Anfang seines Dienstes predigte der Herr Jesus: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen!“ (Mt. 4:17). Und als er von den Pharisäern gefragt wurde, wann denn das Reich Gottes komme, antwortete er: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten kann“ (Luk. 17:20). Heute, im Neuen Bund, geht es um eine andere Art der Herrschaft als im Alten Bund. Das Reich, das mit dem Herrn gekommen ist, ist von himmlischer Natur. Deshalb braucht Gott auch ein himmlisches Volk, das im Reich der Himmel mit ihm herrscht. Dieses Reich ist heute eine innere Herrschaft durch das Leben des Herrn in uns. Der König möchte in dir wohnen und in dir herrschen. Er möchte dein Leben sein. So wächst das Reich in uns. Die Juden damals hatten mit dem Messias nicht einen Retter, sondern einen großen König erwartet. Doch dieser König war ganz anders, als sie dachten: „Siehe, dein König kommt zu dir: Gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin“ (Sach. 9:9). Er musste den Menschen erst einmal die Kapitel 1 15 Erlösung bringen. Deswegen hat er sich erniedrigt und kam sanftmütig. Dennoch war er der König, der Erlöser-König. Bei seinem ersten Kommen ging es dem Herrn gar nicht um eine äußere Herrschaft, sondern er wollte sein irdisches Volk erlösen, um sie zu einem himmlischen Reich zu machen. Sie aber verstanden ihn nicht und haben den Herrn, ihren König, völlig abgelehnt; die Hohenpriester und Schriftgelehrten wollten selber herrschen. Wir sehen also, dass die Juden ihren Gott beim ersten Kommen des Herrn zum zweiten Mal als ihren König abgelehnt haben. Das Kommen des Reiches der Himmel durch den Aufbau der Gemeinde Im Traum von Nebukadnezar sah Daniel alle Weltreiche bis zum Kommen des Herrn und bis zur Errichtung seines himmlischen Reiches. Dieses Reich der Himmel ist heute noch verborgen, und doch wird es schon ganz praktisch in der Gemeinde gebaut. Deshalb sagte der Herr gleich zu Petrus: „Ich will meine Gemeinde bauen und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel zum Reich der Himmel geben, und was immer du auf Erden binden wirst, soll in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf Erden lösen wirst, soll in den Himmeln gelöst sein“ (Mt. 16:18-19). Die Gemeinde ist nicht nur ein Sonntagsgottesdienst, eine Versammlung, um eine Botschaft zu hören, sondern die Gemeinde ist heute das Reich der Himmel, dazu bestimmt, Gottes Reich und Herrschaft auf diese Erde zu bringen. Unser Kampf richtet sich gegen die unsichtbaren Mächte und Gewalten (Eph. 2:2), nicht gegen Menschen: „... denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den Mächten, mit den Gewalten, mit den Weltbeherrschern dieser Finsternis, mit den bösen Geistern in den Himmeln“ (Eph. 6:12). Nur die Gemeinde, die der Herr baut, kann diesen geistlichen Kampf siegreich führen. Wenn wir den Menschen das Evangelium des Reiches predigen, sind wir uns bewusst, dass sich der eigentliche Kampf gegen die himmlischen Mächte und Gewalten der Finsternis richtet. Der Aufbau der Gemeinde ist das Zentrum des Planes Gottes, denn es geht dabei um das Reich, um die Herrschaft. Es ist kein Zufall, dass der Herr nur im Matthäusevangelium sagt: „Ich will meine Gemeinde bauen. Und ich will dir die Schlüssel zum Reich der Himmel geben.“ Das heißt, die Gemeinde soll auf dieser Erde die Vollmacht des Herrn ausüben, indem sie bindet und löst. Dabei geht es nicht um eine äußere Macht, eine äußere 16 Kapitel 2 Herrschaft, sondern um eine innere. Zuerst muss der König über uns herrschen können. Danach, wenn alles vorbereitet und für die äußere Herrschaft reif ist, wird der König zum zweiten Mal kommen. Dann werden wir mit ihm im Tausendjährigen Reich über alle Nationen herrschen. Um die Schlüssel zum Reich der Himmel anzuwenden, müssen wir im Leben gewachsen sein. Die Gläubigen in Korinth z. B. waren kleine Kinder in Christus geblieben (1.Kor. 3:1). Sie hatten nicht die Autorität, die Schlüssel zu benutzen. Haben wir sie? Wenden wir sie auch an? Warum sind dann so viele Dinge immer noch nicht gelöst bzw. gebunden in unserem Gemeindeleben? Weil wir wie Kinder sind, die mit dem Schlüssel nur spielen. Wir sind noch nicht erwachsen genug, um die Schlüssel des Himmelreichs richtig zu benutzen. Wofür genießt du den Herrn in der Gemeinde, wenn dabei kein Wachstum geschieht? Lauter „fleischliche“ Heilige in der Gemeinde verhindern die Herrschaft des Herrn. Der Herr soll in uns herrschen; in unserem täglichen Leben, bei der Arbeit, im Gemeindeleben, im Familienleben. Wenn du ganz allein bist, herrscht dann der Herr? Herrscht der Herr in deinen Gedanken? Der Herr möchte herrschen, und die Gemeinde soll der Ausdruck des Reiches der Himmel sein. Davor hat Satan Angst. Wenn wir in der Gemeinde immer noch nach unserem eigenen Gutdünken entscheiden und jeder macht, was er will, wo ist dann die Herrschaft des Herrn? Wenn wir in der Gemeinde den Herrn nicht herrschen lassen, dann müssen wir noch lange warten, bis der König wiederkommt. Im Hebräerbrief heißt es, dass wir in der Gemeinde zum wahren Berg Zion, zum himmlischen Jerusalem gekommen sind: „Vielmehr seid ihr zu dem Berg Zion gekommen und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem ...“ (Hebr. 12:22). Heute geht es nicht mehr um das irdische Jerusalem, sondern um das himmlische. Manche Gläubige meinen, sie müssten nach Israel zurückkehren, denn dort sei Zion. Wir können uns die weite Reise sparen, denn das wahre Zion ist hier in der Gemeinde. Kapitel 1 17 II. Der Traum des Königs Nebukadnezar – Die Zeiten der Nationen (Dan. 2:31-45; Luk. 21:24b) Lasst uns das Bild im Traum von Nebukadnezar betrachten. Das babylonische Reich hat seit Beginn der Wegführung Daniels nur noch etwa siebzig Jahre überdauert. Davon hat Nebukadnezar etwa 43 Jahre geherrscht. Der letzte Herrscher unter seinen Nachkommen war Belsazar. Nebukadnezar war der einzige herausragende Herrscher. Nach ihm gab es keinen mehr, der so viel Macht und Autorität besaß. Er war der „König der Könige, dem der Gott des Himmels die Königsherrschaft, die Macht und die Ehre und die Stärke gegeben hat ... du bist das Haupt aus Gold“ (Dan. 2:37-38). Die Autorität, die eigentlich das Haus David haben sollte, hatte Gott dem Nebukadnezar übertragen; er war das Haupt aus Gold. Es gab vor und nach ihm keinen mächtigeren Menschen. Alles, was nach ihm kommt, ist unterhalb vom Kopf angesiedelt – das heißt niedriger und weniger mächtig. An sein Reich schließt das Reich der Meder und Perser an – die Schulter und die beiden Arme des Bildes (aus Silber), wobei das Reich der Perser (der rechte Arm) stärker war und später beide Reiche übernahm. Im Bild nimmt die Qualität der Materialien von oben nach unten hin ab – die nachfolgenden Reiche wurden immer schwächer. Der Bauch und die Lenden des Bildes bezeichnen das griechische Reich – es ist nur noch aus Bronze. Dann kommen mit den beiden Beinen das weströmische und oströmische Reich aus Eisen, das als solches jedoch in der Bibel nicht benannt wird – eine lange Zeit der Vermischung von Welt und Religion in der römischkatholischen und in der orthodoxen Kirche. Die Vergangenheit ist für uns nicht wichtig, jeder kann sie nachlesen. Aber wir müssen wissen, wann dieses „Fußteil“ anfängt. Das Römische Reich aus Eisen ist nicht mehr so edel, aber sehr hart. Hier am Ende des Bildes sehen wir die Füße und Zehen. Dort ist es nicht nur Eisen, sondern Ton mit Eisen vermengt. Ton bezeichnet in der Bibel das Volk oder die Völker. Das ganze Bild zeigt uns, wie sich die Herrschaftsformen verändert haben und dabei immer schwächer wurden: von Autokratien, Monarchien über Aristokratien bis hin zu den Demokratien der heutigen Zeit. 18 Kapitel 2 Die Bedeutung dieser Entwicklung wird in einer Zeitschrift folgendermaßen beschrieben: „Die Französische Revolution, die am 14. Juli 1789 mit dem Sturm auf die Bastille begann, stellt für das kontinentale Europa einen entscheidenden Wendepunkt dar. Mit der Souveränitätserklärung des Bürgertums und der Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789, die sich später in der französischen Verfassung wiederfindet, konnte die absolutistische Herrschaft des alten Regimes gestürzt und die Befreiung aus der feudalistischen Gesellschaftsordnung erreicht werden. Die bürgerliche und individuelle Rechtsgleichheit bildete den Grundstein für eine demokratische und freiheitliche Regierungsform auf dem europäischen Kontinent“ (aus: Informationen zur politischen Bildung, Nr. 284, Demokratie). Mit der französischen Revolution im Jahr 1789 gab es eine grundlegende Veränderung in der Gesellschaft. Das Volk durfte jetzt mitbestimmen. Aber nicht nur auf dem europäischen Kontinent, sondern auch in den USA gab es eine Revolution, und 1776 wurde die Unabhängigkeitserklärung verkündet. Ab dieser Zeit der französischen Revolution (1789) bis heute sind 221 Jahre vergangen. Wie lange wird es noch bis zum Ende des Zeitalters dauern, wenn diese langen Beine 1800 Jahre darstellen, die schon hinter uns sind? Wir wissen, dass diese zehn Zehen die zehn Könige sind, die in den letzten dreieinhalb Jahren ihre Macht dem Tier geben werden, und das wird dann das Ende sein (Offb. 17:12-13). Das Zeitalter ist ziemlich weit fortgeschritten, ich glaube, wir sind kurz vor den Zehen. Wenn wir die Relationen der Körperteile zueinander betrachten, dann müssen wir annehmen, dass die verbleibende Zeit sehr kurz ist. Das erste große Zeichen für die Wiederkunft unseres Herrn war die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948. Auch die beiden Weltkriege haben die Welt stark verändert und vor allem die Demokratie, aber auch die Menschenrechte weiter gefördert. Weiter sehen wir am Fall der Berliner Mauer 1989 und am Zerfall der Sowjetunion (1991), wie die Entwicklung hin zu mehr demokratischen Staatsformen immer weiter fortschreitet und der Einfluss des Volkes in den Staaten immer mehr zunimmt. Kapitel 1 19 Der Stein, der losbricht, nicht durch Menschenhand – Christus und sein ewiges Reich, das Gott aufgerichtet hat Warum wartet der Herr so lange, bis er die Reiche dieses Zeitalters mit einem Stein (Daniel 2:44-45) zermalmt und sein Reich äußerlich sichtbar auf der ganzen Erde errichtet? Weil Gott die Gemeinde braucht. Vor der französischen Revolution lag die Schuld für das Versagen beim König, er bestimmte, er hatte die Verantwortung. Heute, in der Zeit der Demokratie sind alle mitschuldig, denn die Regierung tut das, was das Volk will. Niemals zuvor hatte der Mensch so viel Freiheit, zu tun und zu lassen, was er will. Es gibt sehr wenig Einschränkung, es ist wie in Sodom und Gomorra. Lasst uns jetzt die Verse in Daniel 2 lesen: „Du, o König, schautest: Und siehe, ein großes Bild! Dieses Bild war gewaltig und sein Glanz außergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Aussehen war furchtbar. Dieses Bild, sein Haupt war aus feinem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Lenden aus Bronze, seine Schenkel aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen und teils aus Ton. Du schautest, bis ein Stein losbrach, und zwar nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füßen aus Eisen und Ton traf und sie zermalmte. Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie Spreu aus den Sommertennen; und der Wind führte sie fort, und es war keinerlei Spur mehr von ihnen zu finden. Und der Stein, der das Bild zerschlagen hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde ... Dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast: sie werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften, so wie sich Eisen mit Ton nicht mischen lässt. Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird. Und das Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden; es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen“ (V. 31-44). Mit wem wird der Herr sein Reich aufrichten? Mit uns, der Gemeinde. Doch wenn die Gemeinde heute als sein Reich auf dieser Erde nicht zur Reife kommt, dann kann der Herr auch noch nicht kommen. Wenn wir heute nicht bereit sind, für unseren Herrn und König alles Religiöse und Weltliche hinter uns zu lassen, muss er mit seiner Rückkehr noch warten. „Aber es gibt einen Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart; und er lässt den König Nebukadnezar wissen, was am Ende der Tage geschehen wird“ (V. 28). Niemand außer Gott kann in einem einzigen Kapitel so ein 20 Kapitel 2 Bild vor Augen malen, das 2600 Jahre Geschichte vorhersagt, bis zum zweiten Kommen des Herrn (Dan. 2:29). Wenn wir das sehen und immer noch nicht die Gemeinde bauen wollen, werden wir dafür eines Tages zur Rechenschaft gezogen. Die Gemeinde ist das Reich der Himmel. Sie hat nichts mit dieser ganzen 2000-jährigen Fehlentwicklung zu tun – weder mit dem Römischen Katholizismus noch mit der Griechisch-Orthodoxen Kirche. Die ganze Geschichte Europas ist ganz und gar mit der Religion verwickelt. Denken wir nur an den Begriff „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“! Aus all diesem müssen wir herauskommen und uns auf das Kommen des Reiches der Himmel vorbereiten. Wir gehören nicht zum Reich dieser Welt, sondern unsere Bürgerschaft ist in den Himmeln (Phil. 3:20). Und „da kann es keinen Juden und Griechen geben, da kann es keinen Sklaven und Freien geben ... denn ihr alle seid einer in Christus“ (Gal. 3:28). Wir gehören alle zum himmlischen Reich, und heute bauen wir in der Gemeinde das Reich der Himmel. Wenn dieser Bau fertig ist, dann wird auch unser Herr kommen. Sind wir bereit? Wollen wir uns dafür hingeben? Es wäre nicht klug, etwas anderes zu wählen. Heute ist alles so korrupt, dass man durch all die Sünde und die große Freiheit Sodom und Gomorra wiedererkennen kann. Es ist nicht gut, so viel Freiheit zu haben, weil wir dann jeden Maßstab verlieren. Auch den Kindern dürfen wir nicht alles erlauben. Wir alle brauchen Einschränkung. Möge der Herr uns helfen, sein Reich aufzubauen: „Herr, du sollst in uns herrschen! Wir wollen Gehorsam lernen und uns von dir beherrschen lassen! Lobt den Herrn!“ Kapitel 1 21 Mitteilung 3 Es geht uns weniger um eine Auslegung des Buches Daniel oder um Bibelwissen, als vielmehr um Gottes Reich. Wie wichtig ist es für Gott, dass sein Reich auf diese Erde kommt! Er möchte auf dieser Erde herrschen. Daher wollen wir das, was wir gesehen haben, in unseren Herzen behalten. Als der Herr zum ersten Mal kam, war seine Botschaft: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen!“ (Mt. 4:17). Die Gemeinde ist heute sein Volk, das Israel Gottes (Gal. 6:16). Die Gemeinde ist auch der Berg Zion, das himmlische Jerusalem (Hebr. 12:22). Einerseits ist sie heute schon das Reich der Himmel, andererseits ist der Herr dabei, uns vorzubereiten, um dieses Reich, wenn es kommt, zu empfangen. Denken wir nur nicht, wir könnten einfach so dahinleben und dann das Reich empfangen. Daher ist es für uns wichtig, das Wort zu verstehen und in unseren Herzen zu bewahren. Wir müssen auch erkennen, wie nah das Kommen des Herrn ist. Wir leben heute in diesem besonderen Zeitalter, das die Bibel als „das Ende“ bezeichnet. Warum hat der Herr ganz am Ende in Matthäus 28:20 gesagt: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ Weil dieses Zeitalter ein Ende haben wird, und wir leben in dieser Zeit der Vollendung. Die Erfüllung der Zeiten der Nationen In Lukas 21:24 lesen wir: „Und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen; und Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind.“ Die Zeiten der Nationen waren 1967 erfüllt, als Israel im Sechs-Tage-Krieg den östlichen Teil Jerusalems zurückerobert hatte. Wenn die Zeiten der Nationen schon erfüllt sind, erhebt sich die Frage, worauf der Herr eigentlich noch wartet. Warum ist er noch nicht zurückgekommen, warum schließen die letzten dreieinhalb Jahre nicht direkt an das Ende der Zeiten der Nationen an? Dafür gibt es nur einen Grund: Wir sind noch nicht bereit oder qualifiziert, das Reich zu empfangen. Die Zeit nach 1967 bis zu dem Zeitpunkt, wo der Herr zurückkommt, ist sicherlich nicht dafür gedacht, dass wir noch viele eigene Ziele verfolgen. 22 Kapitel 2 Vielmehr wartet der Herr auf den Aufbau der Gemeinde, auf ihre Vollendung. Wir, die wir in der Gemeinde sind, müssen zur vollen Reife kommen. In unserer Erkenntnis des Herrn und unseren Erfahrungen mit ihm sind wir noch nicht weit genug gekommen. Es mangelt noch an der engen Zusammenarbeit mit dem Herrn. Wie zur Zeit von Noah muss der Herr noch warten, bis die „Arche“ fertiggestellt ist, obwohl das Zeitalter längst reif ist. Damals war die Welt ebenfalls reif für das Gericht des Herrn, aber die Sintflut kam erst, als Noah den Bau der Arche vollendet hatte. Bis dahin musste Gott warten. Fragen wir uns: Wie lange soll Gott noch warten, bis die Gemeinde bereit ist? Wir brauchen das starke Bewusstsein, dass das Ende dieses Zeitalters so sehr von uns abhängt. Die Zeit ist eigentlich schon seit 1967 reif, aber der Herr muss immer noch darauf warten, dass die Gemeinde vollendet wird und wir reif sind, sein Reich zu empfangen. Der Herr drängt uns durch sein Sprechen in der Gemeinde, dass wir schneller vorangehen, aber wie oft sind wir noch zu träge und wollen sogar noch ein bisschen die Welt genießen. Meint ihr, Gott hätte diesen Stein, der nicht von Menschenhänden gemacht wurde, nicht schon bereitet? Der Herr möchte zurückkommen und den Reichen der Welt ein Ende setzen und sein Reich errichten. Die Zeit ist wirklich kurz. Was müssen wir am Ende dieses Zeitalters tun, um das Kommen des Herrn zu beschleunigen? Die unsinnige Forderung des Königs „Und im zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezars hatte Nebukadnezar Träume, so dass sein Geist beunruhigt wurde und sein Schlaf für ihn dahin war. Und der König befahl, dass man die Wahrsagepriester, die Beschwörer, die Zauberer und die Sterndeuter rufen sollte, dem König seine Träume mitzuteilen. Da kamen sie und traten vor den König. Und der König sprach zu ihnen: Ich habe einen Traum gehabt, und mein Geist ist beunruhigt, den Traum zu verstehen. Da sagten die Sterndeuter zum König auf aramäisch: O König, lebe ewig! Sage deinen Knechten den Traum! Dann wollen wir die Deutung kundtun. Der König antwortete und sprach zu den Sterndeutern: Die Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht mitteilt, dann werdet ihr in Stücke gehauen, und eure Häuser werden zu einem Misthaufen gemacht“ (Dan. 2:1-5). Mit Sicherheit hatte Nebukadnezar den Traum nicht vergessen. Warum aber forderte er dann, dass man seinen Traum kannte? Woher sollten die Kapitel 1 23 Weisen und Sterndeuter wissen, was der König geträumt hatte? Es war die Souveränität Gottes: Nebukadnezar musste Unmögliches verlangen, damit Daniel herbeigeholt werden konnte. Wir müssen auch solche sein, die sich für den Herrn rein bewahren und brauchbar für ihn sind. Vor allem die jungen Leute müssen lernen, sich rein zu halten. Wer sich heute als junger Mensch rein hält und den Wunsch hat, vom Herrn gebraucht zu werden, hat gute Chancen, wie Daniel dem Herrn bis zum Ende treu zu bleiben. Unser Herz ist unstet. Es ist daher für Gott nicht einfach, Menschen zu finden, die bis zum Ende treu zu ihm stehen. Gott hat mit Daniel zusammengearbeitet und diese Situation durch seine Macht und seine Vorkenntnis aller Dinge benutzt. Die Weisen aus seinem Reich konnten den Traum des Königs nicht deuten. Und so befahl Nebukadnezar, diese Menschen zu töten. Als Daniel das hörte, bat er darum, zum König gebracht zu werden: „Und Daniel ging hinein und erbat sich von dem König, dass er ihm eine Frist gewähren möge, um dem König die Deutung anzuzeigen“ (V. 16, s. a. 24). Haben wir auch so eine Zuversicht? Woher hatte Daniel diese Zuversicht und Sicherheit? Er hatte Gott bereits reichlich erfahren. So hatte er auch Glauben und Vertrauen, dass er den Traum deuten könne. Er erkannte die Situation als von Gott souverän arrangiert. Solche Männer braucht Gott auch heute. Der wahre und lebendige Gott offenbart Daniel das Geheimnis „Darauf ging Daniel in sein Haus; und er teilte seinen Gefährten Hananja, Mischael und Asarja die Sache mit, damit sie den Gott des Himmels um Erbarmen bitten sollten wegen dieses Geheimnisses, damit Daniel und seine Gefährten nicht mit den übrigen Weisen von Babel umkämen“ (Dan. 2:17-18). Die Forderung des Königs teilte Daniel zuerst seinen drei Freunden mit. Und wie reagierten sie? Sie beteten. Daniel war ein Mann des Gebets. Er hatte die Gewohnheit, dreimal am Tag zu beten, wahrscheinlich noch öfter. Aber er hat dreimal am Tag die Zeit abgesondert und mit seinem Gesicht in Richtung Jerusalem gebetet (Dan. 6:11). Es ist unmöglich, solch eine lebendige Beziehung zu Gott zu haben, ohne in ständiger Gemeinschaft mit ihm zu sein. 24 Kapitel 2 „Darauf wurde dem Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis geoffenbart“ (V. 19). Gott hatte ihm nicht alles im Voraus geoffenbart, sondern gewartet, bis er betete. Dieses Prinzip müssen auch wir lernen. Sei nicht so schnell, jemandem einen guten Rat zu geben. Frage zuerst den allwissenden Gott. Wir brauchen keinen Geist des Wissens, sondern einen Geist der Weisheit und der Offenbarung. Im Neuen Testament geschieht alles durch Offenbarung. Woher wollen wir wissen, was die verborgenen Geheimnisse im Herzen Gottes sind, wenn wir keine Offenbarung von ihm empfangen? Daher müssen wir den Herrn im Gebet auch um Offenbarung bitten – nicht nur für uns selbst, sondern für die Erfüllung seines Plans. Nachdem Gott ihm diese Offenbarung gegeben hatte, sagte Daniel: „Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und Macht, sie sind sein. Er ändert Zeiten und Fristen, er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den Einsichtigen; er offenbart das Tiefe und das Verborgene; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht. Dich, Gott meiner Väter, lobe und preise ich, dass du mir Weisheit und Kraft gegeben und mich jetzt hast wissen lassen, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns die Sache des Königs wissen lassen“ (V. 20-23). Haben wir auch so eine Wertschätzung für unseren lebendigen Gott, dem nichts verborgen ist, der Zeiten und Zeitpunkte ändert und Könige absetzt und einsetzt? Am Ende dieses Zeitalters müssen wir Menschen sein, die hungrig sind nach diesem lebendigen Gott und solch eine Beziehung zu ihm suchen und bewahren. „Deshalb ging Daniel zu Arjoch hinein, den der König eingesetzt hatte, die Weisen von Babel umzubringen. Er ging hin und sprach zu ihm so: Was die Weisen von Babel betrifft, bringe sie nicht um! Führe mich aber vor den König, damit ich dem König die Deutung kundtue!“ (V. 24). „Daniel antwortete vor dem König und sprach: Das Geheimnis, das der König verlangt, können Weise, Beschwörer, Wahrsagepriester und Zeichendeuter dem König nicht kundtun. Aber es gibt einen Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart; und er lässt den König Nebukadnezar wissen, was am Ende der Tage geschehen wird. Dein Traum und die Gesichte deines Hauptes auf deinem Lager waren diese“ (V. 27-28). Woher wusste Daniel den Traum? Von dem wunderbaren Gott des Himmels! Nebukadnezar war tief beeindruckt von Daniels Auslegung und von Kapitel 1 25 dem Gott Daniels, der dies alles offenbaren konnte. Das hat Nebukadnezar überzeugt, dass der Gott Daniels ein besonderer Gott war. Wenn wir heute so eine Beziehung zum lebendigen Gott haben, dann können auch wir ein Zeugnis für ihn ablegen. Wenn wir jedoch keine Beziehung zu unserem lebendigen Gott haben, ihn nicht erfahren und ihn auch nicht in solch einer wunderbaren Weise kennen, dann können wir auch nicht so ein Zeugnis vor den Menschen ablegen. Durch den Traum hat Gott den geschichtlichen Ablauf der Nationen die ganze Welt wissen lassen und auch gezeigt, dass am Ende dieses Zeitalters sein Reich auf diese Erde kommen wird. Wo möchtest du dann sein? Im Himmel oder auf der Erde? Das Reich der Himmel wird kommen und die Erde füllen. Dieser Traum ist eine Vision, die uns das Ende des Zeitalters zeigt. Jetzt wissen wir es – was sollen wir tun? „Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und warf sich vor Daniel nieder …“ (V. 46). Am Ende fiel das goldene Haupt vor Daniel nieder. Die zwei langen Beine aus Nebukadnezars Traum stellen nicht nur das römische Reich dar, sondern auch die Entwicklung der Religion in diesem Reich. Im weströmischen Reich entwickelte sich die römisch-katholische Kirche, im oströmischen Reich die orthodoxe Kirche. Im Laufe der Zeit ist also die Gemeinde nach einer langen Zeit des Niedergangs zu einer weltlich-religiösen Institution – zum Meisterstück Satans geworden. Einerseits sehen wir die Entwicklung der politischen Reiche dieser Welt, andererseits sehen wir, wie der Feind Gottes bis zum heutigen Tag versucht, das Reich Gottes durch sein religiöses babylonisches Werk zu zerstören. Darum soll Gottes Volk nicht nur aus der Welt herauskommen, sondern auch aus Babylon. Nicht nur von dieser Welt sollen wir frei sein, sondern auch von der Religion. Das ist ein geistlicher Kampf. Der König Nebukadnezar anerkennt, dass der Gott Daniels der Gott der Götter und der Herr der Könige ist „Und er befahl, ihm Opfer und Räucherwerk darzubringen. Der König antwortete Daniel und sprach: In Wahrheit, euer Gott, er ist der Gott der 26 Kapitel 2 Götter und Herr der Könige und offenbart Geheimnisse, da du dieses Geheimnis offenbaren konntest“ (V. 46-47). Das Zeugnis Daniels und seiner Gefährten wird belohnt „Daraufhin machte der König den Daniel groß und gab ihm viele große Geschenke, und er setzte ihn als Herrscher über die ganze Provinz Babel ein und zum Obervorsteher über alle Weisen von Babel. Und Daniel erbat vom König, dass er Schadrach, Meschach und Abed-Nego über die Verwaltung der Provinz Babel einsetze. Aber Daniel blieb am Hof des Königs“ (V. 48-49). Nebukadnezar setzte Daniel als Herrscher ein. Daniel dachte nicht nur an sich, sondern auch an seine drei Gefährten. Diese vier jungen Brüder waren zusammen „aufgebaut“ und stellten ein Zeugnis dar. Wichtiger als die Prophetie in diesem Kapitel ist das Zeugnis dieser vier jungen Brüder, die sich rein gehalten haben. Sie waren völlig für Gottes Vorsatz und daher auch brauchbar für Gott. Durch das Buch Daniel (Kapitel 9) wussten selbst die Weisen aus dem Osten von der Geburt Jesu – woher sonst sollten sie es gewusst haben? Der Herr braucht auch heute Menschen wie Daniel. Möge der Herr eine junge Generation gewinnen und auch alle Älteren bewahren, bis zum Ende treu zu sein. Sie sind genauso wichtig wie die junge Generation. Möge der Herr uns alle ermutigen, voranzugehen und die Zeit bis zu seiner Rückkehr zu beschleunigen. Haben wir nicht alle ein Verlangen, dass der Herr bald zurückkommen kann? Mitteilung 4 Kapitel 3 – Die Reaktion Nebukadnezars auf Gottes erste Offenbarung In den Kapiteln 3 und 4 im Buch Daniel sehen wir die Reaktion von Nebukadnezar auf die Vision, die er in Daniel 2 gesehen hat. Die Menschen reagieren unterschiedlich auf das, was sie sehen. Ich glaube nicht, dass Nebukadnezar begriffen hatte, warum ihm Gott diese Vision gezeigt hat. Er war von seinem Selbst beherrscht und stolz darauf, dass er allein das goldene Haupt war und nach ihm keiner mehr sein würde wie er. So sind wir alle. Diese Krankheit des Hochmuts gehört zu unserem gefallenen Sein. Sobald wir nur ein bisschen was geleistet haben oder eine hohe Position erlangt haben, steigt etwas in uns hoch. Macht und Position sind immer eine große Versuchung – nicht nur bei Nebukadnezar. Wir dürfen diesen Punkt nicht unterschätzen, sondern müssen von Nebukadnezar lernen und hier etwas sehen. Denn es steht öfters und so klar geschrieben: „Gott widersteht den Hochmütigen“ (Jak. 4:6; 1.Petr. 5:5). Am Ende hörst du gar nicht mehr auf Gott, weil du denkst, du könnest schon alles ohne ihn machen. Hochmut hat schon viele Menschen zu Fall gebracht. Ob du gläubig bist oder nicht, ob also im christlichen oder weltlichen Bereich, es gibt keinen Unterschied: Gott widersteht den Hochmütigen. Das gilt auch für uns in der Gemeinde. Alles kommt von Gott. Es war nicht der Verdienst von Nebukadnezar, das goldene Haupt zu sein, auch wenn er sehr qualifiziert war. Nein, Gott hatte ihm diese Macht gegeben. Aber das hat Nebukadnezar wahrscheinlich nicht so deutlich gehört; er sah sich nur als das goldene Haupt. Das war aber nicht nur damals so. Sogar die Jünger Jesu wollten nichts über Leiden und Tod hören, sondern eine Position im Reich Gottes haben (Mt. 20:17-28). Sie wollten gleich zum Thron. Auch die Mutter von Johannes und Jakobus wollte die Beziehung zum Herrn dazu benutzen, dass im Reich der eine ihrer Söhne zur Rechten und der andere zur Linken des Herrn sitzen würden. 28 Kapitel 3 So ist es auch heute. Wir sind da keine Ausnahme! Wenn wir nicht aufpassen, Geschwister, kann diese Sünde, diese Krankheit leicht in uns erwachen. Vielleicht ist sie jetzt bei dir nicht zu sehen. Aber sie kann jederzeit ausbrechen. Kapitel 4 – Gottes Souveränität und sein Gericht über König Nebukadnezar In der Gemeinde, seinem Reich, im Haus des Herrn, ist allein der Herr der König und das Haupt. Weil Nebukadnezar dieses Prinzip nicht verstand, hat Gott ihn gründlich behandelt (Kapitel 4). Der erste Traum war nicht ausreichend gewesen, er brauchte einen zweiten. Paulus hatte eine ähnliche Erfahrung: eine wunderbare Offenbarung, bei der ihn Gott sogar bis in den dritten Himmel versetzte. Aber Gott hat sich auch um ihn gesorgt. Damit Paulus sich darin nicht überhob, gab Gott ihm einen Pfahl ins Fleisch (2.Kor 12:7). Wir müssen behandelt werden – auf welche Weise auch immer. Gott muss uns behandeln. Wehe uns, wenn wir die Behandlung von Gott nicht annehmen und nicht bereit sind, uns behandeln zu lassen! Nebukadnezars Traum ist eine Warnung für uns. Dass wir heute zum Berg Zion gekommen sind und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem (Hebr. 12:22), kann uns leicht hochmütig werden lassen – besonders gegenüber anderen Gläubigen in Babylon. Was hast du dafür getan? Bist du besser als die anderen? Es ist die Gnade und Barmherzigkeit des Herrn. Von Nebukadnezars Hintergrund steht gar nichts geschrieben. Wer hat vorherbestimmt, dass er der Sohn seines Vaters würde? Es war nicht seine Wahl. Für das Haus unseres Herrn und sein Reich müssen wir alle diese Lektion lernen. Der Herr war Gott; er war bereit, sich zu erniedrigen. Er war nicht nur ein Mensch, er wurde sogar zu einem Sklaven. Er hatte die Wahl, ein König zu sein, in einem königlichen Haus geboren zu werden oder im Haus eines armen Menschen. Was hättest du gewählt? Der Herr hat gewählt, in Armut geboren zu werden. Er ist der Höchste, aber er war bereit, der Niedrigste, ja, sogar ein Wurm zu werden: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch“ (Ps. 22:7). Das dürfen wir nicht vergessen. Das ist nicht etwa ein unwichtiger Vers, es ist sogar ein sehr wichtiger. So sehr hat der Herr sich erniedrigt, dass er sagte: „Ich bin kein Mensch, sondern ein Wurm.“ Er war bereit, von seiner Schöpfung so behandelt zu werden. Dagegen sehen wir hier Nebukadnezar, der sich gleich nach seiner Vision so erhöht hat, dass er eine goldene Statue bauen ließ. Er wollte alles sein. So sind wir Menschen. Wenn wir ein bisschen begabt sind und der Herr 30 Kapitel 4 uns ein bisschen benutzt hat, dann denken wir schon, wir wüssten alles und alle müssten auf uns hören. Aber das Ende wird Zerstörung und Verderben sein. Deshalb sind diese Kapitel für uns so wichtig, damit wir nie denken, wir seien so wunderbar. Er ist wunderbar, wir sind gar nichts. Was sind wir? Hat der Herr nicht gesagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh. 15:5)? Das dürfen wir nicht vergessen. Alles kommt von ihm. Er ist der, der diesen König einsetzt und jenen König absetzt. Die Reaktion Nebukadnezars auf Gottes zweite Offenbarung In Daniel 4 musste Nebukadnezar daher erneut träumen. Aber selbst nach diesem Traum und der Deutung durch Daniel, hatte er immer noch kein Ohr zu hören. „Ich, Nebukadnezar, war sorglos in meinem Haus und glücklich in meinem Palast. Ich sah einen Traum, und er erschreckte mich und Traumgestalten auf meinem Lager und Gesichte, die ich gesehen hatte, ängstigten mich“ (Dan. 4:1-2). Es ist gesund, von Gott auf diese Weise erschreckt zu werden, damit wir nicht so hoch von uns denken. In Furcht und Zittern zu sein, ist gut, nicht vor Menschen, aber vor Gott. Vor Menschen brauchen wir keine Angst zu haben. Aber vor diesem lebendigen Gott müssen wir uns fürchten. Der Herr selbst hat gesagt: „Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können; fürchtet jedoch vielmehr den, der sowohl den Leib als auch die Seele in der Gehenna verderben kann“ (Mt. 10:28). Alles, was sie machen können, ist, dich zu töten. Danach können sie nichts mehr tun. Aber bei Gott ist es noch nicht das Ende, wenn du gestorben bist. Danach kommt noch das Gericht. Und nach dem Gericht kommt noch der zweite Tod. Vor wem wirst du dich also mehr fürchten? Deshalb heißt es in Psalm 147:11: „Der Herr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen.“ Warum reden wir so viel Unsinn und prophezeien komische Dinge und denken, wir seien Propheten? Zur Zeit Sacharjas wagte niemand mehr zu sagen, dass er ein Prophet sei (Sach. 13:4-5). Wir müssen alle lernen, uns vor diesem lebendigen Gott zu fürchten. Kapitel 4 31 „So erging von mir der Befehl, alle Weisen von Babel vor mich zu führen, damit sie mir die Deutung des Traums mitteilten. Daraufhin kamen die Wahrsagepriester, die Beschwörer, die Sterndeuter und die Zeichendeuter herbei“ (Dan. 4:3-4). Nebukadnezar hatte eigentlich schon davor die Erfahrung gemacht, dass seine Großen ihm nicht helfen konnten. Er wollte sie sogar töten, weil sie ihm seinen Traum nicht mitteilen und deuten konnten, und jetzt holte er sie wieder herbei. Er hätte es besser wissen müssen. Aber wir Menschen lernen nicht so schnell, wir vergessen viel. Obwohl wir eigentlich wissen, dass Menschen nicht die richtigen Ratgeber sind, suchen wir sie auf. Warum gehst du nicht direkt zu dem lebendigen Gott? Er ist für viele von uns immer noch zu weit weg. Wir denken: „Er hört mich nicht und ich höre ihn nicht. Oder vielleicht hört er mich, aber ich höre ihn nicht. Wenn ich aber zu diesem Bruder gehe, dann hört er mich und ich kann ihn auch hören.“ Ändere deine Gewohnheit! Lerne, immer zu dem lebendigen Gott zu kommen! In Offenbarung 2 und 3 heißt es bei den Sendschreiben an die Gemeinden immer wieder: „Wer ein Ohr hat, der höre ...“ Sage dem Herrn: „Herr, gib mir ein Ohr, dich zu hören!“ Wir wollen lernen, ihn zu hören. „...und ich trug ihnen den Traum vor, aber sie teilten mir seine Deutung nicht mit. Und zuletzt trat Daniel vor mich, dessen Name Beltschazar ist, nach dem Namen meines Gottes, und in dem der Geist der heiligen Götter ist. Und ich trug ihm den Traum vor“ (Dan. 4:4b-5). Nebukadnezar hatte ja schon erkannt, dass sein Gott nichts vermochte. Wenn sein Gott etwas vermocht hätte, hätten alle diese Wahrsagepriester, Beschwörer, Sterndeuter und Zeichendeuter schon damals seinen ersten Traum und jetzt auch seinen zweiten Traum deuten können. Aber Nebukadnezar blieb stur, er wollte seinen Gott nicht wechseln. Viele kommen zur Gemeinde und schmecken wirklich etwas: „Hier ist gut sein.“ Aber sie wollen nicht wechseln, sie wollen nicht von ihrem „alten Gott“ lassen. Sie halten am „alten Gott“ fest – obwohl sie wissen, dass „der Gott Daniels“ viel besser und sogar bewährt ist. Als Jesus auf diese Erde kam, haben die Menschen so viel gesehen an Wundern und Zeichen, sie haben seine Worte gehört, die voller Autorität, Leben und Kraft waren im Gegensatz zu den Worten der Schriftgelehrten – und dennoch wollten sie sich nicht ändern, wollten nicht ihren „Gott wechseln“. Da muss uns der Herr wirklich schwer behandeln, um uns zu verändern. 32 Kapitel 4 Gottes Gericht, Behandlung und Barmherzigkeit Viele Menschen beten: „Herr, wir wollen umgewandelt werden!“ „Wollt ihr das wirklich?“ wird der Herr fragen. Umwandlung kommt nicht über Nacht: Du gehst heute Abend ins Bett, und morgen früh stehst du auf und bist umgewandelt. Das wäre schön. Ich wünschte, es wäre so einfach. Es ist leider nicht so. Und Gott konnte auch Nebukadnezar nicht so schnell ändern. Er hatte ihn aber gewarnt. An Gottes Handeln an Ananias und Saphira (Apg. 5:1-10) sehen wir das sehr ernste Prinzip, dass du den Heiligen Geist nicht betrüben darfst! Das sollte eine Warnung sein für alle in den letzten 2000 Jahren bis auf den heutigen Tag. Wir denken, der Herr nimmt es nicht mehr so ernst, weil heute niemand mehr tot hinausgetragen wird. Das ist töricht. Wenn du an diesem einen Fall nicht lernen willst, wirst du es auch nicht an 1000 Fällen lernen. Dann musst du eines Tages die Folgen tragen. Nicht umsonst heißt es: „Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Hebr. 10:31). Denke nicht, dass wenn wir in der Gemeinde etwas nicht behandeln, das nicht so schlimm sei und man es so laufen lassen könne. Nein, Gott wird es behandeln. „Beltschazar, du Oberster der Wahrsagepriester ...“ (Dan. 4:6). Das ist kein guter Titel. Möchtest du einen Titel haben? Wir verzichten lieber darauf. Dieser Titel ist nicht von Gott gegeben, sondern von Nebukadnezar. In der Gemeinde sind wir allergisch auf solche Titel, wie zum Beispiel „Reverend“. So ein Titel gehört nicht in Gottes Reich. „... weil ich weiß, dass der Geist der heiligen Götter in dir ist und dass dir kein Geheimnis zu schwer ist, so sage mir die Gesichte meines Traumes, den ich gesehen habe, und seine Deutung!“ Wenn Nebukadnezar das schon wusste, warum hat er dann Daniel nicht gleich geholt? Behandlung zur Errettung und zur Qualifizierung, um das Reich zu empfangen Gott hat Nebukadnezar wirklich schwer behandelt, für sieben lange Jahre. Aber das diente ihm zur Errettung. Diese Behandlung war nicht sein Ende, sondern seine Errettung. Wir müssen bereit sein, uns von Gott behandeln zu lassen. Dazu dienen die verschiedenen Situationen und Schwierigkeiten, durch die wir hindurchgehen. Wir müssen bereit sein, die Behandlung Kapitel 4 33 des Herrn anzunehmen und seine Hand darin zu sehen. Alles hat immer eine Bedeutung, besonders bei uns, weil Gott uns liebt. Deshalb sagte Paulus, „dass Gott alle Dinge zum Guten zusammenwirken lässt denen, die Gott lieben“ (Röm. 8:28). Alle Dinge dienen zum Besten für die Behandlung, für die Errettung, für die Umwandlung, damit wir qualifiziert und zugerüstet werden, das Reich zu empfangen. Wenn du nicht bereit bist, jetzt behandelt zu werden, wird Gott warten, bis er sein Reich errichtet hat. Dann wird er dich während der Zeit des Tausendjährigen Reiches behandeln. Früher oder später muss jeder von uns behandelt werden. Jetzt geschieht es durch seine Gnade. Die Zeit der Behandlung ist begrenzt und du erntest Leben, wenn du dich jetzt behandeln lässt. Wenn du bis zur Ankunft unseres Herrn wartest, wird er dich ohne Gnade behandeln – nach seiner Gerechtigkeit. Dann wird es sein wie durchs Feuer hindurch (1.Kor. 3:15). Und die Zeit der Behandlung ist sicherlich länger – vom Herrn getrennt, in der äußeren Finsternis, wo Heulen und Zähneknirschen sein werden (Mt. 22:13; 24:51; 25:30). Wir dürfen das nicht vergessen, und es ist gut, immer wieder daran erinnert zu werden. Gottes Wort erfüllt sich Nebukadnezar war schon beeindruckt von seinem Traum, aber das Wissen und die Lehre allein sind nicht ausreichend. Davon müssen wir lernen. „Da war Daniel, dessen Name Beltschazar ist, eine Zeitlang vor Entsetzen wie betäubt und seine Gedanken erschreckten ihn“ (Dan. 4:16). Obwohl es ihn nicht betraf, erschrak Daniel über dieses Wort. Das zeigt, was für ein Mensch Daniel war und wie er mit dem Wort Gottes umging. Gottes Wort ist nicht nur als Lehre hinzunehmen, auch nicht nur als Warnung, sondern Gottes Wort erfüllt sich. Wir gehen viel zu oberflächlich mit dem Wort um. Wir denken, wir könnten es so oder anders verstehen und auslegen, wie es uns passt. Aber Daniel hatte Ehrfurcht. Wir brauchen so ein inneres Bewusstsein, Gottes Wort ernst zu nehmen. In den nachfolgenden Versen beschreibt Daniel den Traum sehr genau. Das zeigt, wie genau Daniel in Bezug auf das Wort Gottes war. Gott hat Nebukadnezar gezeigt, was er seiner Natur nach eigentlich war – ein Tier (4:29 f.). In unserem Fleisch sind wir wie vierfüßige Tiere. Am 34 Kapitel 4 Anfang war Nebukadnezar vielleicht auch ein bisschen erschrocken, aber nach nur zwölf Monaten hatte er alles vergessen! Das ist auch unsere Erfahrung. Kurz nach einer Konferenz sind wir ganz für Gottes Reich, aber nach einiger Zeit verblasst die Vision wieder, wir denken nicht mehr an sein Reich, und nach zwölf Monaten ist alles weg. „All das kam über den König Nebukadnezar. Nach Ablauf von zwölf Monaten nämlich als er auf dem königlichen Palast in Babel auf und ab ging, begann der König und sagte: Ist das nicht das große Babel, das ich durch die Stärke meiner Macht und zur Ehre meiner Herrlichkeit zum königlichen Wohnsitz erbaut habe?“ (Dan. 4:25-27). Das haben wir auch einmal gehört: „Wo wäre die Gemeinde ohne mich?“ So ein Wort ist erschreckend! Aber viele Brüder sagten damals: „Ja, Amen!“ Da machten sie sich mitschuldig. Geschwister, lernt davon! Wir müssen heute alle lernen. Wenn nicht, werden wir genau dasselbe erfahren. Was Gott gesagt hat, wird sich erfüllen – nicht nur an Nebukadnezar. „Noch war das Wort im Mund des Königs, da kam eine Stimme aus dem Himmel: Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: Das Königtum ist von dir gewichen!“ (Dan. 4:28). Gott hat keine Sekunde gewartet. Was Gott sagt, wird erfüllt werden. Das müssen wir alle lernen in der Gemeinde. Behandlung durch die Gnade Jeden Gedanken, der sagt, du seist etwas, musst du hassen, sogar mit Nachdruck abweisen. Der Herr hat gesagt: „Wenn dich aber dein rechtes Auge zum Straucheln bringt, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist besser für dich, dass du eines deiner Glieder verdirbst und nicht dein ganzer Leib in die Gehenna geworfen wird“ (Mt. 5:29). Du musst dein Auge behandeln lassen und nicht nur sagen: „Ja, so bin ich halt.“ Wende dich zum Herrn und sage: „Herr, behandle das durch dein Kreuz!“ Deshalb ist der Herr ja gestorben. Der Herr meint nicht, dass wir wortwörtlich unsere Glieder ausreißen sollen, sonst hätten wir bald keine Augen, Hände, Füße, Zunge und Lippen mehr. Dann säßen wir hier als lauter Gelähmte, Blinde, Krüppel. Wie sollen wir ausreißen? Wir sollen uns vom Herrn beschneiden lassen. Du musst vor dem Herrn sagen: „Herr, ich will das nicht mehr haben. Ich verdamme das. Rette mich davor, Herr Jesus! Ich will nicht, dass dies in mir ist.“ Wenn du das nicht behandelst, dann wird es dich zum Verderben bringen. Am Ende verlierst du noch das Reich. Deshalb sagte Jesus: „... es ist besser für dich, dass du lahm in das Leben eingehst, als Kapitel 4 35 dass du mit zwei Füßen in die Gehenna geworfen wirst“ (Mk. 9:45; Mt. 18:8). Lerne, dich vom Herrn behandeln zu lassen! Jetzt schon! Warte nicht! Sage dem Herrn: „Herr, jetzt möchte ich gerne von dir lernen und mich behandeln lassen. Tue es durch deine Gnade, Herr Jesus!“ Heute ist noch Gnadenzeit. Der Herr kann es behandeln durch seine Gnade. Er wird dich durch seine Gnade erziehen und trainieren (Tit. 2:11-12). Die Gnade ist heute sehr nützlich. Denke nicht, die Gnade sei nur zum Genießen! Die Gnade ist auch wie ein Messer, das operiert und das Schlechte abschneidet. Es ist Gnade, von ihm behandelt zu werden und auch für ihn zu leiden. Paulus sagte: „denn euch ist beides geschenkt – nicht nur an Christus zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden“ (Phil. 1:29). Eine gründliche Behandlung „Und man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein; man wird dir Gras zu essen geben wie den Rindern. Und es werden sieben Jahre über dir vergehen ...“ (Dan. 4:29 f.). Das heißt, die Behandlung braucht Zeit. „Sieben“ bedeutet eine vollständige Zeit der Wirkung Gottes. Wenn Gott uns behandelt, tut er das gründlich – hier gibt es keine Verkürzung. Sonst kommt die Sache eines Tages wieder hoch, weil die Wurzel nicht behandelt wurde. Viele von uns möchten nur abschneiden und zudecken, aber am Ende haben sie ein Problem. Der Herr muss uns gründlich behandeln – „sieben Jahre lang“. Das Ergebnis von Gottes Behandlung Aber nach sieben Jahren hat Gott Nebukadnezar wieder hergestellt. „… bis du erkennst, dass der Höchste Macht hat über das Königtum der Menschen und es verleiht, wem er will“ (Dan. 4:29). Dieses Erkennen ist kein Kopfwissen, sondern eine tiefe innere Erkenntnis. Vor sieben Jahren hatte er es von Daniel gehört und war beeindruckt. Aber es reichte nicht, beeindruckt zu werden. Er musste durch diese sieben Jahre hindurchgehen. Dann erkannte er, „dass der Höchste Macht hat über das Königtum der Menschen und es verleiht, wem er will“. Jetzt wusste er, es war nicht durch seine Kraft und seine Macht und Stärke, dass er das alles gebaut hatte, sondern es war von dem lebendigen Gott der Himmel. „Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kehrte zu mir zurück. Und ich pries den 36 Kapitel 4 Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich von Geschlecht zu Geschlecht währt. Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?“ (V. 31-32). Welch eine Lektion hatte Nebukadnezar gelernt! Was bist du in der Gemeinde? Für wen hältst du dich? „Zu derselben Zeit kehrte mein Verstand zu mir zurück, und zur Ehre meines Königtums kehrten meine Herrlichkeit und mein Glanz zu mir zurück ...“ (V. 33) Lobt den Herrn! Ist das nicht wunderbar? Wenn wir behandelt werden, dann werden wir das, was der Herr uns geben möchte, auch empfangen. Und ich danke dem Herrn für das Wort „empfangen“. Das bedeutet, es wird dir gegeben. „… und meine Staatsräte und meine Gewaltigen suchten mich auf, und ich wurde wieder in mein Königtum eingesetzt, und außergewöhnliche Größe wurde mir hinzugefügt“ (V. 33). Welch ein wunderbarer Gott! Er hatte ihm sogar etwas hinzugefügt. Der Herr wird uns nach der Behandlung noch mehr geben als das, was wir schon hatten. „Nun rühme ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche den König des Himmels, dessen Werke allesamt Wahrheit und dessen Wege Recht sind und der die erniedrigen kann, die in Stolz einhergehen“ (V. 34). Das war eine wunderbare Erkenntnis. Wenn Nebukadnezar schon so behandelt werden musste, nur um sein eigenes Reich wieder zu empfangen, wie viel mehr muss der Herr uns behandeln, die wir das ewige Reich empfangen wollen! Wir müssen Gott loben und ihm danken für seine Behandlung in der Gemeinde. Die Gemeinde ist wunderbar und herrlich, aber wehe uns, wenn wir denken, die Gemeinde sei so herrlich wegen unserer Macht und Stärke. Das bedeutet nicht, dass wir gar nichts mehr tun in der Gemeinde, sondern wir müssen wie Paulus lernen, von Herzen zu sagen und nicht als Lehre: „... ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade zusammen mit mir“ (1.Kor. 15:10). Das ist notwendig, um das Reich zu erben. Gott möchte uns das Reich geben. Der Herr sagte: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (Luk. 12:32). Aber er gibt es nicht einfach nur so, sondern der Vater muss in uns noch sehr viel wirken, heilen und behandeln. Das ist nicht immer so einfach. Diese sieben Jahre Kapitel 4 37 bedeuten für dich dein ganzes Leben lang. Bei Nebukadnezar war die Behandlung sehr komprimiert. Aber uns behandelt Gott heute durch seine Gnade unser ganzes Leben lang, bis sein Werk in uns vollkommen ist. Gott macht keine halben Sachen. Viele Geschwister hier könnten so viel erzählen, was Gott in den letzten 40 Jahren in der Gemeinde alles getan hat. Wir wollen damit nicht prahlen, aber vor dem lebendigen Gott bezeugen, dass der Herr an unserem Sein sehr viel behandelt hat. Deshalb ist es für uns so wichtig, in der Konferenz nicht nur die Prophetie zu lernen. Gott hat uns dieses Wort gegeben. Es ist für uns sehr, sehr wichtig! Mehr als alle Weissagungen, Geschichten und Prophetien. Ohne Demut würde uns das gar nichts nützen. Am Ende würden wir noch wie Nebukadnezar, der ein goldenes Bild von sich machte. Alle Herrscher der Welt haben das Prinzip beibehalten, ihr eigenes Bild aufzustellen. Und die Geschichte zeigt, dass wir Gläubige da nicht besser sind – wir stehen in der gleichen Gefahr, wenn wir uns nicht behandeln lassen. Was nützt es, wenn wir so viele Erklärungen geben können, aber am Ende machen wir unser eigenes Bild? Der Herr erbarme sich unser! Mitteilung 5 Kapitel 5 – Gottes Souveränität und sein Gericht über die Könige der Nationen Der Herr ist die Antwort für alle unsere Probleme. Daher ist unsere einzige Methode im Gemeindeleben das Aufsehen zu Jesus (Hebr. 12:2). Wenn wir alle täglich unsere Augen auf ihn richten und nicht auf andere Dinge schauen, kann gar nichts passieren. Was ist noch wichtiger und besser als unser Herr, wer ist herrlicher? Wenn wir im Leben reif sind, ist der Herr alles und in allem. Der Herr muss uns behandeln. Dieses Werk des Herrn in uns wird nicht aufhören. Solange du auf dieser Erde lebst, wird der Herr an dir arbeiten. Sein Werk an uns ist gar nicht einfach. Jeder von uns kann das für sich bezeugen. Uns zu ändern, das ist eine schwere Arbeit, aber der Herr schafft es. Was nützt alles Wissen, wenn der Herr nicht wirkt? Von Daniel lernen wir, wie wir auf das Wort des Herrn, das wir alle schätzen, reagieren müssen. Die Schrift an der Wand – Gottes Gericht über Belsazar In Daniel 5 kommen wir zu dem König Belsazar. Hier geht es nicht nur um den Untergang des babylonischen Reiches. In diesem Kapitel können wir für das praktische Gemeindeleben viel lernen. Belsazar war ein Enkel von Nebukadnezar. „Der König Belsazar machte seinen tausend Gewaltigen ein großes Mahl, und vor den Tausend trank er Wein. Belsazar befahl unter dem Einfluss des Weins, die goldenen und die silbernen Gefäße herbeizubringen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem weggenommen hatte, damit der König und seine Gewaltigen, seine Frauen und seine Nebenfrauen daraus tränken. Da brachte man die goldenen Gefäße, die man aus dem Tempel des Hauses Gottes in Jerusalem weggenommen hatte; und der König und seine Gewaltigen, seine Frauen und seine Nebenfrauen tranken daraus. Sie tranken Wein und rühmten die Götter aus Gold und Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein. In demselben Augenblick kamen Kapitel 5 39 Finger einer Menschenhand hervor und schrieben dem Leuchter gegenüber auf den Kalk der Wand des königlichen Palastes; und der König sah die Hand, die schrieb. Da veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs, und seine Gedanken erschreckten ihn, und seine Hüftgelenke erschlafften, und seine Knie schlugen aneinander“ (Dan. 5:1-6). Unter dem Einfluss des Weines ließ er die Gefäße aus dem Heiligtum herbeibringen. Nachdem er die geheimnisvolle Schrift an der Wand sah, wurde er ganz weiß vor Schreck. Und obwohl er die Geschichte seiner Väter kannte, fragte er wieder nach diesen unnützen Leuten, den Sterndeutern und Weisen. Er hatte nichts gelernt, weder von seinem Vater noch von seinem Großvater. Wie steht es mit unserer zweiten, dritten und vierten Generation? Haben wir etwas gelernt? Es ist sehr schade, wenn die erste Generation viel mit dem Herrn erfahren hat und nichts davon an die nächste Generation weitergibt. Dann ist ihre Erfahrung nicht mehr so reich und tief wie unsere Erfahrung. Wir sollen den Reichtum, den wir vom Herrn empfangen haben, weitergeben. Das ist unsere Verantwortung. Ihr betet für eure Kinder, dass sie die beste Universität besuchen können, eine gute Ausbildung bekommen, viel Geld verdienen. Aber wie steht es mit dem Reich Gottes? Am Ende gehen sie alle in die Welt. Was hat dann der Herr von der zweiten und dritten Generation? Es wäre doch wichtig gewesen, das, was dieses goldene Haupt – Nebukadnezar – vom lebendigen Gott gelernt hat, an seinen Sohn weiterzugeben. Am Ende herrschte er nur zweieinhalb Jahre. Der Vater hatte zwar viel gelernt, sein Sohn aber gar nichts. Genauso verhielt es sich mit dem Enkel. Belsazar konnte nur Partys feiern. Belsazar war unter dem Einfluss des Weines, er war nicht mehr klar im Kopf. In der Folge holte er die Gefäße und benutzte sie für seine Party. Was hat ein Gefäß aus dem Tempel auf einer weltlichen Party zu suchen? Das Bild ist doch klar. Heilige die Dinge Gottes! Was Gott gehört, gehört ihm. Es ist ernst! Wir machen in der Gemeinde geistliche, heilige und himmlische Dinge. Mit diesen kannst du nicht umgehen wie du möchtest. Sonst wirst du am Ende einen Finger an der Wand sehen, der schreibt. Wir sollen lernen, mit Gottes Wort mit Furcht und Zittern, mit Ehrfurcht umzugehen. Lies nicht aus Neugierde, sondern liebe den Herrn und gib ihm die Ehre. Ihm allein gebührt die Ehre. Mit dem Wort Gottes dürfen 40 Kapitel 5 wir nicht locker umgehen oder auch in einem Zeugnis einfach nur irgendeine Geschichte erzählen. Nebukadnezar war wenigstens respektvoll und bewahrte die Gefäße Gottes. Ich hoffe, dass unsere nächste Generation nicht in Babylon landet. Was nützt es, wenn wir nur dieses Kapitel lesen und nichts daraus lernen? Ich möchte sehen, dass die nächste Generation den Herrn noch mehr liebt und erfährt. Diesen wunderbaren Herrn kann man nicht genug erkennen und erfassen. Es soll von Generation zu Generation immer besser werden. Wenn das nicht so ist, haben wir keine Zukunft, und der Herr hat nichts zu gewinnen. „Der König rief laut, man solle die Beschwörer, die Sterndeuter und die Zeichendeuter hereinbringen. Und der König fing an und sagte zu den Weisen von Babel. Jeder, der diese Schrift lesen und mir ihre Deutung kundtun wird, der darf sich mit Purpur bekleiden, dazu mit einer goldenen Kette um seinen Hals, und er soll als Dritter im Königreich herrschen“ (Dan. 5:7). In Babylon gibt es viele Zeichendeuter. Sie reden einfach daher. Zu ihnen dürfen wir nicht gehen. Irgendwann holten sie dann wieder Daniel. „Da kamen alle Weisen des Königs herbei; aber sie konnten weder die Schrift lesen noch dem König ihre Deutung mitteilen. Da geriet der König Belsazar in großen Schrecken, und seine Gesichtsfarbe an ihm veränderte sich; und seine Gewaltigen wurden bestürzt. Auf die Worte des Königs und seiner Gewaltigen hin trat die Königin in das Haus des Trinkgelages. Die Königin begann und sagte: O König, lebe ewig! Lass deine Gedanken dich nicht schrecken, und deine Gesichtsfarbe verändere sich nicht! Es gibt einen Mann in deinem Königreich, in dem der Geist der heiligen Götter ist; und in den Tagen deines Vaters wurden Erleuchtung, Einsicht und Weisheit gleich der Weisheit der Götter bei ihm gefunden. Und der König Nebukadnezar, dein Vater, hat ihn zum Obersten der Wahrsagepriester, der Beschwörer, Sterndeuter und Zeichendeuter eingesetzt; dein Vater, o König!“ (Dan. 5:8-11). Daniel musste sich nicht anmelden oder auf sich aufmerksam machen. Wenn du etwas hast, brauchst du nicht stolz darauf zu sein oder für dich zu werben. Am Ende musste der König ohnehin zu ihm kommen. Wer wirklich etwas hat, wird niemals Reklame dafür machen. Paulus, Johannes, Petrus, haben sie jemals für sich Reklame gemacht? Sie gingen dorthin, wohin der Herr sie sandte. Lass dich vom Heiligen Geist leiten. Gott wird alles arrangieren. Wir vertrauen dem lebendigen Gott. Kapitel 5 41 „Daraufhin wurde Daniel vor den König geführt …“ (Dan. 5:13). Es ist tatsächlich besser so; anstatt dass wir selber viel Arbeit suchen, lass dich vom Herrn führen. Wer ein Ohr hat, der höre! „Da antwortete Daniel und sprach vor dem König: Deine Gaben mögen dir bleiben, und deine Geschenke gib einem anderen! Jedoch werde ich die Schrift dem König lesen und ihm die Deutung mitteilen“ (Dan. 5:17). Daniel war kein Bileam (Judas 11) . Der König wollte ihm so viel geben, aber Daniel begehrte nichts von ihm. Gottes Dinge sind nicht zu kaufen oder zu verkaufen. Die Menschen machen gern das, was Gott frei gegeben hat, zu Geld. Gottes Wort, geistliche Dinge, lassen sich nicht einfach verkaufen. „Du, o König! Der höchste Gott hatte deinem Vater Nebukadnezar das Königtum und die Größe und die Majestät und die Herrlichkeit verliehen. Und wegen der Größe, die er ihm verliehen hatte, zitterten und fürchteten sich vor ihm alle Völker, Nationen und Sprachen. Er tötete, wen er wollte, er ließ leben, wen er wollte, er erhob, wen er wollte, und er erniedrigte, wen er wollte. Als aber sein Herz sich erhob und sein Geist sich bis zur Vermessenheit verstockte, wurde er vom Thron seines Königtums gestürzt, und man nahm ihm seine Majestät. Und er wurde von den Menschenkindern ausgestoßen, und sein Herz wurde dem der Tiere gleich, und seine Wohnung war bei den Wildeseln. Man gab ihm Gras zu essen wie den Rindern, und sein Leib wurde vom Tau des Himmels benetzt – bis er erkannte, dass der höchste Gott Macht hat über das Königtum der Menschen und dass er darüber einsetzt, wen er will. Und du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du das alles gewusst hast“ (V. 18-22). Würdest du es wagen, so mit dem König zu reden? Hättest du keine Angst davor, deinen Kopf zu verlieren? Daniel hatte keine Angst. „Und du hast dich über den Herrn des Himmels erhoben; und man hat die Gefäße seines Hauses vor dich gebracht, und du und deine Gewaltigen, deine Frauen und deine Nebenfrauen, ihr habt Wein daraus getrunken. Und du hast die Götter aus Silber und Gold, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein gerühmt, die nicht sehen und nicht hören und nicht verstehen. Aber den Gott, in dessen Hand dein Odem ist und bei dem alle deine Wege sind, hast du nicht geehrt. Da wurde von ihm diese Hand gesandt und diese Schrift geschrieben. Und dies ist die Schrift, die geschrieben wurde: Mene, mene, tekel upharsin“(V. 23-25). Das Gericht kommt. Wir müssen 42 Kapitel 5 nicht nur von den positiven Dingen lernen, sondern auch von den negativen. Belsazar sollte von dem, was Nebukadnezar erfahren hatte, lernen; von dem, was der Herr an ihm getan und wie er ihn behandelt hatte. Wir können uns sehr viele Schwierigkeiten ersparen, wenn wir bereit sind, von dem, was geschehen ist, zu lernen. Wir können von den negativen Erfahrungen sogar mehr lernen als von den positiven. Sonst müssen wir selbst noch einmal alle Erfahrungen durchleiden. Paulus sagte in 1.Korinther 10:11: „Diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbild und sind uns zur Warnung geschrieben worden …“ Lerne, Gott zu ehren, Christus zu leben, ihm zu gehorchen. Fehler können wir nicht vermeiden, aber wenn wir aus unseren Fehlern und den Fehlern der anderen nicht lernen, ist dies der größte Fehler. Das Ende in diesem Kapitel ist erschreckend. „Dies ist die Deutung des Wortes: Mene – Gott hat dein Königtum gezählt und macht ihm ein Ende. Tekel – du bist auf der Waage gewogen und zu leicht befunden worden“ (V. 26-27). Gott wiegt uns. Wie viel von Christus hast du? Es geht um unser „Gewicht an Herrlichkeit“ (2.Kor. 4:17). Wir müssen lernen, uns in der Gemeinde so zu wiegen, wie Gott wiegt. Eine gute Rede hat kein Gewicht. Worte sind oft nur Luft. Wie viel Herrlichkeit – Christus eingewirkt – hast du? Was für eine Erfahrung haben wir mit Christus gemacht? Nebukadnezar hatte noch etwas Gewicht, aber Belsazar war so leicht wie ein Luftballon. „Peres – dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben“ (V. 28). Zerteilt bedeutet nicht gespalten, sondern zerfallen. Belsazars Reich konnte nicht bestehen. So hatte es der Herr dem Nebukadnezar vorhergesagt an dem Bild mit den silbernen Schultern. „Daraufhin gab Belsazar Befehl, und man bekleidete Daniel mit Purpur, mit einer goldenen Kette um seinen Hals …“ (V. 29). Was hättest du getan, wenn du Belsazar gewesen wärst? Du hättest besser auf den Knien Buße getan. Aber das Herz der Menschen ist so hart. „In derselben Nacht wurde Belsazar, der chaldäische König, getötet“ (V. 30). Das war das Ende von Belsazar. Wir aber wollen in die Herrlichkeit gelangen und höher hinauf steigen. Paulus jagte dem Ziel nach, dieser hohen Berufung (Phil. 3:14). Kapitel 5 43 Die Treue Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos Wir haben auch die drei Gefährten von Daniel in Kapitel 3 betrachtet. Alle, die absolut für Gott sind, werden Verfolgung erleiden (2.Tim. 3:12). Das ist vorgeschrieben. Wir leben heute in einem fremden Land. Die Reiche der Welt, sowohl die irdischen Reiche als auch das geistliche babylonische Reich der Religion, liegen in der Hand des Argen (1.Joh. 5:19). Die Religion ist ein Meisterwerk Satans, um Gottes Volk darin zu fangen. Das römische und das byzantinische Reich sind mit der Religion verquickt. Am Ende mussten die Könige auf den Papst hören. Wir dürfen die Religion nicht unterschätzen. Gott hasst die Religion. Im Buch der Offenbarung hat Gott ein besonderes Gericht für Babylon vorbereitet. Babylon wird eine doppelte Portion bekommen (Offb. 18:6). Denke nicht, dass Religion doch etwas Gutes hat. Der Herr muss unsere Augen öffnen. Die Gegner beobachteten die drei Gefährten Daniels und wollten sie beseitigen. Sie veranlassten Nebukadnezar ein Bild aufzustellen. Aber diese drei waren nicht bereit, es anzubeten. Was hättest du gewählt, wenn du dort gewesen wärst? Den Feuerofen oder das Bild anbeten? Wir müssen das Prinzip sehen. Heute gibt es keinen Feuerofen, aber später einen Feuerpfuhl. Möchtest du mit den anderen mitmachen oder anders sein, weil du nicht mitmachst? Seid ihr bereit, anders zu sein, dieses Bild nicht anzubeten, absolut für Gott zu sein? Schon in ihrem jungen Alter entschieden sie sich, die Speise des Königs nicht zu essen. Du darfst diese kleine Entscheidung nicht verachten. Wenn sie damals in ihrem Herzen nicht beschlossen hätten, den Wein und die unreinen Speisen abzulehnen, hätten sie die Entscheidung, das Bild nicht anzubeten, nicht treffen können. Sie mussten nicht lange überlegen. „Schadrach, Meschach und Abed-Nego antworteten und sagten zum König: Nebukadnezar, wir haben es nicht nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern. Ob unser Gott, dem wir dienen, uns erretten kann – sowohl aus dem brennenden Feuerofen als auch aus deiner Hand, o König, wird er uns erretten – oder ob nicht: es sei dir jedenfalls kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und uns vor dem goldenen Bild, das du aufgestellt hast, nicht niederwerfen werden“ (Dan. 3:16-18). Dann ließ Nebukadnezar das Feuer siebenfach verstärken. Aber zu seiner Überraschung sah er vier Männer, die im Feuer umhergingen. Unser Gott vermag uns zu retten! Solange der Herr mit euch in den Feuerofen geht, ist alles gut. Wenn ihr alleine hineingeht, ist es nicht gut. Wenn der Herr mit uns ist, spielt es keine Rolle, in welchen Situationen wir uns befinden. Wenn Gott 44 Kapitel 5 für uns ist, wer mag gegen uns sein (Röm. 8:31)? Und wenn dies heute der Bau seines Reiches ist, dann lasst uns durch den Feuerofen gehen. Dann werden sie dort den Menschensohn sehen. Es ist so wunderbar, wenn wir alles mit Christus durchleben. Lerne und erfahre in jeder Situation, wie du mit Christus hindurchgehen und bestehen kannst. Du wirst erfahren, das ist wunderbar. Mitteilung 6 In Kapitel 5 des Buches Daniel haben wir an König Belsazar einen Menschen gesehen, der keine Einschränkung kannte, geistlichen Dingen gegenüber völlig empfindungslos war und mit ihnen genauso umging wie mit den Dingen der Welt. Wie anders war dagegen das Zeugnis Daniels und seiner drei Freunde. Ihr Herz war nur auf eines ausgerichtet: Sie wollten ihrem Gott und seinem Wort treu sein und sich nicht verunreinigen. Dafür diente ihnen jede Einschränkung und jede schwierige Situation in dieser Gefangenschaft. Welch ein wunderbares Zeugnis für den Herrn! Solche Zeugnisse brauchen wir heute in allen Gemeinden. Jeder von uns, nicht nur die jungen Leute, braucht Einschränkungen. Sonst tun wir, was wir wollen, und unsere gefallene, wilde Natur kommt zum Vorschein. Wenn wir unbeherrscht, eigensinnig und ungehorsam sind, kann der Herr nicht mit uns weitergehen. Kapitel 6 – Daniel, errettet aus dem Rachen der Löwen (Ps. 22:22; Hebr. 11:32-33) Das Zeugnis Daniels unter der Herrschaft des Darius Zur Zeit von Darius war Daniel ungefähr 85 Jahre alt. Wenn wir uns täglich üben, im Geist zu wandeln, und so den Herrn durch Erfahrungen und Prüfungen als unseren lebendigen Gott kennenlernen, werden auch wir im Alter geistlich gereifte Menschen sein. Für ein gesundes Gemeindeleben braucht der Herr beide: die junge Generation, bereit zu lernen und zu üben, aber auch ältere, geistlich erfahrene und gereifte Geschwister. Daniel hatte sich in seiner Hingabe und Treue gegenüber Gott von Jugend an bis ins hohe Alter bewährt. „Und Darius, der Meder, übernahm die Königsherrschaft, als er 62 Jahre alt war. Es gefiel Darius, über das Königreich 120 Satrapen einzusetzen, die im ganzen Königreich sein sollten, und über sie drei Minister zu setzen, von denen einer Daniel war, denen jene Satrapen Rechenschaft geben sollten, damit der König keinen Schaden erlitte. Da übertraf dieser Daniel die Minister und die Satrapen, weil ein außergewöhnlicher Geist in ihm war“ (Dan. 6:1-4). In Daniel war ein außergewöhnlicher Geist. Den hatte er mit 15 Jahren sicherlich noch nicht. Dieser Geist war in ihm gewachsen und zur Reife gekommen. Sein Geist war nicht nur sehr gut, rein und reich, sondern sogar außergewöhnlich. Als wir ins Gemeindeleben kamen und unseren Geist entdeckten, waren wir Feuer und Flamme. Wir haben den Geist genossen und erfahren. Seitdem sind bei manchen von uns vierzig Jahre vergangen, und dieser Geist wird immer klarer und reifer. Paulus sagte: „Der Geist durchforscht alle Dinge“ (1.Kor. 2:10). Und schließlich beginnt der Geist zu herrschen – über deinen Verstand, dein Gefühl, deine Empfindungen. Die meisten Menschen leben nur in ihrem Verstand. Der Geist jedoch ist viel umfassender. Er durchsättigt unser Sein und durchforscht auch „die Tiefen Gottes“. Daher möchte ich alle Heiligen ermutigen, durch den Geist zu leben. „Wer aber dem Herrn anhangt, der ist ein Geist mit ihm“ (1.Kor. 6:17). Wenn schon damals zur Zeit des alten Bundes solch ein außergewöhnlicher Geist in einem Menschen regieren konnte, wie viel mehr heute, da der Herr selbst als das wunderbare Salböl in uns wohnt. Daher konnte Paulus 46 Kapitel 6 auch sagen: „Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal. 2:20). Warum haben wir in der Gemeinde noch so viele Probleme? Wenn du nur in deinem Verstand lebst und denkst, dass du alles verstanden hast, dann wirst du Probleme verursachen, Probleme für dich selbst, für die Familie, für die Geschwister in der Gemeinde und für andere. Lerne, heute im Reich des Herrn im Geist zu wandeln. Paulus sagte: „Wandelt durch den Geist“ (Gal. 5:16). Das ist der einzige Weg, wie der Herr seine Gemeinde bauen und in uns herrschen kann. Verfolgung durch Minister und Satrapen „Und der König beabsichtigte, ihn über das ganze Königreich einzusetzen“ (V. 4). Da wurden die Minister auf Daniel eifersüchtig. Auf einmal war Daniel eine Konkurrenz für sie. So ist es auch unter uns Christen. Jede Gruppe macht ihre Sache, jede Denomination hat ihre Richtung, und es gibt so viel Konkurrenz untereinander. Die eigentlich Ursache ist: Wir selbst stehen – bewusst oder unbewusst – mit unseren eigenen Absichten und Wünschen in Konkurrenz zu unserem himmlischen König und seinem Vorsatz. „Da suchten die Minister und die Satrapen einen Anklagegrund gegen Daniel in Bezug auf seine Amtsgeschäfte zu finden. Aber sie konnten keinerlei Anklagegrund und nichts Schlechtes finden, weil er treu war und keinerlei Nachlässigkeit oder Schlechtes bei ihm zu finden waren“ (V. 5). Wie die Schriftgelehrten und Pharisäer bei Jesus, so suchten die Satrapen einen Anklagegrund gegen Daniel, doch sie konnten keine Schuld in der Führung seiner Amtsgeschäfte finden. Sie haben bei Jesus damals dreieinhalb Jahre lang einen Anklagegrund gesucht, konnten jedoch nichts finden. Auch bei Daniel haben sie Fehler gesucht, ohne etwas zu finden. Wenn wir geistlich nicht gewachsen sind, wird man je älter wir werden, desto mehr Fehler bei uns finden. Es muss jedoch so sein: Je mehr wir im Leben wachsen, desto weniger Fehler soll man an uns sehen. Gott möchte uns nicht nur retten und rechtfertigen, auch nicht nur heiligen, sondern er möchte uns dem Ebenbild seines erstgeborenen Sohnes gleichgestalten. Das Zeugnis von Daniel soll uns ermutigen, dass dies möglich ist, dass wir, je mehr wir wachsen, dem Herrn immer ähnlicher werden. Wir sollen nicht auf die Fehler der anderen schauen. Die Probleme in der Gemeinde kommen oft daher, dass jeder auf die Fehler der anderen schaut, aber die eigenen nicht erkennt. Deshalb ermahnt uns der Herr: „Was Kapitel 6 47 schaust du aber auf den Splitter im Auge deines Bruders und beachtest den Balken in deinem Auge nicht?“ (Mt. 7:3). Je mehr du wächst, desto mehr siehst du deine eigenen Fehler und wirst den Herrn bitten: „Herr, beseitige diese Fehler!“ Der Hebräerbrief sagt, dass er uns bis zum Äußersten erretten kann (Hebr. 7:25). Viele möchten nur von der Verdammnis gerettet werden. Aber durch das Leben in uns möchte der Herr uns so retten, dass wir in sein Ebenbild umgewandelt werden. Er möchte uns in die Herrlichkeit hineinbringen. Paulus sagte: „… um wie viel mehr werden wir gerettet werden in seinem Leben“ (Röm. 5:10). Wir brauchen nicht nur das Blut, sondern noch viel mehr Errettung. Wir können uns nicht selbst erretten, daher brauchen wir IHN als unseren Retter. An Daniel wurde kein Makel gefunden, „weil er treu war“. Dieses Wort „treu“ wird immer wieder in der Schrift erwähnt, besonders in Matthäus 24 und 25, wo es um die Wiederkunft des Herrn geht. Wir sollen bei seiner Wiederkunft als treu erfunden werden. Unabhängig von der äußeren Situation sollen wir treu sein und fest bleiben. Wir brauchen alle die Gnade des Herrn, um treu zu sein. Ich kenne nur einen, der wirklich treu ist. So heißt auch sein Name (Offb. 19:11). Im Gemeindeleben gibt es über die Jahre viele Probleme, Schwierigkeiten, Missverständnisse, eigene Fehler und Fehler der anderen – eine Zeit der Prüfungen, und manchmal wie durch einen Feuerofen hindurch. Wenn unser Glaube durch Feuer geprüft ist, wird er viel kostbarer sein als Gold (1.Petr. 1:7). Es ist gut und normal, geprüft zu werden, vielleicht nicht gleich als junger Gläubiger, aber Prüfungen werden kommen, denn sie sind nötig, um zur Reife des Lebens zu gelangen. Entsprechend dem Wachstum des Lebens wird Gott uns prüfen. Abraham wurde auch geprüft. Nachdem er schon viele Erfahrungen mit ihm gemacht hatte, prüfte Gott eines Tages seinen Gehorsam. Abraham war sofort bereit, zu gehorchen und seinen Sohn auf dem Berg Morija zu opfern. Zu dieser Zeit hatte Abraham Treue und Gehorsam gelernt. Alles, was wir erfahren, wird nicht nur durch eine Botschaft zu uns kommen, sondern der Herr muss und wird zu jedem von uns persönlich sprechen. Was er zu dir geredet hat, kann dir niemand wegnehmen. Je mehr Erfahrungen du mit dem Herrn machst, desto einfacher wird es, treu zu sein. Treu sind jene, die dem Lamm nachgefolgt sind (Offb. 14:4). Zu Smyrna sagt der Herr: „Sei getreu bis zum Tod“ (Offb. 2:10). Daniel war treu bis zum Tod. 48 Kapitel 6 „Da sagten diese Männer: Wir werden bei diesem Daniel keinen Anklagegrund finden …“ (Dan. 6:6). Daniel war zu diesem Zeitpunkt ein Bild auf unseren Herrn. Was er erlebt hat, war genau dasselbe, was der Herr erlebt hat. Kein einziger Fehler wurde über ihn berichtet. Vergeblich suchte man an ihm einen Anklagegrund. „… es sei denn, dass wir im Gesetz seines Gottes etwas gegen ihn finden“ (V. 6). Sie wollten ein Komplott machen, irgendein Gesetz, das gegen seinen Glauben ist. „Daraufhin stürzten diese Minister und Satrapen zum König und sprachen zu ihm so: König Darius, lebe ewig! Alle Minister des Königreichs, die Statthalter und Satrapen, die Staatsräte und Verwalter haben sich beraten, dass der König eine Verordnung erlassen und ein Verbot bestätigen solle, dass jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen eine Bitte richtet außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll“ (V. 7-8). Darius hat diesem Unsinn zugestimmt. „Und als Daniel erfuhr, dass das Schriftstück ausgefertigt war, ging er in sein Haus. Er hatte aber in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie nieder, betete und pries vor seinem Gott, wie er es auch vorher getan hatte“ (V. 11). Daniel hat nicht einmal die Fenster geschlossen. Wir hätten doch sicherlich „weiser“ gehandelt und uns angepasst, um ja keine Aufmerksamkeit zu erregen. Das hat mit weise sein nichts zu tun, das bedeutet Kompromisse machen, Angst haben. Daniel war kompromisslos und nicht bereit, seinen guten Umgang mit Gott wegen solch einem Unsinn zu ändern. Wir passen uns oft an. Was können wir aufgrund unserer eigene Vorstellung und Fähigkeit bauen? Du bist nicht einmal fähig, deine Familie aufzubauen und dich selbst auf die richtige Bahn zu bringen. Wir müssen Gott so erfahren und kennen, und das bedarf einer Reife. Denke nicht, dass Daniel sehr viel Zeit hatte. Er war Minister und ein gewissenhafter Mann. Wer gewissenhaft arbeitet, hat immer viel zu tun. Dennoch hat er dreimal am Tag mit allem aufgehört und sich die Zeit genommen, für Jerusalem zu beten. Oft habe ich von den Heiligen gehört: „ Ich habe keine Zeit.“ Aber für so viele Dinge am Tag haben wir Zeit! Wir dürfen nicht so beschäftigt sein, dass uns am Ende keine Zeit mehr bleibt, für Gottes Werk zu beten. Daniel war in Bezug auf Gottes Vorsatz sehr ernsthaft. Kein Wunder, dass Gott diesen Mann liebte. Er war treu und Kapitel 6 49 von Gott geliebt. Wie oft kommst du zu Gott mit dem Anliegen, für Jerusalem zu beten? „Da stürzten jene Männer herbei und fanden Daniel betend und flehend vor seinem Gott“ (V. 12). Wie beten wir zu unserem lebendigen Gott? Beten wir auch mit ganzem Herzen für Gottes Anliegen, für seinen Vorsatz? Daniel brannte nach all den Jahren immer noch für Gottes Vorsatz. Er flehte, das heißt, er hatte ein Verlangen für die Wiederherstellung von Gottes Reich. Wie sieht es bei uns aus? Ist uns der Zustand der Gemeinde egal? Hast du schon mal vor dem lebendigen Gott geklagt, dass der Zustand unserer Gemeinde so mangelhaft ist?: „Herr, erbarme dich unser. Gib uns Licht über unser Tun, stelle uns bloß!“ Meinst du, er kümmert sich nicht um die Gemeinden? Es steht doch geschrieben, dass er mitten unter den goldenen Leuchtern wandelt (Offb. 1:13). Er hat sich damals sehr um die Gemeinden gekümmert, aber die Gemeinden wollten ihn gar nicht hören. Reichen dir schon fünf Heilige in der Gemeinde? „Ist das alles, Herr? Wo sind die Treuen? Hast du nicht noch mehr Treue in dieser Stadt?“ Hast du schon einmal Tränen für Jerusalem vergossen oder gelten deine Tränen nur dir selbst? „Darauf näherten sie sich dem König und sprachen vor ihm bezüglich des königlichen Verbotes: Hast du nicht ein Verbot ausfertigen lassen, dass jedermann, der innerhalb von dreißig Tagen von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet außer von dir, o König, in die Löwengrube geworfen werden sollte? Der König antwortete und sprach: Das Wort ist unumstößlich nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unaufhebbar ist“ (V. 13). Der König hatte einen Fehler gemacht, aber er konnte ihn nicht wieder rückgängig machen. Fehler machen ist nicht das größte Problem. Aber Fehler machen und keine Buße tun oder sich sogar noch rechtfertigen, ist ein noch größerer Fehler. „Da missfiel es dem König, als er die Sache hörte, sehr, und er sann darauf, Daniel zu retten; und bis zum Untergang der Sonne bemühte er sich, ihn zu befreien. Da stürzten diese Männer zum König und sagten zum König: Wisse, o König, dass die Meder und Perser ein Gesetz haben, wonach kein Verbot und keine Verordnung, die der König erlassen hat, abgeändert werden darf!“ (V. 15-16). Das zeigt hier, dass das Persische Reich nicht mehr so edel war wie das Babylonische Reich. Nur Nebukadnezar hatte die absolute Macht, aber Darius nicht mehr. Nebukadnezar hätte in seiner absoluten Macht jedes Gesetz wieder aufheben können. „Dann befahl der 50 Kapitel 6 König, und man brachte Daniel herbei und warf ihn in die Löwengrube“ (V. 17). Durch den lebendigen Gott aus dem Rachen der Löwen gerettet Am nächsten Morgen geschah Folgendes: „Dann stand der König bei der Morgenröte, sobald es hell wurde, auf und ging schnell zur Löwengrube. Und als er sich der Grube näherte, rief er mit trauriger Stimme nach Daniel: Der König begann und sagte zu Daniel: Daniel, Knecht des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, dich von den Löwen erretten können?“ (V. 20-21). Darius hatte offenbar doch eine gewisse Hoffnung, dass Gott Daniel erretten könnte. „Da redete Daniel mit dem König: O König, lebe ewig!“ (V. 22). So hat Daniel schon immer den König gegrüßt, und auch in dieser Situation war es für ihn ganz normal. Es scheint, als wäre diese Situation nichts Besonderes für ihn gewesen, nur eine weitere Erfahrung mit dem lebendigen Gott. „Mein Gott hat seinen Engel gesandt, und er hat den Rachen der Löwen verschlossen, sodass sie mich nicht verletzt haben, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden wurde“ (V. 23). Vielleicht finden die anderen eine Schuld an dir, aber solange der lebendige Gott dich unschuldig spricht, ist das gut genug. Wir brauchen uns nicht immer zu verteidigen. Lass Gott dich rechtfertigen. Dann können dich die Löwen nicht antasten. „Und auch vor dir, o König, habe ich kein Verbrechen begangen. Da freute sich der König sehr, und er befahl, Daniel aus der Grube herauszuholen. Und Daniel wurde aus der Grube herausgeholt; und keine Verletzung wurde an ihm gefunden, weil er auf seinen Gott vertraut hatte. Und der König befahl, und man brachte jene Männer, die Daniel verklagt hatten, und man warf sie in die Löwengrube, sie ihre Kinder und ihre Frauen. Und ehe sie noch am Boden der Grube angekommen waren, fielen die Löwen über sie her, und sie zermalmten alle ihre Knochen“ (V. 2325). Wenn wir solch ein Zeugnis ablegen, werden wir einen Eindruck im ganzen Reich hinterlassen – ein Zeugnis von der Wirkung des lebendigen Gottes. Lobt den Herrn – nach dem Tod kommt die Auferstehung! So ein Zeugnis ist mächtig. Kapitel 6 51 „Dann schrieb der König Darius an alle Völker, Nationen und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnten: Euer Friede sei groß! Von mir ergeht der Befehl, dass man in der ganzen Herrschaft meines Königreichs vor dem Gott Daniels zittere“ (V. 26-27). Solch ein Zeugnis beeinflusst die ganze Erde. Wie damals bei den Jüngern Jesu. Nicht ihre gute Predigt hat die Welt auf den Kopf gestellt, sondern ihr Zeugnis. Sie waren „Augenzeugen seiner Majestät“ (2.Petr. 1:16) gewesen. Sie haben bezeugt, was sie mit eigenen Augen gesehen haben. Das ist ein mächtiges Zeugnis. Es reicht nicht, wenn wir uns auf die Schrift beziehen. Wir brauchen heute viele Erfahrungen mit dem lebendigen Herrn – viel Reife des Lebens. Lasst uns treu bleiben bis zum Ende. Mitteilung 7 Kapitel 7 – Die Vision über den Alten an Tagen, den Sohn des Menschen und die Heiligen, die das Reich in Besitz nehmen Möge der Herr uns ganz neu einen Geist der Weisheit und der Offenbarung schenken. Der Herr möchte, dass wir zur Reife kommen, und dafür müssen wir in allen Gemeinden wachsen. Er kann nicht zurückkommen, wenn wir nicht reif sind. In Matthäus 13 ist der Herr der Sämann, aber in Offenbarung 14 ist er der, der erntet. Wer sät, erwartet auch eine Ernte. Als der Herr das erste Mal kam, hat er gesät. Während der letzten 2000 Jahre ist die Gemeinde durch einen langen Prozess gegangen: Schon im ersten Jahrhundert begann der Abfall, bis zum sechsten Jahrhundert war der römische Katholizismus voll entwickelt, und erst nach 1000 Jahren der Finsternis, zu Beginn der Reformation, ging es wieder aufwärts. Nach weiteren 500 Jahren ist jetzt die Zeit der Reife gekommen. Vergessen wir nicht, dass die Gemeinde nicht nur ein Ort ist, in dem wir sonntags für einen „Gottesdienst“ zusammenkommen, sondern die Gemeinde ist das Reich der Himmel heute auf dieser Erde. Wir, das Volk Gottes, haben den Auftrag, das Reich und die Herrschaft dem Satan, den Mächten und den Gewalten wegzunehmen. Gott will, dass sein Reich auf die Erde kommt. Deshalb hat der Herr uns angehalten zu beten: „Vater, dein Reich komme.“ Von Anfang an wollte Gott, dass der Mensch über die Erde herrscht (1.Mose 1:26). Nach dem Fall des Menschen hätte Gott diesen Satan leicht besiegen können, aber sein Plan ist größer – er möchte nicht allein, sondern mit uns Menschen sein Reich auf dieser Erde bauen. Was für ein Vorrecht, als Mensch im Plan Gottes zu sein. Dafür hat er uns Menschen in seinem Ebenbild geschaffen und möchte uns sein Leben geben, damit wir mit ihm herrschen können. Das Volk Israel war zwar Gottes auserwähltes Volk und als solches die erste heilige Nation, aber auch sie waren gefallen: Zur Zeit Samuels lehnten sie Gott als ihren König ab; sie wollten einen König wie die Nationen haben und fielen immer tiefer, bis sie tatsächlich wie die Nationen waren, Kapitel 7 53 sodass Gott schließlich sein Volk aufgab und es nach Babylon in die Gefangenschaft wegführen ließ. Mit der Herrschaft von Nebukadnezar in Babylon begannen die Zeiten der Nationen (606 v.Chr.), die erst 1967 mit der Eroberung Jerusalems endeten (Luk. 21:24). Nach der endgültigen Zerstörung Jerusalems (70 n.Chr.) hatte der Herr im Jahr 1948 bereits Vorbereitungen für sein Wiederkommen getroffen: Israel wurde wieder eine Nation und konnte im Juni 1967 mit Hilfe des lebendigen Gottes im „Sechstagekrieg“ Ostjerusalem zurückerobern und ganz Jerusalem wieder für Israel zurückgewinnen (Luk. 21:24). Dennoch konnte der Herr noch nicht wiederkommen. Zu dieser Zeit waren die Wiederherstellung und der Wiederaufbau des Gemeindelebens noch nicht abgeschlossen. Bevor nicht die Gemeinde fertiggebaut und zur Reife gekommen ist, kann der Herr noch nicht zurückkommen. Wie könnte der König kommen ohne ein Reich zu haben? Und wie könnte der Herr als Bräutigam kommen, wenn die Gemeinde, seine Braut, nicht für das Hochzeitsfest bereit ist (Offb. 19:7-8)? Nach den ersten beiden Zeichen (1948 und 1967) muss sich noch das dritte Zeichen aus Daniel 9 erfüllen. Wenn das dritte Zeichen (die Unterzeichnung des Friedensvertrags) kommt, ist das der Anfang der letzten sieben Jahre dieses Zeitalters. Die ganze Welt wartet auf diesen Friedensvertrag zwischen Israel und den Palästinensern. Außerdem dürfen wir das Bild aus dem Traum von Nebukadnezar in Daniel 2 nicht vergessen: Die Zeit der Füße des Standbildes hatte mit der Zeit der französischen Revolution (im Jahr 1789) und der Unabhängigkeit der USA (1776) begonnen. Damit war der Grundstein gelegt für eine freiheitliche und demokratische Regierungsform. Gemessen an diesem Standbild leben wir heute im Zeitalter des Fußes und damit am Ende der Zeiten. Nur Gott hat die Weisheit, die ganze Entwicklung von mehreren tausend Jahren in einem einzigen Bild, dem Standbild in Daniel 2, zu beschreiben. Von dem goldenen Haupt über die silbernen Schultern, dem Bauch und den Lenden aus Bronze und den eisernen Beinen bis hin zu den Füßen aus Ton und Eisen zeigt die Geschichte auch, dass es mit der Menschheit immer schlimmer wurde. Das Material wurde von Gold bis zum Eisen immer härter und unedler. Bis heute sind die Menschen immer härter gegen Gott geworden. Trotz großer kultureller Leistungen in den verschiedenen Zeitaltern ist dennoch die ganze Menschheitsgeschichte vor allem eine Kriegsgeschichte. Wie großartig auch 54 Kapitel 7 manche Errungenschaften nach außen hin scheinen, so ist doch die wahre Natur des Menschen und seiner Reiche mit wilden Tieren zu vergleichen, wie es uns die Vision in Daniel 7 offenbart. Die Weltreiche sind wilden Tieren gleich „Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, sah Daniel einen Traum und Gesichte seines Hauptes auf seinem Lager. Dann schrieb er den Traum auf, die Summe der Ereignisse berichtete er. Daniel fing an und sprach: Ich schaute in meinem Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde des Himmels wühlten das große Meer auf“ (Dan. 7:1-2). Alle diese Reiche, um die es hier geht, haben mit dem Mittelmeerraum zu tun, wo Israel ist. Ob wir es anerkennen wollen oder nicht: Israel ist das Zentrum dieser Welt. Wenn der Herr sein Tausendjähriges Reich aufrichtet, wird dies nach Sacharja wieder in Jerusalem sein. Deshalb ist Jerusalem ein so umstrittener Ort, denn auch der Feind möchte Jerusalem einnehmen und es nicht wieder hergeben. Für Gott ist diese kleine Stadt so wichtig. Vor den Augen der Menschen ist Jerusalem wie nichts („Zion“ bedeutet „verbranntes Land“). Und dennoch gibt es um diese Stadt viele Kämpfe. Im Mittelmeerraum gab es viele Kriege. Auch der letzte Kampf wird in diesem Teil der Erde stattfinden, wenn sich dort in Hermagedon die Heere dieser Welt zum letzten Krieg gegen Christus versammeln (Offb. 16:1416). Dies ist wirklich ein besonderes Gebiet. „Und vier große Tiere stiegen aus dem Meere herauf, jedes verschieden von dem anderen. Das erste war wie ein Löwe und hatte Adlerflügel (das ist Nebukadnezar); … Und siehe, ein anderes, ein zweites Tier, war einem Bären gleich. Und es war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul drei Rippen zwischen seinen Zähnen“ (V. 3-5). Dieser Bär mit zwei verschiedenen Seiten entspricht den zwei Schultern im Bild aus Daniel 2: Meder und Perser wurden zum persischen Reich. Die drei Reiche Kleinasien, Ägypten und Babylon – drei Rippen im Maul des Bären – wurden vom persischen König Kyrus eingenommen. „Und man sprach zu ihm so: Steh auf, friss viel Fleisch!“ (V. 5) – dies ist ein Bild dafür, dass das persische Reich seine Kriege nicht durch Strategie gewonnen hat, sondern durch die Menge der Soldaten. Durch die Größe der Armee haben sie Reiche erobert, im Gegensatz zu Alexander dem Großen, der mit wenigen viel erobert hat. Kapitel 7 55 „Nach diesem schaute ich, und siehe, ein anderes, wie ein Leopard: das hatte vier Vogelflügel auf seinem Rücken. Und das Tier hatte vier Köpfe, und Herrschaft wurde ihm gegeben“ (V. 6). Dies ist ein Bild auf Alexander den Großen (schnell wie ein Leopard), der keine Zeit verlor, sondern innerhalb von wenigen Jahren viele Länder eroberte. Nach seinem frühen Tod wurde das Reich in vier Teile aufgeteilt: Griechenland, Kleinasien, Syrien und Ägypten (vier Köpfe). „Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: und siehe, ein viertes Tier, furchtbar und schreckenerregend und außergewöhnlich stark, und es hatte große eiserne Zähne; es fraß und zermalmte, und den Rest zertrat es mit seinen Füßen. Und es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm waren, und es hatte zehn Hörner“ (V. 7). Für das vierte Tier konnte Daniel keine genaue Beschreibung geben. Er konnte nur sagen: „Es ist schrecklich, stark, furchtbar und außergewöhnlich.“ Es ist das römische Reich, welches sich über die Jahrhunderte hinweg bis in unsere Zeit wandelte (analog dazu stehen in Daniel 2 die Beine und Füße). Das ursprüngliche römische Reich erkennt man am Ende nicht mehr. Heute gibt es die „Verträge von Rom“ (1957/1958), auf die sich die fortschreitende Integration der europäischen Staaten gründet. Die 10 Hörner von Vers 7 entsprechen den 10 Zehen in Daniel 2. In den Augen Gottes sind die gefallenen Menschen nichts anderes als unreine, vierfüßige Tiere (Apg. 10:12). Was haben die Menschen sich nicht schon alles ausgedacht, um einander zu quälen und zu töten. Denken wir nur an das Mittelalter und an die zerstörerischen Waffen der Weltkriege. Das einzigartige kleine Horn – das Tier aller Tiere (Dan. 7:8; Offb. 13:1-10) „Während ich auf die Hörner achtete, siehe, da stieg ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen, und ein Mund, der große Worte redete“ (Dan. 7:8). In Offenbarung 13 ist auch von den 10 Hörnern die Rede. Johannes sah das Tier aller Tiere, welches noch erscheinen wird. In diesem letzten Tier werden alle Tiere aus Daniel 7 wieder sichtbar. So wie der Herr der König 56 Kapitel 7 aller Könige ist, gibt es das Tier aller Tiere: „Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. Und das Tier, das ich sah, war einem Leoparden gleich und seine Füße wie die eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Gewalt“ (Offb. 13:1-2). Hier sehen wir, dass hinter all diesen Tieren und ihrer Bosheit der Satan, dieser Drache, steht. Die Reiche dieser Welt haben mit dem Drachen zu tun. Heute ist noch vieles verborgen, aber in der letzten Zeit wird die ganze Bosheit offenbar. „Und eines seiner Häupter war wie zu Tode getroffen und seine Todeswunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah dem Tier staunend nach“ (Offb. 13:3). Wann wird das geschehen? Wenn die letzten 3½ Jahre beginnen. Alle Reiche dieser Welt werden mit bestimmten Tieren verglichen. Sie sind korrupt, schrecklich, zerstörerisch und führen zu Kriegen und Zerstörung und sind vorherbestimmt zur Verwüstung, wie am Ende von Daniel 7 beschrieben. Das Reich der Himmel aber ist ein vollkommen anderes Reich! Deshalb investiere nicht in diese Welt – benütze sie lediglich, um zu leben. Wir müssen heute ganz zum Reich der Himmel gehören. In Daniel 2 sehen wir noch ein „menschliches“ Bild von den Weltreichen; in Daniel 7 sind es schon Tiere geworden, von denen eines so schrecklich ist, dass man es nicht mal richtig beschreiben kann. Das ist die Entwicklung dieser Welt. Wenn du diese Vision siehst, wirst du nicht mehr in diese Welt investieren oder dich gar von ihr gefangen nehmen lassen. Die sieben Häupter der 10 Hörner aus Offenbarung 13:1 werden in Kapitel 17 genauer beschrieben: „Hier ist der Verstand, der Weisheit hat. Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und sind sieben Könige: Fünf sind gefallen, einer ist, der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Weile bleiben“ (Offb. 17:9-10). Rom ist bekannt als die Stadt der sieben Hügel. Sieben Könige von dort werden erwähnt, fünf sind gefallen, das heißt, starben eines unnatürlichen Todes. Bis zur Zeit des Johannes hat es zwar mehr als fünf Könige gegeben, aber wir müssen wissen, Gott erwähnt nicht alle Namen. Bei Gott gilt nur das, was wichtig ist. Der erste dieser fünf Könige war Julius Cäsar, Tiberius war der zweite (Augustus wurde nicht umgebracht bzw. ist nicht „gefallen“, und wurde daher Kapitel 7 57 nicht erwähnt), die weiteren waren Kaligula, Claudius und Nero, dann Domitian („einer ist“, zur Zeit von Johannes), und der siebte ist noch nicht gekommen. Fünf sind gefallen, einer ist und der andere ist noch nicht gekommen. Johannes hat uns nicht gesagt, wann er kommt. Dieser ist vielleicht heute schon da – wir wissen es nicht. Der siebte lebt nur eine „kleine Weile“. „Und das Tier, das war und nicht ist, das ist auch der achte und ist einer von den sieben und geht hin ins Verderben“ (Offb. 17:11). Dieses Tier, das war, also schon gelebt hat, aber zur Zeit des Johannes nicht mehr ist, das ist auch der achte. Aber es gibt nur sieben – woher kommt dann der achte? Wenn der siebte kommt, „muss er eine kleine Weile bleiben“ und dann in der Mitte der sieben Jahre getötet werden. Nachdem er gestorben ist, kommt einer von den fünfen, der schon war. Er kommt aus dem Abgrund und geht in den Leichnam des siebten. Dann steht der siebte wieder auf und ist somit der achte. Das heißt, der achte ist die Kombination von dem Leichnam des siebten, der getötet wurde, aber die Person von einem dieser fünf. Da er die Zahl 666 hat, ist dies ein klarer Hinweis auf Nero. Das ist das Tier, das von dem Abgrund kommt. „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige …“ (Offb. 17:12) Diese zehn Nationen kommen noch. Das heißt, am Ende dieses Zeitalters spitzt es sich auf zehn Nationen, zehn Könige, zehn Reiche zu, die die Macht haben werden. „… die noch kein Reich empfangen haben, aber wie Könige werden sie Gewalt empfangen eine Stunde mit dem Tier. Diese haben einerlei Meinung und geben ihre Kraft und Gewalt dem Tier. Diese werden Krieg führen mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige; und die mit ihm sind, sind Berufene und Auserwählte und Treue“ (Offb. 17:1214). Zur Zeit Daniels war das ganze Israel untreu. Sie haben sich der Welt angepasst und sogar den Götzendienst übernommen. Aber es gab einen Teil des Volkes Gottes, der treu geblieben ist. Heute gibt es viele Christen, aber wie viele sind wirklich dem Herrn treu? Wie viele wandeln gemäß seinem Wort und haben eine lebendige Beziehung zu ihm? Und wie viele sind gehorsam und tun, was er will? 58 Kapitel 7 Die Vision über den Alten an Tagen und den Sohn des Menschen (Dan. 7:9-10, 13-14) Gott sei Dank, dass er dem Daniel noch anderes als nur die wilden Tiere zeigte: „Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und einer, der alt („Uralte“ Luther-Übersetzung) war an Tagen, sich setzte. Sein Gewand war weiß wie Schnee, und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle, sein Thron Feuerflammen, dessen Räder ein loderndes Feuer. Ein Feuerstrom floss und ging von ihm aus. Tausend mal Tausende dienten ihm, und zehntausend mal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht setzte sich, und Bücher wurden geöffnet. Dann schaute ich wegen der Stimme der großen Worte, die das Horn redete: ich schaute, bis das Tier getötet und sein Leib zerstört und dem Brand des Feuers übergeben wurde“ (Dan. 7:9-11). Das Tier wird völlig zerstört und in den Feuerpfuhl geworfen. Und der Herr wird die Herrschaft übernehmen. Wir müssen diesen Thron sehen. „Und den übrigen Tieren wurde ihre Herrschaft weggenommen, und Lebensdauer wurde ihnen gegeben bis auf Zeit und Stunde“ (V. 12). Das heißt, das alles wird noch bestehen. Aber am Ende sehen wir in diesem Bild (Dan. 2): Wenn es zerstört wird, dann werden alle diese Reiche zerstört werden. Wir müssen diese beiden Visionen zusammenbringen, um es richtig zu verstehen. „Ich schaute in Gesichten der Nacht: und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen“ (V. 13). Es gibt nur einen wahren Menschen. Wir sehen hier den Sohn des Menschen, Jesus Christus. Er ist hier erschienen, um das Reich zu empfangen. „Und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum so, dass es nicht zerstört wird. Mir, Daniel, wurde mein Geist tief in meinem Innern bekümmert, und die Gesichte meines Hauptes erschreckten mich. Ich näherte mich einem von denen, die dastanden, und bat ihn um genaue Auskunft über dies alles. Und er sprach zu mir und ließ mich die Deutung der Sachen wissen: Diese großen Tiere – es sind vier – bedeuten: vier Könige werden sich von der Erde her erheben“ (V. 13-17). Kapitel 7 59 Die Heiligen ererben das Reich „Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich empfangen, und sie werden das Reich besitzen bis in Ewigkeit, ja, bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten“ (V. 18). Das ist ein wunderbares Geheimnis! Gott gab diese Offenbarung nur Daniel. Der Herr kommt immer noch nicht, weil sein Reich noch nicht bereitet ist. Sind wir bereit zu herrschen, wenn der Herr heute kommt? Wenn er noch nicht mal in dir herrschen kann, wie kann er dann durch dich herrschen, wenn er zurückkommt? Sein Reich ist voller Frieden und Gerechtigkeit und voller Herrlichkeit und ewig. Wenn wir nicht heute schon in allen Dingen mit ihm zusammenarbeiten, wenn wir sogar so wie die Ungläubigen leben, wie kann der Herr durch uns regieren? Sind wir qualifiziert, sein Reich zu empfangen? Darum geht es in diesem Kapitel sieben; das ist das Wichtigste, nicht die Tiere. „Ich sah, wie dieses Horn gegen die Heiligen Krieg führte und sie besiegte“ (V. 21). Diesen Satz müssen wir im Herzen behalten, weil es später im Buch der Offenbarung in den Kapiteln 12 und 13 wieder vorkommt. Das heißt, wenn wir nicht vor den letzten 3½ Jahren entrückt werden, werden wir erleben, wie das Tier gegen die Heiligen Krieg führt und sie besiegt: „Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden“ (Offb. 13:7). Das, was Daniel gesehen hat, ist genau das, was auch Johannes gesehen hat. Frage dich selbst: Bist du bereit zur Entrückung? Das Wort sagt uns, dass es Heilige gibt, die noch hierbleiben werden: „Und der Drache war zornig über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit den Übrigen von ihrer Nachkommenschaft, die Gottes Gebote halten und das Zeugnis Jesu haben“ (Offb. 12:17). Das sind die Juden und Christen. „... bis der, der alt an Tagen war, kam und das Gericht den Heiligen des Höchsten gegeben wurde und die Zeit anbrach, dass die Heiligen das Königreich in Besitz nahmen“ (Dan. 7:22). Die Reiche dieser Welt sind nur vorläufig den Nationen gegeben; ihre Zeit ist sogar schon abgelaufen. Der Herr muss nur noch warten, bis die Heiligen bereit sind, das Reich zu empfangen. „Und das Reich und die Herrschaft und die Größe der Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben 60 Kapitel 7 werden. Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen“ (Dan. 7:27). Lesen wir dazu in Offenbarung 11, was am Ende der großen Trübsal geschehen wird: „Und der siebte Engel posaunte; und es erhoben sich große Stimmen im Himmel, die sprachen: Das Reich der Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offb. 11:15). In Offenbarung sah Johannes auch, wie schon Daniel, den Thron des „Uralten“. Und in Offenbarung 5 sehen wir das Lamm auf dem Thron, das qualifiziert ist, das Buch mit den Siegeln zu öffnen und zu herrschen. Mitteilung 8 Für alle Heiligen ist es so wichtig, wirklich zu sehen, dass Gott der wahrhaftige und lebendige „Alte an Tagen“ ist (Dan. 7:9, 22). Alles, was geschehen wird, zeigte er Daniel schon in allen Einzelheiten. Wie Nebukadnezar und später auch der König Darius bekennen mussten, ist Gott allmächtig und allwissend; seine Weisheit ist unbegrenzt. Nichts ist vor ihm verborgen. Von ferne weiß er schon, was wir denken (Ps. 139:2). Unser Gott ist ein wunderbarer Gott. Alle, die ihn erkannt haben, müssen das bekennen und ihm die Ehre geben. Besonders in seinem Haus sollen wir Gott gegenüber eine tiefe Ehrfurcht haben und zum Ausdruck bringen. Daniel 7 ist das letzte Kapitel des ersten Abschnitts im Buch Daniel. Die Vision von Kapitel 7 entspricht völlig dem Traum von Nebukadnezar. Die ersten sieben Kapitel wurden in der chaldäischen Sprache geschrieben; danach benutzte Daniel die hebräische Sprache. Die ersten sieben Kapitel enthalten Visionen über die Reiche dieser Welt. Ab Kapitel acht geht es vor allem um das Volk Gottes, um den Tempel und um Jerusalem. Gott ist so souverän! Manche bestreiten, dass der zweite Teil des Buches tatsächlich von Daniel stammt. Wir aber streiten nicht darüber – wir genießen es. Je mehr wir Gott sehen, desto mehr werden wir ihm vertrauen, ihn loben und ihm die Ehre geben. In Kapitel 7 wird uns gezeigt, dass die Heiligen des Höchsten das Reich empfangen werden (7:18, 22, 27). Die Reiche dieser Welt werden zum Kapitel 7 61 Reich unseres Herrn werden, und wir werden mit Christus zusammen herrschen. Dafür empfangen wir dieses Reich. Es lohnt sich, nicht die Welt zu lieben, sondern sich ganz dem Herrn hinzugeben. Wir leben zwar in der Welt, aber wir sind nicht von der Welt (Joh. 15:19; 17:14, 16). Kapitel 8 – Die Vision über das kleine (unbedeutende) Horn „Im dritten Jahr der Regierung des Königs Belsazar erschien mir, Daniel, eine Vision nach der, die mir im Anfang erschienen war. Und ich sah in der Vision: Und es geschah, während ich sah, da war ich in der Burg Susa, die in der Provinz Elam ist; und ich sah in der Vision, dass ich am Fluss Ulai war. Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe, ein Widder stand vor dem Fluss, der hatte zwei Hörner; und die zwei Hörner waren hoch, und das eine war höher als das zweite, und das höhere stieg zuletzt auf. Ich sah den Widder nach Westen und nach Norden und nach Süden stoßen, und kein Tier hielt ihm stand, und niemand rettete aus seiner Hand; und er handelte nach seinem Belieben und wurde groß. Und während ich achtgab, siehe, da kam ein Ziegenbock von Westen her über die ganze Erde, und er berührte die Erde nicht; und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen. Und er kam zu dem Widder mit den zwei Hörnern, den ich vor dem Fluss hatte stehen sehen; und im Zorn seiner Kraft rannte er auf ihn zu. Und ich sah ihn neben dem Widder eintreffen, und er ergrimmte gegen ihn, und er stieß den Widder und zerbrach seine beiden Hörner; und in dem Widder war keine Kraft, vor ihm zu bestehen. Und er warf ihn zu Boden und zertrat ihn, und niemand rettete den Widder aus seiner Hand. Und der Ziegenbock wurde überaus groß. Und als er stark geworden war, zerbrach das große Horn und vier ansehnliche Hörner wuchsen an seiner Stelle nach den vier Winden des Himmels hin. Und aus dem einen von ihnen kam ein einzelnes Horn hervor, zunächst klein, aber es wurde übermäßig groß gegen Süden und gegen Osten und gegen die Zierde. Und es wuchs bis an das Heer des Himmels, und es warf einige von dem Heer und von den Sternen zur Erde herab und zertrat sie. Selbst bis an den Obersten des Heeres wuchs er empor. Und er nahm ihm das regelmäßige Opfer weg, und die Stätte seines Heiligtums wurde gestürzt. Und ein Opferdienst wurde verbrecherisch gegen das regelmäßige Opfer eingerichtet. Und das Horn warf die Wahrheit zu Boden und hatte Erfolg. Und ich hörte einen Heiligen reden. Und es sprach ein Heiliger zu jemandem - dem Redenden nämlich -: Bis wann gilt die Vision von dem regelmäßigen Opfer und von dem entsetzlichen Verbrechen, dass sowohl das Heiligtum als auch der Opferdienst zur Zertretung preisgegeben sind? Und er sagte zu mir: Bis zu 2300 Abenden und Morgen; dann wird das Heiligtum wieder gerechtfertigt. Und es geschah, als ich, Daniel, die Vision gesehen hatte, da suchte ich Verständnis darüber. Und siehe, da Kapitel 8 63 stand vor mir einer, sein Aussehen war wie das Aussehen eines Mannes. Und ich hörte eine Menschenstimme zwischen den Ufern des Ulai, die rief und sprach: Gabriel, lass diesen die Erscheinung verstehen! Und er trat an den Ort, wo ich stand; und als er herantrat, erschrak ich und fiel nieder auf mein Angesicht. Er aber sprach zu mir: Merke auf, Menschensohn! Denn die Vision gilt für die Zeit des Endes. Und als er mit mir redete, sank ich betäubt zur Erde auf mein Angesicht. Er aber rührte mich an und stellte mich auf meinen vorigen Platz. Und er sagte: Siehe, ich will dich erkennen lassen, was am Ende der Verfluchung geschehen wird; denn es gilt für die festgesetzte Zeit des Endes. Der Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, das sind die Könige von Medien und Persien. Und der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland. Und das große Horn, das zwischen seinen Augen war, das ist der erste König. Und dass es zerbrach und dass vier andere an seiner Stelle auftraten, bedeutet: Vier Königreiche werden aus der Nation aufstehen, aber nicht mit seiner Macht. Und am Ende ihrer Königsherrschaft, wenn die Abgefallenen das Maß vollgemacht haben, wird ein König aufstehen, mit hartem Gesicht und erfahren in Ränken. Und seine Macht wird stark sein, jedoch nicht durch seine eigene Macht; und er wird entsetzliches Verderben anrichten und wird erfolgreich sein und handeln. Und er wird die Starken und das Volk der Heiligen vernichten. Und wegen seines Verstandes wird er erfolgreich sein, mit Betrug in seiner Hand. Und er wird in seinem Herzen großtun, und unversehens wird er viele vernichten. Und gegen den Fürsten der Fürsten wird er sich auflehnen, aber ohne eine Menschenhand wird er zerbrochen werden. Und die Erscheinung von den Abenden und von den Morgen: was gesagt wurde, ist Wahrheit. Du aber, halte die Vision geheim, denn es sind noch viele Tage bis dahin. Und ich, Daniel, war erschöpft und einige Tage krank. Dann stand ich auf und verrichtete die Geschäfte des Königs. Und ich war entsetzt über die Erscheinung, und keiner war da, der es verstand“ (Dan. 8:1-27). Mit Kapitel 8 beginnt ein neuer Abschnitt, in dem der Herr dem Daniel Genaueres über das kleine Horn, den letzten König zur Zeit des Endes offenbaren will. Alles ist schon einmal im Jahr 171 v. Chr. durch den König Antiochus IV. Epiphanes von Syrien erfüllt worden. Diese Vision (siehe Verse 17 und 19) gilt für die Zeit des Endes. Daher wissen wir, dass alles, was in dieser Vision beschrieben wird, nicht nur einmal (durch Antiochus IV. Epiphanes) erfüllt wurde, sondern sich auch am Ende des Zeit- 64 Kapitel 8 alters, in den letzten dreieinhalb Jahren, während der großen Trübsal, wiederum erfüllen wird. In Kapitel 8 möchte der Herr uns noch klarer beschreiben, was das Tier am Ende tun wird. I. Die Vision über den Widder und den zottigen Ziegenbock (Dan. 8:2-5) A. Ein Widder mit zwei Hörnern – das Reich der Meder und Perser B. Ein zottiger Ziegenbock – das griechische Reich 1. Das große Horn – Alexander der Große 2. Die vier ansehnlichen Hörner – die vier Reiche nach dem Tod Alexanders Die Vision in Kapitel 8 fängt mit einer Beschreibung des Reiches der Meder und Perser an. Die zwei Hörner des Widders symbolisieren jeweils das medische und das persische Reich (V. 20). Letzteres wurde mit der Zeit stärker als das medische Reich – dies ist das höhere Horn, das in Vers 3 zuletzt aufstieg. Das persische Reich hat das Zeichen des Widders und Griechenland das Zeichen des Ziegenbocks (Agaeis = Ziegenbock). Das ansehnliche Horn des Ziegenbocks stellt Alexander den Großen dar (V. 5), der in kurzer Zeit viele Länder eroberte, so schnell, dass die Füße des Ziegenbocks nicht einmal die Erde berührten. Das große Horn, das zerbrach (V. 8), ist Alexander der Große, der frühzeitig an Krankheit starb. Die vier ansehnlichen Hörner, die an seiner Stelle wuchsen, sind die vier Reiche, die nach dem Tod Alexanders hervorkamen (entsprechend den vier Köpfen des dritten Tiers in Kapitel 7). Diese vier Könige kämpften um die Macht und teilten das Reich Alexander des Großen unter sich auf: Kassander herrschte in Griechenland und Mazedonien, Lysimachos in Kleinasien, Seleukos Nikator in Syrien und Ptolemäus in Ägypten. II. Das kleine Horn – ein Bild auf das Tier in Offenbarung 13 Aus diesen vier Hörnern, die vier Reiche darstellen, wuchs ein kleineres Horn hervor. Anfänglich klein, wurde es doch übermäßig groß und wuchs sogar bis an das Heer des Himmels. Dieses Heer stellt das Volk Gottes dar. Das Horn warf einige von dem Heer und von den Sternen zur Erde Kapitel 8 65 herab und zertrat sie. Es sind die Leitenden und Angesehenen im Volk Israel, die abgefallen waren. Wenn das Volk Israel das Maß ihres Abfalls vollgemacht hat (V. 23), wird das kleine Horn an die Macht kommen. A. Antiochus IV. Ephiphanes von Syrien – die erste Erfüllung der Vision in Daniel 8 Das kleine Horn ist der König Antiochus IV. Epiphanes von Syrien, der von 175-164 v. Chr. regierte. Durch viel List und Manipulation wurde er ein großer König. Diplomatie, Bestechung und Redekunst verschafften ihm die Unterstützung anderer, die es ihm ermöglichten, seine Macht zu vergrößern. Wie in Vers 23 beschrieben, ist sein Gesicht grimmig, schamlos und furchtlos. Er war frech, ein Mensch, der gar kein Gefühl hatte. Listig, schlau und betrügerisch, war er erfahren in Ränken. Er warf einige von dem Heer des Himmels und von den Sternen auf die Erde und zertrat sie. Wie die Geschichte zeigt, kam die Vision, die in diesen Versen beschrieben wird, durch Antiochus IV. Epiphanes (A.E.) zur ersten Erfüllung. Zu der Zeit, als A.E. an die Macht kam, herrschte unter dem Volk Israel ein großes Durcheinander. Er versuchte mit allen Mitteln, die Juden zu hellenisieren und unter griechischen Einfluss zu bringen. Aber das Volk Gottes darf nicht dieser Welt gleichgestellt und durch eine fremde Kultur ihr nicht gleichförmig werden. Dennoch wollten sich einige Juden der damaligen modernen, weltlichen Strömung anpassen und gerne griechisch werden; andere dagegen waren konservativ und wollten Gott treu bleiben. Der damalige Hohepriester war ein Mann namens Onias III. Sein Bruder Joshua war so sehr für die Hellenisierung des Volkes Israel, dass er deswegen sogar seinen Namen in „Jason“ änderte. Auch wollte er unbedingt Hohepriester werden. Durch Bestechungsgelder sollte A.E. Onias als Hohepriester absetzen und stattdessen ihn, Jason, einsetzen. Dafür versprach er, alles zu tun, um A.E. bei der Hellenisierung der Juden zu helfen. A.E. nahm dieses Angebot an und nachdem Jason als Hohepriester eingesetzt war, baute er den Juden eine Sportstätte. Wie wir wissen, war Sport ein sehr wichtiger Bestandteil der griechischen Kultur. Die Griechen liebten Sport jeder Art. Von ihnen kommen die Olympischen Spiele, die bis heute noch ausgerichtet werden. Es war damals „in“, Sport zu treiben. Sollen etwa auch wir eine Sporthalle bauen? Für viele aus dem Volk Israel war 66 Kapitel 8 der Sport sehr anziehend. Selbst die jungen Priester wurden dadurch so abgelenkt, dass sie ihren Opferdienst im Tempel vernachlässigten. Jason war trotz allem ein „kompromissvoller“ Mensch; er hatte Mitgefühl mit denen, die gegen die Hellenisierung waren. Zu jenen, die die Hellenisierung unterstützten, gehörte auch ein Mann namens Menelaos. Diesen beauftragte Jason, das Bestechungsgeld persönlich zu A.E. zu bringen. Menelaos nutzte die Gelegenheit, A.E. noch mehr Geld anzubieten, um jetzt seinerseits Hohepriester zu werden. Er meinte, die Hellenisierung besser als Jason umsetzen zu können. Wieder nahm A.E. das Bestechungsangebot an, setzte Menelaos als Hohepriester ein und Jason musste nach Ägypten fliehen. Da Menelaos das A.E. versprochene Geld nicht besaß, nahm er die Gefäße aus dem Tempel, verkaufte sie und brachte den Erlös nach Syrien. Einige der Treuen vom Volk erhoben sich daraufhin gegen Menelaos und töteten dabei einige Soldaten des Königs, die Menelaos unterstützten. Von einem Feldzug gegen Ägypten zurückgekehrt, wandte sich A.E. gegen die Juden und brachte viele von ihnen um. Er verbot, die Thora zu lesen, stellte ein Bild des Zeus im Tempel des Herrn auf, setzte die regelmäßigen Opfer ab und opferte sogar einmal ein Schwein im Tempel (Dan. 8:10-13). Am Ende wird A.E. ohne Menschenhand zerbrochen und stirbt während eines Feldzuges. B. Es zertrat das Heer des Himmels, die Sterne und das Heiligtum 2300 Tage lang Vers 14 sagt, dass die Weissagung „von dem entsetzlichen Verbrechen“ (Dan. 8:10-12, 24) für 2300 Tage gelten wird. Von der Entweihung des Tempels (171 v. Chr., im Monat Sivan, z. Z. des Hohenpriesters Menelaos) bis zu seiner Wiederherstellung vergingen 2300 Tage. Dann beendete der erfolgreiche Makkabäeraufstand (V. 14; 11:32-33) diese Gräuel, und der Opferdienst wurde wiederhergestellt (164 v. Chr., am 15. Tag des Monats Kislev). Es ist kaum vorstellbar, dass Derartiges unter den Priestern passieren konnte. Aber für uns im Gemeindeleben muss dies eine Warnung sein. Oft meinen wir, die Dinge besser als andere machen zu können, und sind der Ansicht, die anderen sollten „abgesetzt“ werden. Dieser A.E. ist ein Bild auf das Tier im Buch der Offenbarung (Kap. 13:26) und auf das, was dieses Tier in den letzten dreieinhalb Jahren tun wird. Kapitel 8 67 Dies wird sich alles wiederholen, denn die Verwüstung des Tempels und der Opferstätte wird am Ende der letzten 3½ Jahren noch einmal geschehen. In diesem Kapitel steht zweimal, dass diese Vision für die Zeit des Endes gilt (8:17, 19). Gottes Wort warnt uns: Wenn wir tun, was wir wollen, und nicht auf Gottes Wort achten, dann wird die Verwüstung kommen. Viele Dinge geschehen nicht nur, weil die Menschen der Welt böse sind, sondern auch, weil das Volk Gottes gegen ihn sündigt und immer tiefer fällt. In Kapitel 11 wird diese Geschichte noch einmal in allen Einzelheiten erzählt. C. Die Vision gilt für die letzten dreieinhalb Jahre „Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und wird die Heiligen des Höchsten aufreiben; und er wird danach trachten, Festzeiten und Gesetz zu ändern, und sie werden in seine Hand gegeben werden für eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ (Dan. 7:25). Dieser Vers zeigt uns, dass alle in Kapitel 8 beschriebenen Schwierigkeiten und Situationen in den letzten sieben Jahren geschehen werden. Was bedeuten „eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit“ in diesem Vers? Sicherlich ist hier die zweite Hälfte der letzten 7 Jahre gemeint, die dreieinhalb Jahre der großen Trübsal, wie wir es auch an verschiedenen Versen aus dem Buch der Offenbarung sehen können. „Und den Hof, der außerhalb des Tempels ist, lass weg und miss ihn nicht! Denn er ist den Nationen gegeben, und sie werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang. Und ich werde meinen zwei Zeugen Vollmacht geben und sie werden zwölfhundertsechzig Tage lang weissagen, mit Sacktuch bekleidet“ (Offb. 11:2-3). „Und die Frau floh in die Wüste, wo sie einen Ort hat, von Gott bereitet, damit man sie dort ernährt zwölfhundertsechzig Tage“ (Offb. 12:6). „Und der Frau wurden die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste fliehen konnte an ihren Ort, wo sie ernährt wird eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit fern von dem Angesicht der Schlange“ (Offb. 12:14). 68 Kapitel 8 „Und es wurde ihm ein Maul gegeben, große Dinge und Lästerungen zu reden, und es wurde ihm Macht gegeben, zweiundvierzig Monate zu wirken“ (Offb. 13:5). Das jüdische Jahr hat 360 Tage. Eine Zeit (360 Tage) und zwei Zeiten (720 Tage) und eine halbe Zeit (180 Tage) sind genau 1260 Tage oder dreieinhalb Jahre. Das sind die 1260 Tage, in denen die zwei Zeugen aus Offenbarung 11 weissagen werden, und die jene Frau in Offenbarung 12 in der Wüste verbringen wird. Offenbarung 12:14 beschreibt diese Zeit auch als „eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“, und in Offenbarung 13:5 wird diese Zeit als 42 Monate beschrieben. 42 Monate sind gleich 1260 Tage, also dreieinhalb Jahre. So genau ist die Schrift! In diesen letzten dreieinhalb Jahren wird alles, was wir gelesen haben, geschehen. Daran lässt die Schrift keinen Zweifel. Was dieses Tier in der großen Trübsal machen wird, ist schrecklich. Der Herr muss uns aufwecken! Kapitel 9 – die Vision über die siebzig (Jahr-) Wochen I. Die Offenbarung der siebzig Wochen durch Gabriel Was in diesem Teil für uns wichtig ist, sind die siebzig Jahrwochen (490 Jahre), die am Anfang der Vision Daniels beschrieben werden. Der Herr hat diese siebzig Jahrwochen besonders hervorgehoben und beschrieben, um zu zeigen, wann der Messias kommt – sein erstes Kommen und auch sein zweites Kommen. Daniel 9:24-27 24 Siebzig Wochen1 sind für dein Volk und für deine heilige Stadt bestimmt2, um die Übertretung zum Abschluss zu bringen3 und der Sünde ein Ende zu machen4 und die Schuld zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Vision und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben. 25 So wisse nun und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen1 und zweiundsechzig Wochen1. Sie wird mit Platz und Stadtgraben wieder aufgebaut werden, und zwar in Zeiten der Drangsal. 26 Und nach den zweiundsechzig Wochen1 wird der Gesalbte abgeschnitten und er wird nichts haben. Und das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende kommt durch eine Flut5; und bis zum Ende ist Krieg, und Verwüstungen sind beschlossen. 27 Und durch Macht wird er einen Bund mit vielen schließen eine Woche1 lang. Und in der Mitte der Woche1 wird er Schlachtopfer und 1 o. Sieben o. herausgeschnitten 3 o. einzuschließen 4 o. die Sünde zu versiegeln 2 5 s. Jes. 8:7-8; Nahum 1:8 70 Kapitel 9 Speisopfer abschaffen, und im Heiligtum wird der Gräuel der Verwüstung stehen1, bis das endgültige Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster ergießen wird. Vom Ausgehen des Wortes von König Artaxerxes Longimanus, Jerusalem wieder aufzubauen (5. März 444 v. Chr., Daniel 9:25), bis zum ersten Kommen des Herrn waren es genau 483 Jahre oder 69 Jahrwochen (69 x 7 = 483). Das Wort in Daniel 9:24 hat der Herr bei seinem ersten Kommen erfüllt. Er hat die Übertretungen des Volkes zum Abschluss gebracht; er hat die Erlösung vollbracht und Gerechtigkeit zu uns gebracht. Aber das erfüllte noch nicht seinen Plan, sein Reich aufzubauen. Erst nachdem er in seinem ersten Kommen alles dafür vorbereitet hatte und die Gnade des Lebens zu uns gekommen war, begann er mit dem Aufbau des Reiches. Jetzt konnte der Aufbau der Gemeinde als sein Reich beginnen und dauert nun schon fast 2000 Jahre an. Vom Ausgang des Befehls Artaxerxes Longimanus bis zum ersten Kommen bzw. der Kreuzigung des Messias sind es 69 Jahrwochen. Die 70. Jahrwoche liegt direkt vor der Wiederkunft des Herrn. Zwischen der 69. und der 70. Jahrwoche liegen 2000 Jahre, eine lange Zeit, die zur Zeit von Daniel noch verborgen und nicht offenbart war. Nach den 62 Wochen wird der Gesalbte abgeschnitten und nichts haben. Der Gesalbte ist der Herr selbst, und dieser Vers zeigt, dass er zu dieser Zeit noch nicht haben wird, was er haben sollte – nämlich ein Königreich. Das Volk Israel lehnte ihn als König ab und wollte Caesar als seinen König (Joh. 19:15). Im Jahr 70 sandte Gott Titus, zerstörte Jerusalem, entfernte Israel von der Landkarte, und der Rest wurde weggeführt. Titus ist also der kommende Fürst in Vers 26, der im Jahr 70 vier verschiedene Heere aufstellte, um die Stadt Jerusalem zu zerstören. Das Ende kommt durch eine Flut, und diese Flut stellt das Heer von Titus dar (s. a. Jes. 8:78). Das Ende war Verwüstung – Israel war nicht mehr. Vers 27 beschreibt, wie „durch Macht“ ein Bund geschlossen wird. Der „er“, der in diesem Vers den Bund schließt, ist nicht mehr der Fürst (Titus) aus Vers 26, sondern es ist der siebte König in Offenbarung 17. Das Tier 1 s. LXX; Mt. 24:15 Kapitel 9 71 ist nicht der siebte, sondern der achte König. Zwischen Vers 26 und 27 liegt eine Unterbrechung – das ist die Zeit der Gemeinde. Und jetzt sind wir am Ende dieser Unterbrechung. Und ganz am Anfang dieser siebzigsten Woche wird dieser zweite „er“ einen Bund schließen, der, wie hier steht, „mit Macht“ geschlossen wird, um den Unterschied zum Bund Gottes zu unterstreichen. Denn Gott braucht keine Macht, um einen Bund zu schließen – vielmehr starb der Herr Jesus völlig hilflos am Kreuz. Der Friedensvertrag jedoch, auf den wir alle warten, kann nicht ohne Macht geschlossen werden. Es muss jemand sein, der die Macht hat, diese Parteien zu zwingen, einen Friedensvertrag zu schließen. Wir wissen nicht, wer es ist, aber er wird kommen und die Macht haben, den Bund mit Vielen zu schließen. Dieser Bund wird für eine Woche (7 Jahre) geschlossen, und in der Mitte der Woche wird „er“ Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen. Dieser „er“ in Vers 27 ist ein dritter „er“ – der achte König. Dieser achte König ist der fünfte König, der in den Leichnam des siebten Königs hineingeht, nachdem der siebte König umgebracht wird. Das findet in der Mitte der siebten Woche statt und ist der Anfang der letzten dreieinhalb Jahre. Kurz davor wird Satan aus dem Himmel geworfen, schließt mit dem Schlüssel den Abgrund auf, und der Geist des fünften Tieres wird hervorkommen und den toten Leib des siebten Tieres, des Antichristen, beleben (Offb. 12:9; 9:1-2; 17:8, 11). Dieser König, der aus dem fünften und dem siebten besteht, ist der achte, der den 3½ Jahre zuvor geschlossenen Bund aufheben wird: Er wird die Opfer der Juden abschaffen und alles zerstören, wie es damals auch A.E. getan hat. Am Ende kommt der Herr, und alles wird in Verwüstung enden (Dan. 9:27). In Kapitel 9 zeigt uns der Herr, wie alles geschieht und wann das Ende sein wird. Warum sollen wir das alles wissen? Nicht, damit wir es als Wissen behalten, sondern damit wir uns auf das Kommen des Herrn vorbereiten und kurz davor entrückt werden können. Mit Sicherheit wird kurz vor diesen letzten 3½ Jahren die Auferstehung geschehen. Davon spricht auch Offenbarung 12:1-6: Die Frau in der Wüste ist die Gesamtheit des Volkes Gottes, und nur das männliche Kind wird zum Thron entrückt. Die Frau bleibt in der Wüste 1260 Tage (3½ Jahre) – fern von der Schlange, aber doch auf der Erde. 72 Kapitel 9 Gott ist sehr genau. Durch Daniel möchte Gott uns davon überzeugen, dass alles, was er gesagt hat, auch erfüllt wird. Wir müssen genau auf das Wort Gottes achten, damit wir auch wissen: das Ende ist nahe. Viele Zeichen, die der Herr uns schon gezeigt hat, deuten das an. II. Das Gebet Daniels – Daniel 9:3-19; 3.Mose 26:34-45 Lasst uns die Versammlung mit dem wunderbaren Gebet von Daniel in Kapitel 9 beenden. Dort geht es um Segen und Fluch. Das ganze Volk hatte gesündigt. Selbst bei dem ersten Kommen des Herrn, nachdem der Tempel wieder aufgebaut wurde, war das Volk wieder abtrünnig geworden. „Im ersten Jahr seiner Königsherrschaft achtete ich, Daniel, in den Bücherrollen auf die Zahl der Jahre, über die das Wort des Herrn zum Propheten Jeremia geschehen war, dass nämlich siebzig Jahre über den Trümmern Jerusalems dahingehen sollten“ (Dan. 9:2). Das heißt, nach siebzig Jahren sollte das Volk zurückkehren. Und Cyrus gab tatsächlich den Befehl, genau wie es die Schrift vorhergesagt hatte. Auch wir müssen lernen, genau auf das Wort zu achten, um zu erkennen, wann das Ende sein wird. Wir werden nicht den Tag noch die Stunde wissen, aber anhand der vielen Zeichen, die uns Gott gegeben hat, wissen wir, dass wir nahe am Ende sind. Daniel war sehr wachsam. Er wusste anhand der Schrift, dass das Ende kommen wird. Darum betete er. „Und ich richtete mein Gesicht zu Gott, dem Herrn, hin, um ihn mit Gebet und Flehen zu suchen, in Fasten und Sack und Asche. Und ich betete zum Herrn, meinem Gott, und ich bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und furchtbarer Gott, der Bund und Güte denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten! Wir haben gesündigt und haben uns vergangen und haben gottlos gehandelt, und wir haben uns aufgelehnt und sind von deinen Geboten und von deinen Rechtsbestimmungen abgewichen. Und wir haben nicht auf deine Knechte, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu unseren Königen, unseren Obersten und unseren Vätern und zum ganzen Volk des Landes geredet haben. Bei dir, o Herr, ist die Gerechtigkeit, bei uns aber ist die Beschämung des Angesichts, wie es an diesem Tag ist: bei den Männern von Juda und den Bewohnern von Jerusalem und dem ganzen Israel, den Nahen und den Fernen, in allen Ländern, wohin du sie vertrieben hast wegen ihrer Untreue, die sie gegen dich begangen haben. Herr! Bei uns Kapitel 9 73 ist die Beschämung des Angesichts, bei unseren Königen, unseren Obersten und unseren Vätern, weil wir gegen dich gesündigt haben. Bei dem Herrn, unserem Gott, ist das Erbarmen und die Vergebung. Denn wir haben uns gegen ihn aufgelehnt, und wir haben nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört, der uns gebot, in seinen Gesetzen zu leben, die er uns durch seine Knechte, die Propheten, vorgelegt hat. Und ganz Israel hat dein Gesetz übertreten und ist abgewichen, sodass sie deiner Stimme nicht gehorcht haben. Und so hat sich der Fluch und der Schwur über uns ergossen, der im Gesetz des Mose, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen ihn gesündigt haben. Und er hat seine Worte erfüllt, die er geredet hat über uns und über unsere Richter, die uns richteten, nämlich ein großes Unglück über uns zu bringen, sodass unter dem ganzen Himmel nichts derartiges geschehen ist wie das, was an Jerusalem geschehen ist. Wie es im Gesetz des Mose geschrieben steht, so ist all dies Unglück über uns gekommen. Und wir haben das Angesicht des Herrn, unseres Gottes, nicht besänftigt, indem wir von unserer Schuld umgekehrt wären und achtgehabt hätten auf deine Wahrheit. Und so war der Herr auf das Unglück bedacht und ließ es über uns kommen. Denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er tut. Aber wir haben nicht auf seine Stimme gehört“ (Dan. 9:3-14). „Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk aus dem Land Ägypten mit starker Hand herausgeführt und dir einen Namen gemacht hast, wie es an diesem Tag ist! Wir haben gesündigt, wir haben gottlos gehandelt. Herr, nach all den Taten deiner Gerechtigkeit mögen doch dein Zorn und deine Erregung sich wenden von deiner Stadt Jerusalem, dem Berg deines Heiligtums!“ (Verse 15-16). Daniel bekennt nicht nur seine eigenen Sünden vor Gott, sondern auch die des ganzen Volkes. Auch wir müssen uns am Ende dieses Zeitalters oft zu Gott wenden und nicht nur dafür beten, dass er uns vorbereitet, sondern auch für das ganze Volk beten, für alle diejenigen, die noch in Gefangenschaft sind und in Finsternis leben. Es gibt viele, denen keiner erzählt hat, was das Ziel des Herrn für uns ist. Diese Gnade, die wir empfangen haben, soll nicht nur für uns sein, damit wir entrückt werden, sondern damit noch viele andere das Reich mit uns empfangen. Daniels Herz war für das ganze Volk. Das heißt aber nicht, dass wir Kompromisse mit Babylon eingehen sollen. Dieses System Babylon ist schrecklich; wir müssen es hassen. Aber für 74 Kapitel 9 die Gläubigen, die noch darin gefangen sind, müssen wir beten: „Kommt heraus aus ihr, mein Volk“ (Offb. 18:4). Möge der Herr sein Volk aus der Gefangenschaft befreien, damit es nach Zion zurückkehrt, um dem Lamme nachfolgen zu können, wo es hingeht, und nicht durch diese 3½ Jahre größter Trübsal gehen muss. Sie sollen noch Gelegenheit haben, heute das Reich des Herrn mitzubauen. Dafür müssen wir viel und täglich beten. Was für ein Herz hatte Daniel für das Volk und für Jerusalem, für das Haus Gottes! Solch ein Herz müssen auch wir haben. Kapitel 10 – Die Offenbarung des herrlichen Sohnes Gottes I. Die Trauer Daniels und sein Gebet für sein Volk und für Jerusalem Mit der Rückkehr des Volkes Israel hatte Daniel sicherlich auch das Kommen des Messias erhofft. Doch dann wurde ihm offenbart, dass es noch viele Jahre dauern sollte, bis der Messias kommt, und dass dieser sogar getötet werden sollte. Auch wir hätten sicherlich wie Daniel lange getrauert. Es ist gut, ein Herz wie Daniel zu haben. Welche eine Last trug er in seinem Herzen! Er ist ein wunderbares Bild von unserem Herrn Jesus Christus, der seit seiner Auffahrt unaufhörlich für uns einsteht. Der Herr hat gesagt, wer sucht, der findet. Aber es sind nur wenige Menschen, die den Weg des Herrn suchen. Damals ist nur ein Bruchteil der Gefangenen mit Serubbabel und Jeschua nach Jerusalem zurückgekehrt (Esra 2). „Herr, bringe die Suchenden zu deiner Gemeinde!“ Lobt den Herrn, wir stehen hier nicht für uns selbst, sondern für Gottes Vorsatz und auch für das ganze Volk. Der Herr erbarme sich unser und sei uns gnädig. Mitteilung 9 Das Buch Daniel besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil bis Kapitel 7 spricht von den Weltreichen dieser Erde. Kapitel 2 endet mit dem Stein, den Gott vorbereitet hat, und der das Bild zerstören und alles wegfegen wird. Dieser Stein, der vom Himmel herabkommt, ist der Herr und sein Reich, das sich vergrößert und die ganze Erde füllen wird. Dann haben wir in Kapitel 7 das Bild von den Tieren gesehen. Diese Vision endet damit, dass das Tier der Tiere vernichtet wird und die Heiligen das Reich empfangen (7:22). Wir dürfen hier aber nicht nur das Tier sehen, sondern wir brauchen auch eine Offenbarung über den „Alten an Tagen“, den „Uralten“ 76 Kapitel 9 (V. 13, 22) und auch über den Menschensohn, der das Reich und die Herrschaft empfangen hat und heute auf dem Thron sitzt. Die Kapitel 4 und 5 im Buch der Offenbarung entsprechen dem, was Daniel von dem „Alten an Tagen“ gesehen hat. Es ist nicht gut, nur die Weissagungen zu sehen und dabei nicht unseren lebendigen Gott zu sehen. Denn Gott steht über allem, er ist der „Uralte“. In Offenbarung wird unser Herr als der Löwe Judas beschrieben (5:5). Er sitzt nicht auf einem irdischen Thron, sondern auf dem Thron im Himmel zur Rechten des Vaters, und er wird herrschen, bis alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gemacht werden (Hebr. 10:12-13). Das alles sehen wir im ersten Teil im Buch Daniel, in den Kapiteln 1 bis 7. Kapitel 8 bis 12 bilden einen neuen Abschnitt, der sich sehr spezifisch auf das Volk Gottes bezieht, auf Israel, und vermutlich aus diesem Grund auf Hebräisch geschrieben wurde. Zu Beginn steht hier der Konflikt zwischen dem persischen Reich und Griechenland, das unter Alexander dem Großen zu einem Weltreich aufstieg. Später wurde dessen Reich in vier Teile geteilt. Kapitel 8 erwähnt das Horn, das dreieinhalb Jahre herrschen wird. Das ist ein Bild auf das Tier in der Person von Antiochus IV. Epiphanes (A.E.). Er hat 2300 Tage lang sein Unwesen getrieben und im Tempel viele Gräueltaten verübt. Diese 2300 Tage beziehen sich auf alles, was A.E. getan hat. Dieses Horn zertrat das Heer des Himmels, die Sterne und das Heiligtum 2300 Tage lang, angefangen im Jahr 171 v. Chr. und beendet im Jahr 164 v. Chr. Warum ist diese Zeit hier beschrieben? Um uns zu zeigen, dass es hier um A.E. geht und nicht um irgendjemand anderes. Und es geht hier um Israel. Immer wenn Syrien und Ägypten Krieg geführt haben, stand Israel zwischen den beiden Mächten. Daher wird dieser Konflikt zwischen den Königen des Nordens und Südens immer wieder so genau beschrieben. Der schlimmste dieser Könige war A.E. Kapitel 9 77 Kapitel 9 – Die Vision über die siebzig Wochen Das Gebet von Daniel muss uns beeindrucken und ist wichtig für uns, weil es uns ein Herz zeigt, das voll von Gottes Vorsatz, voll von Gottes Volk und voll von Jerusalem ist. Daniel dachte nicht nur täglich an Jerusalem, sondern betete dreimal am Tag mit offenem Fenster nach Jerusalem hin (Dan. 6:11). Wer von uns betet täglich dreimal für Gottes Vorsatz? Denkst du täglich an das Volk Gottes? Bevor der Herr etwas auf dieser Erde ausführen kann, braucht er unser Gebet. Die Gefangenschaft des Volkes war nach 70 Jahren vorbei. Daniel wusste dies anhand von Jeremia 25:11, aber er hat es nicht einfach so hingenommen und gesagt: „Halleluja, jetzt können wir zurückkehren.“ Daniel wusste nicht nur vom Ende der Gefangenschaft nach 70 Jahren, er wusste aus der Schrift auch, dass das Volk vor der Rückkehr seine Sünden und die Sünden der Väter bekennen sollte (3.Mose 26). Daran haben sicherlich nicht viele vom Volk gedacht. Nach 70 Jahren hatten sich einige in Babylon bestimmt schon gut eingelebt. Doch damit Gott seinen Plan ausführen konnte, war solch ein Gebet absolut notwendig. Daher müssen wir heute im Gemeindeleben die Schrift gut kennen und dieses Wort im Gebet vor dem Herrn bewegen. Wenn niemand betet: „Herr, bringe dein Volk heraus aus Babylon“ (Offb. 18:4), wird nichts passieren. Es reicht nicht, dass das Wort nur dort in Offenbarung 18:4 steht: „Kommt heraus aus ihr, mein Volk.“ Es braucht auch noch unser Gebet, in dem wir dem Herrn sein Wort vorhalten. Am Anfang des Gemeindelebens haben wir täglich gebetet: „Herr, öffne die Augen deines Volkes!“ Wir haben jeden Tag für die Suchenden gebetet. Nach 40 Jahren haben wir ein gemütliches Gemeindeleben und vergessen, dass noch so viele in Babylon sind und auch herauskommen sollten. Das Gebet von Daniel in Kapitel 9 ist sehr wichtig. Ohne dieses Gebet ist es schwer für den Herrn, seinen Vorsatz auszuführen. Der Herr muss uns aufwecken. Wenn wir beten, wird der Herr seinen Plan gegen alle Widerstände ausführen. Lernt von Daniel – er hatte die Gewohnheit, dreimal am Tag zu beten. Nimm dir in deiner Mittagspause wenigstens fünf Minuten Zeit, um den Herrn an die Gefangenen in Babylon zu erinnern. Sprich mit ihm über sein Volk, binde den Feind, löse die Gefangenen und beschleunige durch dein Gebet das Wiederkommen des Herrn. Daniel hatte als Minister sicherlich nicht viel Zeit, aber er nahm sich Zeit für das Gebet. 78 Kapitel 9 Bete mit Nachdruck und fordere vom Herrn, dass er nach seinem Wort handelt. Nimm Daniel zum Vorbild: „Herr, höre! Herr, vergib! Herr, merke auf und handle! Zögere nicht, um deiner selbst willen, mein Gott! Denn dein Name ist über deiner Stadt und deinem Volk genannt worden“ (Dan. 9:19). Gib dem Herrn keine Möglichkeit, ein „Nein“ zu sagen. Das Gebet ist kein religiöses Gebet, sondern ein Sprechen mit dem lebendigen Gott. Und das, was wir sprechen, muss aus dem Glauben herauskommen. Es muss echt sein und aus unserem Herzen kommen. Gott kennt unser Herz. „Herr, wir beten für deinen Willen und dafür, dass die Pforten der Hölle die Gemeinde nicht überwältigen werden. Wir möchten die Erfüllung dieses Wortes sehen. Es geht nicht um uns, sondern um d e i n e Stadt, um d e i n Volk. Herr, wenn du dieses Gebet nicht erfüllst, ist das nicht gut für deinen Namen!“ So sollen wir mit Gott reden. „Während ich noch redete und betete und meine Sünde und die Sünde meines Volkes Israel bekannte, und mein Flehen für den heiligen Berg meines Gottes vor den HERRN, meinen Gott, hinlegte – und während ich noch redete im Gebet, da, zur Zeit des Abendopfers, rührte mich der Mann Gabriel an, den ich am Anfang im Gesicht gesehen hatte, als ich ganz ermattet war. Und er wusste Bescheid, redete mit mir und sagte: Daniel, jetzt bin ich ausgegangen, um dich Verständnis zu lehren“ (V. 20-22). Wir müssen so beten, dass Gott auch unser Gebet beantwortet. Gott wartet darauf, dass wir beten. „Am Anfang deines Flehens ist ein Wort ergangen, und ich bin gekommen, um es dir mitzuteilen. Denn du bist ein Vielgeliebter“ (V. 23). Ist das nicht wunderbar! Daniel hat Gottes Wohlgefallen gefunden. Er war von Gott geliebt – wie Johannes. Die Offenbarung der siebzig Wochen durch Gabriel Kapitel 9 zeigt uns eine wichtige Vision. „Siebzig Wochen sind für dein Volk und für deine heilige Stadt bestimmt1...“ (V. 24). Gott sagte hier d e i n Volk und d e i n e heilige Stadt, denn Daniel war so eins mit Gott. Er kannte das Herz seines Gottes und liebte sein Volk und noch mehr die heilige Stadt und den Tempel, die Wohnung Gottes, für das er gebetet hatte. 1 o. herausgeschnitten Kapitel 9 79 Eine Woche bedeutet sieben Jahre; siebzig Wochen sind 490 Jahre. Diese siebzig Wochen hat Gott für sein Volk und seine Stadt abgesondert, mit einem besonderen Anliegen für sein Volk: „… um die Übertretung zum Abschluss zu bringen1 und der Sünde ein Ende zu machen2 und die Schuld zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Vision und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben“ (V. 24). Gott hat seinen Sohn gesandt, um all dies zu vollbringen, um uns zu erlösen und zu unserer Gerechtigkeit zu werden (1.Kor. 1:30). „Versiegeln“ bedeutet hier „erfüllen“. Es ist das gleiche Wort wie „der Sünde ein Ende machen“. Zum Schluss soll noch ein Allerheiligstes gesalbt werden. Auch das bezieht sich auf Christus, den Gesalbten. „So wisse nun und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen. Sie wird mit Platz und Stadtgraben wiederaufgebaut werden, und zwar in Zeiten der Drangsal“ (V. 25). Nehemia erhielt den Befehl zum Wiederaufbau von Jerusalem am 1 2 o. einzuschließen o. die Sünde zu versiegeln 80 Kapitel 9 5. März 444 v. Chr. durch den König Artahsasta (Artaxerxes Longimanus, Neh. 2:1-8). Diese Zeit wird in zwei Teile geteilt. Erst 7 mal 7, das sind 49 Jahre; dann 62 mal 7, das sind 434 Jahre. Zusammen sind das 483 Jahre. Am Ende der 69 Wochen kommt der Gesalbte, das ist der Messias, der König. Dieser Zeitpunkt ist gleichzusetzen mit dem Einzug des Herrn in Jerusalem (Mt. 21:5, 9; Joh.12:13-15). Dieser Einzug war das einzige Mal, an dem ihn die Juden als ihren König anerkannten. Das ist die Erfüllung von Sacharja 9:9: „Juble laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir: Gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin.“ Dieser Vers ist wortwörtlich erfüllt worden. An diesem Tag ist der Herr auf einem jungen Esel reitend nach Jerusalem gekommen. Das Datum war der 30. März 33 n. Chr. An diesem Tag waren die 69 Wochen erfüllt (gerechnet nach prophetischen Jahren mit 360 Tagen pro Jahr). Daniel hat diese Offenbarung über das erste Kommen des Herrn bekommen. Der Herr hat ihm sogar den Zeitpunkt offenbart. Diese Vision hat mit dem Volk Israel zu tun, mit dem Bau von Jerusalem. Bevor der Herr kam, musste das Volk nach Jerusalem zurückkehren, und der Tempel und die Stadt mussten wieder aufgebaut werden. Hätten die Juden damals fleißig das Buch Daniel gelesen, hätten sie gewusst, wann der Messias kommen würde. 49 Jahre (7 Wochen) waren nötig, um die Stadt aufzubauen. Im Anschluss daran blieben immer noch 434 Jahre (62 Wochen) übrig, bis der Messias in Jerusalem einziehen sollte. Es gab damals zur Zeit des Herodes eine Sekte unter den Pharisäern, die den Zeitpunkt aufgrund des Wortes berechnet hatte und das Kommen des Messias predigte. Diese Menschen ließ Herodes umbringen. Auch die Weisen aus dem Morgenland wussten von der Geburt des Königs (Mt. 2:12). Für sie war er nicht der Retter, der kommen sollte, sondern der König. In Micha 5:1 steht geschrieben, dass der Messias in Bethlehem geboren wird. „Sie wird mit Platz und Stadtgraben wiederaufgebaut werden, und zwar in Zeiten der Drangsal“ (V. 25). Durch die Geschichte wissen wir, wie mühsam dieser Aufbau war und welche Schwierigkeiten es gab – in der einen Hand hielten die Bauleute die Waffe, in der anderen Hand das Werkzeug (Neh. 4:11). Kapitel 9 81 „Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte abgeschnitten und er wird nichts haben“ (Dan. 9:26). Am 3. April 33 n. Chr., am Tag vor dem Passahfest, wurde der Herr gekreuzigt. Obwohl er der König war, hatte er zum Schluss nichts mehr. Keiner hatte ihn anerkannt. Vier Tage nach seinem triumphalen Einzug in Jerusalem schrie das Volk: „Kreuzige ihn! Wir haben keinen König außer dem Caesar!“ (Joh. 19:15) Wie tief muss das Gott beleidigt haben! Das hatte sein Gericht zur Folge. „Und das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende kommt durch eine Flut; und bis zum Ende ist Krieg, und Verwüstungen sind beschlossen“ (V. 26). Im Jahr 70 n. Chr. hat Titus mit seinem Heer die ganze Stadt und den Tempel zerstört. Das Ende war Verwüstung. „Und durch Macht wird er einen Bund mit Vielen schließen eine Woche lang. ...“ (V. 27). An dieser Stelle macht die Bibel einen Sprung, es geht um einen anderen König, der in der 70. Woche (die letzten sieben Jahre) an die Macht kommt. Zwischen der 69. Woche und der 70. Woche liegt ein Zeitraum, der mittlerweile fast 2000 Jahre andauert. Wir müssen sehen: Mit der Kreuzigung begann ein neuer Bund, die Zeit der Gnade, die Zeit des Lebens und des Aufbaus der Gemeinde, des Himmelreichs. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die unsichtbare Herrschaft des Herrn in uns. Diese Herrschaft findet inwendig in uns statt. Wenn er herrscht, dann siehst du den Aufbau der Gemeinde. Dieser Zeitraum war Daniel verborgen; der Engel Gabriel hat diese 2000 Jahre dem Daniel nicht gezeigt. Es 82 Kapitel 9 war verborgen in Gott. Gabriel hat Daniel die 70 Wochen wie aufeinanderfolgend gezeigt. Aber es gibt eine lange Unterbrechung zwischen der 69. und 70. Woche. Am Anfang war das irdische Israel Gottes Reich. Dann hat Gott das irdische Israel aufgegeben und es kamen die Zeiten der Nationen und die Zeit der Gnade und der Aufbau des Himmelreichs, der Gemeinde. Aber anstatt diese Gnade in Anspruch zu nehmen und vom irdischen Reich in das himmlische Reich überzugehen, hat das Volk Israel den Herrn abgelehnt und den Caesar gewählt. Den hat Gott ihnen gegeben. Die große Frage ist heute: Wann beginnen die letzten sieben Jahre – das sogenannte Ende? Das heißt, wann beendet Gott die Zeit der Gnade. Der Bund in Vers 27 wird in den letzten sieben Jahren geschlossen. Dabei handelt es sich um den Friedensvertrag in Nahost. Auf diesen Bund warten wir alle, denn es ist das letzte Zeichen, dass das Ende, die letzten sieben Jahre, gekommen ist. Der siebte König (Offb. 17:10-11) wird diesen Vertrag durch Macht beschließen, denn ohne eine große Macht wird es nicht gehen. Wenn dieser Bund geschlossen wird, beginnen die letzten sieben Jahre dieses Zeitalters. „… Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen, und im Heiligtum wird der Gräuel der Verwüstung stehen, bis das endgültige Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster ergießen wird“ (V. 27). In dieser Zeit, in der Mitte der sieben Jahre, wird sich Offenbarung 6:12-17 erfüllen: „Und ich sah zu, als es das sechste Siegel öffnete; da geschah ein großes Erdbeben und die Sonne wurde schwarz wie ein härenes Trauerkleid und der ganze Mond wurde wie Blut und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine unreifen Feigen abwirft, wenn er von einem großen Wind geschüttelt wird. Und der Himmel entwich, wie eine Schriftrolle zusammengerollt wird, und jeder Berg und jede Insel wurde von ihrer Stätte bewegt. Und die Könige der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Starken und jeder Sklave und Freie verbargen sich in den Höhlen und in den Felsen der Berge und sie sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes; denn der große Tag ihres Zornes ist gekommen und wer kann bestehen?“ Alle Menschen werden jetzt erkennen, dass der Tag des Zornes Gottes gekommen ist. Kapitel 9 83 In Offenbarung 12:1-6 sehen wir, dass zu der gleichen Zeit, in der Mitte der sieben Jahre, die Auferstehung der toten Gläubigen, sowohl des Alten Bundes wie auch des Neuen Bundes erfolgen wird: „Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet und den Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen; und sie war schwanger und schrie in Wehen und Qual der Geburt. Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Diademe. Und sein Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels nach sich, und er warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, um ihr Kind zu verschlingen, wenn sie geboren hätte. Und sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, das alle Nationen mit eisernem Stab weiden sollte; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron. Und die Frau floh in die Wüste, wo sie einen Ort hat, von Gott bereitet, damit man sie dort ernährt zwölfhundertsechzig Tage“ (1260 Tage = 42 Monate oder 3½ Jahre). Die Frau stellt die Gesamtheit des Volkes Gottes dar. Dazu gehören alle verstorbenen Gläubigen sowohl des Alten wie auch des Neuen Bundes: Die zwölf Sterne bezeichnen die Zeit der Väter, der Mond bezeichnet die Zeit des Alten Bundes, die Sonne bezeichnet die Zeit des Neuen Bundes. Diese Frau ist schwach, aber in ihr war ein männliches Kind (etwas Starkes). Das Kind wird entrückt zum Thron, die Frau aber wird an einen Ort in der Wüste geschickt. Das wird sicherlich ein Ort auf der Erde sein, denn als der Drache versucht, die Frau anzugreifen, hilft ihr die Erde (12:15-16). An diesem Ort muss die Frau 42 Monate bleiben. Da die Frau in Auferstehung ist, hat der Drache jedoch keine Macht über sie. Nachdem das männliche Kind zu Gott und seinem Thron in den Himmel entrückt ist, entsteht ein Krieg im Himmel zwischen dem Engel Michael und Satan, der auf die Erde geworfen wird samt dem dritten Teil der gefallenen Engel. In Offenbarung 9:1-3 lesen wir, was dann auf der Erde geschieht: „Und der fünfte Engel posaunte; und ich sah einen Stern (der Teufel, der Drache), der aus dem Himmel auf die Erde gefallen war, und es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund des Abgrunds gegeben. Und er öffnete den Schlund des Abgrunds und Rauch stieg auf aus dem Schlund wie Rauch eines großen Ofens; und die Sonne und die Luft wurden verfinstert von dem Rauch des Schlundes. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde und ihnen wurde Gewalt gegeben, wie die 84 Kapitel 9 Skorpione der Erde Gewalt haben.“ Schrecklich, wenn alle diese Dämonen befreit werden, um die Menschen zu quälen. Selbst wenn die Menschen in dieser Zeit den Tod suchen, wird er vor ihnen fliehen (Offb. 9:6). Aus diesem Abgrund wird auch der fünfte König aus Offenbarung 17:1011 aufsteigen und in den Leib des in der gleichen Zeit getöteten siebten Königs einziehen und ihn beleben, der damit zum achten König wird. Dieser ist das Tier, das den Bund in der Mitte der sieben Jahre bricht, Schlacht- und Speisopfer abschafft und das Heiligtum verwüstet (Dan. 9:27). Er wird das tun, was auch A.E. getan hat, wie in Daniel 7 und 8 beschrieben. Normalerweise gehen Geist und Seele aller Menschen, die sterben, in den Hades hinein. Aber der fünfte König ist an einen besonderen Ort gegangen, zu dem Abgrund, was wir in Offenbarung 17:8 lesen: „Das Tier, das du gesehen hast, war und ist nicht (zur Zeit von Johannes) und wird aufsteigen aus dem Abgrund und ins Verderben hingehen.“ Dieses „Biest“ wird im Abgrund „trainiert“, bis es wieder heraufkommt. Es wird sogar eine Position im Abgrund haben – er wird als der König der Dämonen bezeichnet, als Apollyon, was Verwüster bedeutet: „Sie haben einen König über sich, den Engel des Abgrunds; sein Name ist auf hebräisch Abaddon, und im Griechischen hat er den Namen Apollyon“ (Offb. 9:11). Dieser Verwüster wird das Heiligtum verwüsten: „Und in der Mitte der Woche wird er (der achte König) Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen, und im Heiligtum wird der Gräuel der Verwüstung stehen, bis das endgültige Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster ergießen wird“ (Dan. 9:27). Der Herr bezieht sich auf diesen Vers in Matthäus 24:15: „Wenn ihr darum den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch den Propheten Daniel geredet ist, an der heiligen Stätte stehen seht – wer es liest, verstehe es. „... bis das endgültige Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster ergießen wird.“ Diese Verheerung wird ein Ende haben, wenn der Verwüster beseitigt wird. In Offenbarung 19:11-21 sehen wir, wie das Lamm mit seiner Armee kommt und das Tier und der falsche Prophet in den Feuersee geworfen werden. Damit ist die Vision von den 70 Jahrwochen beendet. Der Herr hat uns sehr viel gezeigt – von seinem ersten Kommen bis hin zu seinem zweiten Kommen. Ist das nicht wunderbar! Wir brauchen solch eine Vision. Kapitel 10 – Die Offenbarung des herrlichen Sohnes Gottes „Im dritten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, wurde dem Daniel, der Beltschazar genannt wurde, ein Wort geoffenbart. Und das Wort ist Wahrheit und betrifft eine große Mühsahl. Und er verstand das Wort, und Verständnis wurde ihm in dem Gesicht zuteil. In jenen Tagen trauerte ich, Daniel, drei volle Wochen. Köstliche Speise aß ich nicht, und weder Fleisch noch Wein kamen in meinen Mund; und ich salbte mich nicht, bis drei volle Wochen um waren. Und am 24. Tage des ersten Monats, da war ich am Ufer des großen Stromes, das ist der Hiddekel. Und ich erhob meine Augen und sah: und siehe, da war ein Mann, in Leinen gekleidet, und seine Hüften waren umgürtet mit Gold von Ufas“ (V. 1-5). Hier erscheint dem Daniel der Herr – und das ist sehr wichtig. Wir können viel wissen und viele Visionen haben, aber das Wichtigste ist die Erscheinung des Herrn und sein persönliches Sprechen zu uns. „Und sein Leib war wie ein Türkis und sein Gesicht wie das Aussehen eines Blitzes. Und seine Augen waren wie Feuerfackeln und seine Arme und seine Füße wie der Anblick von glatter Bronze. Und der Klang seiner Worte war wie der Klang einer Volksmenge. Aber nur ich, Daniel, allein sah die Erscheinung. Die Männer, die bei mir waren, sahen die Erscheinung nicht; doch fiel eine große Angst auf sie, und sie flohen und versteckten sich. Und ich blieb allein übrig und sah diese große Erscheinung. Und es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe veränderte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft“ (V. 6-8). Wenn wir den Herrn als den lebendigen Christus sehen, sind wir nicht mehr stolz. Reines Wissen macht uns stolz. Wenn wir eine Begegnung mit dem Herrn haben, demütigen wir uns vor unserem Gott. „Und ich hörte den Klang seiner Worte. Und als ich den Klang seiner Worte hörte, lag ich betäubt auf meinem Gesicht, mit meinem Gesicht zur Erde. Und siehe, eine Hand rührte mich an und rüttelte mich auf, so dass ich wieder auf meine Knie und Handflächen kam. Und er sprach zu mir: Daniel, du vielgeliebter Mann! Achte auf die Worte, die ich zu dir rede, und steh an deinem Platz! Denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Und als er dieses Wort mit mir redete, stand ich zitternd auf. Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott 86 Kapitel 10 zu demütigen, sind deine Worte erhört worden. Und um deiner Worte willen bin ich gekommen. Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien. Und ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem Volke am Ende der Tage widerfahren wird; denn noch gilt das Gesicht für ferne Tage“ (V. 9-14). Als Daniel anfing zu beten, hatte Gott schon beschlossen, ihm zu antworten und den Engel Gabriel zu senden, der ihn anrührte und wieder aufrichtete und von seinem Kampf gegen den Engelfürsten von Persien berichtete. Wenn es um das Reich geht, finden viele Kämpfe auch im himmlischen Bereich statt. Kapitel 11 – Die Aufzeichnungen im Buch der Wahrheit „Doch will ich dir mitteilen, was in dem Buch der Wahrheit aufgezeichnet ist –, und es gibt keinen einzigen, der mir gegen jene mutig beisteht als nur Michael, euer Fürst“ (Dan. 10:21). Hier ist die Überleitung zu Kapitel 11. In dem Buch der Wahrheit (Kap. 11) sind alle diese Ereignisse in Einzelheiten aufgeschrieben, die bis zur Zeit des ersten Kommens des Herrn geschehen sollten (s. Extrablatt: „Was im Buch der Wahrheit geschrieben steht“). Nach der Auffahrt des Herrn wird dann der zweite Teil der Schriftrolle geöffnet und gezeigt, was weiter geschehen soll. In Offenbarung 5 lesen wir, was Johannes sah: „Und ich sah auf der Rechten dessen, der auf dem Thron saß, eine Schriftrolle, innen und auf der Rückseite beschrieben, mit sieben Siegeln versiegelt. Und ich sah einen starken Engel, der mit großer Stimme ausrief: Wer ist würdig, die Schriftrolle zu öffnen und ihre Siegel zu brechen?“ (Offb. 5:1-2). „Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, zu öffnen die Schriftrolle und ihre sieben Siegel. … Und es kam und nahm die Schriftrolle aus der Rechten dessen, der auf dem Thron saß“ (Offb. 5:5, 7). In Daniel 11 sehen wir viele Einzelheiten der Geschichte. In den Versen 21-32 sehen wir eine Beschreibung von A.E., die Verse 32-35 beschreiben den erfolgreichen Makkabäeraufstand. Und danach ab Vers 36 bis 39 sehen wir den König Herodes. Dann von Vers 40 bis 43 gibt es noch einmal einen Konflikt zwischen dem König vom Süden (Kleopatra) und dem König vom Norden (Oktavian). Es ist wunderbar zu sehen, dass die Geschichte hier endet, zu dem Zeitpunkt, da der Messias zum ersten Mal auf die Erde kommt. Es musste alles geschehen, wie es schon im Buch der Wahrheit aufgezeichnet war. Gott hat alles wunderbar arrangiert. Selbst die Volkszählung durch Augustus musste stattfinden (Luk. 2:1). Daniel Kapitel 12 – Der Abschluss Bevor das Tausendjährige Reich kommt, wird es immer wieder Zeiten der Bedrängnis geben. Seien es Kriege oder Erdbeben. Wo in dieser Welt gibt es Frieden? Das Volk Israel hat so viele Schwierigkeiten erlebt – so viel Verfolgung. Auch die Christen haben viel Bedrängnis erlebt. Die schlimmste Zeit der Bedrängnis werden die kommenden dreieinhalb Jahre der größten Trübsal sein. In Kapitel 12 sehen wir auch die Belohnung der treuen Gläubigen, die im Buch des Lebens geschrieben stehen. Das ist ein Versprechen des Herrn. Wenn wir treu sind, werden wir errettet werden vor der Stunde der Versuchung. „Weil du das Wort von meinem Ausharren bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Prüfung …“ (Offb. 3:10). Wir werden zur besten Auferstehung von den Toten gelangen (Phil. 3:11). Die gegenwärtig Lebenden werden die Weisen und Verständigen sein, die scheinen wie der Glanz der Himmelsfeste. Und die, welche viele zur Gerechtigkeit gewiesen haben, werden leuchten wie die Sterne immer und ewig (Dan. 12:3). Dann hat der Engel gesagt: Die Worte der Visionen werden geheim gehalten und versiegelt, weil davor noch viele Dinge geschehen. Viele werden umherstreifen und die Erkenntnis wird sich mehren (12:9, 4). Auch die Länge dieser letzten Zeit ist festgesetzt: Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit. Die 1290 Tage bis 1335 Tage beziehen sich auf die Tage von A.E. Von dem Tag an, da alle Opfer gestoppt werden und das Gräuelbild aufgestellt wird, bis zur Zeit der Reinigung (1290 Tage) und seines Todes (1335 Tage). Kapitel 12 89 Mitteilung 10 Der Herr ist bereit, mit seinem Reich zu kommen und dafür müssen wir uns vorbereiten. Möge der Herr unsere Herzen öffnen. Ich möchte drei Aspekte aus dem Buch Daniel erwähnen, die in Bezug auf unsere Vorbereitung für das Wiederkommen des Herrn von großer Bedeutung sind. Das Buch Daniel wurde geschrieben, als das Volk Gottes in Babylon gefangen war. Obwohl damals viele Juden nach Babylon weggeführt wurden, spricht die Bibel nur von vier jungen Männern, von denen einer Daniel war. Wahrscheinlich waren sie zu Beginn der Gefangennahme nicht älter als 15 Jahre. Sie müssen etwas ganz Besonderes gewesen sein, denn nur sie wurden namentlich erwähnt. Sich für Gott reinigen In Daniel 1:8 heißt es: „Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, unrein zu machen; und er erbat sich vom Obersten der Hofbeamten, dass er sich nicht unrein machen müsse.“ Daniel und seine drei Freunde wollten sich nach Gottes Wort rein bewahren. Um das zu verstehen, müssen wir die Gesetze im dritten Buch Mose über die Speisevorschriften für Gottes Volk kennen. Sie bestimmten, welche Speise verunreinigt und welche nicht. Daniel nahm sich in diesem jungen Alter vor, sich für Gott unbefleckt und rein zu bewahren. Haben wir solch einen Vorsatz in unserem Herzen? Lesen wir einmal Jakobus 1:21: „Darum nehmt das eingepflanzte Wort mit Sanftmut an, das eure Seelen zu retten vermag, und legt alle Unsauberkeit ab und all die viele Schlechtigkeit.“ Weiter lesen wir: „Wenn jemand meint, er sei religiös, und seine Zunge nicht im Zaum hält, sondern sein eigenes Herz betrügt, dessen Religion ist vergeblich. Eine reine und unbefleckte Religion vor Gott und dem Vater ist diese: die Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt zu halten“ (Jak. 1:26-27). Religion bedeutet hier nicht etwa Buddhismus, Islam, usw., sondern nach der griechischen Übersetzung bedeutet Religion ganz allgemein, dass jemand aus Gottesfurcht Werke für Gott vollbringt. Die Menschen tun alles Mögliche für Gott. Ganz Extreme meinen sogar, sie müssten für Gott jemanden umbringen. Es ist erschreckend, dass jemand meinen kann, Gott würde so ein Werk annehmen. Weiterhin sagt Jakobus, dass deine religiösen Werke 90 Kapitel 12 vergeblich getan, also nutzlos sind, wenn du nicht einmal deine Zunge beherrschen und dein Herz rein bewahren kannst. Wenn ich also viel für Gott tue, aber mein Lebenswandel nicht rein, sondern befleckt ist, wird Gott mein Werk nicht annehmen. Gott prüft vor allem unser Herz. Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an (1.Sam. 16:7). Wenn ich ein unreiner Mensch bin, dann wird alles, was ich tue, unrein sein. Wenn meine Hände schmutzige Dinge berührt haben und ich dir damit eine Speise zubereite, würdest du sie essen? Es kommt also nicht darauf an, ob wir viel für Gott tun, sondern ob Gott es annehmen kann. Die Frage ist: Tust du etwas, damit die Menschen es sehen, oder lebst du ganz in der Anwesenheit des Herrn. Jakobus sagt auch, du sollst alle Unreinheit in dir entfernen, bevor du die Schrift liest. Und dann sollst du das eingepflanzte Wort des Lebens mit Sanftmut annehmen. Wenn nicht, wie kann dann das Wort in dir noch etwas ausrichten? Wenn unser Herz nicht rein ist, wir aber viele Werke für Gott tun, werden wir uns streiten und schließlich auseinandergehen. Über die Lehre der Schrift können wir zwar noch sprechen, aber wo ist die Frucht davon? Leben wir in unserem Selbst, dann hat Jakobus recht, wenn er sagt, dass solch eine Religion von Gott nicht angenommen wird, dass religiöse Werke nutzlos sind. Daher sollst du im Buch Daniel zuallererst erkennen, dass du dich reinigen musst. Wenn sich Daniel in seinem jungen Alter reinigen konnte, um wie viel mehr wir heute, die wir das Blut, den Geist und das Wort haben. Wenn wir nicht rein sind und dennoch etwas für Gott tun, wird dies im Verderben enden. Äußerlich sieht es so aus, als würden wir etwas für Gott tun, in Wahrheit aber tun wir es für uns selbst. Möge der Herr uns die Augen öffnen und uns helfen. Treu und absolut für Gott und sein Reich Wir sollen aber nicht nur rein sein für Gott, sondern auch absolut. Die drei Freunde von Daniel in Kapitel 3 waren absolut für Gott. Als der König Nebukadnezar ein großes Bild aus Gold machte, dachte er nur an sich selbst. Jeder musste vor diesem Bild niederfallen und es anbeten. Und jeder gehorchte, selbst die Juden, die in Babylon gefangen waren. Nur Daniel und seine drei Freunde beugten sich nicht. Daraufhin wurde der König Kapitel 12 91 zornig und sagte, sie würden in den brennenden Feuerofen geworfen werden. Er warnte sie noch einmal und gab ihnen Gelegenheit, ihr Leben zu retten. Würden sie das Bild anbeten, dürften sie am Leben bleiben. Sie aber antworteten ihm: „Nebukadnezar, wir haben es nicht nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern. Ob unser Gott, dem wir dienen, uns erretten kann – sowohl aus dem brennenden Feuerofen als auch aus deiner Hand, o König, wird er uns erretten – oder ob nicht: Es sei dir jedenfalls kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und uns vor dem goldenen Bild, das du aufgestellt hast, nicht niederwerfen werden“ (Dan. 3:16-18). Welch ein Freimut! Sie waren absolut für Gott und standen fest für ihn. In Kapitel 6 war Daniel schon über 80 Jahre alt. Zu dieser Zeit erließ König Darius ein Gesetz, dass jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen eine Bitte richtet, außer an den König, in die Löwengrube geworfen werden solle (s. Vers 8). Daniel war sehr treu, als er 15 Jahre alt war, und wie war er im Alter von 85 Jahren? Hatte er sich geändert? Denn Menschen können sich schnell ändern. Daniel jedoch war absolut, als er 15 war, und war immer noch absolut, als er 85 war. Wie viele Christen habe ich schon in meinem Leben gesehen, die sich mit der Zeit in Bezug auf Gottes Vorsatz geändert haben. Vielleicht nicht, als sie 20 oder 30 Jahre alt waren, aber als sie 40 und älter wurden, gingen sie einen anderen Weg. Ich habe sogar Gläubige erlebt, die bis ins hohe Alter treu waren, und sich dann in Bezug auf den Weg des Herrn geändert haben. Manche Geschwister brannten am Anfang für Christus und die Gemeinde und haben sich später doch abgewandt. Ein paar Schwierigkeiten kamen und sie sind weggegangen. Wo sind sie heute? Petrus sagt, dass wir uns durch die Feuerglut nicht befremden lassen sollen, die zur Prüfung über uns kommt. (1.Petr. 4:12). Bei manchen Geschwistern genügte schon ein wenig davon, um ihre Haltung zu ändern. Daniel hingegen war mit 85 Jahren nur noch fester geworden. Obwohl er wusste, dass er deshalb in die Löwengrube geworfen würde, kniete er vor seinem Gott nieder und betete in Richtung Jerusalem, wie er es auch vorher getan hatte. Wie bereiten wir uns auf die Wiederkunft des Herrn vor? Erstens: Reinige dich! Denke nicht, wir seien schon ganz rein, weil wir wiedergeboren sind. Die Bibel sagt uns, dass unser Herz böse ist. In Daniel 12:10 heißt es: „Viele werden geprüft und gereinigt und geläutert werden. Aber die Gottlosen werden weiter gottlos handeln. Und die Gottlosen werden es alle nicht verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen.“ Die Gottlosen hier sind nicht etwa die Nationen, sondern die Gottlosen unter Gottes 92 Kapitel 12 Volk. Viele verstehen nur die Lehre der Schrift, aber sie kennen Gott nicht. Um Gott zu kennen, müssen wir uns reinigen. Und um rein und ohne Makel zu sein, müssen wir vom Feuer geläutert werden. Eine klare Sicht von der Gemeinde Wir müssen sein wie Daniel. In Vers 11 von Kapitel 6 erfahren wir, dass er sein Fenster nach Jerusalem hin geöffnet hatte, wenn er betete. Es war nicht nur zu Gott, sondern auch nach Jerusalem hin geöffnet – denn wo wohnt Gott? In Jerusalem! Im Alten Testament wohnte er im irdischen Jerusalem; im Neuen Testament jedoch ist das himmlische Jerusalem seine Wohnstätte. Das ist die Gemeinde der Erstgeborenen, wie es in Hebräer 12:22-23 geschrieben steht. Bist du heute jemand, der absolut für Gott und für das ist, was er haben möchte, nämlich die Gemeinde? Dies ist nicht nur die Zeit der Wiederkunft des Herrn, sondern auch die Zeit, in der der Herr das wahre Zeugnis seiner Gemeinde wiederherstellt. Wofür kommt denn der Herr zurück, wenn nicht für seine Gemeinde, für seine Braut, für sein Reich? Heute muss unser Herz ganz für das Zeugnis des Herrn brennen. Das Neue Jerusalem kommt aus dem Himmel von Gott herab. Was nicht von Gott stammt, ist auch nicht die Gemeinde. Was nicht himmlisch ist, ist nicht die Gemeinde, sondern nur eine Organisation, in der Menschen das Haupt sind. Gottes Wort ist sehr klar. Er hat Christus als Haupt über alles der Gemeinde gegeben (Eph. 1:22). Doch das Hauptsein Christi wurde durch Menschen ersetzt und so wurde die Gemeinde zu einer weltlichen Organisation. Dort sind Menschen das Haupt und somit wird daraus eine Religion. Unsere Herzen müssen heute auf das himmlische Jerusalem ausgerichtet sein. Möge der Herr seine herrliche Gemeinde wiederherstellen. Für die herrliche Gemeinde müssen wir wie Daniel und seine Freunde ein klares Zeugnis für den Herrn sein. Sie waren rein und absolut für Gott und nicht für sich selbst. Lesen wir einmal Daniel 12:3: „Und die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste; und die, welche die vielen zur Gerechtigkeit gewiesen haben, leuchten wie die Sterne immer und ewig.“ Und Jakobus 1:5 sagt: „Wenn aber jemandem unter euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen großzügig gibt und keine Vorwürfe macht, und es wird ihm gegeben werden.“ Was für eine Weisheit ist das? Keine menschliche Weisheit! Menschen sind wohl intelligent, aber ihre Kapitel 12 93 Weisheit ist menschlich. Wir sind fähig, viele Dinge zu tun, können unserem Haus gut vorstehen, sind in Beruf und Schule erfolgreich, und doch, wenn es um die Dinge Gottes geht, verstehen wir nichts. Auch beim Bibellesen geht es uns so. Niemand ist mit der himmlischen Weisheit geboren worden. Wenn du also die himmlischen Dinge verstehen willst, musst du Gott um Weisheit bitten. Wenn nicht, hast du in Bezug auf geistliche Dinge keine Einsicht und auch keine Klarheit und kannst nicht unterscheiden. Manche sagen zum Beispiel: „Alle christlichen Gruppen sind Gemeinden.“ Nehmen wir an, ich zerstreite mich mit dir und daraufhin gründe ich eine weitere christliche Gruppe. Sind das alles Gemeinden? Vielleicht argumentierst du so: „Ihr lest die Bibel, wir lesen auch die Bibel. Wir verwenden sogar dasselbe Liederbuch. Der einzige Unterschied ist, dass wir uns an einem anderen Ort treffen und einen anderen Namen haben als ihr.“ Geschwister, ist das die Gemeinde? Sicherlich nicht. Heute gibt es so viele christliche Gruppierungen – sind sie alle Gemeinden? Sind sie nicht vielmehr ein Ausdruck der Zertrennung des Leibes Christi (1.Kor. 1:13) und bloße menschliche Organisation? Ich möchte, dass ihr etwas versteht. Ich kann nicht einfach eine christliche Gruppe gründen und behaupten, sie sei schon die Gemeinde. Wir brauchen Weisheit von oben, um zu wissen, was der Herr als seine Gemeinde anerkennt. Wir brauchen auch nicht zu sagen, dass andere Gruppen nicht die Gemeinde sind. Aber für dich selbst musst du wissen, was die Gemeinde ist. Dafür musst du Gott fragen. Er wird dir Weisheit geben. Andere zur Gerechtigkeit weisen Nur durch Gottes Weisheit können wir Verständige sein, die ein wahres Zeugnis für den Herrn sind, um den Menschen den richtigen Weg zu zeigen. Wir sollten diejenigen sein, die viele zum Herrn wenden. Hast du Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen? Hast du Mitschüler und Nachbarn? Wir müssen ihnen allen den Weg der Gerechtigkeit weisen. Kümmere dich nicht nur um dich selbst. Wir haben das Leben Gottes, wir kennen die Wahrheit, wir wissen, wie ein Mensch gerettet werden kann, wir wissen, wie man überwindet, wir kennen den Weg der Gerechtigkeit und der Gemeinde. Dieses Wissen ist nicht nur für uns allein. Es ist für unsere Freunde und unsere Familie, für die Menschen um uns herum. 94 Kapitel 12 Wir haben noch freie Plätze in der Versammlungshalle. Möchtest du nicht sehen, dass alle Plätze besetzt sind? Sollten nicht unsere Freunde und Bekannten kommen, um die Segnungen hier zu genießen? Wir sollten für sie beten. Nicht nur damit sie gerettet werden, sondern dass sie auch zur vollen Erkenntnis der Wahrheit kommen (1.Tim. 2:4) und ins Haus Gottes gebracht werden. Sei einer, der dafür betet. Wenn wir das tun, dann sind wir Sterne, die ewig leuchten. Wir haben also erstens gesehen: Wir brauchen die ständige Reinigung, damit wir absolut sind für Gott und sein Reich. Zweitens: Lasst uns über den Weg der Gemeinde und des Reiches vollkommen klar sein. Drittens: Wir sollen Menschen sein, die auch anderen den Weg der Gerechtigkeit weisen können. Sagt dem Herrn: „Herr, ich möchte ein Stern sein, der anderen Menschen hilft, diesen Weg zu gehen.“ Nur so werden wir für die Wiederkunft des Herrn vorbereitet sein. Möge der Herr uns helfen und uns leiten! John So