Anatomische Demonstrationen für Studierende der Molekularen Medizin WS 11/12 5./6. Kurstag Untere Extremität und Rumpfwand Aufgabe der unteren Extremität ist neben der Bewegungsfunktion die Übertragung der Rumpflast auf den Boden. I. Gelenke der unteren Extremität Gelenke des Beckengürtels: ● Articulatio iliosacralis: - zwischen Os sacrum und Os ilium, - Amphiarthrose (straffes Gelenk), jedoch leichte Schaukelbewegungen (sog. Nutationen) möglich ● Symphysis pubica - Synchondrose zwischen den beiden Ossa pubica Gelenke der freien oberen Extremität ● Articulatio coxae (Hüftgelenk): - zwischen Caput femoris (Gelenkkopf) und Acetabulum des Os coxae (Pfanne) - Kugelgelenk - sehr starke Bänder verstärken die Gelenkkapsel und verhindern insbesondere ein Abkippen des Rumpfes nach dorsal (Extension) ● Articulatio genus (Kniegelenk): - zwischen den beiden gewölbten Femurkondylen und den beiden eher flachen Tibiakondylen: Inkongruenz der Gelenkpartner nimmt bei Beugung zu - Drehscharniergelenk; Drehung (Innen und Außenrotation der Tibia) wird erst bei gebeugtem Knie möglich - Meniscus medialis und Meniscus lateralis: c-förmige Scheiben aus Faserknorpel und straffem Bindegewebe gleichen die Inkongruenz zwischen Tibia und Femurkondylen aus und verschieben sich bei Beugung/Rotation auf der Tibia( „bewegliche Gelenkpfannen“). - Patella ist das Sesambein des M. quadriceps femoris und in die ventrale Kapsel eingelassen. Bei Beugung gleitet sie in der Facies patellaris des Femurs. → erhöht das Drehmoment des M. quadriceps femoris und schützt seine Sehne vor Reibung - wichtigste Bänder des Kniegelenks: ● Kollateralbänder (Lig. collaterale mediale, Lig. collaterale laterale): sind in der Streckstellung gespannt und hier die Rotation ● Kreuzbänder (Lig. cruciatum anterius, Lig. cruciatum posterius) sichern in jeder Stellung, insbesondere bei gebeugtem Knie. - wichtigster Schleimbeutel: Bursa suprapatellaris: kommuniziert mit der Gelenkhöhle und ist ein wichtiger Reserveraum für Synoviaverschiebungen; schützt die Quadricepssehne proximal der Patella vor Reibung auf dem Femur Sprunggelenke: ● oberes Sprunggelenk, Art. talocruralis: - zwischen Malleolengaben und Trochlea tali - Scharniergelenk, durch Kollateralbänder gesichert - Gelenk für Dorsalextension und Plantarflexion des Fußes ● unteres Sprunggelenk: - besteht aus 2 getrennten Gelenken zwischen Talus, Calcaneus und Os naviculare - für Pronation (Hebung der lateralen Fußkante) und Supination (Hebung der medialen Fußkante) des Vorfußes Gelenke zwischen den Fußwurzelknochen und Basen der Ossa metatarsalia: (Artt. tarsometatarseae) sind Amphiarthrosen, die Zehengrundgelenke sind (anatomisch) Kugelgelenke, die Mittel- und Endgelenke der Zehen sind Scharniergelenke II: Überblick über die Muskelgruppen der unteren Extremität Hüftmuskeln. Vielzahl von Muskeln bzw. Muskelgruppen, die den Rumpf auf der unteren Extremität ausbalancieren und auf das Hüftgelenk wirken. Beispiele: - M. iliopsoas: wichtigster Beuger im Hüftgelenk, bestimmt die Schrittlänge - M. glutaeus maximus: wichtigster Strecker des Hüftgelenks - „kleine Glutaen“: M. glutaeus medius und minimus: wichtigste Abduktoren - Adduktoren: medial am Oberschenkel, verhindern Spreizen der Beine durch das Körpergewicht Muskulatur am Oberschenkel: ventral: M. quadriceps femoris: wichtigster Strecker im Kniegelenk dorsal: ischiocrurale Muskuluar: - Ursprung am Tuber ischiadicum, Ansatz an den Ossa cruris - zweigelenkig: Strecker im Hüftgelenk, Beuger im Kniegelenk Muskeln des Unterschenkels: liegen in 4 Faszienlogen: ventral: ● Extensorenloge lateral: ● Fibularis- oder Peronaeusloge: Pronatoren im USG, Plantarflexion im OSG dorsal: ● oberflächliche Flexorenloge/ Wadenmuskeln: M. triceps surae - Endsehne: Achillessehne - wichtigster Plantarflexor im OSG, Supination im USG ● tiefe Flexorenloge: Plantarflexion im OSG, Supination im USG Kurze Fußmuskulatur: nur geringe Beweglichkeit der Zehen, hauptsächlich Stabilisierung der Fußgewölbe Innervation der Muskeln der unteren Extremität: ● aus dem Plexus lumbalis: ventrale Muskulatur von Hüfte (M. iliopsoas) und Oberschenkel (Adduktoren durch N. obturatorius, Quadriceps durch N. femoralis) ● aus dem Plexus sacralis: dorsale Hüft- und Oberschenkelmuskeln, sowie alle Muskeln von Unterschenkel und Fuß. Wichtigster Nerv aus dem Plexus sacralis ist hierfür der N. ischiadicus. Er verläuft unter dem M. glutaeus maximus zwischen die ischiocruralen Muskeln, und teilt sich in Höhe des Kniegelenks in seine beiden großen Äste: N. tibialis und N. fibularis/peronaeus communis für Unterschenkel und Fuß. Gefäßversorgung der unteren Extremität: A. femoralis aus der A. iliaca externa: - tritt medial des M. iliopsoas auf den Oberschenkel und zieht dann nach dorsal in die Kniekehle. Am Unterschenkel Aufteilung in mehrere Äste für die Muskellogen. IV. Muskulatur der Rumpfwand Intercostalmuskulatur: Mm. intercostales externi: Inspiratoren Mm. intercostales interni: Exspiratoren Bauchmuskeln: M. rectus abdominis: vorderer gerader Bauchmuskel seitliche Bauchwand: 3 Muskelschichten übereinander M. obliquus abdomins externus M. obliquus abdominis internus M. transversus Fkt: Bewegung des Rumpfes (Vor- und Seitneigung, Drehung), Stabilisierung der Wirbelsäule, Bauchpresse (Miktion, Defäkation, Geburt), Exspiration Autochthone Rückenmuskulatur (M. erector spinae) - segmentale Muskulatur, wird innerviert von den Dorsalästen der Spinalnerven - lässt sich in einen medialen und einen lateralen Trakt einteilen - die Muskeln des medialen Traktes liegen in mehreren Schichten übereinander zwischen Dornfortsätzen und Querfortsätzen der Wirbelsäule. Sie sichern die Position der einzelnen Wirbel zueinander und wirken stoßdämpfend. - die Muskeln des lateralen Traktes erstrecken sich auf die Rippen und haben eher Bewegungsfunktion (Lateralflexion, Extension)