vitOrgan Postfach 42 40 73745 Ostfildern Arzneimittel GmbH Internet: www.vitorgan.de Telefon: 0711 / 4 48 12-0 E-Mail: [email protected] Telefax: 0711 / 4 48 12-41 FORUM 11/2000 Das Leiden der Jugend - verzögerte Pubertät Die Pubertät umfaßt die Entwicklungsperiode vom Beginn der Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale bis zum Erwerb der Geschlechtsreife und geht mit tiefgreifenden Veränderungen im körperlichen, seelischen und sozialen Bereich einher. Das Alter des Einsetzens und die Geschwindigkeit der sexuellen Entwicklung schwanken individuell und werden durch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse geprägt. So wird im Zusammenhang mit der zunehmenden Endgröße bei beiden Geschlechtern auch ein früherer Eintritt der Pubertät seit Ende des 19. Jahrhunderts in industrialisierten Ländern beobachtet. Man erklärt dies u. a. mit einer erhöhten vegetativen, endokrinen und zerebralen Reaktionsbereitschaft auf die Reizüberflutung. Man vermutet auch, daß die frühe Reifung mit der Verbesserung der Ernährung, der allgemeinen Gesundheits- und Lebensbedingungen zusammenhängt. Mädchen beginnen die sexuelle Reifung und vollenden ihr Wachstum in einem Alter zwischen 10 und 15 Jahren, Knaben zwischen 12 und 17 Jahren. Die sexuelle Reifung läuft bei beiden Geschlechtern in einer festgelegten Reihenfolge ab. Bei Knaben beginnt sie mit dem Wachstum des Skrotums und der Testes, gefolgt von Schambehaarung sowie Wachsen der Samenblase und der Prostata. Die Axillar- und Gesichtsbehaarung erscheinen etwa zwei Jahre danach, jeweils hervorgerufen durch testikuläre Androgene. Im Alter zwischen 14 und 16 Jahren erscheinen erstmals reife Spermatozoen. Bei den Mädchen erfolgt zuerst die Scham- und Axillarbehaarung durch Androgenbildung in der Nebennierenrinde, dann die Brustentwicklung durch Oestrogene und anschließend der Wachstumsschub. Die Fertilität, gekennzeichnet durch die erste Monatsblutung, beginnt heute ca. im Alter von 13 Jahren. Wenn die sexuelle Reifung zu einem späteren Zeitpunkt einsetzt, wird dies als Verzögerung der Pubertätsentwicklung Pubertas tarda (Pt) bezeichnet. Bei Jungen liegt dann eine Pt vor, wenn bis zum 15. Lebensjahr die Hodenvolumina kleiner als 3 ml sind und bis zum 16. Lebensjahr keine Schambehaarung zu erkennen ist. Bei Mädchen spricht man von einer Pt, wenn die erste Regelblutung erst nach Erreichen des 16. Lebensjahres eintritt. Die Patienten mit Pt sind kleiner als gleichaltrige Kinder. Die Pt ist einerseits genetisch bedingt, so findet man in der Anamnese, daß auch bei Eltern oder Geschwistern die Pubertät erst spät eingetreten ist. Andererseits können auch Allgemeinerkrankungen wie z. B. angeborene Herzfehler, chronische Niereninsuffizienz, Malabsorptionssyndrom, Morbus Crohn/Colitis ulcerosa und Schilddrüsenerkrankungen für eine Pt verantwortlich sein. Auch Untergewicht, Übergewicht, Anorexia nervosa, Streß und körperliche Überbeanspruchung, wie z. B. Hochleistungssportlerinnen, sind hier aufzuzählen. Die Funktion der weiblichen und männlichen Gonaden wird über die Gonado-tropinsekretion der Hypophyse vom Hypothalamus eingeleitet und kontrolliert. Das im Hypothalamus gebildete Gonadotropin Releasing Hormon (GnRH) stimuliert die Sekretion von luteinisierendem Hormon (LH) und follikelstimulierendem Hormon (FSH) im Hypophysenvorderlappen. Beide sind auch beim Mann vorhanden. Die Signale werden an die Gonaden übermittelt. Diese wiederum regulieren die endokrine und exokrine Hodenfunktion beim Mann sowie die zyklische Ovarialfunktion bei der Frau. Der Regelkreis zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Gonaden schließt sich über das im Hoden gebildete Hormon Testosteron sowie über die im Ovar produzierten Hormone Oestrogen und Progesteron. Das sensible dynamische Gleichgewicht kann gestört werden durch fehlerhafte Übermittlung –vom Hypothalamus als Folge von psychischem oder physischem Streß, es können aber auch anatomische Strukturen zerstört sein. Ein isolierter LH- und FSH-Mangel ist Ursache des Kallmann-Syndroms. Hypogonadotroper Hypogonadismus mit Beeinträchtigung (Hyposmie) resp. vollständiger Aufhebung des Geruchsvermögens (Anosmie) sind charakteristische Merkmale für diese Erkrankung, die eine Pt zur Folge hat. Der zugrunde liegende Gonadotropinmangel tritt bei beiden Geschlechtern auf, da er x-chromosomal gebunden ist. Hypogonadotroper Hypogonadismus tritt auch bei Chromosomenanomalien wie z. B. dem KlinefelterSyndrom bei Knaben und dem Ullrich-Turner-Syndrom bei Mädchen auf. Auch Tumore, die die Synthese, Sekretion oder Transport von GnRH behindern, können für eine Pt verantwortlich sein. Andere endokrine Stoffwechselwege werden hier meistens zusätzlich beeinträchtigt. Weitere Ursachen für die Pt sind z. B.Speicherkrankheiten (Schüller-Christian-Hand-Erkrankung), Folgen von Tuberkulose oder Meningitis, Traumata oder Sarkoidose. -2- DER INTERESSANTE FALL Barbara Buchwalder, Therapeutin aus Bremen, wurde ein 13jähriger Junge von seiner Mutter vorgestellt. Der Junge war allergisch disponiert und litt an Heuschnupfen. Gleichzeitig war er auf der körperlichen Entwicklungsstufe eines 10jährigen, geistig jedoch nachgewiesenermaßen hochbegabt. Der Junge hatte sich zu einem introvertierten Kind entwickelt, da er von den Mitschülern gehänselt wurde. Wegen des Heuschnupfens erhielt er zuerst hochdosierte Vitamin C-Infusionen in Kombination mit „UtilinKapseln“ sowie Conjunctisan B*-Augentropfen. Zusätzlich wurde ALLERGOSTOP I* eingesetzt. Zur weiteren Unterstützung der Therapie bekam der Junge NeyFaexan* (Nr. 55), NeyDesib* (Nr. 78) und Conjunctiva* (Nr. 91) in den Stärken I - III verabreicht. Frau Buchwalder: „Da sich hier so ein guter Erfolg eingestellt hat, sprach die Mutter mich nach einer Möglichkeit an, die noch völlig ausstehende Pubertät ihres Sohnes zu beeinflussen.“ Die Knochenmessung zeigte, daß das biologische Knochenalter um drei Jahre verzögert war. Daraufhin wurden ihm die Präparate juveniler Testes* (Nr. 19), NeyNormin*(Nr. 65) und NeyRhythmin* (Nr. 51) in den Stärken I III injiziert. Wegen der allergischen Disposition wurden zusätzlich NeyNormin*-Tropfen und Neythymun oral* verabreicht. Drei Monate nach Beendigung des Behandlungszyklus bekam der Patient einen Wachstumsschub und kam in den Stimmbruch. Innerhalb eines halben Jahres ist der Patient um 12 cm gewachsen. Ein halbes Jahr nach der ersten Behandlungsserie wurde der Junge mit NeyMan* (Nr. 35) und Revitolan* (Nr. 22), NeySexan* (Nr. 16) und NeyRhythmin in den Stärken I - III behandelt. An den injektionsfreien Tagen erhielt er NeyMan- und NeyNormin-Tropfen. Ein dritter Behandlungszyklus schloß sich ein halbes Jahr danach an. Nun wurde NeyMan N* (Nr. 35 N), Neythymun f* (Nr. 29 f), NeySexan und NeyRhythmin in den Stärken I - III injiziert , oral wurden NeyMan- und NeyGeront-Tropfen* (Nr. 64) eingenommen. Inzwischen war der Patient 20 cm gewachsen und hatte 14 kg zugenommen. Nach einem weiteren Jahr erfolgte ein neuer Behandlungszyklus mit Revitolan, NeyMan, NeySexan und Ney-Rhythmin in den Stärken I - III als Injektion, ergänzt mit Neythymun oral und NeyNormin-Tropfen sowie zusätzlich ALLERGOSTOP I. Der Patient ist inzwischen 1,78 m groß, wiegt 64 kg und hat den Stimmbruch hinter sich. DIAGNOSTIK Größe und Gewicht müssen ebenso dokumentiert werden, wie das Pubertätsstadium. Aus den ersten beiden Parametern kann die Wachstumsgeschwindigkeit ermittelt werden. Der Stand der Pubertät wird nach Tanner in Stadium I (kindliches Genitale, keine Sekundärbehaarung) bis Stadium VI (Körper- und Schambehaarung, Bartwuchs, ausgereifte Genitalien) eingeteilt. Die Röntgenaufnahme des Handskeletts zeigt den Stand der Knochenentwicklung. Das Längenwachstum des Knochens erfolgt ausgehend von dem aktiv proliferierenden Knorpel an den Enden der Röhrenknochen. Ist kein Knorpel mehr nachweisbar, sind die Epiphysenfugen geschlossen und damit ist die Pubertät beendet. Auch die Schilddrüse wird von der Hypophyse gesteuert und nimmt Einfluß auf Wachstum und Entwicklung. Über das Fortschreiten der Pubertät geben daher auch Bestimmungen von Thyreotropin (TSH) und Thyroxin (T4) Auskunft. Bei Verdacht auf genetisch bedingte Beeinträchtigung der Pubertät ist eine Chromosomenanalyse sinnvoll. Zur Differentialdiagnose von fehlender oder mangelhafter Gonadotropinsekretion werden über den Tag verteilt LH- und GnRH-Bestimmungen durchgeführt. TIPS FÜR DIE PRAXIS Ob bei verzögerter Pubertät, wenn Leidensdruck besteht, Jungen mit Testosteron behandelt werden sollen, ist wissenschaftlich umstritten, da hier massiv in das Regulationsgeschehen eingegriffen wird. Eine natürliche Unterstützung der biologischen Funktion des Regelkreises ist bei beiden Geschlechtern mit Ney-Rhythmin sowie bei Jungen mit NeySexan, Testes (Nr. 19) und NeyMan möglich, bei Mädchen mit Follikulinorm (Nr. 17) und Ovar (Nr. 18). Die Ernährung hat großen Einfluß auf Wachstum und Entwicklung. Fastfood sollte deshalb nicht die Hauptnahrungsquelle von Jugendlichen sein. © vitOrgan 11/2000