Der Nachthimmel im Mai 2017

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Der Nachthimmel im Mai 2017
Zu den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten:
Merkur hat seine untere Konjunktion gerade hinter sich. Bereits
am 2. beendet er seine Rückläufigkeit und wird wieder rechtläufig.
In der Nacht vom 17. auf 18. erreicht der flinke Planet mit 25°47 ′
Winkelabstand von der Sonne seine größte westliche Elongation.
Trotz dieses relativ großen Winkelabstands - am 6. passiert
Merkur sein Aphel - kommt es in unseren Breiten nicht zu einer
Morgensichtbarkeit, denn die morgendliche Ekliptik verläuft im Mai
flach zum Osthorizont.
Merkur befindet sich am Tag der maximalen westlichen Elongation
11° südlicher als die Sonne. Dementsprechend klein fällt sein
Tagbogen aus. Merkur verbirgt sich in der östlichen Morgenhelle
und bleibt im Mai unsichtbar.
In südlichen Ländern (geografische Breite kleiner als 38° Nord)
zeigt sich Merkur allerdings um die Monatsmitte am Morgenhimmel.
wird. Der nur mehr 1,6m helle Mars geht am 1. um 22h 02m unter
und am 15. um 22h 01m (= 23h 01m Sommerzeit).
Am 15. beginnt auf der Nordhalbkugel des Mars der Frühling.
Heliozentrischer Anblick des inneren Planetensystems im zweiten
Jahresviertel 2017. Eingetragen sind die Positionen der inneren
Planeten für den 1. April (4), 1. Mai (5), 1. Juni (6) und 1. Juli (7).
Am 9. Mai 2016 zog der flinke Planet Merkur vor der Sonnenscheibe
entlang. Aufnahme von Martin Gertz/Sternwarte Welzheim.
Jupiter stand zu Beginn des Vormonats in Opposition zur Sonne.
Der Riesenplanet bremst seine rückläufige Bewegung durch das
Sternbild Jungfrau merklich ab und kommt zum Monatsende fast
zum Stillstand.
Scheinbare Bahn des Planeten Merkur im Sternbild Widder. Die Zahlen
geben die Merkurposition zum jeweiligen Monatsbeginn an (4 = 1.
April).
Venus baut ihre Rolle als Morgenstern weiter aus. Ihre Aufgänge
verfrühen sich um fast eine Stunde. Allerdings geht jetzt auch die
Sonne immer früher auf. Am 1. erfolgt der Venusaufgang um 3h
34m (= 4h 34m Sommerzeit), am 15. um 3h 07m und am 31.
bereits um 2h 38m (= 3h 38m Sommerzeit). Venus wandert durch
das Sternbild Fische und erreicht dabei immer nördlichere
Positionen.
Am letzten Tag des Vormonats strahlte unser innerer Nachbarplanet bei –4,8m mit maximaler Helligkeit. Bis Monatsende geht die
Venushelligkeit auf –4,4m zurück, ihr westlicher Winkelabstand von
der Sonne erreicht fast 46° - die maximale Elongati on ist nicht
mehr fern.
Mars zieht sich vom Abendhimmel zurück und wird um die
Monatsmitte unbeobachtbar. Mars wandert durch das Sternbild
Stier und zieht am 7. in 6° nördlichem Abstand an A ldebaran (α
Tau) vorbei. Gleichzeitig passiert er dabei das Goldene Tor der
Ekliptik, das von den Sternhaufen Plejaden und Hyaden markiert
Scheinbare Bahn des Planeten Jupiter von Januar bis Dezember 2017
im Sternbild Jungfrau. Die Zahlen geben die Jupiterposition zum
jeweiligen Monatsersten an (3 = 1. März).
Der Mond wandert an Jupiter vorbei
8. Mai 3h MEZ
7. Mai 20h MEZ
Während des Monats geht die Jupiterhelligkeit leicht auf –2,2m
zurück.
- 2 Aus der zweiten Nachthälfte beginnt sich Jupiter allmählich
zurückzuziehen. Der Untergang des Riesenplaneten erfolgt am 1.
um 4h 24m, am 15. um 3h 26m und am 31. bereits um 2h 21m
(= 3h 21m Sommerzeit).
Der zunehmende Mond wandert in der Nacht vom 7. auf den 8. an
Jupiter rund 2° nördlich vorbei.
Saturn wandert rückläufig durch den Schützen und wechselt am
18. in das Sternbild Schlangenträger. Der Ringplanet wird allmählich zum Planeten der gesamten Nacht. Er nähert sich seiner
Oppositionsstellung zur Sonne, die er Mitte Juni erreicht.
Löwe, Bootes und Krone
Der Himmelslöwe hat seinen Meridiandurchgang schon hinter sich
und steht hoch im Westen. Seine markante Figur ist leicht auszumachen.
Hoch im Südosten leuchtet unübersehbar der rötliche Arktur im
Sternbild Bootes. Arktur ist ein roter Riesenstern in 37 Lichtjahren
Entfernung. Er gehört zu den Fixsternen mit den größten Eigenbewegungen.
Neben dem Bootes stößt man auf die Nördliche Krone. Ihr einprägsamer Sternenhalbkreis ist bei genügender Dunkelheit leicht
zu finden. Schwieriger wird es schon mit dem ausgedehnten Bild
des Herkules. Hier gehört einige Übung dazu, ihn zu erkennen.
Im Nordosten geht gerade das Sommerdreieck auf. Wega und
Deneb sind schon über die Horizontlinie gestiegen, während Atair
sich noch unter dem Horizont befindet.
Der Osten wird vom Schlangenträger (lat.: Ophiuchus) und der
Schlange (lat.: Serpens) eingenommen. Beide Bilder sind sehr
ausgedehnt und setzen sich nur aus lichtschwachen, weit verstreuten Sternen zusammen. Sie sind daher am Firmament über
unseren lichtüberfluteten Städten und Gemeinden kaum zu finden.
Die Waage
Himmelsanblick am 13. Mai gegen Mitternacht (= 1h MESZ am 14. Mai).
Der abnehmende Mond und Saturn sind tief am Südosthimmel zu
sehen.
Am 1. geht Saturn um 23h 19m auf und am 15. um 22h 21m. Am
31. erfolgt der Aufgang des inzwischen 0,1m hellen Saturn schon
um 21h 14m (= 22h 14m Sommerzeit). In der Nacht vom 13. auf
14. sieht man um Mitternacht den abnehmenden Mond nahe dem
Ringplaneten.
Am 25. beginnt auf der Nordhalbkugel von Saturn der Sommer.
Die Rotationsachse des Ringplaneten ist um 27° zu s einer Umlaufebene geneigt. Da der Saturnring in der Äquatorebene des Saturns liegt, ist der Ring mit 26,73° maximal zur So nne geöffnet.
Man sieht zurzeit auf die Nordseite des Ringsystems. Die maximale Ringöffnung in Bezug auf die Erde wird Mitte Oktober in
diesem Jahr erreicht.
Der Fixsternhimmel
Von den Wintersternbildern sind lediglich die beiden Sternenketten
der Zwillinge mit Kastor und Pollux noch tief im Westen zu erkennen. Im Nordwesten sieht man die auffällig helle Kapella im Fuhrmann, die in unseren Breiten zirkumpolar ist. Tief im Westen kann
auch noch Prokyon, der Hauptstern im Kleinen Hund, erspäht
werden.
Steil über unseren Köpfen steht der Himmelswagen. Der letzte
Deichselstern, Benetnasch, gelegentlich auch Alkaid genannt,
steht eben im Meridian in oberer Kulmination. Auch die Kassiopeia, das Himmels-W, hält sich im Meridian auf. Allerdings steht
die Kassiopeia knapp über dem Nordhorizont zwischen Himmelsnordpol und dem Nordpunkt am Horizont. Diese Position nennt
man "untere Kulmination". Im Gegensatz zur oberen Kulmination
erreichen Sterne und Sternbilder in unterer Kulmination ihre tiefste
Stellung und damit ihre größte Zenitdistanz. Ihre untere Kulmination erreichen die meisten Sternbilder unter dem Horizont, bleiben
also unsichtbar. Diejenigen Sternbilder, die in unterer Kulmination
über dem Horizont stehen, nennt man zirkumpolar. Zirkumpolarsterne und -bilder sind das ganze Jahr über in jeder klaren Nacht
zu sehen, da sie nie untergehen. Der Große Wagen und das
Himmels-W sind beispielsweise zirkumpolar.
Spica in der Jungfrau passiert ebenfalls gerade die Mittagslinie.
Nahe Porrima (γ Vir) strahlt der Planet Jupiter.
Südlich der Jungfrau, ebenfalls noch in Meridiannähe, entdeckt
man das Sternenviereck des Raben (lat.: Corvus). Der Rabe ist
nicht besonders auffällig. Wer ihn aber einmal gefunden hat, prägt
sich seine trapezartige Figur leicht ein.
Im Südosten nimmt die Waage ihren Platz ein. Als Tierkreisbild
kennt man die Waage dem Namen nach gut. Aber nur wenige
finden sie am Sternenhimmel. Die Waage ist der einzige Gegenstand im Tierkreis - alle anderen Bilder stellen Lebewesen dar.
Einst lag der Herbstpunkt im Sternbild Waage, heute findet man
ihn in der Jungfrau. Trotzdem spricht man immer noch vom
Waagepunkt, wenn man den Herbstpunkt meint.
Nur vier Sterne in der Waage sind so hell, dass man sie mühelos
mit bloßen Augen sehen kann. Es sind die Sterne α (2,6m), β
(2,6m), γ (3,9m) und σ Librae (3,3m). Laut dem Bonner Astronomen
Friedrich Wilhelm Argelander (1799-1875) gehören 28 Sterne bis
zur sechsten Größenklasse (und damit theoretisch freiäugig zu
erkennen) zur Waage.
Die Scheren des Skorpions
In der Antike deuteten die Sterne der Waage noch die Scheren
des Sternbilds Skorpion an. Aus dieser Zeit stammen auch die
arabischen Namen für die beiden hellsten Sterne, α und β Librae.
α Librae heißt Zuben el Genubi (oder el Dschenubi), was „südliche
Schere" bedeutet, und β Librae wird Zuben el Chamali (oder el
Schemali) genannt, was entsprechend „nördliche Schere" heißt.
Ein Objekt für den Feldstecher
Porrima (γ Vir) im Sternbild Jungfrau ist ein prominenter Doppelstern, der wieder weiter wird. Er leuchtet mit einer scheinbaren
Gesamthelligkeit von 2,7m. Beide Komponenten sind mit 3,5m
gleich hell und senden ein weißes Licht. Im Jahre 2007 betrug die
Separation nur 0,3’’. Die Komponenten waren damals im Periastron1. Bis 2017 hat die Distanz wieder auf 2,6’’ zugenommen.
Beide Porrima-Sonnen umkreisen einander in 169 Jahren. Mit
39 Lichtjahren Distanz ist dieses Sternpärchen uns noch relativ
nahe.
Die Sternbildergruppe Rabe, Wasserschlange und Becher – auch
mythologisch vereint.
Als Kugelhaufen sei M 13 empfohlen. Er steht im Herkules und ist
unter sehr günstigen Sichtbedingungen schon mit bloßen Augen
zu erkennen. Im Fernglas sieht man auf alle Fälle ein rundes
Nebelfleckchen. Richtig prächtig wirkt er in einem größeren Teleskop. Entdeckt wurde M 13 bereits 1714 von Edmond Halley. M 13
ist der größte (15′ Durchmesser) und hellste (6m) Kugelhaufen des
nördlichen Sternenhimmels. Man blickt hier auf eine alte Sternengesellschaft (über zehn Milliarden Jahre!), wobei sich rund eine
1
Punkt auf der Umlaufbahn eines Doppelstern-Partners, auf dem dieser seinem
Begleiter am nächsten ist.
- 3 Million Sonnen auf einem Raum von 160 Lichtjahren Durchmesser
drängen.
Schöne Galaxien
Im Nordwesten der Jungfrau, an der Grenze zum Sternbild Haar
der Berenike wimmelt es von Galaxien. Sie gehören zum berühmten Virgo-Cluster, einem Galaxienhaufen von rund zehntausend (!)
Milchstraßensystemen, davon allein über tausend große Galaxien.
Im Zentrum des Virgohaufens befindet sich eine riesige elliptische
Galaxie mit der Katalogbezeichnung M 87. Von M 87 trennen uns
rund 60 Millionen Lichtjahre. M 87 ist der intensivste Radiostrahler
in der Jungfrau (Radioquelle Virgo A) und auch ein aktiver Röntgenstrahler. Aus dem Zentrum von M 87 schießt ein tausende
Lichtjahre langer, heißer Gasstrahl (ein sogenannter Jet).
Eine wunderschöne Galaxie am Frühlingshimmel ist M 104 in der
Jungfrau, bekannt als Sombrero-Galaxie, weil sie eine gewisse
Ähnlichkeit mit dieser mexikanischen Kopfbedeckung aufweist. Auf
M 104 trifft man etwa 11° westlich von Spica ( α Virginis) an der
Grenze zum Sternbild Rabe. Im Fernglas erscheint dieses 8m helle
Milchstraßensystem als lichtschwaches, längliches Nebelfleckchen
(4′ x 8′). Im Teleskop zeigt sich M 104 spindelförmig, geteilt durch
einen dunklen Streifen. Man sieht auf die Kante dieser Riesengalaxie.
Die dunkle Zone entsteht durch Absorption des Sternenlichtes
durch die zur Hauptebene hin konzentrierten Staubmassen.
Unsichtbar versteckt sich im Zentrum von M 104 ein supermassereiches Schwarzes Loch von rund einer Milliarde Sonnenmassen.
Im Halo der Sombrero-Galaxie wurden fast 2.000 Kugelhaufen
registriert. Insgesamt zählen mehr als 500 Milliarden Sterne zu
M 104. Nach neuesten Messungen ist M 104 rund 30 Millionen
Lichtjahre entfernt. Die Sombrero-Galaxie steht von uns aus
gesehen in Richtung des riesigen Virgo-Galaxienhaufens, dessen
Zentrum allerdings 70 Millionen Lichtjahre entfernt ist. M 104 zählt
somit nicht zum Virgo-Haufen, sondern ist eine Galaxie im
Vordergrund.
Mit 25 Millionen Lichtjahren näher, aber längst nicht so spektakulär
wie M 104, ist die Galaxie NGC 2903 im Löwen. Sie ist relativ
leicht zu finden, wenn man von ε Leonis, dem westlichsten Stern
im kleinen Löwentrapez, nach Westen geht, bis man auf λ Leo
stößt. Ein wenig südlich davon liegt diese 9m helle Galaxie mit 10′
scheinbarem Durchmesser. Sie erscheint elliptisch mit hellem
Zentrum. NGC 2903 ist eine Balkenspiralgalaxie.
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