Der Brief des Paulus an Titus Studienunterlagen zum Titusbrief Referent: Hans Wälzlein Christliche Gemeinde Burgoberbach Gemeindefreizeit 17. – 19. April 2014 „Pension Seiffer“ Horschhof 1; 74585 Rot am See Philemon Übersicht der Vortragszeiten Do. 17. 04.2014 Vortrag 1 19.30 – 20.30 Uhr 60min Fr. 18.04.2014 Vortrag 2 Kurzpause Vortrag 3 10.00 – 11.30 Uhr 40 min 10 min 40 min Sa. 19.04.2014 Vortrag 4 Kurzpause Vortrag 5 Fragen 09.30 – 12.00 Uhr 60 min 10 min 60 min 20 min So. 20.04.2014 Thema: Gottesdienst in Burgoberbach Mit dem „Instrumentarium“ Gottes, gottgewollte Ergebnisse erzielen! Die Pastoralbriefe Timotheus 1 . Die Pastoralbriefe Titus Die Pastoralbriefe Timotheus 2 . Die Pastoralbriefe 1 Der Brief des Paulus an Titus A) Einleitende Gedanken und Informationen zu den sog. Pastoralbriefen des Paulus. 0. „Wesen“ und Schlüsselvers des Titusbriefes Wir könnten den Titusbrief geradezu als „Bergpredigt“ unter den Briefen bezeichnen, denn er enthält ein „Programm“ für die Gemeinde Gottes mit vielen einzelnen Anweisungen. Wir haben mit dem Titusbrief eine gute Hilfestellung für die praktische „Seelsorge“ an einzelnen Gemeindegliedern (Personengruppen). Die biblische Lehre wird weitgehend vorausgesetzt, wenn es um die die konkrete Anweisung geht. Wesentlich geht es um den „gesunden“ Glauben, der sich in entsprechenden „gesunden“ Werken (Taten) zeigt. Der Schlüsselvers Tit 2,14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken. 1.0 Die Bezeichnung als Pastoralbriefe Zu den Pastoralbriefen gehören die Briefe des Apostels Paulus an seine Mitarbeiter Timotheus und Titus. Diese Bezeichnung bedeutet soviel wie „Hirtenbriefe“ (von lat. „Pastor“ = Hirte) und wurde 1726 von dem Theologen Paul Anton geprägt. Diese drei Briefe nehmen im NT eine Sonderstellung ein. Sie sind zwar an Einzelpersonen gerichtet, aber keine Privatbriefe, sondern haben apostolische Anordnungen für die Gemeinden zum Inhalt. Es ist daher ganz sicher, dass sie auch in den Gemeinden vorgelesen wurden, wie hätten sonst die Gemeinden wissen sollen, was Timotheus und Titus von Paulus aufgetragen worden war? Keine Pastoren … Timotheus und Titus haben sich sicher nicht als „Pastoren“ (im heutigen Sinn) oder Älteste der Gemeinden verstanden, sondern sie waren Stellvertreter und Beauftragte des Apostels Paulus, die zu bestimmten Zeiten an verschiedenen Orten bestimmte Aufträge zu erfüllen hatten. z.B: 1Tim 1,3 und Tit 1,5 2 Der Brief des Paulus an Titus 1.1 Die Eigenart der Pastoralbriefe Die Pastoralbriefe unterscheiden sich in Thematik, Stil und Ton von den übrigen Briefen des Apostels Paulus. Dafür lassen sich folgende Gründe nennen: Sie sind die letzten Briefe des Apostels, die sein „Vermächtnis“ an seine Mitarbeiter darstellen Sie erfüllen einen anderen Zweck als die an Gemeinden gerichteten Briefe, sie enthalten mehr Anordnungen, die das praktische Gemeindeleben betreffen Sie setzen die in den Gemeindebriefen dargelegte Lehre als bekannt voraus und nehmen nur gelegentlich darauf Bezug. Sie wurden nach der ersten Gefangenschaft des Apostels Paulus geschrieben, zu einem Zeitpunkt, als die Apostelgeschichte des Lukas schon abgeschlossen war. (s. Exkurs 1) 1.2 Der Verfasser der Pastoralbriefe Wie der Apostel Paulus in 1Tim 1,1 2Tim 1,1 und Tit 1,1 ausdrücklich bezeugt, ist er der Verfasser dieser Briefe. Auch nach dem Zeugnis der frühen Kirchenväter (Polykarp, Irenäus, Clemens, Tertullian) gibt es keinen einzigen Grund, das zu bezweifeln. 1.3 Die Abfassungszeit der Pastoralbriefe Paulus war etwa von 60-62 im Gefängnis zu Rom. Von dort schrieb er die sog. „Gefängnisbriefe“ an die Epheser, Kolosser, Philipper und Philemon. In den beiden letzten Briefen deutet er mehrfach seine baldige Freilassung an. Phil 2,23 u. Phm 22 Paulus ist allem Anschein nach wirklich freigekommen und hat bis zu seiner zweiten Gefangennahme (66/67 n.Chr.) weitere Missionsreisen unternommen. 1.4 Einige Stationen der Missionsreisen anhand der Pastoralbriefe 1. Paulus besuchte Gemeinden in Asien, besonders Ephesus, wo er Timotheus zurückließ (1Tim 1,3). 2. Von dort reiste er weiter nach Mazedonien. Während seiner Reise schrieb er Timotheus den ersten Brief (63/64 v.Chr.), um ihm Anweisungen zur Gemeindeordnung (Verhalten im Haus Gottes) zu geben. 3. Offensichtlich missionierte Paulus auch auf Kreta und ließ dort Titus zurück (Tit 1,5). Von unterwegs schrieb er an Titus (64/65 v.Chr.) und ordnete an, auf Kreta Älteste anzustellen, u. s. w. 4. In Nikopolis (Nordwest –Griechenland) wollte Paulus überwintern und beruft Titus zu sich nach dort hin (Tit 3,12). 5. Paulus besucht Korinth (?), Milet (2Tim 4,20) und Troas (2Tim 4,13). 6. Er wird aufs Neue gefangen genommen und schreibt aus Rom seinen zweiten Brief an Timotheus (66/67 v.Chr.). Darin bittet er Timotheus, der sich wohl noch in Ephesus aufhielt, ihn so bald als möglich im Gefängnis zu besuchen (2Tim 4,9+21). 3 Der Brief des Paulus an Titus Er schreibt hier von seiner zweiten Gefangenschaft in Rom (2Tim 1,8+12+16-17 und einer schon stattgefundenen Gerichtsverhandlung (2Tim 4,16) und von seinem wohl baldigen Ende (2Tim 4,6-8). So können wir annehmen, dass Paulus ca. um 67/68 n. Chr. den Tod erlitt. 1.5 Kurzinformation zur Person des Titus Titus 1 scheint noch ein relativ junger Mann gewesen zu sein. So wird er aufgefordert die jungen Männer zu ermahnen und ihnen ein Vorbild zu sein in allem. Tit2,6f In der Apolstelgeschichte wird Titus nicht erwähnt, obwohl er ein enger Mitarbeiter des Apostels Paulus war, wie wir es aus seinen Briefen erfahren. Er kam durch Paulus zum Glauben. Tit 1,4 Der erste Hinweis auf Titus findet sich in Gal 2,1 „und nahm auch Titus mit …“ nämlich zum sog. Apostelkonzil in Jerusalem. (49 n.Chr.) Dann entdecken wir Titus besonders im Dienst in Korinth. 2Kor 2,13; 7,6.13.15; 8,6.16.23; 12,18 Zuletzt erwähnt ihn Paulus in seinem letzten Brief. 2Tim 4,10 2 Möglicherweise ist das Illyrikum in Röm 15,19 das Dalamatien von dem hier (in 2Tim 4,10) die Rede ist. Zur Zeit der Briefabfassung befindet sich Titus auf der Insel Kreta und soll (nach getaner Arbeit) nach Nikopolis reisen, um dort Paulus zu treffen, der dort überwintern möchte. Tit3,12 Titus war nicht von Dauer auf Kreta ansässig und auch nicht Bischof von Kreta. 3 Er bekam von Paulus den Auftrag Älteste einzusetzen. Paulus wie auch Titus waren keine Pastoren, denn damals wurden die Gemeinden von Ältesten geführt, die Aufseher und Hirten waren. Streng genommen ist also der Titusbrief kein sog. Pastoralbrief.4 Die Dienste des Titus und Timotheus sind ähnlich geartet. Beide sind Mitarbeiter und Abgesandte des Apostels. Beide sind noch relativ jung an Jahren In Apg 14,21ff sehen wir das was Apostel (Paulus und Barnabas) u.a. taten. 5 – Sie setzten Älteste ein. Genau das waren Aufgaben des Timotheus und Titus. Sie waren aber keine Apostel der „ersten Garde“, die den Herrn Jesus noch persönlich erlebt hatten. Die Berufung des Paulus zum Apostel geschah als „unzeitige Geburt“ durch Offenbarung des Herrn selbst. 2Kor 12,1ff; Gal 1,1 und 11ff In dem 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher werden Silvanus und Timotheus als Apostel bezeichnet. 6 1 Der Geschätzte 2Tim 4,10 Denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszenz nach Galatien, Titus nach Dalmatien. 3 Ohne historischen Anhalt ist die Überlieferung, dass Titus in Gortyna auf Kreta ertsmals den Bischofssitz bestiegen haben und dort auch hochbetagt im Alter von 94 Jahren nach reicher Missionstätigkeit verstorben sein soll. (vgl. Apost. Const. VII,46; Menologium des Basilius, MPG CXVII, 604). 2 Zu den Pastoralbriefen gehören die Briefe des Apostels Paulus an seine Mitarbeiter Timotheus und Titus. Diese Bezeichnung bedeutet soviel wie „Hirtenbriefe“ (von lat. „Pastor“ = Hirte) und wurde 1726 von dem Theologen Paul Anton geprägt. Diese drei Briefe nehmen im NT eine Sonderstellung ein. Sie sind zwar an Einzelpersonen gerichtet, aber keine Privatbriefe, sondern haben apostolische Anordnungen für die Gemeinden zum Inhalt. Es ist daher ganz sicher, dass sie auch in den Gemeinden vorgelesen wurden, wie hätten sonst die Gemeinden wissen sollen, was Timotheus und Titus von Paulus aufgetragen worden war? 5 In Apg 6 sehen wir die Apostel, dass sie ordneten und Diakone einsetzten, um sich dem Gebet zu widmen. 4 4 Der Brief des Paulus an Titus Wir können Titus ebenso gut als Missionar oder „Apostel der zweiten Ebene“ bezeichnen. Titus befindet sich nun auf Kreta. Im AT ist das wohl die Insel Kaphtor 7 und im Altertum Cantonia oder Candia. 8 Es war bekannt, dass es auf Kreta „einflussreiche“ Juden gab. 9 Über Juden aus Kreta (Kreter) wird uns ja auch in Apg 2,10 10 berichtet. 1.5.1 Die römisch-katholische Überlieferung zu Titus 6 1Thess 1,1 Paulus und Silvanus und Timotheus der Gemeinde der Thessalonicher ... 1Thess 2,1 Denn ihr selbst wisst, Brüder, dass unser Eingang bei euch nicht vergeblich war; 1Thess 2,7 ..., obwohl wir als Christi Apostel gewichtig hätten auftreten können; Hier sehen wir, dass Paulus Silvanus und Timotheus als Apostel Christi bezeichnete. Aber sie sind nicht den „Aposteln der ersten Ebene“ gleichgesetzt, die ihre Botschaft direkt von ihrem Sendenden, Jesus Christus erhielten. In gewisser Weise sind sie „Fortsetzung“ der alttestamentlichen Propheten und haben mehr Autorität als etwa die „Apostel der zweiten Ebene“. Sie sind grundlegende Apostel: Eph 4,11f Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, ... 7 Am 9,7; Jer 47,4; 5Mo 2,23 Kaphtor = KaPHToR = ַּכ ְפֹּתור Die Flavius-Josephus-Tradition in Antike Und Mittelalter in der Apostelgeschichte: historische und ... Apg 2,8-11 Und wie hören wir <sie>, ein jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind: Parther und Meder und Elamiter und die Bewohner von Mesopotamien und von Judäa und Kappadozien, Pontus und Asien und Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Gegenden von Libyen gegen Kyrene hin und die <hier> weilenden Römer, sowohl Juden als Proselyten, Kreter und Araber - <wie> hören wir sie von den großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden? 8 9 "Hellenisten" 10 5 Der Brief des Paulus an Titus Ohne historischen Anhalt ist die Überlieferung, dass Titus in Gortyna auf Kreta erstmals den Bischofssitz bestiegen haben und dort auch hochbetagt im Alter von 94 Jahren nach reicher Missionstätigkeit verstorben sein soll. (vgl. Apost. Const. VII,46; Menologium des Basilius, MPG CXVII, 604). Titus gilt im römischen Katholizismus als Patron gegen Freigeister; seinen Festtag begeht der Westen am 26. Januar, die griechische Orthodoxie, die Titus zu den siebzig Apostel rechnet, am 25. August. Die Kopfreliquie, die seit 1669 in San Marco in Venedig aufbewahrt war, wurde 1966 nach Heraklion überführt. Der apokryphe »Brief des Titus, des Paulusschülers, über den Stand der Keuschheit«, in einer lateinischen Handschrift des 8. Jahrhunderts überliefert, enthält Reminiszenzen apokrypher Apostelakten (Paulus-, Petrus-, Johannes-, Andreasakten) sowie der Apokalypse Elias' und ist stark von enkratitischen Traditionen geprägt. 2. Thematische Übereinstimmungen in den Pastoralbriefen a) Die gesunde(n) Lehre (Worte) ● gesunde Worte ● Vorbild gesunder Worte ● gesunde Lehre gemäß des zuverlässigen Wortes (damit sie im Glauben gesund seien) ● gesunde Lehre ● gesunde unanfechtbare Lehre ● das schöne anvertraute Gut 1Tim 6,3 2Tim 1,13 Tit 1,9 Tit 2,1 Tit 2,8 1Tim 6,20; 2Tim 1,14 b) Der Glaube ● der gemeinsame Glaube ● der ungeheuchelte Glaube ● der Glaube, der bewahrt werden soll ● der Glaube, für den es gilt zu kämpfen ● den Glauben verwerfen (Gelöbnis) ● der Glaube in den „letzen Zeiten“ und der Abfall ● der gesunde Glaube ● der Glaube, der rettet Tit 1,4 2Tim 1,5; 1Tim 1,5 1Tim 1,18;3,9 1Tim 6,12 1Tim 5,12 1Tim 4,12 Tit 1,13 2Tim 3,15 c) Das Werk ● ein schönes Werk (Aufseherdienst) ● eine Witwe … ein gutes Werk tun ● Frauen sollen sich auszeichnen d. gute Werke ● Vorbild guter Werke 1Tim 3,1 1Tim 5,10 1Tim 2,10 Tit 2,6 d) Gemeindeleitung ● Ältestendienst ● Diakonendienst 1Tim 3,1ff; 5,17; Tit1,5ff e) Verschiedene Personen(gruppen) in der Gemeinde ● die Frauen der Ältesten 1Tim 3,11ff ● ältere Männer Tit 2,2 (Timotheus selbst 2Tim4,5) Vgl.: 1Thess 5,6ff; 1Ptr 1,13;4,7;5,8 6 Der Brief des Paulus an Titus 3. Sechs Schlüsselworte in den Pastoralbriefen ❶ Heiland-Gott (oder Retter-Gott): 1Tim 1,1; 2,3; 4,10; Tit 1,3; 2,10+13; 3,4 Das heißt, der große Gott selbst ist jetzt ein Heiland (Retter) für alle Menschen Vgl. auch Lk 1,47 Maria: Gott, meinem Retter/Heiland) und 2Petr 1,1 (unseres Gottes und Retters Jesus Christus) ❷ besonnen sein Besonnenheit, Zucht Im Gegensatz zu der künstlichen, emotional-ekstatischen oder asketisch-mystischen Gesinnung der falschen Lehrer. 1Tim 2,9.15; 3,2; 2Tim 1,7; Tit 1,8 2,2.5+6.12 ❸ nüchtern sein Der Begriff „nüchtern“ (2Tim 4,5) meint ursprünglich mäßig im Weingenuss. übertragen: einen besonnenen, nüchternen Sinn haben, frei von seelischem Überschwang, Überstürzung oder Verwirrung. (Jeder Gläubige sollte solcherart beschaffen sein!) ❹ Du aber … 1Tim 6,11; 2Tim 2,1; 3,10.14; 4,5; Tit 2,1 ❺ Das Wort ist gewiss ... (treu, zuverlässig, glaubwürdig) 1Tim 1,15; 3,1; 4,9; 2Tim 2,11; Tit 3,8 ❻ Gottseligkeit = εὐσεβείας = Frömmigkeit, Gottesfurcht (wörtl. „gute Verehrung“) Es bedeutet dann, Gott durch ein ihm hingegebenes Leben zu ehren. 1Tim 2,2; 3,16; 4,7+8; 6,3.5.6.11; 2Tim 3,5; Tit 1,1 Das Wort kommt auch im zweiten Petrusbrief vor: Siehe: 2Petr 1,3; 1,6+7; 2Petr 3,11 Ansonsten kommt der Begriff noch 1x in Apg 3,12 (Frömmigkeit) vor. Die verwandten Begriffe „gottesfürchtig“ und „gottselig“ finden wir in 2Tim 3,12; Tit 2,12;2Ptr 2,9 sowie in Apg 10,2.7;22,12. Dazu kommt 1Tim 2,10 mit „Gottesfurcht“ = θεοσέβειαν (Frömmigkeit). 4. Das „angepeilte Ziel“ der Pastoralbriefe nach 2Tim 3,16f 2Tim 3,16f Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet. 7 Der Brief des Paulus an Titus 5. Die Gliederung des Titusbriefes A. Anrede und Gruss 1,1-4 B. Über die Ältesten und falschen Lehrer auf Kreta 1. Die Einsetzung von Ältesten in den kretischen Gemeinden a) Die Aufgaben des Titus b) Die Voraussetzungen für Älteste 1,5-16 1,5-9 1,5 1,6-9 2. Die Widerlegung falscher Lehrer a) Die Anwesenheit falscher Lehrer b) Die Notwendigkeit, falsche Lehrer zum Schweigen zu bringen c) Das Wirken falscher Lehrer d) Das Wesen falscher Lehrer e) Der Einfluss falscher Lehrer f) Die Verurteilung falscher Lehrer 1,10-16 1,10 1,11a 1,11b 1,12 1,13-14 1,15-16 C. Über das Verhalten als Christ 1. Besondere Anweisungen a) Beauftragung des Titus b) Prinzipien der Leitung c) Errettung durch Gnade d) Das grosse Ziel – jetzige Gottseligkeit e) Beauftragung des Titus 2,1-3,14 2,1-15 2,1 2, 2-10 2,11 2,12-14 2,15 2. Allgemeine Anweisungen a) Prinzipien der Leitung b) Errettung durch Gnade c) Das grosse Ziel – zukünftige Herrlichkeit 3,1-7 3,1-2 3,3-6 3,7 3. Besondere Anweisungen a) in Bezug auf die Gläubigen b) in Bezug auf die falschen Lehrer c) in Bezug auf die Sektierer d) in Bezug auf die Mitarbeiter e) in Bezug auf die Gläubigen: „Betreibt gute Werke!“ 3,8-14 3,8 3,9 3,10-11 3,12-13 3,14 D. Schluss a) die Grüsse b) der Segen 3,15 3,15a 3,15b 8 Der Brief des Paulus an Titus B) Tit 1,1-4 Der Dienst des Paulus an den Christen auf Kreta 1. Anrede und Gruß Tit 1,1-4 1. Knecht 1.1 Im NT Knecht Gottes ... δοῦλος θεοῦ = doulos theou Im NT bezeichnet sich noch Jakobus als „Knecht Gottes“. = doulos = Knecht oder Sklave; aus Sklaven der Sünde werden Sklaven Gottes o. Sklaven Christi. Freiwillig begeben wir uns aus Dankbarkeit in den Dienst Gottes … 1.1.1 Weitere NT-Textstellen zu „Sklave“ Lk 17,10 Joh 15.5 Rö 6,11.18.20; 8,15 1Kor 7,23; 9,19 Gal 4,7 Phil 1,1; 2,7 Off 1,1; 6,11; 7,3; 10,7; 19,10 Kol 4,12 Hbr 2,13f 2Tim 2,24 Jak 1,1 2Pt 1,1 Jud 1,1 1.2 Im AT Knecht Gottes = = ֶע ֶבדEWeD = Knecht, Sklave Im AT ist der „Knecht Gottes“ eine Bezeichnung für Menschen mit einer besonderen Beziehung zu Gott und betraut u.a. zu einer „speziellen“ Aufgabe von Gott: 1.1.2 Weitere AT-Stellen und Beispiele zu „Sklave“ Abraham: Ps 105,42; Mose: 4Mo 12,7.8; Jos 1,2; 2Kön 21,8; David: 2Sam 7,5; 1Kön 11,36; Ps 89,4; Daniel: Dan 6,21; Die Propheten: Jer 25,4; 29,19; 35,15; Israel: Jes 41,8f; 43,10; Israel/Jakob 44,1.2.21; Der Messias Jes 42,1//Mt12,18-21; Jes 49,6; 53 1.1.2.1 Wir haben im AT einige Namen in denen ein Teil des Namens den „Sklaven- oder Knechtbegriff“ trägt. Ebed-Melech = Sklave/Diener des Königs; Abed-Nego (Dan 1,7; 3,12ff) = Knecht des Nego = Knecht des Lichts (Nego ist der babylonische Gott der Weisheit, der mit dem Planeten Merkur in Verbindung steht.) Obed = Diener/Knecht Jahwes; Obed-Edom = Knecht Edoms (Er war einer der Leibwache Davids, in dessen Haus die Bundeslade drei Monate stand 2Sam 6, 10-12; 1Chr 13,13f; 15,25) so auch Obadja = Knecht Jahwes 1.3 Zwei weitere Definitionen für „Knechte Gottes“ Knechte des Herrn sind Christen (Gläubige = Kinder Gottes), die dem Herrn 100%ig zu Verfügung stehen. Es sind solche, die der Herr Jesus als seine „Werkzeuge“ gebrauchen kann. Paulus drückt dies im 1. Brief an die Korinther in zweifacher Weise aus: 9 Der Brief des Paulus an Titus 1. Definition: Diener ... 1Kor 4,1f Dafür halte man uns: für Diener Christi … Im griech. Text steht für Diener das Wort hyperetes = Ruderer Man hat die Galeerenhäftlinge in den römischen Schiffen als solche bezeichnet. (w. der unter [d. Aufsicht eines Vorgesetzten]-Rudernde) … Das war der „letzte Job“, angekettet ganz unten … dort wo bei einem Treffer das Wasser zuerst hinkam … Wir finden die Bezeichnung 20x im NT. Johannes gebraucht sie am häufigsten, z.B. Joh 7,32.45.46; 18,3.12.18.22; 19,6 Mt5,25; Mk 14,54.65; Lk 1,2; 4,20; Apg 5,22.26; 13,5; 26,16 2. Definition: Die Letzten - ein Schauspiel - Narren - Unrat der Welt – Abschaum aller ... 1Kor 4,9-13 Denn mir scheint, dass Gott uns, die Apostel, als die Letzten hingestellt hat, wie zum Tod bestimmt; denn wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engeln als <auch> Menschen. Wir sind Narren um Christi willen, ihr aber seid klug in Christus; wir schwach, ihr aber stark; ihr geehrt, wir aber verachtet. Bis zur jetzigen Stunde leiden wir sowohl Hunger als <auch> Durst und sind nackt und werden mit Fäusten geschlagen und haben keine bestimmte Wohnung und mühen uns ab und arbeiten mit unseren eigenen Händen. Geschmäht, segnen wir; verfolgt, dulden wir; gelästert, reden wir gut zu; wie Unrat der Welt sind wir geworden, ein Abschaum aller bis jetzt. Hier merken wir, wie Paulus diesen Dienst als Knecht Gottes selbst erlebte und in einem unglaublichen Maß in seinem „Apostelamt“ gedemütigt und (aber) von seinem Herrn gebraucht wurde. - Hatte er doch immerhin einen „ersten-Dienst“ … als Apostel Jesu Christi. 1Kor 12,28 Und die einen hat Gott in der Gemeinde eingesetzt erstens11 als Apostel, zweitens <andere> als Propheten, drittens als Lehrer, sodann <Wunder->Kräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Leitungen, Arten von Sprachen. Eph 4, 11 Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, ... 2. Apostel Jesu Christi Der Titel bringt Autorität zum Ausdruck, Auftrag und Verantwortung. Als Apostel hat Paulus eine Mission unter den Heiden zu erfüllen. Apostolos ist t.t. = (Fachbegriff) aus der Schiffahrt. Es hat immer etwas mit einer ausdrücklichen Bevollmächtigung und Beauftragung oder Sendung zu tun. Wenn einst das 11 πρῶτον ἀποστόλους = proton apostolous (Prototyp) 10 Der Brief des Paulus an Titus Schiff vollgeladen war und der Hafenmeister den Befehl zur Ausfahrt erteilte rief er: „apostello“ oder „stello“. Hergeleitet ist der Begriff von ἀποστέλλω = apostello = senden, aussenden, schicken; (ziehen) lassen; Wörtliche Wiedergabe: ab-in-Bewegung-setzen (von zu) στέλλω = stello = sich rüsten, aufmachen, instand setzen, abfahren. Das Vorbild aller Apostel (Gesandten Gottes) ist Jesus … Hbr 3,1f Daher, heilige Brüder, Teilhaber der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesus, der treu ist dem, der ihn <dazu> gemacht hat, … Exkurs 3: Weitere Verwendungen des Apostel-Begriffs im NT 2.1 Das ABER, das kein ABER ist … Paulus ist „Leibeigener“ (also Sklave) 12 Gottes. Mit „Knecht“ wiedergegeben ist nicht die 100%ige Übertragung des griech. Begriffs/Wortes doulos, das mit „Sklave“ genauer übersetzt wäre. Immerhin bekam i.d.R. ein Knecht einen Lohn auf den er entsprechend seiner Vereinbarung mit seinem Dienstherrn einen Anspruch hatte. Der Kontrast zwischen dem Apostel und dem Sklaven/Leibeigenen kann eigentlich nicht grösser sein. Für Paulus ist die auf sich selbst angewandte Betitelung als Sklave und Apostel dennoch kein Problem. Mit dem „aber“ bringt er zwar einen gewissen Gegensatz deutlich zum Ausdruck, aber eben auch die ganze Einheit und Zusammengehörigkeit seiner Berufung durch Jesus Christus. Was sagst du zu diesem Satz? Es kann Knechte Gottes geben, die nicht Apostel sind, aber es kann keinen Apostel geben, der nicht ein Knecht Gottes 13 ist. Da sehen wir die totale Abhängigkeit und Anbindung des Apostels an seinen Herrn. Der Sklave gehörte in ähnlicher Weise ganz seinem Herrn und erfüllte alle Aufträge sofort ... Eine ähnliche Aussage kommt aus dem Mund des Apostels im Korintherbrief. 12 2Mo 21,5 Falls aber der Sklave sagt: Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht als Freier ausziehen! der Sklave = ָה ֶ֔ ֶע ֶבדhier übersetzt LXX mit ὁ παῖς = Sklave, Diener, Bursche, Kind, Knabe 13 Beispiele im AT: Im AT ist der „Knecht Gottes“ eine Bezeichnung für Menschen mit einer besonderen Beziehung zu Gott und die u.a. betraut sind zu einer „speziellen“ Aufgabe von Gott: Abraham: Ps 105,42; Mose: 4Mo 12,7.8; Jos 1,2; 2Kön 21,8;David: 2Sam 7,5; 1Kön 11,36; Ps 89,4; Daniel: Dan 6,21; die Propheten: Jer 25,4; 29,19; 35,15; Israel: Jes 41,8f; 43,10; Israel/Jakob 44,1.2.21; der Messias Jes 42,1//Mt12,18-21; Jes 49,6; 53 13 Beispiele im NT: Phil 2,7: Der Herr Jesus nahm die Gestalt eines Knechtes an; Joh 15,15: Nicht mehr Knechte, sondern Freunde! Rö 6,11: Frei von der Knechtschaft der Sünde; Rö 8,15: Kein Geist der Knechtschaft, sondern Kindschaft; Gal 4,7: Frei von der Knechtschaft des Gesetzes; Hbr 2,13f: Frei von der Knechtschaft des Satans und des Todes; Lk 17,9f: Die Knechte sehen sich selbst als unnütze Knechte; 1Kor 7,22f: Nicht Knecht der Menschen werden; 1Kor 9,19: Allen zum Knecht machen, um des Evangeliums willen; Phil1,1: Apostel und ihre Mitarbeiter bezeichnen sich als Knechte Jesu Christi; 2Tim 2,24: Allgemeine Bezeichnung für einen Diener des Herrn; 1Ptr 2,16: Eine Aufforderung an alle Gläubigen, sich als Knechte Gottes zu sehen; Offb 6,11: Märtyrer sind Knechte Gottes; Offb7,3: Die 144 000 Versiegelte;Offb.10,7: Propheten sind Knechte Gottes; Offb.19,10: Engel sind Mitknechte; Offb.19,10: Alle, die das Zeugnis Jesu haben werden als Knechte bezeichnet. 11 Der Brief des Paulus an Titus 1Kor 7, 22 Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi. Von hier aus gesehen ist dann jeder Christ ein Sklave Christi. Wir sind doch alle Freigemachte und von der Knechtschaft der Sünde 14 erlöst und um einen kostbaren Preis erkauft, zum Eigentum des Herrn Jesus. – So ungefähr lesen wir es auch in unserem heutigen Brief. Tit 2, 14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken. 3. Die Frage nach der Grundlage des Apostels Wir sehen hier im Text neben diesem „aber“, das wir nun geklärt haben, ein weiteres Wort, das uns vielleicht nicht gleich auffällt oder gar Fragen aufwirft. Es ist die Präposition (Fürwort) „nach“ im griechischen Sprachgebrauch kata, 15 das meistens mit „gemäss“ oder „entsprechend“ übersetzt wird/wurde. Schauen wir hin! Es kommt gleich 2x hintereinander im Text vor! ..., aber Apostel Jesu Christi nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die der Gottseligkeit gemäss ist, ... Diese Textpassage ist hoch interessant und bedeutungsvoll. - Warum eigentlich? Hier stellt sich die Frage nach der Grundlage des Apostels. Ist er jetzt Apostel Jesu Christi nach dem Glauben der Auserwählten? (Die Grundlage wären dann die Auserwählten.) Ist er jetzt Apostel Jesu Christi nach der Erkenntnis der Wahrheit, die der Gottseligkeit gemäss ist? (Die Grundlage wären dann die Gottseligkeit.) Anders ausgedrückt: Der Glauben der Auserwählten kann nicht die Grundlage des Apostels sein. Genauso wenig kann die Erkenntnis eines Gläubigen und die Gottseligkeit (Frömmigkeit des Einzelnen) die Grundlage für sein Apostolat ernsthaft ausmachen und entsprechend dieser erkannten Wahrheit eines Gläubigen definiert werden. Das geschieht aber, wenn wir das kata mit nach übersetzen. Die Lösung ist relativ einfach. Wir gebrauchen die andere Übersetzungsmöglichkeit von kata und übersetzen mit für. So wird alles Folgende leicht verständlich und schriftgemäss. Probieren wir´s jetzt mal aus! Demnach ist Paulus Apostel Jesu Christi für den Glauben der Erwählten und ebenso Apostel für die Erkenntnis der Wahrheit, nach der die Gottseligkeit (= praktisches Leben als Christ) bestimmt wird. 14 Röm 6,11f So auch ihr: Haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus! So herrsche nun nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, dass er seinen Begierden gehorche; 15 κατά Präp. (1) mit Akk. gemäss, entsprechend, bezüglich, hinsichtlich (τὰ κ. τινα was jd. betrifft/angeht; κ. τὰ αὐτά auf gleiche/dieselbe Weise; κ. ἐμέ mein; κ. τὸ αὐτό ebenfalls oder zusammen Apg 14,1); κ. τί woran, wie; distributiv (= zusammenlegend, ausklammern) mit Zahlen sowie Zeit- und Ortsbezeichnungen; in, nach, nahe, neben, längs, durch, gegenüber; während, um, zur Zeit von; für, um zu, wegen; (2) mit Gen. gegen; von herab/hinab, in hinein, durch, hindurch; bei, unter Berufung auf (bitten, schwören) 12 Der Brief des Paulus an Titus 3.1 Die Grundlage – der „Glaube der Auserwählten“ nach „Erkenntnis der Wahrheit, die der Gottesfurcht entspricht. Hier ist festzuhalten: Joh.18,37b: „...Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“ Das heisst, dass die Erkenntnis der Wahrheit zur Furcht des Herrn führt. Ein Glaube entsprechend/nach „Erkenntnis der Wahrheit“ ist nicht nur ein „nacktes“ und sachliches Registrieren als Wahrheit, im Sinne von „fürwahrhalten“, sondern es geht um GOTTESFURCHT. (das ist glaubendes aufnehmen) Spr 1,7 Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis. Weisheit und Zucht verachten <nur> die Narren. Sehr zu empfehlen ist ein Bibelstudium zur „Furcht des Herrn“ etwa im Buch der Sprüche! Siehe z.B. : Spr 1,29; 2,5; 8,13; 9,10; 10,27; 14,26.27; 15,16.33; 16,6; 19,23; 22,4; 23,17; 28,14 Gottes Ziel (Vorsatz) hinsichtlich „Erkenntnis der Wahrheit“ 1Tim 2,4 … welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Frage: „Zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ - Wie geschieht das des weiteren? 3.2 Die Grundlage – Hoffnung des ewigen Lebens Tit 1,2 auf HOFFNUNG ewigen Lebens, welches der untrügliche Gott vor ewigen Zeiten verheißen hat; Tit 2,13 in Erwartung der seligen HOFFNUNG und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsres Retters Jesus Christus, Tit 3,7 damit wir, durch seine Gnade gerechtfertigt, der HOFFNUNG gemäß Erben des ewigen Lebens würden. Es gibt Grund genug für diese Hoffnung und Gewissheit … DENN Gott kann nicht lügen; d.h. er macht deshalb keine falschen Hoffnungen. – Das sehen wir in folgenden Aussagen: 4Mo 23,19 19 Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch der Sohn eines Menschen, dass er bereue. Sollte er gesprochen haben und es nicht tun und geredet haben und es nicht halten? Hes 24,14 14 Ich, der HERR, habe geredet. Es kommt, und ich tue es; ich lasse nicht nach; ich bin <deinetwegen> nicht betrübt und lasse es mich nicht gereuen. Nach deinen Wegen und nach deinen Taten richte ich dich, spricht der Herr, HERR. Hab 2,3 3 Denn die Vision gilt erst für die festgesetzte Zeit, und sie strebt auf das Ende hin und 13 Der Brief des Paulus an Titus lügt nicht. Wenn sie sich verzögert, warte darauf; denn kommen wird sie, sie wird nicht ausbleiben. 1Sam 15,29 29 Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist, und es gereut ihn nicht. Denn nicht ein Mensch ist er, dass ihn <etwas> gereuen könnte. (… und das er etwa lügt!) Ein Bild für Hoffnung … Hbr 6,16-20 16 Denn Menschen schwören bei einem Größeren, und der Eid ist ihnen zur Bestätigung ein Ende alles Widerspruchs. 17 Deshalb hat sich Gott, da er den Erben der Verheißung die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses noch viel deutlicher beweisen wollte, mit einem Eid verbürgt, 18 damit wir durch zwei unveränderliche Dinge, bei denen Gott <doch> unmöglich lügen kann, einen starken Trost hätten, die wir unsere Zuflucht dazu genommen haben, die vorhandene Hoffnung zu ergreifen. 19 Diese haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der in das Innere des Vorhangs hineinreicht, 20 wohin Jesus als Vorläufer für uns hinein-gegangen ist, der nach der Ordnung Melchisedeks Hoherpriester in Ewigkeit geworden ist. Mit diesem Wort aus dem Hebräerbrief haben wir ein herrliches Bild der HOFFNUNG vor uns, einer Hoffnung, die sich ganz gewiss (zu ihrer Zeit) erfüllen wird. Gott hat sich zweifach für uns (konkret zur Stelle: auch für die Hebräerchristen) verwendet: 1. durch seine Verheißungen (Vers 17) 2. durch seinen Eidschwur (Vers 17), und 3. zusätzlicher Garant ist der Herr Jesus als „Hoherpriester“ und „fester Anker“ und „Vorläufer“ im Heiligtum. 3.2.1 Was wir von dem Wörtchen „auf“ lernen können. Hier wird uns durch das Wörtchen „auf“ „gute Botschaft“ verkündigt. „… auf Hoffnung ewigen Lebens“. Das ist die feste Grundlage des Apostels (und wird es bleiben); → nämlich (ganz im Bewusstsein) auf die Hoffnung des ewigen Lebens hin zu handeln. (Wenn wir es hinsichtlich des Christenstandes sehen wollen, bedeutet es: „ein Leben in der Gottseligkeit“. Bei dem „ewigen Leben“ geht es ja vorrangig nicht um ein Leben das ewig währt, sondern um ein Leben das „göttliche Qualität“ besitzt. Joh 17,3 Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Johannes macht das dann am Ende seines Evangeliums als seinen eigentlichen Schreibgrund mit einem doppelten „damit“ deutlich: Joh 20,31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen. 3.3 Die Grundlage – ist dem Apostel durch Offenbarung anvertraut worden. 14 Der Brief des Paulus an Titus Wortbedeutung Offenbarung: Etwas zeigen, was bisher unbekannt war. Im NT oft auch als Geheimnis bezeichnet: 1.Kor.15,51; Eph.5,32; Kol.1,26; 2.Thess.2,7; Es ist Offenbarung Gottes, weil ER es sich vorbehält, seine Geheimnisse zu enthüllen: 1Mo 41,16 Da antwortete Josef dem Pharao: Das steht nicht bei mir; Gott wird antworten, was dem Pharao zum Heil ist. Tit 1,3 zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir nach Befehl unseres Retter-Gottes anvertraut worden ist —, 3.3.1 Die vier Aspekte der Offenbarung Gottes Der ZEITPUNKT der Offenbarung (en) „zu seiner Zeit“ Der GEGENSTAND der Offenbarung (en) „sein Wort“ Hbr1,1f 1 Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, 2 hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat; 2Tim 3,16 16 Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, … Das GEFÄSS der Offenbarung (en) „durch Verkündigung“ 2Tim 4,17 Damit durch meine Predigt vollbracht (völlig ausgefüllt) Werde hinsichtlich der Nationen, dass sie hören <können>. Das WERKZEUG der Offenbarung (en) „Paulus“ Hbr 2,2f 2 Denn wenn das durch Engel verkündete Wort* fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing, 3 wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Rettung missachten? Sie ist <ja>, nachdem sie ihren Anfang <damit> genommen hatte, dass sie durch den Herrn verkündet wurde, uns gegenüber von denen bestätigt worden, die es gehört haben, (*Apg 7,53) 2Ptr 1,21 Denn niemals wurde durch einen menschlichen Willen eine Weissagung hervorgebracht, 15 Der Brief des Paulus an Titus Zum Offenbarungsbegriff: 1Kor 3,13 so wird das Werk eines jeden (1) offenbar werden, denn der Tag wird es (2)klarmachen, weil er in Feuer (3)offenbart wird. ἑκάστου τὸ ἔργον (1)φανερὸν γενήσεται, ἡ γὰρ ἡμέρα (2)δηλώσει, ὅτι ἐν πυρὶ (3)ἀποκαλύπτεται· sondern vom heiligen Geist getrieben redeten heilige Menschen, von Gott <gesandt>. (1)φανερόω sichtbar/offenbar machen, bekannt machen, zeigen; pass. sichtbar werden, bekannt werden, sich offenbaren, erscheinen, sich zeigen z.B. Mk 4,22; Lk 8,17 (2)δηλόω klarmachen; offenbaren; erklären, verdeutlichen; zeigen (3)ἀποκαλύπτω aufdecken, offenbar machen, ans Licht bringen Z.B. Off 1,1 Wir sind bestimmt gut beraten, wenn wir den Glauben bei dem „Wort der Wahrheit“ lassen. In Vers 3 sehen wir wie Gott dieses Wort offenbarte (wörtl. = sichtbar gemacht hat) und es dann durch das „gepredigte Wort“ durch die Predigt / als Verkündigung des Apostels verbreitet (kundgetan) hat. Röm 10,17 Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort Christi. Mit Verkündigung ist das Gehörte gemeint. Das was geredet wird, muss im Wort Gottes gegründet und entsprungen sein, sonst ist es keine Verkündigung, die zum gesunden/biblischen Glauben der Auserwählten führt. 3.4 Die Grundlage – der gemeinsame „Glaube der Auserwählten“. Ein Bauplan gehört zu jedem Hausbau. Der ausgeführte Bau muss dem Plan entsprechen. Die einzelnen (Steine oder Gewerke usw.) bilden das Gesamtbauwerk. (Glaube der Auserwählten) Dieser Glaube (egal an welchem Ort des Weltkreises) hat GEMEINSAMKEIT. Besonders deutlich zeigen uns das die Anfangsberichte in der Apostelgeschichte. Apg 2,44-47 16 Der Brief des Paulus an Titus Alle Gläubig gewordenen aber waren beisammen und hatten alles gemeinsam; und sie verkauften die Güter und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer bedürftig war. Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst beim ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich hinzu, die gerettet werden sollten. Dasselbe sehen wir in: Apg 4,32-35 Die Menge derer aber, die gläubig wurden, war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus ab; und große Gnade war auf ihnen allen. Denn es war auch keiner bedürftig unter ihnen, denn so viele Besitzer von Äckern oder Häusern waren, verkauften sie und brachten den Preis des Verkauften und legten ihn nieder zu den Füßen der Apostel; es wurde aber jedem zugeteilt, so wie einer Bedürfnis hatte. Leider begann schon bald diese (Güter-) Gemeinschaft und das Wissen um die Zusammengehörigkeit in dem einen Christusleib zu zerfallen … Paulus muss (ca. 20 Jahre sind seit Apg 2 und 4 vergangen) im 2. Korintherbrief alle „Register ziehen“ und eine reiche Korinther-Gemeinde an ihre Verantwortung als „Christusgemeinde“ zu erinnern. 2Kor 8,14f In der jetzigen Zeit <diene> euer Überfluss dem Mangel jener, damit auch der Überfluss jener für euren Mangel diene, damit Gleichheit entstehe; wie geschrieben steht: »Wer viel <sammelte>, hatte keinen Überfluss, und wer wenig <sammelte>, hatte keinen Mangel.« Der gemeinsame Glaube in seiner GANZHEIT (in allen Gläubigen und Gemeinden) wird u.a. besonders im gemeinsamen Heil deutlich. Judas 3 Geliebte, da ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den ein für alle Mal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen. 3.4.1 Drei Zeitpunkte des Heils (Glaubens) der Auserwählten 1) „nach dem Glauben der Auserwählten“ → erinnert an die (Grundlage) in der Vergangenheit [die uns in Vers 4 als Quelle des Friedens (= Gnade) gezeigt ist) 2) „nach Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist“ bringt unsere Aufmerksamkeit in die Gegenwart. 3) „die Hoffnung des ewigen Lebens“ führt uns die Zukunft vor Augen. 3.4.2 Die Souveränität Gottes im „Glauben der Auserwählten“. 17 Der Brief des Paulus an Titus a) Die Erwählung müssen wir immer in der rechten Perspektive sehen. Und das ist von zwei Seiten her. Gottes Plan, sein Vorhaben und Vorsatz vor Grundlegung der Welt meint den „willentlichen Entschluss Gottes“ zu Rettung der Menschen. b) Grundsätzlich gilt aber auch die Bedingung für das „Aktivieren der Rettung“. Die Bedingung (Vorgabe/Vorsatz) ist der Sohn. In IHM und durch IHN ist Rettung und wird Erwählung sichtbar. c) Das was erforderlich ist … Die Verantwortlichkeit des Menschen, als auch das Wirken des souveränen Gottes in der Auserwählung, schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sind zugleich erforderlich. Erklärt oder gar aufgelöst ist diese Spannung damit nicht, aber das Dilemma einer endlosen und fruchtlosen Suche nach einer Logik verhindert. Hier geht es um die Größe unseres Gottes und nicht um eine bis ins Letzte begreifbare (Glaubens)Logik (?) oder Lösung für unseren „hohen“ Verstand. Ein bekannter Vergleich kann hilfreich sein … Ein Eisenbahngleis besteht aus zwei Schienen, die immer parallel verlaufen müssen und sich nie kreuzen. So ist es mit Gottes Souveränität , die erwählt hat (nämlich im Sohn)und so ist es mit der Verantwortung des Menschen, der sich bekehren muss. Das Gleis steht bildhaft für die Heilsgeschichte, wo eben diese beiden Aspekte immer zu sehen sind. Es ist ein göttliches (und damit unerforschbares) Geheimnis, wie Gott zu Seinem Ziel kommt und zwar so, das Er verherrlicht wird und Ihm niemand jemals einen Vorwurf machen kann. Am Horizont sehen wir dann die Schienen zusammen laufen. Und so wird es am Ende sein, dass Gott auch dieses Geheimnis lüften wird und das Vollkommene gekommen sein wird. Dann werden wir sein Handeln viel besser verstehen (1Kor 13,9.10). 3.4.3 Auserwählt In unserem Text ist die Rede vom Glauben der Auserwählten Gottes. πίστιν ἐκλεκτῶν θεοῦ Das ist zwar wörtlich richtig übersetzt, doch dies führte in der Vergangenheit (und bis heute) leider zu unhaltbaren theologischen Spekulationen. Die Vorsilbe „aus“ ist im Grunde überflüssig und wirkt eher irreführend als erhellend. Dadurch entsteht leider leicht der Eindruck, dass es da einen bestimmten Pool von Menschen gibt, aus dem Gott eine (willkürliche) Auswahl treffen würde. Das kann nicht sein, denn unser Gott ist kein Gott der Willkür, er ist gerecht. Für das „(Aus)Erwählt-Werden-sein-können“ (aus der Welt/aus allen Gottlosen) hat er einen (voraus) bestimmten Weg vorbereitet. Des Weitern dürfen wir „erwählt“ nicht gleich mit „zum Heil bestimmt“ in Verbindung setzen und verquicken. 18 Der Brief des Paulus an Titus Natürlich wusste Gott schon von Anfang an, wer von den Menschen einmal zu seinem Rettungsangebot und Weg sein „JA“ sagen würde. Dieses „JA“ ist der Weg Gottes. Dieses „JA“ zum Sohn entspricht dem Glauben der Auserwählten Gottes. Sein Angebot ist die geschaffene Möglichkeit einer Erwählung durch Christus. Wer Christus wählt und ihm sein Leben anvertraut, gehört zu den Erwählten Gottes. Und das weis Gott schon von Ewigkeit her … Gott hat also nicht ausgewählt, sondern nur erwählt, die durch seinen Sohn gerettet worden sind. Erwählte sind ... Von Gott zum Heil vorausgesehene und im Heil erfasste Menschen. Das Volk Gottes ist ein Volk des Heils. Es besteht aus Ergriffenen und Geliebten, aus Menschen, die Gott in seiner Liebe erfasst hat. Er hat sie in das Königreich seines geliebten Sohnes versetzt. Er hat sie aus der tiefsten und perversesten Sünde herausgezogen. Kol 1,13 ... er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe. 3.4.4 Der Glaube der Erwählten, was ist das für ein Glaube? Der Glaube der Erwählten gründet sich allein auf biblische Tatsachen. Das sind die Aussagen der Bibel ohne Abstriche und Relativierung. Der Glaube heutiger Christen ist leider oft nicht mehr von den Grundwahrheiten der Bibel geprägt. Er macht mehr und mehr „humanistische Abstriche“, relativiert und verweltlicht damit immer mehr und wird dem Schema diese Welt zunehmend ähnlicher … Der Glaube der Erwählten findet seinen Ausdruck im Wandel der Gläubigen. Dieser Wandel der Erwählten hebt sich deutlich von dem Schema dieser Welt ab! Der Glaube der Erwählten erwartet, gemäss der Verheissung Gottes entsprechend, „ewiges Leben“ gleich nach seinem Tod. Das ist seine Glaubenshoffnung und Überzeugung. 4. Zum Schluss Jedem Erwählten Gottes wurde dieselbe Offenbarung, der Hoffnung auf ewiges Leben zuteil. Dadurch sind wir Beauftrage geworden von dieser Hoffnung zu zeugen. (2Kor 5,11-6,1 u. 1Ptr 3,15) 1Ptr 3,15 sondern haltet den Herrn, den Christus, in euren Herzen heilig! Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung jedem gegenüber, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in euch fordert, … Jederzeit sollen wir in der Lage sein davon zu reden und dadurch Christus zu verkündigen. Befleißige dich, indem du Gottes Wort genau kennst und eine gute Zurüstung für diesen Auftrag dir aneignest! Jedem Erwählten Gottes wurde dieselbe Offenbarung, der Hoffnung auf ewiges Leben zuteil. 1Thess 5,8 Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, bekleidet mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils. 2Kor 5,20-6,1 So sind wir nun Gesandte an Christi Statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt; wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm. - Als Mitarbeiter aber ermahnen wir auch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt. 19 Der Brief des Paulus an Titus C) Tit 1,5 und 6-9 Der Auftrag des Paulus „Der Marschbefehl“ Tit 1,5 Deswegen16 ließ ich dich in Kreta zurück17, damit du, was noch mangelte in Ordnung18 bringen und in jeder Stadt19 Älteste anstellen20 solltest, wie ich dir geboten Hier wird Titus mitgeteilt was sein spezieller Auftrag für die ihm bekannten Gemeinden auf Kreta ist. 0. Ein erster Auftrag Verschiedene Mängel in Ordnung bringen Paulus hatte Titus zurückgelassen, um den zwar gemeinsam begonnen, aber noch nicht abgeschlossenen Gemeindebau (Missionsdienst) zu vollenden. Dabei ist nicht nur an eine organisatorische Vervollkommnung gedacht, sondern besonders auch an die Mängel des Glaubens der Kreter. Wörtlich heisst es ja: „was noch mangelte“. Das ist allgemein gehalten ausgedrückt mit dem „was“ und der Vergangenheitsform dazu. Also werden es verschiedene Mängel sein. ( Z. B. die älteren Männer sollen gesund im Glauben sein → Tit 2,2b vgl. 1Tim 3,10 → erprobter und bewährter Glaube bezüglich der Leiterschaft) Mit der apostolischen Aufforderung dieses Werk zu vollenden, sehen wir, was einen umsichtigen „Gemeindemann“ ausmacht. Eine im Glauben begonnene Arbeit soll auch zu Ende geführt werden und nicht auf halber Strecke liegen gelassen werden. Ebenso wie der Geist Gottes in jedem einzelnen beständig an/in uns wirkt und zu uns redet und zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi hinbringen möchte, so verhält es sich auch mit der Gemeinde Gottes. (Eph 4,13 Phil 1,6 Ich bin ebenso in guter Zuversicht, daß der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Christi Jesu. Eph 4,13 16 Dieses „deswegen“ ist nicht rückbezüglich zu verstehen, sondern meint: „zu diesem Zweck“ … und dann wird angegeben, was das im Einzelnen ist. Ein wesentliches Problem (d. h. in der Sache ein äusserst wichtiger und ernst zu nehmender Mangel) war das der fehlenden Ältesten (insbesondere das Nichtvorhandensein von fundierten Lehrern in einem Hirtenteam. 17 zurücklassen → ἀπολείπω loslassen, aufgeben, zurücklassen; verlassen; pass. übrig bleiben Einige Handschriften haben anstelle von ἀπολείπω lassen, zurücklassen, verlassen; pass. oft übrig sein, noch ausstehen, noch gelten (Hbr 4,1); beiseite lassen, vernachlässigen, im Stich lassen; übrig lassen 18 abschliessend ordnen; tun, was noch zu tun ist 19 Kreta war bekannt für die vielen Stadtstaaten und die unter ihnen herrschende Rivalität. Erst durch die römische Besatzung der Insel wurde Frieden sozusagen erzwungen. 20 καθίστημι und καθιστάνω (fut. καταστήσω, aor. κατέστησα, aor. pass. κατεστάθην, fut. pass. κατασταθήσομαι) einsetzen; berufen; (jd. zu etw.) machen; werden lassen; begleiten (Apg 17,15); pass. werden (Jak 4,4) καθό adv. wie, so wie; entsprechend, in dem Maß wie (2Kor 8,12; 1Petr 4,13) 20 Der Brief des Paulus an Titus bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi. Das hier verwendete Wort „in Ordnung bringen“ bedeutet: abschliessend ordnen; tun, was noch zu tun ist. In dieser Zusammensetzung (epi –dia-orthos) kommt es nur hier im NT vor. Dieser Ausdruck wurde in der Medizin bezüglich gebrochener Glieder oder gekrümmter Gliedmaßen verwendet, wenn man sie wieder „ein- oder geraderichtete“. In anderer Zusammensetzung finden wir orthos hinsichtlich der Bewährung/Befähigung des Dieners am Wort, der das Wort der Wahrheit in „gerader Richtung schneiden“ kann (2Tim 2,15) Ein weitere Verwendung findet sich im Umfeld der Kreuzigung, wenn das Kreuz gerade ausgerichtet (senkrecht) wurde. 13 1. Ein zweiter Auftrag Die Einsetzung von Ältesten in jeder Gemeinde Dieser Akt führte in der Vergangeheit bis in unsere Zeit immer wieder zu spekulativen Aussagen und Verirrungen. Mit dem Aufkommen der Brüderbewegung kam auch die unbiblische Lehrbehauptung auf, dass es heute keine Ältesten mehr gibt, da es ja auch keine Apostel mehr gibt, die Älteste einsetzen könnten. Leider hält sich diese Irrlehre bis heute und macht biblisch zielorientierte Gemeindearbeit oft zunichte. Im NT haben wir eindeutig das Zeugnis und die Lehre für die Leitung der Gemeinde durch Älteste. So fordert Paulus die Gemeinde in Thessalonich auf diejenigen „die vorstehen im Herrn“ ganz besonders in Liebe zu achten. Zum anderen sollten wir bedenken, dass letztlich der Heilige Geist Älteste „einsetzt“.21 Wir können von unserer Textstelle ausgehend mit Sicherheit sagen, dass eine Gemeinde die noch keine Ältesten hat (oder ohne Älteste leben möchte) eine Gemeinde mit Mängel ist in der demnach Unordnung vorhanden ist. Anmerkung: Es wäre ohnehin kaum sinnvoll zu begründen, warum gerade während der Apostelzeit Älteste eingesetzt wurden und mit dem Ende des apostolischen Zeitalters Älteste abgeschafft worden wären … 2. Warum braucht eine Gemeinde eine Leitung? Zwischen 53 und 56 n. Chr. wirkte Paulus in der Stadt Ephesus und verabschiedet sich von den Ältesten am Strand von Milet. Wir sehen einen scheidenden Apostel und Gemeindegründer mit Sorge um seine Herde ... Apg 20,26ff 21 Apg 28,20 → Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen <Sohnes>! 21 Der Brief des Paulus an Titus 26 Deshalb bezeuge ich euch am heutigen Tag, daß ich rein bin vom Blut aller; 27 denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluß Gottes zu verkündigen. 28 Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen <Sohnes>! 29 Ich weiß, daß nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. 30 Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. 31 Darum wacht und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen! Nach seiner Entlassung aus der ersten römischen Gefangenschaft (62 n. Chr.) vgl Apg 28, machte Paulus mit Timotheus zusammen einen Besuch in Ephesus, der einen sehr notvollen Zustand zutage brachte und es erforderte, dass Gemeindezucht geübt wurde. Hymenäus und Alexander wurden von Paulus „dem Satan übergeben“. In der Gemeinde existierten mittlerweile falsche Lehren, insbesondere hervorgerufen durch „Irr- und Gesetzeslehrern“ und „Fabeln-Verkündigende-Brüder“. Paulus, der nach Mazedonien weiter zog, hatte Timotheus in Ephesus zurückgelassen, um dem entgegen zu wirken. Von diesem Hintergrund her ist ersichtlich, wie dringend notwendig „Biblische Ältestenschaft“ ist. Timotheus war mit der Liste der Qualifikationen für die Ältesten 22 eine sichere Grundlage für das Erkennen und Einsetzen der Ältesten gegeben, ebenso dem Titus auf Kreta. Frage: Warum ist der Dienst von Ältesten in der neutestamentlichen Gemeinde dringend nötig? Antwort: Titus 1,5 Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste einsetzen solltest, wie ich dir geboten hatte,… Eine Gemeinde ohne Ältestenschaft ist eine „mangelhafte Sache“ und entspricht nicht dem Plan Gottes für biblischen Gemeindebau. (Struktur) 3. Älteste – eine Begriffsbestimmung 3.1. Älteste im AT Der Begriff ÄLTESTER hebräisch = 1) זָ ָקןZaKaN bedeutet alt. ZaKaNTaH von alt sein Dazu: 1Mo 18,12.13 (Sara und Abraham waren alt ...) ; 27,1; Jos 13,1;23; 1Sam 8,1.5; 12,2; Ps 37,25; Pr 23,22; Ru 1,12; 2Ch 24,15 u.ö. 22 Exkurs 4 22 Der Brief des Paulus an Titus 2) Eine weitere Bedeutung von זָ ָקןZaKaN haben wir in der Wiedergabe mit Bart gegeben. s. dazu: Ps 133,2 (Bart des Hohenpriesters Aaron) 1Sam 17,35 (Bart eines Löwen) 3) Des Weiteren finden wir eine Reihe von Zuordnungen in denen Älteste eindeutig als Verantwortungsträger und Führer genannt werden. 4) Der ältere und gereifte Mann war im AT eine natürliche Autoritätsperson. Die Ältesten der Gemeinde 3Mo 4,15; Ri 21,16; Ältester des Hauses 1Mo 24,2 Elieser Älteste einer Stadt 5Mo 19,12; 21,3; 22,15; 25,7; Jos 9,11; Ri 8,14; 1Sam 11,3; 16,4; 1Kön 21,8; Rut 4,2; Esr 10,14 u.a. Älteste Israels 1Sam30,26; 2Sam 19,12; Hes 8,1 Die Ältesten Judas/Jerusalems 2Kön 23,1; 2Chr 34,29 Die Ältesten ... Gileads, Moabs, Mijans u.s.w. Ri 11,5; 4Mo 22,7; 22,4.7 Die Ältesten der Priester 2Kön 19,2; Jes 37,2; Jer 19,1; Die Ältesten Jes 3,2; 9,14; Jon 1,14; Esr 10,8; Mit 30 Jahren durfte im Judentum zu neutestamentlicher Zeit der Mann in der Synagoge lehren. 2Mo 3,16; 4Mo 11,16; 16,25; 5Mo 27,1; Interessant ist, dass Lukas bezüglich der öffentlichen Lehrtätigkeit Jesus darauf Wert legt: 31,9; Jos 7,6 u.a. Lk 3,23 Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er auftrat, und war, wie man Die Ältesten der Stämme Israels meinte, ein Sohn des Josef, des Eli ... 5Mo 31,28; 3.2 Älteste in NT 3.2.1 Presbyter πρεσβύτερος Das griechische Wort für ÄLTESTER lautet presbyteros πρεσβύτερος Es handelt sich dabei um eine Steigerungsform (Komparativ) von einem alten Mann (Positiv) zu einem älteren Mann (Komparativ) In Apg 14,23 (s.a. 1Tim 5,17; Tit 1,5) sehen wir diesen aus dem alttmtl. Griechisch (vgl Apg 2,17 u. Joe 2,28) übernommen Begriff wohl zum ersten Mal als „Amtsbezeichnung“ für die Leiter der christlichen Versammlung verwendet Apg 14,23 Als sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste gewählt hatten, beteten sie mit Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren. vgl. 1Kor 16,15f; Phil 1,1 u. 1Thess 5,12f. Vielerorts wird das Leitungsorgan in Kirchen und christlichen Werken als Presbyterium bezeichnet. Im NT finden wir diese Bezeichnung in 1Tim 4,14. 1Tim 4,14 Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft! Das Presbyterium πρεσβυτέριον ist also die Gesamtheit der Ältesten als Gemeindeleitung. 3.2.2 Vorsteher προεστῶτες Abgeleitet von dem Verb ἵστημι setzen, legen, stellen; προεστῶτες (der,der vorsteht); προΐστημι vorstehen, leiten; sich kümmern um, sorgen für; Tit 3,8.14 πρoιστάμενος einer, der sich schützend (da)vorstellt; über oder vor jmd. Gesetzt sein; Röm 12,8; 1Thess 5,12 (... die vorstehen im Herrn); 1Tim 5,17 23 Der Brief des Paulus an Titus 3.2.3 Aufseher ἐπισκοπή ἐπισκοπέω σκοπέω σκοπέω ἐπίσκοπος Besichtigung, Heimsuchung; Aufsichtsamt; Achtgeben auf, sorgen für; Es wird die andauende Tätigkeit hervorgehoben. Auf ein Ziel blicken; spähen (vgl. Teleskop; Epidiaskop) Auf etw. oder jmd. ( hin)schauen, jmd. beobachten, achtgeben, etw. (als Ziel) ins Auge fassen, seine Aufmerksamkeit auf etw. oder jmd. richten; sich vorsehen oder hüten; achtgeben auf... sorgen für..., sich kümmern um..., sich um etw. annehmen. von σκέπτομαιimmer wieder nach etw. ausschauen; die Lage ständig beobachten, betrachten, überprüfen und untersuchen; (viell. Skeptiker) Der Späher, d. Beobachter, d. Wachmann, d. Kundschafter. (LXX) Hes 3,17 Menschensohn, ich habe dich für das Haus Israel zum Wächter = σκοπὸν gegeben. Und hörst du ein Wort aus meinem Mund, so sollst du sie von mir verwarnen! s.a. Jes 62,6; Jer 6,17 (Prüfer) Das Gegenteil von σκέπτομαι finden wir in Joh 10,12. Joh 10,12 Wer Mietling und nicht Hirte ist, wer die Schafe nicht zu eigen hat, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf raubt und zerstreut dann die Schafe. Ergänzend: σκοπός Das Ziel des Textes ist der Skopos 3.2.4 Führer ἡγουμένων ἡγουμένων abgeleitet von ἡγέομαι hegeomai meinen; führen, leiten; subst. Leiter, Vorsteher. Apg 15,22; Hbr 13,7.17.24 HEGEMONIE = Alleinherrschaft Anmerkung: In Jak 1,2 wird z.B. „wenn ihr in Versuchungen geratet“ genau von diesem Verb abgeleitet. Das heisst, dass dort letztlich doch besser mit „geführt werdet“ übersetzt werden müsste. 3.2.4.1 Drei „führende Organe“ in Apg 15,22 Apg 15,22 Dann schien es den Aposteln und den Ältesten samt der ganzen Gemeinde gut, Männer aus ihrer Mitte zu erwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden: Judas mit dem Beinamen Barsabbas und Silas, führende Männer unter den Brüdern. Τότε ἔδοξε τοῖς ἀποστόλοις καὶ τοῖς πρεσβυτέροις σὺν ὅλῃ τῇ ἐκκλησίᾳ ἐκλεξαμένους ἄνδρας ἐξ αὐτῶν πέμψαι εἰς ᾿Αντιόχειαν σὺν τῷ Παύλῳ καὶ Βαρναβᾷ, ᾿Ιούδαν τὸν καλούμενον Βαρσαββᾶν καὶ Σιλᾶν, ἄνδρας ἡγουμένους ἐν τοῖς ἀδελφοῖς ... Hier haben wir drei „führende Organe“ Apostel, Älteste, führende Männer unter (aus) den Brüdern (Gemeinden). Die Bezeichnung „Führer“ geht auf das Verb führen ἄγω ago zurück. Sie heissen richtigerweise Führer, weil sie führend vorangehen. vgl. dazu 1Ptr 5,2f 24 Der Brief des Paulus an Titus 4. Überblick: Die Wesenszüge eines Mannes, der zum Ältestendienst berufen werden kann. (Qualifikationen) (3_BOB_Tit 1,6-9 Die Qualifikationen zum Ältestendienst) Aufseher 1Tim3 untadelig Mann einer Frau nüchtern besonnen sittsam gastfrei (den Fremden liebend) lehrfähig Aufseher Tit 1 untadelig 2x Mann einer Frau besonnen fromm (heilig) gastfrei (den Fremden liebend) fähig mit der gesunden Lehre zu ermahnen und Widersprechende zu überführen dem zuverlässigen Wort nach der Lehre anhängen Diakone und Frauen 1Tim 3 untadelig Mann einer Frau nüchtern würdig/würdig den Glauben mit reinem Gewissen bewahren milde das Gute liebend gerecht enthaltsam dem eigenen Haus wohl vorstehen der seine Kinder mit würdigem Ernst in Unterordnung hält ein gutes Zeugnis „draußen“ kein Neuling nicht geldliebend nicht dem Wein ergeben kein Schläger nicht streitsüchtig treu in allem den Kindern und den eigen Häusern wohl vorstehen mit gläubigen/treuen Kindern ohne ausschweifendes Leben und Aufsässigkeit nicht schändlichem Gewinn nachgehend nicht dem Wein ergeben kein Schläger nicht jähzornig nicht schändlichem Gewinn nachgehend nicht vielem Wein ergeben nicht doppelzüngig / nicht verleumderisch nicht eigenmächtig Die meisten der biblischen Qualifikationen beziehen sich auf die moralischen und geistlichen Qualitäten des Ältesten. Der Charakter des Hirten-Ältesten muss ganz bestimmt Eigenschaften aufweisen. Allen voran steht die geforderte Untadeligkeit der Ältesten und das es ein Verwalterdienst 23ist. Was darunter zu verstehen ist, wird in der nachfolgende Auflistung deutlich gemacht. 1Tim 3,1 Das Wort ist gewiss ... Anmerkung: πιστὸς ὁ λόγος = hier glaubwürdig, zuverlässig, wahr24 Die folgenden Ausführungen sind also von höchster Zuverlässigkeit und Bedeutung für Timotheus und auch Titus, damit sie erkennen können, wer die Brüder sind, die in den Leitungsdienst der Gemeinde eingesetzt werden können. 23 24 Tit 1,7 als Gottes „Ökonom“ = ὡς θεοῦ οἰκονόμον vgl. 1Tim 1,15; 3,1; 4,9; 2Tim 2,11; Tit 3,8 25 Der Brief des Paulus an Titus 1Tim 3,14f Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen; wenn ich aber zögere, damit du weißt, wie man sich verhalten muß im Hause Gottes, das die Gemeinde des lebendigen Gottes ist, die Säule und die Grundfeste der Wahrheit. Hier, wie auch in Titus 1,5ff wird die Dringlichkeit der Einsetzung einer qualifizierten Ältestenschaft deutlich. 4.1 Die drei „klassischen Texte“ (Grunmdlagen) hinsichtlich der Wesenszüge eines Mannes, der zum Ältestendienst berufen werden kann. 1.Timotheus 3,2-7 Titus 1,6-9 1. Petrus 5,1-3 1 Das Wort ist gewiß: Wenn jemand nach einem Aufseherdienst trachtet, so begehrt er ein schönes Werk. 2 Der Aufseher nun muß untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig, 3 kein Trinker, kein Schläger, sondern milde, nicht streitsüchtig, nicht geldliebend, 4 der dem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält 5 - wenn aber jemand dem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Gemeinde Gottes sorgen? -, 6 nicht ein Neubekehrter, damit er nicht, aufgebläht, dem Gericht des Teufels verfalle. 7 Er muß aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, damit er nicht in übles Gerede und in den Fallstrick des Teufels gerät. 6 wenn jemand untadelig ist, Mann einer Frau, gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt oder aufsässig sind. 7 Denn der Aufseher muß untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht jähzornig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, 8 sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, heilig, enthaltsam, 9 der an dem der Lehre gemäßen zuverlässigen Wort festhält, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen. 1 Die Ältesten unter euch nun ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden des Christus <und> auch Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: 2 Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, Gott gemäß, auch nicht aus schändlicher Gewinnsucht, sondern bereitwillig, 3 nicht als die, die über ihren Bereich herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde werdet! 4 Und wenn der Oberhirte offenbar geworden ist, so werdet ihr den unverwelklichen Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen. 5 Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter! Alle aber umkleidet euch mit Demut <im Umgang> miteinander! Denn "Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade". 4.1.1 25 Qualifikationskriterien zum Ältestendienst 1. untadelig ἀν-επί-λημπτος 1Tim 3,2; Tit 1,6 ἐπιλαμβάνομαι ergreifen, auch: angreifen untadelig, ohne Tadel; nicht anklagbar, unangreifbar, tadellos. D. h. aber nicht, dass er völlig fehlerfrei wäre ... also sittlich vollkommen, sondern er muss einer sein, der keine Handhabe zu gerechtfertigtem Tadel bietet. Ergänzend: 1Tim 3,10 Auch sie aber sollen zuerst erprobt werden, dann sollen sie dienen, wenn sie untadelig sind. (vgl. 1Tim 5,24f) 26 Der Brief des Paulus an Titus 2. Mann einer Frau μιᾶς γυναικὸς ἀνήρ 1Tim 3,2; Tit 1,6 „Mann einer einzigen Frau“ ... ein „Einfraumann“ Seiner Frau treu sein (kaum: nur einmal verheiratet). 3. gläubige Kinder haben τέκνα ἔχων πιστά Tit 1,6 Kinder habend treu/gehorsam πιστός vertrauenswürdig, glaubwürdig, zuverlässig, treu, gläubig 4. nicht jähzornig ὀργίλος Tit 1,7 Anders ausgedrückt sehr leidenschaftlich, und von daher zu Zorn oder Wut neigend; leicht zu reizen; aufbraußend ... ein „Hitzkopf“ Jakobus 1,20 Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit. Sprüche 29,22 Ein zorniger Mann erregt Streit (oder zettelt schnell einen Prozess an), und ein Hitziger ist reich an Vergehen. Spr 15,18 Ein hitziger Mann erregt Zank, aber ein Langmütiger beschwichtigt den Rechtsstreit. Spr 26,21 Kohle zur Kohlenglut und Holz zum Feuer und einen zänkischen Mann, um Streit zu entfachen. Zorn ὄργη 5. nüchtern νηφάλιος 1Tim 3,3; Tit 1,8 1) Von diesem Adjektiv abgeleitet ist der Begriff „Fasten“. Einer der nüchtern ist, ist unbeschwert. Er kann seine ganze Aufmerksamkeit und Kraft einer Sache zuwenden. - Er ist nicht mit „Verdauung“ beschäftigt. Nüchtern heisst letztlich auch wirklich die Sache sachlich sehen. 2) eigtl. frei sein von übermässigen Weingenuss; Im NT nur übertragen verstanden: Frei sein von jeder Art von Überschwänglichkeit, Leidenschaft, Verwirrung und Überstürzung; ruhig, besonnen und beherrscht sein; Verstand, Sinne und Gefühle völlig unter Kontrolle haben. 1Thess 5,6-8 Also lasst uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein! Denn die da schlafen, schlafen bei Nacht, und die da betrunken sind, sind bei Nacht betrunken. Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, bekleidet mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils. 2Tim 4,5 Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tu das Werk eines Evangelisten, vollbringe deinen Dienst! 1Ptr 4,7 Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet! 1Ptr 5,8 Seid nüchtern, wacht! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. 27 Der Brief des Paulus an Titus 6. besonnen σώφρων 1Tim 3,3 auch: (moralisch) wachsam und diskret sein. 1Pe 1,13 verständig, vernünftig, von gesundem und unversehrtem Verstand und Sinn (Denken) "gesunder Menschenverstand" Ursprünglich kommt das Wort von φρήν = Verstand, Wille Einsicht, Gemüt 1Kor 14,20 Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber seid Erwachsene! Nüchternheit schliesst ein gutes Maß an Selbstbeherrschung ein. besonnen 1Kor 14,20 Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber seid Erwachsene! 7. sittsam oder anständig κόσμιος 1Tim 3,2 ehrbar, geordnet, zuchtvoll, gesittet, würdig, ordentlich, mässig, bescheiden 1Tim2,9 ... ebenso, dass auch <die> Frauen sich in würdiger Haltung mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit (σωφροσύνη = Vernünftigkeit; Besonnenheit, Selbstbeherrschung) schmücken. κοσμέω in Ordnung bringen; schmücken Zusammenfassend heißt das letztlich geordnet sein. Die Grundableitung kommt von dem „etwas zählen“ oder „ordnen“ her. Das Wort KOSMOS bedeutet Ordnung. (Mt 13,35 Lu; 11,50; Joh 17,5; Ro 4,13; Php 2,15; Heb 4,3) Das Gegenteil wäre CHAOS. Folgerung: Das was geordnet ist, ist zugleich ein Schmuck (1Ptr 3,3), eine Ehre oder Glanz. Weitere Bedeutung: Die ( An)ordnung, d. Einteilung; auch milit. t.t. für d. Aufstellung eines Heeres; d. Schmuck (vgl.: durch "Make up" sein Gesicht "ordnen" —>"Kosmetik"); 8. gastfrei φιλόξενος (gastfreundlich) Tit 1,8; 1Tim 3,2 wörtlich wiedergegeben bedeutet es „den Fremden liebend“ 5Mo 10,18 ... der Recht schafft der Waise und der Witwe und den Fremden liebt, so dass er ihm Brot und Kleidung gibt. φιλοξενία Gastfreundschaft vgl. Hbr 13,1f Das ist schon etwas anders gelagert, als jemand nur sonntags zum Essen einzuladen. Ein Ältester muss ein anderes Format aufweisen. Er orientiert sich an Christus, der uns schon liebte als wir noch mit Fäusten gegen ihm standen und feindliche Gesinnung uns zu eigen war. 25 25 Rö 5,6f Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen möchte vielleicht jemand auch zu sterben wagen. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. 28 Der Brief des Paulus an Titus 9. lehrfähig διδακτικός Tit 1,9; Tim 3,2 zum Unterrichten/ Lehren befähigt und begabt;zum Lehren geeignet 26 Der Lehrer διδάσκαλος ist eine besondere Gabe. In Eph 4,11 ist er genannt. Hier handelt es sich um die Befähigung mit dem Wort der Wahrheit den Gemeindegliedern Erbauung, Nahrung und Ermahnung geben zu können. 2Tim 2,2 Und was du von mir gehört hast durch viele Zeugen, das befiehl treuen Menschen, die da tüchtig sind, auch andere zu lehren. Anmerkung: Ein guter Lehrer oder ein Bruder der predigt ist nicht unbedingt gleichzeitig auch ein guter Ältester. 10. kein Trinker μὴ πάροινον Tit 1,7; 1Tim 3,3 Trunkenbold; Trinker πάροινος trunksüchtig, liederlich, übermütig Paulus führt hier eine starke Warnung an. Er spricht zwar kein Alkoholverbot aus, aber warnt deutlich vor Missbrauch. - Trunkenheit (Sucht) ist Sünde. In der Schrift haben wir aber dennoch zahlreiche Warnungen vor dem Genuss starker (berauschender) Getränke. Jes 27 5,11.22; Spr 20,2;23,30-35; Hos 4,11 u.a. Spr 31,4f Nicht für Könige <ziemt es sich>, Lemuel, nicht für Könige, Wein zu trinken, noch für Fürsten <zu fragen>: Wo ist Rauschtrank? Sonst trinkt einer und vergißt, was vorgeschrieben ist, und verändert den Rechtsanspruch aller Elenden. - 11. kein Schläger μὴ πλήκτην Tit 1,7 Schläger, Raufbold, gewalttätiger Mensch πλήσσω schlagen Es ist erstaunlich, dass gerade solche Schläger immer wieder einen gewissen Fanclub (Gemeinde) um sich haben, die solche Schläge gerne ertragen. Beispiel Korinth: 2Kor 11,20 Denn ihr ertragt es, wenn jemand euch knechtet, wenn jemand <euch> aufzehrt, wenn jemand <euch> einfängt, wenn jemand sich überhebt, wenn jemand euch ins Gesicht schlägt. 26 Eph 4,11f Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi,... 27 Jes 5,11 Wehe denen, die sich früh am Morgen aufmachen, um Rauschtrank nachzujagen, die bis spät am Abend bleibena, <dass> der Wein sie erhitze. Jes 5,22 Wehe denen, die Helden sind im Weintrinken und tapfere Männer im Mischen von Rauschtrank. Spr 20,1 Ein Spötter ist der Wein, ein Lärmer der Rauschtrank; und jeder, der davon taumelt, ist unweise. Spr 23,30-35 Die spät beim Wein noch sitzen, die einkehren, um den Mischkrug zu erforschen. Sieh den Wein nicht an, wenn er so rötlich schimmert, wenn er im Becher funkelt <und> leicht hinuntergleitet. Zuletzt beisst er wie eine Schlange und speit <Gift> wie eine Viper. Deine Augen sehen Seltsames, und dein Herz redet Verworrenes, und du bist wie einer, der im Herzen des Meeres liegt, und wie einer, der da liegt im Ausguck am Mast. Hos 4,11 Hurerei, Wein und Most nehmen den Verstand weg. 29 Der Brief des Paulus an Titus 12. nicht schändlichen Gewinn anstrebend μὴ αἰσχροκερδῆ Tit 1,7 ἄισχος Schande, Schmähung, Häßlichkeit αἰσχροκερδής gewinnsüchtig, habgierig, schändlich, unanständig, schmutzig, hässlich, schimpflich, unsittlich, unangemessen, verunehrend; ... es ist eine Schande ...; Eph 5,11f Und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellt sie vielmehr bloß! Denn was heimlich von ihnen geschieht, ist selbst zu sagen schändlich. 1Kor 11,6 Denn wenn eine Frau sich nicht verhüllt, so werde <ihr> auch <das Haar> abgeschnitten; wenn es aber für eine Frau schändlich ist, daß <ihr das Haar> abgeschnitten oder geschoren wird, so soll sie sich verhüllen. 1Kor 14,35 Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden. 1Ptr 5,2 Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, Gott gemäß, auch nicht aus schändlicher Gewinnsucht, sondern bereitwillig, Ergänzend: Das in 1Tim 3,3 gebrauchte Wort ἀφιλάργυρος „nicht Geld liebend“ oder „frei von Geldliebe“ ist dem „schändlichen Gewinn nachgehend“ sehr ähnlich. Die Pharisäer waren Geldliebhaber. Lk 16,14 Dies alles hörten aber auch die Pharisäer, die geldliebend waren, und sie verhöhnten ihn. Sie beuteten z.B. die in Not gekommenen Witwen aus. Mk 12,38-40 Und er sprach in seiner Lehre: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Gewändern einhergehen wollen und die Begrüßungen auf den Märktenund die ersten Sitze in den Synagogen und die ersten Plätze bei den Gastmählern <lieben>; die die Häuser der Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete halten! Sie werden ein schwereres Gericht empfangen. Irrlehrer waren genauso hinter dem Geld her ... 1Tim 6,5-9 ... ständige Zänkereien von Menschen, die in der Gesinnung verdorben und der Wahrheit beraubt sind und meinen, die Gottseligkeit sei <ein Mittel> zum Gewinn. ... Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken. Tit 1,11 ... denen man den Mund stopfen muß, die ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen Gewinnes willen lehren, was sich nicht geziemt. Hbr 13,5 Der Wandel sei ohne Geldliebe; begnügt euch mit dem, was vorhanden ist! 30 Der Brief des Paulus an Titus 13. heilig ὅσιος Tit 1,8 fromm, heilig, frei von Schlechtigkeit und Verunreinigung durch Sünde sowie jede moralische Verpflichtung richtig erfüllend: rein, gottgefällig, gottesfürchtig, gewissenhaft, (ge)recht Das bedeutet, Gott und seinem Wort letztlich fest verpflichtet zu sein – abgesondert für Gott und ihn erfreuend ... Ein solcher Ältester lässt sich nicht von „modernen Winden“ umwerfen. Er hängt sein Fähnchen nicht in den Wind ... Nicht das, was die christliche Gesellschaft fordert ist entscheidend, sondern was ein heiliger Gott geredet hat. 14. enthaltsam ἐγκρατής Tit 1,9 wörtlich: in [sich]-Kraft/Halt habend) enthaltsam, beherrscht, voller Selbstbeherrschung; etwas, jemand oder sich selbst in seiner Gewalt haltend (nämlich seine Triebe); κρατός Tüchtigkeit, Stärke, Kraft Apg 19,20 Also mächtig wuchs das Wort des HERRN und nahm überhand. Eph 1,19 und welche da sei die überschwängliche Grösse seiner Kraft an uns, die wir glauben nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke, Eph 6,10 Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem HERRN und in der Macht seiner Stärke. Kol 1,11 und wachset in der Erkenntnis Gottes und gestärkt werdet mit aller Kraft nach seiner herrlichen Macht zu aller Geduld und Langmütigkeit mit Freuden, 15. an der Lehre festhaltend ἀντεχόμενο Tit 1,9 ἀντεχόμενον (έχομαι) sich halten an, sich angelegen sein lassen, sich kümmern um; einer, der sich an … hält. διδαχή (διδάσκω) Unterweisung, Lehre (das, was gelehrt wird, oder die Lehrtätigkeit). πιστός glaubwürdig, zuverlässig ὁ κατὰ τὴν διδαχὴν πιστὸς λόγος das zuverlässige Wort, wie es der (rechten) Lehre entspricht. δυνατός stark; imstande sein, fähig sein διδασκαλία Unterweisung, Lehre. ὑγιαινούσῃ ὑγιαίνω (ὑγιής gesund) gesund sein; heilsam! ἐλέγχειν (ἐλέγχω) ans Licht bringen; überführen; zurechtweisen Hier wird offenbar aus welchem „Holz“ der Älteste geschnitzt ist: Die Lehrfähigkeit muss vorhanden sein. Festgeklammert am Wort der Wahrheit ... (an der gesunden Lehre/Grundlage) Der Älteste muss diesem Wort entsprechend ermahnen, zurechtweisen, überführen können ... In besonderer Weise muss der Älteste fähig sein die „Widersprechenden“ zu überführen und die Aufsässigen in die Schranken zu weisen ...(V11 → den Mund stopfen ... d. h. ihn zum Schweigen bringen 31 Der Brief des Paulus an Titus 16. gerecht δίκαιον Tit 1,8 rechtschaffen und aufrichtig; Rechtschaffen sein heisst, im Einklang mit Gottes gerechten Massstäben zu leben. 1Joh 3,7 Kinder, niemand verführe euch! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er gerecht ist. Spr 29,7 Der Gerechte ist bedacht auf den Rechtsanspruch der Geringen; der Gottlose versteht sich nicht auf Erkenntnis. Hiob als Beispiel für einen gerechten Mann Hi 1,1 Es war ein Mann im Lande Uz, sein Name war Hiob. Und dieser Mann war rechtschaffen und redlich und gottesfürchtig und mied das Böse. Wie handelte Hiob? Hi 29,14-17 Ich kleidete mich in Gerechtigkeit, mich bekleidete wie ein Oberkleid und Kopfbund mein Recht. Auge wurde ich dem Blinden, und Fuß dem Lahmen war ich! Ein Vater war ich für die Armen, und den Rechtsstreit dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich. Und ich zerschmetterte die Kinnladen des Übeltäters, und seinen Zähnen entriß ich die Beute. 17. milde ἐπιεικής 1Tim 3,3 nachgiebig, gütig (eigentlich abgeleitet und zusammengesetzt von ἐπι - είκων Abbild; Götzenbild) Auf Schicklichkeit bedacht sein; nicht mit Schärfe auf sein Recht bestehend, nicht auf den Buchstaben des Gesetztes pochend; anderen etwas zubilligend; passend Phil 4,5 Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen! Der HERR ist nahe! Tit 3,2 ... niemand lästern, nicht hadern, gelinde seien, alle Sanftmütigkeit beweisen gegen alle Menschen. Jak 3,17 Die Weisheit aber von Oben her ist aufs erste keusch, danach friedsam, gelinde, lässt sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei. 1Pe 2,18 Ihr Knechte, seid untertan mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen. 18. nicht streitsüchtig ἄμαχος 1Tim 3,3 friedfertig, nicht streitsüchtig, ohne Kampf, ohne Streit, friedliebend μάχη der militärische (Zwei-)Kampf; die Schlacht μάχομαι kämpfen Tit 3,2 Erinnere sie, <staatlichen> Gewalten <und> Mächten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein, niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, milde <zu sein>, an allen Menschen alle Sanftmut zu erweisen! 32 Der Brief des Paulus an Titus 19. nicht eigenmächtig αὐθάδης Tit 1,7 eigenmächtig, rücksichtslos (Das Wort kommt nur 2x im NT vor.) Das Wort ist zusammengesetzt aus ἀυτός selbst, derselbe ... und von ἥδονη Lust, Freude ἥδομαι sich freuen; Vergnügen haben, gefallen, sich’s wohl gehen lassen; wörtlich: sich selbst gefallend oder behagend, selbstgefällig. HEDONISMUS = Die Lehre, dass das Streben nach Lust alles menschliche Handeln und Verhalten entscheidend bestimmt. Ein solcher Charakter wirkt anmassend, rücksichtslos, keck, arrogant, übermütig und überheblich. Das sehen wir mit der zweiten Schriftstelle: 2Ptr 2,10 ... die in befleckender Begierde dem Fleisch nachlaufen und Herrschaft verachten, Verwegene, Eigenmächtige; sie schrecken nicht davor zurück, Herrlichkeiten zu lästern, 20. nicht herrschend κατακυριεύοντες 1Ptr 5,3 κυριεύω überwältigen, unterdrücken; Herr sein; (gewalttätig) herrschen herrschen über einen Beeich: κλῆρος Los; (das) Verloste, Anteil; hier der Teil der Gemeinde bzw. die Einzelgemeinde, für die jmd. verantwortl. ist, übers. etwa die (euch) Anvertrauten. τύπος sichtbarer Eindruck; Vorbild Gott möchte keine gewaltsame Bevormundung seiner Gemeinde. Die Hirten Israels hatten immer wieder versagt. Hes 34,4 Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt und das Kranke nicht geheilt und das Gebrochene nicht verbunden und das Versprengte nicht zurückgebracht und das Verlorene nicht gesucht, sondern mit Härte habt ihr über sie geherrscht und mit Gewalt. Ein solcher Un-Hirte war Diotrephes. 3Joh 9-10 Ich habe der Gemeinde etwas geschrieben, aber Diotrephes, der gern unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht an. Deshalb, wenn ich komme, will ich seine Werke in Erinnerung bringen, die er tut, indem er mit bösen Worten gegen uns schwatzt; und sich hiermit nicht begnügend, nimmt er selbst die Brüder nicht an und wehrt auch denen, die es wollen, und stößt sie aus der Gemeinde. Das Beispiel Jesus ... Mk 10,42-45 Und Jesus rief sie zu sich und spricht zu ihnen: Ihr wißt, daß die, welche als Regenten der Nationen gelten, sie beherrschen und ihre Großen Gewalt gegen sie üben. So aber ist es nicht unter euch; sondern wer unter euch groß werden will, soll euer Diener sein; und wer von euch der Erste sein will, soll aller Sklave sein. Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. 21. nicht aus Zwang, sondern freiwillig μὴ ἀναγκαστῶς ἀλλὰ ἑκουσίως 1Ptr 5,2 ἀναγκαστῶς gezwungen; ἑκουσίως freiwillig Gottes Absicht ist es nicht, dass in seiner Gemeinde lustlose und widerwillige Hirten vorstehen. Die Herde zu hüten muss eine innere Berufung sein. 33 Der Brief des Paulus an Titus Die Motivation zum Dienst als Hirte muss von Gott gewirkt sein. 2Kor 9,7 Jeder <gebe>, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruß oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott. 5Mo 15,10 Willig sollst du ihm geben, und dein Herz soll nicht böse sein, wenn du ihm gibst. Denn wegen dieser Sache wird der HERR, dein Gott, dich segnen in all deinem Tun und in allem Geschäft deiner Hand. 22. dem eigenen Haus gut vorstehend τοῦ ἰδίου οἴκου καλῶς προϊστάμενον Tit 3,4 Das ist ein Dauerauftrag ... (Präsens! Aktiv!) ... der die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält ... , τέκνα ἔχοντα ἐν ὑποταγῇ, μετὰ πάσης σεμνότητος ... und bedeutet, dass die Kinder der Autorität des Vaters (Mutter) gehorchen und mit (per) aller Ehrbarkeit (an)geleitet werden sollen. Kinder (Leibesfrucht) sind eine Gabe Gottes, die es im Blick auf Gottes Heiligkeit hin zu „verwalten“ gilt. Für den Vater heißt dies, dass er seine Kinder in Ehrfurcht vor Gott erzieht und nicht in Lässigkeit einen eigenen Maßstab wählt. Unterordnung ist ein Begriff aus dem milirärischen Bereich, dennoch findet er hier unter anderem Vorzeichen Anwendung. Ziel der Erziehung des Vaters ist eine (freiwillige, einsichtige) Unterordnung unter seine Leiterschaft. Wenn diese Leiterschaft klappt, wird das sichtbar werden und so zur Qualifikation oder Disqualifikation bezüglich eines Ältestendienstes führen. Väter sind vom Wort her gehalten ihre Kinder nicht zum Zorn zu reizen. Eph 6,4 Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn! 23. nicht neubekehrt νεό-φυτος 1Tim 3,6 neugepflanzt; (übertr. neubekehrt) C. H. Spuregon sagte einmal: „Sollten wir als Nation gefordert sein, Haus und Herd zu verteidigen, würden wir nicht unsere Jungen und Mädchen mit Schwert und Gewehr zur Abwehr des Feindes hinaussenden. – So darf auch die Gemeinde nicht jeden redegewandten Neuling oder unerfahrenen Eiferer aussenden, um für den Glauben zu kämpfen. Die Furcht des Herrn muss den jungen Mann zuerst Weisheit gelehrt haben, oder er kann noch kein Hirte sein. Die Gnade Gottes muss seinen Geist gereift haben, oder er muss noch warten.“ (Zit.: B. Peters; Weder Demokratie noch Diktatur; S.67) Eine große Gefahr für den „Neugepflanzten“: τυφωθείς von τυφόω benebeln; übertr. eingebildet/hochmütig werden; verblendet werden; wörtlich: von Rauch erfüllt... Ergänzend: τυφωθείς ist hergeleitet von θύω schütteln, kräftig hin und her bewegen; 34 Der Brief des Paulus an Titus Durch die Umwölkung seines Herzens und seines Verstandes kann er weder sich noch andere richtig beurteilen. Er ist überheblich und oft hin und her bewegt ... vgl. 1Tim 6,3f; 2Tim 3,1-5 28 Hochmut kommt vor dem Fall! Hes 28,14-17 Du warst ein mit ausgebreiteten <Flügeln> schirmender Cherub, und ich hatte dich <dazu> gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen gingst du einher. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen wurdest, bis sich Unrecht an dir fand. Durch die Menge deines Handels fülltest du dein Inneres mit Gewalttat und sündigtest. Und ich verstiess dich vom Berg Gottes und trieb dich ins Verderben, du schirmender Cherub, aus der Mitte der feurigen Steine. Dein Herz wollte hoch hinaus wegen deiner Schönheit, du hast deine Weisheit zunichte gemacht um deines Glanzes willen. Ich habe dich zu Boden geworfen, habe dich vor Königen dahingegeben, damit sie ihre Lust an dir sehen. 24. das Gute liebend φιλάγαθος Tit 1,8 Diese Formulierung haben wir nur 1x im NT. Damit ist aber das gemeint, was „Gottes“ ist. Alle gute Gabe ist von Gott. Mt 7,11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten! Die Pharisäer sind „böser Natur“... Mt 12,34f Otternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor. Röm 7,18f Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. 2Thess 3,13 Ihr aber, Brüder, werdet nicht müde, Gutes zu tun! Paulus fordert besonders die reichen Brüder auf: 1Tim 6,18 Gutes zu tun, reich zu sein in guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam, ... 6x haben wir im Titusbrief das „gute Werk“: Tit 1,16; 2,7; 2,15; 3,2; 3,5; 3,8; 3,13 3Joh 11 Geliebter, ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute! Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen. 28 1Tim 6,3f Wenn jemand anders lehrt und sich nicht zuwendet den gesunden Worten unseres Herrn Jesus Christus und der Lehre, die gemäß der Gottseligkeit ist, so ist er aufgeblasen und weiß nichts, sondern ist krank an Streitfragen und Wortgezänken. Aus ihnen entstehen: Neid, Streit, Lästerungen, böse Verdächtigungen 2Tim 3,1-5 Dies aber wisse, daß in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen. Und von diesen wende dich weg! 35 Der Brief des Paulus an Titus Der Lebenswandel eines gesunden Christen und „Ältestenanwärters“ muss deutlich das Gute aufweisen. 25. mit einem guten Zeugnis (μαρτυρία) von denen, die draußen sind 1Tim 3,7 μαρτυρία Zeugnis (das Bezeugen od. das Bezeugte); Leumund, Ruf Wörtlich beginnt dieses Qualifikationsmerkmal mit einer Formulierung, die auf die Wichtigkeit der folgenden Sache hinweist und sie zur Bedingung werden läßt! 1Tim 3,7 Er muß aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, damit er nicht in übles Gerede und in den Fallstrick des Teufels gerät. 1Tim 3,7 δεῖ δὲ καὶ μαρτυρίαν καλὴν ἔχειν ἀπὸ τῶν ἔξωθεν, ἵνα μὴ εἰς ὀνειδισμὸν ἐμπέσῃ καὶ παγίδα τοῦ διαβόλου. δεῖ „Es ist nötig, dass ...“ Und dann wird gezeigt, warum es nötig ist: ἵνα „..., damit er μὴ nicht in den Fallstrick (Fesseln) des diabolos gerät ...“ Ein Fallstrick ist das, was (plötzlich) Unglück, Verlust und Zerstörung bringt. Ist erstmal ein übles Gerede in der Öffentlichkeit, haftet dieser Makel „ewig“ ... an der Gemeinde! 1Kor 10,32f Seid unanstößig, sowohl für Juden als auch für Griechen als auch für die Gemeinde Gottes! wie auch ich in allen Dingen allen zu gefallen strebe, dadurch daß ich nicht meinen Vorteil suche, sondern den der vielen, dass sie errettet werden. Phil 2,15 ... damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie <Himmels->Lichter in der Welt, Kol 4,5f Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, kauft die <rechte> Zeit aus! Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt; ihr sollt wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt! Zum Thema Wandel: 1Thess 4,11f; 1Tim 2,1f; 5,14; 6,1; Tit 2,5.8.10; 3,1; 1Ptr 2,12.15; 3,1.16 36 Der Brief des Paulus an Titus D) Tit 1,10-16 Die Anwesenheit „falscher Lehrer“ (Irrlehrer) in den jungen Gemeinden Kretas Tit 1,10-16 Denn 29es gibt viele Aufsässige, hohle Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, denen man den Mund stopfen muß 30, die ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen Gewinnes willen lehren, was sich nicht geziemt. Es hat einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: »Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche.« Dieses Zeugnis ist wahr. Aus diesem Grund weise sie streng zurecht, damit sie im Glauben gesund seien und nicht auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen achten, die sich von der Wahrheit abwenden! Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern befleckt ist sowohl ihre Gesinnung als auch ihr Gewissen. Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich und ungehorsam und zu jedem guten Werk unbewährt. Wir müssen hier sehen, dass mit dem vorangestellten denn dieser Abschnitt eine Folgerung oder Begründung der eben als notwendige Voraussetzung geschilderten Fähigkeiten der Gemeindeältesten ist. (VV6-9) Solche sollen ja fähig sein, mit der gesunden Lehre zu ermahnen und die Widersprechenden (Aufsässigen) zu überführen. Die „Widersprecher“ sind diejenigen, die sich nicht der gesunden Lehre (und solchen Lehrern) unterworfen (unterstellt) haben. Die Gemeinden des NTs kannten mehr als wir heute den „offenen Gottesdienst“ wie wir ihn in etwa in 1Kor 14 angeführt haben: 1Kor 14,26 Was ist nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Offenbarung, hat eine Sprache<nrede>, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung. Wir können uns von daher die Vorgehensweise dieser schändlichen Lehrer gut vorstellen, dass sie gerade auch in diesem Rahmen die Gelegenheit für ihre falsche (ungeziemende) Verkündigung nützten. Als Paulus diesen Brief schrieb sind solche „Typen“ (noch) in dieser verkehrten und gefährlichen Haltung in den Gemeinden tätig. Paulus muss hiervon Kenntnis haben, denn er fährt massiv fort, dass Titus alles dransetzen muss solche zersetzenden Menschen „den Mund zu stopfen“. Vers 10: Denn es gibt viele Aufsässige, hohle Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, 1. Drei gefährliche „Gruppen“ Wir haben hier drei „Gruppen“ von problematischen Menschen, die ihr Unwesen in den Gemeinden Kretas treiben. 1.1 Die Aufsässigen 31 29 γὰρ denn ἐπιστομίζω den Mund stopfen; zum Schweigen bringen Bei Plato bedeutete der Ausdruck „den Mund stopfen“: jemand zum Schweigen bringen durch die Macht der Vernunft. 31 ἀνυπότακτος nicht unterworfen; unbotmässig, widersetzlich, aufsässig 30 37 Der Brief des Paulus an Titus Diese Aufsässigen sind Kreter, die sich nicht unter 32 die Autorität Gottes und die gesunden Lehre stellen wollen. Hingegen wird schon von den Kindern der Ältesten erwartet, dass sie nicht aufsässig sein sollen. (vgl. Tit 1,6 nicht der Aufsässigkeit anklagbar) Im 1Tim 1,6 warnt Paulus auch Timotheus vor solchen Leuten, die sich „leerem Geschwätz“ zugewandt haben. 1.2 Die Schwätzer33 Das sind Kreter-Typen, deren Tun/Eigenschaften/Charakter mit „schwätzerisch“ betitelt wird. Sie werden hier mit einem Adjektiv/Eigenschaftswort bezeichnet, das im NT nur an dieser Stelle so vorkommt. Solche Menschen reden „eitles Zeug“, eben, „leeres Geschwätz“, das sie als Weisheit „verkaufen“ wollen. Vers 11 34 zeigt, dass sie mit dieser Art von leeren Lehren/Reden „schändlichen Gewinn“ 35 erzielen wollen. Heute wird leider zunehmend auf dem „christlichen Markt“ solcherlei „Schrott“ vermarktet. 1.3 Die Verführer/Betrüger 36 Solcherart Menschen täuschen die Gedanken der Menschen. Paulus ist solchen „Typen“ schon relativ früh begegnet. Er schreibt schon wohl in seinem frühesten Brief bezeichnend an die Galater. Gal 6,3 Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, während er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst. Das hier verwendete Wort (ματαιολόγος) hat im umfassenden Sinn etwas mit dem Denken und Verstehen, also mit dem Verstand zu tun. Solche Menschen schicken sich an besonders „erklärend“ zu wirken und erwecken dadurch den Schein von Weisheit/Wahrheit. Wir haben hier die Zusammenziehung zweier Worte. Einmal μάταιος = nichtig, vergeblich, sinnlos, hohl, dumm, unnütz. und λογία = Rede, Wort(e). Die von μάταιος abgeleitete Wortgruppe hat immer die Bedeutung von nichtig. 37Es führt uns letztlich eine Welt des Scheins gegenüber des wirklichen Seins vor Augen. 38 τέκνα ἔχων πιστά, μὴ ἐν κατηγορίᾳ ἀσωτίας ἢ ἀνυπότακτα gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt oder aufsässig sind. 32 ὑποτάσσω ist ein Begriff (t.t.) aus dem militärischen Bereich. Der Besiegte musste sich dem Sieger unterwerfen. 33 ματαιολόγος hohler/nichtssagender Schwätzer 34 Tit 1,11 οὓς δεῖ ἐπιστομίζειν, οἵτινες ὅλους οἴκους ἀνατρέπουσιν διδάσκοντες ἃ μὴ δεῖ αἰσχροῦ κέρδους χάριν. Meine Übersetzung: Es ist (unbedingt) nötig, denen den Mund zu stopfen, welche ganze Häuser zu Fall bringen, um schändlichen (unanständigen, schmutzigen) Gewinn zu erzielen. 35 35 αἰσχρός, schändlich, unanständig, schmutzig (Wort, Gedanke) αἰσχρότης, sittenloses/schandbares Verhalten αἰσχύνη, Schamgefühl, Schande, Schmach; schändliche Tat αἰσχύνομαι, sich schämen, zuschanden werden, beschämt werden 36 φρεναπάτης Schwindler, Verführer 37 Neben μάταιος haben wir noch das Wort κενός leer, inhaltlos, kraftlos, wirkungslos, eitel Dieses Wort hat kirchengeschichtlich gesehen Bedeutung. Hiermit wurde die völlige „Entleerung der Gottheit Jesu“ bezeichnet. Z. B.: Phil 2,7 Aber er machte sich selbst zu nichts (ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν) und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden,... Der Streit entbrannte darum, ob nun Jesus seine Gottheit völlig „abgelegt“ hatte? 38 Wir kennen die Rede: „ Einbildung ist auch ´ne Bildung ...“ 38 Der Brief des Paulus an Titus Mit diesen „hohlen Schwätzern“ sind wir bei den „Schaumschlägern“ unserer Tage angelangt, die ohne wirkliche (legitimierte/göttliche/biblische Grundlage) Dinge behaupten, die niemals zutreffen werden. Die gab es schon zu Hesekiels Zeiten. Hes 13,6-9 Sie schauen Nichtiges und Lügenwahrsagung, die da sagen: »Ausspruch des HERRN«, obwohl der HERR sie nicht gesandt hat; und <dabei> erwarten sie, dass er <ihr> Wort eintreffen lässt. Habt ihr <da> nicht ein nichtiges Gesicht geschaut, und habt ihr nicht Lügenwahrsagung gesprochen, als ihr sagtet: »Ausspruch des HERRN«, wo ich doch nicht geredet habe? Darum, so spricht der Herr, HERR: Weil ihr Nichtiges redet und Lüge schaut, darum, siehe, will ich an euch, ist der Ausspruch des Herrn, HERRN. Und ich werde meine Hand gegen die Propheten ausstrecken, die Nichtiges schauen und Lüge wahrsagen. Im Kreis meines Volkes sollen sie nicht sein, und im Verzeichnis des Hauses Israel werden sie nicht aufgeschrieben sein, und in das Land Israel werden sie nicht kommen. Und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr, HERR, bin. Im NT sehen wir dieselbe Deutlichkeit solch menschlicher Unsinnigkeiten. 1Kor 3,20 Und wieder: »Der Herr kennt die Überlegungen der Weisen, dass sie nichtig sind.« Es ist äusserst wichtig, dass am Ende von Vers 11 steht, dass solchen (drei Typen von Irrlehrern das „Maul gestopft“ werden muss. Wir hätten hier eigentlich das stärkere Wort erwarten können, nämlich: φράσσω Dies wird mit „verschliessen, verstopfen, zum Schweigen bringen“ übersetzt. Das nun hier verwendete Wort, das mit „Maul stopfen“ ist bildlich zu verstehen und bezeichnet den Vorgang, wenn man dem Pferd die Trense ins Maul führte und man es damit „im Zaum halten“ also „zügeln“ konnte. Wenn wir das tiefer durchdenken, dann sehen wir, dass ein Pferd (Nutztier) nur brauchbar und nützlich ist, wenn es sich „zügeln“ lässt. 39 Alle Gemeindeglieder sollten einander nützlich sein, wie wir in 1Kor 12,7 lesen können … Sie sollen letztlich gezügelt (angeführt und geleitet) sein von der gesunden Lehre. 2. Der praktische Umgang mit den falschen Lehrern Die Frage ist jetzt natürlich, wie ein solches „Maulstopfen“ praktisch aussah? Anders formuliert, wie wird aus einem Irrlehrer, der auf schändlichen Gewinn aus ist, einer, der zum Nutzen für die Gemeinde Jesu wird? Bei dieser Frage sollten wir den Vers 9 nicht aus dem Auge verlieren. Hier wird vom Aufseher eine unabdingbare Fähigkeit erwartet: - an dem der Lehre gemässen zuverlässigen Wort festzuhalten, indem er konkret: - mit der gesunden Lehre ermahnt - und mit der gesunden Lehre die Widerspenstigen überführt. Viele Gemeindekonflikte (auch zwischen Gemeinden) würden hiermit gelöste werden können. Doch nur wenige stellen sich leider einem echten Lehrgespräch auf einer Leiterebene. Die Übersetzung der „Guten Nachricht“ zum Vergleich: 39 Das geschieht mit der Trense. 39 Der Brief des Paulus an Titus Es gibt viele Schwätzer und Verführer, die sich der Wahrheit nicht unterordnen wollen, besonders unter den bekehrten Juden. Du musst ihnen das Wort verbieten; 40 denn durch ihre verwerflichen Lehren bringen sie ganze Familien vom rechten Weg ab, und das nur in der schändlichen Absicht, sich zu bereichern. Mit einem blossen „Verbieten“ des Geschwätzes dieser „Pseudolehrer“, wie die Gute Nachricht etwas „zart“ übersetzt hat, ist es nicht getan. Dazu ist neben der lehrmässigen Befähigung Weisheit und Autorität für praktisches Vorgehen und Handeln nötig. 2.1 Eine Begebenheit aus dem Leben Jesu (Mt 22,34-46) Der Herr Jesus hat die Pharisäer und Schriftgelehrten „knallhart“ mit der Wahrheit konfrontiert und sie damit zum Schweigen gebracht. Mt 22,46 Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, noch wagte jemand von dem Tag an, ihn weiter zu befragen.41 Autorität will auch entschieden ausgeführt/eingesetzt sein. Autorität ist von Gott gewollt. In besonderer Weise muss sie durch die Aufseher/Ältesten/Leiterschaft ausgeübt werden. Anmerkung: Autorität (Vermögen einer geistlichen Größe/Befähigung) ist jedem Gläubigen nach Maß des Heiligen Geistes zugeordnet/gegeben worden. (Rö 12) Frage: Wer sind denn nun die Aufsässigen, die Betrüger und Schwätzer konkret? Alleine die Feststellung, dass die Zahl der „falschen Lehrer“ viele sind, lässt aufhorchen. Es sind natürlich hauptsächlich Kreterchristen und aller meist Christen aus der „Beschneidung“. Der jüdische Hintergrund ist einer der bestimmenden Faktoren der „Falschen“ und „Schändlichen“ Verkündigung und Lehre. Damit haben diese vielen Pseudolehrer leider besonders großen Einfluss in den Gemeinden bekommen. Dem muss gewehrt werden! Wir sehen, dass Paulus trotz grosser räumlicher Distanz sehr gut über diese Vorgänge in den kretischen Gemeinden im Bilde war. Seine Sprache ist hier massiv und man spürt ihm die Sorge und Dringlichkeit ab. Die Verantwortlichen in den Gemeinden (das sind ja doch alle - und natürlich besonders die gesunden Christen) sollten hellhörig sein für das was sich in der Gemeinde tut. Die Ältesten als Verantwortungsträger und Leiter einer Gemeinde sind hierin nicht allein verantwortlich, sondern erst im verbindlichen und aufrichtigen Zusammenwirken der einzelnen Geschwister wird es möglich sein, als Ältester eine realistische Übersicht über die „Herde des Herrn“ zu bekommen, um dann entsprechend zu handeln. Eine persönliche Beobachtung: Immer wieder begegnet mir in den Gemeinden solche Entwicklungen, dass der/die eine oder andere Bruder/Schwester (oder gar Grüppchen) in der Gemeinde sich „ihre Überzeugungen“ vorbehalten und natürlich bei Gelegenheit an den Mann zu bringen suchen. Dem darf nicht passiv-untätig zugesehen werden (Sauerteig: Mt 13), denn sonst wird vieles verdorben und krank werden. (In der Gemeinde Jesu gibt es nur die eine gesunde Lehre.) 40 ἐπιστομίζω den Mund stopfen; zum Schweigen bringen 41 oder zu widersprechen 40 Der Brief des Paulus an Titus Zu dem Thema Beschneidung ergänzend: Gal 2,12; Kol 3,11;4,11; Apg 10,44ff ; 11,2ff Diese jüdisch geprägten „Irrlehrer“ handeln nicht im Verborgenen (heimlich), sondern ganz öffentlich. 2Tim 3,6 Denn von diesen sind die, die sich in die Häuser schleichen und lose Frauen verführen - die mit Sünden beladen sind, von mancherlei Begierden getrieben werden, … Tit 1,11 denen man den Mund stopfen muß, die ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen Gewinnes willen lehren, was sich nicht geziemt. 2.2 Die Art und Weise (Charakter) der Irrlehrer Sie lehren um: 1. des „schändlichen Gewinnes willen“ (siehe 1,7) und das 2. „was sich nicht geziemt“ 2.2.1 Lehren um des „schändlichen Gewinnes willen“ (siehe 1,7) Hier dreht es sich um Überlegungen, wie diese Lehrer zu Geldgewinn kommen? Im Gegensatz dazu ein Paulus, der besonderen Wert darauf gelegt hat, dass er niemanden „zur Last gefallen“ ist. Apg 20,33 Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. Vgl.: 1Sam 12,3; 1Thess 2,5 (Habsucht) 42 Gerade in Thessalonicher war diese selbstlos dienende Haltung des Paulus besonders deutlich zum Ausdruck gekommen. (Vers 9) Andererseits kann ein Paulus auch sehr deutlich zum Ausdruck bringen, dass diejenigen, die im Wort und Lehre dienen „Liebe“, d. h. Anerkennung und Achtung empfangen sollen … 1Thess 5,12f Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die anerkennt, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie ganz besonders in Liebe achtet um ihres Werkes willen. Haltet Frieden untereinander! Und noch stärker formuliert er in Bezug auf die Versorgung der Diener Gottes: 1Kor 9,4-14 Haben wir etwa kein Recht, zu essen und zu trinken? Haben wir etwa kein Recht, eine Schwester als Frau mitzunehmen wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas? Oder haben allein ich und Barnabas kein Recht, nicht zu arbeiten? Wer tut jemals Kriegsdienste auf eigenen Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und ißt dessen Frucht nicht? Oder wer hütet eine Herde und ißt nicht von der Milch der Herde? Rede ich dies etwa nach Menschen<weise>, oder sagt das nicht auch das Gesetz? Denn in dem Gesetz Moses steht geschrieben: »Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden«. Ist Gott etwa um die Ochsen besorgt? Oder spricht er <nicht> durchaus um unsertwillen? Denn es ist um unsertwillen geschrieben, daß der Pflüger auf Hoffnung pflügt und der Dreschende <dreschen> soll auf 42 1Sam 12,3 Hier bin ich, zeugt gegen mich vor dem HERRN und vor seinem Gesalbten! Wessen Rind habe ich genommen, oder wessen Esel habe ich genommen? Wen habe ich übervorteilt? Wem habe ich Gewalt angetan? Aus wessen Hand habe ich Bestechungsgeld genommen, um <damit> meine Augen zu verhüllen? So will ich es euch zurückgeben. 1Thess 2,5-10 5 Denn weder sind wir jemals mit schmeichelnder Rede aufgetreten, wie ihr wisst, noch mit einem Vorwand für Habsucht - Gott ist Zeuge - noch suchten wir Ehre von Menschen, weder von euch noch von anderen, obwohl wir als Christi Apostel gewichtig hätten auftreten können; sondern wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt. So, in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart. Denn ihr erinnert euch, Brüder, an unsere Mühe und Beschwerde: Nacht und Tag arbeitend, um niemand von euch beschwerlich zu fallen, haben wir euch das Evangelium Gottes gepredigt. Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und untadelig wir gegen euch, die Glaubenden, waren; 41 Der Brief des Paulus an Titus Hoffnung, <am Ertrag> teilzuhaben. Wenn wir euch das Geistliche gesät haben, was ist es da Großes, wenn wir von euch das Irdische ernten? Wenn andere an dem Verfügungsrecht über euch Anteil haben, nicht erst recht wir? Wir haben aber von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen alles, damit wir dem Evangelium Christi kein Hindernis bereiten. Wißt ihr nicht, daß die, welche die heiligen Dienste tun, aus dem Tempel essen, daß die, welche am Altar tätig sind, Anteil am Altar haben? So hat auch der Herr denen, die das Evangelium verkündigen, verordnet, vom Evangelium zu leben. 2.2.2 Lehren „was sich nicht geziemt“ (sein darf) Das Wort hat einen „dunklen“ Bedeutungsumfang … und denkt verkehrtes und böses Gedankengut und Nachsinnen. Und zum anderen sind es jüdische 43 Fabeln Vers 14 Paulus führt solches schon in 1Tim 1,4 an und fordert dort Timotheus auf „solchen <deutliche> Weisung zu erteilen, dass sie nichts anderes Lehren“. Ebenso fordert er Titus Vers 13 auf sie „streng 44 zurecht zu weisen“ 45, weil die Gefahr wirklich groß ist. (Vgl. 2Tim 3,5 Form der Gottseligkeit)46 3. Die Auswirkungen der falschen Lehrer „die ganze Häuser umkehren“ 47 Dieses Wort „umkehren“ gebraucht z. B. Johannes und beschreibt damit, wie Jesus den Tempel „reinigt“ und die Händler vertreibt und die Tische der Münzwechsler „umwarf“. 48 Das ist also kein Spaß mehr. Noch schärfer in seinem ganzen Bedeutungsumfang sehen wir dieses Verb im 2.Timotheusbrief angezeigt: 2Tim 2,17f und ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs. Dazu gehören Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, daß die Auferstehung schon geschehen sei, und den 49 Glauben mancher zerstören. 4. Das Ziel aller Zurechtweisung Dass es nicht weiterhin bei solchen „Umwürfen“ (Fall und Zerstörung der Gotteskinder) bleibt und sie weiterhin geschehen können, muss Titus eingreifen, indem er „streng zurechtweist“ Anmerkung: Zurechtweisen meint u.a. auch: darlegen; aufdecken; (Schuld) nachweisen; überführen; tadeln; bestrafen. Paulus greift die Zurechtweisung nochmals in Kapitel 3 auf und gibt Titus eine praktische Hilfestellung vor: Tit 3,9-11 Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und gesetzliche Streitigkeiten vermeide! Denn sie sind unnütz und wertlos. Einen sektiererischen Menschen weise nach einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung ab, da du weißt, daß ein solcher verkehrt ist und sündigt und durch sich selbst verurteilt ist! Bei aller Notwendigkeit einer „harten Gangart“ sollten wir nicht vergessen, dass die Schrift (bei Erziehungsmaßnahmen bis hin zur Gemeindezucht) die Gesundung des jeweiligen Menschen im Auge behält. Das zeigt Vers 13 und 14 durch ein zweifaches „damit“: 1. damit sie im Glauben gesund seien 2. damit sie nicht auf Fabeln/Gebote von Menschen achten. Vgl: Kol 2, 20-23 43 Wir haben hier das einzige Vorkommen des Wortes „jüdische“ im NT Ἰουδαϊκοῖς „Fabeln“ μύθοις 44 45 46 ἀποτόμως adv. streng, hart; (Durch das Adverb wird die Aussage verstärkt.) ἐλέγχω darlegen; aufdecken; (Schuld) nachweisen; überführen; tadeln; zurechtweisen; bestrafen 2Tim 3,5 die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen. Und von diesen wende dich weg! 47 48 ἀνατρέπω umstürzen, zu Fall bringen; zerstören, vom Glauben abbringen (2Tim 2,18) Joh 2,15 Und er machte eine Geissel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, auch die Schafe und die Ochsen; und die Münzen der Wechsler schüttete er aus, und die Tische warf er um; 49 ἀνατρέπουσιν 42 Der Brief des Paulus an Titus In den VV 15-16 schildert Paulus (wie schon in Vers 12) nochmals verstärkt den völlig verdorbenen Charakter dieser kretisch-jüdischen Irrlehrer. E) Tit 2,1ff Die gesunde Lehre für jeden in den Gemeinden Gottes auf Kreta. Tit 2,1 Du aber rede, was der gesunden Lehre ziemt: 1. Vorbemerkungen „gesund“ ... Hier bekommt Titus seinen nächsten Auftrag. Er soll der gesunden Lehre entsprechend reden. Das betonte „aber“ zeigt uns den Gegensatz zu dem vorher aufgezeigten Ausführungen über die Irrlehrer und deren Lügen-Geschwätz mit den jüdischen Fabelgeschichten.. Titus soll ganz anderes reden. Das „Du … aber“ oder „Aber du …“ finden wir auch in den Timotheusbriefen. 2Tim 3,13f Böse Menschen und Betrüger aber werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden. Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, 2Tim 4,4f und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln hinwenden. Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tu das Werk eines Evangelisten, vollbringe deinen Dienst! Er soll reden, was der gesunden Lehre geziehmt. Die gesunde Lehre haben wir schon in Tit 1,9 gesehen. ● gesunde Worte 1Tim 6,3 Ältester kann nur der sein, der ● Vorbild gesunder Worte 2Tim 1,13 „gemäß dem zuverlässigen Wort ● gesunde Lehre gemäss des zuverlässigen festhaltend“ mit der „gesunden Wortes (damit sie im Glauben gesund seien) Tit 1,9 Lehre“ ermahnen und überführen kann. - Solches Reden ● gesunde Lehre Tit 2,1 sollte eigentlich andauernd unter ● gesunde unanfechtbare Lehre Tit 2,8 den Gläubigen geschehen. ● das schöne anvertraute Gut 1Tim 6,20; 2Tim 1,14 Schon in 1Tim 1,10 sehen wir in einer Aufzählung (böser, d.h. ungeziehmender Dinge) die Gegenüberstellung der gesunden Lehre entgegenstehenden Dinge. Das Reden des Titus ist hier (wohl eher) als „seelsorgerliches Gespräch“ zu werten. Es wird nicht ausdrücklich gesagt, dass er lehrt. Im weiteren Text wird ja deutlich, dass Titus einzelnen „Gruppen“ spezifische Anweisungen/Mitteilungen zu bringen hat. Titus soll es in geziehmter Art tun. Das was sich „ziehmt“: (s.a. 1Kor 11,13 anständig; Eph 5,3; 1Tim 2,10 ) Wir liegen nicht daneben, wenn wir darunter das verstehen, was anständigt oder angemessen ist. πρέπει (wörtl. hervorstechen / in einer Menge auffallend) unpers. es schickt/gehört/ziemt sich, es ist recht (= πρέπον ἐστίν) Aus Kapitel 1 wissen wir einerseits schon, dass Titus „streng zurechtweisen“ soll … und nun hier ein Auftrag, der Feingefühl nötig macht. Schon in 1,11 sahen wir, dass es um ein richtungsweisendes, „gezügeltes“ Handeln (Zurechtweisen) geht. 43 Der Brief des Paulus an Titus Der Ermahnte soll zum „gesunden Glauben“ gelenkt/geführt/gezügelt werden. (Maul stopfen (dem Pferd das Gebiss in das Maul stopfen = zügelbar machen) 1.1 Das Umsetzens der „gesunden Lehre“ Während vier Jahren erlebte ich Ernst G. Meier als einen superguten Bibellehrer. Seine systematischen Lehrvorträge waren wirklich wertvoll. Aber trotzdem hatten wir mancherlei „Krankheiten“ in unserer Gemeinde. Nicht jedem wurde die „dem zuverlässig Wort entsprechenden Ausführungen“ zu einem „gesunden Glauben“. Die Folgen solch´unterschiedlichem Verständnisses (Umsetzung des Gehörten/Gelehrten), zeigten sich dann zunehmend in den drei sehr unterschiedlichen Tochtergemeinden, die von unserer Muttergemeinde in Pfullingen ausgingen und gegründet wurden. Wir hatten zwar alle die „gesunde Lehre“ bekommen, aber in der jeweiligen Glaubenspraxis und dem Gemeindeaufbau entwickelten wir uns z.T. doch sehr unterschiedlich. Es ist also äußerst wichtig, dass es in der Gemeinde einen sog. „Titusdienst“ gibt, der sozusagen ein wichtiges Bindeglied zwischen einer a) nur „trockenen Lehre“ und b) der Glaubensauffassung (die eine Reaktion auf Verkündigung) ist. Der Heilige Geist macht nicht alles allein, sondern er ist uns als Beistand gegeben, damit wir durch und mit ihm in der Gemeinde dienen können. Es fällt auf, dass Kapitel 2 eingerahmt ist von solchartiger (seelsorgerlicher) Ermahnung. Titus wird in aller Deutlichkeit von Paulus auf ein konsequentes, kontinuierliches und beherztes Handeln hingewiesen. Behehlsform! ἐπιταγή = Auftrag, Befehl, Gebot; < mit > Nachdruck Vgl.: 2Tim 4,2 Predige! Stehe bereit! Überführe! Weise zurecht! Ermahne! 2. Die Personengruppen in der Gemeinde Tit 2,2-15 2 daß die alten Männer nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren;3 ebenso die alten Frauen in <ihrer> Haltung dem Heiligen angemessen, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; 4 damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, 5 besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig <zu sein>, den eigenen Männern sich unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde! 6 Ebenso ermahne die jungen Männer, besonnen zu sein, 7 indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst! In der Lehre <beweise> Unverdorbenheit, würdigen Ernst, 8 gesunde, unanfechtbare Rede, damit der von der Gegenpartei beschämt wird, weil er nichts Schlechtes 44 Der Brief des Paulus an Titus über uns zu sagen hat! 9 Die Sklaven <ermahne>, ihren eigenen Herren sich in allem unterzuordnen, sich wohlgefällig zu machen, nicht zu widersprechen, 10 nichts zu unterschlagen, sondern alle gute Treue zu erweisen, damit sie die Lehre unseres HeilandGottes in allem zieren! 11 Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend allen Menschen, Die alten Tit 2,2 Πρεσβύτας alte (Männer) „Alte“ 12 und unterweist uns, Männer damit wir die Gottlosigkeit 2,3-4a πρεσβύτιδας und die weltlichen Begierden Die alten Frauen verleugnen und besonnen Die jungen 2,4b-5 νέας/νέος, neu, frisch; jung; und gerecht und gottesfürchtig leben in dem Frauen Komparativ ὁ νεώτερος der jüngere; pl. junge Leute jetzigen Zeitlauf, 13 indem νεότης = die Jugend wir die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Die jungen 2,6 νεωτέρους jüngere (Männer) Herrlichkeit unseres großen Männer Gottes und Heilandes Jesus Die Sklaven 2,9-10 δούλους Sklaven Christus erwarten. 14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken. 15 Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck! Niemand soll dich verachten! 2.1 Die Anweisung für die alten Männer Tit 2,2 daß die alten Männer nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren; 2.1.1 Ältere Männer sollen nüchtern sein … Es ist erstaunlich, dass gerade die älteren Männer zur Nüchternheit gerufen werden. Man sollte doch annehmen können, dass sie schon gelernt haben sich zu beherrschen und zu denken, wie es in der Gemeinde Jesu angebracht ist. Bei den Qualifikationseigenschaften für die Ältesten (Leiter der Gemeinden) ist uns diese Eigenschaft schon angezeigt worden. Nüchternheit schließt ein gutes Maß an Selbstbeherrschung ein. 45 Der Brief des Paulus an Titus 2.1.2 Ältere Männer sollen ehrbar sein … Hier ist Würde und Ernsthaftigkeit als Merkmal angemahnt. Respekt vor dem „grauen Haupt“ ist heute keine Tugend mehr. Oft sind „die Alten“ aber selbst schuld! Schnell ist Autorität verloren. Unsere Zeit ist geprägt von Eigenmächtigkeit und Emanzipation von sog. engen moralischen Werten. Nur allzu rasant und rigoros wirft man gesunde, altbewährte Anstandsregeln und Werte unserer Gesellschaft auf die „Mühlkippe des Egoismus“ unserer Zeit. Es gibt mittlerweile auch einen „frommen Egoismus“ einer (humanistisch) ungeistlich geprägten Jugend, die nur noch sog. Rechte einfordert. – Da ist etwas schief gelaufen … Der heutige moderne Mensch tut sich äußerst schwer mit gesunder Unterordnung. - Selbst in den Gemeinden Gottes merken wir schmerzvoll diesen moralischen Zerfall. Keiner will sich mehr sagen lassen … Alle Es ist Weisheit, wenn wollen herrschen (bestimmen) und keiner mehr will dienen … die Ältesten einer Mit dieser Aufforderung an die älteren Männer „ernst zu sein“, wie auch übersetzt werden kann, soll Titus dem „kretischen“ und zügellosen Charakter die Sicht Gottes vor Augen führen. Gemeinde u.a. die älteren Männer der Gemeinde zu Rate ziehen. Bitte keine Leichtfertigkeit … Mit dem was Gottes (heilige) Anordnungen sind muss ernsthaft und würdig umgegangen werden. Würdiger Umgang heißt für diesen Fall, dass alle Leichtfertigkeit (Geringschätzung) der „Sache Gottes“ unangemessen wäre. Wir machen keinen „auf locker“ … heilig bleibt heilig! 50 50 3Mo 11,44f; 19,2; 20,7.26; Hes 28,22; 36,23; 38,23; 39,7; Joel 4,17; 1Ptr 1,16 46 Der Brief des Paulus an Titus Der alte Mann sollte Reife ausstrahlen. Das ist eine geistlich-praktische Schönheit und Attraktivität, die u. a. einem jugendlichen Charakter (der noch geprägt wird …) zum Vorbild werden kann. In meinem Leben bin ich leider nur wenigen dieser Brüder-Kategorie begegnet. Ältere geistlich gesund gereifte Männer, die diese starke innere Ruhe und Gelassenheit ausstrahlten und wirklich haben, sind leider rar gesät. – Wie gerne hätte ich doch mehr solcher in meiner Nähe … und Gemeinde. 2.1.3 Ältere Männer sollen besonnen sein … Diese Eigenschaft ist uns schon bekannt. σώφρων besonnen, verständig, vernünftig, von gesundem und unversehrtem Verstand und Sinn (Denken), ein "gesunder Menschenverstand" .51 Ursprünglich kommt das Wort von φρήν = Verstand, Wille Einsicht, Gemüt 1Kor 14,20 Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber seid Erwachsene! ὑγιαίνοντας τῇ πίστει, τῇ ἀγάπῃ, τῇ ὑπομονῇ 2.1.4 Ältere Männer sollen gesund sein. Der Grundtext zeigt hier in allen drei Werten den bestimmten Artikel. Von daher geht es also nicht um die Sache und dem Wesen des christlichen Glaubens, sondern um das persönliche Leben des Glaubens der älteren Männer. Es geht um ein „gesundes Leben“ im Glauben in persönlicher Liebe und um das persönliche Ausharren. Das ist eine lebendige Liebe (sbeziehung) zum Herrn Jesus. ● gesund in dem Glauben ● gesund in der Liebe ● gesund in dem Ausharren Mit diesen drei Eigenschaften haben wir drei positive sicht- und wahrnehmbare Charaktermerkmale der älteren Männer in der Gemeinde vor uns. Wer sich mit diesen Eigenschaften kleiden kann, ist in einem hohen Maße gesund. Die Natur der Dinge … Das Älterwerden bringt manche Gebrechlichkeit oder Krankheit mit sich. Die Kräfte lassen nach … Solche Nöte führten schon bei manchem ehemals glaubensstarken Manne und „edlen Charakter“ dorthin, dass er zu einem „Häuflein Elend“ oder zu einem „Jammerlappen“ wurde. Gerade so soll es aber nicht mit den „Alten“ bestellt sein. 2.2 Anweisungen für die älteren Frauen Tit 2,3 ebenso die alten Frauen in <ihrer> Haltung dem Heiligen angemessen, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; 51 Tit 2,3 πρεσβύτιδας ὡσαύτως ἐν καταστήματι ἱεροπρεπεῖς, μὴ διαβόλουςμὴ οἴνῳ πολλῷ δεδουλωμένας, καλοδιδασκάλους Das Gegenteil wäre einer, von dem man sagt: „ Der ist doch von allen guten Geistern verlassen!“ 47 Der Brief des Paulus an Titus Natürlich sollte der persönliche Glaube der älteren Frauen ebenso die entsprechende Reife haben, wie gerade bei den alten Männern eingefordert. Hier wird ihre Herzeshaltung und Lebensführung beleuchtet. Das Griechisch verwendet hier zwei Worte, die einmalig im NT nur hier vorkommen. Das eine κατάστημα = katastema beschreibt die innere Gesinnung (Zustand, Beschaffenheit, Wesen), die dann Ausdruck findet in einer bestimmten äußeren Haltung und Lebensführung. Das andere Wort hieron wird von dem „heiligen Ort“ (z.B der Tempel) und prepo „sich eignen“ gebildet. (Hierarchie) ἱεροπρεπής = hieroprepes würdevoll; zuchtvoll; dem Heiligen entsprechend 2.2.1 Ein Leben in Heiligkeit … Die äußere Haltung der älteren Frau soll dem entsprechen was ihr inneres Wesen auszeichnet, also eine Lebensführung zeigen, die der Heiligkeit(angemessen ist/sich geziehmt) entspricht. Gerade die ältere Frau sollte Gott gehören … und nicht mehr nach Selbstverwirklichung in der Welt trachten (wollen). Ihre „Schönheit“ sollte in dem ungeteilten Herzen für Gottes Sache leuchten. Das Wort ἁγνός hagnos ist aus zwei Adjektiven zusammengesetzt: 1. ἅγιος hagios = ausgesondert für Gott, geweiht; heilig, sittlich rein, vollkommen; Ergänzung: τὸ ἅγιον Heiliges; Heiligtum; τὰ ἅγια Heiligtum (Hebr 9,1.25); ἁγιώτατος´ hochheilig, allerheiligst (Jud 20) 2. ὅσιος hosios = heilig, geweiht gottesfürchtig, fromm Beispiel: Hanna die Prophetin am Heiligtum Lk 2,36f Und es war eine Prophetin Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser. Diese war in ihren Tagen weit vorgerückt; sie hatte sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt von ihrer Jungfrauschaft an; und sie war eine Witwe von vierundachtzig Jahren, die wich nicht vom Tempel und diente <Gott> Nacht und Tag mit Fasten und Flehen. 2.2.2 Eine erste (und ernste) Ermahnung (Gefahr) der älteren Frauen. Ältere Frauen sollen nicht „verleumdnerisch“ (diabolos) sein. Hier haben wir ein unheilbeladenes Wort vor uns. Es bezeichnet den Teufel = diabolos = der Durcheinanderwerfer; der Lügner, Menschenmörder s. Joh 8,44ff διάβολο = verleumderisch (Adj.) Das Wort bedeutet u.a. noch „herabsetzend“ oder „falsch anklagend“. Diese besondere Ermahnung für die älteren Frauen trifft demnach hauptsächlich die Zunge.52 52 Spr 16,20 Wo das Holz zu Ende geht, erlischt das Feuer; und wo kein Ohrenbläser ist, kommt der Zank zur Ruhe. Spr 16,28 Ein Mann der Falschheit entfesselt Zank, und ein Ohrenbläser entzweit Vertraute. 2Kor 12,20 48 Der Brief des Paulus an Titus Die Bibel kennt den Begriff „Ohrenbläser“ ψιθυριστής psithyristes der Ohrenbläser ist jemand der zischelnd, versteckt und heimlich gegen jemand anderen agiert um ihn schlecht zu machen: ψιθυρισμός üble Nachrede, Getuschel; d. Verleumder, d. Einflüsterer, Zuträger Rö 1,29 Abgeleitet wird dieses Wort von ψεύδομαι pseudomai Lügen, betrügen, täuschen und hintergehen. Jede(r), der üble und verkehrte Dinge über Geschwister verbreitet, der verleumdet und ist somit ein Helfershelfer des Teufels. 2.2.3 Eine zweite (und ernste) Ermahnung (Gefahr) für die älteren Frauen … Wir haben es hier wieder mir einem sehr starken Ausdruck zu tun. Es ist ein gebunden und versklavt sein δουλόω douloo (im Text: δεδουλωμένας = <andauernd> Gebunden-Seiende) an den Wein. Wahrscheinlich müssen wir hier den „kretischen“ Hintergrund als eine wirklich vorhandene „moralisch-lockere-unheilige“ Lebensart in den Christengemeinden sehen. Wir stoßen in diesem kurzen Brief immerhin auf eine Reihe von Aussagen, die für gesunde christliche Ohren ungewöhnliche Zustände signalisieren und aufzeigen. Die Zeitform, in der hier das „versklavt-sein-an-den-Wein“ ist das Perfekt Partizip (οἴνῳ πολλῷ δεδουλωμένας). Das ist wichtig für die Auslegung, denn von daher ist zu erkennen, dass hier massive Alkoholprobleme angesprochen werden. Im Klartext heißt das: Da sind ältere Frauen (in der Gemeinde) andauernd (gebunden/versklavt) an Wein, zumindest trinken sie zu oft zu viel Wein. (Zu versklavt sein siehe auch: Gal 4,3; Rö 6,18.22; 1Kor 7,15 Ehe ) Im Gegensatz zu solchen „Süchtigen“ Gewohnheitstrinkerinnen zeigt uns nun Paulus eine andere Kategorie von älteren Frauen. Tit 2,4f damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig <zu sein>, den eigenen Männern sich unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde! 2.2.4 Das was ältere Frauen sein sollen: Lehrerinnen des Guten sein Mit dieser Formulierung rechtfertigt leider ein zunehmender Teil der Christenheit das GemeindeLeitungsamt für Frauen. Der griech. Text bietet hier folgendes: πρεσβύτιδας presbytitas ältere/alte <Frauen> (…) καλοδιδάσκαλος Gutes lehrend Denn ich fürchte, wenn ich komme, dass ich euch nicht finde, wie ich will, und ihr mich auch nicht findet, wie ihr wollt; dass Hader, Neid, Zorn, Zank, Afterreden, Ohrenblasen, Aufblähen, Aufruhr da sei; (Luther 1912) 1Ptr 2,1 So leget nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alles Afterreden … (Luther 1912) 49 Der Brief des Paulus an Titus Wir kennen ja noch die grie. Bezeichnung für Ältester (Presbyter) = πρεσβύτερος presbyteros und dem älteren Mann = πρεσβύτης presbytes Der Wortgleichklang führte hier zur „Bischöfin“= πρεσβύτιδας presbytitas Es gibt keine weiblichen Die Lehrerin des Guten = καλοδιδάσκαλος kalodidaskalos = Gutes Bischöfe …aber lehrend Lehrerinnen des Die Bezeichnung Lehrerin des Guten ist mittlerweile u.a auch. zur Guten Begründung und Legitimation des offiziellen Lehramtes für Frauen geworden. Hier wird bewusst übersehen, dass Paulus bereits an Timotheus schrieb: 1Tim 2,12 Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren … Mit der Lehrerin des Guten ist auch konkret angezeigt, wen oder was sie lehren sollen: Grundsätzlich sind es die jüngeren Frauen die sie im Guten unterweisen sollen … 2.2.4.1 Was ist dieses „Gute“ ? – „Sieben Sachen“ 1. ihre Männer zu lieben [wörtl. (nur hier im NT) philandros φιλάνδρους εἶναι = Ehemann lieb sein] 2. ihre Kinder zu lieben [wörtl. (nur hier im NT) philoteknos φιλοτέκνους <εἶναι> = kinderlieb sein] 3. besonnen sein σώφρωn/sophron = besonnen; verständig; sittsam, zurückhaltend (vgl. 1Tim 2,11f)53 4. keusch (hagnos ἁγνός = rein, heilig; unberührt, keusch; unschuldig. Es bedeutet auch „vom Fleischlichen rein sein“ u. „schamhaft“ Timotheus wird von Paulus u.a. angewiesen: Halte (bewahre) dich selbst keusch … 1Tim 5,22 Vgl.: 2 Kor 11,2 (die Gemeinde als keusche Jungfrau dargestellt …); 1Tim 2,9 (Kleidung der Frauen sittsam und keusch) ἁγνός rein, heilig; unberührt, keusch; unschuldig Heute können wir leider selbst schon in traditionellen „alten Gemeinden“ moralische Freizügigkeit bei den jüngeren Jahrgängen der Frauen antreffen. Zu denken ist hier jedenfalls in einem umfassenden Sinn. Die Gedankenwelt, die Taten, das Erscheinungsbild (Kleidung), das Auftreten und die Haltung ist hier mit Reinheit und Keuschheit grundsätzlich gemeint. 5. mit häuslicher Arbeit beschäftigt sein = οἰκουργός/ oikourgos = häuslich, sich ums Haus kümmernd Dieses Wort ist aus zwei Substantiven zusammengesetzt: a. οἴκος/ oikos = Haus Ergänzung: (κατ οἶκ. zuhause, privat); ἡ κατ οἶκ. αὐτῶν ἐκκλησία die Gemeinde in ihrem Haus; κατὰ τοὺς οἶκ. in die (einzelnen) Häuser (Apg 8,3); Hausgemeinschaft, Familie; Volk (Israel); Tempel; Palast (Mt 11,8) b. ἔργον/ergon = Werk, Tat; Betätigung, Arbeit; Geschäft; Leistung, Auswirkung; Ding, Sache Diese häusliche Beschäftigung (Berufung) ist von größter Bedeutung. Durch die häusliche Beschäftigung der jungen Frau kann ein Haus zu einer herrlichen Friedensoase und zu einem gastfreundlichen Heim werden. (vgl.: Führung des Haushalts 1Tim 5,14) 6. gütig sein = ἀγαθός/agathos (in sittlicher Hinsicht) recht, gerecht, freigebig, großzügig, rein gut, brauchbar, nützlich, passend, gesund (Baum); fruchtbar (Feld, Land); glücklich, günstig (Tag); vollkommen; τὸ ἀγαθόν das Gute/Rechte/Rechtschaffene, das Nützliche/Vorteilhafte; τὰ ἀγαθά Güter, Besitz, Gutes, Anteil am Guten (Lk 16,25); gute Taten (Joh 5,29) 53 1Tim 2,11f Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, auch nicht über den Mann zu herrschen, sondern <ich will>, dass sie sich in der Stille halte, 50 Der Brief des Paulus an Titus 7. sich den eigenen Männern unterzuordnen (ὑποτασσομένας τοῖς ἰδίοις ἀνδράσιν) ὑποτάσσω = unterwerfen, unterordnen; pass. unterworfen werden; sich unterordnen/einordnen, gehorchen Siehe zu Vorbild: 1Kor 10,6.11; Phil 3,17; 1Thess 1,7; 2Thess 3,9; 1Tim 1,16; 4,12; 2Tim 1,13; Tit 2,7; Jak 5,10; 1Ptr 5,3 Siehe auch zu Nachahmer: 1Kor 4,16; 11,1; Eph 5,1; Phil 3,17; 1Thess 1,6; 2,14; Hbr 6,12 Einem General sind alle aufgestellten Truppen untergeordnet und sie müssen ihm gehorchen. Kol 3,18 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn ziemt! (vgl.1Ptr 3,16) Eph 5,24 Wie aber die Gemeinde sich dem Christus unterordnet, so auch die Frauen den Männern in allem. 2.2.4.2 Ziel und Zweck der bisherigen Anweisungen Der Grund für diese intensive „Ermahnungs-Schulung“ ist, damit das Wort Gottes nicht verlästert54 würde. Und das betrifft alle Glieder in der Gemeinde. 2.3 Es geht weiter mit den jungen Männern … Ebenso ermahne die jüngeren Männer …(Τοὺς νεωτέρους ὡσαύτως παρακάλει) νέος = neos neu, frisch; jung; Komparativ ὁ νεώτερος der jüngere; junge Leute Wir können von daher erkennen, dass es junge Männer gab und die jüngeren Männer von Titus persönlich ermahnt werden sollen. 2.3.1 Ermahnen der jungen Männer Nun stoßen wir hier auch auf den Begriff des Ermahnens. (hier in Form des Aufrufens) Die Ermahnung ist die paraklesis = παράκλησις und hat eine vielschichtige Bedeutung: Ermutigung, Ermahnung, Zurechtweisung; Tröstung, Stärkung; Einladung; Bitte (μετὰ πολλῆς π. mit viel Zureden bitten 2Kor 8,4) Das Verb παρακαλέω/parakaleo bedeutet: παρακαλέω bitten, auffordern, zu etwas aufrufen; ermahnen, ermutigen, trösten, bestärken; einladen; zu Hilfe rufen, um Hilfe bitten 2.3.2 Besonnenheit … Als erstes Glied in der Kette der Ermahnungen steht wieder (wie bei den Ältesten und den älteren Männern sowie den jüngeren Frauen) die Aufforderung zur Besonnenheit. Wie soll Titus dieses „besonnen sein“ = Besonnenheit den jüngeren Männern vermittel? Er muss sie zu sich rufen („an die Brust nehmen“; herbeirufen) …und dann soll er ihnen folgendes vor Augen führen: Indem du … 1) du dich als ein Vorbild guter Werke darstellst! 2) In der Lehre <beweise> - Unverdorbenheit/Unverfälschtheit - würdigen Ernst - gesunde, unanfechtbar Lehre damit … 54 Titus soll sich persönlich um die jüngeren Männer kümmern, indem er sie ermahnt und zu sich ruft. blasphemeo = βλασφημέω beleidigen; verleumden; lästern, schändlich Reden; βλασφημία Beleidigung; Verleumdung; Schmähung; Lästerung; βλάσφημος lästerlich; beleidigend 51 Der Brief des Paulus an Titus Tit 2,7f Ebenso ermahne die jungen Männer, besonnen zu sein, indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst! In der Lehre beweise Unverdorbenheit, würdigen Ernst, gesunde unanfechtbare Rede … Bild, Gestalt; Vorbild, Muster, Beispiel; Spur, Mal (Joh 20,25); ἐπιστολὴ ἔχουσα τὸν τύπον τοῦτον ein Brief mit folgendem Inhalt (Apg 23,25) Wenn Titus sich als „Vorbild guter Werke“ darstellen soll, heißt das, dass er entsprechend seines „geistlichen-praktischen Standes“ auf die jungen Männern und Brüdern einwirkt. Diese jungen Männer müssen ein bestimmtes maßvolles Denken und Handeln einüben. Sie brauchen Besonnenheit in ihrem Tun und müssen lernen sich in Kontrolle zu haben … Und letztlich geht es darum, dass nicht über das „gegebene Maß“ hinausgedacht und gehandelt wird. sophroneo σωφρονέω besonnen sein vernünftig sein, den Verstand gebrauchen Röm 12,3 bringt das gut zum Ausdruck: Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben wurde, jedem, der unter euch ist, nicht höher <von sich> zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern darauf bedacht zu sein, daß er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat. 1Ptr 4,7 Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet! 2.3.2 Das Vorbild τύπος /typos Mit Vers 7 kommt nun ein Begriff in unser Bewusstsein, der heute mehr denn je Beachtung finden sollte. (παρεχόμενος τύπον καλῶν ἔργων) τύπος Bild, Gestalt; Vorbild, Muster, Beispiel; Spur, Mal (Joh 20,25); τύπτω schlagen; misshandeln, verletzen (Gewissen) In 2Tim 2,10-17 haben wir eine Aufzählung von Werten, die uns zeigen wie sehr ein Paulus für Timotheus ein Vorbild war … und wie dadurch der Dienst des Timotheus letztlich auch gesegnet wurde Tit 2,8b … ἵνα ὁ ἐξ ἐναντίας ἐντραπῇ und er z.B. die schwierige Situation in Ephesus (unter μηδὲν ἔχων λέγειν περὶ ἡμῶν Berücksichtigung der gelernten geistlichen φαῦλον. Lektionen) wohl bewältigen konnte. Eine gesunde Gemeinde lebt von gesunden ἐναντίος entgegengesetzt; widrig; Vorbildern … (Menschen wie Worte/Lehre) feindlich (1Thess 2,15); ἐξ ἐ. gegenüber (Mk 15,39); ὁ ἐξ ἐ. Gegner Titus soll die „unverfälschte Lehre“ = διδασκαλίᾳ (Tit 2,8) ἀφθορία = Lehre in Unverdorbenheit bringen. ἐντρέπω beschämen; pass. sich schämen; sich scheuen; Achtung haben vor Das ist ein gesunder Kontrast zu den jüdisch geprägten Irrlehrern. Seine Lehre soll richtig und durchschaubar (wahrhaftig) sein und seine Verkündigung in Ernsthaftigkeit (würdigen Ernst). φαῦλος schlecht, schlimm, übel 52 Der Brief des Paulus an Titus Weiter wird Titus zur Ehrbarkeit aufgerufen. Ein ehrbares Verhalten ist eines, das andere dazu veranlasst, einem Ehre entgegenzubringen, und das nicht wegen der eigenen Person, sondern des aus dem Evangelium stammenden Verhaltens wegen. Seine Lehre darf durch sein Handeln also keinen Widerspruch erfahren. Handeln und Lehren sollen einen einzigen Guss bilden. Jakobus warnt vor dem Lehrdienst Jak 3,1-2 Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wißt, daß wir ein schwereres Urteil empfangen werden! Niemand ist vollkommen (Röm 3,10-12), auch nicht die Lehrer des Wortes Gottes. Vielmehr werden sie wegen ihres großen Einflusses von Gott nach strengen Kriterien zur Rechenschaft gezogen werden (Lk 20,47; Mt 23,1-33 Wehe euch Schriftgelehrte …). ἀντιλέγω (aor. ἀντεῖπον) widersprechen, sich widersetzen (σημεῖον ἀντιλεγόμενον Zeichen, dem widersprochen wird / gegen das man sich auflehnen wird; Lk 2,34); leugnen, abstreiten (οἱ ἀ. ἀνάστασιν μὴ εἴναι die behaupten, dass es keine Auferstehung gebe Lk 20,27) Das Ziel/Zweck der Unterweisung/Lehre/Ermahnung – die Gegenpartei soll beschämt sein Tit 2,8b damit (auf das) der von der Gegenpartei beschämt wird, weil er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat! Nicht jeder der Kreter wird mit den Anweisungen des Paulus und Titus einverstanden sein … dem sollte durch die klare Verkündigung gegengearbeitet sein! Die Gegner sollen beschämt werden. Hier ist zu beachten, dass Paulus sich eindeutig mit Titus zusammengeschlossen hat. Es heißt: … weil er nichts Schlechtes = φαῦλος Der Gegenstand seiner Lehre über = περὶ uns zu sagen hat. soll die „unanfechtbare Die Wiedergabe von der Präp. περί Rede“ sein. = ● mit Gen. über, von, betreffs, bezüglich; wegen, nach, um; für; ἀκατάγνωστος ● Akk. um, um... herum, rings um; um, gegen (Zeitangabe); unanfechtbar, untadelig, hinsichtlich, in Bezug auf (τὰ π. ἐμέ die mich betreffenden Dinge, unwiderlegbar meine Lage Phil 2,23); mit; in Gemeinschaft mit; 2.4 Die Sklaven (Gruppe) Tit 2,9f Die Sklaven <ermahne>, ihren eigenen Herren sich in allem unterzuordnen, sich wohlgefällig zu machen, nicht zu widersprechen, nichts zu unterschlagen, sondern alle gute Treue zu erweisen, damit sie die Lehre unseres Heiland-Gottes in allem zieren! Für unsere heutigen Ohren klingt das etwas befremdend. Aber damals waren die Sklaven in den Christen-Gemeinden der Frühzeit scheinbar eine stattliche Anzahl … Und sie bedurften einer besonderen Ermahnung. Natürlich kamen Sklaven auch in allen anggführten Gruppen vor. δούλους ἰδίοις δεσπόταις ὑποτάσσεσθαι ἐν πᾶσιν Knechte/Sklaven sollen sich in allem ihren = ἰδίοις Herren = δεσπότης = Herr; Besitzer; Gebieter unterordnen. – Wir haben hier dasselbe Wort für unterordnen = ὑποτάσσω (unterwerfen) wie 53 Der Brief des Paulus an Titus schon (2,5)bei den jungen Frauen, die sich jeweils ihren Männer entsprechend zu unterstellen hatten. (vgl. Eph 6,5; Kol 3,22 … sie sollen hören = ὑπακούω = gehorchen [kommt von hören (akustisch)] Folge leisten; aufmachen, öffnen (z.B. die Tür; Apg 12,13) Die Knechte oder Sklaven sollen ihre Arbeit so tun, das sie dadurch bei ihren Herren als angenehm, erfreuend und wohl gefallend (wohlgefällig) = εὐάρεστος wahrgenommen werden. - Sie können das erzielen, wenn sie: 1. nicht widersprechen Wie sieht das in der heutigen Arbeitswelt aus? - Keine unschönen Auseinandersetzungen mit dem Arbeitgeber … zumutbar/unzumutbar? - Keine Intrigen oder Autoritätsuntergrabung mitmachen. - Die Erwartung haben, dass der HERR meine Bedürfnisse sieht und für mich sorgt … 1Tim 6,1-2 Alle, die Sklaven unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre für würdig halten, damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde. Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht geringachten, weil sie Brüder sind, sondern <ihnen noch> besser dienen, weil sie Gläubige und Geliebte sind, die sich des Wohltuns befleißigen. Dies lehre und ermahne! Kol 3,22 Ihr Sklaven, gehorcht in allem euren irdischen Herren, nicht in Augendienerei, als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend! Eph 6,5f Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; 6 nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Sklaven Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut! 2. nichts unterschlagen νοσφίζομαι = unterschlagen, (zum eigenen Vorteil) zurückhalten Gemeint ist, dass nichts von dem anvertrauten Gut (o.ä.) zum eigenen Vorteil „organisiert“ oder „beiseite geschafft“ wird. Eigentum ist Eigentum! 3. sondern gute Treue erweisen in allen<Dingen> 55 Die Betonung liegt hierbei auf „allen“ und „Treue beweisen“. Das heißt natürlich nicht, dass ich für den Arbeitgeber z.B. Lüge usw. – Hier gilt Apg 5,29 Die Anordnungen für das Verhalten der Sklaven hat ein Ziel … (nämlich) … die Lehre unseres Retter-Gottes in allem zieren. 2.5 Umfassende Ausweitung auf alle Menschen … Schon im Timotehusbrief begegnet uns der Retter-Gott in seinem Wohlwollen für alle Menschen. 55 ἀλλὰ πᾶσαν πίστιν ἐνδεικνυμένους ἀγαθήν Sondern allen gute Treue zeigen ἐνδεικνυμένους von ἐνδείκνυμαι = beweisen, nachweisen, zeigen 54 Der Brief des Paulus an Titus 1Tim 2,3f Dies ist gut und angenehm vor unserem Retter-Gott, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden … und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Tit 2,11 Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend allen Menschen, und unterweist uns, damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in dem jetzigen Zeitlauf, Über die Kreter hinaus wird nun der Empfängerkreis der zu Heil erziehenden Gnade auf alle Menschen ausgeweitet. - Das ist Evangelium in Reinform!!! Diese Unterweisung geschieht durch/in der Erkenntnis der Gnade. Diese Retter-Gott-Gnade hat das Ziel, dass der gottlose Mensch die παιδεύω erziehen, unterweisen, Gottlosigkeit ablegt und in Gottesfurcht lebt. unterrichten; zurechtweisen, Die heilbringende Gnade heißt wörtlich züchtigen, auspeitschen, geißeln (Lk σωτήριος = rettende Gnade. Indem sie rettet 23,16) bringt sie Heil … Die Gnade ist Erzieherin! (Das Gesetz ist παιδαγωγός Erzieher, Zuchtmeister Zuchtmeister! (Sklave, der einen Jungen zu seinen Lehrern brachte und beaufsichtigte) φανερός sichtbar, offensichtlich, klar, deutlich, offenbar (ἐλθεῖν εἰς φ. ans Licht kommen, an den Tag kommen Mk 4,22; Lk 8,17; ὁ ἐν τῷ φ. Ἰουδαῖος wer äußerlich ein Jude ist Röm 2,28) φανερόω sichtbar/offenbar machen, bekannt machen, zeigen; pass. sichtbar werden, bekannt werden, sich offenbaren, erscheinen, sich zeigen φανερῶς adv. öffentlich, offenbar, klar, deutlich φανέρωσις, εως f Offenbarung; offene/klare Verkündigung φανός, οῦ m Laterne, Fackel παιδάριον Knabe, kleiner Junge; Jüngling παιδεία Erziehung; Zurechtweisung, Züchtigung παιδευτής Erzieher, Lehrer Zwei Erscheinungen 1. Vers 11: Den die Gnade Gottes ist erschienen = ἐπιφαίνω (zeigte sich) heilbringend allen Menschen … Hier haben wir sicher das erstes Kommen Jesu als Mensch in Niedrigkeit vor uns. 2. Vers 13: … indem wir die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus erwarten. Hier dürfte es sich (weil die glückselige Hoffnung) um das zweite Kommen des Herrn, handeln, wenn er seine Gemeinde „entrückt“ und zu sich holt. Es ist hier wohl kaum das Kommen in Off 19 angesprochen. Wir haben hier sprachlich gesehen eine Zusammenbindung vorliegen. Die erste Aussage (Substantiv), die den bestimmten Artikel trägt, wird dann zur Einheit mit der zweiten Aussage (Substantiv) verstanden. Das wir … erwarten läßt dies wahrscheinlicher sein. 55 Der Brief des Paulus an Titus Ein großartiger Unterschied … Einst rettete die Gnade Gottes Noah und seine Familie … nun hat die Gnade Gottes das Heil gebracht, das alle Menschen erfahren können. (1Tim 2,3-4; s.o.) Wir sehen in der Schrift verschiedene Beschreibungen, Eigenschaften und Wirkungen der Gnade Gottes? a) … die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus geworden (Joh 1,17) b) … die herrschende Gnade durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus unserem Herrn. (Rö 5,21) c) … die Gnade Gottes, die uns unterweist(erzieht(Vers 12) Das Ziel der unterweisenden/erziehenden Gnade … 1. damit wir die Gottlosigkeit und die weltl. Begierden verleugnen = ἀρνέομαι verneinen, bestreiten; verleugnen; ablehnen, sich weigern (Beispiel Mose:) Hebr 11,24 Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter Pharaos zu heißen,… Ein für alle mal …wir können … Wir sehen zwar dieses verleugnen als eine Handlung und Entscheidung , damals als die rettende Gnade unser Herz erreichte, dieses „ein für alle mal verleugnet haben“ (Aorist = punktuelle, abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit), aber dies wird letztlich durch unser bewußtes Leben (täglich) praktisch ausgedrückt. Wir wenden uns sozusagen immerfort hin zu Gott, weil wir jetzt ihm gehören. Wir sind nicht los von ihm …weil wir nicht mehr gottlos sind. Nun können wir besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in dem jetzigen Zeitlauf Die Gottlosigkeit = ἀσέβεια (Auflehnung gegen Gott, fehlende Verehrung Gottes)ist das genaue Gegenteil von der Gottseligkeit. Die Gottseligkeit und Gottesfurcht ist ja ein Schlüsselbegriff in den Pastoralbriefen. 2. damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden (Lüste) verleugnen In Rö 12 haben wir die Ermahnung, dass der Christ sich nicht diesem Weltlauf gleichstellen soll. Dort wird das Wort σχῆμα = Schema verwendet um zum Ausdruck zu bringen, dass der Christ sich dieser weltlichen Prinzipien (der Lebensart und der Lebensdinge) nicht gleichförmig machen/stellen soll. Im Gegenteil (wie hier bei Titus) soll der Christ sich permanent verwandeln lassen durch die Erneuerung seines Sinnes. Anmerkung: der Begriff für verwandelt werden = μεταμορφόομαι = meta-morphe = Verwandlung; Dabei ist die morphe die Gestalt oder Form (meta = mit) d.h. dann, dass mit der Gestalt eine Umgestaltung (Metamorphe) geschieht und im übertragenen Sinn dann das Wesen meint. μορφόω = formen, gestalten Johannes bringt das Wesen, die Gestalt, die Art und Form der Welt gut zum Ausdruck: 1Joh 2,15-17 Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die 56 Der Brief des Paulus an Titus Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. Die weltlichen Begierden und Lüste werden mit einem interessanten Wort bezeichnet. Es sind die Wünsche oder das Verlangen, das völlig auf diesen Weltlauf (Zeit) fixiert ist. τὰς κοσμικὰς ἐπιθυμίας = Begierde des Weltlaufs Die Begierde ist die ἐπιθυμίας = epithymia Lüste … Begierden 1Ptr 2,11 fleischliche Lüste 1Tim 6,9 unvernünftige und schändliche Lüste 2Tim 2,22 jugendliche Lüste Jak 1,14-15 Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, bringt sie Sünde hervor; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. In Tit 3,3 stellt Paulus fest, dass (wir) d.h. Paulus und Titus, einst von diesen Begierden völlig in Besitz genommen waren. Denn einst waren auch wir unverständig, ungehorsam, gingen in die Irre, dienten mancherlei Begierden und Lüsten, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhaßt, einander hassend. Und dann kam die große Wende – die Erscheinung der Güte unseres RetterGottes Tit 2,14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk zu reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken. Tit 3,4f Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit <vollbracht>, wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes. Mit diesem Gnadengeschenk der Rettung = dem Loskauf (= Reinigung) von der Gesetzlosigkeit sind wir Gottes Eigentumsvolk geworden, das eifrig in guten Werken56 sein Leben leben soll. Tit 2,7 indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst! … Tit 2,14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken. Tit 3,1 Erinnere sie, <staatlichen> Gewalten <und> Mächten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein, … Tit 3,8 Das Wort ist gewiß; und ich will, daß du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die zum Glauben an Gott gekommen sind, darauf bedacht sind, sich um gute Werke zu bemühen. Dies ist gut und nützlich für die Menschen. Tit 3,14 Laß aber auch die Unseren lernen, sich für die notwendigen Bedürfnisse um gute Werke zu bemühen, damit sie nicht unfruchtbar seien! 56 „eifrig in guten Werken“ = ζηλωτὴν καλῶν ἔργων zeloo = ζηλόω einfrig; eifersüchtig sein; eifrig streben nach, sich eifrig bemühen (Zeloten) 57 Der Brief des Paulus an Titus Der Abschluss des Kapitels als vestärkte Ermutigung für Titus Tit 2,15 Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck! Niemand soll dich verachten! Ähnlich im nächsten Kapitel Tit 3,8 Das Wort ist gewiß; und ich will, daß du auf diesen Dingen fest bestehst F) Erinnerung – eine Erziehungshilfe 1. Die Textstruktur Verse 1-2: zeigten uns unseren Lebensstil oder „Job“ , d.h. unsere christlichen Tugenden, wie wir uns zu verhalten haben und was wir anstreben sollten. Vers 3: liefert dann die Begründung: Denn einst waren auch wir: 1) unverständig 2) ungehorsam 3) irregehend 4) mancherlei Begierden und Lüsten dienend 5) boshaft 6) neidig 7) hassend und verhasst Vers 4: Als aber die Güte und Menschenliebe unseres Gottes erschien. Hier wird ein Gegensatz zu dem vorher gesagten angezeigt. Verse 4-7: Zeigen die „große Wende“ durch das EINGREIFEN (ERSCHEINEN) unseres Retter-Gottes … Wir sehen die „wirkliche Grundlage“ der Rettung. Vers 4: So sehen wir unsere Rettung allein in dem Handeln Gottes in SEINER Barmherzigkeit als gegeben und nicht aus gerechten Werken heraus. Vers 5: Rettung geschah durch das „Bad der Wiedergeburt“ und „Erneuerung des Heiligen Geistes“. Verse 6 u. 7: Der Heilige Geist wirkte unsere Reinigung (Waschung) DAMIT wir gerechtfertigt würden durch Gnade. Dadurch wurden wir zu Erben des Ewigen Lebens Vers 8: Ein zweites DAMIT wir gute Werke tun. Verse 9-11: Die Abweisung für den Umgang mit sektiererischen Menschen. Verse 12-15: Ein drittes DAMIT und der fruchtbare Glaube … 2. Das Warum der Erinnerung Warum brauchen wir Erinnerung? Wir brauchen Erinnerung, weil wir vergesslich sind. Wie ist das mit dem Erinnern? An was erinnere ich mich? Ich kann mich nur an das erinnern was ich abgespeichert habe. Um es abzuspeichern muss ich es vorher erlebt, erfahren oder erkannt haben. 58 Der Brief des Paulus an Titus So dürfen wir annehmen, dass Titus den Kretern nichts Neues zu berichten hat, wenn er die kretischen Christen an folgende Verhaltensweisen erinnert. 2.1 Ein siebenfaches Erinnern 1. Erinnere sie <staatlichen> Gewalten untertan zu sein 2. Erinnere sie Gehorsam zu leisten 3. Erinnere sie zu jedem gut Werk bereit zu sein 4. Erinnere sie niemand zu lästern 5. Erinnere sie nicht streitsüchtig zu sein 6. Erinnere sie milde zu sein 7. Erinnere sie an allen Menschen Sanftmut zu erweisen ὑπεμνήσθην) erinnern, ins Gedächtnis rufen; pass. sich erinnern, denken an ὑπόμνησις Erinnerung (ἐν ὑ. durch Erinnern, indem ich euch erinnere 2Petr 1,13; 3,1; ὑ. λαμβάνω ich denke an 2Tim 1,5) μνήμη Erinnerung, Gedächtnis μνημονεύω sich erinnern an, denken an; erwähne 2.1.1 Erinnere sie an <staatliche> Gewalten Tit 3,1f Erinnere sie, <staatlichen> Gewalten <und> Mächten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein, niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, milde <zu sein>, an allen Menschen alle Sanftmut zu erweisen Gewalten und Mächte sind grundsätzlich bestimmte Autoritäten. Wir haben in der Schrift sehr unterschiedliche „Gewalten“. Unsere Textstelle macht deutlich, dass es sich hierbei um ἀρχαῖς archais = Gewalten und ἐξουσίαις exusiais = Mächte 57 handelt. Luther übersetz mit „Fürsten und Obrigkeiten“ Die klassische Textstelle bezüglich unserer Haltung der Obrigkeit gegenüber haben wir mit Röm 13 gegeben. Röm 13, 1-3 Jede Seele unterwerfe sich den übergeordneten <staatlichen> Mächten! Denn es ist keine <staatliche> Macht außer von Gott, und die bestehenden sind von Gott verordnet. Wer sich daher der <staatlichen> Macht widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; die aber widerstehen, werden ein Urteil empfangen. Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, (τῷ ἀγαθῷ ἔργῳ) sondern für das böse. Willst du dich aber vor der <staatlichen> Macht nicht fürchten, so tue das Gute, (τὸ ἀγαθὸν ποίει) und du wirst Lob von ihr haben; Anmerkung: Mit der Erwähnung des „guten Werkes“ und dem „tun des Guten“ sehen wir den Zusammenhang zum Titusbrief gegeben. (Tit 1,16; 2,6; 2,15; 3,1; 3,8; 3,14) 57 ἐξουσία Vollmacht; Freiheit/Recht (zu handeln) [Apg 5,4]; Anrecht; Fähigkeit; Macht; Gewalt; Hoheitsbereich (Lk 23,7); Machthaber; Befehlshaber; Beamter; Obrigkeit; ἐ. ἔχειν ἐπὶ τῆς κεφαλῆς Bedeutung unsicher, vielleicht ein Zeichen der Bevollmächtigung (durch den Ehemann) oder ein Zeichen der Abhängigkeit (vom Ehemann) auf dem Kopf haben [1Kor 11,10] ἐξουσιάζω Macht haben; Verfügungsrecht haben; pass. beherrscht werden; untertan sein 59 Der Brief des Paulus an Titus Vergleichsweise andere Übersetzungen: ἀρχή Anfang, Beginn, Ursprung; Ursache, Prinzip; Amt, Regierung, Obrigkeit; Zipfel (eines Tuches oder Gewandes) ἀρχηγός Führer, Fürst; Urheber, Begründer ἀρχιερατικός hohepriesterlich, zu den führenden Priestern gehörig ἀρχιερεύς Hoherpriester, Oberster Priester ἀρχιποίμην oberster Hirt, Erzhirte Tit 3,1f 1 Erinnere sie daran, dass sie der Gewalt der Obrigkeit untertan und gehorsam seien, zu allem guten Werk (ἔργον ἀγαθὸν) bereit, 2 niemanden verleumden, nicht streiten, gütig seien, alle Sanftmut beweisen gegen alle Menschen. GUTE NACHRICHT Tit 3,1f 1 Erinnere alle in der Gemeinde daran, sich der Regierung und den staatlichen Behörden unterzuordnen. Sie sollen ihnen gehorchen und darüber hinaus bereit sein, bei allem Guten mitzuwirken. Luther´84 2.1.2 Erinnere sie untertan zu sein und Gehorsam zu leisten Mittlerweile haben wir den Begriff der Unterordnung (hypotasso = ὑποτάσσω) kennengelernt. Hier haben wir es mit dem selben Ausdruck (Befehl!) ὑποτασσέσθω zu tun, wie schon bei der Unterordnung der jungen Frauen unter ihre Männer und der Sklaven unter ihre Herren (in allem) … Genauso wird es auch hier verstanden und zugleich begründet: Denn … Röm 13,1b Denn es ist keine staatliche Macht = ἐξουσία außer von Gott … Röm 13,3 Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk. Röm 13,4 …, denn sie ist Gottes Dienerin … denn sie trägt das Schwert Röm 13,5 Darum ist es notwendig , untertan = ὑποτάσσεσθαι zu sein … Anmerkung: Besonders im Epheserbrief begegnen uns die unterschiedlichsten „Mächte“. Siehe Exkurs: „Fürstentümer und Gewalten“ Zur Unterordnung gehört selbstverständlich (aktiver) Gehorsam, also das Gehorchen. Der staatlichen Obrigkeit/Regierung soll auch der kretische Christ sich unterordnen und ihr gehorchen = πειθαρχέω [hören auf (Apg 27,21)] wörtl.: gehorsam sein dem Oberen oder Ersten (einer gegeben/bestehenden Autorität). „Obrigkeits-Gehorsam“ hat aber Grenzen und es gilt diesbezüglich und selbstverständlich das was Gottes guter Wille ist. Apg 5,29 Petrus und die Apostel aber antworteten und sprachen: Man muß Gott mehr gehorchen als Menschen. Gehorsam hat i.d.R. mindestens ein Ziel …und hier in unserem Fall: Nämlich das Christen grundsätzlich in einer Haltung der bewussten Bereitschaft zu „guten Werken“ leben, gerade auch den Obrigkeiten gegenüber. Warum? Dazu die Begründung aus dem Römerbrief: … denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk. Röm 13,3 I.d.R. wird ja das Böse bestraft und nicht das Gute. 60 Der Brief des Paulus an Titus Grundsätzlich … Für den Christen besteht die Bereitschft zum „guten Werk“ obligatorisch und gehört selbstverständlich zum gesunden christlichen Charackter. Der Christ liebt seinen Nächsten und sucht das Gute. (vgl. Bergpredigt die sog. (allgemeine) „Goldene Regel“ Mt 7,12 und Mt 22,34-40) Phil 4,8 Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob <gibt>, das erwägt! Diesen Grundzug in Gottes Anweisungen für sein Eigentumsvolk entdecken wir schon im AT. Jer 29,7 Und sucht den Frieden (das Wohl oder das Gute) der Stadt, in die ich euch gefangen weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN! Denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben. (Anmerkung: Wir haben es hier mit einem Imperativ zu tun!!!) 2.1.3 Erinnere sie zu jedem gut Werk bereit zu sein 2.1.3.1 Das gute Werk, die guten Werke im Titusbrief (Einschub: a – g und dann weiter mit 2.1.4) Was haben wir uns unter den „guten Werken“ vorzustellen? Im Titusbrief selbst haben wir keine spezielle Aufzählung guter Werke oder etwa eine Definition, die uns sagt, was das für Werke im Einzelnen sind. So wollen wir uns zumindest die sechs Schriftstellen im Titusbrief ansehen, die „gute Werke“ erwähnen: Tit 1,16; 2,7; 2,14; 3,1; 3,8; 3,14 (3,4 = Gottes Gnadenwerk) a) In den Werken unbewährt Tit 1,16 Sie geben vor Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen 58sie ihn und sind abscheulich59 und ungehorsam und zu jedem guten Werk unbewährt.60 Gott kennen (im Sinne von glaubend anerkennen) sollte ein bestimmtes Verhalten und Handeln in „guten Werken“ zur Folge haben. Die Irrlehrer geben zwar an, dass sie Gott kennen, aber es fehlen ihnen die entsprechenden Beweise, nämlich die Werke. Sie sind unbewährt … d.h. sie haben nichts Wahres und Echtes, was einer Prüfung Gottes standhält, vorzuweisen. Wir werden hier stark an Jakobus erinnert: Jak 2,20 Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne die Werke nutzlos ist? Jak 2,26 Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot. Wie sieht dein Glaube aus? Hast du dich bewährt? 58 ἀρνέομαι leugnen, verneinen, bestreiten; verleugnen; ablehnen, sich weigern (Hebr 11,24) βδέλυγμα, Gräuel, Scheusal; τὸ β. τῆς ἐρημώσεως Greuelbild der Verwüstung, unheilbringendes Gräuel (im Tempel: Mt 24,15) βδελυκτός abscheulich βδελύσσομαι verabscheuen; , 59 60 ἀδόκιμος was die Probe nicht besteht, untauglich, unbewährt; unbrauchbar, wertlos; verkehrt, verdorben (Sinn, Denken) 61 Der Brief des Paulus an Titus b) Ein Vorbild guter Werke sein Tit 2,7 indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst! Hier zeigt sich eines der guten Werke bei Titus. Wenn er Lehrt oder redet soll es „Gesundes“ sein, nämlich das was unverdorben und unanfechtbar ist. Diese Eigenschaft (zu reden/lehren) gilt als vorbildhaft. Und solches vorbildliches Benehmen und Auftreten bedarf der Kenntnis der Schriftwahrheit. Das entspricht der „gesunden Lehre“. Wer die gesunde Lehre der Schrift für sich zur Norm werden lässt, der wird „gute Werke“ (in allem) hervorbringen und anstreben. Es gehört zum gesunden Christsein … Kinder Gottes hinterlassen offensichtlich und nachhaltend einen „guten“ Eindruck (τύπος ). Das was sie reden hat Tiefgang und entspricht der Gotteswahrheit. c) Mit Eifer am Werk … Tit 2,14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken. Mit diesem Vers bekommen wir einen Hinweis 1. wozu uns Christus gerettet bzw. losgekauft und gereinigt hat; 2. und mit welcher Intensität der Christ in „guten Werken“ tätig sein soll. Für sich … was IHM entspricht … Christus hat uns für sich gerettet, d. h. zu seinem Eigentumsvolk, damit wir eifrig nach dem streben was ihm entspricht. Das heißt, dass wir fleißig sind als Christen. Indem wir das zu tun suchen, was uns Christus aufgetragen hat zu tun. – D. h. für uns, dass wir in der Schrift nach solchen „Aufträgen zum Tun“ suchen müssen. Dann kommt das Umsetzen und … „werkeln“. (vgl Mt 7,21-27 Stichwort: hören und tun) d) Die Bereitschaft zum guten Werk … Tit 3,1 Erinnere sie, <staatlichen> Gewalten <und> Mächten untertan zu sein, Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit 61 zu sein, Es werden sich immer wieder Gelegenheiten (Zeitpunkte) ergeben, die uns als Christen wie gerufen kommen, vorausgesetzt, dass wir zu allen „guten Werken“ bereit sind. Es gibt mancherlei unangenehme Dinge im Lebensalltag, aber gerade diese bringen oft unerwarteten Segen mit sich, wenn wir uns nur (auf Gott blickend) „einsetzen“ lassen. (Persönlich erlebt: Fr. Locher in Sulz / Übernachtung für den Stadtstreicher Hans; Das Denken und Nachsinnen braucht eine Richtung … nämlich Gottes Willen zu ergründen. 61 ἕτοιμος bereit; vorbereitet (ἐν ἑ. ἔχω bereitstehen, sich bereithalten 2Kor 10,6; ὁ καιρός ἐστιν ἕ. die Zeit ist gekommen Joh 7,6; τὰ ἕ. erledigte Arbeit 2Kor 10,16); ausgerüstet; entschlossen zu; zubereitet 62 Der Brief des Paulus an Titus e) Die Bemühungen um gute Werke Tit 3,8 Das Wort ist gewiß; und ich will, daß du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die zum Glauben an Gott gekommen sind, darauf bedacht sind, sich um gute Werke zu bemühen. Dies ist gut und nützlich für die Menschen. Weitere Werke-Beispiel ... Apg 9,36 Hier sehen wir was Gottes Wille für alle Gläubigen ist. In Joppe aber war eine Jüngerin mit Jeder Christ muss sich φροντίζω = bemühen Namen Tabita, die übersetzt heißt: und bedacht sein auf das was ihn bewegt … Wie Dorkas. Diese war reich an guten seine Überlegungen sind, wie er „gute Werke“ Werken und Almosen, die sie übte. vollbringen kann. Eigentlich sollte sich sein ganzes Denken vorrangig mit dem Anliegen Gottes beschäftigen und sich dadurch dann in seinem Tun leiten lassen. προΐστημι = vorstehen, leiten, verwalten; sich kümmern um, sich bemühen (Tit 3,8.14) f) Dies ist gut und nützlich für die Menschen. ὠφέλεια Vorteil, Nutzen ὠφελέω nützen, dienen, helfen; ὠφέλιμος nützlich, vorteilhaft 1Kor 15,58 Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, allezeit überreich in dem Werk des Herrn, da ihr wißt, daß eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist! Eph 2,10 Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. 2Kor 9,8 Gott aber vermag euch jede Gnade überreichlich zu geben, damit ihr in allem allezeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk; Christen sollen Frucht bringen … Tit 3,14 Laß aber auch die Unseren lernen, sich für die notwendigen Bedürfnisse um gute Werke zu bemühen, damit sie nicht unfruchtbar seien! Wenn es bisher nicht klar genug herauskam, aber jetzt sehen wir, dass die „guten Werke“ mit Frucht des Christen zu tun haben. Joh 15,8 Hierin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet. Paulus geht es mit dieser Aussage „die Unseren lasse lernen“ um die wirklichen Gemeindeglieder und nicht um irgendwelche kretische Irrlichter in den Gemeinden. Lernen lassen = üben um dann geübte Sinne zu bekommen. Bedürfnisse sind genügend vorhanden. In einer Gemeinde sind immer „gute Werke“ möglich, weil es immer auch Bedürftige (alte, gebrechliche, schwache, kranke Geschwister) hierfür gibt. g) Petrus erinnert ebenso … an das fruchtbringende Leben des Christen 2Petr 1,13 Ich halte es aber für recht, solange ich in dieser Hütte bin, euch durch Erinnerung aufzuwecken. 63 Der Brief des Paulus an Titus P etrus geht in seiner Ausführung davon aus, dass der eine oder andere Christ sich bereits in einem ungesunden und gefährlichen Dämmer- oder Schlafzustand befindet. Es geht ihm um die Befestigung der Berufung der Kinder Gottes, so dann um das Leben in der Gottseligkeit. 2Ptr 1,8 Denn wenn diese <Dinge> bei euch vorhanden sind und zunehmen, lassen sie <euch> im Hinblick auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus nicht träge und nicht fruchtleer sein. Er stellt die Herrlichkeit des Herrn Jesus vor Augen (2Ptr 1,16) und ebenso das prophetische Wort als feste Grundlage (2Ptr 1,19ff). Sein Ziel ist: Selbst wenn er (Petrus) nicht mehr in diesem „Zelthaus“ (Hütte σκήνωμα Zelt, Wohnung, Behausung) sein wird, dass die Briefempfänger sich dann jederzeit die Heilswahrheiten ins Gedächtnis rufen können. (s. 2Ptr 1,15)62 2.1.4 Erinnere sie niemand zu lästern63 (vgl.: Tit 2,3 die älteren Frauen sollen nicht verleumderisch sein) Passend dazu können wir gut Ps 15,1-3 anführen. In diesem Psalm wird anfangs die Frage gestellt: HERR, wer darf in deinem Zelt weilen? Die Antwort: Psalm 15,2f Der rechtschaffen wandelt und Gerechtigkeit übt und Wahrheit redet in seinem Herzen, nicht verleumdet mit seiner Zunge, kein Übel tut seinem Gefährten und keine Schmähung bringt auf seinen Nächsten. Die hier angeführte Ermahnung kann ja umfassend für alle Gemeindeglieder gedacht sein, vielleicht aber auch in Richtung der schlecht behandelten Sklaven gesagt sein, denen es sicherlich nicht immer ganz leicht fiel ihren Herren ohne zu lästern zu dienen. 1Ptr 2,18 Ihr Haussklaven (οἰκέτης), ordnet euch in aller Furcht den Herren (τοῖς δεσπόταις = despotais) unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten! 64 „Niemand zu lästern …“ das griechische Wort medeis μηδείς, das hier am Satzanfang steht meint wirklich niemand/nichts = nicht auch nur einen Menschen. 2.1.5 Erinnere sie nicht streitsüchtig 65 zu sein Das bedeutet dann, dass der Christ sich des Streites möglichst ἄμαχος friedlich, friedfertig, friedliebend (wörtl.: ohne Kampf, Schwert (s. 1Tim 3,3 bezügl. der Ältesten) enthalten sollte. 2Tim 2,14 Dies bringe in Erinnerung, indem du ernstlich vor dem Herrn bezeugst, nicht Wortstreit zu führen, was zu nichts nütze, sondern zum Verderben der Zuhörer ist. 62 2Ptr 1,15 Ich werde aber darauf bedacht sein, dass ihr auch nach meinem Abschied jederzeit imstande seid, euch diese Dinge ins Gedächtnis zu rufen. 63 μηδένα βλασφημεῖν 64 σκολιός = gewunden, verdreht; verdorben, falsch, ungerecht, gemein; Luther: wunderlich 65 ἀμάχους εἶναι 64 Der Brief des Paulus an Titus Der Auftrag für den Christen ist friedenstiftend zu wirken. Röm 12,18 So viel an euch liegt, habt Frieden mit jedermann! 1Kor 7,15 zum Frieden hat uns Gott doch berufen. 2Kor 13,11 Im übrigen, Brüder, freut euch, laßt euch zurechtbringen, laßt euch ermuntern, seid eines Sinnes, haltet Frieden! Und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein. Röm 2,10 10 Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Eph 2,14-17 Denn er ist unser Friede. Er hat aus beiden eins gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung, die Feindschaft, in seinem Fleisch abgebrochen. Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei - Frieden stiftend - in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, durch das er die Feindschaft getötet hat. Und er kam und hat Frieden verkündigt euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. Mt 5,9 Glückselig, die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen. 2.1.6 Erinnere sie milde 66 zu sein Nicht nur die Ältesten einer Gemeinde (1Tim 3,3) sollten solchen Charakter aufweisen, sondern alle Gläubigen. D. h., dass wir scharfe und harte, provokative Worte möglichst nicht in unsrem christlichen Charakter zulassen. Vgl.: Für ein Baby, das wundgeworden ist eine „milde Behandlung“ wichtig. Dazu gibt es u.a. auch „milde Salben“. So sind auch milde Worte Balsam. 2.1.7 Erinnere sie an allen Menschen Sanftmut zu erweisen In seiner ersten öffentlichen großen Rede gibt der Herr Jesus (König des Himmelreichs) den Sanftmütige eine große Verheißung. Mt 5,5Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben. Diese Verheißung zeigt wie völlig anders der Christ ist. Er passt eigentlich gar nicht in diese brutale hochmütige und überhebliche Gesellschaft. Diese Sanftmut können wir nur von dem Einen bekommen, der das selbst von sich sagen konnte: Mt 11,29 Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und »ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen«; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. Oft wird Demut mit Sanftmut verwechselt oder gar gleichgesetzt. Dabei gilt es zu beachten, dass: a) mit Demut eher unsere Haltung zu Gott hin bestimmt sein sollte und b) mit Sanftmut unsere Beziehung/Verhalten zum Nächsten bestimmt sein muss. Nun fragen wir uns nach der Absicht dieses „Erinnerungsmarathons? Tit 3,3 Denn einst waren auch wir unverständig, gingen in die Irre, dienten mancherlei Begierden und Lüsten, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhaßt, einander hassend. Wir stehen allzeit in der Gefahr wieder rückfällig zu werden und wie die Kreter „Schlagseite“ zu bekommen. Von daher, und weil wir so vergesslich sind, brauchen wir gesunde Lehre und Ermahnung, durch die unser „Inneres“ auf Christus ausgerichtet bleibt! 66 ἐπιεικής mild, freundlich; nachsichtig; gütig; (ἡ ἐπιείκεια Phil 4,5) 65 Der Brief des Paulus an Titus 3. Die Erinnerung an das frühere Leben ohne Gott Eine siebenfache Aufzählung der früheren (unerlösten) Lebensart zeigt uns deutlich unsere Herkunft (aber auch unsere Veränderung) und lässt uns von daher vielleicht „gnädiger“ mit den uns umgebenden Menschen handeln. Schauen wir uns diese „Schandtaten“ an: 3.1 Wir waren unverständig ἀνόητος unvernünftig; ungebildet; (intellektuell) blind; ἄνοια Unvernunft, Unverstand; Wut Das geistliche Urteilsvermögen fehlte völlig. Das deckt sich mit anderen Aussagen der Bibel, in denen die Entfremdung von Gott Ausdruck findet: 1Kor 2,14 Der natürliche Mensch nimmt nicht an was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, er kann es nicht erkennen. Eph 4,18 <sie sind> verfinstert am Verstand, fremd dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verstockung ihres Herzens; Röm 1,21f weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde. 3.2 Wir waren ungehorsam ungehorsam = ἀπειθής rebellisch πείθω überreden, überzeugen, beschwichtigen (Mt 28,14); beruhigen (1Joh 3,19); zu gefallen suchen, nach dem Mund reden (Gal 1,10); vertrauen auf, sich verlassen auf; gewiss sein, überzeugt sein; gehorchen, folgen Es ist keine Bereitschaft da sich etwa überzeugen zu lassen. Das hat mit einem verhärteten Herzen zu tun (Pharao). 3.3 Wir waren in die Irre gegangen irregehend = πλανάω irreführen, verführen, täuschen, betrügen; sich irren, in die Irre gehen, sich täuschen; πλάνη = Täuschung, Verwirrung, Betrug πλανήτης = Umherschweifender (ἀστέρες π. aus der Bahn geratene Sterne) PLANET Die Kreter waren (wieder) weiterhin in die Irre gegangen. Die Irrlehrer, die in den Gemeinden umherschweiften haben sie getäuscht und verführt. Diese „Schweifsterne“ haben sie regelrecht betrogen. 2Tim 3,13 Böse Menschen und Betrüger aber werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden. 3.4 Wir dienten mancherlei Lüsten und Vergnügungen 66 Der Brief des Paulus an Titus Gemeint ist eine umfangreiche oder vielfältige (bunte = ποικίλαις) Knechtschaft = δουλεύοντες (ein Gebunden sein)67. In dieser „Sklaverei“ kommt es dann auch zu Exzessen unterschiedlichster (bunter = ποικίλαις) Art. dienten mancherlei Lüsten und Vergnügungen δουλεύοντες ἐπιθυμίαις καὶ ἡδοναῖς ποικίλαις ἐπιθυμία Verlangen, Begierde; (böse) Lust ἡδονή Genuss, Vergnügen; Lust, Leidenschaft HEDONISMUS = Genußsucht 3.5 Wir führten unser Leben in Bosheit68 Hier haben wir es mir einer „linken“ Art zu tun. Eine boshafte (böse, üble, schlechte) Herzenshärtigkeit. Es gibt leider auch ähnlich kranke „Typen“ in den Gemeinden, die es immer wieder schaffen „böses Blut“ zu machen. Alle neutestamentlichen Belegstellen 69 für „Bosheit“ zielen darauf hin, die Bosheit völlig abzulegen, auf Distanz gehen (fern bleiben). 3.6 Wir führten unser Leben in Neid70 Neid wird manchmal mit Eifersucht verwechselt. Beim Neid ist es so, dass man dem anderen das was er hat nicht gönnt. Bei der Eifersucht71 möchte man das des anderen selbst haben … (z.B. die Freundin eines anderen) 3.7 Wir lebten verhasst72, einander hassend73 Es meint eine abstoßende Haltung und Widerwärtigkeit, die durchaus zwischen „Weltmenschen“ vorhanden sein kann. Die Steigerung davon dürfte die offene Feinschaft zwischen zwei Menschen sein, die „einander hassend“ leben. 4. Das Eingreifen Gottes Tit 3,4 Als aber die Güte und Menschenliebe unseres Gottes erschien Hier wird ein Gegensatz zu dem vorher gesagten angezeigt. 67 δουλαγωγέω unterwerfen; knechten; in die Sklaverei führen; δουλεία Sklaverei; Knechtschaft; δουλεύω Sklave sein; dienen; gehorchen; δούλη Dienerin; Sklavin; δοῦλος untertänig; dienstbar δοῦλος Diener; Sklav; δουλόω zum Sklaven machen; unterwerfen; knechten; pass. (durch die Ehe) gebunden sein (1Kor 7,15) 68 κακία Schlechtigkeit, Verdorbenheit, Bosheit; Plage, Last (Mt 6,34) κακός schlecht, schlimm, böse, bösartig; untauglich; schädlich, gefährlich; τὸ κ. das Böse, Unrecht, Unglück, Schaden; 69 Kol 3,8; 1Ptr 2,1.16 Röm 1,29; 1Kor 14,20; Eph 4,31; Apg 8,22; 1Kor 5,8; Jak 1,21; Mt 6,34 70 φθόνος Neid, Missgunst; πρὸς φθόνον eifersüchtig, 71 ζηλεύω eifrig sein, sich bemühen, streben nach; eifersüchtig sein; sich ereifern; ζήλος Eifer; brennende Liebe; Eifersucht; ζηλόω eifersüchtig sein; eifrig streben nach, sich eifrig bemühen; ζηλωτής Eiferer; (leidenschaftlicher) Anhänger, Verfechter; Zelot 72 στυγητός verhasst, hassenswert 73 μισέω hassen, verabscheuen; (als Gegensatz zu lieben, daher oft im Sinn von nicht lieben gebraucht) 67 Der Brief des Paulus an Titus Der Heiland-Gott setzt dem Hass seine einzigartzige Güte und Menschen-Liebe entgegen. Das Erscheinen Gottes ist nicht so zu verstehen, dass er einmal gesehen wurde (bei seiner Erscheinung) und dann hat er sich zur Ruhe gesetzt oder sich nicht mehr gezeigt … Tit 2,11 Gande Tit 2,13 Herrlichkeit Tit 3,4 Güte und Menschenliebe ist erschienen ist erschienen ist erschienen Das Resulatat seiner Erscheinung RETTUNG Die Güte χρηστότης Güte, Freundlichkeit, Milde; Rechtschaffenheit χρηστεύομαι gütig sein/handeln χρηστός freundlich, liebevoll, gütig (τὸ χ. Güte Röm 2,4); ehrbar, gut (1Kor 15,33); angenehm, leicht zu tragen (Mt 11,30); gut (Wein); Komp. χρηστότερος besser Die Menschenliebe φιλανθρωπία Menschenfreundlichkeit, Liebe zu den Menschen; Gastfreundlichkeit (Apg 28,2) φιλανθρώπως adv. menschenfreundlich, wohlwollend, entgegenkommend Es ist von Bedeutung, dass uns der Text vor Augen stellt, dass alle Aktivität zur Rettung des Menschen von Gottes Seite (dem Heiland-Gott) her ausging und geschah. Dem Menschen wird gesagt: NICHT, du Mensch hast dir das erarbeitet oder gar verdient, sondern nach SEINER Barmherzigkeit hat dich, der Heiland-Gott gerettet. (Vergangenheit) Hier erkennen wir , dass allein a) die Menschenliebe, b) die Gnade und die Güte, c) die Barmherzigkeit Gottes, der Ursprung und die Grundlage des Heils (unserer Rettung) ist. a) Die Liebe Gottes „Gott ist Liebe“ 74 Er liebt den Menschen auf menschlich unvergleichliche Weise. Joh 3,16 Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Röm 5,8 Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. b) Die Gnade/Güte Gottes Güte und Gnade Gottes ist die Liebe und Zuwendung Gottes, die sich unverdient an dem Menschen erweist. Die Gnade Gottes ist der Ursprung aller Segnung, die uns jemals geschenkt worden sind und geschenkt werden. 74 1Joh 4,8-11 Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe. Hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden. Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, sind auch wir schuldig, einander zu lieben. 1Joh 3,16 Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben. 68 Der Brief des Paulus an Titus Eph 2,4f Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht - durch Gnade seid ihr errettet! Die Güte Gottes ist jene Vollkommenheit Gottes, welche ihn veranlasst, mit all seinen Geschöpfen großzügig und freundlich zu verfahren. Röm 11,22 Sieh nun die Güte und die Strenge Gottes: gegen die, welche gefallen sind, Strenge; gegen dich aber Güte Gottes, wenn du an der Güte bleibst; sonst wirst auch du herausgeschnitten werden. Gott tut Gutes allen seinen Geschöpfen. Mt 5,44f Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Mt 6,26 Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten, noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie <doch>. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie? Apg 14,16f Er liess in den vergangenen Geschlechtern alle Nationen in ihren eigenen Wegen gehen, obwohl er sich doch nicht unbezeugt gelassen hat, indem er Gutes tat und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gab und eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit erfüllte. c) Die Barmherzigkeit Gottes Barmherzigkeit ist die Güte Gottes gegenüber solchen, die sich seinem Willen widersetzt haben und wegen dieser Sünde in größte Not und tiefstes Elend geraten sind, so dass Er sich tief zu uns herabbeugen musste. Siehe auch: Röm 9,18; Ps 103. Lk 1,77ff um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden, durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, mit der uns der Aufgang aus der Höhe besuchen wird, um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, und unsere Füße zu richten auf den Weg des Friedens. - G) Tit 3,9-15 Konsequentes Handeln für das Gute 1. Die Handhabung mit den „zersetzenden Zeitgenossen“ in Kretas „Gemeindelandschaft“. Tit 3,9-11 Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und gesetzliche Streitigkeiten vermeide! Denn sie sind unnütz und wertlos. Einen sektiererischen Menschen weise nach einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung ab, da du weißt, daß ein solcher verkehrt75 ist und sündigt und durch sich selbst verurteilt ist! Wir leben heute in einer Zeit, in der absolute Werte gerne relativiert und abgeschafft werden. Das geschieht zunehmend leider im „christlichen Lager“ ebenso, wie in unserer Gesellschaft schlechthin. Selbst in „unseren“ bibeltreuen Gemeinden ist ein solcher Vorgang, wie wir ihn hier vorfinden, nicht mehr so einfach durchzuführen. Paulus stellt eben noch in Tit 3,8 fest, dass die Wahrheit und Lehre des Evangeliums gut 76 ist und von hohem Nutzen. Das heisst auch, dass die „gesunde Lehre“ anwendbar bleiben muss. Diese betonte Nützlichkeit (πιστός = zuverlässig)77 hat immer ein Ziel. Dieses Ziel (Erziehung zum Charakter und Wesen Christi hin) passte den „Sektierern“ nicht. Sie wollten anderes. 75 76 ἐκστρέφομαι = verkehrt sein, verdorben sein Πιστὸς ὁ λόγος· = Glaubwürdig ist das Wort! 69 Der Brief des Paulus an Titus Hier stellt Paulus die verlässliche Qualität des Wortes (ὁ λόγος = logos) den „törichten 78 Streitfragen“ und „gesetzlichen Wortzänkereien“ der falschen Lehrer gegenüber. Das tut er mit einem deutlichen Nachdruck in seinem Ton. Titus soll nicht zögern konkret gegen diese gefährlichen, verkehrten und verdorbenen Männer vorzugehen. Diese Typen sündigen.79 Wer in solcher Sünde und Verdorbenheit beharrt muss „entfernt“ werden. Diesen Vorgang der „Hinaustuns“, d. h. der Gemeindezucht haben wir von Paulus schon gehört: 1Kor 5,13 Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus! Das ganze Verfahren erinnert uns an Mt 18,15ff wo es um das wieder „eins-werden“ geht, nachdem durch verursachte Sünde Entzweiung besteht. Mt 18,17 Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner! Im Klartext heisst das für Titus: Wisse, dass ein solcher ganz verkehrt ist und sündigt, scheue dich also nicht, die traurige, aber notwendige Zuchtmassnahme zu verhängen. H) Tit 3,12-15 Die Pläne, Mitteilungen und letzte Anordnungen von Paulus Tit 3,12f Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so beeile dich, zu mir nach Nikopolis zu kommen! Denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern. Zenas, dem Gesetzesgelehrten, und Apollos gib mit Sorgfalt das Geleit, damit ihnen nichts mangelt! Wir sehen einen mobilen, aktiven Apostel, der in Freiheit unterwegs ist. Er geht wohl überlegt und mit Weitblick mit seinen Mitarbeitern um. Er teilt ihnen seine Pläne mit, ist transparent. Er sendet, er ruft und sorgt sich um sie, indem er Titus um das Geleit bittet. ... „damit sie keinen Mangel haben“. Noch einmal greift er das den Brief durchdringende Anliegen auf. Tit 3,14 Laß aber auch die Unseren lernen, sich für die notwendigen Bedürfnisse um gute Werke zu bemühen, damit sie nicht unfruchtbar seien! 1. Fruchtbares Leben Mit seinem 13. „damit“ Paulus spricht von dem fruchtbaren Leben des Gläubigen. 77 πιστός vertrauenswürdig, glaubwürdig, zuverlässig, treu, gläubig, unvergänglich, beständig; Apg 13,32-34 Und wir verkündigen euch die gute Botschaft von der zu den Vätern geschehenen Verheissung, dass Gott sie uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesus erweckte; wie auch im zweiten Psalm geschrieben steht: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.« Dass er ihn aber aus den Toten auferweckt hat, so dass er nicht mehr zur Verwesung zurückkehrte, hat er so ausgesprochen: »Ich werde euch die zuverlässigen heiligen Güter Davids geben.« 78 μωρός töricht, dumm, unsinnig; μωρέ Bedeutung unsicher, vielleicht gottloser Narr (Mt 5,22) 79 ἁμαρτάνω sündigen, sich verfehlen, Unrecht tun; ἁμαρτία Sünde, Vergehen; Mit Harmatologie wird die Lehre der Sünde bezeichnet. 70 Der Brief des Paulus an Titus Es geht letztlich ums Ganze, d. h. um ein authentisches Christenleben in einer „kaputten“ Gesellschaft. Wie kommt solches Leben zustande? 1.1 Ein fruchtbares Leben kann nur über einen Lernprozess entwickelt werden. Das neue Leben, das wir als Christen geschenkt bekamen und in uns eingeleitet worden ist, muss ausgelebt werden. Das können wir nur in der Praxis lernen. Eph 4,21-24 Ihr habt ihn doch gehört und seid in ihm gelehrt worden, wie es Wahrheit in Jesus ist: dass ihr, was den früheren Lebenswandel angeht, den alten Menschen abgelegt habt, der sich durch die betrügerischen Begierden zugrunde richtet, dagegen erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. 1.2 Das Entscheidende Es ist von hoher Wichtigkeit, aber das Evangelium ist nicht nur für die Gottlosen zur Rettung geboten, sondern auch für Christen. Es macht uns demütig, wenn wir den Weg zu Christus hin beschreiten müssen. Immer und immer wieder ... Wenn wir in Sünde gefallen sind, dann haben wir Christus verunehrt. Ja, aber er liebt uns noch immer. Wir erfahren durch das Bekennen Vergebung. – Er geht weiter im Lernprozess des Guten. Das führt uns zu großer Dankbarkeit. Kol 2,6f Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und gefestigt im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, indem ihr überreich seid in Danksagung! 1.3 Wir müssen uns um gute Werke bemühen Das heisst, dass wir uns Investieren müssen. Röm 12 spricht von der Hingabe unseres Lebens. als das was Gott von uns als Gottesdienst möchte. Es gilt: Priorität Christus zuerst! Mt 6,33 lehrt uns eindrücklich was damit gemeint ist: Mt 6,33 Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden. I) Tit 3,15 Der Briefabschluss Tit 3,15 Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße, die uns lieben im Glauben! Die Gnade sei mit euch allen! Gottes Gnade ist mit uns! Es ist heilsam, wenn uns in der Tiefe unseres Herzens bewusst wird, dass wir gar schon bald unser Leben hier auf Erden beenden werden, egal ob wir noch 10, 20, 30, 50 oder mehr Jahre leben werden. Dann werden wir vor dem König stehen und gefragt werden, was wir mit unserem geschenkten Gnadenleben getan haben? - Was antwortest du? 71 Der Brief des Paulus an Titus J) Exkurse Exkurs 1: Die Missionsreisen des Paulus Exkurs 2: Die Datierung des Lukasevangelium Die Kirchväter sind sich einig, dass Lukas der Autor des Lk-Evangeliums ist, das er wahrscheinlich zeitnahe kurz vor der Apg geschrieben hatte. Dieses „Zweibändewerk“ wurde einem Theophilus gewidmet (Lk 1,3; Apg 1,1), einem hochstehenden Mann der römischen Welt (sehr würdige formelle Anrede) Vielleicht war dieser Theophilus „einer aus des Kaisers Haus“ (Phil 4,22). Trotz dieser Widmung – diese entspricht nicht der Anschrift wie in den Briefen! – wird klar, dass dieser Doppelband keine Privatkommunikation ist, sondern von Lk für einen breiteren Leserkreis geschrieben wurde. Er berichtet damit durchgehend von der Geburt Jesu bis zum Hausarrest des Apostels Paulus in Rom (Apg 28,30-31). Das Ende der Berichterstattung der Apg führt zur Schlussfolgerung, dass Lk beide Bücher in Rom während der zweijährigen Gefangenchaft des Paulus schrieb (ca. 60–62 nChr). Lukas berichtet z.B. Jesu Prophetie von der Zerstörung des Tempels (Lk 19,42-44; 21,20-24), erwähnt aber weder in Lk noch in Apg deren Erfüllung im Jahr 70 n.Chr. Lk erwähnt auch nicht die große Verfolgung der Christen unter Nero (ca. 64 n.Chr) oder den Märtyrertod des Jakobus (ca. 62 n.Chr). 72 Der Brief des Paulus an Titus Da Lukas die Erfüllung von Prophezeiungen gerne als Argument benutzt (z. B. Apg 11,28 die Hungersnot …) und sicher die anderen wichtigen Ereignisse in seinem historischen Bericht (Lk 1,1ff) verwendet hätte, liegt das Abfassungsdatum wohl vor 62 n.Chr. Exkurs 3: Illyrium und Dalmatien Die Delmaten konnten sich zwischen 175 und 170 v. Chr. vom Reich des illyrischen Königs Genthios unabhängig machen. Die Hauptstadt ihres Gemeinwesens war Delminium. Im Jahre 156 v. Chr. wurden die Dalmaten zum ersten Mal von einer römischen Armee angegriffen und unterworfen. Sie wurden tributpflichtig, aber erst unter Augustus 31 v. Chr.-14 n. Chr.) wurde das Land endgültig ins Imperium eingegliedert, nachdem der illyrische Aufstand, an dem sich die Delmaten beteiligt hatten, von Tiberius im Jahre unserer Zeitrechnung niedergeschlagen worden war. Unter Kaiser Augustus wurde dann die Provinz Dalamatia eingerichtet. Nach dem Ende des weströmischen Reiches wurde Dalmatien 481 von Odoaker erobert und fiel nach dessen Tod 493 unter die Herrschaft des gotischen Königs Theoderich. Die Gotenherrschaft endete 535, als Justinian, der selbst aus dem Illyricum stammte, Dalmatien Ostrom einverleibte. Exkurs 4: Apostel Weitere Verwendungen des Apostel-Begriffs im NT Paulus unter dem direkten Befehl Christi: Apg.9,15-16;22,3-16;26,9-20;Gal.1,11-24; 1.Tim.2,7;2.Tim.1,11 Die 12 Apostel Jesu unter dem direkten Befehl Lk.6,13;Lk.11,49; Apg.1,2; Christi: Paulus und die 12 Apostel sind gleichwertig: Gal.2,8; 1.Kor.9,1f.; 2.Kor.11,5;12,11 Apostel Jesu Christi waren Zeugen der Auferstehung: Apg.1,22;10,41;1.Kor.15,7.8 Das Wirken der Apostel Jesu Christi wurde mit 2.Kor.12,12; Heb.2,3.4; Apg.2,43 Zeichen begleitet: 73 Der Brief des Paulus an Titus Die Apostel sind die Ersten in der Gemeinde, die Grundlage: Καὶ οὓς μὲν ἔθετο ὁ θεὸς ἐν τῇ ἐκκλησίᾳ πρῶτον ἀποστόλους , δεύτερον προφήτας , τρίτον διδασκάλους 80 ἔπειτα δυνάμεις 81 ἔπειτα χαρίσματα 82 ἰαμάτων 83 ἀντιλήμψεις 84 κυβερνήσεις 85 γένη 86 γλωσσῶν 87 1.Kor.12,28 Und die einen hat Gott in der Gemeinde eingesetzt erstens als Apostel, zweitens <andere> als Propheten, drittens als Lehrer, sodann <Wunder>kräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Leitungen, Arten von Sprachen. Eph.2,20 <Ihr seid> aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, und in ihm werdet auch ihr mit aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist. 1.Kor.4,1; Eph.3,5; 2.Pet.3,2; Hebr.2,3.4;1.Thess.2,13; Jud.17 Offb.22,18-19; 2.Pet.3,2; Jud.1,3 Durch die Apostel hat sich der Herr offenbart und ihnen Seine Geheimnisse anvertraut: Nach der Apostelzeit und dem Abschluss des NT gibt es keine neuen Offenbarungen: Es gibt noch eine allgemeine Verwendung für das Wort Apostel Gesandte der Gemeinden Christi 2.Kor 8,23 Sei es, was Titus betrifft, <er ist> mein Gefährte und in Bezug auf euch <mein> Mitarbeiter; seien es unsere Brüder, <sie sind> Gesandte der Gemeinden, Christi ἀπόστολοι ἐκκλησιῶν Herrlichkeit. Epaphroditus, Abgesandter der Gemeinde Philippi: Phil. 2,25 Es gibt auch falsche Apostel: 2.Kor.11,13; Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Sie sind ψευδαπόστολοι = „Lügenapostel“ Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Christi „Pseudos“ annehmen. ψευδής = lügnerisch, vorgetäuscht, verlogen; ὁ ψ. Lügner Offb.2,2 In gewisser Weise ist jeder Gläubige, ein Gesandter: Das drückt z. B. auch 2Kor 5,20 aus. So sind wir nun Gesandte an Christi Statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt; wir bitten für Christus: Mt.5,13-16 (Licht & Salz → Bergpredigt!) Mt 28,18-20 (sog. Missionsbefehl) 1.Pt.2,9.10 9 Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, 80 διδαχή = die Lehre, der Unterricht, die Unterweisung δύναμις = Kraft; Macht; Machttat, Wunder; Können, Fähigkeit (Mt 25,15); der Allmächtige, Gott (Mt 24,64; Mk 14,62) Dynamit 82 χάρισμα = Gnadengeschenk, Gabe 83 ἴαμα = Heilung; ἰάομαι = heilen, gesund machen, wiederherstellen 84 Kommt von λήμψις = Einnahme, Nehmen λαμβάνω (fut. λήμψομαι, aor. ἔλαβον, inf. λαβεῖν, part. λαβών, 3.sg. opt. λάβοι, pf. εἴληφα, 3.sg. pf. pass. εἴληπται) nehmen, anfassen, ergreifen; empfangen, bekommen; wegnehmen, beseitigen; einziehen (Steuern); auswählen (Hebr 5,1); anziehen (Joh 13,12); fangen (Lk 5,5); überlisten, einwickeln (2Kor 11,20) 85 Kybernetik = Steuerung 86 γένος Nachkommenschaft; Sippe; Verwandtschaft; Nation, Volk; Art, Gattung 87 γλῶσσα, Zunge; Sprache; “Zungenrede” 81 74 Der Brief des Paulus an Titus Lasst euch versöhnen mit Gott! Gesunder Glaube zeigt sich im Gehorsam: Zum Begriff Nachahmer Gottes μιμητής = mimätäs = Nachahmer, Nachfolger (eines Vorbildes) Der Begriff μιμητής bezeichnete u.a. auch den Schauspieler. (Maske leitet sich davon!) μιμέομαι = mimeomai = nachahmen, einem Beispiel folgen, einem Vorbild nacheifern Eine andere griech. Bezeichnung für Schauspieler (Heuchler) war ὑποκριτής = hypokritäs = Heuchler, Scheinheiliger ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat; die ihr einst »nicht ein Volk« wart, jetzt aber ein Volk Gottes seid; die ihr »nicht Barmherzigkeit empfangen hattet«, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt. Joh.14,23.24; Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht; und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. Eph.5,1f. Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder! Und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Opfergabe und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch! 1.Petr.1,22f Da ihr eure Seelen durch den Gehorsam gegen die Wahrheit zur ungeheuchelten Bruderliebe gereinigt habt, so liebt einander anhaltend, aus reinem Herzen! Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes. ὑποκρίνομαι = sich verstellen, sich den Anschein geben ὑπόκρισις = Heuchelei, Verstellung, Falschheit, Scheinheiligkeit Steht dein Leben in einem solchen Gehorsam, dass du selbst ein APOSTEL bist? 75 Der Brief des Paulus an Titus Exkurs 5: Qualifikationen für Älteste und Diakone 76 Der Brief des Paulus an Titus 77 Der Brief des Paulus an Titus Exkurs 6: Epimenides Epimenides (gr. Επιμενίδης) lebte im 6./7. Jahrhundert v. Chr. in Knossós auf Kreta und in Athen. Er war Philosoph und berühmtester Seher und Reinigungspriester („Katharte“) seiner Zeit sowie ein Zeitgenosse der Sieben Weisen, zu denen er auch gerechnet wird. Er gehörte dem enthusiastischen Kult des Zeus und der Kureten an, mit dem auf Kreta eine geheime Priesterweisheit verbunden war, soll auch einst in der Diktäischen Höhle bei Knossós entschlafen und erst nach 57 Jahren wieder aufgewacht sein. Sein Rat war selbst von Staaten begehrt. Er veranlasste Veränderungen in den heiligen Gebräuchen der Athener und bemühte sich, Ehrlichkeit und Billigkeit in Athen einzuführen; auch soll er der Erfinder des Pflugs gewesen sein. Als Lohn soll er sich einen Zweig des heiligen Ölbaums auf der Burg erbeten haben. Der Altar des „unbekannten Gottes“ in Athen, den der Apostel Paulus Jahrhunderte später in seiner Rede auf dem Areopag erwähnte, wurde auf die Initiative von Epimenides hin aufgestellt. Die Lakedämonier sollen ihn in mehrhundertjährigem Alter in einem Krieg mit den Knosiern gefangen genommen und, weil er ihnen nur Böses geweissagt, hingerichtet, die Argiver aber seinen Leichnam beerdigt haben. Man legt ihm mehrere Gedichte und prosaische Schriften bei, unter denen vielleicht einige Orakelsprüche und Sühnlieder von ihm herrühren. Es ist nicht sicher, ob die ihm zugeschriebene Dichtung wirklich von ihm verfasst oder nur unter seinem Namen veröffentlicht wurde. Erhalten sind einige Fragmente seiner Aussagen und Schriften aus den Werken anderer antiker Schriftsteller wie Aelian, Pausanias, Plutarch oder Philodem. Am bekanntesten dürfte die zweite Zeile aus dem Gedicht Cretica sein: Sie haben dir ein Grab eingerichtet, oh Heiliger und Hoher. Die Kreter sind immer Lügner, wilde Tiere, faule Bäuche. Aber du bist nicht tot, du lebst und bleibst für immer Denn in dir leben und laufen und sind wir. Die daraus entstandene Umformung der zweiten Zeile „Alle Kreter sind Lügner (und alle von Kretern aufgestellten Behauptungen sind Lügen)“ wird als das Paradoxon des Epimenides bezeichnet, jedoch entsteht der Widerspruch erst in der verschärften Form (was aber z. T. auch ein Problem der Übersetzung aus dem altgriechischen Original ist, bzw. erst durch die Übersetzung entsteht). Die ursprüngliche Form der zweiten Zeile ist bekannt aus dem Brief des Paulus an Titus 1,12 und wurde zuvor von Kallimachos von Kyrene im 3./4. Jh. v.Chr. zitiert. Die vierte Zeile wird von Paulus zitiert, als er sich gegenüber den griechischen Philosophen auf dem Areopag in Athen verteidigt. (Apostelgeschichte des Lukas 17,28) 78