Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 1 ELEKTRIZITÄT UND MAGNETISMUS Tipler-Mosca 26. Das Magnetfeld (The magnetic field) 26.1 Die magnetische Kraft (The force exerted by a magnetic field) 26.2 Die Bewegung einer Punktladung in einem Magnetfeld (Motion of a point charge in a magnetic field) 26.3 Das auf Leiterschleifen und Magnete ausgeübte Drehmoment (Torques on current loops and magnets) 26.4 Der Hall-Effect (The Hall effect) Universität Salzburg Seite 1 16.04.2007 Musso: Physik II Universität Salzburg Teil 26 Das Magnetfeld Seite 2 Seite 2 16.04.2007 Musso: Physik II 26.1 Die magnetische Kraft (The force exerted by a magnetic field) Teil 26 Das Magnetfeld Seite 3 Die Existenz eines Magnetfelds B in einem bestimmten Punkt des Raums kann man durch eine Kompassnadel nachweisen: Ist ein Magnetfeld vorhanden, so richtet sich die Nadel entlang der magnetischen Feldlinien aus. Auf eine Ladung q, die sich mit Geschwindigkeit v in einem Magnetfeld B bewegt, wirkt, die (magnetische) Kraft F = qv × B. F ⊥ v , B, Rechte-Hand-Regel - Richtung der Kraft F , die im Magnetfeld B auf eine mit der Geschwindigkeit v bewegte Ladung q wirkt SI-Einheit: Tesla (T) 1 T = Universität Salzburg 1N 1N N = = 1 -1 1A ⋅ 1m Am 1C ⋅ 1ms Seite 3 16.04.2007 Musso: Physik II Beispiel 26.1: Die Kraft auf ein sich nordwärts bewegendes Protons Teil 26 Das Magnetfeld Seite 4 Auf der Erdoberfläche Erdmagnetfeld B = 0.6 × 10 −4 T = 0.4 G, zeigt nach Norden und nach unten (Winkel mit der Horizontale θ = 70°); Proton mit q = +e bewegt sich horizontal mit v = 10 7 m s-1 nach Norden. Gesucht a) Magnetische Kraft aus F = q v B sinθ und b) vektoriell aus F = qv × B Teil a) aus F = q v B sinθ ⇒ ( )( )( ) F = 1.6 × 10 −19 C 107 m s-1 0.6 × 10 −4 T sin70° = 9.02 × 10−17 N Teil b) aus F = qv × B mit v = v y ey und B = By ey + Bz ez ⇒ F = qv × B = q ( v y ey ) × ( By ey + Bz ez ) = qv y By ( ey × ey ) + qv y Bz ( ey × ez ) = = 0 + qv y Bz ex ( mit Bz = − B sinθ ( )( ⇒ F = − 1.6 × 10−19 C 107 m s-1 )( 0.6 × 10 −4 ) T sin70° ex ) = − 9.02 × 10 −17 N ex Universität Salzburg Seite 4 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 5 Die auf einen stromdurchflossenen Leiter in einem Magnetfeld wirkende Kräfte ist gleich der Summe der Kräfte auf alle geladenen Teilchen, deren Bewegung den Strom hervorruft. Auf jede Ladung wirkt qv d × B, Anzahl der Ladungsträger im Leiterabschnitt der Länge L: N AL ⇒ V N ingesamt wirkende Kraft F = qv d × B AL ⇒ V N mit Gl. (25.3) I = q Av d ⇒ F = IL × B V ( ) Magnetische Kraft auf einem stromdurchflossenen Leiterabschnitt in einem Magnetfeld Für einen Leiter mit beliebiger Gestalt und beliebige Magnetfelder Id Stromelement; die insgesamt wirkende Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter erhält man durch Summation (Integration) der Kräfte auf die Stromelemente Universität Salzburg Seite 5 16.04.2007 Musso: Physik II Beispiel 26.2: Magnetische Kraft auf einen geraden Leiter Teil 26 Das Magnetfeld Seite 6 Drahtabschnitt L = 3 mm, in positiver Richtung Strom I = 3 A. Leiter in einem Magnetfeld B = 0.02 T, Vektor in der x-y-Ebene, Winkel θ =30° mit der x-Achse. Gesucht: magnetische Kraft ⇒ aus Gl. (26.4) F = IL × B = I L B sinθ ez ( ⇒ ) F = ( 3 A )( 3 mm )( 0.02 T ) sin30° ez = 9 × 10 −5 N ez Beispeiel 26.3: Magnetische Kraft auf einen gebogenen Leiter Universität Salzburg mögliches Prüfungsbeispiel Seite 6 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 7 Ein Magnetfeld B kann durch Magnetfeldlinien dargestellt werden: 1. Elektrische Feldlinien zeigen in die Richtung der auf eine positive Ladung wirkende elektrostatische Kraft. Magnetfeldlinien stehen senkrecht zu der Kraft, die auf eine bewegte Ladung ausgeübt wird. 2. Elektrische Feldlinien gehen von positiven Ladungen aus und enden an negativen Ladungen. Magnetfeldlinien haben weder Anfang noch Ende, sie sind in sich geschlossen. Magnetfeldlinien innerhalb und außerhalb eines Stabmagneten 26.2 Die Bewegung einer Punktladung in einem Magnetfeld (Motion of a point charge in a magnetic field) Bewegtes geladenes Teilchen in einem Magnetfeld ⇒ ausgeübte Kraft ⊥ v aber v = konstant ⇒ Richtung von v geändert, ⇒ Magnetfelder verrichten an Teilchen keine Arbeit und haben keinen Einfluß auf deren kinetische Energie Spezialfall: B homogen, v ⊥ B ⇒ Kreisbahn ⇒ Winkelgeschwindigkeit ω ⇒ ( ) die für die Zentripetalbeschleunigung aZP = − v 2 / r er (siehe Gl. 3.24) bei der Kreisbewegung notwendige Kraft wird vom Magnetfeld ausgeübt ⇒ die nach ( ) innen zum Krümmungsmittelpunkt gerichtete Normalbeschleunigung an = v 2 / r n (siehe Gl. 3.26) ⇒ an = Universität Salzburg F q v2 mv mv = vB = ⇒ Radius der Kreisbahn r = ∼ v bzw. r = m m r qB qB Seite 7 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 8 Periode der Kreisbewegung T = 2π r v ⇒ mit r = mv qB ⇒ T = 2π m qB Kreisbahn von Elektronen in einem homogenen Magnetfeld Spuren eines 1.6 MeV-Protons (rot) und eines 7 MeV-Alphateilchens (gelb) in einer Nebelkammer wichtig: ω ≠ f (v , r ) ⇒ Anwendungen: Massenspektrometer, Zyklotron Beispiel 26.4: Die Zyklotronfrequenz Proton, m = 1.67 × 10 −27 kg, q = +e = 1.6 × 10−19 C, auf Kreisbahn r = 21 cm senkrecht zum Magnetfeld B = 0.4 T; gesucht: a) Periode T der Kreisbewegung, b) Geschwindigkeit v des Protons ⇒ ( ) 2π 1.67 × 10−27 kg 2π m Teil a) aus Gl. (26.7) T = = = 1.64 × 10−7 s = 164 ns −19 qB 1.6 × 10 C ( 0.4 T ) ( mv Teil b) aus Gl. (26.6) r = qB Universität Salzburg ) ( ) ) −19 C ( 0.4 T ) rqB ( 0.21 m ) 1.6 × 10 ⇒ v= = = 8.05 × 10 6 m s-1 = 8.05 m μ s-1 −27 m 1.67 × 10 kg ( Seite 8 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 9 Geladenes Teilchen mit Geschwindigkeitskomponente sowohl parallel wie senkrecht zum homogenen Magnetfeld: für v ist keine Einwirkung der magnetischen Kraft vorhanden ⇒ keine Beschleunigung ⇒ v = konstant; für v ⊥ ist eine Einwirkung der magnetischen Kraft vorhanden ⇒ Beschleunigung ⊥ v ⊥ ⇒ Kreisbewegung ⇒ insgesamt Schraubenbewegung Magnetische Flasche: Das magnetische Feld auf beiden Seiten ist wesentlich stärker als in der Mitte ⇒ das geladene Teilchen bewegt sich darin auf Spiralbahnen um die Feldlinien hin und her, ohne die Flasche verlassen zu können. Van-Allen-Gürtel Universität Salzburg Seite 9 16.04.2007 Musso: Physik II Der Geschwindigkeitsfilter Teil 26 Das Magnetfeld Seite 10 Kraft auf eine geladenes Teilchen in Anwesenheit eines elektrischen und eines magnetisches Feldes: F = qE + qv × B damit F = 0 ⇒ qE = −qv × B ⇒ ⇒ in gekreuzten Feldern mit v ⊥ E, B ⇒ E = v B bzw. E = vB ⇒ (Wien'sches) Geschwindigkeitsfilter Positiv geladenes Teilchen, das sich nach recht in gekreuzten elektrischen und magnetischen Felder bewegt ⇒ elektrische Kraft nach unten, und magnetische Kraft nach oben ⇔ die Kräfte heben sich auf wenn vB = E Thomsons Experiment zur Messung von q/m Die Anfangsgeschwindigkeit v 0 der geladenen Teilchen festgelegt durch Gl. (26.9) v 0 = E / B in gekreuzten E und B; Ablenkung Δy der Elektronen abhängig von q / m : Δy = Δy1 + Δy 2 wobei Δy1 Ablenkung durch E, und Δy 2 Ablenkung Kathodenstrahlröhre zur Messung von q / m während des Fluges durch das feldfreie Gebiet; Länge der Ablenkplatten x1 ⇒ Flugzeit t1 = x1 / v 0 , Vertikalgeschwindigkeit der Elektronen v y = ay t1 = 1 1 qE y ⇒ Δy 1 = ay t12 = 2 2 m Universität Salzburg ⎛ x1 ⎞ ⎜ ⎟ ⎝ v0 ⎠ qE y m t1 = qE y x1 m v0 2 Seite 10 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 11 Länge des feldfreien Gebietes x 2 ⇒ mit v 0 = konstant ⇒ Flugzeit bis zum Schirm t 2 = x2 / v 0 zusätzliche Ablenkung Δy 2 = v y t 2 = qE y x1 x2 m v 0 v0 ⇒ ⇒ 2 qE y x1 x 2 qE y ⎛ x12 ⎞ q 1 qE y ⎛ x1 ⎞ Gesamtablenkung in vertikaler Richtung Δy = Δy 1 + Δy 2 = x x + = + ⎜ ⎟∼ ⎜ ⎟ 1 2 2 m ⎝ v0 ⎠ m v 0 v 0 mv 02 ⎝ 2 ⎠ m Beispiel 26.5: Ablenkung eines Elektronenstrahls Thomson'sche Versuchsanordnung, E = −3000 V m-1, gekreuzt anliegendes Magnetfeld B = 1.4 G = 1.4 × 10−4 T. Länge der Kondensatorplatten x1 = 4 cm, Länge des feldfreien Raums x2 = 30 cm ⇒ Gesucht: Ablenkung des Elektronenstrahls Aus Gl. (26.10) Δy = Δy1 + Δy 2 = ( qEy ⎛ x12 ⎞ + x x ⎜ ⎟ 1 2 mv 02 ⎝ 2 ⎠ )( Δy 2 = mv 2 0 −19 x1 x2 3000 V m-1 E = = 2.14 × 107 m s-1 ⇒ −4 B B = 1.4 × 10 T ) ( 0.04 m ) = 9.20 × 10 m 2 ( )( ) ( −1.6 × 10 C )( −3000 V m ) 0.04 m 0.30 m = 1.38 × 10 = ( )( ) 9.11 × 10 kg 2.14 × 10 m s ( )( ) −1.6 × 10−19 C −3000 V m-1 qE y ⎛ x12 ⎞ Δy1 = ⎜ ⎟= mv 02 ⎝ 2 ⎠ 9.11× 10 −31 kg 2.14 × 107 m s-1 qEy ⇒ mit v 0 = −31 2 −4 2 -1 7 -1 2 −2 m ⇒ Δy = Δy1 + Δy 2 = 9.20 × 10 −4 m + 1.38 × 10 −2 m = 14.7 mm Universität Salzburg Seite 11 16.04.2007 Musso: Physik II Das Massenspektrometer Teil 26 Das Magnetfeld Seite 12 Das Massenspektrometer dient u.a. zur Messung der Isotopenmassen und zur Ermittlung der Isotopenverhältnisse: Ionen aus einer Ionenquelle werden durch ein elektrisches Feld beschleunigt 1 ⇒ mv 2 = qU, 2 im homogenen Magnetfeld bewegen sich die Ionen auf einer halbkreisförmigen Bahn mit Radius r = eingesetzt ⇒ mv (siehe Gl. 26.6) qB 1 q2B2 r 2 m = qU 2 m2 ⇒ ⇒ v= qBr m ⇒ v2 = q 2B2 r 2 m2 ⇒ m B2 r 2 = q 2U Funktionsschema eines Massenspektrometers Beispiel 26.6: Trennung von Nickelisotopen Ein 58Ni-Ion mit Ladung q = +e und Masse m = 9.62 × 10 −26 kg wird durch eine Potentialdifferenz U = 3 kV beschleunigt und anschließend in einem Magnetfeld B = 0.12 T abgelenkt. Gesucht: a) Krümmungsradius r der Flugbahn des Krümmungsradius r der Flugbahn eines 58 m B2r 2 = Teil a) aus Gl. (26.12) q 2U ⇒ r = m B2r 2 Teil b) aus Gl. (26.12) = q 2U ⇒ Universität Salzburg Ni-Ions im Magnetfeld, b) Differenz zum ⇒ Ni-Ion im Magnetfeld m 2U = q B2 m1 m2 = 2 r12 r2 r2 = 1.017 r1 = 1.017 ( 0.501 m ) = 0.510 m 58 ⇒ ( 9.62 × 10 (1.6 × 10 −26 −19 r2 = r1 m2 = m1 kg C ) 2 ( 3 kV ) ) ( 0.12 T ) 2 = 0.501 m 60 = 1.017 ⇒ 58 ⇒ r2 − r1 = 0.510 m − 0.501 m = 9 mm Seite 12 16.04.2007 Musso: Physik II Das Zyklotron Teil 26 Das Magnetfeld Seite 13 Das Zyklotron dient zur Beschleunigung von geladenen Teilchen (Ionen) ⇒ die energiereichen Ionen werden auf Atomkerne geschossen ⇒ Auslösung von Kernreaktionen ⇒ Erzeugung radioaktiver Substanzen (z.B. heutzutage in der Medizin). Positiv geladene Teilchen treten bei S mit niedriger Geschwindigkeit aus der Ionenquelle S und in D1 ein ⇒ halbkreisförmige Bahn ⇒ zwischen D1 und D2 wird eine Potentialdifferenz U erzeugt, die sich 2π m zeitlich ändert ⇒ B q nach der Zeit T / 2 haben die Ionen die Lücke zwischen D1 und D2 mit der Zyklotronperiode Gl. (26.7) T = erreicht ⇒ Potentialdifferenz so eingestellt, daß in diesem Funktionsschema eines Zyklotrons Augenblick D2 auf höherem Potential ⇒ Ionen beschleunigt ⇒ kinetische Energie nimmt zu ⇒ größerer Bahnradius in D2 ⇒ nach T / 2 wieder Lücke erreicht ⇒ D1 auf höherem Potential ⇒ Ionen beschleunigt ⇒ kinetische Energie nimmt zu ⇒ usw. bis die Teilchen aus dem Magnetfeld austreten: mv aus Gl. (26.6) r = qB ⇒ 2 qBr v= m ⇒ Ekin 1 1 ⎛ qBr ⎞ q 2 B2 2 2 = mv = m ⎜ r ∼ r2 ⎟ = 2 2 ⎝ m ⎠ 2m Beispiel 26.7: Energie eines beschleunigten Protons Zyklotron mit Magnetfeld B = 1.5 T, Radius r = 0.5 m, gesucht: a) Zyklotronfrequenz ν , b) kinetische Energie Ekin der Protonen nach Austritt aus dem Zyklotron ⇒ ( ) −19 C B q (1.5 T ) 1.6 × 10 = 2.29 × 107 Hz = 22.7 MHz = Teil a) aus Gl. (26.8) ν = −27 2π m 2π 1.67 × 10 kg ( Teil b) aus Gl. (26.13) Ekin Universität Salzburg ( ) ) 1.6 × 10−19 C (1.5 T ) q 2B2 2 = r = 2m 2 1.67 × 10−27 kg ( 2 ) 2 ( 0.5 m ) Seite 13 2 = 4.31× 10−12 J = 26.9 MeV da 1 eV = 1.6 × 10 −19 J 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld 26.3 Das auf Leiterschleifen und Magnete ausgeübte Drehmoment (Torques on current loops and magnets) Seite 14 In eine stromdurchflossene Leiterschleife wirkt in einem Magnetfeld keine resultierende Kraft, aber ein Drehmoment Die Orientierung einer stromdurchflossenen Leiterschleife lässt sich durch den Normalvektor n beschreiben Kräfte auf eine rechteckige Leiterschleife in einem homogenen Magnetfeld, deren Normalvektor n einen Winkel θ mit der Richtung des Magnetfelds B einschließt: F1 = F2 = IaB wobei F1 und F2 Kräftepaar ⇒ Drehmoment τ = b F2 sinθ = bIaB = IAB sinθ ⇒ τ = IA × B wobei A = An ⇒ Schleife mit N Windungen ⇒ τ = NIAB sinθ ⇒ τ = NIA × B ⇔ das Drehmoment versucht die Schleife so zu drehen, daß n B, daß also die Schleifenebene senkrecht zu B orientiert ist. Definition des magnetischen Dipolmoments μ (oder kürzer des magnetischen Moments) SI-Einheit des magnetischen Moments: A m2 Universität Salzburg Seite 14 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 15 Auf die Leiterschleife wirkt somit das Drehmoment τ = μ × B, gilt für Leiterschleifen in beliebiger Form, die in einer Ebene liegen. Vergleiche Gl. (26.15) τ = μ × B mit Gl. (21.11) τ = p × E ⇔ eine Leiterschleife im Magnetfeld verhält sich genauso wie ein elektrischer Dipol im elektrischen Feld Beispiel 26.8: Auf eine Leiterschleife wirkendes Drehmoment Eins Strom I = 3 A fließt durch eine Leiterschleife mit N = 10 kreisrunden Windungen mit Radius r = 2 cm. Die Achse der Leiterschleife schließt einen Winkel θ = 30° mit der Richtung des Magnetfelds B = 0.8 T. Gesucht: Drehtmoment τ ⇒ aus Gl. (26.15) τ = μ × B ⇒ τ = μ × B = μ B sinθ = NIAB sinθ ⇒ τ = (10 )( 3 A )( 0.02 m ) π ( 0.8 T ) sin30° = 1.51× 10−2 N m 2 Beispiel 26.9: Kippen einer Leiterschleife mögliches Prüfungsbeispiel Universität Salzburg Seite 15 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Die potentielle Energie eines magnetischen Dipols in einem Magnetfeld Seite 16 Bei der Drehung eines Dipols um einen Winkel dθ verrichtete Arbeit dW = − τ dθ = − μ B sinθ dθ = −dEpot ⇒ Integration Epot = − μ B cos θ + Epot,0 Nullpunkt der potentiellen Energie gewählt bei θ = 90° ⇒ Epot,0 = 0 ⇒ ⇒ Epot = − μ B cos θ = − μ ⋅ B Beispiel 26.10: Auf eine quadratische Leiterschleife wirkendes Drehmoment Ein Strom I=3 A fließt durch eine quadratische Leiterschleife mit N=12 Windungen, Kantenlänge a=40 cm, die in der x-y-Ebene (n = ez ) liegt, und von einem Magnetfeld B = ( 0.3 T ) ex + ( 0.4 T ) ez umgeben ist. Gesucht: a) magnetisches Moment μ, b) Drehmoment τ , c) potentielle Energie Epot ( ) Teil a) aus Gl. (26.14) μ = NIAn = (12 )( 3 A )( 0.4 m ) ez = 5.76 A m2 ez 2 ( ) ( ) Teil b) aus Gl. (26.15) τ = μ × B = 5.76 A m2 ez × ⎡⎣( 0.3 T ) ex + ( 0.4 T ) ez ⎤⎦ = 1.73 A m2 T ( ez × ex ) = (1.73 N m ) ey ( ) Teil c) aus Gl. (26.16) Epot = − μ ⋅ B = − 5.76 A m2 ez ⋅ ⎡⎣( 0.3 T ) ex + ( 0.4 T ) ez ⎤⎦ = −2.30 J Beispiel 26.11: Magnetisches Moment einer rotierenden Scheibe mögliches Prüfungsbeispiel Universität Salzburg Seite 16 16.04.2007 Musso: Physik II 26.4 Der Hall-Effect (The Hall effect) Teil 26 Das Magnetfeld Seite 17 In Magnetfeldern wirkt auf bewegte Ladungen eine Kraft senkrecht zu ihrer Bewegungsrichtung ⇒ in einem stromdurchflossenen Leiter werden die Ladungsträger auf eine Seite des Leiters geschoben ⇒ Ladungstrennung ⇔ Hall-Effekt ⇔ Anwendung: Bestimmung des Vorzeichens und der Anzahldichte der Ladungsträger in einem Leiter, Messung von Magnetfeldstärken. Strom fließt von links nach rechts ⇒ das Magnetfeld übt eine nach oben gerichtete Kraft sowohl für positive Ladungsträger, die sich nach rechts bewegen Infolge der Ladungstrennung entsteht im Streifen ein elektrisches Feld, das auf die Ladungsträger eine Kraft ausübt, die der magnetischen Kraft entgegengesetzt gerichtet ist. Gleichen sich die Kräfte gerade aus, dann hört die parallel zur magnetischen Kraft gerichtete Bewegung der Ladungsträger auf. wie für negative Ladungsträger, die sich nach links bewegen Messung des Vorzeichens der Potentialdifferenz Hall-Spannung UH ⇒ Bestimmung des Vorzeichens der Ladungsträger (in Halbleitern negativ geladene Elektronen oder positiv geladene Löcher) ⇒ Kraft durch B: FB = qv d B, Kraft durch E: FE = −qEH , FB + FE = 0 ⇒ qv d B = qEH mit Breite des Streifens w Universität Salzburg Seite 17 ⇒ EH = v d B ⇒ ⇒ UH = EHw = v d Bw 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 18 Aus Messungen der Hall-Spannung eines Streifens mit gegebenen Abmessungen ⇒ Anzahldichte n = N / V der Ladungsträger im Leiter bestimmbar: N qv d A mit Streifen der Breite w und Dicke d, also A = wd, und mit Elektronen als V U N I I Ladungsträger, also q = −e, ⇒ n = = =− ⇒ mit Gl. (26.17) UH = v d Bw bzw. H = v dw V qv d A ev dwd B aus Gl. (25.3) I = N I IB =− =− U V eUH d e Hd B N da n = > 0 ⇒ für negative Ladungsträger UH < 0, für positive Ladungsträger UH > 0 V n= Beispiel 26.12: Dichte der Ladungsträger in Silber Silberplatte, d = 1 mm, w = 1.5 cm, durchflossen vom Strom I = 2.5 A, umgeben vom Magnetfeld B = 1.25 T ⇒ gemessen Hall-Spannung UH = −0.334 μ V. Gesucht: a) Anzahldichte n der Ladungsträger in der Platte, b) Anzahldichte der Silberatome in der Platte, wobei ρ = 10.5 g cm-3 , M = 107.9 g mol-1. Teil a) aus Gl. (26.19) n = − Teil b) aus ρ = (1.25 T )(1.25 T ) IB =− = 5.85 × 1028 Elektronen m-3 −19 eUH d 1.6 × 10 C ( −0.334 μ V )( 0.001 m ) m M m und = N NA V ( N n = ρ A = 10.5 g cm-3 M Universität Salzburg ( ⇒ ρ= ) N M M =n V NA NA ⇒ ( 6.02 × 10 Atome mol ) = 5.86 × 10 ) (107.9 g mol ) 23 -1 22 -1 Seite 18 Atome cm-3 = 5.86 × 1028 Atome m-3 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 19 Die Hall-Spannung bietet einen bequemen Weg zur Messung von Magnetfeldern: aus Gl. (26.19) n = − IB eUH d ⇒ UH = − IB ∼ B bei vorgegebenem I (Eichung notwendig) ned Der Quanten-Hall-Effekt Hall-Spannung UH als Funktion des angelegten Magnetsfelds B, bei sehr kleinen Temperaturen und bei sehr starken Magnetfeldern ⇒ UH steigt nicht geraldlinig, sondern in Stufen UH ist gequantelt (Von Klitzing, Nobelpreis 1985) ⇒ ⇒ ⇒ aus der Theorie des ganzzahligen Quanten-Hall-Effekts: U R h Hall-Widerstand RH = H = K mit n = 1,2,3,... wobei RK = 2 Klitzing-Konstante. I n e Ausgehend vom Quanten-Hall-Effekt ⇒ Standard für den Widerstand festgelegt ⇒ seit 1990 ist das Ohm so definiert, daß RK(90) = 25812.807 Ω (exakt ) hat. Universität Salzburg Seite 19 16.04.2007 Musso: Physik II Teil 26 Das Magnetfeld Seite 20 26. Das magnetische Feld 26.1 Einführung 26.2 Das Ampère'sche Gesetz für das magnetische Feld 26.3 Der magnetische Fluß 26.4 Magnetisierung der Materie 26.5 Der Magnetisierungsvektor 26.6 Das magnetisierende Feld 26.7 Magnetische Suszeptibilität und Permeabilität 26.8 Energie eines magnetischen Feldes 26.9 Zusammenfassung der Gesetze für statische Felder 22. Magnetische Wechselwirkung 22.1 Einführung 22.2 Magnetische Kraft auf eine bewegten Ladung 22.3 Bewegung eines geladenen Teilchens in einem gleichförmigen Magnetfeld 22.4 Bewegung eines geladenen Teilchens in einem ungleichförmigen Magnetfeld 22.5 Beispiele der Bewegung von geladenen Teilchen in einem Magnetfeld 22.5 Magnetisches Feld einer bewegten Ladung 22.7 Magnetische Dipole Universität Salzburg Seite 20 16.04.2007