Predigt: Offb 1,9 – 20 Leuchttürme des Herrn der Herrlichkeit Bad Salzungen, 29.01.12 Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgefangener in der Bedrängnis und dem Königtum und dem Ausharren in Jesus, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen. Ich war an des Herrn Tag im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea! Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter, und inmitten der Leuchter einen gleich einem Menschensohn, bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel; sein Haupt aber und die Haare waren wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich glänzendem Erz, als glühten sie im Ofen, uns seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser; und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging ein zweischneidiges, scharfes Schwert hervor, und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades. Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird! Was das Geheimnis der sieben Sterne, die du auf meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter betrifft: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden. Wir hörten eine Berufungsgeschichte, wie wir sie ähnlich schon z. B. von Mose kennen (Stichwort brennender Dornbusch). Oder von einigen der alten biblischen Propheten. Man fühlt sich erinnert an Gotteserscheinungen, wie sie Gottesmänner in der Geschichte des alten Israel hatten. Oder an die Verwandlung Jesu vor Seinen Jüngern auf einem Berg. Die Majestät des Auferstandenen und Erhöhten Jesus, des Siegers über Tod und Hölle – diese Herrlichkeit erscheint Johannes unverhüllt. Es war eine besondere Vision, als sich Jesus in Seiner göttlichen Herrlichkeit unverhüllt offenbarte. Denn Sein Gott-Sein war während Seines Erdenlebens durch Sein Mensch-Sein verhüllt. Sein Himmlisch-Sein war durch Sein Irdisch-Sein verhüllt; Seine Hoheit durch Seine Niedrigkeit und Zerbrechlichkeit; Sein Reichtum/Seine Fülle durch Seine Armut; Sein Sieg durch Sein Leiden und Sterben. Johannes durfte – erfüllt vom Hl. Geist – sehen, was dem natürlichen Auge verborgen blieb. Er durfte die Stimme des Herrn aller Herren hören, die Berührung durch den König aller Könige spüren. Was sah Johannes zuerst, als er vom Hl. Geist ergriffen war, als er eine gewaltige Stimme vernahm, die ihm einen Auftrag mitteilte – und als er sich darauf hin umwandte? Er sah zunächst sieben goldene Leuchter. Die Leuchter waren ein Bild für sieben Gemeinden. Für Gemeinden in Kleinasien, an die Johannes im Auftrag Jesu schreiben sollte. Mitten unter den Leuchtern sah Johannes den verherrlichten Herrn, dessen Erscheinung er uns in beeindruckenden Bildern schildert. Ich habe nun nicht vor, diese Bilder nach und nach zu erklären – jedes davon ergäbe eine Predigt für sich. Vielmehr habe ich einmal über die Leuchter nachgedacht, in deren Mitte sich der so majestätisch erscheinende Herr befand. Daher auch das Thema: „Leuchttürme des Herr der Herrlichkeit.“ Leuchttürme erfüllen dann ihren Zweck, wenn sie Licht in die Dunkelheit ausstrahlen. Wenn sie Orientierung geben. So gut und schön auch ihre Architektur sein mag, so kunstvoll und dekorativ sie auch wirken mögen - wenn sie Seeleuten in der Dunkelheit nicht den Weg weisen, können sie vielleicht Baudenkmal, Touristenattraktion oder Museum sein. Da können sie vielleicht Künstler anlocken, Ansichtskarten und Urlaubsfotos zieren – aber Leuchttürme im eigentlichen Sinne sind sie nicht. Das weithin sichtbare Leuchten in der Dunkelheit macht den Leuchtturm zum Leuchtturm – macht jeden Leuchter zum Leuchter. So ist es auch mit dem Leuchter Gemeinde, mit dem Leuchter des Lebens als Christ. Was macht uns nun zu Leuchttürmen des Herr der Herrlichkeit? Noch besser wäre hier zu fragen: Wer macht uns dazu? Es ist Jesus selbst, der uns als Seine Gemeinde zusammen gestellt hat. Wenn das Licht Seiner Liebe und Seiner Wahrheit uns erfüllt, dann können wir dieses Licht auch ausstrahlen. Ein Leuchtturm leuchtet nicht von allein. Als solcher ist er erst einmal ein steinernes Bauwerk, das im Dunkel genau so dunkel ist wie alles andere. Aber wenn dieses Bauwerk ein Licht in sich trägt, das nach außen strahlt, dann leuchtet der Turm. Auf das Licht kommt es an, das der Turm trägt - und das jede andere Leuchte trägt. Und irgend wer (z. B. der Leuchtturmwärter) muss das Licht – wie auch immer – zum Strahlen bringen. Wir mögen vielleicht auf diesem oder jenem Gebiet große Leuchten sein. Aber ein Leuchtturm des verherrlichten Herr sind wir nur, wenn das Öl Seines Geistes in uns ein Feuer brennen lässt. Wenn Er Sein Licht in uns zum Leuchten bringt. Das Licht Seiner Liebe und Wahrheit. Das Licht der Hoffnung und des wahren Lebens. Wenn wir Träger dieses Lichtes sind, wenn unser Leben Seine Liebe ausstrahlt; wenn unser Mund die Wahrheit Seines Wortes ausspricht und das, was Menschen Trost und Hoffnung macht: dann sind wir Leuchtturm des Herrn der Herrlichkeit - selbst wenn wir uns nur als ganz kleine Lichter fühlen. Wenn wir Träger Seines Lichtes sind, dann strahlen wir etwas von Seiner Herrlichkeit aus. Und Menschen finden Orientierung, finden den Weg hin zu Ihm – und zu Seiner Gemeinde. Johannes sieht den verherrlichten Herr mitten unter den Leuchtern. Ein Bild, das es in sich hat. Es erinnerte an den Kaiserkult. Da standen Leuchter im Kreis oder Halbkreis und in der Mitte das Bild des römischen Kaisers, der sich als Gott verehren ließ. Johannes sieht in seiner Vision aber einen Herrn in der Mitte der Leuchter, der viel größer ist als der Kaiser; der wahrhaft Gott ist und ewig regiert. Er sieht Jesus in der Mitte Seiner Gemeinde, die an verschiedenen Orten Sein Licht ausstrahlt. D. h.: Jesus ist in der Mitte – Er ist das Zentrum. Um Ihn dreht sich das Leben der Gemeinde. Wenn Er der Mittelpunkt ist, die zentrale Größe, wenn wir uns auf Ihn und Seinen Auftrag konzentrieren, dann wirkt sich das auch auf die Ausstrahlung unseres Christseins aus. Anders herum: wenn nebensächliche Dinge, spitzfindige Lehrfragen im Mittelpunkt stehen; wenn wir uns auf das konzentrieren, was uns von anderen Christen trennt;wenn wir unsere Gefühle und Vorstellungen in den Mittelpunkt rücken, dann büßt unser Christsein an Ausstrahlung und Leuchtkraft ein. Wenn Menschen – und seien sie noch so begabt und befähigt unsere größte Aufmerksamkeit und höchste Autorität in Glaubensdingen haben, dann sind wir bestenfalls Träger ihres Lichts. Und wenn wir uns nur um uns selbst drehen, dann kann von uns sowieso keine geistliche Ausstrahlung ausgehen. Wie viel Spaltung hat es in der Geschichte der Christenheit schon gegeben, wie viel Gemeindeegoismus kann man finden. All das, weil nicht die Hauptsache Hauptsache war und ist; weil andere Werte oder Menschen an Stelle von Christus und Seinem Auftrag im Mittelpunkt standen und stehen. Weil die Liebe zu Jesus lau geworden ist. So kann Gemeinde kein Leuchtturm des Herrn sein. So gibt sie Menschen keine Orientierung, keine Wegweisung auf Jesus hin. Und so gilt die Warnung aus dem Schreiben an eine der sieben Gemeinden – an die in Ephesus: Ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, so komme ich und werde deinen LEUCHTER von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust. Dann wird die Herrlichkeit des Herrn von anderen Leuchttürmen ausstrahlen. Das Bild von Jesus in der Mitte der sieben Leuchter zeigt uns, wer die einigende Mitte, die zentrale Größe, die identitätsstiftende Person unseres Lebens als Christ und als Gemeinde ist. An uns ist es, uns immer wieder neu an dieser Mitte auszurichten – und umzukehren, wenn wir uns von ihr entfernt haben. Noch etwas ist mir aufgefallen: Die Leuchter waren aus Gold. D. h., sie waren kostbar, wertvoll. Sie waren kein Ramschartikel aus einem Billigladen. So sind auch wir, so ist auch die Gemeinde kostbar. So kostbar und wertvoll, dass Jesus nicht nur Sein Bestes, sondern sich selbst gegeben hat, um uns für sich zu erwerben. Ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi. (1 Pt 1,18) Ihr seid teuer erkauft. (2x im 1 Kor) So kostbar, so wertvoll sind wir für Jesus. Unser Wert besteht nicht in unserem Guthaben, nicht in palastartigen Kathedralen, nicht in vergoldeten Türgriffen o. ä. Unser Wert zeigt sich darin, dass Jesus alles gegeben hat, um uns von Sünde und ewiger Trennung von Gott zu erlösen. Unser Wert besteht in unserem neuen Leben als Kinder Gottes. Er besteht darin, in Christus Licht der Welt zu sein - Leuchttürme, durch die göttliches Licht in alle Dunkelheit und Kälte dieser Welt hinaus strahlt. Johannes sah die wertvollen goldenen Leuchter, weil er mit erleuchteten Augen sah, weil Er vom Geist Gottes erfüllt war. Ansonsten werden die kleinen Gruppen der Christen in Kleinasien vor 2 000 Jahren wohl eher keine majestätische Erscheinung abgegeben haben. Aber in den Augen des Weltenherrschers waren sie wertvoll. Wenn wir uns als Gemeinde und andere Gemeinden in unserem Umfeld sehen, dann mag man auch sagen: goldener Leuchter, Leuchtturm ist etwas anderes. Aber das liebende, wertschätzende Auge Gottes sieht tiefer. Und es sieht weiter. Unser Blick ist auch hier verhüllt. Aber ich wünsche uns, dass Gottes Geist auch uns Seine Sicht der Dinge schenkt, Seinen Blick auf Seine Gemeinde - eine neue Vision für uns selbst, für die Gemeinde und für unser Umfeld. Dass Gottes Geist in uns die Liebe zu Jesus am Brenne hält oder neu entfacht. Damit das Licht Seiner Liebe und Wahrheit, das Licht wahren Lebens, wahren Friedens, wahrer Hoffnung durch uns sichtbar wird. Damit Menschen durch unsere Worte und Taten auf Jesus hingewiesen werden. Amen.