Prüfungsangst Fortbildung für Beratungslehrer 23.02.2010 Schulangst / Schulphobie • Schulphobie: Problematik eher zu Hause • Schulangst: Problematik eher in der Schule Schulangst: Prüfungsangst Körperliche Vorgänge (physiologisch) Gedanken (kognitiv) Verhalten Schulangst: Prüfungsangst Korrelationen mit: • • • • • Leistungsdruck von Eltern und Lehrern Strenge im Unterricht Wettbewerb innerhalb der Klassengemeinschaft Schulklima Einschätzung der Selbstwirksamkeit (Ackermann u.a. in H. Steinhausen: Schule und psychische Störungen, Stuttgart 2006) Entstehung / Diagnostik (H. Steinhausen: Schule und psychische Störungen, Stuttgart 2006) Entstehung / Diagnostik (H. Steinhausen: Schule und psychische Störungen, Stuttgart 2006) Intervention (H. Steinhausen: Schule und psychische Störungen, Stuttgart 2006) Grundlagen der Diagnostik • Anamnese • Leistungsdiagnostik • Angstdiagnostik • Persönlichkeitsfragebögen Anamnese • Wichtige Informationen: – Seit wann? – Welche Symptome (physiologisch, kognitiv, emotional)? – Wann? – Welches Fach? – Wann nicht? – Was wurde schon unternommen? Hinweis auf Interventionen – Was hat geholfen? Leistungsdiagnostik • K-ABC (Kaufman Assessment Battery for Children; 2;6 bis 12;5 Jahre) • HAWIK-IV (Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Kinder – IV; 6;0 bis 16;11 Jahre) • AID 2 (Adaptives Intelligenz Diagnostikum 2; 6;0 bis 15;11 Jahre) • PSB-R 6-13 (Prüfsystem für Schul- und Bildungsberatung für 6. bis 13. Klassen - revidierte Fassung) Cave! Aussagekraft aufgrund von Prüfungsangst evtl. eingeschränkt Angstdiagnostik • AFS (Angstfragebogen für Schüler) • DAI (Differentielles Leistungsangst Inventar) Persönlichkeitsfragebögen • FPI-R (Freiburger Persönlichkeits Inventar) • PFK 9-14 (Persönlichkeitsfragebogen für Kinder von 9 bis 14 Jahren) • HAPEF-K (Hamburger Persönlichkeitsfragebogen für Kinder; 9 bis 13 Jahre) • FEEL-KJ (Fragebogen zur Erhebung der Emotionsregulation bei Kindern und Jugendlichen; 10;0 bis 19;11 Jahre) Persönlichkeitsfragebögen Bei Hinweisen auf komorbide Störungen in der Anamnese z. B. Depression, Zwang, allgemeine Panikstörung usw. Bei besonders hohen Werten in den Angstfragebögen (z. B. AFS-Skala „Manifeste Angst“, DAI-Skala „Internale Stabilisierung“) Zusammenarbeit mit dem Schulpsychologen Diagnostik: AFS Angstfragebogen für Schüler: (3. – 10. Schuljahr) • Prüfungsangst • Manifeste Angst • Schulunlust • Soziale Erwünschtheit (W. Wieczerkowski u.a., Hogrefe, Göttingen 1981) Diagnostik: AFS Prüfungsangst • Gefühle der Unzulänglichkeit und Hilflosigkeit in Prüfungssituationen • Ängste vor Leistungsversagen Diagnostik: AFS Manifeste Angst • Allgemeine Angstsymptome • Furchtsamkeit • Reduziertes Selbstvertrauen Diagnostik: AFS Schulunlust • Innere Abwehr gegen Schule • Motivationsabfall gegenüber unterrichtlichen Gegenständen Diagnostik: AFS Soziale Erwünschtheit • Ängstlichkeit von der erwünschten sozialen Norm abzuweichen („Ich lüge nie“) • Neigung zur Verstellung Fallbeispiel: Schüler (17, m) Fallbeispiel: Schüler (17, m) Hauptschule: • Quali • 10. Klasse M-Zweig (Noten): D 4, E 3, M 3, PCB 3 • Vorkurs FOS (Punkte): D 5, E 7, M 2 11. Klasse Fachoberschule, Technik: • Noten (Ende Dezember in Punkten): D 5, E 5, M 0, Ph 3, Ch 8, TZ 7 • Aufregung in Prüfungen, v.a. in Mathematik Fallbeispiel: AFS Diagnostik: DAI Differentielles Leistungsangst Inventar • 8. – 13. Schuljahr • 5. – 7. in Vorbereitung (D.H. Rost / F.J. Schermer, Harcourt Test Services, Frankfurt 2007) DAI: Aufbau 2 Versionen des Tests: • Kurzform (96 Items; ca. 25 Min.) • Langform (146 Items; ca. 45 Min.) Items auf 5 Stufen nach der Häufigkeit oder Ausprägung zu bewerten, z.B.: • 5 = trifft fast immer zu • 1 = trifft nie zu DAI- Modell der Differentiellen Leistungsängstlichkeitsdiagnostik Differentielle Leistungsängstlichkeitsdiagnostik Angstauslösung Angsterscheinungsweisen Angstverarbeitung Angststabilisierung DAI - Skala Angstauslösung Repertoireunsicherheit Angstauslösung Wissensbezogene Angstauslösung Sozialbezogene Angstauslösung DAI - Subskalen Angstauslösung Ich habe Angst… Repertoireunsicherheit …weil ich nicht weiß, wo ich mit dem Lernen anfangen soll. Wissensbezogene Angstauslösung …wenn ich merke, dass ich eine Aufgabe nicht lösen kann. Sozialbezogene Angstauslösung …wenn ich aufgerufen werde und sich alle nach mir umdrehen. DAI - Skala Angsterscheinungsweisen Physiologische Manifestation Angsterscheinungsweisen Emotionale Manifestation Kognitive Manifestation DAI - Subskalen Angsterscheinungsweisen Wenn ich Angst habe… Physiologische Manifestation …bekomme ich feuchte oder kalte Hände. Emotionale Manifestation …fühle ich mich ziemlich hilflos. Kognitive Manifestation …kann ich mich nicht richtig konzentrieren. DAI - Skala Angstverarbeitung Gefahrenkontrolle Angstverarbeitung Situationskontrolle Angstkontrolle Angstunterdrückung DAI - Subskalen Angstverarbeitung Wenn ich Angst habe… Gefahrenkontrolle …lerne ich mehr und intensiver. Situationskontrolle …melde ich mich krank. Angstkontrolle Angstunterdrückung …atme ich tief durch. …versuche ich, nicht daran zu denken. DAI - Skala Angststabilisierung Externale Stabilisierung Angststabilisierung Internale Stabilisierung DAI - Subskalen Angststabilisierung Externale Stabilisierung Ich bin froh, dass meine Freunde so viel Verständnis für meine Ängste haben. Internale Stabilisierung Der Gedanke, versagt zu haben, beschäftigt mich recht lange. DAI: Literatur • Hoyer, J., Margraf, J. (2003). Angstdiagnostik. Grundlagen und Testverfahren. Berlin: Springer • Rost, D. H., Schermer, F. J. (2007). Differentielles Leistungsangst Inventar. 2. Auflage. Frankfurt am Main: Harcourt Test Service. Fallbeispiel: Fallbeispiel: DAI Schüler (17, m) Entstehung von Angst (Lerntheorien) S – O – R – Stimulus Organismus Reaktion C Konsequenz S – R Klassisches Konditionieren R – C Operantes Konditionieren O Kognitive Theorien Verhaltensänderung (S – R) Gegenkonditionierung: auf der physiologischen Ebene z. B. durch progressive Muskelentspannung S Prüfung – – Sn Anleitung – - Rn Entspannung S Prüfung - Rn Entspannung R Angst Verhaltensänderung (S – R) z.B. progressive Muskelentspannung: • www.schulberatung.bayern.de > Lern-/ Leistungsschwierigkeiten > Arbeitsprogramm von Peter Loy • www.lernen-heute.de > Entspannung > progressive Muskelentspannung > Übungsanleitung • www.gesundheitpro.de/Stress-abbauen (Video) Verhaltensänderung (S – R) Systematische Desensibilisierung: S1 Termin S2 Vorbereitung ... Sx Prüfung - - R1 Angst R2 Angst Rx Angst (www.psychologie.uni-bonn.de) Ziel: Toleranz gegenüber angstauslösenden Reizen Verhaltensänderung (R – C) Verhaltensformung durch Differenzierung des VH-Repertoires mittels Verstärkung: • Aufbau von Verhaltensweisen / Kompensation von Defiziten (Arbeitsverhaltenstraining ...) • Abbau von Verhaltensexzessen (Ablenkungen, dysfunktionales VH ...) Ziel: positive Lernerfahrungen Verhaltensänderung (R – C) negative Konsequenzen (?): - Prüfungen - Schüler - Eltern - Lehrer positive Konsequenzen Verhaltensänderung (R – C) • Aufbau von Verhaltensweisen / Kompensation von Defiziten Bsp. Arbeitsverhaltenstraining: - Zeitmanagement - Motivation - Lerntechniken ... - Prüfungsvorbereitung: • vor der Prüfung (Zeit-/Stoffpläne, Mindmaps ...) • während der Prüfung (Entspannung, Selbstanweisungen zur VH-Steuerung...) Verhaltensänderung (R – C) Bsp. Arbeitsverhaltenstraining: • www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER > (u.a.) Prüfungs- und Klausurvorbereitung > Lerntipps für Eltern > Gratisbuch gegen Leistungsstress ... • www.lehridee.de > Lernen und Lehren > Selbstmanagement > Zeitmanagement • www.lerntrainer-bayern.de Verhaltensänderung: kognitive Ansätze Einstellungen, Selbstwertgefühl ... Selbstinstruktion Wahrnehmung S S‘ Emotion R - C Ziel: Bewusstsein für Handlungsfähigkeit durch Neubewertung der Situation und Einschätzung der Wirkung des eigenen Verhaltens Verhaltensänderung: kognitive Ansätze • Ziele überdenken / verändern (Noten, Abschlüsse, Studien-/Berufswünsche) • Wahrnehmungen überprüfen (Kenntnisse, Schwierigkeitsgrade, Attribuierungen) Verhaltensänderung: kognitive Ansätze Veränderung von Kognitionen (z.B. nach A.T. Beck): • Erklärung eines kognitiven Modells • Aufdeckung unangemessener Gedanken • Überprüfung / Infragestellung der unangemessenen Gedanken • Erarbeitung / Einübung angemessener Kognitionen Verhaltensänderung: kognitive Ansätze Veränderung von Kognitionen: • Erklärung eines kognitiven Modells: Kognitive Grundannahme („Ich bin unfähig.“) | Situation automatische Gedanken Erleben / Verhalten (Schulaufgabe) („Das mache ich wieder falsch!“) (Angst; Blockade) Verhaltensänderung: kognitive Ansätze Veränderung von Kognitionen: • Aufdeckung unangemessener Gedanken: - auslösende Situationen (intern/extern) - belastende Gefühle / VH - Gedanken „Was geht Ihnen in diesem Moment durch den Kopf?“ Verhaltensänderung: kognitive Ansätze Veränderung von Kognitionen: • Überprüfung / Infragestellung der unangemessenen Gedanken - Realitätsgehalt überprüfen (gezielte, offene, aber spezifische Fragen) - Ziel: Einsicht in selbstschädigende Folgen Verhaltensänderung: kognitive Ansätze Veränderung von Kognitionen: • Erarbeitung / Einübung angemessener Kognitionen - alternative Kognitionen in der Vorstellung und Realität auf ihre Folgen überprüfen (emotionales Befinden / VH) - Übung (Hausaufgaben,Gedankentagebuch) Verhaltensänderung: kognitive Ansätze Gedankentagebuch: Datum/ Uhrzeit Situation Automatischer Gedanke Emotion Richtigkeit 1 – 100 Stärke 1 – 100 (www.psychologie.tu-dresden.de) Rationaler Gedanke Ergebnis schätzen Gedanke Emotion 1 - 100 Verhaltensänderung: kognitive Ansätze Gedankenstopp: 1. Selbstbeobachtung (Gedanken, VH) 2. STOPP 3. Alternativen (Gedanken, VH) www.selbsthilfe-beratung.de www.psych.uni-goettingen.de Verhaltensänderung: kognitive Ansätze Reattribuierungstraining für Eltern / Lehrer: • Ziel: Veränderung des Attributionsstils von misserfolgsorientierten Schülern. Sie sollen lernen: – Ursache für Erfolg = eigene Fähigkeiten. – Ursache für Misserfolg = mangelnde Anstrengung. Reattribuierungstraining: Ziel Veränderung des Attributionsstils von misserfolgsorientierten Schülern. Sie sollen lernen: – Ursache für Erfolg = eigene Fähigkeiten. – Ursache für Misserfolg = mangelnde Anstrengung. Reattribuierungstraining: Anwendung • Prinzipien der Reattribuierung – Fähigkeiten herausstreichen (das liegt dir…) – Konsistenzinformationen geben (das hast du wieder gut gemacht) – Konsensusinformationen geben (damit tun sich viele schwer) – Bei Misserfolg auf mangelnde Anstrengung verweisen (das musst du dir nochmals durchlesen) Reattribuierungstraining: Anwendungsbeispiele • Schriftliche Rückmeldung – Fähigkeiten herausstreichen (das liegt dir…) – Konsistenzinformationen geben (das hast du wieder gut gemacht) – Konsensusinformationen geben (damit tun sich viele schwer) – Bei Misserfolg auf mangelnde Anstrengung verweisen (das musst du dir nochmals durchlesen) (Lit.: Ziegler, A. & Schober, B.: Theor. Hintergrund und prakt. Durchführung von Reattributionstrainings, Regensburg 2001.) Quellen: Angst allg.: • www.uni-protokolle.de > Ursachen und Strategien zur Überwindung von Prüfungsangst • www.lbsp.de/Beratung/Stoerungsbilder/stoerungsbilder .html • Materialien aus den Dienstbesprechungen für Beratungsfachkräfte und Schulpsychologinnen/Schulpsychologen: Schule ohne Angst • www.angst-auskunft.de Quellen: Progressive Muskelentspannung: • www.schulberatung.bayern.de > Lern-/ Leistungsschwierigkeiten > Arbeitsprogramm von Peter Loy • www.gesundheitpro.de/Stress-abbauen-ProgressiveMuskelentspannung-EntspannungA061011ELPEP034118.html • www.lernen-heute.de > Entspannung > progressive Muskelentspannung > Übungsanleitung Systematische Desensibilisierung: • www.psychologie.unibonn.de/fileadmin/kpb/Dateien_pdf/Referat_Systematis che_Desensibilisierung.pdf Quellen: Arbeitsverhaltenstraining: • www.stangl-taller.at > lerntipps fürs studium > lerntipps für eltern > Gratisbuch gegen Leistungsstress ... • www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER • www.pohlw.de/lernen/kurs/index.htm