THEORETIKUM ZUR QUANTENMECHANIK II SS 2012 Aufgabenblatt 5 22.05.2012 Aufgabe 5.1: Generatoren der Speziellen Lorentz-Gruppe (8 Punkte) Eine Darstellung eines Elements der Gruppe der Rotationen in drei Raumdimensionen hat die Form i ~ ~ˆ ~ D(φ) = exp − φ · L , ~ ~ der Drehvektor und L ~ˆ der Drehimpulsoperator ist. Eine weitere mögliche Darstellung wobei φ von Elementen der Drehgruppe sind orthogonale Matrizen mit Determinante +1. Die zugehörige Gruppe nennt man SO(3). Die unendlich vielen Elemente dieser Gruppe sind über die drei ~ = (φx , φy , φz ) miteinander verbunden. Damit ist die SO(3) kontinuierlichen, reellen Parameter φ eine Lie-Gruppe. Ist A(~ α) ein Element einer Lie-Gruppe mit den N Parametern αi (i = 1, . . . , N ), so bezeichnet man ∂A(~ α) X̂i ≡ i~ ∂αi α~ =0 als Generatoren der Lie-Gruppe. ~ und in der Darstel1. Bestimmen Sie die Generatoren X̂i der SO(3) in der Darstellung D(φ) lung als (3 × 3)−Matrizen. 2. Bestimmen Sie die Generatoren Ŷi für Lorentz-Boosts in der Darstellung als (4 × 4)−Matrizen. Verwenden Sie dabei die Rapidität ω als Parameter, γ = cosh ω, γβ = sinh ω. 3. Berechnen Sie die Kommutatoren [Ŷi , Ŷj ] und [X̂i , Ŷj ]. (Hinweis: dazu müssen Sie zunächst die Generatoren X̂i in der Darstellung als (3 × 3)−Matrizen in die vier-dimensionale Raum-Zeit einbetten.) 4. Finden Sie neue Generatoren Âi und B̂j als Linearkombination von X̂i und Ŷj , welche jeweils für sich die Drehimpulsalgebra [Âi , Âj ] = i~ ǫijk Âk erfüllen (eine entsprechende Gleichung gilt auch für die Generatoren B̂i ). Anmerkung: Damit bilden die neuen Generatoren Âi und B̂j jeweils zwei SU (2) (bzw. SO(3)) Untergruppen. Die Lorentz-Gruppe ist also isomorph zu SU (2) × SU (2). 1 Aufgabe 5.2: SU (2) und SO(3) (15 Punkte) Die Gruppe SU (2) ist die Gruppe der komplexen, unitären (2 × 2)−Matrizen mit Determinante +1. Eine Darstellung der Generatoren dieser Gruppe ist z.B. durch iσ̂1 , −iσ̂2 , iσ̂3 gegeben, wobei σ̂i , i = 1, 2, 3 die Pauli-Matrizen sind. In dieser Aufgabe soll gezeigt werden, dass genau zwei Elemente der Gruppe SU (2) einem Element der Gruppe SO(3) (reelle, orthogonale (3×3)−Matrizen mit Determinante +1) zugeordnet werden können. Dies geschieht durch eine homomorphe Abbildung u 7→ R(u) , u ∈ SU (2) , R(u) ∈ SO(3) , ˆ · ~r. die folgendermaßen (indirekt) definiert ist: Betrachten Sie die spurlose hermitesche Matrix ~σ ˆ · ~r u−1 für alle u ∈ SU (2) eine spurlose hermitesche Matrix ist. 1. Zeigen Sie, dass auch u ~σ ˆ · ~r u−1 ebenfalls in der Form ~σ ˆ · ~r ′ schreiben, mit einem neuen Vektor Dann kann man u ~σ ~r ′ . Man definiert die Abbildung R(u) durch R(u) ~r = ~r ′ . 2. Die explizite Form von R(u) ergibt sich aus dem folgenden Schritt: Zeigen Sie, dass 1 R(u)ij = Tr(σ̂i u σ̂j u−1 ) , i, j ≤ 3 . 2 3. Als nächstes zeigt man, dass R(u) eine Drehung ist: Zeigen Sie, dass R(u) eine orthogonale Transformation beschreibt, also das Skalarprodukt unter dieser Transformation erhalten bleibt ~r′ · ~r′ = ~r · ~r . (Man kann außerdem zeigen, dass det R(u) = 1, d.h. R(u) ist eine echte Drehung im dreidimensionalen Raum, R(u) ∈ SO(3).) 4. Um zu beweisen, dass die Abbildung u 7→ R(u) ein Homomorphismus ist, müssen Sie zeigen, dass R(u1 )R(u2 ) = R(u1 u2 ). 5. Es bleibt noch zu zeigen, dass die Abbildung u 7→ R(u) ein 2-zu-1-Homomorphismus ist. Dazu zeigen Sie, dass nur die Einheitsmatrix, 12 , und ihr Negatives, −12 , auf die Einheitsmatrix 13 abgebildet werden. Also dass aus R(u) = 13 folgt u ∈ {12 , −12 }. Damit haben Sie jetzt gezeigt, dass je zwei Elemente aus SU (2), nämlich u und −u, einer Drehung R(u) = −R(u) ∈ SO(3) zugeordnet werden können. Dies ist ein für die Physik wichtiges Resultat, da es den Unterschied zwischen Drehimpuls und Spin beinhaltet. 2 Aufgabe 5.3: Zentrum einer Gruppe (7 Punkte) Die Gruppe Z2 ist die zyklische Gruppe der Ordnung 2, definiert durch die Verknüpfungstabelle ◦ e a e e a a a e 1. Zeigen Sie, dass Z2 eine abelsche Gruppe ist. 2. Zeigen Sie, dass die Zuordnung D(e) = 1, D(a) = −1 eine eindimensionale Darstellung von Z2 ist. 3. Das sog. Zentrum einer Gruppe G ist die Menge der Elemente von G, die mit allen Elementen von G vertauschen. Das Zentrum ist stets eine abelsche, invariante Untergruppe (ein sog. abelscher Normalteiler) von G. Zeigen Sie, daß Z2 das Zentrum von SU (2) ist. 3