MACROECONOMICS / MICROECONOMICS (MAE/MIE) WO68 11. / 12. Oktober 2013 Stuttgart-Hohenheim Referent: Prof. Dr. Thomas Weßels VERWENDETE QUELLEN / LITERATUREMPFEHLUNGEN lesen! „TDR“ Steinbeis University Berlin – SIBE (Hrsg.): „Grundlagen der Wirtschaft“, Bibliografisches Institut AG, Mannheim (2010) „Mankiw / Taylor“ N. Gregory Mankiw und Mark P. Taylor: „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre“, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart (2008) „Krugmann / Wells“ Paul Krugmann und Robin Wells: „Volkswirtschaftslehre“, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart (2010) „vGR“ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden (2012) „makroo“ Wilhelm Lorenz: „<m@kro>online“, Online Skript (www.makroo.de) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 1 MIKRO UND MAKRO – FAST FORWARD IN 6 KAPITELN Einführung Markt: Nachfrage, Angebot, Gleichgewicht Modellwelten: Klassik, Keynes Produktionsfaktoren Quellen des Wohlstands: Arbeitsteilung, Geldwirtschaft Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 2 EINFÜHRUNG Volkswirtschaftslehre (VWL) Makroökonomie: aggregierte gesamtwirtschaftliche Analyse Mikroökonomie: idealtypische einzelwirtschaftliche Analyse Betriebswirtschaftslehre (BWL) individuelle einzelwirtschaftliche Analyse, z.B. Unternehmensorganisation, Personalführung, Beschaffung, Marketing, Produktion, Finanzwirtschaft, Controlling Berücksichtigung der Gesamtwirtschaft nur in ihren Auswirkungen auf das einzelne Unternehmen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels lesen!: TDR, S. 21 3 EINFÜHRUNG freie Güter Bedürfnisse knappe Güter auswählen, verzichten Befriedigung wirtschaften! MinimumPrinzip MaximumPrinzip VWL: die Wissenschaft von der Bewirtschaftung knapper Güter das „ökonomische Prinzip“: entweder möglichst sparsam oder möglichst ergiebig wirtschaften © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels lesen!: TDR, S. 20 4 EINFÜHRUNG „wirtschaften“ bedeutet: aus knappen Gütern wählen und verzichten ein „homo oeconomicus“ handelt rational nach dem „ökonomischen Prinzip“ aber … Minimierung des Aufwands (Input) bei gegebenem Ertrag (Output) oder Maximierung des Ertrags (Output) bei gegebenem Aufwand (Input) … individuelles Verhalten ist oftmals irrational („homo irrationalis“) … zumeist wird versucht, mit gerade noch vertretbarem (nicht: minimalem) Aufwand einen möglichst hohen (nicht: maximalen) Ertrag zu erreichen („generelles Extremumprinzip“) kein Verzicht auf die unrealistische Annahme eines „homo oeconomicus“ in der volkswirtschaftlichen Theorie (Rechenbarkeit!) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 5 EINFÜHRUNG „ökonomisches Prinzip“ und Wohlstand Wohlstand in einer Volkswirtschaft kann definiert werden über … … die Versorgung mit materiellen Gütern, z.B. mit Autos und Wohnungen … den Verbrauch an Energie … die Versorgung mit immateriellen Gütern, z.B. mit Bildung und Gesundheit … das Ausmaß der Bedürfnisbefriedigung: je seltener Bedürfnisse unbefriedigt bleiben, desto höher der Wohlstand das „ökonomische Prinzip“ sorgt für höchstmöglichen Wohlstand durch … … eine bestmögliche Versorgung mit materiellen, immateriellen und sonstigen knappen Gütern … eine bestmögliche Befriedigung von Bedürfnissen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 6 EINFÜHRUNG Konsumklima Nachfrage Prod.-Kosten Preise Einkommen Löhne Beschäftigung mittelfristig kurzfristig Produktion Zweitrundeneffekte erschweren die volkswirtschaftliche Betrachtung kurzfristig: Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern mittelfristig: Entwicklung von Löhnen und Preise mit Rückwirkung auf die Nachfrage © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 7 EINFÜHRUNG Methoden der volkswirtschaftlichen Forschung 1. Schritt: Beobachtung der ökonomischen Realität 2. Schritt: Entwicklung eines Modells Modelle sind ein vereinfachtes (abstrahierendes) Abbild der Realität – Problem: die Realität ist zu komplex, als dass sie in einfachen und verständlichen Modellen erfasst werden könnte Verbesserung der Realitätsnähe von Modellen durch abnehmende Abstraktion – Problem: abnehmende Verständlichkeit durch steigenden mathematischen Anspruch, trotzdem kein exaktes Abbild der Realität „c.p.“-Bedingung zur Komplexitätsreduktion – volkswirtschaftliche Entwicklungen sind das Ergebnis des Zusammenwirkens vieler Einflussfaktoren – isolierte Erfassung des Einflusses eines Faktors unter Konstanz aller übrigen Faktoren (ceteris paribus – c.p.) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels lesen!: Mankiw / Taylor: S. 23 – 27; Krugmann / Wells: Kapitel 2 8 EINFÜHRUNG Methoden der volkswirtschaftlichen Forschung 3. Schritt: Verifizierung / Falsifizierung wissenschaftliche Experimente wie z.B. in den Naturwissenschaften sind in der Ökonomie fast immer problematisch, deshalb bevorzugt „Gedankenexperimente“ Beobachtung der Realität – Deutung der Beobachtungen aus der Modellperspektive – Ergebnis: Bestätigung, Modifikation oder Ablehnung des Modells Problem: die Verwendung von Modellen … … erleichtert zwar das Erkennen von grundlegenden Strukturen und Prozessen … ist jedoch aufgrund der erforderlichen Abstraktion kein 100% verlässliches Mittel der volkswirtschaftlichen Forschung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 9 EINFÜHRUNG Methoden der volkswirtschaftlichen Forschung grundsätzliche Probleme beim Arbeiten mit Modellen spezielle Probleme in der VWL einfache Modelle sind verständlich – aber auch realitätsfern gezielte Manipulation der Ergebnisse durch Wahl der Modellannahmen keine „Naturgesetze“ in der VWL: Interpretationsspielräume für Interessengruppen, Parteien usw. wirtschaftliche Entwicklung entsteht durch das Verhalten einer großen Zahl von Individuen soziologische, psychologische und verhaltensbedingte Einflussfaktoren können NIE allumfassend berücksichtigt und erklärt werden „Zweitrundeneffekte“ Fazit: die VWL ist keine abgeschlossene Wissenschaft © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 10 MIKRO UND MAKRO – FAST FORWARD IN 6 KAPITELN Einführung Markt: Nachfrage, Angebot, Gleichgewicht Modellwelten: Klassik, Keynes Produktionsfaktoren Quellen des Wohlstands: Arbeitsteilung, Geldwirtschaft Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 11 MARKT ein „Markt“… … ist der übliche Modellansatz, mit dem die moderne VWL versucht, die Realität des Wirtschaftens zu beschreiben und zu erklären … erfasst die idealtypischen Gruppen der Unternehmen (Anbieter von Leistungen) und der Haushalte (Nachfrager nach Leistungen) … umfasst im weitesten Sinne alles, was für ein Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage erforderlich ist Marktplatz, Marktzeiten, Marktorganisation usw. auf einem Markt werden die Preis-Mengen Vorstellungen von Anbietern und Nachfragern in Übereinstimmung gebracht © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 12 MARKT - NACHFRAGE Nachfrage = Befriedigung von Bedürfnissen = Erzielung von Nutzen der Nutzen steigt … … je stärker ein einzelnes Bedürfnis befriedigt wird … je mehr Bedürfnisse befriedigt werden Kategorisierung des Nutzens Grundnutzen: ursprüngliche Funktionalität, Gebrauchsfähigkeit allgemeiner Zusatznutzen: Service, Qualität, Preis, Design, Technik spezifischer Zusatznutzen („unique selling proposition“ – USP): Marke, Image und alle übrigen Kennzeichen der Einmaligkeit eines Produktes © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 13 MARKT - NACHFRAGE Bestimmungsfaktoren der Markt - Nachfrage Preis Einkommen Preis anderer Güter Bedürfnisstruktur Vermögen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 14 MARKT - NACHFRAGE Abhängigkeit der Markt - Nachfrage vom Preis: der normale Fall im normalen Fall kann eine Markt - Nachfragekurve als Treppenfunktion oder vereinfachend als Gerade mit negativer Steigung dargestellt werden © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 15 MARKT - NACHFRAGE Konsequenzen für das Marketing im „normalen Fall“ rationale Faktoren, insbesondere der Preis, sind das zentrale Wettbewerbsinstrument („Niedrigpreisstrategie“) Wettbewerbsvorteile für Kostenführer aufgrund der Nutzung von Fixkostendegressionen und positiven Economies of Scale (s. u.) Gefahr des ruinösen Wettbewerbs nur bei identischen Preisen geben zusätzliche Faktoren den Ausschlag © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 16 MARKT - NACHFRAGE Preiselastizität der Markt - Nachfrage Maß für die Reagibilität der Nachfrage bei Preisänderungen Dx: Änderung der Nachfrage von x1 auf x2 Dp: Änderung des Preises von p1 auf p2 Ex/p= (Dx/x1)/ (Dp/p1) Ex/p > 1: „elastische“ Nachfrage, d.h. bei einer Preisänderung von 1% ändert sich die Nachfrage um mehr als 1% 0< Ex/p < 1: „unelastische“ Nachfrage, d.h. bei einer Preisänderung von 1% ändert sich die Nachfrage um weniger als 1% Ex/p = 0: „vollkommen unelastische“ Nachfrage, d.h. bei einer Preisänderung ändert sich die Nachfrage nicht Ex/p = : „vollkommen elastische“ Nachfrage, d.h. bei einer Preisänderung von 1% ändert sich die Nachfrage unendlich stark Ex/p = 1: Übergang von „unelastischer“ und „elastischer“ Nachfrage © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 17 MARKT - NACHFRAGE Wirkung von Preisänderungen: Sonderangebote oder dauerhafte Preisänderungen? Sonderangebote führen zu spontanen Änderungen der Nachfrage ohne einen dauerhaften Einfluss auf die Konsumgewohnheiten dauerhafte Preisänderungen beeinflussen die Konsumgewohnheiten nachhaltig eine kurzfristig unelastische Nachfrage kann über einen längeren Zeitraum betrachtet zu einer elastischen Nachfrage werden unelastische Nachfrage bei langlebigen Konsumgütern (z.B. Kühlschränke) und zwingenden Gütern des täglichen Bedarfs (z.B. Grundnahrungsmittel, PKW-Kraftstoff für Berufspendler) hohe Preiselastizität bei weniger zwingendem Bedarf (z.B. Bildung, Möbel, Unterhaltung) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 18 MARKT - NACHFRAGE Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis: Veblen-Effekt und Giffen-Fall negative Preiselastizität der Nachfrage: Ex/p < 0 Veblen-Effekt bei Luxusgütern / demonstrativer Konsum z.B. Designerkleidung, Parfum, Kosmetik, Sportwagen Giffen-Fall in Wirtschaftskrisen (Armutsfall) z.B. Kartoffeln, Brot © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 19 MARKT - NACHFRAGE (sozial-) wissenschaftliche Begründung des Veblen-Effekts: die Bedürfnispyramide von Maslow Selbstverwirklichung Wertschätzung soziale Bedürfnisse Sicherheit physiologische Bedürfnisse © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 20 MARKT - NACHFRAGE Konsequenzen für das Marketing von Veblen-Gütern emotionale Faktoren, wie z.B. die Marke und das Image (Wertschätzung), sind das oftmals verdeckte zentrale Wettbewerbsinstrument der Preis dient als Qualitätsindikator („Hochpreisstrategie“), insbesondere wenn die Qualität vom Konsumenten nicht beurteilt werden kann Wettbewerbsvorteile für „starke“ Marken hohe Abhängigkeit von modischen Erscheinungen, Änderungen des Markenbewusstseins u.ä. Verlust des Markenimages bei hoher Verfügbarkeit (Verlust der Individualität), Sonderverkäufen und Qualitätsmängeln © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 21 MARKT - NACHFRAGE Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis: der unabhängige Fall Ex/p = 0 („vollkommen unelastisch“) z.B. Nachfrage nach einem lebensnotwendigen Medikament © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 22 MARKT - NACHFRAGE Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis: der „Ein-Preis“ Fall Ex/p = („vollkommen elastisch“) z.B. Nachfrage nach einem 10-Euro Schein © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 23 MARKT - NACHFRAGE Abhängigkeit der Nachfrage vom Einkommen inferiore (minderwertige) Güter z.B. billiger Schnaps Sättigungsgut Sättigungsgüter Nicht-Sättigungsgut z.B. selbstgenutzte Wohnungen inferiores Gut Nicht-Sättigungsgüter z.B. vermietet Häuser Abhängigkeit der Nachfrage vom Einkommen (in Tsd. Euro p.a.) Einkommen 0,00 10,00 20,00 Nachfrage: inferiores Gut 0,00 8,00 14,00 Nachfrage: Sättigungsgut 0,00 1,00 3,00 Nachfrage: Nicht-Sättigungsgut 0,00 0,20 0,60 Sparen 0,00 0,80 2,40 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 30,00 17,00 6,00 1,20 5,80 40,00 16,00 10,00 2,00 12,00 50,00 13,50 15,00 3,00 18,50 60,00 10,50 19,00 5,00 25,50 70,00 8,00 22,00 9,00 31,00 80,00 6,00 24,00 17,00 33,00 90,00 5,00 25,00 25,00 35,00 100,00 4,50 25,50 33,00 37,00 110,00 4,25 25,50 41,00 39,25 24 MARKT - NACHFRAGE Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis anderer Güter komplementäre Güter: zwei oder mehrere Güter können sinnvoll nur gemeinsam verwendet werden bzw. ergänzen sich z.B. Cachaca und Limetten (als Basisbestandteile für Caipirinha) oder Bauwerk und Grundstück © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 25 MARKT - NACHFRAGE Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis anderer Güter substitutive Güter: zwei Güter sind gleichsam geeignet zur Bedürfnisbefriedigung und können beliebig gegeneinander ausgetauscht (substituiert) werden z.B. vergleichbare Biere wie Beck‘s und Jever oder Butter und Margarine © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 26 MARKT - NACHFRAGE „Einkommenseffekt“ vs. „Substitutionseffekt“ Annahme: konstantes (Nominal-)Einkommen, substitutive Güter Preisanstieg, z.B. pButter (pMargarine) Substitutionseffekt: Substitutivgut wird relativ günstiger, d.h. qMargarine und qButter Einkommenseffekt: (reale) Kaufkraft sinkt aufgrund des gestiegenen Preises, Konsumenten passen ihr Nachfrageverhalten an und fragen auch das Substitutivgut weniger nach, d.h. qMargarine und qButter Preisrückgang, z.B. pButter (pMargarine) Substitutionseffekt: Substitutivgut wird relativ teurer, d.h. qMargarine und qButter Einkommenseffekt: (reale) Kaufkraft steigt aufgrund des niedrigeren Preises, Konsumenten passen sich wiederum an und fragen auch das Substitutivgut mehr nach, d.h. qMargarine und qButter © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 27 MARKT - NACHFRAGE Abhängigkeit der Nachfrage vom Preis anderer Güter indifferente Güter: zwei Güter werden völlig unabhängig voneinander nachgefragt z.B. Druckerpapier und Limetten oder Salz und Gesichtscreme © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 28 MARKT - NACHFRAGE Abhängigkeit der Nachfrage von … der Bedürfnisstruktur modische Erscheinungen, persönliche Vorlieben, Einflüsse der Sozialisation usw. dem Vorhandensein von Vermögen vermögende Menschen konsumieren anders oftmals höherer Anteil des Konsums am Einkommen, da das Sparen zur Zukunftssicherung (Vorsorgesparen) nur einen geringeren Stellenwert hat © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 29 MARKT - NACHFRAGE Marktnachfrage durch Aggregation aller individuellen Nachfragen zusätzliche Einflussfaktoren auf die Marktnachfrage Verteilung von Einkommen und Vermögen höhere (geringere) Marktnachfrage bei gleichmäßigerer (ungleichmäßigerer) Verteilung Anzahl der Nachfrager Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung: je mehr Nachfrager, desto höher die Nachfrage © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 30 MARKT - NACHFRAGE Änderung der Einflussfaktoren Preisänderungen: Bewegung AUF der Nachfragekurve Änderung (c.p.) anderer Faktoren: Verschiebung der Nachfragekurve Rechts-Verschiebung: zu jedem Preis ergibt sich eine erhöhte Nachfrage Links-Verschiebung: zu jedem Preis ergibt sich eine geringere Nachfrage © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 31 MARKT - NACHFRAGE Anstieg der Nachfrage Rückgang der Nachfrage Einkommen steigt Einkommen sinkt Substitutionsgut wird teurer Substitutionsgut wird günstiger Komplementärgut wird günstiger Komplementärgut wird teurer Bedürfnis steigt Bedürfnis sinkt stärkere Gleichverteilung von Einkommen und Vermögen stärkere Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen steigende Anzahl der Nachfrager sinkende Anzahl der Nachfrager © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 32 MARKT - ANGEBOT die angebotene Menge eines Gutes wird bestimmt durch (1.) den Verkaufspreis „Verkäufermarkt“: die Anbieter setzen ihre Interessen durch z.B. bei Nachfrageüberschuss, in Not- und Monopolsituationen, bei besonderen Fachkenntnissen und bei Abhängigkeit des Käufers vom Verkäufer cost-plus Methode: Verkaufspreise sind variabel und werden kostenorientiert festgesetzt („endogen“) „Käufermarkt“: die Nachfrager setzen ihre Interessen durch z.B. bei Angebotsüberschuss, bei wenig dringlichem Bedarf, bei Abhängigkeit des Verkäufers vom Käufer und in Monopolsituationen market-minus Methode: Verkaufspreise bilden sich am Markt („exogen“) und können nicht von einem einzelnen Anbieter beeinflusst werden © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 33 MARKT - ANGEBOT die angebotene Menge eines Gutes wird bestimmt durch (2.) die Kosten der Produktionsfaktoren Kostenkategorien Kostenträger: Personal, Material, Geräte, Fremdleistungen, Kapital, … betrieblichen Funktionen: Beschaffung, Fertigung, Vertrieb, Verwaltung, … Art der Verrechnung: Einzelkosten = direkte Kosten, Gemeinkosten = indirekte Kosten, Sondereinzelkosten (unregelmäßig anfallende Einzelkosten) Verhalten bei Beschäftigungsschwankungen: variabel (proportional, degressiv, progressiv), fix und sprungfix Auswirkung von Kostensteigerungen Verkäufermarkt: Erhöhung der Verkaufspreise Käufermarkt: Rationalisierung, Produktivitätssteigerung, Erschließung neuer Produkte und/oder neuer Märkte, Gewinnrückgang © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 34 MARKT - ANGEBOT die angebotene Menge eines Gutes wird bestimmt durch … … (3.) die technologische Entwicklung … (4.) den Preis anderer Güter Nutzung der vorhandenen Kapazitäten für die Produkte mit der höchsten Rentabilität … (5.) die Ziele des Anbieters technische Fortschritte wirken wie eine Verringerung der Produktionskosten ökonomische Ziele (Gewinnstreben, Marktstrategie, Risikobereitschaft usw.) nicht-ökonomische Ziele (Macht, Prestige, „Bekämpfung“ der Konkurrenz usw.) … (6.) eine Änderung der Kapazitäten bei den bereits produzierenden Unternehmen … (7.) eine Änderung der Kapazitäten durch Ausscheiden oder Hinzukommen von Anbietern © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 35 MARKT - ANGEBOT Annahmen für die Herleitung einer Angebotskurve es wird nur ein Gut / eine Leistung („Output“) hergestellt Produktionsfaktoren werden als „Input“ zusammengefasst keine Lagerhaltung Preise sind exogen vorgegeben und können nicht beeinflusst werden Unternehmen sind Mengenanpasser das technische Wissen ist konstant Gewinnmaximierung ist das ausschließliche Ziel der Unternehmen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 36 MARKT - ANGEBOT Produktionsfunktion: funktionaler Zusammenhang zwischen Input (Produktionsfaktoren) und Output substitutionaler Einsatz von Produktionsfaktoren, z.B. Cobb-Douglas Funktion ein vorgegebener Output kann durch vielfältige Kombinationen von (substituierbaren) Produktionsfaktoren erreicht werden, z.B. Landwirtschaft Grenzproduktivität oftmals abnehmend: „Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs“ limitationaler Einsatz von Produktionsfaktoren, z.B. Leontief Funktion ein vorgegebener Output kann nur durch eine einzige Kombination von (komplementären) Produktionsfaktoren erreicht werden, z.B. Fuhrpark, Kochrezept maximaler Output (Kapazitätsgrenze), wenn bei mindestens einem Produktionsfaktor das Maximum erreicht ist © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 37 MARKT - ANGEBOT CobbDouglas Produktionsfunktion variable Stückkosten kvar=5 Fixkosten Kfix=50 Stückpreis p=30 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Input Output x 0,00 0,50 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 7,00 8,00 9,00 10,00 12,00 14,00 16,00 18,00 20,00 0,00 2,10 2,41 2,77 3,00 3,18 3,32 3,45 3,55 3,65 3,74 3,82 3,96 4,08 4,19 4,29 4,38 variable Kosten Kvar 0,00 2,50 5,00 10,00 15,00 20,00 25,00 30,00 35,00 40,00 45,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 Fixkosten Kfix 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 Gesamtkosten K=Kvar +Kfix 50,00 52,50 55,00 60,00 65,00 70,00 75,00 80,00 85,00 90,00 95,00 100,00 110,00 120,00 130,00 140,00 150,00 Umsatz Gewinn U=p*x G=U-K 0,00 63,00 72,30 83,10 90,00 95,40 99,60 103,50 106,50 109,50 112,20 114,60 118,80 122,40 125,70 128,70 131,40 - 50,00 10,50 17,30 23,10 25,00 25,40 24,60 23,50 21,50 19,50 17,20 14,60 8,80 2,40 - 4,30 - 11,30 - 18,60 38 MARKT - ANGEBOT Gewinn Cobb-Douglas Produktionsfunktion Gewinnmaximum vor Erreichen des maximalen Outputs („Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs“) Stückkosten Umsatz Gesamtkosten © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 39 MARKT - ANGEBOT Leontief Produktionsfunktion Input variable Stückkosten kvar=5 Fixkosten Kfix=50 Stückpreis p=10 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Output x 0 1 5 10 20 40 60 80 100 110 120 0,00 1,00 5,00 10,00 20,00 40,00 60,00 80,00 100,00 100,00 100,00 variable Kosten Kvar 0,00 5,00 25,00 50,00 100,00 200,00 300,00 400,00 500,00 550,00 600,00 Fixkosten Kfix 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00 Gesamtkosten K=Kvar +Kfix 50,00 55,00 75,00 100,00 150,00 250,00 350,00 450,00 550,00 600,00 650,00 Umsatz Gewinn U=p*x G=U-K 0,00 10,00 50,00 100,00 200,00 400,00 600,00 800,00 1 000,00 1 000,00 1 000,00 -50,00 - 45,00 - 25,00 0,00 50,00 150,00 250,00 350,00 450,00 400,00 350,00 40 MARKT - ANGEBOT Umsatz Leontief Produktionsfunktion typisch für die industrielle Herstellung von Massengütern Gesamtkosten Gewinn Stückkosten © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 41 MARKT - ANGEBOT Leontief Produktionsfunktion Gewinnmaximum bei Vollauslastung der Kapazitäten ein Unternehmen mit dem Ziel der Gewinnmaximierung wird also immer bestrebt sein, den maximalen Output xkap zu produzieren Annahme: die Kapazitäten können kurzfristig nicht erweitert werden Berechnung der Angebotskurve bei alternativen Preisen p Umsatz U=p*xkap Gesamtkosten Kkap (konstant, d.h. nicht vom Preis abhängig) Gewinn G=UKkap xkap wird produziert so lange G>0, d.h. so lange der Preis p größer ist als die Stückkosten bei Vollauslastung der Kapazitäten kkap © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 42 MARKT - ANGEBOT Angebotskurve bei Leontief Produktionsfunktion variable Stückkosten kvar=5 Fixkosten Kfix=50 Stückpreis p=10 bei Vollauslastung: Output xkap=100 Gesamtkosten Kkap=550 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Preis p 0,00 4,00 4,75 5,00 5,50 6,00 7,00 8,00 9,00 10,00 11,00 12,00 13,00 bei Vollauslastung der Kapazitäten GesamtUmsatz Gewinn kosten Ukap Gkap Kkap =p*xkap =Ukap-Kkap 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 0,00 400,00 475,00 500,00 550,00 600,00 700,00 800,00 900,00 1 000,00 1 100,00 1 200,00 1 300,00 - 550,00 - 150,00 - 75,00 - 50,00 0,00 50,00 150,00 250,00 350,00 450,00 550,00 650,00 750,00 Output (nur bei Gkap0) xkap 0,00 0,00 0,00 0,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 43 bei Vollauslastung der Kapazitäten GesamtUmsatz Gewinn kosten Ukap Gkap Kkap =p*xkap =Ukap-Kkap Preis MARKT - ANGEBOT p Marktangebot durch Aggregation aller individuellen Angebote Unt. 1 Unt. 2 Unt. 3 kvar 5,00 4,00 4,50 Kfix 50,00 60,00 30,00 x kap 100,00 80,00 60,00 Kkap 550,00 380,00 300,00 Unternehmen 1 Unternehmen 2 Unternehmen 3 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Output (nur bei Gkap0) xkap 0,00 4,00 4,75 5,00 5,50 6,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 550,00 0,00 400,00 475,00 500,00 550,00 600,00 - 550,00 - 150,00 - 75,00 - 50,00 0,00 50,00 0,00 0,00 0,00 0,00 100,00 100,00 0,00 4,00 4,75 5,00 5,50 6,00 380,00 380,00 380,00 380,00 380,00 380,00 0,00 320,00 380,00 400,00 440,00 480,00 - 380,00 - 60,00 0,00 20,00 60,00 100,00 0,00 0,00 80,00 80,00 80,00 80,00 0,00 4,00 4,75 5,00 5,50 6,00 300,00 300,00 300,00 300,00 300,00 300,00 0,00 240,00 285,00 300,00 330,00 360,00 - 300,00 - 60,00 - 15,00 0,00 30,00 60,00 0,00 0,00 0,00 60,00 60,00 60,00 44 MARKT - ANGEBOT Marktangebot Marktangebotskurve als Treppenfunktion aus einzelnen Leontief Funktionen bzw. vereinfacht (bei vielen Anbietern) als Gerade mit positiver Steigung Preis pro Stück p 0,00 4,00 4,75 5,00 5,50 6,00 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Unternehmen 1 x1 0,00 0,00 0,00 0,00 100,00 100,00 gewinnmaximaler Output UnterUntergesamt nehmen 2 nehmen 3 x2 x3 x=x1+x2+x3 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 80,00 0,00 80,00 80,00 60,00 140,00 80,00 60,00 240,00 80,00 60,00 240,00 45 MARKT - ANGEBOT Abhängigkeit des Angebots vom Preis: Sonderfälle starres Angebot: Verkaufen um jeden Preis z.B. Blumen auf dem Samstagsmarkt kurz vor Schluss Ein-Preis Angebot z.B. Angebot von 10-Euro Scheinen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 46 MARKT - ANGEBOT Einflussfaktoren auf das Angebot Preiserhöhungen führen bei Leontief Produktionsfunktionen zu einem höheren Angebot, weil … … zunehmend mehr Unternehmen in der Lage sind mit Gewinn zu produzieren … sich Kapazitätserhöhungen zunehmend mehr lohnen Preiserhöhungen führen bei Cobb-Douglas Produktionsfunktionen zu einem höheren Angebot, weil der gewinnmaximale Output steigt Preissenkungen führen jeweils zu den entgegengesetzten Entwicklungen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 47 MARKT - ANGEBOT Einflussfaktoren auf das Angebot bei Leontief Produktionsfunktion Preisänderungen: Bewegung AUF der Angebotskurve Änderung (c.p.) anderer Faktoren: Verschiebung der Angebotskurve Rechts-Verschiebung: zu jedem Preis ergibt sich ein höheres Angebot Links-Verschiebung: zu jedem Preis ergibt sich ein geringeres Angebot © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 48 MARKT - ANGEBOT Anstieg des Angebots Rückgang des Angebots Preissenkung bei anderen Gütern Preisanstieg bei anderen Gütern Preissenkung bei Produktionsfaktoren Preissteigerung bei Produktionsfaktoren angebotssteigernde Änderung der Ziele angebotssenkende Änderung der Ziele technischer Fortschritt technischer Rückschritt zunehmende Produktionskapazitäten abnehmende Produktionskapazitäten © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 49 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktformen Anbieter Nachfrager viele wenige einer viele Polypol z.B. Lebensmitteleinzelhandel Nachfrageoligopol z.B. Molkereien Nachfragemonopol z.B. Ausrüstung der Bundeswehr wenige Angebotsoligopol z.B. Tankstellen bilaterales Oligopol z.B. Hochgeschwindigkeitszüge beschränktes Nachfragemonopol z.B. Bahnschienen einer Monopol z.B. Leitungswasser beschränktes Angebotsmonopol z.B. Airbus A380 bilaterales Monopol z.B. Münzprägeanstalt © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 50 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktformen nur im Polypol herrscht vollkommener Wettbewerb Preise sind vom Markt vorgegeben und können von einem einzelnen Anbieter nicht beeinflusst werden („Preisnehmer“) Anbieter passen sich entsprechend ihrer Angebotskurve über die Angebotsmengen an („Mengenanpasser“) Nachfrager passen ihre Nachfrage entsprechend ihrer Nachfragekurve an den jeweiligen Preis an in allen anderen Marktformen ist der Wettbewerb mehr oder weniger stark eingeschränkt (Oligopol, Kartell) bzw. gar nicht vorhanden (Monopol) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 51 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht: Modellannahmen Marktform: Polypol Anbieter und Nachfrager … … verfügen über alle erforderlichen Informationen und haben insbesondere einen vollständigen Überblick über die Preise … handeln nach dem ökonomischen Prinzip … reagieren flexibel und ohne Zeitverzug auf Preisänderungen … reagieren im „normalen Fall“ tatsächlicher Handel kann stattfinden Mindestangebotspreis liegt unter dem maximalen Nachfragepreis Mindestangebotsmenge liegt über der maximalen Nachfragemenge © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 52 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht Gleichgewichtspreis (12,00) und Gleichgewichtsmenge (108) Markträumung, d.h. das gesamte Angebot wird nachgefragt Markt für Bier in Deutschland Durchschnittspreis (Euro / 10 l) Nachfragemenge (l / Einwohner) Angebotsmenge (l / Einwohner) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 16,50 96,00 120,00 15,00 100,00 116,00 13,50 104,00 112,00 12,00 108,00 108,00 10,50 112,00 104,00 9,00 116,00 100,00 7,50 120,00 96,00 53 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht zum Gleichgewichtspreis (Ursache) wird die Angebotsmenge (Wirkung aus Sicht der Anbieter) nachgefragt bzw. die Nachfragemenge (Wirkung aus Sicht der Nachfrager) angeboten, d.h. der Markt wird geräumt die Gleichgewichtsmenge ist die maximal mögliche gehandelte Menge maximale Bedürfnisbefriedigung und Wohlstand im Marktgleichgewicht die „unsichtbare Hand des Marktes“ (Adam Smith, 1723 – 1790): marktwirtschaftliche Selbststeuerung bei entstandenen Marktungleichgewichten sorgt Wettbewerb bei Anbietern und Nachfragern für einen erneuten Ausgleich von Angebot und Nachfrage, d.h. für Gleichgewicht © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 54 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht und Selbststeuerung: Nachfrageüberschuss Wettbewerb unter den Nachfragern lässt den Preis steigen Angebot steigt, Nachfrage sinkt Ergebnis des Wettbewerbs: Gleichgewichtspreis und -menge © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 55 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht und Selbststeuerung: Angebotsüberschuss Wettbewerb unter den Anbietern lässt den Preis sinken Angebot sinkt, Nachfrage steigt Ergebnis des Wettbewerbs: Gleichgewichtspreis und -menge © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 56 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht und Selbststeuerung: kurzfristige Wirkung Gleichgewichtspreis- und Gleichgewichtsmenge (potenzielle) Nachfrager, denen der Gleichgewichtspreis zu hoch ist, fragen nicht nach (potenzielle) Anbieter, denen der Gleichgewichtspreis zu niedrig ist, bieten nicht an Anbieter, die zum Gleichgewichtspreis mit Gewinn verkaufen können, produzieren im Rahmen ihrer (nur kurzfristig!) fixen Kapazitäten © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 57 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht und Selbststeuerung: kurzfristige Wirkung Marktgleichgewicht Unternehmen 1 Unternehmen 2 Unternehmen 3 Unternehmen 4 Unternehmen 5 Unternehmen 6 Mindestpreis pmin 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 6,75 Kapazität xmax 100 120 80 120 90 120 Marktangebot S xmax 100 220 300 420 510 630 Marktnachfrage 433,33 366,67 300,00 233,33 166,67 133,33 pmin entspricht dem Minimum der unternehmensindividuellen Gesamtkosten pro Stück © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 58 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht und Selbststeuerung: mittel- und langfristige Wirkung Kapazitätseffekt Imitationseffekt (Benchmarking) Unternehmen, die bereits mit Gewinn produzieren, werden bestrebt sein, ihre Kapazitäten (kostenneutral) zu erhöhen weniger erfolgreiche Unternehmen werden sich am Marktführer orientieren, um dessen Kostenstruktur zu erreichen gemeinsame Wirkung von Kapazitäts- und Imitationseffekt „Rechtsverschiebung“ der Angebotskurve, d.h. neues Marktgleichgewicht mit niedrigerem Gleichgewichtspreis und höherer Gleichgewichtsmenge Grenzfall „natürlicher Preis“ (Adam Smith): alle Unternehmen produzieren mit der Kostenstruktur des Marktführers und die Angebotskurve flacht völlig ab © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 59 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht und Selbststeuerung: mittel- und langfristige Wirkung Preisrückgang bis zum „natürlichen Preis“ (Adam Smith) niedrigster Angebotspreis (= Minimum aller pmin) als Folge von Kapazitätserweiterungen und Benchmarking steigende Gleichgewichtsmenge, d.h. Wachstum © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels neues Marktgleichgewicht „natürlicher Preis“ 60 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht und Selbststeuerung: mittel- und langfristige Wirkung Wettbewerb und Innovationen Anbieter können sich durch Innovationen von Wettbewerbern abgrenzen befristetes Angebotsmonopol als Folge von Produktinnovationen befristete Kostenführerschaft als Folge von Verfahrensinnovationen im Wettbewerb wird innovatorisches Verhalten durch höhere Gewinne und/oder höhere Marktanteile (Economies of Scale, s.u.) belohnt: Wettbewerb als „Entdeckungsverfahren“ (Friedrich August von Hayek, 1899 - 1992) Folge: Wettbewerb fördert technischen Fortschritt und wirkt als Wachstumstreiber © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 61 MARKT - GLEICHGEWICHT Marktgleichgewicht und Selbststeuerung: mittel- und langfristige Wirkung Innovationseffekt Verfahrensinnovationen führen zu Kostensenkungen und bei Wettbewerb zu weiterem Preisrückgang nochmals steigende Gleichgewichtsmenge, d.h. weiteres Wachstum © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels neues Marktgleichgewicht 62 MARKT - GLEICHGEWICHT Ergebnis der marktwirtschaftlichen Selbststeuerung: die „unsichtbare Hand“ in Aktion die Anbieter: aus purem Egoismus (Geld ist geil) … die Nachfrager: aus purem Egoismus (Geiz ist geil) … … erweitern die mit Gewinn produzierenden Unternehmen ihre Kapazitäten … wird die „Best-Practice“ des Marktführers kopiert … versuchen alle Unternehmen, durch Innovationen die Kosten zu senken und Marktführer zu werden (bzw. zu bleiben) … versuchen die Haushalte möglichst günstig einzukaufen und „belohnen“ die günstigsten Anbieter durch Einkäufe Verschiebung des Marktgleichgewichts gutartige Deflation: niedrigerer Gleichgewichtspreis, höhere Gleichgewichtsmenge © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 63 MARKT - GLEICHGEWICHT Änderung (c.p.) auslösender Überschuss Preis Menge Interpretation Nachfrage steigt Nachfrageüberschuss steigt steigt wachstumsbedingte Inflation Nachfrage sinkt Angebotsüberschuss fällt fällt bösartige Deflation Angebot steigt Angebotsüberschuss fällt steigt gutartige Deflation Angebot sinkt Nachfrageüberschuss steigt fällt inflationäre Rezession (ggf. Stagflation) „Gesetz“ von Angebot und Nachfrage Verschiebung der Angebots- und Nachfragekurve, wenn sich nicht der Preis, sondern ein anderer Einflussfaktor ändert © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 64 MARKT - GLEICHGEWICHT „Gesetz“ von Angebot und Nachfrage Änderung der Nachfrage / Verschiebung der Nachfragekurve © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 65 MARKT - GLEICHGEWICHT „Gesetz“ von Angebot und Nachfrage Änderung des Angebots / Verschiebung der Angebotskurve © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 66 MARKT - GLEICHGEWICHT gleichgerichtete Änderung von Angebot UND Nachfrage / Verschiebung von Angebots- UND Nachfragekurve Wachstum bzw. Schrumpfung ohne Preisänderung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 67 MARKT - GLEICHGEWICHT gegengerichtete Änderung von Angebot UND Nachfrage / Verschiebung von Angebots- UND Nachfragekurve Preisänderung ohne Wachstum bzw. Schrumpfung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 68 MARKT - GLEICHGEWICHT Cobweb-Theorem: „Gesetz“ von Angebot und Nachfrage in einer dynamischen Betrachtung Angebot und Nachfrage reagieren zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Nachfrager orientieren sich bei Konsumentscheidungen am aktuellen Preis und reagieren sofort auf Preis- und Mengenänderungen die Anbieter können nur mit einer Zeitverzögerung („time-lag“) von einer Periode auf Änderungen am Markt reagieren und haben sich deshalb bei ihren Produktionsentscheidungen am Preis der Vorperiode orientiert Annahme: der Markt wird in jeder Periode geräumt, keine Lagerhaltung Auslöser für Änderungen der Gleichgewichtssituation ist eine Änderung der Nachfrage, d.h. eine neue Nachfragekurve © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 69 MARKT - GLEICHGEWICHT der stabile Fall nach einer Erhöhung der Nachfrage neues Gleichgewicht nach einigen Perioden mit Preisschwankungen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 70 MARKT - GLEICHGEWICHT der instabile Fall nach einer Erhöhung der Nachfrage kein neues Gleichgewicht, erratische Schwankungen von Preisen und Mengen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 71 MARKT - GLEICHGEWICHT der Schweinezyklus nach einer Erhöhung der Nachfrage kein neues Gleichgewicht, oszillierende Preis- und Mengenänderungen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 72 MIKRO UND MAKRO – FAST FORWARD IN 6 KAPITELN Einführung Markt: Nachfrage, Angebot, Gleichgewicht Modellwelten: Klassik, Keynes Produktionsfaktoren Quellen des Wohlstands: Arbeitsteilung, Geldwirtschaft Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 73 MODELLWELTEN Wirtschaftssystem Zentralverwaltungswirtschaft Eigentumsordnung und Verfügungsmacht: Planbehörde entscheidet über den Einsatz der Produktionsfaktoren (Arbeit, natürliche Ressourcen, Realkapital), stark eingeschränkte private Eigentums- und Verfügungsrechte Koordination: hierarchische Koordination durch Pläne Information: Informationsübermittlung durch komplexes Berichtswesen und Anordnungen Leistungsanreize: Planerfüllung ist oberste Pflicht, Sanktionen bei Nichterfüllung, immaterielle Anreize bei Übererfüllung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 74 MODELLWELTEN Wirtschaftssystem Marktwirtschaft Eigentumsordnung und Verfügungsmacht: Dezentrale und im Eigeninteresse getroffene Entscheidungen über den Einsatz der Produktionsfaktoren (Arbeit, natürliche Ressourcen, Realkapital), freie Verfügung über privates Eigentum Koordination: Abstimmung von Angebot und Nachfrage durch Preismechanismus Information: Signalfunktion von Preisänderungen Leistungsanreize: Preismechanismus bestimmt Belohnungen (z.B. für Effizienzsteigerungen) und Bestrafungen (z.B. für Überproduktion) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 75 MODELLWELTEN „Klassik“ (Liberalismus, Neoliberalismus) begründet im Wesentlichen auf Adam Smith liberale Wirtschaftsordnung als Ersatz für einen dirigistischen und interventionistischen Merkantilismus der Normalzustand in der Ökonomie ist das Gleichgewicht: kein Beteiligter hat Veranlassung, an diesem Zustand etwas zu ändern „Keynesianismus“ begründet auf John Maynard Keynes (1883 – 1946) Gleichgewichte mit Vollbeschäftigung und voller Auslastung der Kapazitäten sind kein Normalzustand, sondern die Ausnahme der Staat muss fallweise in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen, um stabile Ungleichgewichte aufzuheben © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 76 MODELLWELTEN – KLASSIK grundlegende Annahmen der „Klassik“ Konsumentensouveränität Konsumenten bestimmen als „homo oeconomicus“ ihre Nachfrage eigenständig Produktionsentscheidungen werden von den Produzenten getroffen, die sich jedoch wiederum an den Wünschen der Konsumenten orientieren somit indirekte Lenkungsfunktion der Konsumenten, d.h. das Angebot wird ohne externe Eingriffe reguliert maximale Konsumentensouveränität im Polypol, eingeschränkte oder gar keine Konsumentensouveränität („Produzentensouveränität“) in Oligopolen oder Monopolsituationen Wiederherstellung der indirekten Lenkungsfunktion durch Wiederherstellung des Wettbewerbs erfordert externe Eingriffe © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 77 MODELLWELTEN – KLASSIK grundlegende Annahmen der „Klassik“ das Say‘sche Theorem1: „Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst.“ Anbieter erbringen Leistungen (Güter, Dienstleistungen) in der Absicht, diese möglichst umgehend zu verkaufen das somit erzielte Einkommen wird verwendet für … – … Nachfrage (Konsum, Investitionen) – … Sparen, wobei die ersparten Beträge von den Banken zur Finanzierung von Investitionen oder Konsum verliehen werden steigendes Angebot steigendes Einkommen steigende Nachfrage 1 Jean-Baptiste Say (1767 – 1832) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 78 MODELLWELTEN – KLASSIK Kernaussagen der „Klassik“ Märkte sorgen für ein höchstmögliches Ausmaß an Bedürfnisbefriedigung und somit für Wohlstand die „unsichtbare Hand“ sorgt dafür, dass sich Märkte selbständig regulieren Voraussetzung: Wettbewerb, d.h. Mengen, Preise, Löhne und Zinsen sind vollkommen flexibel Eingriffe, z.B. des Staates, in das Marktgeschehen sind deshalb nur zulässig, um die Selbstheilungskräfte des Marktes zu erhalten wirtschaftliche Entwicklung wird von der Entwicklung des Angebots bestimmt (Say‘sches Theorem) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 79 MODELLWELTEN – KLASSIK Liberalismus basierend auf den Vorstellungen von Adam Smith unbeschränkte private Initiative auf Märkten sichert ein reibungsloses Funktionieren der Wirtschaft und sorgt für Wachstum und Wohlstand eine seinerzeit (Merkantilismus) revolutionäre Forderung Tätigkeit des Staates beschränkt sich auf das Angebot kollektiver Güter (z.B. Rechtsordnung, innere und äußere Sicherheit, Gesundheitsfürsorge) „Nachtwächterstaat“ (Ferdinand Lassalle, 1862) und „Manchesterliberalismus“ © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Makro4.1 80 MODELLWELTEN – KLASSIK Neoliberalismus Weiterentwicklung der Ideen von Adam Smith z.B. durch Friedrich August v. Hayek, Milton Friedman (1912 - 2006) die historische Erfahrung mit Marktwirtschaften führt zu der Erkenntnis, dass der Staat zusätzliche Aufgaben zu erfüllen hat Rechtsordnung muss den Missbrauch von Marktmacht (Monopole, Kartelle) verhindern Sicherung eines funktionierenden Geldwesens in Ausnahmefällen: Setzung von Standards und Einschränkung der freien Aktivitäten auf einzelnen Märkten © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Makro4.1 81 MODELLWELTEN – KEYNES Modellannahmen Marktungleichgewichte sind der Normalzustand Unternehmen verfügen (auch kurzfristig) über freie Kapazitäten es herrscht Unterbeschäftigung: Arbeitskräfte stehen (auch kurzfristig) zur Verfügung, das Lohnniveau ist fix Folge: Eine spontane Produktionsausweitung führt nicht zu steigenden Stückkosten eine Unterauslastung der Unternehmen ist auf fehlende Nachfrage zurückzuführen es herrscht Wettbewerb und die Preise sind fix Einflüsse durch das Ausland und den Staat werden (zunächst) nicht berücksichtigt die Analyse ist kurzfristig („In the long run we are all dead.“) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Makro4.2 82 MODELLWELTEN – KEYNES vier Bausteine des Modells von Keynes Gütermarkt Konsumfunktion: Konsum als bedeutendster Bestandteil des BIP Investitionsfunktion: Investitionen als zyklisch schwankende Größe Geldmarkt Geldangebot Geldnachfrage © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels lesen!: makroo, Kap. 3 Makro4.2 83 MODELLWELTEN – KEYNES 1600 das Einkommen – Ausgaben Diagramm 1400 Ausgaben (Nachfrage) 1200 1000 800 600 400 200 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Einkommen (Produktion, Güterangebot) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 84 MODELLWELTEN – KEYNES das Einkommen – Ausgaben Diagramm im „Gleichgewicht“ (45°-Linie) gilt: Einkommengepl = Ausgabengepl und Angebotgepl = Nachfragegepl 1400 1200 Ausgaben (Nachfrage) 1600 1000 800 600 400 200 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Einkommen (Produktion, Güterangebot) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 85 MODELLWELTEN – KEYNES das „Keynesianische Kreuz“ Ungleichgewichte am Gütermarkt lösen bei fixen Preisen Anpassungen des Güterangebots aus 1400 1200 Ausgaben (Nachfrage) 1600 1000 800 600 400 200 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 Einkommen (Produktion, Güterangebot) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 86 MODELLWELTEN – KEYNES die Konsumfunktion der private Konsum C ist ... ... abhängig von subjektiven und sozialen Faktoren, z.B. die persönliche Einstellung zum Konsum und zum Sparen, Zukunftsängste und Hoffnungen, Geiz, Prahlerei usw. ... abhängig von objektiven Faktoren, z.B. Einkommen, Zinsniveau, Preisniveau, Steuern, Transfers und Vermögen größten Einfluss auf den privaten Konsum hat das Einkommen Y: C = C(Y) 1 C ist positiv mit dem Einkommen korreliert „absolute Einkommenshypothese“: mit steigendem Einkommen steigt der Konsum nur unterproportional: C = Caut + c*Y, mit Caut = „autonomer“1 Konsum und c = marginale Konsumquote „autonom“ = durch nicht weiter erklärte externe Einflüsse vorgegeben und konstant © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 87 MODELLWELTEN – KEYNES die Keynesianische Konsumfunktion 1400 1200 abnehmende durchschnittliche Konsumquote C/Y Y 400 1200 C 400 1000 C/Y 1,00 0,83 Ausgaben (Nachfrage) 1600 1000 C = 100 + 0,75Y 800 600 400 200 0 0 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 200 400 600 800 1000 1200 Einkommen (Produktion, Güterangebot) 1400 1600 88 MODELLWELTEN – KEYNES die Sparfunktion in der Modellwelt von Keynes wird das Sparen nur vom Einkommen beeinflusst, weil: Einkommen Y = Ausgaben C + Sparen S d.h.: Y = C + S oder: Y = Caut + c*Y + S bzw.: S = -Caut + (1-c) *Y „autonomes“ Sparen: Saut = -Caut marginale Sparquote: s = 1 – c folglich: S = Saut + s*Y © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 89 MODELLWELTEN – KEYNES die Sparfunktion 1400 unrealistische Ergebnisse bei geringem Einkommen (negatives Sparen…) Y 0 400 1400 C 100 400 1150 S -100 0 250 1200 Ausgaben (Nachfrage): C, S 1600 1000 C = 100 + 0,75Y 800 600 400 S = -100 + 0,25Y 200 0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 -200 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Einkommen (Produktion, Güterangebot) 90 MODELLWELTEN – KEYNES Gleichgewicht auf dem Gütermarkt bei „autonomen“ Investitionen Iaut Gleichgewichtsbedingung: Ygepl = Cgepl + Igepl Einsetzen der Konsumfunktion: Ygepl = Caut + c*Ygepl + Iaut d.h.: (1-c) *Ygepl = Caut + Iaut das Einkommen Ygepl, das diese Gleichung erfüllt ist das Gleichgewichtseinkommen Y* C aut I aut Y 1c * © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 91 MODELLWELTEN – KEYNES Gleichgewicht Y* auf dem Gütermarkt 1400 C + Iaut 1200 Ausgaben (Nachfrage): C, S, I 1600 1000 C = 100 + 0,75Y 800 600 400 S = -100 + 0,25Y 200 Iaut = 100 0 0 -200 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 200 400 600 800 Y* 1000 1200 1400 Einkommen (Produktion, Güterangebot): Y 1600 92 MODELLWELTEN – KEYNES Ungleichgewichte auf dem Gütermarkt Mengenanpassungen in Richtung Gleichgewicht 1400 C + Iaut 1200 Ausgaben (Nachfrage): C, S, I 1600 inflatorische Lücke 1000 deflatorische Lücke 800 600 400 S = -100 + 0,25Y 200 Iaut = 100 0 0 -200 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 200 400 600 800 Y* 1000 1200 1400 Einkommen (Produktion, Güterangebot): Y 1600 93 MODELLWELTEN – KEYNES Gleichgewicht auf dem Gütermarkt bei Unterbeschäftigung Annahme: Vollbeschäftigung bei YVB = 1 200 ein Güterangebot von YVB wird jedoch nur zu C + Iaut = 1 100 nachgefragt (deflatorische Lücke = 100) Konsequenz: Beschäftigung und Einkommen sinken, da die Unternehmen ihre Produktion bis auf das Gleichgewichtsniveau Y* zurückfahren daraus ergibt sich eine Kernaussage der Keynesianischen Modellwelt: Unterbeschäftigung entsteht durch mangelnde Nachfrage Unternehmen produzieren nicht, weil die Nachfrage fehlt, und Haushalte fragen nicht nach, weil es an Einkommen fehlt, und an Einkommen fehlt es, weil zu wenig produziert wird usw. ... © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 94 MODELLWELTEN – KEYNES Gleichgewicht bei Unterbeschäftigung Arbeitslosigkeit in der deflatorischen Lücke deflatorische Lücke = 100 1400 C + Iaut 1200 Ausgaben (Nachfrage): C, S, I 1600 1000 800 600 400 S = -100 + 0,25Y 200 Iaut = 100 0 0 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels -200 200 400 600 800 Y* 1000 1200 YVB 1400 Einkommen (Produktion, Güterangebot): Y 1600 95 MODELLWELTEN – KEYNES Multiplikatoranalyse bei einem Multiplikator von k steigt bei einem Anstieg der Investitionen um DI das gesamtwirtschaftliche Einkommen Y um das k-fache von DI DY DC DI DC DY DY c DY DI c DY c DY DI 1 c DY DI 1 DI 1 c 1 mit k 1 c DY DY k DI © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 96 MODELLWELTEN – KEYNES Multiplikatoranalyse am Beispiel Caut = 100 c = 0,75 Iaut = 100 Y* = 800 YVB = 1 200 DY = 400 k=4 DI = 100 Fazit 1: um Vollbeschäftigung zu erreichen, sind zusätzliche Investitionen in Höhe von 100 erforderlich Fazit 2: je größer die marginale Konsumquote c bzw. je kleiner die marginale Sparquote s, desto kleiner ist die zusätzliche Investition DI, die für Vollbeschäftigung erforderlich ist © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 97 MODELLWELTEN – KEYNES die „Wirtschaft tot sparen“ Ausgangslage: Haushalte beschließen höhere Sparanstrengungen und erhöhen die marginale Sparquote s die marginale Konsumquote c = 1 – s geht zurück, d.h. die Nachfrage sinkt auf Grund geringeren Konsums Mengenanpassung: Unternehmen drosseln ihre Produktion das Gleichgewichtseinkommen sinkt auf Grund des gesunkenen Gleichgewichtseinkommens Y* führt die erhöhte marginale Sparquote nicht zu einer Erhöhung der Ersparnis im neuen Gleichgewicht Fazit: vermehrte Sparanstrengungen machen sich selbst zunichte gilt sowohl bei einer Erhöhung von s als auch von Saut © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 98 MODELLWELTEN – KEYNES die „Wirtschaft tot sparen“ S = s * Y* vorher: s = 1/4 S = 1/4 * 800 = 200 nachher: s = 1/3 S = 1/3 * 600 = 200 1400 1200 Ausgaben (Nachfrage): C, S, I 1600 C + Iaut 1000 C = 100 + 0,67Y 800 600 S = -100 + 0,33Y 400 200 Iaut = 100 0 0 -200 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 200 400 600 Y* 800 1000 1200 1400 Einkommen (Produktion, Güterangebot): Y 1600 99 MODELLWELTEN – KEYNES Probleme der Keynesianischen Wirtschaftspolitik in Deutschland nur geringer Mehrkonsum nach Einkommenssteigerungen negative Erwartungen, Angst vor der Zukunft Erhöhung / keine Verringerung der Sparquote keine Verwendung der Ersparnisse für Konsumzwecke erhöhte Haltbarkeit langlebiger Konsumgüter hohe Sparquote: ca. 10% des Einkommens werden gespart Entschuldung Konsum von Importgütern: geringe Wirkung im Inland Steuererleichterungen vs. Erhöhung der Sozialabgaben seltenere Ersatzbeschaffungen Mitnahmeeffekte bei Konjunkturprogrammen notwendige Ersatzbeschaffungen werden vorgezogen („Strohfeuer“), keine langfristig wirksame Änderung des Konsumverhaltens © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 100 3,57% p.a. 8,49% p.a. 12,88 % p.a. 10,92 % p.a. © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 7,79% p.a. Quelle: www.destatis.de , abgerufen am 11.02.2013, Werte jeweils zum 31.12. (2012 per 31.09.) 3,27% p.a. 101 MIKRO UND MAKRO – FAST FORWARD IN 6 KAPITELN Einführung Markt: Nachfrage, Angebot, Gleichgewicht Modellwelten: Klassik, Keynes Produktionsfaktoren Quellen des Wohlstands: Arbeitsteilung, Geldwirtschaft Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 102 PRODUKTIONSFAKTOREN Input (Produktionsfaktoren) Umformungsprozess (Produktion) Arbeit natürliche Ressourcen Output (Güter und Dienstleistungen für Konsum und Produktion) Produktionsprozess (Black Box) Realkapital Input – Produktion – Output © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels lesen!: TDR, S. 34 f 103 PRODUKTIONSFAKTOREN Produktionsfaktor Arbeit jede Art von manueller oder geistiger Tätigkeit mit der Absicht, Einkommen zu erzielen hohe Bedeutung in wenig entwickelten (vorindustriellen) und hoch entwickelten (nachindustriellen) Volkswirtschaften problematische Definition, denn z.B. Hausarbeit im eigenen Haushalt ist keine Arbeit in diesem Sinne vorindustriell: manuelle Tätigkeiten auf geringem Qualifikationsniveau nachindustriell: hochqualifizierte Tätigkeiten im Dienstleistungsbereich quantitative und qualitative Analyse des Produktionsfaktors Arbeit quantitativ: Anzahl an Arbeitskräften, Tages-, Wochen-, Jahres- und Lebensarbeitszeit, Arbeitslosigkeit qualitativ: Qualifikationen und Bedarf © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 104 PRODUKTIONSFAKTOREN Arbeitsmarkt und Bevölkerung in 2012 Quelle: www.destatis.de, abgerufen am 15.01.2013 Einwohner 81,916 Mio. Erwerbspersonen 43,872 Mio. Erwerbstätige 41,532 Mio. Erwerbslose 2,340 Mio. Erwerbspersonenpotential © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Nicht-Erwerbspers. 38,044 Mio. stille Reserve? NichtErwerbsfähige, Nicht-Erwerbswillige 105 PRODUKTIONSFAKTOREN Definitionen zur Beschäftigungslage „arbeitslos“ (Bundesagentur für Arbeit) „erwerbslos“ (Statistisches Bundesamt) gem. § 16 SGB 3: vorübergehend kein Beschäftigungsverhältnis oder Teilzeit bis zu 15 Stunden/Woche, Suche nach einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, Meldung bei der Arbeitsagentur und Verfügbarkeit Arbeitslosenquote = Quotient aus registrierten Arbeitslosen und zivilen Erwerbspersonen (Arbeitnehmer und Selbständige) gem. Internationale Arbeitsorganisation – ILO: alle Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren, die weder angestellt noch selbständig und auf der Suche nach Arbeit sind Ermittlung durch repräsentative Befragung keine Erwerbslosigkeit bei Beschäftigung mit mehr als 1 Stunde/Woche zeitweise große Unterschiede zwischen Arbeits- und Erwerbslosigkeit © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 106 Jahr PRODUKTIONSFAKTOREN Bevölkerung und Erwerbsbeteiligung in Deutschland 1991 – 2012 Quelle: www.destatis.de Fachserie 18 Reihe 1.1 vorläufige Jahresergebnisse abgerufen am 15.01.2013 (Ergebnisse des Mikrozensus 2011 noch nicht berücksichtigt) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Bevölkerung Erwerbspersonen (Einwohner) D ggü. D ggü. in Tsd. VJ in Tsd. VJ in % in % 79 984 40 932 80 594 0, 76 40 740 -0, 47 81 179 0, 73 40 752 0, 03 81 422 0, 30 40 972 0, 54 81 661 0, 29 40 957 -0, 04 81 896 0, 29 41 198 0, 59 82 052 0, 19 41 438 0, 58 82 029 -0, 03 41 788 0, 84 82 087 0, 07 42 020 0, 56 82 188 0, 12 42 394 0, 89 82 340 0, 18 42 536 0, 33 82 482 0, 17 42 648 0, 26 82 520 0, 05 42 711 0, 15 82 501 -0, 02 43 075 0, 85 82 464 -0, 04 43 441 0, 85 82 366 -0, 12 43 361 -0, 18 82 263 -0, 13 43 392 0, 07 82 120 -0, 17 43 433 0, 09 81 875 -0, 30 43 551 0, 27 81 757 -0, 14 43 512 -0, 09 81 779 0, 03 43 618 0, 24 81 916 0, 17 43 872 0, 58 Erwerbslose Erwerbstätige D ggü. VJ in % in Tsd. 2 159 2 534 17, 37 3 057 20, 64 3 323 8, 70 3 228 -2, 86 3 505 8, 58 3 808 8, 64 3 732 -2, 00 3 403 -8, 82 3 137 -7, 82 3 193 1, 79 3 523 10, 34 3 918 11, 21 4 160 6, 18 4 571 9, 88 4 245 -7, 13 3 601 -15, 17 3 136 -12, 91 3 228 2, 93 2 946 -8, 74 2 505 -14, 97 2 340 -6, 59 38 773 38 206 37 695 37 649 37 729 37 693 37 630 38 056 38 617 39 257 39 343 39 125 38 793 38 915 38 870 39 116 39 791 40 297 40 323 40 566 41 116 41 532 in Tsd. in % der Bevölkerung 48, 48 47, 41 46, 43 46, 24 46, 20 46, 03 45, 86 46, 39 47, 04 47, 76 47, 78 47, 43 47, 01 47, 17 47, 14 47, 49 48, 37 49, 07 49, 25 49, 62 50, 28 50, 70 Erläuterungen: Bevölkerung nach dem Inländerkonzept, Erwerbslose nach der Arbeitskräfteerhebung D ggü. VJ in % - prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr Arbeitnehmer in Tsd. 35 209 34 590 34 020 33 891 33 923 33 828 33 717 34 097 34 631 35 262 35 323 35 071 34 675 34 658 34 453 34 660 35 293 35 817 35 853 36 073 36 577 36 987 Selbständige in Tsd. 3 564 3 616 3 675 3 758 3 806 3 865 3 913 3 959 3 986 3 995 4 020 4 054 4 118 4 257 4 417 4 456 4 498 4 480 4 470 4 493 4 539 4 545 107 PRODUKTIONSFAKTOREN Jahr 1991 2003 Saldo Bevölkerung (Einwohner) in Tsd. 1 79 984 82 520 2 536 Erwerbspersonen in Tsd. Erwerbsquote in % 2=4+5 40 932 42 711 1 779 3=2/1 51, 18 51, 76 Erwerbslose in Tsd. 4 2 159 3 918 1 759 Erwerbstätige in Tsd. 5 38 773 38 793 20 Erwerbstätigenquote in % 6=5/1 48, 48 47, 01 NichtErwerbspersonen in Tsd. 7=1-2 39 052 39 809 757 Arbeitnehmer in % der in Tsd. Erwerbstätigen 8 9=8/5 35 209 90, 81 34 675 89, 38 - 534 Selbständige in % der in Tsd. Erwerbstätigen 10 11 = 10 / 5 3 564 9, 19 4 118 10, 62 554 Analyse der Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung und Erwerbsbeteiligung 1991 – 2003 Bevölkerungswachstum (2 536 Tsd.) geht einher mit einem Anstieg der Erwerbslosen (1 759 Tsd.), der Nicht-Erwerbspersonen (757 Tsd.) und der Erwerbstätigen (20 Tsd.) Zunahme bei den Erwerbstätigen resultiert aus einer zunehmenden Bedeutung der Selbständigkeit (554 Tsd.) bei rückläufiger Zahl der Arbeitnehmer (-534 Tsd.) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 108 PRODUKTIONSFAKTOREN Jahr 2003 2012 Saldo Bevölkerung (Einwohner) in Tsd. 1 82 520 81 916 - 604 Erwerbspersonen in Tsd. Erwerbsquote in % 2=4+5 42 711 43 872 1 161 3=2/1 51, 76 53, 56 Erwerbslose in Tsd. 4 3 918 2 340 -1 578 Erwerbstätige in Tsd. 5 38 793 41 532 2 739 7,1% Erwerbstätigenquote in % 6=5/1 47, 01 50, 70 NichtErwerbspersonen in Tsd. 7=1-2 39 809 38 044 -1 765 Arbeitnehmer in % der in Tsd. Erwerbstätigen 8 9=8/5 34 675 89, 38 36 987 89, 06 2 312 6,6% Selbständige in % der in Tsd. Erwerbstätigen 10 11 = 10 / 5 4 118 10, 62 4 545 10, 94 427 12,0% Analyse der Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung und Erwerbsbeteiligung 2003 – 2012 Bevölkerungsrückgang (-604 Tsd.), weniger Erwerbslose (-1 578 Tsd.) und mehr Erwerbstätige (2 739 Tsd.), d.h.: deutliche Abnahme der Nicht-Erwerbspersonen (-1 765 Tsd.) und Verringerung der „stillen Reserve“ steigende Anzahl an Selbständigen (427 Tsd.) und Arbeitnehmern (2 312 Tsd.) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 109 PRODUKTIONSFAKTOREN Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland Arbeitslosenquote in % aller abhängig Beschäftigten (Jahreswerte 1950 – 2012) Eingliederung von Flüchtlingen und Vertriebenen Arbeitsmarktreformen Wirtschaftswunder Vollbeschäftigung, Arbeitsmigranten Wiedervereinigung 1973: 1. Ölkrise 1979: 2. Ölkrise Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit – Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf, Nürnberg, Dezember 2012, abgerufen am 15.01.2013 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 110 PRODUKTIONSFAKTOREN regionale Verteilung der Arbeitslosigkeit in D Arbeitslosenquoten bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen in Prozent (Stand: April 2013) Uckermark und VorpommernGreifswald: 15,3% Eichstädt: 1,4% Quelle: Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 25.05.2013 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 111 PRODUKTIONSFAKTOREN Ursachen für Arbeitslosigkeit saisonal: regelmäßige jahreszeitliche Schwankungen friktionell: bei Wechsel des Arbeitsplatzes konjunkturell: allgemeine wirtschaftliche Entwicklung strukturell: Arbeitnehmer lehnen die Aufnahme einer Beschäftigung ab (persönlicher Aufwand zu hoch) oder Arbeitgeber unterlassen Einstellungen Mismatch-Arbeitslosigkeit: Qualifikationen passen nicht zu den Anforderungen Automatisierung: Maschinen als Jobkiller Demografie: geburtenstarke Jahrgänge, Zuwanderung, mehr Frauen im Job Globalisierung: Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 112 PRODUKTIONSFAKTOREN Ursachen für regional unterschiedliche Arbeitslosigkeit in Deutschland regionale Wirtschaftsstruktur viele qualifizierte Arbeitsplätze im sekundären (Industrie) und tertiären (Dienstleistungen) Sektor nur in Ballungszentren wenige unqualifizierte Arbeitsplätze im primären (Land- und Forstwirtschaft) Sektor auf dem Lande altindustrielle Zentren im Strukturwandel Mentalitätsunterschiede: calvinistisches Arbeitsethos vs. Behäbigkeit … © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 113 PRODUKTIONSFAKTOREN Arbeitszeiten Tages-, Wochen- und Jahresarbeitszeit für die meisten Beschäftigten durch Tarifverträge geregelt seit Beginn der Industrialisierung bis Mitte der 1990er Jahre tendenziell sinkend, seitdem wieder zunehmend – VW-Haustarif mit 4-Tage-Woche, eingeführt 1994, mit historisch minimaler Arbeitszeit – „Rücknahme der Arbeitszeitverkürzung“ seit Ende der 1990er Jahre „luxuriöser“ Urlaubsanspruch im internationalen Vergleich z.B. Deutschland: ca. 6 Wochen, USA: ca. 2 Wochen Lebensarbeitszeit ständige Verkürzung bis zum Jahrtausendwechsel, seitdem deutliche Verlängerung – Abitur bereits nach 12 Jahren und verkürzte Studiendauer im Bachelorstudium – Rente erst ab 67, mit Tendenz zur weiteren Erhöhung des Rentenalters © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 114 PRODUKTIONSFAKTOREN entscheidend im internationalen Vergleich der Arbeitskräftezahlen und der Arbeitszeiten ist allein die Produktivität eine geringe Anzahl an produktiven Arbeitskräften kann in kurzer Zeit mehr „schaffen“ als eine hohe Anzahl an unproduktiven Arbeitskräften in mehr Zeit die Produktivität der deutschen Wirtschaft ist im internationalen Vergleich sehr hoch, wodurch geringe Tages-, Wochen-, Jahres- und Lebensarbeitszeiten gerechtfertigt werden können © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 115 PRODUKTIONSFAKTOREN Qualität des Produktionsfaktors Arbeit schwer zu beurteilen, da immer im Kontext mit den Anforderungen zu sehen Erhöhung der Qualität durch Ausbildung möglich, aber nicht gesichert auch eine qualifizierte Ausbildung kann, wenn am Bedarf vorbei ausgebildet wird, zu einem Arbeitskräfteüberschuss und deshalb Arbeitslosigkeit bei einzelnen Berufen und Qualifikationen führen – keine qualitativen Verbesserung des Produktionsfaktors Arbeit – z.B. Mismatch-Arbeitslosigkeit bei Germanisten und Architekten eine pauschale Erhöhung der Anzahl der Studierenden pro Geburtsjahrgang ist deshalb keine sinnvolle Zielgröße der Bildungspolitik © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 116 PRODUKTIONSFAKTOREN natürliche Ressourcen: alles, was die Natur bereit stellt, z.B. quantitative Analyse: natürliche Ressourcen sind … Boden als Anbaufläche und als Standort für Produktion und Infrastruktur Bodenschätze, Wasser, Sonne und Wind die „Umwelt“ als Aufnahmemedium für Abfallprodukte … begrenzt, z.B. Weideflächen in Ostfriesland … (nahezu) unbegrenzt, z.B. Sand in der Sahara, Sonne, Wind, Gezeiten … erschöpfbar, z.B. Mineralölvorkommen … regenerierbar, z.B. Holz und Biomasse qualitative Analyse: es kommt darauf an, was man daraus macht abhängig von den technischen Möglichkeiten der Nutzung, z.B. Sonne und Wind © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 117 PRODUKTIONSFAKTOREN natürliche Ressourcen, Lebensstandard und Export hoher Lebensstandard in Deutschland führt zu einem hohen Bedarf an natürlichen Ressourcen Problem: Bedarf übersteigt die Ausstattung mit natürlichen Ressourcen Lösung: Import von z.B. fossilen Energieträgern neues Problem: womit sollen die Importe bezahlt werden? nur kurzfristige Lösung (siehe Griechenland): Verschuldung im Ausland langfristige Lösung: Export von Gütern und Leistungen, die das Ausland nachfragt, z.B. PKWs, High Tech im Maschinen- und Anlagenbau und Ingenieurleistungen Fazit: Deutschland ist zur Aufrechterhaltung des hohen Lebensstandards zum Export „verdammt“ © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 118 PRODUKTIONSFAKTOREN Realkapital Oberbegriff für Produktionsmittel und Lagerbestände Abgrenzung zum „Geldkapital“ Sachgüter, die zum Zwecke der Produktion eingesetzt werden, z.B. Gebäude, Maschinen, Fuhrpark Lagerbestände, z.B. Rohmaterialien, fertige Produkte Leistung des Realkapitals ist die Produktion Leistung des Geldkapitals ist die Überbrückung von Zeit (Vorfinanzierung der Erlöse der Produktion) quantitative Analyse: Veränderungen des Realkapitals durch … … Bruttoanlageinvestitionen … Lagerbestandsänderungen … Abschreibungen, d.h. Wertminderungen im Realkapital © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 119 + 80 + 20 + 70 Bruttoanlageinvestitionen Lagerzugänge im aktuellen Jahr − 30 Realkapital 31.12. − 40 20 Nettoinvestitionen = 50 Realkapital 1.1. + 30 PRODUKTIONSFAKTOREN Lagerabgänge im aktuellen Jahr Bruttoinvestitionen Abschreibungen Veränderungen im Realkapital „brutto“ und „netto“ unterscheiden sich hier durch die Abschreibungen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 120 PRODUKTIONSFAKTOREN quantitative Analyse Investitionen in Abhängig von den konjunkturellen Perspektiven Lagerbestandsänderungen zum Ausgleich kurzfristiger Schwankungen der Nachfrage Abschreibungen durch … … Verschleiß … Schäden … wirtschaftliches Veralten qualitative Analyse Qualität der Ausstattung einer Volkswirtschaft mit Realkapital ist abhängig von den gestellten Anforderungen z.B. Gasometer in Oberhausen im Jahre 1960 / 1990 / 2012 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 121 PRODUKTIONSFAKTOREN Arbeit natürliche Ressourcen Realkapital Quantität Qualität Zahl der Erwerbstätigen, Tages-, Wochen-, Jahres- und Lebensarbeitszeit abhängig davon, inwieweit Qualifikationen zu den Anforderungen passen durch natürliche Gegebenheiten bestimmt: begrenzt, (nahezu) unbegrenzt, erschöpfbar, regenerierbar unterliegt ständigen Veränderungen durch Abschreibungen, Änderungen der Lagerbestände und Bruttoinvestitionen abhängig von den technischen Möglichkeiten der Nutzung abhängig davon, inwieweit die Ausstattung mit Realkapital zu den Anforderungen passt Zusammenfassung zur quantitativen und qualitativen Analyse © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 122 MIKRO UND MAKRO – FAST FORWARD IN 6 KAPITELN Einführung Markt: Nachfrage, Angebot, Gleichgewicht Modellwelten: Klassik, Keynes Produktionsfaktoren Quellen des Wohlstands: Arbeitsteilung, Geldwirtschaft Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 123 QUELLEN DES WOHLSTANDS Einflussfaktoren auf Wohlstand unternehmensinterne und unternehmensübergreifende Arbeitsteilung industrielle Massenproduktion internationale Arbeitsteilung Geldwirtschaft (Wirtschaftsordnung) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 124 QUELLEN DES Robinson Crusoe keine WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Arbeitsteilung ohne Freitag („Robinson-Gesellschaft“) Adam Smith (1723 - 1790) „Stecknadelbeispiel“ als Nachweis der Vorteile einer Spezialisierung Möglichkeiten der Spezialisierung Produktionsteilung, d.h. Spezialisierung auf Produkte Arbeitsteilung, d.h. Spezialisierung auf Teilfunktionen von Produktionsprozessen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels lesen!: Mankiw / Taylor, Kap. 3 125 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Vorteile der Spezialisierung Überschaubare Teilprozesse erhöhen die Übersichtlichkeit, ermöglichen Standardisierung und unterstützen ein Qualitätsmanagement verbesserte Ausnutzung von besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Arbeitskräfte schnelleres Erreichen eines hohen Leistungsniveaus durch „learning by doing“ Verringerung von Rüstzeiten Möglichkeit zur Automatisierung von Teilprozessen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 126 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Nachteile der Spezialisierung Entfremdung von der Arbeit („Fließbandarbeit“) verringert Eigeninitiative und Motivation Spezialisierung kann zu Abhängigkeiten (z.B. von einem großen Unternehmen) und Monokulturen (z.B. in der Landwirtschaft) führen Spezialisierung führt bei wirtschaftlichen Problemen zu Kettenreaktionen, z.B. auf vor- und nachgelagerten Produktionsstufen Beispiel: „VW-Monokultur“ in Niedersachsen 7 Standorte mit > 90.000 Beschäftigten: Braunschweig, Emden, Hannover, Osnabrück, Rheine (MAN SE), Salzgitter, Wolfsburg jeder 7. Arbeitsplatz im produzierenden Gewerbe hängt direkt oder indirekt (inkl. Zulieferer) von VW ab (Quelle: FAZ vom 24.10.2007, S. 2) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 127 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG industrielle Massenproduktion Arbeitsteilung gliedert den Gesamtprozess in Teilprozesse vereinfachte Automatisierung von Teilprozessen Automatisierung erhöht den Anteil der Fixkosten an den Gesamtkosten Fixkostendegression der Anteil der Fixkosten an den Stückkosten wird mit steigender Stückzahl geringer maximale Ausnutzung der Kapazitäten führt zu minimalen Stückkosten positive Economies of Scale allgemeine Kostenvorteile bei steigender Produktionsmenge, z.B. durch Mengenrabatte im Einkauf © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 128 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Fixkostendegression Fixkostendegression Tagesproduktion (Stück) Materialkosten pro Stück (Euro) variable Fertigungskosten pro Stück (Euro) variable Herstellkosten pro Stück (Euro) variable Herstellkosten pro Tag (Euro) Fixkosten pro Tag (Euro) gesamte Herstellkosten pro Tag (Euro) gesamte Herstellkosten pro Stück (Euro) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 10 50,00 5,00 55,00 550,00 1 000,00 1 550,00 155,00 20 50,00 5,00 55,00 1 100,00 1 000,00 2 100,00 105,00 30 50,00 5,00 55,00 1 650,00 1 000,00 2 650,00 88,33 40 50,00 5,00 55,00 2 200,00 1 000,00 3 200,00 80,00 80 50,00 5,00 55,00 4 400,00 1 000,00 5 400,00 67,50 120 50,00 5,00 55,00 6 600,00 1 000,00 7 600,00 63,33 160 50,00 5,00 55,00 8 800,00 1 000,00 9 800,00 61,25 200 50,00 5,00 55,00 11 000,00 1 000,00 12 000,00 60,00 240 50,00 5,00 55,00 13 200,00 1 000,00 14 200,00 59,17 129 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG internationale Arbeitsteilung Adam Smith: absoluter Kostenvorteil Volkswirtschaften spezialisieren sich auf die Produkte, bei denen sie einen absoluten Kostenvorteil haben David Ricardo (1772 - 1823): komparativer Kostenvorteil Spezialisierung kann auch dann sinnvoll sein, wenn eine Volkswirtschaft bei KEINEM Produkt einen absoluten Kostenvorteil hat die „billigere“ Volkswirtschaft spezialisiert sich dabei auf die Produkte, bei denen im Vergleich der größte Kostenvorteil („komparativer Kostenvorteil“) besteht © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels lesen!: TDR, S. 242 f.; Mankiw / Taylor, Kap. 3 130 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Produktion ohne Arbeitsteilung Produktionskapazität Tuch Wein Produktionsmenge Tuch Wein England 220,00 AE 100,00 AE/METuch 120,00 AE/MEWein 1,000 METuch 1,000 MEWein Portugal 170,00 AE 110,00 AE/METuch 60,00 AE/MEWein 1,000 METuch 1,000 MEWein England (9,09%) Portugal (50,00%) ges.: 2,000 METuch ges.: 2,000 MEWein absoluter Kostenvorteil für: benötigte Produktionskapazitäten für AE: Arbeitseinheit als Kapazitätskennzahl ME: Mengeneinheit internationale Arbeitsteilung bei wechselseitigem absoluten Kostenvorteil (Adam Smith) England hat einen absoluten Kostenvorteil bei Tuch Portugal hat einen absoluten Kostenvorteil bei Wein England sollte sich also auf Tuch, Portugal auf Wein spezialisieren © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 131 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Produktion mit internationaler Arbeitsteilung (Variante 1) Produktionskapazität verwendete Produktionskapazität für Tuch Wein arbeitsteilige Produktionsmenge für Tuch Wein England 220,00 AE 220,00 AE 0,00 AE 2,200 METuch 0,000 MEWein Portugal 170,00 AE 0,00 AE 170,00 AE 0,000 METuch 2,833 MEWein ges.: 2,200 METuch ges.: 2,833 MEWein AE: Arbeitseinheit als Kapazitätskennzahl ME: Mengeneinheit Produktion mit internationaler Arbeitsteilung (Variante 2) Produktionskapazität verwendete Produktionskapazität für Tuch Wein arbeitsteilige Produktionsmenge für Tuch Wein England 220,00 AE 0,00 AE 220,00 AE 0,000 METuch 1,833 MEWein Portugal 170,00 AE 170,00 AE 0,00 AE 1,545 METuch 0,000 MEWein ges.: 1,545 METuch ges.: 1,833 MEWein Spezialisierung bei wechselseitigem absoluten Kostenvorteil © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 132 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Produktion ohne Arbeitsteilung Produktionskapazität Tuch Wein Produktionsmenge Tuch Wein England 220,00 AE 100,00 AE/METuch 120,00 AE/MEWein 1,000 METuch 1,000 MEWein Portugal 170,00 AE 90,00 AE/METuch 80,00 AE/MEWein 1,000 METuch 1,000 MEWein Portugal (10,00%) Portugal (33,33%) ges.: 2,000 METuch ges.: 2,000 MEWein absoluter Kostenvorteil für: benötigte Produktionskapazitäten für AE: Arbeitseinheit als Kapazitätskennzahl ME: Mengeneinheit internationale Arbeitsteilung bei einseitigem absoluten Kostenvorteil (David Ricardo) Portugal hat bei beiden Produkten den absoluten Kostenvorteil Spezialisierungsgewinne sind gem. Adam Smith also nicht zu vermuten David Ricardo: Spezialisierung auf das Produkt mit dem größten Kostenvorteil kann vorteilhaft sein © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 133 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Produktion mit internationaler Arbeitsteilung (Variante 1) Produktionskapazität verwendete Produktionskapazität für Tuch Wein Tuch Wein England 220,00 AE 220,00 AE 0,00 AE 2,200 METuch 0,000 MEWein Portugal 170,00 AE 0,00 AE 170,00 AE 0,000 METuch 2,125 MEWein ges.: 2,200 METuch ges.: 2,125 MEWein AE: Arbeitseinheit als Kapazitätskennzahl ME: Mengeneinheit arbeitsteilige Produktionsmenge für England Produktionskapazität 220,00 AE Portugal 170,00 AE Produktion mit internationaler Arbeitsteilung (Variante 2) verwendete Produktionskapazität für arbeitsteilige Produktionsmenge für Tuch Wein Tuch Wein 0,00 AE 220,00 AE 0,000 METuch 1,833 MEWein 170,00 AE 0,00 AE 1,889 METuch 0,000 MEWein ges.: 1,889 METuch ges.: 1,833 MEWein Spezialisierung bei einseitigem absoluten Kostenvorteil © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 134 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG komparativer Kostenvorteil: grundlegende Annahmen die Inanspruchnahme einer Arbeitseinheit führt überall zu gleich hohen Produktionskosten Produktionskapazitäten können für jegliche Art von Produktion eingesetzt werden, Arbeitskräfte sind für alle Tätigkeiten gleich begabt und geeignet Produktionsfaktoren sind national mobil, international jedoch immobil zusätzliche Produktivitätssteigerungen durch „Economies of Scale“ werden nicht berücksichtigt Transport- und Transaktionskosten bei internationalem Handel können vernachlässigt werden © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 135 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Globalisierung: die „Endstufe“ der internationalen Arbeitsteilung weltweite Vernetzung von Menschen, Prozessen zur Erstellung von Gütern und Dienstleistungen, Informationsströmen und Kapital „International operierende Unternehmen müssen heute anders agieren als früher.“ Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), auf der Pressekonferenz nach dem traditionellen Treffen der Bundeskanzlerin mit Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaftsverbände in München am 29.02.2008 zur Kritik an deutschen Großunternehmen, die trotz Rekordgewinnen Arbeitsplätze abbauen und Produktionsstandorte ins Ausland verlagern © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 136 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG 1948 1953 1963 1973 1983 Quelle: International Trade Statistics, WTO (2012), S. 24 eigene Darstellung 1993 2003 2011 9,49% 9,68% 10,36% 9,44% 8,45% 9,16% 11,65% Globalisierungs-“Wellen“ Ansätze einer Globalisierung in der Antike und im römischen Imperium erste „Welle“ von ca. 1870 bis zum ersten Weltkrieg zweite „Welle“ seit dem Ende des zweiten Weltkrieges © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 137 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Globalisierung: begünstigende Faktoren Abbau von Handelsschranken in den Industrieländern marktwirtschaftliche Orientierung und Öffnung insbesondere der „BRICStaaten“ (Brasilien, Russland, Indien, China) gesunkene internationale Frachtraten verbesserte Möglichkeiten der globalen Kommunikation relative Stabilität der „großen“ Währungen … zumindest bis zur Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 138 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG wirtschaftliche Entwicklung durch Globalisierung „Niedriglohn“-Länder spezialisieren sich zunächst auf lohnintensive Produktionsprozesse auf niedrigem Qualifikationsniveau Industriestaaten exportieren High-Tech Produkte und qualifizierte Dienstleistungen stürmische Industrialisierung, Wirtschaftsboom und gesellschaftlicher Wandel in den „Niedriglohn“-Ländern („Schwellenländer“) Schwellenländer produzieren High-Tech Produkte zunehmend selbst (z.B. Lenovo PCs) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 139 QUELLEN DES WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG beschleunigter Strukturwandel als Globalisierungsfolge Verschwinden „traditioneller“ Industrien Arbeitslosigkeit oder Einkommensverluste durch „Niedriglohn“-Konkurrenz Boom im Export von High-Tech Gütern erhöhte Nachfrage nach hoch qualifizierten Arbeitskräften sinkende Preise für „globalisierte“ Produkte und Leistungen steigende Bedeutung des Logistiksektors zunehmende Konkurrenz auf den Beschaffungsmärkten betrifft insbesondere Arbeitnehmer mit geringer Qualifikation bzw. in „traditionellen“ Industrien tendenziell steigende Preise für Rohstoffe und Energie „Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders“ (Herbert Grönemeyer, „Bleibt alles anders“, 1998) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 140 84 Nordamerika USA Kanada Mexiko 28,1 21,7 5,5 0,9 24,8 18,8 5,2 0,7 Süd- und Mittelamerika Brasilien Argentinien 11,3 2,0 2,8 9,7 1,8 1,3 6,4 0,9 0,9 4,3 1,1 0,6 4,4 1,2 0,4 Europa Deutschland Frankreich Großbritannien Italien 35,1 1,4 3,4 11,3 1,8 39,4 5,3 4,8 9,0 1,8 47,8 9,3 5,2 7,8 3,2 50,9 11,7 6,3 5,1 3,8 GUS, bis 1983: UdSSR 2,2 3,5 4,6 Afrika Republik Südafrika 7,3 2,0 6,5 1,6 Mittlerer Osten 2,0 14,0 0,9 0,4 2,2 3,7 3,4 Asien, Australien China Japan Indien Australien, Neuseeland 6 Tigerstaaten © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 2003 2011 7 377 17 816 15,8 9,8 3,7 2,2 12,8 8,3 2,5 2,0 3,0 1,0 0,4 3,0 1,0 0,4 4,2 1,4 0,5 43,5 9,2 5,2 5,0 4,0 45,4 10,3 6,0 4,9 4,6 45,9 10,2 5,3 4,1 4,1 37,1 8,3 3,3 2,7 2,9 3,7 5,0 1,5 2,6 4,4 5,7 1,5 4,8 1,0 4,5 1,0 2,5 0,7 2,4 0,5 3,3 0,5 2,7 3,2 4,1 6,8 3,5 4,1 7,0 13,4 1,2 1,5 1,3 3,2 3,0 12,5 1,3 3,5 1,0 2,4 2,5 15,2 1,0 6,4 0,5 2,1 3,6 19,1 1,2 8,0 0,5 1,4 5,8 26,1 2,5 9,9 0,6 1,4 9,7 26,2 5,9 6,4 0,8 1,2 9,6 31,1 10,7 4,6 1,7 1,7 9,8 Quelle: International Trade Statistics, WTO (2012), S. 24 www.wto.org, abgerufen am 15.01.2013 59 Welt 1963 1973 1983 1993 Mrd. US-$ (in jeweiligen Devisenkursen) 157 579 1 838 3 676 Anteile (%) 19,9 17,3 16,8 18,0 14,9 12,3 11,2 12,6 4,3 4,6 4,2 3,9 0,6 0,4 1,4 1,4 Entwicklung der weltweiten Exporte 1953 1948 Exporte (weltweit) 141 QUELLEN bislang ist Deutschland DER Globalisierungsgewinner Aufschwung nach 1945 durch Integration in die internationalen Handelsströme Exportweltmeister 2003 – 2008: Export als Wachstumsmotor „best-case“-Szenario: Erhalt des Technology-Gap WOHLSTANDS - ARBEITSTEILUNG Globalisierungsperspektiven für Deutschland DES teure High-Tech „Made in Germany“ bleibt Exportschlager Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Wissens- und Wohlstandsgesellschaft „worst-case“ Szenario: Verschwinden des Technology-Gap Schwellenländer werden zu führenden Industriestaaten und Exporteuren von kostengünstigen Massengütern und High-Tech Produkten erheblicher Rückgang des Lohnniveaus und Lebensstandards in Deutschland, Massenarbeitslosigkeit, Zusammenbruch des Sozialstaats © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 142 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT Arbeitsteilung erfordert Tauschwirtschaft einfachste Form: Naturaltausch erfordert Organisation Ware gegen Ware Vereinbarung über Ort und Zeit des Tauschens unübersichtlich wegen hoher Anzahl der Tauschverhältnisse n (n-1) / 2 (n: Anzahl der Tauschgüter) z.B. bei n = 50 000: 1 249 975 000 Quelle: http://www.dhm.de /lemo/forum/kollektives_geda echtnis/010/index.html © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels lesen!: TDR, S. 18 f. 143 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT Herr Meier Frau Müller sucht: Butter bietet: Butter bietet: Brot sucht: Brot Naturaltausch paarweise Übereinstimmung („doppelte Koinzidenz“) der Tauschwünsche erforderlich nur in „Steinzeit“-Wirtschaftssystemen (?) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 144 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT Frau Schulze sucht: Äpfel bietet: Butter Herr Meier sucht: Butter Ringtausch Frau Schmidt bietet: Äpfel sucht: Brot bietet: Brot mehr als zwei Tauschpartner tauschen simultan Tauschbörsen und Vernetzung erforderlich © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 145 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT Frau Schulze Tausch mit Standardgut Tauschvorgänge werden voneinander unabhängig gegen ein Standardgut durchgeführt geringste Anzahl an Tauschverhältnissen (= n – 1) z.B. „Koffer“ im „Knast“, „Zigarettenwährung“ © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels sucht: Äpfel bietet: Butter Herr Meier sucht: Butter Standardgut Frau Schmidt bietet: Äpfel sucht: Brot Standardgut bietet: Brot Standardgut 146 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT 7 Schritte von der Tausch- zur Geldwirtschaft Schritt 1: Festlegung eines Standardgutes, das sowohl einen eigenen („intrinsischen“) Wert als auch einen direkten Nutzwert hat und sich eignet als ... Abb.: Kakaobohnen, Standardgut und Zahlungsmittel der Azteken (© ZEIT online 2.11.2006) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels ... Tauschmittel (transportierbar, teilbar usw.) ... Recheneinheit (zählbar, messbar) mit festen Tauschrelationen zu allen anderen Gütern ... Wertaufbewahrungsmittel (lagerfähig) zur räumlichen und zeitlichen Trennung von Käufen und Verkäufen 147 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT 7 Schritte von der Tausch- zur Geldwirtschaft Schritt 2: Probleme mit z.B. geringer Haltbarkeit führen zum Ersatz des Standardgutes durch wertvolle oder seltene Standardgüter ohne direkten Nutzwert, z.B. Metalle und Edelmetalle Abb.: Ösenringbarren (2300 – 2000 v. Chr.) aus verhüttetem Kupfer geschmiedet, ca. 200 g (www.geldgeschichte.de) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 148 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT 7 Schritte von der Tausch- zur Geldwirtschaft Schritt 3: Metalle werden zur Kennzeichnung von Qualität und Gewicht mit Prägungen versehen es entstehen Münzen aus Metallen und Edelmetallen, z.B. Gold- und Silber Abb.: Münzen (ca. 600 v. Chr.) mit dem Wappen des lydischen Königs Krösus (© ZEIT online 2.11.2006) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 149 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT 7 Schritte von der Tausch- zur Geldwirtschaft Schritt 4: Herstellung von Münzen wird hoheitliche Aufgabe Anwendung des Gewaltmonopols bei Missbrauch und Fälschungen zur Durchsetzung von Strafen Einflussnahme auf das Wirtschaftssystem über die Menge an umlaufenden Münzen Abb.: Mainzer Goldgulden, ca. 1400 (© ZEIT online 2.11.2006) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 150 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT 7 Schritte von der Tausch- zur Geldwirtschaft Schritt 5: Tauschmittel werden zu Zahlungsmitteln Zahlungen mit Gold- und Silbermünzen befreien von allen Schulden, auch wenn sie nicht aus Tauschgeschäften entstanden sind (z.B. Steuerschulden) Abb.: Einseitig geprägte Silberpfennige (mittleres 13. Jhd.) aus dem Bodenseeraum (www.fundmuenzen.ch) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 151 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT 7 Schritte von der Tausch- zur Geldwirtschaft Schritt 6: Ausgabe von Anteilsrechten (Münzen und Scheine ohne entsprechenden Materialwert) auf die durch Gold oder andere Edelmetalle repräsentierten Werte Abb.: Münzen der Weimarer Republik (www.geldgeschichte.de) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels strenge Kontrolle der Ausgabe von Anteilsrechten Verhinderung von Fälschungen zwingend erforderlich „Goldstandard“ mit staatlicher Eintauschgarantie Fixierung von Devisenkursen durch Goldparitäten (1872: Deutschland; 1873: Norwegen, Schweden; 1875: Niederlande; 1876: Belgien, Frankreich, Schweiz; 1879: USA) 152 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT 7 Schritte von der Tausch- zur Geldwirtschaft Schritt 7: sukzessive Abschaffung der Eintauschgarantie Abb.: modernes Papiergeld (© ZEIT online 2.11.2006) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Anteilsrechte werden als Tauschmittel allgemein akzeptiert Kontrolle der Geldmenge: Sicherstellung einer ausreichenden Geldversorgung, mittel- und langfristige Vermeidung von Inflation Trennung von Notenbank und Regierung Goldreserven der Notenbanken verlieren ihre Bedeutung Aufhebung der Goldparität der Devisenkurse 153 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT veröffentlichte Goldreserven der Staaten und Zentralbanken in Mrd. US $ Quelle: World Gold Council © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 154 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT Rahmenbedingungen für eine funktionierende Geldwirtschaft Abb.: Inflationsgeld (1923) (© ZEIT online 2.11.2006) wenn eine Geldwirtschaft nicht (mehr) funktioniert: Rückkehr zur Tauschwirtschaft © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Herstellung von Geld erfordert strenge Kontrolle Bestimmung der erforderlichen Geldmenge nach wirtschaftlichen, nicht politischen, Kriterien Trennung von Notenbank und Regierung Vermeidung von übermäßiger Inflation und Deflation „Zigarettenwährung“ z.B. in Deutschland 1945 und in Rumänien unter Ceausescu 155 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT Inflation Anstieg des Preisniveaus, d.h. grundsätzlich aller Preise „schleichend“ (< 2% p.a.), „trabend“ (2-10% p.a.), „galoppierend“ (10-50%), „Hyper“-Inflation (> 50%) häufige Ursache: Anstieg der Geldmenge ein Anstieg der Geldmenge führt zu einer höheren Nachfrage bei vielen Gütern ist eine spontane Erhöhung des Angebots nicht möglich (Knappheit, Vollauslastung der Kapazitäten, …) die dadurch entstehende relative Verknappung des Angebots führt oftmals kurzfristig zu höheren Preisen Zweitrundeneffekte verursachen mittelfristig einen Anstieg des Preisniveaus © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 156 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT Auswirkungen einer Inflation zeitlich begrenzte Kaufkraftverluste durch Preissteigerungen mittel- und langfristige Kaufkraftverluste durch „kalte“ Steuerprogression Anstieg des Steuer-%-Satzes bei steigenden Einkommen Entwertung von Sparguthaben Inflationsausgleich mit der nächsten Tarifrunde / Rentenanpassung nur bei negativem Realzins, d.h. wenn Nominalzins abzüglich Inflationsrate < 0 Umverteilung zu Gunsten von Darlehensnehmern gravierende ökonomische Schäden bei galoppierender und Hyper-Inflation steigende „Schuhsohlenkosten“, d.h. häufigere Bankgeschäfte steigende „Speisekartenkosten“, d.h. häufigere Preisänderungen Geld verliert seine Eignung als Recheneinheit © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 157 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT Deflation Rückgang des Preisniveaus, d.h. grundsätzlich aller Preise bösartige Deflation Ursache: Nachfragemangel durch allgemeinen Pessimismus, z.B. in einer anhaltenden Wirtschaftskrise, oder als Folge einer restriktiven Geldpolitik, d.h. einer Verknappung des Geldes („monetäre“ Deflation) gutartige Deflation Ursache: Rückgang der Herstellungskosten und Angebotspreise als Folge technologischer Umwälzungen („technologische“ Deflation) grundsätzliche Auswirkung (differenzierter) Einfluss auf die Nachfrage insbesondere bei Investitions- und langlebigen Konsumgütern, weniger bei Gütern des täglichen Bedarfs Umverteilung zu Gunsten von Darlehensgebern © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 158 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT bösartige Deflation in Wirtschaftskrisen z.B. Weltwirtschaftskrise 1929-33, Japan seit Mitte der 90er Jahre Auswirkungen Anbieter senken die Preise zur Erhöhung der Kaufbereitschaft bei anhaltendem Pessimismus und in Erwartung weiterhin fallender Preise jedoch keine Belebung der Nachfrage bei fixen Nominallöhnen: höhere Arbeitslosigkeit, sonst: Lohnsenkungen (konstanter Reallohn) Wirkungslosigkeit der Geldpolitik: sinkende Zinsen und steigende Geldmenge führen nicht zu einer Zunahme der Nachfrage, wirtschaftlicher Belebung und einem Stopp des Preisrückgangs „Cash is King“: positiver Realzins (selbst bei Nominalzins = 0%) begünstigt die Erhöhung von Barreserven Deflationsspirale: sich selbst verstärkende Entwicklung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 159 QUELLEN DES WOHLSTANDS - GELDWIRTSCHAFT gutartige Deflation bei technologischen Umwälzungen z.B. im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung zum Ende des 19. Jahrhunderts Auswirkungen Innovationen und Automatisierung führen zu Effizienzsteigerungen, sinkenden Herstellungskosten und sinkenden Preisen allgemeiner Optimismus und steigende Nachfrage nach (zunehmend erschwinglicheren) Konsumgütern erhöhte Nachfrage ermöglicht Ausweitungen der Produktion und Investitionen zur Schaffung neuer Kapazitäten zunehmende Beschäftigung, durch Automatisierung freigesetzte Arbeitskräfte werden in den neuen Produktionsstätten aufgefangen Steigerung des Wohlstands © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 160 MIKRO UND MAKRO – FAST FORWARD IN 6 KAPITELN Einführung Markt: Nachfrage, Angebot, Gleichgewicht Modellwelten: Klassik, Keynes Produktionsfaktoren Quellen des Wohlstands: Arbeitsteilung, Geldwirtschaft Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 161 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG einfaches (ex-post) Kreislaufmodell einer Volkswirtschaft Gütermärkte Einnahmen Güterverkäufe Ausgaben Güterkäufe Unternehmen Haushalte • produzieren und verkaufen Güter • beschäftigen und verwenden Produktionsfaktoren • kaufen und konsumieren Güter • besitzen und verkaufen Faktorleistungen Produktionsfaktoren Löhne, Mieten, Pacht, Gewinne © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Unternehmen verkaufen Haushalte kaufen Faktormärkte Unternehmen kaufen Haushalte verkaufen Produktionsfaktoren Einkommen 162 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Einkommen Y Unt Konsum C Haush einfaches Kreislaufmodell in vereinfachter Darstellung: Abbildung nur der Zahlungsströme Unternehmen (Unt), Haushalte (Haush) Einkommen Y = Konsum C © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 163 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG erste Erweiterung des einfachen Kreislaufmodells: Sparen Haushalte verwenden ihr Einkommen Y für Konsum C und Bildung von Ersparnissen SHaush Unternehmen bilden Ersparnisse SUnt Wertminderung der Produktionsanlagen in Höhe der Abschreibungen D Y SUnt = C + SHaush bzw.: Y = C + S Bruttoinvestitionen IB = Nettoinvestitionen IN + Abschreibungen D1 Ersparnisse S werden für (Netto-) Investitionen IN verwendet: S = IN S = IB D und: YN = C + IB D = C + IN 1die Abschreibung D findet innerhalb des Unternehmenssektors statt und wird deshalb nicht von der Ersparnis abgedeckt. © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 164 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG erste Erweiterung des einfachen Kreislaufmodells Unternehmen (Unt), Haushalte (Haush), Kapitalsammelstellen (Kap) Vereinfachung: keine Berücksichtigung von Zinsen Einkommen Y Unt Investitionen I Ersparnis SUnt © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Haush Konsum C Ersparnis SHaush Kap 165 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG zweite Erweiterung des einfachen Kreislaufmodells: Staat staatliche Aktivitäten Umverteilung durch Besteuerung von Unternehmen TUnt und Haushalten THaush, Subventionen an Unternehmen Z und Transfers (z.B. Sozialleistungen) an Haushalte Tr Staatsverbrauch G : Ausgaben für die unentgeltliche Bereitstellung öffentlicher Verwaltungs- und Sachleistungen (z.B. für soziale Absicherung, innere und äußere Sicherheit, Bildung, Kultur), gemessen anhand der dafür erforderlichen Aufwendungen (Einkommen im öffentlichen Dienst YStaat und öffentliche Güterkäufe) Ersparnis SStaat und Investitionen IStaat (z.B. Errichtung und Unterhaltung von öffentlichen Gebäuden) IB = Summe aller Bruttoinvestition (Staat, Unternehmen) YB = C + G + IB © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 166 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG zweite Erweiterung des einfachen Kreislaufmodells Unternehmen (Unt), Haushalte (Haush), Kapitalsammelstellen (Kap), staatliche Aktivitäten (Staat) Einkommen YUnt privater Konsum CHaush Einkommen YStaat Güterkäufe Unt Subventionen Z Transfers Tr Haush Staat Steuern THaush Ersparnis SStaat Investitionen IStaat Investitionen IUnt © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Ersparnis SUnt Kap Ersparnis SHaush Steuern TUnt 167 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG dritte Erweiterung des einfachen Kreislaufmodells: Ausland „offene“ Volkswirtschaft, d.h. Berücksichtigung des Auslands für Exporte Ex erhält die inländische Wirtschaft Geldzahlungen aus dem Ausland, für Importe Im sind Geldzahlungen an das Ausland zu leisten („Außenbeitrag“ = Ex – Im) ein positiver Außenbeitrag wird durch die Kapitalsammelstellen finanziert (Geldanlagen im Ausland) Vereinfachung: keine Transferzahlungen mit dem Ausland Saldo der Einkommen mit dem Ausland DYAusl = Einkommen der Inländer im Ausland abzüglich Einkommen der Ausländer im Inland YBIP = C + G + IB + Ex Im YBNE = C + G + IB + Ex Im + DYAusl © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 168 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Einkommen YUnt dritte Erweiterung des Kreislaufmodells Einkommen YStaat Subventionen Z Transfers TrStaat-Haush Steuern TUnt Importe Im Exporte Ex Investitionen IUnt Transfers TrStaat-Ausl Staat Steuern THaush Ersparnis SStaat Investitionen IStaat Ersparnis SAusl Ausl © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Haush Außenbeitrag Ex-Im Kap Saldo der Einkommen DYAusl Unt Ersparnis SUnt Unternehmen (Unt), Haushalte (Haush), Kapitalsammelstellen (Kap), staatliche Aktivitäten (Staat), Ausland (Ausl) Güterkäufe Transfers TrHaush-Ausl privater Konsum CHaush Ersparnis SHaush 169 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Erfassung der wesentlichen Merkmale einer Volkswirtschaft innerhalb einer Rechnungsperiode auf der Basis der Kreislaufmodelle Zusammenfassung vieler Detailinformationen u.a. Einkommen, Gesamtproduktion, Beschäftigung, Preisänderung Kennzahlen, z.B. Bruttowertschöpfung BWS, Bruttoinlandsprodukt BIP, Inflationsrate, Produktivität Zuordnung zu „Sektoren“: Unternehmen, Haushalte, Staat, Ausland, Kapitalsammelstellen unterschiedliche Zielsetzungen, z.B. Information der Öffentlichkeit Bereitstellung von Entscheidungsgrundlagen für die Wirtschaftspolitik, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Bundesbank und EZB, EU usw. © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 170 Inlandskonzept Bruttowertschöpfung + Gütersteuern - Gütersubventionen = Bruttoinlandsprodukt Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Inlands- und Inländerkonzept Inländerkonzept Inlandskonzept © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Inländerkonzept = Bruttonationaleinkommen - Abschreibungen = Nettonationaleinkommen - Produktions- und Importabgaben + Subventionen = Volkseinkommen Inlandseinkommen der Ausländer Auslandseinkommen der Deutschen Inlandseinkommen der Deutschen + + 171 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Kennzahlen und Rechnungen nach dem Inlandskonzept Bruttowertschöpfung (BWS) Bruttoinlandsprodukt (BIP) Wert der innerhalb einer Periode im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen (Produktionswert) abzüglich der zur Leistungserstellung verbrauchten Vorleistungen Bewertung zu Herstellungspreisen (ohne: Gütersteuern, Subventionen) BWS + Gütersteuern – Subventionen = BIP Teilrechnungen zum BIP Entstehungsrechnung: in welchen Wirtschaftsbereichen ist das BIP entstanden? Verwendungsrechnung: wofür wird das BIP verwendet (Konsum, Investition)? Verteilungsrechnung: welche Einkommen sind entstanden (Löhne / Gehälter, Gewinne)? © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 172 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Bruttowertschöpfung in jeweiligen Preisen Jahr, Vierteljahr insgesamt Land- und Forstwirtschaft, Fischerei produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe Baugewerbe Dienstleister (gesamt) Mrd. Euro und Veränderung in % ggü. Vorjahr bzw. entsprechendem Vorjahreszeitraum 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 1 393,40 1 495,18 1 535,99 1 605,92 1 671,95 1 696,94 1 732,08 1 772,58 1 798,72 1 841,48 1 893,35 1 922,47 1 933,44 1 983,54 2 006,36 2 086,28 2 176,99 2 217,00 2 117,05 2 235,16 2 334,89 2 386,79 7,3 2,7 4,6 4,1 1,5 2,1 2,3 1,5 2,4 2,8 1,5 0,6 2,6 1,2 4,0 4,3 1,8 -4,5 5,6 4,5 2,2 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 16,96 16,55 -2,4 16,05 -3,0 17,18 7,0 18,30 6,5 19,39 6,0 19,63 1,2 19,02 -3,1 19,05 0,2 20,45 7,3 22,82 11,6 19,12 -16,2 17,72 -7,3 21,21 19,7 16,09 -24,1 17,13 6,5 18,96 10,7 21,19 11,8 15,89 -25,0 17,81 12,1 18,46 3,6 19,98 8,2 420,96 426,88 1,4 403,65 -5,4 413,42 2,4 424,68 2,7 421,50 -0,7 431,48 2,4 446,82 3,6 445,98 -0,2 464,60 4,2 471,76 1,5 469,40 -0,5 474,57 1,1 496,93 4,7 506,15 1,9 544,32 7,5 575,23 5,7 574,77 -0,1 495,30 -13,8 573,63 15,8 607,80 6,0 616,94 1,5 84,90 101,27 106,64 115,65 116,11 110,38 106,15 102,27 101,08 97,27 92,40 89,84 86,16 83,99 81,65 84,54 88,69 93,32 93,56 102,10 109,18 111,32 19,3 5,3 8,4 0,4 -4,9 -3,8 -3,7 -1,2 -3,8 -5,0 -2,8 -4,1 -2,5 -2,8 3,5 4,9 5,2 0,3 9,1 6,9 2,0 870,58 950,48 1 009,65 1 059,67 1 112,86 1 145,67 1 174,82 1 204,47 1 232,61 1 259,16 1 306,37 1 344,11 1 354,99 1 381,41 1 402,47 1 440,29 1 494,11 1 527,72 1 512,30 1 541,62 1 599,45 1 638,55 9,2 6,2 5,0 5,0 2,9 2,5 2,5 2,3 2,2 3,7 2,9 0,8 1,9 1,5 2,7 3,7 2,2 -1,0 1,9 3,8 2,4 Quelle: www.destatis.de, Fachserie Mrd. Euro ggü. Vorjahr 18, Reihe 1.2, Stand: 08.09.2013 173 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse der BWS 2012 Beitrag einzelner Branchen bei der Erstellung von Gütern und Leistungen Deutschland als Dienstleistungsgesellschaft: mehr als 2/3 der BWS entstehen durch Dienstleistungen, weniger als 1/3 durch Produktion geringer Anteil des Baugewerbes sowie der Land- und Forstwirtschaft © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 174 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse der BWS 2012 Veränderungen in einzelnen Branchen ausgeprägte konjunkturelle Schwankungen im produzierenden Gewerbe (ohne Bau) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 175 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse der BWS 2012 Veränderungen in einzelnen Branchen ausgeglichene Entwicklung der Dienstleistungen zahlreiche Sondereinflüsse (z.B. Bauboom nach der Wende) führen am Bau zu einer isolierten Entwicklung © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 176 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse der BWS 2012 Veränderungen in einzelnen Branchen zumeist gleichläufige Entwicklung im produzierenden Gewerbe (ohne Bau) und in den Dienstleistungsbranchen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 177 Bruttowertschöpfung in jeweiligen Preisen Jahr, Vierteljahr Land- und Forstwirtschaft, Fischerei insgesamt produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe Baugewerbe Dienstleister (gesamt) VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Mrd. Euro und Veränderung in % ggü. Vorjahr bzw. entsprechendem Vorjahreszeitraum 2007 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 527,50 533,10 558,06 558,33 5,0 4,5 4,4 3,5 4,02 4,44 5,49 5,01 3,3 5,7 18,6 13,6 136,89 142,53 146,22 149,59 5,2 5,9 5,7 5,8 20,74 22,12 24,38 21,45 15,6 4,2 1,9 0,0 365,85 364,01 381,97 382,28 4,4 3,9 4,0 2,7 2008 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 543,62 555,48 567,60 550,30 3,1 4,2 1,7 -1,4 5,15 5,38 5,64 5,02 28,1 21,2 2,7 0,2 140,81 150,24 147,47 136,25 2,9 5,4 0,9 -8,9 21,55 23,69 25,18 22,90 3,9 7,1 3,3 6,8 376,11 376,17 389,31 386,13 2,8 3,3 1,9 1,0 2009 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 509,87 514,41 544,57 548,50 -6,2 -7,4 -4,1 -0,3 3,84 4,04 4,19 3,85 -25,4 -24,9 -25,7 -23,3 115,60 -17,9 118,61 -21,1 127,62 -13,5 132,11 -3,0 20,85 23,43 25,80 23,27 -3,2 -1,1 2,5 1,6 369,58 368,33 386,96 389,27 -1,7 -2,1 -0,6 0,8 2010 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 535,64 547,49 574,74 577,29 5,1 6,4 5,5 5,2 3,58 4,01 4,97 5,25 -6,8 -0,7 18,6 36,4 131,97 141,67 146,66 153,33 14,2 19,4 14,9 16,1 22,33 26,82 28,27 24,68 7,1 14,5 9,6 6,1 377,76 374,99 394,84 394,03 2,2 1,8 2,0 1,2 2011 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 568,94 573,30 598,99 593,66 6,2 4,7 4,2 2,8 4,44 24,0 4,86 21,2 4,76 -4,2 4,40 -16,2 145,98 151,26 155,89 154,67 10,6 6,8 6,3 0,9 24,82 27,52 29,46 27,38 11,2 2,6 4,2 10,9 393,70 389,66 408,88 407,21 4,2 3,9 3,6 3,3 2012 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 586,66 585,45 610,76 603,92 3,1 2,1 2,0 1,7 4,83 5,15 5,10 4,90 8,8 6,0 7,1 11,4 151,98 153,40 156,91 154,65 4,1 1,4 0,7 0,0 26,27 28,09 30,19 26,77 5,8 2,1 2,5 -2,2 403,58 398,81 418,56 417,60 2,5 2,3 2,4 2,6 2013 1.Vj 2.Vj 589,99 604,98 0,6 3,3 4,77 4,88 -1,2 -5,2 147,70 156,77 -2,8 2,2 24,75 29,29 -5,8 4,3 412,77 414,04 2,3 3,8 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels Mrd. Euro ggü. Vorjahr Quelle: www.destatis.de, Fachserie 18, Reihe 1.2, Stand: 08.09.2013 178 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse der BWS (Quartal) Quartalsmuster („Saison“) aller Bestandteile der BWS z.B. BWS im produzierenden Gewerbe (ohne Bau) im 3. und 4. Quartal immer höher als im 1. und 2. Quartal z.B. BWS in der Land- und Forstwirtschaft im 3. Quartal meist mit Jahreshöchstwert Vergleiche deshalb nur mit dem entsprechenden Quartal des Vorjahres sinnvoll © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 179 Verwendung des Bruttoinlandsprodukts in jeweiligen Preisen Konsumausgaben Bruttoinlandsprodukt private Konsumausgaben Konsumausgaben des Staates zusammen Bruttoinvestitionen Außenbeitrag Exporte Importe Mrd. Euro und Veränderung in % ggü. Vorjahr bzw. entsprechendem Vorjahreszeitraum 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 1 534,60 1 648,40 1 696,90 1 782,20 1 848,50 1 875,00 1 912,60 1 959,70 2 000,20 2 047,50 2 101,90 2 132,20 2 147,50 2 195,70 2 224,40 2 313,90 2 428,50 2 473,80 2 374,20 2 495,00 2 609,90 2 666,40 7,4 2,9 5,0 3,7 1,4 2,0 2,5 2,1 2,4 2,7 1,4 0,7 2,2 1,3 4,0 5,0 1,9 -4,0 5,1 4,6 2,2 1 171,49 1 267,89 1 317,88 1 375,98 1 424,60 1 458,03 1 479,95 1 504,63 1 546,64 1 584,61 1 632,57 1 650,96 1 679,96 1 697,81 1 724,28 1 764,23 1 790,77 1 841,54 1 867,86 1 922,27 1 997,93 2 048,22 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 8,2 3,9 4,4 3,5 2,3 1,5 1,7 2,8 2,5 3,0 1,1 1,8 1,1 1,6 2,3 1,5 2,8 1,4 2,9 3,9 2,5 882,55 949,79 989,11 1 032,75 1 066,47 1 088,64 1 110,82 1 130,14 1 161,86 1 195,04 1 233,43 1 240,58 1 264,51 1 283,61 1 306,98 1 339,54 1 356,73 1 389,62 1 392,57 1 435,09 1 498,35 1 533,87 7,6 4,1 4,4 3,3 2,1 2,0 1,7 2,8 2,9 3,2 0,6 1,9 1,5 1,8 2,5 1,3 2,4 0,2 3,1 4,4 2,4 288,94 318,10 328,77 343,23 358,13 369,39 369,13 374,49 384,78 389,57 399,14 410,38 415,45 414,20 417,30 424,69 434,04 451,92 475,29 487,18 499,58 514,35 10,1 3,4 4,4 4,3 3,1 -0,1 1,5 2,7 1,2 2,5 2,8 1,2 -0,3 0,7 1,8 2,2 4,1 5,2 2,5 2,5 3,0 368,91 387,18 5,0 376,08 -2,9 400,26 6,4 412,91 3,2 398,96 -3,4 407,98 2,3 428,14 4,9 435,98 1,8 456,59 4,7 427,65 -6,3 385,34 -9,9 383,39 -0,5 387,12 1,0 384,13 -0,8 419,62 9,2 467,75 11,5 476,43 1,9 389,62 -18,2 432,53 11,0 476,32 10,1 460,27 -3,4 – 5,80 – 6,67 2,94 5,96 10,99 18,01 24,67 26,93 17,58 6,30 41,68 95,90 84,15 110,77 115,99 130,05 169,98 155,83 116,72 140,20 135,65 157,91 394,40 395,86 0,4 373,18 -5,7 406,96 9,1 438,85 7,8 465,07 6,0 524,02 12,7 560,14 6,9 588,13 5,0 683,55 16,2 731,23 7,0 760,57 4,0 767,08 0,9 846,44 10,3 919,07 8,6 1 053,14 14,6 1 145,41 8,8 1 191,19 4,0 1 008,09 -15,4 1 188,59 17,9 1 321,43 11,2 1 381,03 4,5 400,20 402,53 0,6 370,24 -8,0 401,00 8,3 427,86 6,7 447,06 4,5 499,35 11,7 533,21 6,8 570,55 7,0 677,25 18,7 689,55 1,8 664,67 -3,6 682,93 2,7 735,67 7,7 803,08 9,2 923,09 14,9 975,43 5,7 1 035,36 6,1 891,37 -13,9 1 048,39 17,6 1 185,78 13,1 1 223,12 3,1 Quelle: www.destatis.de, Fachserie 18, Reihe 1.2, Stand: 08.09.2013 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Jahr, Vierteljahr 180 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG das BIP 2012 und seine Verwendungen alle Angaben in jeweiligen Preisen, d.h. einschließlich inflationsbedingter Steigerungen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 181 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse des BIP 2012 Verwendung des BIP weit über 50% des BIP wird für privaten Konsum verwendet ca. 1/5 wird für Staatskonsum verwendet, d.h. für die Bereitstellung öffentlicher Leistungen Bruttoinvestitionen und Außenbeitrag (Exporte abzgl. Importe) machen ca. 1/4 des BIP aus © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 182 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse des BIP 2012 Veränderungen in der Verwendung konjunkturelle Einflüsse führen zu ausgeprägten Schwankungen der Bruttoinvestitionen außergewöhnlicher Einbruch während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 183 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse des BIP 2012 Veränderungen in der Verwendung ausgeprägte Schwankungen im Außenhandel, Einbruch während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 zumeist gleichläufige Entwicklung von Exporten und Importen Einfluss auf die Exporteinnahmen: Konjunktur in den Exportländern (Nachfrage nach Exportgütern), Wechselkurse Einfluss auf die Importausgaben: Binnenkonjunktur (Nachfrage nach Importgütern), Importpreise in fremder Währung, Wechselkurse © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 184 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse des BIP 2012 Veränderungen in der Verwendung nur geringe Änderungen privater Konsumausgaben und des Staatskonsums Konsumenten lassen sich nur begrenzt von kurzfristigen Entwicklungen beeinflussen autonome Entwicklung des Staatskonsums, bewusste Erhöhung in 2008/09 als Ausgleich für stagnierenden privaten Konsum (Nachfragepolitik) © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 185 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse des BIP 2012 Veränderungen in der Verwendung konjunkturell bedingte und ausgeprägte Schwankungen bei Bruttoinvestitionen und Außenbeitrag werden durch weniger ausgeprägte Veränderungen beim privaten Konsum und Staatskonsum ausgeglichen oder verstärkt © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 186 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse des BIP 2012 zumeist gleichläufige Entwicklung von Exporten und Importen: Deutschland als „Basarökonomie“ Einkauf von Rohstoffen, Energie und Vorleistungen im Ausland wesentliche Verarbeitung / Veredelung in Deutschland („made in Germany“) Endprodukte für heimische Verwendung und Export abnehmende Fertigungstiefe in Deutschland durch Verlagerung lohnintensiver Prozesse ins Niedriglohnausland steigender Anteil der exportinduzierten Vorleistungsimporte abnehmender heimischer Wertschöpfungsanteil an den Exportgütern wird bislang noch durch einen steigenden Anteil des Außenbeitrags am BIP überkompensiert © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 187 Verwendung des Bruttoinlandsprodukts in jeweiligen Preisen Konsumausgaben Jahr, Vierteljahr Bruttoinlandsprodukt private Konsumausgaben Konsumausgaben des Staates zusammen Bruttoinvestitionen Außenbeitrag Exporte Importe VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG 2007 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 591,42 594,26 620,60 622,22 5,9 5,0 5,1 3,9 425,58 442,80 454,27 468,12 1,0 1,6 2,0 1,4 321,45 337,89 348,46 348,93 0,7 1,3 2,0 1,1 104,13 104,91 105,81 119,19 1,9 2,5 2,2 2,2 123,02 108,19 128,84 107,70 15,7 8,6 8,0 14,1 42,82 43,27 37,49 46,40 279,49 281,71 285,46 298,75 12,1 10,2 9,5 3,9 236,67 238,44 247,97 252,35 8,3 6,0 5,6 3,1 2008 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 608,52 618,08 631,67 615,53 2,9 4,0 1,8 -1,1 438,48 458,69 469,34 475,03 3,0 3,6 3,3 1,5 330,43 348,68 358,91 351,60 2,8 3,2 3,0 0,8 108,05 110,01 110,43 123,43 3,8 4,9 4,4 3,6 123,37 112,54 132,55 107,97 0,3 4,0 2,9 0,3 46,67 46,85 29,78 32,53 298,08 305,97 300,91 286,23 6,7 8,6 5,4 -4,2 251,41 259,12 271,13 253,70 6,2 8,7 9,3 0,5 2009 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 573,67 577,44 608,81 614,28 -5,7 -6,6 -3,6 -0,2 445,53 464,59 474,13 483,61 1,6 1,3 1,0 1,8 331,07 349,36 357,07 355,07 0,2 0,2 -0,5 1,0 114,46 115,23 117,06 128,54 5,9 4,7 6,0 4,1 106,05 84,61 109,82 89,14 -14,0 -24,8 -17,1 -17,4 22,09 28,24 24,86 41,53 246,04 -17,5 240,73 -21,3 251,79 -16,3 269,53 -5,8 223,95 212,49 226,93 228,00 -10,9 -18,0 -16,3 -10,1 2010 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 597,83 611,76 640,76 644,65 4,2 5,9 5,2 4,9 457,30 474,92 489,23 500,82 2,6 2,2 3,2 3,6 338,13 357,25 370,10 369,61 2,1 2,3 3,6 4,1 119,17 117,67 119,13 131,21 4,1 2,1 1,8 2,1 104,92 103,64 121,43 102,54 -1,1 22,5 10,6 15,0 35,61 33,20 30,10 41,29 272,40 294,18 302,02 319,99 10,7 22,2 19,9 18,7 236,79 260,98 271,92 278,70 5,7 22,8 19,8 22,2 2011 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 638,14 640,93 667,91 662,92 6,7 4,8 4,2 2,8 475,86 495,29 508,96 517,82 4,1 4,3 4,0 3,4 355,03 373,36 387,02 382,94 5,0 4,5 4,6 3,6 120,83 121,93 121,94 134,88 1,4 3,6 2,4 2,8 120,86 113,43 131,36 110,67 15,2 9,4 8,2 7,9 41,42 32,21 27,59 34,43 326,56 325,46 331,55 337,86 19,9 10,6 9,8 5,6 285,14 293,25 303,96 303,43 20,4 12,4 11,8 8,9 2012 1.Vj 2.Vj 3.Vj 4.Vj 657,70 653,15 680,82 674,73 3,1 1,9 1,9 1,8 492,37 506,17 519,09 530,59 3,5 2,2 2,0 2,5 367,61 381,34 393,43 391,49 3,5 2,1 1,7 2,2 124,76 124,83 125,66 139,10 3,3 2,4 3,1 3,1 122,52 106,62 126,32 104,81 1,4 -6,0 -3,8 -5,3 42,81 40,36 35,41 39,33 346,02 344,95 346,33 343,73 6,0 6,0 4,5 1,7 303,21 304,59 310,92 304,40 6,3 3,9 2,3 0,3 2013 1.Vj 660,62 0,4 500,79 1,7 3,2 371,76 392,27 1,1 2,9 129,03 130,11 3,4 4,2 117,53 108,30 -4,1 1,6 42,30 44,54 337,13 347,74 -2,6 0,8 294,83 303,20 -2,8 -0,5 675,22 3,4Weßels 522,38 © SIBE 2.Vj & Prof. Dr. Thomas Quelle: www.destatis.de, Fachserie 18, Reihe 1.2, Stand: 08.09.2013 Mrd. Euro und Veränderung in % ggü. Vorjahr bzw. entsprechendem Vorjahreszeitraum 188 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG Analyse des BIP (Quartal) Quartalsmuster („Saison“) einzelner Verwendungen des BIP z.B. private bzw. staatliche Konsumausgaben im 1. Halbjahr kleiner als im 2. Halbjahr z.B. Bruttoinvestitionen im 3. Quartal zumeist höher als in anderen Quartalen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 189 Quelle: www.destatis.de, Fachserie 18, Reihe 1.5, abgerufen am 08.09.2013 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 190 VOLKSWIRTSCHAFTLICHE GESAMTRECHNUNG BIP pro Kopf in der EU 2009 Ungleichverteilungen zwischen Süd / Ost und Nord / West Quelle: Eurostat, abgerufen am 25.05.2013, in Kaufkraftstandard nach NUTS-3-Regionen © SIBE & Prof. Dr. Thomas Weßels 191