mehr Vermögen Kundenmagazin der Schoellerbank Gezeitenwechsel an den Finanzmärkten Inflation: Papiergeld birgt hohes Risiko Ethik: unbesorgt durch die Krise HEINZ – ein Synonym für Ketchup 032012 INHALT & EDITORIAL INHALT & EDITORIAL mehr Vermögen 03 BÖRSEN & MÄRKTE 04 06 06 12 Kundenmagazin der Schoellerbank Mag. Heinz Mayer: Ist Liquidität wirklich Trumpf? Investmentfonds sind eine attraktive Vermögensanlage Blick in die Geschichte: Papiergeld birgt hohes Risiko Gezeitenwechsel an den Finanzmärkten Währungs-Einmaleins TRENDS & PERSPEKTIVEN 14 16 18 Ethik: mit gutem Gewissen durch die Krise Vermögen und Pflegebedarf: ein wichtiges Thema Finanztransaktionssteuer – Fluch oder Segen? WISSEN & WERTE 20 22 24 HEINZ – ein Synonym für Ketchup Geschichten vom Geld in der klassischen Musik Ein Reichtum der besonderen Art: Österreichs Wasserschatz KULTUR & GESELLSCHAFT 26 IMPRESSUM Medieninhaber: Schoellerbank Aktiengesellschaft 2012©, Renngasse 3, 1010 Wien; Firmensitz: Wien Firmenbuchgericht: Handelsgericht Wien Firmenbuchnummer: 103232m, DVR-Nr.: 0041556 Alle Rechte vorbehalten Ausführliches Impressum unter www.schoellerbank.at Redaktion und Produktion: Mag. Rolf Reisinger (Chefredakteur), Schwarzstraße 32, 5027 Salzburg, Tel. 0662/86 84-2950 Fotos: Schoellerbank, Christoph Großpietsch, HEINZ, imagno, Gettyimages, Österreichische Nationalbibliothek, Shutterstock, Stockfood, VBK, Titelbild: iStockphoto. Endredaktion: ikp Salzburg PR und Lobbying GmbH Grafik: Ingeborg Schiller Lektorat: MasterText Druck: Druckerei Roser, Salzburg KONTAKT: E-Mail: [email protected] [email protected] www.schoellerbank.at 02 | mehr Vermögen 03/2012 032012 Eventberichterstattung Hinweis: Soweit in dieser Broschüre Marketingmitteilungen enthalten sind, werden diese speziell gekennzeichnet. Für Marketingmitteilungen gilt Folgendes: Diese Empfehlungen und Informationen sind Marketingmitteilungen (Werbung) und enthalten weder ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder eine Nebendienstleistung noch eine Aufforderung, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder eine Nebendienstleistung abzugeben. Marketingmitteilungen können eine Anlageberatung nicht ersetzen. Ausschließlich bei Anlageberatung kann die Schoellerbank die persönlichen Verhältnisse des Kunden berücksichtigen sowie eine umfassende und kundenspezifische Eignungsprüfung durchführen. Haftungsbeschränkung: Alle Empfehlungen und Informationen beruhen auf verlässlichen Quellen und sorgfältigen Analysen, enthalten jedoch Schätzungen und Werturteile, die jederzeit einer Änderung unterliegen können. Die Schoellerbank ist zu einer Aktualisierung dieser Empfehlungen und Informationen nicht verpflichtet. Die Haftung der Schoellerbank für leichte Fahrlässigkeit im Zusammenhang mit der Quellenrecherche und Analyse und den darauf beruhenden Empfehlungen und Informationen wird ausgeschlossen. INHALT & EDITORIAL Liebe Kundinnen und Kunden, sehr geehrte Damen und Herren! Ist Liquidität wirklich Trumpf? Wer kann es den Anlegern angesichts der Meldungslage in der Finanzwelt auch verübeln, Liquidität zu horten? Einzig die Frage, in welcher Währung diese zu halten ist, bereitet wirklich Kopfzerbrechen. Dies gilt unisono sowohl für die großen Investoren wie Versicherungen, Banken und Unternehmen, als auch für viele Privatanleger. Dass nach Abzug der Inflation und Steuern kein realer Werterhalt mehr übrig bleibt, wird gerne in Kauf genommen. Besser dieser kleine Ertrag als ein größerer Verlust bei anderen, mutmaßlich risikoreicheren Anlageformen, so lautet die Devise. Als aufmerksamer Leser unserer Kundeninformationen wird es Sie sicherlich wenig überraschen, dass die Schoellerbank hier einen gänzlich anderen Zugang wählt. In Zeiten hoher Verschuldung, künstlich niedrig gehaltener Zinsen und zunehmender Skepsis gegenüber der Bonität vieler Schuldner lohnt es sich für uns einfach nicht, auf Seite der Gläubiger zu stehen. Wir gehen davon aus, dass ähnlich wie in den USA und Großbritannien letztendlich auch im Euroraum die Notenbank als Financier der schuldengeplagten Staaten und einiger problembeladener Banken eingreift. Dadurch sollte sich mit größter Wahrscheinlichkeit eine weitere Eskalation der Krise verhindern lassen. Durch derlei Maßnahmen der Zentralbanken wird jedoch die Kaufkraft des Geldes nachhaltig verschlechtert. Diese Vorgehensweise muss aber nicht automatisch in einem Desaster enden, wie manche Propheten schon jetzt verlautbaren. Die amerikanische Zentralbank verfolgt beispielsweise seit ihrer Gründung eher eine Wirtschafts- und Arbeitsplatzpolitik als eine Strategie des harten Geldes. So hat der US-Dollar in den letzten 99 Jahren (seit Einrichtung der Notenbank 1913) 95 % an Kaufkraft eingebüßt und ist trotzdem nach wie vor die klassische Weltleitwährung. Sachwerte jedoch sind unserer Einschätzung nach in einem solchen Umfeld langfristig eindeutig begünstigt. Immobilien bleiben weiterhin ein erstklassiger Wertspeicher – wenngleich kaum ein Renditebringer. Knappe Rohstoffe wie Edelmetalle werden nach der gegenwärtigen Konsolidierungsphase ihren Aufwärtstrend weiter fortsetzen, was bleibt, ist jedoch der Umstand, dass Gold keinen Zins abwirft. Unser Lieblingsinvestment bleiben daher renditestarke, global agierende Aktiengesellschaften. Diese sind nach wie vor vernünftig bewertet, verstehen es, sich den wirtschaftlichen Veränderungen anzupassen und profitieren letztendlich auch von der vorherrschenden Geldschwemme. Diese Einschätzung gilt für uns grundsätzlich und daher unabhängig von der Frage, wie sich die Konjunktur in den nächsten Quartalen entwickeln wird. Detailliertere Betrachtungen zu diesem Thema finden Sie in der vorliegenden Ausgabe von „mehr Vermögen“. Ihr Mag. Heinz Mayer Vorstandsmitglied mehr Vermögen 03/2012 | 03 BÖRSEN & MÄRKTE Investmentfonds bieten dem Anleger eine Reihe von Vorteilen. Sie bleiben auch nach dem Inkrafttreten der Kursgewinnbesteuerung, die seit 1. April dieses Jahres gilt, eine interessante Anlageform. Ein Artikel von Mag. (FH) Stefan Kerschbaumer, Finanzplaner/Financial Planning & Family Office Investmentfonds sind eine attraktive Vermögensanlage A nleger, die ihr Geld in gemanagte Fonds investieren, profitieren vom Fachwissen kompetenter Asset Manager, die das Fondsvermögen laufend professionell betreuen. Innerhalb des Fonds wird das Vermögen breit gestreut, was auch Anlegern, die nur kleinere Beträge investieren, eine optimale Diversifikation gewährleistet. Durch Fondssparpläne kann bereits mit monatlichen Kleinbeträgen ein Beitrag zum Vermögensaufbau mit einer entsprechenden Diversifikation erreicht werden. Investmentfonds bieten zudem die Chance, in bestimmten Themen oder Märkten – wie beispielsweise Emerging Markets – zu veranlagen, ohne dabei auf risikoreiche Einzelinvestments setzen zu müssen. sichert Transparenz. Durch die Rücknahme von Anteilen und die tägliche Berechnung des Anteilswerts ist auch eine hohe Handelbarkeit von Investmentfondsanteilen gegeben. Hohe Sicherheit Fonds sind verpflichtet, dem Anleger Rechenschaftsberichte, Halbjahresberichte oder Prospekte zur Verfügung zu stellen. Dieses regelmäßige Reporting In Krisenzeiten kann auch die rechtliche Stellung des Anteilseigners von großer Bedeutung sein. Dabei stellt das Fondsvermögen ein Sondervermögen dar, weshalb die Anleger von einem Konkurs der Fondsgesellschaft oder der Depotbank nicht betroffen wären. Das Fondsvermögen ist ein „Aussonderungsvermögen“ und fällt daher nicht in die Konkursmasse. Österreichische Investmentfonds sind EUrechtlich geregelt und harmonisiert. Sie werden durch Finanzmarktaufsicht (FMA), Österreichische Nationalbank (OeNB) und die internationale Aufsichtsbehörde beaufsichtigt. Durch eine breite Streuung innerhalb der Fonds wird eine optimale Diversifikation gewährleistet. Investmentfonds ermöglichen eine Veranlagung in bestimmten Themen oder Märkten wie in Emerging Markets. 04 | mehr Vermögen 03/2012 BÖRSEN & MÄRKTE Neue Fondsbesteuerung für Privatanleger Das Budgetbegleitgesetz 2012 brachte für Investmentfonds, die nach dem 1. Jänner 2011 erworben wurden, einige Änderungen. Werden Anteilsscheine verkauft, wird die Differenz zwischen Anschaffungsund Verkaufskurs mit 25 Prozent KESt besteuert. Solange die Anteile gehalten werden, sind die Erträge (z. B. Ausschüttungen) ebenfalls zu versteuern. Die schon versteuerten Erträge werden bei Veräußerung entsprechend berücksichtigt, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden. Trotz der Änderungen in der Besteuerung der Investmentfonds bieten Fondsanteile gegenüber der Veranlagung in Einzelwerte – beispielsweise Aktien und Anleihen – noch gewisse steuerliche Vorteile. So können innerhalb des Fonds Aufwendungen (Werbungskosten) uneingeschränkt mit Erträgen des Fonds verrechnet werden. Investmentfonds bieten zudem die Chance, in bestimmten Themen oder Märkten zu veranlagen, ohne dabei auf risikoreiche Einzelinvestments setzen zu müssen. Im Fondsvermögen sind 60 Prozent der realisierten Substanzgewinne steuerpflichtig. Das gilt für Fondsgeschäftsjahre ab 2014, davor gibt es eine Übergangsregelung. Bei einem Investment in Einzelwerte wäre die Gesamtheit der realisierten Substanzgewinne der Steuer zu unterwerfen. Der Anleger profitiert somit bei einer Fondsveranlagung von einer Steuerstundung, da der Rest der Substanzgewinne erst beim Verkauf der Investmentfondsanteile zu besteuern ist. Dieser Effekt wirkt sich besonders stark aus, wenn die Fondsanteile über einen langen Zeitraum im Privatvermögen gehalten werden. Verlustvortrag ist möglich Die Verlustausgleichsmöglichkeit innerhalb eines Fonds wird für Geschäftsjahre, die im Jahr 2013 beginnen, erweitert. Kursverluste können nicht nur mit Kursgewinnen aus anderen Wertpapiergeschäften verrechnet werden, sondern können künftig auch mit ordentlichen Erträgen des Fonds (Zinsen, Dividenden) ausgeglichen werden (Verlustverrechnung). Im Gegensatz zu einer Direktveranlagung ist zudem ein Verlustvortrag möglich. Das heißt, dass Verluste aus dem Vorjahr in das nächste Jahr mitgenommen und mit Gewinnen gegengerechnet werden können. Die maximale Ausnutzung dieses Vorteils obliegt jedoch dem Fondsmanagement. Es kann davon ausgegangen werden, dass österreichische Kapitalanlagegesellschaften bei ihren Investmentfonds die steuerlichen Möglichkeiten optimal ausnutzen. Bei Fonds von großen internationalen Kapitalanlagegesellschaften dürfte dies hingegen weniger der Fall sein. Steuer wird automatisch einbehalten Grundsätzlich besteht für den Privatanleger kein Handlungsbedarf bei der Besteuerung. Auch beim Anteilsverkauf werden 25 Prozent auf Wertsteigerungen automatisch von der Bank einbehalten. Ein Verlustausgleich über realisierte Substanzgewinne und -verluste über das gesamte Wertpapierportfolio muss vom Anleger wie bei einer Einzelveranlagung jedoch selbst vorgenommen werden bzw. wird vom Bankinstitut eine automatische Verlustverrechnung durchgeführt (ab 2013). Auch wenn sich durch das Budgetbegleitgesetz 2012 die Bemessungsgrundlage für die Besteuerung der außerordentlichen Erträge gegenüber der Rechtslage davor erhöht hat, bleiben für Fonds doch einige Steuervorteile gegenüber Einzelwerten. Aus Sicht der Anleger sprechen deshalb viele Gründe für Investmentfonds: Das Vermögen ist gut gestreut und wird durch das Fondsmanagement professionell verwaltet, es gibt steuerliche Vorteile hinsichtlich der Bemessungsgrundlage der realisierten Substanzgewinne und die Möglichkeit des Verlustvortrags. n Die Auswahl der geeigneten Titel für die jeweiligen individuellen Bedürfnisse stellt im Hinblick auf das äußerst vielfältige Angebot den Anleger vor eine Herausforderung. Ihr Berater in der Schoellerbank hilft Ihnen gerne. mehr Vermögen 03/2012 | 05 BÖRSEN & MÄRKTE Die Geldentwertung ist ein seit Jahrhunderten gern praktizierter Weg, wenn Staaten versuchen, ihre hohen Schulden abzubauen. Bei dieser Monetarisierung von Schulden sind Geldvermögen im Vergleich zu erstklassigen Sachwerten im Nachteil – wie die Vergangenheit lehrt. Ein Artikel von Christian Fegg, Finanzanalyst/Asset Management Informationsservice Blick in die Geschichte: Papiergeld birgt hohes Risiko V om römischen Kaiserreich bis zu Napoleon: Wenn es darum geht, die Schulden von Staaten oder Wirtschaftsräumen abzubauen, dann griffen die Herrschenden gerne zur Geldentwertung. Die Monetarisierung von Schulden ist allerdings kein Allheilmittel. Historiker und Wirtschaftswissenschafter zeigten, dass das Muster der Schuldenrückzahlung durch Geldentwertung der Wirtschaft hohen Schaden zufügte. Und man zog eine Lehre daraus: Durch die Gründung von Zentralbanken im 20. Jahrhundert sollte Politikern der Zugriff auf die Notenpressen entzogen werden. Die Zentralbanken erhielten unter anderem den Auftrag, die Geldwertstabilität sicherzustellen. Mit bescheidenem Erfolg: Im Jahr 1913 wurde von der USRegierung der Federal Reserve Act erlassen und damit die US-Notenbank FED gegründet. US-Dollar büßte viel an Wert ein Verfolgt man die Wertentwicklung des US-Dollars von 1913 bis heute, so stellt man fest, dass ein USDollar von damals einem heutigen Kaufkraftwert von 23,21 US-Dollar entspricht. Das ist eine Abwertung von zirka 96 Prozent und das ganz ohne Hyperinflation. Angesichts dieser Entwicklung ist die Frage berechtigt, ob jemand, der 1913 sein Geld in lang laufende US-Anleihen investierte und bei Fälligkeit Gezeitenwechsel an den Finanzmärkten Investoren nehmen heute sogar nominal negative Renditen in Kauf, um die Rückzahlung ihres Kapitals nicht zu gefährden. Ein Gezeitenwechsel an den Märkten könnte dazu führen, dass die Gewinner der vergangenen 13 Jahre die Verlierer bis 2025 sind und umgekehrt. Ein Artikel von Christian Fegg, Finanzanalyst/Asset Management Informationsservice S eit der Jahrtausendwende gab es für Anleihen optimale Bedingungen: Eine geringe Ausfallsrate von Banken, Unternehmen und Staaten, ein tendenziell deflatorisches Umfeld und einen amerikanischen S&P500-Index, der auf einem Niveau dümpelt, das er schon 1999 durchschritten hatte. Kaufkraftbereinigt wurden die Dividenden von der Inflation – auch wenn diese relativ niedrig ausfiel – zu allem Überfluss mehr oder weniger vollständig aufgesogen. (Anm.: Der europäische Aktienmarkt ist durch 06 | mehr Vermögen 03/2012 die Entwicklung der Finanzwerte verzerrt, deshalb erfolgt hier die Darstellung für den US-Markt.) Die Produzentenpreise stiegen seit der Jahrtausendwende insgesamt nur um 45 Prozent, die US-Konsumentenpreise um moderate 37 Prozent. Zum Vergleich: Gold stieg um 515 Prozent, 10-jährige US-Bonds zeigen einen Total Return (also eine Performance, die Kursgewinne und Zinseszinsen einschließt) von 160 Prozent, 30-jährige sogar von 215 Prozent. Alle Daten beziehen sich auf US-Dollar-Basis. BÖRSEN & MÄRKTE Großer Ansturm vor den Suppenküchen in Amerika: Während der großen Depression hofften viele Arbeitslose auf Unterstützung. das knapp ausgegangen: Die reale Verzinsung sehr lang laufender US-Staatsanleihen betrug im Durchschnitt seit 1913 pro Jahr 1,85 Prozent, wie Untersuchungen von „The Foundation For The Study Of Cycles“ gezeigt haben. Trotz der massiven Abwertung hat man also mit lang laufenden Anleihen ein bisschen etwas verdient. Zum Vergleich: Die reale Rendite des sehr breiten US-Aktienindex S&P500 lag im gleichen Zeitraum bei 6,2 Prozent. Das ist durch den Zinseszinseffekt ein Historiker zeigten, dass Schuldenrückzahlung durch Geldentwertung der Wirtschaft hohen Schaden zufügte. immer wieder reinvestierte, diese gewaltigen Kaufkraftverluste durch den Zinseszinseffekt seiner Zinseinnahmen kompensieren konnte? Tatsächlich ist sich Performancevergleich S&P500 Total Return vs. 10YR-US-Treasuries 12.500 % 10-jährige US-Treasuries S&P500 10.000 % 7.500 % 5.000 % 2.500 % Quelle: Bloomberg August 2012 August 2010 August 2008 August 2006 August 2004 August 2002 August 2000 August 1998 August 1996 August 1994 August 1992 August 1990 August 1988 August 1986 August 1984 August 1982 August 1980 August 1978 August 1976 August 1974 August 1972 August 1970 August 1968 August 1966 August 1964 August 1962 0% mehr Vermögen 03/2012 | 07 BÖRSEN & MÄRKTE gewaltiger Unterschied, der sich in den letzten Jahrzehnten aber deutlich einengte. Wir gehen davon aus, dass wir nun in einer Transformationsphase sind, die die genau gegenteilige Entwicklung seit 1999 (höhere reale Renditen bei Anleihen als bei Aktien) einläutet. Die historische Entwicklung in Europa ist atemberaubend Die Situation in den USA war nichts im Vergleich zur Entwicklung in Europa. Allerdings muss man dabei beachten, dass es in Europa zwei Weltkriege gab und sich deshalb die Entwicklung – anders wie in den USA – nicht exakt auf die heutige Situation projizieren lässt. Dennoch wollen wir darlegen, wie sich Geldvermögen gegen Sachvermögen in diesen Extremsituationen geschlagen hat. Durch Forderungen der Siegermächte und durch die Kosten aus dem Ersten Weltkrieg erreichten die Schulden Deutschlands ein untragbar hohes Niveau von sagenhaften 913 Prozent des BIP. Abgebaut wurde dieser – selbst im Vergleich zu den heutigen Verhältnissen – gigantische Schuldenstand, indem man den Siegermächten die Reparationsforderungen im Ausmaß von 780 Prozent des BIP nicht bezahlte. Einen weiteren Teil zur Reduktion der Schulden trug die Inflation bis 1932 bei. Mit dramatischen Folgen für die Bevölkerung und die spä- Gutes Umfeld für Anleihen, aber ... Anleger haben seit der Jahrtausendwende gelernt: US-Staatsanleihen sind sicher, sie schwanken nicht so stark wie Aktien, sie werfen stabile, sichere Zinsen ab, die Inflation ist niedrig, die Kurse steigen ständig. Bei Aktien war ziemlich genau das Gegenteil der Fall. Die US-Geldmenge ist in dem Zeitraum nur geringfügig angestiegen. Die Wirtschaft wuchs im Beobachtungszeitraum wegen der vielen Krisen weit unterdurchschnittlich. Das Problem dabei ist, dass langfristige Untersuchungen der Wirtschaftshistoriker und theoretische Überlegungen der Wirtschaftswissenschaft vollständig übereinstimmen: Eigenkapital-Veranlagungen, also Eigenmittel-Investments in Unternehmen, sollten Fremdkapital (Leihgeld-Investments) klar in der Rendite schlagen. Tatsächlich kann man jeden langen Beobachtungszeitraum anwenden: Die Nachkriegszeit, die vergangenen 100 Jahre oder die vergangenen Jahrhunderte. Die Ergebnisse der Historiker weichen zwar etwas voneinander ab – das liegt 08 | mehr Vermögen 03/2012 tere Weltpolitik, die mit dem Aufstieg Adolf Hitlers konfrontiert war: Die Mark wurde immer stärker entwertet. Sachwerte blieben stabil Im Juli 1914 betrug der Wechselkurs von 1 USDollar zur Mark noch 4,20. Am Höhepunkt der Eskalation – unmittelbar vor der Währungsreform im November 1923 – lag der Wechselkurs von 1 US-Dollar zur Mark bei 4,2 Billionen. Die Mark hatte ihren Wert komplett verloren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die erfolgreichere Deutsche Mark, die sogenannte D-Mark, eingeführt. Geldbesitzer erlitten in der Zwischenkriegszeit mit der Mark einen Totalverlust. Die anschließende Währungsreform machte aus einer Billion Mark eine Reichsmark. Die Wirtschaft brach zusammen. Wer glaubt, dass in diesem Katastrophenszenario Aktienbesitzer ebenfalls ohne Vermögen dastanden, der irrt. Der Aktienindex des Statistischen Reichsamtes stieg im Dezember 1923 im Monatsdurchschnitt auf einen Wert von 26,89 Billionen Punkten und der Goldpreis sogar auf 86,81 Billionen Mark pro Feinunze. vor allem an der unterschiedlichen Berechnungsweise (z. B. ob und mit welchem Zinssatz die Wiederanlage der Dividenden berechnet wird etc.) – tendenziell sind die Ergebnisse aber eindeutig: eine massive Outperformance der Aktienmärkte. Die Gläubiger werden mit frisch gedrucktem Papier bezahlt, dessen Wert allerdings deutlich geringer sein wird als jener beim Kauf der Anleihen. Frisch gedrucktes Geld für Gläubiger Eine Eigenmittelveranlagung sollte eine Fremdmittelaufnahme theoretisch schlagen. Ein Unternehmer wird nur dann einen Kredit oder eine Anleihe aufnehmen, wenn er davon überzeugt ist, mit der Investition – beispielsweise der Errichtung einer neuen Fabrik – eine höhere Rendite für sein Unternehmen zu erreichen, BÖRSEN & MÄRKTE Lehre: Grundstücke kann man auch bei noch so hohen Immobiliensteuern nicht ins Ausland verlegen – falls die Regierung hingegen Vermögenssteuern auf Wertpapiere einführt, kann man dafür mit seinen Wertpapierdepots jederzeit auswandern. In der folgenden Grafik kann man erkennen, wie der damalige deutsche Aktienindex von einem Niveau von 100 Punkten im Jahr 1917 bis zum Jahr 1923 auf Billionenwerte angestiegen ist: Die Lehre daraus: Sachwertbesitzer konnten ihr Vermögen weitgehend halten, Geldbesitzer verloren alles. Hohe Steuern auf Immobilien Immobilienbesitzer hielten den Wert ihres Eigentums auch weitgehend, wurden aber mit enorm hohen Steuern belegt, sodass auch dieser Fluchtweg von Geldern eher unattraktiv war. Politiker sprachen damals von Inflationsgewinnlern. Das ist eine wichtige als er der Bank oder dem Anleiheninvestor an Zinsen bezahlen muss. Ein einzelner Kaufmann wird sich diesbezüglich gelegentlich täuschen, in Summe treffen die Kaufleute aber natürlich die richtigen Entscheidungen. Theoretisch sollte sich folglich Eigenkapital höher verzinsen als Fremdkapital. Wie gezeigt, hat sich dieses Muster in den vergangenen 13 Jahren nicht bestätigt – im Gegenteil. Die Geldmengen werden in den nächsten 13 Jahren aus unserer Sicht nicht so moderat anwachsen wie in den vergangenen 13 Jahren. Wahrscheinlich ist, dass es in einigen Teilbereichen zu einem erheblichen Preisanstieg kommen wird, weil sich die hohen Schulden in den Industrienationen nur noch durch eine Monetarisierung dieser Verbindlichkeiten abbauen lassen. Das heißt, die Gläubiger werden mit frisch gedrucktem Papier bezahlt, dessen Wert allerdings deutlich geringer sein wird als jener beim Kauf der Anleihen. Selbst für den Fall, dass die Inflation sehr niedrig bliebe, müssten Investoren kaufkraftbereinigt geringfügig negative Renditen in Quelle: Deutsches Digitales Zeitschriftenarchiv 31.12.1923 31.08.1923 30.04.1923 31.12.1922 31.08.1922 30.04.1922 31.12.1921 31.08.1921 30.04.1921 31.12.1920 31.08.1920 30.04.1920 31.12.1919 31.08.1919 30.04.1919 31.12.1918 31.08.1918 30.04.1918 100.000.000.000.000 10.000.000.000.000 1.000.000.000.000 100.000.000.000 10.000.000.000 1.000.000.000 100.000.000 10.000.000 1.000.000 100.000 10.000 1.000 100 10 1 31.12.1917 Aktienindex des Statistischen Reichsamtes in Papiermark Kauf nehmen. Das liegt an den extrem kleinen Renditen für erstklassige Bonitäten wie Deutschland. Vorteile für Aktien Die Experten der Schoellerbank rechnen mit einer Inflationsrate, die über jener der schwachen Renditen liegt. Konkret erscheint in den nächsten 13 Jahren eine Inflationsrate von rund vier Prozent plausibel. Damit könnten – unter der Voraussetzung sehr niedriger Zinsen – rund 50 Prozent der Schulden real abgebaut werden. Die Aktienmärkte sollten hingegen ihre durchschnittlichen Renditen, die sie über praktisch alle langen Zeiträume erreicht haben, auch die nächsten Jahrzehnte zumindest annähernd erzielen und so die Nullperformance des letzten Jahrzehnts ausgleichen. Der Vorteil für Aktienanleger dürfte zwar relativ hoch sein, allerdings werden nach Ansicht der Schoellerbank Experten die Renditen durch die strukturellen Probleme der Wirtschaft etwas getrübt. mehr Vermögen 03/2012 | 09 BÖRSEN & MÄRKTE Die moderne Monetarisierung wird bei Weitem nicht in diesem Ausmaß, sondern aller Voraussicht nach moderat verlaufen. Es ist absehbar, dass man mit Aktien wohl in einem zunächst deflationären Umfeld keine außergewöhnlich hohen Renditen wird erwirtschaften können. Wer auf Qualitätsaktien setzt, kann davon ausgehen, dass diese Renditen auch real positiv sein werden, während Geldwerte eine real negative Verzinsung aufweisen könnten. Großbritannien ging den Königsweg Die Inflation ist ein praktizierter Weg, um Staatsschulden abzubauen. Neue Spielregeln durch den Rettungsschirm ESM Der Rettungsschirm ESM stellt eine wesentliche Änderung der Spielregeln dar. Die Kernländer haben de facto Bürgschaften für die Banken Südeuropas übernommen. Das ESM-Eigenkapital wird in Form von Bareinlagen von den 17 Euro-Mitgliedsstaaten über die ersten fünf Jahre eingezahlt. Um ein AAA-Rating zu erhalten, dürfte der Hebel der Bareinlagen nicht weit über sieben liegen. Zu den Barmitteln kommen aber noch umfangreiche Garantien – macht zusammen 700 Milliarden Euro. Die Zinskosten für ESM-Darlehen sind für die Peripherieländer geradezu eine Okkasion. Der Aufschlag beträgt nur zwei Prozentpunkte auf die Refinanzierungskosten des ESM. Dass es sich hierbei um keinen „normalen“ EU-Fonds handelt, sondern um eine Art Notstandsverordnung, sieht man an folgenden Punkten, die allesamt in der Nachkriegszeit in Industrienationen nicht mehr 10 | mehr Vermögen 03/2012 Es gibt historisch zumindest ein Beispiel, wo es gelungen ist, Schulden in einer Größenordnung von zirka 200 Prozent des BIP innerhalb von nur zwölf Jahren abzubauen. Und zwar ohne große Schmerzen für die Bevölkerung. Konkret ist von Großbritannien in den Jahren 1947 bis 1959 die Rede. Lag die Gesamtverschuldung der Insel 1947 bei 395 Prozent des BIP, konnte sie bis 1959 auf 200 Prozent des BIP abgebaut werden. Bis 1969 fiel sie auf 146 Prozent des BIP und erreichte damit für viele Jahrzehnte wieder verträgliche Werte. Die Lösung des Schuldenproblems lag in enorm hohen Wachstumsraten von nominal sieben Prozent pro Jahr des BIP. Real wuchs die Wirtschaft damals um beachtliche 2,9 Prozent. Die Inflation hielt sich folglich in Grenzen und trug nur einen Anteil von 14 Prozentpunkten an der Schuldentilgung. Die Geldmenge (nach Definition Geldmenge null) wurde um nur 0,3 Prozent pro Jahr ausgeweitet. in dieser Form eingesetzt wurden: Der ESM selbst und alle handelnden Personen genießen vollständige gerichtliche Immunität, sie können also nicht verklagt werden (im Gegensatz zur EZB). Der Vertrag ist unwiderruflich. Die Finanzminister können das Grundkapital unbeschränkt erhöhen. Der ESM kann – sobald das Geld ausgeht – entweder die Nationalstaaten anrufen, dem ESM innerhalb von sieben Tagen Kapital zur Verfügung zu stellen (das ist eher unwahrscheinlich, weil die Staaten das Geld selbst nicht haben) oder sich am Markt oder bei der EZB (das ist Zukunftsmusik und geht derzeit noch nicht) refinanzieren. Das Stammkapital reicht vermutlich bei Weitem nicht, weil allein die Bankschulden der Krisenländer bei über neun Billionen Euro liegen. Für normale Beschlüsse des ESM ist Einstimmigkeit notwendig, jedes Land kann also Beschlüsse blockieren. Allerdings gibt es einen Vertragspunkt, der Eilmaßnahmen vorsieht. In solch einem Fall reichen bereits 85 Prozent Den Löwenanteil an der Schuldenreduzierung hatte das Wirtschaftswachstum mit 28 Prozentpunkten. Die Bank von England hielt über die gesamte Periode die Zinsen unter den nominalen Wachstumsraten. Das Pfund wurde gegen den US-Dollar (und gegen Gold) abgewertet. Allerdings waren die Voraussetzungen für hohe Wachstumsraten damals für die Insel sehr günstig und sind mit der Gegenwart nicht vergleichbar (Wiederaufbau nach dem Krieg, sehr günstige demografische Bedingungen, sehr tiefe Staatsquoten – entsprechend geringe Steuern, Währungsabwertung). Schuldenschnitte bzw. Insolvenzen trugen dagegen nur ein Prozent zum Schuldenabbau bei. Der Königsweg zum Abbau von Schulden ist zweifellos eine hohe Wirtschaftswachstumsrate wie im England der unmittelbaren Nachkriegszeit. bedingungen ist in einem Umfeld, das von hohen Schuldlasten geprägt ist, ein wichtiger Faktor im Asset Management. Die Hoffnung, dass sich doch hohe Wachstumskräfte etablieren, liegt vor allem in der technologischen Entwicklung. Die deflatorischen Kräfte – Rettungsschirme und sonstige erzwungene Vermögenstransfers, hohe Steuern sowie die Demografie – sind stark, werden aber von den Notenbanken durch eine in der Nachkriegszeit beispiellose Ausweitung ihrer Bilanzen in Zaum gehalten. Wenn die Geschichte eine Richtschnur ist, dann dürften die Zinsen für sehr lange Zeit sehr niedrig bleiben. Die Konsequenz der Ausweitung der Notenbankbilanzen ist vorläufig eine Asset-Preis-Inflation. Die Schoellerbank nutzt diese Entwicklung durch eine Übergewichtung der Aktienquote in den Vermögensverwaltungen mit Aktienanteil aus. n Zinsen bleiben niedrig Aus der Geschichte können wir lernen, welche Wege sich bewährt haben, um eine hohe Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen, und welche nicht. Die genaue Kenntnis dieser historischen Rahmen- der Stimmanteile. Deutschland, Frankreich und Italien haben damit de facto ein Vetorecht. Die elf kleineren Staaten wie Österreich (nur 2,8 % Anteil am ESM) könnten sich sogar zusammentun, um gegen einen Beschluss zu stimmen und dennoch die 15-Prozent-Anteilshürde nicht erreichen. Das dürfte für Kernländer wie Österreich dann von elementarer Bedeutung werden, falls nächstes Jahr die deutsche Regierung von einer Rot-Grünen-Koalition, die bekanntermaßen für Euro-Bonds eintritt, abgelöst werden würde. Entschuldung auf wieder nachhaltige Niveaus in den Industrienationen schultern müssen. Aus diesem Grund empfiehlt die Schoellerbank, für langfristig gedachte Veranlagungen einen Sachwertanteil von zumindest 20 bis 30 Prozent in das Gesamtportfolio zu integrieren. Sachwertanteil erhöhen Die Gezeitenwende an den Finanzmärkten ist bereits in vollem Gange. Die Gewinner der vergangenen 13 Jahre – der Siegerpokal geht klar an Anleger, die sehr lange erstklassige Anleihen und Gold gekauft haben – könnten, zumindest sofern es die Anleihenseite betrifft, die Verlierer bis 2025 sein. n Die Konsequenz einer Geldmengenausweitung ist früher oder später eine Erhöhung des Niveaus der unterschiedlichsten Preise, sprich eine Entwertung des Geldes. Die derzeitige Mini-Verzinsung für gute Bonitäten kann diese Entwertung langfristig nicht annähernd ausgleichen. Deshalb werden Geldbesitzer die Hauptlast der notwendigen teilweisen Wir möchten darauf hinweisen, dass es vom vorliegenden Artikel eine detaillierte Langversion gibt – wenn Sie Interesse haben, dann folgen Sie bitte diesem Link: www.schoellerbank.at/gezeitenwechsel mehr Vermögen 03/2012 | 11 Quellen: Reuters, Gluskin Sheff, Arbor Research, Bloomberg Der Königsweg zum Abbau von Schulden ist zweifellos eine hohe Wirtschaftswachstumsrate wie im England der unmittelbaren Nachkriegszeit. Quellen: Analysebriefe der Schoellerbank, Bridgewater, Reuters, US-Schuldenuhr BÖRSEN & MÄRKTE BÖRSEN & MÄRKTE Ergänzend zum Hauptartikel zeigt die Schoellerbank kuriose und interessante Zahlen rund um das Thema „Währungen“. Von Kunststoff-Währungen über den Nennwert der höchsten deutschen Banknote bis hin zu Brot- und Butterpreisen in der Zwischenkriegszeit. Ein Artikel von Philipp Jauch, freier Journalist Währungs-Einmaleins Höhe der Neuverschuldung Österreichs im Jahr 1761 (Gulden)..................13.000.000 Jahr, in dem mit dem „Bancozettel“ des Wiener Stadtbanco in Österreich erstmals eine Papierwährung ausgegeben wurde ..................................................1762 Gesamtwert der Banknoten, die dadurch in Umlauf kamen (Gulden)…......12.000.000 Zinsen, die Sparer für die Anlage des neu geschaffenen Geldes erhielten (Prozent)....0 0% 8.800.000.000 Summe der Schilling-Bestände, die zehn Jahre nach der Euro-Einführung noch in Umlauf sind (ATS)...........................................................8.800.000.000 Wert, den dieses Geld in Euro hat…………………………..…......…642.500.000 Wert der Banknoten (500 Schilling, Otto Wagner / 1000 Schilling, Erwin Schrödinger), die nur noch bis 20. April 2018 bei der Oesterreichischen Nationalbank umgetauscht werden können (Euro)….................…115.600.000 0,37 12 | mehr Vermögen 03/2012 Preis, der in Deutschland im Jahr 1923 für ein Kilo Brot bezahlt werden musste (Reichsmark, RM).....................................................3,12 Betrag, den dieser Laib Brot 1932 kostete (RM)…........0,37 Preis für ein Kilogramm Butter im Jahr 1923 (RM).......3,21 Betrag, der für dieses Päckchen Butter im Jahr 1932 bezahlt werden musste (RM)....................................6,43 BÖRSEN & MÄRKTE 100.000.000.000.000 Deutsche Banknote mit dem höchsten Nennwert, die am 15. Februar 1924 ausgegeben wurde (Mark)....….100.000.000.000.000 Damalige Kaufkraft dieses Geldscheins, umgerechnet in Euro…..……. …..…….15 Betrag, den Sammler heute für das Papiergeld mit der Dürer-Zeichnung bezahlen (Euro) ...................................................5.000 356x216 Abmessungen des größten Geldscheins der Welt, der 100.000-Piso-Gedenknote der Philippinen, die jedoch nicht für den Umlauf bestimmt ist (Millimeter)….................…356x216 20 Maße der größten Euro-Banknote, dem 500-Euro-Schein (Millimeter)…….…….....……160x82 Preis exklusive Verkaufsprovision, der für den „Double Eagle 1933“, die teuerste Goldmünze der Welt, in einer Auktion erzielt wurde (US-Dollar) ......................6.600.000 Zeit, die vom Aufruf der Münze bis zum Zuschlag verstrich (Minuten)...…...................................................…6 Nennwert, der zusätzlich zum Auktionspreis bezahlt werden musste, damit die Münze als Zahlungsmittel Gültigkeit erlangte (US-Dollar) ………...................…..…..20 1979 Jahr, in dem der Inselstaat Haiti als erste Republik weltweit einen Geldschein aus Kunststoff eingeführt hat……………….…………………...…….1979 Anzahl der Länder, in denen heute PolymerBanknoten ausgegeben werden..…..............………….32 Wert, den ein Vietnamesischer Dong (VDN) – die Währung mit dem weltweit geringsten Wechselkurs gegenüber dem Euro – hat ......................................0,000039 Betrag, den man in Vietnam für ein Mineralwasser bezahlen muss (VDN)…10.000 0,000039 mehr Vermögen 03/2012 | 13 TRENDS & PERSPEKTIVEN Krisenzeiten eignen sich in der Regel nicht, um Anleger für Neuerungen zu begeistern. Das relativ junge Thema Nachhaltigkeit scheint jedoch nun bei den Investoren angekommen zu sein und das trotz Krise – oder vielleicht genau aus diesem Grund? Ein Artikel von Dipl.-BW (FH) Alexander Adrian, Portfoliomanager/Asset Management Mit gutem Gewissen durch die Krise I m Prinzip hatte die Schuldenkrise ihren Ursprung darin, dass einige Länder jahrelang über ihre Verhältnisse lebten und kurzfristige Interessen verfolgten, während nachhaltiges Wirtschaften nicht auf dem Plan stand. Dies führt(e) mehr und mehr zu einer enormen Unwucht in Europa. Im Gegensatz zu den Musterschülern, die womöglich mit einem blauen Auge davonkommen werden, müssen die Peripheriestaaten dringend weiter gegensteuern, um nicht komplett den Anschluss zu verlieren. Doch nicht nur über Europa fegt derzeit ein heftiger Sturm, auch in Amerika und Japan hat der Wind deutlich aufgefrischt. Ein interessantes Thema, das noch weit von einer Massenbewegung entfernt ist, sind „Grüne Investments“. Von der Masse abkoppeln Normalerweise führen unruhige Märkte dazu, dass Investoren risikoreichere Anlageklassen komplett links liegen lassen. In solchen Tagen wird meist auch das Sparbuch wiederentdeckt. Der eine oder andere nutzt jedoch die Gunst der Stunde, um neue Wege zu beschreiten und sich damit von der Masse abzukoppeln. Grüne Investments Ein interessantes Thema, das zwar nicht mehr ganz neu, aber noch weit von einer Massenbewegung entfernt ist, sind „Grüne Investments“. Im ersten Quartal 2012 waren nach Informationen des Sustainable Business Institute (SBI) insgesamt 375 nachhaltige Publikumsfonds in Deutschland, Österreich und/oder der Schweiz zum Vertrieb zugelassen. Sie waren zum 31. März 2012 mit rund 34 Milliarden Euro investiert. Ende 2011 registrierte das SBI 357 Fonds mit insgesamt zirka 30 Milliarden. Unter ethischem Investment versteht man Geldanlagen, die neben Renditekriterien auch ethische Wertvorstellungen des Anlegers berücksichtigen. Es geht dabei um soziale Verantwortung ebenso wie um Umweltschutz oder Nachhaltigkeit. „Grüne Investments“ sind eine Alternative, um sich in der Veranlagung von der Masse abzukoppeln. TRENDS & PERSPEKTIVEN Strenge Qualitätskriterien Für das Rating von Unternehmen im Hinblick auf solche Kriterien gibt es spezielle Gesellschaften, die sich intensiv mit diesem Fachgebiet beschäftigen. Mit ECPI hat die Schoellerbank einen renommierten Partner, der noch dazu ein globales Schwergewicht in diesem anspruchsvollen Themenfeld darstellt. Der italienische Partner stellt dabei täglich ein Universum mit 300 Titeln zur Verfügung, die wir mittels Schoellerbank AktienRating weiter selektieren. Ende August 2012 entsprachen exakt 35 Aktien den strengen Kriterien, die für die Schoellerbank Vermögensverwaltung herangezogen werden können. Völlig ausgeschlossen vom Rating sind Unternehmen, die in den Bereichen Militär, Pornografie, Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Kernenergie, genmanipulierte Nahrungsmittel oder Schwangerschaftsverhütung tätig sind. Unternehmen aus kritischen Branchen müssen einen Auswahlprozess über sich ergehen lassen, bei dem sie sehr genau unter die Lupe genommen werden. Dazu zählen zum Beispiel Erdölunternehmen, auf die man auch weiterhin angewiesen ist, solange noch keine Technologie bereitsteht, die Öl komplett substituieren könnte. Sie müssen nachweisen, dass sie so nachhaltig wie möglich arbeiten, um das EthikSiegel zu erhalten. Mit dieser Art von „Best in Class“-Ansatz wird gewährleistet, dass es sich nicht um eine reine Öko-Veranlagung handelt, sondern innerhalb der Aktien auch auf Branchenebene eine gewisse Diversifikation möglich ist. in Anleihen investieren darf, konnte sich seit dem Krisentief 2008 kräftig in die Höhe schrauben. Nun hat der Fonds wieder ein Niveau erreicht, auf dem er zuletzt 2001 lag. Die gute Performance war jedoch nicht allein ein Verdienst der nachhaltigen Aktienkomponente, sondern auch der ethischen Anleihenquote, die laut Fondsbestimmungen mehr als 30 Prozent betragen muss. Hierbei vertraut der Fonds überwiegend auf europäische Staatsanleihen. Eine auf ethische Grundsätze bauende Verfassung und demokratisch gewählte Regierungen garantieren hier ein den Fondsrichtlinien entsprechendes Investment. Da wir in Sachen Staatsanleihen überwiegend auf die Musterschüler setzen, die ihren Haushalt vorbildlich führen, bekam der Fonds auch von dieser Seite zusätzlichen Schub. Ergänzt wird das Anlageuniversum durch gedeckte Bankanleihen. Mit der konservativen Strategie im Anleihenbereich hat der Fonds einen sicheren Hafen als Rückzugshort und besetzt andererseits mit dem Thema Nachhaltigkeit eine überaus interessante Nische. n Die Entwicklung des Schoellerbank Ethik Vorsorge 2000-2011. 10 9 8 7 6 Quelle: Bloomberg 29.12.2011 29.12.2010 29.12.2009 29.12.2008 29.12.2007 29.12.2006 29.12.2005 29.12.2004 29.12.2003 29.12.2002 4 29.12.2001 Dass die ethische Einschränkung nicht zwangsläufig zu einer Beschneidung des Gewinns führen muss, belegt die Entwicklung des Schoellerbank Ethik Vorsorge. Der Mischfonds, der sowohl in Aktien als auch 29.12.2000 5 Interessante Gewinne Schoellerbank Ethik Vorsorge Wertentwicklung in % Fondsbeginn p.a. 10 Jahre p.a. 5 Jahre p.a. 3 Jahre p.a. 1 Jahr Jahresbeginn effektiv Volatilität* 1,00 2,64 1,32 6,63 13,94 6,87 6,42 Stand: 31.08.2012, Aktualisierung monatlich; *Volatilität 3 Jahre: Beschreibt die Schwankungsbreite der Performancezahlen um deren Mittelwert. Je geringer die Zahl, desto geringer ist das Risiko des betreffenden Fonds. Quelle: Schoellerbank Performance seit Fondsbeginn Werbemitteilung. Die Fondsbestimmungen des Schoellerbank Ethik Vorsorge wurden von der Finanzmarktaufsicht bewilligt und treten mit 13.09.2012 in Kraft. Bis dahin gelten die Fondsbestimmungen vom 05.10.2009. Der Schoellerbank Ethik Vorsorge kann bis zu 100 % seines Fondsvermögens in andere Investmentfonds investieren. Quelle für Performancezahlen: Oesterreichische Kontrollbank (OeKB). Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu. Ausgabe- und Rücknahmespesen sind in der Performanceberechnung nicht berücksichtigt. Der veröffentlichte Prospekt sowie die wesentlichen Anlegerinformationen (KID) des Schoellerbank Ethik Vorsorge in deutscher Sprache in der jeweils aktuellen Fassung stehen dem Interessenten kostenlos unter www.schoellerbank.at/fondspublikationen zur Verfügung. Diese stellen die alleinige Verkaufsunterlage dar und enthalten wichtige Risikohinweise. Alle Informationen wurden mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt, dennoch kann keine Haftung für deren Richtigkeit übernommen werden. mehr Vermögen 03/2012 | 15 TRENDS & PERSPEKTIVEN Niemand ist davor gefeit, irgendwann Pflege in Anspruch nehmen zu müssen. Deshalb ist es wichtig, sich rechtzeitig Gedanken über Pflegevorsorge und Vermögensweitergabe zu machen. Es geht dabei auch um die Frage des Zugriffs von Sozialbehörden auf Vermögenswerte. Ein Artikel von Mag. Werner Obenaus, Finanzplaner/Financial Planning & Family Office Vermögen und Pflegebedarf: ein wichtiges Thema W er sich im Laufe seines Lebens Wohlstand erarbeitet hat, der macht sich auch Gedanken über die Weitergabe dieses Vermögens und eine geregelte Erbfolge. Auch deshalb, weil es im Fall einer Pflegebedürftigkeit auch darum geht, dass Sozialeinrichtungen auf Vermögenswerte zugreifen können. Welche Regelungen individuell sinnvoll sind, sollte man am besten mit einem Notar oder Rechtsanwalt seines Vertrauens ausführlich besprechen. Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, für den Fall von Pflegebedarf Vorkehrungen zu treffen. Schenkungen Bei einer Vermögensweitergabe zu Lebzeiten ist zu klären, ob das verbleibende Vermögen nach einer Schenkung noch für die eigenen Lebensbedürfnisse ausreicht. Wenn es um eine mögliche Pflegebedürftigkeit und den Schutz von Vermögen vor dem Zugriff von Sozialbehörden geht, dann muss man sich auch den Zeitpunkt für die vorzeitige Vermögensweitergabe genau überlegen. Betreuung und Pflege in einem Heim In Österreich gibt es für alle Bürger, die den Alltag nicht mehr alleine bewältigen können, ausreichend staatliche und private Möglichkeiten zur Unterstützung. Dieses Pflegeangebot reicht von einfachen Hilfen im Haushalt über medizinische Krankenpflege in den eigenen vier Wänden bis zu spezialisierten Pflege- und Betreuungseinrichtungen. Betroffene können grundsätzlich selbst entscheiden, welche Angebote sie nutzen möchten und ob eine Übersiedlung in ein Pflege- oder Seniorenheim für sie in Frage kommt. Die Umsetzungen der Pflege, die Bereitstellung von Pflegeeinrichtungen und die finanzielle Unterstützung werden in den Bundesländern unterschiedlich 16 | mehr Vermögen 03/2012 geregelt und von den jeweiligen Landesregierungen festgelegt. Sofern die eigenen finanziellen Mittel nicht ausreichen, um die gesamten Kosten selbst zu tragen, kann man neben dem österreichweit gleich geregelten Pflegegeld im jeweiligen Bundesland (beim Magistrat, Bezirkshauptmannschaft) um Sozialhilfe ansuchen. Das Pflegegeld stellt dabei eine zweckgebundene Leistung zur teilweisen Abdeckung der pflegebedingten Mehraufwendungen dar und bewegt sich je nach Pflegestufe zwischen 154,20 und 1.655,80 Euro. Seit der Einführung des Pflegegeldreformgesetzes 2012 liegt die Gesetzgebungs- und Vollziehungskompetenz beim Bund. Kostenbeitrag und Förderungen für Pflegeheime Der Aufnahmeprozess, die Höhe der Kosten, die Förderung bzw. Kostenübernahme durch das Land ist in Landesgesetzen geregelt und von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass man bereits bei der Anmeldung für ein Pflegeheim seine Vermögenswerte bekanntgeben muss, auch wenn man angibt, ein sogenannter Selbstzahler zu sein. Hat man genügend Einkünfte aus Pensionszahlungen, sonstigen Einnahmen und Pflegegeld, dann gilt man als Selbstzahler und muss die Kosten für Unterkunft und Verpflegung selbst tragen. Ist die betreffende Person nicht in der Lage, mit ihrem Einkommen und/oder Vermögen die Kosten für die Pflegeeinrichtung zu bezahlen, dann hat sie die Möglichkeit, Sozialhilfe bzw. Mindestsicherung im Ausmaß des Differenzbetrages zu beantragen. In manchen Bundesländern wird die Sozialhilfe bzw. Mindestsicherung erst ab einer gewissen Pflegestufe gewährt (z. B. Tirol ab Pflegestufe 3). Der Antrag auf Sozialhilfe ist entweder bei der Gemeinde, beim Magistrat oder der Bezirkshauptmannschaft einzureichen. TRENDS & PERSPEKTIVEN Grundsätzlich gilt, dass eine hilfsbedürftige Person zuerst ihr eigenes Einkommen und verwertbares Vermögen – Liegenschaften, Barvermögen, Sparbücher, Wertpapiere – einsetzen muss. Dabei gilt der umfassende Einkommensbegriff (Pensionseinkünfte, sonstige Einkünfte wie z. B. aus Vermietung, Verpachtung, Wohnrechten). Allerdings muss ein bestimmter Prozentsatz als Taschengeld sowie ein bestimmter Betrag des Vermögens dem Heimbewohner bleiben. Ist das Vermögen nicht sofort verwertbar, besteht die Möglichkeit Darlehen zu gewähren, wobei die Liegenschaft umgehend mit einem Höchstbetragspfandrecht im Grundbuch belastet wird. Eine geregelte Vermögensweitergabe gibt Ihnen Sicherheit. In einigen Bundesländern besteht für Ehepartner, eingetragene Partner, Kinder oder Eltern eine Kostenersatzpflicht für erhaltene Sozialleistungen. Kostenersatz kann auch gefordert werden, wenn in den Jahren vor Inanspruchnahme der Sozialhilfe Vermögen ohne entsprechende Gegenleistung übertragen wurde (z. B. Schenkungen, Verkauf zu einem symbolischen Kaufpreis) oder wenn vertraglich eine Leistung zugesichert wurde, die nunmehr im Alten- und Pflegeheim erbracht wird (z. B. Wohnrecht, Recht auf Pflege). Weiters haben die Sozialhilfebehörden die Möglichkeit, im Todesfall des Heimbewohners offene, nicht verjährte Forderungen gegen den Nachlass geltend zu machen. In der folgenden Tabelle wird dargestellt, welche Familienmitglieder in welchem Bundesland regresspflichtig sind und zu welcher Höhe. Bei den Anfechtungsfristen für Schenkungen ist zu beachten, dass diese sowohl für Schenkungen innerhalb der Verwandtschaft als auch für Schenkungen an NichtFamilienmitglieder gelten. Bundesland Rückforderung an Angehörige/ Pflegeregress Beitragshöhe Wien Niederösterreich Oberösterreich Steiermark Burgenland Salzburg Kärnten Tirol Vorarlberg Partner, Eltern* Eltern* Partner Partner, Kinder, Eltern* Partner, Eltern* Partner geplante Änderungen 2012 Partner, Kinder, Eltern* Partner, Eltern* Partner, Eltern* im Ausmaß der Unterhaltspflicht im Ausmaß der Unterhaltspflicht im Ausmaß der Unterhaltspflicht gestaffelter %-Satz des Nettoeinkommens im Ausmaß der Unterhaltspflicht im Ausmaß der Unterhaltspflicht Schoellerbank Nachfolgeservice Die Schoellerbank bietet mit dem Generationengespräch und der Vermögensnachfolgeplanung ein Service an, das Ihnen bei Ihren Überlegungen Hilfestellung und Unterstützung bieten kann. n Wir zeigen Ihnen auf Basis Ihrer derzeitigen Situation die Folgen bei Eintritt des Erbfalles auf (gesetzlich oder testamentarisch). im Ausmaß der Unterhaltspflicht im Ausmaß der Unterhaltspflicht Anfechtungsfrist für Schenkungen 3 Jahre 5 Jahre 5 Jahre 3 Jahre 5 Jahre 5 Jahre 3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre * Eltern von minderjährigen Kindern Quelle: diverse Landesgesetze Kostenersatz für erhaltene Sozialleistungen n Die erstellte Planung enthält eine vollständige Aufstellung Ihrer Vermögensgegenstände, die Berechnung der anfallenden Grunderwerbsteuer, der zivilrechtlichen Erbquoten und die Ansprüche bzw. Lasten aus Pflichtteilen. n Wir begleiten Sie bei der Umsetzung Ihrer Wünsche und bieten Ihnen Kontakte zu externen Spezialisten, wie Notaren, Rechtsanwälten und Steuerberatern. n Mit dem neu überarbeiteten Stiftungsbuch bietet die Schoellerbank ein umfassendes Informationsangebot rund um das Thema Stiftungen. Das Kompendium gibt einen guten Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen des österreichischen Stiftungsrechts. Das aktuelle Stiftungsbuch erhalten Sie bei Frau Astrid Lämmerhofer, Financial Planning, Tel. +43/662/86 84-2392. mehr Vermögen 03/2012 | 17 TRENDS & PERSPEKTIVEN In den EU-Mitgliedsstaaten wird sie noch kontrovers diskutiert, in Frankreich ist sie seit 1. August in Kraft: die Finanztransaktionssteuer, also eine Besteuerung von Börsengeschäften. Ein Artikel von Stefan Traunmüller, Wertpapierhändler/International Brokerage Services Finanztransaktionssteuer – Fluch oder Segen? D ie direkte Besteuerung von Finanzgeschäften ist keineswegs ein Novum – die meisten wichtigen Industrienationen haben bereits Erfahrung mit derartigen Abgaben, jedoch wurden diese mit wenigen Ausnahmen abgeschafft, um den Finanzmarkt zu stärken. In Österreich passierte dies durch das Kapitalmarktoffensive-Gesetz im Jahre 2000. Großbritannien ging den umgekehrten Weg und führte im Jahr 1986 die seit der frühen Neuzeit existierende Stempelsteuer als „stamp duty reserve tax“ (also Stempel-Ersatz-Steuer) für den Handel mit Aktien britischer Gesellschaften ein. Weitere europäische Staaten, in denen der börsliche Wertpapierhandel ganz oder teilweise besteuert wird, sind die Schweiz, Belgien und Griechenland. Die bisherigen Erfahrungen sind unterschiedlich … Während die britische Stempelsteuer mit etwa 0,3-0,5 Prozent einen ordentlichen Beitrag zum BIP leistet, 18 | mehr Vermögen 03/2012 leiden kleinere Volkswirtschaften mit Börsenumsatzsteuern unter dem Abwandern der Marktteilnehmer an Finanzplätze ohne Besteuerung. So spülte die 1985 in Schweden eingeführte Börsenumsatzsteuer anstatt der zuvor erhofften 165 Millionen nur etwa neun Millionen Euro jährlich in die Kassen. Der Grund dafür: Die Umsätze brachen ein, weil auf andere Börsenplätze ausgewichen wurde. … und der Derivatehandel bleibt noch außen vor Die neue französische Finanztransaktionssteuer in Höhe von 0,2 Prozent muss lediglich für Papiere von in Frankreich ansässigen Unternehmen mit einem Börsenwert von über einer Milliarde Euro bezahlt werden. Das sehr umsatzstarke Segment der Derivate, wie auch der Devisenhandel, bleibt jedoch analog zum britischen Modell steuerfrei. Der EU-Kommission ist dies ein Dorn im Auge, sie möchte eine weiterreichende Besteuerung durchsetzen. In ihrem Gesetzesentwurf TRENDS & PERSPEKTIVEN vom September 2011 wurde eine EU-weite Steuer auf sämtliche Finanztransaktionen in Höhe von 0,1 Prozent auf Aktien und Anleihen sowie von 0,01 Prozent auf Derivate vorgeschlagen, was jedoch bis dato durch das Veto einiger Mitgliedsstaaten nicht durchführbar ist. In den befürwortenden Ländern könnte eine derartige Steuer aber sehr wohl eingeführt werden, wobei etwa die Regierungen Deutschlands und Österreichs diesbezüglich klare Zustimmung signalisiert haben. Die Steuer als Damoklesschwert für Derivate und Day Trading Was sind nun die Argumente für und wider eine Besteuerung des Finanzmarktes? Die EU-Kommission verweist auf die generelle Besserstellung des Finanzsektors durch den Wegfall der Umsatzsteuer und möchte über die neuen Steuereinnahmen einen Teil der im Zuge der Finanzkrise in das System gepumpten Milliarden zurückgewinnen. Außerdem sehen Befürworter in der Finanztransaktionssteuer ein Instrument gegen die Dominanz der reinen Spekulation an den Märkten. Das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) spricht etwa von einer möglichen Dämpfung der durch Überschussliquidität hervorgerufenen Übertreibungen und Fehlbewertungen, speziell im Falle einer Besteuerung des Devisen- und Derivatehandels. Tatsache ist, dass kurzfristig orientierte Handelsstrategien auch der Absicherung und des Risikotransfers dienen können. Je kurzfristiger eine Transaktion am Aktienmarkt ist, umso mehr spielen Charttechnik und Spekulation anstelle von Fundamentaldaten eine Rolle. In einer Welt mit umfassender Finanztransaktionsbesteuerung wären solche Day-Trading-Aktivitäten kaum noch rentabel, da mehrere oder im Fall des computerbasierten Hochfrequenzhandels sogar unzählige Transaktionen über den Handelstag verteilt werden und jede einzelne davon besteuert werden würde. Tatsache ist aber, dass kurzfristig orientierte Handelsstrategien auch der Absicherung und des Risikotransfers dienen können und somit eine relative Verteuerung nicht zwangsläufig zu einem effizienteren oder „gesünderen“ Markt führt. Außerdem sorgt der Hochfrequenzhandel an großen Börsenplätzen bereits für die Hälfte bis zwei Drittel aller Umsätze – wie auch immer man dazu stehen mag, Die Transaktionssteuer soll die Gefahr neuer Finanzkrisen eindämmen. Doch sie bringt nicht nur Vorteile. ein Wegfall dieser Liquidität würde die Volatilität und die Geld-Brief-Spannen (also die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskursen) erhöhen. Somit würden die durch die neue Steuer ohnehin höheren Transaktionskosten noch zusätzlich ansteigen. Auch Privatanleger fürchten die Steuer Die Finanztransaktionssteuer soll ungezügelte Spekulation verhindern und die Gefahr neuer Finanzkrisen eindämmen. Doch man muss auch die Folgen für Privatanleger betrachten. So würden nicht nur Hobby-Spekulanten über erhöhte fremde Spesen zum Handkuss kommen, die neue Steuer würde sich auch auf die private Altersvorsorge negativ auswirken. Diese vollzieht sich zumeist über das Ansparen von Fondsanteilen mit wertsicherungsorientiertem Ansatz, die Fondsmanager müssen dabei laufend das Verhältnis zwischen Aktien und Anleihen innerhalb des Fonds verändern. Jede dieser Transaktionen, aber auch das bloße Regulieren von Zu- und Abflüssen ohne jegliche Veränderung der Gesamtausrichtung würde die Steuer auslösen und somit die Performance belasten. Der Steuerschaden für einen nach dem Riester-Modell sparenden Deutschen könnte nach Berechnungen von Union Investment bis zu 14.000 Euro betragen (bei 40 Jahren Ansparzeit und 100 Euro monatlicher Sparrate). Die Einführung einer flächendeckenden Finanztransaktionssteuer über alle Marktsegmente hinweg erscheint derzeit fraglich. Ebenso unklar ist, ob sich eine in einzelnen Ländern eingeführte Besteuerung des Börsenhandels überhaupt positiv auf den jeweiligen Finanzmarkt auswirken würde oder ob dieser durch Liquiditätsverlust und das Ausweichen auf andere Märkte nicht vielmehr belastet würde. n mehr Vermögen 03/2012 | 19 WISSEN & WERTE Zum Grillen, als Marinade, als Dip, zu Fleisch, Würstchen und Nudeln und natürlich ganz klassisch zu Pommes und Fast Food: Ketchup darf nie fehlen. Nicht nur für Kinder, auch für viele Erwachsene gehört die pikante Tomatensauce einfach zum Essen dazu. Die Wurzeln des Ketchups liegen eigentlich in Südostasien und dennoch verhalf ihm ein Amerikaner zu Beliebtheit auf der ganzen Welt. Ein Artikel von Mag. Julia Schindlauer, Spezialistin Recht und Steuern/Schoellerbank Invest AG HEINZ – ein Synonym für Ketchup W enn vom amerikanischen Unternehmen HEINZ die Rede ist, denkt jeder sofort an Tomatenketchup. Mit 650 Millionen verkauften Flaschen pro Jahr ist Ketchup ohne Zweifel das erfolgreichste und bekannteste Produkt aus dem Hause HEINZ. Wo der Name „Ketchup“ aber seinen Ursprung hat, darüber gibt es viele Theorien. Die gängigste schreibt den Begriff den Chinesen zu, abgeleitet von „ke-tsiap“. Wahrscheinlicher ist, dass das Wort ursprünglich aus Indonesien kommt, wo Saucen „kecap“ genannt werden – obwohl es sich dabei um Saucen aus schwarzen Sojabohnen und nicht um solche aus Tomaten handelt. fen. Heinz verwendete erstmals Gläser, um Gurken und eingelegten Meerrettich zu verkaufen. Dahinter stand die Philosophie, dass der Kunde die Qualität der Ware sofort sehen konnte. Damit revolutionierte Heinz die Verpackung von Lebensmitteln. Seine bis heute unveränderte Ketchup-Rezeptur entwickelte er 1876 und verwendete erstmals vollreife Tomaten und eine größere Menge Essig als bis dahin üblich. Dadurch erreichte er einen besseren Geschmack (der ursprüngliche Ketchup war bitter) und eine bessere Haltbarkeit. Fünf Zutaten Auch wenn es für die Herkunft des Wortes unterschiedliche Theorien gibt, bei den Ingredienzien besteht Konsens. Tomatenketchup enthält nur fünf Zutaten: Tomatenmark, Essig, Zucker, Salz und Gewürze. Trotzdem schmecken die roten Saucen der verschiedenen Hersteller sehr unterschiedlich. Früher machte die Hausfrau Ketchup ganz einfach selbst zu Hause, erst Mitte des 19. Jahrhunderts begann die industrielle Fertigung als Nebenprodukt zu Tomatenkonserven. HEINZ – von der Gurke zum Ketchup Einer der vielen Ketchup-Hersteller der damaligen Zeit war der heutige Marktführer HEINZ, ein in Pittsburgh/USA ansässiger Nahrungsmittelproduzent. Die Geschichte dieses Unternehmens beginnt im Jahre 1869, als Henry John Heinz, ein Kind deutscher Auswanderer aus Kallstadt, mit seinem Freund L. Clarence Noble ein Lebensmittelgeschäft, die Heinz Noble & Company, gründete. Leider hielt sich das Unternehmen nur sechs Jahre. Aber im Folgejahr wurde die F. & J. Heinz Company ins Leben geru- 20 | mehr Vermögen 03/2012 Heinz war der erste Hersteller, der Ketchup in Glasflaschen verkaufte. WISSEN & WERTE Pionier in vielen Bereichen Heinz war ein Pionier in vielen Bereichen. So entdeckte er andere Länder als Absatzmärkte und segelte 1886 auch nach England, wo er seine Produkte vorstellte. Der Export begann. Der Unternehmer kümmerte sich besonders um seine Mitarbeiter. Schon im Jahr 1900 gab es – für die damalige Zeit eher unüblich – einen Umkleideraum mit Badezimmer, abschließbare Spinde oder eine wöchentliche Maniküre für die Belegschaft. Ein starkes Augenmerk legte der Ketchup-Pionier auf die Qualität seiner Waren. Er war mitverantwortlich für die Einführung des Reinheitsgebotes und des ersten Heinz war ein Pionier in vielen Bereichen. So entdeckte er andere Länder als Absatzmärkte und segelte 1886 auch nach England, wo er seine Produkte vorstellte. Drogengesetzes durch Präsident Franklin D. Roosevelt. Der innovative Unternehmer führte Fabriksbesichtigungen ein, um zu zeigen, wie sauber und hygienisch seine Ware erzeugt wird. Dieser Einsatz für die Mitarbeiter und für die Qualität, der Blick für Innovationen sowie die starke Werbepräsenz (auf der Weltausstellung 1893 in Chicago verteilte Heinz erstmals kleine Anstecker in Form einer Gurke) brachten Heinz Erfolg auf der ganzen Welt. Henry John Heinz besuchte mehrmals seine alte Heimat und verbrachte Kuraufenthalte in Bad Kissingen. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs saß er dann aber in seinem Hotel fest und konnte nur durch Flucht wieder in die USA zurückkehren. Es war sein letzter Aufenthalt in Deutschland. Weltkonzern mit breiter Produktpalette Heinz baute seine Produktpalette in den nachfolgenden Generationen massiv aus und produziert und vertreibt neben Tomatenketchup und anderen Saucen auch Bohnen (Baked Beans), Nudelgerichte, Dosengerichte, Babynahrung und Tierfutter. Nach wie vor werden lokale und frische Zutaten verwendet, gemäß dem Slogan des Gründers: „Quality is to a product what character is to a man.“ Heute beschäftigt der Konzern weltweit 30.000 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von 10,5 Milliarden US-Dollar. Das Unterneh- Kaum mehr wegzudenken: Ketchup ist nicht nur bei Kindern überaus beliebt. men engagiert sich im Umweltschutz sowie im sozialen Bereich. Unter anderem gibt es Gesundheits- und Ernährungsprogramme für benachteiligte Kinder und Entwicklungshilfeprojekte in Afrika und Haiti. Die Glasflasche – Fluch oder Segen? Bleibt die Frage, ob man als Konsument Ketchup in Glas- oder Plastikflaschen bevorzugt. Heinz legt aus Tradition den Fokus auf Glasverpackungen. Mit einem bekannten Nachteil: Wie bekommt man die Tomatensauce aus der Flasche, ohne dass ein Teil darin bleibt? Es wird – mit mehr oder weniger Erfolg – geschüttelt, geklopft und die Flasche auf den Kopf gestellt. Eine vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelte Beschichtung verspricht eine bessere Entleerung der Flasche. Bis die neu erfundene Technik allerdings von den Herstellern in großem Stil eingesetzt wird, wird es noch dauern. Bis dahin müssen Ketchup-Liebhaber noch mit den bekannten Tricks arbeiten, um den Flaschen auch den letzten Rest der roten Sauce zu entlocken. n mehr Vermögen 03/2012 | 21 WISSEN & WERTE Georg Philipp Telemann (1681–1767) soll in seiner Ouverture in B-Dur auf das Treiben an der Börse und einen Wertpapiercrash Bezug genommen haben – nur ein Beispiel dafür, wie wirtschaftliche Entwicklungen auch in der klassischen Musik ihren Niederschlag finden. Dr. Christoph Großpietsch von der Stiftung Mozarteum Salzburg im Interview über Finanzkrisen und Musik: Geschichten vom Geld in der klassischen Musik Kunst und Kultur sind ein Spiegel der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation einer Epoche. Welche Komponisten fallen Ihnen ein, die in ihrer Musik auf Wirtschaftsentwicklungen reagiert haben? Das ist eine Frage, die von heute aus gedacht ist. Telemanns Suite vom Auf und Ab der Börse ist eine Ausnahme. Komponisten zeichnen keine Wirtschaftsentwicklungen nach, sondern Geschichten vom Geld und vom Umgang damit. Bestes Beispiel ist Beethovens „Wut über den verlorenen Groschen“. Oder es stehen Teilbereiche der Wirtschaft – etwa Verkehr und Konsum – im Mittelpunkt, wie die Klangmalerei beim Thema Eisenbahn in Honeggers „Pacific 231“. Der zunehmende Kaffeekonsum nach 1700 in ganz Europa ist indirekt Thema in Bachs „Kaffee-Kantate“. Im Libretto behandeln unzählige Opern und Operetten das Thema Geld. Im Vordergrund steht weniger die Wirtschaftsentwicklung als eine spannende Story, die selbst Erfolg haben soll. Die Demonstration einer wirtschaftlichen Entwicklung mithilfe der Musik war vielleicht Anlass für die Komposition der „Abschieds-Sinfonie“ von Joseph Komponisten zeichnen keine Wirtschaftsentwicklungen nach, sondern Geschichten vom Geld und vom Umgang damit. Haydn, bei der sich die Musiker im Finale nach und nach „französisch verabschieden“ und ein jämmerlicher Rest übrig bleibt. Eine Deutung geht davon aus, dass Haydn damit auf wirtschaftliche Einsparungen seines Hofes reagieren wollte, indem er den Klang einer völlig unterbesetzten Musik als unsinnig demonstrieren wollte. 22 | mehr Vermögen 03/2012 Die „Börsen-Ouverture“ von Georg Philipp Telemann hat ihre Inspirationsquelle schon im Namen. Was ist konkret der Hintergrund für diese Komposition? Hintergrund ist (oder könnte sein) die Beschreibung des Crashs an der Pariser Börse von 1720, als die Blase um Mississippi-Aktien in Französisch-Louisiana platzte. Die Auswirkungen betrafen Anleger an vielen ausländischen Börsen. Auf dieses Ereignis deutet der Schlusssatz „L’Espérance de Mississippi“ hin. Im Jahr 1720 war Telemanns Dienstgeber die Reichsstadt Frankfurt am Main, wo er in Nähe der Börse tätig war. Welche Bilder werden wach, wenn man die „BörsenOuverture“ hört, was ist mit „L’Espérance de Mississippi“ gemeint? Die Bilder sind sehr hintergründig und heute kaum noch zu erklären, und solche Bilder gibt es in vielen Ouvertüren Telemanns. Es gibt aber keine Äußerungen zu diesem Werk, weder von Telemann noch von seinen Zeitgenossen. Man muss hier an einen konkreten Hintergrund denken, den wir gar nicht mehr kennen. Jedenfalls ist der Schlusssatz, der den Hinweis auf die Blase von 1720 liefert, kein trauriger Moll-Satz, sondern ein tänzerischer Ohrwurm und „Rausschmeißer“. Aber auch andere Sätze erinnern an Ausdrücke, wie sie auf dem Börsenparkett vorstellbar sind: „Krieg im Frieden“, „Die besiegten Sieger“, „Gemeinsame Einsamkeit“. Der Name „Börsen-Ouverture“ bzw. „La Bourse“ ist erst nachträglich gewählt worden. Telemann selbst hat dem Werk keinen Titel als Klammer gegeben. Wir wüssten gerne, was da noch alles diskutiert worden ist. WISSEN & WERTE Georg Friedrich Händel hat 1720 wegen des Börsencrashs die Leitung der von ihm gegründeten Royal Academy of Music abgeben müssen. Hat sich das auch auf sein Werk ausgewirkt? Nicht wirklich. Händel, der mit Telemann befreundet war, zeichnete sich durch große Geschäftstüchtigkeit aus. Händel verstand es beispielsweise, beliebte Themen seiner Musik in anderer Besetzung wiederzuverwerten und erneut dem Publikum vorzustellen. Durch sein Geschick überstand Händel viel Ungemach, übrigens auch den Niedergang „seiner“ Londoner Oper. Er wechselte einfach nur die Musikgattung. Wie ist es mit Mozart? Von ihm sagt man ja, dass er nicht unbedingt gut mit Geld umgehen konnte … Das ist etwas anderes. Darüber ist viel Interessantes geschrieben und spekuliert worden. Fest steht nur, dass Mozart zeitweise sehr gut verdient hat. Er war in Wien ein selbstständiger Konzertunternehmer und organisierte als Pianist und Komponist Akademien in den besten Konzertsälen der Stadt, rühmte sich anfangs sogar, wie gut seine Konzerte besucht gewesen seien. Doch Mozart brauchte viel Geld, teils weil er einen sehr aufwändigen Lebensstil führte, teils weil er ihm nahestehende Personen unterstützte. Außerdem wird er wohl viel Geld durch Glücksspiele verloren haben. Da er noch kurz vor Ende seines Lebens in Wien wirklich berühmt geworden war, ist es eine Mär, dass Mozart als um sein Honorar betrogener Künstler verstorben ist. Während über Mozarts Bettelbriefe viel bekannt ist, weiß man von einer möglichen musikalischen Reflektion seiner Situation praktisch nichts. rungen im Stil der „Peking Oper“ zu tun haben. Oder werden unsere Komponisten die Ausschläge von Leitindizes vertonen? Meist setzt Musik äußere Entwicklungen aber nicht plump um, sondern reflektiert auf eigene Weise. Ein anderer Aspekt ist ein verändertes Musikleben durch den Schwund von Fördergeldern, der seit einigen Jahren zu beobachten ist. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Konzert- und Kulturbetrieb und seine Vielfalt. Aufführungen wiederentdeckter Kompositionen sowie moderne Gesamtkunstwerke, wie es sie noch in den 1980er-Jahren zuhauf gegeben hat, sind heute viel weniger präsent. Die internationalen Festivals betrifft das natürlich nicht so stark. Dagegen sind kleinere Festivals gefährdet. Anspruchsvolle CD- und Rundfunkproduktionen sind heute schwerer zu realisieren als noch vor einigen Jahren. Vielleicht wird man daraus einmal Rückschlüsse auf jene Zeit ziehen und staunen, was es alles einmal gegeben hat. Danke für das Gespräch! Gibt es Werke in der Musikgeschichte, die mit der Finanzkrise der 1920er-Jahre untrennbar verbunden sind? In der 1928 in Berlin uraufgeführten „Dreigroschenoper“ von Kurt Weill mit dem Text von Bert Brecht ist das Thema Armut und Geld zentral. Das Bühnenwerk ist angelehnt an „The Beggar‘s Opera“. Es wurde der größte Erfolg auf den Bühnen der Weimarer Republik. Ähnlich war es schon Johann Christoph Pepusch ergangen, dem Komponisten des englischen Vorbilds, der Händel damit schwere Zeiten bereitet hatte. Und wie sieht es heute aus? Spiegelt sich die Diskussion um Banken, Schuldenkrise und Euro auch in den aktuellen Kompositionen wider? Schwer zu sagen. Natürlich wird diese Entwicklung, die ja eine weltweite ist, Auswirkungen auf die Musik haben, aber welche? Vielleicht werden wir angesichts des Einflusses von China mit einer Flut von Auffüh- Dr. Christoph Großpietsch im Gespräch über Finanzkrisen und Musik. mehr Vermögen 03/2012 | 23 WISSEN & WERTE Österreich hat riesige Trinkwasserreserven, um die es viele Weltgegenden, in denen sauberes Wasser Mangelware ist, beneiden. Doch man sollte sich nicht täuschen – der Kampf um das Wasser hat längst begonnen. Ein Artikel von MMag. Thiemo Gaisbauer, Emissionsspezialist/Aktiv Passiv Management Ein Reichtum der besonderen Art: Österreichs Wasserschatz W asser ist Segen, aber – wenn es wie bei der Jahrhundertflut vor zehn Jahren in zu großen Mengen auftritt – auch Fluch und Bedrohung. Besonders für jene Menschen, die an Flüssen und Bächen leben. Das kostbare Gut Wasser wurde während des größten Teils der Menschheitsgeschichte hauptsächlich zum Trinken benötigt. Erst als die Menschen sesshaft wurden, brauchten sie Wasser auch in der Landwirtschaft. Die Bewässerung zur Kultivierung von Pflanzen hat mit etwa 60 Prozent global gesehen auch heute noch den höchsten Anteil am Gesamtwasserverbrauch, auch wenn die Industrie in den vergangenen Jahrzehnten stark aufgeholt hat. Das kostbare Nass ist eine der wichtigsten Ressourcen, und wird immer gefragter: 1990 lag der Süßwasserverbrauch 40-mal höher als Wasser bedeutet Krankheit und Tod – auch im 20. Jahrhundert starben dutzende Millionen Menschen an den Folgen von verschmutztem Wasser. Von den Römern gelernt Auch Wien als Millionenmetropole des einstigen Habsburgerreiches hatte mit hygienisch katastrophalen Bedingungen zu kämpfen. Die einst von den Römern erbaute Wasserleitung zur Versorgung des Lagers Vindobona, die täglich bis zu 5.000 Kubikmeter Wasser förderte, ging mit dem Imperium Romanum wieder unter. Die Wasserversorgung im mittelalterlichen Wien geschah zunächst durch wenige eigene Hausbrunnen. Die Entsorgung des Mülls passierte ebenfalls sehr individuell und dementsprechend roch es auch. Um den großen Bränden, welche dicht mit Stroh und Die Bewässerung zur Kultivierung von Pflanzen hat mit etwa 60 Prozent global gesehen auch heute noch den höchsten Anteil am Gesamtwasserverbrauch. im Jahr 1700. Allein im 20. Jahrhundert schnellte der weltweite Bedarf an Wasser um das Neunfache in die Höhe. Besonders in urbanen Großräumen wird enorm viel Wasser benötigt. Ohne Wasser keine Stadt Städte mit Wasser zu versorgen, gehört seit der Antike zu den großen Herausforderungen im urbanen Bereich. Ausreichend sauberes Trinkwasser und eine Möglichkeit zur Entsorgung der Abwässer gehörten zu den Grundvoraussetzungen für das Entstehen städtischer Agglomerationen. Verseuchtes 24 | mehr Vermögen 03/2012 Der Donner-Brunnen am Neuen Markt in Wien ist ein Beispiel für die kunstvoll gestalteten Brunnenanlagen. Er diente den Bewohnern als Wasserspender. WISSEN & WERTE Holz verbaute Siedlungen häufig heimsuchten, vorzubeugen, errichteten viele Stadtverwaltungen öffentliche Brunnenanlagen, welche von den umliegenden Quellen gespeist wurden. In Wien entstanden so ab dem 16. Jahrhundert zum Teil kunstvoll gestaltete Brunnenanlagen, wie jene am Neuen Markt. Aus diesen versorgten sich die benachbarten Bewohner mit Wasser. Trotz dieser Brunnen hielt die Versorgung kaum mit dem Wachstum der urbanen Regionen mit. Cholera- und Typhusepidemien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind der Beleg für die üblen hygienischen Zustände. Um die Missstände zu beseitigen, begannen die Stadtplaner nach römischem Vorbild Wasserleitungen zu entlegenen Quellgebieten zu bauen. In Wien wurden nach der Eröffnung der ersten Wiener Hochquellenleitung im Jahre 1873 vier große Wasserversorgungseinrichtungen gebaut, die täglich mehr als 580.000 Kubikmeter reines Trinkwasser liefern. Doch die Erschließung neuer Wasserreservoire ist längst nicht abgeschlossen. Nur drei Prozent zum Verzehr Zum Glück besitzt Österreich die besten natürlichen Voraussetzungen für die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Es muss nur effizient gefördert, aufbereitet und verteilt werden. Österreich gilt als eines der wasserreichsten Länder der Welt. Unser Trinkwasser stammt zu 49 Prozent aus Quellwasser, welches in den alpinen Bereichen aus Karst- und Kluftgründen an die Oberfläche gelangt, und zu 50 Prozent aus (Poren-) Grundwasser. Nur ein Prozent wird aus Oberflächengewässern gewonnen. Täglich verbraucht jede Österreicherin und jeder Österreicher im Schnitt 150 Liter Wasser, wobei davon nur vier Liter zum Trinken und Kochen verwendet werden. Der Kampf ums Wasser hat längst begonnen Trotz dieses Wasserreichtums geht Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Staaten sehr sparsam Österreich gilt als eines der wasserreichsten Länder der Welt. und effizient mit dem kostbaren Nass um. Spanien verbraucht zum Beispiel mehr als 250 Liter pro Kopf, wobei der Anteil der Bewässerung mit der Trockenheit des Landes zunimmt. Je trockener die Gebiete sind, umso mehr Wasser wird für die künstliche Bewässerung in der Landwirtschaft benötigt. Die Wasserfrage ist längst auch eine politische Frage. Bei der Eroberung Amerikas durch die nach dem besten Land Ausschau haltenden Siedler waren die begehrten Wasserlöcher stets Anlass für Streit. In den Nahost-Friedensgesprächen der 1990er-Jahre und davor wollten die ehemaligen Kriegsgegner Israel, Jordanien und Syrien stets auch die Wasserfrage lösen. Verträge über die gerechte Verteilung des Euphrat-Wassers zwischen den Anrainerstaaten Türkei, Irak und Syrien sind nur ein Beispiel von vielen anderen heiklen Fragen zur Trinkwassersicherung in trockenen Regionen. Ungeachtet derartiger Verträge geht der Kampf ums Wasser ungehindert weiter. Der Jordan ist nur mehr ein armseliges Rinnsal und das Tote Meer sinkt seit 1980 jährlich um einen Meter mit dem Grundwasserspiegel ab. Weitere Konflikte sind vorprogrammiert. Nationen werden auch künftig zu den Waffen greifen, wenn ihnen Nachbarn das Wasser abgraben. Trübe Aussichten Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen warnte bereits zur Jahrtausendwende, dass im Jahr 2025 das weltweit verfügbare Trinkwasser nicht mehr für alle Menschen ausreichen werde. Dann wären rund drei Milliarden Menschen – etwa jeder Dritte – ohne ausreichendes sauberes Trinkwasser. Viele von ihnen müssten hungern. Ein Szenario, welches in der Geschichte nachweislich Völkerwanderungen auslöste. n mehr Vermögen 03/2012 | 25 KULTUR & GESELLSCHAFT Viele Gäste genossen die laue Sommernacht im Palais Auersperg. Bei ausgelassener Stimmung wurde bis in den frühen Morgen gefeiert. Vorstandsvorsitzender Mag. Franz Witt-Dörring (re.) bedankt sich bei Starbariton Clemens Unterreiner für die beeindruckende Einlage. Rauschende Sommernacht Es war einer jener Abende, die lange in Erinnerung bleiben: Beim Sommerfest der Schoellerbank erlebten die Gäste im stimmungsvollen Palais Auersperg eine gelungene Mischung aus Unterhaltung, Musik und guten Gesprächen. Die Vorstände Mag. Franz WittDörring, Mag. Heinz Mayer und Robert Wieselmayer begrüßten die Gäste persönlich beim Eingang. Nach verschiedenen kulinarischen Überraschungen genossen die Besucher eine kleine Reise in die Welt der Musik. Clemens Unterreiners Streifzug durch bekannte Opern, Operetten und Musicals wurde viel beklatscht. Zu den Klängen von „Music Box“ wurde anschließend noch bis spät in die Sommernacht getanzt und der eine oder andere exotische Cocktail an der Bar gekostet. Grenzüberschreitendes Treffen von Familienunternehmen Viele Unternehmerfamilien, die seit Generationen engagiert arbeiten, prägen das Wirtschaftsleben in Österreich und Deutschland. Auf Schloss Tratzberg in Tirol trafen sich kürzlich Vertreter dieser wichtigen Unternehmen aus Tirol und Bayern zum Gedankenaustausch. „Grenzüberschreitend Unternehmenserfolg für die Zukunft sichern“ lautete das Thema der von der Tiroler Standortagentur organisierten Plattform, bei der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der benachbarten Wirtschaftsräume diskutiert wurden. Die Schoellerbank, deren Geschichte untrennbar mit dem Aufstieg der Familie Schoeller zu einer der führenden Unternehmerfamilien in Österreich verbunden ist, war Partner dieser hochkarätigen Veranstaltung. Beim Business Dinner in der Habsburgkammer des Schlosses gab René Benko, CEO der Signa Unternehmensgruppe, Tipps für eine erfolgreiche Expansion in beiden Ländern. Ausgesuchte Experten boten interes- 26 | mehr Vermögen 03/2012 sante Hintergrundinformationen bei Präsentationen der beiden benachbarten Wirtschaftsstandorte. Franz-Michael Schrom, Schoellerbank Repräsentant, Mario Bernardi, Standortleiter Schoellerbank Innsbruck, und Erik Droemer, Verlagskontor Droemer München (v. li.), nutzten das Netzwerktreffen auf Schloss Tratzberg, um neue Kontakte zu knüpfen. KULTUR & GESELLSCHAFT Symphonie in der Stiftsbasilika St. Florian St. Florian ist die Kultstätte von Anton Bruckner schlechthin und so lud die Schoellerbank in Linz, wie jeden Sommer, zum großen Symphoniekonzert im Rahmen der BrucknerTage 2012 ein. Exklusiv für die Gäste der Schoellerbank hatte Standortleiter Walter Engelmann den künstlerischen Leiter Klaus Laczika zu einem spannenden Einführungsvortrag im Bibliothekskeller gebeten. Nach dem Genuss exquisiter Köstlichkeiten im Prälatengarten brillierte das Orchestre Francais de Jeunes unter der Leitung von Maestro Dennis Russell Davies mit der Aufführung der Nullten Symphonie von Bruckner in der Stiftsbasilika. Die Gäste genossen vor dem Konzert das besondere Ambiente des Prälatengartens des Stiftes St. Florian. © VBK, Wien, 2012 Künstlerische Entdeckungsreise im Bank Austria Kunstforum Béla Czóbel. Stillleben, 1907, Privatbesitz Károly Kernstok, Béla Czóbel, Róbert Berény, Ödön Márffy, Lajos Tihanyi, Dezsö Orbán, Bertalan Pór und Dezsö Czigány: Das sind die Namen jener Künstler, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Ungarn durch ihre radikale und unkonventionelle Malweise für Aufsehen und Skandale sorgten. Bei uns ist die unter „A Nyolcak – die Acht“ auftretende Gruppe der ungarischen Avantgarde weitgehend unbekannt. Zu Unrecht, wie die aktuelle Ausstellung „Die Acht. Ungarns Highway in die Moderne“ im Bank Austria Kunstforum, die bis 2. Dezember zu sehen ist, beweist. Die Schoellerbank ist dem Bank Austria Kunstforum seit Jahren eng verbunden und bittet immer wieder Kunden zu exklusiven Führungen durch aktuelle Ausstellungen. „Die Acht“ verspricht dabei einen neuen künstlerischen Blick auf unser Nachbarland Ungarn. www.bankaustria-kunstforum.at Golf-Akademie mit Markus Brier Kein Sommer ohne Golf: Die Schoellerbank lud ihre Kunden wie schon in den vergangenen Jahren zur Golf-Akademie mit Markus Brier. Der sympathische Golf-Profi gab lehrreiche Tipps für Anfänger und Experten und feilte an so manchem Schlag. Und weil die Golf-Akademie der Schoellerbank mittlerweile so beliebt ist, gab es gleich mehrere Termine in Ottenstein, Atzenbrugg und in Dellach. Nach interessanten Stunden während der Golfrunden gab es anschließend bei gelungenen Abendessen die Möglichkeit zum Fachsimpeln mit Markus Brier und den anderen golfbegeisterten Gästen. Die richtige (Schläger-)Haltung ist die halbe Miete – Golf-Profi Markus Brier weiß, wie es geht. mehr Vermögen 03/2012 | 27 MIT DER SCHOELLERBANK VERMÖGENSVERWALTUNG ERFOLGREICH INVESTIEREN STATT SPEKULIEREN! Ein hohes Maß an Sicherheit, um auch in Zeiten unruhiger Märkte eine überdurchschnittliche Wertentwicklung zu erzielen. Periode 31.12.2011 – 31.08.2012 2011* 2010* A Reines Anleihendepot B Depot mit Anleihen und bis zu einem Drittel Aktien E Reines Aktiendepot 6,26 % 4,78 % 5,10 % 6,69 % 4,40 % 7,56 % 9,04 % -0,11 % 15,81 % Nähere Details erhalten Sie unter www.schoellerbank.at Marketingmitteilung: *) Die Performance der Schoellerbank Vermögensverwaltung mit Individualwerten bezieht sich auf die Periode jeweils vom 31.12. bis 31.12. jeden Jahres und berücksichtigt bereits den Abzug der anteiligen Kosten. Steuerliche Aufwendungen sowie die Verwaltungsgebühr sind nicht enthalten. Performanceergebnisse der Vergangenheit sollten zu Ihrer Information dienen, lassen jedoch keine Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen zu. Nähere Informationen erhalten Sie bei Ihrem Berater der Schoellerbank AG.