A2: Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen (Teil 1)

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Universität Ulm
VO Angewandte Elektrochemie
CHEM8807.01 / WS 2016/17
A2: Potentiale und Strukturen an
Phasengrenzen (Teil 1)
21.12.2016
Mario Wachtler
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW)
Baden-Württemberg
1
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Übersicht
Elektrolytische Doppelschicht
Elektrodenpotential
Zellspannung
Referenzelektroden
Diffusionspotential
2
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Metallelektrode Me in einer Lösung mit
den entsprechenden Metall-Ionen
Mez+:
Mez+ + z e− ↔ Me
Metallionen gehen in Lösung oder
scheiden sich ab, bis ein
elektrochemisches Gleichgewicht
eingestellt ist.
Elektrode lädt sich auf, in der
Elektrolytlösung sammeln sich
Überschussionen entgegengesetzter Ladung
= elektrolytische Doppelschicht
3
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Hamann & Vielstich
Die Elektrode und das Innere der
Lösungsphase befinden sich auf
verschiedenen Potentialen.
φMe ≠ φL
Doppelschicht
Durch Anlegen einer Gleichspannung zwischen der betrachteten Elektrode und
einer Gegenelektrode ändert sich das Potential der Elektrode. In Folge wird
die Aufladung der Doppelschicht verändert.
Bei elektrochemisch aktiven Systemen fließt bei Störung des Elektrodengleichgewichts ein anodischer oder kathodischer Strom, der mit einem StoffUmsatz verbunden ist.
→ Anwendung in Batterien
Bei elektrochemisch inerten Systemen, wird nur die Doppelschicht umgeladen
und es findet kein Ladungsaustausch zwischen Elektrode und Elektrolyt statt
(solange die Zersetzungsspannung des Elektrolyten und der Elektrode nicht
überschritten sind).
→ Anwendung in Superkondensatoren
4
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Modelle:
•
•
•
•
5
Helmholtz
Gouy-Chapman
Stern
Berücksichtigung von Adsorptionseffekten
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Helmholtz-Modell: Starre Doppelschicht
Einfaches Plattenmodell
Elektrodenseitige Schicht:
Elektrodenoberfläche
Elektrolytseitige Schicht: Ebene durch
die Ladungsschwerpunkte der
(solvatisierten) Überschuss-Ionen =
äußere Helmholtz-Fläche (ä.H., outer
Helmholtz plane = OHP)
Kondensator mit Plattenabstand a/2
(mit a = Durchmesser der
solvatisierten Ionen)
Hamann & Vielstich
6
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Helmholtz-Modell: Starre Doppelschicht
Potentialverlauf:
Der Zusammenhang zwischen
Raumladungsdichte und Potential ist
durch die Poisson-Gleichung
beschrieben:
4∙ ∙
Bzw. für ein ebenes Problem
d
4∙ ∙
d
Hamann & Vielstich
7
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Annahme: punktförmige
Überschussladungen in äußerer
Helmholtzfläche
Ladungsfreier Raum zwischen
Elektrodenoberfläche und äußerer
Helmholtz-Fläche
Linearer Potentialübergang
d
const
d
Doppelschicht
Gouy-Chapman-Modell: Diffuse Doppelschicht
Wärmebewegung trachtet danach, die
starre Struktur der Überschussladungen
aufzulösen.
→ Diffuse Doppelschicht
Ionische Raumladung nimmt mit
zunehmendem Abstand zur
Elektrodenoberfläche exponential ab.
Bockris & Reddy
8
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Stern-Modell: Starre und diffuse Doppelschicht
Stern kombinierte das Helmholtzmodell mit
dem Gouy-Chapmann-Modell
Hamann & Vielstich
9
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Stern-Modell: Starre und diffuse Doppelschicht
Potentialverlauf:
Ladungsverteilung in der diffusen Doppelschicht
über Maxwell-Boltzmann-Verteilung
beschrieben:
∙ ∙
∙ exp
∙
Mit ξ = 0 für x = a/2 folgt:
∙
∙ exp
∙
Als Lösung erhält man:
∙
ä
mit:
1
8∙ ∙
∙
∙
1000 ∙ ∙ ∙
1
∙
2
Hamann & Vielstich
10
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
∙
∙
Doppelschicht
Stern-Modell: Starre und diffuse Doppelschicht
Potentialverlauf:
ä
∙
Galvanispannung ∆φ zwischen Elektrode und
Lösungsinneren setzt sich aus 2 Anteilen
zusammen:
∆
ä
ä
∆
∆
Zetapotential ζ
ä
Hamann & Vielstich
11
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Stern-Modell: Starre und diffuse Doppelschicht
Potentialverlauf:
ä
∙
Potential ändert sich innerhalb der diffusen
Doppelschicht exponentiell von φ=φäH bei ξ=0
auf φ=φL für ξ→∞.
Bei der Entfernung ξ=κ von der äH ist die
Potentialdifferenz zwischen äH und
Lösungsinneren auf 1/e ihres Gesamtbetrages
abgesunken.
κ wird oft als Dicke der diffusen Doppelschicht
gedeutet.
κ hängt von der Ionenstärke I der Lösung ab:
• Verdünnte Lösungen: κ = mehrere 10 nm
• Bei 0,1 mol/L: κ < 1 nm
• Bei hohen Ionenstärken kann die gesamte
Doppelschicht näherungsweise als starr
betrachtet werden. (a/2 = einige 0,1 nm)
Hamann & Vielstich
12
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Adsorptionseffekte
Ionen, Dipole (Lösungsmittel) und
neutrale Moleküle können an der
Metalloberfläche adsorbiert sein.
Insbesondere Anion neigen zu
sogenannter spezifischer Adsorption
(sogar wenn die Elektrode eine
negative Überschussladung trägt).
Aufteilung der starren Doppelschicht in
mehrere Unterschichten.
Innere Helmholtz-Fläche (inner
Helmholtz plane IHP) = Ebene durch
die Ladungsschwerpunkte
adsorbierter Ladungen
Hamann & Vielstich
13
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Adsorptionseffekte
Nullladungspotential φnull:
Potential einer Elektrode, vor deren
Oberfläche sich keine
Überschussladungen befinden
(adsorbiert, in starrer und diffuser
Doppelschicht).
φnull ist i.d.R. nicht identisch mit dem
Potential im Lösungsinneren φL, da
Dipolschichten auf den Elektroden
ein Potentialgefälle verursachen).
14
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Kapazität
Integrale Kapazität
Kapazität ändert sich i.d.R. mit dem
Elektrodenpotential, da sich die
Dipolschichten umorientieren und
Adsorption oder Desorption von Ionen
stattfinden können, und die
Überschussionen in der diffusen
Doppelschicht partiell abgeschirmt sind.
Bestimmung der differentiellen Kapazität
über voltametrische Messungen bei
konstanter Potentialvorschubsgeschwindigkeit dφ/dt:
d
d
d
∙
∙
d
d
d
→ Differentielle Kapazität:
d
d
15
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Hamann & Vielstich
Doppelschicht
Kapazität
Formel für Plattenkondensator
4∙
Polarisierbarkeit des Lösungsmittels (und
damit ε) nimmt in der Nähe der
Elektrodenoberfläche ab, da die
Lösungsmitteldipole an der
Elektrodenoberfläche und in der
Solvathülle der Ionen eine bevorzugte
Orientierung aufweisen.
∙
Kapazität der Elektrode:
1
1
1
1
4∙
1
∙
1
ä
4∙
∙ ⁄2
4∙
Für konzentrierte Lösungen ist die diffuse
Doppelschicht vernachlässigbar.
Für verdünnte Lösungen sinkt die
Gesamtkapazität ab, da κ>>a/2 und
Cdiffus<<Cstarr
16
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
∙
Beispiel LM = H2O:
εH2O = 80
εstarr = ~ 30
εDipol = ~ 6
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VO Angewandte Elektrochemie
CHEM8807.01 / WS 2016/17
A2: Potentiale und Strukturen an
Phasengrenzen (Teil 2)
25.01.2017
Mario Wachtler
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW)
Baden-Württemberg
17
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Übersicht
Elektrolytische Doppelschicht
Elektrodenpotential
Zellspannung
Referenzelektroden
Diffusionspotential
18
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Doppelschicht
Metallelektrode M in einer Lösung mit
den entsprechenden Metall-Ionen
Mz+:
Mz+ + z e− ↔ M
Metallionen gehen in Lösung oder
scheiden sich ab, bis ein
elektrochemisches Gleichgewicht
eingestellt ist.
Elektrode lädt sich auf, in der
Elektrolytlösung sammeln sich
Überschussionen entgegengesetzter Ladung
= elektrolytische Doppelschicht
19
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Die Elektrode und das Innere der
Lösungsphase befinden sich auf
verschiedenen Potentialen.
φMe ≠ φL
Chemisches Potential
Chemisches Potential der i-ten
Komponente einer Mischphase:
∙
∙
= Energie, um 1 mol der i-ten Komponente
aus dem wechselwirkungsfreien
Unendlichen in das Innere der
betrachteten Mischphase zu bringen.
= Zunahme der Fähigkeit, nutzbare Arbeit
zu leisten, wenn man einer Mischphase
eine differentielle Menge der i-ten
Komponente zufügt und auf 1 mol
umrechnet.
20
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrodenpotential und elektrochemisches Potential
Metallelektrode in Lösung seiner Ionen:
Chemisches Gleichgewicht liegt vor, wenn
für alle i
Ist das chemische Gleichgewicht nicht
erfüllt tritt eine freiwillige
Ausgleichsreaktion statt
M ↔ Mz+ + z e−
Ausgleichsreaktion läuft nicht bis zur
Einstellung des chemischen
Gleichgewichts ab, da sich eine
elektrische Potentialdifferenz zwischen
den beiden Phasen aufbaut, und sich
elektrostatische Rückhaltekräfte
einstellen, die der Ausgleichsreaktion
entgegenwirken.
21
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrodenpotential und elektrochemisches Potential
Einstellung eines elektrochemischen Gleichgewichts:
∙ ∙
∙ ∙
Bzw.
mit φi(I,II) = elektrische Potential im Inneren der Phase I und II = Galvanipotential
und
∙ ∙
Das elektrochemische Gleichgewicht ist ein dynamisches Gleichgewicht,
d.h. Metallauflösung und -abscheidung laufen gleich schnell ab.
22
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrochemisches Potential
Eigenschaften
Für ungeladene Spezies gilt:
Chemisches Potential:
∙ ∙ ln
mit
= Chemisches Standard-Potential der Spezies i in der Phase α
und
= Aktivität der Spezies i in der Phase α
Für reine Phasen bei Aktivität = 1 gilt:
z.B. Festphasen
Für Elektronen in einem Metall gilt (z = −1):
∙
∙
Aktivitätseffekte können vernachlässigt werden, da die Elektronenkonzentration nicht
merklich variiert.
Gleichgewicht für die Spezies i in den Phasen α und β:
23
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrodenpotential
für Metallionenelektroden
Elektrodenreaktion:
M ↔ Mz+ + z e−
Elektrochemisches Gleichgewicht:
∙
,
,
∙
,
∙ ln
∙
,
∙
∙
∙
,
Galvani-Spannung:
24
,
∙
∙
,
Mit ∆
∆
∙
,
∆
,
∙
∆
∙
∙
∙ ln
folgt:
,
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
∙
∙
∙ ln
,
Elektrodenpotential
für Gaselektroden
Elektrodenreaktion:
Gz+ + z e− ↔ ½ G2
Elektrochemisches Gleichgewicht:
∙
,
,
,
∙
,
∙ ln
,
∙
∙
∙
∙
∙ ln
∙
,
,
Galvani-Spannung:
,
∆
∆
25
∙
∆
∙
∙
,
⁄
∙
,
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
,
∙
∙
∙
∙
,
⁄
∙
,
∙
∙ ln
,
Elektrodenpotential
für Redoxelektroden
Elektrodenreaktion:
Ox+ + z e− ↔ Ry+
Elektrochemisches Gleichgewicht:
∙
,
,
,
∙
,
∙ ln
∙
,
∙
∙
∙
,
∙
∙ ln
∙
∙
∙
,
∙
,
∙
,
∙
,
∙
,
∙ ln
Galvani-Spannung:
∆
∆
26
∙
,
,
∙
∆
∙
∙
∙ ln
,
,
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
,
∙
∙
∙ ln
,
,
,
∙
∙ ln
,
Elektrodenpotential
für Elektrode in Anwesenheit eines unlöslichen Salzes
Elektrodenreaktion:
MX + z e− ↔ M + Xz−
Elektrochemisches Gleichgewicht:
∙
,
,
,
,
∙
,
∙
,
,
∙
,
∙ ln
∙
,
Galvani-Spannung:
∆
∆
27
∙
,
,
,
,
∙
∆
∙
∙
∙ ln
,
∆
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
∙
∙
∙ ln
1
,
∙
∙
∙ ln
,
∙
Elektroden erster und zweiter Art
Elektroden erster Art:
Potential der Elektrode hängt direkt von der Konzentration der die Elektrode umgebenden
Elektrolytlösung ab.
z.B. Metallelektrode in Lösung seiner Ionen.
Elektroden zweiter Art:
Potential der Elektrode hängt von der Konzentration des Kations des schwerlöslichen
Salzes ab.
Die Konzentration des Kations in Lösung ist über das Löslichkeitsprodukt an die
Konzentration des Anions in Lösung gekoppelt.
Wird die Konzentration des Anions konstant gehalten, bleibt das Elektrodenpotential
konstant.
Die Konzentration des Anions lässt sich konstant halten, in dem man sehr hohe
Konzentration einsetzt.
Elektroden zweiter Art eignen sich besonders als Referenzelektroden.
z.B. Ag/AgCl, Hg/Hg2Cl2 (Kalomel-Elektrode)
28
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrodenpotential
Allgemeine Form
Formulierung der Elektrodenreaktion als Reduktion:
Ox+ + z e− ↔ Ry+
Galvani-Spannung:
∆
∙
∙
∆
∙ ln
In der oberen Gleichung wird φL als Bezugspunkt verwendet, welches experimentell nicht
zugänglich ist.
Deshalb wird das Elektrodenpotential auf eine Referenzelektrode bezogen (Messung der
Zellspannung zwischen Elektrode und Referenzelektrode):
∙
∙
∙ ln
Nernstsche Gleichung (Konzentrationsabhängigkeit des Elektrodenpotentials)
29
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrodenpotential
Standardpotential und formales Potential
Nernstsche Gleichung:
∙
∙
∙ ln
Bei Verwendung von Konzentrationen statt Aktivitäten kann man das formale Potential E0'
definieren:
∙
∙
∙ ln
mit
∙
∙
∙ ln
… Aktivitätskoeffizienten
30
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Übersicht
Elektrolytische Doppelschicht
Elektrodenpotential
Zellspannung
Referenzelektroden
Diffusionspotential
31
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Spannung galvanischer Zellen und maximale nutzbare
Arbeit chemischer Reaktionen
Elektroden- und Zellreaktionen:
ν1S1 + … + νiSi + z e− ↔ νjSj + … + νkSk
νlSl + … + νmSm
↔ νnSn + … + νpSp + z e−
-------------------------------------------------------------ν1S1 + … + νmSm
↔ νjSj + … + νpSp
(Elektrodenreaktion 1)
(Elektrodenreaktion 2)
(Zellreaktion)
Maximal nutzbare elektrische Arbeit (für i → 0, EKl → Eeq): z·F·Eeq
An beiden Elektroden laufen räumlich getrennt elektrochemische Reaktionen ab
Eeq = "Gleichgewichtsspannung" (früher: elektromotorische Kraft, EMK)
= Spannung im stromlosen Zustand, wenn sich an beiden Elektroden die
elektrochemischen Gleichgewichte eingestellt haben.
(Eeq wird nachfolgend nur als E bezeichnet)
Maximal nutzbare Arbeit, wenn Zellreaktion rein chemisch abläuft: −∆G
∆G = molare freie Reaktionsenthalpie)
∆G = − z·F·Eeq
bzw.: ∆G0 = − z·F·E0
E0 = Gleichgewichtsspannung unter Standardbedingungen
32
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Spannung galvanischer Zellen und maximale nutzbare
Arbeit chemischer Reaktionen
Für Ekl = Eeq:
∆G + z·F·EKl = 0
Zelle im stromlosen Zustand mit elektrochemischem
Gleichgewicht an beiden Elektroden
Für Ekl < Eeq:
∆G + z·F·EKl < 0
Stromfluss im Sinne einer galvanischen Zelle
Für Ekl > Eeq:
∆G + z·F·EKl > 0
Stromfluss im Sinne einer Elektrolyse-Zelle
Mit EKl Klemmenspannung und Eeq = Gleichgewichtsspannung
Hamann & Vielstich
33
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Zellspannung
Eine direkte Messung der Galvani-Spannung ist
nicht möglich.
Es können nur Spannungsdifferenzen zwischen
zwei Elektroden gemessen werden.
∆
∆
Für eine Zelle mit zwei Metallionenelektroden:
MeI ↔ MeIzI+ + zI e−
MeII ↔ MeIIzII+ + zII e−
∙ ln
∙
∙
∙ ln
Mit E0 = φ0I – φ0II
= Standard-Zellspannung
(= Standard-EMK)
34
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
∙
∙
Hamann & Vielstich
Zellspannung
Beispiel Daniell-Element Cu/CuSO4 – Zn/ZnSO4
Negative Elektrode: Zn2+ + 2 e− ↔ Zn
Positive Elektrode: Cu2+ + 2 e− ↔ Cu
Zellreaktion:
Zn + Cu2+ ↔ Zn2+ + Cu
Zn | ZnSO4 (aq) | CuSO4 (aq) | Cu
E0 = -0,76 V vs. NHE
E0 = +0,34 V vs. NHE
E0 = +1,10 V
Zn | ZnSO4 (aq) || CuSO4 (aq) | Cu
| … Phasengrenze
|| … flüssig-flüssig Phasengrenze mit eliminiertem Diffusionspotential
35
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Konzentrationsabhängigkeit der Zellspannung
Nernstsche Gleichung
Zellschema:
(Pt) | RL, OL || RR, OR | (Pt)
Linke Elektrode:
OL + z e− ↔ RL
Rechte Elektrode
OR + z e− ↔ RR
Zellreaktion:
RL + OR ↔ OL + RR
Zellspannung: E = ER – EL
Für ER > EL gilt E > 0
d.h. wenn man den Stromkreis schließt,
läuft die Reaktion spontan ab, und
fließen Elektronen von links nach
rechts.
36
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrodenpotentiale:
∙
∙ ln
∙
∙
∙ ln
∙
Zellspannung:
∙
∙
∙ ln
∙
∙
bzw. mit Reaktionsquotient
∙
∙ ln
∙
= Nernstsche Gleichung
(Konzentrationsabhängigkeit der
Zellspannung)
∙
∙
Konzentrationsabhängigkeit der Zellspannung
Nernstsche Gleichung
Beispiel: Daniellelement
Zellschema:
Zn(s) | ZnSO4(aq) || CuSO4(aq) | Cu(s)
Zn | Zn2+, SO42− || Cu2+, SO42− | Cu
Linke Elektrode:
Zn2+ + 2 e− ↔ Zn
Rechte Elektrode
Cu2+ + 2 e− ↔ Cu
Zellreaktion:
Zn + Cu2+ ↔ Zn2+ + Cu
Zellspannung:
EDaniell = ECu/Cu2+ − EZn/Zn2+
ECu/Cu2+ > EZn/Zn2+
37
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrodenpotentiale:
/
/
/
/
Zellspannung:
∙
2∙
∙
2∙
∙
2∙
∙ ln
∙ ln
∙ ln
Konzentrationsabhängigkeit der Zellspannung
Nernstsche Gleichung
Beispiel: Bleibatterie
Zellschema:
Pb(s) | PbSO4(s) | H2SO4(aq) | PbSO4(s) | PbO2(s)
Negative Elektrode:
PbSO4 + 2 e− ↔ Pb + SO42−
Positive Elektrode:
PbO2 + SO42− + 4 H+ + 2 e− ↔ PbSO4 + 2 H2O
Zelle:
Pb + PbO2 + 2 SO42− + 4 H+ ↔ 2 PbSO4 + 2 H2O
Negative Elektrode:
∙
∙
Positive Elektrode:
∙
∙
∙ ln
∙
∙
∙
∙
∙ ln
ln
∙
∙
∙
∙
∙ ln
∙
Zelle:
∙
∙
∙
∙
∙ ln
∙ ln
∙
∙
∙
∙
∙
∙
∙ ln
∙
Zellspannung der Bleibatterie hängt von der Elektrolytkonzentration ab.
38
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
∙
Konzentrationsabhängigkeit der Zellspannung
Nernstsche Gleichung
Beispiel: Lithium-Batterie: Li | LiFePO4
Zellschema:
Li | LiPF6 (solv) | FePO4
Negative Elektrode: Li+ + e− ↔ Li
Positive Elektrode: FePO4 + Li+ + e− ↔ LiFePO4
Zelle:
Li + FePO4 ↔ LiFePO4
Negative Elektrode:
∙
∙
∙ ln
Positive Elektrode:
∙
∙
∙ ln
Zelle:
∙
∙ ln
∙
∙
∙
∙
∙ ln
∙ ln
∙
Zellspannung hängt nicht von der Elektrolytkonzentration ab und ist über gesamten
Lade/Entladevorgang konstant.
39
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Berechnung von Zellspannungen aus
thermodynamischen Daten
Allgemeine Reaktionsgleichung
ν1S1 + … + νmSm ↔ νjSj + … + νpSp
Molare freie Reaktionsenthalpie
∆
∙
∙
∙
mit
∆
∙
∆
∙
∆
∙
folgt
∙
∙
40
∙
∙ ln
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
∙
∙ ln
Thermodynamische Vorzeichenregel:
Produkte werden positiv und
Edukte negativ gezählt.
Berechnung von Zellspannungen aus
thermodynamischen Daten
Beispiel: Chlor-Knallgasreaktion
H2 (g) + Cl2 (g) → 2 Cl− (aq) + 2 H+ (aq)
z=2
∙
∆
∙
2∙
∙ ln
∆
∙
∙
∙ ln
∙∆
∆
∙∆
∆
∙∆
∙∆
∙∆
mit E = Edukte, P = Produkte
∆G0 = −262,46 kJ mol−1
E0 = −∆G0 / (z·F) = 1,36 V
41
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Hamann & Vielstich
-TS
A Brief View on
Thermodynamics
U
Internal
Energy
U = energy needed to
create a system
+pV
H
Enthalpy
H = U + pV
H = energy needed to create
a system and make room for
it plus the work needed to
make room for it
42
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
F
Helmholtz
Free Energy
F = U - TS
F = energy needed to create
a system minus the energy
provided by the environment
G
Gibbs
Free Enthalpy
G = U + pV - TS
G = total energy to create
a system and make room for
it minus the energy
provided by the environment
O‘Hare et al., Fuel Cell Fundamentals; Wiley, 2006; Schroeder, An Introduction to Thermal Physics, Addison Wesley, 2000
Thermodynamic Square
-S
U
H
-p
V
A
G
T
Total differential of thermodynamic potentials:
Also the following
dependencies
can be determined:
43
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Maxwell relations:
Temperaturabhängigkeit der Zellspannung
Es gilt:
∆
∙
1
∆
∙
∙
Weiters gilt die Gibbs-Helmholtz-Gleichung (bei konst. Druck und konst. Temperatur):
∆
∆
∙∆
∆
∆
,
Es folgt:
∆
,
∙
Bei negativer Entropieänderung sinkt die Zellspannung mit steigender Temperatur
44
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Temperaturabhängigkeit der Zellspannung
Beispiel: Chlor-Knallgasreaktion
H2 (g) + Cl2 (g) → 2 Cl− (aq) + 2 H+ (aq)
∆
2
2
243,57JK 1mol
1
z=2
∆
,
∙
1,3mVK
Hamann & Vielstich
1
Abnahme der sich im gasförmigen Zustand
befindenden Stoffmenge: i.d.R. Erhöhung des
Ordnungszustandes (mit ∆S < 0)
Hamann & Vielstich
45
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Temperaturabhängigkeit der Zellspannung
Beispiel: Unvollständige Verbrennung von
Kohlenstoff
C (s) + ½ O2 (g)→ CO (g)
z=2
∆
∆
,
∙
Hamann & Vielstich
0,46mVK
1
Zunahme der sich im gasförmigen Zustand
befindenden Stoffmenge: i.d.R. Erniedrigung des
Ordnungszustandes (mit ∆S > 0)
Hamann & Vielstich
46
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Druckabhängigkeit der Zellspannung
Es gilt:
Es folgt:
∆
∙
Weiters gilt:
d
∙d
∆
∙d
∆
∙
1
∆
∙
∙
Ideales Gasgesetz:
47
∙
∙
∙
Nach Integration:
Es folgt:
∆
∙
∙
∆
∙
∙
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
∙
∙
∙
∙
∙
∙
∙ ln
0,059
∙ ln
∙ lg
D.h. eine Druckzunahme bewirkt eine
Erhöhung des Elektrodenpotentials
Druckabhängigkeit der Zellspannung
Beispiel: Chlor-Knallgasreaktion
H2 (g) + Cl2 (g) → 2 Cl− (aq) + 2 H+ (aq)
z=2
0,059
∙ lg
∙
2
D.h. eine Druckerhöhung beider Gase von 1 bar auf 10 bar bewirkt eine Druckerhöhung
von ½ · 0,059 · lg 102 = 0,059 V
48
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Universität Ulm
VO Angewandte Elektrochemie
CHEM8807.01 / WS 2016/17
A2: Potentiale und Strukturen an
Phasengrenzen (Teil 3)
01.02.2017
Mario Wachtler
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW)
Baden-Württemberg
49
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Übersicht
Elektrolytische Doppelschicht
Elektrodenpotential
Zellspannung
Referenzelektroden
Diffusionspotential
50
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Referenzelektroden (= Bezugselektroden)
Es ist nicht möglich, die Galvani-Spannung (Potentialdifferenz zwischen Elektrode und
Elektrolytinnerem) ∆φ = φM − φL experimentell zu bestimmen. φL eignet sich deshalb
nicht als Bezugspunkt für Elektrodenpotentiale.
Man wählt deshalb willkürlich eine Bezugselektrode, und tabelliert die Elektrodenpotentiale
gegen diese.
51
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Referenzelektroden
Normalwasserstoffelektrode
Als Ursprung der elektrochemischen
Potentialskala ausgewählt:
Standardwasserstoffelektrode (SHE, bzw.
Normalwasserstoffelektrode, NHE):
Platiniertes Pt-Blech in saurer wässriger
Lösung der Protonenaktivität 1, das mit H2
von 1,000 bar Druck bespült wird.
2 H+ + 2 e− ↔ H2
∙
∙ ln
mit E0 := 0
Vorteile der NHE: das Gleichgewichtspotential
stellt sich schnell, reproduzierbar und
zeitkonstant ein.
Nachteile: Protonenaktivität muss genau
vorgegeben sein, Pt-Elektrode muss häufig
neu platiniert werden (da die Adsorption von
Verunreinigungen die Elektrode vergiftet)
52
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Hamann & Vielstich
Elektrochemische Spannungsreihe
in wässriger Lösung
Ursprung der Potentialskala:
Normalwasserstoffelektrode
53
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Hamann & Vielstich
H2/O2-Element
In saurer Lösung:
2 H3O+ + 2 e−→ H2 + 2 H2O
½ O2 + 2 H+ + 2 e− → 3 H2O
-------------------------------------H 2 + ½ O 2 → H 2O
In alkalischer Lösung:
2 H2O + 2 e−→ H2 + 2 OH−
½ O2 + H2O + 2 e− → 2 OH−
-------------------------------------H 2 + ½ O 2 → H 2O
E0 = 0 V vs. NHE
E0 = +1,229 V vs. NHE
E0 = +1,229 V
E0 = -0,828 V vs. NHE
E0 = +0,401 V vs. NHE
E0 = +1,229 V
Standard-Zellspannung: E0 = +1,229 V
Allerdings stellt sich an der Sauerstoffelektrode das Elektrodengleichgewicht nur gehemmt
ein:
In saurer Lösung: ca. 1,15 V vs. NHE (anstelle von +1,229 V vs. NHE)
In alkalischer Lösung: ca. 0,2 – 0,3 V vs. NHE (anstelle von +0,401 V vs. NHE)
54
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Referenzelektroden
Elektroden zweiter Art
Elektroden zweiter Art eignen sich besonders gut als Referenzelektroden.
Einfacherer Aufbau, schnelle und reproduzierbare Einstellung des Gleichgewichtspotential.
Metallionenelektrode in Verbindung mit fester Phase (unlöslichem Salz des
potentialbestimmenden Kations).
wird durch das Löslichkeitsprodukt Ka des Bodenkörpers bestimmt.
55
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Referenzelektroden
Ag/AgCl-Elektrode
Ag-Ionen-Elektrode ohne Bodenkörper:
Ag ↔ Ag+ + e−
∙
ln
Ag-Ionen-Elektrode mit AgCl-Bodenkörper:
Ag ↔ Ag+ + e−
Ag+ + Cl− ↔ AgCl
----------------------------Ag + Cl− ↔ AgCl + e−
∙
∙ ln
1
∙
∙ ln
Hamann & Vielstich
56
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Referenzelektroden
Kalomel-Elektrode
Hg | Hg2Cl2 | Cl−
2 Hg ↔ Hg22+ + 2 e−
Hg22+ + 2 Cl− ↔ Hg2Cl2
--------------------------------------2 Hg + 2 Cl− ↔ Hg2Cl2 + 2 e−
∙
|
mit
|
|
|
|
|
∙ ln
= +0,2682 V vs. NHE
Gebräuchlich sind Elektroden mit KCl-Lösung der
Konzentrationen:
0,1 M
E = +0,3337 V vs. NHE
1 M (NKE)
E = +0,2807 V vs. NHE
gesättigt (GKE) E = +0,2415 V vs. NHE
57
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Hamann & Vielstich
Referenzelektroden
Übersicht Referenzelektroden zweiter Art
Hamann & Vielstich
58
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Referenzelektroden
Referenzelektroden für nichtwässrige Elektrolyte
Ag/Ag+ (z.B. 0,01 M in CH3CN)
Li/Li+ (in LIB-Elektrolyten, typischerweise 1 M in organischen Carbonaten)
Quasi-Referenzelektroden (= Pseudo-Referenzelektroden)
• Üblicherweise Ag- oder Pt-Draht der direkt in die Elektrolytlösung taucht.
• Man geht davon aus, dass sich das Potential nicht ändert, wenn keine Änderungen im
Elektrolyten auftreten.
• Das Potential der Quasi-Referenzelektrode kann gegen echte Referenzelektroden oder
interne Referenzen (z.B. Ferrocen/Ferrocinium gelöst im Elektrolyten) bestimmt werden.
• Achtung: Quasi-Referenzelektroden eignen sich nicht für elektrochemische Experimente,
bei denen sich die Zusammensetzung des Elektrolyten ändert (z.B. Elektrolysen).
59
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrochemische Spannungsreihe
in nichtwässrigen Lösungsmitteln
Wie in wässriger Lösung lassen sich auch in nicht-wässriger Lösung Spannungsreihen
aufstellen.
In welcher Weise stehen die Spannungsreihen in den unterschiedlichen Lösungsmitteln in
Beziehung?
Eine direkte Bestimmung über Spannungsmessungen ist nicht möglich, da an der
Berührungsfläche Diffusionspotentiale auftreten.
Wenn man für nur eine reversible Elektrode die Freie Überführungsenthalpie kennt, sind die
Spannungsreihen miteinander verknüpft.
Freie Überführungsenthalpie ∆tG = Differenz der Freien Lösungsenthalpien ∆solvG in den
beiden Lösungsmitteln.
∆tG gibt die Arbeit an, die bei der Überführung von 1 Mol einer Substanz aus einem
Lösungsmittel in ein anderes geleistet werden muss.
∆tG(LM1→LM2) = ∆solvG(LM2) − ∆solvG(LM1)
60
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrochemische Spannungsreihe
in nichtwässrigen Lösungsmitteln
Vorschlag 1: Korrelation über Rb/Rb+
Das Rb+-Ion ist aufgrund seines großen Radius nur geringfügig solvatisiert.
Man kann deshalb näherungsweise die freie Solvatationsenthalpie des Rb-Ions in allen
Lösungsmitteln konstant setzen
∆solvG = konst
∆tG = 0
φ0Rb/Rb+(LM1) = φ0Rb/Rb+(LM2)
Vorschlag 2: Korrelation über Ferrocen/Ferrocinium oder Cobaltocen/Cobaltocinium
Annahme, dass für Redoxsysteme der Wertigkeit 0/+1, die freie Überführungsenthalpie des
Kations gleich jener der ungeladenen reduzierten Komponente ist, wenn es sich große,
kugelförmige Systeme handelt.
In Folge sind die Standardpotentiale in allen Lösungsmitteln gleich.
61
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Elektrochemische Spannungsreihe
in nichtwässrigen Lösungsmitteln
Potential von Fc/Fc+ ist annähernd konstant.
Potential von Cc/Cc+ ist annähernd konstant.
ERb/Rb+ = in allen Lösungsmitteln konstant gesetzt.
Hamann & Vielstich
62
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Für alle anderen Elektroden werden stark
unterschiedlich Potentiale beobachtet.
Übersicht
Elektrolytische Doppelschicht
Elektrodenpotential
Zellspannung
Referenzelektroden
Diffusionspotential
63
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Diffusionspotentiale
Die Gleichung
∆
∆
setzt ein konstantes Potential im
Inneren der Lösung voraus.
Bereits bei einfachen Zellen gilt das
strenggenommen nicht mehr, und
müssen zusätzliche Flüssigkeitspotentiale bzw. Diffusionspotentiale
berücksichtigt werden.
Beispiel: Konzentrationskette Cu | CuSO4:
Cu | CuSO4(konz) | CuSO4(verd) | Cu
64
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Entstehung von Diffusionspotentialen
Diffusionspotential: auch Flüssigkeitspotential genannt.
Treten an flüssig-flüssig Grenzflächen im Inneren des Elektrolyten auf.
Allgemeiner Fall:
Anolyt und Katholyt bestehen aus unterschiedlich konzentrierten Lösungen
unterschiedlicher Ionenpaare.
z.B. Daniell-Element: +Cu | CuSO4,conc | ZnSO4,verd | Zn−
Spezieller Fall: Elektrolyt-Konzentrationskette
Anolyt und Katholyt bestehen aus unterschiedlich konzentrierten Lösungen der gleichen
Ionenpaare.
z.B. +Cu | CuSO4,conc | CuSO4,verd | Cu−
Stabilisierung der flüssig-flüssig Phasengrenzfläche über Diaphragma, um Vermischung
von Anolyt und Katholyt zu vermeiden.
65
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Entstehung von Diffusionspotentialen
Beispiel Elektrolyt-Konzentrationszelle mit Phasengrenze verdünnter / konzentrierter
Elektrolyt:
An beiden Seiten der Grenzfläche liegen unterschiedliche chemische Potentiale vor:
∙ ∙ ln
∙ ∙ ln
∙ ∙ ln
Es stellen sich deshalb Diffusionsvorgänge ein, um den Konzentrationsunterschied auszugleichen:
∙
∙ grad
∙
Anionen und Kationen diffundieren in der Regel unterschiedlich schnell, sodass ein Überschuss der
einen Ladung vor der Phasengrenze und ein Überschuss der anderen Ladung hinter der
Phasengrenze entsteht.
Es bildet sich dadurch eine Potentialdifferenz ∆φdiff aus.
Das an der Phasengrenze entstehende elektrische Feld
grad wirkt beschleunigend auf die
zurückgebliebenen Ionen und bremsend auf die vorauseilenden Ionen.
Im stationären Zustand hat ∆φdiff solch einen Wert angenommen, dass beide Ionensorten gleich schnell
diffundieren.
66
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Berechnung von Diffusionspotentialen
Thermodynamische Betrachtungsweise:
Galvanisches Element bei reversiblem Stromdurchgang (d.h. i → 0):
∆
∙
(∆G = Änderung der freien Enthalpie / maximale Nutzarbeit der Zellreaktion.)
Der Übertritt von Ionen i aus der Phase mit dem chemischen Potential μi(I) durch die
Phasengrenze in eine Zone mit dem chemischen Potential μi(II) lässt sich ebenfalls als
chemische Reaktion mit Änderung der Freien Enthalpie ansehen.
dΔ
∙d
Integration über die gesamte Diffusionsschicht liefert [mit μi(I) > μi(II)]:
∆
∙
Die Gesamtänderung der Freien Enthalpie der Zelle ist
∆
∆
∆
Die zwischen den Elektroden messbare Potentialdifferenz ergibt sich daher als
∆
∆
∆
∙
∙
67
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Berechnung von Diffusionspotentialen
∆
∆
∆
∙
∙
Der Ladungstransport verteilt sich auf die einzelnen geladenen Spezies entsprechend deren
individueller Überführungszahlen ti:
∑
Bei einem Durchgang von insgesamt z Faraday durch die flüssig/flüssig-Phasengrenze,
wandern ∙
der i-ten geladenen Spezies.
(z … Elektrodenwertigkeit, zi … Ionenwertigkeit)
Es folgt:
Δ
∆
∆
∙
∆
∙
∙
Mit
68
∙
∙
∙ ln
∙
folgt:
∙ ln
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
∙
Berechnung von Diffusionspotentialen
Spezialfall: Phasengrenzen zwischen gleichen Elektrolyten unterschiedlicher Konzentration
Für den Fall, dass die Konzentrationsunterschiede nicht zu groß sind, kann man die
Überführungszahlen als konstant annehmen (unabhängig vom Ort).
∆
∙
∙ ln
Für einen z-z-wertigen Elektrolyten (mit z = z+ = |z−|) und bei Verwendung eines mittleren
Aktivitätskoeffizienten a [mit a(I) > a(II)] gilt.
∙
∙
∙
∙ dln
∙
∙ ln
∆
∙
∙
Das Diffusionspotential ist um so größer je stärker sich die Überführungszahlen von
Anionen und Kationen unterscheiden.
z.B. HCl:
z.B. KCl:
69
tH+=0,821, tCl−=0,179, z=1
Pro Dekade Aktivitätsunterschied bei 25 °C: ∆φdiff = −37,9 mV
tK+=0.4906, tCl−=0.5094, z=1
Pro Dekade Aktivititätsunterschied bei 25 °C: ∆φdiff = −0,54 mV
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Berechnung von Diffusionspotentialen
Spezialfall: Phasengrenzen zwischen gleichen Elektrolyten unterschiedlicher Konzentration
Experimentelle Bestimmung von Diffusionspotentialen über Messungen der GleichgewichtsZellspannung möglich.
∙
∙
∆
∙ ln
∙
∙ ln
∙
∙
Bzw. aufgrund von t+ + t− = 1:
∙
2∙ ∙
∙ ln
∙
Allgemein:
70
t− > 0.5: Erhöhung der Zellspanung (E0' > E0)
t− < 0.5: Erhöhung der Zellspanung (E0' < E0)
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Berechnung von Diffusionspotentialen
Allgemeiner Fall: Phasengrenzen zwischen Elektrolyten unterschiedlicher ionaler
Zusammensetzung
Konzentration der ionischen Spezies sinkt über die Phasengrenze auf 0 ab.
Die Überführungszahl kann dann nicht mehr als konstant angenommen werden, sondern ist
eine Funktion des Ortes.
Näherungsgleichung von Henderson:
∆
∙
∑
∙
∑
Mit Ionenbeweglichkeit ui
∙
∙
∙
∙
∙ ln
∑
∑
∙
∙
∙
∙
Näherungen:
Ionenbeweglichkeiten sind unabhängig von der Ionenaktivität
Lineares Diffusionsprofil, d.h. linearer Verlauf der Aktivität a zwischen ai(I) und ai(II)
Beispiel: KCl-Lösung und HCl-Lösung in Kontakt, beide mit Aktivität 0.1: ∆φdiff = 26.85 mV
0,1 ∙
0,1 ∙
0,1 ∙
∙
∙
∙ ln
∆
0,1 ∙
0,1 ∙
0,1 ∙
71
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Eliminierung von Diffusionspotentialen
Diffusionspotentiale können bis zu einigen 10 mV ausmachen und Präzisionsmessungen
(z.B. zur Bestimmung von Normalpotentialen oder Reaktionsenthalpien) stören.
(1) Rechnerische Eliminierung (s.o.): aufwändig und ungenau
(2) Experimentelle Eliminierung:
∆
∙
∙
0,1 ∙
0,1 ∙
∙ ln
0,1 ∙
0,1 ∙
0,1 ∙
0,1 ∙
Grenzt eine beliebige Elektrolytlösung (hier: HCl) an eine Elektrolytlösung mit möglichst
identischer Beweglichkeit von Anionen und Kationen (hier: KCl), so wird der erste Term
der Gleichung klein, wenn die Konzentration der Ionen gleicher Beweglichkeit groß ggü.
Der Konzentration des zweiten Elektrolyten ist. Die entsprechende Änderung des
zweiten Terms fällt wegen des Logarithmus weniger ins Gewicht. In Folge sinkt das
Diffusionspotential auf einige mV ab.
Diesen Effekt kann man ausnutzen, indem man die unterschiedlichen Elektrolytlösungen
nicht direkt sondern über eine Salzbrücke mit konzentrierter Elektrolytlösung verbindet,
oder Überschusselektrolyt zugibt.
72
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Eliminierung von Diffusionsptentialen
Experimentell über Salzbrücke
Salzbrücke: gefüllt mit konzentrierter
Elektrolytlösung gleicher
Ionenbeweglichkeiten (z.B.
konzentrierte KCl-Lösung)
Statt einer flüssig/flüssig-Phasengrenze mit
hohem Diffusionspotential liegen nun
zwei Phasengrenzen mit sehr kleinen
Diffusionspotentialen vor, die zusätzlich
noch entgegengesetzte Vorzeichen
aufweisen können.
Ermöglicht Reduktion der
Diffusionspotentials auf weniger als 1
mV.
Quelle: Hamann, Vielstich
73
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Eliminierung von Diffusionspotentialen
Experimentell über Überschusselektrolyt
Zugabe von Überschusselektrolyt möglichst gleicher Beweglichkeit von Anion und Kation zu
beiden aneinandergrenzenden Elektrolytlösungen.
In Folge erfolgt der Ladungstransport hauptsächlich über die Ionen des
Überschusselektrolyten.
Die Überführungszahlen der anderen Ionen werden klein und können in der Gleichung für
∆φdiff vernachlässigt werden.
Die Überführungszahlen t+ und t− des Überschusselektrolyten sind fast identisch und geben
ebf. nur einen kleinen Beitrag zu ∆φdiff.
74
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
Literatur
C.H. Hamann, W. Vielstich: Elektrochemie, 3. Aufl., Wiley-VCh, Weinheim, 1998.
75
170201 | VO AEC | Potentiale und Strukturen an Phasengrenzen | MW
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Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung
Baden-Württemberg
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Stuttgart
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170201&| VO
AEC | Potentiale
76 Policy
Energy
Energy
Carriersund Strukturen an Phasengrenzen | MW
- 76 -
Ulm
Electrochemical Energy
Technologies
Ulm
eLab (Battery research centre)
FPL (Battery production research)
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