Mechanische Kreislaufunterstützung bei Patienten im kardiogenen Schock Siostrzonek P, Heinz G, Sterz F Journal für Kardiologie - Austrian Journal of Cardiology 1999; 6 (2) 79-86 Homepage: www.kup.at/kardiologie Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche Offizielles Organ des Österreichischen Herzfonds Member of the ESC-Editors’ Club Member of the Indexed in EMBASE/Excerpta Medica/Scopus P . b . b . 0 2 Z 0 3 1 1 0 5 M , V e r l a g s p o s t a m t : www.kup.at/kardiologie 3 0 0 2 P u r k e r s d o r f , E r s c h e i n u n g s o r t : 3 0 0 3 G a b l i t z ARTERIOprotect Cholesterinsenkung MIT DER KRAFT DES MIKROBIOMS NE U! Durch Studie belegt Natürliche Cholesterinsenkung auf Basis von Milchsäurebakterien Durch Verstärkung physiologischer Stoffwechselprozesse LDL-C: –14,65 %1 Geeignet für PatientInnen: mit leichtem bis mittlerem Cholesterin-Risiko wenn andere cholesterinsenkende Maßnahmen nicht möglich sind Keine Neben- und Wechselwirkungen bekannt − mit Statinen kombinierbar Diätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (Bilanzierte Diät) zur diätetischen Behandlung erhöhter Cholesterinwerte. 1 Fuentes MC et al., Mediterranean Journal of Nutrition and Metabolism 9 (2016) 125–135 www.arterioprotect.at Namenlos-9 79 Mechanische Kreislaufunterstützung bei Patienten im kardiogenen Schock P. Siostrzonek 1), F. Sterz 2), G. Heinz1) Die Letalität von Patienten mit linksventrikulärem Pumpversagen ist hoch. Die Möglichkeiten der pharmakologischen Kreislaufstabilisierung sind im kardiogenen Schock begrenzt. Mechanische Kreislaufunterstützungsverfahren gewährleisten demgegenüber eine effektivere Verbesserung der Organperfusion und können die Entwicklung eines schockbedingten Multiorganversagens verhindern. Bei akuter Koronarischämie und Schock ermöglichen perkutane Verfahren wie die intraaortale Ballonpumpe eine rasche hämodynamische Stabilisierung. Der Einsatz der perkutanen Herzlungenmaschine bleibt speziellen Situationen wie dem akuten hämodynamischen Kollaps im Herzkatheterlabor vorbehalten. Chirurgische parakorporale Verfahren werden nach erfolglosem Abgehen von der Herzlungenmaschine nach einer Herzoperation überbrückend bis zur Erholung der Myokardfunktion eingesetzt. Ausgewählte Patienten mit therapierefraktärer chronischer Herzinsuffizienz werden vorzugsweise mit einem implantierbaren Unterstützungsverfahren bis zur Herztransplantation geführt. Mortality of patients with left ventricular pump failure due to acute myocardial infarction is high. The role of pharmacologic therapy in cardiogenic shock is limited. Mechanical assist devices enable more effective improvement of organ perfusion and thus may prevent the development of multiorgan failure. Percutaneous devices such as the intraaortic balloon pump are indicated for patients in shock due to acute myocardial ischemia. The use of percutaneous cardiopulmonary circulation is limited to patients with witnessed cardiac arrest or hemodynamic collapse in the catheterization laboratory. Paracorporal assist devices are applied post cardiotomy after unsuccessful weaning from extracorporeal circulation. Selected patients with chronic heart failure refractory to pharmacologic therapy may be bridged towards heart transplantation with surgically implanted assist devices. J Kardiol 1999; 6: 79–86. D er kardiogene Schock stellt nach wie vor die häufigste letale Komplikation des akuten Myokardinfarkts dar [1]. Bei konservativer Therapie beträgt die Letalität des kardiogenen Schocks im Rahmen eines akuten Myokardinfarkts 80–90% [2]. In den letzten Jahren hat sich bei Patienten mit akutem Pumpversagen das Konzept der frühen Wiedereröffnung des Infarktgefäßes mittels PTCA oder CABG durchgesetzt [3–5], während schockierte Patienten mit anderen infarktbezogenen mechanischen Problemen wie Myokardruptur, Septumruptur oder Papillarmuskelabriß einer sofortigen chirurgischen Korrektur zugeführt werden müssen. Die Möglichkeiten der pharmakologischen Kreislaufunterstützung bei Patienten im kardiogenen Schock sind begrenzt, da Vasodilatatoren wegen des niedrigen arteriellen Drucks kaum eingesetzt werden können, positiv inotrope Substanzen den myokardialen Sauerstoffverbrauch erhöhen und Vasokonstriktoren zu einer erhöhten Nachlast des pumpinsuffizienten Ventrikels führen. Die mechanische Kreislaufunterstützung hat in dieser Situation das Ziel, eine vorübergehende Stabilisierung von Blutdruck und Blutfluß zu erreichen, um einerseits eine adäquate Koronarperfusion zur Verhinderung einer weiteren Infarktextension zu erzielen, und um andererseits das Auftreten eines schockbedingten Multiorganversagens zu vermeiden. Die durch die mechanische Kreislaufunterstützung erzielte klinische Stabilisierung ermöglicht es, den Patienten den oben erwähnten, mehr kausal orientierten Therapiestrategien zuzuführen [6]. Bei chronischer Herzinsuffizienz stellt das Auftreten eines kardiogenen Schocks ein terminales Ereignis dar. Durch kontinuierliche Infusion von positiv inotropen Substanzen kann der Patient meist kurzfristig klinisch stabilisiert werden, eine Langzeitanwendung dieser Therapie ist jedoch mit einer erhöhten Mortalität verbunden. Da eine sofortige Herztransplantation wegen des Mangels an Spenderorganen meist nicht möglich ist, soll bei Patienten, die prinzipiell für eine Herztransplantation geeignet erscheinen, das mechanische Unterstützungssystem nach initialer pharmakologischer Stabilisierung, aber noch vor Entwicklung eines Multiorganversagens zum Einsatz kommen. Unter den mechanischen Kreislaufunterstützungssystemen kann zwischen perkutanen und chirurgischen Verfahren sowie zwischen parakorporalen und implantierbaren Systemen unterschieden werden (Tab. 1). Pulsatile Systeme dürften gegenüber nicht pulsatilen Systemen hinsichtlich der Aufrechterhaltung der gestörten Mikrozirkulation Vorteile aufweisen [7]. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Differentialindikation für einige der verfügbaren Systeme. Die Indikation sowie der differentialtherapeutische Einsatz einzelner Systeme bei akutem Herzversagen ist nicht aus einzelnen hämodynamischen Werten ableitbar, sondern ergibt sich aus der klinischen Gesamtsituation in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der einzelnen Geräte. Patienten mit kardiogenem Schock im Rahmen eines Myokardinfarkts werden in der Regel pri- Tabelle 1: Mechanische Kreislaufunterstützungssysteme (Auswahl einiger häufig eingesetzter Systeme). Perkutan oder chirurgisch implantierbar Chirurgisch parakorporal Chirurgisch implantierbar Intraaortale Ballonpumpe (Datascope, Montvale, New Jersey) Biomedicus-Pumpe® (Medtronic, Grand Rapids, MI) Novacor ® (Baxter, Oakland, CA) Hemopump® (Medtronic, Grand Rapids, MI) Thoratec TLC-II® (Thoratec, Berkeley, CA) TCI-Heart Mate® (Thermo Cardiosystems Inc. Woburn, MA) Cardiopulmonales Supportsystem (Medtronic, Grand Rapids, MI) Abiomed BVS 5000 ® (Abiomed Cardiovascular Inc., Danvers, MA) Eingelangt am: 10. 12. 1997; angenommen nach Review am: 04. 11. 1998. 1) Universitätsklinik für Innere Medizin II, Abteilung Kardiologie; 2) Notfallaufnahme, AKH Wien. Korrespondenzadresse: Ao. Univ. Prof. Dr. med. Peter Siostrzonek, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Abteilung Kardiologie, A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18–20/6J J KARDIOL 1999; Vol. 6, Iss. 2 80 Abbildung 1: Antriebs- und Steuereinheit einer modernen intraortalen Ballonpumpe (System 97®, Datascope, Montvale, New Jersey). Abbildung 2: Schematische Darstellung der korrekten Lage des intraaortalen Ballonkatheters in der Aorta descendens. Es sind mehrere Ballongrößen mit unterschiedlichen Füllvolumina verfügbar. Tabelle 2: Differenzierte Indikation zu den einzelnen Assist-Systemen. IABP = Intraaortale Ballonpumpe, PCPS = Perkutaner Cardiopulmonaler Support. IABP Elektiv (High risk PTCA) Kardiopulmonale Reanimation (HK-Labor) ++ – AMI mit Schock +++ Post-Kardiotomie +++ + Bridging bei chron. Herzinsuffizienz mär mit einem perkutanen Verfahren versorgt, da die Kreislaufunterstützung akut erfolgen muß und oft nur vorübergehend notwendig ist. Meist ist auch in der Akutphase nicht absehbar, inwieweit es durch therapeutische Maßnahmen zu einer Erholung der Myokardfunktion kommt. Die wesentlich teureren und aufwendigeren chirurgischen Verfahren kommen einerseits bei erfolglosem Abgehen von der Herzlungenmaschine nach erfolgter Herzoperation zum Einsatz oder sind bei jenen Patienten, bei denen eine Bridging-Therapie zur Herztransplantation sinnvoll erscheint, in Betracht zu ziehen. Im Gegensatz zum akuten Herzversagen wird man sich in dieser Indikationsstellung mehr an festgelegten hämodynamischen Kriterien orientieren (Tab. 3). Perkutane Verfahren Bei den beschriebenen perkutanen Systemen bestehen erhebliche Unterschiede hinblicklich ihrer Potenz zur Kreislaufstabilisierung, ihrer Wirkung auf die myokardiale Tabelle 3: Hämodynamische Kriterien zur Implantation eines chirurgischen Assist-Systems. 1. Kandidat für Herztransplantation. 2. Hämodynamische Werte unter optimaler pharmakologischer Therapie: Cardiac index < 2 l/min/m2 Peripherer Gefäßwiderstand > 2100 dyn x sec x cm-5 Linksatrialer Druck (Pulmonalkapillarer Verschlußdruck) > 20 mmHg Mittlerer arterieller Blutdruck < 80 mmHg Harnvolumen < 20 ml/h 80 J KARDIOL 1999; Vol. 6, Iss. 2 Hemopump® PCPS + +++ – +++ – + + Parakorporal + + – +++ + – – ++ +++ – Implantierbar – – + Vor- und Nachlast, auf die Koronarperfusion, und bezüglich ihrer Invasivität und Komplikationsraten. Daneben ist auch die mögliche Unterstützungsdauer bei den einzelnen Systemen sehr unterschiedlich (Tab. 4). Intraaortale Ballonpumpe (IABP) Die intraaortale Gegenpulsation ist das bei weitem am häufigsten eingesetzte Verfahren zur mechanischen Kreislaufunterstützung [8]. Das Konzept der intraaortalen Gegenpulsation beruht auf der diastolischen Inflation und der systolischen Deflation eines in die Aorta descendens eingebrachten Ballonkatheters. Inflation und Deflation des Ballons erfolgen in der Regel EKG-getriggert, können alternativ aber auch durch das intraaortale Drucksignal gesteuert werden. Die ordnungsgemäße Pumpfunktion wird allerdings durch das Vorliegen einer tachykarden Herzfrequenz von mehr als 130 Schlägen/min oder von Arrhythmien mit besonders unregelmäßiger Zykluslänge (unregelmäßiges Vorhofflimmern, multiple Extrasystolen) limitiert. Die Füllung des Ballons mit Helium erfolgt durch eine externe Antriebs- und Steuereinheit (Abb. 1), das Füllvolumen des Ballons beträgt in der Regel 40 ml. Ballonkatheter mit kleinerem bzw. größerem Füllvolumen sind für Patienten mit unter- bzw. überdurchschnittlicher Körpergröße verfügbar (Abb. 2). Neben dem gasführenden Lumen verfügt der Ballonkatheter über ein weiteres Lumen, über das der aortale Druck an der Spitze des Ballonkatheters registriert werden kann. Durch die diastolische Inflation und die systolische Deflation des Ballons werden typische Änderungen der Aortendruckkurve hervorgerufen. Während die 79 Namenlos-9 82 83 Tabelle 4: Unterschiedliche Charakteristika einzelner perkutan implantierbarer Assist Systeme. IABP = Intraaortale Ballonpumpe, PCPS = Perkutaner Cardiopulmonaler Support. IABP Hemopump® PCPS Zunahme des HMV ~ 20 % 2 l/min 4–6 l/min Pulsatiler Fluß ja nein nein LV-Entlastung ja ja nein Pflegeaufwand + + ++ Einsatzdauer bis 30 Tage bis 7 Tage Kosten (ATS) Konsole 500.000,– 200.000,– L-Verbrauchsmaterial 8.000,– 30.000,– 30.000,– Komplikationen + Beinischämie Thromboembolie ++ Beinischämie Thromboembolie Arrhythmie Hämolyse +++ Beinischämie Thromboembolie Blutung diastolische Balloninflation eine Augmentation des diastolischen Aortendrucks und damit eine Erhöhung des koronaren Perfusionsdrucks hervorruft, bewirkt die Deflation des Ballonkatheters während der Ejektionsphase eine Entlastung des linken Ventrikels im Sinne einer Nachlastreduktion [9]. Da eine verbesserte Koronarperfusion das myokardiale Sauerstoffangebot erhöht und eine Reduktion der Nachlast den myokardialen Sauerstoffverbrauch reduziert, führen beide Wirkmechanismen in Summe zu günstigen Auswirkungen auf die myokardiale Sauerstoffbilanz [10]. Dementsprechend wird auch die günstige Wirkung der intraaortalen Gegenpulsation bei Patienten mit ischämischer Kreislaufinsuffizienz verständlich. Allerdings ist einschränkend festzustellen, daß bei akutem Myokardinfarkt mit verschlossenem Koronargefäß keine Verbesserung der Koronarperfusion distal der Verschlußstelle bzw. der Stenose erwartet werden kann und in dieser Situation überwiegend der Mechanismus der linksventrikulären Nachlastsenkung zu tragen kommt [11]. 82 bis 2 Tage 500.000,– ten Kreislaufsituation mit der Notwendigkeit des Einsatzes von Vasokonstriktoren und aus der Tatsache, daß häufig auch periphere Gefäßveränderungen im Sinne einer generalisierten Atherosklerose vorliegen. Chirurgische und perkutane Insertion des Ballonkatheters weisen ähnliche Erfolgs- bzw Komplikationsraten auf. Eine Minimierung des vaskulären Risikos ist bei der perkutanen Insertionstechnik durch die Verwendung der neuerdings verfügbaren 8FKatheter, durch das schleusenlosen Einführen des Ballonkatheters und durch eine möglichst proximale Insertionsstelle des Ballonkatheters zu erwarten [19, 20]. Kontraindikationen zur intraaortalen Gegenpulsation umfassen das Vorliegen eines Aortenaneurysmas, eine höhergradige Aorteninsuffizienz oder eine bekannte schwere periphere arterielle Verschlußkrankheit. Zahlreiche Studien konnten zwar eine symptomatische Verbesserung sowie eine klinische Stabilisierung durch den Einsatz der IABP dokumentieren [12, 13], eine Verbesserung der Prognose ohne zusätzliche revaskularisierende Verfahren wurde aber, abgesehen von einer methodisch angreifbaren, kleinen retrospektiven Analyse [14], in keiner Arbeit nachgewiesen. Jüngere Arbeiten zeigen jedoch deutlich, daß der Einsatz der intraaortalen Ballonpumpe den Einsatz revaskularisierender Maßnahmen oft erst ermöglicht und zusätzlich nach erfolgter Wiedereröffnung des Koronargefäßes eine Reokklusion verhindern kann [15–17]. Dabei dürfte der günstige Effekt der intraaortalen Ballonpumpe auf die Koronarperfusion nach Eröffnung des Koronargefäßes besonders bei Patienten mit niedrigem Herzzeitvolumen und niedrigem Blutdruck von Bedeutung sein [18]. Neuere Systeme zeichnen sich durch verbesserte Algorithmen in der EKG-Erkennung, durch eine verbesserte Pneumatik mit rascherer Inflation und Deflation des Ballons sowie durch ein mobileres Design aus, sodaß diese Geräte den Transport des schockierten Patienten vom peripheren Krankenhaus in ein entsprechendes Zentrum ermöglichen. Hemopump ® Die Hemopump® (Abb. 3) ist eine koaxiale Blutpumpe, die Blut kontinuierlich aus dem linken Ventrikel durch einen Polyurethankatheter ansaugt und in die Aorta auswirft [21]. Die Pumpe rotiert mit einer Geschwindigkeit von 20.000– 40.000 U/min und wird durch einen externen Elektromotor angetrieben. Neben mehreren chirurgischen Versionen, die entweder über die freigelegte Femoralarterie oder via Sterniotomie über die Aorta ascendens eingebracht werden und bis zu 4 l/min Fluß liefern, existiert auch eine 14FVersion, bei der die Pumpe über die Femoralarterie perkutan eingeführt werden kann. Da mit der perkutanen Hemopump® lediglich ein kontinuierlicher Fluß von knapp über 2 l/min erzielt werden kann, ist das System bei Patienten mit extrem schlechter linksventrikulärer Auswurfleistung oder bei Auftreten von Kammerflimmern nur sehr begrenzt in der Lage, eine ausreichende Organperfusion sicherzustellen. Darüberhinaus sind bei ersten klinischen Anwendungen zahlreiche vaskuläre Komplikationen, Arrhythmien durch den im linken Ventrikel liegenden Katheter sowie eine Schädigung zellullärer Blutbestandteile beschrieben worden [22]. Nicht zuletzt haben aber auch technische Probleme, wie z.B. Kabelbrüche, zu einer vorübergehenden Rücknahme des Systems geführt, eine verbesserte Version wird im Rahmen klinischer Prüfungen getestet. Leider ist die IABP mit einer nicht unerheblichen Komplikationsrate behaftet, wobei vor allem thromboembolische Komplikationen sowie das Auftreten einer Beinischämie in bis zu 30 % aller Patienten trotz ausreichender Heparinisierung beobachtet werden [19]. Diese relativ hohe vaskuläre Komplikationsrate ergibt sich aus dem zum Gefäßquerschnitt der Femoralarterie relativ großen Außendurchmesser des Ballonkatheters, dem Vorliegen einer kompromittier- Perkutanes kardiopulmonales Supportsystem (PCPS) Das perkutane kardiopulmonale Support System (Abb. 4) ist das leistungsfähigste, aber auch das invasivste aller perkutan verfügbaren mechanischen Kreislaufunterstützungssysteme [23]. Beim perkutanen kardiopulmonalen Support System wird Blut aus dem rechten Vorhof über eine perkutan in die Femoralvene eingebrachte 19–24F Kanüle J KARDIOL 1999; Vol. 6, Iss. 2 Abbildung 4: Cardiopulmonales Support System mit Zentrifugalpumpe (Biomedicus®, Medtronic, Anaheim, CA) und Hohlfaser-Oxygenator (Maxima®, Medtronic, Minneapolis, MN) und Patientenschlauchsystem (Biomedicus ®, Medtronic, Anaheim, CA). patients after coronary angioplasty. Circulation 1993; 87: 500–11. 12. Mueller HS. Role of intraaortic counterpulsation in cardiogenic shock and acute myocardial infarction. Cardiology 1994; 84: 168–74. 13. Sheidt S, Wilner G, Mueller H, Summers D, Lesch M, Wolff G, Krakauer J, Rubenfire M, Fleming P, Noon G, Oldham N, Killip T, Kantrowitz A. Intra-aortic balloon counterpulsation in cardiogenic shock. N Engl J Med 1973; 288: 979–84. 14. Waksman R, Weiss AT, Gotsman S, Hasin Y. 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A prospective-randomized evaluation of prophylactic intraaortic ballon counterpulsation in high risk patients with acute myocardial infarction treated with primary angioplasty. J Am CoIl Cardiol 1997; 29: 1459–67. Abbildung 5: Zentrifugalpumpe (Biomedicus®, Medtronic, Anaheim, CA). Diese Pumpe ist einerseits Bestandteil des Cardiopulmonalen Support Systems, wird aber auch als chirurgisches Linksherzunterstützungssystem (LVAD = left ventricular assist device) oder Rechtsherzunterstützungssystem (RVAD = right ventricular assist device) eingesetzt. 84 J KARDIOL 1999; Vol. 6, Iss. 2 Mehrere klinische Serien haben gezeigt, daß bei notfallmäßigem Einsatz des Systems Überlebensraten von 30% bis 50% erzielt werden können [26]. Ein unkritischer Einsatz etwa nach nicht beobachtetem Kreislaufstillstand oder bei protrahierter Reanimation ist aber unbedingt abzulehnen. Limitierend ist vor allem die hohe Rate an Blutungen und Thromboembolien trotz Einsatz von Heparin-beschichteten Systemen sowie die hohe Frequenz von Beinischämien durch die notwendigen großkalibrigen Kanülen. Wir sehen die Indikation zum PCPS daher nur bei ausgewählten Patienten mit kardiogenem Schock, bei denen trotz positiv inotroper Substanzen und IABP keine ausreichende Kreislauffunktion erzielt werden kann und bei denen das Kreislaufversagen durch in der Folge gesetzte chirurgische oder interventionelle Maßnahmen potentiell reversibel ist. Eine weitere Indikation für den Einsatz des PCPS ist der hämodynamische Kollaps im Herzkatheterlabor bzw. die prophylaktische Anwendung bei interventionellen Hochrisikoprozeduren [27]. Chirurgische Systeme Chirurgische Systeme spielen für die präoperative Unterstützung von Patienten mit kardiogenem Schock im Rahmen eines akuten Myokardinfarkts lediglich eine geringe Rolle. Häufiger werden diese Systeme nach einer notwendigen Herzoperation bei insuffizienten Kreislaufverhältnissen nach Abgehen von der Herzlungenmaschine oder bei Patienten mit chronischer terminaler Herzinsuffizienz eingesetzt [28]. Dementsprechend liegen mit den verschiedenen Systemen relativ große Erfahrungen bei Patienten mit terminaler chronischer Herzinsuffizienz als Überbrückung bis zur geplanten Herztransplantation oder bei Patienten mit Postkardiotomie-Schock vor, während die Erfahrungen bei schockierten Patienten mit akutem Herzinfarkt gering sind [29]. Unter den verfügbaren chirurgischen Systemen lassen sich im wesentlichen parakorporale pneumatische oder zentrifugale Systeme (Abb. 5) sowie implantierbare, meist elektrisch angetriebene Pumpen unterscheiden. Parakorporale Systeme können als rechts- (RVAD: Pumpe zwischen rechtem Vorhof und Pulmonalarterie), links- (LVAD: Pumpe zwischen linkemVorhof/linkem Ventrikel und Aorta ascendens), oder biventrikuläres (BIVAD: RVAD + LVAD) Assistsystem eingesetzt werden. Dabei sind mit pneumatischen und zentrifugalen Pumpensystemen vergleichbare Überlebensraten zu erzielen, beide Systeme sind aber auch mit einer Reihe von Komplikationen wie Blutungen (40 %), Thromboembo- lien (20%) und Infektionen (15%) behaftet. Aus mehreren Patientenserien geht hervor, daß der Einsatz derartiger Unterstützungssysteme bei schockierten Patienten mit akutem Myokardinfarkt mit einer gegenüber dem Postkardiotomie-Schock (40% Überleben) vergleichsweise niedrigeren Überlebensrate von unter 20% einhergeht [29]. Bei medikamentös therapierefraktärer chronischer Herzinsuffizienz können mit diesen Verfahren rund 70% aller Patienten zur Transplantation gebracht werden [30]. Parakorporale Systeme sind allerdings mit einer weitgehenden Immobilisation des Patienten verbunden, so daß zur längerfristigen linksventrikulären Kreislaufunterstützung implantierbare bzw. tragbare Systeme entwickelt wurden (Abb. 6; siehe auch Tab. 1). Diese Systeme sind als mittelbis langfristige Unterstützung bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz bis zur Herztransplantation gedacht [31]. Die vorhandenen Systeme sind ausschließlich als Linksherzunterstützungssysteme einsetzbar, sodaß bei gleichzeitig bestehender oder nach Implantation auftretender Rechtsherzinsuffizienz zusätzlich ein parakorporales Rechtsherzunterstützungssystem notwendig ist. Implantierbare Systeme ermöglichen die Entlassung des Patienten nach Hause und in einigen Fällen auch die Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit. Interessanterweise kam es bei einzelnen Patienten durch die chronische Entlastung des linken Ventrikels zu einer derartigen Verbesserung der Linksventrikelfunktion, daß das System nach einigen Monaten wieder erfolgreich explantiert werden konnte [32]. Zukünftige Entwicklungen betreffen einerseits die Enwicklung kleinerer implantierbarer Pumpen, andererseits wird die definitive Anwendung implantierbarer Pumpen wegen des limitierten Angebots an Organspendern zunehmend als Alternative zur Herztransplantation diskutiert [31]. Literatur: 1. Rogers WJ, Bowlby LJ, Chandra NC for the participants in the national registry of myocardial infarction. Treatment of myocardial infarction in the United States 1990 to 1993. Observations from the national registry of myocardial infarction. Circulation 1994; 90: 2103–14. 2. Goldberg RJ, Gore JM, Alpert JS, Osganian V, DeGroot J, Bade J, Chen Z, End D, Dalen J. Cardiogenic shock after acute myocardial infarction. N Engl J Med 1991; 325: 1117–22. 3. 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Augmentation of coronary blood flow by intra-aortic balloon pumping in J KARDIOL 1999; Vol. 6, Iss. 2 84 Abbildung 3: Modell einer Hemopump® (Medtronic, Grand Rapids, MI). durch eine Zentrifugalpumpe angesaugt und anschließend durch einen Hohlfaseroxygenator über einen zweite 17– 21F Kanüle zurück in die Femoralarterie geleitet. Das System vermag in dieser Konfiguration bis zu 5 l/min kontinuierlichen Fluß zu liefern und sorgt daher auch bei malignen Arrhythmien für einen ausreichenden Kreislaufersatz. Ein wesentlicher Nachteil des Systems besteht aber darin, daß der insuffiziente linke Ventrikel mit einer zusätzlichen Nachlast konfrontiert wird. Daher kommt es bei extrem schlechter linksventrikulärer Funktion, bei Asystolie oder Kammerflimmern zu einem sukzessiven linksventrikulären Druckanstieg und konsekutiv zu eine Verminderung der myokardialen Perfusion [24]. Maßnahmen, in dieser Situation eine Entlastung des linken Ventrikels etwa durch Spreizung der Pulmonalklappe zu erzielen, befinden sich im experimentellen Stadium [24]. Der kombinierte Einsatz von PCPS und IABP erscheint hinsichtlich der dadurch zu erzielenden Nachlastreduktion und des verbesserten koronaren Blutflusses sinnvoll [25]. 18. Zehetgruber M, Mundigler G, Christ G, Merhaut C, Klaar U, Kratochwill C, Neunteufl T, Hofmann S, Heinz G, Maurer G, Siostrzonek P. Relation of hemodynamic variables to augmentation of left anterior descending coronary flow by intra-aortc balloon pulsation in coronary artery disease. Am J Cardiol 1997; 80: 951–5. Abbildung 6: Modell eines implantierbaren Linksherzunterstützungssystems (Novacor ®, Baxter, Oakland, CA). 83 Namenlos-9 86 19. Kantrowitz A, Wasfie T, Freed PS, Rubenfire M, Wajszczuk W, Schork MA. Intraaortic balloon pumping 1967 through 1982: analysis of complications in 733 patients. Am J Cardiol 1986; 57: 976–83. 20. 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Synthese und Sekretion von Melatonin werden wesentlich durch den Hell/Dunkel-Zyklus beeinflußt: Trifft Licht auf die Retina, so wird die Melatoninsekretion supprimiert. Melatonin beeinflußt endogene zirkadiane Rhythmen sowie Köpertemperatur und Stimmungslage. In der vorliegenden Arbeit wird das derzeitige Wissen um Interaktionen von Melatonin und dem kardiovaskulären System kritisch beleuchtet. Zusammenfassend muß die Rolle von Melatonin im menschlichen Organismus äußerst kontroversiell betrachtet werden. 86 J KARDIOL 1999; Vol. 6, Iss. 2 Mitteilungen Aus dem aus Verlag der Redaktion Besuchen Sie unsere Rubrik Medizintechnik-Produkte Artis pheno Siemens Healthcare Diagnostics GmbH Neues CRT-D Implantat Intica 7 HF-T QP von Biotronik Philips Azurion: Innovative Bildgebungslösung Aspirator 3 Labotect GmbH InControl 1050 Labotect GmbH e-Journal-Abo Beziehen Sie die elektronischen Ausgaben dieser Zeitschrift hier. Die Lieferung umfasst 4–5 Ausgaben pro Jahr zzgl. allfälliger Sonderhefte. 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