Zusammensetzung Wirkstoff: Lidocainum. Hilfsstoffe

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Neurodol
Zusammensetzung
Wirkstoff: Lidocainum.
Hilfsstoffe: Propylenglycolum, conserv.: E 216, E 218, excipiens ad gelatum.
Galenische Form und Wirkstoffmenge pro Einheit
Selbsthaftendes Pflaster zur topischen Anwendung, bestehend aus einer mit einem Gel imprägnierten
Polyesterschicht.
Enthält 700 mg Lidocain pro Pflaster.
Indikationen/Anwendungsmöglichkeiten
Neurodol Tissugel ist zur Linderung der Schmerzen bei einer Post-Herpes-Zoster-Neuralgie angezeigt.
Das Pflaster darf nur auf intakte Haut aufgetragen werden.
Dosierung/Anwendung
Neurodol Tissugel darf nur auf unversehrte Haut aufgetragen werden, daher erst nach Abheilung der
Herpes-Zoster-Läsionen anwenden.
Einmal täglich bis zu 3 selbsthaftende Pflaster möglichst flächendeckend auf die Schmerzzone der
Haut applizieren. Vor dem Auftragen die transparente Schutzfolie der gelatinösen Oberfläche
abziehen. Falls erforderlich können die Selbstklebepflaster vor dem Entfernen der Schutzfolie mit der
Schere in kleinere Teile geschnitten werden.
Neurodol Tissugel darf nicht länger als 12 Stunden pro Tag und nur auf intakter Haut belassen
werden. Nicht auf Schleimhäute applizieren.
Die Wirkung von Neurodol Tissugel wurde bei Kindern nicht untersucht. Es wird demnach für Kinder
unter 12 Jahren nicht empfohlen.
Kontraindikationen
Neurodol Tissugel ist nicht für die Behandlung von Herpes Zoster angezeigt. Es darf weder bei
unvollständig abgeheilten Herpes-Zoster-Läsionen noch auf die verletzte Haut aufgetragen werden.
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, anderen Lokalanästhetika (beispielsweise Benzocain,
Procain, Tetracain) oder einem der Hilfsstoffe gemäss Zusammensetzung.
Neurodol Tissugel darf bei Patienten mit atopischer Dermatitis nicht angewendet werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmassnahmen
Obschon die Wahrscheinlichkeit, dass mit Neurodol Tissugel unerwünschte systemische Wirkungen
auftreten, sehr gering ist, kann die Applikation auf entzündete oder verletzte Haut, auf eine Fläche
von mehr als 420 cm² (entsprechend über 3 Neurodol Tissugel Selbstklebepflaster) sowie bei
Patienten von geringer Körpergrösse oder solchen mit einer ungenügenden systemischen Elimination
zu einer Plasmakonzentration führen, die unerwünschte systemische Reaktionen des Wirkstoffes
auslösen kann. Ebenso sollten die Pflaster nicht mehr als 12 Stunden belassen und nicht häufiger als
empfohlen gewechselt werden (beispielsweise mit Unterbrüchen von weniger als 12 Stunden), weil
unerwünschte systemische Wirkungen direkt proportional zur Fläche und Dauer der Applikation
auftreten. Den Anwendungsempfehlungen ist also strikte Folge zu leisten.
Wird Neurodol Tissugel zusammen mit anderen Lokalanästhetika verwendet, muss die gesamte
resorbierte Menge an Lokalanästhetika berücksichtigt werden.
Sollte während der Applikation eine Reizung oder ein Brennen auftreten, sind die Selbstklebepflaster
zu entfernen und nicht wieder aufzutragen. Nach dem Abklingen der Symptome, besser noch 24
Stunden nach der letzten Pflasterapplikation, und bei einer Neuralgie kann die Behandlung mit
Neurodol Tissugel wieder aufgenommen werden.
Interaktionen
Neurodol Tissugel ist bei Patienten, die Antiarrhythmika der Klasse I (wie beispielsweise Tocainid,
Mexiletin, Betablocker) oder andere Lokalanästhetika erhalten, mit Vorsicht zu verabreichen, weil sich
additive und potenziell synergetisch toxische Systemwirkungen ergeben können.
Infolge möglicher Interaktionen bei der Metabolisierung von Lidocain hat die gleichzeitige
Verabreichung von Neurodol Tissugel mit folgenden Präparaten mit Vorsicht zu erfolgen, weil die
Plasmaspiegel von Lidocain dadurch ansteigen können: CYP3A4-Hemmer wie die Imidazolderivate
(z.B. Fluconazol, Ketoconazol), die Makrolide (z.B. Erythromycin, Clarithromycin), die Proteasehemmer
(z.B. Indinavir, Ritonavir), Cimetidin, Diltiazem, Fluoxetin oder Fluvoxamin. Dennoch ist kein klinisch
relevanter Effekt zu erwarten, weil die maximalen Plasmaspiegel, die während der klinischen Studien
mit Neurodol Tissugel gemessen wurden, sehr niedrig waren (siehe «Pharmakokinetik»).
Schwangerschaft/Stillzeit
Reproduktionsstudien beim Tier haben kein fötales Risiko ergeben, aber es sind keine kontrollierten
Studien bei schwangeren Frauen verfügbar.
Während der Schwangerschaft darf Neurodol Tissugel nicht appliziert werden, es sei denn, dies ist
eindeutig erforderlich.
Weil Lidocain in die Muttermilch übergeht, wird empfohlen, während der Anwendung von Neurodol
Tissugel auf das Stillen zu verzichten.
Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend.
Unerwünschte Wirkungen
Die Inzidenz unerwünschter systemischer Wirkungen ist direkt proportional zur behandelten
Hautfläche und zur Applikationsdauer des Pflasters. Unerwünschte systemische Reaktionen auf die
geringe resorbierte Menge nach korrekter Anwendung von Neurodol Tissugel sind sehr selten.
Lidocain ruft ähnliche unerwünschte Wirkungen hervor wie andere Lokalanästhetika; möglicherweise
auftretende systemische Wirkungen, beispielsweise nach übermässigem Pflastergebrauch, sind unter
«Überdosierung» beschrieben.
Haut
Während oder gleich nach der Behandlung mit Neurodol Tissugel entwickelt sich häufig (6,6%) auf
dem behandelten Hautbereich ein Ödem, Erythem oder Pruritus, oder es können ungewöhnliche
Empfindungen oder ein Brennen auftreten. Solche Reaktionen sind normalerweise milder und
vorübergehender Natur und verschwinden spontan nach ein paar Minuten oder Stunden.
Immunsystem
Allergische und anaphylaktische Reaktionen (Urtikaria, Angioödem, Bronchospasmen,
anaphylaktischer Schock) sind zwar selten, können sich aber dennoch manifestieren; ihnen ist mit den
üblichen Sofortmassnahmen entgegenzutreten. Die Erfassung einer Empfindlichkeit mittels Hauttests
ist wenig sinnvoll.
Überdosierung
Toxische Lidocainkonzentrationen (>5 µg/ml) bewirken eine Senkung des Herzminutenvolumens, des
gesamten peripheren Widerstandes und des arteriellen Blutdrucks. Diese Veränderungen lassen sich
der depressorischen Wirkung auf das Zentralnervensystem zuschreiben.
Die Symptome einer Überdosierung, beispielsweise infolge eines übermässigen Pflastergebrauchs,
sind: Erregung oder Dämpfung des ZNS (Nervosität, Angst, Euphorie, Verwirrtheit, Schwindel,
Schläfrigkeit, Tinnitus, Diplopie oder unscharfes Sehen, Erbrechen, Hitze-, Kälte- oder
Taubheitsgefühl, Muskelkontraktionen, krampfartiges Zittern, Bewusstlosigkeit, Atemdepression oder
-stillstand). Erregungszustände können kurz sein oder gar nicht auftreten; in solchen Fällen kann sich
zuerst eine Somnolenz, später eine Bewusstlosigkeit einstellen. Zu den kardiovaskulären
Manifestationen zählen Bradykardie, Hypotonie, kardiovaskulärer Kollaps bis zum Herz-KreislaufStillstand.
Infolge der langsamen Lidocainaufnahme durch die intakte Haut muss ein Patient mit den oben
beschriebenen toxischen Symptomen noch mehrere Stunden nach erfolgter Behandlung mit den
konventionellen Massnahmen beobachtet werden.
Eigenschaften/Wirkungen
ATC-Code: D04AB01
Wirkungsmechanismus
Lidocain ist ein Lokalanästhetikum vom Amid-Typ und für seine stabilisierende Wirkung auf die
Neuronalmembran durch die Hemmung der für die Initialisierung und Leitung der Impulse
erforderlichen Ionenströme bekannt.
Pharmakodynamik
Die analgetische Wirksamkeit von Neurodol Tissugel bei der Post-Herpes-Neuralgie scheint mit der
Fähigkeit von Lidocain zusammenzuhängen, die von den ektopischen Herden hervorgerufenen
Entladungen, insbesondere des Spinalganglions, aber auch des von Herpes Zoster verletzten
Periphernervs selektiv zu blockieren, und zwar ohne dadurch den normalen Zustand der
Nervenleitung und damit die normale Empfindungsfähigkeit der Haut zu beeinträchtigen.
Ergebnisse aus nicht quantitativen Empfindlichkeitstests haben gezeigt, dass die Fähigkeit, ein
leichtes Kneifen oder eine kalte Metallscheibe auf der neuronalen Hypersensibilitätszone zu spüren,
durch die Applikation von Neurodol Tissugel eingeschränkt wird. Resultate aus quantitativen Tests zur
thermischen Sensibilität haben gezeigt, dass die Pflasterapplikation die Schwelle für das Empfinden
von Kälte sowie das Empfinden des Kälteschmerzes erhöht, jedoch die Schwelle für das Empfinden
von Wärme und die Schmerzschwelle für warme Stimuli unverändert bleiben. Diese Befunde lassen
darauf schliessen, dass mit der Applikation von Neurodol Tissugel die Funktion der sensorischen Adelta-Fasern (Kälteempfindung auf der Haut) und der C-Fasern (spezifische Fasern für die
Schmerzwahrnehmung von Kälte) in der stärksten Schmerzzone verringert wird.
Klinische Wirksamkeit
Die klinische Wirksamkeit konnte in der Behandlung der Post-Herpes-Zoster-Neuralgie nachgewiesen
werden. Die mit Neurodol Tissugel behandelten Patienten zeigten nach 6 Wochen eine statistisch
signifikante Verminderung der Schmerzen und eine schnellere Schmerzlinderung im Vergleich zu den
mit Placebo behandelten Patienten. Zusätzlich konnte mit Neurodol Tissugel das Allodynie-Symptom –
das für PHZ-Patienten am meisten störende Symptom – statistisch signifikant reduziert werden.
Pharmakokinetik
Absorption
Die systemisch resorbierte Lidocainmenge hängt direkt von der Applikationsdauer des
selbsthaftenden Pflasters und der Grösse der Kontaktfläche ab. Wird gesunden Freiwilligen Neurodol
Tissugel auf eine Fläche von maximal 420 cm² intakter Haut (entspricht 3 Pflastern) über 12 Stunden
appliziert, beträgt die maximale Plasmakonzentration von Lidocain durchschnittlich 0,128
± 0,063 µg/ml.
Diese Konzentration ist zehnmal niedriger als die minimale Plasmakonzentration bei der
Arrhythmietherapie (1–2 µg/ml) und etwa vierzigmal tiefer als der potenziell toxische Plasmaspiegel
(über 5 µg/ml). Wird Neurodol Tissugel bei Patienten mit einer Post-Herpes-Neuralgie eingesetzt,
werden weit niedrigere maximale Plasmakonzentrationen gemessen (52 ± 31 ng/ml).
Nach dreitägiger wiederholter Applikation der maximal empfohlenen Dosis über 12 Stunden und mit
12-stündigen Unterbrüchen zwischen den einzelnen Anwendungen konnte keine Akkumulation
beobachtet werden.
Distribution
Nach der i.v. Verabreichung von Lidocain an gesunde Freiwillige beträgt das Verteilungsvolumen
0,7–2,7 l/kg. Bei Plasmakonzentrationen, die jenen nach der Neurodol Tissugel-Applikation
entsprechen, werden beinahe 70% des Lidocains an Plasmaproteine, vor allem an das α-1-saure
Glykoprotein gebunden.
Lidocain passiert die Plazenta und die Blut-Hirn-Schranke vermutlich durch passive Diffusion und tritt
in geringem Ausmass in die Muttermilch über.
Metabolismus
Eine mögliche Metabolisierung von Lidocain in der Haut ist nicht bekannt. Hingegen wird Lidocain in
der Leber zu zahlreichen Metaboliten wie beispielsweise dem Monoethylglycinxylidid (MEGX) und
Glycinxylidid (GX), die weniger aktiv sind als Lidocain, abgebaut.
Elimination
Die Halbwertszeit von Lidocain im Plasma nach i.v. Verabreichung beträgt durchschnittlich 114
Minuten. Über 98% der resorbierten Lidocaindosis werden im Urin in Form von Metaboliten
ausgeschieden.
Kinetik spezieller Patientengruppen
Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz haben wegen ihrer verminderten Metabolisierung ein
höheres Risiko, toxische Plasmakonzentrationen zu erreichen.
Präklinische Daten
Neurodol Tissugel wurde bezüglich Karzinogenität, Mutagenität und Einwirkung auf die Fertilität nicht
untersucht.
Sonstige Hinweise
Haltbarkeit
Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit «EXP» bezeichneten Datum verwendet
werden. Nach dem ersten Öffnen des Beutels sind die Pflaster innerhalb von 3 Monaten zu
verwenden.
Der Verschluss des Beutels muss nach der Pflasterentnahme wieder fest zugedrückt werden.
Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 30 °C lagern.
Zulassungsnummer
54746 (Swissmedic).
Zulassungsinhaberin
IBSA Institut Biochimique SA, 6903 Lugano.
Stand der Infotmation
Mai 2003.
Copyright © 2017 IBSA Institut Biochimique SA
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