Expertenwissen: Private Investoren

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Private Investoren
Der Kapitalbedarf eines Unternehmens oder eines Projektes ist eine
dynamische Größe, abhängig von der Phase, in der sich das Unternehmen
gerade befindet. Deshalb kann es neben der Aufnahme von klassischem
Fremdkapital auch notwendig werden, die Unterstützung privater Investoren in
Anspruch zu nehmen. Private, von Banken unabhängige Investoren sind gerade
für Startups und klein- und mittelständische Unternehmen der MedizintechnikBranche eine spannende Option – denn neben der reinen Investitionssumme
tragen sie häufig auch mit ihrem Netzwerk und ihrer unternehmerischen
Erfahrung aktiv zur Weiterentwicklung des Unternehmens bei.
Häufig haben gerade junge und hoch-innovative Unternehmen Probleme bei der
Finanzierung neuer Investitionsvorhaben. Da die Beurteilung der
Erfolgswahrscheinlichkeit sehr komplex ist, gewähren risikoaverse Banken ihnen
oftmals keinen klassischen Kredit. In diesem Fall bieten private Investoren einen
Ausweg.
Es gibt im Wesentlichen vier Arten privater Investoren:
Mittelständische Beteiligungsgesellschaften
Private Beteiligungsgesellschaften / Family Offices
Venture Capital Gesellschaften
Business Angels
Mittelständische Beteiligungsgesellschaften
Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBGs) sind öffentlich geförderte
Beteiligungsgesellschaften der einzelnen Bundesländer mit einem
wirtschaftspolitischen Förderungsgedanken. In der Regel investieren MBGs
Beteiligungssummen ab 100.000 Euro in ein Unternehmen, häufig in Form einer
stillen Beteiligung. Sie bieten auch Sonderprogramme für Existenzgründer mit
verbilligten Konditionen für Investitionssummen ab 20.000 Euro an. Neben einer
gesunden Geschäftsentwicklung geht es vor allem um die Sicherung bzw. den
Ausbau von Arbeitsplätzen in der Region. Der große Vorteil einer MBG-Beteiligung
besteht für den Unternehmer darin, dass die MBG am Zuwachs des
Unternehmenswerts nicht teil hat. Am Ende der Beteiligungsphase muss das
Unternehmen lediglich die Investitionssumme zum ursprünglichen Nominalwert
zurückzahlen.
Private Beteiligungsgesellschaften / Family Offices
Private Beteiligungsgesellschaften (Private Eqity) bzw. Finanzinvestoren bieten meist
mehr als Geld: Aufgrund ihres Know-hows ermöglichen sie eine weitere
Professionalisierung des Unternehmens. Meistens stellen Versicherungen,
Pensionskassen, Stiftungen oder vermögenden Privatpersonen das zu investierende
Kapital zur Verfügung. Durch die gemeinsame Steigerung des Unternehmenswerts
während der Investitionsdauer, gelingt es Finanzinvestoren häufig eine stark
überdurchschnittliche Rendite zu generieren. Allerdings müssen Unternehmer im
Hinterkopf behalten, dass das Geschäftsmodell von Private Equity darin besteht,
das Unternehmen innerhalb von drei bis sieben Jahren zu verkaufen. Um für ein
Private Equity Investment in Frage zu kommen, ist neben der Cashflow-Stärke vor
allem das zukünftige Management entscheidend. Der Finanzinvestor besitzt nämlich
in der Regel nicht die notwendige Branchen- und Unternehmenserfahrung, um das
Unternehmen eigenständig weiterführen zu können. Bei der Suche nach
längerfristigen Engagements und einer nachhaltigeren Lösung kann Eigenkapital
auch über Family Offices eingeworben werden („Family Equity“). Dieses von
vermögenden Familien für Direktbeteiligungen zur Verfügung gestellte Kapital hat
meist den großen Vorteil, dass die Bedingungen sehr individuell verhandelt werden
können und die Investoren häufig über einen langfristigen Anlagehorizont verfügen,
der von keinem Exitdruck beeinflusst wird. Der größte Vorteil bei Family Offices
besteht sicherlich darin, dass der Investor in der Regel eine unternehmerische
Vergangenheit hat und daher die Marktchancen besser einschätzen kann als
risikoscheue Bankvertreter.
Venture Capital Gesellschaften
Befindet sich ein Unternehmen noch in einer frühen Gründungsphase bzw. weist das
neue Projekt einen hoch-innovativen und zugleich hoch-riskanten Charakter auf, so
wird eine Beteiligung eines Venture Capital (VC) Investors für das Unternehmen
interessant. VC-Gesellschaften sind häufig Tochterunternehmen von Banken oder
Industrieunternehmen. Allerdings gibt es auch Privatpersonen, die Venture Capital
zur Verfügung stellen. Im Rahmen eines VC-Investments bleiben die
Unternehmensgründer meistens Mehrheitsgesellschafter. Die Finanzierungssumme
kann über mehrere Finanzierungsrunden hinweg und meilensteinbasiert investiert
werden. Daneben unterstützen VC-Gesellschaften durch ihr umfangreiches
Netzwerk und bei allen unternehmerischen Entscheidungen.
Business Angels
Einen ähnlichen Charakter wie VC-Gesellschaften weisen Business Angels auf. Als
ehemalige Unternehmer stellen sie hoch-innovativen und jungen Unternehmen
neben der reinen Finanzierungssumme ihr Know-how, ein umfassendes Netzwerk
und Unterstützung bei betriebswirtschaftlichen Fragestellungen zur Verfügung.
Oftmals finanzieren Business Angels Unternehmen vor einem klassischen VCInvestment und entwickeln eine spannende Idee weiter bis zu einem tragfähigen
Geschäftskonzept, jedoch häufig ohne eine direkte operative Beteiligung. Da es sich
dabei allerdings um ein hoch-riskantes Investment handelt, verlangen Business
Angels im Gegenzug eine sehr hohe Rendite. Diese muss das Unternehmen durch
einen erfolgreichen Exit und Verkauf realisieren.
Oftmals sinnvolle Nachfolgelösung
Private / bankenunabhängige Investoren können eine sinnvolle Alternative sein,
wenn ein Unternehmer einen Nachfolger sucht und sich keine familieninterne Lösung
anbietet. Im Wesentlichen lassen sich vier familienexterne Nachfolgeoptionen
unterscheiden:
Management Buy-out (MBO)/Management Buy-in (MBI)
Verkauf an einen Finanzinvestor
Verkauf an einen strategischen Investor
Gang an die Börse (Initial Public Offering, IPO)
Beim MBO kommt der Nachfolger aus dem bestehenden Management. Kommt ein
unternehmensexterner Manager ins Unternehmen, spricht man von einem MBI. Der
große Vorteil eines MBO besteht darin, dass die vorhandenen Führungskräfte das
Unternehmen und den Markt bestens kennen und daher nur geringe
Reibungsverluste zu erwarten sind. Oftmals wird ein MBO/MBI zusammen mit
einem Finanzinvestor realisiert. Dieser wird allerdings nach typischerweise vier bis
sieben Jahren den Exit suchen und das Unternehmen gemeinsam mit dem
Management erneut verkaufen.
Ähnlich verhält es sich bei dem alleinigen Verkauf an einen Finanzinvestor bzw.
Private Equity Fonds. Diese kaufen Unternehmen, um deren Wert innerhalb der
nächsten vier bis sieben Jahre zu steigern und im Anschluss daran gewinnbringend
weiterzuverkaufen. Bei einer Übernahme wird circa die Hälfte des Kaufpreises durch
ein externes Akquisitionsdarlehen finanziert, das aus dem zukünftigen Cashflow des
Unternehmens abbezahlt werden muss. Damit ein Unternehmen für die Investition
eines Private Equity Investors in Frage kommt, ist im Regelfall neben der CashflowStärke vor allem auch das zukünftige Management entscheidend, da der
Finanzinvestor oftmals nicht die notwendige Branchen- und
Unternehmenserfahrung besitzt, um dieses eigenständig weiterführen zu können.
Für strategische Käufer – Wettbewerber, Kunden, Lieferanten oder Unternehmen
aus benachbarten Branchen – ist anders als für Finanzinvestoren nicht nur die
finanzielle Wertsteigerung eines Unternehmens ausschlaggebend, sondern vor
allem eine strategische Logik: Wo ergeben sich Synergieeffekte, eröffnet die
Akquisition neue Kunden- bzw. Marktzugänge, können Technologien
weiterentwickelt werden? Diesem Umstand ist zuzuschreiben, dass strategische
Käufer oft den höchsten Kaufpreis zu zahlen bereit sind („strategische Prämie“).
Eine Nachfolgelösung über die Börse ist sicherlich nur für den gehobenen
Mittelstand sinnvoll, der eine klare Wachstumsstory vorweisen kann. Voraussetzung
dafür ist, dass das Unternehmen eine gewisse Börsenreife aufweist: Dazu zählt
neben der Rechtsform der Aktiengesellschaft vor allem ein offenes und schnelles
Berichtswesen sowie eine klare Kapitalmarktorientierung der
Kommunikationsprozesse.
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