Háskóli Íslands Hugvísindasvið Þýska Die Lutherbibel Martin Luther und seine Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache Ritgerð til BA-prófs í þýsku Sigríður Lind Þorbjörnsdóttir Kt: 040192-2989 Leiðbeinandi: Guðrún Kvaran Kt: 210743-4809 Hugvísindasvið Maí 2017 2 Ágrip Ritgerð þessi fjallar um Marteinn Lúther og þýðingu hans á Biblíunni. Lúther var sá siðbótamaður sem hafði hver mest áhrif. Hann mótmælti harðlega vinnubrögðum kirkjunnar, kirkjan hafði mikið vald og hún nýtti sér það gegn þegnum sínum. Á þessum tíma var kaþólsk trú ríkjandi, til þess að fá syndir sínar fyrirgefnar þurfti að fara til prests eða annars manns sem þjónaði Guði, aðeins var hægt að nálgast Guð í gegnum þá. Það sem var Lúther mest að skapi var að fólk gat keypt sér fyrirgefningu syndanna. Þetta þótti honum afleitt og mótmælti þessu með því að negla niður þær svokölluðu 95 greinar þar sem hann mótmælti klerkastéttinni. Vegna þessara mótmæla varð til annað afbrigði af kristinni trú, mótmælendatrú eða lútherstrú eins og hún er oft kölluð. Biblían var einnig einungis til á latínu eða grísku svo það voru nánast einungis klerkar og embættismenn sem gátu lesið hana og þannig vildu þessir menn hafa þetta, þeir vildu ekki að fólk gæti lesið Biblíuna, það var aðeins í gegnum guðsmenn sem þeir áttu að tala við Guð. Þessu vildi Lúther breyta. Þegar hann var í útlegð vegna skoðana sinna og mótmæla tók hann sig til og þýddi nýja testamentið yfir á þýsku. Þetta var fyrsta þýðingin á þýsku sem var skýr og skiljanleg, til voru aðrar þýðingar en þær voru oft einungis orðréttar (orð með orði þýðingar) úr grunntexta Biblíunnar sem var gríska og hebreska. Ritgerðin er þannig sett upp að í meginmálinu mun ég fjalla um sögu siðbótarinnar og Lúther, af hverju hann var svona á móti kaþólsku kirkjunni og hvað leiddi hann til að skrifa og birta hinar 95 greinar. Því næst mun ég koma að lífi Lúthers og fylgdarmönnum hans. Því næst sný ég mér að Biblíunni og því hvernig Lúther þýddi hana, hvar hann vann og hverjir voru það sem hjálpuðu honum. Síðan ber ég saman einn kafla úr fyrstu þýðingu Lúthers og sama kafla í þeirri síðustu sem hann gaf út með tilliti til þess sem hann vildi breyta. Að lokum tala ég um áhrif þýðingar Lúthers á þýska tungu, hvers vegna Biblía hans varð svona útbreidd og hvaða áhrif hún hafði í för með sér fyrir tungumálið. 3 Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG............................................................................................................................. 4 2. HINTERGRÜNDE ZUR REFORMATION UND ZU MARTIN LUTHER ........................ 6 2.1 DIE REFORMATION ................................................................................................................. 6 2.2 DAS LEBEN MARTIN LUTHERS ............................................................................................... 8 2.3 DIE 95 THESEN ..................................................................................................................... 12 3. DIE LUTHERBIBEL ............................................................................................................... 15 3.1 DIE ÜBERSETZUNG DER BIBEL ............................................................................................. 15 3.2 EIN VERGLEICH VON LUTHERS ERSTEN UND LETZTEN AUSGABE DER BIBEL ..................... 18 3.2.1 Die Ausgabe 1522 ......................................................................................................... 19 3.2.2 Die Ausgabe 1546 ......................................................................................................... 19 3.2.3 Der Vergleich ................................................................................................................ 20 3.3 LUTHERS EINFLUSS AUF DIE DEUTSCHE SPRACHE ............................................................... 21 4. SCHLUSS .................................................................................................................................. 26 5. LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................ 29 4 1. Einleitung Die Bibel ist das meistgedruckte und am weitesten verbreitete Buch der Welt. In dieser Arbeit wird Martin Luther und seine Bibelübersetzung behandelt, die die erste gründliche und allgemein verständliche deutsche Übersetzung war. Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren und wuchs in Mansfeld auf. Im Jahre 1505 nach seiner Studienzeit, die kurzerhand durch ein überraschendes Gewitter beendet wurde1, trat er ins Augustiner-Eremiten-Kloster ein, um Mönch zu werden. Mehr über sein Leben wird im Kapitel 2.2 erzählt. Luther galt zu Lebzeiten und gilt auch heute noch als wichtiger Mann, Theologe und Professor. Er war einer der wichtigsten Anführer Reformation. Die Reformation ist für die deutsche Geschichte sehr bedeutungsvoll. Während ihr gab es tiefergehende Umstürze, die weitreichende Folgen und Auswirkungen hatten. In der Zeit der Reformation gab es viele Kriege und die Bevölkerung litt sehr darunter, wohingegen das Leben des Klerus förmlich blühte. Der Klerus verschreckte die Bevölkerung und machte sie gottesfürchtig. Mit dieser Furcht konnte er die Bevölkerung manipulieren, um mehr Geld für sich selbst zu bekommen. Die Kirche fing an, Ablässe gegen Geld anzubieten. Sie behauptete, dass Gott den Menschen die Sünden vergeben würde, wenn sie Ablassbriefe kaufen würden. Martin Luther stellte sich gegen diese Missstände der Kirche und wurde als einer der Anführer der Reformation bekannt. Aus diesem Grund war Luther bei der oberen Gewalt unbeliebt. Er schrieb oft gegen die Kirche und den Ablass, sowohl in seinen Predigten als auch in seinen 95 Thesen. Wegen seiner Einstellung gegen die Kirche musste er sich verstecken. Er blieb auf der Burg in Wartburg, wo er die Zeit nutzte und viele Werke schrieb. Eine der bedeutungsvollsten Aufgaben, die er auf der Burg vollbrachte, war die Übersetzung des Neuen Testaments in die deutsche Sprache. „Es genügte nicht, da in deutscher Sprache gepredigt und der Gottesdienst gehalten wurde, dem einfachen Mann mußte das Wort Gottes zu Geboten stehen“ (Stupperich, 1961, S. 130). Die Folgen und Einflüsse, die seine Übersetzung auf die Bevölkerung und auf die deutsche Sprache hatte, waren sehr weitreichend und das ist es, was in dieser Arbeit behandelt wird, d.h. warum Martin Luther die Bibel in die 1Luther war in Lebensgefähr und versprach Mönch zu werden, wenn er von der Hl. Anna gerettet würde (vgl. Kunst, 1983). 5 deutsche Sprache übersetzte und welche Einflüsse diese Übersetzung auf die Menschen und die Sprache hatte. Martin Luther ist ein wichtiger Mann und es gibt zahlreiche Werke, sowohl über ihn als auch von ihm. Die wichtigsten Werke, die in dieser Arbeit benutzt werden, sind: 1. Der 6. Band von den Werken Martin Luthers, die Bibel. Der Band, der verwendet wird, wurde im Jahr 1929 herausgegeben. Es ist ein wichtiges Werk, in welchem die Bibel aus den Jahren 1522 und 1546 wiedergegeben wird. 2. „Martin Luther und die Reformation Deutschlands“, ein Buch aus dem Jahr 1983 und von Gerhard Bott herausgegeben, ist ein wichtiges Werk für diese Arbeit, daher wurden viele Kapitel bzw. Aussagen daraus zitiert. Die meisten Informationen über die Übersetzung stammen aus diesem Buch. 3. „Marteinn Lúther. Svipmyndir úr siðbótarsögu“ von Gunnar Kristjánsson, ist ein wichtiges Buch und gibt einen Überblick über die Geschichte der Reformation, Martin Luther, sein Leben und seine Werke. Der Hauptteil dieser Arbeit ist in zwei Kapitel mit drei Unterkapiteln aufgeteilt. Im ersten Kapitel werden Informationen über den Hintergrund behandelt. Zuerst wird vom Hintergrund der Reformation erzählt: Was genau geschah und wer an daran teilnahm. Dann wird kurz vom Leben Martin Luthers und seinen Begleitern erzählt. Die 95 Thesen Martin Luthers werden danach behandelt. Es wird davon erzählt, warum er diese Thesen aufstellte und veröffentlichte, und es wird der Mythos über den Anschlag abgehandelt. Im zweiten Teil wird Luthers Übersetzung der Bibel dargestellt, es wird vom Übersetzungsprozess erzählt, wann er die Bibel übersetzte, wieviel Zeit er dazu brauchte und welches Ziel er hatte. Zusätzlich werden zwei Ausgaben von der Lutherbibel verglichen, und zwar jene der Jahre 1522 und 1546. Der erste Vers des Neuen Testaments 2 wird betrachtet, und was Luther daran zwischen diesen zwei Ausgaben verändert hat. Zum Schluss wird von den Einflüssen der Lutherbibel auf die deutsche Sprache erzählt, wie gut seine Übersetzung allgemein verstanden war. Außerdem wird einen Blick auf Luthers eigene Antwort auf die Frage seines Einflusses auf die deutsche Sprache geworfen. 2DasEvangeliumnachMatthäus. 6 2. Hintergründe zur Reformation und zu Martin Luther 2.1 Die Reformation Es war die Zeit zwischen 1517 und 1555, im Spätmittelalter. Es gab in Europa viele Kriege. Könige und Fürsten kämpften um die Vorherrschaft und wie immer bei Kriegen litt hauptsächlich die Bevölkerung. Die Menschen, die am meisten litten waren vor allem Bauern. Es gab bei ihnen viel Not und Elend. Dagegen war das Leben des Klerus sehr gut. Er lebte in Saus und Braus. Menschen des Klerus waren vor allem Bischöfe, Äbte und Päpste. Der Klerus unterdrückte die Bevölkerung, machte seine Bürger gottesfürchtig, abergläubisch und flößte ihnen die Angst ein, nach dem Tod in die Hölle zu kommen. Diese Angst nutzte der Klerus aus, denn die Menschen waren sehr leicht zu manipulieren und so fing die Kirche an, Ablässe gegen Geld anzubieten. Die Bevölkerung kaufte sich von ihren Sünden frei, wodurch sie ärmer und die Kirche immer reicher wurde. Kirchliche Ämter konnten außerdem gekauft werden. Wer Geld hatte, konnte sich zum Beispiel einen Bischofstitel kaufen. Gegen solche durch die Kirche verursachten Missstände, stellten sich Martin Luther und andere Reformatoren. Dazu kam auch noch, dass die Menschen immer mehr allgemeine Bildung erlangten, womit die Kritik an den Verhältnissen der Kirche weiter zunahm (vgl. Stupperich, 1972). Robert Stupperich (1972) schreibt: Wenn in der Gegenwart von Reformation gesprochen wird, wird häufig vom ursprünglichen Verständnis dieses Begriffes abgesehen. Zu einem Inhalt werden Gedanken gemacht, die der modernen Zeit geläufigt sind. Selbst wenn von der Reformation Luthers die Rede ist, erscheint sie oft in einem Gewande, das ihr nicht recht ansteht (S. 9). Häufig wurde sie verstanden im Sinne einer Umwandlung bestehender Verhältnisse und von dort her dem Verständnis einer geistigen und auch politischen Revolution angenähert (S. 9). Die Zustände, die in den Kirchen des Spätmittelalters zu sehen waren, wurden als unhaltbar angesehen. Die Menschen wollten eine Reform, sie wussten, dass irgendwas 7 geschehen müsste, um eine Besserung zu erzielen. Der Begriff Reformation war aber in dieser Zeit nicht ganz einhellig (vgl. ebd.). Die einen dachten mehr an die Wiederherstellung bestimmter Ordnungen, Einrichtungen und Sitte, andere strebten unter dem Eindruck der franziskanischen Bewegung dem Idealbild der christlichen Gemeinde und der christlichen Vollkommenheit des einzelnen zu (Stupperich, 1972, S. 15). Die Reformation ist Teil einer geschichtlichen Epoche, die die frühe Neuzeit genannt wird. Um die Jahrhundertwende 1499/1500 gab es eine ganze Reihe von Veränderungen, wie zum Beispiel die Renaissance, die in Philosophie, Kunst und Wissenschaft tiefgreifende Veränderungen brachte. Der Humanismus, der sich mit dem Wesen des Menschen beschäftigt und seiner Existenz und seinem Sinn nachspürt, wurde auch zur Weltanschauung, die sich an den Interessen, den Werten und der Würde jedes einzelnen Menschen orientierte. Die Reformation richtete sich gegen den Ablasshandel und gegen das weltliche Machtstreben der Päpste, Kardinäle und Bischöfe (vgl. de Fenffe, 2014; Deick, 2008). „Mehr als 100 Jahre lang sollte Europa unter Glaubensstreit und Krieg leiden, bis sich die Menschen damit abgefunden hatten, dass es von nun an zwei christliche Konfessionen, die evangelische und die katholische, geben würde“ (Deick, 2008, S. 71). Aber zu reformieren bedeutet etwas neu aufzustellen bzw. etwas zu erneuern. Laut Deick (2008, S. 78-79) bildeten sich vier Grundgedanken der Reformation heraus: 1. Allein die Heilige Schrift soll Grundlage des Glaubens sein, nicht kirchliche Beschlüsse. 2. Nur Christus hat Autorität über die Glaubenden, kein Stellvertreter auf Erden. 3. Ausschließlich durch die Gnade Gottes kann der Mensch gerettet werden, nicht durch eigenes Handeln. 4. Allein der Glaube kann den Menschen rechtfertigen, nicht seine guten Werke. 8 Die Reformation war kein Zufall. Sie war ein europäisches Phänomen. Es war eine Zeit vieler Veränderungen, welche allerdings nicht nur positiv waren, denn es gab auch viele Vergeltungen und Konflikte. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verblasste das Heilige Römische Reich und verlor an Macht und Einfluss. Karl V. war in dieser Zeit der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und außerdem der letzte Kaiser des Reiches, der an die römisch-katholische Kirche glaubte. Er war aber, ohne es zu wollen, der entscheidende Förderer der Reformation (vgl. Deick, 2008). „Nach dem „Wormser Edikt“ von 1521, mit dem er Martin Luther in die Reichsacht stellte, fehlte es dem Kaiser an Durchsetzungskraft, das Edikt auch zu vollstrecken“ (Deick, 2008, S. 79). Der Kaiser befand sich in ständigem Konflikt mit dem König von Frankreich, dem Papst in Rom und dem türkischen Sultan. Der Kaiser hatte auch Konflikte im Inneren des Reichs. Er konnte sich diese Konflikte nicht leisten, weshalb die Fürsten seine Schwäche zum Ausbau ihrer eigenen Ziele nutzten. Nach dem ersten erbitterten Krieg zwischen Katholiken und Protestanten, wurde sich auf einen Kompromiss geeinigt. Jeder Fürst durfte fortan in seinem Territorium die Frage der Konfession handhaben, wie es ihm beliebte (vgl. Deick, 2008; Kristjánsson, 2014). 2.2 Das Leben Martin Luthers Über das Leben Martin Luthers muss geredet werden, „weil die Entstehung und Entwicklung der Reformation ohne ständige Beziehung auf die Lebensgeschichte Martin Luthers nicht verständlich zu machen ist“ (Kunst, 1982, S. 13). Luther ist am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Seine Eltern waren Hans Luther und Margarete Lindemann. Hans Luther stammte aus einer gutbetuchten Familie aus Möhra in Thüringen, Luthers Mutter, Margareta Lindemann, kam aus Eisenach, aus einer Familie mit vielen gut ausgebildeten Menschen. Im Jahr 1484, kurz nach Martin Luthers Geburt, siedelte die Familie nach Mansfeld über, wo sie aufblühte und kurz nach dem Umzug zu der Oberschicht in Mansfeld gezählt wurde (vgl. Kristjánsson, 2014; Kunst, 1982). Ausbildung war für Luthers Eltern sehr wichtig und sie spornten ihren Sohn an, seine Bildung zu erweitern. Luthers Schulbesuch begann 1491 in Mansfeld, aber nach 9 den Anfangsjahren wurde er nach Magdeburg und Eisenach geschickt. In Eisenach lebte er bei den Familien Cotta und Schalbe, „zu denen er in nähere Beziehung tritt, wie mit den Mönchen des Barfüßklosters kennen“ (Kunst, 1982, S. 15). Im Jahr 1501 wurde Luther an der Universität Erfurt immatrikuliert. Bevor er Rechtswissenschaft studieren konnte, musste er das Grundstudium der Artistischen Fakultät in den sogenannten „sieben freien Künsten“3 absolvieren. Danach konnte er in eine der höheren Fakultäten eintreten. Im Jahr 1505 bestand Luther die Prüfung des Grundstudiums als zweitbester in einer Gruppe von siebzehn. Gleich danach begann er sein Studium der Rechtswissenschaften, aber im ersten Semester unterbrach er das Studium als er am 2. Juli 1505 von einem Gewitter überrascht wurde. Er dachte, dass er in Lebensgefahr sei, und „seiner Sinne nicht mächtig, tut er das Gelübde: „Hil du hl. Anna, ich will ein Mönch werden““ (Kunst, 1982, S. 15). Er versprach Mönch zu werden, wenn er von der Hl. Anna gerettet würde. Kurz danach, am 17. Juli 1505 meldete er sich an der Pforte des Erfurter Augustinereremitenklosters (vgl. ebd). Wenn Luther nicht fast vom Blitz getroffen worden wäre, hätte die Weltgeschichte vielleicht einen anderen Verlauf genommen. Er trat gegen den Willen seines Vaters dem Augustinerorden bei, um Mönch zu werden. Im Jahr 1507 wurde er dann zum Priester geweiht und 1512 erhielt er den Lehrstuhl für Theologie an der Universität Wittenberg. Luther kritisierte den Papst und die Bischöfe sehr, weil sie sich der Vermehrung ihres Reichtums und nicht der Seelsorge der Menschen widmeten. Was Luther am meisten störte, war der Ablasshandel, durch den Menschen ihre Sünden freikaufen konnten. Luther meinte, dass ein Christ keine Bischöfe oder Päpste brauchte, um mit Gott zu reden. „Allein die direkte Beziehung zu Gott, auf Grundlage der Heiligen Schrift, sei der Weg zu göttlicher Gnade“ (Deick, 2008, S. 76). Luthers Lehre gewann in kurzer Zeit in ganz Deutschland viele Anhänger. Kaiser Karl V. begehrte nicht nach einem Glaubensstreit und wollte ihn deshalb beenden. Er lud Luther auf den Reichstag zu Worms ein, wo Luther am 17. und 18. April 1521 Rede und Antwort stehen musste. Die Zusammenkunft in Worms war nicht so sehr ein deutscher Reichstag als eine Gipfelkonferenz. Abermals verweigerte Luther den Widerruf und sagte: „Hier stehe ich, 3EineGrundausbildungimMittelalter,diezurwissenschaftlichenArbeitbefähigte(vgl. Lehrerinnenfortbildung,o.J.). 10 ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen!“ (Friedenthal, 1967, S. 327). Der Kaiser verhängte die Reichsacht über den Mönch, jeder konnte Luther töten, ohne dafür belangt zu werden. Einige Fürsten protestierten gegen das Edikt des Kaisers, diese Fürsten wurden „Protestanten“ genannt und sie erklärten sich zu Anhängern der neuen Lehre und machten, was sie konnten, um Luther zu schützen. Einer von diesen Fürsten war Kurfürst Friedrich „der Weise“. Er war Luthers wichtigster Fürsprecher und brachte Luther am 4. Mai 1521 auf die Wartburg bei Eisenach zum Schutz unter. Zehn Monate, bis 1. März 1522, versteckte Luther sich unter dem falschen Namen „Junker Jörg“ auf der Burg. Diese Zeit nutzte er zu arbeiten und übersetzte als erster das Neue Testament in allgemein verständliches Deutsch, so dass jeder Bürger es lesen und verstehen konnte. Er schrieb außerdem eine Menge anderer Werke (vgl. Deick, 2008; Friedenthal, 1967; Kristjánsson, 2014). Eines von diesen Werken war zum Beispiel die Wartburgerpostille. Diese Postille enthielt Auslegungen, die den Priestern beim Predigen helfen sollten, der neue Sitte der Reformation gerecht zu werden. Sie sollte auch im Alltagsleben für das Bürgertum verständlich sein, Menschen sollten über Gott in der Küche zusammen reden können (vgl. Friedenthal, 1967; Kristjánsson, 2014). Im Jahr 1525 heiratete Luther die frühere Zisterzienser Nonne Katharina von Bora, die aus dem Kloster geflohen war. Luther und Katharina hatten sechs Kinder. Als Katharina Kind war, war sie von ihren Eltern ins Kloster gegeben worden und als sie eine junge Frau war, wurde sie von Luthers neuen Lehren und reformatorischen Ideen sehr begeistert und sog sie förmlich auf. Sie floh im Jahr 1523 aus dem Kloster nach Wittenberg, dem damaligen Zentrum der Reformation. Dort traf sie Martin Luther. Luther liebte seine Frau sehr. Das Ehepaar wurde ein Vorbild für viele Generationen von Pfarrersfamilien. Sie waren glücklich und liebevoll miteinander. Luther hat geschrieben, dass er es liebte, mit ihr zusammen aufzuwachen. Er verehrte auch ihren Intellekt und nannte sie „Doctora Lutherin“. Für eine Frau war sie sehr vertraut mit anderen Menschen, was in dieser Zeit außergewöhnlich war. Nach Luthers Tod war sie untröstlich. Sie sagte, dass Luther so viel von seinem Leben gegeben hatte, nicht nur an Wittenberg, sondern auch an die ganze Welt (vgl. Gorse, 2017; Welcome to Luther Country, o.J.). 11 Andere wichtige Begleiter Luthers waren Johann von Staupitz, Philipp Melanchthon und Georg Spalatin. Auf seinem Weg als junger Mönch begegnete Luther dem Theologen Johann von Staupitz. Staupitz wurde Luthers Mentor und Beichtvater. Er führte Luther in das Studium der Theologie ein, da er sein Potenzial erkannte. Er verordnete das tiefgründige Studium der Bibel, als Luther seine ehemalige Stelle als Professor für Bibelvorlesungen in Wittenberg übernahm (vgl. Gorse, 2017). Philipp Melanchthon war auch ein wichtiger Freund für Luther. Er war 15 Jahre jünger als Luther aber trotzdem befreundeten sie sich schnell und Melanchthon wurde der engste Begleiter Luthers. Luther fehlte manchmal Struktur in seinen Werken und es war Melanchthon, der ihm half mehr Ordnung hineinzubringen. Er ermutigte Luther, die Bibel in klares und allgemein verständliches Deutsch zu übersetzen. Als Luther im Exil war, wurde Melanchthon zum Wortführer der Reformation (vgl. ebd.). Während Luther heimlich im Dezember nach Wittenberg kam und bei ihm wohnte, überzeugte ihn Melanchthon von der Notwendigkeit, dem schlichten Mann das Wort Gottes in seiner Muttersprache in die Hand geben zu müssen (Stupperich, 1962, S. 130). Georg Spalatin war einer der ersten Professoren an der Universität Wittenberg. Er war außerdem ein Fürsprecher der Reformation. Er wurde nach kurzer Zeit ein Geheimsekretär und Berater am kurfürstlichen Hof, wo er Einfluss auf die Amtsgeschäfte und die Einstellung des Hofes zur Reformation nehmen konnte. So es war kein Zufall, als Friedrich „der Weise“ für Luther freies Geleit für den Wormser Reichstag erwirkte und Luther danach auf die Wartburg bringen ließ. Spalatin schützte Luther auch, wenn seine Schriften und Werke radikaler wurden. Er passte allerdings auf, dass diese Werke nicht veröffentlicht wurden (vgl. Gorse, 2017). Ohne die Hilfe dieser Männer, wäre die Übersetzung und Veröffentlichung der Bibel vielleicht nicht möglich gewesen. Staupitz führte Luther in das Studium der Theologie ein und verordnete das tiefgründige Studium der Bibel. Spalatin ließ Luther auf die Wartburg bringen. Ohne ihn hätte Luther sich nicht verstecken können und wäre wahrscheinlich getötet worden. Luthers Aufenthalt auf der Wartburg rief außerdem 12 zahlreiche weitere Werke hervor. Melanchthon war Luthers engster Freund und regte Luther an, die Bibel in die deutsche Sprache zu übersetzen. Aufgrund seiner besonders wichtigen Rolle wird mehr über ihn in Kapitel 3.1 erzählt. 2.3 Die 95 Thesen Am 18. April 1506 hatte der damalige Papst, Papst Julius II., einen Ablass, für die Finanzierung der Peterskirche, ausgeschrieben. Diesen Ablass hatte Papst Leo X. erneuert und er sollte im ganzen Christentum verkündet werden. Luther hielt den Ablasskauf für eine unmoralische Praxis. Dass Menschen sich frei von Sünden kaufen konnten und nur durch die Kirche mit Gott reden konnten, war für ihn untragbar. Er glaubte fest daran, dass jeder sich ein Leben lang in Demut der Gnade Gottes anvertrauen müsse (vgl. Deick, 2008; Kristjánsson, 2014). Luther hatte die 95 Thesen geschrieben, um gegen die Kirche zu protestieren, vor allem aber gegen den Ablasskauf. Die Thesen hatte Luther früher in seinen Predigten behandelt. Die Thesen erweckten große Aufmerksamkeit und es wird behauptet, dass die 95 Thesen den Anfang der Reformation markiert hätten. Die protestantische Kirche feiert Luthers Thesenanschlag an die Wittenberger Tür als ihren Gründungstag. Luthers Meinung nach war der Thesenanschlag der Anfang der Reformation. Andere behaupten allerdings, sie begann mit Luthers Protest gegen den Ablasshandel. Die Thesen wurden nicht gestellt, um der Kirche zu drohen, sondern um eine allgemeine Diskussion auszulösen. Die Menschen klagten sehr über den Ablass, und als die Thesen veröffentlicht wurden, schöpften sie eine neue Hoffnung (vgl. Deick, 2008; Kristjánsson, 2014). Friedenthal (1967) behauptet jedoch, dass Luther nicht genau wusste, was der Ablass eigentlich sei. Er fing an zu predigen, weil er das, was er über den Ablasshandel gehört hatte, ärgerlich und schädlich fand. Luther war zugleich Dozent und Seelsorger. Durch das Lehren bekam er immer mehr Anhänger, vor allem Schüler von ihm, und dadurch wuchs sein Einfluss. So fand Luther sein Publikum. Ab 1514 war Luther Theologieprofessor an der Wittenberger Universität, außerdem war er auch Prediger in der Wittenberger Stadtkirche. Er musste für die Menschen aus Wittenberg und für ihr Seelenheil sorgen. Es fiel ihm auf, dass die Menschen nicht mehr so häufig zu ihm kamen, sondern stattdessen in die 13 brandenburgischen und anhaltischen Städte wie Jüterborg oder Zerbst gingen, um Ablassbriefe zu kaufen und Ablasspredigten zu hören, vor allem den sogenannten Peterablass (vgl. Deick, 2008; Kristjánsson, 2014). Luthers 95 Thesen sind zum Symbol der Reformation geworden. Man hat geschrieben, dass er am 31. Oktober 1517 Luther mit lauten Hammerschlägen, die durch ganz Europa hallten, die 95 Thesen an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg nagelte. Diese Darstellung ist aber angezweifelt worden. Ob es sich wirklich so abspielte, weiß niemand mit Sicherheit. Luther soll die 95 Thesen über den Ablass an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg genagelt haben aber wahrscheinlicher ist, dass er die Schrift mit den Thesen an der Universität in Wittenberg verteilte. Es wird darüber gestritten, ob die 95 Thesen handgeschrieben auf einem Zettel waren oder gedruckt, denn beides war üblich. Von Luther selbst ist kein Kommentar zu den Nagelarbeiten des Jahres 1517 überliefert (vgl. Bott, 1983; Friedenthal, 1967; Iserloh, 1962; „Der Thesenanschlag und die Folgen“, 2002; „Die Legenden um Luther“, 2002). Aus Liebe und Wahrheit und im Verlangen, sie zu erhellen, sollen die folgenden Thesen in Wittenberg disputiert werden unter dem Vorsitz des ehrwürdigen Pater Martin Luther, Magister der freien Künste und der heiligen Theologie, dort auch ordentlicher Professor der Theologie. Daher bittet er jene, die nicht anwesend sein können, um mit uns mündlich zu debattieren, dies in Abwesenheit schriftlich zu tun. Im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Amen. (Evangelische Kirche in Deutschland, 2017, Absatz 1). Luther hatte sich vor dem Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 schon gegen den Ablasshandel ausgesprochen. Am Anfang waren die Thesen nicht für die Öffentlichkeit, nur Bischöfe und wenige Freunde von Luther konnten sie lesen, aber schon am Ende 1517 waren Drucke der Thesen in Leipzig, Nürnberg und Basel im Umlauf. Die Reaktion der Bischöfe war am Anfang nicht groß, sie berichteten dem Papst über Luther als einen Rebellen, einige Bischöfe aber stimmten den Reformvorschlägen zu. Nach den 95 Thesen fand Luther es notwendig, seine Thesen durch weitere Schriften auszuführen und zu 14 erläutern. Später, im Jahr 1519, nach der Wahl Karls V. zum Kaiser, wurde der Kampf gegen Luther, seine Anhänger und die Reformation drastischer. Als der Mönch nicht zum Widerruf in den Reichstag zu Worms kam, dachten manche, dass er ins Gefängnis gebracht würde. Luther wurde daraufhin auf die Burg Wartburg zum Schutz gebracht (vgl. Bott, 1983; Friedenthal, 1967; Iserloh, 1962; „Der Thesenanschlag und die Folgen“, 2002; „Die Legenden um Luther“, 2002). 15 3. Die Lutherbibel 3.1 Die Übersetzung der Bibel Obwohl die Lutherbibel „die Bibel“ ist, gab es früher andere Übersetzungen der Bibel ins Deutsche. Zahlreiche deutschsprachige Bibeltexte wurden im Mittelalter verbreitet, z.B. Historienbibeln, Vollbibeln und Evangelienharmonien (vgl. Bott, 1983). Den ersten gedruckten deutschen Bibeltext gibt es seit 1466. Zwischen 1466 und 1522 wurden in Deutschland 18 deutsche Vollbibeln gedruckt, von denen 14 in hochdeutscher und 4 in niederdeutscher Sprache waren. Eine der ersten Übersetzungen stammte von Johannes Mentelin, und war eine reine Textausgabe, die er Wort für Wort aus dem Lateinischen ins Oberdeutsche übersetzte. Die Mentelin-Bibel war die erste deutsche Bibel (vgl. Bott, 1983; Deutsche Bibel Gesellschaft, o.J.; Hinrichs, o.J.). Die Bibel wird auch als «Das lebendige Wort» bezeichnet, weil Menschen, die darin lesen, immer wieder etwas Intensives, Neues für ihr Leben erkennen können. Nicht alles, was in der Bibel steht, kann man immer auf Anhieb begreifen. Machen Sie sich also frei von dem Druck, alles verstehen zu müssen (Hinrichs, o.J., Absatz 2). Luthers erste Begegnung mit der Bibel war, als er ungefähr zwanzig Jahre alt war. Er meinte, dass ein guter Theologe die Bibel oft lesen müsse, um sie zu verstehen. Luther las die Bibel zweimal pro Jahr. Er war sehr begeistert von der Bibel, die er jedem zugänglich machen wollte. Sein Ziel mit der Übersetzung der Bibel war es die Grundlage der Reformation zu verstärken und auch die Bevölkerung zu bekräftigen. Er wollte, dass die Menschen mehr Verständnis vom Inhalt der Bibel bekamen. Er wollte zeigen, dass der normale Bürger intelligent genug war, die Bibel selbst auszulegen und zu verstehen. Sie brauchten nicht die Kirche dafür. Die Autorität der Heiligen Schrift war für Luther und die Lutherische Theologie sehr wichtig. Die Verbreitung der Übersetzung der Bibel war sehr bedeutend und Luther hatte bei der Bevölkerung viel Erfolg. Zwischen 1522, dem Jahr, in dem das Neue Testament zum ersten Mal gedruckt wurde, und 1546, dem Todesjahr Luthers, erschienen etwa über 300 hochdeutsche Ausgaben von Teilen der Bibel oder der ganzen Bibel (vgl. Bott, 1983; Kristjánsson, 2014; von Flocken, 2008). 16 Luther übersetzte das Neue Testament in nur elf Wochen, und im September 1522 war es für die Allgemeinheit zugänglich. Als er übersetzte, benutzte er die Übersetzung des griechischen Grundtextes der Bibel von Erasmus aus Rotterdam als Vorlage. Luther benutzte auch die lateinische Übersetzung des Grundtextes und die lateinische Übersetzung der Vulgata. Mit dem Humanismus fingen Wissenschaftler an, den ursprünglichen Text der Bibel zu erforschen. Die Kirche war damals verantwortlich für die Interpretation der Bibel, aber mit der Erforschung der älteren Bibeltexte beobachteten die Humanisten, dass es möglich sei, dass die Bibel früher nicht richtig übersetzt worden war (vgl. ebd.). Als Luther nach Wittenberg zurückkehrte, ging er das Manuskript mit Melanchthon zusammen durch und im Mai begannen die Arbeiten in der Druckerei. Am 29. September 1522 wurde die fertigte Bibel vorgelegt (vgl. Bott, 1983). Wie im Kapitel 2.2 erzählt, war Philippus Melanchthon Luthers Freund, und der Erste, der Luther anregte, das Neue Testament zu übersetzen. Er war Kollege, Berater und Schüler Luthers und dessen aufrichtiger Freund. Er war junger humanistischer Reformator. Er kam aus Brettem, war ein Neffe des Humanisten Reuchlin und absolvierte in Heidelberg und Tübingen ein Studium der Künste. Als er jung war, hatte er großes Interesse an humanistischer Lehre und wurde schon mit 21 Jahren 1518 als Professor des Griechischen nach Wittenberg berufen, wo er Luther traf und sich ihm sogleich anschloss. Melanchthons Anteil an der Bibelübersetzung ist bedeutend (vgl. Bott, 1983; Stupperich, 1961). „Luther selbst und viele seiner Zeitgenossen haben keinen Anstand genommen, in hohen Worten der Anerkennung auszusprechen, was Magister Philippus für sie alle geleistet“ (Stupperich, 1961, S. 128). Luther lobte Melanchthon sehr in seinen Briefen, aber dieser sah seine eigene Rolle als nicht sehr bedeutungsvoll an. Melanchthon sagte selbst, dass seine Aufgabe lediglich in der Unterstützung Luthers lag. Melanchthon war ein Mann mit klarem Blick auf die Reformation, er war ein Humanist aber auch wie Luther ein Theologe. Er war für den Grundsatz der sola scriptura: Es gibt keine andere vollständige Erkenntnis Gottes als aus der Schrift, keine andere Möglichkeit zu Gott zu gelangen, als durch Christus. Er war der Meinung, dass die Schrift sich selbst ausläge, es gäbe keine andere Autorität, keinen anderen Einfluss auf die Auslegung der Schrift. Er war ein Mann der gelehrten Arbeit, er war kein Leiter der Reformation wie Luther. Er 17 stand Luther bei und half ihm mit der Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Luther lebte lange im Exil und konnte deswegen nicht auf dem Augsburger Reichstag erscheinen. Melanchthon kümmerte sich daher an Luthers Stelle, um die Belange der Protestanten (vgl. Bott, 1983; Stupperich, 1961). Zwölf Jahre vergingen, nach dem Erscheinen des Neuen Testaments 1522 bis die Gesamte Bibel 1534 vorlag. Laut Bott (1983) hatte Luther Schwierigkeiten bei der Übersetzung der Bibel und sagte: Ich habe mit dem vertiren [übersetzen] solche muhe gehabet! Es solte michs niemandt mit gunst und golde vermocht haben, ein buch tzu transferieren, wan ichs nicht umb meines Herrn Christi willen gethan hette (Bott, 1983, S. 275). Luther bezeichnete die Bibelübersetzungen als eine Last, die seine Kräfte überstiegen. Die Schwierigkeiten ergaben sich nicht nur aus der Menge dessen, was zur Übersetzung anstand. Da Luther von der Grundsprache ausgehen wollte, mußte er sich zureichende Kenntnisse des Griechischen und Hebräischen verschaffen, und das war zu seiner Zeit alles anders als einfach (Bott, 1983, S. 275). Gelehrte Handwerkzeuge wie heute, standen ihm nicht zur Verfügung, und er musste deshalb bescheidene Hilfsmitteln benutzen, um die Bibel zu übersetzen. Er holte oft Rat bei sachkundigen Freunden, um sich vor unnötigen Fehlern zu bewahren, er überprüfte auch mit ihrer Hilfe die Entwürfe der Übersetzung. Er glaubte nicht, dass er als einzelner Mensch die Bibel übersetzen könne (vgl. Bott, 1983; von Flocken, 2008). Nach dem Erscheinen der Bibel im September verbreitete sie sich schnell und war bald ausverkauft. Für Luther war das Neue Testament ein selbständiges Werk und nicht nur ein Teil der Gesamtheit der heiligen Schriften. Schon drei Monate später folgte die nächste Auflage und die Bibel war bald sehr beliebt und wurde auf den Kanzeln zitiert, im Schulunterricht verwendet und als Volksbuch geschätzt (vgl. Bott, 1983; Luther, 1929; von Flocken, 2008). 18 Der erste Teil des Alten Testaments erschien im Jahr 1523 und 1534 erschien die erste Vollbibel in Luthers Übersetzung. Sie entstand durch die Zusammensetzung der bereits veröffentlichten Teilübersetzungen, dem Alten und Neuen Testament, in einem einzigen Band. Wenig wurde von den vormaligen Übersetzungen verändert, neu waren nur die noch fehlenden Stücke aus den Apokryphen. Nach dem Erscheinen der Vollbibel 1534 erschienen andere Übersetzungen, z.B. wurde eine niederdeutsche Fassung hergestellt und eine Vollbibel aus dem Lager der Altgläubigen. Obwohl Luther diese Bibeln selbst nicht übersetzte, wurde seine Übersetzung als Vorlage und Vorbild für sie benutzt (vgl. Bott, 1983). Luther schrieb 1530: Denn wir haben ja den Sudler zu Dresden gesehen, der mein Neues Testament gemeistert hat – ich will seinen Namen in meinen Büchern nicht mehr nennen; ebens hat er nun auch seinen Richter, und ist sonst wohl bekannt -, der bekennet, daß mein Deutsch süß und gut sei. Er sah wohl, daß er's nicht besser mache konnte, und wollte es doch zuschanden machen, fuhr (also) zu, und nahm sich mein Neues Testament vor fast Wort für Wort, wie ichs gemacht habe, strich meine Vorrede, Anmerkungen und Namen weg, schrieb seinen Namen, Vorrede und Anmerkungen dafür hin und verkaufte so mein Neues Testament unter seinem Namen (Aland, 1963, S. 81). Luther sorgte für seine Übersetzung, er wollte sie rein halten und gab eine Warnung vor den Nachdrucken bei. Die letzte Bibel von Luther erschien 1546 nach seinem Tod, und enthält seine letzten Korrekturen (vgl. Bott, 1983). 3.2 Ein Vergleich von Luthers ersten und letzten Ausgabe der Bibel Laut Hinrichs (o.J.) ist es schwierig zu sagen, wo das Lesen der Bibel anfangen soll. Er sagt aber, dass man bei der Hauptperson beginnen sollte, bei Jesus. Gleich am Anfang des Neuen Testaments befinden sich die vier Evangelien über Jesus Leben, seinen Tod und seine Auferstehung. 19 Jetzt wird der Unterschied des ersten Vers des Matthäusevangeliums aus dem Neuen Testament in der ersten und letzten Übersetzung Luthers betrachtet. Wie schon in Kapitel 3.1 erwähnt, erschien die erste Übersetzung des Neuen Testaments im Jahr 1522. Viele Jahre vergingen, in denen Luther seine Übersetzung immer wieder veränderte und ausbesserte. Im Jahr 1546 nach seinem Tod erschien die letzte Lutherbibel mit seinen letzten Korrekturen (vgl. Bott, 1983; Hinrichs, o.J.). Auf diese zwei Übersetzungen wird nun eingegangen. Der Inhalt des ersten Verses ist der Stammbaum Jesu Christi und seiner Geburt (vgl. CID-christliche internet dienst GmbH, 1996). 3.2.1 Die Ausgabe 1522 Im ersten Vers des Matthäusevangeliums lautet eine Überschrift „Evangelion Sankt Matthes“ und die Zweitüberschrift „Das erst Kapitel.“ Am Anfang befindet sich ein Bildinitial und der erste Satz ist fett gedruckt. Martin Luther schrieb: „Das ist das buch von der geburt Jesu Christi der da ist ein son Davids des sons Abraham“ (Mt 1:1). Abraham hat geborn den Isaac. Isaac hat geborn den Jacob“ (Mt 1:2). Eigennamen wurden mit Majuskeln geschrieben aber Nomen mit Minuskeln. Perfekt wird benutzt, z.B. das Hilfsverb „haben“ und Partizip II: hat geborn [hat geboren] (vgl. Luther, 1929). „Alle gelid von Abraham biß auff David, sind vierzehen gelied, Vonn David biß auff die Babylonische gefengniß sind vierzehen gelid, Von der Babylonischen gefengniß biß auff Christum sind vierzehen gelid“ (Mt 1:17). Luther schrieb die Präposition „von“ sowohl mit Minuskeln als auch mit Majuskeln, die Präposition „bis“ wird „biß“ geschrieben und das Wort „Glieder“ wird „gelid“ geschrieben. Die Stellung der Verben ist unterschiedlich. Am Anfang kommt das Partizip II. nach dem Hilfsverb: „Abraham hat geborn den Isaac“ (Mt 1:2), aber das Partizip II. kommt auch am Ende des Satzes, „Das ist aber alles geschehen“ (Mt 1:22). (vgl. ebd.). 3.2.2 Die Ausgabe 1546 In der Ausgabe von 1546 ist eine Überschrift: „Evangelium S. Matthes“, die Zweitüberschrift wird mit „I“ gezeichnet. Es gibt ein Bildinitial und der erste Satz ist fett gedruckt. Luther schrieb: „Das ist das Buch von der geburt Jesu Christi, der da ist ein son Davids, des sons Abraham“ (Mt 1:1). Im Vergleich mit der ersten Ausgabe aus dem Jahr 1522 ist zu sehen, dass Luther das Wort „Buch“ verändert, es ist in der Ausgabe 20 1546 mit einer Majuskel geschrieben aber in der ersten Ausgabe mit einer Minuskel. Luther benutzt in der Ausgabe von 1546 das Verb „zeugen“, wenn es um eine Geburt geht und das Präteritum benutzt wird: „Abraham zeugte Isaac“ (Mt 1:2). In der Ausgabe 1522 benutzte er Partizip Perfekt und ein unterschiedliches Verb (vgl. Luther, 1929). „Alle gelied von Abraham bis auff David sind vierzehen gelied. Von David bis auff die Babylonischen gefengnis, sind vierzehen gelied. Von der Babylonischen gefengnis bis auff Christum sind vierzehen gelied“ (Mt 1:17). In der Ausgabe 1546 schrieb er “gefengnis“, eine Veränderung zur früheren Ausgabe 1522 (vgl. ebd.). 3.2.3 Der Vergleich Wenn die Ausgabe 1522 mit der Ausgabe 1546 verglichen wird, ist zu sehen, dass Luther das Wort „gelid“ [Glieder] zu „gelied“ verändert hat, und die Präposition „biß“ in der Ausgabe 1522 wird „bis“ in der Ausgabe 1546. Er verändert auch das „ß“, in „gefengniß“. In der Ausgabe 1546, benutzt er „s“: „gefengnis“. 1522 steht: „Joseph aber ihr man war frum, und wolt sie nit rugen“ (Mt 1:19). 1546: „Joseph aber ir Man war from, und wolt sie nicht rugen“ (Mt 1:19). Hier sind einige sprachliche Veränderungen zu erkennen. Luther wechselt den Vokal -u- in „frum“ mit -o- in „from“ und es gibt wieder Veränderungen mit den Majuskeln und Minuskeln, „man“ in 1522 wird „Man“ 1546. Eine bemerkenswerte Veränderung ist, dass der „Herr“ mit Majuskeln 1546 geschrieben ist, aber mit Minuskel 1522. Die Stellung des Partizips II. wird in der Ausgabe 1546 verändert. 1546: „Und sie wird einen Son geberen, Des namen solst du Jesu heissen, Denn er wird sein Volk selig machen von iren Sünden“ (Mt 1:21). Das Hilfsverb ist an der zweiten Stelle und das Partizip II. ist am Ende des Satzes. Dieser Satz ist auch in der Ausgabe 1546 fett gedruckt. In der Ausgabe von 1546 ist die Prophezeiung: „Sihe, eine Jungfrau wird schwanger sein, und einen Son gebern, und sie werden seinen Namen Immanuel heissen, Das ist verdolmetscht, Gott mit uns“ (Mt 1:23). Die Prohpezeiung ist 1546 fett gedruckt aber nicht in der Ausgabe 1522 (vgl. Luther, 1929). Der Unterschied zwischen den zwei Ausgaben von 1522 und 1546 ist in den untersuchten Versen nicht groß. Luther veränderte einige Verben, Wörter, Groß- und Kleinschreibungen und Stellungen der Verben sowie die Überschriften. Er verwendete am Anfang des Matthäus Evangeliums unterschiedliche Wörter für den Stammbaum, 21 1522: „hat geborn“ wird 1546: „zeugte“. In der ersten Ausgabe 1522 wurden nur die Eigennamen mit Majuskeln geschrieben, in der Ausgabe 1546 wurden einige Nomen, aber nicht alle, auch mit Majuskeln geschrieben. Luther veränderte die Wortstellung des Partizip II. Es kommt am Ende des Satzes 1546. Luther macht Gott in der zweiten Ausgabe stärker, indem er den Herrn mit großen Buchstaben schreibt: aus „Herr“ wird „HERR“. Zwei Sätze 1546 wurden außerdem fett gedruckt, welche 1522 nicht fett gedruckt waren. Der Inhalt bleibt aber gleich (vgl. ebd.). Die Unterschiede zwischen diesen zwei Ausgaben finden sich vor allem in Rechtschreibung und Grammatik, aber nicht in der Auslegung des Textes. Die Ausgabe vom Jahr 1546 ist einfacher zu verstehen. Gemeinhin ist der Unterschied zwischen diesen zwei Ausgaben der Versen gering. Diese Beobachtungen gelten aber ausschließlich für den ersten Vers des Matthäus und übertragen sich nicht auf das ganze Werk. Der Vers ist zu kurz, um als Grundannahme für die gesamte Übersetzung benutzt werden zu können (vgl. ebd.). 3.3 Luthers Einfluss auf die deutsche Sprache Luthers Einfluss auf die deutsche Sprache ist viel erforscht. Dieses Kapitel wird hauptsächlich von zwei Artikeln unterstützt, einerseits von Jan von Flocken (2008) und seinem Artikel „Wie Martin Luther unsere Sprache prägt“, und andererseits von Prof. Dr. Werner Besch (2014) und seinem Artikel „Wie groß war Luthers Einfluss auf unsere Sprache?“. Außerdem wird Luthers Brief „Ein Sendbrief vom Dolmetschen“ betrachtet und was Luther über die Kritik an seiner Übersetzung erzählte. Luthers Übersetzung der Bibel wurde zur Grundlage für eine einheitliche deutsche Schriftsprache. „Nach seiner Meinung hatte nur die Kraft des Wortes die Wirkung, die Menschen von innen her zu erfassen und umzugestalten“ (Stupperich, 1967, S. 54). Eben der Übersetzung des griechischen Grundtextes der Bibel legte Luther seine Übersetzung zugrunde. „Das ermöglichte es, ihm mit aller Sprachgewalt so lebensnah, volkstümlich und bildhaft wie möglich auszudrücken“ (von Flocken, 2008, Absatz 5). Laut Jan von Flocken (2008) und seinem Artikel: 22 Martin Luther Selbstverleugnung, ersann Ausdrücke Machtwort, wie Feuertaufe, Schandfleck, Bluthund, Lückenbüßer, Gewissensbisse, Lästermaul und Lockvogel. Metaphern wie „Perlen vor die Säue werfen“, „ein Buch mit sieben Siegeln“, „die Zähne zusammenbeißen“, etwas „ausposaunen“, gehen ebenso auf ihn zurück wie „im Dunkeln tappen“, „ein Herz und eine Seele“, „auf Sand bauen“ oder ein „Wolf im Schafspelz“ und „der große Unbekannte“ (Absatz 5). Luther nutzte auch den Spielraum, „den ihm die Verfügbarkeit verschiedener Arten der Satzverknüpfung läßt, um den Gedankengang möglichst deutschlich herauszuarbeiten“ (Bott, 1983, S. 290). Er ersetzt z.B. die Reihung zweier unverbundener nebeneinander stehender Hauptsätze durch ein Gefüge aus Haupt- und Nebensätzen (vgl. Bott, 1983; von Flocken, 2008). Beispeil: „Es begab sich ..., das eyn gepott von dem keyser Augustus aus gieng“ (Bott, 1983, S. 290). Luther schrieb: Man muß die Mutter im Haus, die Kinder auf den Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und denselbigen auf das Maul sehen, wie sie reden und danach dolmetschen; so verstehen sie es denn und merken, dass man deutsch mit ihnen redet (von Flocken, 2008, Absatz 7). Luther wurde für seine Übersetzung kritisiert, aber in einem Brief, „Ein Sendbrief vom Dolmetschen“, erklärte er seine Meinung zu seiner Übersetzung. Luther wählte die Form eines Briefes an einen namentlich nicht genannten Herrn und Freund. Diese unbekannte Person wünschte eine Antwort auf zwei Fragen, eine über die Übersetzung von Röm und die andere über die Lehre von Fürbitte der Heiligen. Luther übersetzte die Bibel, weil es keine allgemein verständliche, deutsche Übersetzung für die Menschen gab. Er schrieb, dass keiner richtig wusste, wie man übersetzt, weswegen er selbst die Bibel letztendlich übersetzte. Luther sagte, dass die Menschen vor seiner Übersetzung nicht viel über die Sprache wussten. Es waren jedoch nicht alle dankbar dafür, auch wenn viele normale Bürger dadurch lesen und schreiben lernten. Die Menschen nutzten sein Deutsch, um 23 lesen und reden zu lernen. Luther war aber sehr froh, dass die Menschen wegen ihm reden gelernt hatten (vgl. Aland, 1963; Bott 1983). Er sagte: Mir ist indes genug und bin froh, daß meine Arbeit, wie Paulus Phil. 3, 18 auch rühmet, auch durch meine Feinde gefördert, und des Luther Buch ohne Luthers Namen, unter seiner Feinde Namen, gelesen werden muß (Aland, 1963, S. 82). Luther sagte, dass er die Bibel nach seinem besten Vermögen und Gewissen übersetzt hätte und wer die Bibel nicht lesen wolle, müsse sie nicht lesen. Luther: „Wers nicht lesen will, laß es liegen“ (Aland, 1963, S. 80). Auch, wenn jemand eine bessere Übersetzung machen möge, wäre es niemandem verboten (vgl. Aland, 1963). Luther: „Es ist mein Testament und meine Übersetzung – und soll mein bleiben und sein“ (Aland, 1963, S. 80). Laut Prof. Dr. Werner Besch (2014), von der Universität Bonn, legte Luthers Bibeldeutsch die Grundlage für das heutige Deutsch. Luthers Bedeutung für die Entwicklung der Schriftsprache ist umstritten. Einerseits hielten manche Luthers Sprache um 1600 für tot, andererseits wurde Luther zum Sprachschöpfer stilisiert. Luther sei eingebunden in die chursächsische Schreibtradition Wittenbergs. Er ist sprachlich somit mehr in der Mitte angesiedelt als im Süden, im Oberdeutschen. Von dieser Basis aus erlange seine Bibelübersetzung hohe Autorität und enorme Verbreitung (Besch, 2014, Absatz 1). In Luthers Zeit gab es drei lebendige Varianten von gesprochenem Deutsch. Diese waren das Oberdeutsche Bayerns, Frankens, Badens, Schwabens und Österreichs, das Niederdeutsche entlang den Küsten, in Niedersachsen und Westfalen und das Mitteldeutsche von Sachsen und Thüringen über Hessen bis ins Rheinland (vgl. Besch, 2014). Die Sprache, die Luther sprach, war die chursächsische Kanzleisprache. In dieser Zeit war die Kanzleisprache eine Schriftsprache, „eine Art interne Vorschrift der Behörden, welche Wörter in amtlichen Dokumenten zu verwenden und wie sie zu 24 schreiben waren“ (Besch, 2014, Absatz 2). Laut Prof. Besch hatte Luther einen Vorteil, um von vielen Menschen verstanden zu werden, weil er diese chursächsische Kanzleisprache beherrschte. Sie lag geographisch und sprachlich in der Mitte Deutschlands. Wenn Luther nördliches oder südliches Deutsch verwendet hätte, hätte er geringe Chancen gehabt, die Bibel unter den Menschen zu verbreiten. In Luthers Zeit war der Unterschied zwischen den Sprachvarianten so groß, dass eine förmliche Übersetzung aus dem Hochdeutschen ins Niederdeutsche angefertigt werden musste. Die Beigabe eines Glossars hätte nicht genügt. Die Bibel erreichte damit Niederdeutschland. Als die niederdeutsche Vollbibel von 1534 gedruckt wurde, ging sie der ersten hochdeutschen sogar um einige Monate voraus. Wie bereits erwähnt, war Luther nicht der erste, der die Bibel ins Deutsche übersetzte. Er war aber der erste, der sich an der Zielsprache orientierte. Er wollte verstanden werden. Es war keine Wort für Wort Übersetzung, wie die Mentelin-Bibel, sondern es war eine Übersetzung, die Sinn machte. Luther wollte eine gute, deutsche Übersetzung herausgeben. Laut Prof. Besch wurde sein Einfluss auf die Menschen so weitreichend, weil er die Sprachform der Mitte wählte. Das Oberdeutsche oder das Niederdeutsche hätten wahrscheinlich nicht so einen großen Einfluss gehabt (vgl. Besch, 2014; Bott, 1983). Die deutsche Geschichte hat aber nicht ein einziges Zentrum, sondern mehrere. Das Entscheidende, was Luthers Sprache vor alle Konkurrenten setzt: Hinter ihm stand auch eine Autorität. Das war kein König, kein Kaiser, kein London, kein Paris. Es war die Autorität des Wortes Gottes – nunmehr in deutscher Sprache (Besch, 2014, Absatz 7). Martin Luther schrieb in einem seiner Briefe: „Für meine Deutschen bin ich geboren, ihnen will ich dienen“ (Friedenthal, 1967, S. 368). Er wollte „das Wort“ für die Menschen Deutschlands zugänglich machen. Er müsse „das Wort“ in seiner Sprache verkünden und deutlich machen. Er steckte viel Mühe und Kleinarbeit in jedes einzelne Wort seiner Übersetzung (vgl. Friedenthal, 1967). Die Worte selbst fließend – nicht erdichtet noch zusammengesetzt – herausbrechend, daß gleichsam der Geist heraus schäumet und die Worte 25 leben, Hände und Füße haben, ja daß zugleich der ganze Leib und alles lebt und alle Glieder gern reden wollen, das heißt recht aus dem Geist und in der Wahrheit Gott loben, da sind die Worte eitel Feuer, Licht und Leben (Friedenthal, 1967, S. 369). Luthers Einfluss auf die deutsche Sprache ist bemerkenswert. Laut von Flocken ersann Luther neue Ausdrücke und Metaphern und verbesserte damit den Wortschatz. Er wählte eine Sprache, die am weitesten verbreitet wurde. Sein Ziel war es, verstanden zu werden. Er wurde jedoch auch heftig kritisiert. Nicht alle Menschen würdigten seine Übersetzung. Luther sagte deshalb, dass die Bibel nur für diejenigen sei, die sie wirklich lesen wollen. Andere müssten sie nicht lesen. 26 4. Schluss Es kann gesagt werden, dass Martin Luther ein wirklich einflussreicher und bedeutungsvoller Mann war. Auch heute wird er noch viel erforscht, was zahlreiche Werke von verschiedenen Autoren beweisen. Dieses Jahr (2017) sind 500 Jahre vergangen, seit er seine 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasses veröffentlichte und damit die Reformation begann. Daraufhin hatte Luther den Drang, die Bibel in allgemein verständliches Deutsch für die Menschen zu übersetzen. Er übersetzte das Neue Testament vor dem Alten Testament, und zwar in nur 11 Wochen. Er wollte „das Wort“ veröffentlichen. Die Bibel sollte für jeden verständlich sein, der sie lesen wollte. Die größte Hilfe bei der Bibelübersetzung leistete ihm Philipp Melanchthon, der Mann, der Luther anregte die Bibel zu übersetzen, und der zusammen mit ihm jedes Wort durchging, bevor sie veröffentlicht wurde. Luthers Übersetzung wurde schnell in ganz Deutschland verbreitet und zur Grundlage für die deutsche Schriftsprache. Es war aber kein Zufall, dass die Bibel so weit verbreitet wurde. Luther benutzte beim Übersetzen Mitteldeutsch, die sogenannte chursächsische Kanzleisprache, die in dieser Zeit die erste offizielle Schriftsprache war. Wenn Luther nördliches oder südliches Deutsch verwendet hätte, hätte er geringere Chance gehabt, um verstanden zu werden. Verstanden zu werden, war sein Ziel. Beim Vergleich des Vers von Luthers ersten Ausgabe aus dem Jahre 1522 und der letzten Ausgabe aus dem Jahre 1546, ist zu sehen, dass beide Versionen von diesen Versen immer noch verständlich sind, da nicht viel verändert wurde. Er brachte Veränderungen an, von denen er dachte, dass sie die (Schrift-)Sprache besser machen würden. Luther übersetzte die Bibel für alle Menschen, weil es nach seiner Meinung nicht sein durfte, dass nur Menschen, die Griechisch oder Hebräisch sprachen, die Bibel verstehen sollten. Die Bibel sollte für alle Menschen zugänglich sein, und daher in verständliches Deutsch übersetzt werden. Sie war für Luther mehr als nur ein Buch, das man schnell von vorne bis hinten durchlas und dann wieder beiseite legte. Die Bibel war für ihn wie ein lebenslanger Begleiter. Luther sagte: „Die Heilige Schrift ist ein Kräutlein; je mehr du es reibst, desto mehr duftet es. Wie das Wort ist, so wird auch die Seele davon“ (Hinrichs, o.J., Absatz 7). Für ihn war die Bibel ein Recht für jeden Christ. Die Übersetzung hatte viel Einfluss auf die Sprache, denn Luther unternahm 27 große Anstrengungen, die Bibel verständlich zu machen. Die Bibel sollte und könne immer verbessert werden und so verbesserte er seine Übersetzung immer wieder, bis zu seinem Todestag. Seine Schriftsprache machte den Weg für jene Menschen der Bevölkerung, welche Bildung entgegennehmen wollten, frei und war wesentlich für die Entwicklung der einheitlichen deutschen Schriftsprache, die noch heute verwendet wird. Für die Menschen war es ein großer Sprung, denn nun hatten sie die Verantwortung. Sie waren wichtiger geworden, der Bürger war wichtiger geworden. Luther glaubte an die Menschen. Für ihn waren sie intelligent genug, um die Bibel zu lesen und selbst zu interpretieren - ohne Hilfe des Klerus. Weitere Forschungsmöglichkeiten wären Luthers Bibel und jene Bibeln, die vor ihm erschienen, wie z.B. die Mentelin-Bibel. Es wäre interessant die Unterschiede festzustellen. Lutter verwendete den Grundtext als er seine Übersetzung bearbeitete und Mentelin übersetzte von dem Lateinischen ins Oberdeutsche. Diese zwei Bibeln sind sehr unterschiedlich (vgl. Bott, 1983). Außerdem würde die weitere Erforschung der Einflüsse Luthers auf die deutsche Sprache interessant sein. Prof. Dr. Werner Besch erforscht 500 Jahre deutsche Sprachgeschichte in seinem Buch „Luther und die deutsche Sprache“ von 2014. Es wäre interessant tiefer in dieses Buch einzudringen. In dieser Arbeit habe ich versucht Martin Luther und seine Übersetzung der Bibel darzustellen. Er ist ein erstaunlich interessanter Mann, der heute noch viel erforscht wird. Als ich diese Arbeit schrieb, fand ich immer neue interessante Informationen über ihn und war erstaunt über seinen Einfluss auf die Gesellschaft in seiner Zeit. Luther war außerdem ein mutiger Mann, der viel Schneid bewies, der Kirche entgegenzutreten, seine Meinungen zu veröffentlichen und der höheren Gewalt die Stirn zu bieten. Mit der Bibel machte Luther es dem Normalbürger möglich, ohne Vermittlung durch die Kirche seinen eigenen Zugang zu Gott zu finden und mehr Bildung zu erreichen, und zwar durch das Studium der Heiligen Schrift. Luthers Übersetzung beeinflusste die deutsche Sprache und Literatur und heute ist seine Bibelübersetzung die empfohlene Übersetzung für Gottesdienst und Religionsunterricht in den Evangelischen Kirchen in Deutschland. Man kann mit Sicherheit sagen, dass Martin Luther einer der einflussreichsten Männer seiner Zeit war (vgl. Jahr, 2012). Martin Luther war mehr als ein Mönch. Er war Reformator mit 28 dem größten Einfluss. Er war Wissenschaftler, Prediger und vor allem war er ein Mann des Wortes, ein Mann der Schrift. 29 5. Literaturverzeichnis Aland, K. (Hrsg.). (1963). Luther Deutsch: Die Schriftauslegung, 5. Band (2. Aufl.). Stuttgart: Ehrenfried Klotz Verlag. Bott, G. (Hrsg.). (1983). Martin Luther und die Reformation in Deutschland (1. Aufl.). Die Bibel. Frankfurt am Main: Insel Verlag. (1984). Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Studienausgabe (1. Aufl.). Stuttgart: Katholische Bibelanstalt. Friedenthal, R. (1967). – Luther sein Leben und seine Zeit. München: R. Piper & Co. Verlag. Iserloh, E. (1962). Luthers Thesenanschlag, Tatsache oder Legende? Wiesbaden: Franz Steiner Verlag GmbH. Kristjánsson, G. (2014). Marteinn Lúther: Svipmyndir úr siðbótasögu. Reykjavík: Hið íslenska bókmenntafélag. Kunst, H. (1982). Martin Luther, ein Hausbuch (2. Aufl.). Stuttgart: Kreuz Verlag. Luther, M. (1929). D. Martin Luthers Werke. 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