V2 Strukturen und molekulare Kräfte • Begriff des Atoms • Bindungen (kovalent, ionisch, metallisch) • Ionisierung • pH-Wert • Gasdruck, kinetische Energie von Molekülen • Freiheitsgrade • Boltzmannverteilung • Einführung in die statistische Thermodynamik • elektrostatische Wechselwirkungen 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 1 Der Begriff des Atoms Begriff des Atoms: Das kleinste „unteilbare“ Teilchen Elektron 9.11∙10-28 g Proton 1.67∙10-24 g Durchmesser: ca. 2-5 Å = 200-500 pm Neutron 1.67∙10-24 g Atomkern (nucleus, core) Größenverhältnisse: Kern hätte einen Durchmesser von 60m Bildquelle: Wikipedia 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 2 Atome und Elemente Unterschiedliche Anzahl Protonen: Elemente Anzahl der Protonen = Ordnungszahl + + + Wasserstoff Helium + + + Lithium Neon Kohlenstoff Innere- und Valenzelektronen 2. Vorlesung SS13 + + + + ++ ++ ++ + ++ + Edelgase: Abgeschlossene Schalen Computational Chemistry 3 Isotope Gleiche Anzahl Protonen, aber unterschiedliche Anzahl Neutronen: Isotope + + + Wasserstoff 1H Deuterium 2H oder D Isotop Kernspin natürliche Häufigkeit [%] 1H ½ 99.985 2H 1 0.015 12C kein 98.89 13C ½ 1.108 14C kein <10-9 14N 1 15N 2. Vorlesung SS13 ½ Tritium 3H oder T Isotopenverteilung wichtig für → Kernresonanzspektroskopie → Massenspektroskopie Halbwertszeit: 5730 Jahre 99.634 0.366 Computational Chemistry 4 Das Periodensystem der Elemente Elemente der ... Hauptgruppen H Hauptgruppen Nebengruppen Li Be Na Mg K Ca Sc Ti Rb Sr Y He B C N O F Ne Al Si P S Cl Ar V Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga Ge As Se Br Kr Zr Nb Mo Tc Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Xn Cs Ba La Hf Ta W Re Os Ir Pt Au Hg Tl Pb Bi Po At Rn metallisch oder ionisch Übergangsmetalle kovalent Verbindungen dieser Elemente sind überwiegend 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry Edelgase ionisch ionisch 5 Ionen (I) Der Aufbau von Verbindungen aus Atomen legt nahe, dass es (starke) Kräfte zwischen den Atomen gibt. Von den aus der klassischen Physik bekannten Anziehungskräften (Gravitation, Elektrizität und Magnetismus) kommt eigentlich nur die elektrostatische Anziehung in Frage, alle anderen Kräfte sind zu schwach. qi rij Vij = qj qi ⋅ q j rij Die elektrostatische Wechselwirkung zwischen geladenen Teilchen wird durch das Coulombsche Gesetz ausgedrückt. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 6 Elektrostatik Elektrische Wechselwirkungen zwischen Ladungen bestimmen große Teile der Physik, Chemie und Biologie. z.B. • sind sie die Grundlage für starke wie schwache chemische Bindungen. • Salze lösen sich in Wasser um Lösungen geladener Ionen zu bilden, die drei Viertel der Erdoberfläche bedecken. • Salzwasser ist die Flüssigkeit in lebenden Zellen. • pH und Salze regulieren die Wechselwirkungen von Proteinen, DNA, Zellen und Kolloiden und die Konformation von Biopolymeren. • Nervensysteme könnten ohne Ionenströme nicht funktionieren. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 7 Coulomb-Gesetz Das Coulomb-Gesetz wurde durch Henry Cavendish (1731-1810), J Priestley (1733 – 1804) und CA Coulomb (1736 – 1806) in sorgfältigen Experimenten an makroskopischen Objekten wie Magneten, Glasfäden, geladenen Kugeln und Kleidung aus Seide Charles Coulomb entdeckt. Henry Cavendish Es gilt auf einer sehr weiten Größenskala einschließlich der Welt der Atome, Moleküle und biologischen Zellen. Die Wechselwirkungsenergie u(r) zwischen 2 Ladungen q1 und q2 im Abstand r voneinander ist im Vakuum: mit der Proportionalitätskonstante C = 2. Vorlesung SS13 u (r ) = C q1q2 r 1 4πε 0 Computational Chemistry 8 Proportionalitätskonstante Die Proportionalitätskonstante hängt von den Einheiten ab, mit denen die Ladungen und deren Abstand gemessen werden. Im SI-System ist die Einheit der Ladung das Coulomb C, die Einheit der Energie das Joule J und die Einheit der Länge ein Meter m. Damit gilt C = (4πε0)-1 . ε0 ist die Dielektrizitätskonstante des Vakuums. In SI-Einheiten ε0 = 8.85 × 10-12 farad m-1. Die SI-Einheit Farad F ist die Einheit der Kapazität, 1 F = 1 Coulomb / 1 Volt. Die SI-Einheit Volt V ist die Einheit der Spannung, 1 V = 1 Joule / 1 Coulomb also gilt auch ε0 = 8.85 × 10-12 C2 (Jm)-1. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 9 Proportionalitätskonstante Die Ladung eines Protons ist – e = +1.60 × 10-19 C, die eines Elektrons e = –1.60 × 10-19 C, NAvogadro e = 9.647 × 104 C mol-1 Beispiel: die Coulomb-Anziehung zwischen einem Na+ und Cl- Ionenpaar in r = 2.8 Å Abstand: − e2 N kJ = −496 u (r ) = 4πε 0 r mol Zum Vergleich: CH4 → CH3 + H, 2. Vorlesung SS13 ∆E = 421 kJ mol-1 Computational Chemistry 10 Ladungswechselwirkungen sind langreichweitig Coulomb-Wechselwirkungen fallen mit r-1 ab, also wesentlich langsamer als die van-der-Waals-Wechselwirkung, die mit r-6 abfällt. Beispiel: die Berechnung der Gitterenergie eines NaCl-Kristalls erfordert die Berechnung einer unendlichen Summe, die nur langsam konvergiert (vgl. Vorlesung 5). 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 11 Ladungen wechselwirken schwächer in Lösungen In Lösung wechselwirken Ladungen schwächer miteinander als im Vakuum. Flüssigkeiten können in unterschiedlichem Ausmaß polarisiert werden, siehe die bevorzugten Anordnungen der Dipolteilchen der Lösung um die beiden entgegengesetzt geladenen Teilchen in der Abb. → sie bewirken eine Abschirmung deren Wechselwirkung Dies drückt man durch die relative Dielektrizitätskonstante εr des Mediums aus. εr Beispiele: Wasser bei 0º C 88 Wasser bei 25 º C 78,54 Glykol 37 Methanol 33 2. Vorlesung SS13 Heptan bei 0º C 1,958 Frage: warum nimmt εr mit Heptan bei 30 º C 1,916 zunehmender Temperatur ab? Computational Chemistry 12 Elektrostatische Kräfte addieren sich wie Vektoren Das Coulomb-Gesetz kann entweder für die Energie u(r) oder die Kraft ausgedrückt werden. f 21 = − qq r ∂u21 (r ) = C 1 22 r21 ∂r εrr D.h. 2 entgegengesetzt geladene Teilchen ziehen sich an. Energien sind skalare Größen, die man einfach zusammenzählen kann, wogegen Kräfte Vektoren sind, die man komponentenweise addieren muß. Ein wichtiger Grundsatz ist das Superpositionsprinzip: sowohl elektrostatische Energien als auch Kräfte sind additiv. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 13 Elektrostatische Kräfte addieren sich wie Vektoren Die gesamte elektrostatische Kraft auf ein Teilchen ist die Vektorsumme der elektrostatischen Kräfte der anderen Teilchen. z.B. gilt für die Kraft von Teilchen A auf B f AB = Cq A qB rAB ⋅ 2 ε r rAB rAB wobei rAB/rAB ein Vektor von Teilchen A nach B der Einheitslänge ist. Die Kraft fAB zeigt in dieselbe Richtung. Für die Kraft fBC gilt das Entsprechende. Die resultierende Kraft ftotal ergibt sich als vektorielle Summe der beiden Einzelkräfte auf B. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry Für die Komponenten des Verbindungsvektors gilt rx = r cos α, ry = r sin α und das Analoge für die Kraftkomponenten. 14 Das elektrostatische Feld Das Konzept des elektrostatischen Feldes E(r) erlaubt es uns, die Kräfte auf ein geladenes Teilchen zu beschreiben, das irgendwo im Raum platziert wird. Das elektrostatische Feld ist ein Vektorfeld. Die Abb. zeigt die Kräfte von A und B auf ein Teilchen C in 2 unterschiedlichen Positionen. Man definiert E(r) durch seine Auswirkung auf eine Testladung qtest. Die Einheit von E(r) ist V m-1. 2. Vorlesung SS13 q fixed r f (r ) E(r ) = = qtest 4πε 0ε r r 2 r Computational Chemistry 15 Dipole Ein Dipol ist eine Anordnung von Ladungen +q und –q im Abstand l. Dipole sind im Raum orientiert. Die Orientierung ist durch den Vektor l von –q nach +q gegeben. Das Dipolmoment ist ein Vektor µ= q l Frage: was ist das Dipolmoment eines Wassermoleküls? In der Abbildung rechts ist die Kraft auf einen Dipol in einem elektrischen Feld gezeigt. Die Kraft auf den Dipol ist f = q E. Die den Dipol drehende Komponente ist f = fc sinθ. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 16 Wechselwirkung einer Ladung mit einem Dipol Ein Ion befinde sich im Punkt P mit einer Punktladung Q in dem Feld eines Dipols im Abstand r. Die Wechselwirkungsenergie u(r,θ) entspricht der Arbeit um die beiden Moleküle an diese Position zu bringen. Es ergibt sich: CµQ cos θ u (r , θ ) = ψQ = εrr2 Bemerkenswert: diese Wechselwirkung ist umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstands. Sie fällt also erheblich schneller ab als die Wechselwirkung zweier Ladungen. Der Grund ist einfach: aus einiger Entfernung neutralisieren sich die Dipolladungen gegenseitig. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 17 Ionen (II) Beweise für die Existenz von Ionen und ionischen Verbindungen sind: • Kristallgitter + • Elektrolyse eeH+ Cu2+ Cl- ClH+ 2Cl- Cl2 + 2e- SO42Cu2+ + 2e- Cu Ionen leiten den Strom, egal ob in einer Lösung oder in der Schmelze 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 18 Ionisierung (I) Wenn Moleküle aus geladenen Teilchen bestehen, warum leiten dann nicht alle Verbindungen den elektrischen Strom ? Warum lösen sich Salze überhaupt im Wasser, obwohl ihr Schmelzpunkt so hoch ist (NaCl bei 800°C) ? Im Wasser werden Ionen durch die polaren Wassermoleküle solvatisiert. Bei einem löslichen Salz ist diese Lösungsenergie größer als die Gitterenergie, die die Ionen zusammenhält. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 19 Ionisierung (II) Säuren und Basen sind Verwandte der Salze. Auch sie können in polaren Lösungsmitteln (Wasser) in Ionen zerfallen. Starke Säuren (HCl) und starke Basen (NaOH) dissoziieren vollständig im Wasser, schwache Säuren (Essigsäure) und schwache Basen (Imidazol) unvollständig. HAc + H2O Ac- + H3O+ Zwischen undissoziierter Form und dissoziierter Form stellt sich ein Gleichgewicht ein. Die zugehörige Gleichgewichtskonstante (Dissoziationskonstante) ergibt sich zu K= [Ac-] [H3O+] [HAc] Die Konzentration des Wassers selbst bleibt praktisch unverändert. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 20 Ionisierung (III) Dissoziationskonstanten und pKa-Werte für einige Säuren Säure DissoziationspKa konstante (= -lg Ka) HCl H3PO4 HF HAc H2PO4CO2 NH4+ H2PO42- > 108 7.52 ∙10-3 3.53 ∙10-4 1.76 ∙10-5 6.23 ∙10-8 4.3 ∙10-7 5.6 ∙ 10-10 2.2 ∙10-13 2. Vorlesung SS13 < -8 2.12 3.45 4.75 7.21 6.37 9.25 12.67 Computational Chemistry 21 Der pH-Wert und Titration (I) Die Dissoziation einer Säure in Wasser erzeugt H3O+ Ionen. Deren Konzentration wird durch den pH-Wert ausgedrückt (= -lg [H3O+]) Was passiert nun, wenn wir zu einer Essigsäurelösung (HAc) nach und nach eine Base (NaOH) zugeben ? pH 0 4.7 14 Menge an NaOH Am Umschlagpunkt der Titrationskurve ist die Menge an zugegebener NaOH gleich der Menge an ursprünglich vorhandener HAc 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 22 Der pH-Wert und Titration (II) Der Umschlagspunkt der Titration von Essigsäure mit NaOH liegt nicht bei pH=7. Warum ? Am Umschlagspunkt haben wir es mit einer Lösung von Natriumacetat (Na+ und Ac-) zu tun. Salze einer starken Base und einer schwachen Säure ergeben eine saure Lösung. Die Umsetzung einer starken Säure (HCl) mit einer starken Base (NaOH) ergibt eine neutrale Lösung (NaCl) pH = 7. Für jede Titration müssen wir also überlegen, bei welchem pH-Wert der Umschlagspunkt liegen wird. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 23 Aminosäuren in Wasser (I) typische pKa-Werte von Aminosäurenseitenketten (dargestellt in ihrer protonierten Form als Säure) Asp O CH2 3.9 OH Frage: wie hängt die Ladung O Glu von Aminosäuren mit ihrem 4.1 CH2 CH2 OH pKa-Wert zusammen? H Lys + CH2 CH2 CH2 CH2 N H 10.8 Frage: warum sind die H pKa-Werte von Aminosäuren H Arg CH2 CH2 N C + H N H N H von Interesse für die 12.5 Bioinformatik? H His N CH2 H 6.04 N 2. Vorlesung SS13 + H Protonierung kann sich ändern Computational Chemistry 24 Aminosäuren in Wasser (II) typische pKa-Werte von Aminosäurenseitenketten (dargestellt in ihrer protonierten Form als Säure) Ser CH2 OH 13 Thr CH 13 OH CH3 Tyr Cys CH2 CH2 SH OH 10.1 8.3 Oxidation zu Disulfidbrücken Diese pKa-Werte wurden für einzelne Aminosäuren in Lösung bestimmt (bulk properties). Im Protein kann sich der Wert je nach Umgebung ändern. Weshalb? Trotz des hohen pKa-Wertes tauschen auch die –OH Gruppen ihre Wasserstoffe mit denen des Wasser aus ! 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 25 Kovalente Bindungen (I) Um die nächstliegende Edelgaskonfiguration anzunehmen, geben manche Atome ihre Valenzelektronen ab, andere nehmen Elektronen auf (Ionen). Alternativ können sich Atome die gegenseitigen Valenzelektronen teilen und so die Edelgaskonfiguration erreichen (Oktettregel). H .. .. H H.. C .. H H H C H H H H .. .. .. C C .. .. .. H H H H C C H H In diesem Falle sprechen wir von kovalenten Bindungen 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 26 Kovalente Bindungen (II) Während Ionen entweder starr auf ihren Gitterplätzen sitzen oder in Lösung durch Dissoziation vollständig voneinander getrennt sind, sind kovalente Bindungen nicht starr. E Eine kovalente Bindung kann man sich als anharmonischen Oszillator vorstellen. ro Auslenkung Experimenteller Beweis: Infrarot-Spektroskopie Frage: was wird dort gemessen? 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 27 Bindungsabstände und Bindungsdissoziationsenergien (I) C=S 1.60 2. Vorlesung SS13 Do [kJ/mol] (homolytische Spaltung) 432 411 ± 7 345 602 ± 21 *aromatische Bindung 835 länger 305 H He 615 Li Be B C N O F Ne 887 Na Mg Al Si P S Cl Ar 358 K Ca Ga Ge As Se Br Kr 526 Rb Sr In Sn Sb Te I Xn 318 Cs Ba Tl Pb Bi Po At Rn 264 272 Verändert aus: J.E.Huheey 577 ± 21 Inorganic Chemistry, Wiley. länger, schwächer Bindung Abstand [Å] H–H 0.742 C–H 1.09 ± 0.01 C–C 1.54 C=C 1.34 - 1.40* C≡C 1.20 C–N 1.47 C=N 1.35 C≡N 1.16 C–O 1.43 C=O 1.20 C–Si 1.85 C–P 1.84 C–S 1.82 Computational Chemistry 28 Bindungsabstände und Bindungsdissoziationsenergien (II) Bindung Abstand [Å] C–F 1.35 C–Cl 1.77 C–Br 1.94 C–I 2.14 C–H 1.09 O–H 0.96 N–H 1.01 S–H 1.34 N–N 1.45 N=N 1.25 N–O 1.40 N=O 1.21 P–O 1.63 P=O ≈1.50 2. Vorlesung SS13 Do [kJ/mol] 485 327 285 213 apolares Wasserstoffatom 411 459 polare Wasserstoffe, tauschen in polarem 386 ± 8 Solvens aus (z.B. mit 363 ± 5 denen des Wassers) 247 ± 13 418 Grund: N, O, und S sind 201 elektronegativer als C; 607 ≈335 ≈544 Heterolytische Spaltung der Bindung → Ionen Computational Chemistry 29 Bindungswinkel (I) hängen sehr stark von der Hybridisierung ab 180° 109.5° +3 = C sp3 120° C C sp2 + p C C sp + 2p 2p 2s σ-Bindungen π-Bindungen Die C–C σ-Bindung entsteht durch Überlappung der s-Orbitale Dies sind hybridisierte Atomorbitale. Nicht verwechseln mit Molekülorbitalen (=linear combination of atomic orbitals) 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 30 Molekül Orbitale (MOs) MO = linear combination of atomic orbitals (LCAO) π-Bindung in Ethylen (=Ethen) H2C=CH2 E π∗ pz pz π Die 2 Kombinationen ergeben üblicherweise ein bindendes und ein anti-bindendes MO 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 31 Metallische Bindung (I) Metalle leiten auch im festen Zustand den elektrischen Strom (im Gegensatz zu Ionen), obwohl sie auch kristalline Eigenschaften zeigen (z.B. Silicium-Einkristalle). + + + + + + + + + + + + + + Elektronengastheorie: Die Valenzelektronen bewegen sich frei um die Atomrümpfe des Kristallgitters. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 32 Metallische Bindung (II) Was unterscheidet dann metallische Leiter von Isolatoren ? E 1 Molekül mehrere Moleküle viele Moleküle Isolator Bei Metallen gibt es delokalisierte Molekülorbitalbänder. Dabei überlappen sich Valenzband und Leitungsband. Bei Isolatoren ist dagegen der energetische Abstand zwischen diesen Bändern groß, und bei Halbleitern relativ klein (→ Diode, Feldeffekttransistor). 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 33 Der Gasdruck (I) l l l x-Achse Druck ist Kraft pro Flächeneinheit F / A Ein Gasmolekül trifft auf die Wand mit dem Impuls m∙vx und wird mit dem Impuls in negativer Richtung elastisch reflektiert. Für einen Würfel der Kantenlänge l ergibt sich die Kraft Fx zu 2mv x mv x2 Fx = = 2l / v x l 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 34 Der Gasdruck (II) Die Kraft pro Flächeneinheit bzw. der Druck Px ist dann Px = N m v x2 V Mit l2 als der Fläche und V = l3 als dem Volumen des Kastens. Gleiches gilt entsprechend für die x und z-Flächen des Kastens. Wenn der Kasten nun N Moleküle enthält, so ergibt sich mv x2 mv x2 Px = 3 = l V Mit dem Mittelwert (Erwartungswert) der quadratischen Geschwindigkeiten, wobei v 2 = v x2 + v 2y + v z2 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 35 Der Gasdruck (III) Da die Bewegungen der Moleküle in jede Richtung zufällig und unabhängig voneinander sind, wird auch der Mittelwert der quadratischen Geschwindigkeiten in jede Richtung identisch sein: v x2 = v y2 = v z2 = 1 2 v 3 Damit ist auch der Druck an allen Wänden gleich. Durch Umformulieren von Px = N m v x2 erhalten wir V 2 Nmv Px = Py = Pz = =P 3 V für den Gesamtdruck, bzw. PV = 2. Vorlesung SS13 N m v 2 = konst. = nRT 3 Computational Chemistry 36 Der Gasdruck (IV) Die mittlere Geschwindigkeit der Moleküle kann also nur noch von der Temperatur und nicht vom Druck oder Volumen abhängen. Die kinetische Energie der Moleküle wird also durch den Druck wiedergegeben: 1 pro Molekül, und 2 1 = Nmv 2 pro Mol, mit der Avogadrozahl N = 6.022∙1023 mol-1 2 ε kin = mv 2 E kin = N ε kin Der Vergleich mit Oder umformuliert PV = N m v2 3 E kin = liefert PV = 2 E kin 3 3 RT 2 Mit der allgemeinen Gaskonstane R = 8.314 JK-1 mol-1 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 37 Freiheitsgrade der Bewegung (I) Für ein Edelgas (einatomig) kommen nur translatorische Bewegungen als Ursache für die kinetische Energie in Frage. Teilen wir die gesamte kinetische Energie auf jede der drei Raumrichtungen (x,y,z) auf, so erhalten wir pro Richtung, sprich Freiheitsgrad Ekin z 3 1 = RT = 3 ⋅ RT pro Mol, bzw. 2 2 y 3 2 1 2 ε kin = kT = 3 ⋅ kT pro einzelnem Molekül x mit der Boltzmannkonstante k = R / N = 1.3807∙10-23 J K-1 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 38 Freiheitsgrade der Bewegung (II) Für mehratomige Moleküle gibt es noch weitere Freiheitsgrade: z y x 3 Freiheitsgrade der Rotation (im allgemeinen) 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 39 Freiheitsgrade der Bewegung (III) Symmetrische und anti-symmetrische Schwingungen/Vibrationen 3 Freiheitsgrade der Vibration (im allgemeinen) Ein N-atomiges Moleküle hat damit (in der Regel) 3N-6 Freiheitsgrade der Bewegung (die 3 Translationen und die 3 Rotationen sind invariante Symmetrieoperationen). Bei Raumtemperatur (T=298 K) sind meist nur die Freiheitsgrade der Translation und Rotation (durch die zur Verfügung stehende thermische Energie) angeregt. Durch entsprechende Energiezufuhr (z.B. IR-Spektroskopie) können Freiheitsgrade selektiv angeregt werden. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 40 Boltzmannverteilung (I) Wenn es eine mittlere Geschwindigkeit der Moleküle gibt, wie sieht dann die Verteilung der Geschwindigkeit aus ? Bei höherer Temperatur verschiebt sich die mittlere Geschwindigkeit zu höheren Geschwindigkeiten. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 41 Boltzmannverteilung (II) Analog zu den Geschwindigkeiten sind auch die möglichen Energieniveaus Ei für alle N Teilchen je nach Temperatur unterschiedlich besetzt. −E exp i kT Ni = N ∑ exp − Ei kT Diese Verteilung wird als Boltzmannverteilung bezeichnet, und gilt für Systeme in denen ein bestimmtes Energieniveau mit beliebig oft besetzt werden kann. Für welche Teilchen gilt dies nicht ? 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 42 Zustandssumme Die Energie eines Moleküls ergibt sich als Summe seiner (temperaturabhängigen) Energieterme aufgrund seiner Freiheitsgrade für die Translation, Rotation und Vibration. Folglich muß diese Summe Q der Nenner in der Gleichung für die Boltzmannverteilung sein −E −E exp i exp i kT kT Ni = = N Q ∑ exp − Ei kT Die Summe Q der inneren Energie wird auch als Zustandssumme (partition function) bezeichnet. Je nachdem welche Größen beim betrachtetem Ensemble (an Molekülen) konstant sind (z.B. Druck, Volumen, Temperatur, Teilchenzahl) verändert sich auch die Zustandssumme Q. 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 43 Thermodynamische Größen Eine ganze Reihe von thermodynamischen Größen lassen sich aus der Zustandssumme Q ableiten, z.B. Innere Energie U Enthalpie H ∂ ln Q U = k T 2 ∂T V ∂ ln Q ∂ ln Q H = k T 2 + kTV ∂T V ∂V T Freie Enthalpie G ∂ ln Q G = −k T ln Q + k T V ∂ V T Entropie S ∂ ln Q S = k + k ln Q ∂ T V = innere Energie + Volumenarbeit ∆G = ∆H – T ∙ ∆S Mehr dazu in Vorlesung 6: Simulation und Sampling 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 44 Zusammenfassung V2 Wichtige intramolekulare Kräfte: kovalente Bindungen bilden sich zwischen Atomen damit die Bindungspartner die Edelgaskonfiguration der Valenzelektronen erreichen. Intermolekulare Kräfte: - elektrostatische Coulomb-Wechselwirkungen zwischen geladenen Teilchen - van der Waals-Kräfte zwischen allen polarisierbaren Teilchen. Ursprung: ständig treten in Molekülen temporäre Dipole auf. Diese erzeugen in einem benachbarten Molekül einen induzierten Dipol. Die Wechselwirkung dieser beiden Dipole fällt mit r-6 ab. Die vdW-Wechselwirkung ist der anziehende Teil des Lennard-Jones-Potentials. pKa-Werte von Aminosäuren bestimmen deren Ladungszustand in Proteinen 2. Vorlesung SS13 Computational Chemistry 45