Quantentheorie auf einer Folie Wesentliche Elemente der Quantenmechanik sind: • Die Energie ist gequantelt (Photoeffekt). Plancksches Wirkungsquantum . • Licht und Materie: Welle / Teilchendualismus (Versuch am Doppelspalt, E = mc2) • Unschärferelation: x p h 2 E t h 2 • Teilchen werden durch Wellenfunktionen beschrieben. • Tunneleffekt (Durchqueren einer Energiebarriere möglich, obwohl Energie eigentlich nicht ausreicht). 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 1 1 Review – Schrödinger-Gleichung Die Elektronenverteilung um die Atomkerne eines Moleküls wird durch eine Wellenfunktion beschrieben. Wenn man den Zustand eines quantenmechanischen Systems zu dem gegenwärtigen Zeitpunkt kennt, gibt die zeitabhängige Schrödinger-Gleichung dessen zukünftige Entwicklung an: h i ( x, t ) = t h h2 2m h 2 2 ( x , t ) + V ( x, t ) ( x , t ) 2 x Dies ist die Form für ein Teilchen in einem 1-dimensionalen System. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 2 2 Review – Schrödinger-Gleichung Wir beschränken uns jetzt auf den Fall, dass die potentielle Energie V nicht von der Zeit, sondern nur vom Ort x abhängt (d.h. es wirken keine zeitabhängigen externen Kräfte). ( x, t ) h 2 2 ( x , t ) h i Setze an: = t 2m x2 (x, t ) = f (t ) (x ) (x, t ) = df (t ) (x ), t + V (x ) 2 dt ( x, t ) (1) (x, t ) = f (t ) d 2 (x ) 2 2 x (2) dx (2) in (1) eingetzt gibt: h df (t ) ( x ) = h f (t ) d ( x ) + V ( x ) f (t ) i dt 2m dx h 1 df (t ) h 1 d (x ) = + V (x) 2m ( x ) dx i f (t ) dt 2 2 2 2 (x) teile durch f 2 2 Die rechte Seite hängt nicht von t ab die linke Seite muss unabhängig von t sein. Die linke Seite hängt auch nicht von x ab. Daher muss f eine Konstante sein. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 3 3 Review – Schrödinger-Gleichung Wenn man die linke Seite gleich E setzt, erhält man: df (t ) iE = dt h f (t ) iE +C ln f (t ) = h f (t ) = e e C integriere über t iE h Wenn man die rechte Seite gleich E setzt, erhält man: h 2 d 2 (x ) + V (x ) 2 2m dx (x ) = E (x ) kurz: H =E mit H = T + V Dies ist die zeitunabhängige Schrödingergleichung für die Bewegung eines Teilchens der Masse m, das sich in einer Dimension bewegt. Falls also die potentielle Energie nur von x abhängt, gibt es Wellenfunktionen der iEt Form: die zu Zuständen konstanter Energie E gehören. ( x, t ) = e 2. Vorlesung SS 2006 h (x ) Computational Chemistry 4 4 Review – Schrödinger-Gleichung Experimentell beobachtbar ist die Wahrscheinlichkeitsdichte | Quadrat der Wellenfunktion. (x,t) |2 , das Wellenfunktionen werden in der Quantenchemie üblicherweise durch Linearkombinationen aus geeigneten atomare Basisfunktionen ( Atomorbitale) dargestellt. Mehr zur zeitunabhängigen Schrödingergleichung später in der Vorlesung. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 5 5 Elektrostatik Elektrische Wechselwirkungen zwischen Ladungen bestimmen grosse Teile der Physik, Chemie und Biologie. z.B. • Sie sind die Grundlage für starke wie schwache chemische Bindungen. • Salze lösen sich in Wasser um Lösungen geladener Ionen zu bilden, die drei Viertel der Erdoberfläche bedecken. • Salzwasser ist die Flüssigkeit in lebenden Zellen. • pH und Salze regulieren die Wechselwirkungen von Proteinen, DNA, Zellen und Kolloiden und die Konformation von Biopolymeren. • Nervensysteme könnten ohne Ionenströme nicht funktionieren. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 6 6 Coulomb-Gesetz Das Coulomb-Gesetz wurde durch Henry Cavendish (1731-1810), J Priestley (1733 – 1804) und CA Coulomb (1736 – 1806) in sorgfältigen Experimenten an makroskopischen Objekten wie Magneten, Glasfäden, geladenen Kugeln und Kleidung aus Seide entdeckt. Charles Coulomb Henry Cavendish Es gilt auf einer sehr weiten Größenskala einschließlich der Welt der Atome, Moleküle und biologischen Zellen. Die Wechselwirkungsenergie u(r) zwischen 2 Ladungen q1 und q2 im Abstand r voneinander ist im Vakuum: mit der Proportionalitätskonstante C = 2. Vorlesung SS 2006 q1q2 u (r ) = C r 1 4 0 Computational Chemistry 7 7 Proportionalitätskonstante Die Proportionalitätskonstante hängt von den Einheiten ab, mit denen die Ladungen und deren Abstand gemessen werden. Im SI-System ist die Einheit der Ladung das Coulomb C, die Einheit der Energie das Joule J und die Einheit der Länge ein Meter m. 0) Damit gilt C = (4 0 -1 . ist die Dielektrizitätskonstante des Vakuums. In SI-Einheiten 0 = 8.85 × 10-12 farad m-1. Die SI-Einheit Farad F ist die Einheit der Kapazität, 1 F = 1 Coulomb / 1 Volt. Die SI-Einheit Volt V ist die Einheit der Spannung, 1 V = 1 Joule / 1 Coulomb also gilt auch 2. Vorlesung SS 2006 0 = 8.85 × 10-12 C2 (Jm)-1. Computational Chemistry 8 8 Proportionalitätskonstante Die Ladung eines Protons ist e = +1.60 × 10-19 C, die eines Elektrons e = -1.60 × 10-19 C, N e = 9.647 × 104 C mol-1 Beispiel: die Coulomb-Anziehung zwischen einem Na+ und Cl- Ionenpaar in r = 2.8 Å Abstand: 2. Vorlesung SS 2006 e2 N kJ = 496 u (r ) = mol 4 0r Computational Chemistry 9 9 Ladungswechselwirkungen sind langreichweitig Coulomb-Wechselwirkungen fallen mit r-1 ab, also wesentlich langsamer als die van-der-Waals-Wechselwirkung, die mit r-6 abfällt. Beispiel: die Berechnung der Gitterenergie eines NaCl-Kristalls erfordert die Berechnung einer unendlichen Summe, die nur langsam konvergiert. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 10 10 Ladungen wechselwirken schwächer in Lösungen In Lösung wechselwirken Ladungen schwächer miteinander als im Vakuum. Flüssigkeiten können in unterschiedlichem Ausmaß polarisiert werden, siehe die bevorzugten Anordnungen der Dipolteilchen der Lösung um die beiden entgegengesetzt geladenen Teilchen in der Abb. sie bewirken eine Abschirmung deren Wechselwirkung Dies drückt man durch die relative Dielektrizitätskonstante des Mediums aus. Beispiele: 2. Vorlesung SS 2006 r r Wasser bei 0º C 88 Wasser bei 25 º C 78,54 Glykol 37 Methanol 33 Heptan bei 0º C 1,958 Heptan bei 30 º C 1,916 Computational Chemistry 11 11 Elektrostatische Kräfte addieren sich wie Vektoren Das Coulomb-Gesetz kann entweder für die Energie u(r) oder die Kraft f = ausgedrückt werden. u (r ) qq = C 1 22 r rr Energien sind skalare Größen, die man einfach zusammenzählen kann, wogegen Kräfte Vektoren sind, die man komponentenweise addieren muß. Ein wichtiger Grundsatz ist das Superpositionsprinzip: sowohl elektrostatische Energien als auch Kräfte sind additiv. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 12 12 Elektrostatische Kräfte addieren sich wie Vektoren Die gesamte elektrostatische Kraft auf ein Teilchen ist die Vektorsumme der elektrostatischen Kräfte der anderen Teilchen. z.B. gilt für die Kraft von Teilchen A auf B f AB Cq A qB rAB = 2 rAB r r AB wobei rAB/rAB ein Vektor von Teilchen A nach B der Einheitslänge ist. Die Kraft fAB zeigt in dieselbe Richtung. Für die Kraft fBC gilt das Entsprechende. Die resultierende Kraft ftotal ergibt als vektorielle Summe der beiden Einzelkräfte auf B. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry Für die Komponenten des Verbindungsvektors gilt rx = r cos , ry = r sin und das Analoge für die Kraftkomponenten. 13 13 Das elektrostatische Feld Das Konzept des elektrostatischen Feldes E(r) erlaubt es uns, die Kräfte auf ein geladenes Teilchen zu beschreiben, das irgendwo im Raum platziert wird. Das elektrostatische Feld ist ein Vektorfeld. Die Abb. zeigt die Kräfte von A und B auf ein Teilchen C in 2 unterschiedlichen Positionen. Man definiert E(r) durch seine Auswirkung auf eine Testladung qtest. E (r ) = Die Einheit von E(r) ist V m-1. 2. Vorlesung SS 2006 q fixed r f (r ) = qtest 4 0 r r 2 r Computational Chemistry 14 14 Das elektrostatische Potential Wir gehen nun vom Vektorfeld elektrostatisches Feld zu einem skalaren Feld, dem elektrostatischen Potential über. Das Ziel ist die Ableitung der Poisson-Gleichung. Betrachte die Arbeit dw um eine Ladung q in einem statischen elektrischen Feld E um eine kleine Strecke dl zu verschieben: dw = f dl = qE dl Das Minuszeichen bedeutet, dass die Arbeit gegen das Feld verrichtet wird. Die gesamte Arbeit wAB um eine Ladung q von Punkt A nach Punkt B zu verschieben, ergibt sich über das Wegintegral B wAB = q E dl A 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 15 15 Das elektrostatische Potential Der Unterschied des elektrostatischen Potentials A und B ist definiert als die Arbeit wAB um eine Einheitstestladung qtest vom Punkt A nach Punkt B zu bewegen, geteilt durch die Einheitstestladung; B A w = AB = qtest B E dl A Wenn man das Feld E kennt, das von einer Ladungsanordnung erzeugt wird, kann man mit dieser Beziehung den Unterschied des elektrostatischen Potentials berechnen. Im folgenden möchten wir aus einem gegebenen Potential Feld E berechnen. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry das elektrische 16 16 Der Zusammenhang zwischen E und B B A = Dieses Integral formen wir nun eine Differentialgleichung um. E dl A = xB yB Ex d x zB E y dy xA yA E z dz Die Punkte A und B seien sehr nahe bei einander, bei (x,y,z) und (x+dx,y,z). zA B A = = xB E x dx = E x x xA Ausserdem ergibt eine Taylor-Entwicklung von = x : x Ex = Der Vergleich beider Gleichungen ergibt: und analoge Beziehungen für Ey und Ez. In Kurzschreibweise gilt E= = Das elektrische Potential ist der negative Gradient des elektrostatischen Potentials 2. Vorlesung SS 2006 x y z Computational Chemistry x = x y z 17 17 Arbeit im elektrostatischen Potential Gegeben sei das statische Feld einer Punktladung q1. Es hat radiale Symmetrie, ändert sich also nur mit dem Abstand r. Um eine Ladung von A über D nach C zu verschieben bedarf der gleichen Arbeit wie um diese Ladung von B nach C zu verschieben. Grund: Arbeit wird nur entlang der radialen Abschnitte geleistet. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 18 18 Elektrostatische Wechselwirkungen sind konservativ Solange keine Reibungsverluste auftreten ist die elektrostatische Arbeit reversibel und wegunabhängig. Um eine Ladung entlang eines geschlossenen Kreises zu bewegen, ist keine Arbeit notwendig. In der Abbildung sind die Äquipotentialflächen in dem Protein Superoxid-Dismutase gezeigt. Auch hier gilt: Die benötigte Arbeit um eine Testladung auf einem geschlossenen Kreis von A über B und C nach A zurück zu bewegen ist gleich Null. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 19 19 Äquipotential Oberflächen um 2 positive Ladungen 2 positive Ladungen befinden sich bei x = -l / 2 und bei x = +l / 2. In weiter Entfernung kann man das elektrostatische Potential betrachten als ob es von einer doppelt so grossen Ladung im Punkt x = 0 stammt. 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 20 20 Dipole Ein Dipol ist eine Anordnung von Ladungen +q und –q im Abstand l. Dipole sind im Raum orientiert. Die Orientierung ist durch den Vektor l von –q nach +q gegeben. Das Dipolmoment ist ein Vektor µ= q l In der unteren Abbildung ist die Kraft auf einen Dipol in einem elektrischen Feld gezeigt. Die Kraft auf den Dipol ist f = q E. Die den Dipol drehende Komponente ist f = fc sin . 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 21 21 Wechselwirkung einer Ladung mit einem Dipol Ein Ion befinde sich im Punkt P mit einer Punktladung Q in dem Feld eines Dipols im Abstand r. Die Wechselwirkungsenergie u(r, ) entspricht der Arbeit um die beiden Moleküle an diese Position zu bringen. Es ergibt sich: u (r , )= Q= CµQ cos 2 rr Bemerkenswert ist daß diese Wechselwirkung umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstands r ist, also erheblich schneller abfällt als die Wechselwirkung zweier Ladungen. Der Grund ist einfach, daß sich aus einiger Entfernung die Dipolladungen gegenseitig neutralisieren. Anwendung: Ladungsgruppen in MM-Kraftfeldern … 2. Vorlesung SS 2006 Computational Chemistry 22 22 Die Poisson-Gleichung Die Poisson-Gleichung beschreibt das von einer Ladungsverteilung elektrostatische Potential : 2 erzeugte = 0 r Hierbei gilt: 2. Vorlesung SS 2006 E= 2 Computational Chemistry 23 23