Gemeindefreizeit 17. – 19. April 2014

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Der Brief des Paulus an Titus
Studienunterlagen zum Titusbrief
Referent: Hans Wälzlein
Christliche Gemeinde Burgoberbach
Gemeindefreizeit 17. – 19. April 2014
„Pension Seiffer“ Horschhof 1; 74585 Rot am See
Philemon
Übersicht der Vortragszeiten
Do. 17. 04.2014
Vortrag 1
19.30 – 20.30 Uhr
60min
Fr. 18.04.2014
Vortrag 2
Kurzpause
Vortrag 3
10.00 – 11.30 Uhr
40 min
10 min
40 min
Sa. 19.04.2014
Vortrag 4
Kurzpause
Vortrag 5
Fragen
09.30 – 12.00 Uhr
60 min
10 min
60 min
20 min
So. 20.04.2014
Thema:
Gottesdienst in Burgoberbach
Mit dem „Instrumentarium“ Gottes, gottgewollte
Ergebnisse erzielen!
Die Pastoralbriefe
Timotheus
1
.
Die Pastoralbriefe
Titus
Die Pastoralbriefe
Timotheus
2
.
Die Pastoralbriefe
1
Der Brief des Paulus an Titus
A) Einleitende Gedanken und Informationen zu den
sog. Pastoralbriefen des Paulus.
0. „Wesen“ und Schlüsselvers des Titusbriefes
Wir könnten den Titusbrief geradezu als „Bergpredigt“ unter
den Briefen bezeichnen, denn er enthält ein „Programm“ für
die Gemeinde Gottes mit vielen einzelnen Anweisungen. Wir
haben mit dem Titusbrief eine gute Hilfestellung für die
praktische „Seelsorge“ an einzelnen Gemeindegliedern
(Personengruppen).
Die biblische Lehre wird weitgehend vorausgesetzt, wenn es
um die die konkrete Anweisung geht.
Wesentlich geht es um den „gesunden“ Glauben, der sich in entsprechenden „gesunden“ Werken
(Taten) zeigt.
Der Schlüsselvers
Tit 2,14
Der hat sich selbst für uns
gegeben, damit er uns
loskaufte von aller
Gesetzlosigkeit und sich
selbst ein Eigentumsvolk
reinigte, <das> eifrig
<sei> in guten Werken.
1.0 Die Bezeichnung als Pastoralbriefe
Zu den Pastoralbriefen gehören die Briefe des Apostels Paulus an seine Mitarbeiter Timotheus und
Titus. Diese Bezeichnung bedeutet soviel wie „Hirtenbriefe“ (von lat. „Pastor“ = Hirte) und wurde
1726 von dem Theologen Paul Anton geprägt.
Diese drei Briefe nehmen im NT eine Sonderstellung ein.
Sie sind zwar an Einzelpersonen gerichtet, aber keine Privatbriefe, sondern haben apostolische
Anordnungen für die Gemeinden zum Inhalt.
Es ist daher ganz sicher, dass sie auch in den Gemeinden vorgelesen wurden, wie hätten sonst die
Gemeinden wissen sollen, was Timotheus und Titus von Paulus aufgetragen worden war?
Keine Pastoren …
Timotheus und Titus haben sich sicher nicht als „Pastoren“ (im heutigen Sinn) oder Älteste der
Gemeinden verstanden, sondern sie waren Stellvertreter und Beauftragte des Apostels Paulus, die zu
bestimmten Zeiten an verschiedenen Orten bestimmte Aufträge zu erfüllen hatten.
z.B: 1Tim 1,3 und Tit 1,5
2
Der Brief des Paulus an Titus
1.1 Die Eigenart der Pastoralbriefe
Die Pastoralbriefe unterscheiden sich in Thematik, Stil und Ton von den übrigen Briefen des Apostels
Paulus. Dafür lassen sich folgende Gründe nennen:

Sie sind die letzten Briefe des Apostels, die sein „Vermächtnis“ an seine Mitarbeiter
darstellen

Sie erfüllen einen anderen Zweck als die an Gemeinden gerichteten Briefe, sie
enthalten mehr Anordnungen, die das praktische Gemeindeleben betreffen

Sie setzen die in den Gemeindebriefen dargelegte Lehre als bekannt voraus und
nehmen nur gelegentlich darauf Bezug.

Sie wurden nach der ersten Gefangenschaft des Apostels Paulus geschrieben, zu einem
Zeitpunkt, als die Apostelgeschichte des Lukas schon abgeschlossen war. (s. Exkurs 1)
1.2 Der Verfasser der Pastoralbriefe
Wie der Apostel Paulus in 1Tim 1,1 2Tim 1,1 und Tit 1,1 ausdrücklich bezeugt, ist er der
Verfasser dieser Briefe.
Auch nach dem Zeugnis der frühen Kirchenväter (Polykarp, Irenäus, Clemens, Tertullian) gibt
es keinen einzigen Grund, das zu bezweifeln.
1.3 Die Abfassungszeit der Pastoralbriefe
Paulus war etwa von 60-62 im Gefängnis zu Rom. Von dort schrieb er die sog. „Gefängnisbriefe“ an
die Epheser, Kolosser, Philipper und Philemon.
In den beiden letzten Briefen deutet er mehrfach seine baldige Freilassung an. Phil 2,23 u. Phm 22
Paulus ist allem Anschein nach wirklich freigekommen und hat bis zu seiner zweiten
Gefangennahme (66/67 n.Chr.) weitere Missionsreisen unternommen.
1.4 Einige Stationen der Missionsreisen anhand der Pastoralbriefe
1. Paulus besuchte Gemeinden in Asien, besonders Ephesus, wo er Timotheus zurückließ (1Tim 1,3).
2. Von dort reiste er weiter nach Mazedonien. Während seiner Reise schrieb er Timotheus den
ersten Brief (63/64 v.Chr.), um ihm Anweisungen zur Gemeindeordnung (Verhalten im Haus Gottes)
zu geben.
3. Offensichtlich missionierte Paulus auch auf Kreta und ließ dort Titus zurück (Tit 1,5). Von
unterwegs schrieb er an Titus (64/65 v.Chr.) und ordnete an, auf Kreta Älteste anzustellen, u. s. w.
4. In Nikopolis (Nordwest –Griechenland) wollte Paulus überwintern und beruft Titus zu sich nach
dort hin (Tit 3,12).
5. Paulus besucht Korinth (?), Milet (2Tim 4,20) und Troas (2Tim 4,13).
6. Er wird aufs Neue gefangen genommen und schreibt aus Rom seinen zweiten Brief an Timotheus
(66/67 v.Chr.).
Darin bittet er Timotheus, der sich wohl noch in Ephesus aufhielt, ihn so bald als möglich im
Gefängnis zu besuchen (2Tim 4,9+21).
3
Der Brief des Paulus an Titus
Er schreibt hier von seiner zweiten Gefangenschaft in Rom (2Tim 1,8+12+16-17 und einer schon
stattgefundenen Gerichtsverhandlung (2Tim 4,16) und von seinem wohl baldigen Ende (2Tim 4,6-8).
So können wir annehmen, dass Paulus ca. um 67/68 n. Chr. den Tod erlitt.
1.5 Kurzinformation zur Person des Titus
Titus 1 scheint noch ein relativ junger Mann gewesen zu sein. So wird er aufgefordert die jungen
Männer zu ermahnen und ihnen ein Vorbild zu sein in allem. Tit2,6f
In der Apolstelgeschichte wird Titus nicht erwähnt, obwohl er ein enger Mitarbeiter des Apostels
Paulus war, wie wir es aus seinen Briefen erfahren.
Er kam durch Paulus zum Glauben. Tit 1,4
Der erste Hinweis auf Titus findet sich in Gal 2,1 „und nahm auch Titus mit …“ nämlich zum sog.
Apostelkonzil in Jerusalem. (49 n.Chr.)
Dann entdecken wir Titus besonders im Dienst in Korinth. 2Kor 2,13; 7,6.13.15; 8,6.16.23; 12,18
Zuletzt erwähnt ihn Paulus in seinem letzten Brief. 2Tim 4,10 2
Möglicherweise ist das Illyrikum in Röm 15,19 das Dalamatien von dem hier (in 2Tim 4,10) die Rede
ist.
Zur Zeit der Briefabfassung befindet sich Titus auf der Insel Kreta und soll (nach getaner Arbeit) nach
Nikopolis reisen, um dort Paulus zu treffen, der dort überwintern möchte. Tit3,12
Titus war nicht von Dauer auf Kreta ansässig und auch nicht Bischof von Kreta. 3 Er bekam von
Paulus den Auftrag Älteste einzusetzen. Paulus wie auch Titus waren keine Pastoren, denn
damals wurden die Gemeinden von Ältesten geführt, die Aufseher und Hirten waren.
Streng genommen ist also der Titusbrief kein sog. Pastoralbrief.4
Die Dienste des Titus und Timotheus sind ähnlich geartet. Beide sind Mitarbeiter und
Abgesandte des Apostels. Beide sind noch relativ jung an Jahren
In Apg 14,21ff sehen wir das was Apostel (Paulus und Barnabas) u.a. taten. 5 – Sie setzten Älteste
ein.
Genau das waren Aufgaben des Timotheus und Titus. Sie waren aber keine Apostel der „ersten
Garde“, die den Herrn Jesus noch persönlich erlebt hatten.
Die Berufung des Paulus zum Apostel geschah als „unzeitige Geburt“ durch Offenbarung des
Herrn selbst. 2Kor 12,1ff; Gal 1,1 und 11ff
In dem 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher werden Silvanus und Timotheus als Apostel
bezeichnet. 6
1
Der Geschätzte
2Tim 4,10 Denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat, und ist nach
Thessalonich gegangen, Kreszenz nach Galatien, Titus nach Dalmatien.
3
Ohne historischen Anhalt ist die Überlieferung, dass Titus in Gortyna auf Kreta ertsmals den Bischofssitz
bestiegen haben und dort auch hochbetagt im Alter von 94 Jahren nach reicher Missionstätigkeit
verstorben sein soll.
(vgl. Apost. Const. VII,46; Menologium des Basilius, MPG CXVII, 604).
2
Zu den Pastoralbriefen gehören die Briefe des Apostels Paulus an seine Mitarbeiter Timotheus und Titus.
Diese Bezeichnung bedeutet soviel wie „Hirtenbriefe“ (von lat. „Pastor“ = Hirte) und wurde 1726 von dem
Theologen Paul Anton geprägt.
Diese drei Briefe nehmen im NT eine Sonderstellung ein. Sie sind zwar an Einzelpersonen gerichtet, aber
keine Privatbriefe, sondern haben apostolische Anordnungen für die Gemeinden zum Inhalt. Es ist daher
ganz sicher, dass sie auch in den Gemeinden vorgelesen wurden, wie hätten sonst die Gemeinden wissen
sollen, was Timotheus und Titus von Paulus aufgetragen worden war?
5 In Apg 6 sehen wir die Apostel, dass sie ordneten und Diakone einsetzten, um sich dem Gebet zu
widmen.
4
4
Der Brief des Paulus an Titus
Wir können Titus ebenso gut als Missionar oder „Apostel der zweiten Ebene“ bezeichnen.
Titus befindet sich nun auf Kreta. Im AT ist das wohl die Insel Kaphtor 7 und im Altertum
Cantonia oder Candia. 8 Es war bekannt, dass es auf Kreta „einflussreiche“ Juden gab. 9
Über Juden aus Kreta (Kreter) wird uns ja auch in Apg 2,10 10 berichtet.
1.5.1 Die römisch-katholische Überlieferung zu Titus
6
1Thess 1,1 Paulus und Silvanus und Timotheus der Gemeinde der Thessalonicher ... 1Thess 2,1 Denn
ihr selbst wisst, Brüder, dass unser Eingang bei euch nicht vergeblich war; 1Thess 2,7 ..., obwohl wir als
Christi Apostel gewichtig hätten auftreten können;
Hier sehen wir, dass Paulus Silvanus und Timotheus als Apostel Christi bezeichnete. Aber sie sind nicht
den „Aposteln der ersten Ebene“ gleichgesetzt, die ihre Botschaft direkt von ihrem Sendenden, Jesus
Christus erhielten. In gewisser Weise sind sie „Fortsetzung“ der alttestamentlichen Propheten und haben
mehr Autorität als etwa die „Apostel der zweiten Ebene“.
Sie sind grundlegende Apostel:
Eph 4,11f Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten,
andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des
Leibes Christi, ...
7
Am 9,7; Jer 47,4; 5Mo 2,23 Kaphtor = KaPHToR =
‫ַּכ ְפֹּתור‬
Die Flavius-Josephus-Tradition in Antike Und Mittelalter
in der Apostelgeschichte: historische und ...
Apg 2,8-11 Und wie hören wir <sie>, ein jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind:
Parther und Meder und Elamiter und die Bewohner von Mesopotamien und von Judäa und Kappadozien, Pontus
und Asien und Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Gegenden von Libyen gegen Kyrene hin und die
<hier> weilenden Römer, sowohl Juden als Proselyten, Kreter und Araber - <wie> hören wir sie von den
großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden?
8
9 "Hellenisten"
10
5
Der Brief des Paulus an Titus
Ohne historischen Anhalt ist die Überlieferung, dass Titus in Gortyna auf
Kreta erstmals den Bischofssitz bestiegen haben und dort auch hochbetagt
im Alter von 94 Jahren nach reicher Missionstätigkeit verstorben sein soll.
(vgl. Apost. Const. VII,46; Menologium des Basilius, MPG CXVII, 604).
Titus gilt im römischen Katholizismus als Patron gegen Freigeister; seinen
Festtag begeht der Westen am 26. Januar, die griechische Orthodoxie, die
Titus zu den siebzig Apostel rechnet, am 25. August.
Die Kopfreliquie, die seit 1669 in San Marco in Venedig aufbewahrt war,
wurde 1966 nach Heraklion überführt.
Der apokryphe »Brief des Titus, des Paulusschülers, über den Stand der
Keuschheit«, in einer lateinischen Handschrift des 8. Jahrhunderts
überliefert, enthält Reminiszenzen apokrypher Apostelakten (Paulus-,
Petrus-, Johannes-, Andreasakten) sowie der Apokalypse Elias' und ist stark von enkratitischen
Traditionen geprägt.
2. Thematische Übereinstimmungen in den Pastoralbriefen
a) Die gesunde(n) Lehre (Worte)
● gesunde Worte
● Vorbild gesunder Worte
● gesunde Lehre gemäß des zuverlässigen Wortes
(damit sie im Glauben gesund seien)
● gesunde Lehre
● gesunde unanfechtbare Lehre
● das schöne anvertraute Gut
1Tim 6,3
2Tim 1,13
Tit 1,9
Tit 2,1
Tit 2,8
1Tim 6,20; 2Tim 1,14
b) Der Glaube
● der gemeinsame Glaube
● der ungeheuchelte Glaube
● der Glaube, der bewahrt werden soll
● der Glaube, für den es gilt zu kämpfen
● den Glauben verwerfen (Gelöbnis)
● der Glaube in den „letzen Zeiten“ und der Abfall
● der gesunde Glaube
● der Glaube, der rettet
Tit 1,4
2Tim 1,5; 1Tim 1,5
1Tim 1,18;3,9
1Tim 6,12
1Tim 5,12
1Tim 4,12
Tit 1,13
2Tim 3,15
c) Das Werk
● ein schönes Werk (Aufseherdienst)
● eine Witwe … ein gutes Werk tun
● Frauen sollen sich auszeichnen d. gute Werke
● Vorbild guter Werke
1Tim 3,1
1Tim 5,10
1Tim 2,10
Tit 2,6
d) Gemeindeleitung
● Ältestendienst
● Diakonendienst
1Tim 3,1ff; 5,17; Tit1,5ff
e) Verschiedene Personen(gruppen) in der Gemeinde
● die Frauen der Ältesten
1Tim 3,11ff
● ältere Männer
Tit 2,2 (Timotheus selbst 2Tim4,5)
Vgl.: 1Thess 5,6ff; 1Ptr 1,13;4,7;5,8
6
Der Brief des Paulus an Titus
3. Sechs Schlüsselworte in den Pastoralbriefen
❶ Heiland-Gott (oder Retter-Gott):
1Tim 1,1; 2,3; 4,10; Tit 1,3; 2,10+13; 3,4
Das heißt, der große Gott selbst ist jetzt ein Heiland (Retter) für alle
Menschen Vgl. auch Lk 1,47 Maria: Gott, meinem Retter/Heiland) und 2Petr 1,1 (unseres Gottes und
Retters Jesus Christus)
❷ besonnen sein Besonnenheit, Zucht
Im Gegensatz zu der künstlichen, emotional-ekstatischen oder asketisch-mystischen Gesinnung
der falschen Lehrer. 1Tim 2,9.15; 3,2; 2Tim 1,7; Tit 1,8 2,2.5+6.12
❸ nüchtern sein Der Begriff „nüchtern“ (2Tim 4,5) meint
ursprünglich mäßig im Weingenuss. übertragen: einen besonnenen, nüchternen Sinn haben, frei von
seelischem Überschwang, Überstürzung oder Verwirrung.
(Jeder Gläubige sollte solcherart beschaffen sein!)
❹ Du aber … 1Tim 6,11; 2Tim 2,1; 3,10.14; 4,5; Tit 2,1
❺ Das Wort ist gewiss ... (treu, zuverlässig, glaubwürdig) 1Tim 1,15; 3,1; 4,9; 2Tim 2,11; Tit 3,8
❻ Gottseligkeit = εὐσεβείας = Frömmigkeit, Gottesfurcht (wörtl. „gute Verehrung“) Es bedeutet
dann, Gott durch ein ihm hingegebenes Leben zu ehren.
1Tim 2,2; 3,16; 4,7+8; 6,3.5.6.11; 2Tim 3,5; Tit 1,1
Das Wort kommt auch im zweiten Petrusbrief vor: Siehe: 2Petr 1,3; 1,6+7; 2Petr 3,11
Ansonsten kommt der Begriff noch 1x in Apg 3,12 (Frömmigkeit) vor.
Die verwandten Begriffe „gottesfürchtig“ und „gottselig“ finden wir in 2Tim 3,12; Tit 2,12;2Ptr 2,9
sowie in Apg 10,2.7;22,12.
Dazu kommt 1Tim 2,10 mit „Gottesfurcht“ = θεοσέβειαν (Frömmigkeit).
4. Das „angepeilte Ziel“ der Pastoralbriefe nach 2Tim 3,16f
2Tim 3,16f
Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur
Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung
in der Gerechtigkeit,
damit
der Mensch Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet.
7
Der Brief des Paulus an Titus
5. Die Gliederung des Titusbriefes
A. Anrede und Gruss
1,1-4
B. Über die Ältesten und falschen Lehrer auf Kreta
1. Die Einsetzung von Ältesten in den kretischen Gemeinden
a) Die Aufgaben des Titus
b) Die Voraussetzungen für Älteste
1,5-16
1,5-9
1,5
1,6-9
2. Die Widerlegung falscher Lehrer
a) Die Anwesenheit falscher Lehrer
b) Die Notwendigkeit, falsche Lehrer zum Schweigen zu bringen
c) Das Wirken falscher Lehrer
d) Das Wesen falscher Lehrer
e) Der Einfluss falscher Lehrer
f) Die Verurteilung falscher Lehrer
1,10-16
1,10
1,11a
1,11b
1,12
1,13-14
1,15-16
C. Über das Verhalten als Christ
1. Besondere Anweisungen
a) Beauftragung des Titus
b) Prinzipien der Leitung
c) Errettung durch Gnade
d) Das grosse Ziel – jetzige Gottseligkeit
e) Beauftragung des Titus
2,1-3,14
2,1-15
2,1
2, 2-10
2,11
2,12-14
2,15
2. Allgemeine Anweisungen
a) Prinzipien der Leitung
b) Errettung durch Gnade
c) Das grosse Ziel – zukünftige Herrlichkeit
3,1-7
3,1-2
3,3-6
3,7
3. Besondere Anweisungen
a) in Bezug auf die Gläubigen
b) in Bezug auf die falschen Lehrer
c) in Bezug auf die Sektierer
d) in Bezug auf die Mitarbeiter
e) in Bezug auf die Gläubigen: „Betreibt gute Werke!“
3,8-14
3,8
3,9
3,10-11
3,12-13
3,14
D. Schluss
a) die Grüsse
b) der Segen
3,15
3,15a
3,15b
8
Der Brief des Paulus an Titus
B)
Tit 1,1-4 Der Dienst des Paulus an den Christen
auf Kreta
1. Anrede und Gruß
Tit 1,1-4
1. Knecht
1.1 Im NT Knecht Gottes ... δοῦλος θεοῦ = doulos theou
Im NT bezeichnet sich noch Jakobus als „Knecht Gottes“.
= doulos = Knecht oder Sklave; aus Sklaven der Sünde werden Sklaven Gottes o. Sklaven
Christi. Freiwillig begeben wir uns aus Dankbarkeit in den Dienst Gottes …
1.1.1 Weitere NT-Textstellen zu „Sklave“
Lk 17,10
Joh 15.5
Rö 6,11.18.20; 8,15
1Kor 7,23; 9,19
Gal 4,7
Phil 1,1; 2,7
Off 1,1; 6,11; 7,3; 10,7; 19,10
Kol 4,12
Hbr 2,13f
2Tim 2,24
Jak 1,1
2Pt 1,1
Jud 1,1
1.2 Im AT Knecht Gottes = ‫ = ֶע ֶבד‬EWeD = Knecht, Sklave
Im AT ist der „Knecht Gottes“ eine Bezeichnung für Menschen mit einer besonderen Beziehung zu
Gott und betraut u.a. zu einer „speziellen“ Aufgabe von Gott:
1.1.2 Weitere AT-Stellen und Beispiele zu „Sklave“
Abraham: Ps 105,42;
Mose: 4Mo 12,7.8; Jos 1,2; 2Kön 21,8;
David: 2Sam 7,5; 1Kön 11,36; Ps 89,4;
Daniel: Dan 6,21;
Die Propheten: Jer 25,4; 29,19; 35,15;
Israel: Jes 41,8f; 43,10; Israel/Jakob 44,1.2.21;
Der Messias Jes 42,1//Mt12,18-21; Jes 49,6; 53
1.1.2.1 Wir haben im AT einige Namen in denen ein Teil des Namens den
„Sklaven- oder Knechtbegriff“ trägt.
Ebed-Melech = Sklave/Diener des Königs;
Abed-Nego (Dan 1,7; 3,12ff) = Knecht des Nego = Knecht des Lichts (Nego ist der babylonische Gott der Weisheit,
der mit dem Planeten Merkur in Verbindung steht.)
Obed = Diener/Knecht Jahwes;
Obed-Edom = Knecht Edoms (Er war einer der Leibwache Davids, in dessen Haus die Bundeslade drei
Monate stand 2Sam 6, 10-12; 1Chr 13,13f; 15,25) so auch Obadja = Knecht Jahwes
1.3 Zwei weitere Definitionen für „Knechte Gottes“
Knechte des Herrn sind Christen (Gläubige = Kinder Gottes), die dem Herrn 100%ig zu Verfügung
stehen. Es sind solche, die der Herr Jesus als seine „Werkzeuge“ gebrauchen kann.
Paulus drückt dies im 1. Brief an die Korinther in zweifacher Weise aus:
9
Der Brief des Paulus an Titus
1. Definition: Diener ...
1Kor 4,1f Dafür halte man uns: für Diener Christi …
Im griech. Text steht für Diener das Wort hyperetes =
Ruderer
Man hat die Galeerenhäftlinge in den römischen Schiffen als
solche bezeichnet.
(w. der unter [d. Aufsicht eines Vorgesetzten]-Rudernde) … Das war der „letzte Job“,
angekettet ganz unten … dort wo bei einem Treffer das Wasser zuerst hinkam …
Wir finden die Bezeichnung 20x im NT.
Johannes gebraucht sie am häufigsten, z.B. Joh 7,32.45.46; 18,3.12.18.22; 19,6
Mt5,25; Mk 14,54.65; Lk 1,2; 4,20; Apg 5,22.26; 13,5; 26,16
2. Definition: Die Letzten - ein Schauspiel - Narren - Unrat der Welt – Abschaum
aller ...
1Kor 4,9-13 Denn mir scheint, dass Gott uns, die Apostel, als die Letzten hingestellt
hat, wie zum Tod bestimmt; denn wir sind der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl
Engeln als <auch> Menschen. Wir sind Narren um Christi willen, ihr aber seid klug in
Christus; wir schwach, ihr aber stark; ihr geehrt, wir aber verachtet. Bis zur jetzigen
Stunde leiden wir sowohl Hunger als <auch> Durst und sind nackt und werden mit
Fäusten geschlagen und haben keine bestimmte Wohnung und mühen uns ab und
arbeiten mit unseren eigenen Händen. Geschmäht, segnen wir; verfolgt, dulden wir;
gelästert, reden wir gut zu; wie Unrat der Welt sind wir geworden, ein Abschaum
aller bis jetzt.
Hier merken wir, wie Paulus diesen Dienst als Knecht Gottes selbst erlebte und in einem
unglaublichen Maß in seinem „Apostelamt“ gedemütigt und (aber) von seinem Herrn
gebraucht wurde. - Hatte er doch immerhin einen „ersten-Dienst“ … als Apostel Jesu Christi.
1Kor 12,28 Und die einen hat Gott in der Gemeinde eingesetzt erstens11 als Apostel, zweitens
<andere> als Propheten, drittens als Lehrer, sodann <Wunder->Kräfte, sodann Gnadengaben
der Heilungen, Hilfeleistungen, Leitungen, Arten von Sprachen.
Eph 4, 11 Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als
Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, ...
2. Apostel Jesu Christi
Der Titel bringt Autorität zum Ausdruck, Auftrag und Verantwortung.
Als Apostel hat Paulus eine Mission unter den Heiden zu erfüllen.
Apostolos ist t.t. = (Fachbegriff) aus der Schiffahrt. Es hat immer etwas mit einer
ausdrücklichen Bevollmächtigung und Beauftragung oder Sendung zu tun. Wenn einst das
11
πρῶτον ἀποστόλους = proton apostolous (Prototyp)
10
Der Brief des Paulus an Titus
Schiff vollgeladen war und der Hafenmeister den Befehl zur Ausfahrt erteilte rief er:
„apostello“ oder „stello“.
Hergeleitet ist der Begriff von ἀποστέλλω = apostello = senden,
aussenden, schicken; (ziehen) lassen;
Wörtliche Wiedergabe: ab-in-Bewegung-setzen (von zu)
στέλλω = stello = sich rüsten, aufmachen, instand setzen,
abfahren.
Das Vorbild aller Apostel (Gesandten Gottes) ist Jesus …
Hbr 3,1f Daher, heilige Brüder, Teilhaber der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und
Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesus, der treu ist dem, der ihn <dazu> gemacht hat, …
Exkurs 3: Weitere Verwendungen des Apostel-Begriffs im NT
2.1 Das ABER, das kein ABER ist …
Paulus ist „Leibeigener“ (also Sklave) 12 Gottes. Mit „Knecht“ wiedergegeben ist nicht die 100%ige
Übertragung des griech. Begriffs/Wortes  doulos, das mit „Sklave“ genauer übersetzt wäre.
Immerhin bekam i.d.R. ein Knecht einen Lohn auf den er entsprechend seiner Vereinbarung mit
seinem Dienstherrn einen Anspruch hatte.
Der Kontrast zwischen dem Apostel und dem Sklaven/Leibeigenen kann eigentlich nicht grösser sein.
Für Paulus ist die auf sich selbst angewandte Betitelung als Sklave und Apostel dennoch kein
Problem. Mit dem „aber“ bringt er zwar einen gewissen Gegensatz deutlich zum Ausdruck, aber eben
auch die ganze Einheit und Zusammengehörigkeit seiner Berufung durch Jesus Christus.
Was sagst du zu diesem Satz?
Es kann Knechte Gottes geben, die nicht Apostel sind, aber es kann keinen Apostel geben, der nicht
ein Knecht Gottes 13 ist.
Da sehen wir die totale Abhängigkeit und Anbindung des Apostels an seinen Herrn. Der Sklave
gehörte in ähnlicher Weise ganz seinem Herrn und erfüllte alle Aufträge sofort ...
Eine ähnliche Aussage kommt aus dem Mund des Apostels im Korintherbrief.
12
2Mo 21,5 Falls aber der Sklave sagt: Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht als
Freier ausziehen!
der Sklave = ‫ ָה ֶ֔ ֶע ֶבד‬hier übersetzt LXX mit ὁ παῖς = Sklave, Diener, Bursche, Kind, Knabe
13
Beispiele im AT: Im AT ist der „Knecht Gottes“ eine Bezeichnung für Menschen mit einer besonderen
Beziehung zu Gott und die u.a. betraut sind zu einer „speziellen“ Aufgabe von Gott:
Abraham: Ps 105,42; Mose: 4Mo 12,7.8; Jos 1,2; 2Kön 21,8;David: 2Sam 7,5; 1Kön 11,36; Ps 89,4;
Daniel: Dan 6,21; die Propheten: Jer 25,4; 29,19; 35,15; Israel: Jes 41,8f; 43,10; Israel/Jakob 44,1.2.21;
der Messias Jes 42,1//Mt12,18-21; Jes 49,6; 53
13
Beispiele im NT: Phil 2,7: Der Herr Jesus nahm die Gestalt eines Knechtes an; Joh 15,15: Nicht mehr Knechte, sondern
Freunde! Rö 6,11: Frei von der Knechtschaft der Sünde; Rö 8,15: Kein Geist der Knechtschaft, sondern Kindschaft; Gal 4,7:
Frei von der Knechtschaft des Gesetzes; Hbr 2,13f: Frei von der Knechtschaft des Satans und des Todes; Lk 17,9f: Die
Knechte sehen sich selbst als unnütze Knechte; 1Kor 7,22f: Nicht Knecht der Menschen werden; 1Kor 9,19: Allen zum
Knecht machen, um des Evangeliums willen; Phil1,1: Apostel und ihre Mitarbeiter bezeichnen sich als Knechte Jesu Christi;
2Tim 2,24: Allgemeine Bezeichnung für einen Diener des Herrn; 1Ptr 2,16: Eine Aufforderung an alle Gläubigen, sich als
Knechte Gottes zu sehen; Offb 6,11: Märtyrer sind Knechte Gottes; Offb7,3: Die 144 000 Versiegelte;Offb.10,7: Propheten
sind Knechte Gottes; Offb.19,10: Engel sind Mitknechte; Offb.19,10: Alle, die das Zeugnis Jesu haben werden als Knechte
bezeichnet.
11
Der Brief des Paulus an Titus
1Kor 7, 22 Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist
der als Freier Berufene ein Sklave Christi.
Von hier aus gesehen ist dann jeder Christ ein Sklave Christi. Wir sind doch alle Freigemachte und
von der Knechtschaft der Sünde 14 erlöst und um einen kostbaren Preis erkauft, zum Eigentum des
Herrn Jesus. – So ungefähr lesen wir es auch in unserem heutigen Brief.
Tit 2, 14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit
und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken.
3. Die Frage nach der Grundlage des Apostels
Wir sehen hier im Text neben diesem „aber“, das wir nun geklärt haben, ein weiteres Wort, das uns
vielleicht nicht gleich auffällt oder gar Fragen aufwirft. Es ist die Präposition (Fürwort) „nach“  im
griechischen Sprachgebrauch kata, 15 das meistens mit „gemäss“ oder „entsprechend“ übersetzt
wird/wurde.
Schauen wir hin! Es kommt gleich 2x hintereinander im Text vor!
..., aber Apostel Jesu Christi nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der
Erkenntnis der Wahrheit, die der Gottseligkeit gemäss ist, ...
Diese Textpassage ist hoch interessant und bedeutungsvoll. - Warum eigentlich?
Hier stellt sich die Frage nach der Grundlage des Apostels.

 Ist er jetzt Apostel Jesu Christi nach dem Glauben der Auserwählten?
(Die Grundlage wären dann die Auserwählten.)
Ist er jetzt Apostel Jesu Christi nach der Erkenntnis der Wahrheit, die der Gottseligkeit
gemäss ist?
(Die Grundlage wären dann die Gottseligkeit.)

Anders ausgedrückt: Der Glauben der Auserwählten kann nicht die Grundlage des
Apostels sein.
 Genauso wenig kann die Erkenntnis eines Gläubigen und die Gottseligkeit (Frömmigkeit
des Einzelnen) die Grundlage für sein Apostolat ernsthaft ausmachen und entsprechend
dieser erkannten Wahrheit eines Gläubigen definiert werden.
Das geschieht aber, wenn wir das kata mit nach übersetzen.
Die Lösung ist relativ einfach. Wir gebrauchen die andere Übersetzungsmöglichkeit von kata und
übersetzen mit für. So wird alles Folgende leicht verständlich und schriftgemäss. Probieren wir´s
jetzt mal aus!
Demnach ist Paulus Apostel Jesu Christi für den Glauben der Erwählten und ebenso Apostel für die
Erkenntnis der Wahrheit, nach der die Gottseligkeit (= praktisches Leben als Christ) bestimmt wird.
14
Röm 6,11f So auch ihr: Haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus! So herrsche nun
nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, dass er seinen Begierden gehorche;
15
κατά Präp. (1) mit Akk. gemäss, entsprechend, bezüglich, hinsichtlich (τὰ κ. τινα was jd. betrifft/angeht; κ. τὰ
αὐτά auf gleiche/dieselbe Weise; κ. ἐμέ mein; κ. τὸ αὐτό ebenfalls oder zusammen Apg 14,1); κ. τί woran, wie;
distributiv (= zusammenlegend, ausklammern) mit Zahlen sowie Zeit- und Ortsbezeichnungen; in, nach, nahe,
neben, längs, durch, gegenüber; während, um, zur Zeit von; für, um zu, wegen; (2) mit Gen. gegen; von
herab/hinab, in hinein, durch, hindurch; bei, unter Berufung auf (bitten, schwören)
12
Der Brief des Paulus an Titus
3.1 Die Grundlage – der „Glaube der Auserwählten“
nach „Erkenntnis der Wahrheit, die der Gottesfurcht entspricht.
Hier ist festzuhalten:
Joh.18,37b: „...Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“
Das heisst, dass die Erkenntnis der Wahrheit zur Furcht des Herrn führt.
Ein Glaube entsprechend/nach „Erkenntnis der Wahrheit“ ist nicht nur ein „nacktes“ und
sachliches Registrieren als Wahrheit, im Sinne von „fürwahrhalten“, sondern es geht um
GOTTESFURCHT. (das ist glaubendes aufnehmen)
Spr 1,7 Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis. Weisheit und Zucht
verachten <nur> die Narren.
Sehr zu empfehlen ist ein Bibelstudium zur „Furcht des Herrn“ etwa im Buch der Sprüche!
Siehe z.B. : Spr 1,29; 2,5; 8,13; 9,10; 10,27; 14,26.27; 15,16.33; 16,6; 19,23; 22,4; 23,17;
28,14
Gottes Ziel (Vorsatz) hinsichtlich „Erkenntnis der Wahrheit“
1Tim 2,4
… welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit
kommen.
Frage: „Zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ - Wie geschieht das des weiteren?
3.2 Die Grundlage – Hoffnung des ewigen Lebens
Tit 1,2 auf HOFFNUNG ewigen Lebens, welches der untrügliche Gott vor ewigen Zeiten
verheißen hat;
Tit 2,13 in Erwartung der seligen HOFFNUNG und Erscheinung der Herrlichkeit des großen
Gottes und unsres Retters Jesus Christus,
Tit 3,7 damit wir, durch seine Gnade gerechtfertigt, der HOFFNUNG gemäß Erben des
ewigen Lebens würden.
Es gibt Grund genug für diese Hoffnung und Gewissheit … DENN Gott kann nicht lügen; d.h. er macht
deshalb keine falschen Hoffnungen. – Das sehen wir in folgenden Aussagen:
4Mo 23,19
19 Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch der Sohn eines Menschen, dass er bereue.
Sollte er gesprochen haben und es nicht tun und geredet haben und es nicht halten?
Hes 24,14
14 Ich, der HERR, habe geredet. Es kommt, und ich tue es; ich lasse nicht nach; ich bin
<deinetwegen> nicht betrübt und lasse es mich nicht gereuen. Nach deinen Wegen und nach
deinen Taten richte ich dich, spricht der Herr, HERR.
Hab 2,3
3 Denn die Vision gilt erst für die festgesetzte Zeit, und sie strebt auf das Ende hin und
13
Der Brief des Paulus an Titus
lügt nicht. Wenn sie sich verzögert, warte darauf; denn kommen wird sie, sie wird nicht
ausbleiben.
1Sam 15,29
29 Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist, und es gereut ihn nicht. Denn nicht ein Mensch
ist er, dass ihn <etwas> gereuen könnte. (… und das er etwa lügt!)
Ein Bild für Hoffnung …
Hbr 6,16-20
16 Denn Menschen schwören bei einem Größeren, und
der Eid ist ihnen zur Bestätigung ein Ende alles
Widerspruchs. 17 Deshalb hat sich Gott, da er den Erben
der Verheißung die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses
noch viel deutlicher beweisen wollte, mit einem Eid
verbürgt, 18 damit wir durch zwei unveränderliche
Dinge, bei denen Gott <doch> unmöglich lügen kann,
einen starken Trost hätten, die wir unsere Zuflucht dazu
genommen haben, die vorhandene Hoffnung zu
ergreifen. 19 Diese haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der in das Innere
des Vorhangs hineinreicht, 20 wohin Jesus als Vorläufer für uns hinein-gegangen ist, der
nach der Ordnung Melchisedeks Hoherpriester in Ewigkeit geworden ist.
Mit diesem Wort aus dem Hebräerbrief haben wir ein herrliches Bild der HOFFNUNG vor uns, einer
Hoffnung, die sich ganz gewiss (zu ihrer Zeit) erfüllen wird.
Gott hat sich zweifach für uns (konkret zur Stelle: auch für die Hebräerchristen) verwendet:
1. durch seine Verheißungen (Vers 17)
2. durch seinen Eidschwur (Vers 17), und
3. zusätzlicher Garant ist der Herr Jesus als „Hoherpriester“ und „fester Anker“ und „Vorläufer“ im
Heiligtum.
3.2.1 Was wir von dem Wörtchen „auf“ lernen können.
Hier wird uns durch das Wörtchen „auf“ „gute Botschaft“ verkündigt.
„… auf Hoffnung ewigen Lebens“. Das ist die feste Grundlage des Apostels (und wird es bleiben);
→ nämlich (ganz im Bewusstsein) auf die Hoffnung des ewigen Lebens hin zu handeln.
(Wenn wir es hinsichtlich des Christenstandes sehen wollen, bedeutet es: „ein Leben in der
Gottseligkeit“.
Bei dem „ewigen Leben“ geht es ja vorrangig nicht um ein Leben das ewig währt, sondern um ein
Leben das „göttliche Qualität“ besitzt.
Joh 17,3
Dies aber ist das ewige Leben, daß sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast,
Jesus Christus, erkennen.
Johannes macht das dann am Ende seines Evangeliums als seinen eigentlichen Schreibgrund mit
einem doppelten „damit“ deutlich:
Joh 20,31
Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und
damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
3.3 Die Grundlage – ist dem Apostel durch Offenbarung anvertraut worden.
14
Der Brief des Paulus an Titus
Wortbedeutung Offenbarung:
Etwas zeigen, was bisher unbekannt war.
Im NT oft auch als Geheimnis bezeichnet: 1.Kor.15,51; Eph.5,32; Kol.1,26; 2.Thess.2,7;
Es ist Offenbarung Gottes, weil ER es sich vorbehält, seine Geheimnisse zu enthüllen:
1Mo 41,16 Da antwortete Josef dem Pharao: Das steht nicht bei mir; Gott wird antworten,
was dem Pharao zum Heil ist.
Tit 1,3 zu seiner Zeit aber hat er sein Wort offenbart durch die Predigt, die mir nach Befehl
unseres Retter-Gottes anvertraut worden ist —,
3.3.1 Die vier Aspekte der Offenbarung Gottes
Der ZEITPUNKT der
Offenbarung (en)
„zu seiner Zeit“
Der GEGENSTAND
der Offenbarung
(en) „sein Wort“
Hbr1,1f
1 Nachdem Gott
vielfältig und auf
vielerlei Weise
ehemals zu den
Vätern geredet hat in
den Propheten,
2 hat er am Ende
dieser Tage zu uns
geredet im Sohn, den
er zum Erben aller
Dinge eingesetzt hat,
durch den er auch
die Welten gemacht
hat;
2Tim 3,16
16 Alle Schrift ist von
Gott eingegeben und
nützlich zur Lehre,
zur Überführung, zur
Zurechtweisung, zur
Unterweisung in der
Gerechtigkeit, …
Das GEFÄSS der
Offenbarung (en)
„durch
Verkündigung“
2Tim 4,17
Damit durch meine
Predigt vollbracht
(völlig ausgefüllt)
Werde hinsichtlich
der Nationen, dass
sie hören <können>.
Das WERKZEUG der
Offenbarung (en)
„Paulus“
Hbr 2,2f
2 Denn wenn das
durch Engel
verkündete Wort*
fest war und jede
Übertretung und
jeder Ungehorsam
gerechte Vergeltung
empfing,
3 wie werden wir
entfliehen, wenn wir
eine so große
Rettung missachten?
Sie ist <ja>, nachdem
sie ihren Anfang
<damit> genommen
hatte, dass sie durch
den Herrn verkündet
wurde, uns
gegenüber von
denen bestätigt
worden, die es
gehört haben,
(*Apg 7,53)
2Ptr 1,21
Denn niemals wurde
durch einen
menschlichen Willen
eine Weissagung
hervorgebracht,
15
Der Brief des Paulus an Titus
Zum
Offenbarungsbegriff:
1Kor 3,13
so wird das Werk
eines jeden (1)
offenbar werden,
denn der Tag wird es
(2)klarmachen, weil
er in Feuer
(3)offenbart wird.
ἑκάστου τὸ ἔργον
(1)φανερὸν
γενήσεται, ἡ γὰρ
ἡμέρα (2)δηλώσει,
ὅτι ἐν πυρὶ
(3)ἀποκαλύπτεται·
sondern vom
heiligen Geist
getrieben redeten
heilige Menschen,
von Gott <gesandt>.
(1)φανερόω
sichtbar/offenbar
machen, bekannt
machen, zeigen;
pass. sichtbar
werden, bekannt
werden, sich
offenbaren,
erscheinen, sich
zeigen
z.B. Mk 4,22; Lk 8,17
(2)δηλόω
klarmachen;
offenbaren; erklären,
verdeutlichen; zeigen
(3)ἀποκαλύπτω
aufdecken, offenbar
machen, ans Licht
bringen
Z.B. Off 1,1
Wir sind bestimmt gut beraten, wenn wir den Glauben bei dem „Wort der Wahrheit“ lassen.
In Vers 3 sehen wir wie Gott dieses Wort offenbarte (wörtl. = sichtbar gemacht hat) und es dann
durch das „gepredigte Wort“ durch die Predigt / als Verkündigung des Apostels verbreitet
(kundgetan) hat.
Röm 10,17 Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch das Wort
Christi.
Mit Verkündigung ist das Gehörte gemeint. Das was geredet wird, muss im Wort Gottes gegründet
und entsprungen sein, sonst ist es keine Verkündigung, die zum gesunden/biblischen Glauben der
Auserwählten führt.
3.4 Die Grundlage – der gemeinsame „Glaube der Auserwählten“.
Ein Bauplan gehört zu jedem Hausbau. Der ausgeführte Bau muss dem Plan entsprechen.
Die einzelnen (Steine oder Gewerke usw.) bilden das Gesamtbauwerk. (Glaube der
Auserwählten)
Dieser Glaube (egal an welchem Ort des Weltkreises) hat GEMEINSAMKEIT.
Besonders deutlich zeigen uns das die Anfangsberichte in der Apostelgeschichte.
Apg 2,44-47
16
Der Brief des Paulus an Titus
Alle Gläubig gewordenen aber waren beisammen und hatten alles gemeinsam;
und sie verkauften die Güter und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer
bedürftig war. Täglich verharrten sie einmütig im Tempel und brachen zu Hause das
Brot, nahmen Speise mit Jubel und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten
Gunst beim ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich hinzu, die gerettet werden sollten.
Dasselbe sehen wir in:
Apg 4,32-35
Die Menge derer aber, die gläubig wurden, war ein Herz und eine Seele; und auch
nicht einer sagte, dass etwas von seiner Habe sein eigen sei, sondern es war ihnen
alles gemeinsam. Und mit großer Kraft legten die Apostel das Zeugnis von der
Auferstehung des Herrn Jesus ab; und große Gnade war auf ihnen allen. Denn es war
auch keiner bedürftig unter ihnen, denn so viele Besitzer von Äckern oder Häusern
waren, verkauften sie und brachten den Preis des Verkauften und legten ihn nieder zu
den Füßen der Apostel; es wurde aber jedem zugeteilt, so wie einer Bedürfnis hatte.
Leider begann schon bald diese (Güter-) Gemeinschaft und das Wissen um die
Zusammengehörigkeit in dem einen Christusleib zu zerfallen …
Paulus muss (ca. 20 Jahre sind seit Apg 2 und 4 vergangen) im 2. Korintherbrief alle „Register
ziehen“ und eine reiche Korinther-Gemeinde an ihre Verantwortung als „Christusgemeinde“
zu erinnern.
2Kor 8,14f
In der jetzigen Zeit <diene> euer Überfluss dem Mangel jener, damit auch der
Überfluss jener für euren Mangel diene, damit Gleichheit entstehe; wie geschrieben
steht: »Wer viel <sammelte>, hatte keinen Überfluss, und wer wenig <sammelte>,
hatte keinen Mangel.«
Der gemeinsame Glaube in seiner GANZHEIT (in allen Gläubigen und Gemeinden) wird u.a.
besonders im gemeinsamen Heil deutlich.
Judas 3
Geliebte, da ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu
schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den ein für alle
Mal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.
3.4.1 Drei Zeitpunkte des Heils (Glaubens) der Auserwählten
1) „nach dem Glauben der Auserwählten“ → erinnert an die (Grundlage) in der Vergangenheit [die
uns in Vers 4 als Quelle des Friedens (= Gnade) gezeigt ist)
2) „nach Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist“ bringt unsere Aufmerksamkeit in die
Gegenwart.
3) „die Hoffnung des ewigen Lebens“ führt uns die Zukunft vor Augen.
3.4.2 Die Souveränität Gottes im „Glauben der Auserwählten“.
17
Der Brief des Paulus an Titus
a) Die Erwählung müssen wir immer in der rechten Perspektive sehen.
Und das ist von zwei Seiten her. Gottes Plan, sein Vorhaben und
Vorsatz vor Grundlegung der Welt meint den „willentlichen
Entschluss Gottes“ zu Rettung der Menschen.
b) Grundsätzlich gilt aber auch die Bedingung für das „Aktivieren
der Rettung“.
Die Bedingung (Vorgabe/Vorsatz) ist der Sohn. In
IHM und durch IHN ist Rettung und wird Erwählung sichtbar.
c) Das was erforderlich ist …
Die Verantwortlichkeit des Menschen, als auch das Wirken des
souveränen Gottes in der Auserwählung, schließen sich nicht
gegenseitig aus, sondern sind zugleich erforderlich.
Erklärt oder gar aufgelöst ist diese Spannung damit nicht, aber das
Dilemma einer endlosen und fruchtlosen Suche nach einer Logik
verhindert.
Hier geht es um die Größe unseres Gottes und nicht um eine bis ins
Letzte begreifbare (Glaubens)Logik (?) oder Lösung für unseren „hohen“
Verstand.
Ein bekannter Vergleich kann hilfreich sein …
Ein Eisenbahngleis besteht aus zwei Schienen, die immer parallel
verlaufen müssen und sich nie kreuzen.
So ist es mit Gottes Souveränität , die erwählt hat (nämlich im
Sohn)und so ist es mit der Verantwortung des Menschen, der sich
bekehren muss.
Das Gleis steht bildhaft für die Heilsgeschichte, wo eben diese beiden
Aspekte immer zu sehen sind. Es ist ein göttliches (und damit
unerforschbares) Geheimnis, wie Gott zu Seinem Ziel kommt und zwar
so, das Er verherrlicht wird und Ihm niemand jemals einen Vorwurf
machen kann.
Am Horizont sehen wir dann die Schienen zusammen laufen.
Und so wird es am Ende sein, dass Gott auch dieses Geheimnis lüften wird und das Vollkommene
gekommen sein wird. Dann werden wir sein Handeln viel besser verstehen (1Kor 13,9.10).
3.4.3 Auserwählt
In unserem Text ist die Rede vom Glauben der Auserwählten Gottes.  πίστιν ἐκλεκτῶν θεοῦ
Das ist zwar wörtlich richtig übersetzt, doch dies führte in der Vergangenheit (und bis heute) leider
zu unhaltbaren theologischen Spekulationen.
Die Vorsilbe „aus“ ist im Grunde überflüssig und wirkt eher irreführend als erhellend.
Dadurch entsteht leider leicht der Eindruck, dass es da einen bestimmten Pool von Menschen gibt,
aus dem Gott eine (willkürliche) Auswahl treffen würde.
Das kann nicht sein, denn unser Gott ist kein Gott der Willkür, er ist gerecht.
Für das „(Aus)Erwählt-Werden-sein-können“ (aus der Welt/aus allen Gottlosen) hat er einen
(voraus) bestimmten Weg vorbereitet.
Des Weitern dürfen wir „erwählt“ nicht gleich mit „zum Heil bestimmt“ in Verbindung setzen und
verquicken.
18
Der Brief des Paulus an Titus
Natürlich wusste Gott schon von Anfang an, wer von den Menschen einmal zu seinem
Rettungsangebot und Weg sein „JA“ sagen würde.
Dieses „JA“ ist der Weg Gottes. Dieses „JA“ zum Sohn entspricht dem Glauben der Auserwählten
Gottes.
Sein Angebot ist die geschaffene Möglichkeit einer Erwählung durch Christus.
Wer Christus wählt und ihm sein Leben anvertraut, gehört zu den Erwählten Gottes.
Und das weis Gott schon von Ewigkeit her …
Gott hat also nicht ausgewählt, sondern nur erwählt, die durch seinen Sohn gerettet worden sind.
Erwählte sind ...
Von Gott zum Heil vorausgesehene und im Heil erfasste Menschen. Das Volk Gottes ist ein Volk des
Heils.
Es besteht aus Ergriffenen und Geliebten, aus Menschen, die Gott in seiner Liebe erfasst hat.
Er hat sie in das Königreich seines geliebten Sohnes versetzt.
Er hat sie aus der tiefsten und perversesten Sünde herausgezogen.
Kol 1,13 ... er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des
Sohnes seiner Liebe.
3.4.4 Der Glaube der Erwählten, was ist das für ein Glaube?

Der Glaube der Erwählten gründet sich allein auf biblische Tatsachen. Das sind die Aussagen der
Bibel ohne Abstriche und Relativierung.
 Der Glaube heutiger Christen ist leider oft nicht mehr von den Grundwahrheiten der Bibel geprägt.
Er macht mehr und mehr „humanistische Abstriche“, relativiert und verweltlicht damit immer mehr
und wird dem Schema diese Welt zunehmend ähnlicher …
 Der Glaube der Erwählten findet seinen Ausdruck im Wandel der Gläubigen.
 Dieser Wandel der Erwählten hebt sich deutlich von dem Schema dieser Welt ab!
 Der Glaube der Erwählten erwartet, gemäss der Verheissung Gottes entsprechend, „ewiges Leben“
gleich nach seinem Tod. Das ist seine Glaubenshoffnung und Überzeugung.
4. Zum Schluss
Jedem Erwählten Gottes wurde dieselbe Offenbarung, der Hoffnung auf ewiges Leben zuteil.
Dadurch sind wir Beauftrage geworden von dieser Hoffnung zu zeugen. (2Kor 5,11-6,1 u. 1Ptr 3,15)
1Ptr 3,15 sondern haltet den Herrn, den Christus, in euren Herzen heilig! Seid aber jederzeit
bereit zur Verantwortung jedem gegenüber, der Rechenschaft von euch über die Hoffnung in
euch fordert, …
Jederzeit sollen wir in der Lage sein davon zu reden und dadurch Christus zu verkündigen.
Befleißige dich, indem du Gottes Wort genau kennst und eine gute Zurüstung für diesen Auftrag dir
aneignest!
Jedem Erwählten Gottes wurde dieselbe Offenbarung, der Hoffnung auf ewiges Leben zuteil.
1Thess 5,8 Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, bekleidet mit dem
Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils.
2Kor 5,20-6,1 So sind wir nun Gesandte an Christi Statt, indem Gott gleichsam durch uns
ermahnt; wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott! Den, der Sünde nicht kannte,
hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm. - Als
Mitarbeiter aber ermahnen wir auch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt.
19
Der Brief des Paulus an Titus
C) Tit 1,5 und 6-9 Der Auftrag des Paulus „Der
Marschbefehl“
Tit 1,5 Deswegen16 ließ ich dich in Kreta zurück17, damit du, was noch mangelte in
Ordnung18 bringen und in jeder Stadt19 Älteste anstellen20 solltest, wie ich dir geboten
Hier wird Titus mitgeteilt was sein spezieller Auftrag für die ihm bekannten Gemeinden auf
Kreta ist.
0. Ein erster Auftrag
Verschiedene Mängel in Ordnung bringen
Paulus hatte Titus zurückgelassen, um den zwar gemeinsam begonnen, aber noch nicht
abgeschlossenen Gemeindebau (Missionsdienst) zu vollenden. Dabei ist nicht nur an eine
organisatorische Vervollkommnung gedacht, sondern besonders auch an die Mängel des
Glaubens der Kreter. Wörtlich heisst es ja: „was noch mangelte“. Das ist allgemein gehalten
ausgedrückt mit dem „was“ und der Vergangenheitsform dazu. Also werden es
verschiedene Mängel sein. ( Z. B. die älteren Männer sollen gesund im Glauben sein → Tit
2,2b vgl. 1Tim 3,10 → erprobter und bewährter Glaube bezüglich der Leiterschaft)
Mit der apostolischen Aufforderung dieses Werk zu vollenden, sehen wir, was einen
umsichtigen „Gemeindemann“ ausmacht. Eine im Glauben begonnene Arbeit soll auch zu
Ende geführt werden und nicht auf halber Strecke liegen gelassen werden.
Ebenso wie der Geist Gottes in jedem einzelnen beständig an/in uns wirkt und zu uns redet
und zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi hinbringen möchte, so verhält es sich auch
mit der Gemeinde Gottes. (Eph 4,13
Phil 1,6
Ich bin ebenso in guter Zuversicht, daß der, der ein gutes Werk in euch angefangen
hat, es vollenden wird bis auf den Tag Christi Jesu.
Eph 4,13
16
Dieses „deswegen“ ist nicht rückbezüglich zu verstehen, sondern meint: „zu diesem Zweck“ … und
dann wird angegeben, was das im Einzelnen ist.
Ein wesentliches Problem (d. h. in der Sache ein äusserst wichtiger und ernst zu nehmender Mangel)
war das der fehlenden Ältesten (insbesondere das Nichtvorhandensein von fundierten Lehrern in
einem Hirtenteam.
17
zurücklassen → ἀπολείπω loslassen, aufgeben, zurücklassen; verlassen; pass. übrig bleiben Einige
Handschriften haben anstelle von ἀπολείπω
lassen, zurücklassen, verlassen; pass. oft
übrig sein, noch ausstehen, noch gelten (Hbr 4,1); beiseite lassen, vernachlässigen, im Stich lassen;
übrig lassen
18
abschliessend ordnen; tun, was noch zu tun ist
19
Kreta war bekannt für die vielen Stadtstaaten und die unter ihnen herrschende Rivalität. Erst durch
die römische Besatzung der Insel wurde Frieden sozusagen erzwungen.
20
καθίστημι und καθιστάνω (fut. καταστήσω, aor. κατέστησα, aor. pass. κατεστάθην, fut. pass.
κατασταθήσομαι) einsetzen; berufen; (jd. zu etw.) machen; werden lassen; begleiten (Apg 17,15);
pass. werden (Jak 4,4) καθό adv. wie, so wie; entsprechend, in dem Maß wie (2Kor 8,12; 1Petr 4,13)
20
Der Brief des Paulus an Titus
bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes
Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi.
 Das hier verwendete Wort „in Ordnung bringen“ bedeutet:
abschliessend ordnen; tun, was noch zu tun ist.
In dieser Zusammensetzung (epi –dia-orthos) kommt es nur hier im NT vor. Dieser Ausdruck
wurde in der Medizin bezüglich gebrochener Glieder oder gekrümmter Gliedmaßen
verwendet, wenn man sie wieder „ein- oder geraderichtete“.
In anderer Zusammensetzung finden wir orthos hinsichtlich der Bewährung/Befähigung
des Dieners am Wort, der das Wort der Wahrheit in „gerader Richtung schneiden“ kann
(2Tim 2,15)
 Ein weitere Verwendung findet sich im Umfeld der Kreuzigung, wenn das Kreuz gerade
ausgerichtet (senkrecht) wurde.
13
1. Ein zweiter Auftrag
Die Einsetzung von Ältesten in jeder Gemeinde
Dieser Akt führte in der Vergangeheit bis in unsere Zeit immer wieder zu spekulativen
Aussagen und Verirrungen.
Mit dem Aufkommen der Brüderbewegung kam auch die unbiblische Lehrbehauptung auf,
dass es heute keine Ältesten mehr gibt, da es ja auch keine Apostel mehr gibt, die Älteste
einsetzen könnten.
Leider hält sich diese Irrlehre bis heute und macht biblisch zielorientierte Gemeindearbeit
oft zunichte.
Im NT haben wir eindeutig das Zeugnis und die Lehre für die Leitung der Gemeinde durch
Älteste.
So fordert Paulus die Gemeinde in Thessalonich auf diejenigen „die vorstehen im Herrn“
ganz besonders in Liebe zu achten.
Zum anderen sollten wir bedenken, dass letztlich der Heilige Geist Älteste „einsetzt“.21
Wir können von unserer Textstelle ausgehend mit Sicherheit sagen, dass eine Gemeinde die
noch keine Ältesten hat (oder ohne Älteste leben möchte) eine Gemeinde mit Mängel ist in
der demnach Unordnung vorhanden ist.
Anmerkung: Es wäre ohnehin kaum sinnvoll zu begründen, warum gerade während
der Apostelzeit Älteste eingesetzt wurden und mit dem Ende des apostolischen
Zeitalters Älteste abgeschafft worden wären …
2. Warum braucht eine Gemeinde eine Leitung?
Zwischen 53 und 56 n. Chr. wirkte Paulus in der Stadt Ephesus und verabschiedet sich von
den Ältesten am Strand von Milet. Wir sehen einen scheidenden Apostel und
Gemeindegründer mit Sorge um seine Herde ...
Apg 20,26ff
21
Apg 28,20 → Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch
als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut
seines eigenen <Sohnes>!
21
Der Brief des Paulus an Titus
26 Deshalb bezeuge ich euch am heutigen Tag, daß ich rein bin vom Blut aller;
27 denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluß Gottes zu verkündigen.
28 Habt acht auf euch selbst und auf die ganze
Herde, in welcher der Heilige Geist euch als
Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu
hüten, die er sich erworben hat durch das Blut
seines eigenen <Sohnes>!
29 Ich weiß, daß nach meinem Abschied grausame
Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die
Herde nicht verschonen.
30 Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer
aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die
Jünger abzuziehen hinter sich her.
31 Darum wacht und denkt daran, daß ich drei
Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe,
einen jeden unter Tränen zu ermahnen!
Nach seiner Entlassung aus der ersten römischen Gefangenschaft (62 n. Chr.) vgl Apg 28,
machte Paulus mit Timotheus zusammen einen Besuch in Ephesus, der einen sehr notvollen
Zustand zutage brachte und es erforderte, dass Gemeindezucht geübt wurde.
Hymenäus und Alexander wurden von Paulus „dem Satan übergeben“.
In der Gemeinde existierten mittlerweile falsche Lehren, insbesondere hervorgerufen durch
„Irr- und Gesetzeslehrern“ und „Fabeln-Verkündigende-Brüder“.
Paulus, der nach Mazedonien weiter zog, hatte Timotheus in Ephesus zurückgelassen, um
dem entgegen zu wirken.
Von diesem Hintergrund her ist ersichtlich, wie dringend notwendig „Biblische
Ältestenschaft“ ist.
Timotheus war mit der Liste der Qualifikationen für die Ältesten 22 eine sichere Grundlage
für das Erkennen und Einsetzen der Ältesten gegeben, ebenso dem Titus auf Kreta.
Frage:
Warum ist der Dienst von Ältesten in der neutestamentlichen Gemeinde dringend nötig?
Antwort:
Titus 1,5 Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du, was noch mangelte, in Ordnung
bringen und in jeder Stadt Älteste einsetzen solltest, wie ich dir geboten hatte,…
Eine Gemeinde ohne Ältestenschaft ist eine „mangelhafte Sache“ und entspricht
nicht dem Plan Gottes für biblischen Gemeindebau. (Struktur)
3. Älteste – eine Begriffsbestimmung
3.1. Älteste im AT
Der Begriff ÄLTESTER hebräisch =
1)
‫ זָ ָקן‬ZaKaN bedeutet alt.


ZaKaNTaH von alt sein
Dazu: 1Mo 18,12.13 (Sara und Abraham waren alt ...) ; 27,1; Jos 13,1;23; 1Sam 8,1.5; 12,2; Ps
37,25; Pr 23,22; Ru 1,12; 2Ch 24,15 u.ö.
22
Exkurs 4
22
Der Brief des Paulus an Titus
2) Eine weitere Bedeutung von
‫ זָ ָקן‬ZaKaN haben wir in der Wiedergabe mit Bart gegeben.
s. dazu: Ps 133,2 (Bart des Hohenpriesters Aaron) 1Sam 17,35 (Bart eines Löwen)
3) Des Weiteren finden wir eine Reihe von Zuordnungen in denen Älteste eindeutig als
Verantwortungsträger und Führer genannt werden.
4) Der ältere und gereifte Mann war im AT eine natürliche Autoritätsperson.
Die Ältesten der Gemeinde 
3Mo 4,15; Ri 21,16;

Ältester des Hauses

1Mo 24,2 Elieser
Älteste einer Stadt
5Mo 19,12; 21,3; 22,15; 25,7; Jos 9,11; Ri
8,14; 1Sam 11,3; 16,4; 1Kön 21,8; Rut 4,2;
Esr 10,14 u.a.
Älteste Israels
1Sam30,26; 2Sam 19,12; Hes 8,1
Die Ältesten Judas/Jerusalems
2Kön 23,1; 2Chr 34,29
Die Ältesten ... Gileads, Moabs,
Mijans u.s.w.
Ri 11,5; 4Mo 22,7; 22,4.7
Die Ältesten der Priester
2Kön 19,2; Jes 37,2; Jer 19,1;
Die Ältesten
Jes 3,2; 9,14; Jon 1,14; Esr 10,8;
Mit
30 Jahren
durfte
im Judentum
zu neutestamentlicher
Zeit der Mann in der Synagoge lehren.
2Mo
3,16; 4Mo
11,16;
16,25; 5Mo
27,1;
Interessant ist, dass Lukas bezüglich der öffentlichen Lehrtätigkeit Jesus darauf Wert legt:
31,9; Jos 7,6 u.a.
Lk 3,23 Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreißig Jahre alt, als er auftrat, und war, wie man
Die Ältesten der Stämme Israels
meinte, ein Sohn des Josef, des Eli ...
5Mo 31,28;
3.2 Älteste in NT
3.2.1 Presbyter πρεσβύτερος
Das griechische Wort für ÄLTESTER lautet presbyteros πρεσβύτερος
Es handelt sich dabei um eine Steigerungsform (Komparativ) von einem alten Mann (Positiv) zu
einem älteren Mann (Komparativ)
In Apg 14,23 (s.a. 1Tim 5,17; Tit 1,5) sehen wir diesen aus dem alttmtl. Griechisch (vgl Apg 2,17 u. Joe
2,28) übernommen Begriff wohl zum ersten Mal als „Amtsbezeichnung“ für die Leiter der
christlichen Versammlung verwendet
Apg 14,23 Als sie ihnen aber in jeder Gemeinde Älteste gewählt hatten, beteten sie mit
Fasten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren.
vgl. 1Kor 16,15f; Phil 1,1 u. 1Thess 5,12f.
Vielerorts wird das Leitungsorgan in Kirchen und christlichen Werken als Presbyterium bezeichnet.
Im NT finden wir diese Bezeichnung in 1Tim 4,14.
1Tim 4,14 Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, die dir gegeben worden ist durch
Weissagung mit Handauflegung der Ältestenschaft!
Das Presbyterium πρεσβυτέριον ist also die Gesamtheit der Ältesten als Gemeindeleitung.
3.2.2 Vorsteher προεστῶτες
Abgeleitet von dem Verb ἵστημι setzen, legen, stellen; προεστῶτες (der,der vorsteht); προΐστημι
vorstehen, leiten; sich kümmern um, sorgen für; Tit 3,8.14
πρoιστάμενος einer, der sich schützend (da)vorstellt; über oder vor jmd. Gesetzt sein;
Röm 12,8; 1Thess 5,12 (... die vorstehen im Herrn); 1Tim 5,17
23
Der Brief des Paulus an Titus
3.2.3 Aufseher
ἐπισκοπή
ἐπισκοπέω
σκοπέω
σκοπέω
ἐπίσκοπος
Besichtigung, Heimsuchung; Aufsichtsamt;
Achtgeben auf, sorgen für; Es wird die andauende Tätigkeit hervorgehoben.
Auf ein Ziel blicken; spähen (vgl. Teleskop; Epidiaskop)
Auf etw. oder jmd. ( hin)schauen, jmd. beobachten, achtgeben, etw. (als Ziel) ins
Auge fassen, seine Aufmerksamkeit auf etw. oder jmd. richten; sich vorsehen oder
hüten; achtgeben auf... sorgen für..., sich kümmern um..., sich um etw. annehmen.
von σκέπτομαιimmer wieder nach etw. ausschauen; die Lage ständig
beobachten, betrachten, überprüfen und untersuchen; (viell. Skeptiker)
Der Späher, d. Beobachter, d. Wachmann, d. Kundschafter. (LXX)
Hes 3,17 Menschensohn, ich habe dich für das Haus Israel zum Wächter = σκοπὸν gegeben.
Und hörst du ein Wort aus meinem Mund, so sollst du sie von mir verwarnen!
s.a. Jes 62,6; Jer 6,17 (Prüfer)
Das Gegenteil von σκέπτομαι finden wir in Joh 10,12.
Joh 10,12 Wer Mietling und nicht Hirte ist, wer die Schafe nicht zu eigen hat, sieht den Wolf
kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf raubt und zerstreut dann die
Schafe.
Ergänzend: σκοπός Das Ziel des Textes ist der Skopos
3.2.4 Führer ἡγουμένων
ἡγουμένων abgeleitet von ἡγέομαι hegeomai meinen; führen, leiten; subst. Leiter, Vorsteher.
Apg 15,22; Hbr 13,7.17.24 HEGEMONIE = Alleinherrschaft
Anmerkung:
In Jak 1,2 wird z.B. „wenn ihr in Versuchungen geratet“ genau von diesem Verb abgeleitet. Das
heisst, dass dort letztlich doch besser mit „geführt werdet“ übersetzt werden müsste.
3.2.4.1 Drei „führende Organe“ in Apg 15,22
Apg 15,22
Dann schien es den Aposteln und den Ältesten samt der ganzen Gemeinde gut, Männer aus
ihrer Mitte zu erwählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden: Judas mit
dem Beinamen Barsabbas und Silas, führende Männer unter den Brüdern.
Τότε ἔδοξε τοῖς ἀποστόλοις καὶ τοῖς πρεσβυτέροις σὺν ὅλῃ τῇ ἐκκλησίᾳ ἐκλεξαμένους
ἄνδρας ἐξ αὐτῶν πέμψαι εἰς ᾿Αντιόχειαν σὺν τῷ Παύλῳ καὶ Βαρναβᾷ, ᾿Ιούδαν τὸν
καλούμενον Βαρσαββᾶν καὶ Σιλᾶν, ἄνδρας ἡγουμένους ἐν τοῖς ἀδελφοῖς ...
Hier haben wir drei „führende Organe“ Apostel, Älteste, führende Männer unter (aus) den Brüdern
(Gemeinden).
Die Bezeichnung „Führer“ geht auf das Verb führen ἄγω ago zurück.
Sie heissen richtigerweise Führer, weil sie führend vorangehen. vgl. dazu 1Ptr 5,2f
24
Der Brief des Paulus an Titus
4. Überblick: Die Wesenszüge eines Mannes, der zum Ältestendienst berufen
werden kann. (Qualifikationen) (3_BOB_Tit 1,6-9 Die Qualifikationen zum Ältestendienst)
Aufseher 1Tim3
untadelig
Mann einer Frau
nüchtern
besonnen
sittsam
gastfrei (den Fremden
liebend)
lehrfähig
Aufseher Tit 1
untadelig 2x
Mann einer Frau
besonnen
fromm (heilig)
gastfrei (den Fremden
liebend)
fähig mit der gesunden Lehre
zu ermahnen und
Widersprechende zu
überführen
dem zuverlässigen Wort
nach der Lehre anhängen
Diakone und Frauen 1Tim 3
untadelig
Mann einer Frau
nüchtern
würdig/würdig
den Glauben mit reinem
Gewissen bewahren
milde
das Gute liebend
gerecht
enthaltsam
dem eigenen Haus wohl
vorstehen
der seine Kinder mit
würdigem Ernst in
Unterordnung hält
ein gutes Zeugnis „draußen“
kein Neuling
nicht geldliebend
nicht dem Wein ergeben
kein Schläger
nicht streitsüchtig
treu in allem
den Kindern und den eigen
Häusern wohl vorstehen
mit gläubigen/treuen Kindern
ohne ausschweifendes
Leben und Aufsässigkeit
nicht schändlichem Gewinn
nachgehend
nicht dem Wein ergeben
kein Schläger
nicht jähzornig
nicht schändlichem Gewinn
nachgehend
nicht vielem Wein ergeben
nicht doppelzüngig / nicht
verleumderisch
nicht eigenmächtig
Die meisten der biblischen Qualifikationen beziehen sich auf die moralischen und geistlichen
Qualitäten des Ältesten. Der Charakter des Hirten-Ältesten muss ganz bestimmt Eigenschaften
aufweisen. Allen voran steht die geforderte Untadeligkeit der Ältesten und das es ein
Verwalterdienst 23ist.
Was darunter zu verstehen ist, wird in der nachfolgende Auflistung deutlich gemacht.
1Tim 3,1 Das Wort ist gewiss ...
Anmerkung:
πιστὸς ὁ λόγος = hier glaubwürdig, zuverlässig, wahr24
Die folgenden Ausführungen sind also von höchster Zuverlässigkeit und Bedeutung für Timotheus
und auch Titus, damit sie erkennen können, wer die Brüder sind, die in den Leitungsdienst der
Gemeinde eingesetzt werden können.
23
24
Tit 1,7 als Gottes „Ökonom“ = ὡς θεοῦ οἰκονόμον
vgl. 1Tim 1,15; 3,1; 4,9; 2Tim 2,11; Tit 3,8
25
Der Brief des Paulus an Titus
1Tim 3,14f Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen; wenn ich aber
zögere, damit du weißt, wie man sich verhalten muß im Hause Gottes, das die Gemeinde des
lebendigen Gottes ist, die Säule und die Grundfeste der Wahrheit.
Hier, wie auch in Titus 1,5ff wird die Dringlichkeit der Einsetzung einer qualifizierten Ältestenschaft
deutlich.
4.1 Die drei „klassischen Texte“ (Grunmdlagen) hinsichtlich der Wesenszüge
eines Mannes, der zum Ältestendienst berufen werden kann.
1.Timotheus 3,2-7
Titus 1,6-9
1. Petrus 5,1-3
1 Das Wort ist gewiß: Wenn jemand
nach einem Aufseherdienst trachtet,
so begehrt er ein schönes Werk.
2 Der Aufseher nun muß untadelig
sein, Mann einer Frau, nüchtern,
besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig,
3 kein Trinker, kein Schläger, sondern
milde, nicht streitsüchtig, nicht
geldliebend,
4 der dem eigenen Haus gut vorsteht
und die Kinder mit aller Ehrbarkeit in
Unterordnung hält
5 - wenn aber jemand dem eigenen
Haus nicht vorzustehen weiß, wie wird
er für die Gemeinde Gottes sorgen? -,
6 nicht ein Neubekehrter, damit er
nicht, aufgebläht, dem Gericht des
Teufels verfalle.
7 Er muß aber auch ein gutes Zeugnis
haben von denen, die draußen sind,
damit er nicht in übles Gerede und in
den Fallstrick des Teufels gerät.
6 wenn jemand untadelig
ist, Mann einer Frau,
gläubige Kinder hat, die
nicht eines ausschweifenden
Lebens beschuldigt oder
aufsässig sind.
7 Denn der Aufseher muß
untadelig sein als Gottes
Verwalter, nicht
eigenmächtig, nicht
jähzornig, nicht dem Wein
ergeben, nicht ein Schläger,
nicht schändlichem Gewinn
nachgehend,
8 sondern gastfrei, das Gute
liebend, besonnen, gerecht,
heilig, enthaltsam,
9 der an dem der Lehre
gemäßen zuverlässigen
Wort festhält, damit er fähig
sei, sowohl mit der
gesunden Lehre zu
ermahnen als auch die
Widersprechenden zu
überführen.
1 Die Ältesten unter euch nun
ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge
der Leiden des Christus <und> auch
Teilhaber der Herrlichkeit, die
geoffenbart werden soll:
2 Hütet die Herde Gottes, die bei euch
ist, nicht aus Zwang, sondern
freiwillig, Gott gemäß, auch nicht aus
schändlicher Gewinnsucht, sondern
bereitwillig,
3 nicht als die, die über ihren Bereich
herrschen, sondern indem ihr
Vorbilder der Herde werdet!
4 Und wenn der Oberhirte offenbar
geworden ist, so werdet ihr den
unverwelklichen Siegeskranz der
Herrlichkeit empfangen.
5 Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch
den Ältesten unter! Alle aber
umkleidet euch mit Demut <im
Umgang> miteinander! Denn "Gott
widersteht den Hochmütigen, den
Demütigen aber gibt er Gnade".
4.1.1 25 Qualifikationskriterien zum Ältestendienst
1. untadelig ἀν-επί-λημπτος
1Tim 3,2; Tit 1,6
ἐπιλαμβάνομαι ergreifen, auch: angreifen untadelig, ohne Tadel; nicht anklagbar,
unangreifbar, tadellos.
D. h. aber nicht, dass er völlig fehlerfrei wäre ... also sittlich vollkommen, sondern er muss
einer sein, der keine Handhabe zu gerechtfertigtem Tadel bietet.
Ergänzend:
1Tim 3,10
Auch sie aber sollen zuerst erprobt werden, dann sollen sie dienen, wenn sie untadelig sind.
(vgl. 1Tim 5,24f)
26
Der Brief des Paulus an Titus
2. Mann einer Frau μιᾶς γυναικὸς ἀνήρ
1Tim 3,2; Tit 1,6
„Mann einer einzigen Frau“ ... ein „Einfraumann“
Seiner Frau treu sein (kaum: nur einmal verheiratet).
3. gläubige Kinder haben τέκνα ἔχων πιστά
Tit 1,6
Kinder habend treu/gehorsam
πιστός vertrauenswürdig, glaubwürdig, zuverlässig, treu, gläubig
4. nicht jähzornig ὀργίλος
Tit 1,7
Anders ausgedrückt sehr leidenschaftlich, und von daher zu Zorn oder Wut neigend; leicht zu
reizen; aufbraußend ... ein „Hitzkopf“
Jakobus 1,20 Denn eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit.
Sprüche 29,22 Ein zorniger Mann erregt Streit (oder zettelt schnell einen Prozess an), und ein
Hitziger ist reich an Vergehen.
Spr 15,18 Ein hitziger Mann erregt Zank, aber ein Langmütiger beschwichtigt den Rechtsstreit.
Spr 26,21 Kohle zur Kohlenglut und Holz zum Feuer und einen zänkischen Mann, um Streit zu
entfachen.
Zorn ὄργη
5. nüchtern νηφάλιος
1Tim 3,3; Tit 1,8
1) Von diesem Adjektiv abgeleitet ist der Begriff „Fasten“.
Einer der nüchtern ist, ist unbeschwert. Er kann seine ganze Aufmerksamkeit und
Kraft einer Sache zuwenden. - Er ist nicht mit „Verdauung“ beschäftigt.
Nüchtern heisst letztlich auch wirklich die Sache sachlich sehen.
2) eigtl. frei sein von übermässigen Weingenuss;
Im NT nur übertragen verstanden:
Frei sein von jeder Art von Überschwänglichkeit, Leidenschaft, Verwirrung und Überstürzung; ruhig,
besonnen und beherrscht sein; Verstand, Sinne und Gefühle völlig unter Kontrolle haben.
1Thess 5,6-8 Also lasst uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern
sein! Denn die da schlafen, schlafen bei Nacht, und die da betrunken sind, sind bei Nacht
betrunken. Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, bekleidet mit dem
Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils.
2Tim 4,5 Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tu das Werk eines Evangelisten,
vollbringe deinen Dienst!
1Ptr 4,7 Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid
nüchtern zum Gebet!
1Ptr 5,8 Seid nüchtern, wacht! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender
Löwe und sucht, wen er verschlingen kann.
27
Der Brief des Paulus an Titus
6. besonnen σώφρων
1Tim 3,3
auch: (moralisch) wachsam und diskret sein. 1Pe 1,13
verständig, vernünftig, von gesundem und unversehrtem Verstand und Sinn (Denken)
"gesunder Menschenverstand"
Ursprünglich kommt das Wort von φρήν = Verstand, Wille Einsicht, Gemüt
1Kor 14,20
Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am
Verstand aber seid Erwachsene!
Nüchternheit schliesst ein gutes Maß an Selbstbeherrschung ein.
besonnen
1Kor 14,20
Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber
seid Erwachsene!
7. sittsam oder anständig κόσμιος
1Tim 3,2
ehrbar, geordnet, zuchtvoll, gesittet, würdig, ordentlich, mässig, bescheiden
1Tim2,9
... ebenso, dass auch <die> Frauen sich in würdiger Haltung mit Schamhaftigkeit und
Sittsamkeit (σωφροσύνη = Vernünftigkeit; Besonnenheit, Selbstbeherrschung) schmücken.
κοσμέω in Ordnung bringen; schmücken
Zusammenfassend heißt das letztlich geordnet sein.
Die Grundableitung kommt von dem „etwas zählen“ oder „ordnen“ her.
Das Wort KOSMOS bedeutet Ordnung. (Mt 13,35 Lu; 11,50; Joh 17,5; Ro 4,13; Php 2,15; Heb 4,3)
Das Gegenteil wäre CHAOS.
Folgerung: Das was geordnet ist, ist zugleich ein Schmuck (1Ptr 3,3), eine Ehre oder Glanz.
Weitere Bedeutung:
Die ( An)ordnung, d. Einteilung; auch milit. t.t. für d. Aufstellung eines Heeres; d. Schmuck
(vgl.: durch "Make up" sein Gesicht "ordnen" —>"Kosmetik");
8. gastfrei φιλόξενος (gastfreundlich)
Tit 1,8; 1Tim 3,2
wörtlich wiedergegeben bedeutet es „den Fremden liebend“
5Mo 10,18
... der Recht schafft der Waise und der Witwe und den Fremden liebt, so dass er ihm
Brot und Kleidung gibt.
φιλοξενία Gastfreundschaft vgl. Hbr 13,1f
Das ist schon etwas anders gelagert, als jemand nur sonntags zum Essen einzuladen.
Ein Ältester muss ein anderes Format aufweisen. Er orientiert sich an Christus, der uns schon liebte
als wir noch mit Fäusten gegen ihm standen und feindliche Gesinnung uns zu eigen war. 25
25
Rö 5,6f Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben.
Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen möchte vielleicht jemand auch zu
sterben wagen. Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren, für uns
gestorben ist.
28
Der Brief des Paulus an Titus
9. lehrfähig διδακτικός
Tit 1,9; Tim 3,2
zum Unterrichten/ Lehren befähigt und begabt;zum Lehren geeignet
26
Der Lehrer διδάσκαλος ist eine besondere Gabe. In Eph 4,11 ist er genannt.
Hier handelt es sich um die Befähigung mit dem Wort der Wahrheit den Gemeindegliedern
Erbauung, Nahrung und Ermahnung geben zu können.
2Tim 2,2
Und was du von mir gehört hast durch viele Zeugen, das befiehl treuen Menschen, die da
tüchtig sind, auch andere zu lehren.
Anmerkung:
Ein guter Lehrer oder ein Bruder der predigt ist nicht unbedingt gleichzeitig auch ein guter Ältester.
10. kein Trinker μὴ πάροινον
Tit 1,7; 1Tim 3,3
Trunkenbold; Trinker
πάροινος trunksüchtig, liederlich, übermütig
Paulus führt hier eine starke Warnung an. Er spricht zwar kein Alkoholverbot aus, aber warnt
deutlich vor Missbrauch. - Trunkenheit (Sucht) ist Sünde. In der Schrift haben wir aber
dennoch zahlreiche Warnungen vor dem Genuss starker (berauschender) Getränke. Jes
27
5,11.22; Spr 20,2;23,30-35; Hos 4,11 u.a.
Spr 31,4f
Nicht für Könige <ziemt es sich>, Lemuel, nicht für Könige, Wein zu trinken, noch für Fürsten <zu
fragen>: Wo ist Rauschtrank? Sonst trinkt einer und vergißt, was vorgeschrieben ist, und verändert den
Rechtsanspruch aller Elenden. -
11. kein Schläger μὴ πλήκτην
Tit 1,7
Schläger, Raufbold, gewalttätiger Mensch
πλήσσω schlagen
Es ist erstaunlich, dass gerade solche Schläger immer wieder einen gewissen Fanclub
(Gemeinde) um sich haben, die solche Schläge gerne ertragen.
Beispiel Korinth:
2Kor 11,20
Denn ihr ertragt es, wenn jemand euch knechtet, wenn jemand <euch> aufzehrt, wenn
jemand <euch> einfängt, wenn jemand sich überhebt, wenn jemand euch ins Gesicht schlägt.
26
Eph 4,11f Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten, andere als Evangelisten,
andere als Hirten und Lehrer, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des
Leibes Christi,...
27
Jes 5,11 Wehe denen, die sich früh am Morgen aufmachen, um Rauschtrank nachzujagen, die bis spät am
Abend bleibena, <dass> der Wein sie erhitze.
Jes 5,22 Wehe denen, die Helden sind im Weintrinken und tapfere Männer im Mischen von Rauschtrank.
Spr 20,1 Ein Spötter ist der Wein, ein Lärmer der Rauschtrank; und jeder, der davon taumelt, ist unweise.
Spr 23,30-35 Die spät beim Wein noch sitzen, die einkehren, um den Mischkrug zu erforschen.
Sieh den Wein nicht an, wenn er so rötlich schimmert, wenn er im Becher funkelt <und> leicht hinuntergleitet.
Zuletzt beisst er wie eine Schlange und speit <Gift> wie eine Viper. Deine Augen sehen Seltsames, und dein Herz
redet Verworrenes, und du bist wie einer, der im Herzen des Meeres liegt, und wie einer, der da liegt im Ausguck
am Mast.
Hos 4,11 Hurerei, Wein und Most nehmen den Verstand weg.
29
Der Brief des Paulus an Titus
12. nicht schändlichen Gewinn anstrebend μὴ αἰσχροκερδῆ
Tit 1,7
ἄισχος Schande, Schmähung, Häßlichkeit
αἰσχροκερδής gewinnsüchtig, habgierig, schändlich, unanständig, schmutzig, hässlich,
schimpflich, unsittlich, unangemessen, verunehrend; ... es ist eine Schande ...;
Eph 5,11f
Und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellt sie
vielmehr bloß! Denn was heimlich von ihnen geschieht, ist selbst zu sagen schändlich.
1Kor 11,6
Denn wenn eine Frau sich nicht verhüllt, so werde <ihr> auch <das Haar> abgeschnitten; wenn es aber
für eine Frau schändlich ist, daß <ihr das Haar> abgeschnitten oder geschoren wird, so soll sie sich
verhüllen.
1Kor 14,35
Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist
schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden.
1Ptr 5,2
Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, Gott gemäß, auch nicht
aus schändlicher Gewinnsucht, sondern bereitwillig,
Ergänzend:
Das in 1Tim 3,3 gebrauchte Wort ἀφιλάργυρος
„nicht Geld liebend“ oder „frei von Geldliebe“ ist dem „schändlichen Gewinn nachgehend“ sehr ähnlich.
Die Pharisäer waren Geldliebhaber.
Lk 16,14
Dies alles hörten aber auch die Pharisäer, die geldliebend waren, und
sie verhöhnten ihn.
Sie beuteten z.B. die in Not gekommenen Witwen aus.
Mk 12,38-40
Und er sprach in seiner Lehre: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die
in langen Gewändern einhergehen wollen und die Begrüßungen auf den Märktenund die ersten Sitze
in den Synagogen und die ersten Plätze bei den Gastmählern <lieben>; die die Häuser der Witwen
verschlingen und zum Schein lange Gebete halten! Sie werden ein schwereres Gericht empfangen.
Irrlehrer waren genauso hinter dem Geld her ...
1Tim 6,5-9
... ständige Zänkereien von Menschen, die in der Gesinnung verdorben und der Wahrheit beraubt sind
und meinen, die Gottseligkeit sei <ein Mittel> zum Gewinn.
... Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und
schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken.
Tit 1,11
... denen man den Mund stopfen muß, die ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen
Gewinnes willen lehren, was sich nicht geziemt.
Hbr 13,5
Der Wandel sei ohne Geldliebe; begnügt euch mit dem, was vorhanden ist!
30
Der Brief des Paulus an Titus
13. heilig ὅσιος
Tit 1,8
fromm, heilig, frei von Schlechtigkeit und Verunreinigung durch Sünde sowie jede
moralische Verpflichtung richtig erfüllend: rein, gottgefällig, gottesfürchtig,
gewissenhaft, (ge)recht
Das bedeutet, Gott und seinem Wort letztlich fest verpflichtet zu sein – abgesondert
für Gott und ihn erfreuend ...
Ein solcher Ältester lässt sich nicht von „modernen Winden“ umwerfen. Er hängt
sein Fähnchen nicht in den Wind ...
Nicht das, was die christliche Gesellschaft fordert ist entscheidend, sondern was ein heiliger Gott
geredet hat.
14. enthaltsam ἐγκρατής
Tit 1,9
wörtlich: in [sich]-Kraft/Halt habend)
enthaltsam, beherrscht, voller Selbstbeherrschung; etwas, jemand oder sich selbst in seiner
Gewalt haltend
(nämlich seine Triebe);
κρατός Tüchtigkeit, Stärke, Kraft
Apg 19,20
Also mächtig wuchs das Wort des HERRN und nahm überhand.
Eph 1,19
und welche da sei die überschwängliche Grösse seiner Kraft an uns, die wir glauben nach der Wirkung
seiner
mächtigen Stärke,
Eph 6,10
Zuletzt, meine Brüder, seid stark in dem HERRN und in der Macht seiner Stärke.
Kol 1,11
und wachset in der Erkenntnis Gottes und gestärkt werdet mit aller Kraft nach seiner herrlichen Macht
zu aller Geduld und Langmütigkeit mit Freuden,
15. an der Lehre festhaltend ἀντεχόμενο
Tit 1,9
ἀντεχόμενον (έχομαι) sich halten an, sich angelegen sein lassen, sich kümmern um;
einer, der sich an … hält.
διδαχή (διδάσκω) Unterweisung, Lehre (das, was gelehrt wird, oder die Lehrtätigkeit).
πιστός glaubwürdig, zuverlässig
ὁ κατὰ τὴν διδαχὴν πιστὸς λόγος das zuverlässige Wort, wie es der (rechten) Lehre
entspricht.
δυνατός stark; imstande sein, fähig sein
διδασκαλία Unterweisung, Lehre.
ὑγιαινούσῃ ὑγιαίνω (ὑγιής gesund) gesund sein; heilsam!
ἐλέγχειν (ἐλέγχω) ans Licht bringen; überführen; zurechtweisen
Hier wird offenbar aus welchem „Holz“ der Älteste geschnitzt ist:
 Die Lehrfähigkeit muss vorhanden sein.
 Festgeklammert am Wort der Wahrheit ... (an der gesunden Lehre/Grundlage)
 Der Älteste muss diesem Wort entsprechend ermahnen, zurechtweisen, überführen können ...
 In besonderer Weise muss der Älteste fähig sein die „Widersprechenden“ zu überführen und die
Aufsässigen in die Schranken zu weisen ...(V11 → den Mund stopfen ... d. h. ihn zum Schweigen
bringen
31
Der Brief des Paulus an Titus
16. gerecht δίκαιον
Tit 1,8
rechtschaffen und aufrichtig;
Rechtschaffen sein heisst, im Einklang mit Gottes gerechten Massstäben zu leben.
1Joh 3,7
Kinder, niemand verführe euch! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie er
gerecht ist.
Spr 29,7
Der Gerechte ist bedacht auf den Rechtsanspruch der Geringen; der Gottlose versteht sich
nicht auf Erkenntnis.
Hiob als Beispiel für einen gerechten Mann
Hi 1,1
Es war ein Mann im Lande Uz, sein Name war Hiob. Und dieser Mann war rechtschaffen und
redlich und gottesfürchtig und mied das Böse.
Wie handelte Hiob?
Hi 29,14-17
Ich kleidete mich in Gerechtigkeit, mich bekleidete wie ein Oberkleid und Kopfbund mein
Recht. Auge wurde ich dem Blinden, und Fuß dem Lahmen war ich! Ein Vater war ich für die
Armen, und den Rechtsstreit dessen, den ich nicht kannte, untersuchte ich.
Und ich zerschmetterte die Kinnladen des Übeltäters, und seinen Zähnen entriß ich die Beute.
17. milde ἐπιεικής
1Tim 3,3
nachgiebig, gütig
(eigentlich abgeleitet und zusammengesetzt von ἐπι - είκων Abbild; Götzenbild)
Auf Schicklichkeit bedacht sein; nicht mit Schärfe auf sein Recht bestehend, nicht
auf den Buchstaben des Gesetztes pochend; anderen etwas zubilligend; passend
Phil 4,5 Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen! Der HERR ist nahe!
Tit 3,2 ... niemand lästern, nicht hadern, gelinde seien, alle Sanftmütigkeit beweisen gegen alle
Menschen.
Jak 3,17 Die Weisheit aber von Oben her ist aufs erste keusch, danach friedsam, gelinde, lässt
sich sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei.
1Pe 2,18 Ihr Knechte, seid untertan mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und
gelinden, sondern auch den wunderlichen.
18. nicht streitsüchtig ἄμαχος
1Tim 3,3
friedfertig, nicht streitsüchtig, ohne Kampf, ohne Streit, friedliebend
μάχη der militärische (Zwei-)Kampf; die Schlacht
μάχομαι kämpfen
Tit 3,2 Erinnere sie, <staatlichen> Gewalten <und> Mächten untertan zu sein,
Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein, niemand zu lästern, nicht
streitsüchtig zu sein, milde <zu sein>, an allen Menschen alle Sanftmut zu erweisen!
32
Der Brief des Paulus an Titus
19. nicht eigenmächtig αὐθάδης
Tit 1,7
eigenmächtig, rücksichtslos (Das Wort kommt nur 2x im NT vor.)
Das Wort ist zusammengesetzt aus ἀυτός  selbst, derselbe ...
und von ἥδονη  Lust, Freude
ἥδομαι  sich freuen; Vergnügen haben, gefallen, sich’s wohl gehen lassen;
wörtlich: sich selbst gefallend oder behagend, selbstgefällig.
HEDONISMUS = Die Lehre, dass das Streben nach Lust alles menschliche Handeln und Verhalten
entscheidend bestimmt.
Ein solcher Charakter wirkt anmassend, rücksichtslos, keck, arrogant, übermütig und überheblich.
Das sehen wir mit der zweiten Schriftstelle:
2Ptr 2,10 ... die in befleckender Begierde dem Fleisch nachlaufen und Herrschaft verachten,
Verwegene, Eigenmächtige; sie schrecken nicht davor zurück, Herrlichkeiten zu lästern,
20. nicht herrschend κατακυριεύοντες
1Ptr 5,3
κυριεύω überwältigen, unterdrücken; Herr sein; (gewalttätig) herrschen
herrschen über einen Beeich:
κλῆρος Los; (das) Verloste, Anteil; hier der Teil der Gemeinde bzw. die Einzelgemeinde, für
die jmd. verantwortl. ist, übers. etwa die (euch) Anvertrauten.
τύπος sichtbarer Eindruck; Vorbild
Gott möchte keine gewaltsame Bevormundung seiner Gemeinde.
Die Hirten Israels hatten immer wieder versagt.
Hes 34,4
Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt und das Kranke nicht geheilt und das Gebrochene nicht
verbunden und das Versprengte nicht zurückgebracht und das Verlorene nicht gesucht, sondern mit
Härte habt ihr über sie geherrscht und mit Gewalt.
Ein solcher Un-Hirte war Diotrephes.
3Joh 9-10
Ich habe der Gemeinde etwas geschrieben, aber Diotrephes, der gern unter ihnen der Erste sein will,
nimmt uns nicht an. Deshalb, wenn ich komme, will ich seine Werke in Erinnerung bringen, die er tut,
indem er mit bösen Worten gegen uns schwatzt; und sich hiermit nicht begnügend, nimmt er selbst die
Brüder nicht an und wehrt auch denen, die es wollen, und stößt sie aus der Gemeinde.
Das Beispiel Jesus ...
Mk 10,42-45
Und Jesus rief sie zu sich und spricht zu ihnen: Ihr wißt, daß die, welche als Regenten der Nationen
gelten, sie beherrschen und ihre Großen Gewalt gegen sie üben.
So aber ist es nicht unter euch; sondern wer unter euch groß werden will, soll euer Diener sein;
und wer von euch der Erste sein will, soll aller Sklave sein.
Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen
und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.
21. nicht aus Zwang, sondern freiwillig
μὴ ἀναγκαστῶς ἀλλὰ ἑκουσίως
1Ptr 5,2
ἀναγκαστῶς gezwungen; ἑκουσίως freiwillig
Gottes Absicht ist es nicht, dass in seiner Gemeinde lustlose und widerwillige Hirten
vorstehen.
Die Herde zu hüten muss eine innere Berufung sein.
33
Der Brief des Paulus an Titus
Die Motivation zum Dienst als Hirte muss von Gott gewirkt sein.
2Kor 9,7
Jeder <gebe>, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat: nicht mit Verdruß oder aus
Zwang, denn einen fröhlichen Geber liebt Gott.
5Mo 15,10
Willig sollst du ihm geben, und dein Herz soll nicht böse sein, wenn du ihm gibst. Denn wegen
dieser Sache wird der HERR, dein Gott, dich segnen in all deinem Tun und in allem Geschäft
deiner Hand.
22. dem eigenen Haus gut vorstehend
τοῦ ἰδίου οἴκου καλῶς προϊστάμενον
Tit 3,4
Das ist ein Dauerauftrag ... (Präsens! Aktiv!)
... der die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält
... , τέκνα ἔχοντα ἐν ὑποταγῇ, μετὰ πάσης σεμνότητος
... und bedeutet, dass die Kinder der Autorität des Vaters (Mutter) gehorchen und
mit (per) aller Ehrbarkeit (an)geleitet werden sollen. Kinder (Leibesfrucht) sind eine
Gabe Gottes, die es im Blick auf Gottes Heiligkeit hin zu „verwalten“ gilt.
Für den Vater heißt dies, dass er seine Kinder in Ehrfurcht vor Gott erzieht und nicht in Lässigkeit
einen eigenen Maßstab wählt.
Unterordnung ist ein Begriff aus dem milirärischen Bereich, dennoch findet er hier unter anderem
Vorzeichen Anwendung. Ziel der Erziehung des Vaters ist eine (freiwillige, einsichtige) Unterordnung
unter seine Leiterschaft.
Wenn diese Leiterschaft klappt, wird das sichtbar werden und so zur Qualifikation oder
Disqualifikation bezüglich eines Ältestendienstes führen.
Väter sind vom Wort her gehalten ihre Kinder nicht zum Zorn zu reizen.
Eph 6,4 Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und
Ermahnung des Herrn!
23. nicht neubekehrt νεό-φυτος
1Tim 3,6
neugepflanzt; (übertr. neubekehrt)
C. H. Spuregon sagte einmal:
„Sollten wir als Nation gefordert sein, Haus und Herd zu verteidigen, würden wir nicht unsere
Jungen und Mädchen mit Schwert und Gewehr zur Abwehr des Feindes hinaussenden. – So
darf auch die Gemeinde nicht jeden redegewandten Neuling oder unerfahrenen Eiferer
aussenden, um für den Glauben zu kämpfen. Die Furcht des Herrn muss den jungen Mann zuerst Weisheit
gelehrt haben, oder er kann noch kein Hirte sein. Die Gnade Gottes muss seinen Geist gereift haben, oder er
muss noch warten.“ (Zit.: B. Peters; Weder Demokratie noch Diktatur; S.67)
Eine große Gefahr für den „Neugepflanzten“:
τυφωθείς von τυφόω benebeln;
übertr. eingebildet/hochmütig werden; verblendet werden;
wörtlich: von Rauch erfüllt...
Ergänzend:
τυφωθείς ist hergeleitet von θύω schütteln, kräftig hin und her bewegen;
34
Der Brief des Paulus an Titus
Durch die Umwölkung seines Herzens und seines Verstandes kann er weder sich noch andere richtig
beurteilen. Er ist überheblich und oft hin und her bewegt ...
vgl. 1Tim 6,3f; 2Tim 3,1-5 28
Hochmut kommt vor dem Fall!
Hes 28,14-17 Du warst ein mit ausgebreiteten <Flügeln> schirmender Cherub, und ich hatte
dich <dazu> gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berg, mitten unter feurigen Steinen
gingst du einher. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tag an, als du geschaffen
wurdest, bis sich Unrecht an dir fand. Durch die Menge deines Handels fülltest du dein Inneres
mit Gewalttat und sündigtest. Und ich verstiess dich vom Berg Gottes und trieb dich ins
Verderben, du schirmender Cherub, aus der Mitte der feurigen Steine. Dein Herz wollte hoch
hinaus wegen deiner Schönheit, du hast deine Weisheit zunichte gemacht um deines Glanzes
willen. Ich habe dich zu Boden geworfen, habe dich vor Königen dahingegeben, damit sie ihre
Lust an dir sehen.
24. das Gute liebend φιλάγαθος
Tit 1,8
Diese Formulierung haben wir nur 1x im NT. Damit ist aber das gemeint, was
„Gottes“ ist. Alle gute Gabe ist von Gott.
Mt 7,11 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst,
wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn
bitten!
Die Pharisäer sind „böser Natur“...
Mt 12,34f Otternbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des
Herzens redet der Mund. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor, und
der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor.
Röm 7,18f
Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist
bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich
nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.
2Thess 3,13 Ihr aber, Brüder, werdet nicht müde, Gutes zu tun!
Paulus fordert besonders die reichen Brüder auf:
1Tim 6,18 Gutes zu tun, reich zu sein in guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam, ...
6x haben wir im Titusbrief das „gute Werk“:
Tit 1,16; 2,7; 2,15; 3,2; 3,5; 3,8; 3,13
3Joh 11 Geliebter, ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute! Wer Gutes tut, ist aus Gott;
wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen.
28
1Tim 6,3f Wenn jemand anders lehrt und sich nicht zuwendet den gesunden Worten unseres Herrn Jesus
Christus und der Lehre, die gemäß der Gottseligkeit ist, so ist er aufgeblasen und weiß nichts, sondern ist krank
an Streitfragen und Wortgezänken. Aus ihnen entstehen: Neid, Streit, Lästerungen, böse Verdächtigungen
2Tim 3,1-5 Dies aber wisse, daß in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; denn die Menschen
werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar,
unheilig, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter,
unbesonnen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, die eine Form der Gottseligkeit haben, deren
Kraft aber verleugnen. Und von diesen wende dich weg!
35
Der Brief des Paulus an Titus
Der Lebenswandel eines gesunden Christen und „Ältestenanwärters“ muss deutlich das Gute
aufweisen.
25. mit einem guten Zeugnis (μαρτυρία) von denen, die draußen sind 1Tim 3,7
μαρτυρία Zeugnis (das Bezeugen od. das Bezeugte); Leumund, Ruf
Wörtlich beginnt dieses Qualifikationsmerkmal mit einer Formulierung, die auf die
Wichtigkeit der folgenden Sache hinweist und sie zur Bedingung werden läßt!
1Tim 3,7 Er muß aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, damit er
nicht in übles Gerede und in den Fallstrick des Teufels gerät.
1Tim 3,7 δεῖ δὲ καὶ μαρτυρίαν καλὴν ἔχειν ἀπὸ τῶν ἔξωθεν, ἵνα μὴ εἰς ὀνειδισμὸν
ἐμπέσῃ καὶ παγίδα τοῦ διαβόλου.
δεῖ  „Es ist nötig, dass ...“
Und dann wird gezeigt, warum es nötig ist:
ἵνα  „..., damit er μὴ nicht in den Fallstrick (Fesseln) des diabolos gerät ...“
Ein Fallstrick ist das, was (plötzlich) Unglück, Verlust und Zerstörung bringt.
Ist erstmal ein übles Gerede in der Öffentlichkeit, haftet dieser Makel „ewig“ ... an der Gemeinde!
1Kor 10,32f
Seid unanstößig, sowohl für Juden als auch für Griechen als auch für die Gemeinde Gottes!
wie auch ich in allen Dingen allen zu gefallen strebe, dadurch daß ich nicht meinen Vorteil
suche, sondern den der vielen, dass sie errettet werden.
Phil 2,15
... damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten
und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr leuchtet wie <Himmels->Lichter in der Welt,
Kol 4,5f
Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, kauft die <rechte> Zeit aus!
Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt; ihr sollt wissen, wie ihr jedem einzelnen
antworten sollt!
Zum Thema Wandel:
1Thess 4,11f; 1Tim 2,1f; 5,14; 6,1; Tit 2,5.8.10; 3,1; 1Ptr 2,12.15; 3,1.16
36
Der Brief des Paulus an Titus
D) Tit 1,10-16 Die Anwesenheit „falscher Lehrer“
(Irrlehrer) in den jungen Gemeinden Kretas
Tit 1,10-16
Denn 29es gibt viele Aufsässige, hohle Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der
Beschneidung, denen man den Mund stopfen muß 30, die ganze Häuser umkehren, indem sie
um schändlichen Gewinnes willen lehren, was sich nicht geziemt.
Es hat einer von ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt: »Kreter sind immer Lügner, böse, wilde
Tiere, faule Bäuche.« Dieses Zeugnis ist wahr. Aus diesem Grund weise sie streng zurecht,
damit sie im Glauben gesund seien und nicht auf jüdische Fabeln und Gebote von Menschen
achten, die sich von der Wahrheit abwenden!
Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern
befleckt ist sowohl ihre Gesinnung als auch ihr Gewissen. Sie geben vor, Gott zu kennen, aber
in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich und ungehorsam und zu jedem guten
Werk unbewährt.
Wir müssen hier sehen, dass mit dem vorangestellten denn dieser Abschnitt eine Folgerung oder
Begründung der eben als notwendige Voraussetzung geschilderten Fähigkeiten der
Gemeindeältesten ist. (VV6-9)
Solche sollen ja fähig sein, mit der gesunden Lehre zu ermahnen und die Widersprechenden
(Aufsässigen) zu überführen.
Die „Widersprecher“ sind diejenigen, die sich nicht der gesunden Lehre (und solchen Lehrern)
unterworfen (unterstellt) haben.
 Die Gemeinden des NTs kannten mehr als wir heute den „offenen Gottesdienst“ wie wir ihn in
etwa in 1Kor 14 angeführt haben:
1Kor 14,26
Was ist nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine
Offenbarung, hat eine Sprache<nrede>, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung.
Wir können uns von daher die Vorgehensweise dieser schändlichen Lehrer gut vorstellen, dass sie
gerade auch in diesem Rahmen die Gelegenheit für ihre falsche (ungeziemende) Verkündigung
nützten.
 Als Paulus diesen Brief schrieb sind solche „Typen“ (noch) in dieser verkehrten und gefährlichen
Haltung in den Gemeinden tätig.
Paulus muss hiervon Kenntnis haben, denn er fährt massiv fort, dass Titus alles dransetzen muss
solche zersetzenden Menschen „den Mund zu stopfen“.
Vers 10: Denn es gibt viele Aufsässige, hohle Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der
Beschneidung,
1. Drei gefährliche „Gruppen“
Wir haben hier drei „Gruppen“ von problematischen Menschen, die ihr Unwesen in den Gemeinden
Kretas treiben.
1.1 Die Aufsässigen 31
29
γὰρ denn
ἐπιστομίζω den Mund stopfen; zum Schweigen bringen
Bei Plato bedeutete der Ausdruck „den Mund stopfen“: jemand zum Schweigen bringen durch die Macht der
Vernunft.
31
ἀνυπότακτος nicht unterworfen; unbotmässig, widersetzlich, aufsässig
30
37
Der Brief des Paulus an Titus
Diese Aufsässigen sind Kreter, die sich nicht unter 32 die Autorität Gottes und die gesunden Lehre
stellen wollen.
Hingegen wird schon von den Kindern der Ältesten erwartet, dass sie nicht aufsässig sein sollen. (vgl.
Tit 1,6 nicht der Aufsässigkeit anklagbar)
Im 1Tim 1,6 warnt Paulus auch Timotheus vor solchen Leuten, die sich „leerem Geschwätz“
zugewandt haben.
1.2 Die Schwätzer33
Das sind Kreter-Typen, deren Tun/Eigenschaften/Charakter mit „schwätzerisch“ betitelt wird.
Sie werden hier mit einem Adjektiv/Eigenschaftswort bezeichnet, das im NT nur an dieser Stelle so
vorkommt. Solche Menschen reden „eitles Zeug“, eben, „leeres Geschwätz“, das sie als Weisheit
„verkaufen“ wollen.
 Vers 11 34 zeigt, dass sie mit dieser Art von leeren Lehren/Reden „schändlichen Gewinn“ 35 erzielen
wollen.
Heute wird leider zunehmend auf dem „christlichen Markt“ solcherlei „Schrott“ vermarktet.
1.3 Die Verführer/Betrüger 36
Solcherart Menschen täuschen die Gedanken der Menschen.
Paulus ist solchen „Typen“ schon relativ früh begegnet. Er schreibt schon wohl in seinem frühesten
Brief bezeichnend an die Galater.
Gal 6,3
Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, während er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst.
 Das hier verwendete Wort (ματαιολόγος) hat im umfassenden Sinn etwas mit dem Denken und
Verstehen, also mit dem Verstand zu tun.
Solche Menschen schicken sich an besonders „erklärend“ zu wirken und erwecken dadurch den
Schein von Weisheit/Wahrheit.
Wir haben hier die Zusammenziehung zweier Worte.
Einmal μάταιος = nichtig, vergeblich, sinnlos, hohl, dumm, unnütz.
und λογία = Rede, Wort(e).
Die von μάταιος abgeleitete Wortgruppe hat immer die Bedeutung von nichtig. 37Es führt uns
letztlich eine Welt des Scheins gegenüber des wirklichen Seins vor Augen. 38
τέκνα ἔχων πιστά, μὴ ἐν κατηγορίᾳ ἀσωτίας ἢ ἀνυπότακτα
gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt oder aufsässig sind.
32
ὑποτάσσω ist ein Begriff (t.t.) aus dem militärischen Bereich. Der Besiegte musste sich dem Sieger
unterwerfen.
33
ματαιολόγος hohler/nichtssagender Schwätzer
34
Tit 1,11 οὓς δεῖ ἐπιστομίζειν, οἵτινες ὅλους οἴκους ἀνατρέπουσιν διδάσκοντες ἃ μὴ δεῖ αἰσχροῦ κέρδους
χάριν. Meine Übersetzung:
Es ist (unbedingt) nötig, denen den Mund zu stopfen, welche ganze Häuser zu Fall bringen, um
schändlichen (unanständigen, schmutzigen) Gewinn zu erzielen.
35 35
αἰσχρός, schändlich, unanständig, schmutzig (Wort, Gedanke)
αἰσχρότης, sittenloses/schandbares Verhalten
αἰσχύνη, Schamgefühl, Schande, Schmach; schändliche Tat
αἰσχύνομαι, sich schämen, zuschanden werden, beschämt werden
36
φρεναπάτης Schwindler, Verführer
37
Neben μάταιος haben wir noch das Wort κενός  leer, inhaltlos, kraftlos, wirkungslos, eitel
Dieses Wort hat kirchengeschichtlich gesehen Bedeutung. Hiermit wurde die völlige „Entleerung der Gottheit
Jesu“ bezeichnet. Z. B.:
Phil 2,7 Aber er machte sich selbst zu nichts (ἀλλὰ ἑαυτὸν ἐκένωσεν) und nahm Knechtsgestalt an, indem er
den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden,...
Der Streit entbrannte darum, ob nun Jesus seine Gottheit völlig „abgelegt“ hatte?
38
Wir kennen die Rede: „ Einbildung ist auch ´ne Bildung ...“
38
Der Brief des Paulus an Titus
Mit diesen „hohlen Schwätzern“ sind wir bei den „Schaumschlägern“ unserer Tage angelangt, die
ohne wirkliche (legitimierte/göttliche/biblische Grundlage) Dinge behaupten, die niemals zutreffen
werden. Die gab es schon zu Hesekiels Zeiten.
Hes 13,6-9 Sie schauen Nichtiges und Lügenwahrsagung, die da sagen: »Ausspruch des
HERRN«, obwohl der HERR sie nicht gesandt hat; und <dabei> erwarten sie, dass er <ihr>
Wort eintreffen lässt. Habt ihr <da> nicht ein nichtiges Gesicht geschaut, und habt ihr nicht
Lügenwahrsagung gesprochen, als ihr sagtet: »Ausspruch des HERRN«, wo ich doch nicht
geredet habe? Darum, so spricht der Herr, HERR: Weil ihr Nichtiges redet und Lüge schaut,
darum, siehe, will ich an euch, ist der Ausspruch des Herrn, HERRN. Und ich werde meine
Hand gegen die Propheten ausstrecken, die Nichtiges schauen und Lüge wahrsagen. Im Kreis
meines Volkes sollen sie nicht sein, und im Verzeichnis des Hauses Israel werden sie nicht
aufgeschrieben sein, und in das Land Israel werden sie nicht kommen. Und ihr werdet
erkennen, dass ich der Herr, HERR, bin.
Im NT sehen wir dieselbe Deutlichkeit solch menschlicher Unsinnigkeiten.
1Kor 3,20 Und wieder: »Der Herr kennt die Überlegungen der Weisen, dass sie nichtig sind.«
 Es ist äusserst wichtig, dass am Ende von Vers 11 steht, dass solchen (drei Typen von Irrlehrern das
„Maul gestopft“ werden muss.
Wir hätten hier eigentlich das stärkere Wort erwarten können, nämlich:
φράσσω Dies wird mit „verschliessen, verstopfen, zum Schweigen
bringen“ übersetzt.
Das nun hier verwendete Wort, das mit „Maul stopfen“ ist bildlich zu
verstehen und bezeichnet den Vorgang, wenn man dem Pferd die
Trense ins Maul führte und man es damit „im Zaum halten“ also
„zügeln“ konnte.
Wenn wir das tiefer durchdenken, dann sehen wir, dass ein Pferd
(Nutztier) nur brauchbar und nützlich ist, wenn es sich „zügeln“ lässt. 39
Alle Gemeindeglieder sollten einander nützlich sein, wie wir in 1Kor 12,7 lesen können
… Sie sollen letztlich gezügelt (angeführt und geleitet) sein von der gesunden Lehre.
2. Der praktische Umgang mit den falschen Lehrern
Die Frage ist jetzt natürlich, wie ein solches „Maulstopfen“ praktisch aussah?
Anders formuliert, wie wird aus einem Irrlehrer, der auf schändlichen Gewinn aus ist, einer,
der zum Nutzen für die Gemeinde Jesu wird?
Bei dieser Frage sollten wir den Vers 9 nicht aus dem Auge verlieren. Hier wird vom Aufseher eine
unabdingbare Fähigkeit erwartet:
- an dem der Lehre gemässen zuverlässigen Wort festzuhalten, indem er konkret:
- mit der gesunden Lehre ermahnt
- und mit der gesunden Lehre die Widerspenstigen überführt.
Viele Gemeindekonflikte (auch zwischen Gemeinden) würden hiermit gelöste werden können.
Doch nur wenige stellen sich leider einem echten Lehrgespräch auf einer Leiterebene.
Die Übersetzung der „Guten Nachricht“ zum Vergleich:
39
Das geschieht mit der Trense.
39
Der Brief des Paulus an Titus
Es gibt viele Schwätzer und Verführer, die sich der Wahrheit nicht unterordnen wollen,
besonders unter den bekehrten Juden. Du musst ihnen das Wort verbieten; 40 denn durch
ihre verwerflichen Lehren bringen sie ganze Familien vom rechten Weg ab, und das nur in der
schändlichen Absicht, sich zu bereichern.
Mit einem blossen „Verbieten“ des Geschwätzes dieser „Pseudolehrer“, wie die Gute Nachricht
etwas „zart“ übersetzt hat, ist es nicht getan.
Dazu ist neben der lehrmässigen Befähigung Weisheit und Autorität für praktisches Vorgehen und
Handeln nötig.
2.1 Eine Begebenheit aus dem Leben Jesu (Mt 22,34-46)
Der Herr Jesus hat die Pharisäer und Schriftgelehrten „knallhart“ mit der Wahrheit konfrontiert und
sie damit zum Schweigen gebracht.
Mt 22,46
Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, noch wagte jemand von dem Tag an, ihn
weiter zu befragen.41
Autorität will auch entschieden ausgeführt/eingesetzt sein. Autorität ist von Gott gewollt. In
besonderer Weise muss sie durch die Aufseher/Ältesten/Leiterschaft ausgeübt werden.
Anmerkung: Autorität (Vermögen einer geistlichen Größe/Befähigung) ist jedem Gläubigen
nach Maß des Heiligen Geistes zugeordnet/gegeben worden. (Rö 12)
Frage: Wer sind denn nun die Aufsässigen, die Betrüger und Schwätzer konkret?
Alleine die Feststellung, dass die Zahl der „falschen Lehrer“ viele sind, lässt aufhorchen.
Es sind natürlich hauptsächlich Kreterchristen und aller meist Christen aus der „Beschneidung“. Der
jüdische Hintergrund ist einer der bestimmenden Faktoren der „Falschen“ und „Schändlichen“
Verkündigung und Lehre. Damit haben diese vielen Pseudolehrer leider besonders großen Einfluss in
den Gemeinden bekommen.
Dem muss gewehrt werden!
Wir sehen, dass Paulus trotz grosser räumlicher Distanz sehr gut über diese Vorgänge in den
kretischen Gemeinden im Bilde war. Seine Sprache ist hier massiv und man spürt ihm die Sorge und
Dringlichkeit ab.
Die Verantwortlichen in den Gemeinden (das sind ja doch alle - und natürlich besonders die
gesunden Christen) sollten hellhörig sein für das was sich in der Gemeinde tut.
Die Ältesten als Verantwortungsträger und Leiter einer Gemeinde sind hierin nicht allein
verantwortlich, sondern erst im verbindlichen und aufrichtigen Zusammenwirken der einzelnen
Geschwister wird es möglich sein, als Ältester eine realistische Übersicht über die „Herde des Herrn“
zu bekommen, um dann entsprechend zu handeln.
Eine persönliche Beobachtung:
Immer wieder begegnet mir in den Gemeinden solche Entwicklungen, dass der/die eine oder andere
Bruder/Schwester (oder gar Grüppchen) in der Gemeinde sich „ihre Überzeugungen“ vorbehalten
und natürlich bei Gelegenheit an den Mann zu bringen suchen.
Dem darf nicht passiv-untätig zugesehen werden (Sauerteig: Mt 13), denn sonst wird vieles
verdorben und krank werden. (In der Gemeinde Jesu gibt es nur die eine gesunde Lehre.)
40
ἐπιστομίζω den Mund stopfen; zum Schweigen bringen
41
oder zu widersprechen
40
Der Brief des Paulus an Titus
Zu dem Thema Beschneidung ergänzend: Gal 2,12; Kol 3,11;4,11; Apg 10,44ff ; 11,2ff
Diese jüdisch geprägten „Irrlehrer“ handeln nicht im Verborgenen (heimlich), sondern ganz
öffentlich.
2Tim 3,6
Denn von diesen sind die, die sich in die Häuser schleichen und lose Frauen verführen - die mit Sünden
beladen sind, von mancherlei Begierden getrieben werden, …
Tit 1,11
denen man den Mund stopfen muß, die ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen Gewinnes
willen lehren, was sich nicht geziemt.
2.2 Die Art und Weise (Charakter) der Irrlehrer
Sie lehren um:
1. des „schändlichen Gewinnes willen“ (siehe 1,7) und das
2. „was sich nicht geziemt“
2.2.1 Lehren um des „schändlichen Gewinnes willen“ (siehe 1,7)
Hier dreht es sich um Überlegungen, wie diese Lehrer zu Geldgewinn kommen?
Im Gegensatz dazu ein Paulus, der besonderen Wert darauf gelegt hat, dass er niemanden „zur Last
gefallen“ ist.
Apg 20,33
Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehrt.
Vgl.: 1Sam 12,3; 1Thess 2,5 (Habsucht) 42
 Gerade in Thessalonicher war diese selbstlos dienende Haltung des Paulus besonders deutlich zum
Ausdruck gekommen. (Vers 9)
Andererseits kann ein Paulus auch sehr deutlich zum Ausdruck bringen, dass diejenigen, die im
Wort und Lehre dienen „Liebe“, d. h. Anerkennung und Achtung empfangen sollen …
1Thess 5,12f Wir bitten euch aber, Brüder, dass ihr die anerkennt, die unter euch arbeiten und euch
vorstehen im Herrn und euch zurechtweisen, und dass ihr sie ganz besonders in Liebe achtet um ihres
Werkes willen. Haltet Frieden untereinander!
 Und noch stärker formuliert er in Bezug auf die Versorgung der Diener Gottes:
1Kor 9,4-14 Haben wir etwa kein Recht, zu essen und zu trinken? Haben wir etwa kein Recht, eine
Schwester als Frau mitzunehmen wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas? Oder
haben allein ich und Barnabas kein Recht, nicht zu arbeiten? Wer tut jemals Kriegsdienste auf eigenen
Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und ißt dessen Frucht nicht? Oder wer hütet eine Herde und ißt nicht
von der Milch der Herde?
Rede ich dies etwa nach Menschen<weise>, oder sagt das nicht auch das Gesetz? Denn in dem Gesetz
Moses steht geschrieben: »Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden«. Ist Gott
etwa um die Ochsen besorgt? Oder spricht er <nicht> durchaus um unsertwillen? Denn es ist um
unsertwillen geschrieben, daß der Pflüger auf Hoffnung pflügt und der Dreschende <dreschen> soll auf
42
1Sam 12,3 Hier bin ich, zeugt gegen mich vor dem HERRN und vor seinem Gesalbten! Wessen Rind habe ich
genommen, oder wessen Esel habe ich genommen? Wen habe ich übervorteilt? Wem habe ich Gewalt angetan?
Aus wessen Hand habe ich Bestechungsgeld genommen, um <damit> meine Augen zu verhüllen? So will ich es
euch zurückgeben.
1Thess 2,5-10 5 Denn weder sind wir jemals mit schmeichelnder Rede aufgetreten, wie ihr wisst, noch mit einem
Vorwand für Habsucht - Gott ist Zeuge - noch suchten wir Ehre von Menschen, weder von euch noch von
anderen, obwohl wir als Christi Apostel gewichtig hätten auftreten können; sondern wir sind in eurer Mitte zart
gewesen, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt. So, in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch
nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden
wart. Denn ihr erinnert euch, Brüder, an unsere Mühe und Beschwerde: Nacht und Tag arbeitend, um niemand
von euch beschwerlich zu fallen, haben wir euch das Evangelium Gottes gepredigt. Ihr seid Zeugen und Gott, wie
heilig und gerecht und untadelig wir gegen euch, die Glaubenden, waren;
41
Der Brief des Paulus an Titus
Hoffnung, <am Ertrag> teilzuhaben. Wenn wir euch das Geistliche gesät haben, was ist es da Großes,
wenn wir von euch das Irdische ernten? Wenn andere an dem Verfügungsrecht über euch Anteil haben,
nicht erst recht wir? Wir haben aber von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen
alles, damit wir dem Evangelium Christi kein Hindernis bereiten. Wißt ihr nicht, daß die, welche die
heiligen Dienste tun, aus dem Tempel essen, daß die, welche am Altar tätig sind, Anteil am Altar
haben? So hat auch der Herr denen, die das Evangelium verkündigen, verordnet, vom Evangelium zu
leben.
2.2.2 Lehren „was sich nicht geziemt“ (sein darf)
Das Wort hat einen „dunklen“ Bedeutungsumfang … und denkt verkehrtes und böses Gedankengut
und Nachsinnen. Und zum anderen sind es jüdische 43 Fabeln Vers 14
Paulus führt solches schon in 1Tim 1,4 an und fordert dort Timotheus auf „solchen <deutliche>
Weisung zu erteilen, dass sie nichts anderes Lehren“.
Ebenso fordert er Titus Vers 13 auf sie „streng 44 zurecht zu weisen“ 45, weil die Gefahr wirklich groß
ist. (Vgl. 2Tim 3,5  Form der Gottseligkeit)46
3. Die Auswirkungen der falschen Lehrer
„die ganze Häuser umkehren“ 47
Dieses Wort „umkehren“ gebraucht z. B. Johannes und beschreibt damit, wie Jesus den Tempel
„reinigt“ und die Händler vertreibt und die Tische der Münzwechsler „umwarf“. 48
Das ist also kein Spaß mehr. Noch schärfer in seinem ganzen Bedeutungsumfang sehen wir dieses
Verb im 2.Timotheusbrief angezeigt:
2Tim 2,17f und ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs. Dazu gehören Hymenäus und Philetus, die
von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, daß die Auferstehung schon geschehen sei, und den
49
Glauben mancher zerstören.
4. Das Ziel aller Zurechtweisung
Dass es nicht weiterhin bei solchen „Umwürfen“ (Fall und Zerstörung der Gotteskinder) bleibt und sie
weiterhin geschehen können, muss Titus eingreifen, indem er „streng zurechtweist“
Anmerkung: Zurechtweisen meint u.a. auch: darlegen; aufdecken; (Schuld) nachweisen;
überführen; tadeln; bestrafen.
Paulus greift die Zurechtweisung nochmals in Kapitel 3 auf und gibt Titus eine praktische
Hilfestellung vor:
Tit 3,9-11 Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und gesetzliche
Streitigkeiten vermeide! Denn sie sind unnütz und wertlos. Einen sektiererischen Menschen weise nach
einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung ab, da du weißt, daß ein solcher verkehrt ist und sündigt
und durch sich selbst verurteilt ist!
Bei aller Notwendigkeit einer „harten Gangart“ sollten wir nicht vergessen, dass die Schrift (bei
Erziehungsmaßnahmen bis hin zur Gemeindezucht) die Gesundung des jeweiligen Menschen im
Auge behält. Das zeigt Vers 13 und 14 durch ein zweifaches „damit“:
1. damit sie im Glauben gesund seien
2. damit sie nicht auf Fabeln/Gebote von Menschen achten.
Vgl: Kol 2, 20-23
43
Wir haben hier das einzige Vorkommen des Wortes „jüdische“ im NT  Ἰουδαϊκοῖς „Fabeln“  μύθοις
44
45
46
ἀποτόμως adv. streng, hart; (Durch das Adverb wird die Aussage verstärkt.)
ἐλέγχω darlegen; aufdecken; (Schuld) nachweisen; überführen; tadeln; zurechtweisen; bestrafen
2Tim 3,5 die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen. Und von diesen wende dich
weg!
47
48
ἀνατρέπω umstürzen, zu Fall bringen; zerstören, vom Glauben abbringen (2Tim 2,18)
Joh 2,15 Und er machte eine Geissel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus, auch die Schafe und
die Ochsen; und die Münzen der Wechsler schüttete er aus, und die Tische warf er um;
49
ἀνατρέπουσιν
42
Der Brief des Paulus an Titus
In den VV 15-16 schildert Paulus (wie schon in Vers 12) nochmals verstärkt den völlig verdorbenen
Charakter dieser kretisch-jüdischen Irrlehrer.
E) Tit 2,1ff Die gesunde Lehre für jeden in den
Gemeinden Gottes auf Kreta.
Tit 2,1 Du aber rede, was der gesunden Lehre ziemt:
1. Vorbemerkungen „gesund“ ...
Hier bekommt Titus seinen nächsten Auftrag. Er soll der gesunden Lehre entsprechend reden.
Das betonte „aber“ zeigt uns den Gegensatz zu dem vorher aufgezeigten Ausführungen über die
Irrlehrer und deren Lügen-Geschwätz mit den jüdischen Fabelgeschichten.. Titus soll ganz anderes
reden.
Das „Du … aber“ oder „Aber du …“ finden wir auch in den Timotheusbriefen.
2Tim 3,13f Böse Menschen und Betrüger aber werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem
sie verführen und verführt werden. Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du
überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast,
2Tim 4,4f und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich zu den Fabeln
hinwenden. Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tu das Werk eines Evangelisten,
vollbringe deinen Dienst!
Er soll reden, was der gesunden Lehre geziehmt.
Die gesunde Lehre haben wir
schon in Tit 1,9 gesehen.
● gesunde Worte
1Tim 6,3
Ältester kann nur der sein, der
● Vorbild gesunder Worte
2Tim 1,13
„gemäß dem zuverlässigen Wort
● gesunde Lehre gemäss des zuverlässigen
festhaltend“ mit der „gesunden
Wortes (damit sie im Glauben gesund seien)
Tit 1,9
Lehre“ ermahnen und
überführen kann. - Solches Reden
● gesunde Lehre
Tit 2,1
sollte eigentlich andauernd unter
● gesunde unanfechtbare Lehre
Tit 2,8
den Gläubigen geschehen.
● das schöne anvertraute Gut
1Tim 6,20; 2Tim 1,14
Schon in 1Tim 1,10 sehen wir in
einer Aufzählung (böser, d.h. ungeziehmender Dinge) die Gegenüberstellung der gesunden Lehre
entgegenstehenden Dinge.
Das Reden des Titus ist hier (wohl eher) als „seelsorgerliches Gespräch“ zu werten. Es wird nicht
ausdrücklich gesagt, dass er lehrt. Im weiteren Text wird ja deutlich, dass Titus einzelnen „Gruppen“
spezifische Anweisungen/Mitteilungen zu bringen hat. Titus soll es in geziehmter Art tun.
Das was sich „ziehmt“: (s.a. 1Kor 11,13 anständig; Eph 5,3; 1Tim 2,10 )
Wir liegen nicht daneben, wenn wir darunter das verstehen, was anständigt oder angemessen ist.
πρέπει (wörtl. hervorstechen / in einer Menge auffallend) unpers. es schickt/gehört/ziemt sich, es
ist recht (= πρέπον ἐστίν)
Aus Kapitel 1 wissen wir einerseits schon, dass Titus „streng zurechtweisen“ soll … und nun hier ein
Auftrag, der Feingefühl nötig macht.
Schon in 1,11 sahen wir, dass es um ein richtungsweisendes, „gezügeltes“ Handeln (Zurechtweisen)
geht.
43
Der Brief des Paulus an Titus
Der Ermahnte soll zum „gesunden Glauben“ gelenkt/geführt/gezügelt werden.
(Maul stopfen (dem Pferd das Gebiss in das Maul stopfen = zügelbar machen)
1.1 Das Umsetzens der „gesunden Lehre“
Während vier Jahren erlebte ich Ernst G. Meier als einen superguten Bibellehrer. Seine
systematischen Lehrvorträge waren wirklich wertvoll.
Aber trotzdem hatten wir mancherlei „Krankheiten“ in unserer Gemeinde. Nicht jedem wurde die
„dem zuverlässig Wort entsprechenden Ausführungen“ zu einem „gesunden Glauben“.
Die Folgen solch´unterschiedlichem Verständnisses (Umsetzung des Gehörten/Gelehrten),
zeigten sich dann zunehmend in den drei sehr unterschiedlichen Tochtergemeinden, die von unserer
Muttergemeinde in Pfullingen ausgingen und gegründet wurden.
Wir hatten zwar alle die „gesunde Lehre“ bekommen, aber in der jeweiligen
Glaubenspraxis und dem Gemeindeaufbau entwickelten wir uns z.T. doch sehr
unterschiedlich.
Es ist also äußerst wichtig, dass es in der Gemeinde einen sog. „Titusdienst“ gibt, der sozusagen ein
wichtiges Bindeglied zwischen einer
a) nur „trockenen Lehre“ und
b) der Glaubensauffassung (die eine Reaktion auf
Verkündigung) ist.
Der Heilige Geist macht nicht alles allein, sondern er ist uns als Beistand gegeben, damit wir durch
und mit ihm in der Gemeinde dienen können.
Es fällt auf, dass Kapitel 2 eingerahmt ist von solchartiger (seelsorgerlicher) Ermahnung.
Titus wird in aller
Deutlichkeit von Paulus auf
ein konsequentes,
kontinuierliches und
beherztes Handeln
hingewiesen.
Behehlsform! ἐπιταγή = Auftrag, Befehl, Gebot; < mit > Nachdruck
Vgl.: 2Tim 4,2 Predige! Stehe bereit! Überführe! Weise zurecht! Ermahne!
2. Die Personengruppen in der Gemeinde
Tit 2,2-15
2 daß die alten Männer nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe,
im Ausharren;3 ebenso die alten Frauen in <ihrer> Haltung dem Heiligen angemessen, nicht
verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; 4 damit sie die
jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, 5 besonnen, keusch,
mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig <zu sein>, den eigenen Männern sich
unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert werde! 6 Ebenso ermahne die jungen
Männer, besonnen zu sein, 7 indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke
darstellst! In der Lehre <beweise> Unverdorbenheit, würdigen Ernst, 8 gesunde,
unanfechtbare Rede, damit der von der Gegenpartei beschämt wird, weil er nichts Schlechtes
44
Der Brief des Paulus an Titus
über uns zu sagen hat! 9 Die Sklaven <ermahne>, ihren eigenen Herren sich in allem
unterzuordnen, sich wohlgefällig zu machen, nicht zu widersprechen, 10 nichts zu
unterschlagen, sondern alle gute Treue zu erweisen, damit sie die Lehre unseres HeilandGottes in allem zieren! 11 Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend allen
Menschen,
Die alten
Tit 2,2 Πρεσβύτας alte (Männer) „Alte“
12 und unterweist uns,
Männer
damit wir die Gottlosigkeit
2,3-4a πρεσβύτιδας
und die weltlichen Begierden Die alten
Frauen
verleugnen und besonnen
Die jungen 2,4b-5 νέας/νέος, neu, frisch; jung;
und gerecht und
gottesfürchtig leben in dem
Frauen
Komparativ ὁ νεώτερος der
jüngere; pl. junge Leute
jetzigen Zeitlauf, 13 indem
νεότης = die Jugend
wir die glückselige Hoffnung
und Erscheinung der
Die jungen 2,6
νεωτέρους jüngere (Männer)
Herrlichkeit unseres großen
Männer
Gottes und Heilandes Jesus
Die Sklaven 2,9-10 δούλους Sklaven
Christus erwarten. 14 Der
hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und sich
selbst ein Eigentumsvolk reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken. 15 Dies rede und
ermahne und überführe mit allem Nachdruck! Niemand soll dich verachten!
2.1 Die Anweisung für die alten Männer
Tit 2,2 daß die alten Männer nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in
der Liebe, im Ausharren;
2.1.1 Ältere Männer sollen nüchtern sein …
Es ist erstaunlich, dass gerade die älteren Männer zur Nüchternheit gerufen werden. Man sollte doch
annehmen können, dass sie schon gelernt haben sich zu beherrschen und zu denken, wie es in der
Gemeinde Jesu angebracht ist.
Bei den Qualifikationseigenschaften für die Ältesten (Leiter der Gemeinden) ist uns diese Eigenschaft
schon angezeigt worden.
Nüchternheit schließt ein gutes Maß an Selbstbeherrschung ein.
45
Der Brief des Paulus an Titus
2.1.2 Ältere Männer sollen ehrbar sein …
Hier ist Würde und Ernsthaftigkeit als Merkmal angemahnt. Respekt vor dem „grauen
Haupt“ ist heute keine Tugend mehr.
Oft sind „die Alten“ aber selbst schuld! Schnell ist Autorität verloren.
Unsere Zeit ist geprägt von Eigenmächtigkeit und Emanzipation von sog. engen moralischen
Werten. Nur allzu rasant und rigoros wirft man gesunde, altbewährte Anstandsregeln und
Werte unserer Gesellschaft auf die „Mühlkippe des Egoismus“ unserer Zeit.
Es gibt mittlerweile auch einen „frommen Egoismus“ einer (humanistisch) ungeistlich
geprägten Jugend, die nur noch sog. Rechte einfordert. – Da ist etwas schief gelaufen …
Der heutige moderne Mensch tut sich äußerst schwer mit gesunder Unterordnung. - Selbst
in den Gemeinden Gottes merken wir schmerzvoll diesen
moralischen Zerfall. Keiner will sich mehr sagen lassen … Alle
Es ist Weisheit, wenn
wollen herrschen (bestimmen) und keiner mehr will dienen …
die Ältesten einer
Mit dieser Aufforderung an die älteren Männer „ernst zu sein“,
wie auch übersetzt werden kann, soll Titus dem „kretischen“
und zügellosen Charakter die Sicht Gottes vor Augen führen.
Gemeinde u.a. die
älteren Männer der
Gemeinde zu Rate
ziehen.
Bitte keine Leichtfertigkeit …
Mit dem was Gottes (heilige) Anordnungen sind muss ernsthaft
und würdig umgegangen werden. Würdiger Umgang heißt für diesen Fall, dass alle
Leichtfertigkeit (Geringschätzung) der „Sache Gottes“ unangemessen wäre.
Wir machen keinen „auf locker“ … heilig bleibt heilig!
50
50
3Mo 11,44f; 19,2; 20,7.26; Hes 28,22; 36,23; 38,23; 39,7; Joel 4,17; 1Ptr 1,16
46
Der Brief des Paulus an Titus
Der alte Mann sollte Reife ausstrahlen. Das ist eine geistlich-praktische Schönheit und
Attraktivität, die u. a. einem jugendlichen Charakter (der noch geprägt wird …) zum Vorbild
werden kann.
In meinem Leben bin ich leider nur wenigen dieser Brüder-Kategorie begegnet. Ältere
geistlich gesund gereifte Männer, die diese starke innere Ruhe und Gelassenheit
ausstrahlten und wirklich haben, sind leider rar gesät. – Wie gerne hätte ich doch mehr
solcher in meiner Nähe … und Gemeinde.
2.1.3 Ältere Männer sollen besonnen sein …
Diese Eigenschaft ist uns schon bekannt.
σώφρων besonnen, verständig, vernünftig, von gesundem und
unversehrtem Verstand und Sinn (Denken), ein "gesunder
Menschenverstand" .51
Ursprünglich kommt das Wort von φρήν = Verstand, Wille Einsicht, Gemüt
1Kor 14,20 Brüder, seid nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige,
am Verstand aber seid Erwachsene!
ὑγιαίνοντας
τῇ πίστει,
τῇ ἀγάπῃ,
τῇ ὑπομονῇ
2.1.4 Ältere Männer sollen gesund sein.
Der Grundtext zeigt hier in allen drei Werten den bestimmten
Artikel. Von daher geht es also nicht um die Sache und dem Wesen
des christlichen Glaubens, sondern um das persönliche Leben des
Glaubens der älteren Männer. Es geht um ein „gesundes Leben“ im
Glauben in persönlicher Liebe und um das persönliche Ausharren.
Das ist eine lebendige Liebe (sbeziehung) zum Herrn Jesus.
● gesund in dem Glauben
● gesund in der Liebe
● gesund in dem Ausharren
Mit diesen drei Eigenschaften haben wir drei positive sicht- und wahrnehmbare
Charaktermerkmale der älteren Männer in der Gemeinde vor uns.
Wer sich mit diesen Eigenschaften kleiden kann, ist in einem hohen Maße gesund.
Die Natur der Dinge …
Das Älterwerden bringt manche Gebrechlichkeit oder
Krankheit mit sich. Die Kräfte lassen nach … Solche Nöte
führten schon bei manchem ehemals glaubensstarken
Manne und „edlen Charakter“ dorthin, dass er zu einem
„Häuflein Elend“ oder zu einem „Jammerlappen“ wurde.
Gerade so soll es aber nicht mit den „Alten“ bestellt sein.
2.2 Anweisungen für die älteren Frauen
Tit 2,3 ebenso die alten Frauen in <ihrer> Haltung
dem Heiligen angemessen, nicht verleumderisch,
nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des
Guten;
51
Tit 2,3 πρεσβύτιδας
ὡσαύτως ἐν
καταστήματι
ἱεροπρεπεῖς, μὴ
διαβόλουςμὴ οἴνῳ
πολλῷ δεδουλωμένας,
καλοδιδασκάλους
Das Gegenteil wäre einer, von dem man sagt: „ Der ist doch von allen guten Geistern verlassen!“
47
Der Brief des Paulus an Titus
Natürlich sollte der persönliche Glaube der älteren Frauen ebenso die entsprechende Reife
haben, wie gerade bei den alten Männern eingefordert. Hier wird ihre Herzeshaltung und
Lebensführung beleuchtet.
Das Griechisch verwendet hier zwei Worte, die einmalig im NT nur hier vorkommen.
Das eine κατάστημα = katastema beschreibt die innere Gesinnung (Zustand, Beschaffenheit,
Wesen), die dann Ausdruck findet in einer bestimmten äußeren Haltung und Lebensführung.
Das andere Wort hieron wird von dem „heiligen Ort“ (z.B der Tempel) und prepo „sich eignen“
gebildet. (Hierarchie)
ἱεροπρεπής = hieroprepes würdevoll; zuchtvoll;
dem Heiligen entsprechend
2.2.1 Ein Leben in Heiligkeit …
Die äußere Haltung der älteren Frau soll dem
entsprechen was ihr inneres Wesen auszeichnet, also
eine Lebensführung zeigen, die der
Heiligkeit(angemessen ist/sich geziehmt) entspricht.
Gerade die ältere Frau sollte Gott gehören … und nicht
mehr nach Selbstverwirklichung in der Welt trachten
(wollen). Ihre „Schönheit“ sollte in dem ungeteilten
Herzen für Gottes Sache leuchten.
Das Wort ἁγνός hagnos ist aus zwei
Adjektiven zusammengesetzt:
1. ἅγιος hagios = ausgesondert für
Gott, geweiht; heilig, sittlich rein,
vollkommen;
Ergänzung:
τὸ ἅγιον Heiliges; Heiligtum; τὰ ἅγια
Heiligtum (Hebr 9,1.25); ἁγιώτατος´
hochheilig, allerheiligst (Jud 20)
2. ὅσιος hosios = heilig, geweiht
gottesfürchtig, fromm
Beispiel: Hanna die Prophetin am Heiligtum
Lk 2,36f
Und es war eine Prophetin Hanna, eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser. Diese war
in ihren Tagen weit vorgerückt; sie hatte sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt von ihrer
Jungfrauschaft an; und sie war eine Witwe von vierundachtzig Jahren, die wich nicht vom
Tempel und diente <Gott> Nacht und Tag mit Fasten und Flehen.
2.2.2 Eine erste (und ernste) Ermahnung (Gefahr) der älteren Frauen.
Ältere Frauen sollen nicht „verleumdnerisch“ (diabolos) sein. Hier
haben wir ein unheilbeladenes Wort vor uns. Es bezeichnet den
Teufel = diabolos = der Durcheinanderwerfer; der Lügner,
Menschenmörder s. Joh 8,44ff
διάβολο = verleumderisch (Adj.)
Das Wort bedeutet u.a. noch „herabsetzend“ oder „falsch anklagend“.
Diese besondere Ermahnung für die älteren Frauen trifft demnach hauptsächlich die
Zunge.52
52
Spr 16,20
Wo das Holz zu Ende geht, erlischt das Feuer; und wo kein Ohrenbläser ist, kommt der Zank zur Ruhe.
Spr 16,28
Ein Mann der Falschheit entfesselt Zank, und ein Ohrenbläser entzweit Vertraute.
2Kor 12,20
48
Der Brief des Paulus an Titus
Die Bibel kennt den Begriff „Ohrenbläser“
ψιθυριστής psithyristes der Ohrenbläser ist jemand der zischelnd,
versteckt und heimlich gegen jemand anderen agiert um ihn schlecht zu
machen:
ψιθυρισμός üble Nachrede, Getuschel; d. Verleumder, d. Einflüsterer,
Zuträger Rö 1,29
Abgeleitet wird dieses Wort von ψεύδομαι pseudomai Lügen,
betrügen, täuschen und hintergehen.
Jede(r), der üble und verkehrte Dinge über Geschwister verbreitet, der verleumdet und ist somit
ein Helfershelfer des Teufels.
2.2.3 Eine zweite (und ernste) Ermahnung (Gefahr) für die älteren Frauen …
Wir haben es hier wieder mir einem sehr starken Ausdruck zu tun. Es ist ein gebunden und versklavt
sein δουλόω douloo (im Text: δεδουλωμένας = <andauernd> Gebunden-Seiende) an den Wein.
Wahrscheinlich müssen wir hier den „kretischen“ Hintergrund als eine wirklich vorhandene
„moralisch-lockere-unheilige“ Lebensart in den Christengemeinden sehen. Wir stoßen in diesem
kurzen Brief immerhin auf eine Reihe von Aussagen, die für gesunde christliche Ohren
ungewöhnliche Zustände signalisieren und aufzeigen.
Die Zeitform, in der hier das „versklavt-sein-an-den-Wein“ ist das Perfekt Partizip
(οἴνῳ πολλῷ δεδουλωμένας).
Das ist wichtig für die Auslegung, denn von daher ist zu erkennen, dass hier massive
Alkoholprobleme angesprochen werden.
Im Klartext heißt das: Da sind ältere Frauen (in der Gemeinde) andauernd
(gebunden/versklavt) an Wein, zumindest trinken sie zu oft zu viel Wein.
(Zu versklavt sein siehe auch: Gal 4,3; Rö 6,18.22; 1Kor 7,15  Ehe )
Im Gegensatz zu solchen „Süchtigen“ Gewohnheitstrinkerinnen zeigt uns nun Paulus eine andere
Kategorie von älteren Frauen.
Tit 2,4f damit sie die jungen Frauen unterweisen,
ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten
beschäftigt, gütig <zu sein>, den eigenen Männern sich unterzuordnen, damit das Wort
Gottes nicht verlästert werde!
2.2.4 Das was ältere Frauen sein sollen: Lehrerinnen des Guten sein
Mit dieser Formulierung rechtfertigt leider ein zunehmender Teil der Christenheit das GemeindeLeitungsamt für Frauen.
Der griech. Text bietet hier folgendes:
πρεσβύτιδας presbytitas ältere/alte <Frauen> (…) καλοδιδάσκαλος Gutes lehrend
Denn ich fürchte, wenn ich komme, dass ich euch nicht finde, wie ich will, und ihr mich auch nicht findet, wie ihr
wollt; dass Hader, Neid, Zorn, Zank, Afterreden, Ohrenblasen, Aufblähen, Aufruhr da sei; (Luther 1912)
1Ptr 2,1
So leget nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alles Afterreden … (Luther 1912)
49
Der Brief des Paulus an Titus
Wir kennen ja noch die grie. Bezeichnung für Ältester (Presbyter) = πρεσβύτερος presbyteros und
dem älteren Mann = πρεσβύτης presbytes
Der Wortgleichklang führte hier zur „Bischöfin“= πρεσβύτιδας
presbytitas
Es gibt keine
weiblichen
Die Lehrerin des Guten = καλοδιδάσκαλος kalodidaskalos = Gutes
Bischöfe …aber
lehrend
Lehrerinnen des
Die Bezeichnung Lehrerin des Guten ist mittlerweile u.a auch. zur
Guten
Begründung und Legitimation des offiziellen Lehramtes für Frauen
geworden. Hier wird bewusst übersehen, dass Paulus bereits an
Timotheus schrieb:
1Tim 2,12 Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren …
Mit der Lehrerin des Guten ist auch konkret angezeigt, wen oder was sie lehren sollen:
Grundsätzlich sind es die jüngeren Frauen die sie im Guten unterweisen sollen …
2.2.4.1 Was ist dieses „Gute“ ? – „Sieben Sachen“
1. ihre Männer zu lieben [wörtl. (nur hier im NT) philandros φιλάνδρους εἶναι = Ehemann lieb sein]
2. ihre Kinder zu lieben [wörtl. (nur hier im NT) philoteknos φιλοτέκνους <εἶναι> = kinderlieb sein]
3. besonnen sein σώφρωn/sophron = besonnen; verständig; sittsam, zurückhaltend (vgl. 1Tim
2,11f)53
4. keusch (hagnos ἁγνός = rein, heilig; unberührt, keusch; unschuldig. Es bedeutet auch „vom
Fleischlichen rein sein“ u. „schamhaft“
Timotheus wird von Paulus u.a. angewiesen: Halte (bewahre) dich selbst keusch … 1Tim 5,22
Vgl.: 2 Kor 11,2 (die Gemeinde als keusche Jungfrau dargestellt …); 1Tim 2,9 (Kleidung der Frauen
sittsam und keusch)
ἁγνός rein, heilig; unberührt, keusch; unschuldig
Heute können wir leider selbst schon in traditionellen „alten Gemeinden“ moralische Freizügigkeit
bei den jüngeren Jahrgängen der Frauen antreffen. Zu denken ist hier jedenfalls in einem
umfassenden Sinn. Die Gedankenwelt, die Taten, das Erscheinungsbild (Kleidung), das Auftreten
und die Haltung ist hier mit Reinheit und Keuschheit grundsätzlich gemeint.
5. mit häuslicher Arbeit beschäftigt sein = οἰκουργός/ oikourgos = häuslich, sich ums Haus
kümmernd
Dieses Wort ist aus zwei Substantiven zusammengesetzt:
a. οἴκος/ oikos = Haus
Ergänzung:
(κατ οἶκ. zuhause, privat); ἡ κατ οἶκ. αὐτῶν ἐκκλησία die Gemeinde in ihrem Haus; κατὰ τοὺς οἶκ. in
die (einzelnen) Häuser (Apg 8,3); Hausgemeinschaft, Familie; Volk (Israel); Tempel; Palast (Mt 11,8)
b. ἔργον/ergon = Werk, Tat; Betätigung, Arbeit; Geschäft; Leistung, Auswirkung; Ding, Sache
Diese häusliche Beschäftigung (Berufung) ist von größter Bedeutung. Durch die häusliche
Beschäftigung der jungen Frau kann ein Haus zu einer herrlichen Friedensoase und zu einem
gastfreundlichen Heim werden. (vgl.: Führung des Haushalts 1Tim 5,14)
6. gütig sein = ἀγαθός/agathos (in sittlicher Hinsicht) recht, gerecht, freigebig, großzügig, rein gut,
brauchbar, nützlich, passend, gesund (Baum); fruchtbar (Feld, Land); glücklich, günstig (Tag);
vollkommen; τὸ ἀγαθόν das Gute/Rechte/Rechtschaffene, das Nützliche/Vorteilhafte; τὰ ἀγαθά
Güter, Besitz, Gutes, Anteil am Guten (Lk 16,25); gute Taten (Joh 5,29)
53
1Tim 2,11f Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, auch
nicht über den Mann zu herrschen, sondern <ich will>, dass sie sich in der Stille halte,
50
Der Brief des Paulus an Titus
7. sich den eigenen Männern unterzuordnen
(ὑποτασσομένας τοῖς ἰδίοις ἀνδράσιν)
ὑποτάσσω = unterwerfen, unterordnen; pass. unterworfen
werden; sich unterordnen/einordnen, gehorchen
Siehe zu Vorbild:
1Kor 10,6.11; Phil 3,17; 1Thess 1,7;
2Thess 3,9; 1Tim 1,16; 4,12; 2Tim
1,13; Tit 2,7; Jak 5,10; 1Ptr 5,3
Siehe auch zu Nachahmer:
1Kor 4,16; 11,1; Eph 5,1; Phil 3,17;
1Thess 1,6; 2,14; Hbr 6,12
Einem General sind alle aufgestellten Truppen
untergeordnet und sie müssen ihm gehorchen.
Kol 3,18
Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn ziemt! (vgl.1Ptr 3,16)
Eph 5,24 Wie aber die Gemeinde sich dem Christus unterordnet, so auch die Frauen den
Männern in allem.
2.2.4.2 Ziel und Zweck der bisherigen Anweisungen
Der Grund für diese intensive „Ermahnungs-Schulung“ ist, damit das Wort Gottes nicht verlästert54
würde. Und das betrifft alle Glieder in der Gemeinde.
2.3 Es geht weiter mit den jungen Männern …
Ebenso ermahne die jüngeren Männer …(Τοὺς νεωτέρους ὡσαύτως παρακάλει)
νέος = neos neu, frisch; jung; Komparativ ὁ νεώτερος der jüngere; junge Leute
Wir können von daher erkennen, dass es junge Männer gab und die jüngeren Männer von Titus
persönlich ermahnt werden sollen.
2.3.1 Ermahnen der jungen Männer
Nun stoßen wir hier auch auf den Begriff des Ermahnens. (hier in Form des Aufrufens)
Die Ermahnung ist die paraklesis = παράκλησις und hat eine vielschichtige Bedeutung: Ermutigung,
Ermahnung, Zurechtweisung; Tröstung, Stärkung; Einladung; Bitte (μετὰ πολλῆς π. mit viel Zureden
bitten 2Kor 8,4)
Das Verb παρακαλέω/parakaleo bedeutet:
παρακαλέω bitten, auffordern, zu etwas aufrufen; ermahnen, ermutigen, trösten, bestärken;
einladen; zu Hilfe rufen, um Hilfe bitten
2.3.2 Besonnenheit …
Als erstes Glied in der Kette der Ermahnungen steht wieder (wie
bei den Ältesten und den älteren Männern sowie den
jüngeren Frauen) die Aufforderung zur Besonnenheit.
Wie soll Titus dieses „besonnen sein“ = Besonnenheit
den jüngeren Männern vermittel?
Er muss sie zu sich rufen („an die Brust nehmen“;
herbeirufen) …und dann soll er ihnen folgendes vor Augen
führen: Indem du …
1) du dich als ein Vorbild guter Werke darstellst!
2) In der Lehre <beweise>
- Unverdorbenheit/Unverfälschtheit
- würdigen Ernst
- gesunde, unanfechtbar Lehre
damit …
54
Titus soll sich
persönlich um die
jüngeren Männer
kümmern, indem er
sie ermahnt und zu
sich ruft.
blasphemeo = βλασφημέω beleidigen; verleumden; lästern, schändlich Reden; βλασφημία
Beleidigung; Verleumdung; Schmähung; Lästerung; βλάσφημος lästerlich; beleidigend
51
Der Brief des Paulus an Titus
Tit 2,7f Ebenso ermahne die jungen
Männer, besonnen zu sein, indem du
in allem dich selbst als ein Vorbild
guter Werke darstellst!
In der Lehre beweise Unverdorbenheit,
würdigen Ernst, gesunde
unanfechtbare Rede …
Bild, Gestalt; Vorbild, Muster, Beispiel;
Spur, Mal (Joh 20,25); ἐπιστολὴ
ἔχουσα τὸν τύπον τοῦτον ein Brief mit
folgendem Inhalt (Apg 23,25)
Wenn Titus sich als „Vorbild guter Werke“ darstellen
soll, heißt das, dass er entsprechend seines
„geistlichen-praktischen Standes“ auf die jungen
Männern und Brüdern einwirkt.
Diese jungen Männer müssen ein bestimmtes
maßvolles Denken und Handeln einüben. Sie brauchen
Besonnenheit in ihrem Tun und müssen lernen sich in
Kontrolle zu haben …
Und letztlich geht es darum, dass nicht über das
„gegebene Maß“ hinausgedacht und gehandelt wird.
sophroneo σωφρονέω besonnen sein vernünftig sein,
den Verstand gebrauchen
Röm 12,3 bringt das gut zum Ausdruck:
Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben
wurde, jedem, der unter euch ist, nicht höher <von
sich> zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern
darauf bedacht zu sein, daß er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt
hat.
1Ptr 4,7
Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid
nüchtern zum Gebet!
2.3.2 Das Vorbild τύπος /typos
Mit Vers 7 kommt nun ein Begriff in unser Bewusstsein, der heute mehr denn je Beachtung
finden sollte.
(παρεχόμενος τύπον καλῶν ἔργων)
τύπος Bild, Gestalt; Vorbild, Muster, Beispiel; Spur, Mal (Joh 20,25);
τύπτω schlagen; misshandeln, verletzen (Gewissen)
In 2Tim 2,10-17 haben wir eine Aufzählung von Werten, die uns zeigen wie sehr ein Paulus für
Timotheus ein Vorbild war … und wie dadurch der
Dienst des Timotheus letztlich auch gesegnet wurde
Tit 2,8b … ἵνα ὁ ἐξ ἐναντίας ἐντραπῇ
und er z.B. die schwierige Situation in Ephesus (unter
μηδὲν ἔχων λέγειν περὶ ἡμῶν
Berücksichtigung der gelernten geistlichen
φαῦλον.
Lektionen) wohl bewältigen konnte.
Eine gesunde Gemeinde lebt von gesunden
ἐναντίος entgegengesetzt; widrig;
Vorbildern … (Menschen wie Worte/Lehre)
feindlich (1Thess 2,15); ἐξ ἐ.
gegenüber (Mk 15,39); ὁ ἐξ ἐ. Gegner
Titus soll die „unverfälschte Lehre“ = διδασκαλίᾳ
(Tit 2,8)
ἀφθορία = Lehre in Unverdorbenheit bringen.
ἐντρέπω beschämen; pass. sich
schämen; sich scheuen; Achtung
haben vor
Das ist ein gesunder Kontrast zu den jüdisch
geprägten Irrlehrern. Seine Lehre soll richtig und
durchschaubar (wahrhaftig) sein und seine
Verkündigung in Ernsthaftigkeit (würdigen Ernst).
φαῦλος schlecht, schlimm, übel
52
Der Brief des Paulus an Titus
Weiter wird Titus zur Ehrbarkeit aufgerufen. Ein ehrbares Verhalten ist eines, das andere dazu
veranlasst, einem Ehre entgegenzubringen, und das nicht wegen der eigenen Person, sondern des
aus dem Evangelium stammenden Verhaltens wegen.
Seine Lehre darf durch sein Handeln also keinen Widerspruch erfahren. Handeln und Lehren sollen
einen einzigen Guss bilden.
Jakobus warnt vor dem Lehrdienst
Jak 3,1-2
Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder,
da ihr wißt, daß wir ein schwereres
Urteil empfangen werden!
Niemand ist vollkommen (Röm 3,10-12), auch nicht
die Lehrer des Wortes Gottes. Vielmehr werden sie
wegen ihres großen Einflusses von Gott nach
strengen Kriterien zur Rechenschaft gezogen
werden (Lk 20,47; Mt 23,1-33 Wehe euch
Schriftgelehrte …).
ἀντιλέγω (aor. ἀντεῖπον)
widersprechen, sich widersetzen
(σημεῖον ἀντιλεγόμενον Zeichen, dem
widersprochen wird / gegen das man
sich auflehnen wird; Lk 2,34); leugnen,
abstreiten (οἱ ἀ. ἀνάστασιν μὴ εἴναι die
behaupten, dass es keine Auferstehung
gebe Lk 20,27)
Das Ziel/Zweck der Unterweisung/Lehre/Ermahnung – die Gegenpartei soll beschämt sein
Tit 2,8b
damit (auf das) der von der Gegenpartei beschämt wird, weil er nichts Schlechtes über uns zu
sagen hat!
Nicht jeder der Kreter wird mit den Anweisungen des Paulus und Titus einverstanden sein … dem
sollte durch die klare Verkündigung gegengearbeitet sein! Die Gegner sollen beschämt werden.
Hier ist zu beachten, dass Paulus sich eindeutig mit Titus zusammengeschlossen hat.
Es heißt: … weil er nichts Schlechtes = φαῦλος
Der Gegenstand seiner Lehre
über = περὶ uns zu sagen hat.
soll die „unanfechtbare
Die Wiedergabe von der Präp. περί
Rede“ sein. =
● mit Gen. über, von, betreffs, bezüglich; wegen, nach, um; für;
ἀκατάγνωστος
● Akk. um, um... herum, rings um; um, gegen (Zeitangabe);
unanfechtbar, untadelig,
hinsichtlich, in Bezug auf (τὰ π. ἐμέ die mich betreffenden Dinge,
unwiderlegbar
meine Lage Phil 2,23); mit; in Gemeinschaft mit;
2.4 Die Sklaven (Gruppe)
Tit 2,9f
Die Sklaven <ermahne>, ihren eigenen Herren sich in allem unterzuordnen, sich wohlgefällig
zu machen, nicht zu widersprechen, nichts zu unterschlagen, sondern alle gute Treue zu
erweisen, damit sie die Lehre unseres Heiland-Gottes in allem zieren!
Für unsere heutigen Ohren klingt das etwas befremdend. Aber damals waren die Sklaven in den
Christen-Gemeinden der Frühzeit scheinbar eine stattliche Anzahl … Und sie bedurften einer
besonderen Ermahnung. Natürlich kamen Sklaven auch in allen anggführten Gruppen vor.
δούλους ἰδίοις δεσπόταις ὑποτάσσεσθαι ἐν πᾶσιν
Knechte/Sklaven sollen sich in allem ihren = ἰδίοις Herren = δεσπότης = Herr; Besitzer; Gebieter
unterordnen. – Wir haben hier dasselbe Wort für unterordnen = ὑποτάσσω (unterwerfen) wie
53
Der Brief des Paulus an Titus
schon (2,5)bei den jungen Frauen, die sich jeweils ihren Männer entsprechend zu unterstellen
hatten.
(vgl. Eph 6,5; Kol 3,22 … sie sollen hören = ὑπακούω = gehorchen [kommt von hören (akustisch)]
Folge leisten; aufmachen, öffnen (z.B. die Tür; Apg 12,13)
Die Knechte oder Sklaven sollen ihre Arbeit so tun, das sie dadurch bei ihren Herren als angenehm,
erfreuend und wohl gefallend (wohlgefällig) = εὐάρεστος wahrgenommen werden. - Sie können
das erzielen, wenn sie:
1. nicht widersprechen
Wie sieht das in der heutigen Arbeitswelt aus?
- Keine unschönen Auseinandersetzungen mit dem Arbeitgeber … zumutbar/unzumutbar?
- Keine Intrigen oder Autoritätsuntergrabung mitmachen.
- Die Erwartung haben, dass der HERR meine Bedürfnisse sieht und für mich sorgt …
1Tim 6,1-2
Alle, die Sklaven unter dem Joch sind, sollen ihre eigenen Herren aller Ehre für würdig halten,
damit nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.
Die aber, die gläubige Herren haben, sollen sie nicht geringachten, weil sie Brüder sind,
sondern <ihnen noch> besser dienen, weil sie Gläubige und Geliebte sind, die sich des
Wohltuns befleißigen. Dies lehre und ermahne!
Kol 3,22
Ihr Sklaven, gehorcht in allem euren irdischen Herren, nicht in Augendienerei, als
Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend!
Eph 6,5f
Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens,
als dem Christus;
6 nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern als Sklaven Christi, indem ihr den
Willen Gottes von Herzen tut!
2. nichts unterschlagen νοσφίζομαι = unterschlagen, (zum eigenen Vorteil) zurückhalten
Gemeint ist, dass nichts von dem anvertrauten Gut (o.ä.) zum eigenen Vorteil „organisiert“ oder
„beiseite geschafft“ wird. Eigentum ist Eigentum!
3. sondern gute Treue erweisen in allen<Dingen> 55
Die Betonung liegt hierbei auf „allen“ und „Treue beweisen“. Das heißt natürlich nicht, dass
ich für den Arbeitgeber z.B. Lüge usw. – Hier gilt Apg 5,29
Die Anordnungen für das Verhalten der Sklaven hat ein Ziel … (nämlich) … die Lehre
unseres Retter-Gottes in allem zieren.
2.5 Umfassende Ausweitung auf alle Menschen …
Schon im Timotehusbrief begegnet uns der Retter-Gott in seinem Wohlwollen für alle Menschen.
55
ἀλλὰ πᾶσαν πίστιν ἐνδεικνυμένους ἀγαθήν
Sondern allen gute Treue zeigen ἐνδεικνυμένους  von ἐνδείκνυμαι = beweisen, nachweisen,
zeigen
54
Der Brief des Paulus an Titus
1Tim 2,3f Dies ist gut und angenehm vor unserem Retter-Gott, welcher will, dass alle
Menschen gerettet werden … und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Tit 2,11
Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend allen Menschen, und unterweist uns,
damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und
gerecht und gottesfürchtig leben in dem jetzigen Zeitlauf,
Über die Kreter hinaus wird nun der Empfängerkreis der zu Heil erziehenden Gnade
auf alle Menschen ausgeweitet. - Das ist Evangelium in Reinform!!!
Diese Unterweisung geschieht durch/in der Erkenntnis der Gnade. Diese Retter-Gott-Gnade
hat das Ziel, dass der gottlose Mensch die
παιδεύω erziehen, unterweisen,
Gottlosigkeit ablegt und in Gottesfurcht lebt.
unterrichten; zurechtweisen,
Die heilbringende Gnade heißt wörtlich
züchtigen, auspeitschen, geißeln (Lk
σωτήριος = rettende Gnade. Indem sie rettet
23,16)
bringt sie Heil …
Die Gnade ist Erzieherin! (Das Gesetz ist
παιδαγωγός Erzieher, Zuchtmeister
Zuchtmeister!
(Sklave, der einen Jungen zu seinen
Lehrern brachte und beaufsichtigte)
φανερός sichtbar, offensichtlich, klar,
deutlich, offenbar (ἐλθεῖν εἰς φ. ans
Licht kommen, an den Tag kommen
Mk 4,22; Lk 8,17; ὁ ἐν τῷ φ. Ἰουδαῖος
wer äußerlich ein Jude ist Röm 2,28)
φανερόω sichtbar/offenbar machen,
bekannt machen, zeigen; pass.
sichtbar werden, bekannt werden, sich
offenbaren, erscheinen, sich zeigen
φανερῶς adv. öffentlich, offenbar,
klar, deutlich
φανέρωσις, εως f Offenbarung;
offene/klare Verkündigung
φανός, οῦ m Laterne, Fackel
παιδάριον Knabe, kleiner Junge;
Jüngling
παιδεία Erziehung; Zurechtweisung,
Züchtigung
παιδευτής Erzieher, Lehrer
Zwei Erscheinungen
1. Vers 11: Den die Gnade Gottes ist erschienen =
ἐπιφαίνω (zeigte sich) heilbringend allen
Menschen …
Hier haben wir sicher das erstes Kommen Jesu als
Mensch in Niedrigkeit vor uns.
2. Vers 13: … indem wir die glückselige Hoffnung
und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen
Gottes und Heilandes Jesus Christus erwarten.
Hier dürfte es sich (weil  die glückselige Hoffnung) um das zweite Kommen des Herrn,
handeln, wenn er seine Gemeinde „entrückt“ und zu sich holt. Es ist hier wohl kaum das
Kommen in Off 19 angesprochen.
Wir haben hier sprachlich gesehen eine Zusammenbindung vorliegen. Die erste Aussage
(Substantiv), die den bestimmten Artikel trägt, wird dann zur Einheit mit der zweiten
Aussage (Substantiv) verstanden. Das wir … erwarten läßt dies wahrscheinlicher sein.
55
Der Brief des Paulus an Titus
Ein großartiger Unterschied …
Einst rettete die Gnade Gottes Noah und seine Familie … nun hat die Gnade Gottes das Heil
gebracht, das alle Menschen erfahren können. (1Tim 2,3-4; s.o.)
Wir sehen in der Schrift verschiedene Beschreibungen, Eigenschaften und
Wirkungen der Gnade Gottes?
a) … die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus geworden (Joh 1,17)
b) … die herrschende Gnade durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus
Christus unserem Herrn. (Rö 5,21)
c) … die Gnade Gottes, die uns unterweist(erzieht(Vers 12)
Das Ziel der unterweisenden/erziehenden Gnade …
1. damit wir die Gottlosigkeit und die weltl. Begierden verleugnen = ἀρνέομαι verneinen,
bestreiten; verleugnen; ablehnen, sich weigern (Beispiel Mose:)
Hebr 11,24 Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der
Tochter Pharaos zu heißen,…
Ein für alle mal …wir können …
Wir sehen zwar dieses verleugnen als eine Handlung und Entscheidung , damals als die rettende
Gnade unser Herz erreichte, dieses „ein für alle mal verleugnet haben“ (Aorist = punktuelle,
abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit), aber dies wird letztlich durch unser bewußtes
Leben (täglich) praktisch ausgedrückt.
Wir wenden uns sozusagen immerfort hin zu Gott, weil wir jetzt ihm gehören.
Wir sind nicht los von ihm …weil wir nicht mehr gottlos sind.
Nun können wir besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in dem jetzigen Zeitlauf
Die Gottlosigkeit = ἀσέβεια (Auflehnung gegen Gott, fehlende Verehrung
Gottes)ist das genaue Gegenteil von der Gottseligkeit.
Die Gottseligkeit und Gottesfurcht ist ja ein Schlüsselbegriff in den
Pastoralbriefen.
2. damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden (Lüste) verleugnen
In Rö 12 haben wir die Ermahnung, dass der Christ sich nicht diesem Weltlauf gleichstellen soll.
Dort wird das Wort σχῆμα = Schema verwendet um zum Ausdruck zu bringen, dass der Christ sich
dieser weltlichen Prinzipien (der Lebensart und der Lebensdinge) nicht gleichförmig machen/stellen
soll. Im Gegenteil (wie hier bei Titus) soll der Christ sich permanent verwandeln lassen durch die
Erneuerung seines Sinnes.
Anmerkung:
der Begriff für verwandelt werden = μεταμορφόομαι = meta-morphe = Verwandlung;
Dabei ist die morphe die Gestalt oder Form (meta = mit) d.h. dann, dass mit der Gestalt eine
Umgestaltung (Metamorphe) geschieht und im übertragenen Sinn dann das Wesen meint.
μορφόω = formen, gestalten
Johannes bringt das Wesen, die Gestalt, die Art und Form der Welt gut zum Ausdruck:
1Joh 2,15-17
Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des
Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die
56
Der Brief des Paulus an Titus
Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der
Welt. Und die Welt vergeht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in
Ewigkeit.
Die weltlichen Begierden und Lüste werden mit einem
interessanten Wort bezeichnet. Es sind die Wünsche oder
das Verlangen, das völlig auf diesen Weltlauf (Zeit) fixiert
ist.
τὰς κοσμικὰς ἐπιθυμίας = Begierde des Weltlaufs
Die Begierde ist die ἐπιθυμίας = epithymia
Lüste … Begierden
1Ptr 2,11 fleischliche Lüste
1Tim 6,9 unvernünftige und
schändliche Lüste
2Tim 2,22 jugendliche Lüste
Jak 1,14-15
Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt
wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, bringt sie Sünde hervor; die Sünde aber,
wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.
In Tit 3,3 stellt Paulus fest, dass (wir) d.h. Paulus und Titus, einst von diesen Begierden völlig in Besitz
genommen waren.
Denn einst waren auch wir unverständig, ungehorsam, gingen in die Irre, dienten mancherlei
Begierden und Lüsten, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhaßt, einander hassend.
Und dann kam die große Wende – die Erscheinung der Güte unseres RetterGottes
Tit 2,14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller
Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk zu reinigte, <das> eifrig <sei> in
guten Werken.
Tit 3,4f Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien,
errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit <vollbracht>, wir getan
hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt
und Erneuerung des Heiligen Geistes.
Mit diesem Gnadengeschenk der Rettung = dem Loskauf (= Reinigung) von der
Gesetzlosigkeit sind wir Gottes Eigentumsvolk geworden, das eifrig in guten Werken56 sein
Leben leben soll.
Tit 2,7 indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst! …
Tit 2,14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit
und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken.
Tit 3,1 Erinnere sie, <staatlichen> Gewalten <und> Mächten untertan zu sein, Gehorsam zu
leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein, …
Tit 3,8 Das Wort ist gewiß; und ich will, daß du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die
zum Glauben an Gott gekommen sind, darauf bedacht sind, sich um gute Werke zu bemühen.
Dies ist gut und nützlich für die Menschen.
Tit 3,14 Laß aber auch die Unseren lernen, sich für die notwendigen Bedürfnisse um gute
Werke zu bemühen, damit sie nicht unfruchtbar seien!
56
„eifrig in guten Werken“ = ζηλωτὴν καλῶν ἔργων
zeloo = ζηλόω einfrig; eifersüchtig sein; eifrig streben nach, sich eifrig bemühen (Zeloten)
57
Der Brief des Paulus an Titus
Der Abschluss des Kapitels als vestärkte Ermutigung für Titus
Tit 2,15 Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck! Niemand soll dich
verachten!
Ähnlich im nächsten Kapitel
Tit 3,8 Das Wort ist gewiß; und ich will, daß du auf diesen Dingen fest bestehst
F) Erinnerung – eine Erziehungshilfe
1. Die Textstruktur
Verse 1-2: zeigten uns unseren Lebensstil oder „Job“ , d.h. unsere christlichen
Tugenden, wie wir uns zu verhalten haben und was wir anstreben sollten.
Vers 3: liefert dann die Begründung: Denn einst waren auch wir:
1) unverständig
2) ungehorsam
3) irregehend
4) mancherlei Begierden und Lüsten dienend
5) boshaft
6) neidig
7) hassend und verhasst
Vers 4: Als aber die Güte und Menschenliebe unseres Gottes erschien.
Hier wird ein Gegensatz zu dem vorher gesagten angezeigt.
Verse 4-7: Zeigen die „große Wende“ durch das EINGREIFEN (ERSCHEINEN)
unseres Retter-Gottes …
Wir sehen die „wirkliche Grundlage“ der Rettung.
Vers 4: So sehen wir unsere Rettung allein in dem Handeln Gottes in SEINER
Barmherzigkeit als gegeben und nicht aus gerechten Werken heraus.
Vers 5: Rettung geschah durch das „Bad der Wiedergeburt“ und „Erneuerung des
Heiligen Geistes“.
Verse 6 u. 7: Der Heilige Geist wirkte unsere Reinigung (Waschung) DAMIT wir
gerechtfertigt würden durch Gnade.
Dadurch wurden wir zu Erben des Ewigen Lebens
Vers 8: Ein zweites DAMIT wir gute Werke tun.
Verse 9-11: Die Abweisung für den Umgang mit sektiererischen Menschen.
Verse 12-15: Ein drittes DAMIT und der fruchtbare Glaube …
2. Das Warum der Erinnerung
Warum brauchen wir Erinnerung?
Wir brauchen Erinnerung, weil wir vergesslich sind.
Wie ist das mit dem Erinnern? An was erinnere ich mich?
 Ich kann mich nur an das erinnern was ich abgespeichert habe. Um es abzuspeichern muss ich es
vorher erlebt, erfahren oder erkannt haben.
58
Der Brief des Paulus an Titus
 So dürfen wir annehmen, dass Titus den Kretern nichts Neues zu berichten hat, wenn er die
kretischen Christen an folgende Verhaltensweisen erinnert.
2.1 Ein siebenfaches Erinnern
1. Erinnere sie <staatlichen> Gewalten untertan zu
sein
2. Erinnere sie Gehorsam zu leisten
3. Erinnere sie zu jedem gut Werk bereit zu sein
4. Erinnere sie niemand zu lästern
5. Erinnere sie nicht streitsüchtig zu sein
6. Erinnere sie milde zu sein
7. Erinnere sie an allen Menschen Sanftmut zu
erweisen
ὑπεμνήσθην) erinnern, ins
Gedächtnis rufen; pass. sich
erinnern, denken an
ὑπόμνησις Erinnerung (ἐν ὑ.
durch Erinnern, indem ich
euch erinnere 2Petr 1,13; 3,1;
ὑ. λαμβάνω ich denke an
2Tim 1,5)
μνήμη Erinnerung,
Gedächtnis
μνημονεύω sich erinnern an,
denken an; erwähne
2.1.1 Erinnere sie an <staatliche> Gewalten
Tit 3,1f Erinnere sie, <staatlichen> Gewalten <und> Mächten untertan zu sein,
Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werk bereit zu sein, niemand zu lästern, nicht
streitsüchtig zu sein, milde <zu sein>, an allen Menschen alle Sanftmut zu erweisen
Gewalten und Mächte sind grundsätzlich bestimmte Autoritäten. Wir haben in der Schrift
sehr unterschiedliche „Gewalten“.
Unsere Textstelle macht deutlich, dass es sich hierbei um ἀρχαῖς archais = Gewalten und
ἐξουσίαις exusiais = Mächte 57 handelt.
Luther übersetz mit „Fürsten und Obrigkeiten“
Die klassische Textstelle bezüglich unserer Haltung der Obrigkeit gegenüber haben wir mit
Röm 13 gegeben.
Röm 13, 1-3
Jede Seele unterwerfe sich den übergeordneten <staatlichen> Mächten! Denn es ist keine
<staatliche> Macht außer von Gott, und die bestehenden sind von Gott verordnet. Wer sich
daher der <staatlichen> Macht widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; die aber
widerstehen, werden ein Urteil empfangen. Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für
das gute Werk, (τῷ ἀγαθῷ ἔργῳ) sondern für das böse. Willst du dich aber vor der
<staatlichen> Macht nicht fürchten, so tue das Gute, (τὸ ἀγαθὸν ποίει) und du wirst Lob von
ihr haben;
Anmerkung:
Mit der Erwähnung des „guten Werkes“ und dem „tun des Guten“ sehen wir den Zusammenhang
zum Titusbrief gegeben. (Tit 1,16; 2,6; 2,15; 3,1; 3,8; 3,14)
57
ἐξουσία Vollmacht; Freiheit/Recht (zu handeln) [Apg 5,4]; Anrecht; Fähigkeit; Macht; Gewalt;
Hoheitsbereich (Lk 23,7); Machthaber; Befehlshaber; Beamter; Obrigkeit; ἐ. ἔχειν ἐπὶ τῆς κεφαλῆς
Bedeutung unsicher, vielleicht ein Zeichen der Bevollmächtigung (durch den Ehemann) oder ein
Zeichen der Abhängigkeit (vom Ehemann) auf dem Kopf haben [1Kor 11,10]
ἐξουσιάζω Macht haben; Verfügungsrecht haben; pass. beherrscht werden; untertan sein
59
Der Brief des Paulus an Titus
Vergleichsweise andere Übersetzungen:
ἀρχή Anfang, Beginn, Ursprung;
Ursache, Prinzip; Amt, Regierung,
Obrigkeit; Zipfel (eines Tuches oder
Gewandes)
ἀρχηγός Führer, Fürst; Urheber,
Begründer
ἀρχιερατικός hohepriesterlich, zu den
führenden Priestern gehörig
ἀρχιερεύς Hoherpriester, Oberster
Priester
ἀρχιποίμην oberster Hirt, Erzhirte
Tit 3,1f
1
Erinnere sie daran, dass sie der Gewalt der
Obrigkeit untertan und gehorsam seien, zu allem
guten Werk (ἔργον ἀγαθὸν) bereit, 2 niemanden
verleumden, nicht streiten, gütig seien, alle
Sanftmut beweisen gegen alle Menschen.
GUTE NACHRICHT
Tit 3,1f
1
Erinnere alle in der Gemeinde daran, sich der
Regierung und den staatlichen Behörden
unterzuordnen. Sie sollen ihnen gehorchen und
darüber hinaus bereit sein, bei allem Guten
mitzuwirken. Luther´84
2.1.2 Erinnere sie untertan zu sein und Gehorsam zu leisten
Mittlerweile haben wir den Begriff der Unterordnung (hypotasso = ὑποτάσσω) kennengelernt.
Hier haben wir es mit dem selben Ausdruck (Befehl!) ὑποτασσέσθω zu tun, wie schon bei der
Unterordnung der jungen Frauen unter ihre Männer und der Sklaven unter ihre Herren (in allem) …
Genauso wird es auch hier verstanden und zugleich begründet: Denn …
Röm 13,1b Denn es ist keine staatliche Macht = ἐξουσία außer von Gott …
Röm 13,3 Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk.
Röm 13,4 …, denn sie ist Gottes Dienerin … denn sie trägt das Schwert
Röm 13,5 Darum ist es notwendig , untertan = ὑποτάσσεσθαι zu sein …
Anmerkung:
Besonders im Epheserbrief begegnen uns die unterschiedlichsten „Mächte“.
Siehe Exkurs: „Fürstentümer und Gewalten“
Zur Unterordnung gehört selbstverständlich (aktiver) Gehorsam, also das Gehorchen.
Der staatlichen Obrigkeit/Regierung soll auch der kretische Christ sich unterordnen und ihr
gehorchen = πειθαρχέω [hören auf (Apg 27,21)] wörtl.: gehorsam sein dem Oberen oder Ersten
(einer gegeben/bestehenden Autorität).
„Obrigkeits-Gehorsam“ hat aber Grenzen und es gilt diesbezüglich und selbstverständlich
das was Gottes guter Wille ist.
Apg 5,29 Petrus und die Apostel aber antworteten und sprachen: Man muß Gott
mehr gehorchen als Menschen.
Gehorsam hat i.d.R. mindestens ein Ziel …und hier in unserem Fall:
Nämlich das Christen grundsätzlich in einer Haltung der bewussten Bereitschaft zu „guten Werken“
leben, gerade auch den Obrigkeiten gegenüber. Warum?
Dazu die Begründung aus dem Römerbrief: … denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das
gute Werk. Röm 13,3 I.d.R. wird ja das Böse bestraft und nicht das Gute.
60
Der Brief des Paulus an Titus
Grundsätzlich …
Für den Christen besteht die Bereitschft zum „guten Werk“ obligatorisch und gehört
selbstverständlich zum gesunden christlichen Charackter. Der Christ liebt seinen Nächsten und sucht
das Gute. (vgl. Bergpredigt die sog. (allgemeine) „Goldene Regel“ Mt 7,12 und Mt 22,34-40)
Phil 4,8
Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles,
was liebenswert, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es
irgendein Lob <gibt>, das erwägt!
Diesen Grundzug in Gottes Anweisungen für sein Eigentumsvolk entdecken wir schon im AT.
Jer 29,7 Und sucht den Frieden (das Wohl oder das Gute) der Stadt, in die ich euch gefangen
weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN! Denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden
haben.
(Anmerkung: Wir haben es hier mit einem Imperativ zu tun!!!)
2.1.3 Erinnere sie zu jedem gut Werk bereit zu sein
2.1.3.1 Das gute Werk, die guten Werke im Titusbrief
(Einschub: a – g und dann weiter mit 2.1.4)
Was haben wir uns unter den „guten Werken“ vorzustellen?
Im Titusbrief selbst haben wir keine spezielle Aufzählung guter Werke oder etwa eine Definition, die
uns sagt, was das für Werke im Einzelnen sind.
So wollen wir uns zumindest die sechs Schriftstellen im Titusbrief ansehen, die „gute Werke“
erwähnen: Tit 1,16; 2,7; 2,14; 3,1; 3,8; 3,14 (3,4 = Gottes Gnadenwerk)
a) In den Werken unbewährt
Tit 1,16 Sie geben vor Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen 58sie ihn und sind
abscheulich59 und ungehorsam und zu jedem guten Werk unbewährt.60
Gott kennen (im Sinne von glaubend anerkennen) sollte ein bestimmtes Verhalten und Handeln in
„guten Werken“ zur Folge haben.
Die Irrlehrer geben zwar an, dass sie Gott kennen, aber es fehlen ihnen die entsprechenden Beweise,
nämlich die Werke.
Sie sind unbewährt … d.h. sie haben nichts Wahres und Echtes, was einer Prüfung Gottes standhält,
vorzuweisen.
Wir werden hier stark an Jakobus erinnert:
Jak 2,20 Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne die Werke nutzlos ist?
Jak 2,26 Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.
Wie sieht dein Glaube aus? Hast du dich bewährt?
58
ἀρνέομαι leugnen, verneinen, bestreiten; verleugnen; ablehnen, sich weigern (Hebr 11,24)
βδέλυγμα, Gräuel, Scheusal; τὸ β. τῆς ἐρημώσεως Greuelbild der Verwüstung, unheilbringendes
Gräuel (im Tempel: Mt 24,15) βδελυκτός abscheulich βδελύσσομαι verabscheuen; ,
59
60
ἀδόκιμος was die Probe nicht besteht, untauglich, unbewährt; unbrauchbar, wertlos; verkehrt, verdorben
(Sinn, Denken)
61
Der Brief des Paulus an Titus
b) Ein Vorbild guter Werke sein
Tit 2,7 indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst!
Hier zeigt sich eines der guten Werke bei Titus.
Wenn er Lehrt oder redet soll es „Gesundes“ sein, nämlich das was unverdorben und unanfechtbar
ist. Diese Eigenschaft (zu reden/lehren) gilt als vorbildhaft.
Und solches vorbildliches Benehmen und Auftreten bedarf der Kenntnis der Schriftwahrheit.
Das entspricht der „gesunden Lehre“.
Wer die gesunde Lehre der Schrift für sich zur Norm werden lässt, der wird „gute Werke“ (in allem)
hervorbringen und anstreben. Es gehört zum gesunden Christsein … Kinder Gottes hinterlassen
offensichtlich und nachhaltend einen „guten“ Eindruck (τύπος ). Das was sie reden hat Tiefgang und
entspricht der Gotteswahrheit.
c) Mit Eifer am Werk …
Tit 2,14 Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit
und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, <das> eifrig <sei> in guten Werken.
Mit diesem Vers bekommen wir einen Hinweis
1. wozu uns Christus gerettet bzw. losgekauft und gereinigt hat;
2. und mit welcher Intensität der Christ in „guten Werken“ tätig sein soll.
Für sich … was IHM entspricht …
Christus hat uns für sich gerettet, d. h. zu seinem Eigentumsvolk, damit wir eifrig nach dem streben
was ihm entspricht.
Das heißt, dass wir fleißig sind als Christen.
Indem wir das zu tun suchen, was uns Christus aufgetragen hat zu tun. – D. h. für uns, dass wir in der
Schrift nach solchen „Aufträgen zum Tun“ suchen müssen.
Dann kommt das Umsetzen und … „werkeln“. (vgl Mt 7,21-27 Stichwort: hören und tun)
d) Die Bereitschaft zum guten Werk …
Tit 3,1 Erinnere sie, <staatlichen> Gewalten <und> Mächten untertan zu sein, Gehorsam zu
leisten, zu jedem guten Werk bereit 61 zu sein,
Es werden sich immer wieder Gelegenheiten (Zeitpunkte) ergeben, die uns als Christen wie gerufen
kommen, vorausgesetzt, dass wir zu allen „guten Werken“ bereit sind.
Es gibt mancherlei unangenehme Dinge im Lebensalltag, aber gerade diese bringen oft unerwarteten
Segen mit sich, wenn wir uns nur (auf Gott blickend) „einsetzen“ lassen.
(Persönlich erlebt: Fr. Locher in Sulz / Übernachtung für den Stadtstreicher Hans;
Das Denken und Nachsinnen braucht eine Richtung …  nämlich Gottes Willen zu
ergründen.
61
ἕτοιμος bereit; vorbereitet (ἐν ἑ. ἔχω bereitstehen, sich bereithalten 2Kor 10,6; ὁ καιρός ἐστιν ἕ. die Zeit ist
gekommen Joh 7,6; τὰ ἕ. erledigte Arbeit 2Kor 10,16); ausgerüstet; entschlossen zu; zubereitet
62
Der Brief des Paulus an Titus
e) Die Bemühungen um gute Werke
Tit 3,8 Das Wort ist gewiß; und ich will, daß du auf diesen Dingen fest bestehst, damit die, die
zum Glauben an Gott gekommen sind, darauf bedacht sind, sich um gute Werke zu bemühen.
Dies ist gut und nützlich für die Menschen.
Weitere Werke-Beispiel ...
Apg 9,36
Hier sehen wir was Gottes Wille für alle Gläubigen ist.
In Joppe aber war eine Jüngerin mit
Jeder Christ muss sich φροντίζω = bemühen
Namen Tabita, die übersetzt heißt:
und bedacht sein auf das was ihn bewegt … Wie
Dorkas. Diese war reich an guten
seine Überlegungen sind, wie er „gute Werke“
Werken und Almosen, die sie übte.
vollbringen kann.
Eigentlich sollte sich sein ganzes Denken
vorrangig mit dem Anliegen Gottes beschäftigen
und sich dadurch dann in seinem Tun leiten
lassen.
προΐστημι = vorstehen, leiten, verwalten; sich
kümmern um, sich bemühen (Tit 3,8.14)
f)
Dies ist gut und nützlich für die
Menschen.
ὠφέλεια
Vorteil, Nutzen
ὠφελέω
nützen, dienen,
helfen;
ὠφέλιμος
nützlich, vorteilhaft
1Kor 15,58
Daher, meine geliebten Brüder, seid fest,
unerschütterlich, allezeit überreich in
dem Werk des Herrn, da ihr wißt, daß
eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist!
Eph 2,10
Denn wir sind sein Gebilde, in Christus
Jesus geschaffen zu guten Werken, die
Gott vorher bereitet hat, damit wir in
ihnen wandeln sollen.
2Kor 9,8
Gott aber vermag euch jede Gnade
überreichlich zu geben, damit ihr in
allem allezeit alle Genüge habt und
überreich seid zu jedem guten Werk;
Christen sollen Frucht bringen …
Tit 3,14 Laß aber auch die Unseren lernen, sich für die notwendigen Bedürfnisse um gute
Werke zu bemühen, damit sie nicht unfruchtbar seien!
Wenn es bisher nicht klar genug herauskam, aber jetzt sehen wir, dass die „guten Werke“ mit
Frucht des Christen zu tun haben.
Joh 15,8
Hierin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Paulus geht es mit dieser Aussage „die Unseren lasse lernen“ um die wirklichen Gemeindeglieder
und nicht um irgendwelche kretische Irrlichter in den Gemeinden.
Lernen lassen = üben um dann geübte Sinne zu bekommen.
Bedürfnisse sind genügend vorhanden. In einer Gemeinde sind immer „gute Werke“ möglich, weil es
immer auch Bedürftige (alte, gebrechliche, schwache, kranke Geschwister) hierfür gibt.
g) Petrus erinnert ebenso … an das fruchtbringende Leben des Christen
2Petr 1,13 Ich halte es aber für recht, solange ich in dieser Hütte bin, euch durch
Erinnerung aufzuwecken.
63
Der Brief des Paulus an Titus
P
etrus geht in seiner Ausführung davon aus, dass der eine oder andere Christ sich bereits in
einem ungesunden und gefährlichen Dämmer- oder Schlafzustand befindet.
Es geht ihm um die Befestigung der Berufung der Kinder Gottes, so dann um das Leben in der
Gottseligkeit.
2Ptr 1,8 Denn wenn diese <Dinge> bei euch vorhanden sind und zunehmen, lassen sie <euch>
im Hinblick auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus nicht träge und nicht fruchtleer
sein.
Er stellt die Herrlichkeit des Herrn Jesus vor Augen (2Ptr 1,16) und ebenso das prophetische Wort als
feste Grundlage (2Ptr 1,19ff).
Sein Ziel ist: Selbst wenn er (Petrus) nicht mehr in diesem „Zelthaus“ (Hütte σκήνωμα Zelt,
Wohnung, Behausung) sein wird, dass die Briefempfänger sich dann jederzeit die Heilswahrheiten
ins Gedächtnis rufen können. (s. 2Ptr 1,15)62
2.1.4 Erinnere sie niemand zu lästern63
(vgl.: Tit 2,3 die älteren Frauen sollen nicht verleumderisch sein)
Passend dazu können wir gut Ps 15,1-3 anführen. In diesem Psalm wird anfangs die Frage
gestellt: HERR, wer darf in deinem Zelt weilen?
Die Antwort:
Psalm 15,2f Der rechtschaffen wandelt und Gerechtigkeit übt und Wahrheit redet in
seinem Herzen, nicht verleumdet mit seiner Zunge, kein Übel tut seinem Gefährten
und keine Schmähung bringt auf seinen Nächsten.
Die hier angeführte Ermahnung kann ja umfassend für alle Gemeindeglieder gedacht sein,
vielleicht aber auch in Richtung der schlecht behandelten Sklaven gesagt sein, denen es
sicherlich nicht immer ganz leicht fiel ihren Herren ohne zu lästern zu dienen.
1Ptr 2,18
Ihr Haussklaven (οἰκέτης), ordnet euch in aller Furcht den Herren (τοῖς δεσπόταις = despotais)
unter, nicht allein den guten und milden, sondern auch den verkehrten! 64
„Niemand zu lästern …“ das griechische Wort medeis μηδείς,
das hier am Satzanfang steht meint wirklich niemand/nichts =
nicht auch nur einen Menschen.
2.1.5 Erinnere sie nicht streitsüchtig 65 zu sein
Das bedeutet dann, dass der Christ sich des Streites möglichst
ἄμαχος friedlich,
friedfertig, friedliebend
(wörtl.: ohne Kampf,
Schwert (s. 1Tim 3,3
bezügl. der Ältesten)
enthalten sollte.
2Tim 2,14 Dies bringe in Erinnerung, indem du ernstlich vor dem Herrn bezeugst, nicht
Wortstreit zu führen, was zu nichts nütze, sondern zum Verderben der Zuhörer ist.
62
2Ptr 1,15 Ich werde aber darauf bedacht sein, dass ihr auch nach meinem Abschied jederzeit imstande seid,
euch diese Dinge ins Gedächtnis zu rufen.
63
μηδένα βλασφημεῖν
64
σκολιός = gewunden, verdreht; verdorben, falsch, ungerecht, gemein; Luther: wunderlich
65
ἀμάχους εἶναι
64
Der Brief des Paulus an Titus
Der Auftrag für den Christen ist friedenstiftend zu wirken.
Röm 12,18 So viel an euch liegt, habt Frieden mit jedermann!
1Kor 7,15 zum Frieden hat uns Gott doch berufen.
2Kor 13,11 Im übrigen, Brüder, freut euch, laßt euch zurechtbringen, laßt euch ermuntern,
seid eines Sinnes, haltet Frieden! Und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein.
Röm 2,10 10 Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem
Juden zuerst als auch dem Griechen.
Eph 2,14-17 Denn er ist unser Friede. Er hat aus beiden eins gemacht und die Zwischenwand
der Umzäunung, die Feindschaft, in seinem Fleisch abgebrochen. Er hat das Gesetz der
Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei - Frieden stiftend - in sich selbst zu einem neuen
Menschen zu schaffen und die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz,
durch das er die Feindschaft getötet hat. Und er kam und hat Frieden verkündigt euch, den
Fernen, und Frieden den Nahen.
Mt 5,9
Glückselig, die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
2.1.6 Erinnere sie milde 66 zu sein
Nicht nur die Ältesten einer Gemeinde (1Tim 3,3) sollten solchen Charakter aufweisen, sondern alle
Gläubigen. D. h., dass wir scharfe und harte, provokative Worte möglichst nicht in unsrem
christlichen Charakter zulassen.
Vgl.: Für ein Baby, das wundgeworden ist eine „milde Behandlung“ wichtig. Dazu gibt es u.a. auch „milde
Salben“. So sind auch milde Worte Balsam.
2.1.7 Erinnere sie an allen Menschen Sanftmut zu erweisen
In seiner ersten öffentlichen großen Rede gibt der Herr Jesus (König des Himmelreichs) den
Sanftmütige eine große Verheißung.
Mt 5,5Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.
Diese Verheißung zeigt wie völlig anders der Christ ist. Er passt eigentlich gar nicht in diese brutale
hochmütige und überhebliche Gesellschaft.
Diese Sanftmut können wir nur von dem Einen bekommen, der das selbst von sich sagen konnte:
Mt 11,29 Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von
Herzen demütig, und »ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen«; denn mein Joch ist sanft, und
meine Last ist leicht.
Oft wird Demut mit Sanftmut verwechselt oder gar gleichgesetzt. Dabei gilt es zu beachten, dass:
a) mit Demut eher unsere Haltung zu Gott hin bestimmt sein sollte und
b) mit Sanftmut unsere Beziehung/Verhalten zum Nächsten bestimmt sein muss.
Nun fragen wir uns nach der Absicht dieses „Erinnerungsmarathons?
Tit 3,3 Denn einst waren auch wir unverständig, gingen in die Irre, dienten mancherlei
Begierden und Lüsten, führten unser Leben in Bosheit und Neid, verhaßt, einander hassend.
Wir stehen allzeit in der Gefahr wieder rückfällig zu werden und wie die Kreter „Schlagseite“ zu
bekommen. Von daher, und weil wir so vergesslich sind, brauchen wir gesunde Lehre und
Ermahnung, durch die unser „Inneres“ auf Christus ausgerichtet bleibt!
66
ἐπιεικής mild, freundlich; nachsichtig; gütig; (ἡ ἐπιείκεια Phil 4,5)
65
Der Brief des Paulus an Titus
3. Die Erinnerung an das frühere Leben ohne Gott
Eine siebenfache Aufzählung der früheren (unerlösten) Lebensart zeigt uns deutlich unsere
Herkunft (aber auch unsere Veränderung) und lässt uns von daher vielleicht „gnädiger“ mit
den uns umgebenden Menschen handeln. Schauen wir uns diese „Schandtaten“ an:
3.1 Wir waren unverständig
ἀνόητος unvernünftig; ungebildet; (intellektuell) blind; ἄνοια Unvernunft, Unverstand; Wut
Das geistliche Urteilsvermögen fehlte völlig. Das deckt sich mit anderen Aussagen der Bibel, in
denen die Entfremdung von Gott Ausdruck findet:
1Kor 2,14 Der natürliche Mensch nimmt nicht an was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm
Torheit, er kann es nicht erkennen.
Eph 4,18 <sie sind> verfinstert am Verstand, fremd dem Leben Gottes
wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verstockung ihres
Herzens;
Röm 1,21f weil sie Gott kannten, ihn aber weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank
darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz
verfinstert wurde.
3.2 Wir waren ungehorsam
ungehorsam = ἀπειθής rebellisch
πείθω überreden, überzeugen, beschwichtigen (Mt 28,14); beruhigen (1Joh 3,19); zu gefallen suchen,
nach dem Mund reden (Gal 1,10); vertrauen auf, sich verlassen auf; gewiss sein, überzeugt sein;
gehorchen, folgen
Es ist keine Bereitschaft da sich etwa überzeugen zu lassen. Das hat mit einem verhärteten Herzen zu
tun (Pharao).
3.3 Wir waren in die Irre gegangen
irregehend = πλανάω irreführen, verführen, täuschen, betrügen; sich irren,
in die Irre gehen, sich täuschen; πλάνη = Täuschung, Verwirrung, Betrug
πλανήτης = Umherschweifender
(ἀστέρες π. aus der Bahn geratene Sterne)
PLANET
Die Kreter waren (wieder) weiterhin in die Irre gegangen. Die Irrlehrer, die
in den Gemeinden umherschweiften haben sie getäuscht und verführt.
Diese „Schweifsterne“ haben sie regelrecht betrogen.
2Tim 3,13 Böse Menschen und Betrüger aber werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem
sie verführen und verführt werden.
3.4 Wir dienten mancherlei Lüsten und Vergnügungen
66
Der Brief des Paulus an Titus
Gemeint ist eine umfangreiche oder vielfältige (bunte = ποικίλαις) Knechtschaft = δουλεύοντες (ein
Gebunden sein)67. In dieser „Sklaverei“ kommt es dann auch zu Exzessen unterschiedlichster (bunter
= ποικίλαις) Art.
dienten mancherlei Lüsten und Vergnügungen
δουλεύοντες ἐπιθυμίαις καὶ ἡδοναῖς ποικίλαις
ἐπιθυμία Verlangen, Begierde; (böse) Lust ἡδονή Genuss, Vergnügen; Lust, Leidenschaft
HEDONISMUS = Genußsucht
3.5 Wir führten unser Leben in Bosheit68
Hier haben wir es mir einer „linken“ Art zu tun. Eine boshafte (böse, üble, schlechte)
Herzenshärtigkeit.
Es gibt leider auch ähnlich kranke „Typen“ in den Gemeinden, die es immer wieder schaffen „böses
Blut“ zu machen.
Alle neutestamentlichen Belegstellen 69 für „Bosheit“ zielen darauf hin, die Bosheit völlig
abzulegen, auf Distanz gehen (fern bleiben).
3.6 Wir führten unser Leben in Neid70
Neid wird manchmal mit Eifersucht verwechselt.
Beim Neid ist es so, dass man dem anderen das was er hat nicht gönnt.
Bei der Eifersucht71 möchte man das des anderen selbst haben …
(z.B. die Freundin eines anderen)
3.7 Wir lebten verhasst72, einander hassend73
Es meint eine abstoßende Haltung und Widerwärtigkeit, die durchaus zwischen
„Weltmenschen“ vorhanden sein kann.
Die Steigerung davon dürfte die offene Feinschaft zwischen zwei Menschen sein, die „einander
hassend“ leben.
4. Das Eingreifen Gottes
Tit 3,4 Als aber die Güte und Menschenliebe unseres Gottes erschien
Hier wird ein Gegensatz zu dem vorher gesagten angezeigt.
67
δουλαγωγέω unterwerfen; knechten; in die Sklaverei führen; δουλεία Sklaverei; Knechtschaft;
δουλεύω Sklave sein; dienen; gehorchen; δούλη Dienerin; Sklavin;
δοῦλος untertänig; dienstbar δοῦλος Diener; Sklav; δουλόω zum Sklaven machen; unterwerfen; knechten;
pass. (durch die Ehe) gebunden sein (1Kor 7,15)
68
κακία Schlechtigkeit, Verdorbenheit, Bosheit; Plage, Last (Mt 6,34)
κακός schlecht, schlimm, böse, bösartig; untauglich; schädlich, gefährlich; τὸ κ. das Böse, Unrecht, Unglück,
Schaden;
69
Kol 3,8; 1Ptr 2,1.16 Röm 1,29; 1Kor 14,20; Eph 4,31; Apg 8,22; 1Kor 5,8; Jak 1,21; Mt 6,34
70
φθόνος Neid, Missgunst; πρὸς φθόνον eifersüchtig,
71
ζηλεύω eifrig sein, sich bemühen, streben nach; eifersüchtig sein; sich ereifern; ζήλος Eifer; brennende Liebe;
Eifersucht; ζηλόω eifersüchtig sein; eifrig streben nach, sich eifrig bemühen;
ζηλωτής Eiferer; (leidenschaftlicher) Anhänger, Verfechter; Zelot
72
στυγητός verhasst, hassenswert
73
μισέω hassen, verabscheuen; (als Gegensatz zu lieben, daher oft im Sinn von nicht lieben gebraucht)
67
Der Brief des Paulus an Titus
Der Heiland-Gott setzt dem Hass seine einzigartzige
Güte und Menschen-Liebe entgegen.
Das Erscheinen Gottes ist nicht so zu verstehen, dass
er einmal gesehen wurde (bei seiner Erscheinung)
und dann hat er sich zur Ruhe gesetzt oder sich
nicht mehr gezeigt …
Tit 2,11
Gande
Tit 2,13
Herrlichkeit
Tit 3,4
Güte und
Menschenliebe
ist erschienen
ist erschienen
ist erschienen
Das Resulatat seiner Erscheinung RETTUNG
Die Güte
χρηστότης Güte, Freundlichkeit,
Milde; Rechtschaffenheit
χρηστεύομαι gütig sein/handeln
χρηστός freundlich, liebevoll, gütig (τὸ
χ. Güte Röm 2,4); ehrbar, gut (1Kor
15,33); angenehm, leicht zu tragen
(Mt 11,30); gut (Wein); Komp.
χρηστότερος besser
Die Menschenliebe
φιλανθρωπία
Menschenfreundlichkeit, Liebe zu den
Menschen; Gastfreundlichkeit (Apg
28,2)
φιλανθρώπως adv.
menschenfreundlich, wohlwollend,
entgegenkommend
Es ist von Bedeutung, dass uns der Text vor Augen
stellt, dass alle Aktivität zur Rettung des Menschen
von Gottes Seite (dem Heiland-Gott) her ausging und
geschah.
Dem Menschen wird gesagt: NICHT, du Mensch hast dir das erarbeitet oder gar verdient,
sondern nach SEINER Barmherzigkeit hat dich, der Heiland-Gott gerettet. (Vergangenheit)
Hier erkennen wir , dass allein
a) die Menschenliebe,
b) die Gnade und die Güte,
c) die Barmherzigkeit Gottes,
der Ursprung und die Grundlage des Heils (unserer Rettung) ist.
a) Die Liebe Gottes
„Gott ist Liebe“ 74 Er liebt den Menschen auf menschlich unvergleichliche Weise.
Joh 3,16 Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit
jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Röm 5,8 Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, als wir noch Sünder waren,
für uns gestorben ist.
b) Die Gnade/Güte Gottes
Güte und Gnade Gottes ist die Liebe und Zuwendung Gottes, die sich unverdient an dem Menschen
erweist.
Die Gnade Gottes ist der Ursprung aller Segnung, die uns jemals geschenkt worden sind und
geschenkt werden.
74
1Joh 4,8-11 Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe. Hierin ist die Liebe Gottes zu uns
geoffenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben
möchten. Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn
gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden. Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, sind auch wir schuldig,
einander zu lieben.
1Joh 3,16 Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind
schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.
68
Der Brief des Paulus an Titus
Eph 2,4f Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er
uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig
gemacht - durch Gnade seid ihr errettet!
Die Güte Gottes ist jene Vollkommenheit Gottes, welche ihn veranlasst, mit all seinen Geschöpfen
großzügig und freundlich zu verfahren.
Röm 11,22 Sieh nun die Güte und die Strenge Gottes: gegen die, welche gefallen sind,
Strenge; gegen dich aber Güte Gottes, wenn du an der Güte bleibst; sonst wirst auch du
herausgeschnitten werden.
Gott tut Gutes allen seinen Geschöpfen.
Mt 5,44f Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr
Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über
Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Mt 6,26 Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten, noch in
Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie <doch>. Seid ihr nicht viel
wertvoller als sie?
Apg 14,16f Er liess in den vergangenen Geschlechtern alle Nationen in ihren eigenen Wegen
gehen, obwohl er sich doch nicht unbezeugt gelassen hat, indem er Gutes tat und euch vom
Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gab und eure Herzen mit Speise und Fröhlichkeit
erfüllte.
c) Die Barmherzigkeit Gottes
Barmherzigkeit ist die Güte Gottes gegenüber solchen, die sich seinem Willen widersetzt haben und
wegen dieser Sünde in größte Not und tiefstes Elend geraten sind, so dass Er sich tief zu uns
herabbeugen musste. Siehe auch: Röm 9,18; Ps 103.
Lk 1,77ff um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden, durch die
herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, mit der uns der Aufgang aus der Höhe besuchen
wird, um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, und unsere Füße zu
richten auf den Weg des Friedens. -
G) Tit 3,9-15 Konsequentes Handeln für das Gute
1. Die Handhabung mit den „zersetzenden Zeitgenossen“ in Kretas
„Gemeindelandschaft“.
Tit 3,9-11 Törichte Streitfragen aber und Geschlechtsregister und Zänkereien und gesetzliche
Streitigkeiten vermeide! Denn sie sind unnütz und wertlos. Einen sektiererischen Menschen
weise nach einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung ab, da du weißt, daß ein solcher
verkehrt75 ist und sündigt und durch sich selbst verurteilt ist!
Wir leben heute in einer Zeit, in der absolute Werte gerne relativiert und abgeschafft werden. Das
geschieht zunehmend leider im „christlichen Lager“ ebenso, wie in unserer Gesellschaft schlechthin.
Selbst in „unseren“ bibeltreuen Gemeinden ist ein solcher Vorgang, wie wir ihn hier vorfinden, nicht
mehr so einfach durchzuführen.
Paulus stellt eben noch in Tit 3,8 fest, dass die Wahrheit und Lehre des Evangeliums gut 76 ist und von
hohem Nutzen. Das heisst auch, dass die „gesunde Lehre“ anwendbar bleiben muss.
Diese betonte Nützlichkeit (πιστός = zuverlässig)77 hat immer ein Ziel. Dieses Ziel (Erziehung zum
Charakter und Wesen Christi hin) passte den „Sektierern“ nicht. Sie wollten anderes.
75
76
ἐκστρέφομαι = verkehrt sein, verdorben sein
Πιστὸς ὁ λόγος· = Glaubwürdig ist das Wort!
69
Der Brief des Paulus an Titus
Hier stellt Paulus die verlässliche Qualität des Wortes (ὁ λόγος = logos) den „törichten 78
Streitfragen“ und „gesetzlichen Wortzänkereien“ der falschen Lehrer gegenüber.
Das tut er mit einem deutlichen Nachdruck in seinem Ton. Titus soll nicht zögern konkret gegen diese
gefährlichen, verkehrten und verdorbenen Männer vorzugehen. Diese Typen sündigen.79
Wer in solcher Sünde und Verdorbenheit beharrt muss „entfernt“ werden.
Diesen Vorgang der „Hinaustuns“, d. h. der Gemeindezucht haben wir von Paulus schon gehört:
1Kor 5,13 Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus!
Das ganze Verfahren erinnert uns an Mt 18,15ff wo es um das wieder „eins-werden“ geht, nachdem
durch verursachte Sünde Entzweiung besteht.
Mt 18,17 Wenn er aber nicht auf sie hören wird, so sage es der Gemeinde; wenn er aber auch
auf die Gemeinde nicht hören wird, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner!
Im Klartext heisst das für Titus:
Wisse, dass ein solcher ganz verkehrt ist und sündigt, scheue dich also nicht, die traurige, aber
notwendige Zuchtmassnahme zu verhängen.
H) Tit 3,12-15 Die Pläne, Mitteilungen und letzte
Anordnungen von Paulus
Tit 3,12f Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir senden werde, so beeile dich, zu mir nach
Nikopolis zu kommen! Denn ich habe beschlossen, dort zu überwintern.
Zenas, dem Gesetzesgelehrten, und Apollos gib mit Sorgfalt das Geleit, damit ihnen nichts
mangelt!
Wir sehen einen mobilen, aktiven Apostel, der in Freiheit unterwegs ist. Er geht wohl überlegt und
mit Weitblick mit seinen Mitarbeitern um. Er teilt ihnen seine Pläne mit, ist transparent. Er sendet, er
ruft und sorgt sich um sie, indem er Titus um das Geleit bittet. ... „damit sie keinen Mangel haben“.
Noch einmal greift er das den Brief durchdringende Anliegen auf.
Tit 3,14 Laß aber auch die Unseren lernen, sich für die notwendigen Bedürfnisse um gute
Werke zu bemühen, damit sie nicht unfruchtbar seien!
1. Fruchtbares Leben
Mit seinem 13. „damit“ Paulus spricht von dem fruchtbaren Leben des Gläubigen.
77
πιστός vertrauenswürdig, glaubwürdig, zuverlässig, treu, gläubig, unvergänglich, beständig;
Apg 13,32-34 Und wir verkündigen euch die gute Botschaft von der zu den Vätern geschehenen Verheissung,
dass Gott sie uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesus erweckte; wie auch im zweiten Psalm geschrieben
steht: »Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.« Dass er ihn aber aus den Toten auferweckt hat, so dass
er nicht mehr zur Verwesung zurückkehrte, hat er so ausgesprochen: »Ich werde euch die zuverlässigen heiligen
Güter Davids geben.«
78
μωρός töricht, dumm, unsinnig; μωρέ Bedeutung unsicher, vielleicht gottloser Narr (Mt 5,22)
79
ἁμαρτάνω sündigen, sich verfehlen, Unrecht tun; ἁμαρτία Sünde, Vergehen;
Mit Harmatologie wird die Lehre der Sünde bezeichnet.
70
Der Brief des Paulus an Titus
Es geht letztlich ums Ganze, d. h. um ein authentisches Christenleben in einer „kaputten“
Gesellschaft.
Wie kommt solches Leben zustande?
1.1 Ein fruchtbares Leben kann nur über einen Lernprozess entwickelt
werden.
Das neue Leben, das wir als Christen geschenkt bekamen und in uns eingeleitet worden ist, muss
ausgelebt werden. Das können wir nur in der Praxis lernen.
Eph 4,21-24 Ihr habt ihn doch gehört und seid in ihm gelehrt worden, wie es Wahrheit in Jesus
ist: dass ihr, was den früheren Lebenswandel angeht, den alten Menschen abgelegt habt, der
sich durch die betrügerischen Begierden zugrunde richtet, dagegen erneuert werdet in dem
Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott geschaffen
ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.
1.2 Das Entscheidende
Es ist von hoher Wichtigkeit, aber das Evangelium ist nicht nur für die Gottlosen zur Rettung geboten,
sondern auch für Christen. Es macht uns demütig, wenn wir den Weg zu Christus hin beschreiten
müssen. Immer und immer wieder ...
Wenn wir in Sünde gefallen sind, dann haben wir Christus verunehrt. Ja, aber er liebt uns noch
immer. Wir erfahren durch das Bekennen Vergebung. – Er geht weiter im Lernprozess des Guten.
Das führt uns zu großer Dankbarkeit.
Kol 2,6f Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm,
gewurzelt und auferbaut in ihm und gefestigt im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, indem
ihr überreich seid in Danksagung!
1.3 Wir müssen uns um gute Werke bemühen
Das heisst, dass wir uns Investieren müssen. Röm 12 spricht von der Hingabe unseres Lebens. als das
was Gott von uns als Gottesdienst möchte. Es gilt: Priorität Christus zuerst!
Mt 6,33 lehrt uns eindrücklich was damit gemeint ist:
Mt 6,33 Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies
alles wird euch hinzugefügt werden.
I) Tit 3,15 Der Briefabschluss
Tit 3,15 Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße, die uns lieben im Glauben! Die Gnade sei
mit euch allen!
Gottes Gnade ist mit uns!
Es ist heilsam, wenn uns in der Tiefe unseres Herzens bewusst wird, dass wir gar schon bald unser
Leben hier auf Erden beenden werden, egal ob wir noch 10, 20, 30, 50 oder mehr Jahre leben
werden.
Dann werden wir vor dem König stehen und gefragt werden, was wir mit unserem geschenkten
Gnadenleben getan haben? - Was antwortest du?
71
Der Brief des Paulus an Titus
J) Exkurse
Exkurs 1: Die Missionsreisen des Paulus
Exkurs 2: Die Datierung des Lukasevangelium
Die Kirchväter sind sich einig, dass Lukas der Autor des Lk-Evangeliums ist, das er wahrscheinlich
zeitnahe kurz vor der Apg geschrieben hatte. Dieses „Zweibändewerk“ wurde einem Theophilus
gewidmet (Lk 1,3; Apg 1,1), einem hochstehenden Mann der römischen Welt (sehr würdige formelle
Anrede)
Vielleicht war dieser Theophilus „einer aus des Kaisers Haus“ (Phil 4,22).
Trotz dieser Widmung – diese entspricht nicht der Anschrift wie in den Briefen! – wird klar, dass
dieser Doppelband keine Privatkommunikation ist, sondern von Lk für einen breiteren Leserkreis
geschrieben wurde.
Er berichtet damit durchgehend von der Geburt Jesu bis zum Hausarrest des Apostels Paulus in Rom
(Apg 28,30-31).
Das Ende der Berichterstattung der Apg führt zur Schlussfolgerung, dass Lk beide Bücher in Rom
während der zweijährigen Gefangenchaft des Paulus schrieb (ca. 60–62 nChr).
Lukas berichtet z.B. Jesu Prophetie von der Zerstörung des Tempels (Lk 19,42-44; 21,20-24), erwähnt
aber weder in Lk noch in Apg deren Erfüllung im Jahr 70 n.Chr.
Lk erwähnt auch nicht die große Verfolgung der Christen unter Nero (ca. 64 n.Chr) oder den
Märtyrertod des Jakobus (ca. 62 n.Chr).
72
Der Brief des Paulus an Titus
Da Lukas die Erfüllung von Prophezeiungen gerne als Argument benutzt (z. B. Apg 11,28 die
Hungersnot …) und sicher die anderen wichtigen Ereignisse in seinem historischen Bericht (Lk 1,1ff)
verwendet hätte, liegt das Abfassungsdatum wohl vor 62 n.Chr.
Exkurs 3: Illyrium und Dalmatien
Die Delmaten konnten sich zwischen 175 und 170 v. Chr. vom Reich des illyrischen Königs Genthios
unabhängig machen. Die Hauptstadt ihres Gemeinwesens war Delminium.
Im Jahre 156 v. Chr. wurden die Dalmaten zum ersten Mal von einer römischen Armee angegriffen
und unterworfen. Sie wurden tributpflichtig, aber erst unter Augustus 31 v. Chr.-14 n. Chr.) wurde
das Land endgültig ins Imperium eingegliedert, nachdem der illyrische Aufstand, an dem sich die
Delmaten beteiligt hatten, von Tiberius im Jahre unserer Zeitrechnung niedergeschlagen worden
war.
Unter Kaiser Augustus wurde dann die Provinz Dalamatia eingerichtet.
Nach dem Ende des weströmischen Reiches wurde Dalmatien 481 von Odoaker erobert und fiel nach
dessen Tod 493 unter die Herrschaft des gotischen Königs Theoderich. Die Gotenherrschaft endete
535, als Justinian, der selbst aus dem Illyricum stammte, Dalmatien Ostrom einverleibte.
Exkurs 4: Apostel
Weitere Verwendungen des Apostel-Begriffs im NT
Paulus unter dem direkten Befehl Christi:
Apg.9,15-16;22,3-16;26,9-20;Gal.1,11-24;
1.Tim.2,7;2.Tim.1,11
Die 12 Apostel Jesu unter dem direkten Befehl Lk.6,13;Lk.11,49; Apg.1,2;
Christi:
Paulus und die 12 Apostel sind gleichwertig:
Gal.2,8; 1.Kor.9,1f.; 2.Kor.11,5;12,11
Apostel Jesu Christi waren Zeugen der Auferstehung: Apg.1,22;10,41;1.Kor.15,7.8
Das Wirken der Apostel Jesu Christi wurde mit 2.Kor.12,12; Heb.2,3.4; Apg.2,43
Zeichen begleitet:
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Der Brief des Paulus an Titus
Die Apostel sind die Ersten in der Gemeinde, die
Grundlage:
Καὶ οὓς μὲν ἔθετο ὁ θεὸς ἐν τῇ ἐκκλησίᾳ
πρῶτον ἀποστόλους ,
δεύτερον προφήτας ,
τρίτον διδασκάλους 80
ἔπειτα δυνάμεις 81
ἔπειτα χαρίσματα 82 ἰαμάτων 83
ἀντιλήμψεις 84
κυβερνήσεις 85
γένη 86 γλωσσῶν 87
1.Kor.12,28
Und die einen hat Gott in der Gemeinde eingesetzt
erstens als Apostel,
zweitens <andere> als Propheten,
drittens als Lehrer,
sodann <Wunder>kräfte,
sodann Gnadengaben der Heilungen,
Hilfeleistungen,
Leitungen,
Arten von Sprachen.
Eph.2,20
<Ihr seid> aufgebaut auf der Grundlage der Apostel
und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein
ist.
In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu
einem heiligen Tempel im Herrn,
und in ihm werdet auch ihr mit aufgebaut zu einer
Behausung Gottes im Geist.
1.Kor.4,1; Eph.3,5; 2.Pet.3,2; Hebr.2,3.4;1.Thess.2,13;
Jud.17
Offb.22,18-19; 2.Pet.3,2; Jud.1,3
Durch die Apostel hat sich der Herr offenbart und
ihnen Seine Geheimnisse anvertraut:
Nach der Apostelzeit und dem Abschluss des NT gibt
es keine neuen Offenbarungen:
Es gibt noch eine allgemeine Verwendung für das Wort Apostel
Gesandte der Gemeinden Christi
2.Kor 8,23
Sei es, was Titus betrifft, <er ist> mein Gefährte und in
Bezug auf euch <mein> Mitarbeiter; seien es unsere
Brüder, <sie sind> Gesandte der Gemeinden, Christi
ἀπόστολοι ἐκκλησιῶν
Herrlichkeit.
Epaphroditus, Abgesandter der Gemeinde Philippi:
Phil. 2,25
Es gibt auch falsche Apostel:
2.Kor.11,13;
Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische
Sie sind ψευδαπόστολοι = „Lügenapostel“
Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Christi
„Pseudos“
annehmen.
ψευδής = lügnerisch, vorgetäuscht, verlogen; ὁ ψ.
Lügner
Offb.2,2
In gewisser Weise ist jeder Gläubige, ein Gesandter:
Das drückt z. B. auch 2Kor 5,20 aus.
So sind wir nun Gesandte an Christi Statt, indem Gott
gleichsam durch uns ermahnt; wir bitten für Christus:
Mt.5,13-16 (Licht & Salz → Bergpredigt!)
Mt 28,18-20 (sog. Missionsbefehl)
1.Pt.2,9.10
9 Ihr aber seid
ein auserwähltes Geschlecht,
80
διδαχή = die Lehre, der Unterricht, die Unterweisung
δύναμις = Kraft; Macht; Machttat, Wunder; Können, Fähigkeit (Mt 25,15); der Allmächtige, Gott (Mt 24,64;
Mk 14,62)  Dynamit
82
χάρισμα = Gnadengeschenk, Gabe
83
ἴαμα = Heilung; ἰάομαι = heilen, gesund machen, wiederherstellen
84
Kommt von λήμψις = Einnahme, Nehmen
λαμβάνω (fut. λήμψομαι, aor. ἔλαβον, inf. λαβεῖν, part. λαβών, 3.sg. opt. λάβοι, pf. εἴληφα, 3.sg. pf. pass.
εἴληπται) nehmen, anfassen, ergreifen; empfangen, bekommen; wegnehmen, beseitigen; einziehen (Steuern);
auswählen (Hebr 5,1); anziehen (Joh 13,12); fangen (Lk 5,5); überlisten, einwickeln (2Kor 11,20)
85
Kybernetik = Steuerung
86
γένος Nachkommenschaft; Sippe; Verwandtschaft; Nation, Volk; Art, Gattung
87
γλῶσσα, Zunge; Sprache; “Zungenrede”
81
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Der Brief des Paulus an Titus
Lasst euch versöhnen mit Gott!
Gesunder Glaube zeigt sich im Gehorsam:
Zum Begriff Nachahmer Gottes
μιμητής = mimätäs = Nachahmer, Nachfolger (eines
Vorbildes)
Der Begriff μιμητής bezeichnete u.a. auch den
Schauspieler. (Maske leitet sich davon!)
μιμέομαι = mimeomai = nachahmen, einem Beispiel
folgen, einem Vorbild nacheifern
Eine andere griech. Bezeichnung für Schauspieler
(Heuchler) war
ὑποκριτής = hypokritäs = Heuchler, Scheinheiliger
ein königliches Priestertum,
eine heilige Nation,
ein Volk zum Besitztum,
damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch
aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht
berufen hat;
die ihr einst »nicht ein Volk« wart, jetzt aber ein Volk
Gottes seid; die ihr »nicht Barmherzigkeit empfangen
hattet«, jetzt aber Barmherzigkeit empfangen habt.
Joh.14,23.24;
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand
mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein
Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen
und Wohnung bei ihm machen. Wer mich nicht liebt,
hält meine Worte nicht; und das Wort, das ihr hört,
ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt
hat.
Eph.5,1f.
Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder! Und
wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt
und sich selbst für uns hingegeben hat als Opfergabe
und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden
Wohlgeruch!
1.Petr.1,22f
Da ihr eure Seelen durch den Gehorsam gegen die
Wahrheit zur ungeheuchelten Bruderliebe gereinigt
habt, so liebt einander anhaltend, aus reinem Herzen!
Denn ihr seid wiedergeboren nicht aus vergänglichem
Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das
lebendige und bleibende Wort Gottes.
ὑποκρίνομαι = sich verstellen, sich den Anschein
geben
ὑπόκρισις = Heuchelei, Verstellung, Falschheit,
Scheinheiligkeit
Steht dein Leben in einem solchen Gehorsam, dass
du selbst ein APOSTEL bist?
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Der Brief des Paulus an Titus
Exkurs 5: Qualifikationen für Älteste und Diakone
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Der Brief des Paulus an Titus
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Der Brief des Paulus an Titus
Exkurs 6: Epimenides
Epimenides (gr. Επιμενίδης) lebte im 6./7. Jahrhundert v. Chr. in Knossós auf Kreta und in Athen. Er war
Philosoph und berühmtester Seher und Reinigungspriester („Katharte“) seiner Zeit sowie ein Zeitgenosse der
Sieben Weisen, zu denen er auch gerechnet wird.
Er gehörte dem enthusiastischen Kult des Zeus und der Kureten an, mit dem auf Kreta eine geheime
Priesterweisheit verbunden war, soll auch einst in der Diktäischen Höhle bei Knossós entschlafen und erst nach
57 Jahren wieder aufgewacht sein.
Sein Rat war selbst von Staaten begehrt. Er veranlasste Veränderungen in den heiligen Gebräuchen der
Athener und bemühte sich, Ehrlichkeit und Billigkeit in Athen einzuführen; auch soll er der Erfinder des Pflugs
gewesen sein. Als Lohn soll er sich einen Zweig des heiligen Ölbaums auf der Burg erbeten haben.
Der Altar des „unbekannten Gottes“ in Athen, den der Apostel Paulus Jahrhunderte später in seiner Rede auf
dem Areopag erwähnte, wurde auf die Initiative von Epimenides hin aufgestellt.
Die Lakedämonier sollen ihn in mehrhundertjährigem Alter in einem Krieg mit den Knosiern gefangen
genommen und, weil er ihnen nur Böses geweissagt, hingerichtet, die Argiver aber seinen Leichnam beerdigt
haben. Man legt ihm mehrere Gedichte und prosaische Schriften bei, unter denen vielleicht einige
Orakelsprüche und Sühnlieder von ihm herrühren.
Es ist nicht sicher, ob die ihm zugeschriebene Dichtung wirklich von ihm verfasst oder nur unter seinem Namen
veröffentlicht wurde. Erhalten sind einige Fragmente seiner Aussagen und Schriften aus den Werken anderer
antiker Schriftsteller wie Aelian, Pausanias, Plutarch oder Philodem.
Am bekanntesten dürfte die zweite Zeile aus dem Gedicht Cretica sein:
Sie haben dir ein Grab eingerichtet, oh Heiliger und Hoher.
Die Kreter sind immer Lügner, wilde Tiere, faule Bäuche.
Aber du bist nicht tot, du lebst und bleibst für immer
Denn in dir leben und laufen und sind wir.
Die daraus entstandene Umformung der zweiten Zeile „Alle Kreter sind Lügner (und alle von Kretern
aufgestellten Behauptungen sind Lügen)“ wird als das Paradoxon des Epimenides bezeichnet, jedoch entsteht
der Widerspruch erst in der verschärften Form (was aber z. T. auch ein Problem der Übersetzung aus dem
altgriechischen Original ist, bzw. erst durch die Übersetzung entsteht).
Die ursprüngliche Form der zweiten Zeile ist bekannt aus dem Brief des Paulus an Titus 1,12 und wurde zuvor
von Kallimachos von Kyrene im 3./4. Jh. v.Chr. zitiert. Die vierte Zeile wird von Paulus zitiert, als er sich
gegenüber den griechischen Philosophen auf dem Areopag in Athen verteidigt. (Apostelgeschichte des Lukas
17,28)
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