Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Wettbewerb Johanneum Gymnasium Herborn LICHTVERSCHMUTZUNG Johanneum Gymnasium Herborn Otto-Wels-Straße 35745 Herborn http://www.johanneum-herborn.de/ Teilnehmer: Becker, Felix (18 Jahre) Mühlenweg 1, 35759 Driedorf [email protected] Lorenz, Mario (20 Jahre) Kirchweg 2, 35745 Herborn [email protected] Lotz, Lukas (20 Jahre) Austraße 24, 35768 Eisemroth [email protected] Kreuter, Robin (16 Jahre) Guntersdorferstraße 11 35745 Herborn [email protected] Waschke, Uschi (18 Jahre) Schützenpfad 3, 35745 Herborn [email protected] Betreuer: Moritz, Armin Wilhelm-Brück-Straße 4 35630 Ehringshausen [email protected] Am Johanneum Gymnasium gibt es seit vielen Jahren eine Satelliten-AG (hier ein etwas älteres Bild mit einer etwas anderen Besetzung). Die vorliegende Arbeit wurde von den Teilnehmern der AG erstellt. 1 Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Johanneum Gymnasium Herborn 2 1. Lichtverschmutzung – ein allgemeiner Überblick Was versteht man unter dem Wort Lichtverschmutzung? Manche vermuten, dass das Licht nicht mehr sauber ist und wir schlechter sehen können. Andere behaupten beim ersten Lesen des Begriffs das Licht wäre schädlich geworden. Nein, es geht um die Verschmutzung unserer Atmosphäre. Durch das vermehrte Lichtvorkommen in Städten auch bei Nacht wird die ungestörte Sicht auf die Sterne gestört. Das vereinfacht ein schönes Beispiel: Hier ist die Schrift schlecht zu lesen. Hier ist die Schrift besser zu lesen. Wenn man mal darüber nachdenkt was für Licht nachts brennt kommt man schnell auf ein paar Lichter, die man ohne große negative Konsequenzen abschalten könnte. Geschäfte in der Innenstadt lassen nachts oft den gesamten Laden beleuchtet um Einbrecher abzuschrecken. Dabei würde es reichen, wenn man nur die ersten zwei Meter beleuchtet. Firmenlogos müssten auch nicht so hell angestrahlt werden. Ich denke dabei oft an unseren Supermarkt: Er hat eine große Säule mit seinem Logo. Dieses Logo wird von drei sehr, sehr hellen Lampen aus drei Richtungen angestrahlt. Beim genaueren Hinschauen erkennt man, dass die Lampen ungünstig positioniert sind und mehr als nur das Schild angeleuchtet, bzw. am Schild vorbei geleuchtet wird. Jetzt stellt sich für manche die Frage: „Ja, und?“. Ist es wirklich so schlimm, dass wir in einer modernen Gesellschaft leben, die das Licht bei Nacht benutzt um bequem und angenehm leben zu können? Nun ja, betrachten wir allein die Geschichte der Astronomie. Die Betrachtung des Sternenhimmels gehört zu den ältesten Kulturgütern der Menschheit und war früher gerade für Seefahrer überlebenswichtig. Heute verdanken wir der Astronomie einen wichtigen Teil der physikalischen Grundlagenforschung (im Weltall haben wir zum Beispiel Bedingungen, die im Labor nicht nachstellbar sind). Mit der Lichtverschmutzung wird auch vielen Jugendlichen der erste Einstieg in die Naturwissenschaften genommen. Deutschland braucht Nachwuchskräfte. Wenn wir alle Teleskope auch zukünftig in Chile bauen, haben wir keine Möglichkeit für junge Forscher attraktiv zu sein. Durch die ständige Helligkeit wissen wir gar nicht mehr mit der Dunkelheit umzugehen. Das Hormon Melatonin, das Krebsarten unterdrückt, wird nur bei Dunkelheit produziert. Somit ist ein gesunder Tag-Nacht-Rhythmus wichtig. Auch Tiere brauchen die Dunkelheit zum Schlafen und Regenerieren. Ein weiterer Punkt sind die nachtaktiven Tiere oder Zugvögel, die durch das Licht irritiert werden. Das Lichtsparen in der Nacht würde auch die CO2-Produktion senken. Für viele ist deshalb eine Erhöhung der Strompreise ein akzeptables Mittel um Menschen auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen und zum Sparen zu bewegen. Wenn man einen Blick auf die Weltkarte wirft, kann man erahnen, wie viel dabei zusammen kommen würde. Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Johanneum Gymnasium Herborn 3 2. Lichtverschmutzung – und was man dagegen unternehmen kann Auf jeden Fall muss auf das Problem „Lichtverschmutzung“ aufmerksam gemacht werden. Bevor wir an diesem Wettbewerb teilgenommen haben, hatten wir selbst nicht viel Ahnung von diesem Thema. Dies könnte man mit Umfragen, Anzeigen, Wettbewerben [N] erreichen. Besonders gut kommt es sicher, wenn man sich aktiv mit dem Thema beschäftigt (kleiner Workshop oder eine AG in der Schule) und nicht nur ein Plakat liest. Ein Wettbewerb erreicht dies. Eine weitere Möglichkeit wäre Unterschriften zu sammeln. Dann sieht man wie viele Leute dahinter stehen und wie viele bereit wären, selber Abstriche zu machenN Wenn dies viele tun, kann man auf die nächst höhere Ebene gehen und eventuell sogar eine gesetzlich vorgeschriebene Mindesthelligkeit bei Nacht erreichen. Aber vor allem gilt: Privat sparen. Muss die Lichterkette in der Weihnachtszeit auch nachts brennen? Muss das Licht über der Haustür an bleiben? Solarleuchten abends ausschalten! Jeder allein erreicht schon was. Wenn man viele Freunde, Bekannt, etc. überzeugt hat, bringt das schon eine kleine Veränderung. Doch was können gerade wir machen? Wir können Plakate gestalten, diese in der Schule aufhängen und so bevorzugt junge Schüler auf das Problem aufmerksam machen. Damit haben wir das Problem weiter getragen und vielen wenigstens schon einmal den Begriff „Lichtverschmutzung“ näher gebracht. Gerade bei Veranstaltungen wie „Tag der offenen Tür“ kann man viele Menschen erreichen. Fazit: Es gibt viel was man gegen das Problem der Lichtverschmutzung unternehmen kann. Doch noch wichtiger als Gesetzesentwürfe ist privates sparen. Erst, wenn man selber mal über seine „Lichtpolitik“ ☺ nachgedacht hat, kann man weiter gehen. Außerdem geht es ja nicht um ein Verbot, sondern um eine Verbesserung für alle. Das erreicht man nicht mit Vorschriften sondern mit Umdenken. Wettbewerbe, Plakate und Gespräche erreichen dies. Besonders bei der Straßenbeleuchtung könnte man viel zur Reduzierung der Lichtverschmutzung beitragen. Veraltete Straßenlampen strahlen in alle Richtungen, was auch eine enorme Vergeudung an Energie bedeutet. Städte und Gemeinden könnten viel Geld einsparen, wenn sie ihre veralteten Straßenlampen durch moderne LED-Leuchten ersetzen würden, die gezielt ihr Licht nur nach unten abstrahlen. Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Johanneum Gymnasium Herborn 4 3. Ausgewählte Standorte von Großteleskopen Der Weltraum; gigantisch, atemberaubend, interessant, erforschbar; ist ein Mysterium, das die Menschen schon seit Urzeiten beschäftigt und verwundert. Angefangen mit den ersten Blicken der Urmenschen in den Nachthimmel über das Wissen der Hochkulturen Ägyptens und Griechenlands bis zum modernen Begründer Johannes Kepler beschäftigt die Astronomie die Menschen seit Jahrtausenden. Dies ist auch der Grund für unsere Gemeinschaftsarbeit bezüglich des Wettbewerbes. Wenn man etwas über die Sterne, Planeten und andere Himmelsgestirne erfahren möchte, dann ist einerseits ein gutes Teleskop, andererseits ein exzellenter Beobachtungsplatz vonnöten. Wir möchten im Folgenden drei Teleskopstandorte auf ihre Beobachtungsbedingungen untersuchen. A. Kanarische Inseln (La Palma) Die kleine Insel La Palma ist ein hervorragender Beobachtungsplatz. Durch einen relativ hohen Berg (Roque de los Muchachos) mit über 2000 Metern gibt es am Teleskopstandort nur selten noch höher gelegene Wolken, die die Beobachtungen mit den Teleskopen beeinträchtigen könnten. Des Weiteren befindet sich an den Hangebenen des Berges stets eine Wolkenschicht, die das Streulicht der umgebenden Orte fast [GTC auf La Palma (zur Zeit größtes Einzelteleskop der Welt) – eigenes vollständig absorbiert. Bild von 2010] Auffälligstes Merkmal an La Palma ist die Stellung des Staates in Form eines Gesetzes, das für eine sinnvolle Verteilung der Straßenlaternen, einer maximalen Beleuchtungszeit und ein Fernlichtverbot für Autos sorgte. B. Hawaii (Big Island) Ein weiterer guter Beobachtungsplatz ist Hawaii, welcher nicht nur durch Sonne, Strand und Meer glänzt. Ein Teleskop auf Hawaii, genauer gesagt auf dem inaktiven Vulkan Mauna Kea, ist eine hervorragende Wahl. Dies wird einerseits durch die sehr hohe Lage von 4200 m, andererseits durch eine große Distanz zwischen der Insel selbst und den benachbarten Kontinenten begründet. Die hohe Lage sorgt für eine dünne und trockene Luft in der Nähe der Teleskope, wodurch die Messungen begünstigt werden. Aufgrund der Hochlage und der besonderen geographischen Lage gibt es am Teleskopstandort nur selten Wolken. Durch die große Distanz zu den Kontinenten gibt es nur eine geringe Luftverschmutzung. Genau wie in La Palma sind die Ränder des Mauna Kea oft mit Wolken verhangen, die das Streulicht der benachbarten Orte absorbieren. Dadurch ergeben sich ca. 300 Tage im Jahr optimale Beobachtungsbedingungen. Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Johanneum Gymnasium Herborn C. Chile (Atacamawüste) Chile ist ein sehr geeigneter Standort für Teleskope. Die meisten großen Teleskope sind in der Atacamawüste gebaut worden, vor allem die Teleskope der europäischen Südsternwarte der ESO (La Silla und Cerro Paranal). Auch das geplante Riesenteleskop der ESO (E−ELT) wird in der Atacamawüste gebaut werden. Die Atacamawüste ist über 2000 m hoch und ist die trockenste Wüste der Erde. Außerdem sind die nächsten Orte fast 100 Kilometer weit entfernt und die ganze Umgebung darf nicht bebaut werden (dies hat die ESO mit der chilenischen Regierung ausgehandelt). [Cerro Paranal − eigenes Bild von 2004] Die Atacamawüste liegt direkt am pazifischen Ozean und ist doch an ca. 350 Tagen im Jahr wolkenfrei. Die Atacamawüste besitzt eine einzigartige geographische Lage. Die Anden (bis knapp 7000 m hoch) verhindern, dass die Wolken aus dem östlich gelegenen Amazonasbecken zur Atacamawüste gelangen können. Heiße Festlandsluft aus Osten trifft an der Küste auf kalte Meeresluft. Dadurch entsteht eine Wolkenschicht, die jedoch die steilen Küstenhänge nicht überwinden kann. Dadurch gilt die Atacamawüste (neben der Antarktis) als der geeignetste Teleskopstandort der Erde. Der auf der Erde beste jemals gemessene Seeing-Wert, welcher ein Maß für Unschärfe bei Messungen darstellt, wurde in der Atacamawüste erreicht. 4. Umfrage Gesamtzahl der befragten Personen: Männlicher Anteil der Befragten: Weiblicher Anteil der Befragten: Altersspanne bis 20 Jahre Altersspanne von 21 bis 50 Altersspanne ab 51 43 48,8% 51,2% 25,6% 32,6% 41,8% Fragenkatalog 1. Haben Sie schon einmal etwas vom Thema "Lichtverschmutzung" gehört? (Bei "NEIN" wurde eine Erklärung gegeben) 2. Haben Sie schon einmal den Sternenhimmel beobachtet? 3. Besitzt die Lichtverschmutzung auch Auswirkungen auf das Leben eines Bürgers? 5 Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Johanneum Gymnasium Herborn 4. Ist Ihnen bewusst, wie wichtig die astronomische Forschung für unseren Alltag ist? 5. Achten Sie darauf, nachts kein Licht brennen zu lassen? 6. Ist Ihnen bewusst, dass Solarleuchten im Garten zur Lichtverschmutzung beitragen? 7. Wären Sie bereit, nachts auf Licht zu verzichten (z. B. auf Laternen rund um die Uhr), um somit die Forschung der Astronomen zu erleichtern? 8. Haben Sie eine Idee, was man gegen die zunehmende Lichtverschmutzung unternehmen könnte? Auswertung Ja Frage Nr. Anzahl 11 40 20 21 29 20 20 1 2 3 4 5 6 7 Nein Anzahl in % 25,6 93,0 46,5 48,8 67,4 46,5 25,6 Anzahl 32 3 23 22 14 23 32 Frage 1 Ja Anzahl in % 74,4 7,0 53,5 51,2 32,6 53,5 74,4 Frage 2 Nein Ja 7% 26% 74% Nein 93% Frage 3 Ja Frage 4 Nein Ja Nein 47% 53% 49% 51% Frage 5 Ja Frage 6 Nein Ja Nein 33% 47% 53% 67% 6 Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Johanneum Gymnasium Herborn Frage 7 Ja Nein 16% 84% Interessant ist es, dass etwa drei Viertel aller Befragten niemals etwas von Lichtverschmutzung gehört haben (Frage 1) .Daher ist es dringend erforderlich, Aufklärungsarbeit zu leisten. Traurig finden wir die Tatsache, dass nur ein Viertel der Befragten bereit wäre, für die astronomische Forschung nachts auf Licht zu verzichten (Frage 7). 8. Frage: Haben Sie eine Idee, was man gegen die zunehmende Lichtverschmutzung unternehmen könnte? Folgende Antworten wurden gegeben: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Nachts Lichtquellen ausschalten Intelligente Lichtquellen Weniger Nachtarbeit in Büros Bewusstsein erweitern Strompreise erhöhen Reklametafeln abschalten Jede zweite Laterne ausschalten Leute mehr aufklären 7 Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Johanneum Gymnasium Herborn 5. Eigene Beobachtungen [Lanzarote, Playa Blanca, 07.01.2013um 21.39Uhr, klarer Himmel Kamera: Olympus Bildeinstellungen: 100 ASA, 60 s Belichtungszeit] Dieses Bild wurde von einem unserer Teilnehmer auf Lanzarote in einem Wohngebiet aufgenommen, während die Laternen noch angeschaltet waren. In der Nähe des Horizontes ist jedoch eine deutliche Lichtverschmutzung zu sehen. Allerdings sind die Sterne aufgrund geringer Gesamtemission gut zu erkennen. 8 Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Johanneum Gymnasium Herborn [Ehringshausen (Ortsrand), 18.02.2013 um 19.00Uhr, klarer Himmel Kamera: Canon 500 D Kameraeinstellungen: Weitwinkel 28 mm, Blende 5.6, 100 ASA, 22 s Belichtungszeit] [Ehringshausen (außerhalb des Ortes), 18.02.2013 um 19.15Uhr, klarer Himmel Kamera: Canon 500 D Kameraeinstellungen: Weitwinkel 28 mm, Blende 5.6, 100 ASA, 22 s Belichtungszeit] 9 Wettbewerb "Lichtverschmutzung" Johanneum Gymnasium Herborn 10 Um unsere Nachforschungen und Dokumentationen zu untermauern, haben wir die Lichtverschmutzung, wie wir sie bei uns regional und auf Lanzarote erleben, beobachtet und auch mithilfe von Fotografien festgehalten. Für eine geeignete Auswertung haben wir einen festen Orientierungspunkt gewählt, in unserem Fall das Sternbild Orion, das wir unter verschiedenen Lichtverhältnissen fotografiert haben. In Lanzarote konnte man aufgrund der geographischen Breite das Sternbild des Orion deutlich tiefer sehen als in Deutschland. Da Lanzarote relativ dünn besiedelt ist und die Nachbarinseln weit entfernt sind, konnte man das Sternbild vor einem dunklen Hintergrund gut sehen, besonders, wenn sich das Sternbild nicht in Horizontnähe befand. Leider befand sich auch im Urlaubsort Playa Blanca eine durchgehende Straßenbeleuchtung, die die Beobachtungsbedingungen verschlechterten. Um die Unterschiede mit und ohne Straßenbeleuchtung zu verdeutlichen, haben wir zwei Bilder in Ehringshausen von zwei verschiedenen Standorten aus gemacht. Deutlich ist zu erkennen, dass Straßenlampen die Beobachtungsbedingungen verschlechtern. Dadurch ist das Sternbild des Orion auf dem zweiten Bild aus Ehringshausen deutlich besser zu erkennen. 6. Fazit Die Bilder zeigen eindeutig, dass Streulicht von Straßenlampen, Fabriken, Autoverkehr und Wohnhäusern die Beobachtung des Sternenhimmels erheblich beeinträchtigen. Wir hatten vor diesem Wettbewerb noch nie etwas von Lichtverschmutzung gehört und konnten nichts damit anfangen. Nun ist uns jedoch klar geworden, dass Streulicht – besonders für Profiastronomen – aber auch für Hobbyastronomen eine erhebliche Beeinträchtigung darstellt und dagegen dringend etwas unternommen werden sollte. Erste Maßnahmen haben wir in Punkt 2 und in den Antworten zu Frage 8 vorgeschlagen.