Welche Faktoren beeinflussen das Ergebnis der Bestrahlung bei

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Aus der Klinik für Strahlentherapie und Radio-Onkologie
des Marienhospitals Herne - Universitätsklinik der Ruhr – Universität Bochum
Direktor: Prof. Dr. med. I.-A. Adamietz
__________________________________________
Welche Faktoren beeinflussen das Ergebnis der Bestrahlung bei
malignen Mesotheliomen ?
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr – Universität Bochum
vorgelegt von
Marlis Martin-Malberger
aus Wanne-Eickel, jetzt Herne
2001
Dekan:
Referent:
Korreferent:
Prof. Dr. med. G. Muhr
Prof. Dr. med. I.-A. Adamietz
Prof. Dr. med. K.-M. Müller
Tag der mündlichen Prüfung:
23.10.2001
I
INHALTSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG...............................................................................................................1
2 LITERATURÜBERSICHT......................................................................................... 2
2.1
EPIDEMIOLOGIE UND ÄTIOLOGIE .........................................................................2
2.2
HISTOLOGIE ..........................................................................................................3
2.3
KLINIK ..................................................................................................................7
2.3.1
Symptome ........................................................................................................7
2.3.2
Diagnostik.......................................................................................................8
2.3.3
Stadieneinteilung ......................................................................................... 10
2.4
BEHANDLUNG.................................................................................................... 13
2.4.1
Chirurgie...................................................................................................... 13
2.4.2
Chemotherapie............................................................................................. 14
2.4.3
Strahlentherapie .......................................................................................... 15
2.4.4
Multimodale Therapieansätze..................................................................... 21
3 FRAGESTELLUNG................................................................................................... 23
4 MATERIAL UND METHODE................................................................................ 24
4.1
PATIENTENGUT .................................................................................................. 24
4.2
METHODE .......................................................................................................... 24
5 ERGEBNISSE .............................................................................................................31
5.1
GESAMTÜBERLEBENSRATEN ............................................................................. 31
5.2
ÜBERLEBENSRATE DER OPERIERTEN UND NICHT OPERIERTEN PATIENTEN....... 33
5.3
AUSWIRKUNG DER THERAPIEART AUF DAS ÜBERLEBEN .................................. 34
5.4
ÜBERLEBEN IN ABHÄNGIGKEIT VOM TUMORSTADIUM .................................... 37
5.5
ÜBERLEBEN IN ANHÄNGIGKEIT VON DER ART DER STRAHLENBEHANDLUNG . 39
5.5.1
Überleben in Abhängigkeit von der Strahlenqualität................................. 39
5.5.2
Überleben in Abhängigkeit von der Gesamtdosis ...................................... 41
5.5.3
Die Überlebensrate in Abhängigkeit der Einzeldosis ................................ 43
5.5.4
Überleben in Abhängigkeit von der Fraktionierung .................................. 44
II
6 DISKUSSION.............................................................................................................. 49
6.1
KRITISCHE BETRACHTUNG EIGENER METHODIK .............................................. 49
6.2
VERGLEICH EIGENER ERGEBNISSE MIT DER LITERATUR ................................... 50
6.2.1
Überlebensraten der Patienten mit malignem Pleuramesotheliom ........... 50
6.2.2
Ansprechen der Symptomatik...................................................................... 57
7 ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................ 59
8 LITERATURVERZEICHNIS .................................................................................. 60
9 VARIABLENVERZEICHNIS .................................................................................. 77
10 ANHANG .....................................................................................................................1
III
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
CT
CTA
DO
DY
ED
F
GD
Gy
cGy
HU
ICRU
M
MPM
MRT
MeV
MV
NOP
NT
OP
PLE
RCT
RT
RT Co
RT El
RT Ph
RTA
ÜZ
W
Computertomographie
Chemotherapie
Schmerz
Dyspnoe
Einzeldosis
Fraktion
Gesamtdosis
Gray
Centigray
Husten
International Commission on Measurrment
of Radiation and Units
Monate
malignes Pleuramesotheliom
Magnetresonanztomographie
Megaelektronenvolt
Megavolt
keine Operation
keine Therapie
Operation
Pleuraerguss
Radiochemotherapie
Radiotherapie
Telekobaltgerät
schnelle Elektronen
Photonen des Linearbeschleunigers
Radiatio
Überlebenszeit
Woche
IV
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1:
Histologisches Bild eines gutartigen fibrösen Pleuramesothelioms
3
Abbildung 2:
Histologisches Bild eines malignen epitheloidzelligen Pleuramesothelioms
4
Abbildung 3:
Histologisches Bild eines malignen fibrösen Pleuramesothelioms
5
Abbildung 4:
Makroskopisches Präparat der rechten Lunge eines 56 jährigen Patienten
7
Abbildung 5 und Abbildung 5a: 75 jähriger Patient, typische Berufsanamnese (20 Jahre Bergbau), Raucher.
9
Abbildung 6:
CT-Schnittbild eines 63 jährigen Patienten mit einem MPM rechts dorsal.
10
Abbildung 7:
CT-Topogramm bei einem 61 jährigen Patienten mit einem ausgedehntem MPM rechts
26
Abbildung 8:
Exemplarisches CT-Schnittbild in Höhe der Carina
26
Abbildung 9:
Exemplarischer Bestrahlungsplan für die Bestrahlung mit dem Tele-Kobaltgerät
26
Abbildung 10: Schnittbild eines MPM´s paravertebral links mit schmerzhafter Rippendestruktion ( 65 jähriger Patient)
27
Abbildung 11: Exemplarischer Bestrahlungsplan der dorsalen Rippendestruktion. Die Applikation der Dosis erfolgte
mit 15 MV-Photonen über oblique opponierende Stehfelder.
27
Abbildung 12: Dosisvolumen-Histogramm zum Bestrahlungsplan in Abbildung 11
28
Abbildung 13: Transversaler CT-Schnitt in Höhe der Sternoklavikulargelenke.
28
Abbildung 14:
Simulationsaufnahme bei Strahlrichtung 335 Grad
29
Abbildung 15:
Bestrahlungsplan eines 15 MeV-Elektronen-Stehfeldes in Zentralstrahlebene
29
Abbildung 16: Überlebensrate aller Patienten unabhängig von der Therapie (n=28)
31
Abbildung 17: Auftreten der Symptomatik vor der Therapie.
32
Abbildung 18: Auswirkung der tumorspezifischen Therapie auf die Symptomatik (n = 13)
32
Abbildung 19: Überlebensrate von operierten und nichtoperierten Patienten mit MPM
33
Abbildung 20: Symptomatik vor der Behandlung
34
Abbildung 21: Auswirkung der OP auf die Symptome (n = 4)
34
Abbildung 22: Auswirkung der Therapie bei nichtoperierten Patienten auf die Symptome
34
Abbildung 23: Überlebenszeit in Abhängigkeit von der Therapieart
35
Abbildung 24: Darstellung der Überlebenszeit in Abhängigkeit von der T-Kategorie nach Kaplan-Meier
38
Abbildung 25: Abhängigkeit der Überlebensrate von der angewandten Strahlenqualität
39
Abbildung 26: Überlebensrate der bestrahlten MPM-Patienten in Abhängigkeit von der applizierten Gesamtdosis
41
Abbildung 27: Überlebenszeit in Abhängigkeit von der eingestrahlten Einzeldosis nach Kaplan-Meier
43
Abbildung 28: Überlebenszeit der MPM-Patienten in Abhängigkeit von der Fraktionierung der Strahlendosis
44
Abbildung 29: Überlebenszeiten der MPM-Patienten in Abhängigkeit vom Zielvolumen
46
Abbildung 30: Überlebenszeiten von radio- und radiochemotherapierten MPM-Patienten in Abhängigkeit vom
Allgemeinzustand
Abbildung 31: Ansprechen der Symptome abhängig von der Therapieart
47
57
V
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1:
Histologische Klassifikation des malignen Pleuramesothelioms ( modifiziert nach Otto M, 1985)
4
Tabelle 2:
Radiologische Zeichen beim malignen Pleuramesotheliom (modifiziert nach Bohndorf et al . 1985 )
8
Tabelle 3:
TNM-Klassifikation bei Mesotheliomen
11
Tabelle 4:
Stadien des MPM´s nach Butchart (modifiziert nach Antmann1993)
12
Tabelle 5:
Vergleich der Tumorstadien nach Butchart und der Tumorkategorien nach TNM
12
Tabelle 6 :
Ansprechrate des Mesothelioms auf zytostatische Monochemotherapie
14
Tabelle 7:
Ansprechrate des Mesothelioms auf zytostatische Polychemotherapie
15
Tabelle 8:
Patienten- und tumorassoziierte Parameter
25
Tabelle 9:
Bestrahlungsindikationen (n= 19)
25
Tabelle 10:
Überlebensintervall beim Pleuramesotheliom bei unterschiedlichen Therapien
36
Tabelle 11:
Schmerzbesserung nach Radio- und Radiochemotherapie
36
Tabelle 12:
Überlebenszeiten der Patienten in Abhängigkeit von der vorhandenen Klassifizierung
37
Tabelle 13:
Überlebenszeiten bei verschiedenen T-Stadien
37
Tabelle 14:
Überlebensintervalle bei den unterschiedlichen T-Kategorien
39
Tabelle 15:
Überlebensintervalle bei unterschiedlichen Strahlenqualitäten
40
Tabelle 16:
Überlebensintervalle der MPM-Patienten bei unterschiedlichen Gesamtdosen
42
Tabelle 17:
Überlebensintervalle in Abhängigkeit von der Einzeldosis (ED)
44
Tabelle 18:
Überlebensintervall bei unterschiedlicher Fraktionierung (F= Fraktion)
45
Tabelle 19:
Überlebensintervalle der MPM-Patienten bei unterschiedlichen Zielvolumina
46
Tabelle 20:
Überlebensintervall der radio- und radiochemotherapierten MPM-Patienten in Anhängigkeit vom
Allgemeinzustand
Tabelle 21:
Vergleich der medianen Überlebenszeiten in Abhängigkeit von den Therapien in verschiedenen Institutionen
(RT
Tabelle 22:
47
Radiatio, RCT
kombinierte Radiochemotherapie)
55
Vergleich der Überlebensraten verschiedener Institutionen
55
EINLEITUNG
1
1
EINLEITUNG
Das Pleuramesotheliom gehört zu den seltenen malignen Tumoren. Dieses
Malignom wächst langsam und die Wirksamkeit der verfügbaren Therapiemaßnahmen ist begrenzt. Es gilt hier immer der Grundsatz, dass ein operabler
Tumor immer einem chirurgischen Verfahren zugeführt werden sollte. Ist eine komplette Entfernung des Tumors nicht möglich, so wird eine Radiotherapie und/oder Chemotherapie angestrebt.
Im Vordergrund dieser Arbeit steht die Frage, welche Faktoren entscheiden,
ob der Patient eine bessere Prognose haben wird und nach welchem Muster
das Behandlungskonzept erstellt werden kann. Das Patientenkollektiv, das
einer Radiotherapie zugeführt wird, umfasst fast ausschließlich Patienten in
fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung. Die Überlebenszeiten dieser Kranken sind kurz, das Erreichen einer Tumorfreiheit ist selten möglich. Unter
diesen Umständen handelt es sich um palliative Therapiemaßnahmen. Bei
derartigen Patientenkollektiven ist es schwierig, dass therapeutische Konzept
anhand der verfügbaren Literatur zu erstellen. Erschwerend hinzu kommt,
dass publizierte Daten zum Pleuramesotheliom limitiert sind. Die darin enthaltenen Daten sind in den meisten Fällen unbrauchbar, da die Komplexität
der palliativen Fälle mit ihrer Komorbidität nicht berücksichtigt wird. Aus diesem Grunde beschäftigt sich diese Arbeit mit der genauen Analyse der Verläufe von Patienten mit einem Pleuramesotheliom innerhalb einer medizinischen
Einrichtung mit dem Ziel, Vorgehensrichtlinien zu erstellen.
LITERATURÜBERSICHT
2
2
LITERATURÜBERSICHT
2.1 Epidemiologie und Ätiologie
Unter den primären Pleuratumoren ist das diffuse maligne Mesotheliom am
häufigsten, obwohl es weltweit weniger als 1% aller Krebstodesfälle ausmacht
(Hammar 1993). Es tritt mit einer Inzidenz von 15/1.000.000 Einwohner/Jahr relativ selten auf (Schiebe et al. 1994), die Inzidenz ist aber ansteigend (Sugarbaker et al. 1995). Die höchste Inzidenzrate wird zwischen den
Jahren 2010 und 2020 erwartet ( Boutin et al. 1998). Ursache des Anstiegs ist
die extensive industrielle Herstellung und Anwendung von Asbestprodukten
zwischen 1940 und 1970 (Antman et al. 1985) und die lange Latenzzeit von 14
bis 72 Jahre zwischen Exposition und Beginn der Erkrankung (Bianchi et al.
1997). Das Erkrankungsalter liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr.
Männer sind 3 mal häufiger betroffen als Frauen. Die mittlere Überlebenszeit
liegt zwischen sechs und zwölf Monaten (Schiebe et al. 1994).
Die Ätiologie der Erkrankung ist eingehend untersucht worden. Die größte
Anzahl der Mesotheliome ist assoziiert mit einer Asbestexposition (Schirren et
al. 1998). Nachweisbar ist sie in zwei Drittel der Fälle (Mackay et al. 1991).
Wichtige Risikofaktoren an einem Pleuramesotheliom zu erkranken schließen
Latenzzeit, Intensität und Kumulation der Exposition, Faser-Länge und Durchmesser ein (Merchant 1990). Somit ist das diffuse maligne Pleuramesotheliom eine anerkannte Berufserkrankung bei asbestexponierten Arbeitnehmern (Woitowitz et al. 1994).
LITERATURÜBERSICHT
3
2.2 Histologie
Mesotheliome sind Tumoren der Serosa (Pleura, Peritoneum, Perikard, Tunica
vaginalis testis), wobei ca. 80 % der Mesotheliome in der Pleura lokalisiert
sind (Mackay et al. 1991). Man unterscheidet lokalisierte Pleuramesotheliome
und diffuse maligne Mesotheliome. Die lokalisierte Form ist eine
nichtepitheliale Neubildung die Männer und Frauen gleich betrifft und nicht
mit einer Asbestexposition korreliert. Lokalisierte Mesotheliome haben
häufiger ihren Ursprung von der visceralen Pleura als von der parietalen oder
mediastinalen Pleura (Rusch, 1990).
Abbildung 1:
Histologisches Bild eines gutartigen fibrösen Pleuramesothelioms
(Schnittbildpräparat, H.E.-Färbung, Vergrößerung 1:40)
Maligne Pleuramesotheliome kommen in 3 morphologischen Varianten vor:
epitheloid, sarkomatös und biphasisch.
LITERATURÜBERSICHT
Tabelle 1:
4
Histologische Klassifikation des malignen Pleuramesothelioms ( modifiziert nach Otto M, 1985)
Histologischer Typ
Epithelialer Typ, monophasisch
- papillär
- tubulär
- tubo-papillär
Biphasisch
Häufigkeit ( %)
40-50
30-50
Fibrosarkomatös
10
Die histopathologische Subtypisierung ist eine von mehreren wichtigen prognostischen Faktoren der Pleuramesotheliome. Unterschiedliche Studien implizieren, dass der epitheliale Subtyp des Pleuramesothelioms eine bessere Prognose hat als der sarkomatöse (Johansson et al.1996).
Abbildung 2:
Histologisches Bild eines malignen epitheloidzelligen Pleuramesothelioms
( Schnittpräparat, H.E.-Färbung, Vergrößerung 1:125)
LITERATURÜBERSICHT
Abbildung 3:
5
Histologisches Bild eines malignen fibrösen Pleuramesothelioms
( Schnittpräparat, H.E.-Färbung, Vergrößerung 1:200)
Histologische Ähnlichkeiten zwischen epitheloiden malignen Mesotheliomen
und Adenocarcinomen der Lunge sind verantwortlich für die Schwierigkeit
der Differenzialdiagnose (Di Muzio 1998). Das Fehlen von Schleimformationen und drüsiger Differenzierung zusammen mit der Anwesenheit von spindelförmigen Carcinomkomponenten und starker mesothelialer und Stromaproliferation kann die Differenzialdiagnose zwischen diesen mesotheliomähnlichen Adenocarcinomen
und dem Mesotheliom schwierig machen
(Hartmann et al. 1994).
Die Diagnose des malignen Mesothelioms kann für den Pathologen unterschiedliche Probleme aufwerfen: Erstens, die morphologischen Erscheinungen des Tumors sind so unterschiedlich, dass sie sowohl reaktive als auch
neoplastische Pleuraveränderungen imitieren können. Zweitens, bedingt
durch die relative Unzugänglichkeit der Serosa, Biopsiematerial ist oft unvollständig und bruchstückhaft. Drittens, zusätzliche Technik wie Mucin-
LITERATURÜBERSICHT
6
Histochemie und Immunhistochemie ist nützlich zum Ausschluss von malignen Mesotheliomen, spielt aber bei der Diagnosesicherung nur eine kleine
Rolle. Der Einsatz der Immunhistochemie um die Diagnose eines malignen
Mesothelioms definitiv zu bestätigen ist nur etabliert für die sarkomatöse
Form, die mit Anticytokeratin-Antikörper positiv reagiert ( Betta 1998). Anticytokeratin-56 gibt bei der epitheloiden Form des Mesothelioms eine starke
positive Reaktion und ist in sarkomatösen oder desmoplastischen Arealen fehlend oder schwach (Clover 1997). Es gibt zur Zeit keine verfügbaren oder
brauchbare Marker, die vorrangig bei Mesotheliomen vorkommen und keine
Marker die absolut spezifisch für diesen Tumor sind. Die beiden besten Marker sind CEA und B 72.3 (beide negativ: 99 % spezifisch und 97 % sensitiv
für Mesotheliome) ( Brown 1993). Das Fehlen von CEA und CA 19.9 und die
Coexpression von Keratin und Vimentin sind die besten Kriterien zur Unterscheidung von Mesotheliomen und nicht mucinsezernierenden Adenocarcinomen (Chenard-Neu et al. 1990).
LITERATURÜBERSICHT
7
2.3 Klinik
2.3.1 Symptome
Die häufigsten klinischen Symptome sind Dyspnoe, gefolgt von Gewichtsverlust, Pleuraerguss, Husten und Thoraxschmerz (Charvat 1998). Diese Symptome sind üblich bei den meisten pulmonalen Erkrankungen. In der Regel
beginnen die Symptome schleichend (Miller 1996), fast regelmäßig besteht ein
Pleuraerguss. Im weiteren Verlauf kommt es zu Infiltration von Mediastinum
und Perikard (Antmann 1980). Typische Komplikationen sind entsprechend
Schluckbeschwerden, Horner-Syndrom, obere Einflussstauung oder Herzbeuteltamponade (Schiebe 1994). Im Gegensatz zu den diffusen Pleuramesotheliomen sind die lokalisierten Mesotheliome meistens asymptomatisch und gelegentlich assoziiert mit paraneoplatischen Syndromen. (Rusch 1990).
Abbildung 4:
Makroskopisches Präparat der rechten Lunge eines 56 jährigen Patienten
MPM mit Kompression des Lungenparenchyms
LITERATURÜBERSICHT
8
2.3.2 Diagnostik
Mit konventionellen Röntgenuntersuchungen und Computertomographie
können 80 % der Pleuratumore nachgewiesen werden. (Turler 1997). Im Falle
des malignen Pleuramesothelioms ist die präoperative Diagnostik mit einem
exakten Staging des Tumors sehr wichtig, um das adäquate therapeutische Regime festzulegen. Konventionelles Röntgen, Computertomographie, Pleurapunktion und –biopsie sind zusammen nicht ausreichend um ein Pleuramesotheliom korrekt zu diagnostizieren. Selbst bei der Thorakoskopie ist es nicht
immer möglich ein malignes Pleuramesotheliom sicher zu bestätigen. Man
sollte nicht zögern eine „open-lung-biopsy“ zu bevorzugen, um genug Material unter adäquater Sicht zu erhalten (Liewald 1989, Liu 1998, Turler 1997).
Die Diagnose hängt ab von der Qualität der histologischen Analyse der thorakoskopisch gewonnenen Biopsie ( Boutin 1998).
Tabelle 2:
Radiologische Zeichen beim malignen Pleuramesotheliom (modifiziert nach Bohndorf et al . 1985 )
Morphologisches Korrelat
Solide Pleuraveränderungen
- Diffuse umgreifende Auflagerungen
- Einzelne Knoten oder Massen
- Plaqueartige Veränderungen
Häufigkeit (%)
100
- 70
- 20
- 10
Pleuraerguss
Parenchymbeteiligung
Thoraxretraktion
Mediastinaler oder hilärer Befall
Abdominelle Beteiligung
Perikardverdickung
75
70
50
30
30
25
Brustwandbefall
20
LITERATURÜBERSICHT
Abbildung 5 und Abbildung 5a: 75 jähriger Patient, typische Berufsanamnese (20 Jahre Bergbau), Raucher.
Konventionelle Röntgenaufnahmen:
MPM rechts in Progress im Abstand von 3 Monaten. Links emphysematöse Überblähung der Lunge mit entzündlich
bedingten basalen Pleuraveränderungen
9
LITERATURÜBERSICHT
Abbildung 6:
10
CT-Schnittbild eines 63 jährigen Patienten mit einem MPM rechts dorsal.
Fehlende Belüftung der rechten Lunge. Grenzwertige Lymphknoten präcarinal.
2.3.3 Stadieneinteilung
Obgleich es keine weltweit akzeptierte Stadieneinteilungen für Mesotheliome
gibt, sind das Butchart-, TNM- und Brigham-Stagingsystem die gebräuchlichsten (Grondin 1999). Das TNM-System beruht auf operativen bzw. pathologischen Befunden. Eine Kurzbeschreibung des Systems ist in Tabelle 3 dargestellt (Rusch 1996).
LITERATURÜBERSICHT
Tabelle 3:
TNM-Klassifikation bei Mesotheliomen
T-Kategorie
Primärtumor
T1a
Tumor auf ipsilateraler Pleura begrenzt einschließlich meist großem Pleuraerguss, Pleuraraum nicht verklebt bzw. nicht tumorobturiert,
kein Befall der visceralen Pleura
T1b
T2
T3
T4
Befall aller Pleurabereiche einschließlich der Pleura visceralis, viscerale Pleura nur minimal befallen einzelne Tumorherde
Tumorbefall aller Pleuraanteile (parietal, visceral, mediastinal, diaphragmal) mit einem
der folgenden Merkmale: Befall des Zwerchfellmuskels, konfluierender Tumor der Pleura
visceralis (einschließlich der Septen) oder Ausdehnung des Tumors in das Lungenparenchym
Lokoregionär ausgedehnter, jedoch potentiell noch operabler Tumor
Befall aller ipsilateralen Pleuraanteile mit wenigstens einem der folgenden Merkmale
Befall der endothorakalen Faszie, Befall des mediastinalen Fetts, solitärer, völlig resektabler Tumorbefall der Thoraxweichteile, nicht-transmuraler Befall des Perikards
Lokal sehr ausgedehnte, technisch nicht mehr operable Tumoren
Befall aller Pleuraanteile mit wenigstens einem der folgenden Merkmale diffuser oder
multifokaler Thoraxwandbefall mit oder ohne Rippendestruktion, direkte Ausbreitung
durch das Zwerchfell ins Peritoneum, direkte Ausbreitung in die kontralaterale Pleura,
direkter Befall eines oder mehrerer Mediastinalorgane, direkter Befall der Wirbelsäule,
Tumorausdehnung bis zur Perikardinnenseite mit oder ohne Pleuraerguss oder mit Myocardbefall
N-Kategorie
Lymphknoten (LK)
Nx
Keine Beurteilung regionaler LK möglich
N0
Keine regionalen LK-Metastasen
N1
Ipsilaterale bronchopulmonale und hiläre LK-Metastasen
N2
Metastasen der subcarinalen oder ipsilateralen mediastinalen einschließlich der ipsilateralen internen Mammaria-LK
N3
Metastasen der kontralateralen mediastinalen LK, der kontralateralen internen MammariaLK oder der ipsi- oder kontralateralen supraklavikularen LK
M-Kategorie
Fernmetastasen
MX
Keine Beurteilung bezüglich Fernmetastasen möglich
M0
Keine Fernmetastasen
M1
Fernmetastasen vorhanden
11
LITERATURÜBERSICHT
Tabelle 4:
Stadien des MPM´s nach Butchart (modifiziert nach Antmann1993)
I
Tumor begrenzt auf die parietale Pleura, Befall nur der ipsilateralen Pleura,
Lunge, Zwerchfell
II
Tumor infiltriert die Thoraxwand oder Befall mediastinaler Organe wie Ösophagus, Herz, contralaterale Pleura
III
Tumor penetriert das Zwerchfell und befällt das Peritoneum; Befall der contralateralen Pleura
IV
Hämatogene Fernmetastasen
Tabelle 5:
Vergleich der Tumorstadien nach Butchart und der Tumorkategorien nach TNM
Stadieneinteilung
nach Butchart
IA
IB
12
Tumorkategorien nach TNM
T1a
T1b
N0
N0
M0
M0
N0
M0
N0-2
N1
N2
M0
M0
M0
N0-2
N3
N0-2
M0
M0
M0-1
II
III
IV
T2
T3
T1-2
T1-2
T4
T1a-3
T1a-3
(jedes
T4)
(jedes
N3)
(jedes
M1)
LITERATURÜBERSICHT
2.4
13
Behandlung
2.4.1 Chirurgie
Chirurgische Therapiemaßnahmen sind die Pleurektomie bzw. die Dekortikation als palliative Maßnahme und die extrapleurale Pleuropneumektomie als
potentielle Behandlungsoption (AWMF-Leitlinien 1996).
Da Valle benutzt die Pleurektomie bei Patienten mit minimaler Invasion der
visceralen Pleura (tumorfreier pleuraler Spalt zwischen der Gewebsinvasion)
(Da Valle 1986).
Die extrapleurale Dissektion der parietalen Pleura wird eingeleitet nach einer
großzügigen posterolateralen Thorakotomie. Die Pleura wird von der Lungenspitze bis zum Zwerchfell abgezogen, falls notwendig zusammen mit dem Perikard. Der größte Anteil der mediastinalen und thorakalen Pleura kann entfernt werden, aber die Pleura am Zwerchfell kann gewöhnlicher Weise nicht
komplett reseziert werden. Die operative Mortalität ist niedrig mit 1-2 %.
Mögliche Komplikationen sind bronchopleurale Fisteln, hämorrhagischer Erguss und subkutanes Emphysem (Antmann 1993).
Die extrapleurale Pneumonektomie ist eine radikalere Prozedur, die die
enbloc-Resektion der parietalen Pleura, der Lunge, des Perikards und des
Zwerchfells beinhaltet. Der Zugang kann durch eine posterolaterale Thorakotomie oder durch eine thorakoabdominale Incision erfolgen. Die operative
Mortalität liegt zwischen 5 und 9 %. Ernsthafte Komplikationen wurden in 25
% der Fälle beobachtet. Sie beinhalten bronchopleurale Fisteln, Empyeme,
Stimmbandlähmung, Chylothorax, Arrhythmien und respiratorische Insuffizienz (Da Valle 1986 , Antmann 1993).
LITERATURÜBERSICHT
14
2.4.2 Chemotherapie
Kein Chemotherapeutikum hat beim Mesotheliom konsistent ein Ansprechen
von mehr als 20 % induziert. Höhere Ansprechraten wurden berichtet mit
Detorubicin (26%), hochdosiertem Methotrexat (37%) und Edatrexate (25%).
Zu den Substanzen, die eine Ansprechrate von 10 bis 20 % haben gehören
Doxorubicin, Epirubicin, Mitomycin, Cyclophosphamide, Iphosphamide,
Cisplatin und Carboplatin. Kombinationschemotherapiestudien zeigten keine
größeren Ansprechraten als Monotherapien. In der Mehrzahl der meisten
Adriamycin- und/oder Cisplatin-haltigen Kombinationen liegen die Remissionsraten zwischen 11 und 26 % (Ong, 1996).
Tabelle 6 :
Substanz
Ansprechrate des Mesothelioms auf zytostatische Monochemotherapie
Studie
Sorensen et al.
Carboplatin 1985
Sugarbaker et al.
1991
Stewart et al.
1994
Sugarbaker et al.
Cisplatin
1995
Zidar et al.
1994
Sugarbaker et al.
Doxorubicin 1997
Chahinian et al.
1982
Tansan et al.
Epirubicin 1994
Tortoriello et al.
1995
Bültzingslöwen
Methotrexat et al. 1999
Patientenzahl (n) Responserate
gesamt
(%)
absolut
(mg)
WochenIntervall
17
11
300-400
4
31
16
150 Tag1-3
4
37
5
400
4
24
12
120
4
35
14
100
3
51
13
3
14
21
70
15-30 Tag13
3
54
14
110-130
4
48
14
3
60
36
110
4x 3g
alle 3 Tage
LITERATURÜBERSICHT
Tabelle 7:
15
Ansprechrate des Mesothelioms auf zytostatische Polychemotherapie
Substanz
Studie
Cisplatin +
Planting et al.
Etoposid
1995
Cisplatin +
Chahinian et al.
Mitomycin C 1993
Patientenzahl
(n) gesamt
25
Responserate
(%)
24
35
14
22
32
24
25
Doxorubicin + Dirix et al.
Ifosfamid
1994
Cisplatin +
Chahinian et al.
Doxorubicin 1993
WochenIntervall
Dosis mg/m2
70 Tag 1,8,15
50 Tag 1-15
75 Tag 1
5-10 Tag 1
75 Tag 1
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3-4
2.4.3 Strahlentherapie
Strahlentherapie wird bei der Behandlung des malignen Pleuramesothelioms
allein oder in Kombination mit operativen oder chemotherapeutischen Maßnahmen eingesetzt (Schiebe et al. 1994).
Angaben zu einer kurativen Strahlentherapie sind spärlich und werden sehr
kritisch gesehen (von Bültzingslöwen 1996). Remissionen sind unter dieser
Behandlung selten. Auch konnte keine Verlängerung der Überlebenszeit gezeigt werden; jedoch hat die Therapie einen palliativen analgetischen Nutzen.
(Kaukel 1991, Davis 1994).
In der definitiven Behandlung von Patienten mit Pleuramesotheliomen ist die
Effizienz der Strahlentherapie genauso ungewiss wie die der anderen Behandlungsmodalitäten. Randomisierte Studien sind selten (von Bültzingslöwen et
al. 1999). Obwohl verschiedene Publikationen einen Benefit durch die Bestrahlung nahe legen, so macht es der unterschiedliche klinische Verlauf der
Erkrankung und die wechselnde Anwendung der Bestrahlung mit Operation
und Chemotherapie schwierig, den Beitrag der Strahlentherapie in einem allgemeinen Behandlungskonzept zu bewerten.
LITERATURÜBERSICHT
16
Mesotheliomzellen sind strahlensensibler als nichtkleinzellige Lungenkarzinome, aber weniger sensibel als kleinzellige Karzinome (Carmichal et al.
1989). Die Anwendung der Bestrahlung bei Mesotheliomen unterscheidet sich
wesentlich von der bei Lungenkarzinomen wegen der exzessiven Pleurabeteiligung bei Mesotheliomen. Falls die Bestrahlung als definitive Behandlung des
malignen Pleuramesothelioms angewandt wird, muss die gesamte Pleura bestrahlt werden. Dieses Behandlungsvolumen ist extrem schwierig zu bestrahlen ohne signifikante Nebenwirkungen am Normalgewebe der angrenzenden
Organe, der Lunge, Herz und Leber ( Maasilta et al. 1991), zu verursachen.
Postoperative Strahlentherapie kann nach chirurgischer Tumorverkleinerung
sinnvoll sein, falls nur noch mikroskopische Residuen an der Pleuraoberfläche
vorhanden sind. Bei gleicher Dosis ist die Bestrahlung bei mikroskopisch kleinem Tumorvolumen effektiver als bei großem (Todoroki et al. 1986). Eine
höhere Dosis im Sinne einer Boostbestrahlung mit Brachytherapie oder lokalisierter perkutaner Strahlentherapie kann angewendet werden zur Behandlung
von Tumorresiduen. Diese Strategie kann die lokale Kontrolle maximieren
während die Nebenwirkungen am Normalgewebe minimiert sind.
Bevor eine Strahlentherapie bei dieser Erkrankung in Betracht gezogen wird,
muss man die potentiellen Komplikationen einer Hochdosis-Bestrahlung
beim großen Volumen in die Therapieentscheidung miteinbeziehen. Die Nebenwirkungen hängen ab von der Bestrahlungstechnik, dem Zielvolumen, der
Dosis, der Fraktionierung und der Toleranzdosis des Normalgewebe im Bestrahlungsfeld, sowie vom Typ und Timing mit anderen Behandlungsoptionen, wie Chemotherapie. Bemerkenswerterweise berichten einige frühere Studien über keine akute oder chronische Komplikation bedingt durch die Strahlentherapie alleine (Gordon et al. 1982, Eschwege et al. 1973). Das kann bedingt sein durch ein limitiertes Volumen oder einem kurzen Überleben. Eine Studie berichtet über einige Komplikationen nach Strahlentherapie bei ei-
LITERATURÜBERSICHT
17
ner Dosis von 50 bis 55 Gy, appliziert über eine exzentrische Segmentrotation. Bei einer Anzahl von 12 Patienten trat bei 6 Patienten eine Übelkeit und
Erbrechen auf, bei einem Patienten eine vorübergehende radiogene Hepatitis
und bei einem eine milde Oesophagitis (Law et al. 1984 und Law et al. 1984).
Es wurde kein Fall einer radiogenen Pneumonitis beobachtet, jedoch falls kein
Versuch unternommen wurde die Lunge abzuschirmen oder falls die Organtoleranz anderer Gewebe z.B. der Leber überschritten wurde, wurden signifikante Komplikationen beobachtet. Ball and Cruikshank berichten über einen
Fall einer tödlichen Hepatitis eines Patienten, der wegen eines Pleuramesothelioms rechts behandelt wurde und einem Fall einer radiogenen Myelitis nach
40 Gy bei insgesamt 12 radikal behandelten Patienten (Ball et al. 1990).
Maasilta berichtete über Verschlechterung der Lungenfunktion nach einer
Hochdosis-Bestrahlung mit 55 bis 71 Gy in Kombination mit einer Chemotherapie (Maasilta et al. 1991, Maasilta et al. 1991). 1 Sekunden-Kapazität und
Vitalkapazität zeigten eine signifikante Verschlechterung 1,5 bis 2 Monate
nach Strahlentherapie und verschlechterten sich weiter in Laufe des nächsten
Jahres. Auch radiologisch konnte dieses bestätigt werden. Eine Zunahme von
Hypoxie und pathophysiologische Veränderungen konnte bei 2 von 6 Patienten beobachtet werden. Vor jeder Hemithoraxbestrahlung sollte deshalb eine
Lungenfunktionsprüfung durchgeführt werden, um das Toleranzpotential einzuschätzen. Ebenfalls sollte die Lage der Leber bestimmt werden und nach
30 Gy ausgeblockt werden. Aufgrund der begrenzten Lebenserwartung werden späte chronische Strahlenfolgen selten beobachtet (Schiebe et al. 1994).
Der Gebrauch von radioaktiven Kolloiden, wie z. B. Au 198 oder P32, instilliert
in den Pleuraspalt ist ebenfalls untersucht worden. Pleuraergüsse sind für einen Zeitraum von über 3,5 Jahre verschwunden (Richart et al. 1959). Die exakte Ansprechrate und Dauer für diese Behandlung ist unbekannt. In einer
Untersuchung vom Hahnemann Medical College lebten alle 6 Patienten 12
LITERATURÜBERSICHT
18
Monate oder länger nach Instillation des Isotops (Brady 1981). Der Umfang
anderer Therapiemodalitäten und exakte Dauer des Überlebens wurden nicht
beschrieben. Wegen des physikalischen Charakters dieser Isotope (speziell P32)
ist ihr Effekt bei großen Tumoren begrenzt. P32 ist ein reiner ß-Strahler mit
einer maximalen Gewebsdurchdringung von 8 mm und der 85 % - Isodose in
2mm. Au 198 emittiert 90 % seiner Energie als Beta-Partikel mit einer Energie
von 0,96 MeV. Diese haben eine Gewebspenetration von weniger als 5 mm,
obwohl die emittierten Photonen eine Energie von 0,412 bis 1,099 MeV besitzen und mehrere Zentimeter penetrieren können. Eine ebenso wichtige
Limitierung des Gebrauchs von Radionukliden ist das Problem einer optimalen Dosisverteilung der Isotope innerhalb des Pleuraspaltes. Gordon und
Kollegen instillierten Radioisotope bei 3 Patienten. Aber die Fluoroskopie
oder die Messung durch die Gamma-Kamera zeigten, dass die Verteilung
nicht optimal war (Gordon et al. 1982). Beide Agenzien spielen eine begrenzte
Rolle bei Patienten mit kleinvolumiger Erkrankung oder in Kombination mit
Chirurgie bei Patienten mit erhaltenem Pleuraspalt. Die Autoren kommen
zum Schluss, dass die Verteilung vor der therapeutischen Gabe der Agenzien
mit einem Radiotracer oder einem Kontrastmittel getestet werden sollte.
Um die Pleura mit einer hohen Dosis bestrahlen zu können, werden unterschiedliche Bestrahlungstechniken angewandt. Wegen des diffusen Pleurabefalls ist das Bestrahlungsvolumen groß und schließt die Pleuraoberfläche, das
Zwerchfell und das Mediastinum ein. Die Indikation einer radikalen Bestrahlung besteht nur für Patienten mit Begrenzung der Erkrankung auf einen
Hemithorax. Die Feldbegrenzungen dehnen sich nach kranial bis oberhalb der
ersten Rippe aus, kaudal liegt die Grenze in Höhe des 12. Brustwirbelkörpers,
da das gesamte Zwerchfell der befallenen Seite bestrahlt werden muss. Die
laterale Grenze umschließt den Rippenthorax und medial ist das gesamte Mediastinum enthalten. Bei ausgedehntem Tumorbefall kann sich das Zielvolumen noch weiter vergrößern, wenn die Thoraxwand oder das Zwerchfell vom
LITERATURÜBERSICHT
19
Tumor durchbrochen sind, oder beim Befall des Perikards das gesamte Herz
mitbestrahlt werden muss. Die chirurgische Clip-Markierung nach Thorakotomie erleichtert die akkurate Planung bei der Boostbestrahlung und vermindert die Schädigung des Normalgewebes. CT-Untersuchungen können größere Tumorausdehnungen beschreiben, aber sie sind nicht immer aussagekräftig
genug, um eine Tumorinvasion im Mediastinum oder im Bereich des Zwerchfells oder einen kleinknotigen Pleurabefall nachzuweisen (Grant et al. 1983,
Bricout et al. 1981, Rusch 1988). MRT kann einen mediastinalen Befall besser
beurteilen und spielt eine immer größere Rolle bei der Diagnostik und in der
Bestrahlungsplanung (Lorigan et al. 1989, Shimojo et al. 1989).
Radikale Bestrahlung bedeutet die Applikation von 40 bis 55 Gy auf die gesamte Pleuraoberfläche (mit Ausnahme der Lungenlappenspalten) und das
Mediastinum. Andere Strukturen, wie das Herz, werden nur bei klinischem
Befall mit eingeschlossen. Anschließend erfolgt eine Boost-Bestrahlung des
Bereiches der größten Tumorausdehnung bis zu einer Dosis von 55 bis 71
Gy. Es gibt einige Berichte, den ganzen Hemithorax über opponierende Photonen-Gegenfelder mit einer Dosis von 40 bis 50 Gy zu bestrahlen ohne Lungenschonung und anschließender Feldverkleinerung. Solche Bestrahlungstechnik kann jedoch eine irreversible Lungenschädigung verursachen (Maasilta
et al. 1991 und Ball et al. 1990).
Aber auch eine palliative Strahlentherapie ist problematisch, da die Unterschiede zwischen Tumortoxizität und Lungentoleranz klein sind und die radiogene Pneumonitis die Lebensqualität signifikant senken kann (Antmann
1993). Es existieren unterschiedliche Bestrahlungstechniken zur Lungenschonung. Mit einer exzentrischen Rotationstechnik ist es möglich einen Großteil
des Pleuraspaltes mit einer hohen Dosis zu bestrahlen, während das umliegende Lungengewebe geschont wird (Law et al. 1984, Law et al. 1984). Andere
Autoren benutzen eine Kombination von Photonen- und Elektronenstrahlen
LITERATURÜBERSICHT
20
(Dobbelbower et al. 1980, Bricout et al. 1981, Kutcher et al. 1987, Soubra et
al. 1990).
Diese Technik beinhaltet opponierende Photonenfelder mit zentralem Lungenblock. Die Pleura im Ausblockungsareal wird mit Elektronen einer Energie zwischen 10 und 15 MeV bestrahlt. Die einzusetzende Energie ist abhängig von der Dicke der Thoraxwand. Um sie zu bestimmen wird eine CTPlanung durchgeführt. Gewebskompensatoren können die Dosisverteilung
verbessern. Gegenwärtig gibt es noch keine vollständig zufriedenstellende
Technik für die Hochdosis-Bestrahlung der Pleura. Sogar sorgfältige mixedbeam-Techniken erreichen eine zu hohe Lungenbelastung wegen der Fähigkeit der Elektronen die Lunge zu durchdringen und wegen des Streustrahlenanteils der Sekundärelektronen während der Photonenbestrahlung (Soubra et
al. 1990). Die Weiterentwicklung der konformalen Bestrahlungstechnik kann
eventuell die verfügbare Dosisverteilung verbessern (Takahashi et al. 1983).
Mit einer Einzeldosis von 1,8 bis 2 Gy 5 mal wöchentlich, liegt die Myelontoleranz bei 40 Gy, die des Ösophagus bei 45 bis 50 Gy, der gesamten Lunge
bei 20 Gy, die funktionell wirksame Toleranz der Leber bei 30 Gy und bei
Bestrahlung von 50 % des Herzvolumens bei 40 Gy. Die Strahlenkomplikationen können erhöht sein bei Kombination mit einer Chemotherapie, speziell
mit Doxorubicin, unabhängig von der zeitlichen Trennung beider Therapiemodalitäten durch Wochen oder Monate.
In einer einzelnen Arbeit wird nach Anwendung von schnellen Neutronen
eine komplette Remission bei großem Bulktumor beschrieben ohne Nachweis
eines Rezidivs bis 78 Monate nach Behandlung (Blake et al. 1985). Wegen des
schlechten Tiefendosisverlaufs der verfügbaren Neutronenstrahlen können
nur sehr dünne Patienten mit einer reinen Neutronenbestrahlung behandelt
werden. Jedoch könnte die Partikelbestrahlung (Neutronen oder andere) bei
der Boostbestrahlung großer Tumorvolumen eine Rolle spielen.
LITERATURÜBERSICHT
21
2.4.4 Multimodale Therapieansätze
Das diffuse maligne Pleuramesotheliom ist mit Standardtherapien nicht erfolgreich zu behandeln und falls unbehandelt, führt es innerhalb von 4-12
Monaten nach Diagnosestellung zum Tode (Grondin et al. 1999). Operation,
Strahlentherapie und Chemotherapie erreichen mit nur geringer Verbesserung des Gesamtüberleben (Kaiser 1997).
Einige Veröffentlichungen haben dennoch gezeigt, dass durch aggressive chirurgische Behandlung, kombiniert mit Chemotherapie und Radiotherapie, das
Überleben von selektierten Patienten in frühen Stadien verlängern werden
kann. Dieses setzt die Notwendigkeit einer akkuraten Staginguntersuchung für
die Diagnosesicherung und zuverlässiger bildgebender Verfahren, wie CT und
MRT, zur Wahl der optimalen Behandlungsstrategie voraus (Knuuttila 1998).
Multimodale Behandlung mit Operation gefolgt von adjuvanter lokaler und
systemischer Therapie scheint die optimale Therapie zu sein. (Moskal 1998).
In den letzten Jahren ist daher versucht worden, Chemotherapie mit Ganzkörperhyperthermie zu kombinieren. Unter einer Ganzkörperhyperthermie ist
die Erhöhung der Körpertemperatur (maximal 41,8 0C ±0,2 0C) auf ein
bestimmtes Niveau für eine bestimmte Zeit zu verstehen (Bakhsandeh et al.
1999).
Die Erhöhung der Tumortemperatur auf 41,8 0C für 60 Minuten allein hat
zwar keine hemmende Wirkung auf das Tumorwachstum, sie verstärkt jedoch
den zytotoxischen Effekt einiger Zytostatika (Wiedemann et al. 1994, Wiedemann et al. 1996, Wiedemann et al. 1996, Wiedemann et al. 1998, Wiedemann
et al. 2000).
Angestrebt wird eine Erwärmung auf 41,8 0C (für 60 Minuten, AquathermWärmestrahlungs-Technologie). Der Patient liegt hierfür in einer Kammer,
22
deren Wand Wärme abstrahlt. Zur Vermeidung von evaporativer Wärmeabgabe wird die Luft in der Kammer wasserdampfgesättigt gehalten. Die Aufwärmungsphase beträgt in der Regel 90-110 Minuten. Es ist darauf zu achten,
dass die wirksamen Metaboliten der Zytostatika möglichst bei Erreichen der
Plateautemperatur in höchster Konzentration vorliegen. Die Behandlung wird
in der Regel in einer tiefen Analgo-Sedierung durchgeführt (Bakhsandeh et al.
1999).
FRAGESTELLUNG
3
23
FRAGESTELLUNG
Die Aufgabe der Arbeit war die Beantwortung der Frage, ob es möglich ist,
bei fehlenden Leitlinien der Fachgesellschaften ein internes hausspezifisches
Konzept für die Patienten zu erstellen.
Die zusammengestellten Literaturdaten zeigen, dass ein malignes Pleuramesotheliom mit verschiedenen therapeutischen Maßnahmen angegangen werden kann. In Anbetracht, der prinzipiell ungünstigen Prognose der Erkrankung ist die Wahl der Therapiemaßnahmen für die Patienten entscheidend.
Gleichzeitig wird aber der Anspruch erhoben, das therapeutische Konzept für
jeden Patienten individuell zu erstellen.
Die Grundlage für die klinischen Entscheidungen sind die spärlichen Literaturdaten. Die veröffentlichten Arbeiten umfassen einen Zeitraum, indem die
Therapiemaßnahmen einem Wandel unterworfen waren und beschreiben
durchaus unterschiedliche Kollektive. Für einen onkologisch tätigen Arzt, der
MPM-erkrankte Patienten therapieren und betreuen soll, entsteht daher in
einem konkreten Fall häufig ein Dilemma. Eine pragmatische Lösung des
Problems stellt die Aufarbeitung eigener Patientenkollektive, die ein durchschnittliches Behandlungsresultat des Zentrums abbilden, dar.
Das Ziel dieser Arbeit war deshalb die Aufarbeitung der im eigenen Haus behandelten Fälle und anschließend der Vergleich eigner Ergebnisse mit den
Literaturdaten sowie Erstellung der internen Therapieempfehlungen.
MATERIAL UND METHODE
4
24
MATERIAL UND METHODE
4.1 Patientengut
Zwischen 1981 und 1998 wurde bei 28 Patienten, die dem St. Josef-Hospital
Gelsenkirchen-Horst zugewiesen wurden, die histologische Diagnose eines
malignen Pleuramesotheliom gestellt.
Das mittlere Alter war 63 Jahre und es gab eine stark männliche Bevorzugung.
Bei 8 der Patienten waren Schmerzen und bei 6 Dyspnoe die Hauptindikationen für eine Einweisung.
Die Dauer zwischen Diagnosesicherung und Therapiebeginn in unserem
Krankenhaus betrug im Mittel 64 Tage.
Eine histologische Diagnosesicherung war für 24 Patienten verfügbar, alle 24
waren subklassifiziert.
Die klinische Stadieneinteilung der Erkrankung wurde in den meisten Fällen
retrospektiv bestimmt. Angewandt wurde das TNM-System von 1996 unter
Zuhilfenahme von CT-Aufnahmen und/oder Röntgenthoraxaufnahmen und
anderen klinischen Informationen.
4.2 Methode
19 Patienten mit der Diagnose malignes Pleuramesotheliom wurden mit perkutaner Strahlentherapie behandelt, davon 10 mit kombinierter Radiochemotherapie. 9 Patienten mit MPM wurden entweder nur chemotherapeutisch
und/oder supportiv (4 Patienten) behandelt.
MATERIAL UND METHODE
25
Von den 19 Patienten, die mit einer Radiotherapie behandelt wurden, erhielten 5 Patienten mehr als eine Strahlentherapieserie.
Tabelle 8:
Tabelle 9:
Patienten- und tumorassoziierte Parameter
Alter
52-80 Jahre (MW 63)
Sex (m : f)
TNM-Kategorie
T2N0-1M0
T2NxM0-x
T3NxM0-x
T3N2Mx
T4NxM0-x
TxNxM0
Unbekannt
23:5
3
5
2
1
5
1
11
Bestrahlungsindikationen (n= 19)
Husten
Dyspnoe
Pleuraerguss
Thoraxschmerz
Hauptindikation
1
6
4
8
Nebenindikation
5
12
17
10
Mit Ausnahme eines Patienten (Hemithorax) wurden meistens die symptomatischen Krankheitsherde bestrahlt (16 Patienten), 2 Patienten erhielten eine
perkutane Bestrahlung der Drainageregionen. Innerhalb der Erfassungsperiode wurde kein einheitliches RT-Schema benutzt. Die Gesamtdosis lag zwischen 12- 60 Gy, die Einzeldosis zwischen 1 und 4 Gy.
Von den 19 bestrahlten Patienten wurden 13 am Kobaltgerät bestrahlt, bei 3
Patienten wurden 15 MV-Photonen appliziert und 3 Patienten erhielten eine
Elektronenbestrahlung mit Energien zwischen 9-15 MeV.
Die Bestrahlungsplanung erfolgte bei allen Patienten CT-gestützt. Dosiert
wurde bei den Patienten, die mit Kobalt-60 bestahlt wurden, auf die 90 % Isodose. Die Berechnung erfolgte in der Zentralschnittebene.
MATERIAL UND METHODE
Abbildung 7:
CT-Topogramm bei einem 61 jährigen Patienten mit einem ausgedehntem MPM rechts
Die weißen Linien markieren die Höhe der transversalen Schnitte.
Abbildung 8:
Exemplarisches CT-Schnittbild in Höhe der Carina
Abbildung 9:
Exemplarischer Bestrahlungsplan für die Bestrahlung mit dem Tele-Kobaltgerät
Felder-Isodosenplan mit einem Referenzpunkt auf der 90% Isodose.
Ausreichende Dosishomogenität (zwischen 57 Gy und 38 Gy )
Feld 1: 270 Grad-Winkel;
Feld 2: 180 Grad-Winkel;
Feld 3: 20 Grad-Winkel
26
MATERIAL UND METHODE
27
Bei den Patienten, die am Linearbeschleuniger therapiert wurden, sind 3 mit
15 MV-Photonen behandelt worden und je 1 Patient mit 9, 12 und 15 MeVElektronen. Die Bestrahlungsplanung erfolgte CT-gestützt in 3D-Technik. Bei
der Photonenbestrahlung entsprach der Referenzpunkt den ICRUEmpfehlungen und bei der Elektronenapplikation befand sich der Referenzpunkt im Dosismaximum.
Abbildung 10: Schnittbild eines MPM´s paravertebral links mit schmerzhafter Rippendestruktion ( 65 jähriger Patient)
Abbildung 11: Exemplarischer Bestrahlungsplan der dorsalen Rippendestruktion. Die Applikation der Dosis erfolgte mit
15 MV-Photonen über oblique opponierende Stehfelder.
Hier liegt die Dosishomogenität im Zielvolumen zwischen 107% und 95 %
MATERIAL UND METHODE
Abbildung 12: Dosisvolumen-Histogramm zum Bestrahlungsplan in Abbildung 11
Tolerable Dosisbelastung der rechten Lunge.
Volumen in Prozent bezieht sich auf das markierte Volumen.
Die Fraktionierung betrug 2 Gy/Werktag.
Abbildung 13: Transversaler CT-Schnitt in Höhe der Sternoklavikulargelenke.
Das Pleuramesotheliom manifestiert sich mit großem Weichteiltumor.
28
MATERIAL UND METHODE
Abbildung 14:
Simulationsaufnahme bei Strahlrichtung 335 Grad
Feldgröße 10 x 10 cm (Drahtmarkierung des tastbaren Weichteiltumors)
Feldgröße 10 x 10 cm
Gantrywinkel 335 Grad
Abbildung 15:
Bestrahlungsplan eines 15 MeV-Elektronen-Stehfeldes in Zentralstrahlebene
29
MATERIAL UND METHODE
30
Bei 12 Patienten wurde eine Einzeldosis zwischen 1-2 Gy mit Ausnahme eines
Patienten ( 4 Fraktionen/Woche ) 5 mal wöchentlich appliziert, wobei ein
Patient nur 1 Gy täglich erhielt und ein Patient eine Einzeldosis von 1,8 Gy.
In dieser Patientenkohorte wurden 2 Patienten mit einer Gesamtdosis zwischen 20-30 Gy behandelt, 3 Patienten erhielten eine Gesamtdosis zwischen
30 Gy und 40 Gy. Die restlichen der 12 Patienten wurden mit einer Gesamtdosis von 40-50 Gy bestrahlt.
7 der bestrahlten Patienten erhielten eine Einzeldosis zwischen 2,5 und 4 Gy,
die Gesamtdosis lag zwischen 30 und 60 Gy.
Bei den Patienten, die mit Kobalt bestrahlt wurden, ist bei der Bestrahlungsplanung die angestrebte Dosis auf die 90 % - Isodose berechnet worden, bei
der Bestrahlung mit Photonen eines Linearbeschleunigers auf den Referenzpunkt nach ICRU und bei der Elektronen-Bestrahlung auf das Dosismaximum.
Von den 15 chemotherapierten Patienten wurden 12 mit Cisplatin behandelt,
wobei nur 4 Patienten eine Monotherapie erhielten. 7 Patienten erhielten eine
Polychemotherapie mit Cisplatin und 5-FU, 1 Patient eine Kombination von
Cisplatin und Bleomycin.
Daten, die für die Fallbeschreibung verfügbar waren, variieren. Die followup-Daten sind bei einem Teil der Patienten inkomplett, auch bedingt durch
die schlechte Prognose der Erkrankung.
Die Quantifizierung des Schmerzrückganges basierte auf das dokumentierte
subjektive Empfinden der Patienten und wurde in dieser Analyse mangels Daten in zwei Stufen klassifiziert (ja, nein). Tumoransprechen wurde nicht beschrieben.
ERGEBNISSE
31
Die statistische Analyse war primär deskriptiv. Die Verteilungen wurden mittels x2-Tests analysiert. Das Gesamtüberleben wurde kalkuliert vom Beginn
der Strahlentherapie mit der Methode nach Kaplan-Meier, die Unterschiede
nach dem Logrank-Verfahren analysiert.
5
ERGEBNISSE
5.1 Gesamtüberlebensraten
Die Überlebenszeit lag unabhängig von den Tumorstadien und der Behandlung zwischen 1 und 53 Monaten, das mediane Überleben bei 14 Monaten.
Überlebensrate aller Patienten unabhängig von der
Therapie
%
120
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24 >24
Monate
Abbildung 16: Überlebensrate aller Patienten unabhängig von der Therapie (n=28)
Die 50 %-Überlebensrate lag bei unserem Kollektiv bei 7 Monaten.
ERGEBNISSE
32
prätherapeutische Symptome
Symptome
keine Symptome
25
20
15
Anzahl
10
5
0
HU
DY
PLE
DO
Abbildung 17: Auftreten der Symptomatik vor der Therapie.
(HU
Husten, DY
Dyspnoe, PLE
Pleuraerguß, DO
Thoraxschmerz)
postherapeutisches Therapie unabhängiges Ansprechen
gebessert
unverändert
DY
PLE
7
6
5
Anzahl
4
3
2
1
0
HU
DO
Abbildung 18: Auswirkung der tumorspezifischen Therapie auf die Symptomatik (n = 13)
(HU
Husten, DY
Dyspnoe, PLE
Pleuraerguß, DO
Thoraxschmerz)
Von der Therapie profitieren 7 von 18 Patienten mit Thoraxschmerz. Die
Angaben über Besserung der Symptome posttherapeutisch waren unzureichend. Eine Symptomen-Kontrolle über einen längeren Zeitraum wurde nicht
dokumentiert.
ERGEBNISSE
33
5.2 Überlebensrate der operierten und nichtoperierten Patienten
Von den 28 Patienten sind 3 operiert worden (Dekortikation). 2 erhielten zusätzlich zur Dekortikation eine Pleurodese. Der Patient, der nur die Dekortikation bekam, überlebte 9.5 Monate. Bei der kombinierten chirurgischen Behandlung von Dekortikation und Pleurodese lagen die Überlebenszeiten bei
17 und 37 Monaten. Die Überlebenszeit bei den nicht operierten Patienten lag
zwischen 1 und 53 Monaten, der Median bei 13 Monaten.
Überlebensrate von operierten und nichtoperierten
Patienten
%
OP
NOP
120,0
100,0
80,0
60,0
40,0
20,0
0,0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24 >24
Monate
Abbildung 19: Überlebensrate von operierten und nichtoperierten Patienten mit MPM
(OP
Operation,
NOP
keine Operation)
Die 50 %-Überlebensrate bei operierten Patienten lag bei 24 Monaten, bei den
nicht operierten Patienten bei 13 Monaten. Ein statistisch signifikanter Unterschied in der Überlebenszeit ließ sich nicht errechnen. Bei den operierten Patienten wurde keine Besserung der Symptomatik angegeben.
ERGEBNISSE
34
Symptome bei nichtoperierten Patienten
Anzahl Symptome
Anzahl keine Symptome
25
20
15
Anzahl
Symptome 10
5
0
HU
DY
PLE
DO
Symptome
Abbildung 20: Symptomatik vor der Behandlung
(HU
Husten, DY
Dyspnoe , PLE
Pleuraerguß, DO
Thoraxschmerz)
Auswirkung der OP auf Symptome
Anzahl gebessert
Anzahl unverändert
2
1,5
Anzahl
1
0,5
0
HU
DY
PLE
DO
Saymptome
Abbildung 21: Auswirkung der OP auf die Symptome (n = 4)
(HU
Husten, DY
Dyspnoe, PLE
Pleuraerguß, DO
Thoraxschmerz)
Auswirkung der Therapie bei nichtoperierten Patienten auf
die Symptome
Anzahl gebessert
Anzahl unverändert
8
6
Anzahl 4
2
0
HU
DY
PLE
DO
Symptome
Abbildung 22: Auswirkung der Therapie bei nichtoperierten Patienten auf die Symptome
(HU
Husten, DY
Dyspnoe ,PLE
Pleuraerguß, DO
Thoraxschmerz)
ERGEBNISSE
35
5.3 Auswirkung der Therapieart auf das Überleben
Die mediane Überlebenszeit lag für die bestrahlten Patienten, die kombiniert
radiochemotherapiert wurden und den nicht-therapierten zwischen 11 und 12
Monaten. Bei den Patienten, die nur einer Chemotherapie zugeführt wurden,
lag die Überlebenszeit im Median bei 23 Monaten.
Uberlebenszeit unabhängig von der Therapie
RCT
%
CTA
RTA
120
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24 >24
Monate
Abbildung 23: Überlebenszeit in Abhängigkeit von der Therapieart
(RCT
Radiochemotherapie, CTA
Chemotherapie, RTA
Radiatio, NT
keine Therapie)
Die 50 % Überlebensrate bei den nur mit Zytostatika behandelten Patienten
lag bei 21 Monaten, bei den kombiniert behandelten bei 13 Monaten und bei
den nur bestrahlten Patienten bei 11 Monaten. Die nicht therapierten Patienten schnitten mit einer Überlebensrate von 7 Monaten am schlechtesten ab.
ERGEBNISSE
36
Bei den kombiniert behandelten Patienten ist die Überlebensrate nach einem
Jahr und nach 20 Monaten signifikant höher (p<0,01) als bei den nur bestrahlten Patienten. In dieser Kohorte gibt es auch 2 Langzeitüberleber mit mehr als
30 Monaten.
Die therapierten Patienten lebten in unserem Kollektiv alle länger als 10 Monate. Nur ein Patient der chemotherapeutisch behandelt wurde, starb vor Ablauf dieses Zeitintervalls.
Tabelle 10:
Überlebensintervall beim Pleuramesotheliom bei unterschiedlichen Therapien
<10 Mon.
CTA
RTA
RCT
keine Therapie
Spaltensumme
10-20 Mon.
0
0
1
0
1
20-30 Mon.
1
2
1
3
7
>30 Mon.
0
4
3
0
7
4
3
5
1
13
Zeilensumme
5
9
10
4
28
Posttherapeutisch trat bei keinem der Patienten eine Besserung des Husten
ein, bei nur 3 von 24 Patienten (12,5 %) hat die Luftnot nachgelassen und der
Pleuraerguss hat sich bei 3 von 21 Patienten ( 14,3 %) zurückgebildet.
Tabelle 11:
Schmerzbesserung nach Radio- und Radiochemotherapie
RTA
RCT
Spaltensumme
Responder
3
7
10
Nicht-Responder
4
2
6
Zeilensumme
7
9
16
Bei 10 von 16 Patienten wurde eine Besserung der Schmerzsymptomatik dokumentiert (Tabelle 11). Von den Respondern haben 7 Patienten eine kombinierte Radiochemotherapie erhalten, 3 Patienten sind nur bestrahlt worden.
ERGEBNISSE
37
5.4 Überleben in Abhängigkeit vom Tumorstadium
Bei den TNM-klassifizierten Patienten lagen die Überlebenszeiten zwischen 4
und 38 Monaten, bei den nicht stadieneingeteilten Patienten zwischen 1 und
53 Monaten.
Tabelle 12:
Überlebenszeiten der Patienten in Abhängigkeit von der vorhandenen Klassifizierung
(ÜZ
Überlebenszeit, M
Monate)
Stadium
Pat.-Zahl
ÜZ von/bis (M)
Median-ÜZ (M)
TNM
17
4-38
14
ohne TNM
11
1-53
17
Vergleicht man nur die T-Kategorien, so finden sich für T2-Tumoren eine
Überlebenszeit von 8 Monate bis 27 Monate, in T3-Kategorie 7 bis 13 Monate
und für T4-Tumoren 4 bis 38 Monate.
Tabelle 13:
Überlebenszeiten bei verschiedenen T-Stadien
(ÜZ
Überlebenszeit, M
Monate)
ÜZ von/bis (M)
Median-ÜZ (M)
Stadium
Pat.-Zahl
T2
T3
8
3
8-27
7-13
18
9
T4
5
4-38
17
In Abhängigkeit von der T-Kategorie findet sich bei unseren Patienten bei der
T4-Kategorie ein Überleben von 17 Monaten, bei T2 von 18 Monaten und
bei T3 von 9 Monaten.
ERGEBNISSE
38
Überlebenszeit in Abhängigkeit von der T-Kategorie
T2
T3
T4
%
120
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
>24
Monate
Abbildung 24:
Darstellung der Überlebenszeit in Abhängigkeit von der T-Kategorie nach Kaplan-Meier
Die 50 %-Überlebensrate lag bei den T2-Tumoren bei 14 Monaten, bei den
T3-Tumoren bei 9 Monaten und in der T4-Kategorie bei 17 Monaten.
Nach dem Logrank-Test besteht ein signifikanter Unterschied im Überleben
zwischen der Tumor-Kategorie T3 und T4 bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p<0,05 und p<0,01. Patienten mit Pleuramesotheliom in der T4Kategorie hatten eine längere Überlebenszeit demonstriert als Patienten mit
einem T3-Mesotheliom.
Die Analyse mittels κ2-Test zeigt keine Abhängigkeiten im Bezug auf das Überleben der Mesotheliompatienten.
ERGEBNISSE
Tabelle 14:
39
Überlebensintervalle bei den unterschiedlichen T-Kategorien
<10 Mon.
10-20 Mon. 20-30 Mon.
>30Mon.
Zeilensumme
T2
2
5
1
0
8
T3
2
1
0
0
3
T4
Spaltensumme
2
1
1
1
5
6
7
2
1
16
Die meisten Patienten verstarben in den ersten 20 Monaten und zwar bei allen
T-Stadien unabhängig von der dokumentierten T- Kategorie.
5.5 Überleben in Abhängigkeit von der Art der Strahlenbehandlung
5.5.1 Überleben in Abhängigkeit von der Strahlenqualität
Bestrahlt wurden die Patienten mit Co60, hochenergetischen Photonen und
schnellen Elektronen. Nach 1997 wurde in unserer Klinik das Kobaltbestrahlungsgerät durch einen Linearbeschleuniger ersetzt. Die meisten Patienten
(n=13) erhielten eine Behandlung mit Co60, 3 Patienten wurden mit Photonen
bestrahlt und 3 Patienten mit Elektronen
Uberlebenszeit in Abhängigkeit von der Strahlenqualität
RT Co
RT Ph
RT El
%
120
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
>24
Monate
.
Abbildung 25:
Abhängigkeit der Überlebensrate von der angewandten Strahlenqualität
(RT Co
Telekobaltgerät, RT Ph
Elektronen)
Photonen des Linearbeschleunigers, RT El
schnelle
ERGEBNISSE
40
Von den Patienten, die vor 1997 mit Co60 bestahlt wurden, lebte die Hälfte
noch nach 15 Monaten. Die 50 % - Überlebensrate der mit Photonen oder
Elektronen bestrahlten Patienten lag bei 9 Monaten.
Statistisch findet sich ein signifikanter Unterschied zwischen dem Ergebnis
der Kobalt 60-Bestrahlungen und der Bestrahlungen mit Photonen (p<0,01).
Insgesamt wurden nur 6 Patienten am Linearbeschleuniger therapiert.
Die Analyse der Abhängigkeit der intervallskalierten Überlebenszeit von der
Strahlenqualität mit dem κ2-Test zeigte, das beide Größen voneinander unabhängig sind.
Tabelle 15:
Überlebensintervalle bei unterschiedlichen Strahlenqualitäten
(RT Co
RT Co
RT Ph
RT El
Spaltensumme
Telekobaltgerät, RT Ph
<10 Mon.
3
2
1
6
Photonen des Linearbeschleunigers, RT El
10-20 Mon.
7
1
2
10
20-30 Mon.
2
0
0
2
>30 Mon.
1
0
0
1
schnelle Elektronen)
Zeilensumme
13
3
3
19
Die meisten der beobachteten bestrahlten Patienten starben in den ersten 20
Monaten nach Diagnosestellung und zwar unabhängig von der Strahlenqualität. Bei den Patienten, die am Kobaltgerät bestrahlt wurden, lebten 85 % länger als 10 Monate, davon 1 Patient länger als 20 Monate und 1 Patient länger
als 30 Monate nach Diagnosestellung.
ERGEBNISSE
41
5.5.2 Überleben in Abhängigkeit von der Gesamtdosis
Von den 19 bestrahlten Patienten erhielten 4 eine Gesamtdosis (GD) zwischen 20 Gy und 30 Gy, bei 5 Patienten wurde eine Gesamtdosis zwischen 30
Gy und 40 Gy appliziert, 7 Patienten wurden mit einer GD zwischen 40 und
50 Gy behandelt und 2 Patienten bekamen eine Dosis größer 50 Gy.
Überlebenszeit in Abhängigkeit von der Gesamtdosis
GD 20-30 Gy
GD 30-40 Gy
GD 40-50 Gy
GD>50 Gy
%
120
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
>24
Monate
Abbildung 26: Überlebensrate der bestrahlten MPM-Patienten in Abhängigkeit von der applizierten Gesamtdosis
(GD
Gesamtdosis)
Von den Patienten, die mit einer Gesamtdosis zwischen 20 Gy und 30 Gy
bestrahlt wurden, lebte die Hälfte noch nach 14 Monaten. 50 % der Patienten,
die mit einer Gesamtdosis zwischen 30 Gy und 40 Gy bestrahlt wurden, überlebten 9 Monate. Die 50 %-Überlebensrate der Patienten, die mit einer Gesamtdosis zwischen 40 und 50 Gy behandelt werden, lag bei 13 Monaten und
die Hälfte der Patienten, bei denen eine Gesamtdosis größer 50 Gy appliziert
wurde, lebte noch nach 24 Monaten.
ERGEBNISSE
42
Die Überlebenszeit der Patienten die eine Gesamtdosis zwischen 30 und 40
Gy erhielten war signifikant schlechter (p=0,01) als nach Applikation von 40 50 Gy.
Die Überprüfung der Abhängigkeit Überleben und Gesamtdosis mit dem κ2Test ergab keine Abhängigkeit dieser beiden Größen.
Tabelle 16:
Überlebensintervalle der MPM-Patienten bei unterschiedlichen Gesamtdosen
Zeilensumme
<10 Mon.
10-20 Mon.
20-30 Mon.
>30Mon.
<20 Gy
1
0
0
0
1
20-30 Gy
1
2
0
1
4
30-40 Gy
3
2
0
0
5
40-50 Gy
1
5
1
0
7
> 50 Gy
0
1
1
0
2
Spaltensumme
6
10
2
1
19
Unabhängig von der applizierten Dosis starben die meisten Patienten in den
ersten 20 Monaten. Bei einer Gesamtdosis unter 30 Gy gab es 2 Überlebende
im Intervall 10 bis 20 Monate, über 30 Gy noch 8 Patienten.
Es zeigte sich, dass von den Patienten die eine Dosis zwischen 40 und 50 Gy
erhielten noch 6 länger als 10 Monate überlebten.
ERGEBNISSE
43
5.5.3 Die Überlebensrate in Abhängigkeit der Einzeldosis
Bei den bestrahlten Patienten lag die Einzeldosis (ED) zwischen 1,8 und 3 Gy.
Nur bei einem Patienten lag die Einzeldosis unter 2 Gy. 14 Patienten wurden
mit einer Einzeldosis zwischen 2 Gy und 2,5 Gy bestrahlt, bei vier Patienten
lag sie über 2,5 Gy.
Uberlebenszeit in Abhängigkeit von der Einzeldosis
ED <2 Gy
ED 2-2,5 Gy
ED >2,5 Gy
%
120
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
>24
Monate
Abbildung 27: Überlebenszeit in Abhängigkeit von der eingestrahlten Einzeldosis nach Kaplan-Meier
Der Patient, der mit einer Einzeldosis <2 Gy bestrahlt wurde überlebte 14
Monate, 50 % der Patienten, die mit einer Einzeldosis zwischen 2 Gy und 2,5
Gy bestrahlt wurden, überlebten 13 Monate. Die 50 %-Überlebensrate der mit
ED > 2,5 Gy behandelten Patienten lag bei 16 Monaten.
Die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant.
Die Unabhängigkeitsprüfung der beiden Größen mit dem κ2-Test ergab keine
Abhängigkeit zwischen dem Überleben und der Einzeldosis.
ERGEBNISSE
Tabelle 17:
44
Überlebensintervalle in Abhängigkeit von der Einzeldosis (ED)
<10 Mon.
0
5
1
6
< 2 Gy
2-2,5 Gy
> 2,5 Gy
Spaltensumme
10-20 Mon.
0
8
2
10
20-30 Mon.
1
0
1
2
>20 Mon.
0
1
0
1
Zeilensumme
1
14
4
19
Die meisten Patienten verstarben in den ersten 20 Monaten unabhängig von
der Einzeldosis. Von den Patienten die eine Einzeldosis größer als 2 Gy erhielten, lebten 75 % länger als 10 Monate
5.5.4 Überleben in Abhängigkeit von der Fraktionierung der Strahlendosis
Die Fraktionierung bei der Strahlenbehandlung lag zwischen 3 und 5 Bestrahlungen wöchentlich. Bei einem Patienten wurde die Einzeldosis der Bestrahlungsserie drei mal wöchentlich fraktioniert, er überlebte 6 Monate. 7 Patienten wurden vier mal wöchentlich bestrahlt, die Überlebenszeit lag zwischen 1
und 37 Monaten. Bei 11 Patienten wurden die Bestrahlungen 5 mal in der
Woche appliziert, sie überlebten zwischen 7 und 20 Monaten.
Uberlebenszeit in Abhängigkeit von der Fraktionierung
ED 3x/W
ED 4x/W
ED 5x/W
%
120
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
>24
Monate
Abbildung 28: Überlebenszeit der MPM-Patienten in Abhängigkeit von der Fraktionierung der Strahlendosis
ED 3 x/W
3 Bestrahlungen /Woche, ED 4 x/W
ED 5 x/W
5 Bestrahlungen /Woche
4 Bestrahlungen /Woche
ERGEBNISSE
45
Bei fünf Fraktionen wöchentlich lebten die Hälfte der Patienten noch nach 13
Monaten, bei vier Fraktionen wöchentlich nach 9 Monaten. Der einzige Patient, der nur 3 mal wöchentlich bestrahlt wurde, starb nach 5 Monaten.
Die Ergebnisse zwischen einer Bestrahlung 4 mal wöchentlich und 5 Fraktionen pro Woche waren nicht unterschiedlich. 50 % der Patienten überlebten in
der Kohorte mit 5 Bestrahlungen wöchentlich die ersten 12 Monate.
Die Überlebenszeiten in Abhängigkeit von der Fraktionierung wurden überprüft mit dem κ2-Test. Es fand sich keine Abhängigkeit.
Tabelle 18:
Überlebensintervall bei unterschiedlicher Fraktionierung (F= Fraktion)
3 F/W
4 F/W
5 F/W
Spaltensumme
<10 Mon.
1
2
3
6
10-20 Mon.
0
3
7
10
20-30 Mon.
0
1
1
2
>30 Mon.
0
1
0
1
Zeilensumme
1
7
11
19
Es zeigt sich, dass bei einer Fraktionierung ab 4 Bestrahlungen wöchentlich
68 % der Patienten länger als 10 Monate überlebten.
5.6 Die Überlebensrate in Abhängigkeit vom Zielvolumen
Bestrahlt wurde bei einem Patienten der Hemithorax, bei 16 Patienten wurde
der Thorax nur lokal bestrahlt und zwei Patienten erhielten eine Radiatio der
Drainage-Narben.
ERGEBNISSE
46
Überlebenszeit in Abhängigkeit vom Zielvolumen
Hemithorx
Thorax lok.
Drainage
%
120
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
>24
Monate
Abbildung 29: Überlebenszeiten der MPM-Patienten in Abhängigkeit vom Zielvolumen
Der Patient mit der Großfeldbestrahlung lebte noch 12,5 Monate. Von den
Patienten mit der lokalisierten Bestrahlung, lebte die Hälfte der Patienten
noch nach 11 Monaten. Bei der Narbenbestrahlung ergab sich eine 50 %Überlebensrate von 13 Monaten.
Bei der Überprüfung der Kurven für eine lokale und Drainagenbestrahlung
ergab sich kein statistisch relevanter Unterschied.
Die Abhängigkeitsprüfung vom Überleben und dem Zielvolumen mit dem κ2Test ergab keine Abhängigkeit.
Tabelle 19:
Überlebensintervalle der MPM-Patienten bei unterschiedlichen Zielvolumina
Hemithorax
Thorax lokal
Drainage
Spaltensumme
<10 Mon.
0
6
0
6
10-20 Mon.
1
7
2
10
20-30 Mon.
0
2
0
2
>30 Mon.
0
1
0
1
Zeilensumme
1
16
2
19
Fast alle untersuchten Mesotheliompatienten erhielten eine lokale Thoraxwandbestrahlung. Bei nur einem Patienten wurde der befallene Hemithorax
bestrahlt. Zwei Patient erhielt eine Drainagenbestrahlung. Bei den lokal behandelten Patienten lebten 65 % länger als 10 Monate.
ERGEBNISSE
47
5.7 Überleben in Abhängigkeit vom Allgemeinzustand und Tumorstadium
Die Analyse der intervallskalierten Überlebenszeiten und des Allgemeinzustandes (AZ) mit dem κ2 – Test ergab einen statistischen Zusammenhang
beider Größen.
Tabelle 20:
Überlebensintervall der radio- und radiochemotherapierten MPM-Patienten in Anhängigkeit vom Allgemeinzustand
Schlechter AZ
Karnofsky-lndex <=60
Schlechter AZ
Karnofsky-lndex >60
Spaltensumme
<10 Mon.
10-20 Mon.
20-30 Mon.
>30Mon.
Zeilensumme
6
4
0
0
10
0
6
2
1
9
6
10
2
1
19
3 der 9 Patienten mit einem Karnofsky-lndex > 60 lebten länger als 20 Monate, während von den 10 Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand (Karnofsky-lndex <=60) 20 Monaten keiner überlebte.
Überlebenzeit in Anhängigkeit vom Allgemeinzustand
AZ<= 60
%
AZ>60
120
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
22
24
>24
Monate
Abbildung 30: Überlebenszeiten von radio- und radiochemotherapierten MPM-Patienten in Abhängigkeit vom
Allgemeinzustand
ERGEBNISSE
48
Radio- und radiochemotherapierte Patienten mit einem Allgemeinzustand
(Karnofsky-lndex > 60) leben deutlich länger verglichen mit dem übrigen
Kollektiv (Karnofsky-lndex <= 60). Die mediane Überlebensrate in der ersten Gruppe beträgt 17 Monate, in der zweiten 8 Monate. Der Unterschied im
Überleben war statistisch signifikant (p< 0,05).
DISKUSSION
6
49
DISKUSSION
6.1 Kritische Betrachtung eigener Methodik
Die Inzidenz des MPM ist insgesamt gering. In diesem Zusammenhang fiel
auf, dass eine relativ große Anzahl Pleuramaesotheliom-Patienten an unser
Haus überwiesen wurde. Behandelt wurden im St. Josef-Hospital Gelsenkirchen-Horst in der Zeit von 1981-1998 insgesamt 28 Patienten.
Die meisten Behandlungsfälle (13 Fälle) wurden in den letzten 7 Jahren dokumentiert, allein 1998 waren es 5 Patienten die uns zur Behandlung überwiesen wurden. Die retrospektive Auswertung der Patienten- und Behandlungsdaten sollte uns Aufschlüsse über Faktoren liefern, die das Ergebnis der Behandlung beeinflussen. Trotz Dokumentationsmängel, war es möglich jeden
Fall ausreichend zu analysieren.
Die untersuchte Tumorentität war in allen Fällen unterschiedlich fortgeschritten, die Behandlungsmethoden waren sehr uneinheitlich. Ein Vergleich war
aufgrund geringer Fallzahlen, sowie mangelhafter Dokumentation deutlich
limitiert.
Die Intension der Behandlung war in fast allen Fällen palliativ. Aus diesem
Grund wären die nicht vorhandenen Quantifizierungsparameter wie Lebensqualität erwünscht.
Einige Merkmale konnten nur durch Auswertung sekundärer Merkmale abgeleitet werden. So konnten TNM-Stadien nur durch Sichtung der Röntgenbilder oder Röntgenbefunde eruiert werden. Hieraus kann eine zusätzliche Verzerrung der schon bestehenden Inhomogenität der Merkmalseintragungen
entstehen.
DISKUSSION
50
6.2 Vergleich eigener Ergebnisse mit der Literatur
6.2.1 Überlebensraten der Patienten mit malignem Pleuramesotheliom
Das diffuse maligne Pleuramesotheliom ist ein ungewöhnliches Tumorleiden,
das vor allem durch aggressives lokales Tumorwachstum und eine außergewöhnlich schlechte Prognose zu charakterisieren ist (Grondin et al. 1999 und
Price et al. 1997). Während es am Anfang dieses Jahrhunderts selten war, hat
die Häufigkeit, insbesondere wegen der zunehmenden Verwendung und Verarbeitung von Asbest während und nach dem 2. Weltkrieg erheblich zugenommen. Trotz der jetzigen strengen Arbeitsschutzregelungen und Verwendungsverbotes von Asbest seit 1993 muss wegen der charakteristisch Jahrzehnte langen Latenzzeit mit einer Zunahme der Mesotheliomincidenz weit
über das Jahr 2000 hinaus gerechnet werden. Die lncidenz beträgt zur Zeit
2,3 pro 100 000 Männer und 0,2—0,5 pro 100 000 Frauen. Eine Zunahme der
Mesotheliomincidenz, insbesondere bei Männern, wird auch international beobachtet (Price et al. 1997).
Inzwischen ist das diffuse maligne Pleuramesotheliom der mit Abstand häufigste Berufskrebs. Der Nachweis einer beruflichen Exposition gegenüber Asbest ist in ca. 50—60% der Erkrankungen zu erbringen. Der Altersgipfel der
Erkrankten liegt entsprechend der langen Latenzzeit (von bis zu 30 Jahren)
zwischen 50 und 70 Jahren.
Eine Standardtherapie des Pleuramesothelioms existiert nicht. An Behandlungsmaßnahmen sind Operation, Strahlentherapie, systemische Chemotherapie, intrapleurale Applikation von Zytostatika sowie KombinationsChemotherapien eingesetzt worden (Grondin et al. 1999). Bisher hat keine
Therapie zu einer Verlängerung des durchschnittlichen Überlebens geführt.
Positive Behandlungseffekte sind am ehesten auf die Selektion von Patienten
DISKUSSION
51
mit günstigen Prognosekriterien und nicht auf die gewählte Therapie selbst
zurückzuführen. Neue Therapiestrategien müssen daher gesucht werden.
Da Pleuramesotheliome meist mantelförmig um die Lunge wachsen und die
Lunge ein für die Nebenwirkungen der Strahlentherapie außerordentlich kritisches Normalgewebe ist, sind größere Tumorvolumina mit Strahlentherapie
nicht regelmäßig beherrschbar. Die erweiterte Pleuropneumonektomie mit
Pericard- und Zwerchfellresektion ist mit einer hohen Rate von peri- bzw.
postoperativer Mortalität verbunden und bietet hinsichtlich der Lebensverlängerung gegenüber der Dekortikation mit maximaler Tumorreduktion keinen
Vorteil. Auch in den Pleuraraum einbringbare kolloidale radioaktive Lösungen
(Jod 125, Phosphor 32, Gold 198, lridium 192) helfen wegen der geringen
Strahlentiefe nur bei sehr frühen Tumorstadien und setzen zur Applikation
einen intakten Pleuraspalt voraus. Die Effektivität der zur palliativen Behandlung eingesetzten Zytostatika ist, gemessen an den Toxizitäten und Nebenwirkungen, gering (wirksame Substanzen sind: Cisplatin, Carboplatin, Ifosfamid,
Mitomycin, Methotrexat, Adriamycin, Gemcitabine). Neue, wirksamere Zytostatika stehen nicht zur Verfügung (Grondin et al. 1999).
Die meisten Untersuchungen dokumentieren eine gelegentliche Regression
des Haupttumorvolumens durch die Bestrahlung mit geringen Dosen, können
aber nicht belegen, dass das Überleben durch die Bestrahlung signifikant verlängert wird im Vergleich zur supportiven Behandlung ( Law et al. 1984 und
Law et al. 1984). Zwischen 1971 und 1980 wurden im Brompton and Royal
Marsden Hospital 116 Patienten in gutem Allgemeinzustand und ohne Nachweis von Fernmetastasen behandelt. 52 Patienten erhielten eine aktive onkologische Behandlung, die anderen 64 Patienten eine supportive. Die Auswahl
erfolgte durch die behandelnden Ärzte. Es wurde kein Unterschied im Gesamtüberleben zwischen den beiden Gruppen beobachtet, bei einer 2 JahresÜberlebensrate von 33% und einer 4 Jahres-Überlebensrate von 0 bis 11 %.
DISKUSSION
52
Die aktive Behandlung bestand in einer parietalen Pleurektomie und einer
Dekortikation der Lunge bei 28 Patienten, Strahlentherapie bei 12 Patienten
(8 postoperativ) und Chemotherapie für die restlichen 12 Patienten (8 Patienten erhielten ebenfalls zuvor eine Operation). Bestrahlt wurde mit 50 bis 55
Gy mit Rotationstechnik, um die Pleura gezielt zu behandeln und das Lungengewebe zu schonen. Eine Patientin zeigte ein sehr gutes Ansprechen auf
die Strahlentherapie mit Reduktion des Ergusses, der Schmerzen und der
Dyspnoe. Vier Jahre nach Beendigung der Behandlung ging es der Patientin
weiterhin gut. Zwei weitere Patienten profitierten mit einer anhaltenden Regression der rezidivierenden Pleuraergüsse durch die Strahlentherapie. Obwohl
das Behandlungsvolumen und die Toleranz des Normalgewebes dosislimitierend sind, kann die Strahlentherapie eine signifikante Regression und lohnende Palliation bei diesen großen Bulktumoren erreichen.
Eine andere retrospektive Studie von Südafrika kam zu dem Ergebnis, dass
die gegenwärtigen gebräuchlichen Therapien keinen überzeugenden Einfluss
auf den Verlauf der Erkrankung haben. Alberts und Kollegen vergleichen das
Behandlungsergebnis von 262 Patienten, die zwischen 1965 und 1985 mit
Chemotherapie, Strahlentherapie, kombinierter Radiochemotherapie oder
Dekortikation und Radiochemotherapie behandelt wurden (Alberts et al.
1988). Das mediane Überleben von 9,6 Monaten war vergleichbar bei allen
Gruppen. Nur eine kleine Gruppe von Patienten die mit Doxorubicin und
Bestrahlung mit 10 Gy alle 6 Wochen und insgesamt vier Kursen behandelt
wurden, scheint ein verlängertes Überleben mit einem mittleren Überleben
von 23 Monaten zu zeigen.
Wegen des unterschiedlichen Verlaufs der Erkrankung, der unterschiedlichen
angewandten Bestrahlungstechniken (z. B. Rotationstechnik, mixed-beamTechnik) und der Toleranzdosis des Normalgewebes, ist die Relation zwischen Bestrahlungsdosis und Ansprechen der Behandlung schwer festzulegen.
DISKUSSION
53
Die Untersuchung vom Joint Center für Strahlentherapie in Boston umfasst
29 palliative Bestrahlungen zwischen 1968 und 1980 (Gordon et al. 1982).
Linderung des Schmerzes, der Dyspnoe und anderer Symptome wurde bei 4
von 6 Patienten beobachtet, die mit einer Dosis von 40 Gy oder mehr behandelt wurden. Aber nur einer von 23 Patienten, die mit einer niedrigeren Dosis
bestrahlt wurden, erhielt eine erfolgreiche Palliation. Bei einer Dosis von 15
bis 20 Gy ( entsprechend der Gewebstoleranz der gesamten Lunge) war die
Ansprechrate ergebnislos bei Patienten mit diffusem Befall der visceralen
Pleura mit Knoten zwischen 1 bis 2 mm.
Ein Bericht vom Peter MacCallum Cancer Institute in Australien beschreibt
eine erfolgreiche Palliation in 17 ( 65%) von 26 auswertbaren palliativen Bestrahlungsserien ( Ball et al. 1990). Behandlungen mit hoher Einzeldosis ( 20
Gy in 5 Fraktionen) scheinen eine vergleichbare Palliation zu erreichen wie
mehr protrahierte Kurse ( 30-40 Gy in 10-15 Fraktionen). 15 Patienten erhielten eine Hochdosis-Radiotherapie mit radikaler therapeutischer Intention. 12
Patienten beendeten die Behandlung mit 50 Gy. Das mediane Überleben der
12 Patienten, die die Behandlung beendet hatten, war 17 Monate mit einer
geschätzten 2 Jahres-Überlebensrate von 17 %. In einer Untersuchung am
Thomas Jefferson Medical School in Philladephia hatten 2 von 9 Patienten,
bei denen eine Bestrahlung der gesamten ipsilateralen Pleura, des Mediastinums und der befallenen Region der Lunge mit 60 Gy durchgeführt wurde,
eine lokale Kontrolle von 20 und 40 Monaten (Dobbelbower et al. 1980). Bestrahlt wurde in split-course-Technik mit 20 Gy in 3 Kursen über einer Gesamtbehandlungsdauer von 10 Wochen.
Auch wenn die Information begrenzt ist, scheinen histologische Subtypen
keinen großen Einfluss auf das Bestrahlungsergebnis zu haben. In der frühen
MSKCC Untersuchung wurden Patienten von 1939 bis 1972, mit einer auf
den Hemithorax begrenzten Erkrankung, einer primären Strahlentherapie zu-
DISKUSSION
54
geführt. 15 Patienten mit dem epithelialem Subtyp des Mesothelioms hatten
ein medianes Überleben von 8 Monaten, im Vergleich zu 9 Monaten bei den
Patienten mit fibrosarkomatösem Subtyp ( Wanebo et al. 1986). Obgleich das
Erkrankungsvolumen das Ergebnis der Strahlentherapie in vielerlei Weise beeinflusst, wurde die Auswirkung auf das Ansprechen des Pleuramesothelioms
nicht eindeutig herausgestellt.
Eine Bedeutung hat die Bestrahlung der Punktions- bzw. Drainagestellen, weil
hier der Tumor oft entlang des Punktionskanals nach außen wächst. In einer
Untersuchung in Marseilles wurden bei 24 Patienten 21 Gy in 3 Fraktionen
appliziert, um die Ausbreitung der Tumorzellen in den Wundkanälen nach
Thorakoskopie oder Thorakotomie zu verhindern (Boutin et al. 1983). Vor
Indikation dieser prophylaktischen Bestrahlung, fand man eine Ausbreitung in
den Wundkanälen bei 17 (61%) von 33 biopsierten Patienten. Keiner der Patienten, die ein Knotenwachstum im Bereich der Incision entwickelt hatten,
sprach auf eine nachträgliche Bestrahlung an. Bei einer frühzeitigen Bestrahlung kann das Einwachsen des Tumors fast immer verhindert werden, während bei 40 % der Patienten ohne Bestrahlung Rezidive nachzuweisen sind
(von Bültzingslöwen et al. 1996, Boutin et al. 1995).
Zwei unserer Patienten erhielten eine Bestrahlung der Drainagestellen mit Elektronen. Die Überlebenszeiten betrugen hier 10 bzw. 13 Monate. Dieser
Wert entspricht dem Ergebnis von Linden et al. 1996. Ein andere Patient erhielt eine kleinräumige Thoraxwand-Bestrahlung mit Photonen. Dieser Patient überlebte 9 Monate.
In der Literatur sind nur wenig Angaben über Überlebensraten bei kurativer
Strahlentherapie des malignen Pleuramesothelioms zu finden. Die mediane
Überlebenszeit wird von 4 Monaten (Bisset et al 1991) bis 53 Monaten (Sauter et al 1995) angegeben. Die Ergebnisse unserer Patienten (11 und 14 Monate) stimmen mit den Literaturangaben überein
DISKUSSION
Tabelle 21:
55
Vergleich der medianen Überlebenszeiten in Abhängigkeit von den Therapien in verschiedenen Institutionen (RT
Radiatio, RCT
kombinierte Radiochemotherapie)
Patientenzahl (n)
Studie
RT
Bisset et al. 1991
22
4
Davis et al. 1994
111
5
Schiebe et al. 1994
4
Sauter et al. 1995
7
Linden et al. 1996
31
Graaf-Strukowska et al.
1999
St. Josef GE 1999*
189
9
RCT
Medianes Überleben
(Monate)
RT
3
15-19
RCT
keine Angaben
53
16
6
13
5
10
11
14
*wurde nicht nach kurativer und palliativer Intention unterschieden
Die in der Literatur publizierten Überlebensraten schwanken erheblich. Betrachtet man das Ergebnis der 2-Jahre-Überlebensrate unabhängig von der
eingesetzten Therapieart, liegt unser Resultat mit 14 % unterhalb der in der
Literatur publizierten Werte, die zwischen 21% und 45 % in der Literatur
(Holsti et al. 1997, Sugarbaker et al. 1998) angebeben werden.
Tabelle 22:
Vergleich der Überlebensraten verschiedener Institutionen
Studie
Da Valle et al. 1994
Holsti et al. 1997
Sugarbaker et al. 1998
St. Josef GE 1999
Patientenzahl (n)
gesamt
40
nicht angegeben
120
28
2–Jahres-Überleben(%) 5 –Jahres-Überleben(%)
gesamt
gesamt
24
6
21
9
45
22
14
0
DISKUSSION
56
Die Ursachen dafür liegen möglicherweise im unterschiedlichen Patientenkollektiv. Unsere Daten deuten leider darauf hin, dass der Allgemeinzustand der
Patienten, die der Behandlung zugeführt wurden, entscheidend für das Resultat der Therapie ist. Es ist daher anzunehmen, das dieses Merkmal die Kohorten unterscheidet. Unerfreulicherweise gibt es in den Veröffentlichungen keine genauen Angaben zum Allgemeinzustand der Patienten.
Bei der Analyse aller Publikationen, unabhängig vom Autor, fällt auf, dass die
Art der Therapie sehr unterschiedlich ist.
Die Prognose der Pleuramesotheliomerkrankten ist schlecht. Die Erkrankung
endet meistens rasch tödlich. Die mediane Überlebenszeit (ab dem Zeitpunkt
der Diagnosestellung) beträgt 8—9 Monate. Die wichtigsten Prognosekriterien sind das Stadium und der Leistungsindex (Karnofsky-lndex) bei Diagnosestellung (Grondin et al. 1999, Price et al. 1997).
Alle Patienten, die bei uns bestrahlt wurden, wurden einer palliative Therapie
unterzogen. Ein Teil dieser Patienten erhielt zusätzlich eine Chemotherapie.
Bei den Patienten mit kombinierter Radio-Chemo-Therapie liegt die mediane
Überlebenszeit bei 15 Monaten. Dieses Ergebnis bestätigt auch Linden et al.
1996, die mediane Überlebenszeit wird bei ihnen mit 14 Monaten angegeben.
Patienten, die mit palliativer Absicht nur bestrahlt wurden, hatten ein durchschnittliches Überleben von 4 Monaten. Vergleichbar ist das Ergebnis mit den
Daten von Bisset et al. 1991.
DISKUSSION
57
6.2.2 Ansprechen der Symptomatik
In der Literatur finden sich nur wenig Angaben zur posttherapeutischen Symptombesserung, hierzu gehört die Arbeit von Graaf-Strukowska et al. 1999,
die eine Reduktion der Schmerzen bei über 50 % der bestrahlten Patienten
beschreiben. Die Dokumentation der Symptombesserung in unseren Krankenakten demonstriert, unter Berücksichtigung der eingesetzten Therapie, eine
Besserung der Schmerzsymptomatik von 42% bei alleiniger Strahlentherapie
und von 78 % bei radiochemotherapierten Patienten .
Posttherapeutisches Ansprechen der Symptome
RTA
CTA
RCT
%
80
70
60
50
40
30
20
10
0
HU
DY
PLE
DO
Abbildung 31: Ansprechen der Symptome abhängig von der Therapieart
(HU
Husten, DY
Dyspnoe , PLE
Pleuraerguß, DO
Thoraxschmerz)
Über das posttherapeutische Ansprechen der übrigen Symptome - Dyspnoe,
Husten und Pleuraerguss - finden sich in der Literatur keine verwertbaren
Angaben.
Es wäre wünschenswert mehrere Daten zu dem subjektiven Zustand der Patienten gewinnen zu können. Solange der Allgemeinzustand einer der wichtigs-
DISKUSSION
58
ten Faktoren in der Prognose quod vitam sein wird, können die Ergebnisse
der Therapie nur bedingt interpretiert werden. Es ist möglich, dass die Patienten mit einem guten Allgemeinzustand für die stärker belastenden Therapiearten ausgesucht werden. Dementsprechend wäre, ohne Berücksichtigung dieser Faktoren jedes veröffentlichte Ergebnis verzerrt.
ZUSAMMENFASSUNG
7
59
ZUSAMMENFASSUNG
In Anbetracht der fehlenden Therapieempfehlungen beim malignen Pleuramesotheliom, beschäftigt sich diese Arbeit mit der Erstellung interner Leitlinien für die Behandlung dieser Entität.
Behandelt wurden zwischen 1981 und 1998 im St. Josef-Hospital Gelsenkirchen 28 Patienten mit malignem Pleuramesotheliom. Die Häufigkeit der Tumorentität nahm deutlich zum Ende des Beobachtungsintervalls zu. So wurde
der größte Teil der Patienten in den letzten sieben Jahren therapiert, allein
1998 waren es 5 Patienten.
Die Zuweisung der Patienten erfolgte in unterschiedlichen Erkrankungsstadien, die Behandlungen waren aber fast alle unter palliativem Aspekt erfolgt.
Die Therapien, denen die Patienten zugeführt wurden, umfassten alle gängigen Behandlungsmethoden dieser Entität.
Die operative Therapie war bei 2 Patienten eine Pleurektomie, bei den
verbleibenden 26 anderen Patienten nur eine Pleurabiopsie. Ausschließlich
chemotherapiert wurden 5 Patienten, 9 Patienten erhielten eine alleinige Bestrahlung , 10 Patienten wurden einer kombinierten Radio-Chemo-Therapie
zugeführt; die übrigen 4 Patienten wurden symptomatisch medikamentös behandelt.
Die gewonnenen Daten zeigten, dass keine Behandlungsmethode einen messbaren Einfluss auf die Überlebenszeit hatte. Von den Patienten mit einer
Schmerzsymptomatik profitierte die Hälfte von einer Strahlentherapie allein
oder in Kombination mit einer Chemotherapie. Der Allgemeinzustand bei
Beginn der Therapie hat sich als signifikanter prognostischer Faktor herausgestellt.
ZUSAMMENFASSUNG
60
Die Ergebnisse erlaubten mehrere Schlussfolgerungen für den klinischen Alltag. Es ist sinnvoll die Patienten in gutem Allgemeinzustand mit einem malignen Pleuramesotheliome an größere onkologische Zentren zu überweisen. Die
Literaturangaben reichen bei malignen Mesotheliomen nicht aus, um ein
schlüssiges Konzept im Individualfall zu erstellen, daher wurden anhand eigener Ergebnisse und Literaturdaten interne Leitlinien erstellt. Dabei wurde dem
alleinigen Verfahren wegen geringer Belastung der Vorzug gegeben. Die Ergebnisse wurden für die interne Evaluation des Patientenguts und benchmarking benutzt. Die Dokumentationsrichtlinien der Mesotheliompatienten
wurden geändert. Die subjektive Bewertung steht dabei im Vordergrund.
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VARIABLENVERZEICHNIS
9
77
VARIABLENVERZEICHNIS
lfd.
Nr.
01
Variablenname
Länge
LFNR
2
02
SEX
1
03
GEBURT
04
Code
Schlüssel
Kommentar
laufende Nummer
1
1
2
dd/mm/jj
weiblich
männlich
Geburtsdatum
DIAGSI
1
dd/mm/jj
Diagnosesicherung
05
THBEG
1
dd/mm/jj
Therapiebeginn
06
STDAT
1
dd/mm/jj
Sterbedatum
07
AZ
1
08
TOUR
1
1
2
1
Karnofsky-lndex ≤ 60
Karnofsky-lndex > 60
tumorbedingt
2
nicht tumorbedingt
3
keine Angabe
0
nein
Symptome vor
1
ja
Therapie (Husten)
0
nein
Symptome vor
1
ja
Therapie (Dyspnoe)
0
nein
Symptome vor
1
ja
Therapie (Pleuraerguss)
0
nein
Symptome vor Therapie
1
ja
(Thoraxwandschmerz)
0
keine
Histologie
1
epithelial
2
mesenchymal
3
Adeno
4
biphasisch
5
großzellig
0
keine
1
TNM
2
Stadien n. Butchart
1
kurativ
Therapie-
2
palliativ
intentionen
09
10
11
12
13
14
15
SYMHUVT
SYMDYVT
SYMPLEVT
SYMDOVT
Histo
STAD
THERI
1
1
1
1
1
1
1
Geschlecht
Allgemeinzustand
Todesursache
Stadium
VARIABLENVERZEICHNIS
lfd.
Nr.
16
17
18
19
20
21
78
Variablenname
Länge
Code
Schlüssel
Kommentar
THER
1
0
keine
Therapie
OP
CT
RTZV
RTGD
RTED
1
1
1
1
1
1
Operation (OP)
2
Chemotherapie (CT)
3
Radiotherapie (RT)
4
symptomatische Therapie
5
OP und CT
6
OP und RT
7
OP und CT und RT
8
CT und RT
0
diagn. Biopsie
1
Pleurodese
2
Dekortikaton
3
1
Pleurodese und
Dekortikaton
Cisplatin
2
Bleomycin
3
Cisplatin/5 FU
4
Cisplatin/Bleomycin
5
6
Cisplatin/Adriamycin/Vin
cristin
Adriamycin/Endoxan
7
Adriamycin/Cisplatin
1
Hemithorax
Bestrahlungs-
2
Thoraxwand
zielvolumina
3
Drainage
4
Metastasen
1
<20 GY
2
20-30 Gy
3
>30-40 Gy
4
>40-50 Gy
5
>50 Gy
1
<2Gy Gy
2
2-2,5 Gy
3
>2,5Gy
chirurgische
Eingriffe
Zytostatika
Gesamtdosis
Einzeldosis
79
lfd.
Nr.
22
23
24
25
26
27
Schlüssel
Kommentar
Variablenname
Länge
Code
RTFR
1
1
<3 Fraktionen/Woche
2
3Fraktionen/Woche
3
4Fraktionen/Woche
4
5Fraktionen/Woche
1
Kobalt 60
2
Photonen
3
Elektronen
0
keine Angaben
1
gebessert
2
nicht gebessert
0
keine Angaben
1
gebessert
2
nicht gebessert
0
keine Angaben
1
gebessert
2
nicht gebessert
0
keine Angaben
1
gebessert
2
nicht gebessert
RTQ
SYMHU
SYMDY
SYMPLE
SYMDO
1
1
1
1
1
Fraktionierungsschemata
Strahlenqualität
Sympt.bez.
herapieergebnisse
(Husten)
Sympt.bez.
herapieergebnisse
(Dyspnoe)
Sympt.bez.
herapieergebnisse
(Pleuraerguss)
Sympt.bez.
herapieergebnisse
(Scmerz)
Danksagung
Mein ganz besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. I.-A. Adamietz für die
hervorragende und geduldige Betreuung dieser Arbeit und die
richtungsweisenden Ratschläge und Anregungen.
LEBENSLAUF
Marlis Martin-Malberger
PERSÖNLICHE ANGABEN
Familienstand: verheiratet
Staatsangehörigkeit: deutsch
Geburtsdatum: 10.06.49
Geburtsort: Wanne-Eickel, jetzt Herne
Religion: evangelisch
ÄRZTLICHE TÄTIGKEIT
01.11.85 bis 31.12.88
Assistenzarzt
Strahlentherapie
Klinikum der JL-Universität Gießen
01.01.89 - 30.09.94
Kreiskrankenhaus Traunstein
Assistenzärztin mit Vertretung der Leitenden Abteilungsärztin
Strahlentherapie
01.10-94 - 31.10.97
Oberärztin
Strahlentherapie
Klinikum Ludwigsburg
01.11.97-31.12.00
Oberärztin mit Chefarztvertretung
Strahlentherapie
St.Josef-Hospital Gelsenkirchen
seit 01.01.01
Chefärztin
Strahlentherapie
St.Josef-Hospital Gelsenkirchen
NEBENTÄTIGKEIT
1987 - 1988
Dozentin
MTRA - Schule
Gießen
Fachbereich Strahlentherapie
1989 - 1994
Dozentin
Schwesternschule Traunstein
Fachbereich Strahlentherapie
1996 - 1997
Dozentin
MTRA - Schule Esslingen
Fachbereich Strahlentherapie
seit 1998
Dozentin
Schwesternschule Gelsenkirchen
Fachbereich Strahlentherapie
FRÜHERE BERUFSTÄTIGKEIT
1963 - 1966
Auszubildende
Chemielaborantin
Hibernia-Chemie Wanne-Eickel
1966 - 1969
Chemielaborantin
Hibernia-Chemie Wanne-Eickel
1969 - 1976
Chemotechnikerin
Veba-Chemie Wanne-Eickel
AUSBILDUNG
1955 - 1963
Volksschule
Karlschule Wanne-Eickel
1963 - 1966
Berufsfachschule
Fachschule für Technik Bochum
1966 - 1969
Chemotechnikerschule
Fachschule für Technik Bochum
1975 - 1976
1976 - 1978
Abitur
Abendgymnasium Gelsenkirchen
Ruhr-Kolleg Essen
1978-1985
Studium der Medizin;
Abschluss Staatsexamen;
Approbation
JL-Universität Gießen
Nov. 1993
Facharztprüfung
Landesärztekammer Bayern
Herne, den 20.03.01
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