AAP Astro-News 4/2006 - Sternwarte Bieselsberg

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Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e.V.
Astro-News
Ausgabe 4/2006
Echter Zwilling — Planet umkreist Pollux
Laternenlauf zur Sternwarte
AAP-Ausflug nach Mannheim
Die nächsten Veranstaltungen des AAP:
Mitgliederversammlung am 19. Januar
2
Inhaltsverzeichnis
Editorial
3
Vorwort des Vorstands
3
Wissenschaft und Forschung
Echter Zwilling — Planet umkreist Pollux . . . . . . . . . . .
Der erste Blick in das Auge eines außerirdischen Wirbelsturms
Premiere — Erstes Foto einer Sonnenfinsternis auf Uranus . .
Historische Supernova — Sternenleiche wird verjüngt . . . . .
Jets — auch im Würgegriff eines Pulsars . . . . . . . . . . . .
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Sternwarte Bieselsberg
Laternenlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Öffentliche Führungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Kepler-Sternwarte
Führungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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11
Beobachtergruppe
Komet Christensen C/2006 W3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Der Mond
Der Mond, Teil 4 . . . . . . . . .
Die Abspaltungstheorie . . .
Die Schwesterplanet-Theorie
Die Einfangtheorie . . . . .
Die Kollisionstheorie . . . .
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Beobachtungsobjekte
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Verschiedenes
Der AAP fliegt aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Termine
Astronomische Vorschau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Veranstaltungen und Treffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Impressum
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VORWORT DES VORSTANDS
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Editorial
Liebe Leser,
das Titelbild zeigt unsere Sternwarte in ungewöhnlichem Licht — als Ziel des Laternenlaufs in
Bieselsberg. Mehr zu dieser erfolgreichen Veranstaltung finden sie in dieser Ausgabe.
So kurz vor Jahresende freuen sich viel auf das
Weihnachtsfest und freie Tage. Das ist eigentlich eine gute Gelegenheit sich mal wieder intensiv mit den
Sternen zu beschäftigen — sei es am Teleskop oder
etwas gemütlicher auf dem Lesesessel mit ein paar
astronomischen Artikeln, wie z.B. in dieser Ausga-
be. Ich hoffe, wir haben Ihnen wieder interessanten
Informationen aus der Astronomie und unserem Verein zusammengestellt. Eventuell bekommt der ein
oder andere dann mal Lust auch etwas beizutragen
und nutzt die freie Zeit für einen kleinen Artikel. Wir
freuen uns über jeden Beitrag.
Ich wünsche Ihnen im Namen der Redaktion ein
schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins
neue Jahr.
Martin Tischhäuser
Vorwort des Vorstands
Liebe Vereinsmitglieder,
schon wieder sind
zwei Jahre um, am 19.
Januar steht mit der
Jahreshauptversammlung auch die Wahl
des neuen Vereinsvorsitzenden an. In
diesen vergangenen
zwei Jahren konnten
wir vielen erreichen,
mancher Plan musste leider auch liegen bleiben. Die
Herausgabe von gedruckten Jahresprogrammen hat
unserem Verein ein professionelleres Gesicht gegeben, die Veranstaltungen auf beiden Sternwarten
haben in der vergangenen Jahren guten Zuspruch
gefunden. Die Fertigstellung der Sternwartenkuppel in Bieselsberg macht gleichfalls Fortschritte, der
Neubau unseres großen Halbmeter-Teleskopes hinkt
zwar noch unseren Wünschen hinterher, ist aber keinesfalls liegen geblieben. Die wiederbelebte AstroNews hat ihre Funktion als zentrales Nachrichtenorgan des Vereins wieder aufgenommen. All dies
mögen nur Einzelaspekte sein, es sind aber Zeichen
eines lebendigen Vereins der auch 25 Jahre nach sei-
ner Gründung seinen Elan und seinen Enthusiasmus
für die Amateurastronomie behalten hat.
Das wir dereinst dieses Vereinsjubiläum feiern
werden, hatte ich mir auch nicht gedacht, als wir
— eine Handvoll idealistischer Schüler und Studenten — im Frühjahr 1982 in einer Gaststätte zusammensaßen und die Gründung des AAP vorbereiteten.
Es ist schön, den Verein so aktiv zu wissen, auch
wenn sich die ehemaligen Gründungsmitglieder heute nahezu vollständig zurückgezogen haben. Neue
Verantwortlichkeiten bringen aber auch immer neue
Ideen und aktuelle Entwicklungen in den Verein,
dies hält ihn jung und lebendig. Ich bin mir sicher,
dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird.
Erlauben Sie mir, dass ich mich in diesem letzten Vorwort bei all jenen bedanke, die mir in den
vergangenen zwei Jahren mit Freude, Einsatzwillen,
Fleiß und Herz zur Seite standen und in zahllosen
freiwilligen Stunden diese AstroNews schufen und
verteilten, die Sternwarten in Betrieb hielten, Vorträge präsentierten oder auch bei unseren Veranstaltungen zur Hand gingen. Euch allen meinen aufrichtigen Dank!
Bernd Weisheit
4
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Wissenschaft und Forschung
Echter Zwilling — Planet umkreist Pol- mals von Deutschland aus einen extrasolaren Planeten (HD 13189) aufspüren.
lux
Einer der hellsten Sterne des Winterhimmels hat
einen planetaren Begleiter. Artie Hatzes, Direktor der Thüringer Landessternwarte Tautenburg, hat
wieder einmal mit seinem Team einen extrasolaren
Planeten lokalisiert. Dieses Mal handelt es sich um
einen riesigen Gasriesen, der den massereichen Stern
Pollux umrundet. Zum Team, das den Riesenplaneten aufspürte, zählen neben Hatzes auch Eike Guenther, Michael Hartmann und Massimiliano Esposito
(Thüringer Landessternwarte Tautenburg) sowie Michaela Döllinger (European Southern Observatory).
Die Thüringer Landessternwarte Tautenburg
liegt zirka 15 Kilometer nördlich der Universitätsstadt Jena und betreibt das größte optische Teleskop innerhalb Deutschlands mit einem Spiegeldurchmesser von zwei Metern und nicht zuletzt das
Tautenburg Exoplanet Search Telescope (TEST) mit
einem Spiegel von 30 Zentimetern. In seinem Betriebsmodus als Schmidt–Teleskop ist das 2–Meter–
Fernrohr in Thüringen weltweit das größte seiner
Art.
Hatzes, der einen Lehrstuhl für Astronomie an
der Universität Jena innehat, forscht auf diesem Gebiet bereits seit 1988 und hat bis dato acht extrasolare Planeten entdeckt. Unter seiner Leitung wurde die Suche nach Exoplaneten mit der Radialgeschwindigkeitsmethode zu einem Schwerpunkt an
der Thüringer Landessternwarte.
Just mit dieser Methode haben Hatzes und Co.
jetzt einen weiteren Exoplaneten gefunden. Bei dem
Himmelskörper handelt es sich um einen riesigen
Gasplaneten, der 34 Lichtjahre von der Erde entfernt
ist und den Riesenstern Pollux umkreist. Pollux ist
mehr als 30–mal heller als unsere Sonne und weist
die 1,7–fache Masse der Sonne auf. Mit mindestens
doppelter Jupitermasse ist der neu entdeckte planetare Satellit massereicher als irgendein Planet unseres
Sonnensystems. Um seinen Stern einmal zu umrunden, benötigt der Gasriese insgesamt 590 Tage.
Das Sternbild Zwillinge mit Pollux über der
geöffneten Kuppel des Tautenburger Teleskops.
Imposantes Arbeitsinstrument: das
2–Meter–Zeiss–Teleskop in Tautenburg.
Dass TEST auch bei der Planetenjagd in der Vergangenheit gute Dienste verrichtete, beweist die bisherige Erfolgsquote. Schließlich konnten die Tautenburger Astronomen unter der Leitung von Prof. Dr.
Artie Hatzes mit dem hiesigen Equipment mehrere Exoplaneten ausmachen, Anfang 2005 sogar erst-
Hatzes und seine Kollegen konnten bereits 1993
aus den Daten entnehmen, dass sich die Linien im
Spektrum von Pollux periodisch verschieben. Damals war sich Hatzes jedoch noch nicht sicher, ob die
Ursache der von ihm beobachteten Verschiebungen
von Sternflecken oder von einem extrasolaren Planeten herrührte. Erst jetzt, nach mehr als dreizehn Jahren Beobachtung, kristallisierte sich heraus, dass um
den Stern Pollux ein Planet kreist.
Aufgespürt wurde der Exoplanet mit der Radialgeschwindigkeitsmethode. Bei dieser Technik richten die Planetenjäger ihre Aufmerksamkeit primär
auf die Gravitationskraft des vermuteten Planeten
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
5
und der daraus resultierenden kleinen Bewegung mit Auge auf einem fremden Planeten gesichtet —
seines Zentralsterns. Beginnt der observierte Stern dieser stellt alle irdischen Pendants in den Schatten.
zu eiern, lassen sich seine rhythmischen Verschiebungen anhand der Änderung der Radialgeschwindigkeit feststellen. Wird das Licht eines Sterns in
die Spektralfarben zerlegt (wie bei einem Regenbogen), so sind nicht nur Farben zu sehen, sondern
auch Spektrallinien. Diese verschieben sich, wenn
der Stern wankt.
Zeitliche Darstellung der
Radialgeschwindigkeitsmessungen.
Riesenwirbel: Mit einer Wolkenhöhe von bis zu 75
Kilometern, einem Durchmesser von 8000
Kilometern und einer Windgeschwindigkeit von 550
Bewegt sich der Stern dabei minimal auf die
Kilometern pro Stunde innerhalb des Wolkenrings
Erde zu, erscheinen die Spektrallinien zum blauen
übertrifft der neu entdeckte Saturn–Sturm jedes
Licht des optischen Spektrums verschoben, also zum
irdische Vorbild.
kürzeren, wohingegen im umgekehrten Fall das Ganze eine geringe Rotverschiebung aufweist. Dank der
periodischen Doppler–Verschiebung können Astronomen sogar die Änderung der RadialgeschwindigEin ruhiges Zentrum, von Wolkenbergen umwirkeit berechnen und dadurch auch auf die Größe und belt: Die Fotos der Raumsonde Cassini vom Südpol
Bahndaten des Planeten schließen.
des Saturns erinnern stark an einen irdischen HurVerschiebungen der Spektrallinien eines Sterns rikan. Doch während tropische Wirbelstürme seit
können allerdings nicht nur durch einen umlaufen- Menschengedenken über den blauen Planeten fegen,
den Planeten verursacht werden, sondern auch durch wurde nie zuvor ein Sturm mit einem Auge im ZenFlecken und Schwingungen des Sterns. Um den trum auf einem anderen Planeten beobachtet.
Grund für die Schwankung herauszufinden, sind aufDas Wetterphänomen auf dem Saturn unterscheiwendige und vor allem langfristige Messungen not- det sich aber in zwei wesentlichen Details von seiwendig, so wie dies Hatzes und Co. mit Bravour be- nen irdischen Pendants: Erstens scheint sich sein
werkstelligten.
(ms) Zentrum nicht von der Stelle zu bewegen. Zweitens
übertrifft der Wirbelsturm mit einer Wolkenhöhe von
Der erste Blick in das Auge eines außer- bis zu 75 Kilometern, einem Durchmesser von 8000
Kilometern und einer Windgeschwindigkeit von 550
irdischen Wirbelsturms
Kilometern pro Stunde innerhalb des Wolkenrings
Ein Monstersturm am Südpol des Saturns verblüfft alles, was Menschen auf ihrem Heimatplaneten auch
die Forscher: Er sieht aus wie ein Hurrikan, verhält nur annähernd jemals erleben mussten — ein wahrer
sich aber nicht wie einer. Noch nie wurde ein Sturm Monstersturm.
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An Ort und Stelle: Anders als die Wirbelstürme auf
der Erde steht die Struktur in der
Saturn–Atmosphäre auf der Stelle. Diese
Cassini–Aufnahmen zeigen ihn in unterschiedlichen
Wellenlängen. Wie er sich bilden konnte, ist
Forschern unerklärlich. Schließlich hat der
Gasplanet Saturn keine Ozeane, über denen heißer
Wasserdampf aufsteigen könnte — auf der Erde sind
sie die Wiege tropischer Wirbelstürme.
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Guckloch: Die klare Sicht über dem Auge geht
offenbar doppelt so weit hinunter, als die obere
Wolkendecke, die wir typischerweise auf dem Saturn
beobachten. Die Forscher erhalten hier den bislang
tiefsten Einblick in den Saturn — und entdeckten
Über drei Stunden verteilt schoss Cassini 14 Fogeheimnisvolle dunkle Wolken an dessen Boden.
tos des Sturms. Sie zeigen deutlich das dunkle Auge direkt über dem Südpol und die im Uhrzeigersinn
Zunächst drängt sich jedoch die Frage auf, wie
darum rotierenden Wolken inklusive ihrer Schatten, der Riesenwirbel überhaupt entstehen konnte — und
die eine Berechnung der Wolkenhöhe ermöglichten, was ihn aufrecht erhält. Auf der Erde bilden sich
wie Forscher des Cassini Imaging Central Labora- tropische Wirbelstürme immer über relativ warmem
tory for Operations (Ciclops) in Boulder im US– Wasser, wo Wasserdampf senkrecht nach oben steigt
Bundesstaat Colorado berichten.
und dabei einen Unterdruck erzeugt, der durch eine
Es sehe aus wie ein Hurrikan, aber es benähme Art Kaminwirkung feuchte Luft aus der Umgebung
sich nicht wie einer, sagte Andrew Ingersoll vom anzieht. Auf dem Weg nach oben in kühlere LuftCassini–Team des California Institute of Technolo- schichten kondensiert das Wasser und bildet die tygy in Pasadena. Für die Wissenschaftler ist der Wir- pische ringförmige Wolkenwand. Sie wird auch Eyebelsturm nicht nur von ästhetischem Wert: In seinem wall genannt. Weiter oben kühlt die Luft ab, wird daZentrum, dem Auge, erhaschte Cassini einen bis- bei trockener und fällt wieder nach unten. So entsteht
her nie dagewesenen Einblick in die Atmosphäre des das Auge des Sturms — eine klare, fast windstille
Gasplaneten, da die Wolkendecke des Saturns dort Zone.
wesentlich tiefer hängt als sonst.
Der Saturn besitzt als Gasplanet jedoch keine
Die klare Sicht über dem Auge gehe offenbar Ozeane. Der Sturm an seinem Südpol müsse durch
doppelt so weit hinunter, wie es die obere Wolken- einen anderen, aber möglicherweise ähnlichen Medecke normalerweise erlaube, sagte Kevin Baines chanismus entstanden sein, vermuten die Forscher.
vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. Sie er- Beobachtungen über den Verlauf der Jahreszeiten
hielten hier in einem weiten Wellenspektrum den sollen nun Aufschluss bringen. Wissenschaftler Inbislang tiefsten Einblick in die Atmosphäre des Sa- gersoll sagte: Worum immer es sich genau handeln
turns. Eine neue Beobachtung konnten die Planeten- möge, sie würden sich auf das Auge konzentrieren
forscher auf diese Art bereits machen. Baines berich- und herausfinden, warum es da sei.
tet von einer mysteriösen dunklen WolkenansammStürme mit einem Auge und ausgeprägter Eye”
lung am Boden des Auges“.
wall waren bislang ausschließlich von der Erde be-
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
7
kannt. Selbst der größte Wirbelsturm im Sonnensy- wirft. Auf unserem Heimatplaneten passiert das restem, der große rote Fleck auf dem Jupiter, besitzt lativ oft, wenn auch immer in unterschiedlichen Rekeine solchen Merkmale.
(ms) gionen.
Das ungewöhnliche Rotationsverhalten des UraPremiere — Erstes Foto einer Sonnenfin- nus hingegen macht dort die Sonnenfinsternis zur
großen Seltenheit: Der Planet ist gegenüber der Sonsternis auf Uranus
ne quasi gekippt, seine Rotationsachse liegt etwa in
Ein Schatten rast über den Uranus. Der Verursa- seiner Bahnebene. Er wälzt sich gewissermaßen auf
cher ist Ariel, sein viertgrößter Mond, der gerade seiner Umlaufbahn voran.
In den 84 Erdenjahren, die Uranus benötigt, um
einmal zweieinhalb Tage für einen kompleten Umlauf benötigt. Für einen Beobachter auf dem Uranus einmal die Sonne zu umrunden, streckt er dieser
käme dieses Ereignis einer Sonnenfinsternis gleich: einmal seinen Südpol und einmal seinen Nordpol
Vom Standort des Schattens aus betrachtet würde entgegen. Weil seine Monde den Äquator von UraAriel die Sonne verdunkeln. Allerdings ist der Pla- nus umkreisen, stehen sie immer nur dann zwischen
net ein Gasriese — so berührt der Mondschatten nur ihm und der Sonne, wenn diese genau über seinem
Äquator steht: Alle 42 Jahre — beim Herbst- beziedie dichte Wolkendecke.
hungsweise Frühlingsanfang auf dem Uranus, wenn
man in irdischen Dimensionen denkt.
Das letzte Mal ereignete sich das, als man
auf der Erde das Jahr 1965 schrieb. Damals stand
die Menschheit zwar nur noch vier Jahre vor
der ersten Mondlandung, aber die Teleskope waren noch nicht leistungsfähig genug, um den Vorbeigang eines Mondes am Uranus zu beobachten.
Erst 1990 änderte sich das mit der Inbetriebnahme
des Weltraum–Teleskops Hubble. Die notwendige
Bildschärfe war nun vorhanden, aber in den frühen
neunziger Jahren herrschte auf der Nordhalbkugel
Sonnenfinsternis auf Uranus: Der Mond Ariel zieht des Uranus noch Hochsommer, die Sonne beschien
seinen Schatten über die Wolkendecke des Planeten. die nördlichen Breiten des Planeten.
So ist das am 26. Juli dieses Jahres entstandeDer Uranus ist von der Sonne aus gesehen der
ne und nun veröffentlichte Bild tatsächlich das erste,
siebte Planet unseres Sonnensystems, zwischen Sadas die Menschheit von einer Sonnenfinsternis auf
turn und Neptun, viel weiter vom Zentrum entfernt
dem Uranus aufnehmen konnte. Weitere könnten in
als die Erde. Sein Durchmesser ist vierzehn Mal so
der nächsten Zeit folgen, wenn noch andere Monde
groß wie der unseres Heimatplaneten und seine Atzwischen dem Planeten und der Sonne vorbeiziehen.
mosphäre besteht vor allem aus Wasserstoff, Helium
(ms)
sowie etwas Methan, Wasser und Ammoniak.
Scharfe Aufnahmen von Uranus sind rar. Insofern wäre die Aufnahme des US–amerikanischen Historische Supernova — Sternenleiche
Weltraumteleskops Hubble an sich bereits ein wert- wird verjüngt
voller Beitrag für das Fotoalbum des Sonnensystems.
Die Reste der Explosion rasen viel schneller durchs
Der rasende Schatten macht es einmalig.
Eigentlich könnte man meinen, eine Sonnenfin- All, als bislang gedacht. Daher müssen Astronomen
sternis sei auf dem Uranus nichts Ungewöhnliches. die Supernova, die einen unserer Nachbarsterne zerSchließlich sind bislang 27 Monde entdeckt worden, riss, kräftig umdatieren: Der neue Todeszeitpunkt
die ihn umkreisen — weitere könnten folgen. Ei- fällt zusammen mit einer der ersten Supernova–
ne irdische Sonnenfinsternis entsteht, wenn sich der Aufzeichnungen der Geschichte.
Es war ein lange währender Blitz am Firmament:
Mond zwischen Sonne und Erde befindet und deshalb seinen Schatten auf einen bestimmtes Gebiet Im Jahr 185 unserer Zeitrechnung leuchtete ein Licht
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im Sternbild Zentaur plötzlich grell auf. Unbeweglich und sehr hell funkelte es; erst allmählich erlosch
es, nach nicht weniger als acht Monaten. So haben
es die Schriftgelehrten aus dem Reich der Mitte für
die Nachwelt festgehalten.
Die Beobachtung der Supernova, die Himmelsforscher im alten China vor fast 2000 Jahren dokumentierten, können heutige Astronomen nun mit
jener Sternenleiche in Verbindung bringen, die den
Namen RCW 86 trägt.
Sternentrümmer RCW 86 heute: Die Explosion des
ursprünglichen Sterns wurde vor fast 2000 Jahren
beobachtet.
Es handelt sich dabei um die Reste einer Supernova — jenem Ereignis am Ende eines Sternenlebens. Kurz bevor einem großen Stern der Treibstoff ausgeht, dehnt er sich stark aus, schließlich
kommt es zu einer gewaltigen Explosion. Dabei
wird der Himmelskörper bis auf mehrere Millionen
Grad erhitzt — und schließlich vernichtet. Während
dieser Supernova steigt die Leuchtkraft des Himmelskörpers für einige Zeit so sehr an, dass er sogar
heller strahlen kann als eine ganze Galaxie. Zurück
bleibt ein Haufen aus Sternentrümmern, die in den
Weltraum geschleudert werden und sich immer weiter ausbreiten.
Dass auch den Stern, der RCW 86 einmal war,
ein solches Schicksal ereilt hat, wissen Astronomen
bereits länger. Die Beobachtung fiel ihnen leicht,
denn in diesem Fall fand das Ereignis in unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, statt. Ein ziemlich
seltenes Ereignis in unserer Nachbarschaft, zumindest nach menschlichen Zeitmaßstäben: Seit Jahr-
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
hunderten wurde hier keine Sternenexplosion mehr
beobachtet.
Und bislang glaubten die Forscher auch, dass
man die Explosion des Ursprungssterns von RCW 86
vor 10.000 Jahren hätte beobachten können. Offenbar handelt es sich aber um eben jene Supernova, die die Chinesen vor fast 2000 Jahren verfolgt hatten — eine der frühesten Sternenexplosionen überhaupt, die Menschen nachweislich verfolgt
und aufgezeichnet haben. Das schließen Astronomen aus neuen Beobachtungen mit Hilfe zweier
Satelliten–Röntgenteleskope, die für die Raumfahrtbehörden NASA und die ESA durchs All schweben. Die Explosion müsse um 8000 Jahre umdatiert
werden, berichtet die internationale Forschergruppe
um den Astronomen Jacco Vink von der Universität
Utrecht in der Fachzeitschrift Astrophysical Journal
Letters.
Mit Hilfe des NASA–Satelliten Chandra und
des ESA–Weltraumobservatoriums XMM–Newton
konnten die Forscher die Sternentrümmer genauer
untersuchen. Vor allem wollten sie herausfinden, wie
schnell sich die Schockwelle seit dem großen Knall
bewegt und wie weit sie sich ausgedehnt hat. Damit
konnten die Astronomen genau berechnen, wann die
Supernova stattgefunden hat — vor nicht ganz 2000
Jahren. Dieser Zeitpunkt stimmt mit den historischen
Beobachtungen aus China überein.
Genauerer Blick auf den toten Stern: Links die neue
Aufnahme des Röntgenteleskops XMM–Newton,
rechts ein ROSAT Bild.
Warum kam es zu dem Datierungsfehler? Die
Explosionsgeschwindigkeit sei bislang falsch eingeschätzt worden, schreibt Vink. Die neuen — exakteren — Messungen hätten ergeben, dass sich die
Sternenreste viel schneller im All ausgebreitet haben
und weiter ausbreiten als angenommen. Deswegen
könnte jene Supernova, von der nur die Trümmer
RCW 86 übrig blieben, nicht so weit zurückliegen,
wie bislang vermutet worden war.
(ms)
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
9
Jets — auch im Würgegriff eines Pulsars Löchern absorbierten Materie über deren Pole in eng
Sonnen blähen sich zu Roten Riesen auf, Sterne verabschieden sich mit gewaltigen Supernovae aus der
stellaren Geschichte, mutieren zu Weißen Zwergen
oder Neutronensternen — oder verewigen sich in der
ungeschriebenen kosmischen Enzyklopädie als ultimative Schwerkraftfallen: als Schwarze Löcher.
Segnen Sterne das stellare Zeitliche, ist dies aber
beileibe noch nicht das Ende aller astralen Dinge,
sondern nur der übergang in eine neue Form der Existenz. Schwarze Löcher sind hierfür das prägnantste
Beispiel. Schließlich gibt es im All genügend vermeintlich leblose“ Sterne, die über die Fähigkeit
”
verfügen, energievoll wieder zu Leben zu erwachen.
Ein sehr plastisches Bild hiervon konnten
sich jüngst Astronomen mithilfe des NASA–
Weltraumteleskops Spitzer machen. Als ein Team
unter der Leitung der Astrophysikerin Simone
Migliari vom Center for Astrophysics and Space
Sciences der University of California in San Diego das von der Erde 10.000 Lichtjahre entfernte
Röntgen–Binärsystem 4U 0614+091 (Sternbild Orion) genauer unter die Lupe nahm, stellten sie zu ihrer
überraschung fest, dass der dort ansässige Neutronenstern ein Phänomen produziert, welches Astrophysiker bislang nur von Schwarzen Löchern kannten.
Da der 14–mal massereichere Neutronenstern ein
sehr starkes Gravitationsfeld generiert, zapft er von
seinem stellaren Trabanten Materie ab, konzentriert
diese in einer Akkretionsscheibe und emittiert ein
Großteil besagter Materie über zwei kompakte Plasmaströme, sogenannte Jets, wieder ins All. Materieströme dieser Intensität beobachteten Astronomen
bislang nur bei Schwarzen Löchern.
Jets, ob groß oder klein, zählen immer noch
zu den großen kosmischen Mysterien. Wie es genau dazu kommt, dass Teile der von den Schwarzen
und stark gebündelten Plasmaströmen mit beinahe
Lichtgeschwindigkeit ins All geschossen werden, ist
bis dato völlig schleierhaft. Gewiss ist nur, dass bei
diesem Vorgang enorm viel Röntgen-, Radio- und
Gammastrahlung abgestrahlt wird.
Jahrelang vermutete man, dass nur Schwarze
Löcher in der Lage seien, kompakte Jets kontinuierlich zu bilden, weil man diese bisher nur bei
Schwarzen Löchern beobachtete, sagt Simone Migliari. Nun, seitdem Spitzer einen Jet ausmachte, der
permanent aus einem Neutronenstern schießt, wüsste
man, dass derlei Phänomene auch bei diesem Typ
vorkommen.
Neutronensterne sind vereinfacht gesagt kompakte, sehr dichte kosmische Objekte, die aus einem massereichen Stern hervorgehen. Endet ein solcher in einer gewaltigen Explosion (Supernova), verdichten sich die materiellen überbleibsel praktisch
zu einem einzigen riesigen Atomkern, zu einem
Neutronenstern. Dabei ist die Dichte solcher Himmelskörper mit rund einer Milliarde Tonnen pro Kubikzentimeter sogar größer als die eines Atomkerns.
Hinzu kommt, dass auf deren Oberflächen Temperaturen von rund einer Million Grad Celsius herrschen
— und dass deren Magnetfeld mehrere Billionen mal
stärker ist als das der Erde. Dadurch bilden sich an
den magnetischen Polen so genannte Hot Spots, besonders heiße Regionen.
Neutronensterne leuchten von der Erde aus gesehen wie ein kosmisches Leuchtfeuer und emittieren
starke Röntgen- und Radiostrahlung in regelmäßigen
Intervallen. Dabei vereinen sie Masse und Energie
nicht nur auf engstem Raum, sondern warten in der
Regel mit einem Drehimpuls auf, der im wahrsten
Sinne des Wortes schwindelerregend ist. Manche
dieser Pulsare drehen sich rund 100–mal pro Sekunde um sich selbst, Millisecond–Pulsare sogar binnen weniger Millisekunden mehrmals. Signifikant
für Pulsare ist deren perfektes Rotationsintervall. Es
ist dermaßen genau, dass nach ihm Atomuhren gestellt werden könnten.
Dass Himmelskörper dieser Machart, die in einem Doppelsternsystem einen normalen Stern im
wahrsten Sinne des Wortes das Leben schwer machen, zudem kompakte Jets emittieren, galt in der
Theorie bislang als möglich, wurde aber bislang
noch nicht beobachtet. Angesichts der Studie von
Migliari et al. müssen daher viele Astronomen um-
10
STERNWARTE BIESELSBERG
denken. Ihre Daten zeigten, dass die Anwesenheit
einer Akkretionsscheibe und ein intensives Gravitationsfeldes alles zu sein scheine, was man brauche,
um einen kompakten Jet zu bilden, erklärt Migliari.
Letzten Endes sei diese Entdeckung der Sensibilität des NASA–Weltraumteleskops Spitzer zu
verdanken, so Migliari. Obwohl die Jets des Neutronensterns bei 4U 0614+091 zehnmal schwächer
strahlten als bei einem durchschnittlichen Schwar-
zen Loch, sammelte Spitzer die nötigen Informationen binnen weniger Minuten.
Migliari und die beteiligten Forscher gehen
davon aus, dass Akkretionsscheiben und intensive Gravitationsfelder Charakteristika sind, die
Schwarze Löcher und Neutronensterne in Röntgen–
Binärsystemen teilen. Die Studie wurde in der Ausgabe der Astrophysical Journal Letters vom 20. Mai
2006 vorgestellt.
(ms)
Sternwarte Bieselsberg
Laternenlauf
In diesem Jahr erreichte uns eine Anfrage, ob wir
nicht bereit wären, am 10. November eine etwas andere Veranstaltung mitzugestalten. Der Bieselsberger Kindergarten wollte seinen Laternenlauf an der
Sternwarte enden und ausklingen lassen. Wir waren
schnell begeistert von der Idee und sagten unsere Unterstützung zu. Schließlich konnte das ja auch eine
prima Werbung für unsere Sternwarte sein. Die Organisation des Laufs wurde von den Eltern hervorragend gestaltet und durchgeführt und auch die Verpflegung an der Sternwarte wurde von ihnen auf die
Beine gestellt.
dem Lauf dort versammelt um den Lauf ausklingen
zu lassen und sich noch einen Kinderpunsch oder
Glühwein zu gönnen und dabei von den zahlreichen
Kleinigkeiten zum Essen zu naschen.
In der Sternwarte selbst hatte Familie Niemzig
unseren Beamer aufgebaut. Zu den Bildern auf der
Leinwand lasen sie den Kindern eine Geschichte vor.
Diese lauschten wie gebannt und waren völlig fasziniert. Draussen drängelte immer schon die nächste
Gruppe von Kindern, die es kaum erwarten konnte hineinzukommen. Mehrere Male wurde so die
Geschichte vom Wintermond von Andrea Niemzig
erzählt.
Einflugschneise zur Sternwarte“
”
Versammlung hinter dem Sternwartenanbau
Schon wenn man sich der Sternwarte näherte
kam eine tolle Stimmung auf. Der halbe Weg vom
Ende der Kirchstraße zur Sternwarte war von Kerzen
gesäumt, die in der sonst dunklen Umgebung eine
herrliche Kulisse abgaben. Man fühlte sich fast wie
ein landendes Flugzeug bei Nacht. An der Sternwarte sah man nur ein Lichtermeer der Laternen. Weit
über 100 Kinder und Erwachsene hatten sich nach
Nachdem die Kinder ihre Geschichte gehört hatten, zeigte Kay Niemzig noch eine kleine Bilderserie
mit Objekten des Universums. Von unseren Planeten
bis zu Galaxien konnten sich so Kinder und Erwachsene ein kleines Bild der faszinierenden Welt ausserhalb unserer Erde machen.
Danach wurde in der Sternwarte wieder um”
gebaut“ und für die Nachtbeobachtung hergerichtet.
BEOBACHTERGRUPPE
11
Nachdem der Himmel zu Beginn ziemlich verschleiert war waren wir skeptisch ob wir überhaupt viel
würden zeigen können. So begannen wir mit den einfachen Objekten wie Lyr und Albireo, die aber für
die vielen Besucher auf jeden Fall spannend waren.
Es begann sich allgemein etwas zu leeren, aber einige Leute harrten immer noch aus bzw. kamen noch
einmal vorbei nachdem sie ihre Kinder nach Hause
gebracht hatten. Das Wetter besserte sich zunehmend
und wir konnten mit noch zahlreichen weiteren Objekten die Besucher beeindrucken.
Am Ende des Abends war man sich einig: diese
Veranstaltung hat sich gelohnt! Alle waren hoch zufrieden und wir hoffen natürlich, dass wir auch im
nächsten Jahr wieder das Ziel des Laternenlaufs sein
werden. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle
an den Elternbeirat des Kindergartens und besonders
Frau Dast sowie Familie Niemzig und den Helfern
des AAP die zum Gelingen erheblich beigetragen haben.
Wer sich den Bericht des Kindergartens anschauen möchte kann dies unter www.kiga-bieselsberg.de
(Elternbeirat, Berichte) tun.
(mt)
Öffentliche Führungen
Seit Anfang August ist die Sommerpause beendet
und es finden wieder die regelmäßigen Führungen
jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat statt. Bis Ende
Oktober starten sie um 21 Uhr, danach wieder um
20 Uhr. Wer darüber hinaus an Sonderführungen interessiert ist kann sich wie immer vertrauensvoll an
Familie Niemzig wenden.
Kepler-Sternwarte
Führungen
für Sternführungen führt Wolfgang Schatz nach wie
vor eine Reihe von Gruppenführungen durch und
Unsere Führungen im Kepler erfreuen sich nach wie
nimmt auch gerne Anfragen hierzu entgegen.
vor großer Beliebtheit. Neben den festen Terminen
Beobachtergruppe
Komet Christensen C/2006 W3
nenentfernung. Im September 2008 wird er etwa
8. Größe erreichen und im Juli 2009 etwa 7. Größe
Der Astronomiefreund Jürgen Linder von den Sternund kann in diesem Zeitraum (etwa ein Jahr!) im
freunden Durmersheim hat uns auf einen interessanFeldstecher beobachtet werden.
ten Kometen aufmerksam gemacht. Der Komet Christensen C/2006 W3 könnte von den TeleskopbeobJürgen Linder möchte den Kometen möglichst
achtern in den nächsten Jahren verfolgt werden. Er bald (fotografisch) erwischen und dann einige Zeit
ist derzeit photographisch etwa 18mag hell (visu- lang beobachten. Wer Lust hat dabei mitzumachen
ell eher 16mag) und erreicht seinen sonnennächsten ist eingeladen und kann sich entweder an ihn direkt
Punkt am 23. April 2009, allerdings in 2, 4 AE Son- oder mich wenden.
(Jürgen Linder,mt)
Date TT
2006 11 21
2006 12 01
2006 12 11
2006 12 21
2006 12 31
2007 01 10
2007 01 20
2007 01 30
R. A. (2000)
06 58,54
06 51,80
06 43,83
06 34,87
06 25,28
06 15,49
06 05,96
05 57,12
Decl.
+46 27,9
+47 11,6
+47 51,0
+48 24,2
+48 49,4
+49 05,5
+49 12,6
+49 11,3
Delta r
7,696
7,531
7,393
7,287
7,213
7,173
7,163
7,183
Elong.
8,395
8,324
8,253
8,181
8,110
8,038
7,966
7,894
Phase
132,5
141,4
149,0
153,8
154,2
149,8
142,4
133,5
m1
5,0
4,2
3,5
3,0
3,0
3,5
4,3
5,2
m2
18,7
18,6
18,5
18,4
18,4
18,3
18,3
18,3
12
DER MOND
Der Mond
Der Mond, Teil 4
Die Schwesterplanet-Theorie
Schon in frühester Vergangenheit machten sich die
Menschen Gedanken über die Entstehung des Mondes. Die ersten niedergeschriebenen Theorien zu
diesem Thema stammen bereits aus der Mitte des
15. Jahrhunderts. Viele Theorien gerieten bald wieder in Vergessenheit, da sie sich nicht mit neu gewonnenen Erkenntnissen in Einklang bringen ließen. Das erste Interessante Modell stammt aus dem
19. Jahrhundert, weitere wurden im letzten Jahrhundert entwickelt. Im Folgenden wollen wir uns
drei der wichtigsten Theorien, die Abspaltungs-, die
Schwesterplanet- und die Einfangtheorie näher ansehen.
Diese Theorie besagt, dass sich der Mond in demselben Bereich des Sonnensystems und in demselben Zeitraum wie die Erde gebildet hat. Das bedeutet dann allerdings auch, dass sie sich aus demselben
Rohmaterial gebildet haben müssen.
Die Abspaltungstheorie
Sie wurde von George Darwin, dem Sohn des bekannten Naturforschers Charles Darwin, entwickelt.
Nach dieser Theorie wurde der Mond aus der noch
flüssigen Erde aufgrund der hohen Rotationsenergie
wie ein Tropfen herausgeschleudert. Diese Vermutung verlor jedoch bald wieder an Zustimmung, da
nicht erklärt werden konnte, wie die dazu notwendige hohe Drehgeschwindigkeit (entsprechend einer
Tageslänge von nur 2,5h) zustande kam. Und auch
die Neigung der Mondbahn, die in einer früheren
Ausgabe der AstroNews beschrieben wurde, spricht
gegen diese Theorie.
Zwischen den beiden moderneren Theorien
konnte jedoch lange Zeit keine Entscheidung getroffen werden, da sich der Mond nur aus großer Entfernung beobachten ließ und eine genauere Untersuchung daher nicht möglich war. Auch haben beide
Theorien gleichermaßen Probleme die Dynamik des
Erde-Mond-Systems, d. h. den Drehimpuls des Systems bzw. die Abbremsung des Mondes beim Einfang genau zu erklären.
Mit den Mondlandungen der Amerikaner im
Rahmen des Apollo-Programms und durch unbemannte Luna-Sonden der Sowjetunion wurden dann
fast 400kg Mondgestein zur Erde gebracht und standen nun für einen Vergleich mit irdischen Gesteinen
zur Verfügung. Mit diesem Wissen konnten die beiden Theorien erneut geprüft werden.
Die Untersuchung der mitgebrachten Mondgesteine hat jedoch gezeigt, dass der Anteil der leicht
flüchtigen Elemente sowie der des Eisens auf dem
Mond geringer ist als auf der Erde, andererseits aber
der Anteil an Aluminium, Kalzium, Thorium und
Uran höher ist. Dies lässt sich mit der Zwillingstheorie nicht erklären, denn wenn die beiden Körper aus
demselben Urmaterial entstanden sind, so müssten
sie sich sehr viel ähnlicher sein.
Die Einfangtheorie
Wenden wir uns also deshalb der zweiten, der Einfangtheorie zu. Diese bedeutet letztendlich, dass der
Mond in einem anderen Bereich des Sonnensystems
entstanden ist und damit auch aus anderem Grundmaterial bestehen muss.
Dies ist eine gute Erklärung für die oben beschriebenen Unterschiede in der Zusammensetzung.
Leider spricht eine andere Tatsache auch gegen dieses Modell: die isotopische Zusammensetzung der
Gesteine von Mond und Erde, insbesondere das
Verhältnis der verschiedenen Sauerstoffisotope zueinander, sind fast gleich (Isotope = Atome mit gleicher Protonen- aber unterschiedlicher Neutronenzahl). Und damit wiederum sind sie zu ähnlich, um
für eine Entstehung in unterschiedlichen Raumbereichen zu sprechen.
DER MOND
13
Diese Theorie kann die beiden beschriebenen
Probleme, die sich aus der Untersuchung des Mondgesteins ergeben hatten, gut erklären. Zunächst einmal war jedoch noch nicht klar, ob ein solcher
Streifschuss und die notwendigen Folgen, wie z.
B. die Bildung des Trümmergürtels, aus himmelmechanischer Sicht überhaupt möglich sind. Die ersten Simulationsrechungen haben aber gezeigt, dass
das Szenario möglich ist, auch wenn die notwendigen Vorbedingungen bzgl. Bewegungsgeschwindigkeit und Einschlagwinkel der beteiligten Körper
einen sehr engen Rahmen vorgaben. Neue Simulationen mit genaueren Modellen lieferten nun HinDamit hatte keines der beiden Modelle letztendweise darauf, dass es möglicherweise doch einen
lich überzeugen können. In den letzten vierzig Jahsehr viel größeren Spielraum bzgl. der Größen- und
ren wurde daher eine neue Theorie entwickelt.
Geschwindigkeitsvorbedingungen gibt, was ebenfalls zugunsten der Theorie spricht.
Die Kollisionstheorie
Danach wurde die Erde in der Frühzeit des Sonnensystems von einem marsgroßen Protoplaneten namens Theia (die Mutter der griechischen Mondgöttin
Selene) getroffen. Der Zusammenstoß erfolgte jedoch nicht zentral sondern es handelte sich nur“ um
”
einen Streifschuss.
Dabei wurde eine große Menge an Material aus dem Erdmantel herausgeschlagen und sammelte sich, zusammen mit Trümmern des Einschlagkörpers, im Umfeld der Erde an. Aus diesem
Trümmergürtel bildete sich dann in der, nach kosmischen Maßstäben, sehr kurzen Zeit von nur 100̇00
Jahren der Erdmond. Die Spuren des Einschlags auf
der Erde sind aufgrund der Plattentektonik unseres
Planeten längst wieder verschwunden.
Ende des letzten Jahres wurde das Mondgestein
erneut mit verbesserten Methoden untersucht. Anhand der Wolfram-182 Isotope konnte das Alter des
Mondes mit enorm großer Genauigkeit auf 4,527
± 0,01 Milliarden Jahre bestimmt werden. Auch
dies steht im Einklang mit der Kollisionstheorie. Sie
ist daher auch die derzeit am weitesten akzeptierte
Theorie zur Entstehung des Erde-Mond-Systems.
Ungeachtet dessen gibt es jedoch noch keinen
endgültigen und vollständig überzeugenden Beweis
für die Richtigkeit des Modells. Viele weitere Untersuchungen, z.B. Tiefbohrungen auf dem Mond, werden nötig sein, um weitere Fakten zu gewinnen. Und
vielleicht gibt es dabei ja noch Überraschungen die
nach neuen Modellen für die Entstehung des Erdmondes verlangen.
(wl)
14
BEOBACHTUNGSOBJEKTE
Beobachtungsobjekte
Der Himmelsanblick nach Süden am 1. Januar 21 Uhr MEZ
Für Feldstecher und kleinere Öffnungen bietet sich nun die beste Zeit, die beiden (scheinbar)
größten Galaxien am Himmel aufzusuchen, die Andromedagalaxie und die Galaxie im Dreieck. Für
letztere sollte man sich aber an sehr dunkle Orte begeben um sie wirklich gut sehen zu können. Desweiteren bietet sich der Stier zur Beobachtung an mit
den Plejaden und Hyaden. Später lohnt sich dann
der Blick in das Sternbild Orion mit dem bekannten
Orionnebel M42. Weiter östlich im Fuhrmann kann
man dann noch ein paar offene Sternhaufen bewundern — M36, M37 und M38. Wer dann noch nicht
genug hat sollte zum Abschluss noch einen Blick
auf Saturn werfen, der am 10. Februar in Opposition kommt.
Der Fernrohrbesitzer muss natürlich sein Instrument der Jahreszeit gemäß auf den Weihnachtsbaum-
sternhaufen (NGC2264) richten! Wer gerne nicht so
bekannte Objekte aufsuchen möchte kann es ja mal
NGC1360 probieren. Der planetarische Nebel befindet sich im Sternbild Chemischer Ofen (Fornax)“
”
und steht bei uns maximal 15 Grad über dem Horizont. Aber auch die bekannten Objekte sollte man
nicht ausser Acht lassen. Wer viel Geduld hat sollte seinen Blick auf den Orionnebel richten und ihn
mal so richtig unter die Lupe nehmen. Viele Details lassen sich nämlich erst nach langem Hinschauen ausmachen und hier kann man auch mal richtig
verschiedene Filter ausprobieren. Auch der Lauf der
Saturnmonde über eine Beobachtunsnacht hat seinen
Reiz und mindestens einmal pro Nacht den Ringplaneten einzustellen sollte eigentlich Pflicht sein und
bildet vielleicht den genussvollen Schlusspunkt einer Nacht.
(mt)
TERMINE
15
Verschiedenes
Der AAP fliegt aus
Die Christians hält es nicht zuhause auf ihrem Stuhl!
Nein, ganz so war es natürlich nicht, als in einem
Gespräch der beiden Christians (Sollner und Witzemann) die Idee aufkam, mal einen Ausflug mit dem
AAP zu machen. Natürlich gab es da einen besonderen Anlass dafür, das Technik-Museum in Mannheim. Die veranstalten zur Zeit eine Sonderausstellung 40 Jahre Raumfahrt“, in der man zahlreiche
”
Exponate zu sehen bekommt. Gesagt, getan, wurde der gesamte AAP angeschrieben und nach weiteren Begeisterten gesucht. Da die Ausstellung alleine nicht ganz tagesfüllend sein würde, wurde gleich
noch ein Besuch des Planetariums Mannheim (nur
ein Katzensprung vom Technik-Museum entfernt)
und ein gemeinsames Mittagessen ins Auge gefasst.
Schließlich waren etwa 16 AAPler zusammengekommen, die sich auf die Reise machen wollten.
Nachdem der ursprüngliche Plan, mit der Bahn zu
fahren, aus Kostengründen wieder verworfen werden
muste, machte man sich am Morgen des 19. November auf die Autofahrt nach Mannheim.
Zuerst stand das gemeinsame Mittagessen auf
dem Programm. Nach einem kleinen Mißverständnis
über die Reservierung besserte sich die Stimmung
immer mehr und die Augen weiteten sich beim Anblick der Speisen, die regelrecht über den Tellerrand
quollen. Das Essen war sehr gut und so gestärkt ging
es ab ins Museum.
Obwohl der Anfang der Ausstellung etwas
unglücklich wenig Platz bot, waren am Ende alle voll zufrieden. Neben Original-Exponaten gab es
eine Reihe Nachbauten von Raketenteilen, Sonden,
usw. aus der Raumfahrtgeschichte zu sehen. Dazu
gab es eine Menge verständliche Erklärungen über
die Raumfahrtpioniere, die Raumfahrttechnik und
die Physik der mit manchen Sonden beobachteten
Himmelsobjekte. Dazu konnte man sogar viele Experimente am eigenen Leib spüren oder durchführen,
wie z.B. die Rüttelplatte oder Versuche zu Effekten
der Schwerelosigkeit, so dass auch Kinder auf ihre
Kosten kommen konnten.
Nach über zwei Stunden Ausstellung spazierte
man ins Planetarium um sich die Vorführung Das
”
unsichtbare Weltall“ anzuschauen. Der Einführung
war leider sehr technisch gehalten, so dass mancher
Schwierigkeiten hatte zu folgen, aber danach ging es
sehr unterhaltsam weiter, so dass es uns gut gefallen
hatte.
Danach ging es dann wieder gen Heimat. Für alle war es ein sehr gelungener Ausflug und wir hoffen, dass es nicht der letzte gewesen ist. Vielen Dank
noch mal an Christian Witzemann für die Organisation und: Auf ein Neues!
(mt)
Termine
Astronomische Vorschau
10. Dezember
22. Dezember
1. Januar
10. Februar
23. Februar
2. März
21. März
Enge Begegnung von Merkur, Mars und Jupiter am Morgenhimmel
1.22 Uhr: Wintersonnenwende
Venus ist von Jahresbeginn bis in den Sommer Abendstern
Saturn in Opposition im Sternbild Löwe (Helligkeit: 0,0 mag)
Halbmond bedeckt Siebengestirn/Plejaden (gegen Mittenacht)
03:36 bis 04:10 Uhr: Mond bedeckt Saturn
19 Uhr: enge Begegnung von Mondsichel und Venus
16
IMPRESSUM
Veranstaltungen und Treffen
13. Dezember
20. Dezember
27. Dezember
10. Januar
17. Januar
19. Januar
24. Januar
2. Februar
7. Februar
14. Februar
21. Februar
28. Februar
2. März
3. März
7. März
14. März
21. März
28. März
Öffentliche Führung auf der Volkssternwarte Nordschwarzwald (Beginn 20 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus Adler, Pforzheim-Huchenfeld (Beginn 20 Uhr)
keine öffentliche Führung auf der Volkssternwarte Nordschwarzwald (Winterpause)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (20 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthof Adler, Huchenfeld (20 Uhr)
Jahresvollversammlung des AAP (20 Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (20 Uhr)
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld (kein Vortrag, Beginn 20
Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (20 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthof Adler, Huchenfeld (20 Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld Schwerpunktvortrag:
Faszination Astronomie“ (20 Uhr)
”
Sonderführung der Sternwarte Nordschwarzwald: Totale Mondfinsternis Beginn: 22:30
Uhr; Totale Verfinsterung: von 23:44 bis 00:58 Uhr; Austritt aus Kernschatten: 02:12
Uhr.
Öffentliche Führung der Sternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthof Adler, Huchenfeld (ab 20 Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 20 Uhr)
Impressum
Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur Information
von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim 1982 e. V. (AAP)
Vereinsanschrift:
Redaktion:
Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
Martin Tischhäuser
z.Hd. Beate Freudenberger
Silcherstraße 7
Jahnstraße 3
72218 Wildberg
75365 Calw-Stammheim
Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85)
Redakteure:
Martin Tischhäuser (mt), Bernd Weisheit (bw), Martin Stuhlinger (ms), Werner Löffler
(wl)
Auflage:
150 Exemplare
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 17. März 2007
Der AAP im Internet:
http://www.aap-pforzheim.de
http://www.sternwarte-bieselsberg.de
http://www.sternwarte-nordschwarzwald.de
c 2006 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
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