Höhere Quantenmechanik, Sommersemester 2016, Prof. Dr. Dirk H. Rischke Ausgabe des Übungsblattes: 07.06.2016 Abgabe des Übungsblattes: 16.06.2016 Übungsblatt 8 Aufgabe 8.1: Z2 als Zentrum von SU(2) (10 Punkte = 5 + 5) (i) Zentrum einer Gruppe (5 Punkte = 2 + 3): Als Zentrum Z(G) einer Gruppe (G, ⊗) definiert man diejenigen Gruppenelemente z ∈ G, welche mit allen anderen Gruppenelementen vertauschen, Z(G) = {z ∈ G|z ⊗ g = g ⊗ z ∀ g ∈ G} . (a) Zeigen Sie, dass es sich bei (Z(G), ⊗) um eine abelsche Untergruppe von (G, ⊗) handelt. (b) Zeigen Sie, dass das Zentrum Z(G) invariant unter inneren Gruppenautomorphismen der Gruppe (G, ⊗) ist. Welches sind die Konjugationsklassen von Z(G)? Hinweis: Um (b) zu lösen, ist es hilfreich Anmerkung II in Übungsaufgabe 7.1.ii zu betrachten und die Definition der Konjugation verwenden. (ii) Zyklische Gruppe Z2 der Ordnung 2 (5 Punkte = 2 + 3): Die zyklische Gruppe der Ordnung 2 wird als Z2 bezeichnet. Sie ist durch die folgende Verknüpfungstabelle definiert ◦ e a e e a a a e . (a) Zeigen Sie, dass es sich bei Z2 um eine abelsche Gruppe handelt und finden Sie eine eindimensionale Darstellung von Z2 . (b) Finden Sie eine zweidimensionale Darstellung von Z2 und zeigen Sie anschließend, dass Z(SU (2)) = Z2 . Aufgabe 8.2: Die Gruppen O(p, q), SO(p, q) und SO+ (1, 3) (12 Punkte = 3 + 2 + 2 + 3 + 2) Seien p, q ∈ N positive natürliche Zahlen mit der Eigenschaft, dass p + q = N . Zusätzlich definieren wir die Matrix η p = (ηij ), mit für i = j ≤ p , 1, ηij = −1, für i = j > p , 0, für i 6= j . (i) Zeigen Sie, dass die Menge der (N × N )–Matrizen M mit der Eigenschaft, dass M T ηp M = ηp , eine Gruppe bzgl. der üblichen Matrixmultiplikation bildet. Zeigen Sie dazu zunächst, dass det M = ±1 und überprüfen Sie anschließlich sämtliche Gruppenaxiome. Diese Gruppe bezeichnet man als pseudo-orthogonale Gruppe O(p, q). Fordern wir zusätzlich, dass det M = 1 gilt, so erhalten wir die spezielle pseudo-orthogonale Gruppe SO(p, q). Für den Fall p = 1, q = 3 entspricht die Matrix η offenbar dem metrischen Tensor des Minkowskiraumes. Aus der Speziellen Relativitätstheorie wissen Sie, dass die Lorentz-Transformationen Λ die obige Relation erfüllen und somit offenbar einen Spezialfall von O(p, q), nämlich O(1, 3), bilden. Fordern wir nun, dass det Λ = 1 und Λ00 ≥ 1, so erhält man 1 eine Untergruppe der Lorentz-Gruppe, die sogenannte eigentliche orthochrone Lorentz-Gruppe SO+ (1, 3), welche Lorentz-Boosts und Rotationen enthält. Letztere kann man (in natürlichen Einheiten) als ~ = exp −iφ ~·L ~ˆ R(φ) ~ = (φx , φy , φz )T einen Drehvektor und L ~ˆ den Drehimpulsoperator bezeichnet. Alternativ darstellen, wobei φ lassen sich diese Rotationen auch als orthogonale (3 × 3)-Matrizen mit Determinante 1 darstellen. Diese Matrizen bilden die Gruppe der speziellen orthogonalen (3 × 3)-Matrizen SO(3). Mathematisch bezeichnet man diese Art von Gruppe auch als sogenannte Lie-Gruppe, da sie neben ihrer Struktur als Gruppe auch diejenige einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit aufweist. Ist G(~ α) ein Element einer Lie-Gruppe mit N Parametern αi , i = 1, . . . , N , so erhält man die sogenannten Generatoren dieser Lie-Gruppe gemäß ∂G(~ α) . T̂i = i ∂αi α~ =~0 (ii) Bestimmen Sie die Generatoren L̂i der Gruppe SO(3) sowohl in der Darstellung als Exponentialabbildung, als auch in der Darstellung als (3 × 3)-Matrizen. (iii) Bestimmen Sie die Generatoren der Lorentz-Boosts K̂i in der Darstellung als (4 × 4)-Matrizen. (iv) Geben Sie die Vertauschungsrelationen der L̂i an und berechnen Sie zusätzlich [K̂i , K̂j ] und [L̂i , K̂j ]. Hinweis: Die Vertauschungsrelationen der L̂i sollen ohne Beweis angegeben werden. Um die übrigen Vertauschungsrelationen explizit zu berechnen, müssen Sie die Generatoren der Rotationen in die vierdimensionale Raum-Zeit einbetten. (v) Bestimmen Sie neue Generatoren Jˆi± als Linearkombination der L̂i und K̂i , welche jeweils die Algebra [Jˆi± , Jˆj± ] = i 3 X ijk Jˆk± k=1 erfüllen. Zeigen Sie außerdem, dass [Jˆi± , Jˆj∓ ] = 0 gilt. Anmerkung: Scheinbar erfüllen die Generatoren Jˆi± die Lie-Algebra von SU (2) × SU (2). An dieser Stelle ist Vorsicht geboten, da die Gruppen SO+ (1, 3) und SU (2) × SU (2) aus mehreren Gründen nicht isomorph sein können. Beispielsweise ist SU (2) × SU (2) eine kompakte Lie-Gruppe, während SO+ (1, 3) eine nicht kompakte Lie-Gruppe ist. Tatsächlich zeigt sich, dass die eigentliche orthogonale Lorentz-Gruppe SO+ (1, 3) und die Gruppe der komplexen (2 × 2)-Matrizen mit det U = 1, SL(2, C) in ähnlicher Beziehung wie die Gruppen SO(3) und SU (2) stehen. Es gilt SO+ (1, 3) ∼ = SL(2, C)/Z2 . Die Isomorphie der Lie-Algebren aus Teil (v) rührt daher, dass es sich bei den Generatoren Jˆi± , i = 1, 2, 3, um eine Komplexifizierung der Lie-Algebra so+ (1, 3) handelt. Dann gilt tatsächlich SO+ (1, 3)C ∼ = (SU (2) × SU (2))/Z2 . Aufgabe 8.3: Spin eines Vektorfeldes (8 Punkte) ~ r). Berechnen Sie den Spin eines Vektorfeldes A(~ Anleitung: Eine orthogonale Transformation eines beliebigen 3-Vektors ~a hat die folgende Form: ~a 0 = R̂~a. ~ r) müssen Sie bedenken, dass sich sowohl der Vektor des Urbildes ~r, als Im Falle eines Vektorfeldes A(~ ~ ~ 0 (~r) = R̂A( ~ R̂−1~r). Führen Sie eine infinitesimale orthogonale auch der Bildvektor A transformiert, es gilt A Transformation aus und entwickeln Sie diesen Ausdruck für kleine Drehwinkel. Vergleichen Sie dieses Resultat ~ A(~ ~ r), A ~ 0 (~r) = ÛR (φ) ~ r). Bestimmen Sie anschließend mit der SO(3)-Transformation des Vektorfeldes A(~ daraus die Form von ÛR und identifizieren Sie darin den Drehimpulsoperator und den Spin- Operator (in adjungierter Darstellung). Verwenden Sie schließlich letzteren, um den Spin des Vektorfeldes zu berechnen. 2