Der Menschensohn mitten unter den goldenen Leuchtern

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Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
Das Buch der Offenbarung ist gewissermaßen eine Fortsetzung des Buches Daniel (s. Frühjahrskonferenz 2010). Der Apostel Johannes, der es
geschrieben hat, ist sozusagen der Daniel des Neuen Testaments. Die
Offenbarung gibt uns einen Überblick über alles, was seit der Auferstehung unseres Herrn geschehen ist und noch geschehen wird.
In Offenbarung 22:10 steht geschrieben: „Und er spricht zu mir: Versiegle nicht die Worte der Weissagung dieses Buches, denn die Zeit ist
nahe!“ In dieser Zeit der nahe bevorstehenden Wiederkunft unseres
Herrn leben wir. Er hat uns in den Wochen vor dieser Konferenz die
richtigen äußeren Umstände gegeben, um uns die Offenbarung zeigen zu
können. In Japan gab es ein ungewöhnlich starkes Erdbeben, und das in
einem Land, das bestens auf Erdbeben vorbereitet ist. Doch niemand hat
mit einem Erdbeben dieser Stärke gerechnet. Die Menschen waren auf
Erdbeben der Stärke sieben vorbereitet, aber es kam ein Erdbeben der
Stärke neun. Wenn das sechste Siegel geöffnet wird, wird es sogar ein
weltweites Erdbeben geben. Das erinnert uns an Hebräer 12:26: „Noch
einmal will ich nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel erschüttern.“ Auch in Haggai 2:6 hat der Herr gesagt, dass er den Himmel, die
Erde und das Meer erschüttern wird.
Wir sollen erkennen, dass die Zeit nahe ist, damit wir uns auch gut
auf die Wiederkunft des Herrn vorbereiten. Gott ist ein Gott voller Gnade und Barmherzigkeit. Deshalb warnt er die Menschen, bevor sein Gericht über sie kommt. In den kommenden Jahren wird sicherlich noch
manches geschehen, was niemand erwartet. Durch diese Ereignisse
möchte der Herr uns wachsam machen. Ein wichtiges Ereignis wird auch
die Unterzeichnung des Friedensvertrages in Nahost sein, weil dann die
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letzten sieben Jahre beginnen. Niemand weiß, wann es soweit ist, aber
die Zeit ist nahe und ich hoffe, dass es nicht mehr lange dauert.
„Und der Engel, den ich auf dem Meer und auf dem Land stehen sah,
erhob seine rechte Hand zum Himmel und schwor bei dem, der von
Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, der den Himmel geschaffen hat und was in
ihm ist und die Erde und was auf ihr ist und das Meer und was in ihm ist,
dass kein Aufschub mehr sein soll“ (Offb. 10:5-6). Hier sehen wir, dass
wir in einer Zeit der Verlängerung leben. Dafür müssen wir dankbar
sein, denn wir sind heute noch nicht bereit. Wir sagen sicherlich: „Herr,
komme schnell, aber bitte gib mir noch einen Aufschub, ich bin noch
nicht bereit.“ Wenn die Braut, die Gemeinde, noch nicht bereitet ist,
muss der Bräutigam noch Geduld haben und warten. Diese Welt samt
ihrer Korruption, Ungerechtigkeit und vielem mehr ist längst reif für das
Gericht. Aber der Herr kommt nicht nur zum Gericht, sondern er möchte
vor allem seine Braut haben. Es ist wie zur Zeit von Noah. Gott wollte
die Welt eigentlich gleich richten und die Sintflut über die Erde kommen
lassen. Aber er wollte Noah retten und lies ihn deshalb die Arche bauen.
Und erst als sie fertig war und Noah hineingegangen war, konnte Gott
den Regen schicken. Wenn Noah einen Tag länger gebraucht hätte, hätte
Gott den Regen auch einen Tag länger zurückhalten müssen. Dieses
Prinzip gilt auch heute noch für uns in der Gemeinde. Wenn wir nicht
bereit sind, uns für sein Werk hinzugeben, wie kann der Herr dann
kommen? Sind wir jetzt schon bereit? Wollen wir den Herrn wirklich
auffordern, jetzt gleich zu kommen? Es gibt noch viel zu tun, und der
Herr wartet geduldig. Aber eines Tages wird die Zeit vorbei sein und es
wird keinen Aufschub mehr geben (Offb. 10:6). Der Herr wartet darauf,
dass wir vollendet werden, damit er zurückkommen kann.
In Offenbarung 1:1-3 lesen wir: „Die Offenbarung Jesu Christi, die
ihm Gott gegeben hat, um seinen Sklaven zu zeigen, was in Kürze geschehen muss; und er hat es durch Zeichen kundgetan und durch seinen
Engel seinem Sklaven Johannes gesandt; der hat das Wort Gottes und
das Zeugnis Jesu Christi bezeugt, alles, was er gesehen hat. Selig ist, der
die Worte der Weissagung liest und die sie hören und bewahren, was
darin geschrieben steht; denn die Zeit ist nahe.“
Es sollte für uns alle nicht schwer sein, dieses Buch zu verstehen,
denn es heißt „Offenbarung“ und nicht etwa „Geheimnis“. Der Herr will
uns etwas offenbaren, und daher sollen wir hören, was er sagt, und auch
entsprechend handeln. Für die Vorbereitung seiner Wiederkunft brauchen wir unbedingt das Buch der Offenbarung. Johannes war ein treuer
Sklave, der das Wort Gottes bezeugte.
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Was nützt es, wenn ich alles weiß, was in diesem Buch steht, aber in
meinem täglichen Leben keine Erfahrung von diesem Wort habe? Wir
brauchen nicht nur das Wort, sondern auch das Zeugnis (V. 2). Als Jesus
auf diese Erde kam, war er die Verkörperung des Wortes Gottes; er hat
jedes Wort erfüllt. Er sprach das Wort Gottes nicht nur, sondern er bezeugte und erfüllte es auch – jedes Wort! Er war die Wirklichkeit eines
jeden Wortes, das Gott in der Bibel gesprochen und verheißen hatte. Er
ist das Wort und das Zeugnis zugleich. Nicht so die Pharisäer, die zwar
wussten, was zu tun war, es aber nicht taten. Das heißt, sie hatten kein
Zeugnis von diesem Wort. Wenn du nicht nur die Wahrheit kennst, sondern auch das Zeugnis hast, bist du sicherlich ein treuer Zeuge. Dann hat
das Wort, das du bezeugst, auch Autorität und Kraft. Alle Zeugen im
Buch der Offenbarung, von Antipas bis hin zu den Märtyrern, hatten das
Wort Gottes und auch das Zeugnis Jesu Christi.
Die Hauptoffenbarung der Bibel ist der lebendige Gott selbst. Wenn
wir ihn nicht kennen, dann haben wir nur die Lehre und viel Erkenntnis
der Schrift, aber nicht den lebendigen Gott.
I. Die Offenbarung des dreieinen Gottes (Offb. 1:4-8)
A. Der Vater – der ist, der war und der kommt
In Offenbarung 1:4-8 lesen wir: „Johannes den sieben Gemeinden in
Asien: Gnade euch und Friede von dem, der ist und der war und der
kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von
Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen von den Toten
und Fürsten über die Könige der Erde. Dem, der uns liebt und uns von
unseren Sünden erlöst hat mit seinem Blut und uns zu einem Königreich
gemacht hat, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Siehe, er kommt mit
den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchbohrt
haben, und um seinetwillen werden alle Stämme des Landes wehklagen.
Ja, Amen. Ich bin das Alpha und das Omega, spricht Gott der Herr, der
ist und der war und der kommt, der Allmächtige.“
Sein Name heißt: der ist, der war und der kommt. Kennst du diesen
Namen? Wir sagen oft nur „lieber Gott“. Aber so einfach ist es nicht,
denn Gott hat viele Namen. Jedes Mal, wenn die Menschen in der Schrift
eine Erfahrung mit Gott gemacht haben, haben sie einen neuen Namen
entdeckt. Wir alle haben nur einen Namen, weil wir sehr einfach sind.
Gott jedoch hat viele Namen, und so vielfältig haben ihn die Menschen
auch erfahren. Einer seiner Namen ist: Der ist, der war und der kommt.
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Dieser Name enthält die drei Zeiten: Gegenwart, Vergangenheit und
Zukunft. Er ist ein ewiger Gott – der ewig Existierende. Welcher Mensch
kann diese drei Zeiten auf sich vereinen? Wir Menschen sind sehr begrenzt. Wenn du so begrenzt bist, dann sind auch deine Erfahrung und
deine Kraft sehr begrenzt.
Denkt an die drei Freunde Hiobs, die alles versucht haben, ihm zu
helfen, und dabei alles nur noch schlimmer gemacht haben. Versuche
nicht, jemandem zu helfen, wenn du nicht weißt, wie ihm geholfen werden kann. Am Ende erscheint Gott selbst dem Hiob und stellt ihm nur
eine einzige Frage: „Wo warst du, als ich die Erde gegründet habe?“
Kein Wissenschaftler war dabei, als Gott Himmel und Erde geschaffen
hat; deshalb haben sie auch so viele Theorien. Denkt an Psalm 139:1516: „Ehe du geboren warst und als du noch in deiner Mutter Leib warst,
hat Gott dich schon gekannt.“ Bevor dein Leben begann, hatte er alle
deine Tage schon in sein Buch geschrieben. Er kannte uns schon vor
Grundlegung der Welt. Als Hiskia ihn um eine Verlängerung des Lebens
bat, hat er ihm noch einige Jahre dazugegeben. Wir denken oft nicht
daran, wie groß unser Gott ist. Als die Pharisäer wieder einmal den
Herrn angriffen, antwortete er: „Euer Vater Abraham hat gejubelt, dass
er meinen Tag sehen sollte; und er sah ihn und freute sich.“ Daraufhin
entgegneten die Pharisäer: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast
Abraham gesehen?“ Jesus antwortete ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich
sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich“ (Joh. 8:56-58). Unser wunderbarer Gott ist allmächtig und ewig.
Das Buch Daniel zeigt uns das Gleiche. Von Nebukadnezar bis heute
kannte Daniel alle Reiche und konnte sie sogar vorhersagen. Damals gab
es sicherlich viele Menschen, die Daniel nicht glaubten. Aber wir leben
heute in einem Zeitalter, in dem wir zurückschauen und alles bestätigen
können. Meinst du nicht, dass unser wunderbarer Gott, der war und der
ist, fähig ist, uns bis ans Ende zu führen? Wenn du ihn kennst, wirst du
ihm vertrauen. Er weiß schon, was morgen passieren wird. Im Buch der
Offenbarung kannst du lesen, dass der Teufel im Feuerpfuhl landen wird.
Meinst du, dieser Allmächtige kann unsere Problemchen, und ich betone:
Problemchen, nicht lösen? Er ist doch der Allmächtige! Warum kommen
wir nicht zu ihm? Wie sieht denn deine Vergangenheit aus? Bevor du
gläubig wurdest, war deine Vergangenheit nicht so gut. Nachdem du
aber in ihn hineingetauft wurdest, hat er deine Vergangenheit beendet,
und sogar ist er selbst deine Vergangenheit! Wir haben solch einen wunderbaren, lebendigen Gott in der Gemeinde. Daher können wir in ihm
ruhen und ihm für die Zukunft der Gemeinden vertrauen. Er selbst ist
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auch unsere Zukunft. Im Buch der Offenbarung sehen wir alles zusammengefasst, was in der Zukunft geschehen wird.
Der Herr hat nichts verborgen, sondern alles offenbart. Alles wird so
geschehen, wie dieses Buch es sagt. Für Gott ist die Zukunft keine Zukunft, sie ist schon geschehen. Gott ist ewig, was bedeutet, dass er weder
durch die Vergangenheit, noch durch die Gegenwart, noch durch die
Zukunft begrenzt ist. Solch einen wunderbaren Gott kennen und erfahren
wir in der Gemeinde! Er war, er ist und er kommt. Er ist das Alpha und
das Omega, er ist ABC, XYZ und alle Buchstaben dazwischen. In Johannes 1:1 lesen wir: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei
Gott, und das Wort war Gott.“ IHN müssen wir ergreifen und als das
Alpha und das Omega erfahren, als den Anfang und das Ende.
Der Herr ist auch der Erste und der Letzte (Offb. 1:17). Wir sind weder qualifiziert, der Erste noch der Letzte zu sein. Wir sind nichts, und
daher müssen wir in IHM sein. Dann haben wir Teil an diesem Ersten
und Letzten.
B. Der Heilige Geist – die sieben Geister Gottes
Die Zahl sieben in der Bibel ist ihrer Bedeutung nach eine vollkommene
Zahl für die Ausführung von Gottes Werk. Im gesamten Alten Testament
wird die Zahl sieben oft erwähnt. So heißt es in 1.Mose 2:2: „Und so
vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er gemacht hatte.“
Das Volk Israel musste zum Beispiel sieben Tage lang das Fest der ungesäuerten Brote halten, bis aller Sauerteig ausgefegt war. Vom syrischen Hauptmann lesen wir in 2.Könige 5, dass er sieben Mal im Jordan
untertauchen sollte, um völlig gereinigt zu werden. Und im Neuen Testament sehen wir für die heutige Zeit die sieben Geister Gottes vor seinem Thron. Das bedeutet, dass der Geist heute völlig ausreicht, um Gottes Werk auszuführen.
Die sieben Fackeln von Feuer, die vor dem Thron brennen
In Offenbarung 4:5 lesen wir: „Und aus dem Thron kommen Blitze,
Stimmen und Donner hervor, und sieben Fackeln von Feuer brennen vor
dem Thron, welche die sieben Geister Gottes sind.“
Solch einen Geist müssen wir in der Gemeinde kennen. Wenn dieser
Thron heute schon in der Gemeinde steht – meint ihr, er sehe viel anders
aus als dort oben? Der Thron Gottes ist voller Blitze, Donner und Feuerfackeln. Ist der Thron in der Gemeinde etwa ganz still und kalt? Damit
das nicht so ist, brauchen wir die Offenbarung von dem himmlischen
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Thron und auch die Bereitschaft, den Thron in der Gemeinde zu erfahren.
Was geschah an Pfingsten, als der Geist ausgegossen wurde? Es kamen Zungen wie von Feuer auf die Jünger. Ihr jungen Geschwister, was
habt ihr auf dem Kopf? Eiswürfel oder Feuerzungen? Unser Herz muss
für den Herrn brennen! Wenn der Geist dort oben brennt, dann muss er
auch in unseren Herzen brennen. Bitten wir doch den Herrn: „Herr,
brenne in meinem Herzen!“ Wenn wir nicht mehr brennend sind, sondern nur von dem Geist Gottes reden, dann ist das nicht genug. Brennend
sein heißt nicht, hüpfend und springend umherzulaufen, sondern frisch,
aktiv und voller Kraft zu sein. Wir geben uns hin für das Werk des
Herrn, für das Evangelium, für den Aufbau der Gemeinde und für das
Gebet.
Die sieben Augen
Die sieben Augen des Lammes in Offenbarung 5:6 sind die sieben Geister Gottes. Der Herr sieht alles. Wenn wir mit dem Heiligen Geist gefüllt
sind, werden wir manches sehen, was wir vorher nicht gesehen haben.
Was wir natürlicherweise sehen, ist oft anders als das, was der Herr
sieht. Paulus sagt: „Der geistliche Mensch dagegen ergründet alles ...“
(1.Kor. 2:15). Wir brauchen in der Gemeinde viel Licht, und viel Licht
bedeutet auch viel Weisheit. Je mehr wir geistlich sehen, desto mehr
Weisheit haben wir vom Herrn. Dann sehen wir auch Verborgenes in
unserem Herzen und im Herzen anderer. Der Herr sieht alles, denn er hat
sieben brennende Augen. Wir können nichts vor ihm verbergen.
Im Buch der Offenbarung sehen wir den dreieinen Gott in einer ganz
anderen Ordnung als sonst. Es ist nicht wie bisher in der Bibel: Vater,
Sohn und Heiliger Geist. In Offenbarung kommt zuerst der Vater und
dann der Geist – es sind sieben Geister! Dann erst wird der Sohn genannt, was bedeutet, dass die Betonung auf dem Geist liegt. Wir leben
heute im Zeitalter des Geistes. Wir brauchen den Geist, und zwar in vollem Maß. In Johannes 3 heißt es: „Denn welchen Gott gesandt hat, der
redet die Worte Gottes; denn er gibt den Geist nicht nach dem Maß“
(V. 34). Dieser Geist ist über die ganze Erde ausgesandt, um Gottes
Werk auszuführen.
C. Jesus Christus
Jesus Christus ist der treue und wahrhaftige Zeuge. Treu zu sein, und das
bis zum Ende, ist sehr wichtig. Oft sind wir noch wankelmütig, mal treu
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und mal untreu. Ich habe Gläubige in der Gemeinde gesehen, die mit viel
Freude und Hingabe von der Gemeinde bezeugten. Als jedoch Probleme
kamen, haben sie gegen die Gemeinde geredet und sie verlassen. Das ist
untreu.
Das griechische Wort für „Zeuge“ hat auch die Bedeutung „Märtyrer“. Das heißt nichts anderes als treu sein bis zum Ende. Wir Menschen
sind nicht treu, aber der Herr ist treu und wahrhaftig. Alles, was er gesagt
hat, kannst du nachprüfen. Erinnert ihr euch an ein gewisses Buch über
angebliche große Wundertaten in Indonesien? Später hat sich herausgestellt, dass all diese spektakulären Ereignisse frei erfunden waren; das ist
unwahrhaftig. Unser Zeugnis in der Gemeinde ist Jesus Christus, der
lebendige Gott. Wir bezeugen ihn und das, was wir mit ihm erfahren
haben.
Der Herr als das Haupt der Gemeinde ist der Erstgeborene aus den
Toten. Die Gemeinden entstanden durch die Kraft der Auferstehung und
wurden durch sie auch weiter aufgebaut. Was uns am Aufbau hindert, ist
der Tod. Der Herr sagte zu Sardes: „Du hast den Namen, dass du lebst,
und bist tot“ (Offb. 3:1).
ER ist auch der Fürst über die Könige auf Erden. Das geschieht heute
im Verborgenen. Viele Dinge sind auf der Erde geschehen, aber nicht
ohne die Erlaubnis des Herrn. Erinnert euch an die Geschichte von Nebukadnezar, der schließlich zugeben musste, dass der Herr es ist, der
Könige einsetzt und absetzt (Dan. 4:32).
D. Das Ziel von Gottes Dreieinigkeit
Gottes Dreieinigkeit hat mehrere Ziele: Gott wollte die ewige Errettung
vollbringen und sein Leben in die Menschen hinein austeilen. Er will uns
zu Königen und Priestern machen, und er will die Gemeinde aufbauen,
um durch die scheinenden goldenen Leuchter sein Reich und seine Herrlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Lobt den Herrn!
JS
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Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
I. Die Offenbarung des dreieinen Gottes
(Fortsetzung)
Gott möchte eine lebendige Beziehung zu uns Menschen haben. Wenn
wir diese Beziehung vernachlässigen, wird das Gemeindeleben abwärtsgehen. Gerade am Ende dieses Zeitalters brauchen wir in der Gemeinde
diese lebendige Beziehung zum Herrn. Wir haben viel Erkenntnis über
das Alte und das Neue Testament. Aber das viele Wissen bedeutet noch
lange nicht, dass wir auch eine Beziehung zu IHM haben. Ohne diese
Beziehung werden wir ihn nicht reich erfahren. Wenn du jedoch in einer
innigen Beziehung mit dem Gekreuzigten lebst, dann wirst du bestimmt
auch erfahren, dass du mit ihm gestorben bist.
Und was hat die Auferstehung mit uns zu tun, wenn wir ihn nicht als
den Auferstandenen und auch Aufgefahrenen kennen, der auf dem Thron
sitzt? Nicht das Wissen um eine Person ist kostbar, sondern die Beziehung zu ihr. Unser Gott ist unbegrenzt; er ruft dem, was nicht ist, dass es
sei (Röm. 4:17). Allein das zu wissen ist schon wunderbar, aber was
nützt es dir, wenn du ihn nicht als den Lebendigen, Allumfassenden und
Allwissenden kennst? Betrachte nur einmal das biologische Leben auf
dieser Erde, von der kleinsten Zelle bis hin zum Walfisch, und die vielen
Formen, Farben, Gerüche und vieles mehr. Oder betrachte einmal die
unerschöpfliche Energiequelle, die Sonne, die Gott geschaffen hat, wie
unbegrenzt und wunderbar sie ist! Was für einen großartigen Schöpfer
haben wir! Er hat alles geschaffen. Aber für wen? Etwa nur für die Tiere
auf den Feldern? Nein, für uns Menschen, aus Liebe zu uns. Unser Gott
ist sehr weise und liebevoll. Er möchte für uns nicht nur der Schöpfer
sein, sondern auch unser Vater. Als der Herr auf dieser Erde war, hat er
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immer vom Vater gesprochen. Als die Jünger ihn baten: „Lehre uns beten!“, war das Erste, was der Herr sagte: „Unser Vater im Himmel!“
Kennst du den wunderbaren Vater? Er liebt uns als seine Kinder. Viele
unter uns sind Väter und Großväter. Sind uns nicht die Kinder und Enkelkinder wertvoller als alles andere?
Wir müssen unseren Herrn wirklich kennen: Er ist das Haupt des Leibes, der Erretter des Leibes, das Lamm Gottes, der Bräutigam und der
Hirte. Und wir haben auch einen Vater, der über allem steht. Gott ist sehr
vielseitig; wir müssen ihn in allen Aspekten genießen. Auch unser
menschliches Leben hat viele Aspekte. Wir brauchen Schlaf, Essen und
Bewegung, und dann müssen wir noch zur Schule oder zur Arbeit gehen.
In unserem geistlichen Leben sind wir ebenfalls sehr vielschichtig. Hätte
es nicht gereicht, wenn Johannes am Anfang der Offenbarung gesagt
hätte: „Gnade und Friede von Gott“. Warum redet er in so komplizierter
Weise: „… von dem, der ist und der war und der kommt, und von den
sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, dem
treuen Zeugen, dem Erstgeborenen …“ (Offb. 1:4-5)? Die Beziehung zu
unserem wunderbaren Gott ist sehr bedeutungsvoll, weil wir ihm sehr
kostbar sind. Wir brauchen ihn nicht nur als Gott, sondern auch als den
Menschensohn. Wir wollen die Wirklichkeit dieser Offenbarung unseres
dreieinen Gottes. Natürlich ist es unmöglich, alles ganz zu verstehen,
denn wenn wir Gott völlig verstehen könnten, dann wäre er weder unbegrenzt noch unausforschlich. Eines Tages jedoch werden wir ihn völlig
verstehen, und heute schon sollen wir damit anfangen.
Die Fortschritte im Gemeindeleben hängen davon ab, wie viel wir
von Gott gesehen, erkannt und mit ihm erlebt haben. Der Glaube Abrahams wuchs mit seinen Erfahrungen, denn er erkannte seinen Gott
Schritt für Schritt noch mehr und erfuhr ihn auf vielerlei Art und Weise.
Er war sogar bereit, seinen Sohn Isaak zu opfern. Wenn Gott dieses Opfer von Abraham gleich nach der Geburt Isaaks verlangt hätte, wäre Abraham bestimmt nicht bereit gewesen, denn in seiner Erfahrung mit dem
lebendigen Gott war er noch nicht so weit. Damit die Gemeinde vorangeht und nicht etwa stagniert, brauchen wir ein ständiges Wachstum in
der Erfahrung und viel Umgang mit dem Herrn. Nur so werden wir den
Vater auch wirklich als den allmächtigen, wunderbaren Gott kennen.
„Unsre Hilfe steht im Namen des HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat“ (Ps. 124:8)
„Unsre Hilfe steht im Namen des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat“ (Ps. 124:8).
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Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind
nicht meine Wege, spricht Jahwe. Denn wie der Himmel höher ist als die
Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als
eure Gedanken“ (Jes. 55:8-9).
„... dass ihre Herzen getröstet werden, zusammengefügt in Liebe und
zu allem Reichtum der völligen Gewissheit des Verständnisses, zur vollen Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, Christus, in welchem alle
Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind“ (Kol. 2:2-3).
Wie groß und mächtig ist doch der Herr! Selbst die Wissenschaftler
kennen nur einen Bruchteil der Dinge, die Gott geschaffen hat. Wir haben
solch einen Gott, der sogar unsere Zukunft in allen Einzelheiten kennt.
Bevor das Volk Israel in die Gefangenschaft geführt wurde, hat er sie
schon wissen lassen, dass der persische König Cyrus sie nach 70 Jahren
Gefangenschaft wieder freilassen würde. Und so geschah es auch. Aus den
Geschichtsbüchern wissen wir, dass Cyrus ein sehr kluger und großzügiger König war. In allen eroberten Ländern ließ er den Menschen die Freiheit, ihren eigenen Gott anzubeten. Wer hat diesen König eingesetzt? Wer
kannte den Charakter dieses Königs schon im Voraus? Wer herrscht heute
über die ganze Situation? ER! ER ist die Zukunft und die Vergangenheit.
Ihn, den lebendigen Gott, brauchen wir. ER ist unser Weg!
Wir brauchen keine Methode,
wir brauchen den allumfassenden Geist
Die Menschen suchen immer eine Methode, wie die Gemeinde aufgebaut
werden kann. Wir brauchen keine Methode, wir brauchen den Geist –
den vollkommenen und umfassenden Geist! Alles, was wir brauchen, ist
ER! Gibt es im Gemeindeleben irgendetwas, was wir noch brauchen, wenn
wir die sieben Geister haben? Der Geist wird uns in alle Wahrheit leiten. Er
wird uns alles lehren. Er hilft uns im Gebet. Er wird uns salben. Er lehrt uns
alle Dinge. Er wandelt uns um. Und vor allem brennt er uns. In Römer
12:11 heißt es: „… seid brennend im Geist; dient dem Herrn …“
Wir sehen oft nur die Werke, die der Herr getan hat, als er auf dieser
Erde war. Doch in seiner Auferstehung wurde er zu dem wunderbaren
Geist, zu dem Salböl, von dem wir in 2.Mose 30:22-25 lesen (vgl. Frühjahrskonferenz 2006, Botschaft 8 und 9). In diesem ist die Menschlichkeit des Herrn enthalten, sein Leiden bis hin zum Tod, die heilende Wirkung seines Todes und die Kraft seiner Auferstehung mit der heilenden
Wirksamkeit der Auferstehung. Vor der Menschwerdung Jesu gab es
lediglich die Kanne reinen Olivenöls, den reinen Geist Gottes. Als
Mensch ist Jesus Christus dann durch den langen Prozess der Men10
schwerdung, des Leidens, des Todes und schließlich der Auferstehung
hindurchgegangen und hat alle diese kostbaren Elemente in den reinen
Geist Gottes hineingemengt. So wurde der Herr zu diesem wunderbaren
Geist, der das Salböl ist (1.Kor. 15:45). Der Gesalbte wurde zum Salböl,
und Johannes sagte: „Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt,
wohnt in euch“ (1.Joh. 2:27). Durch diese Salbung empfangen wir alles,
was der dreieine Gott ist: den Vater, den Sohn und den Geist, alles was der
Herr getan hat, seine Menschlichkeit, seinen Tod, seine Auferstehung und
seine Kraft – alles für unser Wachstum ist in diesem Geist enthalten, angefangen bei der Errettung bis hin zu unserer Vollendung vor dem Thron.
„Kundtun will ich den Ratschluss des HERRN. Er hat zu mir gesagt:
Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Bitte mich, so will ich
dir die Nationen zum Erbe geben und die Enden der Erde
zum Eigentum“ (Ps. 2:7-8)
Der Psalmist sagt: „Heute habe ich dich gezeugt.“ Paulus zitiert diese
Stelle in Apostelgeschichte 13:33 und bezieht sie auf die Auferstehung
des Herrn. Im Kolosserbrief sehen wir, dass ER als das Haupt der Gemeinde der Erstgeborene aus den Toten ist. Und so sind auch wir alle
durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten wiedergeboren. Als
der Erstgeborene aus den Toten ist er auch das Haupt des Leibes. Und
wir sind der neue Mensch, der zu seiner Gemeinde aufgebaut wird. Die
Gemeinde ist der Leib Christi, in Auferstehung hervorgebracht – unzerstörbar, umgewandelt und erneuert nach dem Ebenbild dessen, der ihn
geschaffen hat. Das ist die Gemeinde, die den Tod verschlingt.
Warum aber sind wir geistlich oft noch so schwach und können gar
nicht überwinden – weder unsere Sünden noch unseren alten Menschen?
Selbst Kleinigkeiten können wir nicht überwinden. Warum? Weil der
Tod herrscht! Durch den Fall, durch den Ungehorsam, kam die Sünde,
und durch die Sünde der Tod. Und so herrschte der Tod von Adam an
über alle Menschen (Röm. 5:14).
Gottes Werk an uns umfasst nicht nur die Errettung von der Sünde
oder von der ewigen Verdammnis, sondern er möchte uns weiter erretten, bis wir das Ziel erlangen und mit ihm auf dem Thron sitzen können,
um mit ihm zu herrschen. Die Gemeinde ist nicht nur die Herausgerufene
(gr. ecclesia), sie ist auch das Reich. Er hat uns zu Königen gemacht, die
herrschen werden. Als die Gemeinde sind wir sein Königreich auf dieser
Erde, die aufgebaute Gemeinde in Auferstehung, voll des Lebens – der
neue Mensch! Das zeigt uns der Herr im Buch der Offenbarung.
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Christus als unser Brandopfer genießen
Wer nicht durch Tod und Auferstehung hindurchgegangen ist, kann auch
nicht in jeder Prüfung treu sein. Petrus dachte, er sei treu, doch als er in
Bedrängnis kam, verleugnete er den Herrn (Mt. 26:69-75). Selbst im
Galaterbrief sehen wir noch, dass er in einer bestimmten Situation nicht
treu war (Gal. 2:11-13). Der Herr braucht heute treue Menschen. Und
sage nicht: „Ich bin zu jung“ (Jer. 1:6). Als der Herr zwölf Jahre alt war,
blieb er im Tempel bei den Gelehrten und redete mit ihnen. Als er von
seinen Eltern gefunden wurde, sagte er: „Wusstet ihr nicht, dass ich sein
muss in dem, was meinem Vater gehört?“ (Luk. 2:49). Kümmerst du
dich ganz um die Dinge des Vaters? Wenn du den Herrn als den treuen
Zeugen genießen willst, musst du ihn als dein Brandopfer kennen
(3.Mose 1). Der Herr Jesu ist der Einzige, der wirklich für Gott hingegeben ist. Unsere natürliche Hingabe ist nicht ausreichend, aber wenn Jesus
Christus unsere Hingabe ist, dann ist sie dauerhaft. Dann handelt es sich
nicht um deine eigene Hingabe, sondern um die Hingabe Christi, die wir
als unsere Hingabe in Anspruch nehmen. Im 3.Buch Mose wird das
Brandopfer eingeführt. Wenn wir ihn täglich als unser Brandopfer nehmen, werden wir mehr und mehr erfahren, wie wir Christus anziehen –
wir bekommen das „Fell“, Christus, unser neues Kleid (1.Mose 3:21).
Die Kraft der Auferstehung überwindet den Tod
Er ist der Erstgeborene aus den Toten. Nie zuvor hat es das gegeben.
Lazarus wurde zwar auch von den Toten auferweckt, aber er ist später
wieder gestorben. Unser Herr aber ist nicht nur auferstanden, er ist für
immer lebendig und stirbt nie wieder. Das ist die Kraft der Auferstehung,
die Paulus kennen möchte, und diese Kraft brauchen auch wir.
Probleme in der Gemeinde kommen meistens nicht von der Sünde. Warum haben wir trotzdem noch so viele Probleme? Weil wir es immer
noch mit dem Tod zu tun haben. Du hörst irgendein Gerücht, und dann
jucken dir die Ohren und die Zunge, du verbreitest es weiter und schon
haben wir einen „Gemeindebrand“. Und woher kommt dieses Feuer?
Das ist nicht das Feuer, das vom Thron kommt, das ist Feuer von unten,
ausgelöst durch unsere Zunge, wie Jakobus sagt: „So ist auch die Zunge
ein kleines Glied und rühmt sich großer Dinge. Siehe, welch einen großen Wald zündet ein kleines Feuer an! Und die Zunge ist ein Feuer; als
die Welt der Ungerechtigkeit erweist sich die Zunge unter unseren Gliedern, sie befleckt den ganzen Leib; sie setzt die Lebensbahn in Flammen
und wird selbst von der Gehenna entflammt“ (Jak. 3:5-6).
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Der Tod ist etwas Schreckliches. Ich muss immer wieder durch die
Kraft der Auferstehung meine Zunge stoppen. Es bedarf einer Übung,
auf die Reaktion des Geistes in uns zu hören und diesen Tod durch die
Kraft der Auferstehung zu verschlingen. Warum sind unsere Ohren so
anfällig für Geschwätz und Gerüchte? Der Herr muss uns durch die Kraft
der Auferstehung retten. Der Erstgeborene aus den Toten hat den Tod
verschlungen und somit den vollständigen Sieg über den Tod. Er hat
sogar den Schlüssel des Hades und des Todes.
Die innige Beziehung zu unserem himmlischen Vater bewahren
Das Errettungswerk des Herrn offenbart die Liebe des Vaters zu uns. Der
Beweggrund für alles, was der Herr tut, ist seine Liebe. Wir sehen oft nur
die äußeren Werke, berühren aber nicht seine Liebe. Daher müssen wir
zur Quelle gehen, zur Liebe des Vaters. Ein Vater tut doch alles für seine
Kinder. So sind auch wir als Kinder unseres himmlischen Vaters seine
Erben und die Miterben Christi. Unserem himmlischen Vater gehört das
ganze Universum, und im Buch der Offenbarung steht, dass wir alles
erben werden (Offb. 21:7). Der Vater hat uns mit Christus alles geschenkt (Röm. 8:32). Ich möchte Gott als den wunderbaren, reichen,
allmächtigen und unbegrenzten Vater erfahren und immer mehr in diese
Beziehung hineinwachsen. Wie oft schreist du „Abba Vater!“, wie Paulus in Galater 4:6 schreibt? Ohne eine innige Beziehung zu unserem
himmlischen Vater haben wir keinen Weg, voranzugehen. In diese vertraute Beziehung zum Vater möchte der Herr uns hineinbringen. Deshalb
sagte er zu den Jüngern: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das
Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh. 14:6).
II. Die Offenbarung des aufgefahrenen und
verherrlichten Christus auf dem Thron,
des heutigen großen Hohepriesters
(Offb. 1:13-18; Dan. 10:4-6; Mt. 17:2)
A. Der Menschensohn
Das Menschsein ist für Gott sehr wichtig, denn er möchte in der Gemeinde die Menschlichkeit Jesu sehen. Wenn er nicht als Menschensohn
und als unser Hoherpriester in allen Gemeinden wandeln würde, könnte
er unsere Schwachheiten und all die Probleme und Schwierigkeiten in
der Gemeinde nicht verstehen.
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Wir brauchen die Menschlichkeit Jesu in der Gemeinde. Komme zu
IHM! Er ist dafür da, seiner Gemeinde zu helfen. Gott hat solch einen
Hohenpriester für uns bereitet, der sich um seine goldenen Leuchter
kümmert und sie mit reinem Gold versorgt – mit seiner eigenen Natur.
Er kümmert sich darum, dass die Leuchter brennen und leuchten. Der
Herr weiß, was den goldenen Leuchtern fehlt, was sie brauchen, wo der
Docht beschnitten werden muss und wo sie gereinigt werden müssen, um
wieder zu scheinen. Kommen wir doch zu IHM und lassen wir ihn sein
Werk an uns tun!
JS
14
1.
Ein Mensch in der Herrlichkeit!
Sein Leben ist in uns,
Voll Reinheit und Heiligkeit,
Voll Freiheit und Sieg,
Voll Güte und Liebe –
Wie liebenswert ist er.
Sein wunderbares Leben
Soll jetzt mein Leben sein.
Sein wunderbares Leben
Soll mein Leben sein.
2.
Ein Mensch in der Herrlichkeit!
Sein Leben ist in uns.
Er hat Tod und Satan
Am Kreuz schon besiegt.
Im Leben nun herrscht er
Als unser Herr und König.
3.
Ein Mensch in der Herrlichkeit!
Sein Leben ist in uns.
In ihm ist kein Halbheit,
Kein Schwachheit – nur Sieg.
Sein Kraft, seine Frische
Sind immer neu belebend.
4.
Ein Mensch in der Herrlichkeit!
Sein Leben ist in uns.
Sein Friede währt immer,
Geduldig ist er.
Voll Freude und Hoffnung
Wünscht er in uns zu sehen:
Dass jetzt sein volles Leben
Auch unser Leben sei;
Dass jetzt sein volles Leben
Auch mein Leben sei.
Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
II. Die Offenbarung des aufgefahrenen und
verherrlichten Christus auf dem Thron, des heutigen
großen Hohenpriesters (Offb. 1:9-20)
A. Der Menschensohn
Johannes war verfolgt und nach Patmos verbannt worden. Dennoch
konnte er trotz seiner Trübsal sagen: „Ich war im Geist am Tag des
Herrn!“ (Offb. 1:10). Auch wir können uns üben, in jeder Situation im
Geist zu sein.
Johannes sah nicht nur die sieben goldenen Leuchter, er sah auch den,
„der einem Menschensohn gleich war, bekleidet mit einem Gewand, das
bis zu den Füßen reichte, und an der Brust begürtet mit einem goldenen
Gürtel“. Welch eine wunderbare Vision! Was ist wichtiger: der Leuchter
oder der eine, der mitten unter ihnen wandelt? Wenn wir die goldenen
Leuchter betonen, aber dabei den Menschensohn nicht beachten, werden
wir bald auch die goldenen Leuchter verlieren. Der Menschensohn ist
wichtiger als alles andere. Wenn wir ihn nicht mehr vor Augen haben,
sehen wir nur noch Fehler und Probleme und beschäftigen uns mit vielen
unwichtigen Dingen.
Der Herr steht im Mittelpunkt, denn er ist der Hohepriester aller Gemeinden. Das ist sein himmlischer Dienst. Er hat seinen irdischen Dienst
auf der Erde vollbracht, und seitdem er aufgefahren ist, sitzt er auf dem
Thron, steht allezeit für uns ein und sorgt dafür, dass der goldene Leuchter ständig brennt.
16
B. Bekleidet mit einem königlichen und priesterlichen Gewand
und einem goldenen Gürtel
Der Herr ist ein Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks und mit
einem goldenen Gürtel begürtet. Dieser Gürtel über seiner Brust bedeutet, dass er sich um die Gemeinde sorgt und sie mit göttlicher Liebe liebt.
Die menschliche Liebe reicht nicht aus. Für den Aufbau der Gemeinde
brauchen wir seine vollkommene Liebe. Wenn es keine Fehler oder
Probleme in der Gemeinde gibt, lieben wir die Gemeinde, aber wenn es
Probleme gibt – lieben wir sie dann immer noch? Wir brauchen die Liebe Gottes!
Paulus gab uns ein wunderbares Beispiel in 2.Korinther 11:2: „Denn
ich eifere um euch mit Gottes Eifersucht …“ Er eiferte mit göttlichem
Eifer um die Gemeinde. Wir dagegen verursachen durch unseren eigenen
Eifer unbewusst viele Probleme in der Gemeinde. Dieser menschliche
Eifer und diese menschliche Liebe reichen für den Aufbau der Gemeinde
nicht aus. Deswegen brauchen wir diesen wunderbaren Hohenpriester
und seine Geduld, seine Liebe und Sorgfalt für die Gemeinde. Er behandelt die Gemeinde mit göttlicher Liebe.
Wie gehen wir in der Gemeinde miteinander um? Sobald es irgendein
Problem gibt, gehe nicht als Erstes zu den Ältesten oder zu einem Bruder, sondern gehe zu IHM, dem Hohenpriester, und frage ihn, was du tun
sollst. Das ist der Weg! In Hebräer 8:1 lesen wir: „Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der
Majestät in den Himmeln.“ Geh doch zu IHM!
C. Er wandelt mitten unter den Gemeinden
a. Er richtet die Lampen her (2.Mose 27:20-21; 30:7-8)
b. Er reicht reines Öl als frische Versorgung dar
In 5.Mose 23:15 lesen wir: „Denn der Herr, dein Gott, zieht mit dir inmitten deines Lagers, um dich zu erretten und deine Feinde vor dir dahinzugeben. Darum soll dein Lager heilig sein, dass nichts Schändliches
unter dir gesehen werde und er sich von dir wende.“ Gott wandelte
schon damals inmitten des Lagers. Heute ist es genauso; er sorgt sich um
die Gemeinde. Vor allem aber richtet er die Lampen her und sorgt dafür,
dass es genügend frisches Öl gibt. Der Leuchter muss jeden Tag gereinigt werden. Tun wir das in unserem Gemeindeleben?
17
Manchmal richten wir die Lampen erst dann her, wenn es Probleme
gibt, und dann ist es oft schon zu spät. Wir merken es nicht einmal, wenn
jemand fehlt. Da gibt es sieben Lampen am Leuchter und wir denken,
„es brennen ja noch sechs oder auch nur fünf, das macht nichts, es gibt
immer noch Licht.“ Wenn jedoch am Ende nur noch eine Lampe brennt
und wir dann die anderen sechs anzünden wollen, ist es zu spät! Das
betrifft besonders die leitenden Brüder in der Gemeinde. Aber nicht nur
die Brüder – alle erwachsenen Heiligen in der Gemeinde müssen dafür
sorgen, dass das Öl in den Lampen nachgefüllt wird. Wenn eine Lampe
nicht mehr brennt, dann müssen wir den Herrn gleich bitten zu kommen.
Wir dürfen nicht warten, sondern müssen mit dem Hohenpriester zusammenarbeiten und sein Wirken erfahren.
D. Sein Haar ist weiß wie weiße Wolle und wie der Schnee,
und seine Augen sind wie eine Feuerflamme
Die weißen Haare zeigen, dass er der Uralte ist, der schon immer da war.
Als der Herr geboren wurde, waren seine Haare in diesem Sinn bereits
weiß. Daher konnte er, als er zwölf Jahre alt war, mit allen großen Lehrern im Tempel über die Schrift reden. Kaum zwölf Jahre alt und schon
weiße Haare! Er war voller Weisheit, weil er auch der Uralte war.
In Micha 5:1 lesen wir: „Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um
unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir hervorkommen,
der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ausgänge sind von der
Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Als der Herr auf dieser Erde lebte, war er der Älteste unter den Menschen. Seine Weisheit war himmlisch, nicht irdisch. Im Korintherbrief
schreibt Paulus, dass er nicht mit menschlicher Weisheit zu ihnen kam.
Wie oft benutzen wir unsere menschliche Weisheit, um Menschen zu
überreden. Aber Jesus beantwortete die vielen Fragen, die ihm gestellt
wurden, immer mit himmlischer Weisheit.
Gehen wir doch zu ihm, die wir solch einen Christus in der Gemeinde
haben. Er weiß doch alles. Unser Vater hat den Herrn Jesus dazu bereitet, unser Hoherpriester zu sein. Und obwohl er uralt ist, sind seine Augen wie Feuerflammen – so frisch, klar und brennend. Er sieht alles,
nichts können wir vor ihm verbergen. Wie gut, dass wir ihn haben.
18
E. Seine Füße sind gleich leuchtendem Erz, wie im
Schmelzofen glühend gemacht
Gott hat ihm alles unter seine Füße getan. Wo immer er hingeht, richtet
er auch. Denkt an die eherne Schlange, die Mose in der Wüste aufgerichtet hat. Sie ist ein Sinnbild auf das Gericht, dass Jesus am Kreuz getragen
hat. Satan, Sünde, unser Fleisch – alles wurde gerichtet. Dieser Hohepriester ist völlig qualifiziert zu richten. Er sieht alles, er weiß alles,
nichts ist vor ihm verborgen. Wenn wir dagegen in der Gemeinde richten, ist unser Gericht sehr oft nicht ganz richtig. Sehr oft, wenn ich zurückschaue, muss ich sagen: „Herr, ich habe falsch geurteilt, ich habe die
Situation falsch eingeschätzt.“ Woher weiß ich, ob jemand die ganze
Wahrheit sagt? Nur der Herr weiß alles. Wer erforscht die Herzen und
die Nieren, das Verborgene? Wenn ich meine, dass ich Recht habe, muss
ich am Ende doch vor diesem Richter stehen und zugeben, dass ich im
Unrecht war. Im Buch Hiob gab es so viele Erklärungen und Rechtfertigungen, aber als zuletzt Gott erschien, machte er ihnen klar, dass in
Wirklichkeit niemand Recht hatte.
Es ist wunderbar, dass wir in der Gemeinde solch einen Hohenpriester haben – mit glühenden Füßen! Wo immer er hingeht, ist er der gerechte Richter. Aber er hat auch den goldenen Gürtel der Liebe, den er
nie vergisst anzulegen. Es wäre schrecklich, wenn der Herr nur mit den
ehernen Füßen, ohne Gnade, richten würde. Unser menschliches Richten
dagegen ist oft ohne Gnade. Jemand hat mir erzählt, dass es im Hamburger Rathaus eine Abbildung von Noahs Arche gibt mit der Inschrift „Gerechtigkeit“ auf der einen Seite und „Gnade“ auf der anderen Seite. Dies
ist eine wunderbare Kombination. Hast du noch Angst vor seinem Gericht? Wenn ich das Feuer sehe und denke, o weh, jetzt kommt der Glühende, dann brauche ich dennoch nicht wegzulaufen. Ich danke dem
Herrn, dass wir in der Gemeinde nicht nur einen gerechten, sondern auch
einen liebenden Hohenpriester haben.
F. Seine Stimme ist wie das Rauschen vieler Wasser
Elia hat Gott erfahren, wie er mit einer sanften, feinen Stimme redete.
Aber hier im Buch der Offenbarung ist seine Stimme wie Wasserrauschen. Weil wir schwerhörig sind, brauchen wir solch eine laute Stimme.
Jesaja redete von Ohren, die nicht hören, und von Augen, die doch nicht
sehen. „Herr, hilf uns, deine Stimme zu hören!“
Wasser kann sehr laut rauschen und wirkt dennoch beruhigend. Wenn
du Unruhe hast, geh zum Meer, höre eine Stunde lang dem Wasserrau19
schen zu, und du wirst zur Ruhe kommen. Wenn du mit einer lauten
Stimme redest, wird niemand erfrischt, nur erschreckt. Aber die Stimme
des Herrn ist laut und dennoch klar und beruhigend. Der Herr ist wirklich wunderbar.
G. Ein scharfes zweischneidiges Schwert geht aus seinem
Mund hervor
Das Wort des Herrn ist scharf und schneidend, es stellt uns bloß und
durchdringt unser Herz. Die verborgenen Gedanken werden ans Licht
gebracht. Es will uns korrigieren und so zurüsten, wie es in 2.Timotheus
3:16 steht: „Die ganze Schrift ist gottgehaucht und nütze zur Lehre, zur
Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“
In Hebräer 4:12 heißt es: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und
wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch
bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark, und
vermag die Gedanken und Absichten des Herzens zu beurteilen.“ Das
Wort Gottes schneidet scharf und dient uns zur Heilung und Errettung.
Der Herr muss an uns allen noch viel schneiden. Er muss Geist und Seele scheiden und uns alles zeigen, was richtig und was nicht richtig ist.
Das ist die Funktion des Wortes. Je mehr wir das Wort kennen, desto
mehr werden wir in vielen Bereichen unseres Lebens richtig „beschnitten“.
H. Sein Angesicht scheint wie die Sonne in ihrer Macht
Des Herrn Angesicht scheint wie die Sonne. Obwohl wir nicht direkt in
die Sonne schauen können, brauchen wir doch das Sonnenlicht. Wir
wollen gerne im Licht des Herrn sein: „Herr, scheine in mein Herz!“ Oft
können wir ihn nicht direkt schauen, aber wir können sein Licht haben.
I. Er hält die sieben Sterne in seiner rechten Hand
Bei den sieben Sternen handelt es sich um Boten, nicht um Engel. Wozu
soll der Herr zu den Engeln reden? Oder ist euch jemals ein Engel erschienen, um euch eine Botschaft zu geben? Der Herr braucht Boten,
und wer soll Bote sein, wenn nicht die Ältesten? Aber diejenigen, die
Älteste sind, müssen auch wie leuchtende Sterne scheinen.
„Und die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne, immer und ewiglich“ (Dan. 12:3). Die Sterne sind im Himmel ge20
setzt, um die Himmelsrichtungen anzuzeigen. Früher hatten die Menschen keinen Kompass. Wie konnten die Seeleute dann die Himmelsrichtung wissen? Sie schauten nach oben, denn dann sahen sie die Sterne als
Wegweiser. Auch die Weisen aus dem Osten wussten durch die Position
der Sterne, dass der König geboren wurde (Mt. 2). Die Leitenden in der
Gemeinde sollen nicht nur lehren, sie müssen auch den Weg zeigen.
Sonst sind sie Blinde, die Blinde leiten, und am Ende fallen beide in die
Grube.
Alle Ältesten in den Gemeinden müssen unter seiner Herrschaft stehen. Es geht nicht darum, eine Position zu haben. Wenn sie keine Sterne
mehr in seiner Rechten sind, erkennen sie selbst und auch die Geschwister die Richtung nicht mehr. Es ist nicht einfach, ein Stern zu sein. Aber
lobe den Herrn, er hält die sieben Sterne in seiner rechten Hand. Wenn
du ein Stern bist, dann bist du auch ein Teil der Priesterschaft. Es gibt
nur einen Hohenpriester, das ist der Herr, und wir alle sind ein Teil der
Priesterschaft. Wenn wir tatsächlich Sterne sind, dann gibt es nur einen
Ort, eine Position, wo wir sein dürfen, nämlich in seiner rechten Hand.
J. Das Alpha und das Omega; der Anfang und das Ende;
der Erste und der Letzte
Nicht nur der Vater, sondern auch unser Herr Jesus ist das Alpha und das
Omega. Sein Jünger Thomas sagte zu ihm: „Mein Herr und mein Gott!“
Obwohl der Herr selbst das Alpha und Omega ist, hat er diesen Status
abgelegt und sich als Menschensohn auf unsere Seite gestellt. Und dennoch ist er das Alpha und Omega in der Gemeinde. Er ist alles – von A
bis Z – das müssen wir alle noch mehr entdecken. Weil er alles ist, ist er
auch das Amen, die Wahrheit, Wirklichkeit und Erfüllung all dessen,
was in der Bibel steht. Er ist der Anfang aller Schöpfung und eines jeden
Werkes, und am Ende geht alles zu ihm.
Er hat die Gemeinde in Europa angefangen, sollte er sie dann nicht
auch vollenden? Es wäre schlimm, wenn er der Anfang ist, wir aber das
Ende sind. Wir sollen ihn nicht nur als den Anfang kennen, sondern auch
als das Ende, und zwar als unser gutes Ende. Es ist wie bei einem 5000Meter-Lauf: Viele fangen gut an, aber auf den letzten Metern sieht man,
dass die Ersten die Letzten werden können und die Letzten die Ersten.
Der Herr muss auch für uns der Letzte sein. Wie wunderbar ist es, wenn
jeder von uns betet: „Herr, vollende das Werk Gottes, vollende die Gemeinde und mache mich zur Erstlingsfrucht. Herr, du musst mir helfen,
zum Ziel zu kommen. Du bist nicht nur der Anfang, sondern du bist auch
21
das Ende. Herr, ich möchte dich als mein Ende sehen, ich möchte zum
Ziel kommen!“
Der Herr muss auch im praktischen Gemeindeleben der Erste sein.
Wehe, wenn jemand der Erste in der Gemeinde sein will (3.Joh. 9).
Wenn jemand kommt und den ersten Platz in der Gemeinde einnehmen
möchte, dann müssen wir sagen: „Entschuldige, der Platz ist schon besetzt. Und ebenso auch der zweite, der dritte und auch der letzte Platz!“
Hat nicht der Herr in Kolosser 1:18 gesagt: „damit er in allem der Erste
sei?“ Und wenn er in allem der Erste ist, dann ist er alles und in allem.
Es gibt in der Gemeinde keinen Raum für irgendeine menschliche Position. Wer ist der Erste? ER ist der Erste. Wer ist der Letzte? ER ist der
Letzte. Was sind wir? Wir sind nichts. Und doch sind wir eins mit ihm,
der alles ist.
Jeder von uns in der Gemeinde ist sehr kostbar. Es ist eine Krankheit,
der Größte sein zu wollen. Noch kurz vor der Kreuzigung diskutierten
die Jünger, wer von ihnen der Größte sei. Wer ist der Größte unter uns?
Der Herr! Was tat der Herr, als sie stritten? In Matthäus 18:2-6 steht es
geschrieben: „Und er rief ein kleines Kind zu sich, stellte es in ihre Mitte
und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie
die kleinen Kinder werdet, so werdet ihr gewiss nicht in das Reich der
Himmel kommen. Wer darum sich selbst erniedrigt wie dieses kleine
Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel. Und wer ein solches Kind
aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. Wer aber einem dieser
Kleinen, die an mich glauben, Anstoß bereitet, dem wäre es besser, dass
ein großer Mühlstein um seinen Hals gehängt und er in der Tiefe des
Meeres ertränkt würde.“ Das war die Antwort des Herrn. Aber meint
ihr, die Jünger haben zugehört? Ich glaube nicht, denn gleich danach
heißt es, als kleine Kinder zum Herrn gebracht wurden, „damit er ihnen
die Hände auflegte und betete. Die Jünger aber fuhren sie an. Doch Jesus sprach: Lasst die kleinen Kinder und wehrt ihnen nicht, zu mir zu
kommen; denn solchen gehört das Reich der Himmel“ (Mt. 19:13-14).
„Die Jünger aber fuhren sie an.“ Hatte der Herr ihnen nicht gerade
eben gesagt, die Kinder aufzunehmen? Aber sie hörten immer noch
nicht. In Kapitel 20 bat die Mutter der Zebedäussöhne den Herrn, ihre
Söhne im Himmelreich an seine Seite zu setzen. Da musste der Herr ein
starkes Wort zu ihnen reden. In Vers 24 steht: „Und als die Zehn es hörten, wurden sie unwillig über die Brüder.“ Sie wurden böse darüber,
dass die beiden ihre gute Beziehung dafür benutzen wollten, um eine
Position für sich zu gewinnen.
22
„Jesus aber rief sie zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Fürsten
der Nationen diese beherrschen und die Großen über sie Gewalt ausüben. So ist es nicht unter euch; sondern wer unter euch groß werden will,
soll euer Diener sein, und wer unter euch der Erste sein will, soll euer
Sklave sein, so wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um sich
dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als
Lösegeld für viele“ (Mt. 20:25-28).
Wir sind nicht in der Gemeinde, um zu herrschen. Das wäre hässlich.
Paulus hatte die entsprechende Autorität, aber er nutzte sie nicht aus.
Auch wir in der Gemeinde müssen die Haltung haben, wie ein Sklave zu
dienen. Lasst uns vom Herrn lernen und ihn als unser Leben nehmen.
JS
23
Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
II. Die Offenbarung des aufgefahrenen und
verherrlichten Christus auf dem Thron, des heutigen
großen Hohenpriesters (Offb. 1:9-20)
Es ist für uns so wichtig, die Stimme des Herrn zu hören. Wenn der Herr
in der Gemeinde nicht spricht, sehen wir auch seine Herrlichkeit nicht.
Die Herrlichkeit des Herrn kommt zusammen mit seinem Sprechen. Er
spricht zu uns durch sein Wort und durch den Geist, auch in der Gemeinschaft mit den Heiligen und in den Versammlungen. Der Vater spricht in
seinem Sohn durch seinen Geist. Unser Gott ist ein sprechender Gott.
Stumm sind nur die Götzen. Als seine Gemeinde brauchen wir täglich
sein Sprechen, denn selbst nach so langer Zeit gibt es immer noch viel in
seinem Wort zu entdecken.
K. Der Lebendige, der ewiglich lebt
Unsere Errettung ist eine ewige Errettung. Sie geht uns niemals mehr
verloren, denn alles, was der Herr am Kreuz vollbracht hat, ist ewig. Er
hat am Kreuz den vernichtet, der die Macht des Todes hat. „Weil nun die
Kinder an Blut und Fleisch Anteil bekommen haben, ist auch er in gleicher Weise dessen teilhaftig geworden, damit er durch seinen Tod den
zunichte machte, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und die
befreite, die durch Furcht vor dem Tod ihr Leben lang in Sklaverei gehalten wurden“ (Hebr. 2:14-15). Die Sünde kommt immer in Begleitung
mit dem Tod. Daher ist mit der Sünde auch der Tod in den Menschen
hineingekommen und herrscht heute über alle Menschen. Der Tod ist
schlimmer als die Sünde. Paulus spricht von der Sünde als dem Stachel
24
des Todes. Satan hat diese Macht des Todes in seiner Hand, und damit
ist nicht nur der physische Tod gemeint, der schrecklich genug ist, sondern auch der geistliche Tod. Der Tod ist sehr befleckend und beschmutzend. Im Alten Testament mussten sich die Menschen mit der Asche der
roten Kuh reinigen, nachdem sie mit einem Toten in Berührung gekommen waren (4.Mose 19:2). Für Gott ist das eine wichtige Reinigung, weil
es viel schwieriger ist, vom Tod gereinigt zu werden als von der Sünde.
Der Tod ist auch ansteckender als die Sünde. Wenn du dich immer mit
„Toten“ umgibst, kommt der Tod auch in dich hinein. Wenn du dich
zum Beispiel mit einem Dieb anfreundest, musst du aufpassen, dass du
nicht auch bald stiehlst. Der geistliche Tod ist nicht nur hässlich und
ansteckend, sondern auch sehr gefährlich, weil er oft versteckt ist. Deshalb müssen wir ihn fliehen, damit nicht auch wir sterben. Aber der Herr
hat den Tod besiegt. Außer ihm kann niemand uns vom Tod reinigen und
befreien. Aber ohne ihn ist der Tod ein Gefängnis, dem kein Mensch
entrinnen kann. Der Herr aber hat den Tod überwunden. Er ist nach seiner Kreuzigung sogar in den Hades hinabgestiegen und hat der Schlange
ihren giftigen Zahn gezogen, so dass jetzt niemand mehr Angst vor ihr
haben muss. Heute hat der Herr den Schlüssel des Todes und des Hades,
und deshalb hat der Tod keine Macht mehr über uns. Durch seinen Tod
am Kreuz hat er die Sünde weggenommen, der Tod hat keinen Stachel
mehr. Was ist ein Skorpion ohne Stachel! Siegreich und voller Leben
kam unser wunderbarer Christus aus dem Tod heraus.
Lebendig sein heißt frei sein vom Tod. Was auch immer der Tod
macht, er hat keine Zähne, keinen Stachel und somit auch keine Macht
mehr. Heute ist dieses siegreiche Leben in uns. Schätzt ihr das? Wir
können jeden Tag proklamieren: Er ist der Lebendige! Sünde ist in der
Gemeinde schneller zu erkennen und zu beseitigen als der Tod, der das
eigentliche Problem ist. Nur wer diesen Schlüssel besitzt, kann den Tod
besiegen.
„Und ich sage dir auch, du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde
ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht
überwältigen. Ich will dir die Schlüssel zum Reich der Himmel geben,
und was immer du auf Erden binden wirst, soll in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf Erden lösen wirst, soll in den Himmeln
gelöst sein“ (Mt. 16:18-19). Die Pforten des Hades und des Todes können die Gemeinde nicht überwältigen, denn in der Gemeinde können wir
den Schlüssel anwenden und sie zuschließen, damit kein Tod eindringen
und sich ausbreiten kann. Dieser Schlüssel hat mit der Auferstehung zu
tun, deren Kraft Paulus in Philipper 3:10 erfahren wollte: „... um ihn zu
25
erkennen und die Kraft seiner Auferstehung.“ Wie könnten wir ohne die
Kraft der Auferstehung den Tod überwinden und die Gemeinde bauen?
Der Herr war von Anfang an voller Leben. Aber durch seine Fleischwerdung fügte er dem Leben noch eine Eigenschaft hinzu, denn wir waren
nicht nur von der Sünde versklavt, sondern auch vom Tod beherrscht. In
Johannes 11:25 heißt es deshalb: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Er ist also
nicht nur das Leben, sondern auch die Auferstehung. Wenn wir wie Paulus in Kolosser 3:4 sagen: „Christus, unser Leben …“, dann meinen wir
damit dieses Leben, das jeden Tod verschlingt.
Warum hatten die Märtyrer keine Angst vor dem Tod? Weil der Herr
ihnen die Augen dafür geöffnet hatte, dass er selbst die Auferstehung ist.
Aber es gibt noch einen zweiten Tod, und das ist der eigentlich schreckliche Tod. Auch über ihn hat der Herr die Macht. Wenn die Menschen in
dieser Zeit der Gnade die Errettung nicht empfangen, dann werden sie
den zweiten Tod erfahren müssen.
Als der Herr im Hades war, gab es sicherlich einen Kampf. Dort dürfte im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los gewesen sein. Es war
bestimmt nicht einfach, ans Kreuz zu gehen. Auch sein Weg in den Hades und zurück – gegen die Mächte der Finsternis – war bestimmt nicht
einfach. Wenn wir den Auferstandenen kennen, brauchen wir keine
Angst mehr vor dem Tod zu haben. Selbst wenn wir dem Tod begegnen,
kann er uns nichts anhaben. Juble nicht nur über sein Leben, sondern
kenne ihn auch als den, der den Tod überwunden hat.
„Fürchte dich nicht; ich bin der Erste und der Letzte ...“ (Offb. 1:17).
Egal, wie sehr die Hölle tobt, der Herr lacht ihrer. Im Krieg ist immer
derjenige der Sieger, der die letzte Schlacht gewinnt. Die Juden dachten
damals, sie hätten den Herrn am Kreuz erledigt. Aber wer war der Letzte? Er ist wieder aus dem Grab herausgekommen. Unser Herr war der
Letzte und der Lebendige. Er ist auch nicht nur mühsam auferstanden,
wie jemand, der geschlagen und geschwächt war. Man konnte den Tod
und den Hades nicht einmal an ihm riechen. Wie die drei Freunde Daniels: Als sie aus dem Feuerofen herauskamen, rochen nicht einmal ihre
Kleider nach Feuer (Dan. 3:27). Welch ein wunderbares Bild auf unseren
Herrn! Der Herr war nicht nur gerade mal so siegreich – sein Sieg war
ein überragender Sieg. Dieses wunderbare und siegreiche Leben unseres
Herrn wollen wir in der Gemeinde noch mehr sehen, erfahren und einüben. Rede nicht nur über das Leben, sondern ergreife dieses Leben in
deiner Erfahrung. Am Ende wirst du erkennen, dass es in der Gemeinde
nichts gibt, das wir nicht überwinden können. Paulus sagte: „Aber in
26
dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat“
(Röm. 8:37). Nur ein wenig überwinden ist nicht genug. Wir müssen
erkennen, dass wir mit ihm alles sogar weit überwinden können. Dem,
der gesagt hat „ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu
Ewigkeit“, dürfen wir völlig vertrauen. (Offb. 1:18)
In Offenbarung 3:7 steht geschrieben: „Und dem Boten der Gemeinde
in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den
Schlüssel Davids hat, der auftut und niemand schließt zu, und der zuschließt und niemand tut auf.“ Was der Herr zu uns spricht, wird durch
sein Wesen und Sein unterstützt. Bevor er das Problem einer Gemeinde
anspricht, zeigt er schon die Lösung, indem er etwas von sich selbst offenbart. Und das, was er über sich offenbart, entspricht immer ihrem
Problem. So ist er selbst auch die Lösung für das, was die Gemeinde
braucht – und zwar ganz spezifisch. Bei uns ist es umgekehrt, wir suchen
die Lösung immer erst, nachdem wir ein Problem erkannt haben. Aber
der Herr zeigt uns die Lösung schon, bevor er das Problem anspricht,
und diese Lösung ist jedes Mal der Reichtum seines Lebens. Er ist immer die richtige Medizin für seine Gemeinde.
L. Der Heilige und Wahrhaftige (Offb. 3:7)
Der Herr möchte eine heilige Gemeinde ohne Flecken und Makel haben.
Das ist etwas Kostbares für unseren Herrn. Philadelphia, einer Gemeinde, die er sehr geliebt hat, offenbarte sich der Herr als der Heilige. Wir
müssen ihn als den Heiligen kennen und schätzen. Petrus schrieb in seinem ersten Brief: „sondern wie der Heilige, der euch berufen hat, werdet auch ihr heilig in eurem ganzen Wandel, denn es steht geschrieben:
Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig“ (1.Petr. 1:15-16). Und auch an
den zehn Geboten sehen wir, dass der, der diese Gebote gegeben hat, in
allem heilig ist.
Seine Heiligkeit ist auch mit seiner Liebe verbunden. Wenn ich Gott
nicht liebe, dann verspüre ich auch kein Bedürfnis, heilig sein zu wollen.
Gott gab seinem Volk heilige Gebote, weil er es liebte. Als der Herr von
einem Gesetzesgelehrten nach dem höchsten Gebot gefragt wurde, antwortete er: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen
Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken.
Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist dem gleich: Du
sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt. 22:37-39).
Wer sitzt neben dir, hinter dir, oder wer steht vor dir? Lieben wir alle
Heiligen in unserer Gemeinde? Wenn diese Liebe zu den Heiligen ab27
nimmt, dann wird irgendwann einer nach dem anderen die Gemeinde
verlassen. Die Liebe zum Herrn und die Liebe zu den Heiligen gehören
zusammen, wie wir es bei Philadelphia sehen, der Gemeinde der Bruderliebe. Weil der Herr diese wunderbare Gemeinde in Philadelphia so sehr
liebt, hat er sich ihr als der Heilige vorgestellt. Diesen Heiligen müssen
wir in der Gemeinde sehen. Der Herr liebt die Gemeinde und würde nie
etwas tun, was ihr schadet. Wer Gott und sein Wort liebt, der wird sich
auch heiligen und nichts tun, was den Heiligen schadet.
Er ist auch der einzig Wahrhaftige. Alles, was er ist, ist echt. Wer
kann das Echte, das im Himmel ist, auch auf der Erde schaffen? Wir
stammen alle von der Erde. Wer kann also das Echte vom Himmel zu
uns in die Gemeinde bringen? Wenn wir die Wirklichkeit all dessen, was
im Wort Gottes geschrieben ist, erfahren, dann müssen wir zugeben, dass
alles andere nur eine religiöse Nachahmung ist. So wie das damalige
Judentum, das zwar gut aussah, aber nicht echt war. Wer war denn der
einzig Wahrhaftige? Der, der vom Himmel herabgekommen war! Wir
brauchen IHN und nicht nur eine tote Lehre. Das Judentum damals hatte
eine ganze Priesterschaft ausgebildet, um einen schönen Tempelbetrieb
aufrechtzuerhalten. Aber der wahre Tempel war Jesus, und zwar mitten
unter ihnen. Sie dachten, sie hätten die Schriften erfasst, aber das lebendige Wort stand direkt vor ihnen. ER war die Wirklichkeit von jedem
Wort. Sie dachten, Abraham sei ihr Vater, aber sie erkannten IHN nicht,
der vor Abraham war (Joh. 8:58). Er ist der Wahrhaftige, und daher
möchte er in der Gemeinde etwas Echtes haben, die Wirklichkeit seines
Lebens. Die Gemeinde in Laodicea dachte, sie sei reich. Sie mussten
schon etwas gehabt haben, was sie dazu veranlasste, so zu denken. Und
was haben wir hier? Nur einen Gottesdienst, schöne Lieder ...? Der Herr
möchte das Himmlische, er möchte Gold haben.
M. Der den Schlüssel Davids hat (Offb. 3:7; Jes. 22:20-24)
„Und dem Boten der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der
Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der auftut und
niemand schließt zu, und der zuschließt und niemand tut auf“
(Offb. 3:7). In diesen Versen sehen wir wieder einen Schlüssel in der
Hand des Herrn, und zwar den Schlüssel Davids. Der Herr kann Türen
auftun, wo wir es nie erwartet oder für möglich gehalten hätten. Und er
kann auch Türen verschließen. Wir wollen lieber offene Türen haben,
aber in unserer Zeit müssen manche Türen auch zugeschlossen werden.
Wenn der Herr nicht auf seine Gemeinde aufpassen und manche Tür
28
nicht zuschließen würde, hätten wir viel zu tun. Der Feind würde uns
viele von seinen „Agenten“ in die Gemeinde schicken. Der Herr weiß,
welche Tür geöffnet und welche zugeschlossen werden soll. Manchmal
sage ich dem Herrn, es wäre doch gut, wenn dieser oder jener in die Gemeinde käme. Und bei manchen Menschen wiederum bin ich mir sicher
gewesen, dass sie in der Gemeinde keinen Platz haben. Doch später sind
sie wunderbare Brüder geworden. Es ist gut, dass der Herr den Schlüssel
in seiner Hand hat, denn er weiß es besser. In dieser Gewissheit können
wir ruhig schlafen.
N. Der Amen (Offb. 3:14; 2.Kor. 1:20; Jes. 65:16)
Warum sagen wir so oft Amen? Weil der Herr AMEN heißt. „Denn so
viele Gottesverheißungen es gibt, in ihm ist das Ja, darum auch durch
ihn das Amen zu Gott, ihm zur Herrlichkeit durch uns“ (2.Kor. 1:20).
Alle Verheißungen sind in Jesus Christus erfüllt worden. Amen ist nicht
nur ein Wort, das wir am Ende eines Gebetes sagen. Amen bedeutet:
Herr, du bist die Wirklichkeit von allem, was wir brauchen – von dem,
was Gott verheißen hat. Herr, du bist die Wirklichkeit aller himmlischen
Segnungen für uns.
O. Der Anfang der Schöpfung Gottes
Der Herr ist der Anfang der Schöpfung Gottes. Alles ist in ihm, durch
ihn und zu ihm hin geschaffen (Kol. 1:16). Das bedeutet, dass du in allem, was er geschaffen hat, etwas von seinem Wesen und seinen Eigenschaften sehen kannst. Er ist der Baum des Lebens, er ist die Sonne der
Gerechtigkeit, das wahre Leben, das wahre Brot, das Lamm, das lebendige Wasser ... – so viel ist unser Herr! Die ganze Schöpfung beschreibt
seine Eigenschaften. Wenn jemand sagt, es gebe keinen Gott, dann ist er
mehr als blind. Christus ist nicht nur der Anfang der alten Schöpfung, er
ist auch der Anfang der neuen Schöpfung. Wenn wir schon in der alten
Schöpfung so viel von Christus erkennen können, wie viel mehr dann in
der neuen Schöpfung, in seiner Gemeinde? Sehen wir etwas von der
Herrlichkeit des Herrn in dem Bruder oder der Schwester? Es kommt
darauf an, ob wir Augen haben zu sehen (Mt. 13:14-16).
P. Das Lamm mit sieben Hörnern und sieben Augen
„Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat
überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, zu öff29
nen die Schriftrolle und ihre sieben Siegel. Und ich sah in der Mitte des
Thrones und der vier lebendigen Wesen und in der Mitte der Ältesten ein
Lamm stehen, wie geschlachtet, das hatte sieben Hörner und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, ausgesandt über die ganze
Erde“ (Offb. 5:5-6). Viele Christen kennen nur das geschlachtete, stumme Lamm (Joh. 1:29; 19:9; Jes. 53:7). Aber hier sehen wir ein starkes,
würdiges Lamm, ein Lamm mit sieben Hörnern, voller Macht und Autorität. Hat der Herr nicht nach seiner Auffahrt gesagt, dass ihm alle Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben ist (Mt. 28:18)?
Der Herr allein ist würdig, die Siegel zu lösen und das Buch zu öffnen. Er hat die Kraft und die Vollmacht in diesem Universum. Gottes
Vorsatz ist jedoch nicht, dass sein Christus diese Vollmacht allein ausüben soll. Schon vor Grundlegung der Welt hat Gott den Menschen dafür
bestimmt, auf dem Thron zu sitzen und die Siegel zu öffnen, um über die
Erde zu herrschen und Gottes Verwaltung bis zur Vollendung auszuführen. Aber kein Mensch außer Jesus war dazu würdig. Welch ein Lamm
auf dem Thron ist er heute! Er ist der einzig Qualifizierte, das Buch aus
der Hand Gottes zu nehmen, die sieben Siegel zu öffnen und dieses Zeitalter zu beenden. Er hat versprochen, bis zur Vollendung des Zeitalters
bei uns zu sein (Mt. 28:20). Die Gemeinde ist von großer Wichtigkeit,
denn bevor die Gemeinde nicht vollendet ist, kann der Herr nicht wiederkommen und dieses Zeitalter beenden. Je schneller wir mit dem Herrn
vorangehen, desto eher kann er auch wiederkommen.
Q. Der Löwe aus dem Stamm Juda und die Wurzel und der
Nachkomme Davids (Offb. 5:5; 22:16)
Die Gemeinde muss Christus auch als den Löwen Judas kennen. Um die
ganze Herrlichkeit des Herrn zum Ausdruck zu bringen, brauchen wir in
der Gemeinde diese vier Gesichter, die in Hesekiel 1 beschrieben werden: Mensch, Löwe, Stier und Adler. Da die Menschlichkeit des Herrn
am besten durch ein Menschengesicht ausgedrückt werden kann, ist unter diesen vier das Gesicht des Menschen nach vorne gerichtet. Dem
Feind gegenüber müssen wir dagegen das Löwengesicht zeigen.
R. Das Wort Gottes (Offb. 19:13)
Wenn wir die Bibel lesen, wollen wir keine Auslegung, sondern vielmehr den Herrn berühren und ihn gewinnen. Sein Name ist das Wort
Gottes. „Und er ist bekleidet mit einem Gewand, das in Blut getaucht ist;
und sein Name heißt: Das Wort Gottes“ (Offb. 19:13).
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S. Der König der Könige und Herr der Herren (Offb. 19:16)
In Matthäus 22 fragt Jesus die Pharisäer: „Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sagen zu ihm: Davids. Er spricht zu ihnen:
Wieso nennt ihn dann David im Geist Herr, indem er sagt: Der Herr
sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine
Feinde unter deine Füße lege? Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist
er sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten; auch wagte
von jenem Tag an niemand mehr, ihn zu fragen“ (V. 42-46). Wie kann
ein Vater sein Kind Herr nennen? Unser Herr ist nicht nur der Nachkomme Davids, sondern auch die Wurzel Davids.
T. Der helle Morgenstern (Offb. 22:16; 2:28; 2.Petr. 1:19)
Den hellen Morgenstern sehen nur diejenigen, die am Morgen früh aufstehen. Ihn zu sehen ist nur vor dem Aufgang der Sonne möglich. Dies
entspricht der Zeit, da der Herr wie ein Dieb in der Nacht kommen wird,
um die Erstlingsfrüchte zu sich zu nehmen. Nicht jeder Gläubige wird
den Morgenstern sehen, sondern nur die wachen Überwinder.
U. Der universale Bräutigam (Joh. 3:29; Offb. 21:2, 9)
Wer die Braut ist, liebt auch den Bräutigam! Die Liebe ist das Wichtigste
in der Gemeinde, denn wenn die Gemeinde die erste Liebe verlässt, dann
bedeutet sie dem Herrn nichts mehr, und dann wird sie auch bald kein
Leuchter mehr sein. Den Bräutigam verlangt es nach der besten Liebe
seiner Braut; jede Liebe seiner Braut zu einem Anderen wird der Bräutigam niemals akzeptieren. Unser Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Wenn er
nicht mehr eifersüchtig ist, ist er auch nicht mehr der Bräutigam.
JS
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Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
Wenn wir im Aufbau der Gemeinde vorankommen wollen, müssen wir
den Menschensohn sehen, der mitten unter den goldenen Leuchtern
wandelt. Die Gemeinde ist sein Leib, sie ist lebendig, und sie ist auch
„die Fülle des, der alles in allem erfüllt“ (Eph. 1:23). Wenn wir seine
Fülle nicht haben, wie können wir dann seine Gemeinde bauen? Methoden funktionieren nicht. Der Herr selbst, dieser wunderbare Christus, ist
der Weg. Tag für Tag und in jeder Situation zu ihm zu kommen, um ihn
zu erfahren und zu ergreifen – das ist unser lebendiger Weg.
III. Die Offenbarung des Geheimnisses der sieben
goldenen Leuchter
(Offb. 1:20; 2.Mose 25:31-39; Sach. Kap. 4)
A. Die Leuchter sind die Gemeinden
(Offb. 1:2, 9; 6:9; 19:10b; 20:4)
Johannes sah sieben goldene Leuchter und erkannte, dass es sich dabei
um die Gemeinden handelt. Den goldenen Leuchter sehen wir schon im
Alten Testament, als Gott Mose den Auftrag gab, einen Leuchter anzufertigen und ihn in das Heiligtum der Stiftshütte zu stellen. Ohne die
Offenbarung des Johannes hätten wir nicht gesehen, dass die Gemeinde
solch ein goldener Leuchter ist. Dieses Bild zeigt, dass die Gemeinde aus
Gold gebaut werden muss. Doch woher soll das Gold kommen? Ohne
das Gold können wir die Gemeinde nicht bauen, und irgendein anderes
Material kommt in den Augen des Herrn nicht in Frage. Es gibt zwar
viele Metalle, aber Gold ist das kostbarste unter ihnen, und daher ein
Bild auf den lebendigen Gott. Er ist das Kostbarste in diesem Universum. Das Holz im Innern der Stiftshütte war ganz mit Gold überzogen.
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Das Holz zeigt die Menschlichkeit des Herrn, aber das Gold zeigt die
Göttlichkeit. Wenn die Gemeinde ganz aus Gold ist, dann braucht dich
niemand vom Wert der Gemeinde überzeugen.
Was sehen die Leute, wenn sie zur Gemeinde kommen? Was zeigen
wir ihnen? Die Gemeinde wird ganz aus Gold gebaut, das dürfen wir
nicht aus den Augen verlieren. Paulus forderte uns im ersten Korintherbrief auf, mit Gold, Silber und Edelsteinen zu bauen, welche die Materialien des Neuen Jerusalem sind. Die ganze Stadt besteht aus kostbaren
Steinen und aus Gold. Wo soll dieser Reichtum herkommen, wenn nicht
allein von IHM?
Die Gemeinde in Laodicea dachte, sie sei reich. Aber in Offenbarung
3:18 gab der Herr ihr einen ernsten Rat: „Ich rate dir, dass du Gold von
mir kaufst, das mit Feuer durchläutert ist, damit du reich werdest, und
weiße Kleider, dass du dich kleidest und die Schande deiner Blöße nicht
offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen
mögest.“
Was willst du vom Herrn empfangen, wenn du zu ihm kommst? Wie
häufig kaufst du bewusst Gold bei ihm, und wofür? Für dich selbst oder
für den Aufbau der Gemeinde? Was immer du bauen willst, du brauchst
zu allererst das entsprechende Material. Das Gold, das wir bei unserer
anfänglichen Errettung empfangen haben, als wir den Herrn aufnahmen,
ist kostenlos für uns. Aber das reicht nicht aus, um den goldenen Leuchter aufzubauen. Wir müssen weiterhin täglich zum Herrn kommen und
für den Aufbau seiner Gemeinde, für die goldenen Leuchter, Gold von
ihm kaufen. Wir brauchen mehr Gold, mehr von seinem Wesen. Wir
müssen dem Herrn sagen: „Um der Gemeinde willen musst du uns etwas
geben. Wenn du uns nicht das gibst, was wir in der Gemeinde brauchen,
kann deine Gemeinde nicht ans Ziel kommen.“ Dieses Gold, das der
Herr uns geben will, ist sehr kostbar. Es ist eigentlich unbezahlbar, aber
das soll uns nicht hindern, zum Herrn zu kommen und ihn um mehr Gold
zu bitten. Wir können zwar nicht selbst bezahlen, aber wir sind voller
Verlangen und lassen dem Herrn keine Ruhe. Die Gemeinde in Laodicea
war armselig und nicht in der Lage, das teure Gold zu bezahlen. Aber der
Herr war bereit, es ihnen zu geben, wann immer sie seinen Rat annahmen und nach Gold verlangten.
Wie oft muss ich dem Herrn sagen: „Ich bin nicht qualifiziert.“ Paulus sagte einmal: „Wer ist hierzu tauglich?“ (2.Kor. 2:16). Was haben
wir denn zu geben? Aber der Herr möchte uns gern sein Gold geben, und
deshalb müssen wir zu ihm kommen und es von ihm kaufen – um seiner
Gemeinde willen. Der Herr wird niemanden nach Hause schicken, der
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nicht bezahlen kann. Wann immer wir zu ihm kommen, ist es die Gelegenheit Gold zu kaufen.
In Jesaja 55:1 steht geschrieben: „Kommt her und kauft ohne Geld.“
Das bedeutet, dass jeder kaufen kann. Aber dennoch gilt es auch, einen
Preis zu bezahlen: Du musst zum Herrn kommen und dein Selbst lassen.
Sage dem Herrn: „Herr, ich tue Buße, ich komme zu dir.“ Wenn du solch
ein bußfertiges Herz hast, wird der Herr dich schon erhören, denn er
schaut auf unser Herz. Daher, komm zu ihm! Solch einen wunderbaren
Hohenpriester haben wir in diesen Tagen der Konferenz gesehen. Er
allein ist der Weg für den Aufbau der Gemeinde, weil nur er das Gold
dafür hat. Niemand kann dir sagen, welchen Preis du dafür genau bezahlen musst, aber der Herr wird dir sicherlich Gold geben, wenn du zu ihm
kommst.
Vielleicht sagst du: Ich brauche nichts, auch kein Gold. Dann wird
der Herr kommen und an deine Tür klopfen, um dir Gold zu verkaufen.
Warum klopfte der Herr in Laodicea an die Tür? Mit Sicherheit bot er
den Heiligen dort Gold an. Der Herr gibt nicht auf, und deshalb müssen
wir zu ihm gehen und Gold kaufen, und zwar freiwillig. In 2. Mose 5
gaben die Israeliten freiwillig ihre Gaben für den Aufbau der Stiftshütte.
„Sage den Kindern Israel, dass sie mir freiwillige Gaben bringen, und
nehmt dieselben von jedermann, den sein Herz dazu treibt!“ (V. 2).
Wollt ihr die Gemeinde aufbauen? Dann müsst ihr Gold sammeln, so
viel wie möglich, und es darf dabei keinen Mangel geben. Dies muss uns
tief beeindrucken, damit wir täglich zu ihm gehen und Gold von ihm
kaufen.
B. Aus reinem und geläutertem Gold (Offb. 3:18)
1. Getrieben (gehämmert) aus einem Talent Gold
In Sacharja 4:2 lesen wir: „Was siehst du? Ich aber sprach: Ich sehe und
siehe, da steht ein Leuchter ganz aus Gold …“ Dieser Leuchter ist ganz
aus Gold. Und nicht nur das – das Gold muss bearbeitet werden, und
zwar in getriebener Arbeit und aus einem Stück. Das ist keine einfache
Arbeit, dafür braucht es einen Fachmann, am besten einen erfahrenen
Goldschmied. Es handelt sich um ein Kunstwerk aus einem Stück Gold.
Wer von uns ist fähig, das Gold, das wir täglich gewinnen, in die Form
eines Leuchters zu bringen, gehämmert und getrieben, genau nach dem
vorgegebenen Muster. Als der Herr auf dieser Erde war, ging er durch
sehr viele Prüfungen, Schwierigkeiten und Probleme hindurch und jedes
Leiden war wie ein Hämmern auf ihn. Er wurde missverstanden und
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verachtet, das waren alles Prüfungen. Bist du bereit, geklopft und gehämmert zu werden? In der Gemeinde haben wir schon Gold gewonnen,
aber es muss noch vom Herrn geklopft werden.
Paulus sagte: „Meine Kinder, um die ich abermals Geburtsschmerzen
leide, bis dass Christus in euch Gestalt gewinne“ (Gal. 4:19; vgl. Phil.
2:12-16). Wie ist solch ein Leiden zu erklären? Wir haben zwar das Leben des Herrn in uns, wir haben auch Gold, aber dennoch muss der Herr
jetzt noch in uns Gestalt gewinnen. Nach 2000 Jahren ist der Herr immer
noch dabei, an dem Gold zu arbeiten. Er ist der Einzige, der diese Kunst
beherrscht, darum müssen wir zum Herrn gehen und ihn bitten: „Herr,
arbeite an uns, forme uns in dein Bild.“ Der Herr allein ist fähig, die
Gemeinde zu einem kunstvollen, goldenen Leuchter zu formen.
Wenn jemand fragt: „Wie baut ihr die Gemeinde?“, kann ich ihm leider keine Methode an die Hand geben, denn ich weiß keine. Ich weiß
aber, dass der Herr Situationen benutzt – äußere Umstände, Missverständnisse, Unterschiede zwischen den Heiligen, Schwierigkeiten und
vieles mehr. Wenn ich zurückschaue, müsste ich eigentlich manch einem
Bruder für die Schwierigkeiten danken, die er mir bereitet hat. Denn alle
Lektionen, die wir in der Gemeinde lernen können, bringen uns weiter in
unserer Umwandlung in das Ebenbild des Herrn. Natürlich sind diese
Lektionen nicht immer angenehm, aber sie sind notwendig, denn alles,
was uns widerfährt, dient dem Aufbau der Gemeinde. Das Gold, das wir
vom Herrn empfangen haben, muss geformt werden, und dazu sind Leiden notwendig. Geschwister, seid innerlich darauf vorbereitet. Es gibt
nicht nur Freude beim Aufbau der Gemeinde, sondern es gibt auch eine
Behandlung durch Leiden. Der Herr ist diesen Weg zur Herrlichkeit für
uns gegangen, und wir folgen ihm in seinen Fußstapfen nach. Es gibt
auch keinen anderen Weg für uns als den, den wir am Vorbild unseres
Herrn sehen.
2. Das Mittelstück und die Arme des Leuchters
Der Schaft des Leuchters – das starke, feste Mittelstück, der Stamm, ist
der Herr selbst. Aber die sechs Arme des Leuchters sind wir. Wir sind
alle eingepflanzt in IHN. Johannes 15 zeigt uns ebenfalls dieses Bild:
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ (Joh. 15:5). Der Leuchter
sieht aus wie ein wunderbarer Baum – mit dem Herrn als dem starken
Mittelstück und mit uns als den Zweigen, die in ihn eingepfropft worden
sind (Röm. 6:5). Durch die Taufe sind wir alle in seinen Tod hineingepflanzt worden.
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3. Geschmückt mit Kelchen in Form von Mandeln, dazu Knauf und
Blüte – die volle Kraft des Auferstehungslebens
Dieser Leuchter sieht tatsächlich wie ein goldener Baum aus. In der Mitte der Stamm und von ihm ausgehend auf jeder Seite drei Zweige, die
mit Knospen, Mandelblüten und Mandelfrüchten besetzt sind – ein Bild
voller Leben! Sieht das nicht wie ein Baum des Lebens aus?
Erinnert euch an den Stab
Aarons, den Gott zum Leben
erweckte und ihn in allen Stufen
des Lebens blühen ließ – mit
Knospen, Blüten und Mandeln
(4.Mose 17:16-24). Alle diese
verschiedenen Stufen des Lebens
brauchen wir im Gemeindeleben.
Das Auferstehungsleben muss
sichtbar sein, die volle Kraft der
Auferstehung. Neue Geschwister
sind die Knospen, etwas gereiftere junge Geschwister stehen in
Blüte, und schließlich haben wir
viele ältere Brüder, die Frucht
tragen. Am Ende haben wir einen
schönen Mandelbaum mit Knospen, Blüten und Mandeln, und alle zur
selben Zeit. Wie könnten Menschen solch eine Gemeinde bauen? Nur
der Herr ist dazu fähig – durch die Kraft des Auferstehungslebens, das
den Tod verschlungen hat.
Wir brauchen viele Knospen, Blüten und Mandeln in der Gemeinde.
Auf jeder Seite des Leuchters gab es drei Arme, und an jedem Arm waren jeweils dreimal Knospen, Blüten und Mandeln. Nur in der Mitte gibt
es vier Knospen. Die Zahl Drei steht für die Kraft der Auferstehung,
während die Zahl Vier anzeigt, dass unser Herr auch Mensch geworden
ist. Der Tod des Herrn ist nicht nur für uns, sondern für die ganze Schöpfung, denn alles ist durch den Fall des Menschen in Rebellion und Verwesung geraten. Doch durch seinen Tod und seine Auferstehung hat der
Herr alles mit Gott versöhnt (Kol. 1:20) und „Auch euch, die ihr einst
entfremdet und Feinde wart durch die Gesinnung in den bösen Werken,
hat er dennoch jetzt versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den
Tod, um euch heilig und makellos und unsträflich vor sich darzustellen“
(Kol. 1:21-22). Anhand dieses Mandelbaumes sehen wir, wie die Gemeinde
aussehen soll – ein Baum des Lebens, voller Kraft der Auferstehung.
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Und hier bezeichnet die Zahl Sechs (sechs Arme bzw. Zeige) nicht mehr
den alten, gefallenen Menschen, sondern den neuen Menschen in Christus. Wir bezeugen in der Gemeinde, dass wir gemeinsam eine neue
Schöpfung sind. Der alte Mensch ist am Kreuz beendet worden, und in
der Auferstehung hat Gott einen neuen Menschen hervorgebracht.
C. Mit einem goldenen Ölgefäß über dem Leuchter mit je
sieben Gießröhren zu jeder der sieben Lampen (Sach. 4:2)
In Sacharja 4:2 lesen wir: „Und er sprach zu mir: Was siehst du? Und
ich sagte: Ich sehe: und siehe, ein Leuchter ganz aus Gold und sein Ölgefäß oben auf ihm und seine sieben Lampen auf ihm, je sieben Gießröhren für die Lampen, die oben auf ihm sind.“
Hier sehen wir ein Ölgefäß. An Öl, womit der Geist gemeint ist, darf
es uns in der Gemeinde nicht mangeln, sondern wir brauchen den vollen
und reichen Zustrom des Geistes. Außerdem sehen wir sieben feine
Gießröhren für jede Lampe. Das Öl für die Lampen des Leuchters fließt
in kleinen Mengen durch feine Röhren herab. Der Geist fließt nicht etwa
durch eine große Rohrleitung als ein mächtiger Strom zu dir, sondern
durch sieben kleine feine Röhren. In der Gemeinde müssen wir den Geist
ungehindert von oben nach unten fließen lassen, wie im Psalm 133, vom
Haupt Aarons herab bis zum Saum seines Priestergewands. Der Geist
kommt nicht wie ein Regenguss – er kommt in sehr feiner Weise durch
sieben Gießröhren. Darin sehen wir auch die Liebe des Herrn, denn wir
sind manchmal gar nicht bereit, Öl von ihm zu empfangen. Wenn dann
auf einer Seite eine Röhre verstopft ist, gibt es immer noch weitere sechs
Röhren, die nicht verstopft sind. Der Herr möchte, dass der Leuchter
brennt und hat daher vorgesorgt, dass das Öl zu jeder Zeit fließen kann.
Insgesamt hat der Leuchter 49 Gießröhren, und zudem stehen links und
rechts des Leuchters noch zwei Ölbäume (V. 3) – so viel Zustrom brauchen wir im Gemeindeleben. In der Vision des Sacharja sehen wir in den
ersten Kapiteln, dass Serubabel für das Königtum steht, während Josua
als der Hohepriester für die Priesterschaft steht. Doch später in Kapitel 6
sehen wir unseren Herrn sowohl als Priester als auch als König, was
bedeutet, dass in ihm diese beiden Ämter vereint sind. Der Herr selbst ist
die eigentliche Quelle dieses Öls. In seinem Dienst als unser Hoherpriester sorgt er dafür, dass dieser Strom des Öls beständig fließt und nie zum
Stillstand kommt.
37
D. Als die Braut vorbereitet für das Zeitalter des
Tausendjährigen Reiches (Offb. 19:7-9)
Dieser goldene Leuchter entspricht später, im Tausendjährigen Reich,
seiner Braut. Gott ist dort das Licht und Christus die Lampe, mit dem
Thron Gottes und des Lammes in der Mitte und dem Baum des Lebens
sowie dem Strom des Lebens.
Wir könnten noch viel darüber sprechen, aber der Herr muss uns vor
allem eine Vision geben. Die Welt heute braucht sehr viele Leuchter,
verteilt über die ganze Erde. Der Herr braucht Leuchter in Bangkok,
Südostasien und Europa, denn diese Welt muss das Licht sehen. Die
Gemeinde ist nicht versteckt. Wozu soll es einen Leuchter geben, wenn
er versteckt wird? Wenn wir nicht mehr scheinen, wofür sind wir dann
hier? Die Menschen müssen die Gemeinde als solch einen scheinenden
Leuchter ganz aus Gold sehen und dadurch erkennen, dass der Herr uns
geliebt hat. Lobt den Herrn!
JS
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Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
III. Die Offenbarung des Geheimnisses der sieben
goldenen Leuchter (Fortsetzung)
Die goldenen Leuchter sind die Gemeinden
Das Buch der Offenbarung ist wunderbar. Johannes sah in diesem Buch
die goldenen Leuchter. Mit Worten kann man gar nicht beschreiben was
der Herr haben will, aber dieses Bild ist sehr anschaulich. Und es ist
nicht nur ein Bild, sondern eine Wirklichkeit, dass die Gemeinde lebendig ist, wie ein Baum des Lebens. Der Mandelbaum voller Blüten ist
voller Leben und voller Auferstehungskraft. In diesem Baum kann sich
kein Tod halten! Mehr und mehr werden wir in der Gemeinde Knospen,
Blüten und Mandeln sehen. Der Mandelbaum ist der erste Baum, der
nach dem Winter blüht, was ein Bild auf die Kraft der Auferstehung ist.
Welch eine Weisheit des Herrn, dass er solch ein Bild verwendet. Alle
Gemeinden müssen diesen vollen Ausdruck des Lebens haben! Wer
außer unserem wunderbaren Christus kann so eine Gemeinde bauen?
Niemand arbeitet so sorgfältig an uns wie der Herr. Wenn wir zurückschauen, können wir alle bezeugen, dass er schon sehr viel gewirkt hat.
Das ist die Schönheit des Herrn, von der wir mehr und mehr an den Heiligen in seinem Haus sehen können, auch wenn wir noch nicht vollkommen sind. Daher auch der Wunsch des Psalmisten: „Eines bitte ich vom
HERRN, das hätte ich gern: dass ich im Haus des HERRN bleiben könne
mein Leben lang, zu schauen die Schönheit des HERRN und zu beten in
seinem Tempel“ (Ps. 27:4).
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Auch Paulus sprach von der aufgebauten, herrlichen Gemeinde als
von dem Meisterwerk Gottes (Eph. 2:10). Wir leben in der Zeit der Vollendung und werden daher gewiss noch mehr Schönheit sehen, denn wie
das Wort sagt, werden die Letzten die Ersten sein. Das sind wir, die wir
am Ende dieses Zeitalters leben, um als Erstlingsfrüchte vom Herrn geerntet zu werden. Dies ist nicht allein ein besonderer Genuss für Gott,
auch nicht nur für unsere Umwandlung in sein Bild, sondern damit heute
das Licht der goldenen Leuchter in diese dunkle Welt hineinscheint.
Die Welt braucht heute hell scheinende Leuchter
In Johannes 8:12 sagte Jesus: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird gewiss nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das
Licht des Lebens haben.“ Unzählige Menschen wandeln heute in der
Finsternis und wissen nicht, wo sie enden werden. Äußerlich sieht die
Welt ganz schön aus, und wir mögen denken, mit ihr und der Wirtschaft
gehe alles immer so weiter. Der Herr aber sah schon immer das Ende.
Wenn wir weise sind, werden wir unsere Zeiteinteilung, unsere Kraft und
unsere Hingabe darauf ausrichten, seine Gemeinde zu bauen, und uns
dafür hingeben, dass noch viel mehr Menschen das Licht der Gemeinde
sehen. Es ist nicht gut, wenn wir nach vielen Jahren des Gemeindelebens
nur „unter uns“ sind und die Menschen draußen das Licht nicht sehen.
Die Aufgabe der Gemeinde ist es, nicht nur Licht für das Haus zu geben,
sondern für die ganze Welt.
Der Leuchter hat sieben Lampen. Zwei Lampen reichen nicht aus, um
in dieser Finsternis zu scheinen. Paulus kämpfte gegen die Gemeinde
und verfolgte sie, bis der Herr selbst ihm auf dem Weg nach Damaskus
erschien. Vielleicht war das Licht der Gemeinde damals noch nicht überzeugend genug, sondern erst, als der Herr selbst mit seinem Licht schien,
wurde Paulus überführt. So muss die Gemeinde heute scheinen, um viele
Menschen zu erleuchten und zu gewinnen. Habe ein Herz für die Menschen um dich herum: In der Nachbarschaft, an den Arbeitsplätzen und
an den Universitäten müssen die Menschen das Licht sehen. In Philipper
2:15-16 lesen wir: „damit ihr ohne Tadel und lauter werdet, Kinder Gottes, makellos mitten unter einem verdorbenen und verkehrten Geschlecht, unter welchem ihr scheint als Lichter in der Welt, indem ihr
das Wort des Lebens darstellt, mir zum Ruhm auf den Tag Christi, dass
ich nicht vergeblich gelaufen bin und mich nicht vergeblich abgemüht
habe.“
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Die Gemeinde – das lebendige Zeugnis Jesu
Das Wort des Lebens muss überall, wo wir sind, als helles Licht scheinen. Der Glaube kommt aus dem Hören (Röm. 10:17). Wie können die
Menschen glauben, wenn sie uns nicht hören (V. 14)? Die Gemeinde
muss heute das lebendige Zeugnis Jesu darstellen. So, wie der Herr einmal sagte: „... wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen“
(Joh. 14:9), so sollen auch wir sagen können: „Wer die Gemeinde sieht,
der sieht den Menschensohn!“, denn er wandelt ja mitten unter den goldenen Leuchtern. Nicht nur das Haupt ist Christus, sondern auch der
Leib. Überall, wo Gemeinden sind, müssen die Menschen vom Herrn
angezogen werden. Die Städte, in denen bereits Gemeinden sind, brauchen einen noch größeren Leuchter mit viel Gold und viel Öl. Wir geben
uns viel zu schnell damit zufrieden, die Gemeinde zu sein. Aber wie hell
scheint die Gemeinde? Was nützt ein Leuchter, wenn er nicht scheint?
Dem Herrn liegt sehr an dieser Leuchtkraft, sonst hätte er keine sieben
Gießröhren pro Lampe vorbereitet (Sach. 4:2). Wir sind mit zwei Gießröhren zufrieden: eine für den Normalbetrieb und eine für den Notfall.
Wir Menschen bereiten dem Herrn sehr viele Probleme, die die Gießröhren verstopfen und so den Durchfluss des Öls verhindern. Um dennoch
den reichen Zustrom des Geistes sicherzustellen, hat der Herr jede Lampe mit sieben Gießröhren versorgt. Daher heißt es in Sacharja 4: „Es soll
nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen“
(V. 6). Auch hat der Herr „keine Freude an der Stärke des Rosses
und kein Gefallen an den Schenkeln des Mannes“ (Ps. 147:10). Die
Gemeinde kann nur im Geist gebaut werden. Das Bild des Leuchters
zeigt sehr klar, dass es ohne Öl keinen brennenden Leuchter geben kann.
Das Geheimnis der goldenen Leuchter
Der Herr ist sehr weise. Einerseits zeigt er uns die Gemeinden als goldene Leuchter, andererseits zeigt er uns das Geheimnis, was ihren praktischen Aufbau betrifft. Bis zum heutigen Tag ist es nicht einfach und es
geht nicht ohne Kampf, die Leuchter zu bauen. Der Herr deutete dies
schon in Matthäus 16 an, als er die Gemeinde offenbarte und sagte: „Ich
werde meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Hades werden sie
nicht überwältigen“ (Mt. 16:18). Die Mächte und Gewalten der Finsternis und Satan selbst tun alles, um den Bau der Leuchter zu verhindern.
Wie oft haben wir im Gemeindeleben schon erlebt, wie es dem Feind
gelungen ist, Schaden anzurichten und viele Probleme und Hindernisse
in den Weg zu legen. Der Herr sagte voraus, dass der Bau der Gemeinde
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ein Kampf sein wird, und tatsächlich war der Prozess des Aufbaus der
Gemeinde in den letzten 2000 Jahren ein Kampf – bis zum heutigen Tag.
Gäbe es nicht diese vielen Probleme, wäre die Gemeinde schon längst
fertig.
Haben wir uns nicht schon einmal gefragt, warum es in Matthäus 13
in den Gleichnissen über das Reich der Himmel so viele Probleme gibt?
Der Herr säte dort guten Samen, doch als dann die Leute schliefen, kam
der Feind und säte mitten unter diesen guten Samen einen sehr ähnlichen
Unkrautsamen, der viel Verwirrung brachte (Mt. 13:24-30). Der Herr
säte auch ein Senfkorn, doch dann entstand daraus ein großer Baum, in
dem allerlei Vögel nisteten, was gar nicht der Natur des Senfkorns entsprach (V. 31-32). Und er bereitete einen Teig von feinstem Mehl, doch
dann kam eine Frau und verbarg heimlich Sauerteig in seinem ungesäuerten Teig (V. 13:33-35). Die Heimlichkeit dieser Tat zeigt, dass niemand es merken sollte, da eine falsche Absicht dahinterstand. Am Ende
war der ganze Teig durchsäuert. So wirkt der Feind: Er möchte durch
viele fremde Elemente und Einflüsse das Werk des Herrn verderben –
dies ist das Geheimnis der goldenen Leuchter. Es gibt nicht nur die positive Seite beim Aufbau der Gemeinde, und daher dürfen wir nicht denken, dass alles glatt und ohne Probleme laufen wird. So dachten wir am
Anfang des Gemeindelebens, doch dann mussten wir durch viele Schwierigkeiten hindurchgehen, weil eben auch der Feind am Wirken war.
IV. Die Offenbarung der prophetischen Geschichte
der Gemeinde, veranschaulicht an den
sieben Gemeinden (s. Schaubild letzte Seite)
Durch die Weisheit Gottes sehen wir in Offenbarung 2 und 3 anhand der
sieben Sendschreiben die gesamte Entwicklung der Gemeinden von Anfang an bis zum heutigen Tag. Im Buch Daniel hat der König Nebukadnezar in einem Traum ein Standbild gesehen, das die zukünftigen Weltreiche von der Zeit Nebukadnezars an bis heute vorausdeutete (Dan. 2):
Von Gold zu Silber, Kupfer und Eisen und am Ende Ton und Eisen vermischt – welch eine Weisheit Gottes, in diesem Bild die gesamte politische Entwicklung vorherzusagen. Heute befinden wir uns im untersten
Teil dieses Bildes, im Zeitalter der Zehen aus Ton und Eisen. Ebenso
sehen wir anhand der sieben Gemeinden in der Region Kleinasien, wie
Gott in seiner Weisheit in allen Einzelheiten die Geschichte der Gemeinde bis zum heutigen Tag vorhersagte. Vieles davon ist Vergangenheit
und kann in den Geschichtsbüchern nachgelesen werden. Wichtig für uns
42
ist jedoch zu wissen, wo wir heute stehen, in welcher Zeit wir heute leben und wie nah das Ende der Zeit gekommen ist. Lasst uns im Folgenden die Geschichte der Gemeinde betrachten, um unseren heutigen Stand
zu verstehen (s. Schaubild letzte Seite).
A. Die Zeit des Abfalls – vom Ende des 1. bis zum Ende
des 5. Jahrhunderts, dem Höhepunkt der Macht
der römisch-katholischen Kirche
Schon zur Zeit des Paulus, dem der Herr Vieles über das Leben und den
Aufbau der Gemeinde offenbart hatte, gab es den ersten Abfall. Er
schrieb an Timotheus: „Das weißt du, dass alle, die in Asien sind, sich
von mir abgewandt haben“ (2.Tim. 1:15). Viele waren schon harthörig
geworden, und die Gemeinden in Asien (dazu gehörten auch die sieben
Gemeinden in Offenbarung 2 und 3) hatten Paulus verlassen. Und als
Jahre später der Apostel Johannes sein Evangelium und die Offenbarung
schrieb und der Abfall noch weiter fortgeschritten war, benutzte er das
Bild vom Weinstock und den Reben in Johannes 15, und in Offenbarung 2
und 3 das Bild vom goldenen Leuchter aus 2.Mose 25 und aus Sacharja 4,
um das wahre Wesen der Gemeinde noch einmal in aller Klarheit zu zeigen. Doch die Gemeinden hatten kein Ohr mehr für die Wahrheit.
In dieser Zeit des Abfalls, vom ersten bis zum sechsten Jahrhundert,
wurde das umfangreiche System der römisch-katholischen Kirche aufgebaut und etabliert, um dann vom Feind für sein Wirken gegen Gottes
Vorsatz benutzt zu werden.
1. Ephesus (begehrenswert, liebenswert oder loslassen, entspannen) –
die Zeit des Anfangs des Gemeindelebens
Das Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus beschreibt die Gemeinde ganz am Anfang. Sie war jung, frisch, lebendig und ohne Runzeln.
Als die Gemeinde an Pfingsten geboren wurde, war alles so frisch und
lieblich wie bei einem neugeborenen Kind. Doch wie bei einem Kind, das
nach etwa zwei Jahren in ein rebellisches Alter kommt und nicht mehr auf
die Eltern hören möchte, so kam auch in den jungen Gemeinden nach und
nach Rebellion zum Vorschein. Am Ende des Zeitalters der zwölf Apostel
sehen wir bereits viele Probleme in den Gemeinden. Der Widerstand des
Feindes und sein Einfluss in den Gemeinden wurden immer stärker.
43
2. Smyrna (Myrrhe) – die Zeit der Verfolgung bis 313 n. Chr.
Das zweite Stadium der Gemeinden war die Zeit der Verfolgung unter
den römischen Kaisern. Nach dem Verlust der ersten Liebe (Ephesus)
wurde die Gemeinde verfolgt (Smyrna [wörtl. Myrrhe]), und zwar bis zu
der Zeit von Kaiser Konstantin, als eine allgemeine Religionsfreiheit
gewährt wurde (313 n. Chr.). Nach einigen Jahren wurde dann der christliche Glaube der römischen Staatsreligion gleichstellt (325 n. Chr., Konzil von Nicäa).
3. Pergamon (erheben oder heiraten) – die Zeit beginnend mit
Konstantin dem Großen vom Jahr 313 bis 527 n. Chr.
In dieser Zeit wurde die Gemeinde mehr und mehr mit der Welt vermischt. Pergamon bedeutet auch „heiraten“. Zwischen der Gemeinde und
der Welt soll es eine klare Trennung geben, doch 380 n. Chr. wurde der
christliche Glaube durch das Dreikaiseredikt in Thessaloniki zur Staatsreligion erklärt. Weil die Gemeinde sich in dieser Weise mit der Welt
verbunden hat, muss der Herr ihr sagen: „Ich weiß, wo du wohnst: wo
des Satans Thron ist“ (Offb. 2:13). Diese Entwicklung ging unaufhaltsam weiter und erreichte ihren Tiefpunkt 527 n. Chr. mit Thyatira.
4. Thyatira (θύω άτειρές = ständiges Opfer) –
der römische Katholizismus vom 6. Jahrhundert bis heute
Die Epochen der Gemeinde, für die die Gemeinden in Ephesus, Smyrna
und Pergamon stehen, sind für uns heute Geschichte, doch das darauffolgende Zeitalter von Thyatira, das Zeitalter des römischen Katholizismus,
dauert an bis zur Wiederkunft des Herrn. Zu ihr muss der Herr sagen:
„Aber ich habe gegen dich, dass du das Weib Isebel duldest, die sagt, sie
sei eine Prophetin, und lehrt und verführt meine Sklaven, Unzucht zu
treiben und Götzenopfer zu essen“ (Offb. 2:20).
B. Die Zeit der Wiederherstellung –
vom 16. Jahrhundert bis heute
1. Sardes (Überrest, Hebr. ‫ )ׂשריד‬Strong (8300); oder „Sepharad“
(abgesondert) (Obad. 20); oder orig. Lydisch: (erneuert) –
die Reformation samt allen Denominationen und freien Gruppen,
angefangen vom 16. Jahrhundert bis heute
Von 1517 n. Chr. an, als Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte,
gab es durch die Reformation eine Trennung von diesem dunklen Zeitalter. Nun ging es schrittweise wieder aufwärts (s. Schaubild), aber leider
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waren alle Reformen immer nur Stückwerk. Wenn die Gläubigen nicht
mehr weiter vorangingen und alles zum Stillstand gekommen war, spaltete sich aus ihnen bald eine neue reformierte Gruppe ab, die einige
Schritte weiterging. So entstand nach jeder Reform eine neue Gruppe.
Anhand der Gemeinde in Sardes sehen wir die erste Stufe des Wiederherstellungswerkes des Herrn. Zu ihr sagt der Herr: „Du hast den Namen, dass du lebst und bist tot. … denn ich habe deine Werke nicht vollendet gefunden vor meinem Gott“ (Offb. 3:1-2). Sie besteht bis zum
heutigen Tag weiter, aber es gibt keine große Entwicklung mehr. Sie
bleibt im Wesentlichen auf einem bestimmten Niveau, weit unterhalb
dessen, wie der Herr seine Gemeinde begonnen hatte. Nach nahezu fünf
Jahrhunderten Reformationszeit haben sich auf diese Weise sehr viele
Gruppen und Denominationen gebildet. Der Herr jedoch möchte mit der
Wiederherstellung seiner Gemeinde immer weiter vorangehen, wie wir
an der aufsteigenden Linie von Philadelphia sehen.
2. Philadelphia (Bruderliebe) – die „Wiederherstellung“
der goldenen Leuchter als wahrer Ausdruck der Gemeinde
vom 18. Jahrhundert bis heute
Eine besondere Bewegung entstand in den Jahren 1722 bis 1727, als
viele Glaubensflüchtlinge, die aus ihrer Heimat vertrieben worden waren, auf dem Gut von Graf Zinzendorf Aufnahme fanden. Diese Böhmischen Brüder (auch Herrnhuter Brüdergemeine genannt) entdeckten und
schätzten die Einheit der Brüder (Unitas Fratrum). Durch die Wirkung
des Geistes in dieser Zeit konnten die Gläubigen, die aus vielen unterschiedlichen Gruppen zusammengekommen waren, ihre Herkunft, ihre
Meinungen und Vorlieben hinter sich lassen, so dass eine wunderbare
Einheit und Gemeinschaft entstand.
Die brüderliche Liebe war die zweite Wahrheit, die sie entdeckten.
Die Einheit der Brüder sowie die Liebe zu den Brüdern war für sie damals
sehr kostbar und sie waren bereit, alles Trennende dafür zu lassen. Das
war der Anfang der Wiederherstellung des Gemeindelebens. Der Herr gab
ihnen eine offene Tür für das Evangelium und viele Menschen konnten
gewonnen werden. Diese Bewegung war ein weiterer Schritt aufwärts.
3. Laodicea (die Rechte, Urteile oder Entscheidungen des Volkes) –
der Fall Philadelphias bis heute
Hundert Jahre später, im Jahr 1827, kam in England die Brüderbewegung unter Darby auf. Diese Brüder lebten in Einheit und liebten das
Wort, und der Herr konnte ihnen dadurch viele Wahrheiten aus dem
45
Wort Gottes ganz neu offenbaren. Dies war ein weiterer großer Schritt
nach vorn – aber leider kamen auch sie bald zum Stillstand. Die Wiederherstellung war noch nicht vollkommen, und der Herr wollte noch mehr
zeigen. Alle, die hier stehenblieben, dachten, sie seien schon sehr reich,
aber das Leben war nicht mehr da; so entstand nach Philadelphia die
Linie von Laodicea. Bis zum heutigen Tag denken diese Brüder leider,
dass sie sehr reich seien, aber sie sind dabei stehengeblieben.
Erneut hundert Jahre später, angefangen 1927 in Shanghai, entstanden die Ortsgemeinden. Bruder Watchman Nee wurde vom Herrn ausschließlich dafür berufen, Ortsgemeinden aufzubauen. Was eine weitere
Wiederentdeckung der Wahrheit der Schrift war – ein Schritt weiter,
aber doch nicht vollendet. Wenn wir heute diese Ortsgemeinden in China
anschauen, dann sehen wir nicht viel Leben bei ihnen. Auch sie sind
stehengeblieben.
Und jetzt kommen wir zu unserer eigenen Geschichte der letzten
40 Jahre. In den Jahren 1968 bis 1971 gab es in Los Angeles ein herrliches Gemeindeleben, voller Leben und voller Reichtum von Christus.
Viele haben den Herrn berührt. In den Versammlungen wurde der Priesterdienst aller Geschwister sichtbar; es gab viele lebendige und echte
Zeugnisse, und alle liebten den Herrn und seine Gemeinde. Damals
konnten viele Menschen durch das Zeugnis der Heiligen der Gemeinde
hinzugefügt werden. Geschwister haben ihre Häuser verkauft, die Arbeitsplätze aufgegeben und sind für den Aufbau der Gemeinde nach Los
Angeles umgezogen, und der Herr hat es so sehr gesegnet. Damals dachte ich: „Herr, das ist es, was du willst, jetzt kommst du zurück!“
Aber auch das war noch nicht das Ende, es war nur ein Vorgeschmack. Der Herr musste uns wie durch Feuer hindurch prüfen, um zu
sehen, was an dieser Liebe echt war, denn nur das, was unerschütterlich
ist, wird bleiben. Bei diesen Prüfungen sind dann auch viele von der
Gemeinde weggegangen.
Wo sind wir heute im Jahr 2011? Wir müssen wissen, wo wir stehen.
Wir glauben und haben dieses Zeugnis in unserem Geist, dass der Herr
bald kommt. Die Zeichen der Zeit, das Zeugnis des Herrn und was er uns
heute in der Gemeinde offenbart, um das Ziel zu erreichen, sind sehr
bedeutungsvoll. Wenn wir nicht weiterhin vorangehen, werden auch wir
abfallen und zu Laodicea werden.
Im Schaubild geht es uns weniger um die Geschichte; es soll uns
vielmehr eine große Ermutigung sein. Wir können darin erkennen, dass
der Herr schon sehr viel in seine Gemeinde investiert hat, wie auch in
uns in den letzten 40 Jahren. Wir können glauben, dass er es mit uns
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auch bis zum Ziel schaffen wird. Durch die Gnade des Herrn – und hier
gibt es nichts für uns zu rühmen – sind wir heute nicht mehr irgendwo in
dem Schaubild, sondern ganz oben, dem Ziel sehr nahe. Das Werk der
Wiederherstellung der Gemeinde ist weit fortgeschritten. Der Herr muss
mit uns zum Ziel kommen! Ich möchte so kurz vor dem Ziel nicht mehr
stehen bleiben. Die Herrnhuter Brüdergemeine und auch Watchman Nee
haben ihren Anteil an der Wiederherstellung, haben aber in ihrer Zeit das
Werk nicht zur Vollendung gebracht. Heute ist die Zeit der Vollendung,
in der wir zur Herrlichkeit gelangen können. Ich bin dankbar, in dieser
Zeit zu leben und nicht im Mittelalter. Wir leben heute in der wunderbaren Zeit, wo der Herr sein Werk vollenden wird.
Lasst uns vorangehen! Es ist nicht wichtig, was andere sagen – jeder
ist vor dem Herrn verantwortlich. Auch wenn wir auf der letzten Strecke
ein bisschen leiden müssen – das ist eine Kleinigkeit im Vergleich zu
dem, was wir empfangen werden. Lasst uns noch ein bisschen Geduld
haben! Lernt einander zu vergeben und zu vergessen, wenn euch jemand
beleidigt hat. Und wenn du es nicht kannst, dann geh doch zu IHM! Wir
haben doch diesen wunderbaren Hohenpriester, dem wir völlig vertrauen
können, der uns aufs Äußerste erretten kann. Wir wollen in der Gemeinde niemand sehen als allein den Menschensohn. Welcher Mensch kann
uns zum Ziel bringen? Wer heute noch Menschen folgt, geht in eine
Sackgasse! Das zeigt die Geschichte. Alle Menschen, die Luther, Darby,
Watchman Nee u.a. folgten, sind heute in einer Sackgasse. Alle diese
Brüder sind nicht mehr unter uns. Und die, die es heute sind – wem von
ihnen willst du folgen? Folge dem Menschensohn, der ist, der war und
der kommt.
„Diese sind es, die dem Lamme nachfolgen, wohin es auch geht“
(Offb. 14:4). Wer bringt dich auf den Berg Zion? Wir leben wirklich in
der letzten Zeit, in der wir zum Thron kommen möchten, doch niemand
außer dem Menschensohn kann uns dorthin bringen. Du musst dich fragen: Wo bin ich? Bin ich auf dem neuesten Stand der Entwicklung von
Philadelphia, in der Zeit, in der der Herr die goldenen Leuchter zurückgewinnt? Wir haben die Wahl! Wollen wir in der Einheit und der Bruderliebe gemeinsam diesen goldenen Leuchter zu Ende bauen? Das ist
eine sehr wichtige Entscheidung, denn alle vier „Linien“ (Thyatira, Sardes,
Laodicea und Philadelphia) werden bis zur Wiederkunft des Herrn bleiben. Werden alle Gemeinden entrückt werden? Sicherlich nicht. Nur der
Gemeinde in Philadelphia hat der Herr versprochen: „Weil du das Wort
von meinem Ausharren bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der
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Stunde der Prüfung, die über die ganze bewohnte Erde kommen wird, um
die zu prüfen, die auf der Erde wohnen“ (Offb. 3:10).
JS
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49
Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
Wir haben in der letzten Versammlung ein Schaubild über die Geschichte der Gemeinde betrachtet und gesehen, dass es eine Zeit des Niedergangs gibt, aber auch eine Zeit der Wiederherstellung, in der wir heute
leben. Wir brauchen eine klare Sicht darüber, wo wir im Wiederaufbauwerk des Herrn heute stehen. Wenn wir die Gemeinde sein wollen, dann
müssen wir mit dem Herrn auch weiter vorangehen, um zum Ziel zu
gelangen. Vor 40 Jahren, als wir gesehen haben, dass es an jedem Ort
nur eine Gemeinde geben kann, waren wir begeistert. Doch allein die
Lehre vom Ortsgrund ist nicht ausreichend, der Herr muss auch das
Haupt der Gemeinde sein.
Was ist wichtiger? Die goldenen Leuchter oder der Menschensohn?
Wenn in einer Gemeinde der Herr nicht mehr das Haupt ist, was ist dann
die Lehre vom Ortsgrund noch wert? Ohne die Wirklichkeit des Herrn
kann die Einheit nicht lange bestehen. Was der Herr uns heute gezeigt
hat, ist viel mehr als der Ortsgrund. Er hat uns die herrliche Gemeinde
offenbart: als einen wunderbaren goldenen Leuchter, wie einen Mandelbaum voller Leben.
Viele Gruppen behaupten, auf dem Ortsgrund zu stehen. Das war früher gut, ist aber für heute nicht mehr ausreichend. Heute brauchen wir
das Wesen, das Gold mit den Knospen, Blüten und Mandeln, wie wir es
bei den goldenen Leuchtern sehen. Was nützt ein Baum, wenn er keine
Früchte bringt? Hat nicht der Herr gesagt, dass der Baum, der drei Jahre
keine Frucht gebracht hat, umgehauen werden sollte (Luk. 13:6-9)? Und
als er einmal einen einzelnen Feigenbaum am Wegrand sah und keine
Früchte an ihm fand, sprach er zu ihm: „Von dir soll keine Frucht mehr
kommen in Ewigkeit. Und sofort verdorrte der Feigenbaum (Mt. 21:19).
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Der Herr möchte in jeder Gemeinde viel Frucht sehen. Die Gemeinden sollen voller Leben sein, die Fülle des Auferstehungslebens soll an
ihnen offenbar werden. Der neue Mensch ist ein Mensch in Auferstehung. Da gibt es keinen Polen, Italiener, Deutschen oder Amerikaner
mehr, sondern Christus ist alles und in allem. Das ist der Weg, wie der
Herr heute sein Werk in der Gemeinde vollenden will. Deswegen sollen
wir alle täglich Gold kaufen, selbst wenn es nur ein bisschen ist.
Lobt den Herrn für solch eine Sicht, die er uns gegeben hat: Die Gemeinde – ein goldener Leuchter, ein Baum voller Auferstehungsleben,
voller Kraft der Auferstehung, wo jeder Tod verschlungen wird. Deswegen können wir in der Gemeinde solche Siegeslieder singen. Aber wir
müssen immer noch weiter vorangehen. Solange die Gemeinde nicht
vollendet ist, kann der Herr nicht kommen.
Lasst uns jetzt noch mehr vom Geheimnis der goldenen Leuchter sehen. In Matthäus 13 hat der Herr über das Geheimnis des Himmelreiches
gesprochen. Warum ist es ein Geheimnis? Weil noch viele Dinge geschehen werden. Der Herr arbeitet, wir wirken mit, aber auch der Feind
ist am Wirken. Deswegen ist das Reich des Herrn so kompliziert. Der
Herr sät den guten Samen in dein Herz hinein. Aber obwohl der Same
gut ist, kann er nicht wachsen, wenn mein Herz Probleme hat – das ist
wirklich ein Geheimnis. Hat uns der Herr in Matthäus 13 nicht vier verschiedene Arten von Böden gezeigt, in die sein Same fallen kann?
Es ist nicht so einfach. Der Herr sät seinen guten Samen, aber dann
sät der Feind sein Unkraut hinein und das kompliziert alles. Dann fragen
die Menschen: „Kann das die Gemeinde sein? Wenn Gott wirklich Gott
ist, warum gibt es dann so ein großes Durcheinander unter den Christen?“ Warum ist die Situation oft so schwierig in den Gemeinden? Es ist
wirklich ein Geheimnis.
Eigentlich soll der Leuchter hell scheinen, voll des goldenen Öls sein
und ständig von den zwei Ölbäumen rechts und links mit frischem Öl
versorgt werden. Aber warum leuchten wir oft nicht? Der Herr muss
unsere Augen öffnen, damit wir die Herrlichkeit der Gemeinde sehen
und den Wunsch bekommen, solch ein goldener Leuchter zu werden.
Und dann müssen wir auch hören, was der Herr seiner Gemeinde sagt. Er
sprach ja ganz praktisch zu den sieben Gemeinden in Kleinasien. Für den
Aufbau der Gemeinde brauchen wir heute ein Ohr, das sein Sprechen
hört, da sonst die Gemeinde nicht gebaut werden kann.
Am Anfang eines jeden Sendschreibens hat der Herr immer sich
selbst offenbart. Wenn wir ihn nicht sehen, dann gibt es überhaupt keine
Möglichkeit für uns, voranzugehen. Die Gemeinde in Korinth hatte viele
51
Probleme. Wie hat Paulus ihnen geholfen? Was war die Lösung für jedes
Problem? Christus! In all ihren Problemen hat Paulus ihnen immer einen
reichen Christus als die einzige Lösung vorgestellt.
V. Das Sprechen des priesterlichen Königs
zu seinen Gemeinden
Es ist nicht ausreichend, in den Versammlungen nur eine Auslegung zu
geben; das ist nicht der Dienst im Neuen Bund. Vielmehr muss in jeder
Versammlung der Geist sprechen. Wenn der Geist nicht spricht, dann
reden nur wir, und unsere Rede bewirkt gar nichts. Der Dienst des Neuen
Bundes ist der Dienst des Geistes, nicht des Buchstabens (2.Kor. 3:6).
Der Herr braucht zwar unseren Mund und unsere Stimme, aber es muss
der Geist sein, der in uns redet. Der Geist ist es, der das Leben gibt, nicht
der Buchstabe. Es nützt nichts, dieses oder jenes Buch zu lesen und dann
eine Botschaft zu geben. Du musst mit dem Hohenpriester Gemeinschaft
haben und ihn fragen, was er zu seiner Gemeinde sprechen möchte:
„Was ist deine Last? Was brauchen die Heiligen? Was willst du von der
Gemeinde?“ Es muss der Herr sein, der zu uns redet. Das Sprechen des
Herrn in seinen Gemeinden ist sehr, sehr wichtig. Auch wenn du die
Bibel liest, sollst du dich nicht nur nach Erkenntnis ausstrecken. Du
musst die Stimme des Herrn hören, und wenn du ihn nicht gleich hörst,
dann komme immer wieder zu ihm, bis du ihn hörst. Meinst du, weil ich
ihn nicht höre, redet der Herr nicht? Er möchte schon gerne mit mir reden, aber leider habe ich oft kein Ohr, ihn zu hören. Wenn wir seine
Gemeinde sind, muss der Herr zu uns reden. Auch wenn wir nur noch
lauwarm sind wie Laodicea, wird der Herr dennoch zu uns sprechen. Wir
brauchen das Sprechen des Herrn, persönlich und als Gemeinde. Und
wenn wir reden, dann nicht nur aus dem Verstand heraus, sondern vom
Geist her.
Nach vielen Jahren in der Gemeinde müssen wir lernen, für den
Herrn das herauszusprechen, was der Geist uns gibt, und nicht das, was
wir uns selber ausgedacht haben. Bitte den Herrn: „Herr, ich komme zu
dir, ich möchte lernen, in deinem Haus etwas mitzuteilen.“ Selbst die
jungen Leute müssen lernen, etwas zu sagen. Gib keine lange Botschaft
in der Hausversammlung, sondern lerne, etwas Echtes vom Herrn mitzuteilen. Es gibt verschiedene Arten zu sprechen, sei es ein Psalm, ein
Lied, ein Wort der Weisheit oder auch ein prophetisches Reden. Alle
sollen üben, etwas vom Herrn mitzuteilen, besonders auch aus der lebendigen Erfahrung mit ihm. Waren nicht manche Zeugnisse in diesen Ta52
gen sehr erfrischend? Wenn wir alle gelernt haben, für den Herrn etwas
zu sprechen, wird das herrlich sein. Möge der Herr nicht nur zu uns,
sondern auch durch uns sprechen. Sage ihm: „Herr, sprich zu mir und
sprich durch mich!“ Wenn der Herr dich in eine andere Stadt schickt,
musst du sagen: „Herr, sprich durch mich!“ Wenn der Herr spricht, hat
es eine Wirkung, wenn du sprichst, hat es keine Wirkung. Die Gemeinde
braucht das Sprechen des priesterlichen Königs, damit wir seine Stimme
hören und wissen, was in seinem Herzen ist. Möge der Herr den Dienst
des Wortes in allen Gemeinden stärken.
A. Immer in Verbindung mit der Offenbarung seiner selbst
(Offb. 2:1, 8, 12, 18; 3:1, 7, 14)
Wenn wir in der Gemeinde sprechen, muss es immer in Verbindung mit
einer wunderbaren Offenbarung von Christus sein. Und es muss auch
immer der Geist sein, der redet, wie wir es am Ende von jedem der sieben Sendschreiben sehen.
B. Immer durch den Geist
(Offb. 2:7, 11, 17, 29; 3:6, 13, 22; 22:17)
Der Herr ist heute der Geist, und wenn der Herr redet, dann ist es immer
der Geist, der redet. Wir müssen alle üben, nicht aus uns selbst heraus zu
reden: „Herr, wenn du nicht redest, dann möchte ich nichts sagen.“ Der
Herr muss durch seinen Geist in uns reden. Daher sagt Paulus im Korintherbrief: „Und weil wir denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet, so glauben
auch wir, darum reden auch wir“ (2.Kor. 4:13). Paulus war sich so sicher, dass sein Sprechen vom Herrn kam. Alle Heiligen können das lernen. Wenn du lernen möchtest, für den Herrn zu sprechen, dann musst
du auch in deinem alltäglichen Sprechen lernen, deine Lippen reinigen
zu lassen. Denn wenn wir irgendetwas herausreden und unseren Mund
nicht beherrschen können, dann glaube ich nicht, dass wir Gottes Wort
klar und deutlich und „gerade“ sprechen können.
C. Wir brauchen ein hörendes Ohr
(Offb. 1:3; Mt. 11:15; 13:9; 17:5; Luk. 11:28; Joh. 8:47; 10:3-4,16; Hebr.
3:7, 15; 4:7; Mt. 13:13-17; Apg. 28:27; Hebr. 5:11; Jes. 50:4b; Jer. 6:10)
Unser Mund ist für den Herrn sehr wichtig. Wir brauchen aber nicht nur
einen Mund, um zu sprechen, sondern auch ein Ohr zu hören. Was soll
53
ich denn reden, wenn ich nicht höre? Die Propheten haben das geredet,
was der Herr ihnen gesagt hat. Alle Priester sollen ein scharfes Ohr haben für das, was der Herr sagen will. Lest die vielen angeführten Verse,
die zeigen, wie sehr wir ein hörendes Ohr brauchen. Der Herr möchte
sprechen, aber dafür brauchen wir alle ein offenes Ohr: „Herr, gib mir
ein Ohr, das dich hört. Ich möchte so gerne deine Stimme hören.“
Bei unserem Sprechen geht es gar nicht um Wissen, um Schriftauslegung oder Lehre, sondern vielmehr um ein kurzes, lebendiges „ZumPunkt“ Sprechen. Die Apostel haben viel geschrieben. Sechs Kapitel
schrieb Paulus in seinem Brief an Ephesus, der Herr jedoch nur sieben
Verse in seinem Sendschreiben an Ephesus in Offenbarung 2.
D. Die Zurechtweisung und die Züchtigung der Gemeinden
(Offb. 3:19; Spr. 13:1; 17:10; 27:5)
Das Reden des Herrn ist oftmals auch eine Zurechtweisung, aber sie
geschieht in Liebe. Der Herr zeigt uns zuerst den goldenen Gürtel um
seine Brust. Selbst wenn er züchtigen muss, geschieht es aus Liebe. Wir
Menschen züchtigen unsere Kinder leicht aus einer Reaktion heraus, weil
wir uns geärgert haben. Aber der Herr züchtigt aus Liebe, um zu heilen
und zu erziehen. Das möchte ich gerne von ihm lernen. Ich weiß nur
zurechtzuweisen, und wenn das Kind nicht hört, dann sage ich: „Du hast
kein Ohr!“ Das sagt der Herr nicht. Er sagt: „Wer Ohren hat, der höre ...“
Der Herr versucht immer, uns zu gewinnen.
Es gibt vielerlei Art und Weise, um Geschwistern zu helfen. Aber
egal, wie und in welcher Situation – immer müssen wir ihnen in der Liebe des Herrn begegnen, um sie zu gewinnen. Oder siehst du es gern,
wenn ein Bruder oder eine Schwester die Gemeinde verlässt? Wenn du
in der Gemeinde irgendetwas machen willst, dann frage den Herrn, ob du
seinen goldenen Gürtel mal ausleihen darfst. Ich glaube, der Herr wird
deine Bitte nicht abweisen. Wie sehr brauchen wir die Gnade des Herrn,
um von ihm zu lernen, besonders wenn der Herr zurechtweisen und
züchtigen muss.
E. Am Ende spricht die Braut in Einheit mit dem Geist
(Offb. 22:17)
Wenn der Herr durch uns und zu uns spricht, werden schließlich die
Braut und der Geist gemeinsam sprechen. Das ist ein wunderbares Ergebnis. Dann wird es wie in Offenbarung 22:17 sein, wo der Geist und
die Braut gemeinsam sprechen: „Komm!“ Wenn in einer Familie der
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Mann „Geh!“ sagt und die Frau „Komm!“, dann bringt das nur Unruhe
in die Familie. Aber wenn beide immer dasselbe sprechen, dann ist das
ein ausgezeichnetes Zeugnis für die Kinder. Wenn wir nicht lernen, auf
den Geist zu hören, und nur das zu reden, was der Geist reden möchte,
wie wollen wir dann dahin kommen, dass der Geist und die Braut gemeinsam sprechen? Es ist gar nicht so einfach, aber wir können lernen,
wenn wir nur wollen. Wir alle müssen lernen, auf das Sprechen des
Herrn zu achten und es zu schätzen. Möge der Herr alle Gemeinden in
diesem Punkt voranbringen. Wir brauchen sein Sprechen allezeit. „Im
Anfang war das Wort.“ Das heißt, Gott möchte zu uns sprechen, damit
wir ihn auch kennen. Und darum müssen wir lernen, auf seine Stimme zu
hören.
JS
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Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
Wenn der Herr spricht müssen wir schon genau hinhören. Wenn wir zum
Beispiel sagen, dass wir nur ihm nachfolgen wollen, heißt das nicht, dass
wir die Gemeinschaft untereinander nicht mehr brauchen. Gemeinschaft
ist sehr wichtig, denn der Herr kann auch durch den Leib sprechen. Nur
dürfen wir dabei nicht einem Menschen folgen. Johannes sah nicht nur
die goldenen Leuchter, sondern auch den Menschensohn. Wenn der Herr
durch dich spricht, muss ich folgen – das bedeutet aber nicht, dass ich dir
folge. Die Gemeinden folgen nur dem Lamm!
Was der Herr in der Offenbarung sagt, ist zeitlos, nicht begrenzt.
Denke nicht, dass das Papsttum, das man in Thyatira erkennen kann, nur
den römischen Katholizismus meint. Es kann überall entstehen, das haben wir auch erfahren. Daher müssen wir darauf achten, was der Herr zu
den Gemeinden heute spricht. Der Herr wirkt, aber der Feind wirkt auch,
und das macht den Aufbau der Gemeinde mit uns Menschen sehr kompliziert. Dass der Herr seine Gemeinde dennoch mit uns aufbauen möchte, ist ein Wunder, ein Geheimnis.
VI. Dinge, die den priesterlichen König beleidigen
und die Gemeinden verderben
Der Herr spricht vom Geheimnis der sieben goldenen Leuchter. Das
Geheimnis betrifft nicht nur das Positive der goldenen Leuchter, sondern
auch Dinge, die die goldenen Leuchter verderben und die Gemeinde
zerstören. Das zeigt uns die Geschichte. Die Sendschreiben zeigen den
gefallenen Zustand der Gemeinde, der eine lange Zeit anhielt, bis der
Herr anfing, die Gemeinde wieder herzustellen. Das begann mit der Reformation. Aber auch dieses Wiederherstellungswerk blieb leider immer
56
wieder stehen. Zu Sardes sagte der Herr: „... ich habe deine Werke nicht
vollendet gefunden vor meinem Gott“ (Offb. 3:2). Das unvollendete
Werk von Sardes hat dazu geführt, dass viele Spaltungen und Denominationen entstanden sind. Wir aber wollen nicht stehenbleiben, sondern bis
zum Ziel kommen.
A. Die erste Liebe verlassen (Offb. 2:4; Mt. 24:12)
Die Sterne sollen in seiner rechten Hand sein und seinen Willen tun.
Wenn die Ältesten in einer Gemeinde tun, was sie wollen, ist das Gemeindeleben nicht normal. Alle Ältesten müssen vielmehr unter Christus
als ihrem Haupt stehen. Er ist nicht nur das Haupt des Leibes, sondern
auch jedes Mannes Haupt (1.Kor. 11:3); entsprechend soll auch in jeder
Familie Christus das Haupt sein. Die Ältesten als diese Sterne sollen
Wegweiser zur Gerechtigkeit sein, scheinend, himmlisch, die die Wahrheit in einer lebendigen Weise kennen und die Geschwister zum Herrn
führen können (Dan. 12:3). Ein Ältester darf nicht herrschen.
Petrus wie auch Paulus waren sicher starke Persönlichkeiten. Das
brauchen wir auch in der Gemeinde, aber solche Brüder müssen darauf
achten, dass sie nicht herrschen. Nur der Herr als der priesterliche König
herrscht in der Gemeinde.
In 1.Petrus 5:1-4 steht: „Die Ältesten unter euch nun ermahne ich,
der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi und auch Teilhaber der
Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Weidet die Herde Gottes, die bei
euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führt, sondern willig,
Gott gemäß; nicht mit schändlichem Gewinnstreben, sondern eifrig,
auch nicht als die über die Anteile herrschen, sondern indem ihr Vorbilder
der Herde werdet. Und wenn der Oberhirte offenbar geworden ist, werdet
ihr den unverwelklichen Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen.“
Die Gemeinde in Ephesus hatte gute Eigenschaften und wurde vom
Herrn zunächst gelobt: Sie hatte viele Werke, Ausdauer, konnte die Bösen nicht ertragen, hatte falsche Apostel entlarvt, vieles getragen und war
nicht müde geworden (Offb. 2:2-3). Doch diese Dinge waren ohne Gewicht im Vergleich zur Hauptsache: „Aber ich habe gegen dich, dass du
deine erste Liebe verlassen hast“ (V. 4). Dies entspricht dem, was Paulus in 1.Korinther 13:1-3 sagt: „Wenn ich in den Zungen der Menschen
und Engel rede und keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz oder
eine klingende Schelle geworden. Und wenn ich Weissagung habe und
alle Geheimnisse und alle Erkenntnis weiß und wenn ich allen Glauben
habe, so dass ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so bin ich
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nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen austeile, und wenn ich
meinen Leib hingebe, um mich rühmen zu können, aber keine Liebe habe, so ist es mir nichts nütze.“
Du denkst vielleicht, Zungenrede sei nicht wichtig, Weissagung oder
Glaube seien wertvoller. Doch in den Augen des Herrn ist ohne die Liebe alles nichtig. Der Herr warf der Gemeinde in Ephesus vor, die erste
Liebe verlassen zu haben. Er benützte nicht das Wort „verlieren“, sondern „verlassen“. Das geschah nicht unbewusst, denn du weißt sehr
wohl, wenn du den Herrn nicht mehr liebst, aber dann hast du auch die
Verantwortung, die erste Liebe zurückzugewinnen. Suche nicht die
Schuld bei einem anderen, denn es betrifft die Liebe zwischen dir und
dem Herrn. Wenn eine Frau ihren Mann verloren hat, ist das etwas ganz
anderes, als wenn sie ihn verlassen hat. Der Herr will unsere beste Liebe.
Er hat mehrfach gesagt: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist
meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist
meiner nicht wert“ (Mt. 10:37; vgl. Luk. 14:26 ).
Schon das erste Gebot lautet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit aller deiner
Kraft und mit deinem ganzen Denken ...“ (Luk. 10:27). Er allein ist es wert,
unsere beste Liebe zu haben. Achte darauf, dass nichts mit dieser Liebe in
Konkurrenz tritt. Wenn dich eine Sache so ablenkt, dass deine Liebe zum
Herrn darunter leidet, dann hasse diese Sache. Wenn deine Liebe zum Herrn
stimmt, wird auch die Liebe zu deinem Ehemann, deiner Ehefrau und deinen Kindern stimmen. Viele Schwierigkeiten entstehen durch das Verlassen
der ersten Liebe. Wir müssen öfters mal zur Ruhe kommen und uns fragen:
„Habe ich den Herrn jemals mehr geliebt als heute?“ Damals hast du vieles
um des Herrn willen verlassen, wie auch Petrus gesagt hat: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt“ (Mk. 10:28b). Bist du heute
auch bereit dazu? Gewinne die erste Liebe zurück!
Die Liebe zu ihm ist alles in der Gemeinde. Wahrheit oder Gerechtigkeit ohne die Liebe wird nicht funktionieren. Wenn ich nur etwas mitteile, was mir gefällt, ohne auf die Reaktion der Heiligen zu achten, zeigt
das meinen Mangel an Liebe zu den Heiligen. Nach 1.Korinther 13 ist
die Liebe die höchste Entfaltung des Lebens des Herrn: „Die Liebe ist
langmütig und freundlich, die Liebe ist nicht eifersüchtig, die Liebe
prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf, sie benimmt sich nicht ungehörig,
sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das
Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, freut sich
aber mit der Wahrheit; sie bedeckt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles,
sie duldet alles. Die Liebe vergeht niemals; seien es aber Weissagungen,
58
sie werden weggetan werden; oder Zungen, sie werden aufhören; sei es
Erkenntnis, sie wird weggetan werden. Denn wir erkennen stückweise
und wir weissagen stückweise; wenn aber das Vollkommene erscheint,
wird das Stückwerk weggetan werden“ (V. 4-10). Wir denken vielleicht,
dass in dem Maß, wie wir wachsen, auch die Erkenntnis zunimmt. Doch
„die Erkenntnis bläht auf, aber die Liebe baut auf!“ (1.Kor. 8:1). Erkenntnis ohne Liebe wirkt zerstörerisch im Gemeindeleben. Der Herr
muss unsere Augen öffnen. Die Liebe wird auch niemals prahlen, das ist
hässlich. Möge der Herr uns davon erretten.
„Alles zum Leben und zur Göttlichkeit hat uns seine göttliche Kraft
geschenkt durch die volle Erkenntnis dessen, der uns berufen hat zu seiner eigenen Herrlichkeit und Tugend, durch welche er uns die kostbaren
und allergrößten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch sie Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr entronnen seid dem Verderben, welches durch die Begierde in der Welt ist; und eben deshalb wendet auch allen Fleiß daran und reicht in eurem Glauben reichlich
Tugend dar und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Selbstbeherrschung und in der Selbstbeherrschung Ausdauer und in der Ausdauer göttlichen Ausdruck und im göttlichen Ausdruck Bruderliebe und
in der Bruderliebe die Liebe“ (2.Petr. 1:3-7). Wir sind Teilhaber der
göttlichen Natur, damit wir täglich Gold kaufen können. Wir sind alle
dazu qualifiziert, an diesem „Goldgeschäft“ teilzuhaben, da wir „entronnen sind dem Verderben, das durch die Begierde in der Welt ist“.
Dieser Brief des Petrus war der Ausdruck seiner Reife im Leben. Sie
beginnt mit Glaube, gefolgt von Tugend, Erkenntnis, Selbstbeherrschung
und Ausdauer. Doch mit Ausdauer bist du noch nicht am Ziel. Nehmen
wir eine Blütenpflanze als Vergleich. Die Pflanze ist schon gewachsen,
hat aber noch keine Blüte. Blätter sind natürlich auch schön, aber du
willst die Blüte sehen. Eine Orchidee, die nicht blühen will, wirfst du
weg. Auch Göttlichkeit reicht noch nicht, obwohl sie eine Voraussetzung
für die Liebe ist. Manche sind sehr gerecht und göttlich, sogar heilig,
aber die Liebe fehlt. Die Blüte, die uns alle erfreut, ist die Bruderliebe.
Es gibt eine Pflanze, die sehr selten blüht, und das auch nur zur Mitternacht: Königin der Nacht heißt sie. Einmal haben wir in einem Garten
um Mitternacht gewartet, um zu sehen, wie die Blüte aufgeht. So wartet
auch Gott darauf, dass das Leben in der Gemeinde durch die Liebe zur
Blüte kommt. Was verlangt der Bräutigam von der Braut anderes als
Liebe? Was nützt ihr alle Schönheit – selbst wenn sie die schönste Frau
des Universums ist –, wenn sie den Bräutigam nicht mehr liebt? Die
59
erste Liebe ist so wichtig für den Herrn. Wenn sie jedoch fehlt, sagt der
Herr: „Ich habe gegen dich ...“
Wenn die Gemeinde in Ephesus nicht Buße tut und zur ersten Liebe
zurückkehrt, wird Gott ihren Leuchter wegstoßen. Waren die Werke, die
sie in Ephesus getan haben, nicht gut? Und hatten die Geschwister sie
nicht für den Herrn getan? Viele Menschen werden sagen: „Herr, Herr,
haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten getan?“
(Mt. 7:22). Die besten Werke sind die Werke, die aus der ersten und
besten Liebe zum Herrn, aus der Gemeinschaft mit ihm entstehen. Man
kann die beste Lehre haben, sogar die Lehre von der Einheit, vom Aufbau, aber am Ende ist man zerstritten und das Gebäude eingestürzt. Wie
kommt das? Die Bruderliebe hat gefehlt! Lasst uns diese Krankheit klar
diagnostizieren. Wir reden hier nicht von der gefallenen menschlichen
Liebe, sondern von der reinen Liebe des Herrn. Wo ist dieser Ausdruck
des Lebens, welches wir so schätzen?
Dieses Leben als Licht und Liebe ist Gott selbst. Der goldene Leuchter mit seinen sieben Lampen ist voller Licht. Wer in die Gemeinde
kommt, wird bloßgestellt. Du kannst nichts lange verbergen. Wenn ich
einen Fehler gemacht habe, bin ich froh, wenn die Brüder zu mir kommen und mich darauf hinweisen. Aber nur Licht zu haben, reicht nicht
aus. Gott ist nicht nur Licht, sondern auch Liebe. Die Liebe ist es, die
letztendlich die Gemeinde aufbaut: „... aus welchem der ganze Leib,
zusammengefügt und zusammengehalten durch jedes Gelenk der Darreichung, gemäß der Wirksamkeit in dem Maß jedes einzelnen Teiles, das
Wachstum des Leibes vollzieht zur Auferbauung seiner selbst in Liebe“
(Eph. 4:16). Die Liebe ist so heilsam.
1. Hinweg von der Einfachheit und Reinheit gegenüber Christus
(2.Kor. 11:2-3)
„Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifersucht; denn ich habe euch
einem einzigen Mann verlobt, dass ich Christus eine reine Jungfrau zuführte. Ich fürchte aber, dass etwa, wie die Schlange Eva verführte durch
ihre List, auch eure Gedanken verdorben werden, hinweg von der Einfachheit und Reinheit gegenüber Christus.“ Darin ist der Teufel ein
Meister und war es schon immer: uns wegzuführen von der Einfachheit
und Reinheit gegenüber Christus. Der Feind wird alles benützen, uns von
der reinen Beziehung mit dem Herrn und vom Baum des Lebens wegzubringen. Eva steht für die Gemeinde, die Braut, und Paulus eiferte mit
Gottes Eifersucht um die Gemeinde, so sehr liebte er sie.
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2. Hinweg vom Baum des Lebens
Wenn wir die Liebe nicht mehr haben, ist dies ein Zeichen dafür, dass
wir den Baum des Lebens verlassen haben. Ohne diese Liebe zum Herrn
und zu den Heiligen beurteile ich alles nach meiner Erkenntnis, weil ich
den Geschmack des Lebens verloren habe. Die Liebe ist daher ein Indikator für mein geistliches Leben. Wenn sie abnimmt, nimmt auch das
Leben ab. „Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem
Baum des Lebens“ (Offb. 2:7b). Wir wollen im Gemeindeleben vom
Baum des Lebens essen.
Gott hat sein Volk nie verlassen, aber Gottes Volk hat immer seinen
Gott verlassen. Obwohl der lebendige Gott so viel getan hat und sie so
viel gesehen haben, wollte Gottes Volk immer die Wege der Nationen
gehen und am Ende deren „Gott“ anbeten. Daher hat Gott immer wieder
durch Propheten zu ihnen geredet. Glaubt ihr, wir sind heute anders als
sie damals zur Zeit des Alten Testaments waren? Gott klagte immer wieder und versuchte, sie zu ihm zurückzubringen, bis es nicht mehr möglich war. Er redet hier zu Ephesus nicht anders als die Propheten im Alten Testament zu Israel.
3. Wie eine Frau, die ihren Mann verlässt (Ri. 8:27, 33; Jer. 3:20)
In Offenbarung 17 sehen wir eine Hure: Babylon. Sie sollte eigentlich
die Braut sein, stattdessen sehen wir eine Hure. Die Götzendiener wurden nie als Hure bezeichnet, aber zu seinem Volk sagte er immer wieder:
„Ihr habt Hurerei getrieben“, obwohl er offenbart hatte: „Der dich gemacht hat, ist dein Mann ...“ (Jes. 54:5). Babylon in Offenbarung 17-18
bezieht sich nicht auf die Welt. Das Gericht für die Welt ist ein anderes
als für Babylon.
4. Als Ergebnis wird der Leuchter weggestoßen (Offb. 2:5)
Die Gemeinde ist die Braut Christi. Das ist kostbar. Wir dürfen nicht zu
einer Hure werden. Wenn wir nicht Buße tun, wird der Leuchter weggestoßen. Das zeigt uns auch die Geschichte – alle Leuchter verschwanden
und es entstand eine Staatskirche – die himmlische Gemeinde wurde
zum römischen Katholizismus. Lasst uns ein Mitgefühl entwickeln für
unseren Herrn. Denkt nicht, dass wir für immer Leuchter sind, nur weil
wir es heute sind. Wenn wir uns wie Ephesus entwickeln, wird der Herr
den Leuchter wegstoßen. Warum sollte der Herr heute anders vorgehen
als damals? Der Herr schenke uns Gnade, unsere Liebe zu ihm neu zu
entfachen, so dass unser Herz wieder brennt.
61
B. Die Vermischung mit der Welt
(Offb. 2:13; Joh. 17:14-18; 15:19; 1. Joh.2:15-16;J ak. 4:4-5;
Röm. 12:2; Joh. 8:23; 16:33; 18:36a; 1.Petr. 2:11)
Die Welt ist eine Konkurrenz zum Herrn. Sie umfasst Götzen und viele
Dinge, die unser Herz einnehmen möchten. Gott hat die Erde, die Natur
geschaffen, aber nicht das System der Welt, deren Wesen unser Herz
verderben kann. Sind deine schwarzen oder blonden Haare nicht schön
genug? Warum willst du sie rosa färben? Macht dich das wirklich schöner? Unser Herz muss für den Herrn sein. Wenn wir die erste Liebe haben, wird der Herr uns vor vielen Dingen bewahren. Die Welt birgt viele
Gefahren. Sport z. B. ist gut und wichtig für die Gesundheit, aber wenn
du nicht wachsam bist, kannst du am Ende nicht mehr ohne Sport sein,
und der Sport ersetzt deine Liebe zum Herrn, oder du vermischst den
Sport mit der Gemeinde. Mache den Sport nicht zu einem Teil des Gemeindelebens. Die Gemeinde ist ausschließlich der Leib Christi und
himmlisch. Sport ist nicht Bestandteil der Gemeinde.
So vieles in der Welt ist darauf angelegt, ins Auge zu fallen. Viele
Dinge, die in den Geschäften angeboten werden, braucht man gar nicht,
und trotzdem werden sie gekauft. „Die ganze Welt liegt in der Hand des
Bösen“ (1.Joh. 5:19). Der Böse wartet wie ein Vogelfänger darauf, dass
wir ihm ins Netz gehen. Am Ende bist du drauf und dran, wegen einer
kleinen Sache die Gemeinde zu verlassen. Der Herr sagte zu der Gemeinde in Pergamon: „Ich weiß, wo du wohnst, wo des Satans Thron
ist“ (Offb. 2:13a). Vom Herrn wurde er „der Fürst dieser Welt“ genannt, Paulus bezeichnete ihn sogar als „Gott dieses Zeitalters“
(2.Kor. 4:4). Er verblendet die Augen der Menschen mit vielen Dingen.
Paulus war sich dessen bewusst, als er den Korinthern schrieb: „Alles ist
erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist erlaubt, aber nicht alles
baut auf“ (1.Kor. 10:23). Was uns verdirbt, von dem halten wir uns fern.
Wo Satans Thron ist, dürfen wir nicht wohnen. Wenn die Gemeinde dort
wohnt, ist sie unter seiner Herrschaft. Antipas wurde umgebracht, als er
sich dieser Herrschaft nicht beugen wollte und Widerstand leistete.
In 1.Johannes 2:15 lesen wir: „Liebt nicht die Welt, noch die Dinge in
der Welt. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in
ihm.“ Gott macht keine Kompromisse, genauso wenig wie ein Ehemann
damit einverstanden wäre, seine Frau mit einem anderen zu teilen. Du
sagst vielleicht: „Ich liebe auch den Herrn.“ Das glaube ich nicht, denn
die Liebe des Vaters ist nicht mehr in dir, wenn du die Welt und die Dinge in ihr liebst. Jakobus sagte sogar: „Wer also ein Freund der Welt sein
62
will, macht sich zu Gottes Feind“ (Jak. 4:4). Das heißt nicht, dass wir
wie die Mönche leben. Lass aber nicht zu, dass die Dinge der Welt, wie
zum Beispiel dein Auto, dein Herz einnehmen. Der Herr versorgt uns
doch mit allem, was wir brauchen, zum Teil über Bitten und Verstehen.
Bewahren wir unser Herz für den Herrn! Wir verbieten nichts in der
Gemeinde, aber lerne, dein Herz dem Herrn zu geben! Ihn verlangt nach
unserer besten Liebe. Sage ihm: „Herr, ich liebe dich, mein Herz gehört
dir. Lass mich deine Stimme hören und deine Reaktion kennen. Meine
Liebe soll dir allein gehören.“
JS
63
Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
VI. Dinge, die den priesterlichen König beleidigen
und die Gemeinden verderben (Fortsetzung)
C. Die Werke und die Lehre der Nikolaiten,
die der Herr hasst (Offb. 2:6, 15)
„Aber das hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich
hasse“ (Offb. 2:6). Der Herr zeigt uns in diesem Vers, dass er bestimmte
Dinge hasst. Er hasst nicht die Menschen, die diese Dinge praktizieren,
er hasst ihre Werke. Auch wir müssen diese Werke hassen. Das Wort
„Niko“ bedeutet „bezwingen“, „herrschen“, „erobern“, und „Laos“ bedeutet „das Volk“. Wir alle sind das Volk Gottes und wir alle sind Brüder in der Gemeinde. Der Herr hat es so klar gesagt, dass wir nur einen
Meister haben und nur einen, der herrscht, und das ist der Herr – er allein herrscht über uns. Schon damals wollten einige in der Gemeinde
herrschen und eine Position haben. Sie dachten, sie hätten die Autorität.
Etwa sechs oder sieben Jahre, nachdem Johannes gestorben war, gab es
schon dieses Problem. Ignatius zum Beispiel meinte, dass die Bischöfe
so zu achten seien, als hätte man den Herrn vor sich. Ist das nicht
schrecklich? Natürlich sollen wir die Brüder respektieren, aber Respekt
ist immer gegenseitig. Niemand in der Gemeinde kann die Autorität und
das Hauptsein Christi vertreten. Wenn jemand behauptet, er sei die stellvertretende Autorität Christi (so wie der Papst), dann ersetzt er das
Hauptsein Christi. Gott hat Christus als Haupt über alles der Gemeinde
gegeben (Eph. 1:22). Zwar gibt es Älteste in der Gemeinde, Brüder, die
leiten und die Verantwortung nehmen, und doch sollen sie Hirten sein
und die Herde weiden. Niemals dürfen sie das Hauptsein Christi ersetzen. Solch eine Herrschaft in der Gemeinde hasst der Herr. Dennoch ist
64
nach und nach eine Hierarchie entstanden, bis hin zum Papsttum. Vom
ersten bis zum sechsten Jahrhundert wurde diese Hierarchie völlig aufgebaut: ganz unten das Volk, dann die Ältesten, Priester, Bischöfe, Kardinale und ganz oben auf dem Thron der Papst, auf den alle hören müssen. Obwohl wir in der Gemeinde keinen Papst haben, besteht immer die
Gefahr, dass jemand herrschen möchte. Sogar die Jünger haben in der
Anwesenheit des Herrn darüber gestritten, wer unter ihnen der Größte sei
(Luk. 22:24). In der Gemeinde darf es so etwas nicht geben. Wir haben
gerne miteinander Gemeinschaft und wir wollen hören, was der Geist
sagt. Durch die Gemeinschaft erkennen wir, was der Herr will, und dann
tun wir es.
Vor einigen Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, wie jemand
über die Gemeinden herrschen wollte, weil er meinte, er sei die stellvertretende Autorität Christi und alle Gemeinden müssten auf ihn hören.
Das hat den Gemeinden großen Schaden gebracht, aber es war auch eine
wichtige Erfahrung und eine Impfung, um solch eine Krankheit in der
Gemeinde erst gar nicht aufkommen zu lassen. Wer herrschen will, hat
bestimmt keine Liebe für die Heiligen. Alle Brüder, die Ältesten der
Gemeinde, sind Sklaven. Sie dienen den Heiligen. Hat nicht der Herr
seinen Jüngern gesagt: „Der Größere unter euch soll wie der Jüngere
werden und der Leitende wie der Dienende“ (Luk. 22:26)! Wer mehr
Leben hat, soll als ein Sklave dienen. Je mehr du in der Gemeinde Autorität auszuüben versuchst, desto mehr wird bloßgestellt, dass du gar keine hast. Die Brüder, die vom Herrn die Autorität bekommen haben,
brauchen sie nicht zu betonen, denn die Geschwister erkennen sie. Und
wer heute die Autorität hat, wird sie nicht unbedingt auch morgen haben.
Wenn du heute geistlich bist, hast du die Autorität, aber wenn du morgen
fleischlich bist, hast du die Autorität nicht mehr. Im Galaterbrief sehen
wir, wie Petrus heuchelte (Gal. 2). Besaß er da noch die Autorität? Mussten die Gläubigen ihm noch folgen? War es etwa richtig, dass Barnabas
ihm gefolgt ist und mit den anderen heuchelte? Gut, dass Paulus ihm
nicht gefolgt ist; er hatte die Autorität und konnte Petrus vor allen zurechtweisen. Wir haben nur einen in der Gemeinde, der die Autorität hat.
Der Herr muss in jedem von uns und in der Gemeinde herrschen. Und
wir müssen lernen, IHM zu gehorchen.
In der Gemeinde gibt es sicherlich Älteste, wie sie in Hebräer 13 beschrieben sind: „Denkt an die, die euch führen, die euch das Wort Gottes
gesagt haben; schaut das Ergebnis ihres Wandels an und ahmt ihren
Glauben nach“ (V. 7), und „Gehorcht denen, die euch führen und fügt
euch ihnen, denn sie wachen über eure Seelen als solche, die Rechenschaft
65
geben werden, damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen, denn
das wäre für euch kein Gewinn“ (V. 17). Der Herr muss uns wirklich leiten – durch seinen Geist! Alles ist organisch in der Gemeinde. Wir folgen
den Leitenden, solange es der Wahrheit und der Wirklichkeit entspricht.
Wir folgen nicht blind. Alles muss für den Aufbau der Gemeinde sein.
D. Die Lehre Bileams („nicht vom Volk“ oder „Fresser“)
(Offb. 2:14; 4.Mose 22; 31:8, 16; 2.Petr. 2:15-16; Judas 11)
„Sie haben den geraden Weg verlassen und sind in die Irre gegangen
und folgen dem Weg Bileams, des Sohnes Beors, der den Lohn der Ungerechtigkeit liebte, aber eine Zurechtweisung für seine eigene Übertretung empfing – ein stummes Lasttier, das mit Menschenstimme redete,
wehrte der Tollheit des Propheten“ (2.Petr. 2:15-16).
Die Liebe zum Lohn der Ungerechtigkeit (dienen gegen Bezahlung)
Bileam war ein fremder, ein heidnischer Prophet. Er gehörte nicht zum
Volk Gottes. Der Herr hat ihn erwähnt, damit wir erkennen, dass es unter
den Gläubigen auch heute noch solche Propheten gibt und wir das im
Auge behalten. Bileam wurde von Balak bezahlt, um etwas gegen das
Volk Israel zu weissagen. Bileam fragte Gott, ob er zu Balak gehen soll,
doch eigentlich hätte er schon wissen müssen, dass Balak’s Vorhaben
gegen Gottes Volk nicht richtig war. Aber es war ein Angebot, bei dem
viel Geld im Spiel war. Der Herr sprach sehr klar zu Bileam, dass er
nicht hingehen soll. Als Bileam ablehnte, dachte Balak, das Angebot sei
zu niedrig, und erhöhte es. Das hat Bileam dazu verleitet, den Herrn
noch einmal zu fragen. Doch wenn der Herr einmal „Nein“ sagt, dann
bleibt er dabei. Das zweite Mal sagte Gott zu ihm, dass er gehen soll. Es
schien, als ob Gott seine Meinung geändert hätte, aber dem war nicht so.
Er ließ Bileam laufen. Wenn Gott dich gehen lässt, bedeutet das nichts
Gutes. Bileam setzte sich auf seinen Esel und ging zu Balak. Unterwegs
sah der Esel den Engel des Herrn mit einem Schwert. Er hatte Angst und
ging zur Seite. Als daraufhin Bileam die Eselin schlug, fing sie an zu
reden. Da erkannte Bileam, dass er das Volk Israel nicht verfluchen sollte und segnete es. Doch nun hatte er das Problem, dass er schon das viele
Geld von Balak angenommen hatte ohne dessen Auftrag ausgeführt zu
haben. Da er sich Balak gegenüber verpflichtet fühlte, gab er ihm einen
„Un-Rat“: Er sollte moabitische Frauen zum Volk Israel schicken, damit
Gottes Volk Unzucht mit ihnen treibe, sich mit ihnen vermische und
sogar ihre Götter anbete. Dadurch wurde der Herr zornig über sein Volk
und viele mussten sterben.
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Auch heute gibt es viele Propheten, die sich bezahlen lassen. Jeder
Pastor wird bezahlt. Ich wage nicht zu sagen, dass alle um des Geldes
willen diesen Beruf ausüben. Die Wahrheit jedoch kannst du dem, der
dich bezahlt hat, nicht sagen. Ein bezahlter Dienst ist immer eine große
Versuchung für die Menschen. Im ganzen Christentum ist es jedoch
normal, dass jemand Theologie studiert und sich dann eine bezahlte Arbeit sucht. Das ist das Prinzip und die Praxis Bileams. Der reine Dienst
in der Gemeinde darf nicht damit vermischt werden.
Sie lehren Gottes Volk, Götzenopfer zu essen und Unzucht zu treiben
In Offenbarung 2:14 lesen wir: „Aber ich habe ein weniges gegen dich,
dass du solche dort hast, die an der Lehre Bileams festhalten, welcher
den Balak lehrte, einen Anstoß vor die Söhne Israels zu legen, so dass sie
Götzenopfer aßen und Unzucht trieben.“ So deutlich spricht der Herr!
Doch wo gibt es eine Gruppe, die keinen Pastor hat? Und wo findest du
eine Gruppe, in der alle Heiligen die Schrift selber lesen und den Herrn
kennen und ihn Tag für Tag erfahren? In der Gemeinde haben wir keinen
Pastor, und wenn wir zusammenkommen, kann jeder von dem mitteilen,
was er mit dem Herrn erlebt hat. Wir sind keine Theologen, doch jeder
ist ein Priester. Gott möchte ein Königreich von Priestern haben, wo alle
als eine Priesterschaft dem Herrn auf verschiedene Art und Weise freiwillig dienen. Wo findest du solch eine Gruppe? In dem heutigen religiösen System sind alle von einem Pastor abhängig. Gott aber ist gegen
solch ein System. Jahr für Jahr bleiben so viele Gläubige unreif, weil sie
immer von jemand anderem abhängig sind. Das verhindert ihr Wachstum. Dieses System mit seinen Traditionen wollen wir nicht in der Gemeinde haben, auch nicht die Werke der Nikolaiten oder die Praxis von
Bileam. Der Herr muss uns aus all diesem herausretten und uns dahin
bringen, dass alle Geschwister den Herrn suchen, das Wort essen und im
Leben wachsen und so gemeinsam in der Liebe aufgebaut werden.
E. Isebel (jungfräulich) dulden
(Offb. 2:20; Mt. 13:33; Offb. 17:1-7; 2.Kön. 9:22)
Isebel war die heidnische Frau Ahabs. Isebel bedeutet „jungfräulich“
oder „keusch“. Doch sie war alles andere als keusch. Wenn man sie nicht
kennt, denkt man vielleicht, sie sei gut und keusch – wie Babylon, diese
Hure in Offenbarung 17: Äußerlich war sie bekleidet mit Gold, Silber
und Edelsteinen und sieht aus wie Jerusalem – die Braut Christi. Wenn
man sie von Ferne anschaut, sieht sie dem Neuen Jerusalem sehr ähnlich.
67
Wenn du nicht näher hinschaust, dann siehst du nicht, wer sie wirklich
ist. Thyatira steht für die römisch-katholische Kirche. Sie ist dieselbe
Frau wie in Matthäus 13:33-35, die den Sauerteig in drei Maß feinem
Mehl verbarg, bis das Ganze durchsäuert war. Wenn wir die Kirchengeschichte betrachten, dann sehen wir besonders in der Zeit des Mittelalters, wie finster dieses System der Religion ist. In Offenbarung 17:6 wird
beschrieben, dass diese Hure trunken war von dem Blut der Heiligen und
der Zeugen. Der Herr möchte, dass wir dieses ganze System durchschauen.
„Aber ich habe gegen dich, dass du das Weib Isebel duldest, die sagt,
sie sei eine Prophetin, und lehrt und verführt meine Sklaven, Unzucht zu
treiben und Götzenopfer zu essen“ (Offb. 2:17). Die Hure verführt die
Sklaven des Herrn, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen. Das ist
noch schlimmer als das, was Bileam getan hat. Wir sehen eine Entwicklung von der Lehre der Nikolaiten über die Lehre Bileams bis hin zur
Hure Isebel. Bis zum sechsten Jahrhundert hat sich dieses religiöse System völlig entwickelt und viele Heilige wurden in diesen 1000 Jahren
des finsteren Mittelalters bis zur Zeit der Reformation umgebracht. Daher ist das Gericht Gottes über Babylon schlimmer als sein Gericht über
die Welt. Warum benutzt der Herr das Bild einer Frau, um das alles zu
beschreiben? Weil auch die Gemeinde eine Frau ist, die Braut Christi.
Schon im Alten Testament sollte das Volk Israel die Frau sein und Gott
ihr Mann: „Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann, der HERR Zebaoth heißt sein Name, und dein Erlöser, der Heilige in Israel, der aller
Welt Gott genannt wird“ (Jes. 54:5). So oft wird im Alten Testament
beschrieben, wie das Volk Gottes Hurerei mit fremden Göttern getrieben
hat. Im Neuen Testament taucht diese Frau ganz am Ende wieder auf.
Das passt sehr treffend zu der Katholischen Kirche, wo die Gläubigen
nicht mehr auf Gott hören, sondern auf das, was der Papst sagt. Am Ende
hört das Volk auf Isebel und nicht mehr auf den lebendigen Gott.
In Offenbarung 2:24 lesen wir weiter über Thyatira: „Euch aber sage
ich, den Übrigen in Thyatira, so viele diese Lehre nicht haben, die nicht,
wie sie sagen, die Tiefen Satans erkannt haben: Ich lege keine andere
Last auf euch; …“ Hier sehen wir die Tiefen Satans, die Geheimnisse
des Sauerteigs, den die Frau im Teig verborgen hat. Dies sind die vielen
Praktiken und Lehren.
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F. Den Namen haben zu leben, aber tot sein
„Und dem Boten der Gemeinde in Sardes schreibe: Das sagt, der die
sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: Ich weiß deine Werke:
Du hast den Namen, dass du lebst, und bist tot. Werde wach und stärke
das Übrige, das am Sterben war; denn ich habe deine Werke nicht vollendet gefunden vor meinem Gott“ (Offb. 3:1-2).
Die Gläubigen müssen lebendig sein, voll des Lebens des Herrn und
im Geist. Nachdem sie damals zur Zeit der Reformation aus der römischkatholischen Kirche herausgekommen waren, mangelte es ihnen an Leben. Zwar hatten sie die Errettung durch den Glauben, aber sie hatten
kein Leben. Vieles von dem, was die Gemeinde damals gewonnen hatte,
blieb nicht bestehen, es war bloße Lehre, ohne Leben. Doch das Wort
Gottes ist Geist und Leben. Wie Paulus sagte: „Der Buchstabe tötet,
aber der Geist gibt das Leben“ (2.Kor. 3:6). Ohne Leben ist eine gute
Lehre nutzlos, sie ist nicht mit Wirklichkeit gefüllt. Die Gemeinde in
Sardes ist nur stückweise vorangegangen; der Herr hat ihre Werke nicht
als vollendet befunden. Sie waren unfähig, das Leben zu stärken, und
auch unfähig, das Leben, das sie hatten, zu erhalten. Ihre Kleider waren
durch den Tod befleckt. Der Herr sagt, dass wir unbefleckte, weiße Kleider haben sollen. Die Gemeinde zu Sardes blieb in der Tradition und in
der Altheit und lebte nicht durch Christus im Geist.
G. Lau werden – weder heiß noch kalt (Offb. 3:15-17)
„Und dem Boten der Gemeinde in Laodicea schreibe: Das sagt der
Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass
du kalt oder heiß wärest! So aber, weil du lau bist und weder heiß noch
kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund. Weil du sagst: Ich bin
reich und bin reich geworden und brauche nichts, und weißt nicht, dass
du elend und jämmerlich und arm und blind und bloß bist, rate ich dir,
dass du Gold von mir kaufst, das mit Feuer durchläutert ist, damit du
reich werdest, und weiße Kleider, dass du dich kleidest und die Schande
deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu
salben, damit du sehen mögest. Alle, die ich lieb habe, weise ich zurecht
und züchtige ich; so sei nun eifrig und tue Buße“ (Offb. 3:14-19).
Wir müssen brennend sein in unserem Geist. Eine laue Gemeinde ist
für den Herrn nicht akzeptabel; er kann sie nicht genießen. Der Herr möchte
nichts essen, was nicht heiß gekocht und nicht schmackhaft zubereitet oder
schon verdorben und nicht mehr essbar ist. Er wird es ausspeien.
69
Der Herr möchte mit uns festen: „Siehe, ich stehe vor der Tür und
klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören und die Tür auftun wird, zu
dem werde ich eingehen und das Mahl mit ihm halten und er mit mir“
(Offb. 3:20). Was für ein Mahl hat die Gemeinde dem Herrn anzubieten?
Etwa nur abgestandene, alte Speisen? Die Gemeinde ist nicht nur für unseren Genuss da, auch der Herr möchte in der Gemeinde etwas genießen,
wie wir in einem Lied singen: „O komm, Geliebter, dein Garten blüht
schon, und der Duft der Gewürze bricht durch wie ein Strom. Mein Freund
und Liebster, komm du in deinen Garten, Wein Milch und Honig zu genießen“ (Lied 67). Singen wir nicht oft dieses Lied? Aber in der Gemeinde
zu Laodicea gab es für unseren Herrn nichts zu genießen. Es gab nur Lehre, Wissen und Meinungen. Laodicea bedeutet: Meinungen des Volkes.
Wenn wir so sind in der Gemeinde, haben wir kein Leben, nichts Frisches,
keine Wirklichkeit. Laodicea ist eingebildet, selbstzufrieden, selbstgefällig
und arrogant. Der Herr gibt ihr den Rat, Gold, weiße Kleider und Augensalbe von ihm zu kaufen, „dass du Gold von mir kaufst, das mit Feuer
durchläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, dass du dich
kleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest“ (Offb. 3:18).
H. Verhärtet und nicht bußfertig (Offb. 2:5, 16, 21-22; 3:3, 19)
„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verhärtet eure Herzen nicht“
(Hebr. 3:7-8). Wir sollen unser Herz nicht verhärten, wenn der Herr zu
uns spricht. Wenn wir seine Stimme hören, dann lasst uns auch Buße tun
und uns ihm zuwenden.
I. Alles gipfelt in Babylon der Großen, der Mutter der Huren
und Gräuel der Erde (Offb. 17)
Babylon ist das Resultat all dieser negativen Punkte, die der Herr angesprochen hat, weil die Gemeinden nicht Buße getan haben. Der Herr hat
alle goldenen Leuchter weggestoßen, und stattdessen sehen wir jetzt eine
Weltkirche – völlig vermischt mit den Dingen dieser Welt und gefüllt
mit so viel Finsternis. In diesen negativen Dingen gibt es kein Leben,
aber wir müssen diese ganze Entwicklung kennen, um daraus zu lernen,
damit wir nicht die gleichen Fehler begehen.
JS
70
Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
VI. Dinge, die den priesterlichen König beleidigen
und die Gemeinden verderben
(Fortsetzung)
Wir haben zuletzt über die negativen Dinge von den Gemeinden in Offenbarung 2 und 3 gesprochen. Obwohl wir nicht so gern darüber sprechen,
ist es dennoch wichtig, damit wir nicht dieselben Fehler machen. Babylon in Offenbarung 17 ist die Summe der negativen Dinge, von denen
der Herr zu den sieben Leuchtern geredet hat.
Es begann mit dem Verlust der ersten Liebe. Das war der Anfang
vom Fall. Wenn wir die erste Liebe verlassen haben, kommt viel Weltliches als Ersatz in die Gemeinde hinein. Wenn wir die Welt lieben und
nicht mehr so sehr für die Gemeinde sind, kommen sicherlich auch bald
die Werke der Nikolaiten in die Gemeinde hinein. Unsere Beziehung
zum Herrn ist dann bald abgekühlt, wir lieben sein Wort nicht mehr, und
dann brauchen wir auch bald einen Pastor, der uns sagt, was wir tun sollen. Die Liebe zum Herrn ist eine besondere Liebe. Sie zeigt sich auch
darin, dass wir sein Wort lieben (Joh. 14:24). Ohne die erste Liebe ist die
Praxis von Bileam nicht mehr weit, denn wir brauchen bald einen bezahlten Knecht, damit er uns unterweist. Und am Ende stehen Isebel und
der Tod. Die Gemeinde hat noch den Namen, dass sie lebt und ist doch
tot. Dabei sollte sie doch voller Leben sein; wie der Mandelbaum, der
voller Leben ist und den Tod völlig verschlingt. Schau dir mal die Kirchen heute an, gibt es dort Leben? Und wenn es dort nicht lebendig ist,
dann könnten wir ja einen Schauspieler, Zauberkünstler oder Rockmusiker engagieren, damit es lebhafter wird.
71
In Offenbarung gibt es eine Gemeinde, die den Ruf hat, dass sie lebt.
In Wahrheit aber ist sie ganz und gar tot. Oft erkennen wir nicht, dass
etwas tot ist, aber der Herr sagt es uns. Den Menschen kannst du vielleicht etwas vormachen, nicht aber dem Herrn. Schließlich sind sie in
Laodicea stolz, mächtig, reich usw. Die römisch-katholische Kirche ist
vielleicht die reichste Organisation der Welt, reich an äußerlichen Dingen. Doch der Herr sagt seiner Gemeinde in Laodicea, wie erbärmlich
ihr Zustand ist. Wir brauchen Augensalbe, um zu sehen, wie unser Zustand wirklich ist. Paulus sagte: „Zu leben ist für mich Christus“
(Phil. 1:21). Er möchte nicht in seiner eigenen Gerechtigkeit erfunden
werden, sondern in der Gerechtigkeit Gottes in Christus Jesus. Diese
Gerechtigkeit ist uns kostbar – nicht was ich für gerecht halte, sondern
was nach Christus gerecht ist. Die Summe aller dieser negativen Dinge
ist Babylon – Christen, die sich zanken wie kleine Kinder, die unmündig
sind, ohne geistliche Erkenntnis, die lieber spielen wollen. Am Ende gibt
es wie im Kindergarten viele unreife Kinder, die streiten und zanken und
viele Spaltungen verursachen.
Wenn die Gemeinden nicht hören, sind wir am Ende alle als Gefangene in Babylon – wie die Juden in der alttestamentlichen Zeit. Nachdem
sie mehrmals durch die Propheten gewarnt wurden, wollten sie dennoch
nicht hören. Was sollte Gott machen? Er ließ Nebukadnezar aus Babylon
kommen, und das Volk und alle goldenen und silbernen Gefäße wurden
nach Babylon weggeführt. Viele wurden getötet, der Tempel, das Haus
Gottes wurde zerstört und verbrannt. Babylon gab es nicht nur damals –
in Offenbarung taucht es wieder auf. Das müssen wir klar sehen. Nicht
um den anderen zu sagen, dass sie falsch sind, sondern damit wir alle die
Furcht des Herrn haben und nicht am Ende selbst nach Babylon weggeführt werden. Dieses Wort soll zuerst für uns sein. Frage dich selbst: Bist
du sicher, dass du in der ersten Liebe zum Herrn lebst? Und bist du sicher, dass sich die Welt nicht wie eine Schlange in dein Herz hineinschleicht? Und bist du als leitender Bruder sicher, dass du nicht in der
Gemeinde herrschst – bewusst oder unbewusst? Wir müssen dieses Wort
für uns hören und nicht für die anderen.
Als ich jünger war, habe ich diese Offenbarung über Babylon immer
auf die anderen bezogen, auf das Christentum und die christlichen Kirchen, bis ich gesehen habe, wie diese Spaltung auch mitten unter uns
geschehen ist. Musst du unbedingt ein Bruder sein, der in der Gemeinde
alles bestimmt, auf den alle hören müssen? Ist das nicht die Krankheit
der Nikolaiten? Ich bin froh, dass ich heute in einer kleinen Gemeinde
mit nur etwa 30 Geschwistern lebe. Was mache ich dort? Nichts! Ich bin
72
nicht mal ein Ältester, ich trage dort keine Verantwortung. Warum wollen wir in der Gemeinde etwas sein? Wer in der Gemeinde etwas sein
will, der soll ein Sklave sein und nicht ein kleiner König. Wir herrschen
nicht in der Gemeinde, wir sind Sklaven, damit wir frei werden von dieser Krankheit der Nikolaiten. Und lasst es mich noch einmal ganz deutlich sagen: Der Herr hasst nicht die Menschen, sondern die Werke der
Nikolaiten. Wie können die Heiligen wachsen, wenn ihnen immer jemand sagt, was sie machen sollen; wenn immer jemand aufpasst hier und
dort, dass nichts passiert. So können die Heiligen nicht erwachsen und
mündig werden. Wenn die Kinder klein sind, dann brauchen sie mehr
Aufsicht, aber wenn sie zu Teenagern herangewachsen sind, kannst du
nicht mehr so viel machen. Wenn sie dann 21 Jahre alt sind, was können
die Eltern dann noch sagen? Und wie ist es bei uns Brüdern? Wollen wir
nach vierzig Jahren immer noch über die Heiligen herrschen? Dann
sorgst du als Leitender dafür, dass die Heiligen unmündig bleiben. Am
Ende sitzen alle Gläubigen brav und ganz stumm in ihren Reihen und
hören nur noch zu. Ist das der Weg des Herrn? Können die Heiligen so in
Christus wachsen und der Herr sein Ziel mit ihnen erreichen? Je mehr
wahre Hilfe die Heiligen bekommen, desto unabhängiger werden sie von
dir.
Stell dir vor, deine eigenen Kinder würden nie selbständig. Und dann
kommen noch die Enkelkinder dazu und alle hängen an der Versorgung
des Großvaters. Wie schrecklich! Schau dir das System von Bileam an.
Wenn du dort das Geld wegnimmst, funktioniert es nicht mehr. Wer in
diesem System für den Herrn arbeiten will, muss zunächst Theologie
studieren, um eine Anstellung zu finden. Und dann muss die theologische Richtung stimmen, damit du nach einer Probepredigt vielleicht irgendwo angestellt wirst. Jetzt musst du aber immer aufpassen, dass deine
Zuhörer an deinem Wort Freude haben und nicht beleidigt werden. Du
musst nach ihrer Pfeife tanzen, denn „wes Brot du isst, des Lied du
singst“. Dieses System kann der Herr niemals dulden, er hasst es. Irgendwann kommt Isebel hinein, diese verdorbene Frau, und am Ende ist
die ganze Kirche tief gefallen, in Finsternis versunken und voller Götzendienst, Marien- und Heiligenverehrung. Wunder müssen geschehen
und wenn keine geschehen, dann müssen welche erfunden werden, damit
jemand „heiliggesprochen“ werden kann.
Das Buch der Offenbarung spricht von Isebel als der Mutter der Hurerei, die trunken ist von dem Blut der Heiligen. Sie hat auch großen
politischen Einfluss. Die Mutter sitzt auf dem politischen Tier und hat
große Macht. Aber ihr Ende ist schrecklich: Isebel wird von dem Tier
73
gefressen. In Offenbarung 18:2 sagt der Herr: „Und er rief mit starker
Stimme und sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große!
Und sie ist eine Behausung der Dämonen geworden und ein Gefängnis
jedes unreinen Geistes und ein Gefängnis jedes unreinen und verhassten
Vogels.“ Erinnert euch an das Senfkorn im Matthäusevangelium. Daraus
wurde jedoch kein Senfstrauch mit würzigen Samen, sondern ein großer
Baum, in dem alle Vögel ihr Nest bauen.
„Denn von dem Glutwein ihrer Hurerei haben alle Nationen getrunken und die Könige der Erde haben mit ihr Hurerei getrieben und die
Kaufleute der Erde sind reich geworden von ihrer gewaltigen Üppigkeit“ (Offb. 17:6). Auch hier in Europa hat die Religion einen großen
politischen Einfluss. Wer als Politiker gewählt werden will, muss auch
ein Stück weit nach der Pfeife der Kirchen tanzen.
„Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel, die sprach:
Kommt heraus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und damit ihr nicht etwas von ihren Plagen empfangt; denn ihre
Sünden reichen bis an den Himmel und Gott hat ihrer Übeltaten gedacht“ (Offb. 18:4-5). Das Volk Gottes ist nicht so sehr in der materiellen Welt gefangen, sondern in der Religion – im religiösen Babylon.
Jesus hatte damals wenig Probleme mit den Römern oder dem Kaiser.
Aber er hatte Schwierigkeiten mit dem König von Judäa, Herodes, und
noch mehr mit den religiösen Juden, den Pharisäern und Schriftgelehrten. Heute dürfte es einfacher sein, einem Ungläubigen aus der Welt das
Evangelium zu predigen als einem tief in der Religion verwurzelten Katholiken. Streite mit niemandem über das System Babylon, sondern bete
für die Menschen und wenn immer möglich, sage ihnen in Liebe die
Wahrheit.
Wer in diesem System bleibt, unterstützt das System. Wer in Babylon
bleibt, hat Teil an ihrer Sünde und wird mit Gewissheit nicht bewahrt
werden vor der Stunde der Prüfung in den letzten dreieinhalb Jahren.
Manche haben erkannt, dass dieses System nicht richtig ist, wollen es
aber nicht verlassen oder hoffen sogar, das System ändern zu können.
Das wird jedoch nicht gelingen.
Heute brauchen die Gemeinden hell scheinende Sterne, Älteste, die
klar den Weg zeigen können. Es ist keine einfache Aufgabe, ein Ältester
zu sein, denn als Vorbild kann er um der Heiligen willen viele Dinge
nicht mitmachen.
74
VII. Die Belohnungen der Überwinder
in Offenbarung 2-3
Doch lasst uns jetzt über die Belohnung sprechen. Diese Belohnung ist
zugleich die Lösung, sie wird uns helfen, zu überwinden. Wir dürfen
nicht denken, dass wir diese Belohnung erst bekommen, wenn wir überwinden. Eigentlich sollte der Baum des Lebens von Anfang an unser
Anteil sein. Es ist dieser Baum des Lebens, der uns wirklich hilft, zu
überwinden. Wir müssen vom Baum des Lebens essen. Wie sonst können wir überwinden? Der Baum des Lebens ist unser Herr selbst. Durch
seine Erlösung hat er den Weg frei gemacht zum Baum des Lebens, den
die Menschheit verloren hat. Er ruft uns: „Komm, iss mich, und trinke
von mir!“ In Johannes 7:37 sagte der Herr: „Wenn jemand dürstet, so
komme er zu mir und trinke!“ Der Baum des Lebens und der Strom des
Lebens sollten normalerweise unser Anteil sein. Aber da die meisten
Christen das nicht wollen, werden der Baum des Lebens und das Wasser
des Lebens, die eigentlich umsonst sein sollten, für die Überwinder zur
Belohnung. Viele wollen dieses himmlische Gold nicht haben, sie wollen
lieber einen Porsche. Sie wollen nicht vom Baum des Lebens essen, sie
wollen lieber Theologie, Bibelauslegung, Lehre und in Zungen reden, als
von dem Wasser des Lebens zu trinken. Gott hat so viele wunderbare
Dinge anzubieten, aber wir Christen wollen so viele komische Dinge
haben. In Offenbarung 2:7 sagt der Herr: „Wer überwindet, dem werde
ich zu essen geben von dem Baum des Lebens.“ Kaum einer schätzt, was
der Herr uns zu geben hat. Mit dem Manna in der Wüste war es ähnlich –
jeden Morgen gab es genug für alle (2.Mose 16). Aber das Volk wollte
irgendwann kein Manna mehr. Daher wurde das Manna zu einem verborgenen Manna (Offb. 2:17). Das Wort Gottes sollte so lebendig und
frei verfügbar sein als Speise für das ganze Volk Gottes. Doch wo gibt es
heute noch das lebendige Wort Gottes als Speise? Da diese Speise unter
Gottes Volk heute kaum noch zu finden ist, will Gott sie seinen Überwindern geben, denen, die ernsthaft danach verlangen. Wenn du ein
Überwinder sein willst, dann wird der Herr dir auch zu essen geben von
dem Baum des Lebens. In jeder Gemeinde brauchen wir lebendige Speise; nicht eine schöne Botschaft. Ohne diese Speise können wir nicht
überwinden. Lasst uns viel zum Herrn kommen, um zu trinken. Er gibt
das Wasser des Lebens umsonst (Offb. 7:17; 22:17). Dies ist der einzige
Weg, wie wir zur ersten Liebe zurückkommen können. Ohne von dem
Baum des Lebens zu essen und von dem Wasser des Lebens zu trinken
ist das nicht möglich.
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Eine Gruppe der Belohnung ist die himmlische, lebendige Speise:
A. Das Essen vom Baum des Lebens (Offb. 2:7; 22:14)
B. Das Trinken vom Wasser des Lebens (Offb. 7:17; 22:17)
C. Der Genuss des verborgenen Mannas (Offb. 2:17)
D. Das Mahl mit dem Herrn halten (Offb. 3:20)
Heute haben wir in der Gemeinde eine verborgene Speise, die niemand
kennt, und hier ist es unsere besondere Freude und unser Genuss, mit
dem Herrn Mahl zu halten.
E. Eine offene Tür, die niemand zuschließen kann (Offb. 3:8)
„Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine offene Tür gegeben, die
niemand zuschließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein
Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet“ (Offb. 3:8).
Die Gemeinde ist keine Organisation. Wir senden keine Missionare
aus, wir haben keine Hilfsprojekte hier und dort verteilt über den Globus,
es gibt kein Organisationskomitee und auch keine Spendenkasse, aus der
wir ein Werk finanzieren. Wir brauchen den, der den Schlüssel Davids
hat (V. 7), der uns eine offene Tür gibt für das Wort. Wenn du diese
offene Tür nicht hast, dann musst du viel planen, arrangieren und Geld
sammeln. Und wenn das Geld ausgeht, kommt das Werk zum Stillstand.
Dann ist der Schlüssel das Geld, aber das ist nicht der Schlüssel Davids.
Wir haben eine andere Schatzkammer: den Reichtum unseres Herrn, den
Reichtum des Lebens, des Wortes seiner Kraft, seine Macht, seine Autorität und eine offene Tür für sein Wort.
Wer hat die Tür zu Cornelius geöffnet (Apg. 10)? War es Petrus? Hat
er an die Tür von Cornelius geklopft? Nein, Cornelius hat an seine Tür
geklopft, nachdem der Engel des Herrn Cornelius erschienen war. Wer
hat also alles vorbereitet und die Tür geöffnet? Da der Herr den jüdischen Hintergrund von Petrus kannte, hat er ihn mit einer Erscheinung
vorbereitet. Wenn der Herr eine Tür für die Gemeinde öffnet, brauchst
du keine Angst haben, dass niemand kommt. Er hat Menschen vor
Grundlegung der Welt erwählt und alles arrangiert, damit wir diese Menschen treffen. Wir brauchen eine offene Tür und den Schlüssel dafür hat
der Herr. Meinst du nicht, der Herr wird dir den Schlüssel geben oder
schnell kommen und dir die Tür aufschließen, wenn du ihn darum bittest? Wenn wir in der Gemeinde nicht streiten und diskutieren, sondern
in der brüderlichen Liebe gemeinsam und in Einheit vorangehen, wie
könnte der Herr uns die Tür nicht auftun? „Herr, öffne uns eine Tür für
dein Wort!“ Unser Hoherpriester hat den Schlüssel, von ihm können wir
76
den Schlüssel fordern. Ist es dir egal, ob der Herr den Schlüssel nutzt
oder nicht? Willst du die Tür lieber selber öffnen? Wer weiß, wer dann
kommt. Der Herr sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das
Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh. 14:6). Bitte
den Herrn, die Tür zu öffnen und die Riegel beiseite zu schieben. Der
Gemeinde in Philadelphia bietet der Herr seinen Schlüssel an – nicht den
anderen Gemeinden.
F. Zum Pfeiler werden im Tempel Gottes (Offb. 3:12)
„Wer überwindet, den will ich zu einem Pfeiler machen im Tempel meines Gottes, und er soll gewiss nie mehr hinausgehen, ...“ (Offb. 3:12a).
Heute schon sollen wir zu Pfeilern werden im Tempel Gottes. Wir brauchen Brüder und Schwestern, die fest stehen im Hause des Herrn – die
Tragende sind, gestärkt im Geist und stabil, nicht hin- und hergetrieben,
sondern gewachsen und im Leben gereift.
G. Der Name Gottes, der Name der Stadt Gottes, des Neuen
Jerusalem, und der Name des Herrn sind auf ihnen
geschrieben (Offb. 3:12)
„... und ich werde den Namen meines Gottes auf ihn schreiben und den
Namen der Stadt meines Gottes, des Neuen Jerusalem, das aus dem
Himmel herabkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen“
(3:12b). Im Neuen Bund möchte Gott nicht viele Bücher mit Tinte
schreiben, sondern er möchte „mit dem Geist des lebendigen Gottes,
nicht in steinerne Tafeln, sondern in fleischerne Tafeln des Herzens“
schreiben (2.Kor. 3:3). Der Heilige Geist möchte etwas vom Wesen Gottes in uns hinein übertragen: den Namen Gottes und den Namen der
Stadt Gottes, des Neuen Jerusalem. Alles, was in unser Herz geschrieben
ist, kann auch gelesen werden. Es ist nicht möglich, voll des Geistes zu
sein, und doch kalt wie Eis. Das passt nicht zusammen. Wenn wir so mit
dem Geist gefüllt sind, werden auch der Name des Herrn, der dreieine
Gott und die Gemeinde auf uns geschrieben werden. Dann kannst du
nicht mehr sagen, dass du nur den Herrn liebst und nicht die Gemeinde.
Beides ist auf uns und in unser Herz hineingeschrieben.
77
H. Den Morgenstern empfangen (Offb. 2:28; 22:16; 2.Petr. 1:19)
und vor der Stunde der Trübsal bewahrt werden (Offb. 3:10)
„… und ich werde ihm den Morgenstern geben“ (Offb. 2:28). Den Morgenstern werden nur die sehen, die vor Sonnenaufgang aufstehen; jene,
die sich in der Nacht schon danach gesehnt haben, dass der Morgenstern
aufgeht. Petrus sagte: „Und wir haben desto fester das prophetische
Wort, und ihr tut gut, darauf zu achten als auf eine Lampe, die an einem
dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht
in euren Herzen, indem ihr das als erstes wisst, dass keine Weissagung
der Schrift aus eigenem Auslegen kommt; denn keine Weissagung wurde
je aus dem Willen des Menschen hervorgebracht, sondern von Gott her
redeten Menschen, vom Heiligen Geist getrieben“ (2.Petr. 1:19-21). Von
Petrus können wir lernen, genau auf das Wort Gottes zu achten und es
nicht nach unserer Vorstellung zu interpretieren. Geht der Morgenstern
nicht heute in deinem Herzen auf, wirst du ihn auch nicht erkennen,
wenn es soweit ist und er am Ende der Zeit aufgeht, um uns zu entrücken
und vor der Stunde der Prüfung zu bewahren (Offb. 3:10). Das Aufgehen
des Morgensterns in unseren Herzen ist der einzige Weg, um uns vor der
Stunde der Prüfung zu erretten. Nicht alle Gläubigen werden vor der
Stunde der Trübsal errettet, denn sonst hätte der Herr nicht so etwas gesagt.
J. Sie empfangen einen weißen Stein mit einem neuen Namen
darauf geschrieben (Offb. 2:17)
„... ich werde ihm einen weißen Stein geben und, auf den Stein geschrieben, einen neuen Namen, den niemand kennt, als der ihn empfängt“
(Offb. 2:17). Was ist dieser Stein? Es gibt manche Auslegungen, aber
nicht eine, die wirklich zufriedenstellen kann. Wenn der Herr uns so
einen Stein gezeigt hat, muss es auch irgendwo in der Bibel eine Andeutung dafür geben. Auf der Tasche des Priesters waren zwei Steine befestigt (Urim und Thummim). Sie stehen für Licht und Vollkommenheit
(LXX-Übersetzung: Offenbarung und Wahrheit).
Immer, wenn das Volk Israel nicht ein noch aus wusste, gingen sie
zum Priester, der den Herrn befragte. Zu ihm sprach der Herr dann durch
diese beiden Steine. Wie das genau vor sich gegangen ist, wissen wir
nicht, das wusste nur derjenige, der ins Allerheiligste hineinging. Auch
was auf dem Stein geschrieben steht, kennt nur derjenige, der den Stein
erhält. Wir haben in der Gemeinde diesen wunderbaren weißen Stein.
Der Herr offenbart sich, spricht und leuchtet – das lässt sich schwer er78
klären, weil es etwas geheimnisvoll ist. Je mehr wir überwinden wollen,
desto mehr wird der Herr uns solch einen weißen Stein geben.
K. Ihre Namen werden nicht aus dem Buch des Lebens ausgetilgt
(Offb. 3:5; Mt. 22:11-14),
sondern der Herr wird ihre Namen vor seinem Vater
und den Engeln bekennen
(Mt. 7:21-23; 10:32-33; 25:11-13; 28-30; Luk. 9:26; 12:8-9)
„Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich
werde seinen Namen gewiss nicht austilgen aus dem Buch des Lebens,
und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen
Engeln“ (Offb. 3:5). Es kann passieren, dass unser Name für die Zeit des
1000-jährigen Reiches aus dem Buch des Lebens ausgetilgt wird. Zu den
fünf Jungfrauen in Matthäus 25 sagt der Herr: „Ich kenne euch nicht“
(V. 12). Natürlich kannte er sie, aber sie standen nicht auf der „Einladungsliste“ zum Hochzeitsfest. Der Herr erwartet von uns, dass wir ihn
vor den Menschen bekennen, damit auch er uns dereinst vor dem Vater
bekennen kann: „Jeden, der mich vor den Menschen bekennt, werde
auch ich vor meinem Vater in den Himmeln bekennen. Wer mich aber
vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater in
den Himmeln verleugnen“ (Mt. 10:32-33).
L. Ihnen wird kein Leid geschehen vom zweiten Tod
(Offb. 2:11; 20:6, 14; 21:8)
Der zweite Tod ist der Feuersee (Offb. 20:14), der Bestimmungsort für
die nach dem Tausendjährigen Reich auferstandenen ungläubigen Toten
nach deren Gericht. Für uns Gläubige aber gilt: Wenn wir unsere eigene
Errettung nicht bewirken (Phil. 2:12) und nicht überwinden, dann verlieren wir die Belohnung des Tausendjährigen Reiches und müssen stattdessen eine Leidenszeit durchlaufen, um gerettet zu werden, „doch so
wie durchs Feuer hindurch“ (1.Kor. 3:15). Denken wir nur an den Feuerofen von Nebukadnezar (Dan. 3:22), der so heiß war, dass die Männer,
die nur in seine Nähe kamen, schon verbrannten. Vor diesem Leid durch
den zweiten Tod möchte der Herr uns bewahren. Auch das ist schon eine
Belohnung für die Überwinder.
79
M. Sie werden mit weißen Kleidern angetan und mit dem
Herrn in weißen Kleidern wandeln (Offb. 3:4-5)
„Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden“
(Offb. 3:5). Es ist sehr wichtig, dass wir schon heute auf unseren Wandel
achten. Damals gab es nur einige wenige in Sardes, die ihre Kleider nicht
befleckt hatten, die zu ihrer Lebzeit gelernt hatten, mit dem Herrn zu
wandeln. Wenn du bereit bist, den Preis zu bezahlen, und beständig Gold
kaufst, dann bist du jemand, der gelernt hat, in Christus zu wandeln.
Wenn du im Fleisch wandelst, kannst du kein Gold kaufen. Wenn du
aber lernst, mit Christus im Geist zu wandeln, dann bekommst du nicht
nur das Gold, sondern auch Augensalbe und ein weißes Kleid. Gold,
weiße Kleider und Augensalbe gehören zusammen. Der Wandel mit dem
Herrn soll täglich unsere Wirklichkeit sein.
N. Sie empfangen die Krone des Lebens
(Offb. 2:10; Jak. 1:12; 2.Tim. 4:8; 1.Petr. 5:4)
„... Sei getreu bis zum Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben“ (Offb. 2:10). Wir werden auch eine Krone des Lebens empfangen.
Wir herrschen im Leben über uns selbst, nicht über die anderen. Wenn
der Herr kommt, werden wir mit ihm auf seinem Thron sitzen.
O. Mit dem Herrn auf seinem Thron sitzen (Offb. 3:21)
„Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu
sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen
Thron gesetzt habe“ (Offb. 3:21).
P. Sie bekommen Vollmacht über die Nationen
und herrschen über sie mit einem eisernen Stab
(Offb. 2:26-27; 12:5; 19:15; Ps. 2:8-9)
„Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Vollmacht geben über die Nationen, und er wird sie mit einem
eisernen Stab weiden, wie Töpfergefäße zerschlagen werden, wie auch
ich von meinem Vater empfangen habe“ (Offb. 2:26-27).
Q. Sie ererben alles (Offb. 21:7)
„Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde ihm Gott sein
und er wird mir Sohn sein“ (Offb. 21:7).
JS
80
Der Menschensohn mitten unter
den goldenen Leuchtern
(Offenbarung 1-3)
„... und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter
und mitten unter den Leuchtern einen, der einem Menschensohn
gleich war ...“ (Offb. 1:12-13)
Frühjahrskonferenz 2011 in Stuttgart
Das Geheimnis der goldenen Leuchter
Im Buch der Offenbarung haben wir in diesen Tagen gesehen, dass die
Gemeinden die goldenen Leuchter sind. Doch der Prozess des Aufbaus
der Gemeinde in den letzten 2000 Jahren war ein Kampf – bis zum heutigen Tag. Deshalb spricht der Herr von dem Geheimnis der sieben goldenen Leuchter. Wenn es nur um Gottes Werk gehen würde, ohne den
Feind, die Mächte und Gewalten, das Fleisch und unser eigenwilliges
Mitwirken daran, würde der Bau ganz schnell fertig sein. Bis der Herr
seine goldenen Leuchter bekommt, sind daher viele Schwierigkeiten zu
überwinden und manche Kämpfe durchzustehen.
Bei seinem Kommen auf die Erde brach die Hölle los. Alles, was äußerlich so gut zu sein schien, das Judentum samt allen Schriftgelehrten
und Hohenpriestern, wurde plötzlich als Finsternis entlarvt. Zu denen,
die damals als fromm bezeichnet wurden, sagte der Herr, dass sie die
Synagoge Satans seien. Das konnte jedoch nur der Herr durchschauen.
Die anderen dachten, sie würden jeden Samstag dorthin gehen, um eine
Predigt zu hören, eine Auslegung der Schrift über Mose und die Propheten, aber der Herr nannte diesen Ort die Synagoge Satans. Selbst für den
Herrn war es ein Kampf, und auch bis zum heutigen Tag ist es gar nicht
einfach. Wie sollen wir die Gemeinde aufbauen? Einige von uns sind
schon viele Jahre in der Gemeinde. War es einfach? War es ohne Kampf,
ohne Tränen? Alles nur Freude, immer nur Liebe zu den Geschwistern?
Der Aufbau der Gemeinde ist nicht so einfach, das ist ein Geheimnis!
Einerseits zeigt der Herr uns schon das Ziel, nämlich die wunderbar aufgebaute Gemeinde, andererseits haben wir dieses noch nicht erreicht, so
dass der Herr noch viel daran arbeiten muss. Paulus sagte in Philipper
81
3:12: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet
bin ...“ Obwohl er schon so viele Erfahrungen mit dem Herrn gehabt hatte,
war seine Haltung: Ich habe es noch nicht erlangt, aber ich strebe danach.
Das Material – reines Gold
Wir haben schon viel Gold gekauft, aber wir brauchen noch mehr, denn
der Herr muss uns noch von viel Vermischung reinigen. Petrus erkannte,
dass unser Glaube durch Feuer bewährt werden muss, damit wir gereinigt werden (1.Petr. 1:7). Natürlich haben wir alle den Glauben, aber
unser Glaube ist nicht so rein. Manchmal habe ich den Eindruck, dass
unser Glaube noch sehr vermischt ist; wir glauben fast alles. Der Herr
muss unseren Glauben durchläutern, damit er rein wird, denn er möchte
reines Gold haben. Daher braucht dieses Werk seine Zeit. Wenn wir die
Geschichte der vergangenen vierzig Jahre anschauen, freuen wir uns,
dass der Herr an vielen Heiligen schon einiges getan hat, und dennoch
sehen wir auch, dass er noch viel tun muss.
Die Form des Leuchters – das feine Werk des Herrn
im Aufbau der Gemeinde
Um die Änderungen zu erreichen, die der Herr noch an uns bewirken
muss, kommt er nicht mit einem großen Hammer. Kein Goldschmied
würde bei dieser Feinarbeit mit einem großen Hammer zu Werke gehen.
Gott arbeitet für sein Meisterwerk mit Feingefühl. Wir verstehen mehr
und mehr, warum Paulus gesagt hat: „Ich möchte ihn erkennen und die
Kraft seiner Auferstehung und auch die Gemeinschaft seiner Leiden.“ Denn
durch Leiden werden wir „geklopft“ und „gehämmert“. Denken wir also
nicht, dass wir schon vollkommen sind, wenn selbst Paulus diese Behandlung brauchte. Erst wenn wir mit dem Herrn auf dem himmlischen Berg
Zion stehen, können wir sagen: „Lobe den Herrn! Das Werk ist vollendet!“
Dass es vollendet ist, steht nicht gleich in Kapitel 1 der Offenbarung, sondern am Ende. Das Erlösungswerk ist schon geschehen, aber das Aufbauwerk ist noch nicht fertig. Laufen wir also wegen ein bisschen Leiden nicht
gleich davon, sonst kann der Herr nicht an uns arbeiten. Es ist lauter Gnade,
wenn der Herr in dieser Weise an uns wirkt (1.Petr. 5:10).
Unsere Mitarbeit im Werk des Herrn
In Epheser 4:13 sagt Paulus: „... bis wir alle hinankommen zur Einheit
des Glaubens und der vollen Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu einem
erwachsenen Mann, zum Maß des vollen Wuchses der Fülle Christi.“ Es
gibt noch viel zu tun, deshalb kritisiere nicht, sondern bete und arbeite
82
mit! Der Leuchter ist noch nicht fertig, und daher ist er noch nicht so
schön, wie Johannes ihn gesehen hat. Andererseits können wir heute
schon die Form erkennen. Er sieht mehr und mehr wie ein goldener
Baum aus. Was noch fehlt, sind ein paar Blätter, Blüten und auch ein
paar Mandeln. Er sieht also jetzt noch nicht so wunderschön aus, aber
dennoch können wir schon etwas sehen. Der Herr muss uns die Augen
dafür öffnen, denn leider schauen wir oft auf die Probleme und Schwierigkeiten. Wir sehen nicht das Gold, sondern nur den Mangel. Und dann
kritisieren wir, sind enttäuscht, und die Liebe ist dahin.
Wir brauchen Offenbarung
Auf Patmos war Johannes sicherlich sehr enttäuscht über den Zustand
der Gemeinden. Er war hilflos, ratlos und kraftlos, aber dann zeigte der
Herr ihm die goldenen Leuchter. Wahrscheinlich konnte Johannes das
gar nicht glauben. Er war erstaunt, die Gemeinden so zu sehen, denn er
kannte die Gemeinden ganz anders – voller Probleme und Schwierigkeiten. Doch Gott zeigte ihm eine wunderbare Vision: die sieben goldenen
Leuchter. Diese Vision müssen auch wir immer wieder sehen. Es ist wie
bei einem Bauherrn, der den noch unfertigen Bau mit dem Plan vergleicht und noch keine Ähnlichkeit mit seinem Projekt sieht. Wir jedoch
müssen immer wieder diese wunderbare Vision sehen und dem Herrn
sagen: „Herr, wir vertrauen dir!“
Der lebendige Herr, der einzig Fähige, der Anfänger und der Vollender
Wir haben einen, der mitten unter den goldenen Leuchtern wandelt und
fähig ist, den Bau zu vollenden. Der Herr hat ja versprochen, seine Gemeinde zu bauen (Mt. 16:18), und Johannes hat das Endergebnis klar
gesehen. Ich glaube, es war für ihn eine große Ermutigung, die goldenen
Leuchter und den Menschensohn zu sehen, der allein fähig ist, die goldenen Leuchter zu bauen. Er hat den Tod überwunden und kann sagen:
„Siehe, ich bin der Lebendige!“ Er ist der einzig Fähige, solch einen
Leuchter zu bauen. Für den Bau der Gemeinde ist er das Alpha und das
Omega, der Anfänger und der Vollender, der Erste und der Letzte! Wir
haben solch einen wunderbaren Erbauer der Gemeinde. Im Hebräerbrief
sehen wir, dass Gott selbst der Architekt und Erbauer der Stadt ist
(Hebr. 11:10). Der Herr muss uns die Augen für dieses wunderbare Bild
im Buch der Offenbarung öffnen, damit wir alle die Zuversicht haben,
dass er es mit uns schaffen wird. Ich gebe zu, manchmal gibt es ein bisschen Leiden, es wird gehämmert, und dabei vielleicht auch ein bisschen
laut. Manchmal fließen Tränen statt lebendiges Wasser. Wenn wir uns
83
dann aber wenden, um diese Offenbarung erneut zu betrachten, werden wir
sagen: „Halleluja! Amen! Du, Herr, bist fähig! Du kannst es schaffen! Wir
vertrauen dir.“ Wir bauen gemeinsam diese herrliche Gemeinde!
Der Aufbau der Gemeinde ist ein Kampf –
zerstörerische Einflüsse überwinden
Was sind die Gemeinden? Sind sie nicht der Leib Christi? Wie kann der
Leib Christi dort wohnen, wo Satans Thron ist (Offb. 2:13)? Was hat die
Gemeinde mit Satan zu tun? In Pergamon sind die Gemeinde und der
Thron Satans plötzlich vermischt. Was hat die Gemeinde in Thyatira mit
den Tiefen Satans zu tun? Wie kommt es, dass die Tiefen Satans, seine
Lehren und seine Geheimnisse sich in die Gemeinden eingeschlichen
haben? Fünfmal wird Satan in Offenbarung 2-3 erwähnt. Und was hat
Bileam in der Gemeinde zu suchen (2:14)? Was hat Isebel (2:20) mit der
Gemeinde zu tun? Wie kommt der Tod in die Gemeinde (3:1)? Wir wollen doch den Tod austreiben. So viele Strategien verwendet der Feind,
und darum gibt es so viele merkwürdige Lehren und falsche Propheten.
Der Aufbau der Gemeinde ist wirklich ein Kampf! Wir können nicht
sagen: „Wir sind die Gemeinde, hier kommt nichts Böses herein.“ Natürlich bewahrt der Herr heute die Gemeinden. Aber trotzdem sehen wir, dass
es ein Kampf ist, und alle Heiligen müssen wachsam sein, beten und mit
bauen. Wir brauchen alle eine klare Sicht und müssen in Einheit fest stehen.
Wir geben weder den Werken der Nikolaiten Raum, noch der Lehre
Bileams. Der Herr öffnet unsere Augen, damit wir all diese Aspekte klar
sehen, damit wir alle eins sind und die Gemeinde gebaut werden kann.
Zurück zum Baum des Lebens – der Sieg des Lebens über den Tod
Gibt es Tod in der Gemeinde, so wollen wir ihn durch das Leben verschlingen (1.Kor. 15:54), denn wir haben ja den Baum des Lebens. In der
Gemeinde in Ephesus hatten sie nicht nur die erste Liebe verlassen, sondern
zugleich auch den Baum des Lebens. Sie wollten nicht mehr von diesem
Baum essen. Wie Eva! Auch sie wurde verführt hinweg vom Baum des
Lebens und hin zum Baum der Erkenntnis (2.Kor. 11:3). Das ist eine
ständige Gefahr, wie auch bei Laodicea: Am Ende haben sie das Wissen,
aber nicht das Wesen. Der Herr möchte uns zum Baum des Lebens zurück bringen, zum Genuss der Speise, die uns Leben gibt.
Nach vierzig Jahren Erfahrung merken wir schon, ob etwas wirklich
Leben ist oder nicht. Man kann uns nichts mehr vormachen, denn wir
wollen das wahre Leben haben. In der Gemeinde lernen wir, nicht nur
Lehre zu vermitteln, sondern Leben. Die Lehre kann zwar sehr interes84
sant und unterhaltsam sein, aber sie macht nicht satt. Das Leben jedoch
ist frisch, wirksam und wird in unserem täglichen Leben den Tod verschlingen. Es stärkt uns inwendig und hat zum Ergebnis, dass wir in der Liebe
gewurzelt und gegründet werden. Diese Liebe baut die Gemeinden auf.
Aufbau in der Liebe – der direkte und schnellste Weg zur Vollendung
Aufbau ohne Liebe ist nicht möglich. Erinnert ihr euch an Psalm 45? Das
Brautkleid der Königin wird Stich für Stich mit goldenen Fäden bestickt.
Am Ende sehen wir ein schönes goldenes Brautkleid, hell, rein und glänzend von lauter Gold. Das Haus Gottes bauen wir mit Liebe. Es ist ein
feines Werk, jetzt zwar noch im Rohbau, aber ganz am Ende ist der Bau
sehr kunstvoll und in seiner ganzen Schönheit vollendet. Dieser letzte
Abschnitt des Baus wird allein durch die Liebe vollendet, denn „die
Liebe baut auf!“ (1.Kor. 8:1). Auch in Epheser 4:16 sehen wir, dass sich
der Leib selbst in der Liebe aufbaut. Die Liebe bewirkt viel mehr als alle
anderen Wege, das haben wir in all den vergangenen Jahren erfahren. Aber
wir haben auch Zeiten erlebt, in denen ohne Liebe gebaut wurde. Das hat
am Ende nicht funktioniert, und über Nacht ist alles zusammengefallen. Ich
habe mich damals gefragt, wieso langjährige Älteste und Mitarbeiter über
Nacht verschwunden sind, und warum die Einheit zerbrochen ist. Da müssen wir fragen: „Herr, was haben wir falsch gemacht? Herr, zeige uns den
Weg!“ Woran hat das damals gelegen? Heute erkennen wir, dass der Weg
für den Aufbau der Gemeinde diese wunderbare Liebe des Herrn ist.
Ermahnung zu einem würdigen Wandel in Demut und Liebe,
um die Einheit festzuhalten
In Epheser 4:1 müssen wir den Geist von Paulus berühren. Er ermahnt
aus Liebe zur Gemeinde: „So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene
in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, mit der ihr berufen
worden seid.“ Wie wandeln wir würdig in der Gemeinde? Sehr gerecht,
stark, rein, perfekt und vollkommen – ist das der würdige Wandel? Wenn ja,
dann schaffe ich das nicht. Aber Paulus zeigt uns den wahren Weg: „in aller
Demut und Sanftmut, in Geduld, einander in Liebe tragend“ (V. 2). Die
Liebe umfasst auch Demut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch,
der den Herrn liebt, vor den Heiligen mit seiner Liebe prahlt. Wenn ich so
prahle, dann habe ich bestimmt nicht die Liebe. Paulus sagt: „Die Liebe
prahlt nicht“ (1.Kor. 13:4). Wenn ich mich rühme, dass ich die Liebe habe
und die anderen nicht, dann ist das noch schlimmer und ist sicherlich nicht
die Liebe des Herrn. Sagt Paulus nicht: „Die Liebe duldet alles“
(1.Kor. 13:7)? In Epheser 4:3 heißt es weiter: „... eifrig bestrebt, die Einheit
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des Geistes zu halten durch das Band des Friedens.“ Das ist der Weg,
diese Einheit in wirklicher und wahrhaftiger Weise zu halten.
Nicht die Erkenntnis baut auf, sondern die Kraft der Liebe
Wenn wir die richtige Lehre über den Grund der Einheit am Ort haben,
reicht das noch nicht aus, die Einheit zu halten. Warum hat der Herr uns
nach so langer Zeit noch nicht aus seiner Hand fallen lassen? Weil wir so
liebenswert sind? Sicherlich nicht. Er selbst ist die Liebe, und diese Liebe ist fähig, uns bis zum letzten Tag festzuhalten.
Paulus sagt in Epheser 3:16: „… gestärkt zu werden durch seinen
Geist hinein in den inwendigen Menschen“, nicht damit wir stark sind in
unserem Geist, sondern damit wir in der Liebe gewurzelt und gegründet
werden. Die „Starken“ in der Gemeinde erkennt man an ihrer Liebe.
Unterschätze die Liebe nicht, die Liebe ist sogar stärker als der Tod. Wir
glauben das jedoch nicht und wollen immer noch andere Quellen benutzen. Wir wollen tadeln und überzeugen, doch das Ergebnis ist nur
Rechthaberei. Das funktioniert nicht, denn es ist die Liebe, die alles
trägt. Meinst du, die Mütter sind alle so stark? Wer ist stärker, die Brüder
oder die Schwestern, der Vater oder die Mutter? Der Vater muss arbeiten
gehen, aber wenn du drei Kinder hast, ist es für die Mutter gar nicht so
einfach, alles zu tragen. Der Vater arbeitet nur acht Stunden am Tag, die
Mutter aber arbeitet zwanzig Stunden – auch in der Nacht muss sie aufstehen. Es ist die mütterliche Liebe, die sie stark macht. In den Sprüchen
werden nicht die Männer und Väter gelobt, sondern die Frauen und Mütter. Lobt den Herrn für diese wunderbare Kraft der Liebe. Sie funktioniert! Epheser 3:17 sagt uns: „… damit ihr in Liebe gewurzelt und gegründet, stark seid ...“ Wie werden wir stark? In der Liebe gewurzelt
und gegründet zu sein macht uns wirklich stark und fähig, nicht nur ein
starker inwendiger Mensch – das haben wir früher immer falsch betont.
„Gestärkt in den inwendigen Menschen“ ist letztendlich nicht die alleinige Quelle unserer Stärke, sondern „in der Liebe gewurzelt“ zu sein
macht uns stark. Paulus zeigt uns diese Entwicklung Schritt für Schritt.
„Dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne …“ – das ist
der Anfang der Liebesbeziehung. „… damit ihr, in Liebe gewurzelt und
gegründet, stark seid ….“ Das ist wirklich der Weg des Herrn, „… um
mit allen Heiligen zu erfassen, was die Breite, die Länge, die Höhe und
die Tiefe ist, auch die Liebe Christi zu erkennen, die alle Erkenntnis
übersteigt …“
Und in Kapitel 4:16 sehen wir dann, auf welche Weise der Aufbau
vollzogen wird: „… zur Auferbauung seiner selbst in Liebe.“ Der Leib
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baut sich selbst auf in Liebe. In Kapitel 5:2 ermahnt Paulus: „… wandelt
in der Liebe ….“ Wir müssen einander respektieren und darauf achten,
dass wir einander nicht beleidigen. Wir müssen miteinander in Liebe
umgehen – das ist der Weg, wie wir in der Gemeinde wandeln. Tut alles
in der Liebe und „wandelt in der Liebe, gleichwie auch Christus euch
geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer, Gott
zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph. 5:2). Das möchte unser Gott
genießen, nämlich einen duftenden Wohlgeruch in der Gemeinde. Ich
hoffe, dass alle, die neu in die Gemeinde kommen, einen wunderbar
scheinenden Leuchter sehen. Aber sie müssen auch etwas riechen: den
Wohlgeruch der Liebe Christi.
Die erste Liebe festhalten
Christus liebt die Gemeinde und hat sich selbst für sie hingegeben. Die
Liebe ist es; sie baut die Gemeinde auf. Was gilt es in Philadelphia (gr.:
„Bruderliebe“) festzuhalten? Unsere erste Liebe! In Philadelphia ist es
die Bruderliebe, daher beharre also nicht auf deinem Recht. Was nützt
deine Rechthaberei, wenn die anderen dadurch zu Grunde gehen und der
Friede dahin ist? Wir müssen ein Bewusstsein haben für das, was uns
kostbar ist, und es bewahren. Wenn wir an anderen Dingen festhalten,
die uns persönlich wichtig sind, und das Endergebnis nicht mehr Friede,
sondern Schaden für das Gemeindeleben ist, dann lohnt es sich nicht. Lass
dem Bruder sein Recht, und der Herr wird ihm erscheinen und ihm zeigen,
dass er im Unrecht ist. Ich selbst kann niemanden überzeugen. Aber wenn
der Hohepriester erscheint, bringt er alles in Ordnung. Als unser Hoherpriester wandelt er doch mitten unter uns in der Gemeinde. Er ist sehr weise, und
er selbst ist der Weg.
Der Gemeinde der Bruderliebe gibt der Herr eine offene Tür
In Philadelphia sehen wir, dass der Herr die Bruderliebe zurückerobert
hat. Alle, die gegen die Gemeinde stehen, „werden erkennen, dass ich
dich geliebt habe“ (Offb. 3:9). Wenn der Herr das zu uns sagt, ist das gut
genug. Ich bin fest davon überzeugt: Wenn wir solch eine Gemeinde
sind, wird der Herr uns offene Türen geben. Die Gemeinde in Philadelphia hat nicht voller Verzweiflung für offene Türen gebetet, sondern der
Herr hat ihnen einfach eine offene Tür gegeben: „Siehe, ich habe vor dir
eine offene Tür gegeben, die niemand zuschließen kann …“ (Offb. 3:8).
Auch wenn es Opposition gibt und der Feind gegen die Gemeinde kämpft –
der Herr wird für uns kämpfen, wenn wir in der Beziehung zu unserem
Bräutigam in der ersten und besten Liebe stehen. Der Herr ist sehr fähig. Er
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ist in der heutigen Zeit der Löwe Judas mit sieben Hörnern, Augen wie eine
Feuerflamme und einem Schwert aus seinem Mund.
Als das Volk Israel aus Ägypten auszog, um in das gute Land hineinzukommen, kämpfte der Herr die ganze Zeit für sein Volk. Er hat sein
Volk je und je geliebt (Jer. 31:3). Wenn die Gemeinde heute in dieser
Liebe steht, wird der Herr auch für sie alles tun.
Warnung vor dem Abfall
Obwohl dieser Weg so wunderbar ist und wir heute in der Linie von
Philadelphia stehen, besteht immer noch die Gefahr, dass wir selbst ganz am
Ende noch abfallen und zu Laodicea werden können. Laodicea existiert
gleichzeitig mit Philadelphia. Wenn wir nicht vorsichtig sind, werden wir
sozusagen das neueste Modell von Laodicea sein. Wenn wir zanken, streiten
und denken, wir wüssten alles und rühmen uns – und haben am Ende nur
noch die Lehre und nicht mehr das Wesen –, dann sind wir Laodicea.
Wir folgen dem Lamm bis zum Ziel, dem himmlischen Zion
Lasst uns gemeinsam in der Liebe des Herrn und in Einheit diesen Weg
bis zum Ziel gehen. Es wird nicht mehr lange dauern. Wir wollen doch
dem Lamm bis zum Ende nachfolgen, bis wir mit ihm auf dem himmlischen Zion sind. Wer nicht heute in Zion ist, kann auch nicht mit ihm auf
dem himmlischen Berg Zion sein. Es ist sehr bedeutungsvoll, dass die
Erstlinge, die aus den Menschen erkauft sind, mit dem Lamm auf dem
himmlischen Berg Zion stehen (Offb. 14:1-5). Wenn wir heute Zion
nicht kennen, nicht mitbauen und nicht in Zion sind, kann ich mir nicht
vorstellen, dass wir, wenn die Zeit kommt, mit ihm im himmlischen Zion
sein werden. Was wir heute bauen, ist das himmlische Jerusalem. Die
Verheißung für den Überwinder in Philadelphia ist: „… ich werde den
Namen meines Gottes auf ihn schreiben und den Namen der Stadt meines
Gottes, des Neuen Jerusalem …“ Wenn wir heute für Babylon sind,
glaube ich nicht, dass der Herr den Namen des Neuen Jerusalem auf uns
schreiben kann und uns zum himmlischen Zion entrücken wird. Wenn
aber das Neue Jerusalem in dich, in dein Wesen, geschrieben ist, du Zion
liebst und mitbaust – wir lieben Christus, wir lieben die Gemeinde, wir
lieben die Brüder – meinst du, wir werden nicht mit dem Lamm auf dem
himmlischen Berg Zion stehen? Ich glaube nicht, dass der himmlische Berg
Zion eine große Überraschung für uns sein wird. Es wird ganz ähnlich sein
wie die Konferenz in Stuttgart. Heute schon haben wir einen Vorgeschmack
in der Gemeinde, denn wir genießen diese Einheit, diese Liebe und diesen
Aufbau. Und heute schon singen wir das Lied von Zion.
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Wir müssen heute mehr und mehr in diese Wirklichkeit hineinkommen. Es ist wunderbar, hier in Zion gemeinsam aufgebaut zu werden. JS
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