U. BREHM: Algebraische Topologie 1-4 0. Topologische Grundlagen Topologische Räume und stetige Abbildungen Def.: Sei X eine Menge, X ⊆ P( X ). ( X , X ) heißt ein toplogischer Raum (Abk. top. R.) und X eine Topologie auf X, falls gilt: 1) X ∈X 2) M ⊆ X M ∈X 3) M 1 , M 2 ∈ X M1 ∩ M 2 ∈ X. ⊆ X heißt offen, falls ∈ X . A ⊆ X heißt abgeschlossen, falls X \ A∈ X. Also ∅, X sind stets sowohl offen, als auch abgeschlossen. Sei x ∈ X . U ⊆ X heißt eine Umgebung von x, falls es ⊆ X gibt mit x ∈ und ⊆ U . Def. und Bem.: Sei ( X , X ) ein top. R. und M ⊆ X . Sei X M := {M ∩ ½ ∈ X}. Dann ist X M eine Topologie auf M. Sie heißt die Unterraumtopologie auf M und ( M , X M ) ein (top.) Unterraum. Beispiel: Sei ( X , d ) ein metrischer Raum (Abk. metr. R.). X := { ⊆ X ½ ∀x ∈ ∃ ε > 0 : Bε ( x) ⊆ }, mit Bε ( x) := { y ∈ X ½ d ( x, y ) < ε} „offene ε -Kugel um x“. Dann ist X eine Topologie auf X. Beweis: A1 (1 Punkt) Sie heißt die natürliche Topologie auf X (bezgl. d). Besonders wichtiges Beispiel ( n , d ) mit d ( x, y ) = x − y . Weitere Beispiele für top. R.: a) ( X , P( X )). P( X ) heißt die diskrete Topologie auf X. b) ( X ,{∅, X }). {∅, X } heißt die indiskrete Topologie auf X. c) ( X ,{∅ ⊆ X ½ X \ ist endlich} ∨ {∅}) ist ein top. R. Beweis: Die Topologie heißt die cofinite Topologie auf X. A2 (1 Punkt) 2-4 0. Topologische Grundlagen Def.: Sei ( X , X ) ein top. R. Eine Teilmenge B ⊆ X heißt eine Basis von X, wenn jede Menge in X sich als Vereinigung von Mengen aus B darstellen lässt. Prop. 0.1: Eine Menge B ⊆ X ist genau dann eine Basis von ( X , X) , wenn für alle x ∈ X und alle ∈ X ein B ∈ B existiert mit x ∈ B und B ⊆ . Beweis: A3 (1 Punkt) Prop. 0.2 und Def.: Sei B ⊆ P( X ) mit B = X und ∀ B1 , B2 ∈ B, x ∈ B1 ∩ B2 ∃ B3 ∈ B : x ∈ B3 und B3 ⊆ B1 ∩ B2 . Dann gilt: a) X := { B′ ½ B′ ⊆ B} ist eine Topologie auf X und B eine Basis von X. b) X ist die einzige Topologie auf X, die B als Basis hat. X heißt die von B erzeugte Topologie. Beweis: A4 (2 Punkte) Def. und Prop. 0.3: Sei S ⊆ P( X ). Dann erfüllt die Menge B aller Durchschnitte von endlich vielen Mengen aus S zusammen mit X, also B := { E ½ E ⊆ S, E endlich, E ≠ ∅} ∪ { X } offensichtlich die Bedingungen aus Prop. 0.2. Die von B erzeugte Topologie X heißt die von S erzeugte Topologie und S eine Subbasis von X. Def.: Sei ( X , X ) ein top. R. Sei ( X , X) ein top. R. und x ∈ X . Dann heißt U ( x) := {U ⊆ X ½ U Umgebung von x} der Umgebungsfilter von x. Eine Teilmenge B ⊆ U ( x) heißt eine Umgebungsbasis von x, wenn zu jedem U ∈ U ( x) ein B ∈ B existiert mit B ⊆ U . Beispiel: In einem metr. R. ( x, d ) ist {B1 ( x) ½ n ∈ } eine Umgebungsbasis von x. n ( B1 ( x) offene Kugel um x mit Radius 1n ) n Def.: Ein top. R. erfüllt das 1. Abzählbarkeitsaxiom (Abk. 1. AA), wenn jeder Punkt eine abzählbare Umgebungsbasis besitzt. Ein top. R. ( X , X) erfüllt das 2. Abzählbarkeitsaxiom (Abk. 2. AA), wenn X eine abzählbare Basis besitzt. U. BREHM: Algebraische Topologie 3-4 Folgerung: Ein metr. R. erfüllt das 1.AA. Prop. 0.4: Folgende Aussagen sind äquivalent: i) ist offen. ii) ist Umgebung jedes seiner Punkte. iii) Zu jedem x ∈ gibt es U ∈ U ( x) mit U ∈ . Beweis: A5 (1 Punkt) Def.: Sei ( X , X ) ein top. R., A ⊆ X . x ∈ X heißt ein Berührungspunkt von A, wenn für alle U ∈ U ( x) gilt U ∩ A ≠ ∅. x ∈ A heißt ein innerer Punkt von A, wenn A ∈ U ( x). Prop. 0.5 und Def.: a) Die Menge der Berührungspunkte von A ist die kleinste abgeschlossene Teilmenge von X, die A enthält. Sie heißt der Abschluss von A oder die abgeschlossene Hülle von A und wird mit A bezeichnet. Also gilt: A ist der Durschnitt aller abgeschlossenen Mengen, die A enthalten. b) Die Menge der inneren Punkte von A ist die größte offene Menge von X, die in A enthalten ist. Sie heißt der offenen Kern von A und wird mit A bezeichnet. Also A ist die Vereinigung aller offenen Mengen, die in A enthalten sind. Die Menge bd A := A \ A heißt der (topologische) Rand von A. Beweis: A6 (2 Punkte) Def.: Seien X1 , X 2 Topologien auf X mit X1 ⊆ X 2 . Dann heißt X 2 feiner als X1 und X1 gröber als X 2 . Def.: Sei ( X , X ) ein top. R., A ⊆ X . A heißt dicht in X, falls A = X . 4-4 0. Topologische Grundlagen Def.: Seien ( X , X) und ( X , ) top. R. und f : X → Y eine Abbildung. f heißt stetig, wenn für alle ∈ gilt: f −1 ( ) ∈ X. f heißt offen, wenn für alle ∈ X gilt: f ( ) ∈ . f heißt abgeschlossen, wenn für jede abgeschlossene Teilmenge A ⊆ X gilt: f ( A) ist abgeschlossen. f heißt ein Homöomorphismus, wenn f bijektiv ist und f und f −1 stetig sind. f heißt eine Einbettung, wenn die Einschränkung von f auf das Bild ein Homöomorphismus ist, d. h. wenn f ½ : X → f ( x) ein Homöomorphismus von ( X , X ) nach ( f ( x), ) ist, wobei die Unterraumtopologie auf f ( X ) ist. Offensichtlich gilt: a) Die Komposition von stetigen Abbildungen ist stetig. b) Wenn f : ( X , X) → (Y , ) stetig ist und X1 ⊇ X und 1 ⊆ , dann ist auch f : ( X , X1) → (Y , 1) stetig. c) f ist ein Homöomorphismus genau dann, wenn f bijektiv, stetig und offen ist. Def.: Seien ( X , X) und ( X , ) top. R. f : X → Y heißt stetig im Punkt x ∈ X , wenn zu jedem V ∈ U ( f ( x)) ein U ∈ U ( x) existiert mit f (U ) ⊆ V . Prop. 0.6: Seien ( X , X) und ( X , ) top. R. und f : X → Y eine Abbildung. Dann gilt: f ist genau dann stetig, wenn f in jedem Punkt von X stetig ist. B e w e i s : (verwende Prop. 0.4) A7 (2 Punkte) Def.: Zwei top. R. ( X , X) und ( X , ) heißen homöomorph oder topologisch äquivalent, wenn es einen Homöomorphismus f : X → Y gibt. Prop. 0.7: Seien ( X , X ) und ( X , ) top. R. und f : X → Y eine Abbildung und S eine Subbasis von . Dann ist f genau dann stetig, wenn für alle ∈ S gilt f −1 ( ) ∈ X. B e w e i s : klar, da f −1 beliebige Vereinigungen und Durchschnitte bewahrt.