Das Buch Daniel - himmlisches

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Die unausforschlichen Reichtümer Christi
in den Propheten
Das Buch Daniel
Frühjahrskonferenz 2010 in Stuttgart
Mitteilung 1
Kapitel 1 – Einleitung
Für diese Zeit der Konferenz wollen wir nicht nur zu den Versammlungen
kommen und Botschaften hören, sondern so oft es geht miteinander beten.
Wir brauchen sehr viel Gebet, damit der Herr uns allen erscheinen und
durch das Buch von Daniel zu uns reden kann. Lasst uns dafür vor dem
goldenen Räucheraltar viel Weihrauch opfern.
In dieser Konferenz werden wir im Buch Daniel nicht alles ausführlich
betrachten können. Wir sind auch nicht hier, um etwas über die Prophetie
in diesem Buch zu hören. Für uns ist es wichtig, zu sehen und zu verstehen, was der Herr heute tun möchte, nicht so sehr, was er in der Vergangenheit getan hat.
Wir leben in einer Zeit, in der unser Herr bald zurückkommen wird. Früher
habe ich die Jünger oft beneidet, weil sie ständig mit dem Herrn zusammensein konnten. Inzwischen habe ich erkannt, welches Vorrecht es ist,
in einer Zeit zu leben, in der alles zur Reife kommt. Auch die Gemeinde
wird in dieser Zeit zur Reife kommen, was für uns bedeutet, dass wir Erstlingsfrüchte werden können. In der Vergangenheit hatte keiner der verstorbenen Heiligen diese Gelegenheit, sie mussten alle den Tod schmecken. Heute ist es jedoch möglich, das Kommen des Herrn zu erleben,
ohne vorher den Tod zu sehen. Es ist also eine ganz besondere Zeit, in der
wir heute leben, und wir wollen dem Herrn dafür danken und viel dafür
beten, dass wir auch zum Ziel kommen.
Als ich vor vielen Jahren das Buch Daniel las, hat es mich sehr beeindruckt, wie wunderbar unser Gott ist. Nur der lebendige Gott kann alles
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im Voraus wissen. Die ganze Geschichte der Menschheit hat er klar vorhergesagt. Wer außer ihm, dem lebendigen Gott, konnte von der Zeit Nebukadnezars bis heute, also die Geschichte von ca. 2600 Jahren, vorhersagen. Einige Geschichtsabschnitte hat Gott sogar in allen Einzelheiten
beschrieben, was Anlass zu vielen Diskussionen über das Buch Daniel
gibt. Manche behaupten sogar, alles sei geschrieben worden, nachdem es
bereits geschehen war. In der Vorbereitung der Konferenz habe auch ich
mir darüber Gedanken gemacht und in entsprechenden Büchern geblättert,
bis der Herr mich tadelte: Glaubst du nicht, dass dies mein Wort ist? Lies
Matthäus 24:15: „Wenn ihr darum den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch den Propheten Daniel geredet ist, an der heiligen Stätte stehen seht – wer es liest, verstehe es.“ Da musste ich Buße tun. Wenn der
Herr schon Daniel zitiert hat, ist das für uns Beweis genug, dass Daniel
ein Prophet des Herrn ist.
Dieses Buch Daniel ist ein wunderbarer Beweis dafür, dass Gott ein lebendiger Gott ist, der alles weiß, was in der Zukunft geschehen wird. In
Jesaja 41:21-23 lesen wir: „Bringt eure Rechtssache vor! spricht der Herr.
Bringt eure Beweise herbei! spricht der König Jakobs. Sie sollen sie herbeibringen und uns verkünden, was sich ereignen wird: das Frühere, was
war es? Verkündet es, damit wir es uns zu Herzen nehmen! Oder lasst uns
das Künftige hören, damit wir seinen Ausgang erkennen! Verkündet das
später Kommende, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid! Ja, lasst es
gut sein oder schlimm sein, dass wir uns gegenseitig ansehen und miteinander erschrecken!“ Wer kann uns die Zukunft sagen? Niemand außer
Gott! Wir müssen Gott loben, dass wir dieses Buch Daniel haben, denn
der Herr hat uns darin so viel gezeigt, bis hin zu seinem zweiten Kommen.
Da wir am Ende dieses Zeitalters leben, müssen wir verstehen, was der
Herr uns sagen will.
I. Der Hintergrund
Der Hintergrund dieses Buches ist die Gefangenschaft in Babylon – eine
schreckliche Zeit für das Volk Gottes damals. Was war der Grund für ihre
Gefangenschaft? Es war die Sünde und Rebellion der Nation Israel gegen
Gott.
Im Lied des Mose (5.Mose 32) hat der Herr schon geweissagt, dass sein
Volk am Ende rebellisch sein und anderen Göttern nachgehen wird, dass
sie Dämonen anbeten, ihre Kinder den Götzen opfern werden und Gott sie
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dann in Gefangenschaft bringen wird. Wir dürfen nicht denken, dass dies
nur mit dem Volk Israel damals passierte. Auch wir sind rebellisch, gefallen, sündhaft und fleischlich. Wir meinen, Gott zu lieben und lieben
gleichzeitig viele andere Dinge. Die 2000-jährige Geschichte zeigt uns,
wie auch die Christen in Gefangenschaft geführt wurden.
2.Chronik 36:11-16: „Einundzwanzig Jahre war Zedekia alt, als er König
wurde, und er regierte elf Jahre in Jerusalem. Und er tat, was böse war
in den Augen des HERRN, seines Gottes. Er demütigte sich nicht vor dem
Propheten Jeremia, der nach dem Befehl des HERRN zu ihm sprach. Und
auch empörte er sich gegen den König Nebukadnezar, der ihn bei Gott
hatte schwören lassen. Und er verhärtete seinen Nacken und verstockte
sein Herz, sodass er nicht umkehrte zu dem HERRN, dem Gott Israels. Auch
alle Obersten der Priester und das Volk häuften Untreue auf Untreue, entsprechend allen Gräueln der Nationen, und machten das Haus des HERRN
unrein, das er in Jerusalem geheiligt hatte. Und der HERR, der Gott ihrer
Väter, sandte zu ihnen durch seine Boten, früh sich aufmachend und sendend; denn er hatte Mitleid mit seinem Volk und seiner Wohnung. Aber
sie verhöhnten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und verspotteten seine Propheten, bis der Zorn des HERRN gegen sein Volk so stieg,
dass es keine Heilung mehr gab.“ Könnt ihr euch vorstellen, dass das Volk
Israel so gefallen war, dass sie manchmal noch Schlimmeres taten als die
Nationen? Am Ende haben sie ihre eigenen Söhne und Töchter den Dämonen geopfert, und Gott benutzte Nebukadnezar, um sein Volk in Gefangenschaft zu bringen. Es wurden damals viele vom Volk getötet oder
nach Babel weggeführt. Der mächtige Gott lies es zu, dass sein Volk besiegt wurde, weil sie untreu und ungehorsam waren und gegen Gott sündigten.
Gott möchte ein heiliges Volk, eine heilige Nation haben, die ihm entspricht, ein Volk seines Eigentums, völlig abgesondert für ihn. Wie viele
der Heiligen haben dieses Bewusstsein und diesen Wunsch! Folgen wir
nicht gern dem Trend dieser Welt und wollen wir nicht auch den anderen
gleich sein? Aber das Wort warnt uns: „Liebt nicht die Welt noch die
Dinge in der Welt. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters
nicht in ihm“ (1.Joh. 2:15), oder „... wisst ihr nicht, dass die Freundschaft
der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein
will, macht sich zu Gottes Feind“ (Jak. 4:4), und „Passt euch nicht diesem
Zeitalter an, sondern werdet umgewandelt durch die Erneuerung des
Denksinns ...“ (Röm. 12:2).
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Was hat der Herr noch, wenn seine Gemeinde dieser Welt gleichgestellt
ist? Was ihm gehört, muss heilig sein, weil er heilig ist (1.Petr. 1:16) –
sowohl das Volk im Alten Testament wie auch im Neuen Testament. Was
lesen wir in 1.Petrus 2:5 u. 9? Wir sind erwählt, eine heilige Nation, eine
königliche Priesterschaft, das Volk seines Eigentums zu sein. Ein Leben,
das nur Vergnügen zum Ziel hat, führt schnell zurück in die Gefangenschaft.
Wir haben zwar den Wunsch, im Geist zu leben, wollen aber auch die Welt
nicht ganz aufgeben. Müssen wir da noch fragen, warum die Gemeinde nicht
vorangeht? Kennen wir das Herz unseres Herrn wirklich? Denn darum geht
es.
In Offenbarung 2 und 3 sehen wir, wie der Herr auch seine Gemeinden in
der Landschaft Asien warnen musste. Dennoch haben sie nicht Buße getan
und sich nicht gewendet. Wie stur, harthörig und rebellisch sind auch wir
Christen heute. Wir können es an unserm täglichen Wandel ablesen, wie oft
wir gegen sein Wort rebellieren, auch als seine Gemeinde.
Die Wegführung nach Babylon geschah im Jahr 606 v. Chr. und war der Beginn einer langen Gefangenschaft des Volkes Gottes. Jedes Wort, das Gott
durch die Propheten gesprochen hatte, wurde erfüllt.
II. Die geistliche Bedeutung Babylons
Auch heute gibt es ein Babylon, nämlich die geistliche Gefangenschaft,
die in Offenbarung 17 als die große Hure beschrieben wird: „Und es kam
einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, redete mit
mir und sprach: Komm her, ich werde dir das Gericht über die große Hure
zeigen, die über vielen Wassern sitzt, mit der die Könige der Erde Hurerei
getrieben haben; und die auf der Erde wohnen, sind von dem Wein ihrer
Hurerei trunken geworden. Und er brachte mich im Geist hinweg in eine
Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das
war voller Lästernamen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner. Und
die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit
Gold und Edelgestein und Perlen, und sie hatte einen goldenen Becher in
ihrer Hand, voll der Gräuel und der unreinen Dinge ihrer Hurerei, und
an ihrer Stirn war ein Name geschrieben, ein Geheimnis: Babylon, die
große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde. Und ich sah die
Frau trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen
Jesu. Und ich verwunderte mich sehr, als ich sie sah“ (Offb. 17:1-6). Was
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Gott dem Johannes in der Offenbarung zeigt, hat Ähnlichkeit mit dem,
was bei Daniel gesagt wird. Daniel ist der Johannes des Alten Testaments
und Johannes der Daniel des Neuen Bundes. Beide haben so klar und deutlich über die Zukunft gesprochen. Daniel wurde gezeigt, was zur Zeit des Alten Bundes bis zum ersten Kommen des Herrn geschehen wird. Und Johannes
hat gesehen, was nach der Auffahrt des Herrn bis zu seinem zweiten Kommen, sogar bis zum Tausendjährigen Reich und bis zum Neuen Jerusalem
geschehen wird. Die Offenbarung des Johannes ist eine Fortsetzung dessen,
was Gott dem Daniel gezeigt hatte. Wenn wir diese beiden Bücher zusammenbringen, können wir in aller Klarheit die ganze Geschichte des Volkes
Gottes sehen. Wir müssen es erkennen und sehr ernst nehmen, dass es auch
heute eine Gefangenschaft gibt, ein geistliches Babylon. Denn wenn wir das
nicht sehen, besteht die Gefahr, dass auch wir in diese Gefangenschaft hineingeraten.
Wie bestürzt war Johannes, als er dies alles offenbart bekommen hatte.
Auch von Daniel lesen wir, dass er entsetzt und seine Gedanken beunruhigt waren über das, was Gott ihm zeigte. Er wurde sogar ohnmächtig, als
er sah, was mit seinem Volk, mit Jerusalem, dem Tempel Gottes und der
heiligen Stadt geschehen sollte. Sicherlich konnte er nur schwer glauben,
dass alles so eintreffen würde. Er liebte doch Gott und sein Volk, und betete täglich für Jerusalem.
Den Ursprung und die Bezeichnung Babylons sehen wir in 1.Mose 11:1:
„Und die ganze Erde hatte ein und dieselbe Sprache und ein und dieselben
Wörter.“ Heute sprechen viele Christen nicht mehr dieselbe Sprache; vielmehr hat jeder seine eigene. „Und es geschah, als sie von Osten aufbrachen, da fanden sie eine Ebene im Land Schinar und ließen sich dort nieder. Und sie sagten einer zum anderen: Wohlan, lasst uns Ziegel streichen
und hart brennen! Und der Ziegel diente ihnen als Stein, und der Asphalt
diente ihnen als Mörtel. Und sie sprachen: Wohlan, wir wollen uns eine
Stadt und einen Turm bauen, und seine Spitze bis an den Himmel!“ Das
war ihr Ziel! „So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht
über die ganze Fläche der Erde zerstreuen! Und der HERR fuhr herab, um die
Stadt und den Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten“ (V. 2-5).
Auch heute möchte jeder seine eigenen Werke tun und sich einen Namen machen. Das ist das Prinzip von Babel!
„Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie, und eine Sprache haben
sie alle, und dies ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts
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unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen. Wohlan, lasst uns herabfahren
und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht
mehr verstehen!“ (V. 6-7). Ein Zeichen von Babylon ist die Sprachverwirrung. So ist es auch heute noch. Jeder hat seine Auffassung, seine Auslegung. Jeder versteht es anders. Jeder hat seine Richtung, seine Last,
seine Mission, sein Werk. Es gibt so viele verschiedene Meinungen und
Wege. Einer versteht den anderen nicht mehr, und daraus folgt die Zerstreuung.
„Und der HERR zerstreute sie von dort über die ganze Erde; und sie hörten
auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Namen Babel; denn dort
verwirrte der HERR die Sprache der ganzen Erde, und von dort zerstreute
sie der HERR über die ganze Erde“ (V. 8-9).
Dabei sollte es doch gerade für uns Christen so einfach sein, in Einheit
miteinander zu leben. Glauben wir nicht alle an den einen lebendigen
Gott? Und ist nicht Jesus Christus unser aller Retter? Hast du einen anderen Geist empfangen als ich? Haben wir nicht die gleiche Bibel? Warum
können wir dann nicht eins sein? Warum sind die Christen mehr zerspalten
als jede andere Organisation oder Nation in der Welt? Genau das ist Babylon! Damals waren sie noch ein Volk mit einerlei Sprache, aber nach
diesem Turmbau zu Babel hat Gott sie über die ganze Erde zerstreut. Es
entstanden viele unterschiedliche Sprachen und Nationen, sodass keiner
mehr den anderen verstand. Das ist nicht der Segen von Gott, sondern seine
Strafe, sein Gericht. Selbst heute nach 2000 Jahren haben wir nicht erkannt,
dass wir, das himmlische Volk Gottes, so zerspalten sind, dass wir uns tatsächlich in Gefangenschaft befinden.
In Offenbarung 17 zeigt uns der Herr „ein Geheimnis: Babylon, die große,
die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde“ (V. 5). Hier sehen wir
Babylon wieder – nicht das damalige Babylon, sondern das heutige geistliche Babylon, die Mutter der geistlichen Hurerei, das heißt Vermischung
mit vielen menschlichen, politischen und wirtschaftlichen Dingen, die sich
in die ursprünglich reine und heilige Gemeinde hineingeschlichen haben,
um sich schließlich zum Römischen Katholizismus zu entwickeln. Ist
denn das himmlische Reich römisch oder deutsch oder anglikanisch? Wir
müssen erkennen, dass es ein geistliches Babylon gibt und das Wort des
Herrn in Offenbarung 18:4-5 ernst nehmen: „Und ich hörte eine andere
Stimme aus dem Himmel, die sprach: Kommt heraus aus ihr, mein Volk,
damit ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und damit ihr nicht etwas von
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ihren Plagen empfangt; denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel und
Gott hat ihrer Übeltaten gedacht.“ Es ist Gottes Ruf: „Kommt aus ihr heraus – heraus aus Babylon!“
Aber wir, seine Gemeinde, sind wohin gekommen? Zum Berg Zion!
„Vielmehr seid ihr zu dem Berg Zion gekommen und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem …“ (Hebr. 12:22). Welch
ein Vorrecht, dass wir zu dem himmlischen Jerusalem gekommen sind.
Sind wir aber im himmlischen Jerusalem, dann müssen wir uns auch entsprechend verhalten. Wir können nicht in Zion sein und zugleich in der Welt bleiben. Manch einer mag sagen, hierin seien wir zu eng. Nein! Wir müssen sogar
unsere Herzenstür vor der Welt verschließen, um unser Herz zu bewahren.
Das bedeutet nicht, dass dir verboten wird, dieses oder jenes zu tun. Vielmehr
bedeutet es, dass du frei bist, nicht gefangen und auch nicht mehr an viele
Dinge der Welt gebunden.
Ich erinnere mich, wie der Herr vor etwa vierzig Jahren hier in Deutschland einige junge Leute gewonnen hat, die bereit waren, um seinetwillen
alles zu lassen. Ich hoffe, dass wir nach vierzig Jahren immer noch so ein
Herz haben. Jetzt müssen wir unsere zweite und dritte Generation ermutigen, sich nicht von dieser Welt einfangen zu lassen.
III. Die Treue Daniels und seiner Gefährten
Der König Nebukadnezar hat es verstanden, aus Gottes Volk die besten
jungen Leute für sein Reich zu holen, um ihm zu dienen (Dan. 1). Sollte
unser Gott heute mit weniger zufrieden sein? Auch er braucht heute für
sein Reich ein junges Volk. Heute in der Welt wird die Jugend schon in
immer jüngeren Jahren verdorben. In meiner Jugendzeit war das Böse
noch nicht so offenkundig wie heute. Schon mit neun oder zehn Jahren
geht man in Discos, ins Kino oder bis nach Mitternacht zu zweifelhaften
Partys. Lernt von Daniel, in eurer Jugend die richtige Entscheidung zu
treffen und dem Herrn zu sagen: „Herr Jesus, ich möchte mich dir geben
und für dein Werk auf dieser Erde brauchbar sein.“ Keiner ist zu jung, um
sich für den Herrn hinzugeben.
Nebukadnezar hat damals seinen Kämmerer angewiesen, ihm die besten
jungen Leute unter den Juden vom Geschlecht Judas zu holen, solche mit
edler Abstammung, die intelligent, gutaussehend und gesund waren. Diese
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jungen Leute sollten in Kultur, Sprache und Schrift der Chaldäer unterwiesen werden, um vor dem König zu dienen. Sogar ihre Namen wurden
in babylonische Namen geändert, und sie sollten babylonische Speise essen. So sollten sie drei Jahre lang erzogen werden.
Für viele war das eine gute Gelegenheit, nicht als Sklave verkauft zu werden. Aber unter all den vielen Jugendlichen, die der Kämmerer nach Babylon brachte, waren nur Daniel und seine drei Freunde in ihren Herzen
entschlossen, sich für ihren Gott rein zu halten. Gott erwähnt nur diese
vier, weil sie für ihn so wichtig waren. Das ist es, was der Herr auch heute
will – er braucht nicht vierzigtausend oder vierhunderttausend – er braucht
junge Leute, die solch eine absolute Hingabe wie Daniel und seine
Freunde haben. Wenn wir das nicht erkennen und das Buch Daniel nur
eine schöne Geschichte für uns ist, werden wir für den Herrn nicht wirklich brauchbar sein.
„Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost
des Königs und mit dem Wein, den er trank, unrein zu machen; und er
erbat sich vom Obersten der Hofbeamten, dass er sich nicht unrein machen müsse“ (Dan. 1:8). Solch eine Entscheidung musst auch du treffen.
Du musst deinen Willen üben und dir in deinem Herzen vornehmen, es für
den Herrn reinzuhalten. Bitte den Herrn, dich in deinem Entschluss zu
stärken.
„Versuche es doch zehn Tage lang mit deinen Knechten, dass man uns
Gemüse zu essen und Wasser zu trinken gebe!“ (V. 12). Hier sehen wir,
wie klar und absolut dieser junge Mann für den Herrn war. Ich glaube
nicht, dass Daniel damals älter als fünfzehn Jahre war. Je älter du bist,
desto schwieriger wird es, deinen Geschmack zu ändern. Wer jedoch den
Herrn geschmeckt hat, der hat keine Lust mehr auf den Wein der Welt.
Geistlich gesehen steht der Wein in Daniel 1 für den Genuss der Welt,
Wasser jedoch für die Gesundheit. Wein zu trinken bedeutet, die Welt zu
genießen. Durch den Genuss der Welt wird euer Herz schnell verdorben;
es müssen gar nicht sündige oder schlechte Dinge sein. Viele verlockende
Dinge dieser Welt können unser Herz schnell gefangennehmen. Möchtest
du nicht viel lieber dein Herz für Christus bewahren und ihn gewinnen?
Diese Entscheidung musst du treffen! Das bedeutet nicht, dass wir wie
Mönche leben müssen, sondern wir sind ganz normale Menschen mit einem normalen menschlichen Leben.
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Daniel und seine Gefährten haben Gott vertraut und ihm geglaubt. Mit welchem Ergebnis? Ihr Aussehen war gesünder und schöner als das der anderen.
In Weisheit und Verständnis waren sie allen Weisen im Reich zehnfach überlegen, sodass sie damals in Babylon die besten Positionen erlangten. So belohnte Gott ihre Treue. Wenn wir heute lernen, uns für den Vorsatz Gottes
ganz hinzugeben, kann der Herr auch uns für sein Reich brauchbar machen.
Ich hoffe, dass der Herr auch in dieser Zeit viele Daniels unter uns gewinnen
kann!
Mitteilung 2
Gestern Abend haben wir in Kapitel 1 die Zeit Daniels und den Beginn
der damaligen Gefangenschaft des Volkes Israel gesehen. Das ganze Volk
war gefallen und fern von Gott. Unter den Gefangenen gab es aber vier
junge Menschen, die sich in ihrem Herzen vorgenommen hatten, sich für
Gott rein zu bewahren, und die er deshalb gebrauchen konnte. Der Herr
hat uns gezeigt, dass er auch in der heutigen letzten Zeit solche junge Menschen braucht, eine neue Generation, die er für seinen Vorsatz erweckt.
Als der Herr auf der Erde war, hat er auch vor allem junge Menschen berufen.
Vielleicht haben einige im Lied des Mose gelesen (5.Mose 32), wie ungehorsam das Volk gegen Gott war, dass sie sogar den Dämonen geopfert
haben, was Gottes Zorn und die Strafe der Gefangenschaft bewirkte. Erst
nach siebzig Jahren in Babylon konnten sie wieder zurückkehren. Doch
mit der Zeit ist das Volk wieder abgefallen, denn sie hatten nichts aus ihrer
Geschichte gelernt. Und als Jesus auf diese Erde kam sagte er von ihnen:
„Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit entfernt von
mir“ (Mt. 15:8). Äußerlich lebten sie zwar nach dem Gesetz, aber ihr Herz
war weit weg von Gott. Am Ende haben sie den Herrn und König sogar
gekreuzigt.
Auch heute werden zwar viele religiöse Werke getan, aber die Herzen der
Menschen sind weit weg vom Herrn. Viele wissen nicht einmal, wer Jesus
ist. Und wer von den Gläubigen bereitet sich ernsthaft auf die Wiederkunft
des Herrn vor? Die meisten leben heute in geistlicher Gefangenschaft, das
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heißt, sie sind in Babylon. In diese Gefangenschaft hineingeboren zu werden oder in sie hineinzugeraten ist einfach, aber es ist sehr schwer, aus ihr
wieder herauszukommen. Möge der Herr heute junge Leute gewinnen, die
aus Babylon herauskommen und sich für den Vorsatz Gottes ganz hingeben. Das braucht unser Gebet.
Daniel und seine Freunde wollten sich bewahren und haben Speise und
Trank des Königs abgelehnt. Sie hatten sich in ihrem Herzen vorgenommen, nach Gottes Wort rein zu bleiben und sich nicht mit den babylonischen Dingen zu verunreinigen. Sie kannten und befolgten die vielen Vorschriften in 3. Mose, die Gott seinem Volk gegeben hatte, damit es sich
rein hielt. Gott ist heilig, und auch sein Volk muss heilig sein.
Wir haben zwar keine Vorschriften mehr in Bezug auf unsere Speisen,
dennoch gilt das geistliche Prinzip auch heute noch: In unserem Herzen
müssen auch wir unterscheiden, was rein und was unrein ist, was von Gott
kommt und was nicht. Das betrifft nicht nur die Dinge der Welt, sondern
auch die der Religion. Weltliche Verschmutzung und Unreinheit sind
leichter zu erkennen als religiöser Sauerteig. Schon damals warnte der
Herr seine Jünger: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer“ (Mt. 16:6). Gemeint sind die verschiedenen Traditionen, Lehren, Meinungen, die Zerspaltenheit und vieles mehr, was uns vom eigentlichen Vorsatz Gottes abbringt und den Aufbau hindert.
Auch das, was die Welt zu bieten hat, dürfen wir nicht ohne Weiteres genießen. Der Genuss füllt unser Herz und belegt den Raum, der dem Herrn
gehört. Nach und nach wird die Liebe des Vaters nicht mehr in dir sein
und sich sogar in Feindschaft gegen ihn verwandeln. Damit uns das nicht
passiert, gibt uns Gott diese Warnung: „Liebt nicht die Welt noch die
Dinge in der Welt. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters
nicht in ihm“ (1.Joh. 2:15), und: „Wer also ein Freund der Welt sein will,
macht sich zu Gottes Feind“ (Jak. 4:4). Als Gottes Feind wirst du dann
vielleicht sogar die verfolgen, die sich für Gott rein bewahren und ihm treu
sein wollen.
Freundschaft mit der Welt ist Feindschaft gegen Gott. Ihr Eltern, bittet den
Herrn um Weisheit, euren Kindern nicht nur etwas zu verbieten, sondern
ihnen zu helfen, das Wort Gottes zu lesen und im Herzen zu bewahren.
Wir müssen für unsere Kinder beten und auch selber ein Zeugnis für sie
sein.
Kapitel 2 – Der Anfang der Zeiten der Nationen
bis zum zweiten Kommen Christi, des Königs
Der Traum Nebukadnezars in Kapitel 2 ist von großer Bedeutung. Durch
ihn hat der Herr uns die Zeiten der Nationen gezeigt, die mit Nebukadnezar anfangen und bis zum zweiten Kommen unseres Königs, Jesus
Christus, andauern. Warum hat Gott das als Zeiten der Nationen bezeichnet? Und wann endet diese Zeit? Um das zu verstehen, brauchen wir den
ganzen Hintergrund von Gottes Vorsatz. Gott wollte sein Reich auf dieser
Erde bauen und hatte sich dafür das Volk Israel auserwählt. Israel ist also
nicht nur ein Land, eine Nation, sondern war vor allem dazu bestimmt
gewesen, Gottes Reich auf dieser Erde zu sein. Und was war im Herzen
unseres Herrn Jesus Christus, als er auf diese Erde kam? Wie lehrte er
seine Jünger beten, als sie ihn darum baten? „Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde“ (Mt. 6:9-10). Er war also
nicht nur gekommen, uns zu erlösen, sondern um Menschen für sein Reich
zu erretten.
Schon vor Grundlegung der Welt, bevor Gott alles geschaffen hatte, hatte
er in seinem Herzen beschlossen, sein Reich auf der Erde zu errichten.
Warum will Gott sein Reich auf dieser Erde haben? Und warum kann er
es nicht so ohne Weiteres bauen? Kann zum Beispiel die USA einfach
nach Deutschland kommen und hier regieren? Oder umgekehrt Deutschland in den USA ein Deutsches Reich bauen? Dazu müsste erst einmal das
andere Land erobert werden. So muss auch der Herr, wenn er sein Reich
auf dieser Erde bauen will, zuerst den beseitigen, der auf der Erde herrscht:
Satan, mitsamt seinem ganzen Heer von bösen Mächten und Gewalten.
Nach seinem Vorsatz will Gott das jedoch nicht selber tun, sondern durch
uns Menschen. Möge der Herr uns die Augen dafür öffnen, wie groß und
herrlich sein Plan mit uns ist.
Der Ursprung der Sünde und Rebellion
Wie und wann hat Satan die Macht über diese Erde bekommen? Und wann
wurde die Erde geschaffen? In der Schrift steht, dass Gott Himmel und
Erde in einer solch wunderbaren Weise geschaffen hat, dass die Engel dar-
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Kapitel 2
über jauchzten (Hiob 38; Jes. 45:18). Den Zeitpunkt hat Gott uns in seinem Wort nicht gesagt, auch nicht, wie lang jene Zeit war, nur, dass die
Herrschaft über die damalige vor-adamitische Welt dem Erzengel Luzifer
übergeben wurde. Als dieser sich jedoch erhob und eine Rebellion anführte (Jes. 14:12-14; Hes. 28:12-17), musste Gott die damalige Welt
durch Wasser richten. So war sie wüst und leer geworden, ein Tohuwabohu, wie in 1.Mose 1:1 berichtet. Später dann, in 1.Mose 1:2 – die Zeit
wissen wir nicht –, kam der Geist Gottes und „schwebte über den Wassern“. So begann Gott Stück für Stück, die Erde wiederherzustellen.
Die Erschaffung des Menschen für Gottes Herrschaft
und der Fall des Menschen
Zusätzlich zur Wiederherstellung schuf Gott etwas Neues, nämlich den
Menschen nach seinem Bilde (1.Mose 1:26). Ab diesem Zeitpunkt beginn
Gott, seinen Plan mit uns Menschen auszuführen, den Vorsatz, den er
schon vor Grundlegung der Welt gefasst hatte (Eph. 1:4). Gott möchte die
Herrschaft Satans auf der Erde durch den Menschen beenden und sein
Reich und seine Herrschaft mit den Menschen aufrichten. Er hat den Menschen mit einem freien Willen geschaffen und ihm die Freiheit gelassen,
zu wählen (1.Mose 2:15-17). Natürlich wusste Gott in seiner Vorkenntnis,
was geschehen würde: dass die Schlange den Menschen zu Fall bringen,
die Sünde in ihn hineinkommen und der Mensch immer tiefer fallen wird –
in der Zeit bis Noah, der Zeit von Babel bis hin zu Abraham. Aber Gott
gab seinen Plan nicht auf. Aus Abraham, Isaak und Jakob hat er sich ein
Volk erwählt, dessen König er sein wollte. Er brachte sein Volk aus Ägypten heraus und in das gute Land hinein. Wozu war die Errettung aus Ägypten? Warum hat Gott sich so viel Mühe gemacht und ihnen dieses Land
gegeben? Gott braucht ein Volk für sein Reich!
Die ganze Geschichte des Volkes Israel im Alten Bund war eine Vorbereitung für das Kommen des Messias. Darum ist auch das erste Buch im
Neuen Testament, das Matthäusevangelium, ein Buch über das Reich.
Gleich im ersten Vers wird uns Jesus nicht als der Retter, sondern als der
Sohn Davids vorgestellt. Und als er anfing zu predigen, sprach er sofort
über das Reich: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe
gekommen“ (Mt. 4:17). Wir würden predigen: „Tut Buße, denn die Errettung kommt!“ In unserem Herzen ist die Erlösung, die Errettung so sehr
eingeprägt, dass kein Platz mehr für das Reich darin ist. Wir haben zwar
davon gehört, aber es ist nicht in unserem Herzen. Wer predigt heute noch
wie der Herr damals und wie Johannes der Täufer (Mt. 3:2)? Auch die
Kapitel 1
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Jünger predigten als Evangelium nicht nur die Buße, sondern auch das
Reich Gottes (Apg. 2:38; 8:12). Das Ziel ist das Reich!
Das Volk Israel verwirft Gott als ihren König
Gott hatte damals sein Volk in das gute Land hineingebracht und dann
Jerusalem erwählt, um dort in Zion seinen Thron zu haben und seine Herrschaft auszuüben. Israel hat das jedoch nicht erkannt und hat Gott als ihren
König abgelehnt (1.Sam. 8:7; 10:19). Sie wollten wie die Nationen einen
Menschen als König (1.Sam. 8:20). Ich betone: wie die Nationen! Wollen
wir wie die Nationen sein? Gott möchte eine heilige Nation, ein Volk seines Eigentums haben. Gott möchte unter seinem Volk wohnen, mit ihm
sein Reich bauen und über die Nationen herrschen. Aber Israel wollte das
nicht.
Schon seit der Zeit des Propheten Samuel haben sie Gott als ihren König
abgelehnt. Wer konnte ein besserer König für Israel sein als ihr Gott? Wie
ist es in deinem Leben? Wer ist in deinem Leben König? Wer regiert in
deinem Herzen? Wer entscheidet, wer hat das Sagen? Der Herr oder du?
Ist es nicht so, dass wir meistens unsere Entscheidungen treffen und tun,
was wir wollen? Glaubt ihr, wir seien besser als die Juden damals?
Sie gingen auf den Wegen der Nationen, das heißt, sie wollten sein wie
die Nationen. Gott hatte jedoch sein Volk schon vorher gewarnt, nicht so
zu leben wie die Nationen. Sie sollten nicht ihre Bräuche annehmen, nicht
ihren Göttern nachjagen und nicht so anbeten, wie sie angebetet haben.
Auch ihre Speise sollten sie nicht essen und sich ja nicht mit ihnen vermischen.
Gott möchte ein heiliges Volk haben. Dieses Wort „heilig“ muss in unserem Herzen sein. Daniel und seine Gefährten hatten dieses Gebot Gottes
in ihrem Herzen. Sie glaubten an den lebendigen Gott und hatten ihn sicherlich auch schon erfahren. Gott ist treu. Wer ihn liebt, dem wird er erscheinen. Unser Gott ist ein lebendiger Gott, ein Gott, der erscheint, ein
Gott, der redet. Gott hat nicht nur Gesetze und Vorschriften gegeben, nein,
wir lesen oft in der Schrift, wie er Menschen erschienen ist, die nach seinem Weg fragten oder in ihrer Not zu ihm schrien. Selbst zu Hagar, der
Magd von Abrahams Frau, hat Gott gesprochen, und nicht nur zu Abraham.
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Kapitel 2
Gottes Zorn über sein ungehorsames und sündiges Volk führt
die Gefangenschaft herbei – die Zeiten der Nationen beginnen
Das Volk war zu weit gegangen: Sie trieben Götzendienst, vergossen unschuldiges Blut, sie verhöhnten und verspotteten die Propheten und verachteten Gottes Wort. In seinem Zorn ließ Gott sie deshalb im Jahr 606
v. Chr. in Gefangenschaft führen. Mit diesem Volk konnte Gott sein Reich
nicht bauen. Sicher wusste Gott, dass die Menschen gar nicht fähig sind,
seine Gesetze zu halten, aber er brauchte die Zeit des Alten Bundes, um den
zweiten Bund, den Neuen Bund, vorzubereiten. Von diesem Bund hatte Gott
schon durch Jeremia geweissagt: „Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen
und werde es auf ihr Herz schreiben“ (Jer. 31:33).
Die Zeiten der Nationen hatten also 606 v. Chr. begonnen, da Gott sein
irdisches Reich aufgehoben und die Herrschaft den Nationen überlassen
hatte. Wenn der Herr sein ewiges Reich errichten wird (Dan. 2:44), hat
auch diese Herrschaft ein Ende. Alles, was der Herr damals durch Daniel
für die Zeit des ersten Bundes angekündigt hat, ist eingetroffen. Und alles,
was uns Johannes in der Offenbarung für die Zeit des Neuen Bundes offenbart, wird sich ebenfalls erfüllen. Der Herr muss unsere Augen dafür
öffnen, dass es tatsächlich um das Reich geht.
Das Reich der Himmel – die Herrschaft des Lebens in uns
Gleich am Anfang seines Dienstes predigte der Herr Jesus: „Tut Buße,
denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen!“ (Mt. 4:17). Und als er
von den Pharisäern gefragt wurde, wann denn das Reich Gottes komme,
antwortete er: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten
kann“ (Luk. 17:20). Heute, im Neuen Bund, geht es um eine andere Art
der Herrschaft als im Alten Bund. Das Reich, das mit dem Herrn gekommen ist, ist von himmlischer Natur. Deshalb braucht Gott auch ein himmlisches Volk, das im Reich der Himmel mit ihm herrscht. Dieses Reich ist
heute eine innere Herrschaft durch das Leben des Herrn in uns. Der König
möchte in dir wohnen und in dir herrschen. Er möchte dein Leben sein. So
wächst das Reich in uns.
Die Juden damals hatten mit dem Messias nicht einen Retter, sondern einen großen König erwartet. Doch dieser König war ganz anders, als sie
dachten: „Siehe, dein König kommt zu dir: Gerecht und siegreich ist er,
demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem
Jungen der Eselin“ (Sach. 9:9). Er musste den Menschen erst einmal die
Kapitel 1
15
Erlösung bringen. Deswegen hat er sich erniedrigt und kam sanftmütig.
Dennoch war er der König, der Erlöser-König. Bei seinem ersten Kommen
ging es dem Herrn gar nicht um eine äußere Herrschaft, sondern er wollte
sein irdisches Volk erlösen, um sie zu einem himmlischen Reich zu machen. Sie aber verstanden ihn nicht und haben den Herrn, ihren König,
völlig abgelehnt; die Hohenpriester und Schriftgelehrten wollten selber
herrschen. Wir sehen also, dass die Juden ihren Gott beim ersten Kommen
des Herrn zum zweiten Mal als ihren König abgelehnt haben.
Das Kommen des Reiches der Himmel
durch den Aufbau der Gemeinde
Im Traum von Nebukadnezar sah Daniel alle Weltreiche bis zum Kommen
des Herrn und bis zur Errichtung seines himmlischen Reiches. Dieses
Reich der Himmel ist heute noch verborgen, und doch wird es schon ganz
praktisch in der Gemeinde gebaut. Deshalb sagte der Herr gleich zu Petrus: „Ich will meine Gemeinde bauen und die Pforten des Hades werden
sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel zum Reich der Himmel
geben, und was immer du auf Erden binden wirst, soll in den Himmeln
gebunden sein, und was immer du auf Erden lösen wirst, soll in den Himmeln gelöst sein“ (Mt. 16:18-19). Die Gemeinde ist nicht nur ein Sonntagsgottesdienst, eine Versammlung, um eine Botschaft zu hören, sondern
die Gemeinde ist heute das Reich der Himmel, dazu bestimmt, Gottes
Reich und Herrschaft auf diese Erde zu bringen.
Unser Kampf richtet sich gegen die unsichtbaren Mächte und Gewalten
(Eph. 2:2), nicht gegen Menschen: „... denn wir haben nicht mit Fleisch
und Blut zu kämpfen, sondern mit den Mächten, mit den Gewalten, mit den
Weltbeherrschern dieser Finsternis, mit den bösen Geistern in den Himmeln“ (Eph. 6:12). Nur die Gemeinde, die der Herr baut, kann diesen
geistlichen Kampf siegreich führen. Wenn wir den Menschen das Evangelium des Reiches predigen, sind wir uns bewusst, dass sich der eigentliche Kampf gegen die himmlischen Mächte und Gewalten der Finsternis
richtet.
Der Aufbau der Gemeinde ist das Zentrum des Planes Gottes, denn es geht
dabei um das Reich, um die Herrschaft. Es ist kein Zufall, dass der Herr
nur im Matthäusevangelium sagt: „Ich will meine Gemeinde bauen. Und
ich will dir die Schlüssel zum Reich der Himmel geben.“ Das heißt, die
Gemeinde soll auf dieser Erde die Vollmacht des Herrn ausüben, indem
sie bindet und löst. Dabei geht es nicht um eine äußere Macht, eine äußere
16
Kapitel 2
Herrschaft, sondern um eine innere. Zuerst muss der König über uns herrschen können. Danach, wenn alles vorbereitet und für die äußere Herrschaft reif ist, wird der König zum zweiten Mal kommen. Dann werden
wir mit ihm im Tausendjährigen Reich über alle Nationen herrschen.
Um die Schlüssel zum Reich der Himmel anzuwenden, müssen wir im
Leben gewachsen sein. Die Gläubigen in Korinth z. B. waren kleine Kinder in Christus geblieben (1.Kor. 3:1). Sie hatten nicht die Autorität, die
Schlüssel zu benutzen. Haben wir sie? Wenden wir sie auch an? Warum
sind dann so viele Dinge immer noch nicht gelöst bzw. gebunden in unserem Gemeindeleben? Weil wir wie Kinder sind, die mit dem Schlüssel nur
spielen. Wir sind noch nicht erwachsen genug, um die Schlüssel des Himmelreichs richtig zu benutzen.
Wofür genießt du den Herrn in der Gemeinde, wenn dabei kein Wachstum
geschieht? Lauter „fleischliche“ Heilige in der Gemeinde verhindern die
Herrschaft des Herrn. Der Herr soll in uns herrschen; in unserem täglichen
Leben, bei der Arbeit, im Gemeindeleben, im Familienleben. Wenn du ganz
allein bist, herrscht dann der Herr? Herrscht der Herr in deinen Gedanken?
Der Herr möchte herrschen, und die Gemeinde soll der Ausdruck des Reiches der Himmel sein. Davor hat Satan Angst. Wenn wir in der Gemeinde
immer noch nach unserem eigenen Gutdünken entscheiden und jeder
macht, was er will, wo ist dann die Herrschaft des Herrn? Wenn wir in der
Gemeinde den Herrn nicht herrschen lassen, dann müssen wir noch lange
warten, bis der König wiederkommt.
Im Hebräerbrief heißt es, dass wir in der Gemeinde zum wahren Berg
Zion, zum himmlischen Jerusalem gekommen sind: „Vielmehr seid ihr zu
dem Berg Zion gekommen und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem
himmlischen Jerusalem ...“ (Hebr. 12:22). Heute geht es nicht mehr um
das irdische Jerusalem, sondern um das himmlische. Manche Gläubige
meinen, sie müssten nach Israel zurückkehren, denn dort sei Zion. Wir
können uns die weite Reise sparen, denn das wahre Zion ist hier in der
Gemeinde.
Kapitel 1
17
II. Der Traum des Königs Nebukadnezar –
Die Zeiten der Nationen
(Dan. 2:31-45; Luk. 21:24b)
Lasst uns das Bild im Traum von Nebukadnezar betrachten. Das babylonische Reich hat seit Beginn der Wegführung Daniels nur noch etwa siebzig Jahre überdauert. Davon hat Nebukadnezar etwa 43 Jahre geherrscht.
Der letzte Herrscher unter seinen Nachkommen war Belsazar. Nebukadnezar war der einzige herausragende Herrscher. Nach ihm gab es keinen
mehr, der so viel Macht und Autorität besaß. Er war der „König der Könige, dem der Gott des Himmels die Königsherrschaft, die Macht und die
Ehre und die Stärke gegeben hat ... du bist das Haupt aus Gold“ (Dan.
2:37-38). Die Autorität, die eigentlich das Haus David haben sollte, hatte
Gott dem Nebukadnezar übertragen; er war das Haupt aus Gold. Es gab
vor und nach ihm keinen mächtigeren Menschen. Alles, was nach ihm
kommt, ist unterhalb vom Kopf angesiedelt – das heißt niedriger und weniger mächtig.
An sein Reich schließt das Reich der Meder und Perser an – die Schulter
und die beiden Arme des Bildes (aus Silber), wobei das Reich der Perser
(der rechte Arm) stärker war und später beide Reiche übernahm. Im Bild
nimmt die Qualität der Materialien von oben nach unten hin ab – die nachfolgenden Reiche wurden immer schwächer. Der Bauch und die Lenden
des Bildes bezeichnen das griechische Reich – es ist nur noch aus Bronze.
Dann kommen mit den beiden Beinen das weströmische und oströmische
Reich aus Eisen, das als solches jedoch in der Bibel nicht benannt wird –
eine lange Zeit der Vermischung von Welt und Religion in der römischkatholischen und in der orthodoxen Kirche. Die Vergangenheit ist für uns
nicht wichtig, jeder kann sie nachlesen. Aber wir müssen wissen, wann
dieses „Fußteil“ anfängt. Das Römische Reich aus Eisen ist nicht mehr so
edel, aber sehr hart. Hier am Ende des Bildes sehen wir die Füße und Zehen. Dort ist es nicht nur Eisen, sondern Ton mit Eisen vermengt. Ton
bezeichnet in der Bibel das Volk oder die Völker. Das ganze Bild zeigt
uns, wie sich die Herrschaftsformen verändert haben und dabei immer
schwächer wurden: von Autokratien, Monarchien über Aristokratien bis
hin zu den Demokratien der heutigen Zeit.
18
Kapitel 2
Die Bedeutung dieser Entwicklung wird in einer Zeitschrift folgendermaßen beschrieben: „Die Französische Revolution, die am 14. Juli 1789 mit
dem Sturm auf die Bastille begann, stellt für das kontinentale Europa einen
entscheidenden Wendepunkt dar. Mit der Souveränitätserklärung des Bürgertums und der Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte vom 26.
August 1789, die sich später in der französischen Verfassung wiederfindet, konnte die absolutistische Herrschaft des alten Regimes gestürzt und
die Befreiung aus der feudalistischen Gesellschaftsordnung erreicht werden. Die bürgerliche und individuelle Rechtsgleichheit bildete den Grundstein für eine demokratische und freiheitliche Regierungsform auf dem
europäischen Kontinent“ (aus: Informationen zur politischen Bildung, Nr.
284, Demokratie).
Mit der französischen Revolution im Jahr 1789 gab es eine grundlegende
Veränderung in der Gesellschaft. Das Volk durfte jetzt mitbestimmen.
Aber nicht nur auf dem europäischen Kontinent, sondern auch in den USA
gab es eine Revolution, und 1776 wurde die Unabhängigkeitserklärung
verkündet.
Ab dieser Zeit der französischen Revolution (1789) bis heute sind 221
Jahre vergangen. Wie lange wird es noch bis zum Ende des Zeitalters dauern, wenn diese langen Beine 1800 Jahre darstellen, die schon hinter uns
sind? Wir wissen, dass diese zehn Zehen die zehn Könige sind, die in den
letzten dreieinhalb Jahren ihre Macht dem Tier geben werden, und das
wird dann das Ende sein (Offb. 17:12-13). Das Zeitalter ist ziemlich weit
fortgeschritten, ich glaube, wir sind kurz vor den Zehen. Wenn wir die
Relationen der Körperteile zueinander betrachten, dann müssen wir annehmen, dass die verbleibende Zeit sehr kurz ist.
Das erste große Zeichen für die Wiederkunft unseres Herrn war die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948. Auch die beiden Weltkriege haben
die Welt stark verändert und vor allem die Demokratie, aber auch die Menschenrechte weiter gefördert. Weiter sehen wir am Fall der Berliner Mauer
1989 und am Zerfall der Sowjetunion (1991), wie die Entwicklung hin zu
mehr demokratischen Staatsformen immer weiter fortschreitet und der Einfluss des Volkes in den Staaten immer mehr zunimmt.
Kapitel 1
19
Der Stein, der losbricht, nicht durch Menschenhand –
Christus und sein ewiges Reich, das Gott aufgerichtet hat
Warum wartet der Herr so lange, bis er die Reiche dieses Zeitalters mit
einem Stein (Daniel 2:44-45) zermalmt und sein Reich äußerlich sichtbar
auf der ganzen Erde errichtet? Weil Gott die Gemeinde braucht. Vor der
französischen Revolution lag die Schuld für das Versagen beim König, er
bestimmte, er hatte die Verantwortung. Heute, in der Zeit der Demokratie
sind alle mitschuldig, denn die Regierung tut das, was das Volk will. Niemals zuvor hatte der Mensch so viel Freiheit, zu tun und zu lassen, was er
will. Es gibt sehr wenig Einschränkung, es ist wie in Sodom und Gomorra.
Lasst uns jetzt die Verse in Daniel 2 lesen: „Du, o König, schautest: Und
siehe, ein großes Bild! Dieses Bild war gewaltig und sein Glanz außergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Aussehen war furchtbar. Dieses Bild,
sein Haupt war aus feinem Gold, seine Brust und seine Arme aus Silber,
sein Bauch und seine Lenden aus Bronze, seine Schenkel aus Eisen, seine
Füße teils aus Eisen und teils aus Ton. Du schautest, bis ein Stein losbrach, und zwar nicht durch Hände, und das Bild an seinen Füßen aus
Eisen und Ton traf und sie zermalmte. Da wurden zugleich das Eisen, der
Ton, die Bronze, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie
Spreu aus den Sommertennen; und der Wind führte sie fort, und es war
keinerlei Spur mehr von ihnen zu finden. Und der Stein, der das Bild zerschlagen hatte, wurde zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde
... Dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast: sie werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber sie werden nicht
aneinander haften, so wie sich Eisen mit Ton nicht mischen lässt. Und in
den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird. Und das Königreich wird
keinem anderen Volk überlassen werden; es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen“ (V. 31-44).
Mit wem wird der Herr sein Reich aufrichten? Mit uns, der Gemeinde.
Doch wenn die Gemeinde heute als sein Reich auf dieser Erde nicht zur
Reife kommt, dann kann der Herr auch noch nicht kommen. Wenn wir
heute nicht bereit sind, für unseren Herrn und König alles Religiöse und
Weltliche hinter uns zu lassen, muss er mit seiner Rückkehr noch warten.
„Aber es gibt einen Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart; und er
lässt den König Nebukadnezar wissen, was am Ende der Tage geschehen
wird“ (V. 28). Niemand außer Gott kann in einem einzigen Kapitel so ein
20
Kapitel 2
Bild vor Augen malen, das 2600 Jahre Geschichte vorhersagt, bis zum
zweiten Kommen des Herrn (Dan. 2:29). Wenn wir das sehen und immer
noch nicht die Gemeinde bauen wollen, werden wir dafür eines Tages zur
Rechenschaft gezogen. Die Gemeinde ist das Reich der Himmel. Sie hat
nichts mit dieser ganzen 2000-jährigen Fehlentwicklung zu tun – weder
mit dem Römischen Katholizismus noch mit der Griechisch-Orthodoxen
Kirche. Die ganze Geschichte Europas ist ganz und gar mit der Religion
verwickelt. Denken wir nur an den Begriff „Heiliges Römisches Reich
Deutscher Nation“! Aus all diesem müssen wir herauskommen und uns
auf das Kommen des Reiches der Himmel vorbereiten. Wir gehören nicht
zum Reich dieser Welt, sondern unsere Bürgerschaft ist in den Himmeln
(Phil. 3:20). Und „da kann es keinen Juden und Griechen geben, da kann
es keinen Sklaven und Freien geben ... denn ihr alle seid einer in Christus“
(Gal. 3:28). Wir gehören alle zum himmlischen Reich, und heute bauen
wir in der Gemeinde das Reich der Himmel.
Wenn dieser Bau fertig ist, dann wird auch unser Herr kommen. Sind wir
bereit? Wollen wir uns dafür hingeben? Es wäre nicht klug, etwas anderes
zu wählen.
Heute ist alles so korrupt, dass man durch all die Sünde und die große
Freiheit Sodom und Gomorra wiedererkennen kann. Es ist nicht gut, so
viel Freiheit zu haben, weil wir dann jeden Maßstab verlieren. Auch den
Kindern dürfen wir nicht alles erlauben. Wir alle brauchen Einschränkung.
Möge der Herr uns helfen, sein Reich aufzubauen: „Herr, du sollst in uns
herrschen! Wir wollen Gehorsam lernen und uns von dir beherrschen lassen! Lobt den Herrn!“
Kapitel 1
21
Mitteilung 3
Es geht uns weniger um eine Auslegung des Buches Daniel oder um Bibelwissen, als vielmehr um Gottes Reich. Wie wichtig ist es für Gott, dass
sein Reich auf diese Erde kommt! Er möchte auf dieser Erde herrschen.
Daher wollen wir das, was wir gesehen haben, in unseren Herzen behalten.
Als der Herr zum ersten Mal kam, war seine Botschaft: „Tut Buße, denn
das Reich der Himmel ist nahe gekommen!“ (Mt. 4:17). Die Gemeinde ist
heute sein Volk, das Israel Gottes (Gal. 6:16). Die Gemeinde ist auch der
Berg Zion, das himmlische Jerusalem (Hebr. 12:22). Einerseits ist sie
heute schon das Reich der Himmel, andererseits ist der Herr dabei, uns
vorzubereiten, um dieses Reich, wenn es kommt, zu empfangen. Denken
wir nur nicht, wir könnten einfach so dahinleben und dann das Reich empfangen. Daher ist es für uns wichtig, das Wort zu verstehen und in unseren
Herzen zu bewahren.
Wir müssen auch erkennen, wie nah das Kommen des Herrn ist. Wir leben
heute in diesem besonderen Zeitalter, das die Bibel als „das Ende“ bezeichnet. Warum hat der Herr ganz am Ende in Matthäus 28:20 gesagt:
„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“
Weil dieses Zeitalter ein Ende haben wird, und wir leben in dieser Zeit der
Vollendung.
Die Erfüllung der Zeiten der Nationen
In Lukas 21:24 lesen wir: „Und sie werden fallen durch des Schwertes
Schärfe und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen; und Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind.“ Die Zeiten der Nationen waren 1967 erfüllt, als Israel
im Sechs-Tage-Krieg den östlichen Teil Jerusalems zurückerobert hatte.
Wenn die Zeiten der Nationen schon erfüllt sind, erhebt sich die Frage,
worauf der Herr eigentlich noch wartet. Warum ist er noch nicht zurückgekommen, warum schließen die letzten dreieinhalb Jahre nicht direkt an
das Ende der Zeiten der Nationen an? Dafür gibt es nur einen Grund: Wir
sind noch nicht bereit oder qualifiziert, das Reich zu empfangen.
Die Zeit nach 1967 bis zu dem Zeitpunkt, wo der Herr zurückkommt, ist
sicherlich nicht dafür gedacht, dass wir noch viele eigene Ziele verfolgen.
22
Kapitel 2
Vielmehr wartet der Herr auf den Aufbau der Gemeinde, auf ihre Vollendung. Wir, die wir in der Gemeinde sind, müssen zur vollen Reife kommen. In unserer Erkenntnis des Herrn und unseren Erfahrungen mit ihm
sind wir noch nicht weit genug gekommen. Es mangelt noch an der engen
Zusammenarbeit mit dem Herrn. Wie zur Zeit von Noah muss der Herr
noch warten, bis die „Arche“ fertiggestellt ist, obwohl das Zeitalter längst
reif ist. Damals war die Welt ebenfalls reif für das Gericht des Herrn, aber
die Sintflut kam erst, als Noah den Bau der Arche vollendet hatte. Bis
dahin musste Gott warten. Fragen wir uns: Wie lange soll Gott noch warten, bis die Gemeinde bereit ist? Wir brauchen das starke Bewusstsein,
dass das Ende dieses Zeitalters so sehr von uns abhängt. Die Zeit ist eigentlich schon seit 1967 reif, aber der Herr muss immer noch darauf warten, dass die Gemeinde vollendet wird und wir reif sind, sein Reich zu
empfangen. Der Herr drängt uns durch sein Sprechen in der Gemeinde,
dass wir schneller vorangehen, aber wie oft sind wir noch zu träge und
wollen sogar noch ein bisschen die Welt genießen. Meint ihr, Gott hätte
diesen Stein, der nicht von Menschenhänden gemacht wurde, nicht schon
bereitet? Der Herr möchte zurückkommen und den Reichen der Welt ein
Ende setzen und sein Reich errichten. Die Zeit ist wirklich kurz. Was müssen wir am Ende dieses Zeitalters tun, um das Kommen des Herrn zu beschleunigen?
Die unsinnige Forderung des Königs
„Und im zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezars hatte Nebukadnezar
Träume, so dass sein Geist beunruhigt wurde und sein Schlaf für ihn dahin
war. Und der König befahl, dass man die Wahrsagepriester, die Beschwörer, die Zauberer und die Sterndeuter rufen sollte, dem König seine
Träume mitzuteilen. Da kamen sie und traten vor den König. Und der König sprach zu ihnen: Ich habe einen Traum gehabt, und mein Geist ist
beunruhigt, den Traum zu verstehen. Da sagten die Sterndeuter zum König auf aramäisch: O König, lebe ewig! Sage deinen Knechten den Traum!
Dann wollen wir die Deutung kundtun. Der König antwortete und sprach
zu den Sterndeutern: Die Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir
den Traum und seine Deutung nicht mitteilt, dann werdet ihr in Stücke
gehauen, und eure Häuser werden zu einem Misthaufen gemacht“ (Dan.
2:1-5).
Mit Sicherheit hatte Nebukadnezar den Traum nicht vergessen. Warum
aber forderte er dann, dass man seinen Traum kannte? Woher sollten die
Kapitel 1
23
Weisen und Sterndeuter wissen, was der König geträumt hatte? Es war die
Souveränität Gottes: Nebukadnezar musste Unmögliches verlangen, damit Daniel herbeigeholt werden konnte.
Wir müssen auch solche sein, die sich für den Herrn rein bewahren und
brauchbar für ihn sind. Vor allem die jungen Leute müssen lernen, sich
rein zu halten. Wer sich heute als junger Mensch rein hält und den Wunsch
hat, vom Herrn gebraucht zu werden, hat gute Chancen, wie Daniel dem
Herrn bis zum Ende treu zu bleiben. Unser Herz ist unstet. Es ist daher für
Gott nicht einfach, Menschen zu finden, die bis zum Ende treu zu ihm
stehen.
Gott hat mit Daniel zusammengearbeitet und diese Situation durch seine
Macht und seine Vorkenntnis aller Dinge benutzt. Die Weisen aus seinem
Reich konnten den Traum des Königs nicht deuten. Und so befahl Nebukadnezar, diese Menschen zu töten. Als Daniel das hörte, bat er darum,
zum König gebracht zu werden: „Und Daniel ging hinein und erbat sich
von dem König, dass er ihm eine Frist gewähren möge, um dem König die
Deutung anzuzeigen“ (V. 16, s. a. 24). Haben wir auch so eine Zuversicht? Woher hatte Daniel diese Zuversicht und Sicherheit? Er hatte Gott
bereits reichlich erfahren. So hatte er auch Glauben und Vertrauen, dass er
den Traum deuten könne. Er erkannte die Situation als von Gott souverän
arrangiert. Solche Männer braucht Gott auch heute.
Der wahre und lebendige Gott offenbart Daniel das
Geheimnis
„Darauf ging Daniel in sein Haus; und er teilte seinen Gefährten Hananja, Mischael und Asarja die Sache mit, damit sie den Gott des Himmels
um Erbarmen bitten sollten wegen dieses Geheimnisses, damit Daniel und
seine Gefährten nicht mit den übrigen Weisen von Babel umkämen“ (Dan.
2:17-18). Die Forderung des Königs teilte Daniel zuerst seinen drei Freunden mit. Und wie reagierten sie? Sie beteten. Daniel war ein Mann des
Gebets. Er hatte die Gewohnheit, dreimal am Tag zu beten, wahrscheinlich noch öfter. Aber er hat dreimal am Tag die Zeit abgesondert und mit
seinem Gesicht in Richtung Jerusalem gebetet (Dan. 6:11). Es ist unmöglich, solch eine lebendige Beziehung zu Gott zu haben, ohne in ständiger
Gemeinschaft mit ihm zu sein.
24
Kapitel 2
„Darauf wurde dem Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis geoffenbart“ (V. 19). Gott hatte ihm nicht alles im Voraus geoffenbart, sondern gewartet, bis er betete. Dieses Prinzip müssen auch wir lernen. Sei
nicht so schnell, jemandem einen guten Rat zu geben. Frage zuerst den
allwissenden Gott. Wir brauchen keinen Geist des Wissens, sondern einen
Geist der Weisheit und der Offenbarung. Im Neuen Testament geschieht
alles durch Offenbarung. Woher wollen wir wissen, was die verborgenen
Geheimnisse im Herzen Gottes sind, wenn wir keine Offenbarung von ihm
empfangen? Daher müssen wir den Herrn im Gebet auch um Offenbarung
bitten – nicht nur für uns selbst, sondern für die Erfüllung seines Plans.
Nachdem Gott ihm diese Offenbarung gegeben hatte, sagte Daniel: „Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und
Macht, sie sind sein. Er ändert Zeiten und Fristen, er setzt Könige ab und
setzt Könige ein; er gibt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den Einsichtigen; er offenbart das Tiefe und das Verborgene; er weiß, was in der
Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht. Dich, Gott meiner Väter, lobe
und preise ich, dass du mir Weisheit und Kraft gegeben und mich jetzt hast
wissen lassen, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns die Sache
des Königs wissen lassen“ (V. 20-23).
Haben wir auch so eine Wertschätzung für unseren lebendigen Gott, dem
nichts verborgen ist, der Zeiten und Zeitpunkte ändert und Könige absetzt
und einsetzt? Am Ende dieses Zeitalters müssen wir Menschen sein, die
hungrig sind nach diesem lebendigen Gott und solch eine Beziehung zu
ihm suchen und bewahren.
„Deshalb ging Daniel zu Arjoch hinein, den der König eingesetzt hatte,
die Weisen von Babel umzubringen. Er ging hin und sprach zu ihm so:
Was die Weisen von Babel betrifft, bringe sie nicht um! Führe mich aber
vor den König, damit ich dem König die Deutung kundtue!“ (V. 24). „Daniel antwortete vor dem König und sprach: Das Geheimnis, das der König
verlangt, können Weise, Beschwörer, Wahrsagepriester und Zeichendeuter dem König nicht kundtun. Aber es gibt einen Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart; und er lässt den König Nebukadnezar wissen, was
am Ende der Tage geschehen wird. Dein Traum und die Gesichte deines
Hauptes auf deinem Lager waren diese“ (V. 27-28).
Woher wusste Daniel den Traum? Von dem wunderbaren Gott des Himmels! Nebukadnezar war tief beeindruckt von Daniels Auslegung und von
Kapitel 1
25
dem Gott Daniels, der dies alles offenbaren konnte. Das hat Nebukadnezar
überzeugt, dass der Gott Daniels ein besonderer Gott war. Wenn wir heute
so eine Beziehung zum lebendigen Gott haben, dann können auch wir ein
Zeugnis für ihn ablegen. Wenn wir jedoch keine Beziehung zu unserem
lebendigen Gott haben, ihn nicht erfahren und ihn auch nicht in solch einer
wunderbaren Weise kennen, dann können wir auch nicht so ein Zeugnis
vor den Menschen ablegen.
Durch den Traum hat Gott den geschichtlichen Ablauf der Nationen die
ganze Welt wissen lassen und auch gezeigt, dass am Ende dieses Zeitalters
sein Reich auf diese Erde kommen wird. Wo möchtest du dann sein? Im
Himmel oder auf der Erde? Das Reich der Himmel wird kommen und die
Erde füllen. Dieser Traum ist eine Vision, die uns das Ende des Zeitalters
zeigt. Jetzt wissen wir es – was sollen wir tun?
„Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht und warf sich vor
Daniel nieder …“ (V. 46). Am Ende fiel das goldene Haupt vor Daniel
nieder.
Die zwei langen Beine aus Nebukadnezars Traum stellen nicht nur das
römische Reich dar, sondern auch die Entwicklung der Religion in diesem
Reich. Im weströmischen Reich entwickelte sich die römisch-katholische
Kirche, im oströmischen Reich die orthodoxe Kirche. Im Laufe der Zeit
ist also die Gemeinde nach einer langen Zeit des Niedergangs zu einer
weltlich-religiösen Institution – zum Meisterstück Satans geworden. Einerseits sehen wir die Entwicklung der politischen Reiche dieser Welt,
andererseits sehen wir, wie der Feind Gottes bis zum heutigen Tag versucht, das Reich Gottes durch sein religiöses babylonisches Werk zu zerstören. Darum soll Gottes Volk nicht nur aus der Welt herauskommen,
sondern auch aus Babylon. Nicht nur von dieser Welt sollen wir frei sein,
sondern auch von der Religion. Das ist ein geistlicher Kampf.
Der König Nebukadnezar anerkennt, dass der Gott
Daniels der Gott der Götter und der Herr der Könige
ist
„Und er befahl, ihm Opfer und Räucherwerk darzubringen. Der König
antwortete Daniel und sprach: In Wahrheit, euer Gott, er ist der Gott der
26
Kapitel 2
Götter und Herr der Könige und offenbart Geheimnisse, da du dieses Geheimnis offenbaren konntest“ (V. 46-47).
Das Zeugnis Daniels und seiner Gefährten wird belohnt
„Daraufhin machte der König den Daniel groß und gab ihm viele große
Geschenke, und er setzte ihn als Herrscher über die ganze Provinz Babel
ein und zum Obervorsteher über alle Weisen von Babel. Und Daniel erbat
vom König, dass er Schadrach, Meschach und Abed-Nego über die Verwaltung der Provinz Babel einsetze. Aber Daniel blieb am Hof des Königs“ (V. 48-49).
Nebukadnezar setzte Daniel als Herrscher ein. Daniel dachte nicht nur an
sich, sondern auch an seine drei Gefährten. Diese vier jungen Brüder waren zusammen „aufgebaut“ und stellten ein Zeugnis dar. Wichtiger als die
Prophetie in diesem Kapitel ist das Zeugnis dieser vier jungen Brüder, die
sich rein gehalten haben. Sie waren völlig für Gottes Vorsatz und daher
auch brauchbar für Gott.
Durch das Buch Daniel (Kapitel 9) wussten selbst die Weisen aus dem
Osten von der Geburt Jesu – woher sonst sollten sie es gewusst haben?
Der Herr braucht auch heute Menschen wie Daniel. Möge der Herr eine
junge Generation gewinnen und auch alle Älteren bewahren, bis zum Ende
treu zu sein. Sie sind genauso wichtig wie die junge Generation. Möge der
Herr uns alle ermutigen, voranzugehen und die Zeit bis zu seiner Rückkehr
zu beschleunigen. Haben wir nicht alle ein Verlangen, dass der Herr bald
zurückkommen kann?
Mitteilung 4
Kapitel 3 – Die Reaktion Nebukadnezars auf Gottes
erste Offenbarung
In den Kapiteln 3 und 4 im Buch Daniel sehen wir die Reaktion von Nebukadnezar auf die Vision, die er in Daniel 2 gesehen hat. Die Menschen
reagieren unterschiedlich auf das, was sie sehen. Ich glaube nicht, dass
Nebukadnezar begriffen hatte, warum ihm Gott diese Vision gezeigt hat.
Er war von seinem Selbst beherrscht und stolz darauf, dass er allein das
goldene Haupt war und nach ihm keiner mehr sein würde wie er.
So sind wir alle. Diese Krankheit des Hochmuts gehört zu unserem gefallenen Sein. Sobald wir nur ein bisschen was geleistet haben oder eine hohe
Position erlangt haben, steigt etwas in uns hoch. Macht und Position sind
immer eine große Versuchung – nicht nur bei Nebukadnezar. Wir dürfen
diesen Punkt nicht unterschätzen, sondern müssen von Nebukadnezar lernen und hier etwas sehen. Denn es steht öfters und so klar geschrieben:
„Gott widersteht den Hochmütigen“ (Jak. 4:6; 1.Petr. 5:5). Am Ende
hörst du gar nicht mehr auf Gott, weil du denkst, du könnest schon alles
ohne ihn machen.
Hochmut hat schon viele Menschen zu Fall gebracht. Ob du gläubig bist
oder nicht, ob also im christlichen oder weltlichen Bereich, es gibt keinen
Unterschied: Gott widersteht den Hochmütigen. Das gilt auch für uns in
der Gemeinde. Alles kommt von Gott. Es war nicht der Verdienst von Nebukadnezar, das goldene Haupt zu sein, auch wenn er sehr qualifiziert war.
Nein, Gott hatte ihm diese Macht gegeben. Aber das hat Nebukadnezar
wahrscheinlich nicht so deutlich gehört; er sah sich nur als das goldene
Haupt.
Das war aber nicht nur damals so. Sogar die Jünger Jesu wollten nichts
über Leiden und Tod hören, sondern eine Position im Reich Gottes haben
(Mt. 20:17-28). Sie wollten gleich zum Thron. Auch die Mutter von Johannes und Jakobus wollte die Beziehung zum Herrn dazu benutzen, dass
im Reich der eine ihrer Söhne zur Rechten und der andere zur Linken des
Herrn sitzen würden.
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Kapitel 3
So ist es auch heute. Wir sind da keine Ausnahme! Wenn wir nicht aufpassen, Geschwister, kann diese Sünde, diese Krankheit leicht in uns erwachen. Vielleicht ist sie jetzt bei dir nicht zu sehen. Aber sie kann jederzeit ausbrechen.
Kapitel 4 – Gottes Souveränität und sein Gericht
über König Nebukadnezar
In der Gemeinde, seinem Reich, im Haus des Herrn, ist allein der Herr der
König und das Haupt. Weil Nebukadnezar dieses Prinzip nicht verstand,
hat Gott ihn gründlich behandelt (Kapitel 4).
Der erste Traum war nicht ausreichend gewesen, er brauchte einen zweiten. Paulus hatte eine ähnliche Erfahrung: eine wunderbare Offenbarung,
bei der ihn Gott sogar bis in den dritten Himmel versetzte. Aber Gott hat
sich auch um ihn gesorgt. Damit Paulus sich darin nicht überhob, gab Gott
ihm einen Pfahl ins Fleisch (2.Kor 12:7). Wir müssen behandelt werden –
auf welche Weise auch immer. Gott muss uns behandeln. Wehe uns, wenn
wir die Behandlung von Gott nicht annehmen und nicht bereit sind, uns
behandeln zu lassen! Nebukadnezars Traum ist eine Warnung für uns.
Dass wir heute zum Berg Zion gekommen sind und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem (Hebr. 12:22), kann uns
leicht hochmütig werden lassen – besonders gegenüber anderen Gläubigen in Babylon. Was hast du dafür getan? Bist du besser als die anderen?
Es ist die Gnade und Barmherzigkeit des Herrn. Von Nebukadnezars Hintergrund steht gar nichts geschrieben. Wer hat vorherbestimmt, dass er der
Sohn seines Vaters würde? Es war nicht seine Wahl. Für das Haus unseres
Herrn und sein Reich müssen wir alle diese Lektion lernen.
Der Herr war Gott; er war bereit, sich zu erniedrigen. Er war nicht nur ein
Mensch, er wurde sogar zu einem Sklaven. Er hatte die Wahl, ein König
zu sein, in einem königlichen Haus geboren zu werden oder im Haus eines
armen Menschen. Was hättest du gewählt? Der Herr hat gewählt, in Armut
geboren zu werden. Er ist der Höchste, aber er war bereit, der Niedrigste,
ja, sogar ein Wurm zu werden: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch“
(Ps. 22:7). Das dürfen wir nicht vergessen. Das ist nicht etwa ein unwichtiger Vers, es ist sogar ein sehr wichtiger. So sehr hat der Herr sich erniedrigt, dass er sagte: „Ich bin kein Mensch, sondern ein Wurm.“ Er war bereit, von seiner Schöpfung so behandelt zu werden.
Dagegen sehen wir hier Nebukadnezar, der sich gleich nach seiner Vision
so erhöht hat, dass er eine goldene Statue bauen ließ. Er wollte alles sein.
So sind wir Menschen. Wenn wir ein bisschen begabt sind und der Herr
30
Kapitel 4
uns ein bisschen benutzt hat, dann denken wir schon, wir wüssten alles
und alle müssten auf uns hören. Aber das Ende wird Zerstörung und Verderben sein.
Deshalb sind diese Kapitel für uns so wichtig, damit wir nie denken, wir
seien so wunderbar. Er ist wunderbar, wir sind gar nichts. Was sind wir?
Hat der Herr nicht gesagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh. 15:5)?
Das dürfen wir nicht vergessen. Alles kommt von ihm. Er ist der, der diesen König einsetzt und jenen König absetzt.
Die Reaktion Nebukadnezars auf Gottes zweite
Offenbarung
In Daniel 4 musste Nebukadnezar daher erneut träumen. Aber selbst nach
diesem Traum und der Deutung durch Daniel, hatte er immer noch kein
Ohr zu hören.
„Ich, Nebukadnezar, war sorglos in meinem Haus und glücklich in meinem Palast. Ich sah einen Traum, und er erschreckte mich und Traumgestalten auf meinem Lager und Gesichte, die ich gesehen hatte, ängstigten
mich“ (Dan. 4:1-2). Es ist gesund, von Gott auf diese Weise erschreckt zu
werden, damit wir nicht so hoch von uns denken. In Furcht und Zittern zu
sein, ist gut, nicht vor Menschen, aber vor Gott. Vor Menschen brauchen
wir keine Angst zu haben. Aber vor diesem lebendigen Gott müssen wir
uns fürchten. Der Herr selbst hat gesagt: „Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können; fürchtet jedoch
vielmehr den, der sowohl den Leib als auch die Seele in der Gehenna verderben kann“ (Mt. 10:28). Alles, was sie machen können, ist, dich zu töten. Danach können sie nichts mehr tun. Aber bei Gott ist es noch nicht
das Ende, wenn du gestorben bist. Danach kommt noch das Gericht. Und
nach dem Gericht kommt noch der zweite Tod. Vor wem wirst du dich
also mehr fürchten?
Deshalb heißt es in Psalm 147:11: „Der Herr hat Gefallen an denen, die
ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen.“ Warum reden wir so viel Unsinn
und prophezeien komische Dinge und denken, wir seien Propheten? Zur
Zeit Sacharjas wagte niemand mehr zu sagen, dass er ein Prophet sei
(Sach. 13:4-5). Wir müssen alle lernen, uns vor diesem lebendigen Gott
zu fürchten.
Kapitel 4
31
„So erging von mir der Befehl, alle Weisen von Babel vor mich zu führen,
damit sie mir die Deutung des Traums mitteilten. Daraufhin kamen die
Wahrsagepriester, die Beschwörer, die Sterndeuter und die Zeichendeuter
herbei“ (Dan. 4:3-4). Nebukadnezar hatte eigentlich schon davor die Erfahrung gemacht, dass seine Großen ihm nicht helfen konnten. Er wollte
sie sogar töten, weil sie ihm seinen Traum nicht mitteilen und deuten
konnten, und jetzt holte er sie wieder herbei. Er hätte es besser wissen
müssen. Aber wir Menschen lernen nicht so schnell, wir vergessen viel.
Obwohl wir eigentlich wissen, dass Menschen nicht die richtigen Ratgeber sind, suchen wir sie auf. Warum gehst du nicht direkt zu dem lebendigen Gott? Er ist für viele von uns immer noch zu weit weg. Wir denken:
„Er hört mich nicht und ich höre ihn nicht. Oder vielleicht hört er mich,
aber ich höre ihn nicht. Wenn ich aber zu diesem Bruder gehe, dann hört
er mich und ich kann ihn auch hören.“ Ändere deine Gewohnheit! Lerne,
immer zu dem lebendigen Gott zu kommen! In Offenbarung 2 und 3 heißt
es bei den Sendschreiben an die Gemeinden immer wieder: „Wer ein Ohr
hat, der höre ...“ Sage dem Herrn: „Herr, gib mir ein Ohr, dich zu hören!“
Wir wollen lernen, ihn zu hören.
„...und ich trug ihnen den Traum vor, aber sie teilten mir seine Deutung
nicht mit. Und zuletzt trat Daniel vor mich, dessen Name Beltschazar ist,
nach dem Namen meines Gottes, und in dem der Geist der heiligen Götter
ist. Und ich trug ihm den Traum vor“ (Dan. 4:4b-5). Nebukadnezar hatte
ja schon erkannt, dass sein Gott nichts vermochte. Wenn sein Gott etwas
vermocht hätte, hätten alle diese Wahrsagepriester, Beschwörer, Sterndeuter und Zeichendeuter schon damals seinen ersten Traum und jetzt
auch seinen zweiten Traum deuten können. Aber Nebukadnezar blieb stur,
er wollte seinen Gott nicht wechseln.
Viele kommen zur Gemeinde und schmecken wirklich etwas: „Hier ist gut
sein.“ Aber sie wollen nicht wechseln, sie wollen nicht von ihrem „alten
Gott“ lassen. Sie halten am „alten Gott“ fest – obwohl sie wissen, dass
„der Gott Daniels“ viel besser und sogar bewährt ist.
Als Jesus auf diese Erde kam, haben die Menschen so viel gesehen an
Wundern und Zeichen, sie haben seine Worte gehört, die voller Autorität,
Leben und Kraft waren im Gegensatz zu den Worten der Schriftgelehrten
– und dennoch wollten sie sich nicht ändern, wollten nicht ihren „Gott
wechseln“. Da muss uns der Herr wirklich schwer behandeln, um uns zu
verändern.
32
Kapitel 4
Gottes Gericht, Behandlung und Barmherzigkeit
Viele Menschen beten: „Herr, wir wollen umgewandelt werden!“ „Wollt
ihr das wirklich?“ wird der Herr fragen. Umwandlung kommt nicht über
Nacht: Du gehst heute Abend ins Bett, und morgen früh stehst du auf und
bist umgewandelt. Das wäre schön. Ich wünschte, es wäre so einfach. Es
ist leider nicht so. Und Gott konnte auch Nebukadnezar nicht so schnell
ändern. Er hatte ihn aber gewarnt.
An Gottes Handeln an Ananias und Saphira (Apg. 5:1-10) sehen wir das
sehr ernste Prinzip, dass du den Heiligen Geist nicht betrüben darfst! Das
sollte eine Warnung sein für alle in den letzten 2000 Jahren bis auf den
heutigen Tag. Wir denken, der Herr nimmt es nicht mehr so ernst, weil
heute niemand mehr tot hinausgetragen wird. Das ist töricht. Wenn du an
diesem einen Fall nicht lernen willst, wirst du es auch nicht an 1000 Fällen
lernen. Dann musst du eines Tages die Folgen tragen. Nicht umsonst heißt
es: „Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“
(Hebr. 10:31). Denke nicht, dass wenn wir in der Gemeinde etwas nicht
behandeln, das nicht so schlimm sei und man es so laufen lassen könne.
Nein, Gott wird es behandeln.
„Beltschazar, du Oberster der Wahrsagepriester ...“ (Dan. 4:6). Das ist
kein guter Titel. Möchtest du einen Titel haben? Wir verzichten lieber darauf. Dieser Titel ist nicht von Gott gegeben, sondern von Nebukadnezar.
In der Gemeinde sind wir allergisch auf solche Titel, wie zum Beispiel
„Reverend“. So ein Titel gehört nicht in Gottes Reich.
„... weil ich weiß, dass der Geist der heiligen Götter in dir ist und dass dir
kein Geheimnis zu schwer ist, so sage mir die Gesichte meines Traumes,
den ich gesehen habe, und seine Deutung!“ Wenn Nebukadnezar das
schon wusste, warum hat er dann Daniel nicht gleich geholt?
Behandlung zur Errettung und zur Qualifizierung,
um das Reich zu empfangen
Gott hat Nebukadnezar wirklich schwer behandelt, für sieben lange Jahre.
Aber das diente ihm zur Errettung. Diese Behandlung war nicht sein Ende,
sondern seine Errettung. Wir müssen bereit sein, uns von Gott behandeln
zu lassen. Dazu dienen die verschiedenen Situationen und Schwierigkeiten, durch die wir hindurchgehen. Wir müssen bereit sein, die Behandlung
Kapitel 4
33
des Herrn anzunehmen und seine Hand darin zu sehen. Alles hat immer
eine Bedeutung, besonders bei uns, weil Gott uns liebt. Deshalb sagte Paulus, „dass Gott alle Dinge zum Guten zusammenwirken lässt denen, die
Gott lieben“ (Röm. 8:28). Alle Dinge dienen zum Besten für die Behandlung, für die Errettung, für die Umwandlung, damit wir qualifiziert und
zugerüstet werden, das Reich zu empfangen.
Wenn du nicht bereit bist, jetzt behandelt zu werden, wird Gott warten, bis
er sein Reich errichtet hat. Dann wird er dich während der Zeit des Tausendjährigen Reiches behandeln. Früher oder später muss jeder von uns
behandelt werden. Jetzt geschieht es durch seine Gnade. Die Zeit der Behandlung ist begrenzt und du erntest Leben, wenn du dich jetzt behandeln
lässt. Wenn du bis zur Ankunft unseres Herrn wartest, wird er dich ohne
Gnade behandeln – nach seiner Gerechtigkeit. Dann wird es sein wie
durchs Feuer hindurch (1.Kor. 3:15). Und die Zeit der Behandlung ist sicherlich länger – vom Herrn getrennt, in der äußeren Finsternis, wo Heulen und Zähneknirschen sein werden (Mt. 22:13; 24:51; 25:30). Wir dürfen das nicht vergessen, und es ist gut, immer wieder daran erinnert zu
werden.
Gottes Wort erfüllt sich
Nebukadnezar war schon beeindruckt von seinem Traum, aber das Wissen
und die Lehre allein sind nicht ausreichend. Davon müssen wir lernen.
„Da war Daniel, dessen Name Beltschazar ist, eine Zeitlang vor Entsetzen
wie betäubt und seine Gedanken erschreckten ihn“ (Dan. 4:16). Obwohl
es ihn nicht betraf, erschrak Daniel über dieses Wort. Das zeigt, was für
ein Mensch Daniel war und wie er mit dem Wort Gottes umging. Gottes
Wort ist nicht nur als Lehre hinzunehmen, auch nicht nur als Warnung,
sondern Gottes Wort erfüllt sich. Wir gehen viel zu oberflächlich mit dem
Wort um. Wir denken, wir könnten es so oder anders verstehen und auslegen, wie es uns passt. Aber Daniel hatte Ehrfurcht. Wir brauchen so ein
inneres Bewusstsein, Gottes Wort ernst zu nehmen.
In den nachfolgenden Versen beschreibt Daniel den Traum sehr genau.
Das zeigt, wie genau Daniel in Bezug auf das Wort Gottes war.
Gott hat Nebukadnezar gezeigt, was er seiner Natur nach eigentlich war –
ein Tier (4:29 f.). In unserem Fleisch sind wir wie vierfüßige Tiere. Am
34
Kapitel 4
Anfang war Nebukadnezar vielleicht auch ein bisschen erschrocken, aber
nach nur zwölf Monaten hatte er alles vergessen! Das ist auch unsere Erfahrung. Kurz nach einer Konferenz sind wir ganz für Gottes Reich, aber
nach einiger Zeit verblasst die Vision wieder, wir denken nicht mehr an
sein Reich, und nach zwölf Monaten ist alles weg.
„All das kam über den König Nebukadnezar. Nach Ablauf von zwölf Monaten nämlich als er auf dem königlichen Palast in Babel auf und ab ging,
begann der König und sagte: Ist das nicht das große Babel, das ich durch
die Stärke meiner Macht und zur Ehre meiner Herrlichkeit zum königlichen Wohnsitz erbaut habe?“ (Dan. 4:25-27). Das haben wir auch einmal
gehört: „Wo wäre die Gemeinde ohne mich?“ So ein Wort ist erschreckend! Aber viele Brüder sagten damals: „Ja, Amen!“ Da machten sie sich
mitschuldig. Geschwister, lernt davon! Wir müssen heute alle lernen.
Wenn nicht, werden wir genau dasselbe erfahren. Was Gott gesagt hat,
wird sich erfüllen – nicht nur an Nebukadnezar.
„Noch war das Wort im Mund des Königs, da kam eine Stimme aus dem
Himmel: Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: Das Königtum ist von
dir gewichen!“ (Dan. 4:28). Gott hat keine Sekunde gewartet. Was Gott
sagt, wird erfüllt werden. Das müssen wir alle lernen in der Gemeinde.
Behandlung durch die Gnade
Jeden Gedanken, der sagt, du seist etwas, musst du hassen, sogar mit
Nachdruck abweisen. Der Herr hat gesagt: „Wenn dich aber dein rechtes
Auge zum Straucheln bringt, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist
besser für dich, dass du eines deiner Glieder verdirbst und nicht dein ganzer Leib in die Gehenna geworfen wird“ (Mt. 5:29). Du musst dein Auge
behandeln lassen und nicht nur sagen: „Ja, so bin ich halt.“ Wende dich
zum Herrn und sage: „Herr, behandle das durch dein Kreuz!“ Deshalb ist
der Herr ja gestorben. Der Herr meint nicht, dass wir wortwörtlich unsere
Glieder ausreißen sollen, sonst hätten wir bald keine Augen, Hände, Füße,
Zunge und Lippen mehr. Dann säßen wir hier als lauter Gelähmte, Blinde,
Krüppel. Wie sollen wir ausreißen? Wir sollen uns vom Herrn beschneiden lassen. Du musst vor dem Herrn sagen: „Herr, ich will das nicht mehr
haben. Ich verdamme das. Rette mich davor, Herr Jesus! Ich will nicht,
dass dies in mir ist.“ Wenn du das nicht behandelst, dann wird es dich zum
Verderben bringen. Am Ende verlierst du noch das Reich. Deshalb sagte
Jesus: „... es ist besser für dich, dass du lahm in das Leben eingehst, als
Kapitel 4
35
dass du mit zwei Füßen in die Gehenna geworfen wirst“ (Mk. 9:45; Mt.
18:8). Lerne, dich vom Herrn behandeln zu lassen! Jetzt schon! Warte
nicht! Sage dem Herrn: „Herr, jetzt möchte ich gerne von dir lernen und
mich behandeln lassen. Tue es durch deine Gnade, Herr Jesus!“ Heute ist
noch Gnadenzeit. Der Herr kann es behandeln durch seine Gnade. Er wird
dich durch seine Gnade erziehen und trainieren (Tit. 2:11-12). Die Gnade
ist heute sehr nützlich. Denke nicht, die Gnade sei nur zum Genießen! Die
Gnade ist auch wie ein Messer, das operiert und das Schlechte abschneidet. Es ist Gnade, von ihm behandelt zu werden und auch für ihn zu leiden.
Paulus sagte: „denn euch ist beides geschenkt – nicht nur an Christus zu
glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden“ (Phil. 1:29).
Eine gründliche Behandlung
„Und man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren
des Feldes wird deine Wohnung sein; man wird dir Gras zu essen geben
wie den Rindern. Und es werden sieben Jahre über dir vergehen ...“
(Dan. 4:29 f.). Das heißt, die Behandlung braucht Zeit. „Sieben“ bedeutet
eine vollständige Zeit der Wirkung Gottes. Wenn Gott uns behandelt, tut
er das gründlich – hier gibt es keine Verkürzung. Sonst kommt die Sache
eines Tages wieder hoch, weil die Wurzel nicht behandelt wurde. Viele
von uns möchten nur abschneiden und zudecken, aber am Ende haben sie
ein Problem. Der Herr muss uns gründlich behandeln – „sieben Jahre
lang“.
Das Ergebnis von Gottes Behandlung
Aber nach sieben Jahren hat Gott Nebukadnezar wieder hergestellt.
„… bis du erkennst, dass der Höchste Macht hat über das Königtum der
Menschen und es verleiht, wem er will“ (Dan. 4:29). Dieses Erkennen ist
kein Kopfwissen, sondern eine tiefe innere Erkenntnis. Vor sieben Jahren
hatte er es von Daniel gehört und war beeindruckt. Aber es reichte nicht,
beeindruckt zu werden. Er musste durch diese sieben Jahre hindurchgehen. Dann erkannte er, „dass der Höchste Macht hat über das Königtum
der Menschen und es verleiht, wem er will“. Jetzt wusste er, es war nicht
durch seine Kraft und seine Macht und Stärke, dass er das alles gebaut
hatte, sondern es war von dem lebendigen Gott der Himmel.
„Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum
Himmel, und mein Verstand kehrte zu mir zurück. Und ich pries den
36
Kapitel 4
Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte den ewig Lebenden, dessen
Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich von Geschlecht zu
Geschlecht währt. Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet,
und nach seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den
Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu
ihm sagen könnte: Was tust du?“ (V. 31-32). Welch eine Lektion hatte
Nebukadnezar gelernt! Was bist du in der Gemeinde? Für wen hältst du
dich?
„Zu derselben Zeit kehrte mein Verstand zu mir zurück, und zur Ehre meines Königtums kehrten meine Herrlichkeit und mein Glanz zu mir zurück ...“ (V. 33) Lobt den Herrn! Ist das nicht wunderbar? Wenn wir behandelt werden, dann werden wir das, was der Herr uns geben möchte,
auch empfangen. Und ich danke dem Herrn für das Wort „empfangen“.
Das bedeutet, es wird dir gegeben. „… und meine Staatsräte und meine
Gewaltigen suchten mich auf, und ich wurde wieder in mein Königtum
eingesetzt, und außergewöhnliche Größe wurde mir hinzugefügt“ (V. 33).
Welch ein wunderbarer Gott! Er hatte ihm sogar etwas hinzugefügt. Der
Herr wird uns nach der Behandlung noch mehr geben als das, was wir
schon hatten.
„Nun rühme ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche den König
des Himmels, dessen Werke allesamt Wahrheit und dessen Wege Recht
sind und der die erniedrigen kann, die in Stolz einhergehen“ (V. 34). Das
war eine wunderbare Erkenntnis. Wenn Nebukadnezar schon so behandelt
werden musste, nur um sein eigenes Reich wieder zu empfangen, wie viel
mehr muss der Herr uns behandeln, die wir das ewige Reich empfangen
wollen! Wir müssen Gott loben und ihm danken für seine Behandlung in
der Gemeinde. Die Gemeinde ist wunderbar und herrlich, aber wehe uns,
wenn wir denken, die Gemeinde sei so herrlich wegen unserer Macht und
Stärke. Das bedeutet nicht, dass wir gar nichts mehr tun in der Gemeinde,
sondern wir müssen wie Paulus lernen, von Herzen zu sagen und nicht als
Lehre: „... ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade zusammen mit mir“ (1.Kor. 15:10).
Das ist notwendig, um das Reich zu erben. Gott möchte uns das Reich geben.
Der Herr sagte: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben“ (Luk. 12:32). Aber er gibt es
nicht einfach nur so, sondern der Vater muss in uns noch sehr viel wirken,
heilen und behandeln. Das ist nicht immer so einfach. Diese sieben Jahre
Kapitel 4
37
bedeuten für dich dein ganzes Leben lang. Bei Nebukadnezar war die Behandlung sehr komprimiert. Aber uns behandelt Gott heute durch seine
Gnade unser ganzes Leben lang, bis sein Werk in uns vollkommen ist.
Gott macht keine halben Sachen.
Viele Geschwister hier könnten so viel erzählen, was Gott in den letzten
40 Jahren in der Gemeinde alles getan hat. Wir wollen damit nicht prahlen,
aber vor dem lebendigen Gott bezeugen, dass der Herr an unserem Sein
sehr viel behandelt hat. Deshalb ist es für uns so wichtig, in der Konferenz
nicht nur die Prophetie zu lernen. Gott hat uns dieses Wort gegeben. Es ist
für uns sehr, sehr wichtig! Mehr als alle Weissagungen, Geschichten und
Prophetien. Ohne Demut würde uns das gar nichts nützen. Am Ende würden wir noch wie Nebukadnezar, der ein goldenes Bild von sich machte.
Alle Herrscher der Welt haben das Prinzip beibehalten, ihr eigenes Bild
aufzustellen. Und die Geschichte zeigt, dass wir Gläubige da nicht besser
sind – wir stehen in der gleichen Gefahr, wenn wir uns nicht behandeln
lassen. Was nützt es, wenn wir so viele Erklärungen geben können, aber
am Ende machen wir unser eigenes Bild? Der Herr erbarme sich unser!
Mitteilung 5
Kapitel 5 – Gottes Souveränität und sein Gericht
über die Könige der Nationen
Der Herr ist die Antwort für alle unsere Probleme. Daher ist unsere einzige
Methode im Gemeindeleben das Aufsehen zu Jesus (Hebr. 12:2). Wenn
wir alle täglich unsere Augen auf ihn richten und nicht auf andere Dinge
schauen, kann gar nichts passieren. Was ist noch wichtiger und besser als
unser Herr, wer ist herrlicher? Wenn wir im Leben reif sind, ist der Herr
alles und in allem.
Der Herr muss uns behandeln. Dieses Werk des Herrn in uns wird nicht
aufhören. Solange du auf dieser Erde lebst, wird der Herr an dir arbeiten.
Sein Werk an uns ist gar nicht einfach. Jeder von uns kann das für sich
bezeugen. Uns zu ändern, das ist eine schwere Arbeit, aber der Herr schafft
es. Was nützt alles Wissen, wenn der Herr nicht wirkt? Von Daniel lernen
wir, wie wir auf das Wort des Herrn, das wir alle schätzen, reagieren müssen.
Die Schrift an der Wand – Gottes Gericht über
Belsazar
In Daniel 5 kommen wir zu dem König Belsazar. Hier geht es nicht nur
um den Untergang des babylonischen Reiches. In diesem Kapitel können
wir für das praktische Gemeindeleben viel lernen. Belsazar war ein Enkel
von Nebukadnezar.
„Der König Belsazar machte seinen tausend Gewaltigen ein großes Mahl,
und vor den Tausend trank er Wein. Belsazar befahl unter dem Einfluss
des Weins, die goldenen und die silbernen Gefäße herbeizubringen, die
sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem weggenommen
hatte, damit der König und seine Gewaltigen, seine Frauen und seine Nebenfrauen daraus tränken. Da brachte man die goldenen Gefäße, die man
aus dem Tempel des Hauses Gottes in Jerusalem weggenommen hatte;
und der König und seine Gewaltigen, seine Frauen und seine Nebenfrauen
tranken daraus. Sie tranken Wein und rühmten die Götter aus Gold und
Silber, aus Bronze, Eisen, Holz und Stein. In demselben Augenblick kamen
Kapitel 5
39
Finger einer Menschenhand hervor und schrieben dem Leuchter gegenüber auf den Kalk der Wand des königlichen Palastes; und der König sah
die Hand, die schrieb. Da veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs,
und seine Gedanken erschreckten ihn, und seine Hüftgelenke erschlafften,
und seine Knie schlugen aneinander“ (Dan. 5:1-6). Unter dem Einfluss
des Weines ließ er die Gefäße aus dem Heiligtum herbeibringen. Nachdem
er die geheimnisvolle Schrift an der Wand sah, wurde er ganz weiß vor
Schreck. Und obwohl er die Geschichte seiner Väter kannte, fragte er wieder nach diesen unnützen Leuten, den Sterndeutern und Weisen. Er hatte
nichts gelernt, weder von seinem Vater noch von seinem Großvater. Wie
steht es mit unserer zweiten, dritten und vierten Generation? Haben wir
etwas gelernt? Es ist sehr schade, wenn die erste Generation viel mit dem
Herrn erfahren hat und nichts davon an die nächste Generation weitergibt.
Dann ist ihre Erfahrung nicht mehr so reich und tief wie unsere Erfahrung.
Wir sollen den Reichtum, den wir vom Herrn empfangen haben, weitergeben. Das ist unsere Verantwortung.
Ihr betet für eure Kinder, dass sie die beste Universität besuchen können,
eine gute Ausbildung bekommen, viel Geld verdienen. Aber wie steht es
mit dem Reich Gottes? Am Ende gehen sie alle in die Welt. Was hat dann
der Herr von der zweiten und dritten Generation? Es wäre doch wichtig
gewesen, das, was dieses goldene Haupt – Nebukadnezar – vom lebendigen Gott gelernt hat, an seinen Sohn weiterzugeben. Am Ende herrschte
er nur zweieinhalb Jahre. Der Vater hatte zwar viel gelernt, sein Sohn aber
gar nichts. Genauso verhielt es sich mit dem Enkel. Belsazar konnte nur
Partys feiern.
Belsazar war unter dem Einfluss des Weines, er war nicht mehr klar im
Kopf. In der Folge holte er die Gefäße und benutzte sie für seine Party. Was
hat ein Gefäß aus dem Tempel auf einer weltlichen Party zu suchen? Das Bild
ist doch klar. Heilige die Dinge Gottes! Was Gott gehört, gehört ihm. Es ist
ernst! Wir machen in der Gemeinde geistliche, heilige und himmlische Dinge.
Mit diesen kannst du nicht umgehen wie du möchtest. Sonst wirst du am Ende
einen Finger an der Wand sehen, der schreibt.
Wir sollen lernen, mit Gottes Wort mit Furcht und Zittern, mit Ehrfurcht
umzugehen. Lies nicht aus Neugierde, sondern liebe den Herrn und gib
ihm die Ehre. Ihm allein gebührt die Ehre. Mit dem Wort Gottes dürfen
40
Kapitel 5
wir nicht locker umgehen oder auch in einem Zeugnis einfach nur irgendeine Geschichte erzählen. Nebukadnezar war wenigstens respektvoll und
bewahrte die Gefäße Gottes.
Ich hoffe, dass unsere nächste Generation nicht in Babylon landet. Was
nützt es, wenn wir nur dieses Kapitel lesen und nichts daraus lernen? Ich
möchte sehen, dass die nächste Generation den Herrn noch mehr liebt und
erfährt. Diesen wunderbaren Herrn kann man nicht genug erkennen und
erfassen. Es soll von Generation zu Generation immer besser werden.
Wenn das nicht so ist, haben wir keine Zukunft, und der Herr hat nichts
zu gewinnen.
„Der König rief laut, man solle die Beschwörer, die Sterndeuter und die
Zeichendeuter hereinbringen. Und der König fing an und sagte zu den
Weisen von Babel. Jeder, der diese Schrift lesen und mir ihre Deutung
kundtun wird, der darf sich mit Purpur bekleiden, dazu mit einer goldenen
Kette um seinen Hals, und er soll als Dritter im Königreich herrschen“
(Dan. 5:7). In Babylon gibt es viele Zeichendeuter. Sie reden einfach daher. Zu ihnen dürfen wir nicht gehen. Irgendwann holten sie dann wieder
Daniel.
„Da kamen alle Weisen des Königs herbei; aber sie konnten weder die
Schrift lesen noch dem König ihre Deutung mitteilen. Da geriet der König
Belsazar in großen Schrecken, und seine Gesichtsfarbe an ihm veränderte
sich; und seine Gewaltigen wurden bestürzt. Auf die Worte des Königs und
seiner Gewaltigen hin trat die Königin in das Haus des Trinkgelages. Die
Königin begann und sagte: O König, lebe ewig! Lass deine Gedanken dich
nicht schrecken, und deine Gesichtsfarbe verändere sich nicht! Es gibt einen Mann in deinem Königreich, in dem der Geist der heiligen Götter ist;
und in den Tagen deines Vaters wurden Erleuchtung, Einsicht und Weisheit gleich der Weisheit der Götter bei ihm gefunden. Und der König Nebukadnezar, dein Vater, hat ihn zum Obersten der Wahrsagepriester, der
Beschwörer, Sterndeuter und Zeichendeuter eingesetzt; dein Vater, o König!“ (Dan. 5:8-11). Daniel musste sich nicht anmelden oder auf sich aufmerksam machen. Wenn du etwas hast, brauchst du nicht stolz darauf zu
sein oder für dich zu werben. Am Ende musste der König ohnehin zu ihm
kommen. Wer wirklich etwas hat, wird niemals Reklame dafür machen.
Paulus, Johannes, Petrus, haben sie jemals für sich Reklame gemacht? Sie
gingen dorthin, wohin der Herr sie sandte. Lass dich vom Heiligen Geist
leiten. Gott wird alles arrangieren. Wir vertrauen dem lebendigen Gott.
Kapitel 5
41
„Daraufhin wurde Daniel vor den König geführt …“ (Dan. 5:13). Es ist tatsächlich besser so; anstatt dass wir selber viel Arbeit suchen, lass dich vom
Herrn führen. Wer ein Ohr hat, der höre!
„Da antwortete Daniel und sprach vor dem König: Deine Gaben mögen
dir bleiben, und deine Geschenke gib einem anderen! Jedoch werde ich
die Schrift dem König lesen und ihm die Deutung mitteilen“ (Dan. 5:17).
Daniel war kein Bileam (Judas 11) . Der König wollte ihm so viel geben,
aber Daniel begehrte nichts von ihm. Gottes Dinge sind nicht zu kaufen
oder zu verkaufen. Die Menschen machen gern das, was Gott frei gegeben
hat, zu Geld. Gottes Wort, geistliche Dinge, lassen sich nicht einfach verkaufen.
„Du, o König! Der höchste Gott hatte deinem Vater Nebukadnezar das
Königtum und die Größe und die Majestät und die Herrlichkeit verliehen.
Und wegen der Größe, die er ihm verliehen hatte, zitterten und fürchteten
sich vor ihm alle Völker, Nationen und Sprachen. Er tötete, wen er wollte,
er ließ leben, wen er wollte, er erhob, wen er wollte, und er erniedrigte,
wen er wollte. Als aber sein Herz sich erhob und sein Geist sich bis zur
Vermessenheit verstockte, wurde er vom Thron seines Königtums gestürzt,
und man nahm ihm seine Majestät. Und er wurde von den Menschenkindern ausgestoßen, und sein Herz wurde dem der Tiere gleich, und seine
Wohnung war bei den Wildeseln. Man gab ihm Gras zu essen wie den
Rindern, und sein Leib wurde vom Tau des Himmels benetzt – bis er erkannte, dass der höchste Gott Macht hat über das Königtum der Menschen
und dass er darüber einsetzt, wen er will. Und du, Belsazar, sein Sohn,
hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du das alles gewusst hast“
(V. 18-22). Würdest du es wagen, so mit dem König zu reden? Hättest du
keine Angst davor, deinen Kopf zu verlieren? Daniel hatte keine Angst.
„Und du hast dich über den Herrn des Himmels erhoben; und man hat die
Gefäße seines Hauses vor dich gebracht, und du und deine Gewaltigen,
deine Frauen und deine Nebenfrauen, ihr habt Wein daraus getrunken.
Und du hast die Götter aus Silber und Gold, aus Bronze, Eisen, Holz und
Stein gerühmt, die nicht sehen und nicht hören und nicht verstehen. Aber
den Gott, in dessen Hand dein Odem ist und bei dem alle deine Wege sind,
hast du nicht geehrt. Da wurde von ihm diese Hand gesandt und diese
Schrift geschrieben. Und dies ist die Schrift, die geschrieben wurde:
Mene, mene, tekel upharsin“(V. 23-25). Das Gericht kommt. Wir müssen
42
Kapitel 5
nicht nur von den positiven Dingen lernen, sondern auch von den negativen. Belsazar sollte von dem, was Nebukadnezar erfahren hatte, lernen;
von dem, was der Herr an ihm getan und wie er ihn behandelt hatte. Wir
können uns sehr viele Schwierigkeiten ersparen, wenn wir bereit sind, von
dem, was geschehen ist, zu lernen. Wir können von den negativen Erfahrungen sogar mehr lernen als von den positiven. Sonst müssen wir selbst
noch einmal alle Erfahrungen durchleiden.
Paulus sagte in 1.Korinther 10:11: „Diese Dinge aber widerfuhren jenen
als Vorbild und sind uns zur Warnung geschrieben worden …“ Lerne,
Gott zu ehren, Christus zu leben, ihm zu gehorchen. Fehler können wir
nicht vermeiden, aber wenn wir aus unseren Fehlern und den Fehlern der
anderen nicht lernen, ist dies der größte Fehler. Das Ende in diesem Kapitel ist erschreckend.
„Dies ist die Deutung des Wortes: Mene – Gott hat dein Königtum gezählt
und macht ihm ein Ende. Tekel – du bist auf der Waage gewogen und zu
leicht befunden worden“ (V. 26-27). Gott wiegt uns. Wie viel von Christus hast du? Es geht um unser „Gewicht an Herrlichkeit“ (2.Kor. 4:17).
Wir müssen lernen, uns in der Gemeinde so zu wiegen, wie Gott wiegt.
Eine gute Rede hat kein Gewicht. Worte sind oft nur Luft. Wie viel Herrlichkeit – Christus eingewirkt – hast du? Was für eine Erfahrung haben
wir mit Christus gemacht? Nebukadnezar hatte noch etwas Gewicht, aber
Belsazar war so leicht wie ein Luftballon.
„Peres – dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben“ (V. 28). Zerteilt bedeutet nicht gespalten, sondern zerfallen.
Belsazars Reich konnte nicht bestehen. So hatte es der Herr dem Nebukadnezar vorhergesagt an dem Bild mit den silbernen Schultern.
„Daraufhin gab Belsazar Befehl, und man bekleidete Daniel mit Purpur,
mit einer goldenen Kette um seinen Hals …“ (V. 29). Was hättest du getan, wenn du Belsazar gewesen wärst? Du hättest besser auf den Knien
Buße getan. Aber das Herz der Menschen ist so hart.
„In derselben Nacht wurde Belsazar, der chaldäische König, getötet“
(V. 30). Das war das Ende von Belsazar. Wir aber wollen in die Herrlichkeit gelangen und höher hinauf steigen. Paulus jagte dem Ziel nach, dieser
hohen Berufung (Phil. 3:14).
Kapitel 5
43
Die Treue Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos
Wir haben auch die drei Gefährten von Daniel in Kapitel 3 betrachtet. Alle,
die absolut für Gott sind, werden Verfolgung erleiden (2.Tim. 3:12). Das ist
vorgeschrieben. Wir leben heute in einem fremden Land. Die Reiche der
Welt, sowohl die irdischen Reiche als auch das geistliche babylonische
Reich der Religion, liegen in der Hand des Argen (1.Joh. 5:19). Die Religion ist ein Meisterwerk Satans, um Gottes Volk darin zu fangen. Das römische und das byzantinische Reich sind mit der Religion verquickt. Am
Ende mussten die Könige auf den Papst hören. Wir dürfen die Religion
nicht unterschätzen. Gott hasst die Religion. Im Buch der Offenbarung hat
Gott ein besonderes Gericht für Babylon vorbereitet. Babylon wird eine
doppelte Portion bekommen (Offb. 18:6). Denke nicht, dass Religion
doch etwas Gutes hat. Der Herr muss unsere Augen öffnen.
Die Gegner beobachteten die drei Gefährten Daniels und wollten sie beseitigen. Sie veranlassten Nebukadnezar ein Bild aufzustellen. Aber diese drei waren nicht bereit, es anzubeten. Was hättest du gewählt, wenn du dort gewesen
wärst? Den Feuerofen oder das Bild anbeten? Wir müssen das Prinzip sehen.
Heute gibt es keinen Feuerofen, aber später einen Feuerpfuhl. Möchtest du
mit den anderen mitmachen oder anders sein, weil du nicht mitmachst? Seid
ihr bereit, anders zu sein, dieses Bild nicht anzubeten, absolut für Gott zu sein?
Schon in ihrem jungen Alter entschieden sie sich, die Speise des Königs nicht
zu essen. Du darfst diese kleine Entscheidung nicht verachten. Wenn sie
damals in ihrem Herzen nicht beschlossen hätten, den Wein und die unreinen Speisen abzulehnen, hätten sie die Entscheidung, das Bild nicht anzubeten, nicht treffen können. Sie mussten nicht lange überlegen.
„Schadrach, Meschach und Abed-Nego antworteten und sagten zum König: Nebukadnezar, wir haben es nicht nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern. Ob unser Gott, dem wir dienen, uns erretten kann – sowohl aus dem
brennenden Feuerofen als auch aus deiner Hand, o König, wird er uns
erretten – oder ob nicht: es sei dir jedenfalls kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und uns vor dem goldenen Bild, das du aufgestellt hast, nicht niederwerfen werden“ (Dan. 3:16-18). Dann ließ Nebukadnezar das Feuer siebenfach verstärken. Aber zu seiner Überraschung
sah er vier Männer, die im Feuer umhergingen. Unser Gott vermag uns zu
retten! Solange der Herr mit euch in den Feuerofen geht, ist alles gut.
Wenn ihr alleine hineingeht, ist es nicht gut. Wenn der Herr mit uns ist,
spielt es keine Rolle, in welchen Situationen wir uns befinden. Wenn Gott
44
Kapitel 5
für uns ist, wer mag gegen uns sein (Röm. 8:31)? Und wenn dies heute der
Bau seines Reiches ist, dann lasst uns durch den Feuerofen gehen. Dann
werden sie dort den Menschensohn sehen. Es ist so wunderbar, wenn wir
alles mit Christus durchleben. Lerne und erfahre in jeder Situation, wie du
mit Christus hindurchgehen und bestehen kannst. Du wirst erfahren, das
ist wunderbar.
Mitteilung 6
In Kapitel 5 des Buches Daniel haben wir an König Belsazar einen Menschen gesehen, der keine Einschränkung kannte, geistlichen Dingen gegenüber völlig empfindungslos war und mit ihnen genauso umging wie
mit den Dingen der Welt. Wie anders war dagegen das Zeugnis Daniels
und seiner drei Freunde. Ihr Herz war nur auf eines ausgerichtet: Sie wollten ihrem Gott und seinem Wort treu sein und sich nicht verunreinigen.
Dafür diente ihnen jede Einschränkung und jede schwierige Situation in
dieser Gefangenschaft. Welch ein wunderbares Zeugnis für den Herrn!
Solche Zeugnisse brauchen wir heute in allen Gemeinden. Jeder von uns,
nicht nur die jungen Leute, braucht Einschränkungen. Sonst tun wir, was
wir wollen, und unsere gefallene, wilde Natur kommt zum Vorschein.
Wenn wir unbeherrscht, eigensinnig und ungehorsam sind, kann der Herr
nicht mit uns weitergehen.
Kapitel 6 – Daniel, errettet aus dem
Rachen der Löwen
(Ps. 22:22; Hebr. 11:32-33)
Das Zeugnis Daniels unter der Herrschaft des Darius
Zur Zeit von Darius war Daniel ungefähr 85 Jahre alt. Wenn wir uns täglich üben, im Geist zu wandeln, und so den Herrn durch Erfahrungen und
Prüfungen als unseren lebendigen Gott kennenlernen, werden auch wir im
Alter geistlich gereifte Menschen sein. Für ein gesundes Gemeindeleben
braucht der Herr beide: die junge Generation, bereit zu lernen und zu üben,
aber auch ältere, geistlich erfahrene und gereifte Geschwister. Daniel hatte
sich in seiner Hingabe und Treue gegenüber Gott von Jugend an bis ins
hohe Alter bewährt.
„Und Darius, der Meder, übernahm die Königsherrschaft, als er 62 Jahre
alt war. Es gefiel Darius, über das Königreich 120 Satrapen einzusetzen,
die im ganzen Königreich sein sollten, und über sie drei Minister zu setzen,
von denen einer Daniel war, denen jene Satrapen Rechenschaft geben
sollten, damit der König keinen Schaden erlitte. Da übertraf dieser Daniel
die Minister und die Satrapen, weil ein außergewöhnlicher Geist in ihm
war“ (Dan. 6:1-4). In Daniel war ein außergewöhnlicher Geist. Den hatte
er mit 15 Jahren sicherlich noch nicht. Dieser Geist war in ihm gewachsen
und zur Reife gekommen. Sein Geist war nicht nur sehr gut, rein und reich,
sondern sogar außergewöhnlich.
Als wir ins Gemeindeleben kamen und unseren Geist entdeckten, waren
wir Feuer und Flamme. Wir haben den Geist genossen und erfahren. Seitdem sind bei manchen von uns vierzig Jahre vergangen, und dieser Geist
wird immer klarer und reifer. Paulus sagte: „Der Geist durchforscht alle
Dinge“ (1.Kor. 2:10). Und schließlich beginnt der Geist zu herrschen –
über deinen Verstand, dein Gefühl, deine Empfindungen. Die meisten
Menschen leben nur in ihrem Verstand. Der Geist jedoch ist viel umfassender. Er durchsättigt unser Sein und durchforscht auch „die Tiefen Gottes“. Daher möchte ich alle Heiligen ermutigen, durch den Geist zu leben.
„Wer aber dem Herrn anhangt, der ist ein Geist mit ihm“ (1.Kor. 6:17).
Wenn schon damals zur Zeit des alten Bundes solch ein außergewöhnlicher
Geist in einem Menschen regieren konnte, wie viel mehr heute, da der
Herr selbst als das wunderbare Salböl in uns wohnt. Daher konnte Paulus
46
Kapitel 6
auch sagen: „Ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“
(Gal. 2:20). Warum haben wir in der Gemeinde noch so viele Probleme?
Wenn du nur in deinem Verstand lebst und denkst, dass du alles verstanden hast, dann wirst du Probleme verursachen, Probleme für dich selbst,
für die Familie, für die Geschwister in der Gemeinde und für andere.
Lerne, heute im Reich des Herrn im Geist zu wandeln. Paulus sagte:
„Wandelt durch den Geist“ (Gal. 5:16). Das ist der einzige Weg, wie der
Herr seine Gemeinde bauen und in uns herrschen kann.
Verfolgung durch Minister und Satrapen
„Und der König beabsichtigte, ihn über das ganze Königreich einzusetzen“ (V. 4). Da wurden die Minister auf Daniel eifersüchtig. Auf einmal
war Daniel eine Konkurrenz für sie. So ist es auch unter uns Christen. Jede
Gruppe macht ihre Sache, jede Denomination hat ihre Richtung, und es
gibt so viel Konkurrenz untereinander. Die eigentlich Ursache ist: Wir
selbst stehen – bewusst oder unbewusst – mit unseren eigenen Absichten
und Wünschen in Konkurrenz zu unserem himmlischen König und seinem
Vorsatz.
„Da suchten die Minister und die Satrapen einen Anklagegrund gegen
Daniel in Bezug auf seine Amtsgeschäfte zu finden. Aber sie konnten keinerlei Anklagegrund und nichts Schlechtes finden, weil er treu war und
keinerlei Nachlässigkeit oder Schlechtes bei ihm zu finden waren“ (V. 5).
Wie die Schriftgelehrten und Pharisäer bei Jesus, so suchten die Satrapen
einen Anklagegrund gegen Daniel, doch sie konnten keine Schuld in der
Führung seiner Amtsgeschäfte finden. Sie haben bei Jesus damals dreieinhalb Jahre lang einen Anklagegrund gesucht, konnten jedoch nichts finden. Auch bei Daniel haben sie Fehler gesucht, ohne etwas zu finden.
Wenn wir geistlich nicht gewachsen sind, wird man je älter wir werden,
desto mehr Fehler bei uns finden. Es muss jedoch so sein: Je mehr wir im
Leben wachsen, desto weniger Fehler soll man an uns sehen.
Gott möchte uns nicht nur retten und rechtfertigen, auch nicht nur heiligen,
sondern er möchte uns dem Ebenbild seines erstgeborenen Sohnes gleichgestalten. Das Zeugnis von Daniel soll uns ermutigen, dass dies möglich
ist, dass wir, je mehr wir wachsen, dem Herrn immer ähnlicher werden.
Wir sollen nicht auf die Fehler der anderen schauen. Die Probleme in der
Gemeinde kommen oft daher, dass jeder auf die Fehler der anderen schaut,
aber die eigenen nicht erkennt. Deshalb ermahnt uns der Herr: „Was
Kapitel 6
47
schaust du aber auf den Splitter im Auge deines Bruders und beachtest
den Balken in deinem Auge nicht?“ (Mt. 7:3). Je mehr du wächst, desto
mehr siehst du deine eigenen Fehler und wirst den Herrn bitten: „Herr,
beseitige diese Fehler!“
Der Hebräerbrief sagt, dass er uns bis zum Äußersten erretten kann (Hebr.
7:25). Viele möchten nur von der Verdammnis gerettet werden. Aber
durch das Leben in uns möchte der Herr uns so retten, dass wir in sein
Ebenbild umgewandelt werden. Er möchte uns in die Herrlichkeit hineinbringen. Paulus sagte: „… um wie viel mehr werden wir gerettet werden
in seinem Leben“ (Röm. 5:10). Wir brauchen nicht nur das Blut, sondern
noch viel mehr Errettung. Wir können uns nicht selbst erretten, daher
brauchen wir IHN als unseren Retter.
An Daniel wurde kein Makel gefunden, „weil er treu war“. Dieses Wort
„treu“ wird immer wieder in der Schrift erwähnt, besonders in Matthäus
24 und 25, wo es um die Wiederkunft des Herrn geht. Wir sollen bei seiner
Wiederkunft als treu erfunden werden. Unabhängig von der äußeren Situation sollen wir treu sein und fest bleiben. Wir brauchen alle die Gnade
des Herrn, um treu zu sein. Ich kenne nur einen, der wirklich treu ist. So
heißt auch sein Name (Offb. 19:11). Im Gemeindeleben gibt es über die
Jahre viele Probleme, Schwierigkeiten, Missverständnisse, eigene Fehler
und Fehler der anderen – eine Zeit der Prüfungen, und manchmal wie
durch einen Feuerofen hindurch. Wenn unser Glaube durch Feuer geprüft
ist, wird er viel kostbarer sein als Gold (1.Petr. 1:7).
Es ist gut und normal, geprüft zu werden, vielleicht nicht gleich als junger
Gläubiger, aber Prüfungen werden kommen, denn sie sind nötig, um zur
Reife des Lebens zu gelangen. Entsprechend dem Wachstum des Lebens
wird Gott uns prüfen. Abraham wurde auch geprüft. Nachdem er schon
viele Erfahrungen mit ihm gemacht hatte, prüfte Gott eines Tages seinen
Gehorsam. Abraham war sofort bereit, zu gehorchen und seinen Sohn auf
dem Berg Morija zu opfern. Zu dieser Zeit hatte Abraham Treue und Gehorsam gelernt. Alles, was wir erfahren, wird nicht nur durch eine Botschaft zu uns kommen, sondern der Herr muss und wird zu jedem von uns
persönlich sprechen. Was er zu dir geredet hat, kann dir niemand wegnehmen. Je mehr Erfahrungen du mit dem Herrn machst, desto einfacher wird
es, treu zu sein. Treu sind jene, die dem Lamm nachgefolgt sind
(Offb. 14:4). Zu Smyrna sagt der Herr: „Sei getreu bis zum Tod“ (Offb.
2:10). Daniel war treu bis zum Tod.
48
Kapitel 6
„Da sagten diese Männer: Wir werden bei diesem Daniel keinen Anklagegrund finden …“ (Dan. 6:6). Daniel war zu diesem Zeitpunkt ein Bild
auf unseren Herrn. Was er erlebt hat, war genau dasselbe, was der Herr
erlebt hat. Kein einziger Fehler wurde über ihn berichtet. Vergeblich
suchte man an ihm einen Anklagegrund. „… es sei denn, dass wir im Gesetz seines Gottes etwas gegen ihn finden“ (V. 6). Sie wollten ein Komplott machen, irgendein Gesetz, das gegen seinen Glauben ist.
„Daraufhin stürzten diese Minister und Satrapen zum König und sprachen
zu ihm so: König Darius, lebe ewig! Alle Minister des Königreichs, die
Statthalter und Satrapen, die Staatsräte und Verwalter haben sich beraten, dass der König eine Verordnung erlassen und ein Verbot bestätigen
solle, dass jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott
oder Menschen eine Bitte richtet außer an dich, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll“ (V. 7-8). Darius hat diesem Unsinn zugestimmt.
„Und als Daniel erfuhr, dass das Schriftstück ausgefertigt war, ging er in
sein Haus. Er hatte aber in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie nieder, betete
und pries vor seinem Gott, wie er es auch vorher getan hatte“ (V. 11).
Daniel hat nicht einmal die Fenster geschlossen. Wir hätten doch sicherlich „weiser“ gehandelt und uns angepasst, um ja keine Aufmerksamkeit
zu erregen. Das hat mit weise sein nichts zu tun, das bedeutet Kompromisse machen, Angst haben. Daniel war kompromisslos und nicht bereit,
seinen guten Umgang mit Gott wegen solch einem Unsinn zu ändern. Wir
passen uns oft an. Was können wir aufgrund unserer eigene Vorstellung
und Fähigkeit bauen? Du bist nicht einmal fähig, deine Familie aufzubauen und dich selbst auf die richtige Bahn zu bringen. Wir müssen Gott
so erfahren und kennen, und das bedarf einer Reife.
Denke nicht, dass Daniel sehr viel Zeit hatte. Er war Minister und ein gewissenhafter Mann. Wer gewissenhaft arbeitet, hat immer viel zu tun.
Dennoch hat er dreimal am Tag mit allem aufgehört und sich die Zeit genommen, für Jerusalem zu beten. Oft habe ich von den Heiligen gehört: „
Ich habe keine Zeit.“ Aber für so viele Dinge am Tag haben wir Zeit! Wir
dürfen nicht so beschäftigt sein, dass uns am Ende keine Zeit mehr bleibt,
für Gottes Werk zu beten. Daniel war in Bezug auf Gottes Vorsatz sehr
ernsthaft. Kein Wunder, dass Gott diesen Mann liebte. Er war treu und
Kapitel 6
49
von Gott geliebt. Wie oft kommst du zu Gott mit dem Anliegen, für Jerusalem zu beten?
„Da stürzten jene Männer herbei und fanden Daniel betend und flehend
vor seinem Gott“ (V. 12). Wie beten wir zu unserem lebendigen Gott?
Beten wir auch mit ganzem Herzen für Gottes Anliegen, für seinen Vorsatz? Daniel brannte nach all den Jahren immer noch für Gottes Vorsatz.
Er flehte, das heißt, er hatte ein Verlangen für die Wiederherstellung von
Gottes Reich. Wie sieht es bei uns aus? Ist uns der Zustand der Gemeinde
egal? Hast du schon mal vor dem lebendigen Gott geklagt, dass der Zustand unserer Gemeinde so mangelhaft ist?: „Herr, erbarme dich unser.
Gib uns Licht über unser Tun, stelle uns bloß!“ Meinst du, er kümmert
sich nicht um die Gemeinden? Es steht doch geschrieben, dass er mitten
unter den goldenen Leuchtern wandelt (Offb. 1:13). Er hat sich damals
sehr um die Gemeinden gekümmert, aber die Gemeinden wollten ihn gar
nicht hören. Reichen dir schon fünf Heilige in der Gemeinde? „Ist das alles, Herr? Wo sind die Treuen? Hast du nicht noch mehr Treue in dieser
Stadt?“ Hast du schon einmal Tränen für Jerusalem vergossen oder gelten
deine Tränen nur dir selbst?
„Darauf näherten sie sich dem König und sprachen vor ihm bezüglich des
königlichen Verbotes: Hast du nicht ein Verbot ausfertigen lassen, dass
jedermann, der innerhalb von dreißig Tagen von irgendeinem Gott oder
Menschen etwas erbittet außer von dir, o König, in die Löwengrube geworfen werden sollte? Der König antwortete und sprach: Das Wort ist
unumstößlich nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unaufhebbar
ist“ (V. 13). Der König hatte einen Fehler gemacht, aber er konnte ihn
nicht wieder rückgängig machen. Fehler machen ist nicht das größte Problem. Aber Fehler machen und keine Buße tun oder sich sogar noch rechtfertigen, ist ein noch größerer Fehler.
„Da missfiel es dem König, als er die Sache hörte, sehr, und er sann darauf, Daniel zu retten; und bis zum Untergang der Sonne bemühte er sich,
ihn zu befreien. Da stürzten diese Männer zum König und sagten zum König: Wisse, o König, dass die Meder und Perser ein Gesetz haben, wonach
kein Verbot und keine Verordnung, die der König erlassen hat, abgeändert
werden darf!“ (V. 15-16). Das zeigt hier, dass das Persische Reich nicht
mehr so edel war wie das Babylonische Reich. Nur Nebukadnezar hatte
die absolute Macht, aber Darius nicht mehr. Nebukadnezar hätte in seiner
absoluten Macht jedes Gesetz wieder aufheben können. „Dann befahl der
50
Kapitel 6
König, und man brachte Daniel herbei und warf ihn in die Löwengrube“
(V. 17).
Durch den lebendigen Gott aus dem Rachen der Löwen
gerettet
Am nächsten Morgen geschah Folgendes: „Dann stand der König bei der
Morgenröte, sobald es hell wurde, auf und ging schnell zur Löwengrube.
Und als er sich der Grube näherte, rief er mit trauriger Stimme nach Daniel: Der König begann und sagte zu Daniel: Daniel, Knecht des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, dich von den
Löwen erretten können?“ (V. 20-21). Darius hatte offenbar doch eine gewisse Hoffnung, dass Gott Daniel erretten könnte. „Da redete Daniel mit
dem König: O König, lebe ewig!“ (V. 22). So hat Daniel schon immer den
König gegrüßt, und auch in dieser Situation war es für ihn ganz normal.
Es scheint, als wäre diese Situation nichts Besonderes für ihn gewesen,
nur eine weitere Erfahrung mit dem lebendigen Gott. „Mein Gott hat seinen Engel gesandt, und er hat den Rachen der Löwen verschlossen, sodass
sie mich nicht verletzt haben, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden
wurde“ (V. 23). Vielleicht finden die anderen eine Schuld an dir, aber solange der lebendige Gott dich unschuldig spricht, ist das gut genug. Wir
brauchen uns nicht immer zu verteidigen. Lass Gott dich rechtfertigen.
Dann können dich die Löwen nicht antasten.
„Und auch vor dir, o König, habe ich kein Verbrechen begangen. Da
freute sich der König sehr, und er befahl, Daniel aus der Grube herauszuholen. Und Daniel wurde aus der Grube herausgeholt; und keine Verletzung wurde an ihm gefunden, weil er auf seinen Gott vertraut hatte.
Und der König befahl, und man brachte jene Männer, die Daniel verklagt
hatten, und man warf sie in die Löwengrube, sie ihre Kinder und ihre
Frauen. Und ehe sie noch am Boden der Grube angekommen waren, fielen
die Löwen über sie her, und sie zermalmten alle ihre Knochen“ (V. 2325).
Wenn wir solch ein Zeugnis ablegen, werden wir einen Eindruck im ganzen Reich hinterlassen – ein Zeugnis von der Wirkung des lebendigen
Gottes. Lobt den Herrn – nach dem Tod kommt die Auferstehung! So ein
Zeugnis ist mächtig.
Kapitel 6
51
„Dann schrieb der König Darius an alle Völker, Nationen und Sprachen,
die auf der ganzen Erde wohnten: Euer Friede sei groß! Von mir ergeht
der Befehl, dass man in der ganzen Herrschaft meines Königreichs vor
dem Gott Daniels zittere“ (V. 26-27). Solch ein Zeugnis beeinflusst die
ganze Erde. Wie damals bei den Jüngern Jesu. Nicht ihre gute Predigt hat
die Welt auf den Kopf gestellt, sondern ihr Zeugnis. Sie waren „Augenzeugen seiner Majestät“ (2.Petr. 1:16) gewesen. Sie haben bezeugt, was
sie mit eigenen Augen gesehen haben. Das ist ein mächtiges Zeugnis. Es
reicht nicht, wenn wir uns auf die Schrift beziehen. Wir brauchen heute
viele Erfahrungen mit dem lebendigen Herrn – viel Reife des Lebens.
Lasst uns treu bleiben bis zum Ende.
Mitteilung 7
Kapitel 7 – Die Vision über den Alten an Tagen,
den Sohn des Menschen und die Heiligen,
die das Reich in Besitz nehmen
Möge der Herr uns ganz neu einen Geist der Weisheit und der Offenbarung schenken. Der Herr möchte, dass wir zur Reife kommen, und dafür
müssen wir in allen Gemeinden wachsen. Er kann nicht zurückkommen,
wenn wir nicht reif sind. In Matthäus 13 ist der Herr der Sämann, aber in
Offenbarung 14 ist er der, der erntet. Wer sät, erwartet auch eine Ernte.
Als der Herr das erste Mal kam, hat er gesät.
Während der letzten 2000 Jahre ist die Gemeinde durch einen langen Prozess gegangen: Schon im ersten Jahrhundert begann der Abfall, bis zum
sechsten Jahrhundert war der römische Katholizismus voll entwickelt, und
erst nach 1000 Jahren der Finsternis, zu Beginn der Reformation, ging es
wieder aufwärts. Nach weiteren 500 Jahren ist jetzt die Zeit der Reife gekommen. Vergessen wir nicht, dass die Gemeinde nicht nur ein Ort ist, in
dem wir sonntags für einen „Gottesdienst“ zusammenkommen, sondern die
Gemeinde ist das Reich der Himmel heute auf dieser Erde. Wir, das Volk
Gottes, haben den Auftrag, das Reich und die Herrschaft dem Satan, den
Mächten und den Gewalten wegzunehmen. Gott will, dass sein Reich auf
die Erde kommt. Deshalb hat der Herr uns angehalten zu beten: „Vater, dein
Reich komme.“
Von Anfang an wollte Gott, dass der Mensch über die Erde herrscht
(1.Mose 1:26). Nach dem Fall des Menschen hätte Gott diesen Satan leicht
besiegen können, aber sein Plan ist größer – er möchte nicht allein, sondern mit uns Menschen sein Reich auf dieser Erde bauen. Was für ein
Vorrecht, als Mensch im Plan Gottes zu sein. Dafür hat er uns Menschen
in seinem Ebenbild geschaffen und möchte uns sein Leben geben, damit
wir mit ihm herrschen können.
Das Volk Israel war zwar Gottes auserwähltes Volk und als solches die
erste heilige Nation, aber auch sie waren gefallen: Zur Zeit Samuels lehnten sie Gott als ihren König ab; sie wollten einen König wie die Nationen
haben und fielen immer tiefer, bis sie tatsächlich wie die Nationen waren,
Kapitel 7
53
sodass Gott schließlich sein Volk aufgab und es nach Babylon in die Gefangenschaft wegführen ließ. Mit der Herrschaft von Nebukadnezar in Babylon begannen die Zeiten der Nationen (606 v.Chr.), die erst 1967 mit
der Eroberung Jerusalems endeten (Luk. 21:24). Nach der endgültigen
Zerstörung Jerusalems (70 n.Chr.) hatte der Herr im Jahr 1948 bereits Vorbereitungen für sein Wiederkommen getroffen: Israel wurde wieder eine
Nation und konnte im Juni 1967 mit Hilfe des lebendigen Gottes im
„Sechstagekrieg“ Ostjerusalem zurückerobern und ganz Jerusalem wieder
für Israel zurückgewinnen (Luk. 21:24). Dennoch konnte der Herr noch
nicht wiederkommen. Zu dieser Zeit waren die Wiederherstellung und der
Wiederaufbau des Gemeindelebens noch nicht abgeschlossen. Bevor nicht
die Gemeinde fertiggebaut und zur Reife gekommen ist, kann der Herr
noch nicht zurückkommen. Wie könnte der König kommen ohne ein
Reich zu haben? Und wie könnte der Herr als Bräutigam kommen, wenn
die Gemeinde, seine Braut, nicht für das Hochzeitsfest bereit ist
(Offb. 19:7-8)?
Nach den ersten beiden Zeichen (1948 und 1967) muss sich noch das dritte
Zeichen aus Daniel 9 erfüllen. Wenn das dritte Zeichen (die Unterzeichnung
des Friedensvertrags) kommt, ist das der Anfang der letzten sieben Jahre
dieses Zeitalters. Die ganze Welt wartet auf diesen Friedensvertrag zwischen Israel und den Palästinensern.
Außerdem dürfen wir das Bild aus dem Traum von Nebukadnezar in Daniel 2 nicht vergessen: Die Zeit der Füße des Standbildes hatte mit der Zeit
der französischen Revolution (im Jahr 1789) und der Unabhängigkeit der
USA (1776) begonnen. Damit war der Grundstein gelegt für eine freiheitliche und demokratische Regierungsform. Gemessen an diesem Standbild
leben wir heute im Zeitalter des Fußes und damit am Ende der Zeiten. Nur
Gott hat die Weisheit, die ganze Entwicklung von mehreren tausend Jahren
in einem einzigen Bild, dem Standbild in Daniel 2, zu beschreiben. Von dem
goldenen Haupt über die silbernen Schultern, dem Bauch und den Lenden aus
Bronze und den eisernen Beinen bis hin zu den Füßen aus Ton und Eisen zeigt
die Geschichte auch, dass es mit der Menschheit immer schlimmer wurde.
Das Material wurde von Gold bis zum Eisen immer härter und unedler. Bis
heute sind die Menschen immer härter gegen Gott geworden. Trotz großer
kultureller Leistungen in den verschiedenen Zeitaltern ist dennoch die ganze
Menschheitsgeschichte vor allem eine Kriegsgeschichte. Wie großartig auch
54
Kapitel 7
manche Errungenschaften nach außen hin scheinen, so ist doch die wahre Natur des Menschen und seiner Reiche mit wilden Tieren zu vergleichen, wie es
uns die Vision in Daniel 7 offenbart.
Die Weltreiche sind wilden Tieren gleich
„Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, sah Daniel einen Traum
und Gesichte seines Hauptes auf seinem Lager. Dann schrieb er den
Traum auf, die Summe der Ereignisse berichtete er. Daniel fing an und
sprach: Ich schaute in meinem Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier
Winde des Himmels wühlten das große Meer auf“ (Dan. 7:1-2). Alle diese
Reiche, um die es hier geht, haben mit dem Mittelmeerraum zu tun, wo Israel
ist. Ob wir es anerkennen wollen oder nicht: Israel ist das Zentrum dieser
Welt. Wenn der Herr sein Tausendjähriges Reich aufrichtet, wird dies nach
Sacharja wieder in Jerusalem sein. Deshalb ist Jerusalem ein so umstrittener Ort, denn auch der Feind möchte Jerusalem einnehmen und es nicht
wieder hergeben. Für Gott ist diese kleine Stadt so wichtig. Vor den Augen
der Menschen ist Jerusalem wie nichts („Zion“ bedeutet „verbranntes
Land“). Und dennoch gibt es um diese Stadt viele Kämpfe.
Im Mittelmeerraum gab es viele Kriege. Auch der letzte Kampf wird in
diesem Teil der Erde stattfinden, wenn sich dort in Hermagedon die Heere
dieser Welt zum letzten Krieg gegen Christus versammeln (Offb. 16:1416). Dies ist wirklich ein besonderes Gebiet.
„Und vier große Tiere stiegen aus dem Meere herauf, jedes verschieden
von dem anderen. Das erste war wie ein Löwe und hatte Adlerflügel (das
ist Nebukadnezar); … Und siehe, ein anderes, ein zweites Tier, war einem
Bären gleich. Und es war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in
seinem Maul drei Rippen zwischen seinen Zähnen“ (V. 3-5). Dieser Bär
mit zwei verschiedenen Seiten entspricht den zwei Schultern im Bild aus
Daniel 2: Meder und Perser wurden zum persischen Reich. Die drei Reiche Kleinasien, Ägypten und Babylon – drei Rippen im Maul des Bären –
wurden vom persischen König Kyrus eingenommen.
„Und man sprach zu ihm so: Steh auf, friss viel Fleisch!“ (V. 5) – dies ist
ein Bild dafür, dass das persische Reich seine Kriege nicht durch Strategie
gewonnen hat, sondern durch die Menge der Soldaten. Durch die Größe
der Armee haben sie Reiche erobert, im Gegensatz zu Alexander dem Großen, der mit wenigen viel erobert hat.
Kapitel 7
55
„Nach diesem schaute ich, und siehe, ein anderes, wie ein Leopard: das hatte
vier Vogelflügel auf seinem Rücken. Und das Tier hatte vier Köpfe, und Herrschaft wurde ihm gegeben“ (V. 6). Dies ist ein Bild auf Alexander den Großen (schnell wie ein Leopard), der keine Zeit verlor, sondern innerhalb von
wenigen Jahren viele Länder eroberte. Nach seinem frühen Tod wurde das
Reich in vier Teile aufgeteilt: Griechenland, Kleinasien, Syrien und Ägypten
(vier Köpfe).
„Nach diesem schaute ich in Gesichten der Nacht: und siehe, ein viertes
Tier, furchtbar und schreckenerregend und außergewöhnlich stark, und
es hatte große eiserne Zähne; es fraß und zermalmte, und den Rest zertrat
es mit seinen Füßen. Und es war verschieden von allen Tieren, die vor ihm
waren, und es hatte zehn Hörner“ (V. 7). Für das vierte Tier konnte Daniel
keine genaue Beschreibung geben. Er konnte nur sagen: „Es ist schrecklich,
stark, furchtbar und außergewöhnlich.“ Es ist das römische Reich, welches
sich über die Jahrhunderte hinweg bis in unsere Zeit wandelte (analog dazu
stehen in Daniel 2 die Beine und Füße). Das ursprüngliche römische Reich
erkennt man am Ende nicht mehr. Heute gibt es die „Verträge von Rom“
(1957/1958), auf die sich die fortschreitende Integration der europäischen
Staaten gründet.
Die 10 Hörner von Vers 7 entsprechen den 10 Zehen in Daniel 2. In den Augen Gottes sind die gefallenen Menschen nichts anderes als unreine, vierfüßige Tiere (Apg. 10:12). Was haben die Menschen sich nicht schon alles ausgedacht, um einander zu quälen und zu töten. Denken wir nur an das
Mittelalter und an die zerstörerischen Waffen der Weltkriege.
Das einzigartige kleine Horn –
das Tier aller Tiere
(Dan. 7:8; Offb. 13:1-10)
„Während ich auf die Hörner achtete, siehe, da stieg ein anderes, kleines
Horn zwischen ihnen empor, und drei von den ersten Hörnern wurden vor
ihm ausgerissen; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen, und ein Mund, der große Worte redete“ (Dan. 7:8).
In Offenbarung 13 ist auch von den 10 Hörnern die Rede. Johannes sah
das Tier aller Tiere, welches noch erscheinen wird. In diesem letzten Tier
werden alle Tiere aus Daniel 7 wieder sichtbar. So wie der Herr der König
56
Kapitel 7
aller Könige ist, gibt es das Tier aller Tiere: „Und ich sah aus dem Meer
ein Tier aufsteigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf
seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. Und das Tier, das ich sah, war einem Leoparden gleich und seine
Füße wie die eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Und
der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Gewalt“
(Offb. 13:1-2). Hier sehen wir, dass hinter all diesen Tieren und ihrer Bosheit der Satan, dieser Drache, steht. Die Reiche dieser Welt haben mit dem
Drachen zu tun. Heute ist noch vieles verborgen, aber in der letzten Zeit
wird die ganze Bosheit offenbar.
„Und eines seiner Häupter war wie zu Tode getroffen und seine Todeswunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah dem Tier staunend nach“
(Offb. 13:3). Wann wird das geschehen? Wenn die letzten 3½ Jahre beginnen.
Alle Reiche dieser Welt werden mit bestimmten Tieren verglichen. Sie sind
korrupt, schrecklich, zerstörerisch und führen zu Kriegen und Zerstörung
und sind vorherbestimmt zur Verwüstung, wie am Ende von Daniel 7 beschrieben. Das Reich der Himmel aber ist ein vollkommen anderes Reich!
Deshalb investiere nicht in diese Welt – benütze sie lediglich, um zu leben.
Wir müssen heute ganz zum Reich der Himmel gehören. In Daniel 2 sehen
wir noch ein „menschliches“ Bild von den Weltreichen; in Daniel 7 sind
es schon Tiere geworden, von denen eines so schrecklich ist, dass man es
nicht mal richtig beschreiben kann. Das ist die Entwicklung dieser Welt.
Wenn du diese Vision siehst, wirst du nicht mehr in diese Welt investieren
oder dich gar von ihr gefangen nehmen lassen.
Die sieben Häupter der 10 Hörner aus Offenbarung 13:1 werden in Kapitel
17 genauer beschrieben: „Hier ist der Verstand, der Weisheit hat. Die sieben
Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und sind sieben Könige:
Fünf sind gefallen, einer ist, der andere ist noch nicht gekommen; und wenn
er kommt, muss er eine kleine Weile bleiben“ (Offb. 17:9-10). Rom ist bekannt als die Stadt der sieben Hügel. Sieben Könige von dort werden erwähnt,
fünf sind gefallen, das heißt, starben eines unnatürlichen Todes. Bis zur Zeit
des Johannes hat es zwar mehr als fünf Könige gegeben, aber wir müssen
wissen, Gott erwähnt nicht alle Namen. Bei Gott gilt nur das, was wichtig ist.
Der erste dieser fünf Könige war Julius Cäsar, Tiberius war der zweite (Augustus wurde nicht umgebracht bzw. ist nicht „gefallen“, und wurde daher
Kapitel 7
57
nicht erwähnt), die weiteren waren Kaligula, Claudius und Nero, dann Domitian („einer ist“, zur Zeit von Johannes), und der siebte ist noch nicht gekommen. Fünf sind gefallen, einer ist und der andere ist noch nicht gekommen.
Johannes hat uns nicht gesagt, wann er kommt. Dieser ist vielleicht heute
schon da – wir wissen es nicht. Der siebte lebt nur eine „kleine Weile“.
„Und das Tier, das war und nicht ist, das ist auch der achte und ist einer
von den sieben und geht hin ins Verderben“ (Offb. 17:11). Dieses Tier,
das war, also schon gelebt hat, aber zur Zeit des Johannes nicht mehr ist,
das ist auch der achte. Aber es gibt nur sieben – woher kommt dann der
achte? Wenn der siebte kommt, „muss er eine kleine Weile bleiben“ und
dann in der Mitte der sieben Jahre getötet werden. Nachdem er gestorben
ist, kommt einer von den fünfen, der schon war. Er kommt aus dem Abgrund und geht in den Leichnam des siebten. Dann steht der siebte wieder
auf und ist somit der achte. Das heißt, der achte ist die Kombination von
dem Leichnam des siebten, der getötet wurde, aber die Person von einem
dieser fünf. Da er die Zahl 666 hat, ist dies ein klarer Hinweis auf Nero.
Das ist das Tier, das von dem Abgrund kommt.
„Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige …“ (Offb.
17:12) Diese zehn Nationen kommen noch. Das heißt, am Ende dieses
Zeitalters spitzt es sich auf zehn Nationen, zehn Könige, zehn Reiche zu,
die die Macht haben werden. „… die noch kein Reich empfangen haben,
aber wie Könige werden sie Gewalt empfangen eine Stunde mit dem Tier.
Diese haben einerlei Meinung und geben ihre Kraft und Gewalt dem Tier.
Diese werden Krieg führen mit dem Lamm, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige; und
die mit ihm sind, sind Berufene und Auserwählte und Treue“ (Offb. 17:1214).
Zur Zeit Daniels war das ganze Israel untreu. Sie haben sich der Welt angepasst und sogar den Götzendienst übernommen. Aber es gab einen Teil des
Volkes Gottes, der treu geblieben ist. Heute gibt es viele Christen, aber wie
viele sind wirklich dem Herrn treu? Wie viele wandeln gemäß seinem Wort
und haben eine lebendige Beziehung zu ihm? Und wie viele sind gehorsam
und tun, was er will?
58
Kapitel 7
Die Vision über den Alten an Tagen
und den Sohn des Menschen
(Dan. 7:9-10, 13-14)
Gott sei Dank, dass er dem Daniel noch anderes als nur die wilden Tiere
zeigte: „Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und einer, der alt („Uralte“ Luther-Übersetzung) war an Tagen, sich setzte. Sein Gewand war
weiß wie Schnee, und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle, sein Thron
Feuerflammen, dessen Räder ein loderndes Feuer. Ein Feuerstrom floss
und ging von ihm aus. Tausend mal Tausende dienten ihm, und zehntausend
mal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht setzte sich, und Bücher
wurden geöffnet. Dann schaute ich wegen der Stimme der großen Worte,
die das Horn redete: ich schaute, bis das Tier getötet und sein Leib zerstört
und dem Brand des Feuers übergeben wurde“ (Dan. 7:9-11). Das Tier wird
völlig zerstört und in den Feuerpfuhl geworfen. Und der Herr wird die Herrschaft übernehmen. Wir müssen diesen Thron sehen.
„Und den übrigen Tieren wurde ihre Herrschaft weggenommen, und Lebensdauer wurde ihnen gegeben bis auf Zeit und Stunde“ (V. 12). Das
heißt, das alles wird noch bestehen. Aber am Ende sehen wir in diesem
Bild (Dan. 2): Wenn es zerstört wird, dann werden alle diese Reiche zerstört werden. Wir müssen diese beiden Visionen zusammenbringen, um
es richtig zu verstehen. „Ich schaute in Gesichten der Nacht: und siehe,
mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen“
(V. 13). Es gibt nur einen wahren Menschen. Wir sehen hier den Sohn des
Menschen, Jesus Christus. Er ist hier erschienen, um das Reich zu empfangen. „Und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor
ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben, und alle
Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine
ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum so, dass es nicht
zerstört wird. Mir, Daniel, wurde mein Geist tief in meinem Innern bekümmert, und die Gesichte meines Hauptes erschreckten mich. Ich näherte mich einem von denen, die dastanden, und bat ihn um genaue Auskunft über dies alles. Und er sprach zu mir und ließ mich die Deutung der
Sachen wissen: Diese großen Tiere – es sind vier – bedeuten: vier Könige
werden sich von der Erde her erheben“ (V. 13-17).
Kapitel 7
59
Die Heiligen ererben das Reich
„Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich empfangen, und sie
werden das Reich besitzen bis in Ewigkeit, ja, bis in die Ewigkeit der Ewigkeiten“ (V. 18). Das ist ein wunderbares Geheimnis! Gott gab diese Offenbarung nur Daniel. Der Herr kommt immer noch nicht, weil sein Reich
noch nicht bereitet ist. Sind wir bereit zu herrschen, wenn der Herr heute
kommt? Wenn er noch nicht mal in dir herrschen kann, wie kann er dann
durch dich herrschen, wenn er zurückkommt? Sein Reich ist voller Frieden und Gerechtigkeit und voller Herrlichkeit und ewig. Wenn wir nicht
heute schon in allen Dingen mit ihm zusammenarbeiten, wenn wir sogar
so wie die Ungläubigen leben, wie kann der Herr durch uns regieren? Sind
wir qualifiziert, sein Reich zu empfangen? Darum geht es in diesem Kapitel sieben; das ist das Wichtigste, nicht die Tiere.
„Ich sah, wie dieses Horn gegen die Heiligen Krieg führte und sie besiegte“ (V. 21). Diesen Satz müssen wir im Herzen behalten, weil es später im Buch der Offenbarung in den Kapiteln 12 und 13 wieder vorkommt.
Das heißt, wenn wir nicht vor den letzten 3½ Jahren entrückt werden, werden wir erleben, wie das Tier gegen die Heiligen Krieg führt und sie besiegt: „Und es wurde ihm gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und
sie zu überwinden“ (Offb. 13:7). Das, was Daniel gesehen hat, ist genau
das, was auch Johannes gesehen hat.
Frage dich selbst: Bist du bereit zur Entrückung? Das Wort sagt uns, dass
es Heilige gibt, die noch hierbleiben werden: „Und der Drache war zornig
über die Frau und ging hin, um Krieg zu führen mit den Übrigen von ihrer
Nachkommenschaft, die Gottes Gebote halten und das Zeugnis Jesu haben“ (Offb. 12:17). Das sind die Juden und Christen.
„... bis der, der alt an Tagen war, kam und das Gericht den Heiligen des
Höchsten gegeben wurde und die Zeit anbrach, dass die Heiligen das Königreich in Besitz nahmen“ (Dan. 7:22). Die Reiche dieser Welt sind nur
vorläufig den Nationen gegeben; ihre Zeit ist sogar schon abgelaufen. Der
Herr muss nur noch warten, bis die Heiligen bereit sind, das Reich zu empfangen.
„Und das Reich und die Herrschaft und die Größe der Königreiche unter
dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben
60
Kapitel 7
werden. Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen“ (Dan. 7:27). Lesen wir dazu in Offenbarung 11, was
am Ende der großen Trübsal geschehen wird: „Und der siebte Engel posaunte; und es erhoben sich große Stimmen im Himmel, die sprachen: Das
Reich der Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden und er
wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offb. 11:15).
In Offenbarung sah Johannes auch, wie schon Daniel, den Thron des „Uralten“. Und in Offenbarung 5 sehen wir das Lamm auf dem Thron, das
qualifiziert ist, das Buch mit den Siegeln zu öffnen und zu herrschen.
Mitteilung 8
Für alle Heiligen ist es so wichtig, wirklich zu sehen, dass Gott der wahrhaftige und lebendige „Alte an Tagen“ ist (Dan. 7:9, 22). Alles, was geschehen wird, zeigte er Daniel schon in allen Einzelheiten. Wie Nebukadnezar und später auch der König Darius bekennen mussten, ist Gott
allmächtig und allwissend; seine Weisheit ist unbegrenzt. Nichts ist vor
ihm verborgen. Von ferne weiß er schon, was wir denken (Ps. 139:2). Unser Gott ist ein wunderbarer Gott. Alle, die ihn erkannt haben, müssen das
bekennen und ihm die Ehre geben. Besonders in seinem Haus sollen wir
Gott gegenüber eine tiefe Ehrfurcht haben und zum Ausdruck bringen.
Daniel 7 ist das letzte Kapitel des ersten Abschnitts im Buch Daniel. Die
Vision von Kapitel 7 entspricht völlig dem Traum von Nebukadnezar. Die
ersten sieben Kapitel wurden in der chaldäischen Sprache geschrieben;
danach benutzte Daniel die hebräische Sprache. Die ersten sieben Kapitel
enthalten Visionen über die Reiche dieser Welt. Ab Kapitel acht geht es
vor allem um das Volk Gottes, um den Tempel und um Jerusalem. Gott ist
so souverän! Manche bestreiten, dass der zweite Teil des Buches tatsächlich von Daniel stammt. Wir aber streiten nicht darüber – wir genießen es.
Je mehr wir Gott sehen, desto mehr werden wir ihm vertrauen, ihn loben
und ihm die Ehre geben.
In Kapitel 7 wird uns gezeigt, dass die Heiligen des Höchsten das Reich
empfangen werden (7:18, 22, 27). Die Reiche dieser Welt werden zum
Kapitel 7
61
Reich unseres Herrn werden, und wir werden mit Christus zusammen
herrschen. Dafür empfangen wir dieses Reich. Es lohnt sich, nicht die Welt
zu lieben, sondern sich ganz dem Herrn hinzugeben. Wir leben zwar in der
Welt, aber wir sind nicht von der Welt (Joh. 15:19; 17:14, 16).
Kapitel 8 – Die Vision über das kleine
(unbedeutende) Horn
„Im dritten Jahr der Regierung des Königs Belsazar erschien mir, Daniel,
eine Vision nach der, die mir im Anfang erschienen war. Und ich sah in
der Vision: Und es geschah, während ich sah, da war ich in der Burg Susa,
die in der Provinz Elam ist; und ich sah in der Vision, dass ich am Fluss
Ulai war. Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe, ein Widder
stand vor dem Fluss, der hatte zwei Hörner; und die zwei Hörner waren
hoch, und das eine war höher als das zweite, und das höhere stieg zuletzt
auf. Ich sah den Widder nach Westen und nach Norden und nach Süden
stoßen, und kein Tier hielt ihm stand, und niemand rettete aus seiner
Hand; und er handelte nach seinem Belieben und wurde groß. Und während ich achtgab, siehe, da kam ein Ziegenbock von Westen her über die
ganze Erde, und er berührte die Erde nicht; und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen. Und er kam zu dem Widder mit
den zwei Hörnern, den ich vor dem Fluss hatte stehen sehen; und im Zorn
seiner Kraft rannte er auf ihn zu. Und ich sah ihn neben dem Widder eintreffen, und er ergrimmte gegen ihn, und er stieß den Widder und zerbrach
seine beiden Hörner; und in dem Widder war keine Kraft, vor ihm zu bestehen. Und er warf ihn zu Boden und zertrat ihn, und niemand rettete den
Widder aus seiner Hand. Und der Ziegenbock wurde überaus groß. Und
als er stark geworden war, zerbrach das große Horn und vier ansehnliche
Hörner wuchsen an seiner Stelle nach den vier Winden des Himmels hin.
Und aus dem einen von ihnen kam ein einzelnes Horn hervor, zunächst
klein, aber es wurde übermäßig groß gegen Süden und gegen Osten und
gegen die Zierde. Und es wuchs bis an das Heer des Himmels, und es warf
einige von dem Heer und von den Sternen zur Erde herab und zertrat sie.
Selbst bis an den Obersten des Heeres wuchs er empor. Und er nahm ihm
das regelmäßige Opfer weg, und die Stätte seines Heiligtums wurde gestürzt. Und ein Opferdienst wurde verbrecherisch gegen das regelmäßige
Opfer eingerichtet. Und das Horn warf die Wahrheit zu Boden und hatte
Erfolg. Und ich hörte einen Heiligen reden. Und es sprach ein Heiliger zu
jemandem - dem Redenden nämlich -: Bis wann gilt die Vision von dem
regelmäßigen Opfer und von dem entsetzlichen Verbrechen, dass sowohl
das Heiligtum als auch der Opferdienst zur Zertretung preisgegeben sind?
Und er sagte zu mir: Bis zu 2300 Abenden und Morgen; dann wird das
Heiligtum wieder gerechtfertigt. Und es geschah, als ich, Daniel, die Vision gesehen hatte, da suchte ich Verständnis darüber. Und siehe, da
Kapitel 8
63
stand vor mir einer, sein Aussehen war wie das Aussehen eines Mannes.
Und ich hörte eine Menschenstimme zwischen den Ufern des Ulai, die rief
und sprach: Gabriel, lass diesen die Erscheinung verstehen! Und er trat
an den Ort, wo ich stand; und als er herantrat, erschrak ich und fiel nieder
auf mein Angesicht. Er aber sprach zu mir: Merke auf, Menschensohn!
Denn die Vision gilt für die Zeit des Endes. Und als er mit mir redete, sank
ich betäubt zur Erde auf mein Angesicht. Er aber rührte mich an und
stellte mich auf meinen vorigen Platz. Und er sagte: Siehe, ich will dich
erkennen lassen, was am Ende der Verfluchung geschehen wird; denn es
gilt für die festgesetzte Zeit des Endes. Der Widder mit den zwei Hörnern,
den du gesehen hast, das sind die Könige von Medien und Persien. Und
der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland. Und das große
Horn, das zwischen seinen Augen war, das ist der erste König. Und dass
es zerbrach und dass vier andere an seiner Stelle auftraten, bedeutet: Vier
Königreiche werden aus der Nation aufstehen, aber nicht mit seiner
Macht. Und am Ende ihrer Königsherrschaft, wenn die Abgefallenen das
Maß vollgemacht haben, wird ein König aufstehen, mit hartem Gesicht
und erfahren in Ränken. Und seine Macht wird stark sein, jedoch nicht
durch seine eigene Macht; und er wird entsetzliches Verderben anrichten
und wird erfolgreich sein und handeln. Und er wird die Starken und das
Volk der Heiligen vernichten. Und wegen seines Verstandes wird er erfolgreich sein, mit Betrug in seiner Hand. Und er wird in seinem Herzen
großtun, und unversehens wird er viele vernichten. Und gegen den Fürsten der Fürsten wird er sich auflehnen, aber ohne eine Menschenhand
wird er zerbrochen werden. Und die Erscheinung von den Abenden und
von den Morgen: was gesagt wurde, ist Wahrheit. Du aber, halte die Vision
geheim, denn es sind noch viele Tage bis dahin. Und ich, Daniel, war erschöpft und einige Tage krank. Dann stand ich auf und verrichtete die Geschäfte des Königs. Und ich war entsetzt über die Erscheinung, und keiner
war da, der es verstand“ (Dan. 8:1-27).
Mit Kapitel 8 beginnt ein neuer Abschnitt, in dem der Herr dem Daniel
Genaueres über das kleine Horn, den letzten König zur Zeit des Endes
offenbaren will. Alles ist schon einmal im Jahr 171 v. Chr. durch den König Antiochus IV. Epiphanes von Syrien erfüllt worden. Diese Vision
(siehe Verse 17 und 19) gilt für die Zeit des Endes. Daher wissen wir, dass
alles, was in dieser Vision beschrieben wird, nicht nur einmal (durch Antiochus IV. Epiphanes) erfüllt wurde, sondern sich auch am Ende des Zeit-
64
Kapitel 8
alters, in den letzten dreieinhalb Jahren, während der großen Trübsal, wiederum erfüllen wird. In Kapitel 8 möchte der Herr uns noch klarer beschreiben, was das Tier am Ende tun wird.
I.
Die Vision über den Widder und den
zottigen Ziegenbock (Dan. 8:2-5)
A. Ein Widder mit zwei Hörnern – das Reich der Meder und Perser
B. Ein zottiger Ziegenbock – das griechische Reich
1. Das große Horn – Alexander der Große
2. Die vier ansehnlichen Hörner – die vier Reiche nach dem Tod
Alexanders
Die Vision in Kapitel 8 fängt mit einer Beschreibung des Reiches der
Meder und Perser an. Die zwei Hörner des Widders symbolisieren jeweils
das medische und das persische Reich (V. 20). Letzteres wurde mit der
Zeit stärker als das medische Reich – dies ist das höhere Horn, das in Vers
3 zuletzt aufstieg. Das persische Reich hat das Zeichen des Widders und
Griechenland das Zeichen des Ziegenbocks (Agaeis = Ziegenbock). Das
ansehnliche Horn des Ziegenbocks stellt Alexander den Großen dar (V. 5),
der in kurzer Zeit viele Länder eroberte, so schnell, dass die Füße des Ziegenbocks nicht einmal die Erde berührten.
Das große Horn, das zerbrach (V. 8), ist Alexander der Große, der frühzeitig an Krankheit starb. Die vier ansehnlichen Hörner, die an seiner
Stelle wuchsen, sind die vier Reiche, die nach dem Tod Alexanders hervorkamen (entsprechend den vier Köpfen des dritten Tiers in Kapitel 7).
Diese vier Könige kämpften um die Macht und teilten das Reich Alexander des Großen unter sich auf: Kassander herrschte in Griechenland und
Mazedonien, Lysimachos in Kleinasien, Seleukos Nikator in Syrien und
Ptolemäus in Ägypten.
II.
Das kleine Horn – ein Bild auf das Tier in
Offenbarung 13
Aus diesen vier Hörnern, die vier Reiche darstellen, wuchs ein kleineres
Horn hervor. Anfänglich klein, wurde es doch übermäßig groß und wuchs
sogar bis an das Heer des Himmels. Dieses Heer stellt das Volk Gottes
dar. Das Horn warf einige von dem Heer und von den Sternen zur Erde
Kapitel 8
65
herab und zertrat sie. Es sind die Leitenden und Angesehenen im Volk
Israel, die abgefallen waren. Wenn das Volk Israel das Maß ihres Abfalls
vollgemacht hat (V. 23), wird das kleine Horn an die Macht kommen.
A. Antiochus IV. Ephiphanes von Syrien –
die erste Erfüllung der Vision in Daniel 8
Das kleine Horn ist der König Antiochus IV. Epiphanes von Syrien, der
von 175-164 v. Chr. regierte. Durch viel List und Manipulation wurde er
ein großer König. Diplomatie, Bestechung und Redekunst verschafften
ihm die Unterstützung anderer, die es ihm ermöglichten, seine Macht zu
vergrößern. Wie in Vers 23 beschrieben, ist sein Gesicht grimmig, schamlos und furchtlos. Er war frech, ein Mensch, der gar kein Gefühl hatte.
Listig, schlau und betrügerisch, war er erfahren in Ränken. Er warf einige
von dem Heer des Himmels und von den Sternen auf die Erde und zertrat
sie. Wie die Geschichte zeigt, kam die Vision, die in diesen Versen beschrieben wird, durch Antiochus IV. Epiphanes (A.E.) zur ersten Erfüllung.
Zu der Zeit, als A.E. an die Macht kam, herrschte unter dem Volk Israel
ein großes Durcheinander. Er versuchte mit allen Mitteln, die Juden zu
hellenisieren und unter griechischen Einfluss zu bringen. Aber das Volk
Gottes darf nicht dieser Welt gleichgestellt und durch eine fremde Kultur
ihr nicht gleichförmig werden. Dennoch wollten sich einige Juden der damaligen modernen, weltlichen Strömung anpassen und gerne griechisch
werden; andere dagegen waren konservativ und wollten Gott treu bleiben.
Der damalige Hohepriester war ein Mann namens Onias III. Sein Bruder
Joshua war so sehr für die Hellenisierung des Volkes Israel, dass er deswegen sogar seinen Namen in „Jason“ änderte. Auch wollte er unbedingt
Hohepriester werden. Durch Bestechungsgelder sollte A.E. Onias als Hohepriester absetzen und stattdessen ihn, Jason, einsetzen. Dafür versprach
er, alles zu tun, um A.E. bei der Hellenisierung der Juden zu helfen. A.E.
nahm dieses Angebot an und nachdem Jason als Hohepriester eingesetzt
war, baute er den Juden eine Sportstätte. Wie wir wissen, war Sport ein
sehr wichtiger Bestandteil der griechischen Kultur. Die Griechen liebten
Sport jeder Art. Von ihnen kommen die Olympischen Spiele, die bis heute
noch ausgerichtet werden. Es war damals „in“, Sport zu treiben. Sollen
etwa auch wir eine Sporthalle bauen? Für viele aus dem Volk Israel war
66
Kapitel 8
der Sport sehr anziehend. Selbst die jungen Priester wurden dadurch so
abgelenkt, dass sie ihren Opferdienst im Tempel vernachlässigten.
Jason war trotz allem ein „kompromissvoller“ Mensch; er hatte Mitgefühl
mit denen, die gegen die Hellenisierung waren. Zu jenen, die die Hellenisierung unterstützten, gehörte auch ein Mann namens Menelaos. Diesen
beauftragte Jason, das Bestechungsgeld persönlich zu A.E. zu bringen.
Menelaos nutzte die Gelegenheit, A.E. noch mehr Geld anzubieten, um
jetzt seinerseits Hohepriester zu werden. Er meinte, die Hellenisierung
besser als Jason umsetzen zu können. Wieder nahm A.E. das Bestechungsangebot an, setzte Menelaos als Hohepriester ein und Jason musste nach
Ägypten fliehen. Da Menelaos das A.E. versprochene Geld nicht besaß,
nahm er die Gefäße aus dem Tempel, verkaufte sie und brachte den Erlös
nach Syrien. Einige der Treuen vom Volk erhoben sich daraufhin gegen
Menelaos und töteten dabei einige Soldaten des Königs, die Menelaos unterstützten. Von einem Feldzug gegen Ägypten zurückgekehrt, wandte
sich A.E. gegen die Juden und brachte viele von ihnen um. Er verbot, die
Thora zu lesen, stellte ein Bild des Zeus im Tempel des Herrn auf, setzte
die regelmäßigen Opfer ab und opferte sogar einmal ein Schwein im Tempel (Dan. 8:10-13). Am Ende wird A.E. ohne Menschenhand zerbrochen
und stirbt während eines Feldzuges.
B. Es zertrat das Heer des Himmels, die Sterne
und das Heiligtum 2300 Tage lang
Vers 14 sagt, dass die Weissagung „von dem entsetzlichen Verbrechen“
(Dan. 8:10-12, 24) für 2300 Tage gelten wird. Von der Entweihung des
Tempels (171 v. Chr., im Monat Sivan, z. Z. des Hohenpriesters
Menelaos) bis zu seiner Wiederherstellung vergingen 2300 Tage. Dann
beendete der erfolgreiche Makkabäeraufstand (V. 14; 11:32-33) diese
Gräuel, und der Opferdienst wurde wiederhergestellt (164 v. Chr., am
15. Tag des Monats Kislev).
Es ist kaum vorstellbar, dass Derartiges unter den Priestern passieren
konnte. Aber für uns im Gemeindeleben muss dies eine Warnung sein. Oft
meinen wir, die Dinge besser als andere machen zu können, und sind der
Ansicht, die anderen sollten „abgesetzt“ werden.
Dieser A.E. ist ein Bild auf das Tier im Buch der Offenbarung (Kap. 13:26) und auf das, was dieses Tier in den letzten dreieinhalb Jahren tun wird.
Kapitel 8
67
Dies wird sich alles wiederholen, denn die Verwüstung des Tempels und
der Opferstätte wird am Ende der letzten 3½ Jahren noch einmal geschehen.
In diesem Kapitel steht zweimal, dass diese Vision für die Zeit des Endes
gilt (8:17, 19). Gottes Wort warnt uns: Wenn wir tun, was wir wollen, und
nicht auf Gottes Wort achten, dann wird die Verwüstung kommen. Viele
Dinge geschehen nicht nur, weil die Menschen der Welt böse sind, sondern auch, weil das Volk Gottes gegen ihn sündigt und immer tiefer fällt.
In Kapitel 11 wird diese Geschichte noch einmal in allen Einzelheiten erzählt.
C. Die Vision gilt für die letzten dreieinhalb Jahre
„Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und wird die Heiligen des
Höchsten aufreiben; und er wird danach trachten, Festzeiten und Gesetz
zu ändern, und sie werden in seine Hand gegeben werden für eine Zeit und
zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ (Dan. 7:25).
Dieser Vers zeigt uns, dass alle in Kapitel 8 beschriebenen Schwierigkeiten und Situationen in den letzten sieben Jahren geschehen werden. Was
bedeuten „eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit“ in diesem Vers? Sicherlich ist hier die zweite Hälfte der letzten 7 Jahre gemeint, die dreieinhalb Jahre der großen Trübsal, wie wir es auch an verschiedenen Versen
aus dem Buch der Offenbarung sehen können.
„Und den Hof, der außerhalb des Tempels ist, lass weg und miss ihn nicht!
Denn er ist den Nationen gegeben, und sie werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang. Und ich werde meinen zwei Zeugen
Vollmacht geben und sie werden zwölfhundertsechzig Tage lang weissagen, mit Sacktuch bekleidet“ (Offb. 11:2-3).
„Und die Frau floh in die Wüste, wo sie einen Ort hat, von Gott bereitet,
damit man sie dort ernährt zwölfhundertsechzig Tage“ (Offb. 12:6).
„Und der Frau wurden die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit
sie in die Wüste fliehen konnte an ihren Ort, wo sie ernährt wird eine Zeit
und Zeiten und eine halbe Zeit fern von dem Angesicht der Schlange“
(Offb. 12:14).
68
Kapitel 8
„Und es wurde ihm ein Maul gegeben, große Dinge und Lästerungen zu
reden, und es wurde ihm Macht gegeben, zweiundvierzig Monate zu wirken“ (Offb. 13:5).
Das jüdische Jahr hat 360 Tage. Eine Zeit (360 Tage) und zwei Zeiten
(720 Tage) und eine halbe Zeit (180 Tage) sind genau 1260 Tage oder
dreieinhalb Jahre. Das sind die 1260 Tage, in denen die zwei Zeugen aus
Offenbarung 11 weissagen werden, und die jene Frau in Offenbarung 12
in der Wüste verbringen wird. Offenbarung 12:14 beschreibt diese Zeit
auch als „eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit“, und in Offenbarung 13:5 wird diese Zeit als 42 Monate beschrieben. 42 Monate sind
gleich 1260 Tage, also dreieinhalb Jahre. So genau ist die Schrift! In diesen letzten dreieinhalb Jahren wird alles, was wir gelesen haben, geschehen. Daran lässt die Schrift keinen Zweifel. Was dieses Tier in der großen
Trübsal machen wird, ist schrecklich. Der Herr muss uns aufwecken!
Kapitel 9 – die Vision über die siebzig (Jahr-) Wochen
I. Die Offenbarung der siebzig Wochen durch Gabriel
Was in diesem Teil für uns wichtig ist, sind die siebzig Jahrwochen
(490 Jahre), die am Anfang der Vision Daniels beschrieben werden. Der
Herr hat diese siebzig Jahrwochen besonders hervorgehoben und beschrieben, um zu zeigen, wann der Messias kommt – sein erstes Kommen und
auch sein zweites Kommen.
Daniel 9:24-27
24 Siebzig Wochen1 sind für dein Volk und für deine heilige Stadt bestimmt2, um die Übertretung zum Abschluss zu bringen3 und der Sünde
ein Ende zu machen4 und die Schuld zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Vision und Weissagung zu versiegeln und
ein Allerheiligstes zu salben.
25 So wisse nun und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten,
sind es sieben Wochen1 und zweiundsechzig Wochen1. Sie wird mit
Platz und Stadtgraben wieder aufgebaut werden, und zwar in Zeiten
der Drangsal.
26 Und nach den zweiundsechzig Wochen1 wird der Gesalbte abgeschnitten und er wird nichts haben. Und das Volk eines kommenden
Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende
kommt durch eine Flut5; und bis zum Ende ist Krieg, und Verwüstungen sind beschlossen.
27 Und durch Macht wird er einen Bund mit vielen schließen eine Woche1 lang. Und in der Mitte der Woche1 wird er Schlachtopfer und
1
o. Sieben
o. herausgeschnitten
3 o. einzuschließen
4 o. die Sünde zu versiegeln
2
5
s. Jes. 8:7-8; Nahum 1:8
70
Kapitel 9
Speisopfer abschaffen, und im Heiligtum wird der Gräuel der Verwüstung stehen1, bis das endgültige Verderben, das beschlossen ist, sich
über den Verwüster ergießen wird.
Vom Ausgehen des Wortes von König Artaxerxes Longimanus, Jerusalem
wieder aufzubauen (5. März 444 v. Chr., Daniel 9:25), bis zum ersten
Kommen des Herrn waren es genau 483 Jahre oder 69 Jahrwochen (69 x
7 = 483). Das Wort in Daniel 9:24 hat der Herr bei seinem ersten Kommen
erfüllt. Er hat die Übertretungen des Volkes zum Abschluss gebracht; er
hat die Erlösung vollbracht und Gerechtigkeit zu uns gebracht. Aber das
erfüllte noch nicht seinen Plan, sein Reich aufzubauen. Erst nachdem er in
seinem ersten Kommen alles dafür vorbereitet hatte und die Gnade des
Lebens zu uns gekommen war, begann er mit dem Aufbau des Reiches.
Jetzt konnte der Aufbau der Gemeinde als sein Reich beginnen und dauert
nun schon fast 2000 Jahre an.
Vom Ausgang des Befehls Artaxerxes Longimanus bis zum ersten Kommen bzw. der Kreuzigung des Messias sind es 69 Jahrwochen. Die
70. Jahrwoche liegt direkt vor der Wiederkunft des Herrn. Zwischen der
69. und der 70. Jahrwoche liegen 2000 Jahre, eine lange Zeit, die zur Zeit
von Daniel noch verborgen und nicht offenbart war.
Nach den 62 Wochen wird der Gesalbte abgeschnitten und nichts haben.
Der Gesalbte ist der Herr selbst, und dieser Vers zeigt, dass er zu dieser
Zeit noch nicht haben wird, was er haben sollte – nämlich ein Königreich.
Das Volk Israel lehnte ihn als König ab und wollte Caesar als seinen König (Joh. 19:15). Im Jahr 70 sandte Gott Titus, zerstörte Jerusalem, entfernte Israel von der Landkarte, und der Rest wurde weggeführt. Titus ist
also der kommende Fürst in Vers 26, der im Jahr 70 vier verschiedene
Heere aufstellte, um die Stadt Jerusalem zu zerstören. Das Ende kommt
durch eine Flut, und diese Flut stellt das Heer von Titus dar (s. a. Jes. 8:78). Das Ende war Verwüstung – Israel war nicht mehr.
Vers 27 beschreibt, wie „durch Macht“ ein Bund geschlossen wird. Der
„er“, der in diesem Vers den Bund schließt, ist nicht mehr der Fürst (Titus)
aus Vers 26, sondern es ist der siebte König in Offenbarung 17. Das Tier
1
s. LXX; Mt. 24:15
Kapitel 9
71
ist nicht der siebte, sondern der achte König. Zwischen Vers 26 und 27
liegt eine Unterbrechung – das ist die Zeit der Gemeinde. Und jetzt sind
wir am Ende dieser Unterbrechung. Und ganz am Anfang dieser siebzigsten Woche wird dieser zweite „er“ einen Bund schließen, der, wie hier
steht, „mit Macht“ geschlossen wird, um den Unterschied zum Bund Gottes zu unterstreichen. Denn Gott braucht keine Macht, um einen Bund zu
schließen – vielmehr starb der Herr Jesus völlig hilflos am Kreuz. Der
Friedensvertrag jedoch, auf den wir alle warten, kann nicht ohne Macht
geschlossen werden. Es muss jemand sein, der die Macht hat, diese Parteien zu zwingen, einen Friedensvertrag zu schließen. Wir wissen nicht,
wer es ist, aber er wird kommen und die Macht haben, den Bund mit Vielen zu schließen.
Dieser Bund wird für eine Woche (7 Jahre) geschlossen, und in der Mitte
der Woche wird „er“ Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen. Dieser
„er“ in Vers 27 ist ein dritter „er“ – der achte König. Dieser achte König
ist der fünfte König, der in den Leichnam des siebten Königs hineingeht,
nachdem der siebte König umgebracht wird. Das findet in der Mitte der
siebten Woche statt und ist der Anfang der letzten dreieinhalb Jahre. Kurz
davor wird Satan aus dem Himmel geworfen, schließt mit dem Schlüssel
den Abgrund auf, und der Geist des fünften Tieres wird hervorkommen
und den toten Leib des siebten Tieres, des Antichristen, beleben (Offb.
12:9; 9:1-2; 17:8, 11). Dieser König, der aus dem fünften und dem siebten
besteht, ist der achte, der den 3½ Jahre zuvor geschlossenen Bund aufheben wird: Er wird die Opfer der Juden abschaffen und alles zerstören, wie
es damals auch A.E. getan hat. Am Ende kommt der Herr, und alles wird
in Verwüstung enden (Dan. 9:27).
In Kapitel 9 zeigt uns der Herr, wie alles geschieht und wann das Ende
sein wird. Warum sollen wir das alles wissen? Nicht, damit wir es als Wissen behalten, sondern damit wir uns auf das Kommen des Herrn vorbereiten und kurz davor entrückt werden können. Mit Sicherheit wird kurz vor
diesen letzten 3½ Jahren die Auferstehung geschehen. Davon spricht auch
Offenbarung 12:1-6: Die Frau in der Wüste ist die Gesamtheit des Volkes
Gottes, und nur das männliche Kind wird zum Thron entrückt. Die Frau
bleibt in der Wüste 1260 Tage (3½ Jahre) – fern von der Schlange, aber
doch auf der Erde.
72
Kapitel 9
Gott ist sehr genau. Durch Daniel möchte Gott uns davon überzeugen,
dass alles, was er gesagt hat, auch erfüllt wird. Wir müssen genau auf das
Wort Gottes achten, damit wir auch wissen: das Ende ist nahe. Viele Zeichen, die der Herr uns schon gezeigt hat, deuten das an.
II. Das Gebet Daniels –
Daniel 9:3-19; 3.Mose 26:34-45
Lasst uns die Versammlung mit dem wunderbaren Gebet von Daniel in
Kapitel 9 beenden. Dort geht es um Segen und Fluch. Das ganze Volk
hatte gesündigt. Selbst bei dem ersten Kommen des Herrn, nachdem der
Tempel wieder aufgebaut wurde, war das Volk wieder abtrünnig geworden. „Im ersten Jahr seiner Königsherrschaft achtete ich, Daniel, in den
Bücherrollen auf die Zahl der Jahre, über die das Wort des Herrn zum
Propheten Jeremia geschehen war, dass nämlich siebzig Jahre über den
Trümmern Jerusalems dahingehen sollten“ (Dan. 9:2). Das heißt, nach
siebzig Jahren sollte das Volk zurückkehren. Und Cyrus gab tatsächlich
den Befehl, genau wie es die Schrift vorhergesagt hatte. Auch wir müssen
lernen, genau auf das Wort zu achten, um zu erkennen, wann das Ende
sein wird. Wir werden nicht den Tag noch die Stunde wissen, aber anhand
der vielen Zeichen, die uns Gott gegeben hat, wissen wir, dass wir nahe
am Ende sind.
Daniel war sehr wachsam. Er wusste anhand der Schrift, dass das Ende
kommen wird. Darum betete er. „Und ich richtete mein Gesicht zu Gott,
dem Herrn, hin, um ihn mit Gebet und Flehen zu suchen, in Fasten und
Sack und Asche. Und ich betete zum Herrn, meinem Gott, und ich bekannte
und sprach: Ach, Herr, du großer und furchtbarer Gott, der Bund und
Güte denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten! Wir haben
gesündigt und haben uns vergangen und haben gottlos gehandelt, und wir
haben uns aufgelehnt und sind von deinen Geboten und von deinen
Rechtsbestimmungen abgewichen. Und wir haben nicht auf deine
Knechte, die Propheten, gehört, die in deinem Namen zu unseren Königen,
unseren Obersten und unseren Vätern und zum ganzen Volk des Landes
geredet haben. Bei dir, o Herr, ist die Gerechtigkeit, bei uns aber ist die
Beschämung des Angesichts, wie es an diesem Tag ist: bei den Männern
von Juda und den Bewohnern von Jerusalem und dem ganzen Israel, den
Nahen und den Fernen, in allen Ländern, wohin du sie vertrieben hast
wegen ihrer Untreue, die sie gegen dich begangen haben. Herr! Bei uns
Kapitel 9
73
ist die Beschämung des Angesichts, bei unseren Königen, unseren Obersten und unseren Vätern, weil wir gegen dich gesündigt haben. Bei dem
Herrn, unserem Gott, ist das Erbarmen und die Vergebung. Denn wir haben uns gegen ihn aufgelehnt, und wir haben nicht auf die Stimme des
Herrn, unseres Gottes, gehört, der uns gebot, in seinen Gesetzen zu leben,
die er uns durch seine Knechte, die Propheten, vorgelegt hat. Und ganz
Israel hat dein Gesetz übertreten und ist abgewichen, sodass sie deiner
Stimme nicht gehorcht haben. Und so hat sich der Fluch und der Schwur
über uns ergossen, der im Gesetz des Mose, des Knechtes Gottes, geschrieben steht, weil wir gegen ihn gesündigt haben. Und er hat seine
Worte erfüllt, die er geredet hat über uns und über unsere Richter, die uns
richteten, nämlich ein großes Unglück über uns zu bringen, sodass unter
dem ganzen Himmel nichts derartiges geschehen ist wie das, was an Jerusalem geschehen ist. Wie es im Gesetz des Mose geschrieben steht, so
ist all dies Unglück über uns gekommen. Und wir haben das Angesicht des
Herrn, unseres Gottes, nicht besänftigt, indem wir von unserer Schuld umgekehrt wären und achtgehabt hätten auf deine Wahrheit. Und so war der
Herr auf das Unglück bedacht und ließ es über uns kommen. Denn der
Herr, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er tut. Aber wir
haben nicht auf seine Stimme gehört“ (Dan. 9:3-14).
„Und nun, Herr, unser Gott, der du dein Volk aus dem Land Ägypten mit
starker Hand herausgeführt und dir einen Namen gemacht hast, wie es an
diesem Tag ist! Wir haben gesündigt, wir haben gottlos gehandelt. Herr,
nach all den Taten deiner Gerechtigkeit mögen doch dein Zorn und deine
Erregung sich wenden von deiner Stadt Jerusalem, dem Berg deines Heiligtums!“ (Verse 15-16).
Daniel bekennt nicht nur seine eigenen Sünden vor Gott, sondern auch die
des ganzen Volkes. Auch wir müssen uns am Ende dieses Zeitalters oft zu
Gott wenden und nicht nur dafür beten, dass er uns vorbereitet, sondern
auch für das ganze Volk beten, für alle diejenigen, die noch in Gefangenschaft sind und in Finsternis leben. Es gibt viele, denen keiner erzählt hat,
was das Ziel des Herrn für uns ist. Diese Gnade, die wir empfangen haben,
soll nicht nur für uns sein, damit wir entrückt werden, sondern damit noch
viele andere das Reich mit uns empfangen. Daniels Herz war für das ganze
Volk.
Das heißt aber nicht, dass wir Kompromisse mit Babylon eingehen sollen.
Dieses System Babylon ist schrecklich; wir müssen es hassen. Aber für
74
Kapitel 9
die Gläubigen, die noch darin gefangen sind, müssen wir beten: „Kommt
heraus aus ihr, mein Volk“ (Offb. 18:4). Möge der Herr sein Volk aus der
Gefangenschaft befreien, damit es nach Zion zurückkehrt, um dem
Lamme nachfolgen zu können, wo es hingeht, und nicht durch diese 3½
Jahre größter Trübsal gehen muss. Sie sollen noch Gelegenheit haben,
heute das Reich des Herrn mitzubauen. Dafür müssen wir viel und täglich
beten. Was für ein Herz hatte Daniel für das Volk und für Jerusalem, für
das Haus Gottes! Solch ein Herz müssen auch wir haben.
Kapitel 10 – Die Offenbarung des herrlichen
Sohnes Gottes
I. Die Trauer Daniels und sein Gebet für sein Volk
und für Jerusalem
Mit der Rückkehr des Volkes Israel hatte Daniel sicherlich auch das Kommen des Messias erhofft. Doch dann wurde ihm offenbart, dass es noch
viele Jahre dauern sollte, bis der Messias kommt, und dass dieser sogar
getötet werden sollte. Auch wir hätten sicherlich wie Daniel lange getrauert.
Es ist gut, ein Herz wie Daniel zu haben. Welche eine Last trug er in seinem Herzen! Er ist ein wunderbares Bild von unserem Herrn Jesus Christus, der seit seiner Auffahrt unaufhörlich für uns einsteht.
Der Herr hat gesagt, wer sucht, der findet. Aber es sind nur wenige Menschen, die den Weg des Herrn suchen. Damals ist nur ein Bruchteil der
Gefangenen mit Serubbabel und Jeschua nach Jerusalem zurückgekehrt
(Esra 2). „Herr, bringe die Suchenden zu deiner Gemeinde!“ Lobt den
Herrn, wir stehen hier nicht für uns selbst, sondern für Gottes Vorsatz und
auch für das ganze Volk. Der Herr erbarme sich unser und sei uns gnädig.
Mitteilung 9
Das Buch Daniel besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil bis Kapitel 7
spricht von den Weltreichen dieser Erde. Kapitel 2 endet mit dem Stein,
den Gott vorbereitet hat, und der das Bild zerstören und alles wegfegen
wird. Dieser Stein, der vom Himmel herabkommt, ist der Herr und sein
Reich, das sich vergrößert und die ganze Erde füllen wird. Dann haben wir
in Kapitel 7 das Bild von den Tieren gesehen. Diese Vision endet damit,
dass das Tier der Tiere vernichtet wird und die Heiligen das Reich empfangen (7:22). Wir dürfen hier aber nicht nur das Tier sehen, sondern wir
brauchen auch eine Offenbarung über den „Alten an Tagen“, den „Uralten“
76
Kapitel 9
(V. 13, 22) und auch über den Menschensohn, der das Reich und die Herrschaft empfangen hat und heute auf dem Thron sitzt. Die Kapitel 4 und 5 im
Buch der Offenbarung entsprechen dem, was Daniel von dem „Alten an Tagen“ gesehen hat. Es ist nicht gut, nur die Weissagungen zu sehen und dabei
nicht unseren lebendigen Gott zu sehen. Denn Gott steht über allem, er ist der
„Uralte“. In Offenbarung wird unser Herr als der Löwe Judas beschrieben
(5:5). Er sitzt nicht auf einem irdischen Thron, sondern auf dem Thron im
Himmel zur Rechten des Vaters, und er wird herrschen, bis alle seine Feinde
zum Schemel seiner Füße gemacht werden (Hebr. 10:12-13). Das alles sehen
wir im ersten Teil im Buch Daniel, in den Kapiteln 1 bis 7.
Kapitel 8 bis 12 bilden einen neuen Abschnitt, der sich sehr spezifisch auf
das Volk Gottes bezieht, auf Israel, und vermutlich aus diesem Grund auf
Hebräisch geschrieben wurde.
Zu Beginn steht hier der Konflikt zwischen dem persischen Reich und Griechenland, das unter Alexander dem Großen zu einem Weltreich aufstieg.
Später wurde dessen Reich in vier Teile geteilt. Kapitel 8 erwähnt das Horn,
das dreieinhalb Jahre herrschen wird. Das ist ein Bild auf das Tier in der
Person von Antiochus IV. Epiphanes (A.E.). Er hat 2300 Tage lang sein
Unwesen getrieben und im Tempel viele Gräueltaten verübt. Diese 2300
Tage beziehen sich auf alles, was A.E. getan hat. Dieses Horn zertrat das Heer
des Himmels, die Sterne und das Heiligtum 2300 Tage lang, angefangen im
Jahr 171 v. Chr. und beendet im Jahr 164 v. Chr. Warum ist diese Zeit hier
beschrieben? Um uns zu zeigen, dass es hier um A.E. geht und nicht um irgendjemand anderes. Und es geht hier um Israel.
Immer wenn Syrien und Ägypten Krieg geführt haben, stand Israel zwischen den beiden Mächten. Daher wird dieser Konflikt zwischen den
Königen des Nordens und Südens immer wieder so genau beschrieben.
Der schlimmste dieser Könige war A.E.
Kapitel 9
77
Kapitel 9 – Die Vision über die siebzig Wochen
Das Gebet von Daniel muss uns beeindrucken und ist wichtig für uns,
weil es uns ein Herz zeigt, das voll von Gottes Vorsatz, voll von Gottes
Volk und voll von Jerusalem ist. Daniel dachte nicht nur täglich an Jerusalem, sondern betete dreimal am Tag mit offenem Fenster nach Jerusalem hin (Dan. 6:11). Wer von uns betet täglich dreimal für Gottes Vorsatz? Denkst du täglich an das Volk Gottes? Bevor der Herr etwas auf
dieser Erde ausführen kann, braucht er unser Gebet.
Die Gefangenschaft des Volkes war nach 70 Jahren vorbei. Daniel wusste
dies anhand von Jeremia 25:11, aber er hat es nicht einfach so hingenommen
und gesagt: „Halleluja, jetzt können wir zurückkehren.“ Daniel wusste nicht
nur vom Ende der Gefangenschaft nach 70 Jahren, er wusste aus der Schrift
auch, dass das Volk vor der Rückkehr seine Sünden und die Sünden der Väter
bekennen sollte (3.Mose 26). Daran haben sicherlich nicht viele vom Volk
gedacht. Nach 70 Jahren hatten sich einige in Babylon bestimmt schon gut
eingelebt. Doch damit Gott seinen Plan ausführen konnte, war solch ein Gebet
absolut notwendig. Daher müssen wir heute im Gemeindeleben die Schrift
gut kennen und dieses Wort im Gebet vor dem Herrn bewegen. Wenn niemand betet: „Herr, bringe dein Volk heraus aus Babylon“ (Offb. 18:4), wird
nichts passieren. Es reicht nicht, dass das Wort nur dort in Offenbarung 18:4
steht: „Kommt heraus aus ihr, mein Volk.“ Es braucht auch noch unser Gebet,
in dem wir dem Herrn sein Wort vorhalten.
Am Anfang des Gemeindelebens haben wir täglich gebetet: „Herr, öffne
die Augen deines Volkes!“ Wir haben jeden Tag für die Suchenden gebetet. Nach 40 Jahren haben wir ein gemütliches Gemeindeleben und vergessen, dass noch so viele in Babylon sind und auch herauskommen sollten. Das Gebet von Daniel in Kapitel 9 ist sehr wichtig. Ohne dieses Gebet
ist es schwer für den Herrn, seinen Vorsatz auszuführen. Der Herr muss
uns aufwecken. Wenn wir beten, wird der Herr seinen Plan gegen alle Widerstände ausführen. Lernt von Daniel – er hatte die Gewohnheit, dreimal am
Tag zu beten. Nimm dir in deiner Mittagspause wenigstens fünf Minuten Zeit,
um den Herrn an die Gefangenen in Babylon zu erinnern. Sprich mit ihm über
sein Volk, binde den Feind, löse die Gefangenen und beschleunige durch dein
Gebet das Wiederkommen des Herrn. Daniel hatte als Minister sicherlich
nicht viel Zeit, aber er nahm sich Zeit für das Gebet.
78
Kapitel 9
Bete mit Nachdruck und fordere vom Herrn, dass er nach seinem Wort
handelt. Nimm Daniel zum Vorbild: „Herr, höre! Herr, vergib! Herr,
merke auf und handle! Zögere nicht, um deiner selbst willen, mein Gott!
Denn dein Name ist über deiner Stadt und deinem Volk genannt worden“
(Dan. 9:19). Gib dem Herrn keine Möglichkeit, ein „Nein“ zu sagen. Das Gebet ist kein religiöses Gebet, sondern ein Sprechen mit dem lebendigen Gott.
Und das, was wir sprechen, muss aus dem Glauben herauskommen. Es muss
echt sein und aus unserem Herzen kommen. Gott kennt unser Herz. „Herr,
wir beten für deinen Willen und dafür, dass die Pforten der Hölle die Gemeinde nicht überwältigen werden. Wir möchten die Erfüllung dieses Wortes
sehen. Es geht nicht um uns, sondern um d e i n e Stadt, um d e i n Volk.
Herr, wenn du dieses Gebet nicht erfüllst, ist das nicht gut für deinen Namen!“
So sollen wir mit Gott reden.
„Während ich noch redete und betete und meine Sünde und die Sünde
meines Volkes Israel bekannte, und mein Flehen für den heiligen Berg
meines Gottes vor den HERRN, meinen Gott, hinlegte – und während ich
noch redete im Gebet, da, zur Zeit des Abendopfers, rührte mich der Mann
Gabriel an, den ich am Anfang im Gesicht gesehen hatte, als ich ganz
ermattet war. Und er wusste Bescheid, redete mit mir und sagte: Daniel,
jetzt bin ich ausgegangen, um dich Verständnis zu lehren“ (V. 20-22). Wir
müssen so beten, dass Gott auch unser Gebet beantwortet. Gott wartet darauf, dass wir beten. „Am Anfang deines Flehens ist ein Wort ergangen,
und ich bin gekommen, um es dir mitzuteilen. Denn du bist ein Vielgeliebter“ (V. 23). Ist das nicht wunderbar! Daniel hat Gottes Wohlgefallen gefunden. Er war von Gott geliebt – wie Johannes.
Die Offenbarung der siebzig Wochen durch Gabriel
Kapitel 9 zeigt uns eine wichtige Vision. „Siebzig Wochen sind für dein
Volk und für deine heilige Stadt bestimmt1...“ (V. 24). Gott sagte hier
d e i n Volk und d e i n e heilige Stadt, denn Daniel war so eins mit Gott.
Er kannte das Herz seines Gottes und liebte sein Volk und noch mehr die
heilige Stadt und den Tempel, die Wohnung Gottes, für das er gebetet
hatte.
1
o. herausgeschnitten
Kapitel 9
79
Eine Woche bedeutet sieben Jahre; siebzig Wochen sind 490 Jahre. Diese
siebzig Wochen hat Gott für sein Volk und seine Stadt abgesondert, mit
einem besonderen Anliegen für sein Volk: „… um die Übertretung zum
Abschluss zu bringen1 und der Sünde ein Ende zu machen2 und die Schuld
zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen und Vision und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben“ (V. 24). Gott hat
seinen Sohn gesandt, um all dies zu vollbringen, um uns zu erlösen und zu
unserer Gerechtigkeit zu werden (1.Kor. 1:30). „Versiegeln“ bedeutet hier
„erfüllen“. Es ist das gleiche Wort wie „der Sünde ein Ende machen“. Zum
Schluss soll noch ein Allerheiligstes gesalbt werden. Auch das bezieht
sich auf Christus, den Gesalbten.
„So wisse nun und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind
es sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen. Sie wird mit Platz und
Stadtgraben wiederaufgebaut werden, und zwar in Zeiten der Drangsal“
(V. 25). Nehemia erhielt den Befehl zum Wiederaufbau von Jerusalem am
1
2
o. einzuschließen
o. die Sünde zu versiegeln
80
Kapitel 9
5. März 444 v. Chr. durch den König Artahsasta (Artaxerxes Longimanus,
Neh. 2:1-8).
Diese Zeit wird in zwei Teile geteilt. Erst 7 mal 7, das sind 49 Jahre; dann
62 mal 7, das sind 434 Jahre. Zusammen sind das 483 Jahre. Am Ende der
69 Wochen kommt der Gesalbte, das ist der Messias, der König. Dieser
Zeitpunkt ist gleichzusetzen mit dem Einzug des Herrn in Jerusalem (Mt.
21:5, 9; Joh.12:13-15). Dieser Einzug war das einzige Mal, an dem ihn die
Juden als ihren König anerkannten. Das ist die Erfüllung von Sacharja 9:9:
„Juble laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König
kommt zu dir: Gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel
reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin.“ Dieser
Vers ist wortwörtlich erfüllt worden. An diesem Tag ist der Herr auf einem
jungen Esel reitend nach Jerusalem gekommen. Das Datum war der
30. März 33 n. Chr. An diesem Tag waren die 69 Wochen erfüllt (gerechnet nach prophetischen Jahren mit 360 Tagen pro Jahr). Daniel hat diese
Offenbarung über das erste Kommen des Herrn bekommen. Der Herr hat
ihm sogar den Zeitpunkt offenbart. Diese Vision hat mit dem Volk Israel
zu tun, mit dem Bau von Jerusalem. Bevor der Herr kam, musste das Volk
nach Jerusalem zurückkehren, und der Tempel und die Stadt mussten wieder aufgebaut werden. Hätten die Juden damals fleißig das Buch Daniel
gelesen, hätten sie gewusst, wann der Messias kommen würde. 49 Jahre
(7 Wochen) waren nötig, um die Stadt aufzubauen. Im Anschluss daran
blieben immer noch 434 Jahre (62 Wochen) übrig, bis der Messias in Jerusalem einziehen sollte.
Es gab damals zur Zeit des Herodes eine Sekte unter den Pharisäern, die
den Zeitpunkt aufgrund des Wortes berechnet hatte und das Kommen des
Messias predigte. Diese Menschen ließ Herodes umbringen. Auch die
Weisen aus dem Morgenland wussten von der Geburt des Königs (Mt. 2:12). Für sie war er nicht der Retter, der kommen sollte, sondern der König. In
Micha 5:1 steht geschrieben, dass der Messias in Bethlehem geboren wird.
„Sie wird mit Platz und Stadtgraben wiederaufgebaut werden, und zwar
in Zeiten der Drangsal“ (V. 25). Durch die Geschichte wissen wir, wie
mühsam dieser Aufbau war und welche Schwierigkeiten es gab – in der
einen Hand hielten die Bauleute die Waffe, in der anderen Hand das Werkzeug (Neh. 4:11).
Kapitel 9
81
„Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte abgeschnitten
und er wird nichts haben“ (Dan. 9:26). Am 3. April 33 n. Chr., am Tag
vor dem Passahfest, wurde der Herr gekreuzigt. Obwohl er der König war,
hatte er zum Schluss nichts mehr. Keiner hatte ihn anerkannt. Vier Tage
nach seinem triumphalen Einzug in Jerusalem schrie das Volk: „Kreuzige
ihn! Wir haben keinen König außer dem Caesar!“ (Joh. 19:15) Wie tief
muss das Gott beleidigt haben! Das hatte sein Gericht zur Folge. „Und
das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende kommt durch eine Flut; und bis zum Ende ist Krieg,
und Verwüstungen sind beschlossen“ (V. 26). Im Jahr 70 n. Chr. hat Titus
mit seinem Heer die ganze Stadt und den Tempel zerstört. Das Ende war
Verwüstung.
„Und durch Macht wird er einen Bund mit Vielen schließen eine Woche
lang. ...“ (V. 27). An dieser Stelle macht die Bibel einen Sprung, es geht
um einen anderen König, der in der 70. Woche (die letzten sieben Jahre)
an die Macht kommt. Zwischen der 69. Woche und der 70. Woche liegt
ein Zeitraum, der mittlerweile fast 2000 Jahre andauert. Wir müssen sehen: Mit der Kreuzigung begann ein neuer Bund, die Zeit der Gnade, die
Zeit des Lebens und des Aufbaus der Gemeinde, des Himmelreichs. Ab
diesem Zeitpunkt beginnt die unsichtbare Herrschaft des Herrn in uns.
Diese Herrschaft findet inwendig in uns statt. Wenn er herrscht, dann
siehst du den Aufbau der Gemeinde. Dieser Zeitraum war Daniel verborgen; der Engel Gabriel hat diese 2000 Jahre dem Daniel nicht gezeigt. Es
82
Kapitel 9
war verborgen in Gott. Gabriel hat Daniel die 70 Wochen wie aufeinanderfolgend gezeigt. Aber es gibt eine lange Unterbrechung zwischen der
69. und 70. Woche.
Am Anfang war das irdische Israel Gottes Reich. Dann hat Gott das irdische Israel aufgegeben und es kamen die Zeiten der Nationen und die Zeit
der Gnade und der Aufbau des Himmelreichs, der Gemeinde. Aber anstatt
diese Gnade in Anspruch zu nehmen und vom irdischen Reich in das
himmlische Reich überzugehen, hat das Volk Israel den Herrn abgelehnt
und den Caesar gewählt. Den hat Gott ihnen gegeben.
Die große Frage ist heute: Wann beginnen die letzten sieben Jahre – das
sogenannte Ende? Das heißt, wann beendet Gott die Zeit der Gnade.
Der Bund in Vers 27 wird in den letzten sieben Jahren geschlossen. Dabei
handelt es sich um den Friedensvertrag in Nahost. Auf diesen Bund warten
wir alle, denn es ist das letzte Zeichen, dass das Ende, die letzten sieben
Jahre, gekommen ist. Der siebte König (Offb. 17:10-11) wird diesen Vertrag durch Macht beschließen, denn ohne eine große Macht wird es nicht
gehen. Wenn dieser Bund geschlossen wird, beginnen die letzten sieben
Jahre dieses Zeitalters.
„… Und in der Mitte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer
abschaffen, und im Heiligtum wird der Gräuel der Verwüstung stehen, bis
das endgültige Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster
ergießen wird“ (V. 27). In dieser Zeit, in der Mitte der sieben Jahre, wird
sich Offenbarung 6:12-17 erfüllen: „Und ich sah zu, als es das sechste
Siegel öffnete; da geschah ein großes Erdbeben und die Sonne wurde
schwarz wie ein härenes Trauerkleid und der ganze Mond wurde wie Blut
und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine
unreifen Feigen abwirft, wenn er von einem großen Wind geschüttelt wird.
Und der Himmel entwich, wie eine Schriftrolle zusammengerollt wird, und
jeder Berg und jede Insel wurde von ihrer Stätte bewegt. Und die Könige
der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Starken
und jeder Sklave und Freie verbargen sich in den Höhlen und in den Felsen
der Berge und sie sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt über uns und
verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem
Zorn des Lammes; denn der große Tag ihres Zornes ist gekommen und wer
kann bestehen?“ Alle Menschen werden jetzt erkennen, dass der Tag des Zornes Gottes gekommen ist.
Kapitel 9
83
In Offenbarung 12:1-6 sehen wir, dass zu der gleichen Zeit, in der Mitte
der sieben Jahre, die Auferstehung der toten Gläubigen, sowohl des Alten
Bundes wie auch des Neuen Bundes erfolgen wird: „Und es erschien ein
großes Zeichen im Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet und den
Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen; und sie war schwanger und schrie in Wehen und Qual der Geburt.
Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer
roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen
Häuptern sieben Diademe. Und sein Schwanz zieht den dritten Teil der
Sterne des Himmels nach sich, und er warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, um ihr Kind zu verschlingen,
wenn sie geboren hätte. Und sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind,
das alle Nationen mit eisernem Stab weiden sollte; und ihr Kind wurde
entrückt zu Gott und zu seinem Thron. Und die Frau floh in die Wüste, wo
sie einen Ort hat, von Gott bereitet, damit man sie dort ernährt zwölfhundertsechzig Tage“ (1260 Tage = 42 Monate oder 3½ Jahre). Die Frau stellt
die Gesamtheit des Volkes Gottes dar. Dazu gehören alle verstorbenen
Gläubigen sowohl des Alten wie auch des Neuen Bundes: Die zwölf
Sterne bezeichnen die Zeit der Väter, der Mond bezeichnet die Zeit des
Alten Bundes, die Sonne bezeichnet die Zeit des Neuen Bundes. Diese
Frau ist schwach, aber in ihr war ein männliches Kind (etwas Starkes).
Das Kind wird entrückt zum Thron, die Frau aber wird an einen Ort in der
Wüste geschickt. Das wird sicherlich ein Ort auf der Erde sein, denn als
der Drache versucht, die Frau anzugreifen, hilft ihr die Erde (12:15-16).
An diesem Ort muss die Frau 42 Monate bleiben. Da die Frau in Auferstehung ist, hat der Drache jedoch keine Macht über sie.
Nachdem das männliche Kind zu Gott und seinem Thron in den Himmel
entrückt ist, entsteht ein Krieg im Himmel zwischen dem Engel Michael
und Satan, der auf die Erde geworfen wird samt dem dritten Teil der gefallenen Engel. In Offenbarung 9:1-3 lesen wir, was dann auf der Erde
geschieht: „Und der fünfte Engel posaunte; und ich sah einen Stern (der
Teufel, der Drache), der aus dem Himmel auf die Erde gefallen war, und
es wurde ihm der Schlüssel zum Schlund des Abgrunds gegeben. Und er
öffnete den Schlund des Abgrunds und Rauch stieg auf aus dem Schlund
wie Rauch eines großen Ofens; und die Sonne und die Luft wurden verfinstert von dem Rauch des Schlundes. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken hervor auf die Erde und ihnen wurde Gewalt gegeben, wie die
84
Kapitel 9
Skorpione der Erde Gewalt haben.“ Schrecklich, wenn alle diese Dämonen befreit werden, um die Menschen zu quälen. Selbst wenn die Menschen in dieser Zeit den Tod suchen, wird er vor ihnen fliehen (Offb. 9:6).
Aus diesem Abgrund wird auch der fünfte König aus Offenbarung 17:1011 aufsteigen und in den Leib des in der gleichen Zeit getöteten siebten
Königs einziehen und ihn beleben, der damit zum achten König wird. Dieser ist das Tier, das den Bund in der Mitte der sieben Jahre bricht,
Schlacht- und Speisopfer abschafft und das Heiligtum verwüstet (Dan.
9:27). Er wird das tun, was auch A.E. getan hat, wie in Daniel 7 und 8 beschrieben.
Normalerweise gehen Geist und Seele aller Menschen, die sterben, in den
Hades hinein. Aber der fünfte König ist an einen besonderen Ort gegangen, zu dem Abgrund, was wir in Offenbarung 17:8 lesen: „Das Tier, das
du gesehen hast, war und ist nicht (zur Zeit von Johannes) und wird aufsteigen aus dem Abgrund und ins Verderben hingehen.“ Dieses „Biest“
wird im Abgrund „trainiert“, bis es wieder heraufkommt. Es wird sogar
eine Position im Abgrund haben – er wird als der König der Dämonen
bezeichnet, als Apollyon, was Verwüster bedeutet: „Sie haben einen König über sich, den Engel des Abgrunds; sein Name ist auf hebräisch Abaddon, und im Griechischen hat er den Namen Apollyon“ (Offb. 9:11).
Dieser Verwüster wird das Heiligtum verwüsten: „Und in der Mitte der
Woche wird er (der achte König) Schlachtopfer und Speisopfer abschaffen, und im Heiligtum wird der Gräuel der Verwüstung stehen, bis das
endgültige Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster ergießen wird“ (Dan. 9:27). Der Herr bezieht sich auf diesen Vers in Matthäus
24:15: „Wenn ihr darum den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch
den Propheten Daniel geredet ist, an der heiligen Stätte stehen seht – wer
es liest, verstehe es.
„... bis das endgültige Verderben, das beschlossen ist, sich über den Verwüster ergießen wird.“ Diese Verheerung wird ein Ende haben, wenn der
Verwüster beseitigt wird. In Offenbarung 19:11-21 sehen wir, wie das
Lamm mit seiner Armee kommt und das Tier und der falsche Prophet in
den Feuersee geworfen werden. Damit ist die Vision von den 70 Jahrwochen beendet. Der Herr hat uns sehr viel gezeigt – von seinem ersten Kommen bis hin zu seinem zweiten Kommen. Ist das nicht wunderbar! Wir
brauchen solch eine Vision.
Kapitel 10 – Die Offenbarung des herrlichen Sohnes
Gottes
„Im dritten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien, wurde dem Daniel,
der Beltschazar genannt wurde, ein Wort geoffenbart. Und das Wort ist
Wahrheit und betrifft eine große Mühsahl. Und er verstand das Wort, und
Verständnis wurde ihm in dem Gesicht zuteil. In jenen Tagen trauerte ich,
Daniel, drei volle Wochen. Köstliche Speise aß ich nicht, und weder
Fleisch noch Wein kamen in meinen Mund; und ich salbte mich nicht, bis
drei volle Wochen um waren. Und am 24. Tage des ersten Monats, da war
ich am Ufer des großen Stromes, das ist der Hiddekel. Und ich erhob
meine Augen und sah: und siehe, da war ein Mann, in Leinen gekleidet,
und seine Hüften waren umgürtet mit Gold von Ufas“ (V. 1-5). Hier erscheint dem Daniel der Herr – und das ist sehr wichtig. Wir können viel
wissen und viele Visionen haben, aber das Wichtigste ist die Erscheinung
des Herrn und sein persönliches Sprechen zu uns.
„Und sein Leib war wie ein Türkis und sein Gesicht wie das Aussehen
eines Blitzes. Und seine Augen waren wie Feuerfackeln und seine Arme
und seine Füße wie der Anblick von glatter Bronze. Und der Klang seiner
Worte war wie der Klang einer Volksmenge. Aber nur ich, Daniel, allein
sah die Erscheinung. Die Männer, die bei mir waren, sahen die Erscheinung nicht; doch fiel eine große Angst auf sie, und sie flohen und versteckten sich. Und ich blieb allein übrig und sah diese große Erscheinung. Und es
blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe veränderte sich an mir bis
zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft“ (V. 6-8). Wenn wir den Herrn
als den lebendigen Christus sehen, sind wir nicht mehr stolz. Reines Wissen
macht uns stolz. Wenn wir eine Begegnung mit dem Herrn haben, demütigen
wir uns vor unserem Gott.
„Und ich hörte den Klang seiner Worte. Und als ich den Klang seiner
Worte hörte, lag ich betäubt auf meinem Gesicht, mit meinem Gesicht zur
Erde. Und siehe, eine Hand rührte mich an und rüttelte mich auf, so dass
ich wieder auf meine Knie und Handflächen kam. Und er sprach zu mir:
Daniel, du vielgeliebter Mann! Achte auf die Worte, die ich zu dir rede,
und steh an deinem Platz! Denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Und als er
dieses Wort mit mir redete, stand ich zitternd auf. Und er sprach zu mir:
Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz
darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott
86
Kapitel 10
zu demütigen, sind deine Worte erhört worden. Und um deiner Worte willen bin ich gekommen. Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir
21 Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um
mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien. Und ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem
Volke am Ende der Tage widerfahren wird; denn noch gilt das Gesicht für
ferne Tage“ (V. 9-14).
Als Daniel anfing zu beten, hatte Gott schon beschlossen, ihm zu antworten und den Engel Gabriel zu senden, der ihn anrührte und wieder aufrichtete und von seinem Kampf gegen den Engelfürsten von Persien berichtete. Wenn es um das Reich geht, finden viele Kämpfe auch im
himmlischen Bereich statt.
Kapitel 11 – Die Aufzeichnungen im Buch der
Wahrheit
„Doch will ich dir mitteilen, was in dem Buch der Wahrheit aufgezeichnet
ist –, und es gibt keinen einzigen, der mir gegen jene mutig beisteht als
nur Michael, euer Fürst“ (Dan. 10:21). Hier ist die Überleitung zu Kapitel 11. In dem Buch der Wahrheit (Kap. 11) sind alle diese Ereignisse in
Einzelheiten aufgeschrieben, die bis zur Zeit des ersten Kommens des
Herrn geschehen sollten (s. Extrablatt: „Was im Buch der Wahrheit geschrieben steht“). Nach der Auffahrt des Herrn wird dann der zweite Teil
der Schriftrolle geöffnet und gezeigt, was weiter geschehen soll. In Offenbarung 5 lesen wir, was Johannes sah: „Und ich sah auf der Rechten dessen, der auf dem Thron saß, eine Schriftrolle, innen und auf der Rückseite
beschrieben, mit sieben Siegeln versiegelt. Und ich sah einen starken Engel, der mit großer Stimme ausrief: Wer ist würdig, die Schriftrolle zu öffnen und ihre Siegel zu brechen?“ (Offb. 5:1-2).
„Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat
überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, zu öffnen
die Schriftrolle und ihre sieben Siegel. … Und es kam und nahm die
Schriftrolle aus der Rechten dessen, der auf dem Thron saß“ (Offb.
5:5, 7).
In Daniel 11 sehen wir viele Einzelheiten der Geschichte. In den Versen
21-32 sehen wir eine Beschreibung von A.E., die Verse 32-35 beschreiben
den erfolgreichen Makkabäeraufstand. Und danach ab Vers 36 bis 39 sehen wir den König Herodes. Dann von Vers 40 bis 43 gibt es noch einmal
einen Konflikt zwischen dem König vom Süden (Kleopatra) und dem König vom Norden (Oktavian). Es ist wunderbar zu sehen, dass die Geschichte hier endet, zu dem Zeitpunkt, da der Messias zum ersten Mal auf
die Erde kommt. Es musste alles geschehen, wie es schon im Buch der
Wahrheit aufgezeichnet war. Gott hat alles wunderbar arrangiert. Selbst
die Volkszählung durch Augustus musste stattfinden (Luk. 2:1).
Daniel Kapitel 12 – Der Abschluss
Bevor das Tausendjährige Reich kommt, wird es immer wieder Zeiten der
Bedrängnis geben. Seien es Kriege oder Erdbeben. Wo in dieser Welt gibt
es Frieden? Das Volk Israel hat so viele Schwierigkeiten erlebt – so viel
Verfolgung. Auch die Christen haben viel Bedrängnis erlebt. Die
schlimmste Zeit der Bedrängnis werden die kommenden dreieinhalb Jahre
der größten Trübsal sein.
In Kapitel 12 sehen wir auch die Belohnung der treuen Gläubigen, die im
Buch des Lebens geschrieben stehen. Das ist ein Versprechen des Herrn.
Wenn wir treu sind, werden wir errettet werden vor der Stunde der Versuchung. „Weil du das Wort von meinem Ausharren bewahrt hast, will auch
ich dich bewahren vor der Stunde der Prüfung …“ (Offb. 3:10). Wir werden zur besten Auferstehung von den Toten gelangen (Phil. 3:11). Die gegenwärtig Lebenden werden die Weisen und Verständigen sein, die scheinen wie der Glanz der Himmelsfeste. Und die, welche viele zur
Gerechtigkeit gewiesen haben, werden leuchten wie die Sterne immer und
ewig (Dan. 12:3). Dann hat der Engel gesagt: Die Worte der Visionen
werden geheim gehalten und versiegelt, weil davor noch viele Dinge geschehen. Viele werden umherstreifen und die Erkenntnis wird sich mehren
(12:9, 4).
Auch die Länge dieser letzten Zeit ist festgesetzt: Zeit, Zeiten und eine
halbe Zeit. Die 1290 Tage bis 1335 Tage beziehen sich auf die Tage von
A.E. Von dem Tag an, da alle Opfer gestoppt werden und das Gräuelbild
aufgestellt wird, bis zur Zeit der Reinigung (1290 Tage) und seines Todes
(1335 Tage).
Kapitel 12
89
Mitteilung 10
Der Herr ist bereit, mit seinem Reich zu kommen und dafür müssen wir
uns vorbereiten. Möge der Herr unsere Herzen öffnen. Ich möchte drei
Aspekte aus dem Buch Daniel erwähnen, die in Bezug auf unsere Vorbereitung für das Wiederkommen des Herrn von großer Bedeutung sind. Das
Buch Daniel wurde geschrieben, als das Volk Gottes in Babylon gefangen
war. Obwohl damals viele Juden nach Babylon weggeführt wurden,
spricht die Bibel nur von vier jungen Männern, von denen einer Daniel
war. Wahrscheinlich waren sie zu Beginn der Gefangennahme nicht älter
als 15 Jahre. Sie müssen etwas ganz Besonderes gewesen sein, denn nur
sie wurden namentlich erwähnt.
Sich für Gott reinigen
In Daniel 1:8 heißt es: „Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich
nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, unrein
zu machen; und er erbat sich vom Obersten der Hofbeamten, dass er sich
nicht unrein machen müsse.“ Daniel und seine drei Freunde wollten sich
nach Gottes Wort rein bewahren. Um das zu verstehen, müssen wir die
Gesetze im dritten Buch Mose über die Speisevorschriften für Gottes Volk
kennen. Sie bestimmten, welche Speise verunreinigt und welche nicht.
Daniel nahm sich in diesem jungen Alter vor, sich für Gott unbefleckt und
rein zu bewahren. Haben wir solch einen Vorsatz in unserem Herzen? Lesen wir einmal Jakobus 1:21: „Darum nehmt das eingepflanzte Wort mit
Sanftmut an, das eure Seelen zu retten vermag, und legt alle Unsauberkeit
ab und all die viele Schlechtigkeit.“
Weiter lesen wir: „Wenn jemand meint, er sei religiös, und seine Zunge
nicht im Zaum hält, sondern sein eigenes Herz betrügt, dessen Religion ist
vergeblich. Eine reine und unbefleckte Religion vor Gott und dem Vater
ist diese: die Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu besuchen und sich
selbst von der Welt unbefleckt zu halten“ (Jak. 1:26-27). Religion bedeutet
hier nicht etwa Buddhismus, Islam, usw., sondern nach der griechischen
Übersetzung bedeutet Religion ganz allgemein, dass jemand aus Gottesfurcht Werke für Gott vollbringt. Die Menschen tun alles Mögliche für
Gott. Ganz Extreme meinen sogar, sie müssten für Gott jemanden umbringen. Es ist erschreckend, dass jemand meinen kann, Gott würde so ein
Werk annehmen. Weiterhin sagt Jakobus, dass deine religiösen Werke
90
Kapitel 12
vergeblich getan, also nutzlos sind, wenn du nicht einmal deine Zunge beherrschen und dein Herz rein bewahren kannst.
Wenn ich also viel für Gott tue, aber mein Lebenswandel nicht rein, sondern befleckt ist, wird Gott mein Werk nicht annehmen. Gott prüft vor
allem unser Herz. Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht
das Herz an (1.Sam. 16:7). Wenn ich ein unreiner Mensch bin, dann wird
alles, was ich tue, unrein sein. Wenn meine Hände schmutzige Dinge berührt haben und ich dir damit eine Speise zubereite, würdest du sie essen?
Es kommt also nicht darauf an, ob wir viel für Gott tun, sondern ob Gott
es annehmen kann. Die Frage ist: Tust du etwas, damit die Menschen es
sehen, oder lebst du ganz in der Anwesenheit des Herrn.
Jakobus sagt auch, du sollst alle Unreinheit in dir entfernen, bevor du die
Schrift liest. Und dann sollst du das eingepflanzte Wort des Lebens mit
Sanftmut annehmen. Wenn nicht, wie kann dann das Wort in dir noch etwas ausrichten? Wenn unser Herz nicht rein ist, wir aber viele Werke für
Gott tun, werden wir uns streiten und schließlich auseinandergehen. Über
die Lehre der Schrift können wir zwar noch sprechen, aber wo ist die
Frucht davon? Leben wir in unserem Selbst, dann hat Jakobus recht, wenn
er sagt, dass solch eine Religion von Gott nicht angenommen wird, dass
religiöse Werke nutzlos sind.
Daher sollst du im Buch Daniel zuallererst erkennen, dass du dich reinigen
musst. Wenn sich Daniel in seinem jungen Alter reinigen konnte, um wie
viel mehr wir heute, die wir das Blut, den Geist und das Wort haben. Wenn
wir nicht rein sind und dennoch etwas für Gott tun, wird dies im Verderben
enden. Äußerlich sieht es so aus, als würden wir etwas für Gott tun, in
Wahrheit aber tun wir es für uns selbst. Möge der Herr uns die Augen
öffnen und uns helfen.
Treu und absolut für Gott und sein Reich
Wir sollen aber nicht nur rein sein für Gott, sondern auch absolut. Die drei
Freunde von Daniel in Kapitel 3 waren absolut für Gott. Als der König
Nebukadnezar ein großes Bild aus Gold machte, dachte er nur an sich
selbst. Jeder musste vor diesem Bild niederfallen und es anbeten. Und jeder gehorchte, selbst die Juden, die in Babylon gefangen waren. Nur Daniel und seine drei Freunde beugten sich nicht. Daraufhin wurde der König
Kapitel 12
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zornig und sagte, sie würden in den brennenden Feuerofen geworfen werden. Er warnte sie noch einmal und gab ihnen Gelegenheit, ihr Leben zu
retten. Würden sie das Bild anbeten, dürften sie am Leben bleiben. Sie
aber antworteten ihm: „Nebukadnezar, wir haben es nicht nötig, dir ein
Wort darauf zu erwidern. Ob unser Gott, dem wir dienen, uns erretten
kann – sowohl aus dem brennenden Feuerofen als auch aus deiner Hand,
o König, wird er uns erretten – oder ob nicht: Es sei dir jedenfalls kund,
o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und uns vor dem goldenen
Bild, das du aufgestellt hast, nicht niederwerfen werden“ (Dan. 3:16-18).
Welch ein Freimut! Sie waren absolut für Gott und standen fest für ihn.
In Kapitel 6 war Daniel schon über 80 Jahre alt. Zu dieser Zeit erließ König Darius ein Gesetz, dass jeder, der innerhalb von dreißig Tagen an irgendeinen Gott oder Menschen eine Bitte richtet, außer an den König, in
die Löwengrube geworfen werden solle (s. Vers 8). Daniel war sehr treu,
als er 15 Jahre alt war, und wie war er im Alter von 85 Jahren? Hatte er
sich geändert? Denn Menschen können sich schnell ändern. Daniel jedoch
war absolut, als er 15 war, und war immer noch absolut, als er 85 war. Wie
viele Christen habe ich schon in meinem Leben gesehen, die sich mit der
Zeit in Bezug auf Gottes Vorsatz geändert haben. Vielleicht nicht, als sie
20 oder 30 Jahre alt waren, aber als sie 40 und älter wurden, gingen sie
einen anderen Weg. Ich habe sogar Gläubige erlebt, die bis ins hohe Alter
treu waren, und sich dann in Bezug auf den Weg des Herrn geändert haben. Manche Geschwister brannten am Anfang für Christus und die Gemeinde und haben sich später doch abgewandt. Ein paar Schwierigkeiten
kamen und sie sind weggegangen. Wo sind sie heute? Petrus sagt, dass wir
uns durch die Feuerglut nicht befremden lassen sollen, die zur Prüfung
über uns kommt. (1.Petr. 4:12). Bei manchen Geschwistern genügte schon
ein wenig davon, um ihre Haltung zu ändern. Daniel hingegen war mit 85
Jahren nur noch fester geworden. Obwohl er wusste, dass er deshalb in die
Löwengrube geworfen würde, kniete er vor seinem Gott nieder und betete
in Richtung Jerusalem, wie er es auch vorher getan hatte.
Wie bereiten wir uns auf die Wiederkunft des Herrn vor? Erstens: Reinige
dich! Denke nicht, wir seien schon ganz rein, weil wir wiedergeboren sind.
Die Bibel sagt uns, dass unser Herz böse ist. In Daniel 12:10 heißt es:
„Viele werden geprüft und gereinigt und geläutert werden. Aber die Gottlosen werden weiter gottlos handeln. Und die Gottlosen werden es alle
nicht verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen.“ Die Gottlosen hier sind nicht etwa die Nationen, sondern die Gottlosen unter Gottes
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Kapitel 12
Volk. Viele verstehen nur die Lehre der Schrift, aber sie kennen Gott nicht.
Um Gott zu kennen, müssen wir uns reinigen. Und um rein und ohne Makel zu sein, müssen wir vom Feuer geläutert werden.
Eine klare Sicht von der Gemeinde
Wir müssen sein wie Daniel. In Vers 11 von Kapitel 6 erfahren wir, dass
er sein Fenster nach Jerusalem hin geöffnet hatte, wenn er betete. Es war
nicht nur zu Gott, sondern auch nach Jerusalem hin geöffnet – denn wo
wohnt Gott? In Jerusalem! Im Alten Testament wohnte er im irdischen
Jerusalem; im Neuen Testament jedoch ist das himmlische Jerusalem
seine Wohnstätte. Das ist die Gemeinde der Erstgeborenen, wie es in Hebräer 12:22-23 geschrieben steht.
Bist du heute jemand, der absolut für Gott und für das ist, was er haben
möchte, nämlich die Gemeinde? Dies ist nicht nur die Zeit der Wiederkunft des Herrn, sondern auch die Zeit, in der der Herr das wahre Zeugnis
seiner Gemeinde wiederherstellt. Wofür kommt denn der Herr zurück,
wenn nicht für seine Gemeinde, für seine Braut, für sein Reich? Heute
muss unser Herz ganz für das Zeugnis des Herrn brennen. Das Neue Jerusalem kommt aus dem Himmel von Gott herab. Was nicht von Gott
stammt, ist auch nicht die Gemeinde. Was nicht himmlisch ist, ist nicht
die Gemeinde, sondern nur eine Organisation, in der Menschen das Haupt
sind. Gottes Wort ist sehr klar. Er hat Christus als Haupt über alles der
Gemeinde gegeben (Eph. 1:22). Doch das Hauptsein Christi wurde durch
Menschen ersetzt und so wurde die Gemeinde zu einer weltlichen Organisation. Dort sind Menschen das Haupt und somit wird daraus eine Religion. Unsere Herzen müssen heute auf das himmlische Jerusalem ausgerichtet sein. Möge der Herr seine herrliche Gemeinde wiederherstellen.
Für die herrliche Gemeinde müssen wir wie Daniel und seine Freunde ein
klares Zeugnis für den Herrn sein. Sie waren rein und absolut für Gott und
nicht für sich selbst. Lesen wir einmal Daniel 12:3: „Und die Verständigen
werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste; und die, welche die vielen zur Gerechtigkeit gewiesen haben, leuchten wie die Sterne immer und
ewig.“ Und Jakobus 1:5 sagt: „Wenn aber jemandem unter euch Weisheit
mangelt, so bitte er Gott, der allen großzügig gibt und keine Vorwürfe
macht, und es wird ihm gegeben werden.“ Was für eine Weisheit ist das?
Keine menschliche Weisheit! Menschen sind wohl intelligent, aber ihre
Kapitel 12
93
Weisheit ist menschlich. Wir sind fähig, viele Dinge zu tun, können unserem Haus gut vorstehen, sind in Beruf und Schule erfolgreich, und doch,
wenn es um die Dinge Gottes geht, verstehen wir nichts. Auch beim Bibellesen geht es uns so. Niemand ist mit der himmlischen Weisheit geboren worden. Wenn du also die himmlischen Dinge verstehen willst, musst
du Gott um Weisheit bitten. Wenn nicht, hast du in Bezug auf geistliche
Dinge keine Einsicht und auch keine Klarheit und kannst nicht unterscheiden.
Manche sagen zum Beispiel: „Alle christlichen Gruppen sind Gemeinden.“ Nehmen wir an, ich zerstreite mich mit dir und daraufhin gründe ich
eine weitere christliche Gruppe. Sind das alles Gemeinden? Vielleicht argumentierst du so: „Ihr lest die Bibel, wir lesen auch die Bibel. Wir verwenden sogar dasselbe Liederbuch. Der einzige Unterschied ist, dass wir
uns an einem anderen Ort treffen und einen anderen Namen haben als ihr.“
Geschwister, ist das die Gemeinde? Sicherlich nicht. Heute gibt es so viele
christliche Gruppierungen – sind sie alle Gemeinden? Sind sie nicht vielmehr ein Ausdruck der Zertrennung des Leibes Christi (1.Kor. 1:13) und
bloße menschliche Organisation?
Ich möchte, dass ihr etwas versteht. Ich kann nicht einfach eine christliche
Gruppe gründen und behaupten, sie sei schon die Gemeinde. Wir brauchen
Weisheit von oben, um zu wissen, was der Herr als seine Gemeinde anerkennt. Wir brauchen auch nicht zu sagen, dass andere Gruppen nicht die
Gemeinde sind. Aber für dich selbst musst du wissen, was die Gemeinde
ist. Dafür musst du Gott fragen. Er wird dir Weisheit geben.
Andere zur Gerechtigkeit weisen
Nur durch Gottes Weisheit können wir Verständige sein, die ein wahres
Zeugnis für den Herrn sind, um den Menschen den richtigen Weg zu zeigen. Wir sollten diejenigen sein, die viele zum Herrn wenden. Hast du
Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen? Hast du Mitschüler und Nachbarn? Wir müssen ihnen allen den Weg der Gerechtigkeit weisen.
Kümmere dich nicht nur um dich selbst. Wir haben das Leben Gottes, wir
kennen die Wahrheit, wir wissen, wie ein Mensch gerettet werden kann,
wir wissen, wie man überwindet, wir kennen den Weg der Gerechtigkeit
und der Gemeinde. Dieses Wissen ist nicht nur für uns allein. Es ist für
unsere Freunde und unsere Familie, für die Menschen um uns herum.
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Kapitel 12
Wir haben noch freie Plätze in der Versammlungshalle. Möchtest du nicht
sehen, dass alle Plätze besetzt sind? Sollten nicht unsere Freunde und Bekannten kommen, um die Segnungen hier zu genießen? Wir sollten für sie
beten. Nicht nur damit sie gerettet werden, sondern dass sie auch zur vollen Erkenntnis der Wahrheit kommen (1.Tim. 2:4) und ins Haus Gottes
gebracht werden. Sei einer, der dafür betet. Wenn wir das tun, dann sind
wir Sterne, die ewig leuchten.
Wir haben also erstens gesehen: Wir brauchen die ständige Reinigung,
damit wir absolut sind für Gott und sein Reich. Zweitens: Lasst uns über
den Weg der Gemeinde und des Reiches vollkommen klar sein. Drittens:
Wir sollen Menschen sein, die auch anderen den Weg der Gerechtigkeit
weisen können. Sagt dem Herrn: „Herr, ich möchte ein Stern sein, der anderen Menschen hilft, diesen Weg zu gehen.“ Nur so werden wir für die
Wiederkunft des Herrn vorbereitet sein. Möge der Herr uns helfen und uns
leiten!
John So
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