Sexualität im Alter Von der Gesellschaft wird die Sexualität älterer Menschen weitgehend verleugnet und ältere Paare werden eher als asexuell betrachtet. Es kommt zwar mit zunehmendem Lebensalter zu Veränderungen der körperlichen sexuellen Reaktionen; sie sind jedoch keinesfalls mit einem Verlust der Sexualität gleichzusetzen. Bei Frauen kommt es insbesondere durch den Östrogenmangel zu einer Verdünnung des Schleimhautgewebes sowie zu einer Verringerung und Verzögerung der Feuchtigkeit bei sexueller Erregung. Dies führt gelegentlich zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Ältere Männer reagieren auf eine sexuelle Erregung oder Stimulierung nicht mehr so rasch mit einer Erektion wie 17-Jährige. Sie wird langsamer aufgebaut, ist störungsanfälliger, nicht mehr so voll oder so hart wie früher, und es dauert länger, nach einer Ejakulation eine weitere Erektion zu entwickeln. Es bedarf längerer Stimulation bis zum Orgasmus, das Erleben des Höhepunkts ist teilweise weniger intensiv und die Menge des ejakulierten Spermas bei vielen älteren Männern deutlich geringer. Grundsätzlich ist es jedoch Frauen wie Männern auch im hohen möglich, Sexualität zu praktizieren und einen Koitus zu erleben. Aber auch wenn sexuelle Fähigkeiten erhalten bleiben, sind viele ältere Menschen sexuell nicht mehr aktiv. Die Sexualität eines älteren Menschen bestimmt sich weitestgehend aus seiner sexuellen Vorgeschichte. Ein sexuell aktiver Mensch bleibt auch im Alter eher sexuell aktiv, ein sexuell vielseitiger Mensch wird auch im Alter nach unterschiedlichen Formen der sexuellen Befriedigung suchen. Sexuelles Begehren und Erleben, Erotik, Liebe und Zärtlichkeit bekommen vielleicht ein anderes Gewicht, bleiben aber mehr oder weniger lebhafter Ausdruck der jeweiligen Persönlichkeit und ihres Lebensstils. In vielen Fällen wird die gemeinsam geteilte Zärtlichkeit von älteren Paaren als wichtiger eingeschätzt als der möglichst häufige Vollzug des Beischlafs — auch wenn es natürlich eine große Spannbreite ganz unterschiedlicher individueller Erfahrungen gibt. Die klinische Erfahrung belegt, dass viele ältere Menschen die eigene Körperlichkeit und Sexualität bis ins hohe Alter hinein als einen wichtigen Teil der eigenen Person ansehen. Daher ist gerade bei älteren Patienten darauf zu achten, dass nicht falsche Vorstellungen und Stereotype über die Alterssexualität den Umgang mit den Patienten beeinflussen. So belegt eine Untersuchung, dass in vielen Krankenhäusern bei älteren Brustkrebspatientinnen auf eine Brust erhaltende Operation weniger Wert gelegt wird als bei jüngeren. In Deutschland ist — gerade bei Männern — eine deutliche Prägung der Sexualität durch das Leistungs- und Anspruchsdenken zu beobachten: In ihr soll alles möglich sein, also sollen auch im sexuellen Bereich Spitzenleistungen erbracht werden. Und nirgendwo wirken Normvorstellungen so „hinterhältig“ wie im Bereich der Intimität: Häufig wird nicht danach gefragt, wie oft eine Frau und ein Mann das Bedürfnis empfinden, miteinander zärtlich zu sein, sondern das Zusammensein wird plötzlich dadurch bestimmt, wie oft „ein Durchschnittspaar“ pro Woche miteinander verkehrt. Zusätzlich erscheint die eigene Sexualität oft klein, grau und unbefriedigend neben der „perfekten“ Sexualität, die in Fernsehen, Kino und Magazinen gezeigt wird. Die Sexualität bleibt manchmal auch dann bedeutsam, selbst wenn sie schon lange nicht mehr aktiv mit einem Partner geteilt wird. Das Sexuelle kann für ältere Menschen etwas Wichtiges sein, muss es aber nicht. Grundsätzlich gilt dabei: Eine zentrale Voraussetzung zu einem adäquaten Zugang zur Sexualität älterer Menschen ist die Freiheit von eigenen Vorurteilen. Es gilt in jedem Einzelfall zu prüfen, welche Bedeutung Liebe und Zärtlichkeit für den Betroffenen hatten und haben und körperliche Eingriffe darauf abzustimmen. Wenn Sie mit jemandem darüber reden möchten, steht Pfr. Maas Ihnen zur Verfügung.