Eutergesundheit durch richtiges Trockenstellen fördern

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Selektiv trocken stellen
Eutergesundheit durch richtiges Trockenstellen fördern
Um Neuinfektionen beim Trockenstellen zu vermeiden, eignen sich Zitzenversiegler. Auch subklinische Euterentzündungen
lassen sich beim Trockenstellen behandeln. Die dafür notwendigen Antibiotika sind aber nur ganz gezielt anzuwenden, wie ein
Beispiel aus dem Fürstentum Liechtenstein zeigt.
Willi und Rojane Büchel halten in Ruggell
in Liechtenstein 75 Kühe, vor allem
Brown Swiss mit einer durchschnittlichen Milchleistung um 7.600 kg. Ihr
Betrieb ist im zweiten Umstellungsjahr
auf ökologische Bewirtschaftung gemäss
Richtlinien von BioSuisse. Büchels Herde
zeichnet sich durch eine gute Eutergesundheit aus; in den letzten sechs Jahren
lag die Zellzahl immer unter 90.000.
Versiegeln wirkt präventiv
Der Landwirt hat gute Erfahrungen mit
dem Versiegeln der Zitzen beim Trockenstellen gemacht. Im Sommer lässt er die
trocken stehenden Kühe Tag und Nacht
auf die Weide. Während dieser Zeit kam
es in der Vergangenheit immer wieder zu
Entzündungen einzelner Euterviertel. Der
Landwirt führt das darauf zurück, dass
sich die Zitzen nicht richtig verschlossen hatten und ein Tropfen Milch an der
Willi Büchel zeigt die Spritze mit dem Euterschutz. Quelle: Michael Götz
Zitzenspitze austrat. Das zog Fliegen
an, die Keime mit sich brachten, welche
seinen Kühen beim Trockenstellen ein
Trockenstehzeit nur noch sehr selten vor.
schließlich über den Zitzenkanal ins Euter Euterschutzpräparat, in diesem Fall das
Zoetis ist Hersteller von Tierarzneimitteln.
eindrangen. „Der Tropfen Milch macht
Orbeseal® von Zoetis, in die Zitzen injiDas Versiegeln wirkt nicht therapeutisch,
das Problem“, sagt Büchel. Seitdem er
ziert, kommen Euterentzündungen in der
sondern präventiv. Es verhindert, dass
Naturland Nachrichten 04 / August 2017
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PRAXIS – Tierische Erzeugung
Auf sauberen Liegeflächen gibt es weniger Euterinfektionen.
Betrieb Willi und Rojane Büchel
Futterfläche: 50 ha, davon acht Hektar
Silomais
Tiere: 75 Milchkühe, 40 Stück Jungvieh,
durchschnittlichen
Milchleistung: 7.600 kg
Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Ehepaar,
Praktikant, Mithilfe des Vaters
In welchen Fällen ist ein Antibiogramm
sinnvoll? (Resistenztestes) gemäß BioSuisse Richtlinien:
•
•
•
bevor ein kritischer AntibiotikaWirkstoff zur Erstbehandlung
eingesetzt wird
bevor ein kritischer AntibiotikaWirkstoff bei Gruppen- oder Euterbehandlungen eingesetzt wird
vor der Verwendung von Trockenstellern
Kritische oder Reserve-Antibiotika sind
die Cephalosporine der dritten und
vierten Generation, Fluorochinolone
und Makrolide. Auf dem Markt gäbe
es jedoch wirkungsvolle Alternativen,
sowohl in der Laktation als auch für die
Trockenstellung. „Reserveantibiotika
müssen nicht immer sein“, betont Thomas Breuer von Zoetis Deutschland.
In den Naturland Richtlinien gibt es
keinen expliziten Hinweis darauf, dass
beim antibiotischen Trockenstellen ein
Antibiogramm erstellt werden muss,
eine prophylaktische Behandlung ist
allerdings nicht zulässig. Die gute tierärztliche Praxis sei jedoch, bei Verdacht
auf eine bakteriell bedingte Eutererkrankung ein solches Antibiogramm zu
erstellen, sagt Thomas Breuer.
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Naturland Nachrichten 04 / August 2017
Quelle: Michael Götz
Keime von außen in das Euter eindringen. Anmerkung der Redaktion: Dieser
Zitzenversiegler ist kein allopathisches
Mittel, darf ohne Wartezeit eingesetzt
werden – gilt aber nicht als Behandlung
im Sinn der Richtlinienregelung.. Beim
Trockenstellen im Sommer wendet der
Landwirt diesen Euterschutz bei allen Kühen an. Im Winter hingegen, wenn es kalt
ist, lässt er bei Kühen, die keine Probleme
mit der Eutergesundheit haben und deren
Milchfluss nicht übermässig groß ist, das
Euterschutzpräparat weg.
Zuerst abklären, was wirkt
Es ist nicht so, dass in Büchels Herde
keine Mastitis auftritt. Zeigt sich in der
Milchprobenanalyse bei einer Kuh eine
erhöhte Zellzahl, wendet der Landwirt
den Schalmtest an. Die Ursache einer
erhöhten Zellzahl muss nicht immer eine
Mastitis sein. Auch Brunst oder Krankheit
können zu einer vorübergehend erhöhten
Zellzahl aller Euterviertel führen. Büchel
entnimmt bei Problemkühen eine sterile
Milchprobe und sendet sie an ein Labor.
Dieses identifiziert den Erreger und führt
einen Resistenztest durch. Man spricht
auch von Antibiogramm. Damit wird
die Resistenz von Bakterien gegenüber
Antibiotika getestet. Dies ermöglicht dem
Tierarzt, das richtige Antibiotikum beziehungsweise das entsprechende Medikament zu verschreiben. Diese angepasste
Vorgehensweise hat allerdings ihren
Preis. Für den Nachweis von Mastitiskeimen muss der Milchviehhalter zwischen
12 und 40 Euro und für das Antibiogramm zusätzlich 28 Euro pro Keimart
rechnen. Anmerkung der Redaktion: Da
die Eutergesundheit in Öko-Betrieben
nicht besser ist als in konventionellen
Betrieben, die Behandlungsmöglichkeiten
aber eingeschränkt bzw. die Öko-Betriebe
das Ziel haben, möglichst wenig Antibiotika einzusetzen, macht dieses Vorgehen trotz höherer Kosten aus Sicht der
Beratung Sinn.
Beste Heilungschancen in der
Trockenstehzeit
Nicht immer ist es nötig, eine Kuh mit
erhöhter Zellzahl in der Laktation sofort
zu behandeln. Ist das Euter nicht klinisch
krank und die Laktation schon fortgeschritten, dann wartet Büchel lieber bis
zum Trockenstellen ab. „Während der
Trockenstehzeit sind die Heilungschancen am besten“, ist er überzeugt, denn
in dieser Zeit bleibt das Antibiotikum
im Euter. Er lässt wie oben beschrieben
den Erreger bestimmen und ein Antibiogramm erstellen. Direkt nach dem letzten
Längsschnitt durch eine Zitze. Anwendung des internen Zitzenversieglers
Quelle: Zoetis
Melken gibt er das Euterschutzpräparat
mit dem wirksamen Antibiotikum über die
Zitze ins Euter. Da der Landwirt nur ganz
gezielt oder selektiv Antibiotika einsetzt,
PRAXIS – Tierische Erzeugung
spricht man von selektivem Trockenstellen. Zur antibiotischen Behandlung einer
subklinischen Mastitis beim Trockenstellen wird von der Naturland Fachberatung
die Erstellung eines Antibiogrammes
empfohlen. Damit möchte man Resistenzbildungen auf Grund eines wirkungslosen
Einsatzes von Antibiotika vermeiden.
Nach der Injektion des Euterschutzpräparates versiegelt der Landwirt die Zitzen.
Ganz wichtig sei es beim Verabreichen
des internen Versieglers, die Zitze am
Übergang zum Euter abzuklemmen,
betont Martin Blaser, Fachtierarzt für
Wiederkäuer bei Zoetis Schweiz. So
werde gewährleistet, dass der Versiegler
in der Zitze verbleibt und nicht in die
Euterzisterne gelangt. Beim Versiegeln
darf man das Euter nicht mehr massieren.
Zum Schluss dippt man die Zitzen.
Auch das Wohlbefinden wirkt sich auf die Eutergesundheit aus.
Der Pfropf muss raus
Büchel lässt seine Kühe in der Regel
sechs bis acht Wochen trocken stehen,
Problemkühe eher noch etwas länger. Hat
die Kuh gekalbt, melkt der Landwirt den
Pfropfen des Zitzenversieglers mit der
Hand aus der Zitze einfach heraus. Der
Landwirt hat die Erfahrung gemacht, dass
sich der Pfropf nicht immer schon beim
ersten Melken völlig aus dem Zitzenkanal herauslöst. Deswegen achtet Büchel
darauf, die Kuh während der ersten Tage
gut vorzumelken. Keinesfalls darf ein
„versiegeltes“ Euter nach dem Abkalben
ohne Vormelken mit der Melkmaschine
gemolken werden. Denn das Produkt kann
sonst in den Milchschläuchen kleben
bleiben und lässt sich mit einer herkömmlichen Reinigung nicht einfach entfernen.
Quelle: Michael Götz
Viele Faktoren sind ausschlaggebend
Das selektive Trockenstellen ist nur ein
Faktor unter vielen, die die Eutergesundheit fördern. Wichtig ist auch die Melkhygiene. Büchel verwendet zur Euterreinigung jeder Kuh ein Einwegtuch. Um eine
Übertragung sowohl der Antibiotika als
auch der Mastitiskeime auf andere Kühe
zu vermeiden, reinigt und desinfiziert er
Melkbecher und Milchschläuche nach
dem Melken eines kranken Euters. Eine
gute Wartung der Melkeinrichtungen und
die Sauberhaltung des Liegebereiches
helfen ebenfalls, Mastitiskeime fernzuhalten. Doch es sind nicht nur die Bakterien,
die zu einer Mastitis führen. Das Stallklima, die Fütterung und nicht zuletzt auch
die Zucht spielen ebenfalls eine wichtige
Rolle. „Ich meide Stiere, deren ZellzahlZuchtwert deutlich nach unten abweicht“,
sagt Büchel. Hapert es an einem der Faktoren, dann können es die anderen nicht
oder nur schwer ausgleichen.
Autor: Michael Götz (Dr. Ing. Agr.),
Agrarjournalist GmbH, Tel.: 0041-71-877
22 29, E-Mail: [email protected] und
www.agrarjournalist.ch
Michael Götz, Agrarjournalist GmbH,
Eggersriet, Schweiz
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