Bethlehem und Golgatha Wiege des Christentums Briefe durch die Mauer A U S G A B E 45 AUSGABE 43 MAUERN ABBAUEN – BRÜCKEN BAUEN ! von sehr viel Herzlichkeit und Offenheit. Es freut uns sehr, dass Weihbischof Haßlberger uns im nächsten Jahr noch einmal besuchen will und dann auch noch mit etwas mehr Zeit. Christen leiten die Kirche. Christen leben in Ordensgemeinschaften, in Familien, in geistlichen Gemeinschaften. Christen sind da zu finden, wo Menschen in Not sind und Christen sind Menschen, die wie alle anderen auch selbst in Not geraten können. Christen sind nicht nur hauptamtliche oder ehrenamtliche Seelsorger in Gefängnissen oder anderen sozialen Brennpunkten. Christen sind auch selbst im Gefängnis, auch als Gefangene. Liebe Mitglieder, Freunde und Förderer des Tabor e.V. Viele der Christen im Gefängnis hatten vor ihrer Inhaftierung ihren Glauben vergessen oder vernachlässigt. Einige waren vor ihrer Inhaftierung noch gar keine Christen und haben Gott erst im Gefängnis gefunden, da sie an diesem Ort erst angefangen haben, nach Gott zu fragen. Manche sind auch nur für die Zeit der Not Christen und wenn es ihnen gut geht, ist Gott wieder vergessen. In diesem Magazin erfahren wir von den verschiedensten Menschen, warum sie Christen sind. Wir freuen uns sehr über alle Beiträge. und wie immer über die Offenheit, in der sie geschrieben sind. Ganz besonders freue ich mich, dass dieses Jahr, durch die Vermittlung von Josef Six ein persönlicher Kontakt zu Herrn Weihbischof Dr. Haßlberger entstanden ist. (Siehe S. 14 ff) Wir hatten eine sehr schöne Begegnung mit dem Herrn Weihbischof in unserer Wohngemeinschaft in Maria Altenburg. Der Besuch fand im Rahmen einer Pfarrvisitation statt und konnte deswegen nicht länger als eine Stunde sein. Diese Begegnung war aber geprägt In unserem Magazin finden sich Berichte von Menschen im Gefängnis, die Gott suchen, um Ihn ringen und die Ihn für sich schon gefunden haben. Wir berichten von Menschen, die auch nach ihrer Entlassung, am Ende der Not, noch bei Gott und dem Glauben an Ihn geblieben sind. Für mich selbst ist der christliche Glaube und somit die Nachfolge Jesu das 2 Wichtigste in meinem Leben. Dennoch finde ich es manchmal schwierig, öffentlich mit dem Bekenntnis: ‚Ich bin Christ!’ aufzutreten. Wer sich zu Christus bekennt, wird mit anderen Maßstäben gemessen: z.B. ‚Ein Christ geht offen in einen Konflikt!? … Darf er das oder muss er nicht lieb, freundlich, immer nachgiebig und demütig sein?’ Es kann einem Menschen, einer Gemeinschaft, einer guten Sache auch schaden, wenn man zu lange (passiv) schweigt. In Liebe zu handeln bedeutet auch, konsequent zu sein und die Konsequenzen für sich selber auszuhalten. Dann kann niemand mehr sagen: „Das ist aber nicht christlich!“ In diesem Jahr hatten wir sehr viele Konflikte, an sehr vielen Ecken. Es war und ist anstrengend und ich frage mich jedes Mal, wie ich mich als Christ in diesen Konflikten verhalten soll. Ich habe mit vielen verschiedenen Menschen, Christen, darüber gesprochen und alle haben mich ermutigt, in die Offensive zu gehen. So wünsche ich uns Christen den Mut, unsere Position einzunehmen, zu vertreten und dafür auch zu kämpfen, wenn es sein muss bis zum Äußersten. In diesem Sinne ein gesegnetes und heilsames Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr! Eure Ingrid Vorsitzende des Tabor e.V. Ich habe erkannt, dass etwas, das ich bisher für christliches Handeln gehalten habe (nachgeben, den Mund halten, nichts sagen, Verleumdungen ertragen, schweigen wie Jesus vor Pilatus etc.), nicht immer einer christlichen Haltung entspricht. Im Gegenteil: Der Hintergrund für solches Handeln kann auch Konfliktscheu oder Feigheit sein. Ein Pater hat mir bei der Beichte gesagt, dass Jesus sehr zornig werden konnte, dass er sich getraut hat, den Leuten die Wahrheit zu sagen, die er sieht und dass er die Händler aus dem Tempel geschmissen hat. So bedeutet Christ sein auch, sich der Auseinandersetzung zu stellen, nicht alles einfach hinzunehmen, für eine gute Sache eventuell auch den guten Ruf zu verlieren … Jesus hatte den Mut zu kämpfen und er redete den Menschen nicht nach dem Mund. 3 rekt, beurteilen zu können, was eine verständliche und vernünftige Begründung ist und was nicht. Warum ich Hat etwas, das mir heilig ist, nur dann Wert, wenn ich es auch allgemeinverständlich und logisch rechtfertigen kann? Ist das Glück eines Kindes, die Trauer um Tod, die aberwitzige Schönheit und Vielfalt der Natur, sind die Schmetterlinge im Bauch von Liebenden nicht etwas, was zutiefst einfach da ist? Ich versuche deshalb nicht, mein Christsein so lange in erklärbare Stückchen zu sezieren, bis andere dann sagen können: Ach so ist das, ja, dann habe ich das verstanden und kann es auch so machen. Christsein muss man wollen, mit allem danach streben, es leben und erleben. Und ich will bewusst offenlassen, was ich schreiben würde, wenn ich als Muslim, Atheist oder sonst wie leben würde. Christ bin Gäbe es Jesus nicht, müsste man Ihn dringend erfinden. Erführe ich aber, dass Er eine Erfindung war, ich würde sagen: Wohlgetan – und weiter Christ bleiben! 44 Jahre hatte ich mir Zeit gelassen – leider – bevor ich mich aus freien Stücken entschied, mich taufen zu lassen. Und um es gleich vorwegzunehmen: Nach allem, was ich an Gottes Willen in meinem Leben spüre, bin ich im Herzen Christ, also ein Mensch, der in der Nachfolge Christi zu seinem Gott unterwegs ist – mit all meiner Fehlerhaftigkeit und Schuld. Wenn es um Fragen des Lebens geht und nicht um Wissenschaft, mag ich diese typisch menschliche ,W-Frage‘ nicht, das „Warum“. Sie will die Dinge einfach machen, möglichst eindimensional, und der Fragende behauptet indi- 4 Zu sehr hatte mich der unsägliche Zwist zwischen Katholiken und Protestanten und die Verlogenheit von Menschen abgeschreckt, die sich Christ oder gar Geistliche nennen, die aber vorsätzlich unchristlich handeln. Fragen‘ zu stellen: Warum musste das geschehen? Was soll ich tun oder lassen? Wer liebt mich? Was bin ich? Wie soll es nur weitergehen? Meinen konfessionsverschiedenen Eltern und auch mir blieb wegen solcher Scheinheiligkeit eine kirchliche Trauung verwehrt und in den Herkunftsfamilien meiner Eltern herrschte nur gegenseitige, eisige Ablehnung – und das sogar im Haus eines Prof. Dr. Dr. der Theologie. Und hier, aber auch erst am Tiefpunkt meines Lebens, trat Jesus Christus in mein Bewusstsein. Ich hatte als letzten Ausweg begonnen gehabt, einfach zu Gott zu reden, Ihm alles hinzulegen, hatte meine Machtlosigkeit eingestanden. Gott, wie ich Ihn verstand, war zur letzten Bezugsgröße, zum letzten verlässlichen Halt für mich geworden – ich habe Ihn da wohl zum ersten Mal wirklich ernst genommen, einfach weil die Not zu groß geworden war. Aber seit ich mich zurückerinnern kann, habe ich immer an Gott geglaubt als die höchste Macht, die alles erschaffen hat, alles weiß und alles vermag. Zu diesem Gott hatte und habe ich ein kindliches Urvertrauen, wie nicht einmal zu meinen Eltern. Dieser Gott ist für mich schon immer ein Vater im besten Sinne gewesen, der alle Anlagen in mich gelegt hat und zu dem ich kommen darf, wann und womit ich will. Dass ich das einen Großteil meines Lebens verdrängt und nicht getan habe, hat daran nichts geändert – ich weiß heute, dass ich zu jeder Zeit und auch mit jeder Schuld auf Ihn zugehen darf und dass Er mich annehmen und heilend in mein Leben hineinwirken will. Das habe ich immer wieder erlebt, insbesondere seit ich aufgrund meines Verbrechens im Freiheitsentzug leben muss. Seit dieser Zeit durfte ich plötzlich ohne eigenes Zutun – und erst recht, ohne es „verdient“ zu haben – die Nächstenliebe von fremden Menschen (christlichen Seelsorgern) kennenlernen, die Barmherzigkeit echter Freunde und auch die Annahme durch eine christliche Selbsthilfegruppe der EMMAUSBewegung erfahren. Als ich dann zaghaft begann, erstmals wirklich in der Heiligen Schrift zu suchen, erlebte ich, wie sehr sie Lebenshilfe und zugleich auch Maßstab für An Gott gewendet hatte ich mich zuvor nur, wenn es mir sehr schlecht ging und ich dann begann, diese fatalen ,W- 5 meine Entscheidungen sein kann, wenn ich es zulasse. in meinem Verstehen nur einer, der Mensch und Gott zugleich ist. Sie schenkt mir die Bilder, die ich brauche, wenn mich diese W-Fragen quälen. Und in ihr fand ich alles wieder, was mir tatsächlich an Gutem von Gott und Mensch nach meinem Zerbruch widerfahren ist – alles stand schon geschrieben. Lachender Jesus v. Br.Martins OFM Ich bin derselbe geblieben, klar, aber die Beziehung, die ich zu Ihm verspürte, als ich zu glauben begann, gab mir das Gefühl, mein wirkliches Leben noch einmal ganz von vorne anfangen zu dürfen - bedingungslos. Das strahlendste Bild aber, bei dem es für mich sofort außer Zweifel stand, dass es die Wahrheit, der Weg und das Leben ist, habe ich in Jesus gefunden und in Seinem Weg unter uns. Seine Radikalität im Gerechtsein, Seine Freiheit zum Anderssein und Seine gelebte Liebe zu Gott und zu den Geringsten, denen vom Rand der Gesellschaft, haben mich überwältigt, begeistert und erfüllt. Er ist Hoffnung, ist mir ein Gegenüber zum Anfassen geworden, zugleich Herr und Bruder, einer, der mich um meiner selbst willen liebt. Das kann Je weiter ich mich auf Ihn einließ, desto mehr erkannte ich, dass Er im wahrsten Sinne des Wortes die fleischgewordene Antwort Gottes ist, wie dieser sich gelingendes und erfülltes Leben und Miteinander für die Welt wünscht. Mit Jesus hat Er uns eine unermessliche Liebe in die Welt gebracht und ans 6 Herz gelegt, und zwar eine, die ich tatsächlich spüre und jeden Tag erlebe – als Liebe von und zu meinem Nächsten, als Liebe zwischen Gott und mir, und wie ich auch mich selbst lieben darf und soll, trotz meiner Fehler und Schuld. Damit wir diese Liebe erfahren dürfen und damit sie nie endet, hat Gott Jesus als Seinen Sohn Mensch werden lassen, Ihm all unsere Last und Schuld aufgeladen und zusammen damit wieder zu sich genommen. Daran glaube ich so gewiss, als wäre ich dabei gewesen, und ich erlebe es so. Wie schlimm waren die Phasen meines Lebens, in denen ich dieses Bild, dieses Licht nicht in mir hatte – und wie wunderbar sind diese Momente, in denen ich ab und zu glaube, so zu handeln, wie es mir Jesus vorgelebt hat. Marcel JVA München Haftstrafe: Lebenslänglich wegen Mordes; seit neun Jahren in Haft, engagiert sich mit sehr viel Herzblut in der katholischen Kirche in Stadelheim als Mesner, im Kirchenchor, in der Emmausgruppenarbeit und in „SET-FREE Das Netzwerk für Gefangene“ 7 es zu diesem Schritt der Firmung im Knast? D: (Dietrich schmunzelt) ...Nun ja, wie du richtig bemerkt hast, ich war einige Monate in Stadelheim wegen eines Betrugsdeliktes inhaftiert. Es ist schon eine ganze Zeit her, aber bis heute ist mir diese sehr einschneidende Erfahrung noch gut in Erinnerung. Es war ein echter Schnitt, mehr: ein totaler Riss, der da mein bisheriges Leben durchzog und von einer absolut ungewissen Zukunft trennte... Es war aber auch eine Zeit der Selbstfindung. So seltsam das klingen mag: Ich habe die Zeit damals auch als Chance verstanden. Eine Chance, endlich wirklich etwas zu verändern, endlich Ordnung zu schaffen in meinem Leben. Heimkehr zu den katholischen Wurzeln - Ein Interview - Zunächst dachte ich, dass ich gänzlich alleine bin, war kraftlos, traumatisiert. Ich hatte alles an materiellen Gütern verloren, meine Familie schien für immer zerrüttet zu sein. Nur meinen Glauben hatte ich noch, und in all der ganzen Hoffnungslosigkeit strahlte dieser als letztes Licht immer heller: Ich setzte mich wieder intensiv mit meinen religiösen Wurzeln, vor allem jedoch mit Gott, Christus auseinander. Ich betete, anfangs noch nicht einmal für mich - das wagte ich nicht - umso mehr für meine Familie. Dietrich (Name geändert) wurde als Kind katholisch erzogen und ist mit zehn Jahren mit seiner Familie aus der Kirche aus- und zu den Zeugen Jehovas übergetreten. Als Jugendlicher hatte er in Indien Berührung mit Hinduismus und Buddhismus, auch mit dämonischen Praktiken. Während seiner Haft in der JVA Stadelheim fand er zum christlichen Glauben zurück und ließ sich firmen. Heute lebt er in der Tabor-WG. Red.: Lieber Dietrich, du hast einige Monate in der JVA München Stadelheim in U-Haft verbracht. Du wurdest in der Haft als Erwachsener gefirmt, hast also im Gefängnis Deinen christlichen Glauben gelebt und bekannt. Wie kam 8 In mir wuchs von Tag zu Tag die Gewissheit, dass es nur eine Rettung für mich und meine scheinbar ausweglose Situation und mein ganzes in Trümmern liegendes Inneres gab. Diese Rettung war die bedingungslose Entscheidung für Christus, seine unendliche Liebe und Verzeihung. so nennen sich die wiedergetauften Mitglieder dieser Sondergruppe, eigentlich eine ganz interessante Erfahrung. Also auch für mich, als religiös erzogenes Kind. Es schien wirklich so, als ob wir in die Gemeinschaft integriert seien, ja eine bisher unbekannte Heimat gefunden hätten. Hier schien man den Glauben wirklich ernst zu nehmen. Red.: Und diese Entscheidung wolltest Du im Sakrament der Firmung deutlich machen und Dich von Gott bestärken lassen? Mehr noch: man traf sich mehrmals pro Woche zu Bibelkreisen im Königreichsaal oder zu Hause bei der Predigtdienstschulung, welche von einem ‚Ältesten’ geleitet wurde. Doch nicht nur das biblische Wissen (speziell über das Alte Testament) wuchs, sondern mehr und mehr auch ein sehr belastender, übergroßer Druck: Keine Frohe Botschaft, vielmehr eine Drohbotschaft, gekennzeichnet vom nahen Weltuntergang, Harmagedon, der Vernichtung all dessen, was Jehova missfällt. D.: Ja, genau, das wollte ich. Es war mir ein zutiefst wichtiges Bedürfnis, mein Leben in die Hand Gottes zu geben. Der immer erhobene Zeigefinger, das ewig drohende Damoklesschwert, das wurde meiner Familie und mir gezeigt. Letztlich würde der Zorn Gottes, wenn wir uns nicht an die Auslegung der Zeugen hielten, auch uns treffen … Überwachung, Drohung, mehr und mehr Lehr- und Predigtdienstaufträge, Härte oder ein bedauerndes und absolut überhebliches ‚Von-oben-auf-unsHerabblicken’ war an der Tagesordnung. Meine Mutter konnte das nicht mehr akzeptieren, auch meine Großmutter hielt das nicht mehr aus. Wir zogen uns zurück und brachen jeglichen Kontakt ab. Ich bin mir sicher, dass Gott selbst zu dieser Zeit eingegriffen hat und uns von Ich hatte die Firmung als Jugendlicher nicht mehr empfangen, da meine gesamte Familie damals aus der Kirche ausgetreten war. Ich muss so zehn Jahre gewesen sein, als meine Großmutter und Mutter sich den Zeugen Jehovas, einer recht totalitären Sekte, angenähert hatten. Anfangs war der Kontakt zu den so genannten Brüdern und Schwestern, 9 den Fesseln dieser obskuren Gemeinschaft befreite. gener und den Seelsorgern vor dem Altar in Stadelheim gefirmt. Ich weiß noch, damals brach ich vor lauter Glück und innerlich frei wie nie zuvor in Tränen aus… Red.: Und was geschah dann mit dir in Stadelheim? D.: Nun ja: In Stadelheim lernte ich Kirche, speziell die katholische, mit Red.: Dietrich, Ich weiß, dass Du vor Deiner Haft auch viel in anderen, asiatischen Religionen und Kulturen am Suchen und Ausprobieren warst … D.: (Dietrich blickt nachdenklich in die Ferne) Stimmt, besonders das Vedentum, eine sehr alte, ursprüngliche Form des heutigen so genannten Hinduismus, und der tibetische Buddhismus beschäftigten mich besonders. Ich kam so ca. mit 14 Jahren mit den beiden Philosophien in Kontakt. Besonders das Vedentum und seine Vielzahl der teils Jahrtausende alten Schriften, wie der Vedanta, der Mahabarata, Rigveda etc. wurden zum Mittelpunkt meines spirituellen Lebens. Ein Aufenthalt in Indien, die intensive Beschäftigung mit Yoga, dem Ayurveda wirklich interessierten und engagierten Christen kennen, die eine für mich gesunde Religiosität lebten. Mein aus meiner Kindheit stammendes christlich-katholisches Gottesbild wurde neuerlich bestärkt. Ich haderte jedoch immer noch, manchmal – nein öfter auch heute noch - hinsichtlich der Amtskirche (er zwinkert mit den Augen!). Aber das hielt mich letztlich doch nicht ab, wieder ganz und vollumfänglich zu Christus, Gott-Vater und dem Hl. Geist ja zu sagen. Ich bat also um Wiederaufnahme, wurde schließlich auch aufgenommen und in einer mir bis heute unvergesslichen Zeremonie im Kreis einiger Mitgefan- und letztlich auch dem tagtäglichen Praktizieren des uralten, indischen 10 Glaubens sowie der Speisen- und Gebetsregeln kamen hinzu. liebt, vergibt, aufrichtet und heilt. Ja, Christus ist mein Leben, die Kirche, bestehend aus gläubigen Menschen, ist mein Zuhause. In Indien ließ ich mich von einem wichtigen Svami überdies initiieren. Ich war von da an ein Pujari (Tempeldiener etwa zu vergleichen mit einem Diakon), leitete selbst die Gottesdienste, selbst einmal bei einem sehr wichtigen Hindufeiertag in einem Indischen Tempel und, naja, war eigentlich so mit Gott, mir und der Welt eine ganze Weile recht zufrieden. Mein Wissen über die vedischen Schriften, die Geschichte Indiens und seiner Bevölkerung wuchs stetig an. Red.: Und so bist Du jetzt irgendwie wieder zu Hause angekommen… Danke, Dietrich, für Deinen offenen Lebensbericht! Aber ich ließ es nicht dabei bewenden, las nun auch verbotene Schriften, beschäftigte mich nicht so sehr mit Göttlichem, sondern auch zunehmend mit der Kraft dämonischer Einflüsse. Letztlich, ich weiß, es klingt furchtbar, opferte ich selbst Blut von mir, um gewisse sehr gefährliche und dunkle Kräfte scheinbar für mich gefügig zu machen. Oh Gott, wie schrecklich ist das heute für mich in der Rückschau! Ich kann an dieser Stelle nur eindringlich alle Leser vor derartigen Praktiken warnen und möchte auch zukünftig helfen, dass sich Menschen, die sich auf der religiösen Suche befinden, nicht selbst in derart okkulte und wirklich lebensbedrohliche Situationen bringen. Heute habe ich Heimat bei Christus, dem einzigen wirklichen Retter, wahrer Gott und wahrer Mensch. Er, der unter uns war und immer sein wird; der 11 seinen Glauben auch nach außen zu bezeugen? Martin: Es ist nicht gerade leicht, im Gefängnis als Christ zu leben. Da kommen öfter dumme Sprüche wie: Weichei! Oder: Jetzt geht er wieder beim Pfarrer schleimen! Aber oft auch härtere Sprüche, die unter die Gürtellinie gehen, die ich hier nicht wiedergeben möchte. Man muss schon einen starken Glauben haben, um sein Christsein dort leben zu können. Red: Was hat dir die Kraft gegeben, trotz dieser dummen Sprüche und dem Gruppendruck der Gefangenen deinen Weg zu gehen? Martin: Es waren wohl die Emmausgruppe und vor allem die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die von draußen in die Gefängnisse kommen, die mir den Glauben vorlebten und das Gefühl gaben, dass ich trotz meiner Fehler und Schwächen angenommen und geliebt bin. Aber auch das Gebet, mein Vertrauen auf Gott und das Bewusstsein, dass ich von Gott geliebt bin, haben mir Mut und Kraft für diesen Weg gegeben. Martin, 48, engagierte sich während seiner vier Jahre Haft in München Stadelheim aktiv in der sozial-christlichen EmmausGesprächsgruppe, seit dem 13. September entlassen lebt er jetzt in der Tabor-WG, in Freiheit leitet er nun gemeinsam mit anderen die Emmausgruppe in St. Paul, jeden Freitag 19.00Uhr Red.: Wie bist du mit dem Spott und den Widerständen umgegangen? Martin: Ich habe mich nicht darauf eingelassen, sondern bin denjenigen auch weiterhin freundlich begegnet, hab sie gegrüßt und mich innerlich auch manchmal für den Spott bedankt, weil es mich dadurch einen Schritt näher zum Herrn gebracht hat. Manche haben dann das Spotten gelassen. Red.: Hallo Martin, nach vier Jahren Haft in der JVA München Stadelheim bist du nun wieder in Freiheit. Im Gefängnis hast Du aktiv als Christ gelebt, in der dortigen Emmausgruppe leitend mitgearbeitet und regelmäßig den Sonntagsgottesdienst besucht. Wie ist das: Im Gefängnis Christ zu sein und 12 Red.: Wie haben denn eigentlich die Beamten auf dein Engagement für den Glauben in der Kirche reagiert? abgeschlossen? Oder kann ‚Christsein’ für dich eine Lebensform sein? Wie würde dies für dich aussehen? Martin: Das war ganz unterschiedlich: Meistens wurden mir Steine in den Weg gelegt, wie miese Beurteilungen bei Lockerungsanträgen, weil ich nicht an der AA-Gruppe teilgenommen habe, die die Institution für mich gut fand, denn zeitgleich war die Emmausgruppe, die ich ja mitleitete. Aber es gab auch Beamte, die meinen Weg des Glaubens achteten und mich von der Arbeit freistellten, um an Mitarbeitertreffen und Veranstaltungen von Emmaus teilnehmen zu können. Martin: Ich werde meinen begonnenen Weg des Glaubens weitergehen, arbeite in der Emmausgruppe außerhalb des Gefängnisses in München St. Paul mit, engagiere mich bei Emmaus und Set Free, kümmere mich gerade um ein ‚Studium’ als Sozialarbeiter mit Schwerpunkt ‚Drogenprävention’ , halte Kontakt mit Entlassenen oder Leuten im Maßregelvollzug, die ich aus der Emmausgruppe in der JVA kenne … Zum anderen lebe ich hier bei Tabor, bete viel und vertiefe meinen Glauben. Ich versuche möglichst nach der Bibel zu leben und den Willen unseres Herrn zu erfüllen. Und ich möchte auch gerne etwas an andere Menschen weitergeben, was ich selbst im Gefängnis von den Mitarbeitern geschenkt bekommen habe. Red.: Hast du erst im Gefängnis zum christlichen Glauben gefunden oder waren da schon Wurzeln in deiner Lebensgeschichte gelegt? Martin: Ich komme aus einer christlichen Familie, bin auch so aufgewachsen. Im Laufe meiner Drogenkarriere habe ich dann so mit 21 Jahren meinen Glauben verloren. Hab dann vor ungefähr 14 Jahren nach meiner Therapie wieder angefangen, nach einem Sinn zu suchen und hab es auch immer wieder im Glauben versucht; aber um den richtigen Zugang zu bekommen, musste ich wohl noch einmal vor vier Jahren ins Gefängnis gehen. Da bekam ich durch die Emmausgruppe und die ehrenamtlichen Mitarbeiter erst wieder den richtigen Zugang zum Glauben. Red.: Danke, Martin, für das Interview und Gottes Segen für deinen weiteren Lebensweg! Red.: Wie sieht deine Zukunftsperspektive aus? Ist dein christliches Engagement mit deiner Entlassung nun 13 Ihrer Frau. Das ist m.E. beileibe nicht selbstverständlich. Es war ein anregendes Gespräch sowie für mich eine gute und wohltuende Atmosphäre. Red.: Sie sagten im Gespräch bei Ihrem Besuch, dass Sie schon immer einfach Seelsorger werden wollten. Was ist für Sie christliche Seelsorge gerade auch im Unterschied zu sozialem Engagement? Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger Bischofsvikar der Seelsorgsregion Nord des Erzbistums München und Freising besuchte am 27.9.2010 die Tabor WG und feierte die Wiedereröffnung der Anstaltskirche in der JVA München Stadelheim am 24. Oktober2010 Hier ein Interview mit ihm: Weihbischof Haßlberger: Für mich ist Seelsorge abgebildet in der Emmaus-Geschichte am Ende des Lukas-Evangeliums. Die zwei Jünger gehen dahin – in diesem Fall traurig und hoffnungslos. Jesus gesellt sich zu ihnen, ohne dass sie das wissen. Jesus lässt sie erzählen, was sie bedrückt. Und dann tut er eigentlich nichts anderes, als ihre Situation von der Heiligen Schrift her zu deuten. Redaktion: Sehr geehrter Herr Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger! Bei Ihrer Visitation in unserem Pfarrverband Moosach haben Sie auch unsere Tabor-Wohngemeinschaft für strafentlassene Menschen besucht. Was waren Ihre Eindrücke? Ich meine, dass hier in wunderbarer Weise abgebildet ist, was Seelsorge für uns bedeutet und bedeuten muss: Ein aufmerksamer, guter Begleiter bzw. Begleiterin für die Menschen, gerade auch für die Bedrückten, sein. Das Hinhören gehört wesentlich dazu. Weihbischof Haßlberger: Einmal habe ich es sehr beachtlich gefunden, dass hier eine Reihe entlassene Strafgefangene wohnen, und zwar in Gemeinschaft mit Ihnen und 14 Aber wir haben auch eine Botschaft auszurichten, nämlich das Leben im Lichte Gottes deuten zu dürfen, den Menschen vom Wort Gottes her Hoffnung zu geben und ihnen zu vermitteln, dass Gott bei ihnen ist, sie annimmt und wertschätzt, wie sie sind. Eine solche Begleitung drückt auch leibhaftig aus, dass Gott – wie Jesus im Evangelium – mit den Menschen unterwegs ist. Red.: Christliche Seelsorge an strafgefangenen und strafentlassenen Menschen: Ist das sinnvoll oder sollte sich Kirche nicht eher um die Opfer kümmern? Weihbischof Haßlberger: Diese Frage, ob Seelsorge an strafgefangenen und strafentlassenen Menschen sinnvoll ist, stellt sich für mich nicht. Alle Menschen – Täter oder Opfer – sind uns aufgetragen; sie alle sind Kinder Gottes. Freilich gebe ich zu, dass es wohl manches Mal nicht so einfach ist, bei Tätern das auch noch anzunehmen. Aber ich denke, das ist vielleicht gerade das Mehr unseres Glaubens gegenüber anderen Verhaltensweisen. Red.: Das Thema dieses Tabor-Magazin lautet ja: ‚Warum ich (noch/noch nicht/nicht mehr) Christ bin!’ Was ist für Sie persönlich am wichtigsten an der christlichen Religion? Weihbischof Haßlberger: Das Wichtigste an unserer Religion ist für mich Jesus Christus. Er, der menschgewordene Gottessohn, zeigt uns Wesentliches vom Vater: einmal in seinem Kreuz die übergroße Liebe Gottes zu uns, zu allen Menschen, und in der Auferstehung Jesu dürfen wir Hoffnung haben – Hoffnung, die über den Tod hinaus reicht. Von daher ist Jesus Christus für mich, für unsere Religion, unverzichtbar. Red.: Wie könnte/sollte - als Vision – christlicher Glaube in unserem Land in Zukunft gelebt werden? Weihbischof Haßlberger: Einmal wird es für uns Christinnen und Christen notwendig sein, wieder etwas von dem Vertrauen zu Gott zurück zu gewinnen, das die Kirche am Anfang hatte: Vertrauen, dass ER in Jesus Christus da ist und auch heute mitten unter uns noch wirkt. Nicht wir müssen alles selbst tun. Ich habe den Eindruck, ein Großteil dieses Vertrauens ist uns abhanden gekommen. Da wird es in der Zukunft schon sehr darauf ankommen, unseren Glauben den Menschen erfahren zu lassen, nicht nur darüber zu reden, sondern auch die Erfahrung zu vermitteln. Schließlich wird es darauf ankommen, dass wir die Liebe, die ein Kernstück unseres Glaubens ist, stärker leben. Das Erste ist die Liebe 15 Gottes zu uns und zu allen; das Zweite ist die Liebe untereinander. Ich glaube, damit können wir in die Zukunft gehen und einen Großteil der Menschen auch gewinnen. Ich suchte Liebe und fand Gott, darum bin ich Christ! Ulrike arbeitet seit fünf Jahren im Team (s.u.) der Emmausgruppen in der JVA München-Stadelheim als Ehrenamtliche mit. Sie ist als sehr kontaktfreudig und menschenfreundlich bekannt und beliebt. Red.: Lieber Herr Weihbischof, ich danke Ihnen für Ihre ermutigenden Antworten und Ihr glaubwürdiges Christsein. * * * * * Bei uns in der Familie spielte der christliche Glaube keine große Rolle. Sicher, meine jüngere Schwester und ich gingen gemeinsam zum Konfirmandenunterricht und erlebten danach die Konfirmation. Es war ein Familienfest, weiter nichts! Das Erlebte gab mir nur die Überzeugung: Ein Christ wollte ich nicht werden. Ich habe damals Kirchgänger so erlebt: weltfremd, unaufrichtig, komisch gekleidet, süßlich lächelnd … Nach einer 16monatigen Restaurie Restaurierung wurde die Anstaltskirche „Maria, Trösterin der Betrübten“ in der JVA München-Stadelheim am 24. Oktober 2010 wiedereröffnet. Den Gottesdienst feierte Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger zusammen mit Gefangenen und Bediensteten der JVA, sowie einigen geladenen Gästen von draußen. Wahrscheinlich erstmalig in Stadelheim wurde eine Orchestermesse (Credo-Messe v. W.A. Mozart) durch den Kirchenchor Miesbach unter Ltg. v. F. Hamberger aufgeführt Mit 24 Jahren zog ich aus einer niedersächsischen Kleinstadt zum Arbeiten nach Berlin, und begegnete dort der ‚großen, weiten Welt’ mit allen erdenklichen (Un-) Möglichkeiten. Ich war neu- 16 gierig und offen für Neues. Vor allem war ich stets auf der Suche nach Liebe. Was ich aber erlebte, war alles andere, als das, was ich mir so unter Liebe vorstellte. Mein Herz begann stärker zu pochen. Nach der Predigt gab es einen Aufruf, wer Gott besser kennen lernen wolle, solle unten vor das Rednerpult kommen. Nichts hielt mich mehr auf meiner Bank, jetzt wollte ich es genau wissen. Wie ich all die Stufen hinunter gekommen bin, kann ich heute nicht mehr sagen. Die Musik spielte, Tränen rannen mir übers Gesicht, ganz kindlich einfach bat ich Gott, mich aufzunehmen, all inclusive – so wie ich war. Mein altes Leben hatte ich bei Jesus am Kreuz abgelegt. Und ganz tief drin in mir spürte ich nun, ich war angekommen – zu Hause. Im Sommer 1966 war in Berlin die Weltevangelistenkonferenz. Viele Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern, gekleidet in ihren jeweiligen Nationaltrachten, begegneten mir, wenn ich über den Ku-Damm schlenderte. Das begeisterte mich! Da war was los! Auf einem Plakat, das ich am Bahnhof Zoo entdeckte, stand, dass auch ein bekannter amerikanischer Prediger mehrere Tage im Sportpalast sprechen würde. Ich hatte schon von ihm gehört, und so wollte ich mir das ‚Spektakel’ mal ansehen. In den folgenden Jahren lief nicht immer alles so ganz glatt nach dem Motto: Friede - Freude – Eierkuchen! In meinem Glaubensleben gab es Höhen und Tiefen. Alte Einstellungen und Haltungen hinderten mich an einem Leben in der neuen Freiheit. Ich versuchte sie abzulegen, nach und nach, auch durch Therapien! Tausende von Menschen waren gekommen. Ich bekam nur weit oben auf einem Rang einen Platz. Der Prediger wurde übersetzt; seine Worte waren eindringlich und laut, als er über Gott sprach. Ein einziger Gedanke blieb mir hängen, als er davon sprach, dass Gott die Menschen liebt, ganz speziell jeden mit Namen kennt. … Da war z. B. mein Minderwertigkeitskomplex: Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich eine wertvolle, wichtige Person für eine Freundschaft sein könnte. Voll Misstrauen bin ich in eine Beziehung hinein, und bei dem kleinsten Stress habe ich alle ‚Schuld’ auf mich genommen und war voll mit mir beschäftigt. So ist das aber keine Basis für eine stabile Freundschaft. Lieblosigkeit, Unversöhnlichkeit, Kritik, Groll und Verbitterung haben dann das Ihre zur Verwirrung des Miteinanders beigetragen. Nicht zu fassen … also auch mich, die Ulrike??? Unglaublich, ja das fuhr mir durch alle Glieder und traf mich mitten ins Herz! Wenn das stimmt, dann hätte ich ja gefunden, wonach ich so auf der Suche war! Diese ehrliche, aufrichtige Liebe, ohne Vorbedingungen, die mich speziell meint – mich, die Ulrike! 17 Eine Hilfe, um aus diesem Teufelskreis herauszukommen, war für mich immer wieder ein Gespräch mit einer Vertrauensperson, die mir hilft, das Wirrwarr der Gedanken und Gefühle zu lösen und wenn nötig, meine Schuld dabei zu erkennen und Jesus zu bekennen. sprechen und wenn möglich klären.) An Gottes hilfreicher Rechten gehe ich getrost und dankbar meinen Weg und bin neugierig auf die Zukunft. Halleluja! Eure Uli So wie Jesus sagt (Mt 11,28f): ‚Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; … so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.’ Immer wenn ich so zu Ihm komme und meine Last ablege, Vergebung zugesprochen bekomme, kann ich wieder frei mit dem neu Erkannten meinen Lebensweg weitergehen, einsam aber auch gemeinsam. Dabei habe ich den Schutz von Gott Vater, gehe mit Jesus als Bruder und dem Hl. Geist als Fürsprecher und Berater. Durch diesen ‚Drei in einem Gott’ werde ich in meinem Glaubensleben geführt und geleitet. Hoffnung und Trost erlebe ich gerade auch in Krankheit oder Zeiten der Depression. Mitarbeiterteam Emmausgruppe München Stadelheim Eines kann ich heute sagen, dass ich an diesem Gott nie gezweifelt habe, auch wenn es Zeiten gab, wo ich mich schwach fühlte und mir mein Leben anders gewünscht hätte. Gott sagt: ‚Ich wäre zu erreichen gewesen für die, die nicht nach mir fragten, ich wäre zu finden gewesen für die, die nicht nach mir suchten.’ Jesaja 65,1: Heute lebe ich ausgesöhnt mit mir und meinen Mitmenschen (und wenn es Stress gibt, kann ich es schneller an- 18 Mit neun Jahren bin ich dann am Grab meiner leiblichen Mutter zusammengebrochen. Unter Tränen bat ich: „Jesus, Bitte, lass mich nie wieder los! Mein Vertrauen auf Jesus lässt mich am christlichen Glauben festhalten. Ich wurde kurz nach dem Krieg geboren und habe noch einen älteren Bruder. Als ich fünf Jahre alt war, starb meine Mama. Bald heiratete aber mein Vater eine Kriegswitwe, damit wir nicht ins Heim mussten. Die neue Muter brachte einen Sohn mit. Meine Stiefmutter sang im Kirchenchor, sie und mein Vater waren eifrige Sonntagskirchgänger. Nach außen stellten wir eine heile, intakte, gut bürgerliche Familie dar. Doch nach innen entwickelte sich die neue Frau des Vaters zur grausamen Stiefmutter. Warum sie sich gerade mich als Blitzableiter und Sündenbock ausgesucht hatte, weiß wohl keiner. Die Stiefmutter prügelte wegen der kleinsten Anlässe auf mich ein, würgte mich, bis ich Würgemale am Hals hatte. Mitten im Sommer musste ich daraufhin einen Rollkragenpulli tragen, um nicht aufzufallen. Als der Lehrer in der Schule aber doch danach fragte, erzählte ich es. Die Mutter wurde informiert, doch niemand glaubte mir. So setzte es wieder Prügel und die Beschimpfungen wurden wüster. nimm mich zu meiner Mama und zu Dir, denn hier will mich keiner!“ Als ich merkte, dass mein Wunsch nicht in Erfüllung ging, habe ich mit Jesus einen Bund geschlossen. Ich sagte zu Ihm: „Jesus, bitte, nimm meine Hand und geh mit mir durchs Leben. Bitte, lass mich nie wieder los!“ In diesem Moment ging ein Ruck durch mein Herz und ich spürte die Gewissheit: ‚Mit dir, Jesus, schaffe ich es!’ An diesem Tag bin ich mit einer großen inneren Sicherheit nach Hause gegangen und dem Versprechen Jesu, bei mir zu sein. Wie immer war es auch weiterhin die Hölle im häuslichen Umfeld. Mein Vater erkannte auch weiterhin nicht das Ausmaß der Boshaftigkeit seiner Frau, da er den ganzen Tag be- Als ich dann in der Kirche Schutz suchte, wurde ich als fürchterliche Lügnerin hingestellt. Meinem Vater erzählte ich nichts, denn ihn wollte ich nicht mit häuslichem Stress belasten. 19 rufstätig war und sie sich dritten gegenüber als freundliche und liebevolle Stiefmutter zeigte. ist die Situation dann wie ein Übergriff. Ich habe im Glauben an Jesus Höhen und Tiefen erlebt, mich zeitweise gar abgewendet. Aber heute weiß ich aus ganzem Herzen: Ohne Jesus an der Hand gehe ich keinen Schritt vor die Tür! Es hat noch einmal zehn Jahre der Demütigungen und Erniedrigungen gebraucht, ehe ich mit 19 Jahren ins Lehrlingsheim umziehen durfte. Mein Leitspruch ist es geworden: Gott hat uns auf Erden kein Paradies versprochen, aber Er hilft und begleitet uns durch Dick und Dünn. Er ist bei uns, ob wir es spüren oder nicht. nicht anonym Die Gewissheit, an Jesu Hand durchzukommen, hat mich durch die Jahre der Hölle begleitet. Bei langen Spaziergängen habe ich Jesus immer wieder mein Herz ausgeschüttet, so fand ich Kraft zum Überleben. Es hat Jahre gedauert, viele Schmerzen in Gebeten, Gesprächen, Erinnerungen, Therapien gekostet, bis ich manches Demütigende aus der Kindheit bei Seite legen und verarbeiten konnte. Manches versetzt mich heute noch in Stress: Wenn mir z.B. jemand ohne Voranmeldung auf die Schulter klopft, dann beginnt gleich der alte Film aus der Kindheit wieder zu laufen. Für mich 20 21 Das Thema ‚Gott’ war, ist weg. Ich konnte keine Kirche mehr betreten, bzw. dachte nicht mal mehr dran. Ich ging mit einigen Mädels zu Amma, einer indischen geistlichen Führerin, fühlte Wärme in mir. Nicht mehr oder noch nicht Christ? Eine Frau auf der Suche ... Ich bin Anfang 1963 auf die Welt gekommen: Nicht erwünscht! Meine Eltern haben meinen Bruder und mich dahinvegetieren lassen – bis wir mit drei Jahren vom Jugendamt rausgeholt wurden – zu Pflegeeltern. Als ich mit 17 schwanger wurde, ging ich weiter auf den Strich arbeiten, habe dann in der Frühe entbunden und musste abends wieder anschaffen. Auch als ich mit einer Frau ein paar Jahre zusammen war, änderte sich nichts, außer dass ich von ihr nicht geschlagen wurde! Aber ich ging dann wieder zu einem Mann zurück. Mit dem sechsten Geburtstag war meine Kindheit zu Ende und ich musste mir meinen Schlafplatz, mein Essen usw. selber verdienen. So kam mein Pflegevater jeden Abend zu mir und ‚benutzte’ mich. 1991 habe ich unter Wehen gearbeitet, in einer Klinik entbunden, abends wieder auf der Straße, auch 1993 beim dritten Kind. Das ging, bis ich mit meinem 12. Lebensjahr ins Heim zu katholischen Schwestern kam. Dort lernte ich beten, ging zur Kirche und spürte, dass ich Kraft und Ruhe bekam, wenn ich in der Kirche war. Ich verdrängte, was ich vorher erlebt hatte, bzw. gab mir selber die Schuld daran. Wo war da dieser Gott – Jesus? Ich konnte bei der Erstkommunion meiner Tochter nicht in die Kirche, denn es nahm mir die Luft weg. Dann die Trennung von meinem Mann und Zuhälter. Ich war tagsüber Mama, nachts Hure. Ich habe oft mehr körperliche Gewalt erlebt, als was ich zu essen bekommen habe. Bis heute habe ich meine Kinder von diesem Dreck weg gehalten. Als ich vierzehn wurde, bin ich aus dem Heim abgehauen und habe einen Mann kennen gelernt, bei dem ich mit noch anderen Mädels gelebt habe. Anfangs ein Super-Leben. Ab dem 15. Lebensjahr wurde ich aber dann auf den Babystrich mitgenommen, wo ich anschaffte. Jetzt bin ich straffällig geworden, und sitze seit Februar 2010 im Knast. So komisch es für manche klingen mag, aber ich habe, als ich von meinen Zuhältern geschlagen wurde, nie geweint, weil ich es nicht durfte. Ich habe das erste Mal im Knast geweint, als meine Tochter einen großen Verlust zu erlei- Und ab da fragte ich mich immer wieder: “Gott, wo bist Du?“ Die Zeit, bis ich soweit war, dass ich anschaffen ging, war mit unvorstellbarer körperlicher Gewalt verbunden. Und Gott sah zu! – Ich verlor den Glauben. 22 den hatte und ich nicht bei ihr sein konnte. Und wieder habe ich mich gefragt: Warum lässt dieser Gott das zu: Nicht nur, dass ich weg bin, sondern dass meiner Tochter noch etwas genommen wird. Reicht es nicht schon? Ich hatte im Gefängnis in München in Einzelgesprächen und der Emmausgruppe angefangen, den Stein vor dem Eingang der Höhle, in der ich sitze, etwas weg zu schieben und ein wenig Licht hereinzulassen. Auch Singen im Chor hat mir dabei geholfen. Durch meine Verlegung nach Aichach habe ich aber wieder zugemacht. Aber ich gebe nicht auf, in die Kirche zu gehen und zu suchen und zu lernen. Ich fange jetzt mit dem Glaubensbekennt-nis an. Das ‚Vater unser’ und das ‚Gegrüßt seist du, Maria’ kann ich schon auswendig. Auch wenn die anderen sagen: „Maria Magdalena geht in die Kirche!“ oder „Hast du schon einen Heiligenschein?“ Ist mir Birgit, JVA Aichach egal! 23 letzten vier Jahre Knast verbrachte ich in der JVA Nürnberg, wo ich mit den Anonymen Alkoholikern und der Emmaus-Gemeinde in Berührung kam. In dieser Zeit entwickelte sich in mir ein großes Vertrauen zu den gläubigen Ehrenamtlichen. Bin ich Christ? Ich spürte im gemeinsamen Schweigen und im Gebet, dass mich eine positive Kraft erreicht, die ich als bewusste Verbindung zu Gott empfand. Mit Hilfe von AA und Emmaus lernte und spürte ich, dass die Liebe zu den Menschen nicht ausreicht, um einen Weg der Erfüllung zu gehen. Mein Geist, Körper und Seele brauchten mehr Nahrung als das Wissen von Menschen. Und so entstand meine persönliche bewusste Verbindung zu Gott – wie ich ihn verstehe. Herbert: 15 Jahre Gefängnis, seit 22 Jahren straffrei, ehrenamtliche Mitarbeit in vielen bayrischen Gefängnissen, mit seinem persönlichen Lebenszeugnis in Gruppen oder Gottesdiensten konnte er schon viele Menschen ermutigen. Er schreibt regelmäßig in unserem TaborMagazin. Da ich diese Frage, ob ich ein Christ bin, nicht einfach und überzeugend beantworten kann, möchte ich euch eine - meine Geschichte erzählen. Die letzten drei Jahre meiner Haftzeit ging ich regelmäßig zur AA- und zur Emmausgruppe. Viele Mitgefangene verspotteten mich oder glaubten, dass ich ständig unter irgendwelchen Drogen stehe. Je mehr sie lästerten, desto stärker wurde ich. Ich wollte nicht mehr mit den Wölfen heulen und um dies deutlich zu zeigen, trug ich ein Abzeichen auf der linken Brust mit der Aufschrift: Jesus liebt dich! Ich bin der Sohn eines amerikanischen Soldaten, den ich nie kennen lernen durfte. Meine Mutter und mein Stiefvater haben mir nicht sonderlich christliche Werte vermittelt. Überwiegend bin ich in einem katholischen Kindergarten und Hort aufgewachsen, was mir sehr widerstrebte. In der Schule wie auch in meiner Lehrzeit als Kellner hatte ich kein Interesse an Kirche oder Religion. Bei mir entwickelte sich eher die Sehnsucht nach Liebe, Sexualität, Geld, Macht und Konsum. Auf dieser Suche und Reise wurde ich vielfach straffällig und verbrachte deshalb von 1965 bis 1988 15 Jahre in den verschiedensten Gefängnissen. Die Außerdem nahm ich zu jeder Gruppenstunde die Bibel und einen Blumenstock mit und ging damit demonstrativ zu der jeweiligen Gruppenstunde. Natürlich war das ziemlich provokativ und trotzig. Aber es hat mich stark gemacht. Auch die damaligen Beamten waren über mein Verhalten belustigt. Nach 24 ca. zwei Jahren hörte ich jedoch schon Leute sagen: Herbert, wir glauben dir! chen eine Gesprächsgruppe mit 12 Gefangenen leite. Nach meiner Entlassung zog ich nach München und gründete den ersten Emmaus-Hauskreis bei mir in der Wohnung. Einige Monate später entstand die erste Emmausgruppe in St. Margaret am Harras in München. Ebenfalls ging ich weitere sechs Jahre regelmäßig zu AA in München. In diesen Zeiten entstand auch der Tabor e.V. So schließt sich der Kreis, indem ich wieder da gelandet bin, wo meine negative Entwicklung war (acht Jahre Haft in Nürnberg) und wo mein Neubeginn entstand. Heute bemühe ich mich, nach christlichen und bürgerlichen Wertvorstellungen zu leben, was mir nicht immer gelingt. In der teilweise verrohten und egoistischen Gesellschaft ist es für mich nicht immer leicht, als Christ zu leben. Selbst Christen unter sich zeigen mir immer wieder, dass es eine heile Welt nicht gibt. Allerdings gibt es doch viel Heiles in dieser Welt, an dem ich mich gerne orientiere. Zweifel an Gott und Jesus Christus erreichen mich immer wieder. Zweifel an den Menschen ebenso, auch Zweifel an mir. Deshalb ist es für mich immer wieder wichtig, mich an früher zu erinnern, meine persönliche Entwicklung zu betrachten und selbstkritisch im Heute zu leben. Ich will weiterhin dazulernen, weitgehend meine Zweifel ausräumen und versuchen, ein anständiger Mensch zu bleiben. In den letzten 22 Jahren, in denen ich straffrei in Freiheit leben darf, bemühe ich mich seit über 15 Jahren, meine Glaubens- und Lebenserfahrungen als Ehrenamtlicher in den Gefängnissen an die Menschen weiter zu geben. In den JVA’s Bernau, Kaisheim, Stadelheim, Amberg, Niederschönenfeld, Neuburg a.D. und letztlich auch in Straubing, Landshut und Landsberg. Mein größtes Kapital ist heute die aufrichtige LIEBE, die ich in mir spüre, wenn ich zum Beispiel so einen Brief schreibe. Dafür danke ich Gott und vielen Menschen, die mir dazu die Möglichkeit geben, wie auch den Leuten von der Gemeinschaft Tabor. In der JVA Aichach durfte ich mit anderen ca. 1 ½ Jahre eine Gruppe für Tabor leiten. In der JVA Ebrach gründete ich 2007 die Gruppe ‚Endlich leben’, die ich 2 ½ Jahre leitete. Ein Jahr lang ging ich monatlich in den Jugendarrest von Würzburg. Seit zwei Monaten bin ich nun in der JVA Nürnberg, wo ich alle 14 Tage mit anderen Ehrenamtli- In Gedanken und im Gebet mit euch verbunden grüßt euch euer 25 Herbert Himmel, bitten um Gesundheit, Beistand oder ein faires Spiel. (…) Heinrich Böll (1919-1985), einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit und 1972 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, sagte einmal: Bleibt der Sturm. Hier dürfen die Fans hoffen, dass Miroslav Klose möglichst oft die Gelegenheit bekommt, sein Torjubel-Ritual vorzuführen: ein Salto mit anschließendem Kreuzzeichen. Der in der Pfalz aufgewachsene Bayern-Star war früher Messdiener, trägt um den Hals ein Kruzifix und sagt, er sei ‚ein sehr gläubiger Mensch’. Sein Glaube und die polnischen Wurzeln verbinden ihn mit Lukas Podolski, der sogar eine Plakette von Johannes Paul II. aus Krakau besitzt. Der 25-Jährige verliert – gewohnt trocken – über seine religiöse Prägung nur wenige Worte: „Jeder weiß, dass ich Katholik bin.“ „Die schlechteste christliche Gesellschaft ziehe ich noch tausend Mal der besten heidnischen Gesellschaft vor, denn in keiner wirklich heidnischen Gesellschaft hat es jemals Platz gegeben für Waisenkinder, psychisch Kranke, Arme und Behinderte.“ Fußballstars als Christen ‚Sich auf Jesus verlassen’ Aus: Sonntagsblatt Bayern v. 24.1.2010 Ob Miroslav Kloses Kreuzzeichen, Cacaous zum Himmel gereckte Zeigefinger, Jerome Boatengs christliche Tattoos oder Serdar Tascis betende Hände – viele deutsche Nationalspieler bekennen sich zu ihrem Glauben. Poldis Konfession gehört auch Mario Gomez an. Der frühere Ministrant, dessen Vater aus Spanien stammt, pilgerte mit der Familie häufig zur ‚Schmerzhaften Muttergottes’ auf den ‚heiligen Berg – Bussen’ in Oberschwaben - und hält seiner Religion nach wie vor die Treue. (…) (…) Ein bisschen göttlichen Beistand konnte die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika gut gebrauchen. Da kann es zumindest einmal nichts schaden, dass dem Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw überraschend viele fromme Kicker angehören. Von den 23 Spielern im Kader der deutschen Nationalmannschaft bekennen sich 13 mehr oder weniger offen zum Christentum – dazu kommen mit Özil, Serdar Tasci und Sami Khedira noch drei praktizierende Muslime. Viele der gläubigen Sportler senden kurz vor den Partien noch ein Stoßgebet zum 26 Bertrand Russel Prof. August Everding ‚Warum ich kein Christ bin’ Intendant der Bayerischen Staatsoper, München Philosoph, Mathematiker, Nobelpreisträger Auszug aus einem Vortrag v. 1927: (1928-1999) (Auszug aus einem Vortrag v. 29.5.1988 im Kloster Andechs) Russel sieht die Angst als Grundlage der Religion und der damit verbundenen Konflikte. Er hofft, dass die Religion durch die Wissenschaft überwunden wird und der Mensch sich mit der Kraft seiner Intelligenz eine bessere Welt schafft. Meine Mutter, eine Christin ohne Frage, hätte … auf die Frage: „Was ist Christsein?“ geantwortet: „Christsein ist Helfen, wo immer Helfen notwendig ist und notwendig scheint. Dem Christen wird von Gott, besonders aber von Christus und seiner Mutter geholfen, hier und später. Christ ist man!“ „Die Religion stützt sich vor allem und hauptsächlich auf die Angst. Teils ist es die Angst vor dem Unbekannten und teils der Wunsch zu fühlen, dass man eine Art großen Bruder hat, der einem in allen Schwierigkeiten und Kämpfen beisteht. Angst ist die Grundlage des Ganzen – Angst vor dem Geheimnisvollen, Angst vor Niederlagen, Angst vor dem Tod. Die Angst ist die Mutter der Grausamkeit, und es ist deshalb kein Wunder, dass Grausamkeit und Religion Hand in Hand gehen, weil beide aus der Angst entspringen. (…) Ich vermag nicht mehr so einfach zu antworten. Meine komplizierten Antworten können aber eine Angst nicht verdecken: Was tue ich, wenn dort gleich die Tür aufgeht und der Unbekannte hereinkommt … und mich fragt: Hast du die Kranken besucht? Hast du die Nackten bekleidet? Hast du die Hungernden gespeist? Hast du die Dürstenden getränkt? Hast du die Trauernden getröstet? Hast du die Gefangenen befreit? Hast du die Toten begraben? Eine gute Welt braucht Wissen, Güte und Mut, sie braucht keine schmerzliche Sehnsucht nach der Vergangenheit, keine Fesselung der freien Intelligenz durch Worte, die vor langer Zeit von unwissenden Männern gesprochen wurden. Sie braucht einen furchtlosen Ausblick auf die Zukunft und eine freie Intelligenz.“ Warum ich Christ bin? Um meine Feinde nicht mehr zu hassen, um den Nächsten als Nächsten zu ertragen, mich selbst und Gott zu lieben und Ihm und Seiner Schöpfung zu lobsingen. Prof. August Everding Bertrand Russel 27 es damit, dass ich ins Internat wollte. Unbedingt, wenngleich es für meine Mutter eine große Zumutung war. Ich hatte von diesem Aiterhofen (Ort bei Straubing. Anm. d. Red.) noch nichts gehört, noch nie eine Klosterschwester gesehen, und ich hatte auch wenig mit Glauben zu tun. Glaube wurde bei uns zuhause nicht gelebt. Eigentlich sollte ich gar nicht getauft werden (nach der Absicht meines Vaters, der im Krieg war und nicht zurückkam). Gott sorgte dennoch dafür. Mein Glaube wäre das Letzte, was ich jemals verlieren möchte Red.: Was war dann deine Antriebsfeder? Sr. Gerlindis: Heute weiß ich, dass es nicht mein Wille war, sondern die Idee Gottes. In diesem neuen faszinierenden Umfeld des Glaubens schenkte ER mir eine große Liebe zu Jesus. Und so spürte ich bald ein Bedauern um meine Familie, die nicht ahnte, woran sie vorbei lebte. Daraus ist dann meine Berufung gewachsen. Sr. Gerlindis, Franziskanerin, 69 Jahre alt, ca. 1,60 m groß, ein Energiebündel mit strahlenden Augen, war im Internat des Ordens in Aiterhofen Englischlehrerin, engagiert sich nun seit drei Jahren mit viel Liebe als Mitarbeiterin in der Emmausgruppe in der JVA Straubing und besucht dazu eifrig einzelne Gefangene: Red.: Und wie ist das heute? Sr. Gerlindis: Was mich am Glauben heute fasziniert, das ist die Erfahrung dieser unendlichen Treue Gottes, die mich geführt und bis heute durchgetragen hat. Red.: Liebe Sr. Gerlindis: Du bist seit vielen Jahren Ordensschwester im Franziskanerorden. Was fasziniert Dich am christlichen Glauben? Und warum in einer Ordensgemeinschaft? Red.: Aus deinem reichhaltigen Schatz an Lebenserfahrungen kannst du bestimmt etwas erzählen, wo du dich von der Treue Gottes geführt und getragen gefühlt hast! Sr. Gerlindis: Ja, am Anfang war es diese innere Stimme - in einem ganz Sr. Gerlindis: Ja, genau 50 Jahre bin ich jetzt da in meiner Gemeinschaft. Begonnen hat 28 bestimmten Moment, die sagte: Ich brauche dich – ganz! Und ich spürte gleichzeitig, dass ich diese Ganzhingabe als Ordensschwester leben wollte. Die Entscheidung war leicht, doch auf dem Weg dahin lagen viele Steine. Ich hätte aufgegeben ohne diese innere Gewissheit, dass es Jesus war, der mich brauchen wollte. Das wollte ich, unbedingt. So bin ich schließlich, über Umwege, zur franziskanischen Ge- Sr. Gerlindis: Nein, diese Zeit war auch ein Weg der menschlichen und inneren Reifung im Glauben, bis heute. Als ‚Kriegskind’ haben mich schmerzliche Verlusterfahrungen verletzt und geprägt, so ist ‚leben’ für mich nicht immer nur leicht gewesen. Ich kenne Abgründe und weiß, wie sich Depression anfühlt. Aber gerade da, wo ich die Psalmen existentiell gebetet habe: „Gott, ich schreie zu dir ...“ da durfte ich Ihn auch am tiefsten erfahren – als Retter. Und Er hat mir gerade dann Menschen geschenkt, die mich begleitet haben. Gott nimmt nicht einfach alles weg, es ist ein Weg der Heilung und Reifung, den Er mitgeht. Er führt hinein und – neu – wieder heraus. Er kümmert sich und möchte zugleich, dass auch andere in Seine Liebe hinein gerettet werden. Diese Sehnsucht hat Er mir von Anfang an ins Herz gelegt und durch meine eigenen Grenzerfahrungen mich gerüstet – zu verstehen, einfühlsam zu werden. Red.: Du besuchst seit ein paar Jahren Gefangene in der JVA Straubing und leitest dort Emmausgrup die regelmäßige Emmausgruppe mit. Haben dich Deine Glaubenserfahrungen zu dieser Aufgabe geführt? meinschaft meiner ursprünglichen In Internatsschule zurückgekommen und lebe hier – seit 50 Jahren. Red.: Sicherlich war diese Zeit nicht immer nur schmerzfrei!? Sr. Gerlindis: Ja, immer schon sind mir Menschen begegnet, die aus dem Le- 29 ben herausgefallen waren - in allen möglichen Situationen. Es berührt mich, dass Gott das Schwache sucht, dass Er retten möchte, was verloren ist, dass Er aus Trümmern etwas Schönes machen kann und will, auch durch uns. Wenn ich heute ins Gefängnis gehe, dann spüre ich, wie Jesus da ist, gerade dort! Mit Staunen dürfen wir in Straubing erleben, wie Gott die Wunder seiner Liebe wirkt, wie Menschen, die sich aufgegeben haben, durch die einzig heilende Erfahrung von Würde, Wertschätzung und Vertrauen wieder Leben spüren, weil sie entdecken, geliebt zu sein von Gott, der sie, aufrichtet und befreit. Dadurch bin ich auch selber eine Beschenkte. Wenn ich nach der Gruppe oder von einem Gespräch herauskomme, begleitet es mich; ich bin berührt und erfüllt zugleich. einmal Gottes Führung zu sehen, der sagt: „Ich mache etwas Neues …!“ Red.: Könntest Du ohne Deinen Glauben leben? Gott hat mich ja auch mit einem Augenzwinkern ins Gefängnis hineingeführt, wo es mich schon immer hingezogen hatte. Nur, ich konnte keinen realen Weg dafür sehen. Eines Tages jedoch kam Schwester Angelika, um ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden. Ich sollte mit meiner Oberin bei dem Gespräch dabei sein. Gott wusste, warum … All die Schulungen, womit ich mich in den letzten Jahren beschäftigt hatte, durften nun einen neuen Sinn finden. Wieder Sr. Gerlindis: Nein, das könnte ich mir niemals vorstellen. Mein Glaube wäre das Letzte, was ich jemals verlieren möchte. Red.: Gibt es für dich eine Alternative zum christlichen Glauben? Sr. Gerlindis: Nein, für mich keine. Einen liebenden und barmherzigen, Mensch gewordenen Gott, der in Jesus 30 ein Gesicht bekommen hat, der zu uns gesprochen hat und der für dich und mich ans Kreuz gegangen ist – den würden wir nirgendwo anders finden. Als ich vor einem Jahr in der Grabeskirche in Jerusalem auf Golgotha-Felsen stand, vor dem tiefen Loch für das Kreuz Jesu, war es ein erschütternder Augenblick: ‚Hier hast Du, Herr, mich erlöst...’ –und Seine Antwort: „… weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe... “ (Jes 43,4). In den Schwachen offenbart sich die Kraft Jesu Christi. Er sagte: „Mich dürstet“ - nach all denen, die es noch nicht zulassen können, ihr Herz zu öffnen. Und wenn es wie bei dem Schächer am Kreuz bis zum letzten Augenblick dauern sollte! Das ist Seine wahre Treue. Ich darf es inzwischen erfahren, dass es sich lohnt, für Gott zu gehen – in Treue, auch wenn sie noch schwach und zerbrechlich ist. Das genau passt zu Jesus. ER ist meine Kraft. Red.: Danke, Sr. Gerlindis, für dieses persönliche Zeugnis Deines Glaubens. 31 Immer wieder musste die Kirche im Laufe ihrer fast 2000 Jahre alten Geschichte schwere Krisen überstehen. Teilweise schien es eigentlich fast keinen Ausweg mehr zu geben, und doch, die Kirche existiert bis heute. In Westeuropa und Nordamerika nimmt die Zahl der praktizierenden Gläubigen zwar immer mehr ab, in Südamerika und Afrika hingegen wächst sie stets, auch in Asien. Zu Recht könnte man sich fragen, warum das so ist. Warum ich noch Christ bin ,Es muss die Freude an Gott gewesen sein ...‘ Christian bekennt sich klar zur Kirche Die Kirche in Deutschland hatte in den letzten Monaten wohl einen der schwersten Niederschläge seit langer Zeit über sich ergehen zu lassen. Teilweise gerechtfertigt, teilweise nur als Ergebnis einer Medienkampagne, die es einem ‚alten, längst überholten und vor allem unzeitgemäßen Verein’ einmal richtig zeigen wollte. Viele Menschen haben in Folge des Missbrauchsskandals der Kirche den Rücken gekehrt, sind ausgetreten oder haben sich dafür entschieden, Kinder gleich gar nicht erst taufen zu lassen. Ich selber habe mich in meiner frühen Jugend bewusst dazu entschieden, Christ zu sein. Ich ging damals noch zur Hauptschule, ein Umfeld, in welchem es nicht sehr leicht ist, zu seinem Glauben zu stehen. Es galt natürlich als absolut ‚uncool’, gläubig zu sein und sogar ab und zu den Gottesdienst aufzusuchen. Viele Situationen fallen mir beim Schreiben dieser Zeilen ein, die nicht sehr schön waren und die ich niemandem wünsche. Und doch: Daran gedacht, einfach aufzuhören, so zu sein, wie die meisten anderen, habe ich nie. Mit den Jahren wurde mir die ‚Sache Jesu’ immer wichtiger; so wurde ich auch ehrenamtlich in meiner Pfarrgemeinde tätig, leitete Ministrantengruppen und war im Pfarrgemeinderat. Doch warum? Bis heute weiß ich es nicht genau. Es muss die Freude an Gott gewesen sein, die Frede an einer Gegenwart, die ich spüren konnte und die mein Herz zufrieden gestellt hat. Dieses schlichte Erwarten, dieses einfache Verlangen nach Gott ist bereits der Anfang des Glaubens. Christus ist 32 unter uns, für den einen zugänglicher, für den anderen verborgener. Doch Er ist da. Und Er hat uns geliebt, bevor wir Ihn lieben konnten. Jesus Christus, du warst immer in mir, und ich wusste es nicht. Du warst da, und ich suchte dich nicht. In keiner anderen Religion wird die Liebe so betont wie im Christentum. Während der Christenverfolgungen zu Zeiten der jungen Kirche schrieb ein Mann, dass die Sekte der Christen längst vergangen wäre, wenn sie nicht die Nächstenliebe derart praktizieren würden. Ist das nicht faszinierend? Von Anfang an war die Liebe der wahre Antrieb der Christen – bis zum heutigen Tag. Als ich dich entdeckt hatte, brannte ich darauf, dass du mein ein und alles bist. Ein Feuer durchglühte mich. Wie oft aber vergaß ich dich wieder, Und du hast nie aufgehört, mich zu lieben. Natürlich sind viele Dinge nicht gut verlaufen, standen im Gegensatz zum Gebot der Liebe. Dennoch: aufgegeben hat die Kirche dieses Ideal zu keinem Zeitpunkt. Ich bin Christ geworden und geblieben, weil ich in Jesus Christus finde, was das Leben lebenswert macht. ER ist immer da. Bei jedem Menschen. Auch wenn wir um Seine Gegenwart nicht wissen. Wenn die Nacht undurchdringlich wird, ist Seine Liebe ein Feuer. Von uns hängt es ab, ob wir auf dieses Licht schauen, das in der Finsternis leuchtet, bis sich die erste Morgenröte zeigt und schließlich der Tag anbricht in unseren Herzen. Und man spürt es genau: Nicht wir selbst schaffen dieses Licht aus unserer Kraft heraus, dieses Licht, diese Quelle der Freude und der Kraft kommt von Christus. Christian aus Bärnau 33 Freré Roger Christ bin ich geworden und geblieben, weil … (Der Schweizer evangelische Pfarrer und Dichter Kurt Marti) Christ bin ich geworden und geblieben durch andere Menschen, in deren Freundschaft mir die Menschenfreundlichkeit Gottes begegnet ist. Christ bin ich geblieben, weil ich in der Kirche die heftigsten Konflikte mit anderen Menschen erlebt habe, was einerseits Beziehungsabbrüche und Feindschaften, andererseits Freundschaften mit Menschen zur Folge hatte, mit denen ich Pferde stehlen, Kirchenbonzen stürzen und anderen heiligen oder unheiligen Schabernack treiben kann. Christ bin ich geworden und geblieben durch andere Menschen, deren entschiedener Einsatz für Andere mir die Augen geöffnet hat für den Einsatz Jesu. Christ bin ich geworden und geblieben durch meine Frau, deren Liebe ich erfahre als Spiegelung der göttlichen Liebe zu uns... Unter diesen Menschen, in Gruppen engagierter Christen also, erlebe ich, was Solidarität ist, was es bedeutet, bejaht zu sein und andere bejahen, für sie einstehen zu dürfen. Ich, der Furchtsame, lernte es, Furcht abzulegen, frei zu werden vor anderen und für andere, lernte es auch, weltweit oder kirchlich Mächtigen entgegenzutreten. Christ bin ich geworden und geblieben durch Männer, durch Frauen, die mir Mut zu mir selber machten. Ich lernte das, weil ich mich getragen und gestützt weiß von jener kleinen Schar unerschrockener, ja fröhlichfrecher und heiligrespektloser Christen und Christinnen, die für mich Gemeinde Christi sind und unter denen der Satz aus dem Johan- Christ bin ich geworden und geblieben, weil ich unter Christen die offensten, mutigsten, anregendsten Menschen gefunden habe. 34 nes-Evangelium aufleuchtet: „Gott ist Liebe“ (1Joh 4,8.16). Und ebenso: Gott ist nicht Schweizer, nicht Deutscher, nicht Amerikaner, nicht Russe. Er ist Liebe und deshalb das Gegenteil von Abschreckung, Drohung, Einschüchterung. Liebe streckt die Waffen, Liebe rüstet ab, ist Zuwendung, ist Bewegung des Friedens. Ich lernte, so erfuhr ich Schritt um Schritt, dass Gott kein „heiliger Herrscher“ ist und sich auch nicht in „heiligen Herrschaften“ offenbart. Er ist Liebe. Liebe kennt keine „heilige Herrschaft“, es sei denn die auf den Kopf gestellte: „Erste werden Letzte, Letzte werden Erste sein“, wie es im Matthäus-Evangelium steht. Aber auch: Gott ist nicht Christ oder Der Leitsatz Gottes ist die Bergpredigt Jesu mit ihrem unverzichtbaren Gebot, auf Gewalt zu verzichten und unsere Feinde zu lieben. In Jesus ist Gott Mensch geworden, damit wir unterscheiden lernen zwischen Mensch-Sein und Unmensch-Sein. Er ist gestorben und auf neue Weise lebendig geworden, um uns Unmenschen in Menschen zu verwandeln. Wenn das Leben auf diesem Planeten weiterleben soll, sehe ich keine andere Alternative, als dass wir unser Menschsein am Mensch-sein Jesu orientieren. (Originaltext gekürzt und leicht verändert J. Six) Moslem oder Buddhist oder sonst Ver Vertreter einer bestimmten Religion, er ist Liebe. Jeder absolute Anspruch einer Religion, einer Konfession kann diese Liebe nur verdunkeln. Also: Dialog unter den Religionen! 35 Generalfeldmarschall von Runstedt die letzte Offensive dieses Krieges begonnen und wir hörten unablässig das Wummern der Geschütze, über unseren Köpfen die Flugzeuge, und nachts durchbrachen Scheinwerfer die Finsternis. Ganz in der Nähe kämpften und starben tausende von deutschen und alliierten Soldaten. Zwischenfall im Hürtgen-Wald Diese wahre Geschichte hat sich am Ende des 2. Weltkrieges während der Ardennen-Offensive der deutschen Wehrmacht, im Dezember 1944, ereignet. Die Ardennen sind das Waldgebiet zwischen Aachen und Belgien. Der Autor Fritz Winken war damals zwölf Jahre alt. Er wanderte später in die USA aus und starb 2001 in Oregon: Als es klopfte, blies Mutter rasch die Kerzen aus. Dann ging sie zur Tür und stieß sie auf. Draußen standen vor dem gespenstischen Hintergrund verschneiter Bäume zwei Männer mit Stahlhelmen. Der eine redete in einer Sprache, die wir nicht verstanden und zeigte dabei auf einen dritten, der im Schnee lag. Sie begriff schneller als ich, dass es sich um Amerikaner handelte – Feinde! Mutter stand, die Hand auf meiner Schulter, schweigend da, unfähig, sich zu bewegen. Die Männer waren bewaffnet, aber sie rührten sich nicht und baten nur mit den Augen. Der Verwundete schien mehr tot als lebendig. „Kommt rein“, sagte Mutter. Die Soldaten trugen ihren Kameraden ins Haus und legten ihn auf mein Bett. Keiner von ihnen sprach deutsch. Mutter versuchte es mit Französisch, was einer der Männer einigermaßen verstand. Am Heiligen Abend 1944, mitten in der Ardennen-Schlacht, hatten meine Mutter und ich unerwartete Gäste. Als es an der Tür klopfte, ahnten wir noch nichts von dem Wunder, das wir erleben sollten. Ich war damals zwölf und wir lebten in einem kleinen Häuschen in den Ardennen nahe der belgischdeutschen Grenze. Vater hatte es vor dem Krieg benützt, wenn er auf die Jagd ging. Und als Aachen immer stärker unter den Luftangriffen zu leiden hatte, schickte er uns dort hin. „In den Wäldern seid ihr sicher“, hatte er zu mir gesagt. Aber vor einer Woche hatte Bevor Mutter sich des Verwundeten annahm, sagte sie zu mir: „Die Finger der beiden sind ganz steif. Zieh ihnen Jacken und Stiefel aus und bring einen Eimer Schnee!“ Ich rieb ihnen die blau gefrorenen Füße mit Schnee ab. Der Untersetzte der beiden hieß Jim, sein Freund, groß und schlank, war Robin. Harry, der Verwundete, schlief jetzt auf 36 meinem Bett, mit einem Gesicht so weiß wie draußen der Schnee. Sie hatten ihre Einheit verloren und irrten seit drei Tagen im Wald umher auf der Suche nach ihrer amerikanischen Truppe, und auf der Hut vor den Deutschen. hinaus und sagte ruhig: „Fröhliche Weihnacht!“ Die Soldaten wünschten ihr ebenfalls eine Frohe Weihnacht. „Wir haben unsere Einheit verloren und möchten bis Tagesanbruch warten“, erklärte der Anführer, ein Unteroffizier. „Können wir bei ihnen bleiben?“ – „Natürlich“, erwiderte Mutter mit der Ruhe der Verzweiflung, „sie können auch eine warme Mahlzeit haben und essen, solange etwas da ist!“ Die Soldaten lächelten, vergnügt den Duft schnuppernd. „Aber“, fuhr Mutter energisch fort, „wir haben noch drei Gäste hier, drei, die sie vielleicht nicht als Freunde ansehen werden!“ Ihre Stimme war mit einem Mal ganz streng. „Aber heute ist Sie waren unrasiert, sahen aber ohne ihre schweren Mäntel trotzdem aus wie große Jungs, und so behandelte Mutter sie auch. „Geh, hol Hermann!“ sagte sie zu mir, „und bring Kartoffeln mit!“ Hermann war unser fetter Hahn, den wir seit Wochen mästeten in der Hoffnung, Vater werde an Weihnachten zu Hause sein. Und als uns vor einigen Stunden klar geworden war, dass er nicht kommen würde, hatte Muter gemeint, Hermann solle noch ein paar Tage am Leben bleiben für den Fall, dass Vater zu Neujahr käme. Nun sollte Hermann jetzt gleich seine Aufgabe erfüllen. Während Jim und ich in der Küche halfen, kümmerte sich Robin um Harry, der einen Schuss in den Oberschenkel abbekommen hatte und fast verblutet war. Bald zog der verlockende Duft von gebratenem Hahn durch das Zimmer. Ich deckte gerade den Tisch, als es wieder klopfte. In der Erwartung, weitere verirrte Amerikaner zu sehen, öffnete ich ohne Zögern. Draußen standen vier Männer in Uniformen, die mir jedoch nach fünf Jahren Krieg wohl vertraut waren: deutsche Soldaten – unsere! Trotz meiner Jugend kannte ich das Gesetz: Wer feindliche Soldaten beherbergt, begeht Landesverrat! Wir konnten alle erschossen werden. Mutters Gesicht war weiß, aber sie trat ge Heiliger Abend, und da wird nicht geschossen!“ „Wer ist drin?“ fragte der Unteroffizier barsch, „Amerikaner?“ Mutter sah jedem einzelnen ins Gesicht. „Hört mal“, sagte sie langsam, „ihr könntet meine Söhne sein, und die da drin auch. Einer von ihnen ist verwundet und ringt um sein Leben, und noch seine beiden Kameraden, die genauso verirrt und hungrig sind wie ihr in dieser Nacht!“ 37 Sie sprach jetzt zu dem Unteroffizier und hob die Stimme. „In dieser heiligen Nacht denken wir nicht an töten!“ Der Unteroffizier starrte sie an. Für zwei, drei endlose Sekunden herrschte Schweigen. Dann machte Mutter der Ungewissheit ein Ende. „Genug geredet!“, sagte sie und klatschte in die Hände. „Legen sie ihre Waffen dorthin! Und machen sie schnell, sonst essen die anderen alles auf!“ Die vier Soldaten legten ihre Waffen auf die Kiste mit Feuerholz: zwei Pistolen, drei Karabiner, ein leichtes MG und zwei Panzerfäuste. Mutter sprach inzwischen hastig mit Jim auf Französisch, und ich sah verwundert, wie auch die Amerikaner Mutter ihre Waffen gaben. habe bis vor wenigen Monaten in Heidelberg Medizin studiert“. Dann erklärte er den Amerikanern auf Englisch, Harrys Wunde sei Dank der Kälte nicht infiziert. „Er hat nur sehr viel Blut verloren“, sagte er zu Mutter, „er braucht jetzt einfach Ruhe und ein kräftiger Essen“. Der Druck begann zu weichen. Selbst mir kamen die Soldaten, als sie so nebeneinander saßen, alle noch sehr jung vor. Heinz und Willy, beide aus Köln, waren sechzehn, der Unteroffizier war mit seinen dreiundzwanzig der älteste. Er brachte aus seinem Brotbeutel eine Flasche Rotwein zum Vorschein, und Heinz fand einen Laib Schwarzbrot, den Mutter in Scheiben schnitt. Von dem Wein aber stellte sie einen Rest beiseite für den Verwundeten. Als nun die Deutschen und die Amerikaner Schulter an Schulter verlegen in unserer kleinen Stube standen, war Mutter in ihrem Element. Lächelnd suchte sie für jeden einen Sitzplatz. Wir hatten nur drei Stühle, aber Mutters Bett war groß. Dort setzte sie zwei der Deutschen neben Jim und Robin. Dann machte sie sich, ohne von der gespannten Atmosphäre Notiz zu nehmen, wieder ans Kochen. Aber Hermann wurde ja nicht größer, und wir hatten vier Esser mehr! Rasch flüsterte sie mir zu: „Hol noch ein paar Kartoffeln und etwas Haferflocken! Die Jungen haben Hunger, und wenn einem der Magen knurrt, ist man reizbar!“ Dann sprach Mutter das Tischgebet. Ich sah, dass sie Tränen in den Augen hatte, als sie die vertrauten Worte sprach: „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast …“ Und als ich mich in der Tischrunde umsah, waren auch die Augen der kriegsmüden Soldaten feucht. Sie waren wieder Buben, die einen aus Amerika, die anderen aus Deutschland, alle fern von zuhause. Als ich zurückkam, hatte einer der Deutschen eine Brille aufgesetzt und beugte sich über die Wunde des Amerikaners. „Sind sie Sanitäter?“ fragte Mutter. „Nein“, erwiderte er, „aber ich 38 Gegen Mitternacht ging Mutter zur Tür und forderte uns auf mitzukommen und den Stern von Bethlehem anzusehen. Bis auf Harry, der friedlich schlief, standen wir alle neben ihr, und für jeden war in diesem Augenblick der Stille beim Anblick des Sirius, des hellsten Sterns am Himmel, der Krieg in diesem Augenblick vergessen. Als ich wieder ins Haus trat, hatte Mutter die alte Familienbibel hervorgeholt. Ich sah ihr über die Schultern. Das Buch war bei der Weihnachtsgeschichte aufgeschlagen, bei dem Bericht von der Geburt in der Krippe und den drei Wesen, die von weit her kamen, um ihre Geschenke darzubringen. Ihr Finger glitt über die Zeile: Unser privater Waffenstillstand hielt auch am nächsten Morgen an. Harry erwachte verschlafen brummend in den letzten Nachtstunden und Mutter flößte ihm etwas Brühe ein. Bei Tagesanbruch war er dann sichtlich kräftiger. Mutter quirlte ihm aus unserem einzigen Ei, dem Rest Rotwein und etwas Zucker einen stärkenden Trank. Wir anderen aßen Haferflocken. Dann wurde aus zwei Stöcken und Mutters Tischtuch eine Tragbahre für Harry gebaut. Der Unteroffizier zeigte den Amerikanern, über Jims Karte gebeugt, wie sie zu ihrer Truppe zurück finden konnten. Er legte den Finger auf einen Bach. „Da geht ihr lang“, sagte er, „am Oberlauf trefft ihr auf die erste Armee, die sich dort neu formiert“. Der Mediziner übersetzte alles ins Englische. „…und sie zogen über einen anderen Weg wieder in ihr Land“. Fritz Winken Mutter gab nun allen ihre Waffen zurück. „Seid vorsichtig, Jungs!“ sagte sie. „Ich wünsche mir, dass ihr eines Tages dahin zurückkehrt, wo ihr hingehört: nach Hause. Gott beschütze euch alle!“ Die Deutschen und die Amerikaner gaben einander die Hand, und wir sahen ihnen nach, bis sie in entgegen gesetzter Richtung verschwunden waren. 39 enischen Abschnitt des Tunnels. Wir beobachten über Monitore den Verkehr, wir reparieren Schäden im Tunnel, wir sichern die Strecke bei Unfällen, wir kassieren die Tunnel-Gebühren. Es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die meine Leute hier tun. Denn Unfälle in einem so langen und tiefen Tunnel sind gefährlich. Unter diesem Titel erscheint wieder eine Geschichte aus einer Reihe von verschiedenen biographischen Erzählungen, die uns am Leben und Wirken bekannter oder weniger bekannter Christinnen und Christen teilhaben lassen. Pierlucio Tinazzi hat zu meinen besten Leuten gehört; er war ruhig und verantwortungsbewusst, sehr hilfsbereit. Jeden Tag kam er mit seinem Motorrad zur Arbeit. Heute erzählen wir die Geschichte eines einfachen Mannes: das könntest du sein oder dein Arbeitskollege, der im richtigen Augenblick das Richtige tut: „Niemand hat eine größere Liebe, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde …“ Am 27. März 1999 passierte in unserem Tunnel eine furchtbare Katastrophe. Mitten in der Röhre fing ein belgischer Laster Feuer. Es breitete sich rasend schnell auf die anderen Fahrzeuge davor und dahinter aus. Die Tat des Pierlucio Tinazzi Mein Name ist Francesco Colombo. Ich möchte euch erzählen von meinem Mitarbeiter Pierlucio Tinazzi. – Aber lasst mich von vorne anfangen: Seit vielen Jahren kümmere ich mich mit meinen Leuten um den großen Autobahn-Tunnel, der zwischen der Schweiz und Italien, tief unter dem höchsten Berg Europas hindurch, gebaut wurde. Tausende von Autos, Bussen und Lastwagen fahren täglich, von Lyon oder Genf kommend, nach Mailand oder nach Turin – und umgekehrt. Die Mannschaft der Tunnelverwaltung, die ich leite, kümmert sich um den itali- In der Nähe des Brandes entstand eine Hitze von 700 Grad. Starker Rauch entwickelte sich, der immer mehr in den Tunnel hineindrückte. Die Fahrzeuge konnten nicht mehr vor und zurück. Wer nicht in der Hitze umkam, war vom giftigen Rauch bedroht. Unse- 40 re Feuerwehren konnten kaum vordringen. Fahrzeuge verstopften die Fahrbahn. Plötzlich war mein Mitarbeiter Pierlucio verschwunden. „Er ist mit seinem Motorrad in den Tunnel reingefahren!“ rief ein Feuerwehrmann. „Ist der verrückt?“ schrie ich, „Der hat doch keine Gasmaske!“ Nach fünf Minuten sahen wir ihn wieder rausfahren. Auf dem Beifahrersitz saß ein blasser, rußgeschwärzter Mann. „Wir ersticken da drinnen!“ röchelte er. „Der Motorradfahrer hat mich rausgeholt“. vorü Inzwischen sind einige Wochen vorüber. Ich habe die Angehörigen von Pierlucio besucht. Gott sei Dank haben sie mir keine Vorwürfe gemacht. „Pierlucio hat immer so gerne geholfen“, hat seine Mutter unter Tränen gesagt. „Zehn Leute hat er rausgeholt, beim elften hat er sich selbst geopfert.“ „Ich glaube“, habe ich seiner Mutter geantwortet, „Pierlucio lebt. Gott hat ihn auf seinem besonderen Beifahrersitz rausgeholt, zu sich in den Himmel“. „Auf deine Verantwortung!“ schrie ich Pierlucio an, der schon wieder startete. Wieder kam er nach ein paar Minuten zurück, wieder mit einem halb erstickten Mann hinten auf dem Sitz. Noch acht Mal ging das so. Pierlucio hatte jedes Mal ein schwärzeres Gesicht. Wenn er raus kam, warteten die Sanitäter und die Notärzte schon. Er hustete, aber er blickte fest entschlossen. „Hör auf, Pierlucio!“ rief ich, „Du bringst dich selbst um!“ – „Keine Angst, Chef!“ rief er zurück, „Da drinnen warten noch ein paar – ich muss sie holen!“ Und wieder gab er Gas. (Josef Six, nach einem Bericht in der Südd. Zeitung v. 29. 3. 1999) Unruhig warteten wir auf ihn. Diesmal kam er nicht. Wir schickten die Feuerwehmänner mit den Gasmasken zu Fuß hinein. Nach einer Viertelstunde kamen sie wieder: „Diesen Qualm da drinnen überlebt jetzt keiner mehr; der ist tödlich!“ 41 Wir sind eine katholisch-christliche Gemeinschaft, wobei aber die Teilnahme am täglichen Abendgebet und an monatlichen Hausgottesdiensten freiwillig ist. Wir über uns - Tabor e.V. und Wohngemeinschaft Tabor Andererseits ist ER der Weg zum Leben! Einige Male im Jahr besuchen wir die umliegenden Gefängnisse, um den Menschen dort im Gottesdienst mit Liedern und persönlichen Lebenszeugnissen Mut zu machen. In manchen Gefängnissen bieten wir wöchentliche Gesprächsgruppen an. Auch in Pfarrgemeinden gestalten wir schon mal den Gottesdienst mit, um die so genannten Normalbürger und -christen auf manche Not in unserem Land hinzuweisen und Vorurteile und Berührungsängste abzubauen. Im Juristendeutsch sind wir ein Verein zur ganzheitlichen Unterstützung strafentlassener und anderweitig sozial belasteter Menschen. Im normalen Sprachgebrauch sind wir eine Gemeinschaft von Christen, die sich ein wenig um Menschen in Not, insbesondere um strafgefangene und strafentlassene Menschen annehmen will. Manchmal besuchen uns in unserer Wohngemeinschaft Jugend- oder Firmgruppen, um zu sehen, wie wir miteinander leben. Wir besuchen auch häufiger Schulklassen (ab 9.Kl. Religionsunterricht), um den Schülern von Knast, Drogen, Kriminalität, Neuanfang und beginnender Heilung zu erzählen. Das sind oft tiefe Begegnungen. Alle Leute in unserer Tabor-Gemeinschaft und im Verein arbeiten ehrenamtlich und ohne Bezahlung. Unser Verein erhält keinerlei staatliche oder kirchliche finanzielle Unterstützung und soll sich möglichst aus Eigenleistungen und Spenden selbst tragen. ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ ist unser Prinzip. Einige von uns (z.Zt. sind wir 18 Leute) wohnen in einer Wohngemeinschaft östlich von München (Moosach bei Glonn, Maria Altenburg) zusammen. Dort versuchen wir uns gegenseitig Stütze auf dem manchmal beschwerlichen Weg ins und durchs Leben zu sein. Wer nach der Haft oder aus einer anderen sozialen Notlage heraus neu anfangen will, sein Leben ohne Alkohol, Drogen und Kriminalität zu gestalten, der kann sich, wenn er/sie bei uns mitleben will, bewerben. Wenn Du Interesse hast, melde dich, mach’ mit, leb’ mit oder besuch uns! Ingrid & Norbert Trischler 08091/5586-15/-0 42 Am Standesamt Reinhard und Rita Bürgermeister Gillhuber ... nach einem Gottesdienst in der JVA Landsberg 43 Reinhard und Rita Am 3. November 2010 haben sie sich das Ja-Wort gegeben. Wir wünschen ihrer frischen Liebe anhaltenden Bestand und Gottes Segen. 44 Tod hinter Gittern Abgeurteilt von Gerichten und inhaftiert, sich nun langsam in der Freiheit seine Spur verliert. Sein Wohnraum nun hinter dicken Mauern und Stahl, zwölf Quadratmeter groß, kalt, grau und fahl. Degradiert zu einer Nummer ohne Persönlichkeit und herausgerissen aus Familie für lange Zeit. Gezwungen, ein trauriges Dasein zu fristen, musste er erkennen, dass nur wenige ihn vermissten. So suchte er in Gott Halt und Kraft zu finden, mit Gebeten Trauer, Tränen und Einsamkeit zu überwinden. Bei Gottesdiensten hat er um Vergebung gebeten und nie geahnt, so schnell vor die Himmelstür zu treten. Über Nacht hat ihn nun jedoch der Tod ereilt. Gott hat ihn gerufen, damit er im Himmel verweilt. Der Tod kam zu ihm im Schlaf ganz leise und hat ihn mitgenommen auf diese letzte Reise. Er fand Erlösung von Leid und Sorgen Und wurde befreit von der Angst vor Morgen. Möge seine Seele nun ewigen Frieden finden für alle Zeit. Und wir erkennen: Irgendwann ist es für jeden so weit. Lasst uns seiner gedenken, aber nicht verbittern, wenn auch der Tod ihn ereilte hinter diesen Gittern. Zum Gedenken an den Kameraden Xaver + JVA Stadelheim, 45 TERMINE 26.12.10 15.01.11 31.01.11 04.02.11 08.02.11 20.03.11 03.04.11 05.04.11 15.00 – 18.00 weihnachtliche Feier in der TABOR WG 16.30 Treffen mit Firmlingen in Erding 11.10 - 12.40 Uhr Schulbesuch Realschule Sparz 8.00 - 11.15 Uhr Schulbesuch Realschule Sparz 19.30 Hausgottesdienst TWMA 8.30 & 10.00 JVA Stadelheim & Schwarzenberg 10.15 Eichenau, Pfarrgottesdienst mit Firmlingen 19.30 Hausgottesdienst TWMA Unser ‚Neuzugang’ aus Aichach: Sylvia mit Ingrid Der nächste Tabor-Rundbrief erscheint zu Ostern 2011 zum Thema: Jenseits der Stille wohnt Leben Oder: Wenn diese tödliche Langeweile doch bald vorbei wäre… Vor jedem Frühling ist erst einmal Winter, vor Auferstehung ist erst Tod, vor Ostern ist Karfreitag. Jeder Inhaftierte kennt wohl die endlosen Momente des Wartens und Zeit-Totschlagens, der Einsamkeit und der Stille. Kann die Stille zur Fülle werden? Kann die Langeweile im Knast Sinn bekommen? Welche Erfahrungen hast du in deinem Leben dazu gemacht? Redaktionsschluss ist der 13.März 2011 Tabor-Rundbrief-Redaktion: Altenburg 33, 85665 Moosach 46 IMPRESSUM Herausgeber: Redaktion: Anschrift: Telefon: E-Mail: Homepage: Grafik: Druck: Auflage: TABOR e.V. Josef Six, Norbert Trischler, Martin Wolter Altenburg 33, 85665 Moosach 08091-5586-15/-0 [email protected] www.tabor-ev.de Martin B.D. Wolter Jugendwerk Birkeneck 1500 Stück Die Artikel geben grundsätzlich die Meinung der Verfasser wieder, was nicht unbedingt der Meinung des Tabor e.V. entspricht. Auch konnten wir nicht alle uns zugesandten Beiträge ins Heft aufnehmen und bitten um Verständnis. o Ich unterstütze TABOR e.V. als Förderer mit einer einmaligen Spende von EURO............................ einer monatlichen Spende von EURO.................. o Ich möchte aktiv mitarbeiten und bitte um Aufnahme als Vereinsmitglied (Jahresbeitrag 30.-EURO) Zahlungen bitte an: Tabor e.V. Liga Bank eG München, Kontonr: 23 114 37, BLZ 750 903 00 Name:............................................................................ Adresse:......................................................................... 47 Bethlehem und Golgatha Wiege des Christentums Briefe durch die Mauer A U S G A B E 45 AUSGABE 43 MAUERN ABBAUEN – BRÜCKEN BAUEN !