Erfolgreiche Prophylaxe_S. 7–9_916703

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Professionelle Zahnreinigung (PZR)
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Die Behandlung hypersensibler Zahnhälse
Eine häufig anzutreffende Komplikation professioneller Zahnreinigungsmaßnahmen ist die praktisch immer reversible Hypersensibilität
der Zahnhälse.
Zahnsteinablagerungen und eine entzündlich geschwollene Gingiva
bilden für freiliegende Wurzeloberflächen zunächst einen wirksamen
Schutz gegen äußere Reizeinwirkungen. Durch die Zahnreinigung und
deren antiinflammatorische Wirkung auf das Zahnfleisch wird diese
»Schutzwirkung« aufgehoben. Dies führt beim Patienten zu der paradoxen Erfahrung, dass nach vorheriger Beschwerdefreiheit nun das
objektiv »erfolgreiche Behandlungsergebnis« mit subjektiv empfundenen Beschwerden einhergeht. Die Eröffnung zusätzlicher Dentintubuli
durch Überinstrumentierung oder durch eine allzu forcierte Politur verstärkt die Sensibilität noch weiter.
Komplikationsrisiko
Über dieses Komplikationsrisiko, insbesondere aber über die Möglichkeit wirksamer Gegenmaßnahmen, sollte der Patient schon vor Beginn der professionellen Zahnreinigung aufgeklärt werden.
Patient vor
Behandlung
informieren
Indikationen und Kontraindikationen
Eine Indikation zur Behandlung hypersensibler Zahnhälse liegt vor,
wenn exponierte Wurzeloberflächen im Zahnhalsbereich festgestellt
werden und wenn Schmerzen bei mechanischer, thermischer, chemischer oder osmotischer Reizeinwirkung auftreten.
Indikationen
Eine Behandlung hypersensibler Zahnhälse sollte nicht durchgeführt
werden, wenn eine Allergie gegen die verwendeten Produkte besteht
und bei Schmerzen infolge einer Pulpenhyperämie oder Pulpitis, die
durch pulpennahe kariöse Defekte mit erweichtem Dentin hervorgerufen werden. Dann ist eine Restauration indiziert.
Kontraindikationen
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Professionelle Prävention aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht
Behandlungserfolg
!
Erfolgsgrundsätze
Das Ziel der Behandlung ist eine lang anhaltende Eliminierung oder
Verminderung des Schmerzreizes. Voraussetzung dafür sind die
Versiegelung der Zahnoberfläche zum äußeren Verschluss der
Dentintubuli, eine intratubuläre Mineralisation oder Präzipitation
sowie die Bildung von Sekundärdentin.
Hypersensible Zähne sind dann erfolgreich behandelt, wenn der
Wirkungseintritt schnell erfolgt, die Wirkung lang anhält und die verwendeten Substanzen gut vertragen werden, sprich: keine Nebenwirkungen wie Pulpenschädigung, Zahnverfärbungen oder Zahnfleischirritationen auftreten.
Behandlungsablauf
Flow-Chart: Behandlung hypersensibler Zahnhälse
Zahnauswahl:
Bei der Auswahl der Zähne, die behandelt werden sollen, ist ein
quadrantenweises Vorgehen empfehlenswert.
Reinigen:
Entfernung sämtlicher Plaque, Verfärbungen, mineralisierter Beläge
usw. von den zu behandelnden Flächen.
Keine Desensibilisierungsmaßnahmen bei kariös erweichtem Dentin!
Professionelle Zahnreinigung (PZR)
Trocknen:
Herstellung relativer Trockenheit durch Watterollen oder
Speichelabsorber (z. B. Dry Tips®).
Speichelsauger mit gleichzeitiger Abhaltung der Zunge
(z. B. Hygoformic®).
Trocknen der empfindlichen Flächen mit Wattepellets oder
Watterollen (Erwärmte Druckluft dehydriert das freiliegende Dentin
und verstärkt die Schmerzempfindlichkeit zusätzlich.).
Applizieren:
Lösungen mit feinem Wattepellet, Mikropinsel o. ä. gezielt
auftragen.
Bei einigen Präparaten, z. B. Dentinadhäsiven (so genannte
»Primer«), sollte der Kontakt mit der Gingiva möglichst vermieden
werden (Herstellerangaben beachten).
Einwirkzeit beachten gegebenfalls polymerisieren:
Je nach Herstellerangaben Lack ausreichend lange einwirken
lassen, gegebenfalls polymerisieren, trocknen usw.
Instruktion, Motivation:
Häusliche Plaquekontrolle und regelmäßige Reinigung der
empfindlichen Flächen sind unerlässlich.
Gegebenfalls ultraweiche Zahnbürste (z. B. Special Care®) und
therapeutische Zahncreme (z. B. Sensodyne®, Elmex Sensitive®)
verwenden.
Gegebenfalls wiederholen:
Die Desensibilisierung kann bei Bedarf im Abstand von ein bis drei
Tagen insgesamt bis zu fünfmal durchgeführt werden.
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Professionelle Prävention aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht
Troubleshooting
Punktuelle
Unwirksamkeit von
Präparaten und
Methoden
Zu Misserfolgen kann es kommen, wenn bei in der Regel wirksamen
Präparaten und Methoden in Einzelfällen der Behandlungserfolg ausbleibt, ohne dass ein Grund zu erkennen wäre. Aus noch ungeklärter
Ursache wirken Desensibilisierungspräparate nicht bei allen Patienten
gleich gut. Sinnvoll ist es daher, mindestens zwei Präparate bereitzuhalten, deren therapeutisches Prinzip auf unterschiedlichen Wirkungsweisen beruht, z. B. ein Fluoridpräparat (z. B. Duraphat® [Colgate],
Bifluorid® [Voco]), einen Dentinprimer (z. B. Gluma® [Heraeus Kulzer],
System desensitizer® [Vivadent]) und ein Präparat auf Basis der
Ausfällung anorganischer Salze (z. B. D/Sense2® [Centrix]).
Tritt nach drei Applikationen keine deutliche Besserung der Beschwerden ein, sollte auf ein anderes Präparat gewechselt werden.
Häusliches
Fehlverhalten
Mitarbeit des
Patienten
Ebenso kann ein häusliches Fehlverhalten oder das Ausbleiben einer
konsequenten häuslichen Mitarbeit die Wirkung zahnärztlicher Desensibilisierungsmaßnahmen wieder aufheben. Dazu gehören:
■
zu »aggressives« Zähneputzen, gegebenfalls mit zu harten Borsten
und/oder stark abrasiver Zahncreme
■
unzureichende Plaqueentfernung auf den empfindlichen Flächen
(führt zur Entstehung bakterieller Reizstoffe)
■
erosive, salzige und zuckerhaltige Speisen und Getränke
Es ist anzumerken, dass bei der wirksamen Behandlung überempfindlicher Zahnhälse professionelle und häusliche Maßnahmen stets Hand
in Hand gehen. Da es sich um die Behandlung eines Schmerzzustandes handelt, ist die Motivation zur Mitarbeit in der Regel hoch,
vorausgesetzt, der Patient wurde über die adäquaten Maßnahmen
hinreichend informiert. Sie umfassen
■
die schonende aber konsequent durchgeführte Zahnpflege
Professionelle Zahnreinigung (PZR)
■
Vermeidung aller Reizeinwirkungen, die den Schmerz provozieren.
■
Verwendung einer therapeutisch wirksamen Spezialzahncreme für
empfindliche Zahnhälse
■
gegebenfalls zusätzliche Fluoridanwendungen in Form von Gels
oder Spüllösungen
Instrumente und Materialien
■
Für die Herstellung relativer Trockenheit, zum Absaugen
– Watterollen
– Speichelabsorber (erheblich höhere Saugkapazität als Watterollen, z. B. Dry Tips® [Mölnlycke])
– Speichelzieher (z. B. Hygoformic® [Orsing])
■
Präparate für die professionelle Desensibilisierung siehe »Dentinversiegler« S. 80
■
Applikationshilfen (z. B. Vivabrush® [Vivadent], Appli-Tips® [Microbrush], Duraphat® Carpulen mit Applikationskanüle [Colgate])
■
Hilfsmittel und Präparate für häusliche Desensibilisierungsmaßnahmen
– Handzahnbürsten (z. B. Special Care® [TePe])
– Elektrische Zahnbürsten (z. B. Oral B® mit Aufsatz Extrasoft EB
17® [Gilette])
– therapeutische Zahncremes (z.B. Sensodyne®, Block Drug, Oral B
Sensitive® [Gilette], Elmex Sensitive® [Gaba])
– Fluoridpräparate (z. B. Elmex Gelee® [Gaba], Meridol® Mundspüllösung [Gaba])
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