1 Die Transzendenz von Welt und Mensch, die Implikationen des Gottesbegriffs und das Verhältnis von Glaube und Vernunft Matthias Haudel 1. Die Transzendenz von Welt und Kosmos Sowohl der Wirklichkeit von WELT UND KOSMOS als auch der Universalhistorie und dem Menschen haften eine Selbsttranszendenz an, die zwischen „woher“ und „wohin“ oszilliert, die aufgrund der Kontingenz und Endlichkeit einer radikalen Fraglichkeit unterworfen ist, die im Staunen über das Wunder des Seins Frag-Würdigkeit enthält und die die Ahnung eines letzten Grundes beinhaltet. Damit verbunden ist die Frage nach einem letzten Sinn oder Ziel sowie das Phänomen der Gottesidee, wobei alle genannten Dimensionen „die Form eines unthematischen Gewahrseins haben“, weil „der Mensch von allem Anfang an in ein ihn übersteigendes ‚Geheimnis‘ hineingestellt ist, und zwar in der Weise, daß sich ihm ‚die unverfügbare [...] Unendlichkeit der Wirklichkeit als Geheimnis dauernd zuschickt‘“1. Für die Gottesbeweise in ihrer kosmologischen, anthropologischen, geschichtsphilosophischen oder ontologischen Ausrichtung gilt deshalb, daß sie nicht im Rückschluß von den Aspekten, welche die Selbsttranszendenz begründen, Gott „beweisbar“ ableiten können - was Kants Metaphysikkritik unterstreicht -, sondern sich lediglich einem „Grenzbegriff der Vernunft“ nähern: „Wir stoßen auf einen grundlosen Grund, an dem unser begründendes Denken zu Ende ist. Gerade wo es um den letzten Grund geht, müssen wir unser begründendes Denken aufgeben und uns auf das absolut Grundlose einlassen.“2 Eine durch die Selbsttranszendenz hervorgerufene Ahnung von Gott verlangt also die hermeneutische Umkehr von selbstbehauptendem und spekulativem Denken zu empfangender Anerkennung der Kreatürlichkeit des Seins. Unter dieser Voraussetzung ist laut alt- und neutestamentlichem Zeugnis die Erkennbarkeit Gottes aus den Werken seiner vom Schöpfergeist durchdrungenen Schöpfung gegeben (z.B. Psalm 8; 19; 29; 104; 148; Act 14,16 f.; 17,22 ff.; Röm 1,19 f.), weshalb es sich als unentschuldbar erweist, wenn der Mensch Gott die Ehre verweigert (Röm 1,20). Das bezeugt auch das menschliche Gewissen, insofern als das Gesetz Gottes dem Menschen ins Herz geschrieben ist (Röm 2,14 f.). Der Mensch, dem sich auf diesen Wegen die Ahnung eröffnet, daß Gott ist, aber noch nicht, wer Gott ist (Luther), neigt jedoch nach Röm 1,18 ff. statt zu einer sich öffnenden Anerkennung Gottes zur Identifikation Gottes mit Geschöpflichem oder mit sich selbst. Wegen der darauf beruhenden Ambivalenz „natürlicher“ Gotteserkenntnis müssen Natur und Gnade sowie Vernunft und Glaube aufeinander bezogen bleiben, da sich die Gnade die Natur voraussetzt und der Glaube die Vernunft in Dienst nimmt. „Deshalb ist die Natur kein eigenständiger, in sich abgeschlossener und aus sich vollendbarer Wirklichkeitsbereich. Sie ist dynamisch über sich hinaus auf eine Erfüllung ausgerichtet, die sie sich selbst nicht geben kann, die sie vielmehr allein durch die Gnade erhält. Erst durch die Gnade erlangt die Natur ihre eigentliche Bestimmung. Wo sie sich dagegen sündhaft gegen die Gnade versperrt, da gerät sie in Widerspruch mit sich selbst, da wird sie zutiefst verkehrt.“3 Somit ist der Zusammenhang zwischen Schöpfungs- und Heilsordnung bzw. zwischen allen drei Artikeln des Glaubensbekenntnisses gegeben. Entgegen der linear trennenden Stufenordnung von natürlicher und übernatürlicher Gotteserkenntnis besteht eine trinitarischheilsgeschichtliche Dynamik von Schöpfung, Erlösung und Vollendung, in der sowohl das jeweils spezifische Handeln von Vater, Sohn und Heiligem Geist in den drei heilsgeschichtlichen Phasen zum Ausdruck kommt als auch das gemeinsame Handeln der trinitarischen Personen in jeder dieser Phasen, so daß die Trinitätslehre im Kontext von Gesetz und Evangelium den hermeneutisch relevanten Zusammenhang von Schöpfungs- und Heilsordnung aufzeigt. In der dynamischen Zuordnung von schöpfungsmäßigen Erkenntnisvoraussetzungen und revelatorischer Selbsterschließung kommt neben den natürlichen Anknüpfungspunkten und Voraussetzungen der Selbsterschließung auch die Krisis (theologia crucis) mit ihrer Offenlegung der 1 W. Pannenberg: Theologie I, S. 128, wo er auf K. Rahner zurückgreift. Vgl. insgesamt W. Kasper: Gott, S. 133 ff., und C. Schütz: Tendenzen, S. 277 ff. 2 W. Kasper: Gott, S. 135. Zu den verschiedenen Formen der Gottesbeweise vgl. ebd., S. 131 ff. - Zu Kants Metaphysikkritik s.o., S. 122 f. 3 W. Kasper: Gott, S. 101. Vgl. insgesamt ebd., S. 93 ff.; M. Welker: Geist, S. 17; E. Jüngel: Entsprechungen, S. 163 ff.; C. Bresch [u.a.] (Hg.): Gott, S. 53 u. 138 f., und W. Pannenberg: Theologie I, S. 121 ff., der im Blick auf Röm 2,15 den Zusammenhang von Gewissen, Selbstbewußtsein, Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis erörtert. 2 sündhaften Verkehrung und Ambivalenz dieser Voraussetzungen zum Tragen. „Die Schöpfung muß daher so interpretiert werden, daß sie von Anfang an auf die Verwirklichung der vollendeten Gemeinschaft des trinitarischen Gottes mit seiner Schöpfung abzielt, die angesichts des Widerspruchs der Sünde nur durch die von Gott gewirkte Versöhnung verwirklicht werden kann. Die Versöhnung muß in dieser Weise als Ausdruck der Treue Gottes zu seiner Schöpfung und in dieser Weise als erneute Einbeziehung des Gott widersprechenden Menschen in die ursprüngliche Zielsetzung der Schöpfung verstanden werden. Die Vollendung der Welt darf darum nicht nach apokalyptischer Manier als radikale Neuschöpfung verstanden werden, sondern muß als Vollendung der versöhnten Schöpfung interpretiert werden, also als neuschöpferisches Handeln Gottes an der ursprünglichen Schöpfung.“4 Geschöpfliche Natur und Vernunft bleiben trotz der Sünde Anknüpfungspunkte für die Erschließung der Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott, weil sie darauf ausgerichtet sind: „Wenn es faktisch keine natürliche Ordnung (im traditionellen Sinn) gibt und ‚Natur‘ (Schöpfung) immer schon Anfang von trinitarischer Offenbarungs- und Heilsgeschichte ist, so gibt es auch keine natürliche Vernunft im Sinne eines ‚neutralen‘ Vermögens als jener geistigen Fähigkeit, mit der der Mensch sich die Wirklichkeit zu eigen macht, seinen eigenen Ort darin bestimmt und allenfalls noch eine unbestimmte Offenheit auf Transzendenz erfährt. Vielmehr ist auch die Vernunft faktisch geprägt von dem und ausgerichtet auf das von Gott in Freiheit eröffnete und geschenkte Ziel des Lebens mit dem dreifaltigen Gott. Und da dieses Ziel sich dem Menschen in einem geschichtlichen Offenbarungsprozeß darbietet, ist die Vernunft nicht indifferent gegenüber den sie an-gehenden geschichtlichen Bestimmungen.“5 Zugleich sind der Vernunft die Spuren der Trinität (vestigia trinitatis) in der vom dreieinigen Gott geprägten Schöpfungswirklichkeit zugänglich. Neben vielen Spuren analoger Einheit in Vielfalt im Kosmos gilt das auch für intrapersonal-psychologische und interpersonal-soziale trinitarische Analogien, die ihre Berechtigung zwar unter anderem in der Gottebenbildlichkeit des Menschen (imago Dei, Gen 1,26 f.) haben, die aber die intra- und interpersonale Dreieinigkeit Gottes immer nur annähernd widerspiegeln können, da allein in Gott die Gleichzeitigkeit von intra- und interpersonaler Dimension existiert. Deshalb darf es nicht zur unangemessenen Prinzipialisierung der Trinitätslehre kommen, wie es in vielen zeitgenössischen trinitätstheologischen Ansätzen durch die undifferenzierte Identifizierung göttlicher und weltlicher bzw. menschlicher Strukturen zu beobachten ist, wobei die Identifizierung zumeist durch die Übertragung weltlicher, anthropologischer oder ekklesiologischer Strukturen auf Gott erfolgt, was einer Funktionalisierung der Trinitätslehre gleichkommt.6 „Die Rede von den vestigia trinitatis in aller geschaffenen Wirklichkeit ist also gewissermaßen eine Gratwanderung: auf der einen Seite betont sie den Zusammenhang zwischen trinitarischem Gott (qua trinitarischem) und Erfahrung, auf der anderen Seite betont sie durch die Abweisung eines durch rationale Argumentation geschehenden, evidenten und zweifelsfreien Rückschlusses die ‚ontologische Differenz‘: Die Weise, wie Gott in sich ist, übersteigt alle geschöpfliche Ausdenkbarkeit, und darum kann (endliche) Erfahrung nur auf vestigia für das Unendliche stoßen. Aber dieses ‚Nur-vestigiumSein‘ der geschöpflichen Wirklichkeit ist nicht als Defizienz, sondern als positive modale Bestimmung zu werten: Die Erfahrungswirklichkeit weist tatsächlich auf den trinitarischen Gott hin.“7 Denn das „Geschaffene ist auf Grund seines Ursprungs und seiner Entfaltung vom dreieinen Gott durchwirkt und deshalb dessen Abbild“8. Die Analogie zwischen geschöpflicher und göttlicher Wirklichkeit bildet die Voraussetzung dafür, die Offenbarung Gottes verstehen zu können und die Universalität der speziellen Offenbarung wahrzunehmen, was durch die Interdependenz der drei Artikel des Glaubensbekenntnisses gewährleistet wird. Weil die Inkarnation (2. Artikel) sowohl auf die mit der Schöpfungswirklichkeit gegebenen Voraussetzungen (1. Artikel) als auch auf die eschatologische Vollendung durch den Heiligen Geist (3. Artikel) verweist, ist der integrale Zusammenhang von Vernunft und Geist sowie 4 C. Schwöbel: Trinitätslehre, S. 143 (Hervorhebung v. Vf.). Vgl. insgesamt ebd. S. 142 ff.; E. Lessing: Art. „Geist V“, S. 229 ff.; W. Kasper: Gott, S. 102; G. Noller: Eschatologie, S. 91 f. 5 G. Greshake: Gott, S. 39. 6 Vgl. dazu die kritische Untersuchung der trinitätstheologischen Ansätze in Kap. IV u. V. - Zum Problem der Prinzipialisierung und Funktionalisierung der Trinitätstheologie vgl. auch C. Schwöbel: Trinitätslehre, S. 135 u. 153 f., und O. Bayer: Trinitätslehre, S. 76 ff. Zu verschiedenen Formen der vestigia trinitatis s.o., S. 82 f., und vgl. z.B. G. Greshake: Gott, S. 38 ff.; J. Werbick: Trinitätslehre, S. 518 ff., und L. Oeing-Hanhoff: Ontologie, S. 143 ff., der geistmetaphysisch-ontologische vestigia trinitatis darlegt, diese aber auch im metaphysischen Rückschlußverfahren auf Gott überträgt. - Zur Ambivalenz der in der Welt vorfindlichen vestigia trinitatis vgl. G. Wenz: Unio, S. 342. 7 G. Greshake: Gott, S. 42. 8 Ebd., S. 41. 3 von Schöpfungs- und Heilswirklichkeit gegeben, zumal der Heilige Geist neben der Vollendung auch die Erhaltung der Schöpfung und die Erlösung in Christus vollzieht.9 In diesem Kontext verbietet nicht nur der erste Artikel mit seiner Bezugnahme auf den gesamten Kosmos eine oft zu beobachtende anthropozentrische oder existentialistische Reduktion, sondern auch der dritte Artikel mit seiner den ganzen Kosmos betreffenden Perspektive der eschatologischen Verherrlichung. Die neuzeitliche anthropozentrische Grundorientierung, die sich etwa in rein sittlicher Religiosität neukantianischer Prägung oder in existentialistischer Ausblendung der natürlich-kosmologischen Dimension äußert, wird der ganzheitlichen Selbsttranszendenz des Menschen und seiner Einbindung in Welt und Geschichte nicht gerecht. Deshalb „würde ein völlig akosmisches Gottesbild, Wirklichkeits- und Selbstverständnis des Menschen [...] eine bedenkliche Ausfallerscheinung darstellen.“10 Ein solches Defizit wird durch das trinitarische Bekenntnis verhindert, das Schöpfung und Erlösung umschließt und sich „für den umfassenden Horizont des Wirklichen“11 öffnet. Weil man Gott die Wirklichkeit von Welt und Kosmos nicht entziehen kann und der universale Wahrheitsanspruch der Offenbarung im Erfahrungskontext der Menschen gewährleistet bleiben muß, um zu verhindern, „daß der Glaube auf den Standpunkt eines ‚credo, quia absurdum‘ verwiesen wird“12, bedarf es der Wahrnehmung der Dimension natürlich-metaphysischer Transzendenz13 und ihrer ganzheitlichen Orientierung, allerdings nicht in Form einer prinzipialisierenden natürlichen Theologie, sondern als Grundlage der Ahnung von Gott und als Anknüpfungspunkt seiner revelatorischen Selbsterschließung, auf welche die Ahnung wiederum angewiesen bleibt. 2. Die Transzendenz des Menschen Neben der Beachtung des kosmologischen Aspekts bleibt jedoch gerade im neuzeitlichen Kontext die Auseinandersetzung mit den ANTHROPOLOGISCHEN VORAUSSETZUNGEN DER GOTTESERKENNTNIS grundlegend. Als Ergänzung der diesbezüglich schon hervorgetretenen Aspekte sei darauf hingewiesen, daß bereits im griechischen Begriff „Anthropos“ (Mensch) das über sich hinausweisende Wesen des Menschen angedeutet ist, insofern als dieser Begriff etymologisch mit dem Wortstamm ¢naqre‹n (nach oben blicken) in Verbindung gebracht wurde.14 Der Mensch, der die Begrenztheit seines Lebens ernst nimmt, spürt, daß er von Voraussetzungen lebt, die er nicht selbst geschaffen hat. Dadurch erfährt sich der Mensch als Frage und als Geheimnis, es existiert eine Unruhe der Unabschließbarkeit und somit das Gefühl, aus sich herausgerufen zu sein. Die sich in solcher „FragWürdigkeit des Geheimnisses“15 und im existentiellen Verwiesensein dokumentierende Selbsttranszendenz des Menschen erwartet eine „Antwort auf die mit dem Menschen als Person gegebene Frage nach dem Ganzen der Wirklichkeit“16 sowie nach dem universalen Sinn aller Wirklichkeit. In diesem „Gefordertsein der menschlichen Existenz“17 existiert sowohl das mit menschlicher Personalität und Liebeserfahrung gegebene Grundvertrauen als auch eine unauslotbare Verborgenheit: „Insofern die Erfahrung des Geheimnisses ein unerreichbarer Horizont aller unserer Erfahrung ist, begegnet es uns als das ganz Andere [...]. Insofern es uns in allen Dingen nahe ist, erscheint es uns als bergender Grund“18. Durch die Erfahrung des Geheimnisses, das die Frage nach dem universalen Sinn beinhaltet, wird das Denken über sich selbst hinausgewiesen, bis hin zum 9 Vgl. Gemeinschaft, S. 88; J.-Y. Lacoste: Theologie, S. 6; W. Kasper: Gott, S. 280; E. Lessing: Art. „Geist V“, S. 229 ff.; E. Jüngel: Entsprechungen, S. 7 f., und G. Wenz: Unio, S. 341 f., der den trinitarisch begründeten Zusammenhang von Schöpfung und Erlösung anhand der Confessio Augustana erörtert. 10 C. Schütz: Tendenzen, S. 281. Vgl. insgesamt I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 681 f. u. 687 f.; W. Kasper: Gott, S. 46; E. Jüngel: Gott, S. 17 ff.; B. Klappert: Tendenzen, S. 194 f. 11 F. Schmid: Erwägungen, S. 68. 12 C. Schütz: Tendenzen, S. 275. Vgl. H. Petri: Problematik, S. 14 ff., und M. Kappes: „Natürliche Theologie“, S. 297, 300 f., 307. 13 Vgl. H. Petri: Problematik, S. 14 ff. u. 23 f., und C. Schütz: Tendenzen, S. 270 ff. 14 Vgl. E. Jüngel: Entsprechungen, S. 208. 15 C. Schütz: Tendenzen, S. 283. Vgl. ebd., S. 285 u. 306; B. G. Langemeyer: Einheit, S. 313; E. Jüngel: Entsprechungen, S. 190; ders.: Gott, S. 20 u. 541; W. Kasper: Gott, S. 25 ff., 114 ff., 328 ff.; I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 579 u. 699; H. G. Ulrich: Heiliger Geist, S. 69 f. 16 W. Kasper: Gott, S. 27. Vgl. E. Jüngel: Gott, S. 541: „Man kann vor der ehernen Tatsache der eigenen Begrenztheit, die angesichts der Todesgrenze und ihres non plus ultra besonders peinlich ist, auch resignieren. Man würde damit aber gegenüber dem Menschsein des Menschen, man würde vor sich selbst resignieren.“ 17 I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 699. 18 W. Kasper: Gott, S. 115. Vgl. E. Jüngel: Entsprechungen, S. 201. 4 Grenzbegriff der Gottesidee: „Vor ihm muß unser Denken verstummen. Soll uns das Unendliche zugänglich werden, dann muß es sich uns selbst erschließen.“19 Das Herausgerufensein bzw. das Angewiesensein auf Anrede ist in der personalen und sprachlichen Konstitution des Menschen angelegt, wobei sich Personalität und sprachliche Konstitution gegenseitig bedingen. Die mit selbstreflexiver Subjektivität verbundene Personalität des Menschen verkörpert Selbstsein im Gegenüber- und Mitsein. Dementsprechend beinhaltet menschliche Personalität sowohl die apophatische Reserve des personalen Geheimnisses, die jenseits empirischer Ableitbarkeit steht, als auch die mit den Externrelationen einhergehende Dimension der Gemeinschaft und des Angegangenseins von außen. Weil sich der Mensch als personales Geheimnis nur selbst mitteilen kann und zugleich auf personale Gemeinschaft und damit auf Anrede angewiesen ist, bedarf er ontologisch der sprachlichen Konstitution. Die Sprachlichkeit wiederum ermöglicht durch den Zusammenhang von Erschließung, Verschlossenheit und Offenheit nicht nur die Handhabung des Aspekts des personalen Geheimnisses, sondern auch die freie Ansprechbarkeit des Menschen und die freie intersubjektive Gemeinschaft der Menschen untereinander.20 Darüber hinaus geben Sprachlichkeit und Personalität die Selbsttranszendenz des Menschen zu erkennen. Hinsichtlich der sprachlichen Transzendenz gelangt Walter Kasper nach einem komprimierten sprachphilosophischen Durchgang zu folgendem begründeten Urteil: „Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Sprache sowohl in syntaktisch-grammatischer wie in pragmatischer und in semantischer Hinsicht eine transzendierende Bewegung einschließt. Sie kann nicht nur, sie will auch immer schon mehr sagen, als was der Fall ist. Die Sprache lebt vom Vorgriff auf einen Gesamtsinn der Wirklichkeit und bringt diesen in Metaphern und Gleichnissen zum Ausdruck. So ist die Sprache zugleich Erinnerung an eine unabgegoltene Hoffnung der Menschheit und zugleich Antizipation dieser Hoffnung. Noch bevor die Sprache zur expliziten religiösen Sprache wird, impliziert sie je schon eine religiöse Dimension. Erst die religiöse Sprache bringt die Sprache zu sich selbst. Nicht das Wort Gott ist ein sinnloses Wort, vielmehr ist dort, wo Gott totgeschwiegen wird, das Sprechen selbst gefährdet.“21 Nach Gerhard Ebeling bündelt sich „die Tatsache, daß der Mensch in der Ganzheit seines Lebens und damit im Hinblick auf die Wirklichkeit im ganzen in einer letztgültigen Weise sprachlich angegangen ist“, im Wort „Gott“22. Wie die Sprachlichkeit des Menschen bewußte Beziehungen in personaler Gemeinschaft ermöglicht bzw. voraussetzt und wie die im personalen Geheimnis gegebene Sinnfrage auf ein personales Gegenüber verweist, das den Sinn hinter den vom Menschen nicht beantwortbaren Fragen zu eröffnen vermag, so kann das menschliche Wesen „seine Erfüllung als Person nur in der Gemeinschaft mit einem höheren persönlichen Wesen finden“23. Als „Anrede Gottes“ weist „das Rufwort Gott [...] eindeutig auf ein Du hin, angesichts dessen sich der Mensch erst als ein unverwechselbares Ich weiß“24. Mit dieser Charakteristik des Gottesbegriffs und der historisch tatsächlich vorfindlichen Selbsterschließung Gottes im Wort tritt neben der Personalität des Menschen auch die Personalität Gottes hervor: „Gotteserkenntnis als Wortgeschehen impliziert Erkenntnis Gottes als Person.“25 Indem Gottes Wort die als Wortsituation bestehende Grundsituation des Menschen trifft, zeigt es schon allein als Vollzug das menschliche Hingeordnetsein auf die freie personale Gemeinschaft mit Gott, die das menschliche Personsein als „Reflex der Personhaftigkeit Gottes“26 erweist. Vor diesem Hintergrund geben die vestigia trinitatis zu erkennen, daß die Menschen als imago Dei in sich selbst und untereinander auf das göttliche Leben der Liebe, welches die innertrinitarische 19 W. Kasper: Gott, S. 151. Vgl. W. Pannenberg: Theologie I, S. 121 ff. Vgl. insgesamt D. Staniloae: Dogmatik I, S. 26 f., 93, 137 ff.; E. Jüngel: Gott, S. 208 u. 216 ff.; ders: Entsprechungen, S. 190; G. Ebeling: Dogmatik I, S. 182 ff.; W. Kasper: Gott, S. 88 f., 122 ff., 328 ff.; L. Scheffczyk: Traditionen, S. 72. 21 W. Kasper: Gott, S. 124. Vgl. ebd., S. 122: „Die religiöse Sprache ist also keine Sondersprache neben anderen Sprachformen; sie expliziert vielmehr die Möglichkeitsbedingung aller anderen Sprache.“ Zum sprachphilosophischen Durchgang Kaspers vgl. ebd., S. 116-131. Mit seiner Einschätzung des Verhältnisses von allgemeiner und religiöser Sprachlichkeit entspricht Kasper den Ergebnissen G. Ebelings, für den das Wort als Wort in letzter Hinsicht im Wort Gottes begegnet, das die Sprache zu ihrem Ziel bringt (vgl. G. Ebeling: Dogmatik I, S. 182 ff. u. 257 ff.; ders.: Dogmatik II, S. 90 ff.; ders.: Dogmatik III, S. 249 ff.; ders.: Wort I, S. 319 ff.; ders.: Wort II, S. 99 ff. Vgl. dazu auch E. Jüngel: Gott, S. 203 ff., und M. Haudel: Bibel, S. 73. 22 G. Ebeling: Dogmatik I, S. 190. 23 D. Staniloae: Dogmatik I, S. 27. Vgl. C. Schütz: Tendenzen, S. 283 f.: „Dem [...] Zusammenhang von Geschichte und Sinnfrage bzw. Sinnerfahrung wird kein apersonales Erklärungsmodell letztlich gerecht.“ 24 I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 698 f. 25 G. Ebeling: Wort I, S. 370. 26 I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 699. Vgl. W. Kasper: Gott, S. 88, und L. Oeing-Hanhoff: Ontologie, S. 163 ff. 20 5 Koinonia darstellt, hingeordnet sind.27 Hinweise auf diese Zusammenhänge beinhalten neben der - die Selbstliebe ermöglichenden - intrapersonalen psychologischen Analogie (Geist [mens]/Erkenntnis [notitia]/Liebe [amor]) und der - die interpersonale Liebe kennzeichnenden - sozialen Analogie (Vater/Mutter/Kind) auch vestigia trinitatis, wie sie in zeitgenössischen Konzeptionen einer Ontologie bzw. Metaphysik der Person oder Liebe aufgedeckt werden. Solche Konzeptionen erkennen gegenüber statischen Ansätzen - seien sie substanz- oder geistmetaphysisch - verschiedene intra- und interpersonale trinitarische Analogien, die lebendige Personalität, Sprachlichkeit, Gemeinschaft und Freiheit als Anknüpfungspunkte für die Koinonia zwischen trinitarischem Gott und den Menschen transparent werden lassen. Auf der Grundlage, daß Seiendes (ens) und seine artlich bestimmte Wesenheit als „Sache“ (res) eine Einheit bilden (unum), zeigen sie zum Beispiel den Ternar „ens, res, unum“ und die „communicatio sui“, in der Sein und Wesen das konkrete Seiende durch ihre Selbstmitteilung konstituieren. So kann Sein als „Vollzug“ von „Kommunion“ und „Sich-Geben“ verstanden werden, was mit der Darstellung personalen Lebens als Selbstmitteilung durch sprachliche Selbstdarstellung und durch liebende Hingabe korreliert. Die sprachliche Verfaßtheit wird hier daran ersichtlich, daß das Wort das Bild ist, das der menschliche Geist von sich und den Dingen hat, so daß durch Sprachlichkeit geformte Personalität die Voraussetzung freier Kommunikation und Gemeinschaft bildet und die dialogische Gemeinschaft der Liebe eröffnet (Metaphysik der Liebe).28 An diesen Zusammenhängen kommen Analogien zu den intra- und interpersonalen Dimensionen zum Vorschein, in denen sich Vater, Logos und Heiliger Geist darstellen und lieben. Karl Rahner kann deshalb von der trinitarisch geprägten Analogie zwischen dem Geheimnis Gottes und dem Geheimnis menschlicher Existenz sprechen, weil letztere von ihrer Herkunft und Erkenntnis auf das Angebot der Wahrheit durch den Logos angewiesen ist, während sie hinsichtlich ihrer Zukunft der Ermöglichung der Annahme des Liebesangebots durch den Heiligen Geist bedarf.29 Im trinitarischen Geheimnis erweist sich dessen sprachliche Konstitution durch die Identität des Wortes Gottes (Logos) mit Gott selbst. Diese einmalige Identität von Wort und Sein ermöglicht den Menschen wahre Gotteserkenntnis und Heilsgewißheit, weil sich Gott in seinem Wort entspricht. Wenn sich der sprachlich konstituierte Mensch glaubend auf die Anrede Gottes einläßt, handelt es sich um „dasjenige Verhalten, in dem der Mensch gleichursprünglich sowohl Gott als auch sich selbst entspricht“30, da er Gott als den von sich aus Redenden gelten läßt und sich das wahre Menschsein zusprechen läßt. „Letztlich geht es um das einzige Wort, ‚das den Menschen menschlich macht, indem es ihn zum Glaubenden macht‘“31. So ist wahre Gottes- und Menschenerkenntnis nur in der Gemeinschaft mit Gott möglich, was in dieser Untersuchung als Koinonia-Erkenntnis herausgestellt wurde.32 Denn Gott verschließt sich nicht bis zur Unkenntlichkeit, sondern er erschließt sich als personales Geheimnis, und zwar auf der Grundlage kreatürlicher Anknüpfungspunkte, weil die Schöpfung vom göttlichen Logos und vom Geist geprägt ist, so daß sich bereits „in Schöpfung und vorchristlicher Geschichte immer auch schon antizipierende Formen der Trinitätsoffenbarung ereignen“33. Die vestigia trinitatis zeigen, daß „Gott im Hinblick auf seine trinitarische Selbsterschließung den Menschen als Adressaten und Partner“34 geschaffen hat. Gott, der die innertrinitarische Beziehung der Liebe verkörpert, nimmt „die Menschen als seine von ihm selbst geschaffenen Kommunikationspartner in diese Beziehung auf [...], so daß diese - von der grenzenlosen Beziehungswilligkeit Gottes ergriffen und sich ihr öffnend - den Mitmenschen wie auch ihrem Gott entsprechen und zu ihrem menschlichen Wesen kommen können“35. Doch die vestigia trinitatis allein können nicht zu dieser Erkenntnis führen, da sie zwar einen analogen Zusammenhang zwischen kreatürlichem und göttlichem Geheimnis widerspiegeln, aber 27 Vgl. J. Werbick: Bilder, S. 288 f.; L. Oeing-Hanhoff: Ontologie, S. 143 ff. u. 173 ff. Anmerkungen zu Konzeptionen einer Metaphysik der Liebe, die z.B. H. U. von Balthasar entwickelt, finden sich bei W. Löser: Trinitätstheologie, S. 36 ff. Eine trinitarische Ontologie und Metaphysik der Person liefert z.B. L. Oeing-Hanhoff: Ontologie, S. 143 ff., wobei er sich u.a. auf K. Hemmerle bezieht. - Zur Problematik, daß solche Konzeptionen nicht zu einer vorgeordneten metaphysischen Prinzipialisierung der Trinitätslehre werden dürfen, sondern auf die heilsökonomische Selbsterschließung Gottes angewiesen bleiben, s.u., S. 331 ff. 29 S.o., S. 157 f. 30 E. Jüngel: Gott, S. 219. Zur Identifikation von Wort Gottes und Gott vgl. ders.: Entsprechungen, S. 238. 31 M. Haudel: Bibel, S. 73. 32 S.o., bes. S. 74 f. u. 175, und s.u., S. 324. 33 G. Greshake: Gott, S. 41. 34 B. J. Hilberath: Gott, S. 67. 35 J. Werbick: Trinitätslehre, S. 557 (im Original kursiv). Vgl. W. Kasper: Gott, S. 96 u. 104; L. Oeing-Hanhoff: Ontologie, S. 164, 167, 173; P. Fransen: communio, S. 186 f.; W. Breuning: Trinitätslehre, S. 33; ders.: Unähnlichkeit, S. 374 f. 28 6 zugleich die Differenz zwischen beiden Ebenen beinhalten, was ein prinzipialisierendes Rückschlußverfahren verbietet und die bleibende Angewiesenheit auf die Selbsterschließung des personalen Geheimnisses Gottes bedeutet. Eine Prinzipialisierung der Trinitätslehre würde nämlich mit der undifferenzierten Identifizierung weltlicher und göttlicher Strukturen die Gefahr einer funktionalisierenden Übertragung weltlicher Strukturen auf Gott heraufbeschwören.36 Die natürlichen Anknüpfungspunkte, die sich aus der kosmologischen und anthropologischen Transzendenz ergeben, eröffnen also lediglich die Dimension einer Ahnung von Gott, die verlangt, sich für die göttliche Selbsterschließung zu öffnen, welche erst die vestigia trinitatis klar aufleuchten läßt. Werden Selbsttranszendenz und Gottesbegriff ernst genommen, läßt sich erkennen, daß sich die Menschen Gott empfangend zu öffnen haben, statt ihn spekulativ zu vereinnahmen oder zu negieren. 3. Die Implikationen des Gottesbegriffs Neben den gezeigten Aspekten kosmologischer und anthropologischer Transzendenz wird das Erfordernis einer solchen Hermeneutik am GOTTESBEGRIFF deutlich, wie es zum Teil schon anklang. Die bereits hervorgetretenen Aspekte, die aufgrund menschlicher Personalität und Sprachlichkeit auf die Personalität Gottes und die Charakteristik des Wortes „Gott“ als Rufwort bzw. Anrede hindeuten, fordern ebenso wie andere Merkmale dazu auf, die Implikationen des Gottesbegriffs ernst zu nehmen. Zwar enthält das Wort „Gott“ für sich genommen noch keine bestimmte Gottesvorstellung oder eine eigenständige Verständlichkeit, aber das menschliche Reden von Gott weist einen gewissen Resonanzboden auf, der das Moment des Letztgültigen und des Angegangenseins anklingen läßt. Zum einen haftet dem im Gottesbegriff gegebenen Horizont der letztgültigen Wahrheit und Seinsgrundlage die Dimension des Geheimnisses an, das sich aus den weltlichen Zusammenhängen nicht greifen läßt und hinter dem sich deshalb eine unverfügbare Eigenwirklichkeit (Aseität) und somit eine selbstursächliche Einzigartigkeit zu verbergen vermag. So scheint der Gottesbegriff ein grundloses Sein zu enthalten, das aus sich selbst existiert und index sui et falsi ist. Der Gottesbegriff transportiert also zum einen ein Geheimnis, das sich dem Menschen als entzogen erweist, das ihn aber zum anderen als definitives „Woraufhin“ seines Lebens unbedingt angeht. Denn dieses Geheimnis verbindet sich mit der Ahnung einer ersten, aus sich existierenden und alles Sein umfassenden Ursache, zumal „die Rede von Gott nur dann sinnvoll ist, wenn sie ‚Gott‘ als ein auf das Ganze gehendes Wort zu verstehen gibt, dessen besonderer Anspruch universale Geltung einschließt“: was „im sachgemäßen Gebrauch des Wortes ‚Gott‘ zur Sprache kommt, geht jeden Menschen unbedingt an“37. Doch aufgrund der menschlichen Versuchung, Gott zu vereinnahmen oder sich selbst zu vergöttlichen, bedarf es der Einsicht, daß das Denken im Gottesgedanken über sich selbst hinausgewiesen ist, daß es nicht über die Dimension des Geheimnisses verfügen kann, um selbst über Gottes Sein zu entscheiden, sondern daß es sich dem Sein Gottes empfangend zu öffnen hat. „Letztlich kann Gott nicht von einer äußeren Instanz her bewiesen werden. Er muß sich selbst erweisen. Man kann den Gottesgedanken nur daran bewähren, daß man ihn an seinen eigenen Implikationen mißt.“38 Denn als Geheimnis, das sich nicht unter dem Aspekt ableitbarer ontologischer Notwendigkeit erschließen läßt, sondern sich solchem Zugriff entzieht, verkörpert der Gottesbegriff in Verbindung mit der menschlichen Selbsttranszendenz die Ahnung - und nicht die metaphysisch-theistische Notwendigkeit oder die atheistische Nicht-Notwendigkeit - von einem göttlichen Horizont, der in seiner Eigenwirklichkeit als grundloser Grund über Sein und Nicht-Sein entscheidet. Der diesem Anschein nach aus sich selbst existierende Gott ist deshalb um seiner selbst willen ernst zu nehmen und nur aus sich selbst erkennbar, er muß sich selbst verifizieren, wenn er erkannt werden soll. Diese Phänomene finden sich auch im Wesen der Personalität, die ihr personales Geheimnis bzw. ihre Eigenwirklichkeit frei entziehen oder erschließen kann, so daß sich die - mit dem Moment der Freiheit verbundene - Personalität und ihre apophatische Dimension mit der entsprechenden 36 Vor einer Prinzipialisierung der Trinitätslehre warnen auch O. Bayer: Trinitätslehre, S. 78 f., und C. Schwöbel: Trinitätslehre, S. 135 u. 154. 37 E. Jüngel: Entsprechungen, S. 195 u. 185. Vgl. I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 691: „Als Platzhalter eines definitiven Woraufhins ist das Wort ‚Gott‘ für das Gesamtgefüge der sprachlichen Kommunikation von eminenter Wichtigkeit.“ Vgl. zum Resonanzboden des Gottesbegriffs G. Ebeling: Dogmatik I, S. 182 ff. Vgl. insgesamt W. Kasper: Gott, S. 133 u. 293; E. Jüngel: Gott, S. 30 ff.; ders.: Entsprechungen, S. 171; W. Breuning: Art. „Gotteslehre II“, Sp. 923 f.; C. Schütz: Tendenzen, S. 274; P. Siller: Gotteslehre, S. 12 f.; W. Pannenberg: Theologie I, S. 121 ff. 38 W. Kasper: Gott, S. 143. Vgl. E. Jüngel: Gott, S. 204 ff., und ders.: Entsprechungen, S. 173 ff. u. 231 ff. 7 Ermöglichung von Transzendenz als Kategorie für den Gottesbegriff aufdrängen. Das wird durch die menschliche personale Struktur als Anknüpfungspunkt und Voraussetzung für den Zugang zu Gott unterstrichen. „Person besagt wesentlich Kommunikation, d.h. freies Sich-Schenken, das sich in Freiheit Schenken und Annehmen des anderen. Solche Kommunikation ist als wirklich nur denkbar, wenn zu ihr das Moment der ‚Ek-sistenz‘, d.h. der freie Vollzug des Seins, hinzukommt.“39 Wie „schon zur Anwesenheit eines Menschen dessen Entzogensein gehört“, ist „Gottes Anwesenheit [...] überhaupt nur mit seiner Abwesenheit zugleich erfahrbar. Deshalb ist seine Anwesenheit auch nur als Offenbarung erfahrbar.“40 Vor diesem Hintergrund kann Gott nur durch eine dem Menschen zugängliche Selbsterschließung des göttlichen Geheimnisses erkannt werden. Er ist nur als sich offenbarender Gott als Gott zu denken und nur so als Gott und göttliche Wirklichkeit ernst genommen: „[...] für Gott als den, über den hinaus Größeres nicht gedacht werden kann, kann es nicht nochmals einen größeren und umfassenderen Horizont geben, von dem her und innerhalb dessen wir ihn begreifen können“41. Will man Gott nicht depotenzieren oder vereinnahmen, muß man ihn als sich selbsterschließendes Geheimnis wahrnehmen, wodurch man ihn als Gott gelten läßt, während man sich selbst auf diese Weise unter Berücksichtigung der eigenen Selbsttranszendenz als empfangende menschliche Kreatürlichkeit annimmt, da die „Anerkenntnis des alleinigen Gottseins Gottes [...] ein menschliches Menschsein“ ermöglicht. „Das reine Denken überbietet sich am Ende notwendig, indem es etwas denkt, das es wesensmäßig nicht mehr denken kann, weil das Unendliche jeden endlichen Begriff sprengt. Gott kann deshalb nur durch Gott erkannt werden; er kann nur erkannt werden, wenn er sich selbst zu erkennen gibt.“42 Indem sich der verborgene Gott der Versuchung menschlicher Vereinnahmung verweigert, ermöglicht er die wahre Gotteserkenntnis durch den offenbaren Gott: „[...] nur indem der Mensch sich dem offenbaren Gott zuwendet, verehrt er den verborgenen Gott“43. Der in Gottes Personalität gegebene Zusammenhang von Anwesenheit und Abwesenheit Gottes beinhaltet, daß der „Begriff des göttlichen Wesens“ die Dimension der „Offenbarung“ impliziert: „Das göttliche Wesen denken heißt: es als ein Wesen zu denken, das sich geoffenbart hat und dem deshalb ein bestimmtes Ineinander von Anwesenheit und Abwesenheit wesentlich ist.“44 Gott wird nur als sich selbsterschließendes offenbares Geheimnis zugänglich, dessen Verborgenheit positiv die Eigenständigkeit von Personalität charakterisiert und das so weder die Undefinierbarkeit Gottes für menschliche Erkenntnis bedeutet noch eine rationale Ableitbarkeit seines Wesens. Deshalb ist Gott weder in einer resignativapophatischen noch in einer spekulativ-rationalen Hermeneutik zu begegnen, sondern in einer empfangenden Hermeneutik der Offenheit. Denn der Gottesbegriff ermöglicht aufgrund seiner Ambivalenz, die aus den menschlichen Vereinnahmungstendenzen resultiert, als Zeichen (signum) für eine bezeichnete Sache (res significata) keine verläßlichen Aussagen, die der Mensch definitiv ableiten könnte. Umgekehrt steht er aber auch nicht für reine Unkenntlichkeit und Beziehungslosigkeit, sondern das Wort „Gott“ bringt im performativen Sprachgebrauch, in dem die Sprechhandlung Wirklichkeit bewirkt, zunächst ein Sprachereignis (notae praesentis rei) zur Sprache: „Das Wort Gott bringt die Wirklichkeit so zur Sprache, daß es zugleich an der Welt selbst ‚etwas‘ aufleuchten läßt, 39 C. Schütz: Tendenzen, S. 313. Vgl. zur Bedeutung des Wesens der Personalität L. Oeing-Hanhoff: Ontologie, und D. Staniloae: Dogmatik I, S. 116: „Wenn Gott als Gott transzendent ist, dann ist er personale Wirklichkeit.“ Vgl. ebd., S. 117 ff., wo Staniloae die apophatische Dimension der Personalität Gottes erläutert. Vgl. insgesamt E. Jüngel: Gott, S. 30 ff. u. 520 ff., der erörtert, daß Gott in seinem grundlosen Sein von keinem Seienden abhängig ist und deshalb weder notwendig noch nicht-notwendig ist, sondern mehr als notwendig: Er ist der in freier Liebe agierende und aus sich selbst kommende Schöpfer, der hinsichtlich der für den Menschen ambivalent bleibenden Spannung zwischen Sein und Nicht-Sein zugunsten des Seins handelt. Vgl. ferner ders.: Entsprechungen, S. 196: „Gott ist um seiner selbst willen interessant [...]. Was man Menschen zugesteht, sollte man Gott auch nicht einmal in der Theorie vorenthalten.“ 40 E. Jüngel: Gott, S. 137. 41 W. Kasper: Gott, S. 158. Vgl. insgesamt E. Jüngel: Gott, S. 203 u. 410 ff. 42 W. Kasper: Gott, S. 147 u. 136. Vgl. insgesamt ebd., S. 132, 165, 276. Vgl. ferner E. Jüngel: Entsprechungen, S. 197 u. 229 ff. Zur Verbindung zwischen der im Atheismus gipfelnden Selbstvergöttlichung des Menschen und dem Gottesbegriff s.o., S. 8. 43 E. Jüngel: Entsprechungen, S. 231 (im Original kursiv). Vgl. ebd., S. 224 ff. (bes. S. 241), wo sich Jüngel auf Luthers Verhältnisbestimmung von verborgenem und offenbarem Gott bezieht: „Luther will mit der Unterscheidung von verborgenem Gott und offenbarem Gott verhindern, daß über den offenbaren Gott geredet wird wie über einen gleichwohl verborgenen Gott, daß also der offenbare Gott in seiner Offenbarung nicht ernst genommen wird.“ (Ebd., S. 229) 44 Ders.: Gott, S. 137. 8 was mehr als Welt ist. [...] Damit ist die [...] Rede von Gott [...] immer ein wirksames Wort. In ihm geht es nicht um das, was die Welt immer schon war, um ihr bleibendes Wesen, sondern um ihre offene Zukunft. Das Wort Gott ist deshalb eine Einladung, die Welt als Gleichnis zu betrachten und sich darauf einzulassen, d. h. umzudenken und umzukehren, zu glauben und zu hoffen. Die semantische Bedeutung des Wortes Gott erschließt also zugleich dessen pragmatische Bedeutung.“ 45 Das Wort „Gott“ selbst redet den sprachlich konstituierten Menschen also bereits auf die Gemeinschaft mit Gott an, es hat selbst schon Begegnungscharakter.46 Als „Antwort auf die Fraglichkeit des Menschen und der Welt schlechthin“47 verlangt die Gottesrelation im Unterschied zu den approximativen bzw. annähernden Aussagen der menschlichen Weltrelation Aussagen assertorischer (Glaubens-)Gewißheit.48 So handelt es sich beim Gottesbegriff um „einen Beziehungsbegriff, dessen Maß und Norm Gott selbst in dieser Beziehung“49 setzen muß, wenn solche Gewißheit erlangt werden soll. Denn „Gott denken heißt: Gott allein als denjenigen denken, der de deo etwas zu sagen hat. [...] Gott denken kann nicht heißen, daß die menschliche Vernunft ihm gleichsam vorschreiben könnte, wie er sich ihr zu zeigen hat.“50 Die Wahrnehmung einer derartigen „Selbst-Setzung“ der Gottesrelation durch Gott bedarf also ebenso wie die kosmologische und anthropologische Selbsttranszendenz einer empfangenden und sich öffnenden Hermeneutik. Nur sie vermag die biblisch bezeugte HEILSGESCHICHTLICHE SELBSTERSCHLIEßUNG51 DES DREIEINIGEN GOTTES zu erkennen, in der sich Vater, Sohn und Heiliger Geist in Wort und Tat namentlich als der dreieinige Gott identifizieren, der in sich selbst das vollkommene Leben der Liebe verkörpert, in welchem er die Menschen zur Teilhabe an seiner Liebe schuf und in welchem er sich am Kreuz für die Menschen hingab, um sie aus ihrer lebensfeindlichen Abwendung vom Schöpfer in seine Liebe zurückzurufen. Die alt- und neutestamentlichen Schriften bezeugen, daß Gott sich selbst - in weltgeschichtlich einmaliger Weise - zu unterschiedlichsten Zeiten verschiedensten Menschen derart in seiner Heilsgeschichte in Wort und Tat erschlossen hat. Gottes heilsgeschichtliches Handeln und sein Wort belegen neben der Personalität und Aseität Gottes sowohl seine Verborgenheit als auch seine Selbsterschließung. Die Bezeugung, daß niemand den in einem unzugänglichen Licht wohnenden Gott je gesehen hat (Joh. 1,18 a; 6,46; I Tim 6,16; I Joh 4,12), begründet nicht die grundsätzliche Unkenntlichkeit Gottes, sondern den Aspekt seines transzendentalen und personalen Geheimnisses, das er als von sich aus Redender und Handelnder selbst in der menschlichen Geschichte erschließt: „[...] der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt“ (Joh 1,18 b).52 Die trinitarische Heilsgeschichte vollzieht sich in der Interdependenz von Wort- und Tatoffenbarung, die sich gegenseitig bestätigen, sich zu einer großen Geschichtslinie verbinden und die personale Selbsterschließung Gottes ermöglichen: „Wort und Tat sind schon im menschlichen Bereich die Formen, in denen Personen sich offenbaren und mitteilen. Ohne solche offenbarenden Worte und Taten ist uns der andere Mensch verschlossen; in ihnen erschließt er sich und gibt sich zu erkennen. So ist auch der geschichtliche Charakter der Offenbarung die leibhaftig-zeichenhafte Seite einer unableitbaren personalen Freiheit, die uns ohne diese Offenbarung verborgen ist. Die biblische Offenbarung ist also primär [...] personale Selbstoffenbarung Gottes.“53 Im Kontext des biblischen Offenbarungsbegriffs verweist die Dimension des Geheimnisses nicht wie in neuplatonisch oder aufklärerisch geprägten theologischen Traditionen auf Über-Rationales oder auf die Unbegreiflichkeit Gottes, sondern auf den apophatischen Aspekt des 45 W. Kasper: Gott, S. 123. Vgl. E. Jüngel: Gott, S. 3-16. Vgl. E. Jüngel: Gott, S. 12 f. u. 208, und ders.: Entsprechungen, S. 185 f. 47 W. Kasper: Gott, S. 15. 48 Vgl. I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 701 f. 49 F. Schmid: Erwägungen, S. 67. 50 E. Jüngel: Gott, S. 211. Vgl. P. Siller: Gotteslehre, S. 18: „Es gibt also keine Enthüllung Gottes vom Menschen her, aber ein Sichselbstzeigen Gottes.“ - Auch nach M. Luther ist darauf zu hören, „was Gott selbs sagt und leret“ (WA 37;45,7). 51 Zur Bevorzugung des Begriffs „Selbsterschließung“ gegenüber dem Begriff „Selbstmitteilung“ s.o., S. 170. Außerdem s.o., S. 8. 52 Vgl. insgesamt E. Jüngel: Gott, S. 9, 340 ff., 514 ff.; C. Schütz: Tendenzen, S. 274 u. 300 ff.; W. Kasper: Gott, S. 155 ff. u. 291; W. Breuning: Unähnlichkeit, S. 379 f.; C. Schwöbel: Trinitätslehre, S. 136 ff.; G. Ebeling: Dogmatik I, S. 180 f.; M. Haudel: Gotteslehre, S. 121 ff. - Zur gleichlautenden Auffassung Luthers s.o., S. 111. 53 W. Kasper: Gott, S. 156. Vgl. C. Schütz: Tendenzen, S. 301, und D. Staniloae: Dogmatik I, S. 138 f.: „Im übrigen hat auch die menschliche Person [...] eine Art Reserve [...]. Das Person-Sein ist überhaupt und an und für sich etwas Apophatisches.“ - Vgl. ferner H. U. von Balthasar: Gott, S. 8 ff., der herausstellt, daß Gott in der Einheit der drei trinitarischen Formen der Selbsterschließung sein eigener Ausleger ist. Zur Interdependenz von Offenbarungsaussagen und Offenbarungsgeschehen s.o., S. 46 f. 46 9 personalen Geheimnisses Gottes, der Gottes Selbstaussage impliziert. Insofern ist Gott weder schweigend als unsagbar zu bejahen (Mystik) noch atheistisch als undenkbar zu negieren oder theistisch im Rückschlußverfahren abzuleiten, sondern als personales Geheimnis in seinen selbsterschließenden Worten und Taten ernst- und wahrzunehmen. Vor diesem Hintergrund wird der Aspekt des Geheimnisses durch die Offenbarung nicht aufgehoben. Denn das Geheimnis der Personaliät Gottes erschließt sich positiv als offenbares Geheimnis, das zugleich das Geheimnis der Menschen und der Welt beinhaltet und somit neben der Gotteserkenntnis auch zur wahren Erkenntnis des Menschen führt. Wie Gott als Geheimnis einerseits das Gericht über die menschliche Hybris bedeutet, ihn vereinnahmen und bestimmen zu wollen oder selbst zu sein wie er (Gen 3,5), so ist es dem Geheimnis andererseits wesentlich, sich - ohne in seiner Personalität aufgelöst zu werden - vertraut zu machen und seine Relevanz zu erweisen, was wiederum auf das Geheimnis der kosmologischen und anthropologischen Selbsttranszendenz zielt und den Sinn dieses Geheimnisses eröffnet.54 Damit sind den menschlichen Spekulationen über Gott die Grenzen gezeigt, während gleichzeitig die Notwendigkeit einer empfangenden - sich Gott öffnenden Hermeneutik hervortritt. Als apophatisch-personale Existenz kann Gott nur selbst in der Gleichzeitigkeit von „Gegenüber und Nähe“ das Kriterium seiner Wahrheit und Wirklichkeit erschließen. „Könnten wir nämlich Gottes Geheimnis mit unseren endlichen Erkenntniskräften erfassen, würden wir Gottes Gottsein depotenzieren; indem wir ihn erkennen, würden wir ihn verkennen; indem wir ihn begreifen wollten, würden wir uns an ihm vergreifen. Soll Gott in unserem Erkennen Gott bleiben und nicht ein selbst zurechtgezimmerter, nach unseren Maßen entworfener Götze werden, dann muß sich uns Gott nicht nur ‚objektiv‘ offenbaren, sondern uns auch ‚subjektiv‘ das Vermögen schenken, ihn zu erkennen; dann muß er uns den Heiligen Geist als den Geist des Glaubens geben (II Kor 4,13)“55, der sich wiederum der menschlichen Vernunft und Erkenntnis bedient (fides quaerens intellectum). Der sich im Heiligen Geist und im Sohn Jesus Christus auch als himmlischer Vater erschließende dreieinige Gott erweist sich so nicht nur als verkündigtes Objekt der Gotteserkenntnis, sondern auch als bleibendes Subjekt dieser in der Heilsgeschichte sich vollziehenden Erkenntnis. Wie Gott im Heiligen Geist den Menschen die im Wort bezeugte Geschichte ihres Heils existentiell erfahrbar werden läßt, so steht in Christus die Tat des von Gottes Liebe erzählenden Wortes vor Augen. Diese Interdependenz von christologischer und pneumatologischer Wort- und Tatoffenbarung bezeugt die Wahrheit der Selbsterschließung Gottes in der Heilsgeschichte, von der das menschliche Denken mitgenommen werden darf: „Gott und Glaube gehören darin und darum zusammen, daß der Heilige Geist den Glauben an Jesus Christus als die Erfüllung des ersten Gebotes zur Sprache gebracht hat und immer wieder zur Sprache bringt. Dem Ausschließlichkeitsanspruch des Gottes, der im ersten Gebot redet, entsprechen in der Sprache des christlichen Glaubens das Anrufen und der Lobpreis Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist“56. Denn in dieser Weise bzw. in diesem Namen hat sich Gott als wahrer und dreieiniger Gott „als Gott der Geschichte, als Retter und Richter“57 bzw. als Schöpfer, Erlöser und Vollender offenbart. Gott läßt sich also als pro nobis Handelnder beim Namen nennen, wodurch seine Identität hervortritt und ein ausdrückliches Gottesverhältnis konstituiert wird. Die identifizierenden Eigennamen des trinitarischen Gottes sind mit den identitätsbestimmenden heilsgeschichtlichen Erzählungen über Schöpfung, Erlösung und Vollendung verbunden, in denen Gottes Wesen transparent wird. „Die Verbindung dieser drei identitätsbeschreibenden Geschichten Gottes durch die Eigennamen Gottes hält fest, daß alle drei Geschichten unüberholbare Identitätsbeschreibungen Gottes zum Ausdruck bringen, deren Einheit in der Verbindung der Namen des Gottes, von dem sie erzählen, zum Ausdruck kommt.“58 In diesem Kontext wird laut biblischem Zeugnis das wahre Heil der Menschen an die trinitarisch strukturierte Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott als dem wahren Gott gebunden, wodurch der Zusammenhang zwischen trinitarischer Selbsterschließung, trinitarischem Bekenntnis und trinitarischer Glaubensantwort hergestellt ist und 54 Vgl. insgesamt P. Siller: Gotteslehre, S. 17 f.; W. Kasper: Gott, S. 159 ff., 328 ff., 367 ff.; E. Jüngel: Gott, S. 340 ff. u. 514 ff.; G. Ebeling: Dogmatik I, S. 254 ff.; D. Staniloae: Dogmatik I, S. 116 ff.; H. Aldenhoven: Zusammenhang, S. 135 f. 55 W. Kasper: Gott, S. 276. 56 I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 694. Vgl. insgesamt E. Jüngel: Gott, S. 205 ff. u. 413 ff., und B. J. Hilberath: Gott, S. 31. 57 W. Kasper: Gott, S. 69. 58 C. Schwöbel: Trinitätslehre, S. 137. Vgl. insgesamt ebd., S. 136 ff.; B. J. Hilberath: Gott, S. 39 u. 106, und E. Jüngel: Entsprechungen, S. 177 u. 195. 10 die Trinität durchaus als Mitte der Schrift bezeichnet werden kann.59 Der Allgemeingültigkeitsanspruch des Gottesbegriffs erwächst also aus seiner konkreten Selbsterschließung.60 Diese vermag den Menschen aufgrund des Wesens der christologischen und pneumatologischen Selbsterschließung Gottes zu erreichen bzw. anzusprechen. Da sich Gott der Vater - durch den Heiligen Geist - in seinem ewigen Sohn bzw. seinem ewigen Wort (Logos) in lebendiger Selbstmitteilung als sein eigenes Bild aussagt (Joh 14,9), in welchem er sich selbst Ziel und Gemeinschaft ist, besteht nicht nur die Identität des Wortes Gottes mit Gott (Joh 1,1) und somit die sprachliche Konstitution Gottes, sondern auch die wesensmäßige Voraussetzung dafür, daß Gott sich in seinem Sohn auch nach außen - den ebenfalls sprachlich konstituierten Menschen gegenüber liebend mitteilen kann. Denn der Sohn verkörpert als Gottes Wort in Person das Bild Gottes (Kol 1,15) und das Abbild des göttlichen Wesens (Hebr 1,3). Durch die CHRISTOLOGISCHE SELBSTERSCHLIEßUNG Gottes im Logos begegnet dem Menschen das Wort an sich und damit der Ursprung jeglicher sprachlichen und personalen Konstitution. Zugleich sind durch den Logos, in ihm und auf ihn hin alle Dinge geschaffen (Joh 1,3; Kol 1,16 f.). Nach seinem Bild wurde auch der Mensch erschaffen (imago Dei), was erneut die sprachliche Konstitution des Menschen erklärt. Auch die Anknüpfungspunkte für Gottes Offenbarung in Wort und Tat liegen in dieser Charakteristik der Schöpfung begründet, in der sich die liebende Menschlichkeit Gottes verbirgt. Vor diesem Hintergrund wird die Inkarnation als Proprium und Möglichkeit des Sohnes Gottes deutlich. In Jesus Christus als wahrem Gott und wahrem Menschen, in dem das Wort Fleisch bzw. Gottes Sohn Mensch wurde (Joh 1,14), um sich für die Menschen hinzugeben und ihnen die Gemeinschaft seiner Liebe neu zu eröffnen, vollzieht sich die wahre Erkenntnis Gottes und der Menschen. Denn hier wird sowohl die ewig antwortende liebende Hingabe des göttlichen Sohnes an den Vater offenbar ( - was den Sohn auch für den Kreuzestod prädestiniert - ) als auch die vertrauensvolle Glaubensantwort der Menschen an den himmlischen Vater. Das Geheimnis Gottes und der Menschen enthüllt sich als Gemeinschaft der Liebe, was durch die trinitarische Einbindung Christi erst vollends offenbar wird. So bleibt festzuhalten, daß sich in Jesus Christus die definitive Offenbarung Gottes und des Menschen ereignete, die Gott als Wort des Angebots und des Lebens erkennen läßt, das dem Menschen in der Freiheit seiner Ansprechbarkeit die Freiheit der lebensbejahenden Antwort schenkt, seiner sprachlichen und personalen Konstitution entsprechend.61 Diese Zusammenhänge werden durch die PNEUMATOLOGISCHE SELBSTERSCHLIEßUNG Gottes unterstrichen. Wie der Heilige Geist in der immanenten Trinität als geistige Existenz das „SeinKönnen eines Einen in oder bei einem Anderen“62 ermöglicht, so besteht auch in der ökonomischen Trinität sein Proprium darin, die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch derart herzustellen. Im Unterschied zur rein passiven Charakterisierung des Geistes in Teilen der westlichen FilioqueTradition verkörpert er nicht nur das Geschenk (donum) des Vaters und des Sohnes, sondern er eröffnet selbst den innergöttlichen Raum freier liebender Begegnung. Als „Geist der Wahrheit“ (Joh 15,26; 16,13) stellt er die vollkommene Wahrheit der Existenz Gottes dar, indem er den Horizont der subjektiven Objektivität von Vater und Sohn und ihrer persönlichen Unterscheidbarkeit bildet, so daß Vater und Sohn nicht in einer egoistisch engen Liebe unterschiedslos ineinander verschmelzen, sondern auf eine vollkommene und heilige Liebe ohne Ausschluß eines dritten ausgerichtet sind. Weil sich im Geist eine solche heilige Liebe vollzieht, heißt er „Heiliger Geist“, und weil sich Liebe nur frei als solche realisieren kann, ist das Wirken des Geistes mit Freiheit verbunden (II Kor 3,17). „Vater und Sohn überschreiten sich selbst in der Freiheit des Geistes, der den Raum liebender Begegnung eröffnet und in Liebe zur Einheit zusammenbindet. Dieser Vollzug des Lebens und der Wahrheit ist als Freiheitsgeschehen der Selbstvollzug geistig-liebenden Personseins.“63 Durch die Ermöglichung von „Aus-sich-Sein“ und „Beim-andern-Sein“ vollzieht sich im Heiligen Geist die innergöttliche Liebe, weshalb der Heilige Geist die Charakteristika göttlichen Lebens (Joh 4,24: „Gott ist Geist“; I Joh 4,8.16: „Gott ist Liebe“) in Person verkörpert. Seiner Charakteristik entsprechend, in der er das 59 Vgl. J. Werbick: Bilder, S. 307 f.; C. Schwöbel: Trinitätslehre, S. 138 ff., und W. Kasper: Gott, S. 69. Zur altund neutestamentlich bezeugten trinitarischen Identität Gottes und dem Gottesverhältnis der Glaubenden als einer trinitarisch strukturierten Heilsgemeinschaft mit Gott s.o., S. 45 ff., und zur Trinitätslehre als Mitte der Schrift s.o., S. 51. 60 Vgl. E. Jüngel: Entsprechungen, S. 186 u. 195. 61 Vgl. insgesamt G. Ebeling: Dogmatik I, S. 258 f.; J. Werbick: Trinitätslehre, S. 566 ff.; E. Jüngel: Gott, S. 208, 215 ff., 530; ders.: Entsprechungen, S. 185 f., 238 f., 264; W. Kasper: Gott, S. 157, 220 ff., 242 ff.; I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 692 u. 696 ff.; D. Staniloae: Dogmatik I, S. 46 ff. u. 74. 62 E. Lessing: Art. „Geist V“, S. 218. Vgl. ebd., S. 219 ff. 63 B. J. Hilberath: Pneumatologie, S. 538. Vgl. insgesamt ebd., S. 531 ff. Zur aktiven innertrinitarischen Rolle des Heiligen Geistes, die bes. D. Staniloae aufzeigt, s.o., S. 201 f. 11 innergöttliche Leben auf die freie Gemeinschaft der Liebe hin öffnet und vollendet, kommt dem Heiligen Geist in der Heilsökonomie das Proprium zu, die Gemeinschaft freier personaler Liebe zwischen Gott und Mensch zu eröffnen und zu vollenden. Die dem menschlichen Geist eingepflanzte Hoffnung auf Vollendung wird durch die anthropologische Selbsttranszendenz unterstrichen, die im Heiligen Geist zum Ziel gelangt. Der Heilige Geist ist die Gabe göttlichen Lebens und göttlicher Liebe. Da er diese Gabe in Person ist, erweist er sich zugleich als personaler Geber dieser Gabe. So wird der Heilige Geist den Menschen einerseits als Gabe zuteil, wobei die Menschen die vom Geist verliehenen Charismen erhalten, während er andererseits das personale Gegenüber der Menschen zu bleiben vermag und so die Gleichzeitigkeit von „Gegenüber und Nähe“ Gottes garantiert. Damit realisiert der Heilige Geist selbst noch einmal, was das trinitarische Wesen Gottes ohnehin schon ermöglicht, wenn etwa der unsichtbare Vater als bleibendes Gegenüber den Menschen in der Inkarnation seines Sohnes ganz nahe kommt. Indem der Heilige Geist die Selbstmitteilung des Vaters im Sohn vergegenwärtigt, gewährleistet er, daß der Sohn auch im Leib Christi trotz aller Einheit des Leibes als bleibendes Haupt - und Gegenüber - des Leibes zur Geltung kommt. Nur durch diese Struktur von „Gegenüber und Nähe“ Gottes, die durch das Wesen der Trinität und des Heiligen Geistes gegeben ist, kann eine freie personale Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch entstehen, die die Partizipation der Personalität der Gottheit Gottes ebenso zuläßt wie die Partizipation der Personalität der Menschlichkeit des Menschen. Auf diese Weise wird die pneumatologische Selbsterschließung Gottes sowohl dem Wesen Gottes als auch dem Wesen des Menschen gerecht, was nicht zuletzt darin begründet liegt, daß der Geist in der Schöpfung waltet (Schöpfergeist), die er in Vergegenwärtigung des Christusheils heiligt, um sie zur eschatologischen Vollendung zu führen. Dabei ist der Heilige Geist als innertrinitarischer Geist des Lebens, der Wahrheit, der Freiheit, der Gemeinschaft, der Heiligkeit und der Liebe dazu prädestiniert, auch heilsökonomisch den Menschen neues Leben zu schenken, indem er sie in die Wahrheit führt, sie heiligt und ihnen in Freiheit die Gemeinschaft der Liebe Gottes eröffnet.64 So verbirgt sich hinter dem personalen Geheimnis des verborgenen Gottes keine Beliebigkeit oder Willkür, sondern Gott erschließt sich als freies und vollkommenes Leben der Liebe, das unableitbar aus sich selbst kommt und sich deshalb nur selbst erschließen kann. Der DREIEINIGE GOTT, der sich im Vater selbst Ursprung ist, der sich im geliebten und liebenden Sohn selbst Ziel ist und der im Heiligen Geist solche Liebe - auf einen Dritten ausgeweitet - als vollkommene Liebe vollzieht, existiert als INTRApersonale Wesenseinheit der INTERpersonalen Relation dreier Personen. In der Interdependenz von Selbstlosigkeit und -bezogenheit ist er das vollkommene Leben der Liebe in sich selbst - im Unterschied zum Menschen, der diese Gleichzeitigkeit von intra- und interpersonaler Dimension nicht besitzt und die Liebe deshalb nur in Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen hat. Hier bestätigt sich, daß es keine Prinzipialisierung der vestigia trinitatis geben kann, sondern daß die Erkenntnis Gottes im Kontext der natürlichen Anknüpfungspunkte auf Gottes Selbsterschließung angewiesen bleibt, da in der Welt die in Gott vorhandene Gleichzeitigkeit von intra- und interpersonaler Dimension nicht vorkommt, sondern lediglich unterschiedliche Zuordnungen dieser Dimensionen. So bleibt Gott ein paradoxales Geheimnis, das die einseitige Konzentration auf die intra- oder interpersonale Dimension verbietet, da solche Einseitigkeiten der Vereinnahmung Gottes dienen (Identifizierung mit intra- oder interpersonalen weltlichen Strukturen). „Da die Dreiheit der göttlichen Personen in der Einheit des einen göttlichen Wesens für den menschlichen Verstand ein unergründliches Geheimnis darstellt, kann der Ausgangspunkt für ein systematisches Verständnis“ von Gottes Liebe als trinitarischer Einheit in Vielfalt nur in der „Offenbarung des Vaters durch den Sohn im Heiligen Geist“65 liegen. Wie Gott nur trinitarisch als freies Sein der Liebe verständlich und denkbar wird, so läßt sich auch nur aus der trinitarischen Selbsterschließung erkennen, was Liebe ist.66 In seiner freien und liebenden Selbsterschließung gewährt Gott dem Menschen die freie Gemeinschaft seiner Liebe, denn die „Logik der Liebe hat gerade in ihrer unableitbaren und unergründlichen Freiheit ihre innere Stimmigkeit und Überzeugungskraft“67. Nur in solcher Freiheit ist auch der 64 Zu den genannten Spezifika des Heiligen Geistes s.o., z.B. S. 47 f. u. 201 f. Vgl. insgesamt auch B. J. Hilberath: Pneumatologie, bes. S. 529 ff.; W. Kasper: Gott, S. 276 ff.; J. Werbick: Trinitätslehre, S. 567 ff.; E. Lessing: Art. „Geist V“, S. 220 ff. 65 W. Kasper: Gott, S. 365. Insgesamt s.o., S. 171 u. 174 f. 66 Vgl. E. Jüngel: Gott, S. XV; W. Kasper: Gott, S. 364, und B. J. Hilberath: Gott, S. 23: „Was Liebe ist, bestimmt Gott selbst, so daß wir nicht sagen können ‚die Liebe ist Gott‘, sondern sagen müssen ‚Gott ist die Liebe‘“. Gott kann also weder als das Äußerste des menschlichen Begriffs von Liebe gelten, dem er dann geopfert wird (Feuerbach), noch verbirgt sich hinter dem liebenden Gott ein willkürlicher Gott. 67 W. Kasper: Gott, S. 375. Vgl. E. Jüngel: Entsprechungen, S. 188 f. u. 227. 12 Gnadencharakter der göttlichen Selbsterschließung gegeben, die in freier Liebe pro nobis erfolgt. Durch seine gnädige Liebe befreit Gott die sich selbst vergöttlichenden Menschen aus ihrer in sich selbst verkrümmten Beziehungslosigkeit zur Gemeinschaft der Liebe mit ihrem Schöpfer und ihren Mitgeschöpfen. Gott eröffnet den Menschen die Freiheit der entsprechenden Glaubensantwort, welche wiederum eine hörende und empfangende Hermeneutik voraussetzt. Was die Menschen in solcher Offenheit empfangen, ist nicht weniger als Gott selbst in seiner Hingabe für die Menschen.68 Deshalb kommt der THEOLOGIA CRUCIS für die Gottes- und Heilserkenntnis konstitutive Bedeutung zu. Am Kreuz durchbricht Gott die Weisheit dieser Welt (I Kor 1,18 ff.), indem er der selbstbehauptenden Hybris der Menschen, die sich auch in einer einseitigen theologia gloriae widerspiegelt, mit liebender Selbsthingabe begegnet. Gott entlarvt am Kreuz die Sünde des Menschen, selbst Gott sein zu wollen und so selbst die Bewältigung des Nichts bzw. des Todes anzustreben oder danach zu trachten, Gott durch Überhöhung menschlicher Eigenschaften zu vereinnahmen bzw. durch selbst gesetzte, spekulative Vernunftkategorien zu bestimmen. Unter den Bedingungen einer derart von ihrem Schöpfer entfremdeten Welt offenbart Gott seine Herrlichkeit im Elend des Kreuzes unter dem Gegenteil (sub contrario). Da Gott der Vater in seinem Sohn Mensch wird und für die Menschen (pro nobis) in ihren selbstverschuldeten Tod geht, um ihnen im Heiligen Geist die ewige Gemeinschaft des Lebens neu zu eröffnen, erschließt er sich selbst als lebendiges Leben hingebungsvoller Liebe bzw. als menschlicher Gott, während er zugleich die Unmenschlichkeit (un)menschlicher Selbstvergöttlichung mit ihren menschen- und lebensfeindlichen Konsequenzen als Schuld und Sünde aufdeckt. In Jesus Christus als wahrem Gott und wahrem Menschen und seinem nur trinitarisch verständlichen Kreuzestod vollzieht sich durch den Heiligen Geist wahre Gottes- und Menschenerkenntnis. Der Mensch erfährt sich als Empfangender, als von Gott geliebter und gerechtfertigter Sünder, der von seiner selbstbegründenden Sorge um sich selbst und deren egoistischen Konsequenzen (Individuation) zu wahrer Menschlichkeit befreit wird, welche erneut wahre Personalität in Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen ermöglicht.69 Gott erweist sich als lebenschenkende dreieinige Liebe, weil Gott der Sohn am Kreuz pro nobis die Verlassenheit von Gott dem Vater erleidet und Gott der Heilige Geist die hingebungsvolle Liebe zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist auch während der Hingabe in den Tod nicht enden läßt, wodurch dem todgeweihten Menschen das Leben neu geschenkt wird. Im Kreuz wird die nur trinitarisch mögliche Gleichzeitigkeit von „Gegenüber und Nähe“ Gottes vollends offenbar, und zwar sowohl im Blick auf Gottes Sein selbst als auch in bezug auf sein Verhältnis zum Menschen. Auf diese Weise vermag Gott unter den Entfremdungen der Welt gegenwärtig zu werden, ohne die Welt mit dem grellen Licht seiner vollkommenen Herrlichkeit zu blenden, was das Ende der Welt mit ihren vom Menschen geprägten Dunkelheiten bedeuten würde, und ohne umgekehrt nur der ferne deus absconditus zu bleiben. In der Gleichzeitigkeit von „Gegenüber und Nähe“ Gottes am Kreuz, die sich in der Gleichzeitigkeit von verborgenem und offenbarem Gott vollzieht, wird Gott als liebendes Gegenüber des Menschen erkennbar, das dem Menschen näher ist als er selbst, insofern als der Mensch erst in der Gemeinschaft mit Gott zu wahrer Menschlichkeit findet. Allein in dieser christologisch und pneumatologisch gewährten Gleichzeitigkeit von „Gegenüber und Nähe“ (verborgen und offenbar) vermag Gott den Menschen vor dem eschatologischen Schauen von Angesicht zu Angesicht (I Kor 13,12) eine Zeit der heilsgeschichtlichen Geduld zu eröffnen, in der sie im Spannungsverhältnis von „schon“ und „noch nicht“ die Chance erhalten, in freier Glaubensantwort in Gottes Gemeinschaft der Liebe zurückzukehren. Voraussetzung der Rechtfertigung des Sünders allein aus Glauben und der entsprechenden Heiligung in der Gemeinschaft mit Gott ist also die trinitarisch erschlossene Selbsthingabe Gottes. „Der dreieinige Gott wirkt befreiend und vermenschlichend.“70 Der Mensch darf noch unter den 68 Insgesamt s.o., S. 69 (Alte Kirche), 110 ff. (Luther), 202 f. Vgl. ferner W. Breuning (Hg.): Trinität, S. 10 f.; E. Jüngel: Gott, S. 422, und O. Bayer: Verständnis, S. 105 f. 69 Besonders I. D. Zizioulas hat betont, daß die sündige Individuation von Mensch und Sein aufgrund des Glaubens durch eine Ontologie der Person und eine Hermeneutik der Gemeinschaft abgelöst wird, wobei er jedoch wegen seines platonisch gefärbten geistigen Theosisverständnisses die natürlichen anthropologischen Strukturen zu stark disqualifiziert, da er Personsein überhaupt erst nach der Inkarnation für möglich zu halten scheint (s.o., S. 245 u. 256 f.) - Zu den bisherigen kreuzestheologischen Ausführungen insgesamt s.o., z.B. S. 110 (Luther). Vgl. ferner T. Mannermaa: Glauben, S. 132 ff. u. 142 ff.; E. Jüngel: Gott, S. 209, 299 ff., 470 ff.; I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 692 ff. - Daß der Mensch durch die Sünde nicht zum Unmenschen wird, sondern die Kategorie der Unmenschlichkeit auf die Werke zu beziehen ist, betont zu Recht E. Jüngel: Entsprechungen, S. 191 f. 70 G. Greshake: Gott, S. 531. - Zum konstitutiven Zusammenhang von Trinitäts- und Rechtfertigungslehre s.o., bes. S. 114 f. (Luther). Vgl. dazu F. Schmid: Erwägungen, S. 65 ff.; J. Koopmans: Dogma, S. 115. - Insgesamt 13 Bedingungen der von Gott entfremdeten Welt erkennen, daß Gott und Mensch in der Liebe das gleiche Geheimnis teilen, weil die trinitarische Selbsterschließung Gottes, die diesen als personales Geheimnis der Liebe offenbart, auch das Geheimnis wahren Menschseins erschließt. Deshalb erweist sich die trinitarische Selbsterschließung Gottes als das HEILSMYSTERIUM des Menschen, als das offenbare „Geheim-nis“, das keine Unkenntlichkeit oder Verschlossenheit Gottes besagt, sondern dem Menschen und der ganzen Schöpfung - das „Heim-kommen“71 ermöglicht, was sowohl im Kontext der Anknüpfungspunkte (vestigia trinitatis)72 als auch in Überwindung der natürlichen Entfremdungen (Krisis) erfolgt: „Die [trinitarische] Offenbarung ist also die Bestimmung des unbestimmt-offenen Geheimnisses des Menschen, seiner Welt und Geschichte.“73 Deshalb ist die Erkenntnis des offenbaren Geheimnisses kein defizienter Modus, sondern die ursprüngliche Erkenntnisweise, die erst alle Erkenntnis erschließt und Gottesgewißheit schenkt: „Gottesgewißheit ereignet sich da, wo Gott als die Heimat des Menschen identifizierbar wird.“74 In der biblisch bezeugten heilsökonomischen Selbsterschließung Gottes, die als trinitarisches Sich-geben Gottes der Inhalt des Evangeliums ist, erfährt der sich glaubend öffnende Mensch durch die Zusage der Liebe Gottes eine Gottesgewißheit, welche Heilsgewißheit impliziert: „Gottes gewiß sein heißt der Liebe gewiß sein und sich die Liebe, die Gott selber ist, gefallen lassen.“ Auf diese Weise „entdeckt der Glaube mitten in der Fremde das, was allen in die Kindheit scheint und worin doch noch niemand war: Heimat.“75 4. Das Verhältnis von Glaube und Vernunft Vor diesem Hintergrund ist die SOTERIOLOGISCHE und REVELATORISCHE Relevanz der heilsgeschichtlichen Selbsterschließung Gottes unübersehbar, zumal sowohl authentische Gotteserkenntnis als auch Heilsgewißheit darauf angewiesen bleiben, daß Gott in der christologischen und pneumatologischen Selbsterschließung selbst zugegen und am Werk ist. Damit widerspricht die aus der trinitarischen Selbsterschließung resultierende Gottes- und Menschenerkenntnis nicht nur der Auffassung Wittgensteins, daß man über die als unerkennbar postulierte Trinität nur schweigen könne, sondern auch der Annahme Kants, die Trinitätslehre enthalte keinerlei praktische Bedeutung. 76 Vielmehr erweist sich die zentrale hermeneutische Relevanz der trinitarischen Selbsterschließung Gottes, da diese unmißverständlich zu erkennen gibt, daß sich wahre Gotteserkenntnis nur in der Gemeinschaft mit dem - von sich aus -die Menschen ansprechenden Gott vollziehen kann. Das geschieht als Teilhabe an Gottes Wahrheit, was in dieser Untersuchung in Anlehnung an entsprechende altkirchliche Einsichten als Koinonia-Erkenntnis (koinoneo = teilnehmen) bezeichnet wird77 und so dem Verständnis des Gottesbegriffs als einem Sprachereignis mit Begegnungs- und Ereignischarakter (notae praesentis rei) Rechnung trägt. Nur aus dieser Einsicht, daß sich Gottes Sein allein in der heilsgeschichtlich gewährten Gemeinschaft mit dem trinitarischen Gott erkennen läßt, siehe bes. Kap. IV,1.2.1. Vgl. insgesamt E. Jüngel: Entsprechungen, S. 237, 239, 249 ff.; ders.: Gott, S. 470 ff. u. 518 ff.; C. Schütz: Tendenzen, S. 318; W. Kasper: Gott, S. 159 ff. 71 Vgl. G. Greshake: Gott, S. 21, der in Bezugnahme auf J. Splett erörtert, daß „Ge-heim-nis“ eine Sammlung bedeutet, die Heim gibt. Vgl. ferner E. Jüngel: Gott, S. 341: „Ein wahres Geheimnis zieht uns an und ins Vertrauen. Es macht mit sich selbst als einem Geheimnis vertraut.“ - Besonders E. Jüngel und K. Rahner stellten angesichts der in der westlichen Tradition vernachlässigten Dimension des Geheimnisses die Trinität als das Heilsmysterium heraus, welches als Geheimnis des göttlichen Seins und seiner Gnade das Geheimnis der Welt und der Menschen beinhaltet (s.o., S. 157 f. u. 172 ff.). - Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, daß Gott in dreifacher Hinsicht als Geheimnis wahrzunehmen ist: aufgrund seiner Aseität, seiner Personalität und seiner Eröffnung einer Zeit der Geduld mit ihrem chronologischen Zusammenspiel von sichtbarem und verborgenem Gott. 72 „Der Mensch ist - natürlich dann von seinem Schöpfer - so verfaßt, daß er erwartet, einem letzten Geheimnis zu begegnen. Das ist das Letzte und Tiefste seiner Existenz. Die augustinische Unruhe zu Gott hin mag als klassisches Beispiel dienen“ (W. Breuning: Unähnlichkeit, S. 374). 73 W. Kasper: Gott, S. 154. Vgl. ebd., S. 167: „Das Bekenntnis vom Offenbarungs- und Heilshandeln Gottes des Vaters durch Jesus Christus im Heilgen Geist ist die Explikation dieses einen Geheimnisses unseres Heils.“ 74 E. Jüngel: Entsprechungen, S. 257. - Zur zentralen hermeneutischen Funktion des offenbaren Geheimnisses vgl. W. Kasper: Gott, S. 164. 75 E. Jüngel: Entsprechungen, S. 264 u. 261. Vgl. zur heilsgeschichtlichen Selbstgabe Gottes als Inhalt des Evangeliums C. Schwöbel: Trinitätslehre, S. 140. 76 Zu Kant und Wittgenstein s.o., S. 1 f. u. 122 f.; zur revelatorischen und soteriologischen Relevanz der trinitarischen Selbsterschließung s.o., S. 44 u. 68 f. (Alte Kirche), und z.B. S. 200. 77 Zur Einführung dieses Begriffs durch den Verfasser s.o., S. 75. 14 welche allein wahrer göttlicher und menschlicher Personalität entspricht und diese offenbart, erwächst letztgültige Heilsgewißheit: „Heil ist intensive Gemeinschaft mit Gott [...]. Mit dem Kommen des Heiligen Geistes und des Glaubens kommt der dreieinige Gott selbst zum Menschen, um in ihm Wohnung zu nehmen.“78 Diese pneumatologisch vermittelte Glaubens- und Heilsgewißheit wird durch die christologisch erschlossene Gewißheit bestätigt: „Als das endgültige ‚Ja‘ aller Verheißungen Gottes (II Kor 1,20) teilt Jesus Christus den Glauben als unbedingtes Gottvertrauen mit“ 79, das auf der heilsgeschichtlichen Kontinuität der trinitarischen Selbsterschließung beruht. Sie ermöglicht wegen der Unveränderlichkeit des sich uns verheißenden Gottes (Mal 3,6) die Gewißheit der Gotteserkenntnis. Selbstgewißheit sowie Gottes- und Heilsgewißheit kann der Mensch aufgrund seiner ambivalenten Selbsttranszendenz nicht aus sich selbst erlangen, sondern nur durch den empfangenden Glauben. Um die im Heiligen Geist ermöglichte Gewißheit über die in Christus offenbarte Wahrheit der von Gott geschenkten Schöpfungs- und Heilswirklichkeit zu erlangen, öffnet sich der Glaube der Liebe Gottes und nimmt sie an. Der Gottes Heilshandeln gegenüber passive Glaube erweist sich demnach zugleich als aktive Glaubensantwort80, was sowohl synergistischen Tendenzen (z.B. Werkgerechtigkeit) als auch deterministischen Tendenzen (z.B. doppelte Prädestination) widerspricht. Aufgrund der hermeneutischen Kondition, daß die Erkenntnisbedingungen dem Erkenntnisgegenstand zu entsprechen haben, bedarf also die im Wort vollzogene und sich im Heiligen Geist vergegenwärtigende Selbsterschließung Gottes mit ihrer Heils-Anrede einer empfangenden Hermeneutik, welche die Glaubensantwort als personale Selbstübereignung des Menschen an Gott beinhaltet.81 Denn die menschliche Freiheit der Ansprechbarkeit ist ausgerichtet auf die Freiheit der Antwort auf Gottes Heilszusage, in der die Menschen zu ihrer eigentlichen Entsprechung finden, da Liebe, Gemeinschaft und Glaube die selbstzerstörerische Selbstbegründung des Menschen ausschließen. Auf diese Weise wird das Wesen der auf Gottes Liebe angewiesenen menschlichen Existenz ebenso ernst genommen wie das Wesen Gottes, den man nur durch die empfangende Öffnung für seine Selbsterschließung Gott sein läßt. In dem Koinonia-Verhältnis von „Gegenüber und Nähe“ zwischen Gott und Mensch lassen sich nicht nur Formen metaphysisch-dualistischer Vereinnahmung Gottes (ferner Gott) abwehren, die Gottes auf der Handlungs- und Seinsebene (Werkgerechtigkeit, göttlicher Funke im Menschen) habhaft werden wollen, oder Formen emanatorisch-identifizierender Vereinnahmung, die göttliche und weltliche Strukturen bis hin zum Aufgehen Gottes in der Welt identifizieren, sondern auch atheistische Formen der Leugnung Gottes.82 Auch hier gilt: nur im empfangenden Glauben entspricht der Mensch der Anrede Gottes und der darauf ausgerichteten menschlichen Selbsttranszendenz, was verdeckte - Gott vereinnahmende - oder direkte Selbstvergöttlichung verhindert. So ist es verständlich, daß sowohl der klerikalen Selbstvergöttlichung im Mittelalter als auch der aufklärerischen Vernunftautonomie mit der Besinnung auf die heilsökonomisch offenbarte Trinität begegnet wurde.83 Den sich heilsgeschichtlich erschließenden Gott kann der sich öffnende Glaube dann als von sich aus redenden Gott bzw. als Gott gelten lassen. Von daher verkörpert der empfangende Glaube die einzig angemessene und ursprüngliche Weise der Annahme der im Wort begründeten Heilsgemeinschaft, während die - solchem Glauben entsprechende - Vernunft dem Ergriffen-Sein von dieser Gemeinschaft auf reflexe Weise nach-denkt (fides quaerens intellectum). Die vernünftige Vernunft erkennt nämlich, daß sie aufgrund der kosmologischen und anthropologischen Selbsttranszendenz und der Verborgenheit Gottes, der nur in seiner Selbsterschließung offenbar wird, Gott nicht selbst konstruieren kann, sondern sich seiner 78 E. Jüngel: Entsprechungen, S. 258 f. Zum Begegnungs- und Gemeinschaftscharakter der Gotteserkenntnis vgl. auch W. Breuning: Trinitätslehre, S. 24; H. Petri: Problematik, S. 41; D. Staniloae: Dogmatik I, S. 40, 104, 212, und U. Kuhnke: Koinonia, S. 17, 100 f., 130, 180 ff., der auf den Zusammenhang zwischen der Koinonia mit Gott und der Koinonia mit den Mitmenschen hinweist und so implizit die Verbindung zwischen Gottes- und Menschenerkenntnis bestätigt. - Zum personalen und gemeinschaftlichen Begegnungscharakter des Gottesbegriffs und seiner hermeneutischen Relevanz s.o., S. 317 f. 79 I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 693. 80 Vgl. C. Schwöbel: Being, S. 146 f. Vgl. insgesamt E. Jüngel: Entsprechungen, S. 236, der sich dort auf Luther bezieht. Vgl. ferner ebd., S. 255 ff., und ders.: Gott, S. 466 f. u. 219, wo Jüngel zeigt, daß der Glaube als die vom redenden Gott ermöglichte und eröffnete existentielle Relation des sich auf den anredenden Gott einlassenden Menschen die „Verschränkung von Aktivität und Passivität des Erkennens im Gottesgedanken“ beinhaltet (ebd., S. 218). - Zum Problem von Synergismus und Determinismus s.o., S. 202 f. 81 S.o., S. 110 f. Vgl. W. Kasper: Gott, S. 157, und E. Jüngel: Gott, S. 208, 227, 414. 82 S.o., S. 49 u. 310, und siehe Kap. III,3.1. 83 Siehe Kap. III,2 u. 3. Vgl. insgesamt C. Schwöbel: Being, S. 146 f.; E. Jüngel: Gott, S. 219 f. u. 464 ff.; ders.: Entsprechungen, S. 191 u. 316 f.; T. Mannermaa: Glauben, S. 145 f. 15 Selbsterschließung zu öffnen hat. So stellt sich die Aufgabe, „eine trinitarische Theo-logik zu entwickeln, die sich ihre Begriffe und Denkstrukturen von der heilsgeschichtlichen Offenbarung selbst vorgeben läßt.“84 Dabei darf jedoch trotz der damit verbundenen Infragestellung der Selbstverständlichkeiten „natürlicher“ Vernunft (Krisis) nicht vergessen werden, daß GLAUBE UND VERNUNFT aufgrund des trinitarisch gegebenen Zusammenhangs von Schöpfungs- und Erlösungsordnung auch an die natürlichen Voraussetzungen anknüpfen. Im heilsgeschichtlich-trinitarischen Zusammenhang von Schöpfung, Erlösung und Vollendung partizipiert die Vernunft sowohl am protologischen Lebensodem der Schöpfung als auch an der eschatologischen Geist-Gabe Christi, die an die natürlichen Voraussetzungen anknüpft, indem die Gnade sich die Natur voraussetzt und diese kritisch auf ihre Verkehrungen hin befragt, wodurch die Natur auf ihre eigentliche Wahrheit angesprochen wird. Der auf die trinitarische Selbsterschließung gerichtete Glaube, der die Rechenschaft gegenüber allen Menschen impliziert (I Petr. 3,15), ist also auf die Universalität und Vernünftigkeit des in ihm enthaltenen Sinnziels ausgerichtet, was weder die fideistische Trennung (Dualismus) von Glaube und Vernunft erlaubt noch deren rationalistische Identifizierung. Das vom trinitarischen Gott Geschaffene findet seine „volle Verwirklichung erst dann, wenn es in das Licht des Urbilds, welches Maß und Ziel seines Seins und Wirkens ist, gestellt wird. Deshalb ist es die vom Glauben an den dreieinigen Gott geleitete Vernunft, welche die tiefsten Potentialitäten alles Wirklichen zu entdecken und zu aktuieren vermag.“85 Im Kontext der als Krisis und Integral der Wirklichkeit fungierenden trinitarischen Selbsterschließung erweist sich nicht nur der von seinem Gegenstand bestimmte Glaube als trinitarisch geprägt, sondern auch die Vernunft, die aufgrund ihrer Schöpfungsvoraussetzungen letztlich trinitarisch ausgerichtet ist, was bei der Erörterung der anthropologischen Voraussetzungen bereits deutlich wurde. Die vernünftige Vernunft erkennt die Vernünftigkeit des Glaubens, der in seinem Wesen der trinitarisch erschlossenen Gleichzeitigkeit von „Gegenüber und Nähe“ bzw. von Verborgenheit und Sichtbarkeit Gottes entspricht, insofern als er nur in empfangender Öffnung Gottes- und Heilsgewißheit zu erlangen vermag und auf diese Weise eine neue Erfahrung mit den alten Erfahrungen ermöglicht.86 So erweist sich weder ein rein fideistischer noch ein rein rationaler Glaube als vernünftig, sondern allein ein empfangender Glaube, der sich vor dem Hintergrund der kosmologischen, anthropologischen und theologischen Ahnung von Gott (Anknüpfungspunkte) der Selbsterschließung Gottes öffnet. Dadurch wird eine Polarisierung in zwei Erkenntnisbereiche (natürlich - übernatürlich) mit Hilfe des biblischen Spannungsverhältnisses von Verborgenheit und Selbsterschließung Gottes überwunden, weil dieses Verhältnis in der Spannung von Krisis und Integral an die Schöpfungswirklichkeit anknüpft. Denn die Offenbarungswirklichkeit wäre ohne eine vorläufige Ahnung von der göttlichen Dimension kaum verständlich zur Sprache zu bringen, während umgekehrt eine natürlich-apriorische Gotteserkenntnis die Offenbarung lediglich unter feststehende Kategorien subsumieren würde.87 aus: Die Selbsterschließung des dreieinigen Gottes. Grundlage eines ökumenischen Offenbarungs-, Gottes- und Kirchenverständnisses (= Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie 110), Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, dort S. 464-485. 84 B. J. Hilberath: Gott, S. 77. Vgl. J. Werbick: Trinitätslehre, S. 517: „Die Trinitätstheologie [...] hat sich von Gott und von seiner Geschichte mit den Menschen zu denken geben lassen [...]. Gott legt sich in der Heilsökonomie [...] als der allem Nach-Denken gegenüber Ursprünglichere [...] aus.“ Vgl. insgesamt E. Jüngel: Gott, S. 205 ff. u. 410 f.; ders.: Entsprechungen, S. 171 ff. u. 242 ff.; P. Siller: Gotteslehre, S. 18 f. 85 G. Greshake: Gott, S. 41. Vgl. insgesamt W. Kasper: Gott, S. 95 ff., 105 ff., 329 f.; E. Jüngel: Gott, S. 209, 465 ff.; ders.: Entsprechungen, S. 165, 171 ff., 242 ff., und E. Lessing: Art. „Geist V“, S. 229 ff. 86 Neben dem Glauben entsprechen die Liebe und die Hoffnung (I Kor 13,13) der Koinonia mit dem trinitarischen Gott (s.o., S. 172). - Vgl. insgesamt E. Jüngel: Entsprechungen, S. 171 ff. u. 242 ff.; W. Kasper: Gott, S. 98 ff.; G. Greshake: Gott, S. 39 ff.; C. Schwöbel: Trinitätslehre, S. 152, und G. Ebeling: Dogmatik I, S. 190 f. - „Die Grundsituation des Gebets, aus der alle ernsthafte Theologie kommt und in die alle ernsthafte Theologie wieder einmündet“ (I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 699 - Hervorhebung v. Vf.), entspricht in ihrer kenotischen Hermeneutik der kenotischen Liebe Gottes. Vgl. S. Harkianakis: Charakter, S. 351 ff., und C. Schütz: Tendenzen, S. 288. 87 Vgl. zum Verhältnis von vorläufiger und apriorischer Gotteserkenntnis und zur biblischen Spannung von Verborgenheit und Offenbarung I. Lønning: Art. „Gott VIII“, S. 675, 677, 696.