Allianzpredigt am 22.01.2017 in Dürrenäsch von Pfr. Michael

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Allianzpredigt am 22.01.2017 in Dürrenäsch von Pfr. Michael Freiburghaus
Du bist Papst!
Lesung: „Ihnen [= uns Christen] wollte Gott zu erkennen geben, was der Reichtum der
Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen sei, und das ist: Christus in euch, die
Hoffnung der Herrlichkeit. Ihn [= Jesus] verkündigen wir, indem wir jeden Menschen
ermahnen und jeden Menschen in aller Weisheit lehren, um jeden Menschen vollkommen in
Christus darzustellen“ (Kolosserbrief 1,27-28).
Einleitung
„Du bist Papst!“ Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie dieses Thema hörten? Yes, jetzt bin
ich der Chef über 2 Milliarden Gläubige und bin der Herrscher über den Vatikanstaat, jetzt
kann ich auf den Balkon treten und zu der versammelten Menschenmenge sprechen! Das
würde natürlich mir am besten gefallen! Aber vielleicht sind Sie eine schüchterne [schüchi]
Person und würden lieber im Hintergrund wirken.
„Du bist Papst!“ Gemeinsam schauen wir jetzt den Abschnitt in der Bibel an, der aussagt, dass
wir dank Jesus Könige, Priester und Propheten sind: „Der Apostel Johannes schreibt den
sieben Gemeinden, die in Asien sind: Gnade euch und Friede von Gott, der ist und der war
und der kommt, und von seinem Heiligen Geist, der vor seinem Thron ist, und von Jesus
Christus, der der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der
Erde! Jesus liebt uns und hat uns durch sein Blut von unseren Sünden erlöst und uns zu einem
Königtum gemacht, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die
Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (Offenbarung 1,4-6).
Dank Jesus bist du Papst, König, Priester und Prophet! Alles dank Jesus! Deswegen müssen
wir zuerst anschauen, wer Jesus ist.
1. Jesus ist unser König, Priester und Prophet!
A) Jesus ist unser König!
Jesus wird in diesem Abschnitt „der Fürst der Könige der Erde“ genannt. Jesus ist der „König
der Könige und Herr der Herren“ (Offenbarung 19,16; vgl. 17,14 und 1.Timotheusbrief
6,15). Jesus erhebt seinen Machtanspruch auf alle Bereiche unseres Lebens. Er will überall
unser Chef sein und uns prägen, führen und leiten. Er ist der König und wir dienen ihm. Oft
wollen wir der Chef von unserem Leben sein und alles selber bestimmen, ohne ihn. Deswegen
müssen wir uns auch entscheiden, ob wir Jesus als unseren König in unserem Leben haben
wollen! Jesus zwingt uns nicht dazu, aber er ringt in seiner Liebe um uns. Mit einem
einfachen Gebet können wir Jesus ausdrücken, dass er unser König werden soll!
B) Jesus ist unser Priester!
In diesem Bibelabschnitt heisst es ganz kurz: „Jesus liebt uns!“ Dies ist zusammengefasst das
EVANGELIUM, die frohe Botschaft und gute Nachricht. Jesus zeigt uns seine Liebe ganz
deutlich und praktisch: „Jesus hat uns von unseren Sünden erlöst durch sein Blut.“ Jesus hat
uns errettet durch seinen Tod am Kreuz, der stellvertretend für uns geschah, und seine
Auferstehung von den Toten! Jesus ist der Priester, der sich selbst für uns opfert. Im Alten
Testament lesen wir, dass normalerweise ein Priester ein Tier opfert, um die Vergebung der
Sünden zu erreichen. Jesus ist der einzige Priester, der sich selbst für uns opfert. Er vergibt
uns alles, was wir falsch gemacht haben. Er ist „der Mittler“ (1.Timotheusbrief 2,5; vgl.
Hebräerbrief 8,6; 9,15; 12,24) zwischen Gott und uns, er verbindet uns wieder mit Gott!
C) Jesus ist unser Prophet!
Dies wird im Bibelabschnitt so umschrieben: „Jesus Christus ist der treue Zeuge.“ Ein
Prophet ist jemand, der treu Gottes Wort weitergibt. Jesus ist selber das „Wort Gottes“ in
Person (Johannesevangelium 1,1; Offenbarung 19,13)! Wenn Jesus spricht, spricht Gott
persönlich. Jesus ist unser Prophet, weil er uns im Neuen Testament Gottes Wort weitergibt.
2. Dank Jesus bist du Papst!
In der Lesung haben wir gehört: „Ihnen [= uns Christen] wollte Gott zu erkennen geben, was
der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen [=
Nichtjuden/Heiden] sei, und das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
(Kolosserbrief 1,27). Was ist dieses Geheimnis? „Christus in euch, die Hoffnung der
Herrlichkeit.“ Wenn wir an Jesus glauben, lebt und wirkt er in uns! Wenn wir glauben, dass
Jesus der Sohn Gottes und Gott selber ist. Was heisst Gottes Sohn? Dass Jesus unser König,
Priester und Prophet ist! Dann rüstet Gott uns aus für unsern Dienst und wir werden selber
König, Priester und Prophet Der Einfachheit halber verwende ich die männlichen Begriffe,
natürlich sind die weiblichen auch gemeint: Dank Jesus sind wir Königin, Priesterin und
Prophetin, quasi Päpstin.
A) Dank Jesus bist du König!
Jesus „hat uns gemacht zu einem Königtum.“ Am Dreikönigstag freuen wir uns, wenn wir die
Königsfigur aus dem Dreikönigskuchen ziehen. Dann setzen wir uns die Kartonkrone auf,
führen uns als Herrscher auf und kommandieren einen Tag lang unsere Familienmitglieder
herum. Hoffentlich bleibt es bei diesem einen Tag im Jahr… Doch ein guter König sieht sich
nicht als Herrscher, sondern als Hirte (vgl. Hesekiel 34; Psalm 23,1). Er ermutigt und tröstet
und sieht sich selber als jemanden, der anderen dient. Dank Jesus sind wir Papst. Das Wort
„Papst“ kommt von Papa/Vater. Als geistliche Mütter und Väter stehen wir anderen
Menschen seelsorgerlich bei. Ich sage bewusst: Geistliche Mütter und Väter: Das geht über
unsere Blutsverwandtschaft hinaus. Wenn wir uns Zeit nehmen für unsere Nachbarn, die
kaum Besuch erhalten und mit ihnen telefonieren oder sie besuchen (vgl.
Matthäusevangelium 25,31-46).
B) Dank Jesus bist du Priester!
„Jesus hat uns gemacht zu Priestern seinem Gott und Vater.“ Du bist ein Priester, wenn du
für jemanden betest! Du kannst laut oder leise beten. Wenn wir für andere Menschen im
Gebet einstehen, handelt Gott. Nicht nach unseren Wünschen, sondern gemäss seinem
Zeitplan. Für andere beten können wir auch, wenn wir andere segnen, Ihnen Gutes zusprechen
von Gott her. Viele Grosseltern beten bereits für ihre Kinder und Enkel. Wir müssen aber kein
bestimmtes Alter erreichen, um füreinander zu beten und uns zu segnen, wir können dies
schon jetzt tun. Mit einfachen Gebeten können wir Gott unsere Familie, Freunde, Verwandte
und Bekannte hinlegen.
C) Dank Jesus bist du Prophet!
Ein Prophet ist jemand, der Gottes Wort weitergibt. Gott spricht auf unterschiedliche Arten zu
uns: Dank Jesus bist du Prophet, wenn du einen übernatürlichen Eindruck weitergibst, den
Gott dir im Gebet aufs Herz gelegt hat oder wenn du jemandem einen Bibelvers zur
Ermutigung mitteilst. Die Bibel ist Gottes Wort. Nach dem Gottesdienst können Sie beim
Ausgang eine Bibelkarte mitnehmen und dann Ihrem Kind, Enkelkind, Verwandten oder
Bekannten schenken!
3. Das Verhältnis vom allgemeinen zum institutionellen Priestertum
Dank Jesus sind wir König, Priester und Prophet. Die Frage stellt sich: Warum gibt es dann
noch Pastoren, Pfarrer und Diakone? Weil Jesus Menschen für diesen Dienst beruft! Diese
Ämter kommen schon in der Bibel vor und haben sich über die Jahrtausende bewährt
(Tradition und Funktionalität). Das Priestertum aller Gläubigen im Sinne von: Du bist Papst,
König, Priester und Prophet ist kein Gegensatz, sondern eine Bereicherung für das
institutionelle Priestertum (wie ich es nenne) mit Pastoren, Pfarrern und Diakonen. Schon im
Alten Testament gab es beides: Könige, Priester und Propheten, die durch Öl gesalbt und so in
ihr Amt eingesetzt werden. Gleichzeitig spricht Gott: „Ihr sollt mir ein Königreich von
Priestern und eine heilige Nation sein“ (2.Mose 19,6). Erst dank Jesus bricht das Priestertum
aller Gläubigen voll durch! Warum? In der Bibel steht das Salböl als Symbol für den Heiligen
Geist. Jesus salbt uns mit seinem Heiligen Geist und rüstet dadurch jede Christin und jeden
Christen für ihren und seinen Dienst im Reich Gottes aus zu seiner Ehre! „Ihm sei die
Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Dank Jesus bist du Papst! Schluss und Zusammenfassung
Jesus selber ist König, Priester und Prophet, der uns wieder mit Gott verbindet, uns führt und
uns Gottes Wort weitergibt. Wenn wir an Jesus glauben, sind wir dank ihm König, Priester
und Prophet!
Dank Jesus bist du Papst! Danke Jesus! Amen.
Anmerkungen
A) „Legt nun ab alle Bosheit und allen Trug und Heuchelei und Neid und alles üble
Nachreden, und seid wie neugeborene Kinder, begierig nach der vernünftigen, unverfälschten
Milch - damit ihr durch sie wachset zur Rettung-, wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass
der Herr gütig ist! Zu ihm kommend als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar
verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, lasst euch auch selbst als lebendige Steine
aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer
darzubringen, Gott hochwillkommen durch Jesus Christus! … Ihr aber seid ein auserwähltes
Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit
ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren
Licht berufen hat; die ihr einst ‚nicht ein Volk‘ wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr
‚nicht Barmherzigkeit empfangen hattet‘, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt“
(1.Petrusbrief 2,1-5.9-10).
B) In diesem Jahr feiern wir das 500-jährige Jubiläum der Reformation! Die Reformatoren
Martin Luther, Huldrych Zwingli und Johannes Calvin entdeckten das EVANGELIUM
wieder, die frohe Botschaft und gute Nachricht, die man mit den vier „nur“/„allein“ (soli)
zusammenfassen kann:
- „Nur durch die Bibel“ (sola scriptura) erhalten wir Menschen die Erkenntnis, dass wir
Sünder sind und die Vergebung durch Gott brauchen: „Denn jede Schrift, die von Gottes Geist
eingegeben wurde… unterrichtet in der Wahrheit, deckt Schuld auf, bringt auf den richtigen
Weg und erzieht zu einem Leben nach Gottes Willen“ (2.Timotheusbrief 3,16).
- „Nur durch Jesus“ (solus Christus) finden wir Menschen eine Beziehung zu dem lebendigen
Gott: „Es gibt nur einen einzigen Gott und nur einen Einzigen, der zwischen Gott und den
Menschen vermittelt und Frieden schafft. Das ist der Mensch Jesus Christus. Er hat sein
Leben hingegeben, um uns alle aus der Gewalt des Bösen zu befreien“ (1.Timotheusbrief 2,56).
- „Nur durch Glaube“ (sola fide) werden wir errettet, nicht durch unsere guten Werke: „Denn
wir urteilen, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke“
(Römerbrief 3,28).
- „Nur durch Gnade“ (sola gratia) werden wir erlöst, ohne unser Zutun: „Eure Rettung ist
wirklich reine Gnade, und ihr empfangt sie allein durch den Glauben. Ihr selbst habt nichts
dazu getan, sie ist Gottes Geschenk. Ihr habt sie nicht durch irgendein Tun verdient; denn
niemand soll sich mit irgendetwas rühmen können“ (Epheserbrief 2,8-9).
- „Nur Gott soll die Ehre gehören!“ (soli Deo gloria). Die Reformation setzt Gott an erster
Stelle: „Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge! Ihm sei die Herrlichkeit
in Ewigkeit!“ (Römerbrief 11,36).
C) Der Reformator Martin Luther erkennt: „Alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes,
und ist unter ihnen kein Unterschied dann des Amts halben allein. ... Demnach so werden wir
allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht. ... Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag
sich rühmen, dass es schon Priester, Bischof und Papst geweiht sei, obwohl es nicht jedem
ziemt, dieses Amt auch auszuüben“ (An den christlichen Adel deutscher Nation).
D) Der Reformator Johannes Calvan erkennt: „Nun trägt also Christus das Priesteramt, und er
vollführt es nicht nur, um uns durch eine ewige Versöhnung Gottes Wohlgefallen und
Freundlichkeit zu gewinnen, sondern auch um uns der gleichen Würde mit teilhaftig zu
machen (vgl. Offenbarung 1,6). Denn wir sind zwar in uns befleckt; aber in ihm sind wir
Priester, bringen wir uns selbst und alles, was wir sind und haben, Gott zum Opfer dar, haben
wir freien Zugang zu dem Allerheiligsten im Himmel, so dass all unsere Opfer an Gebet und
Lobpreis, die wir zu bringen haben, vor Gott ein guter Geruch sind“ (Institutio II,15,6 kursiv
im Original).
Quellen
Calvin, Johannes. Unterricht in der christlichen Religion. Institutio Religionis Christianae. II,15.
Luther, Martin. An den christlichen Adel deutscher Nation.
Schlink, Basilea. Das königliche Priestertum. Berufung zum Dienst nach neutestamentlichem Verständnis.
Darmstadt: Evangelische Marienschwesternschaft. 7. Aufl. 1973.
Universallexikon, Artikel Priestertum der Gläubigen. http://universal_lexikon.deacademic.com/287679.
Abgerufen am 21.01.2017.
Universallexikon, Artikel Allgemeines Priestertum.
http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/58838/Allgemeines_Priestertum. Abgerufen am 21.02.2017.
Wikipediaartikel: Priestertum aller Gläubigen. https://de.wikipedia.org/wiki/Priestertum_aller_Gläubigen.
Abgerufen am 20.01.2017.
Fragen zum Nachdenken und Diskutieren
A) Dein Dienst als König: Wo stehst du Menschen seelsorgerlich bei?
B) Dein Dienst als Priester: Für wen stehst du vor Gott im Gebet ein?
C) Dein Dienst als Prophet: Wem gibst du Gottes Wort weiter?
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