Abbildungen und Funktionen Abbildungen und Funktionen Wie kommt man an Nullstellen, wenn es sich nicht um ein Polynom mit Grad 2 handelt? Ein von Gauß stammender Satz erlaubt oft, Nullstellen von Polynomen mit ganzzahligen Koeffizienten zu raten: Satz 4.7 Bei einem Polynom mit ganzzahligen Koeffizienten a0 , . . . , an 2 Z, a0 6= 0, p(x) = an xn + an gilt für jede rationale Nullstelle x0 = 1x a b n 1 + . . . + a1 x + a0 (in voll gekürzter Darstellung): 1. a ist (pos. o. neg.) Teiler von a0 , (dem konstanten Glied) 2. b ist (pos. o. neg.) Teiler von an (dem Leitkoeffizienten). Für an = 1 sind alle rationalen Nullstellen sogar ganzzahlig und teilen a0 . also insb. p(a) = c 1 . Ist a eine Nullstelle des Polynoms p, so hat man eine Polynomdivision durchgeführt: p(x) = (x a)q(x) mit q(x) = cn 1x Beispiel: Ermittle die rat. Nullstellen von p(x) = 3x3 + 2x2 G. Skoruppa (TU Dortmund) 2, 1/3, 1 Mathematischer Vorkurs + cn 2x n 2 + · · · c1 x + c0 . Kennt man gleich mehrere Nullstellen, ist manchmal eine Abspaltung per herkömmlicher direkter“ Polynomdivsion sinnvoller: ” Beispiel Die rationalen Nullstellen von p(x) := x4 2x3 6x2 + 6x + 9 können nur unter diesen Zahlen sein: ±1, ±3, ±9. Durch Einsetzen zu sehen: Genau x1 := 1 und x2 := 3 sind wirklich Nullstellen. Eine Polynomdivision von p(x) durch (x + 1)(x 3) = x2 2x 3 ergibt (vgl. Vorles.): 3) (x + 1) x2 p(x) = (x Damit lassen sich also bei solchen Polynomen alle rationale Nullstellen durch Probieren bzw. Raten finden. Der letzte Satz erlaubt dann eine faktorielle Zerlegung in Linearfaktoren und Polynome mit kleinerem Grad. n 1 3 Nun sofort zu sehen: Die Gleichung x4 2x3 6x2 p + 6x + 9 = 0phat genau die vier Lösungen x1 = 1, x2 = 3, x3 = 3, x4 = 3. 7x + 2. September 2017 40 / 49 G. Skoruppa (TU Dortmund) Abbildungen und Funktionen Mathematischer Vorkurs September 2017 Abbildungen und Funktionen Diese geschieht z.B. mit Polynomdivision per Hornerschema. Definition 4.8 (Rationale Funktion) Beschreibung des Hornerschemas: Den Quotienten f (x) = p(x) q(x) zweier Polynome p und q nennt man (gebrochen-)rationale Funktion. Die Definitionsmenge ist R ohne die Nullstellen des Nennerpolynoms q. P Schreibe die Koeffizienten von p(x) = nk=0 ak xk in die erste Zeile einer Tabelle und den Wert 0 unter an . Führe nun für ein a 2 R von links nach rechts in der Tabelle immer wieder zwei Schritte durch: 1. Addiere die Zahlen der ersten und zweiten Zeile und schreibe sie in die dritte Zeile. 2. Der zuletzt berechnete Wert wird mit a multipliziert und in die zweite Zeile der nächsten Spalte eingetragen. an + 0 = cn 1 an 1 an 2 ··· a1 a0 + + + + cn 1 · a cn 2 · a ··· c1 · a c0 · a % = % = % % = % = cn 2 cn 3 ... c0 c 1 Dann ist p(x) = (x G. Skoruppa (TU Dortmund) a)(cn 1x n 1 + cn 42 / 49 2x n 2 Mathematischer Vorkurs + · · · c1 x + c0 ) + c 1. September 2017 41 / 49 Anders als Polynome können rationale Funktionen Definitionslücken haben. Ihre Graphen haben dort oft Anomalien (Löcher, Pole). Zudem müssen sie anders als nicht konstante Polynome für x ! ±1 nicht nach ±1 streben: f (x) = 1 , x g(x) = x+1 , x2 + 1 h(x) = 2x . x G. Skoruppa (TU Dortmund) Graph h Graph g Graph f Mathematischer Vorkurs September 2017 43 / 49 Abbildungen und Funktionen Abbildungen und Funktionen Definition 4.9 (Komposition) Für zwei Abbildungen f, g mit Definitionsmengen Df , Dg definiert man die Komposition oder Verkettung von f und g durch für (g f )(p) := g(f (p)) p2f 1 (Dg ) ⇢ Df Andere Sprechweise: Komposition von g nach f . Die Zielmenge (z.B. Z) erbt g f von g: g f : f Situation: f g f 1 (Dg ) ! Dg ! Z O↵ensichtlich gilt Assoziativität: 1 (D g) g(x) = x2 f : D ! Z ist injektiv, falls die Gleichung höchstens eine Lösung x 2 D hat. (h g) f = h (g f ). x + 1. (g f )(x) = g(f (x)) = (x3 + 1)2 G. Skoruppa (TU Dortmund) f : D ! Z heißt injektiv, falls für x1 6= x2 aus D folgt: f (x1 ) 6= f (x2 ). Satz 4.12 ! Z. Folgerung 4.13 (für reellwertige Funktionen) Sei D ⇢ R. f : D ! R ist injektiv falls der Graph von f jede Parallele zur x-Achse höchstens einmal schneidet. (x3 + 1) + 1 = x6 + x3 + 1. September 2017 44 / 49 G. Skoruppa (TU Dortmund) Abbildungen und Funktionen x+1 x 1. 1 (D g) Dann (prüfe selbst!) 1 (R =f Dg f x+1 x 1 = Df = R \ {1}. Dg f =f 1 (D g) x+1 x 1. =f Dann (prüfe selbst!) 1 (R f Es gilt (g f )(x) = 1+x 1 x. Mathematischer Vorkurs f = idD Das Symbol f gemeint ist: und f y 7! f f 1 1 (y). = idf (D) . 1 ist mehrdeutig. Aus dem Zusammenhang wird klar, was Ist Y eine Menge, so ist f 1 (Y ) Urbildmenge von Y unter f . Ist y Element der Bildmenge von f , so ist f 1 (y) Wert der Umkehrfunktion von f an der Stelle y. = 1? Das ist genau der Fall für x = 1. Damit gilt Dg f = Df \ {1} = R \ {0, 1}. G. Skoruppa (TU Dortmund) 1 : f (D) ! D, Warnung: Vorgehen: Entferne aus Df die x 2 Df mit f (x) = 1. 1 x f 1 Beweis: Klar. \ {1}). Für welche x 2 Df = R \ {0} gilt f (x) = 46 / 49 Ist f : D ! Z injektiv, so gibt es für jedes b 2 f (D) genau ein a 2 D mit f (a) = b. Definiere dann f 1 (b) := a und damit die Umkehrabbildung \ {1})! 6= 1, muss nichts entfernt werden, also: c) f (x) = x1 , g(x) = September 2017 Definition und Satz 4.14 (Umkehrabbildung) (g f )(x) = x. Vorgehen: Entferne aus Df die x 2 Df mit f (x) = 1. Da f (x) = Mathematischer Vorkurs Abbildungen und Funktionen Die Definitionsmenge ist aber nicht, wie letzteres vermuten lässt, R! Berechne f für jedes y 2 Z Dann Mathematischer Vorkurs b) f (x) = g(x) = y = f (x) Beweis: Klar. Beispiel 4.10 Die Komposition von Polynomen ergibt wieder Polynome, die rationaler Funktionen wieder rationale Funktionen. Als Beispiele: a) f (x) = x3 + 1, Definition 4.11 (Injektivität) Nie meint f September 2017 45 / 49 1 die Funktion 1/f . Absolut falsch ist also: sin G. Skoruppa (TU Dortmund) Mathematischer Vorkurs 1 (x) = September 2017 1 sin(x) . 47 / 49