Aus der Medizinischen Klinik 1 der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Markus F. Neurath Untersuchungen zur Entwicklung von Depression und Angststörungen bei Hashimoto-Thyreoiditis Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgelegt von Julia Caterina Franke aus Gera Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Dekan: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler Referent: Prof. Dr. I. A. Harsch Korreferent: Prof. Dr. M. F. Neurath Tag der mündlichen Prüfung: 12. März 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung.................................................................................. 1 2 Einleitung ................................................................................................ 3 2.1 Hashimoto-Thyreoiditis ........................................................................ 3 2.2 Hashimoto-Thyreoiditis assoziiert mit Depression und Angststörung ... 7 2.3 Die Rolle von Adenosin und Adenosin-Deaminase.............................. 8 2.4 Arbeitshypothese .............................................................................. 12 3 Patienten und Methoden ....................................................................... 13 3.1 Beschreibung des Studienkollektivs .................................................. 13 3.2 Beschreibung des Studienprotokolls ................................................. 14 3.3 Methoden .......................................................................................... 16 3.3.1 Psychometrische Tests .............................................................. 16 3.3.2 Genexpressionsanalyse ............................................................. 21 3.4 Materialien......................................................................................... 28 3.4.1 Geräte ........................................................................................ 28 3.4.2 Kits............................................................................................. 28 3.4.3 Labormaterialien ........................................................................ 29 3.4.4 Chemikalien ............................................................................... 29 3.4.5 Oligonukleotide .......................................................................... 29 3.4.6 Sonstiges ................................................................................... 30 3.5 Statistische Auswertung .................................................................... 30 4 Ergebnisse ............................................................................................ 31 5 Diskussion ............................................................................................ 49 5.1 Psychische Charakterisierung des Studienkollektivs ......................... 49 5.2 Genetische Charakterisierung des Studienkollektivs ......................... 50 5.3 Korrelationen zwischen Psychometrie der Patienten und Stoffwechsellage der Schilddrüse ...................................................... 51 5.4 Korrelationen zwischen Psychometrie und Genetik der Patienten ..... 52 5.5 Limitationen ....................................................................................... 56 6 Literaturverzeichnis ............................................................................... 59 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................ 66 Anhang ........................................................................................................ 68 1 1 Zusammenfassung Hintergrund und Ziele: Hashimoto-Thyreoiditis ist eng mit dem Vorliegen von Depressionen und Angststörungen assoziiert. Möglicherweise spielen Veränderungen der Genexpression von Adenosin-Deaminase (ADA) und der Adenosinrezeptoren (ADAR) in der Pathogenese eine entscheidende Rolle. Ziel der Studie war es, diese genetischen sowie psychiatrischen Parameter bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis zu korrelieren und Veränderungen über einen Studienverlauf von 12 Monaten darzustellen. Methoden: In die prospektive Studie wurden 36 Patienten, welche an Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt sind, sowie 21 Patienten, die an einer euthyreoten Struma leiden und als Kontrollgruppe dienen, einbezogen. Mit Hilfe standardisierter psychometrischer Tests (FPI, FKB-20, BDI, HAMD, STAI und HAMA) wurden Studienkollektiv und Kontrollgruppe miteinander verglichen. Ebenfalls erfolgte die Analyse der Genexpression von ADA und ADAR mittels Real-Time-PCR (RT-PCR). Anschließend wurden die erhobenen Daten der psychometrischen und genetischen Testung miteinander statistisch korreliert. Ergebnisse und Beobachtungen: Es finden sich signifikante Unterschiede in den Ergebnissen des BDI, HAMD und HAMA, welche auf eine erhöhte Prävalenz von Depression und Angststörung im Studienkollektiv hinweisen. Zudem liegt ein verändertes Persönlichkeitsprofil vor. Des Weiteren zeigen sich die Genexpressionen der ADA und ADAR auf einem signifikant höheren Niveau im Vergleich zu den Kontrollen. Während die Genexpression der ADA im Studienverlauf ansteigt, fallen die Genexpression der ADAR sowie Schwere der Depression und Angststörungen parallel dazu ab. Praktische Schlussfolgerungen: Entsprechend unserer Hypothese, bestätigen die Resultate dieser Studie, dass Patienten mit HashimotoThyreoiditis im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöhte Levels von ADA und ADAR aufweisen, was möglicherweise mit einer erhöhten Prävalenz von Depressionen und Angststörungen einhergeht. Weiterer Studien sind nötig, um potentiell zugrundeliegende Mechanismen zu klären und die Durchführung gezielter Interventionen zur Beeinflussung von Depressionen und Angststörungen dieser Patienten zu untersuchen. 2 Background and Aims: Hashimoto thyroiditis is closely associated with depression and anxiety disorders. Changes in gene expression of adenosine deaminase (ADA) and the adenosine receptor (ADAR) have been implied to play a major role in its development. Therefore, the aim of the current study was to examine the correlation of genetic and psychiatric parameters in patients with Hashimoto thyroiditis and to examine these differences over a 12 month time period. Methods: Thirty six patients with Hashimoto thyroiditis and 21 patients with euthyroid struma nodosa, serving as a control group, were included in this prospective study. Psychometric differences between the two groups were examined with standardized psychometric tests (FPI, FKB-20, BDI, HAMD, STAI and HAMA). Differences in gene expression profiles of ADA and ADAR were examined by real time polymerase chain reaction (RT-PCR). Results of psychometric and genetic analyses were subsequently correlated by various statistical tests. Results: Significant differences between the Hashimoto and control group were found in the BDI, HAMD and HAMA test, indicating an increased prevalence in depression and anxiety in the study group. Furthermore, results of the FPI test point towards an altered personality profile in the latter patients. Gene expression analysis revealed significantly increased levels of ADA and ADAR in Hashimoto patients as compared to the control group. During the course of the study, severity of depression and anxiety decreased, while in parallel levels of the ADA increased and those of the ADAR decreased. Conclusions: Consistent with our hypothesis, the current study reveals increased ADA and ADAR levels in patients with Hashimoto thyroiditis as compared to those with struma nodosa, which may account for the increased prevalence of depression and anxiety disorders in Hashimoto patients. Further studies are required to elucidate any potential underlying mechanism, as well as the feasibility and utility of targeted interventions to influence depression and anxiety in these patients. 3 2 Einleitung 2.1 Hashimoto-Thyreoiditis Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (Autoimmunthyreopathie). Die Beschreibung des Krankheitsbildes erfolgte erstmals im Jahre 1912 von dem in Berlin tätigen japanischen Chirurgen und Pathologen Hakaru Hashimoto. Nach seinen Beobachtungen einer Schilddrüse mit diffusen lymphozytären Infiltrationen, Fibrosen und parenchymalen Atrophie bezeichnete er sie als “Struma Lymphomatosa“ [36]. Epidemiologie In Gegenden der adäquaten Jodaufnahme stellt die Hashimoto-Thyreoiditis die häufigste Ursache der primären Schilddrüsenunterfunktion dar. Die Prävalenz liegt in Westeuropa bei 1-2%. Die mittlere jährliche Inzidenz beträgt vier auf 1000 Frauen und einer auf 1000 Männer. Das mittlere Alter bei Diagnosestellung liegt bei 60 Jahren und die Häufigkeit der manifesten Hypothyreose steigt mit zunehmendem Alter an. Das Risiko einer subklinischen Hypothyreose liegt bei weitem höher und wird mit bis zu 10% angegeben [43]. Ätiologie und Pathogenese Die Erkrankung ist durch eine Zerstörung der Schilddrüsenzellen gekennzeichnet, für die verschiedene zelluläre und humorale Immunprozesse verantwortlich sind. Die genauen Auslösemechanismen der Immunreaktion sind noch weitgehend unbekannt. Wie bei den meisten Autoimmunerkrankungen wird die Anfälligkeit für eine autoimmune Hypothyreose durch eine Kombination von genetischen und Umweltfaktoren bestimmt. Da die Autoimmunthyreopathie (AIT) durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren entsteht spricht man von einer multifaktorielle Erkrankung. Verschieden Studien wiesen nach, dass eine Assoziation zwischen den HLAKlasse-II-Molekülen DR3, DR4 und DR5 und dem Auftreten einer AIT besteht [69]. Jedoch ist die Datenlage dazu nicht einheitlich. Des Weiteren scheint das zytotoxische T-Zell-Oberflächenmolekül CTLA-4 eng mit einer AIT verbunden. Polymorphismen dieses T-Zell regulierenden Gens führen zu einer erhöhten Produktion von Antikörpern [73]. Die beiden genetischen Zusammenhänge, 4 HLA-DR- und CTLA-4- Polymorphismen, werden auch bei anderen Autoimmunerkrankungen deutlich, dies erklärt möglicherweise eine Assoziation mit Diabetes mellitus Typ 1 [54], Morbus Addison [71], Vitiligo [17] und perniziöser Anämie. In einer 2004 erschienen Arbeit an einem transgenen Mausmodell wurde erstmals gezeigt, dass ein bestimmtes Epitop der Thyreoperoxidase (TPO) von zytotoxischen T-Lymphozyten erkannt wird. Alle Mäuse entwickelten eine lymphozytäre Infiltration, einen Abfall des Serum-T4und Serum-T3-Spiegels sowie einen Anstieg des TSH, ähnlich wie bei Hashimoto-Patienten [61]. Dies legt die Vermutung nahe, dass Teile der Thyreoperoxidase das Hauptepitop der Immunreaktion darstellen. Neben der genetischen Prädisposition sind auch Umwelteinflüsse bei der Krankheitsentstehung von Bedeutung. Hierzu zählen die Einnahme von Medikamenten, zum Beispiel die hochdosierte Gabe von Zytokinen, vor allem Interferon α [52], sowie Infektionen mit Salmonellen oder Yersinien [67]. Darüber hinaus konnten ebenso Einflüsse eines Selenmangels [30] und einer zu hohen Jodversorgung in der Bevölkerung [58] nachgewiesen werden. Alle Aspekte gehen mit einer erhöhten Inzidenz einer AIT einher. Umstritten hingegen ist die Wirkung von Nikotin. Neueste Studien konnten sogar aufzeigen, dass eine negative Assoziation zwischen Antikörper-Titer und dem Nikotinkonsum vorliegt [59]. Das lymphozytäre Infiltrat in der Schilddrüse setzt sich sowohl aus aktivierten CD4-positiven und CD8-positiven T-Zellen als auch aus B-Zellen zusammen. Die Destruktion der Schilddrüse wird vor allem durch CD8-positive zytotoxische T-Zellen vermittelt, die Ihre Zielzellen entweder durch Perforin-induzierte Zellnekrose oder Granzym-B-induzierte Apoptose zerstören. Eine lokale Produktion von Zytokinen wie TNF, IL-1 sowie Interferon γ macht die Schilddrüse für eine Apoptose anfälliger, vermittelt durch den Zelltod-Rezeptor Fas, der durch jeweilige Liganden auf den T-Zellen aktiviert wird [43]. Infolge der Stimulation der B-Helferzellen wird die Bildung von mikrosomalen Antikörpern beobachtet. Diese Antikörper richten sich gegen die Schilddrüsenperoxidase (TPO) sowie gegen das Thyreoglobulin (Tg) und verstärken die bereits eingeleitete Immunantwort, indem sie an Komplement binden und direkt zytotoxisch auf die Thyreozyten wirken. So führt das Auftreten 5 zirkulierender Antikörper bei einer Autoimmunthyreopathie zu einer Beeinträchtigung der normalen Schilddrüsenfunktion. Verlauf und Symptome Da der Autoimmunprozess die Schilddrüsenfunktion zunehmend einschränkt, kommt es zu einer Kompensationsphase, in der durch Erhöhung des TSH ein normaler Schilddrüsenhormonspiegel aufrechterhalten werden kann. Dieser Zustand wird als subklinische Hypothyreose bezeichnet. Patienten in diesem Zustand können geringe Symptome zeigen oder praktisch asymptomatisch bleiben. Die AIT kann fokal begrenzt auftreten oder mit einer vollständigen Zerstörung der Schilddrüse einhergehen. Dies kann zu Beginn der Erkrankung durch die verstärkte Freisetzung präformierter Schilddrüsenhormone zu einer Hyperthyreose führen, im Extremfall zu einer „Hashitoxikose“, und endet schließlich in einer Hypothyreose. Der Zustand einer manifesten Schilddrüsenunterfunktion ist gekennzeichnet durch einen weiteren Anstieg des TSH- und Abfall des freien T4-Spiegels sowie einer klinisch auffälligen Symptomatik. Klassische Zeichen einer Hyperthyreose sind Tachykardie, Diarrhoen, Gewichtsabnahme, Nervosität, Reizbarkeit und extreme Erschöpfung. Oft berichten Patienten auch über starke Stimmungsschwankungen, Angst- und Panikgefühl. Hingegen ist die Hypothyreose charakterisiert durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Bradykardie, Obstipation und Kälteintoleranz. Die typischen Merkmale schließen ein aufgedunsenes Gesicht mit ödematösen Augenlidern sowie ein nicht-eindrückbares prätibiales Myxöden ein. Durch einen erhöhten intradermalen Gehalt an Gykosaminoglykanen wird Wasser gebunden und führt zu dieser Hautverdickung (Myxödem). Auch ein weiteres häufiges Symptom, die Gewichtszunahme trotz eines schlechten Appetits, ist hauptsächlich durch Flüssigkeitsretention in dem myxödematösen Gewebe bedingt. Weiterhin kommt es bei beiden Geschlechtern zu einer verminderten Libido und bei länger andauernder Erkrankung können bei Frauen Zyklusstörungen die Folge sein. Die Prolaktinspiegel sind oft mäßig erhöht und können zu Veränderungen der Libido beitragen bzw. die Fertilität herabsetzen [43]. Das Vollbild einer Schilddrüsenunterfunktion kann neben den somatischen Symptomen mit einer zunehmenden Antriebslosigkeit, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche und 6 depressiven Insbesondere Verstimmungen in der bis älteren hin zu völliger Bevölkerung birgt Agonie einhergehen. eine hypothyreote Stoffwechsellage ein vierfach erhöhtes Risiko für Depression [11]. Neben Depressionen werden ebenso vermehrt Angst- und Panikattacken bei Hashimoto-Patienten beobachtet [2]. Aufgrund der Störung des Immunsystems können weitere Befunde auftreten, wie endokrine Orbitopathie, Arthritis, Fieber, Lymphknotenschwellung und erhöhte Leberwerte. Diagnostik Wegweisend für die Diagnosestellung sind Anamnese, familiärer Hintergrund und die Beschwerden des Patienten. Bei der körperlichen Untersuchung fällt oft eine feste, manchmal druckempfindliche Schilddrüse auf. Nach der Anamnese und der klinischen Untersuchung ist die Ultraschalluntersuchung ein wichtiges diagnostisches Instrument der Autoimmunthyreopathien. Im Gegensatz zu Gesunden, ist das Schilddrüsenparenchym typischerweise inhomogen und diffus echoarm. Das Schilddrüsenvolumen ist in der Regel vergrößert, die atrophische Verlaufsform kann jedoch durch eine Verkleinerung der gesamten Schilddrüse (< 6 ml) gekennzeichnet sein. Anhand der Laborwerte kann in 95% der Fälle ein erhöhter anti-TPO-AK-Titer und zu 70% ein erhöhter Tg-AK-Titer nachgewiesen werden. Da die hypophysäre Freisetzung des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) der zentrale Regulationsmechanismus ist, spiegelt der basale TSH-Wert indirekt die aktuelle Hormonsekretion wider. Zur genauen Bestimmung der Versorgung der Körperperipherie mit Schilddrüsenhormonen sollten die freien Hormone, fT3 und fT4, herangezogen werden, da ihr überwiegender Anteil im Plasma an Proteine gebunden ist. Freies T3 und –T4 sind im Falle einer manifesten Hypothyreose deutlich erniedrigt, während das TSH erhöht ist. Die Feinnadelpunktion ist nur in seltenen Fällen notwendig, zum Beispiel um maligne Neoplasien der Schilddrüse als Differentialdiagnose auszuschließen. Auch die Szintigraphie spielt bei der Diagnosestellung einer HashimotoThyreoiditis eine untergeordnete Rolle. Durch eine erniedrigte Aufnahme der Testsubstanz Technetium-99m-Pertechnetat Organfunktion aufgezeigt [41]. wird die eingeschränkte 7 Therapie Eine Therapie, die auf die Ursachen abzielt, steht zurzeit nicht zur Verfügung. Bei der Therapie der AIT werden in erster Linie die Symptome bekämpft. Bereits bei eine subklinischen oder einer euthyreoten Autoimmunhypothyreose kann eine Hormonsubstitution begonnen werden [56]. Meist wird eine Monotherapie mit L-Thyroxin gegenüber der T3/T4-Kombinationstherapie bevorzugt [34]. Doch es gibt auch Studien, die einen Vorteil in der Kombinationstherapie sehen, da dieser der physiologischen Ausschüttung der Schilddrüse entspricht [7]. Aufgrund unterschiedliche genetischer Veränderungen im Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone, zum Beispiel die periphere Hormonkonversion betreffend, sollte eine individuell angepasste frühzeitige Substitution erfolgen [60]. Im Falle eine Hashitoxikose kann der Einsatz von Thyreostatika notwendig werden. Zunehmende Bedeutung in der Therapie hat das Spurenelement und Antioxidans Selen. Verschiedene Studien weisen auf eine Verbesserung des Autoimmunprozesses und eine Senkung der Antikörper-Konzentration hin [70]. Noch nicht etabliert, aber als Alternative anzusehen, ist die Radiojodtherapie [68]. Die Anwendung von Immunsuppressiva oder Cortison, wie bei anderen Autoimmunerkrankungen, konnten bis jetzt noch keine Therapieerfolge erbringen. 2.2 Hashimoto-Thyreoiditis assoziiert mit Depression und Angststörung Seit vielen Jahren ist der enge Zusammenhang zwischen Erkrankungen der Schilddrüse und affektiven Störungen gut bekannt. Sowohl epidemiologische Daten, als auch funktionelle Untersuchungen weisen darauf hin. Insbesondere die enge Beziehung zwischen der autoimmunen Hashimoto-Thyreoiditis und Erkrankungen des depressiven Formenkreises konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden. In einer zufällig ausgewählten Gruppe von 222 Patienten wurden SD-Antikörper und Depressivität untersucht [10]. Hier fand sich ein hoch signifikanter Zusammenhang zwischen TPO-AK und Depressionen sowie Angststörungen. In einer darauf folgenden Studie mit einer ausgewählten Gruppe von euthyreoten Hashimoto-Patienten war das Ergebnis noch deutlicher [9]. Als Vergleichsgruppen dienten dabei ebenfalls euthyreote Struma-Patienten bzw. zwei bezüglich Alter und Geschlecht angepasste 8 Kontrollgruppen. Anders als erwartet, konnte keine Assoziation zwischen der Schilddrüsenfunktion und den genannten psychiatrischen Erkrankungen gefunden werden. Hierfür können unterschiedliche Erklärungen herangezogen werden. Affektive Störungen und autoimmune Reaktionen scheinen in einem gleichen immunologisch-endokrinologischen System begründet zu sein. Außerdem kann auch ohne bestehende Hypothyreose, wie sie in der Routineblutuntersuchung definiert ist, eine Insuffizienz der Schilddrüse aufgrund zirkulierender Antikörper angenommen werden. Des Weiteren kann das Auftreten von anti-TPO-AK als Prädiktor einer zukünftig entstehenden Hypothyreose angesehen werden [63]. In einer anderen aktuellen Studie konnte der Zusammenhang zwischen Hypothyreoidismus und Depressionen sowie Angststörungen gezeigt werden. 94 hypothyreote Patienten wurden untersucht, wobei eine signifikante Erhöhung hinsichtlich psychiatrischer Erkrankungen und Angst nachgewiesen werden konnte [2]. Schon 1995 hatte Cleare et al. den Zusammenhang von Depressionen und Schilddrüsenunterfunktion auf neuroendokriner Ebene klären können [14]. 2.3 Die Rolle von Adenosin und Adenosin-Deaminase Verschiedene Therapien bzw. Therapieansätze bei affektiven Störungen zeigen Effekte, welche in Zusammenhang mit dem Adenosin-Stoffwechsel stehen. Zum Beispiel die elektrokonvulsive Therapie und die Schlafentzugstherapie, die bei Depressionen angewandt werden, führen zu einer Anpassung der Neuromodulation von Adenosin [4]. Der seit langen praktizierte Einsatz und die nachgewiesene Wirksamkeit von trizyklischen Antidepressiva bei Depressionen und Panikstörungen greifen ebenfalls in den Adenosin-Kreislauf ein. Diese Antidepressiva verhindern eine neuronale Aufnahme von Adenosin (Rezeptorantagonisten) und bewirken eine erhöhte Adenosinkonzentration im synaptischen Spalt, wobei durch die Aktivierung des Adenosinrezeptor A1 die neuroprotektiven Eigenschaften von Adenosin vermittelt werden [18] [28]. Der Stoffwechsel des endogenen Nukleotids Adenosin, ein Purin-Molekül, steht folglich im Mittelpunkt. Adenosin kommt im Wesentlichen in niedrigen Konzentrationen außerhalb der Zelle vor, kann aber in Folge von metabolischen 9 Störungen wie Ischämie oder Hypoxie dramatisch einsteigen. Nach der Freisetzung von Adenosin Oberflächenrezeptoren und kommt Interaktion es zu mit entsprechenden unterschiedlichsten biologischen Wirkungen. Man unterscheidet 4 Subtypen des Adenosinrezeptors: A1, A2a, A2b und A3 [27], von denen jeder einen spezifischen Liganden bindet und eine gesonderte Aufgabe erfüllt. Abb. 1: Schematische Darstellung der Adenylatzyklase-gekoppelten Adenosinrezeptoren nach Christa E. Müller. Adenosinrezeptor A1 aktiviert das Gi-Protein und inhibiert dadurch die Adenylatzyklase. Somit wird die Produktion von zyklischem AMP (cAMP) aus ATP gehemmt. Adenosinrezeptor A2a aktiviert das Gs-Protein und dadurch die Adenylatzyklase. Diese verwandelt ATP in cAMP, welches als sekundärer Botenstoff dient. Mehreren Studien konnten die Adenosinrezeptoren A1 sowie A2a mit Depressionen und Angststörungen in Verbindung bringen. Um die Bedeutung dieser Rezeptoren vollständig zu verstehen und seine Funktionen nachvollziehen zu können, ist eine genaue Kenntnis der Lokalisation der Rezeptoren wichtig. Der Adenosinrezeptor A1 ist vor allem im Gehirn exprimiert, dem Hippocampus, dem Kleinhirn und dem Kortex. A1 wird vom Gen ADORA1 kodiert, welches auf dem Chromosom 1, Genort 1q32.1, liegt. Beide Rezeptoren gehören zur Familie der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren. Das ADORA2A-Gen, welches für den Adenosinrezeptor A2a kodiert, liegt auf dem Chromosom 22, Genort 22q11.23. Die Rezeptoren sind in den dopaminerg 10 innervierten Gebieten wie Substantia Nigra, Putamen, Nucleus Caudatus, Nucleus accumbens und dem olfaktorischen Tuberkulum exprimiert [45]. Alle Rezeptoren, mit Ausnahme des A1-Rezeptor, sind auch auf menschlichen und tierischen T-Lymphozyten exprimiert und scheinen einen immunsuppressiven Effekt zur Regulation der Immunantwort auf Erreger von außen zu besitzen [62]. Insbesondere mit der Entdeckung der Erkrankung SCID (severe combined immune deficiency), welcher ein Mangel an AdenosinDeaminase zugrunde liegt, ist das Interesse an dem Neuromodulator Adenosin und seinem Metabolismus hoch. Adenosin ist nicht nur in der Pathogenese von Erkrankungen mit Immundefiziten und der Regulation von Immunprozessen von Bedeutung, sondern verhindert auch Thrombozytenaggregation und Inflammation bei Entzündungsprozessen [16]. Die Konzentration von Adenosin wird reguliert durch Katalyse der Adenosin-Deaminase und Phosphorylierung der Aminokinase. Im Falle einer Schwäche der Adenosin-Deaminase kommt es zur Sättigung der Kapazität der Aminokinase und zum Anstieg der Adenosinkonzentration. In Folge dessen führt die Akkumulation von Deoxyadenosin, einem DNA-Abbauprodukt, zur Erhöhung von deoxyATP. Dadurch wird die DNA-Synthese eingeschränkt sowie Apoptose-Prozesse eingeleitet [40]. Die Adenosin-Deaminase wird zytosolisch und ebenfalls oberflächen-assoziiert auf T-Lymphozyten exprimiert. Es ist ein Enzym, welches irreversibel die hydrolytische Deaminierung von Adenosin zu Inosin sowie von 2´Deoxyadenosin zu 2`Deoxyinosin unter Abspaltung von NH3 katalysiert. Abb. 2: Theoretisches Model der humanen Adenosin-Deaminase. Grafik aus der Datenbank EMBL-EBI (European Bioinformatics Institute) 11 Das Gen der Adenosin-Deaminase (ADA) ist auf dem langen Arm des Chromosom 20 an der Stelle 12q-13q.11 lokalisiert [46]. Es existieren 3 Isoenzyme der ADA: ADA-1, ADA-2/1 und ADA-2/2, wobei nach Schätzungen ein nur sehr geringer Anteil der Bevölkerung Träger des ADA-2 Genotypes ist [29]. Die Adenosin-Deaminase greift in Stoffwechselwege ein, welche nachweislich für die Entstehung von Depressionen verantwortlich sind. Es katalysiert den Abbau des Neuromodulators Adenosin, welches im gesamten zentralen Nervensystem, vorwiegend im Hippocampus, Striatum und Neokortex, die Ausschüttung von Dopamin, GABA, Glutamat, Acetylcholin, Serotonin und Noradrenalin inhibiert [5]. Vor allem geringe Konzentrationen von Serotonin und Noradrenalin führen zum Auftreten depressiver Symptomatik. Zum anderen besitzt die ADA eine enorm wichtige Funktion für die Regulierung des Immunsystems. Sie unterstützt dabei die Reifung und Funktionsfähigkeit der B- und T-Zelllinien [33]. Gerade diese Zelllinien führen zu der charakteristischen Entzündungsreaktion bei Hashimoto-Thyreoiditis. Des Weiteren gewährleistet die ADA durch den Abbau von Adenosin eine normale Entwicklung der Immunantwort [20]. Dies könnte einer der zugrunde liegende Mechanismen für das Auftreten von Depressionen und Angststörungen im Rahmen einer Autoimmunthyreopathie sein. 12 2.4 Arbeitshypothese Die Untersuchungen sollen ein Risikokollektiv für die Entwicklung und den Verlauf von affektiven Störungen und Angststörungen näher charakterisieren. Patienten, die unter Hashimoto-Thyreoiditis leiden, wurden hinsichtlich genetischer Polymorphismen sowie psychiatrisch mittels standardisierter psychometrischer Testung untersucht. In der psychopathologischen Untersuchung wurde neben dem allgemeinen Befund eine ausführliche testpsychologische Persönlichkeitsuntersuchung sowie insbesondere auf Depressivität und Angst eingegangen. Die genetische Prädisposition für die Entwicklung von affektiven- und Angststörungen wurde durch die Analyse der Genexpression von Adenosin-Deaminase (ADA) und Adenosinrezeptor (ADAR) im Blut untersucht. Es fanden 3 Untersuchungen im Abstand von jeweils 6 Monaten statt, so dass psychische sowie genetische Veränderungen im Verlauf dargestellt werden können. Ziel dieser Arbeit soll sein, die Ergebnisse aus beiden Teilbereichen anschließend statistisch auszuwerten und bezüglich bestehender Zusammenhänge zu korrelieren. Als Kontrollen dienen Patienten mit einer Struma nodosa, welche einmalig zu Beginn der Studie untersucht wurden. Es wurden dabei folgende Arbeitshypothesen aufgestellt: Deutlich überdurchschnittlich viele Patienten, die an einer autoimmunen Schilddrüsenstörung erkrankt sind, leiden zum Zeitpunkt der Untersuchungen an einer affektiven Störung oder Angsterkrankung oder entwickeln dies im Studienverlauf. Ebenfalls unterscheiden sie sich in der Ausprägung verschiedener Persönlichkeitsparameter im Vergleich zu der Kontrollgruppe. Ein Zusammenhang zwischen Hashimoto-Thyreoiditis und dem Vorliegen spezifischer Autoantikörper sowie einer hypothyreoten Stoffwechsellage wird angenommen. Es finden sich Unterschiede in der Genexpression von ADA und ADAR zwischen Studienkollektiv und Kontrollgruppe sowie in Verlauf innerhalb des Studienkollektivs. 13 3 Patienten und Methoden 3.1 Beschreibung des Studienkollektivs An der vorliegenden Studie nahmen insgesamt 57 Personen teil, die in Studienpopulation und Kontrollgruppe unterteilt wurden. 36 Patienten, die an Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt sind, dienten als Studienpopulation. Die Geschlechterverteilung in den Gruppen ist nicht ausgeglichen. In beiden Gruppen sind deutlich weniger Männer als Frauen vertreten. Der Frauenanteil liegt bei 76,2% und 91,67%. Das mittlere Alter der Hashimoto-Patienten beträgt 44,2 Jahre und ihre mittlere Erkrankungsdauer liegt bei 2,3 Jahren. 31 der 36 Patienten (86,1%) behandeln ihre Erkrankung mit der Einnahme von L-Thyroxin mit einer durchschnittlichen Substitutionsdosis von 106,5 g. Aufgrund dieser Substitutionstherapie befinden sich fast alle Patienten in einer euthyreoten Stoffwechsellage. Lediglich bei 2 Patientinnen fanden sich Schilddrüsenwerte, die auf eine subklinische Hypothyreose deuten. Bei der Studienpopulation lag zum Zeitpunkt der Befragung bereits eine diagnostizierte Depression in 28% der Fälle und/oder eine Angststörung in 19% der Fälle vor. Als Kontrollgruppe dienten 21 Patienten mit der Diagnose einer euthyreoten Struma. Hashimoto Struma Frauen-Anteil 33 (91,67 %) 16 (76,2 %) Männer-Anteil 3 (8,33 %) 5 (23,8 %) Alter 44,2 Jahre 50,4 Jahre Erkrankungsdauer 2,3 Jahre 10,7 Jahre Substitutionsdosis 106,5 g L-Thyroxin __________ Stoffwechsellage 2/36 hypothyreot euthyreot Depressionen 10 (27,8 %) 4 (19 %) Angststörungen 7 (19,4 %) 2 (9,5 %) Tab. 1: Erhobene Daten der Patienten 14 Um die Homogenität innerhalb der Studiengruppen zu gewährleisten und eventuell störende Faktoren auszuschließen, wurden folgende Ein- und Ausschlusskriterien definiert: Einschlusskriterien sind Alter zwischen 18 und 80 Jahren, sowie die Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis bzw. einer euthyreoten Struma bei den Kontrollpatienten. Eine Vorbehandlung mit Thyreotropika für eine Dauer von bis zu 6 Monaten bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis ist möglich. Ausschlusskriterien sind andere schwerwiegende psychiatrische Erkrankungen als Depressionen, Angst- und Panikstörungen wie Schizophrenie, Demenz und Abhängigkeitserkrankungen. Schwerwiegende internistische Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, schwere arterielle Hypertonie, andere endokrinologische Erkrankungen, die nicht die Schilddrüse betreffen, sowie Tumorerkrankungen in der Vorgeschichte führen ebenfalls zum Ausschluss. Aufklärung und Ethikkommission Den Probanden wurde Informationsmaterial ausgehändigt und die Einzelheiten der Studie vor Beginn ausführlich erläutert. Sie erklärten nach genauester Prüfung und Bedenkzeit schriftlich ihr Einverständnis. Das Studienprotokoll wurde vom Ethikausschuss der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg geprüft und genehmigt. 3.2 Beschreibung des Studienprotokolls Die Rekrutierung der Patienten erfolgte über die Medizinische Klinik 1, die Psychiatrische Klinik und die Nuklear- und Strahlenklinik der FAU ErlangenNürnberg. Die Studienpopulation setzt sich aus Hashimoto-Patienten zusammen, die sich in regelmäßiger Betreuung durch PD Dr. Harsch befinden. Als Kontrollgruppe dienen Struma-Patienten, die ebenfalls ein- oder mehrmalig innerhalb der Medizinischen Klinik 1 untersucht wurden. Klinische Charakterisierung der Patienten Anamnestisch wurden Daten zu Nikotin- und Alkoholkonsum, Vorerkrankungen jeglicher Art, familiäre Vorbelastung, Bildungsstatus, Familienstand und regelmäßige Medikamenteneinnahme erfragt. Des Weiteren wurde ein 15 ausführlicher internistischer Befund erhoben. Neben einem Routinelabor (Elektrolyte, Leber- / Nierenparameter, Blutbild, Gerinnung, Entzündungsparameter) wurden die Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4) sowie die Schilddrüsen-Autoantikörper (TPO, Tg, initial TRAK) abgenommen. Zum Ausschluss anderer schwerer endokrinologischer Erkrankungen wurden initial zusätzlich Cortisol, ACTH, PTH, HbA1c sowie FSH und LH bestimmt. Dementielle Erkrankungen konnten mit Hilfe des DemTec-Tests ausgeschlossen werden. Psychische Charakterisierung Alle Studienteilnehmer wurden gebeten einen Fragenkatalog, der sieben Einzeltests beinhaltet, auszufüllen. Während der neuropsychologischen Testung mittels der Fragebögen konnte eine geschulte studentische Hilfskraft bei Fragen und Problemen weiterhelfen. Das Persönlichkeitsprofil der Patienten wurde durch den FPI erfasst. Der Grad der affektiven Störung sowie der Angststörung konnte mit Hilfe von BDI, HAMA und HAMD ermittelt werden. Außerdem wurden Fragen zum Körperbild (FKB-20), zur Angst (STAI) und eine visuelle Analogskala bezüglich Müdigkeit, Stimmung, Leistungsfähigkeit und Ängstlichkeit ausgewertet. Die einzelnen Tests werden nachfolgend ausführlich beschrieben, die Fragebögen sind im Anhang aufgeführt. Zwei Verlaufsuntersuchungen fanden jeweils nach 6 Monaten statt. Genetische Charakterisierung Zur Ermittlung genetischer Polymorphismen wurden den Patienten zu jedem Untersuchungstermin jeweils 20 ml EDTA-Blut und 10 ml Serum abgenommen und unmittelbar nach Abnahme bei -80°C tiefgefroren. Es wurden folgende möglicherweise an der Entstehung affektiver– und Angststörung beteiligte Gene untersucht: ADA und ADAR. Anschließend wurden die Ausprägungen klinisch/psychiatrischen Befund korreliert. dieser Gene mit dem 16 3.3 Methoden 3.3.1 Psychometrische Tests 3.3.1.1 Visuelle Analogskala (VAS) Als internationaler Standard für die Beurteilung subjektiver Empfindungen, die nicht gemessen werden können, wird die visuelle Analogskala verwendet. Wie im Rahmen dieser Arbeit kann das Ausmaß von Müdigkeit, Stimmung, Leistungsfähigkeit und Ängstlichkeit, welche die Patienten empfinden, auf einer horizontalen Linie eingetragen werden. Als verbale Anker dieser Linie dienen zum Beispiel „keine Müdigkeit“ und „stärkste Müdigkeit“. Da die visuelle Analogskala eine 100 mm lange horizontale Linie darstellt, kann beim Auslesen der VAS die Position des gesetzten Kreuzes in einen Wert zwischen 0 und 100 übertragen werden [1]. 3.3.1.2 Das Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R) Freiburger Persönlichkeitsinventar liefert eine individuelle und vergleichende Beschreibung von Patienten hinsichtlich der Ausprägung wichtiger Persönlichkeitsdimensionen. Der Test beinhaltet 138 Fragen, die jeweils mit „stimmt“ oder „stimmt nicht“ beantwortet werden können, wobei sich Item 1 nur auf die Anleitung bezieht. Das FPI wird ausgewertet, indem die individuellen Itembeantwortungen (Lebenszufriedenheit, soziale Gehemmtheit, Erregbarkeit, Beschwerden, Gesundheitssorgen, bezüglich der Orientierung, Aggressivität, Standardskalen Leistungsorientierung, Beanspruchung, Offenheit) und der körperliche Zusatzskalen (Extraversion, Emotionalität) ausgezählt werden. Die Anzahl der Punkte ergibt einen Rohwert pro Skala. Um den Vergleich zwischen Skalen und Personen zu erleichtern sowie bezüglich der Alters- und Geschlechts-abhängigkeit einiger Skalen empfiehlt sich, die Rohwerte in Standardwerte (Stanine) umzuwandeln. Diese neunstufigen individuellen Stanine-Werte geben Grobnormen und dienen anschaulich als Grundlage der Testinterpretation. So ist ein Stanine-Wert von 4 bis 6 in 54% der Fälle zu erwarten und im unauffälligen Normbereich einzuordnen [25]. 17 3.3.1.3 Beck-Depressions-Inventar (BDI) Beim BDI handelt es sich um ein Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung der Schwere depressiver Symptomatik. Es kann außerdem als “ScreeningInstrument“ zur Auswahl depressiv auffälliger Patienten eingesetzt werden, dient aber nicht zur Diagnosestellung einer Depression. Der Fragebogen besteht aus 21 Gruppen von Aussagen, mit deren Hilfe typisch depressive Symptome abgefragt werden. Die Items beinhalten unter anderen Unzufriedenheit, Schuldgefühle, Selbstmordimpulse, sozialer Rückzug und Isolierung, Schlafstörungen oder Libidoverlust. In einfachen Sätzen werden diese Symptome in aufsteigender Schwere und zunehmender Beeinträchtigung von 0 = nicht vorhanden bis 3 = starke Ausprägung beschrieben. In jeder Gruppe geht die am höchsten zählende Aussage in den Summenwert, der zwischen 0 und 63 schwanken kann, ein. Bei Item S ist zu beachten, dass dieses Item mit 0 zu bewerten ist, wenn der Zusatzfrage zugestimmt und somit eine Gewichtsabnahme bewusst erzielt wurde. Folgende Werte können als Normen bzw. als Cut-Off-Werte angesehen werden: Eine Summe unter 11 Punkten ist unauffällig; Werte zwischen 11 und 17 Punkten weisen auf eine milde bis mäßige Ausprägung depressiver Symptome hin; als klinisch relevant gilt ein Punktewert von 18 und darüber. Damit liegt dieser Grenzwert zwei Standardabweichungen über dem Mittelwert der gesunden Probandengruppe und nahe dem Mittelwert depressiver Patienten [37]. 3.3.1.4 Fragebogen zum Körperbild (FKB-20) Der Fragebogen zum Körperbild kann im klinischen und nichtklinischen Bereich zur Diagnostik von Körperbildstörungen eingesetzt werden. Des Weiteren dient er zur Erfassung subjektiver Aspekte bezüglich des Körpererlebens, dabei werden Bewegung, Vitalität, Attraktivität und subjektive Stimmigkeit thematisiert. Inhaltlich werden zwei Dimensionen in unabhängigen Skalen erfasst. Die erste Skala des FKB-20, „Ablehnende Körperbewertung“, beinhaltet verschiedene Facetten zur Bewertung des eigenen Körpers. Die zweite Skala, „vitale Körperdynamik“, beschreibt die wahrgenommene körperliche Gesundheit, Kraft und Aktivität. Beide Skalen bestehen jeweils aus 10 Items, 18 die durch eine 5-stufige Beurteilung von „trifft nicht zu“ bis „trifft völlig zu“ beantwortet werden. Je nach Summenwert in den einzelnen Skalen werden die Testpersonen anhand von Vergleichsgruppen in Prozentränge eingestuft. Diese Vergleichswerte und die Ergebnisse zur Gütekontrolle wurden an Patienten einer psychosomatischen Universitätsklinik (N=405), an Medizinstudierenden (N=141) und an Sportstudierenden (N=208) ermittelt [15]. 3.3.1.5 State-Trait-Angstinventar (STAI) Die deutsche Fassung des State-Trait-Angstinventars, bestehend aus zwei unabhängigen Selbstbewertungsskalen, dient zum einen der Erfassung der Zustandsangst (State-Angst) und zum anderen der Erfassung von Angst als Eigenschaft (Trait-Angst). Die Angst als Zustand ist definiert als ein emotionaler Zustand, der gekennzeichnet ist durch Anpassung, Besorgtheit, Nervosität, innere Unruhe und Furcht vor zukünftigen Ereignissen sowie eine erhöhte Aktivität des autonomen Nervensystem [65]. Demgegenüber bezieht sich die Angst als Eigenschaft oder Ängstlichkeit auf relativ stabile individuelle Unterschiede in der Neigung, Situationen als bedrohlich zu bewerten und hierauf mit einem Anstieg der Zustandsangst zu reagieren. In unsere Studie wurde nur die State-Angstskala ausgewertet, da sie sich bei LängsschnittUntersuchungen für die Verlaufsbeschreibung der Zustandsangst in Abhängigkeit von internen und externen Einflüssen eignet. Die StateAngstskala des STAI besteht aus 20 Fragestellungen, mit denen der Proband beschreiben soll, wie er jetzt in diesem Moment fühlt. Zehn Feststellungen sind in Richtung Angst, zehn weitere in Richtung Angstfreiheit formuliert. Die Beantwortung erfolgt aus einer 4-stufigen Skala mit Intensitätsangaben von „1 = überhaupt nicht“ bis „4 = sehr“. Gemäß der Definition stellt der Summenwert aller Items ein Maß für die Intensität der Zustandsangst dar. Dabei entspricht ein Wert von 20 dem Nichtvorhandensein und ein Wert von 80 der maximalen Ausprägung dieses Gefühls [51]. 19 3.3.1.6 Die Hamilton Depression Scale (HAMD) HAMD ist das international am weitesten verbreitete Fremdbeurteilungsverfahren zur Einschätzung des Schweregrades einer Depression. Es handelt sich nicht um ein Diagnoseinstrument und sollte daher nur bei Patienten mit bereits diagnostizierter depressiver Störung angewandt werden. Die Hamilton Depression Scale besteht aus insgesamt 21 Symptomen oder Symptomkomplexen, wobei ausschließlich die ersten 17 Items Einfluss auf den Skalensummenwert haben. Die 4 zusätzlichen Variablen tragen wegen ihrer Seltenheit nicht zum Schweregrad der Depression bei, sondern charakterisieren den Typ der Depression näher. Das Graduierungssystem beschreibt elf Symptome bezüglich Ihres Vorhandensein mit 3 Abstufungen von “0 = fehlt“ bis “2 = deutlich vorhanden“. Zehn weitere Symptome werden qualitativ bezüglich ihrer Intensität 5-stufig mit “0 = fehlt“ bis “4 = extrem“ differenziert. Damit ist ein quantitatives Maß des Schweregrades der Erkrankung zur Verfügung gestellt. Zu berücksichtigen ist, dass Item 18a (Tagesschwankungen) nicht in die Summenbildung eingeht. Der Summenwert und damit der Schweregrad variiert zwischen 0 bis 52 Punkten bei der 17-ItemVersion und 0 bis 64 Punkten bei der 21-Item-Version. Dabei gelten Skalenwerte ≤ 7 Punkte als asymptomatisch und Werte ≥ 15 Punkte als deutlich auffällig.[12]. 3.3.1.7 Hamilton Anxiety Scale (HAMA) Die Hamilton Anxiety Scale dient der Beurteilung des Schweregrades von Angst, unabhängig welcher Ursache sie entsteht. Die Skala wird nicht als Diagnoseinstrument Angststörungen eingesetzt, unterscheiden da sie kann, nicht zwischen sondern eignet verschiedenen sich zur Verlaufsbeschreibung bei Patienten. Außerdem findet sie Anwendung bei anderen psychischen Störungen, wie zum Beispiel bei Depressionen, bei denen das Phänomen Angst begleitend auftritt. Die 14 Items der HAMA beinhalten sowohl 7 psychische Angstsymptome (Item 1-6,14) als auch 7 somatische (Item 7-13). Mit Hilfe eine 5-stufigen Schweregradskala, von 0 = nicht vorhanden bis 4= sehr stark, werden die Item einheitlich beurteilt. Die Einschätzung erfolgt im 20 Rahmen eines Interviews mit dem Patienten, in dem die einzelnen Symptomenkomplexe exploriert werden, ausgenommen Item 14, das sich auf die beobachtete Verhaltensweise während der Befragung bezieht. Der Gesamtwert wird additiv zusammengefasst und spiegelt den Schweregrad der Angst wider. Aufgrund von Vergleichsdaten aus zahlreichen Studien und unterschiedlichen Stichproben gelten Werte größer 13 als Hinweis auf klinisch bedeutsame Angst. Die Ausprägung der somatischen und der psychischen Angst kann jeweils getrennt ausgewertet werden [13]. 21 3.3.2 Genexpressionsanalyse 3.3.2.1 Vorbereitungen Um ein sauberes und kontaminationsfreies Arbeiten zu ermöglichen, ist das Sterilisieren aller verwendeter Gefäße, Pipettenspitzen und Eppendorf-Cups erforderlich. Hierfür wurden die Materialien für 30 Minuten bei 125°C autoklaviert und anschließend im Heißluftschrank bei ca. 70°C getrocknet. 3.3.2.2 RNA-Extraktion Um die Expression der betreffenden Gene bestimmen zu können, wurde eine Real-Time-PCR durchgeführt. Hierfür wurde aus den Blutproben mit Hilfe des RNeasy Mini Kit (Quiagen) RNA nach Angaben des Herstellers isoliert (siehe Tab. 2). Die RNeasy Kits dienen der Isolierung von Gesamt-RNA aus kleinen Mengen an Ausgangsmaterial. Sie ermöglichen die Isolierung von bis zu 100µg GesamtRNA aus tierischen Zellen und Gewebe. Die Technologie des Verfahrens kombiniert die selektiven Bindungseigenschaften einer Siliciagel- Membran mit der schnell und einfach durchzuführenden Mikrozentrifugationstechnik. Die RNA in Gewebeproben ist nach Entnahme nicht geschützt und unterliegt einem schnellen Abbau, so dass die Probe in Gegenwart eines RNase inhibierenden oder denaturierenden Reagenz aufgeschlossen und homogenisiert werden muss. Die Probe kann auch schockgefroren und bei -70°C gelagert werden. Das biologische Ausgangsmaterial (hier: Vollblut) wird zunächst lysiert und in einem stark denaturierenden Guanidinisothiocynat (GITC) enthaltenden Puffer homogenisiert. Durch diesen werden die RNasen sofort inaktiviert und die Isolierung einer intakten RNA gewährleistet. Ein kompletter Aufschluss von Zellwänden sowie Zell- und Organellmembranen ist absolut notwendig, um sämtliche in der Probe vorhandene RNA freizusetzen. Ein unvollständiger Zellaufschluss führt zu einer deutlich reduzierten Ausbeute. Durch die Homogenisation wird die Viskosität des Zelllysats, das nach dem Aufschluss vorliegt, reduziert. Bei der Homogenisation werden hochmolekulare genomische DNA und andere hochmolekulare Zellbestandteile gesichert. Hierfür kommen QIAshreder Spinsäulen zum Einsatz. Durch die Zugabe von 22 Ethanol werden optimale Bindungsbedingungen hergestellt und die Probe wird dann auf die RNeasy Mini Säule aufgetragen. Die Gesamt-RNA bindet an die Membran, während die übrigen Substanzen effizient ausgewaschen und somit abgetrennt werden. Die qualitativ hochwertige RNA wird abschließend mit RNase-freiem Wasser eluiert. Mit Hilfe der RNeasy Methode können RNAMoleküle mit einer Länge von über 200 Nukleotiden isoliert werden. Zelllyse, RNA-Denaturierung und Inaktivierung der RNase: 500µl Blut mit 1ml QIAZOL Lysepuffer mischen 5 min bei RT stehen lassen 200µl Chloroform dazu, 10 sec. Vortexen 2-3 min stehen lassen 15 min bei 13000 rpm zentrifugieren Wässrige Phase (obere Phase) in ein neues Tube überführen Gleiches Volumen (600µl) 70% Ethanol dazu, mischen Binden der RNA an der Siliciagel-Membran der RNeasy Mini Säule: 700 μl in eine RNeasy Mini Säule auf einem 2ml Sammelröhrchen geben 15s bei 14 000rpm zentrifugieren; Durchfluss verwerfen Vorgang so lange wiederholen, bis die ganze Lösung über die Säule gelaufen ist Waschen: 700 μl RW1-Puffer auf die Rneasy Mini Säule geben 15s bei 14 000rpm zentrifugieren; Durchfluss verwerfen 500 μl RPE-Puffer auf die RNeasy Mini Säule geben 15s bei 14 000rpm zentrifugieren; Durchfluss verwerfen 500 μl RPE-Puffer auf die RNeasy Mini Säule geben 2min bei 14 000rpm zentrifugieren; Durchfluss verwerfen Eluation: die RNeasy Mini Säule in ein neues 1,5ml Sammel-Cup geben 30μl RNase-freies Wasser direkt auf die Siliciagel-Membran geben 1min bei ≥ 10000rpm zentrifugieren; die Säule verwerfen Tab. 2: Protokoll RNeasy Mini Kit Die RNA wurde anschließend mittels UV-Spektroskopie bei 260 nm bestimmt (BIO-Photometer, Eppendorf). 23 3.3.2.3 Reverse Transkription Isolierte einzelsträngige RNA wird mit Hilfe der Reversen Transkriptase in komplementäre DNA (cDNA) nach folgendem Schema umgeschrieben. Abb. 3: Schema der reversen Transkription Mit dem iScript cDNA Synthesis Kit (BIO-RAD) wurde nach zugehörigem Protokoll die reverse Transkription durchgeführt (siehe Tab. 3). Oligo-desoxyThymidin-(dT) Primer und Random-Hexamere binden dabei an die RNA und erlauben der RNA-abhängigen DNA-Polymerase (Reverse Transkriptase) hier anzusetzen. Anhand der Trinukleotide (dNTPs) wird die RNA nun fortlaufend in cDNA umgeschrieben, die folglich dem DNA-Abschnitt entspricht, der für die eingesetzte mRNA codiert. Der cDNA fehlen im Vergleich zur DNA lediglich die Introns. Im Anschluss wurde dieses Gemisch etwa 45 Minuten im iScript Gerät (Perkin Elmer, BIO-RAD) in 4 Schritten nach folgendem Protokoll inkubiert. 24 Reaktionsansatz: In ein 200 μl Thin Wall Tube: 4 μl 5x iScript™ Reaction Mix (Oligo-(dT)-Primer; Hexamer-Primer; dNTPs) 1 μl iScript™ Reverse Transcriptase (RNase H+) 1µg RNA mRNA-Probe in 15µl Nuclease Free Water geben Gesamtvolumen 20µl Thermo-Cycler-Programm: 5 min bei 25°C (Annealing-Phase) 30 min bei 42°C (Extensions-Phase) 5 min bei 85°C (Denaturierungs-Phase) Temperatur anschließend auf 4°C halten Tab. 3: Protokoll iScript cDNA Synthesis Kit Die fertige cDNA wurde im Anschluss zur Durchführung der Real Time PCR gleich weiterverarbeitet oder bei -20°C tiefgefroren. 3.3.2.4 Die Real-Time-Polymerasekettenreaktion quantitative Real-Time-PCR ist eine Amplifizierungsmethode für doppelsträngige Nukleinsäuren, die auf dem Prinzip der herkömmlichen Polymerasekettenreaktion (PCR) beruht und darüber hinaus die Möglichkeit der Quantifizierung der Menge der ursprünglich vorhandenen DNA-Moleküle bietet. Zur Quantifizierung wird die Fluoreszenzentwicklung eines interkalierenden Farbstoffes oder eines Fluoreszenz-markierten Oligonukleotids in Echtzeit gemessen, die im exponentiellen Teil der Reaktion proportional mit der Menge des PCR-Produkts ansteigt. Die Quantifizierung der Startmenge des PCRProdukts basiert bei allen Systemen auf der Berechnung des FluoreszenzSchwellenwertes, dem so genannten Threshold-Cycle (CT-Wert). Der CT-Wert ist jener PCR-Zyklus bei dem die Reporterfluoreszenz die Hintergrundfluoreszenz signifikant übersteigt. Aus diesem Grund beruht die Quantifizierung der DNA-Menge nicht auf absoluten Mengen an PCR-Produkt, sondern auf der Kinetik der PCR-Reaktion. 25 Zur Durchführung der quantitativen Real-Time-PCR wurde ein Gemisch aus Absolute SYBR Green Fluorescein Mix (Thermo Scientific) und jeweils zu analysierenden Primer zusammen mit der zuvor synthetisierten cDNA in 96-well Platten pipettiert (siehe Tab. 4). Reaktionsansatz (auf Eis pipettiert): 12,5 μl Absolute SYBR® Green Flour (2x) 2µl Primer (QIAGEN) 8,5 μl H₂O 1 μl Template (cDNA) Reaktionsansatz in eine 96-Well PCR-Platte pipettieren mit einer optischen Folie sorgfältig verschließen und in den iCycler platzieren Tab. 4: Protokoll Absolute Blue QPCR SYBR Green Fluorescein Mix Die quantitative Polymerasekettenreaktion wurde in zwei Stunden in einem iCycler (BIO-RAD), bestehend aus einem Thermocycler und einer optischen Einheit, durchgeführt (siehe Tab. 5). Der Absolute SYBR Green Supermix ist ein zweifach konzentrierter ready-to-use Mix, bestehend aus dem Reaktionspuffer (MgCl2), den Oligonukleotiden dNTPs und dTTP, sowie dem Startenzym Thermo-Start DNA-Polymerase. Dieses Enzym wird nach einem Denaturierungsschritt bei 95°C über 3 Minuten aktiviert. Wie bei der herkömmlichen PCR werden hier in jedem Zyklus die DNA-Doppelstränge denaturiert und es entstehen zwei Einzelstränge (Denaturierung). An diese lagern sich die Primer-Oligonukleotide an (Annealing) und mit Hilfe der DNAPolymerase wird der komplementäre Strang durch Anlagerung von dNTPs (Elongation) repliziert. 26 iCycler Protokoll zur RT-PCR: Vorgang Anzahl Temperatur Dauer Enzyme activation 1x 95,0°C 15 min Zyklus 40 x 95,0°C 15 s Annealing 64,0°C 30 s Elongation 72,0°C 30 s Denaturierung Fluoreszenzmessung nach jedem Zyklus Erstellung der Schmelzkurve Denaturierung 1x 95°C 30 s Starting temp. 1x 60°C 30 s Melting Step (+0,5°C pro Zyklus) 80x 60°C 10 s Halten der Temperatur 1x 16,0°C ∞ Tab. 5: iCycler Protokoll zur RT-PCR Zur zeitgleichen Bestimmung (Real-Time-PCR) der Menge an PCR-Produkten ist dem Reaktions-Mix ebenfalls der Fluoreszenzfarbstoff SYBR Green Fluor beigefügt, ein Cyanin-Farbstoff der selektiv an die entsprechende doppelsträngige DNA bindet, wodurch sich seine Fluoreszenzintensität vervielfacht. Im iCycler wird der DNA-Fluoreszenzfarbstoff-Komplex durch blaues Licht aus einer internen Lichtquelle (Wellenlänge = 498 nm) angeregt und gleichzeitig seine emittierte grüne Fluoreszenz (Wellenlänge = 522 nm) detektiert. Die Fluoreszenz korreliert somit quantitativ mit der Akkumulation amplifizierter DNA-Moleküle (Templates). Durch die iCycler iQ Optical System Software wird schließlich die Fluoreszenz gegen die Zykluszahl dargestellt. Es wird die Zykluszahl zu Beginn der exponentiellen Wachstumsphase (LogPhase) bestimmt, wenn die Fluoreszenz signifikant die Schwelle der Hintergrundsignale übertrifft (CT-Wert). Dieser ist abhängig vom Vorhandensein des Ziel-Gens in der eingesetzten cDNA und besitzt dadurch Aussagekraft über die quantitative mRNA-Expression der Probe. Um externe Störfaktoren zu normalisieren, wurde in jedem Versuch und für jede cDNA-Probe als Referenz-Gen GAPDH (Glycerinaldehyd-3-phophat- Dehydrogenase) als interner Standard mitgeführt und die ermittelten Werte für 27 die Ziel-Gene relativ zu dem Expressionslevel dieser internen Kontrolle angegeben. Für jede Probe wurde also der CT-Wert des Referenzgens von dem jeweiligen CT-Wert des untersuchten Gens subtrahiert (CT=CTgen-CTgapdh). Unterschiede in der Expression, gemessen am Referenzgen, wurden über folgende Formel berechnet: Fold expression = 2 – [∆CT Probe x - ∆CT Kontrolle] 28 3.4 Materialien 3.4.1 Geräte Geräte Hersteller iCycler iQ BIO-Rad, München Photometer, BIO-Photometer Eppendorf AG Zentrifuge 5415R Eppendorf AG Vortex Genie 2, Model G-560E Scientific Industries, Inc., New York, USA Autoclav H1 clave HV-85 Wolf iScript, Perkin Elmer BIO-Rad ICycler Thermal Cycler BIO-Rad 3.4.2 Kits Kit Hersteller RNeasy Lipid Tissue Mini Kit: Quiagen GmbH Rneasy Mini Spin Columns; Collection Tubes (1,5ml, 2ml); Puffer RTL; Puffer RW1; Puffer RPE- Konzentrat; RNase-freies Wasser iScript cDNA Synthesis Kit: BIO-Rad AG iScript Reaction Mix (Oligo-(dT)-Primer, HexamerPrimer, dNTPs) iScript Reverse Transcriptase (Rnase H+) Nuclease Free H₂O Absolute QPCR SYBR Green Fluorescein Mix: Thermo-Start DNA Polymerase, Reaktionspuffer (MgCl₂), Oligonukleotide, SYBR Green Fluor Thermo Scientific 29 3.4.3 Labormaterialien Produkt Hersteller Eppendorf- Cups, 1,5ml Eppendorf AG, Hamburg Pipetten Eppendorf Research Eppendorf AG 2,5l; 10l; 100l; 1000l Pipetten Eppendorf Research Pro Eppendorf AG 5-100l Pipettenspitzen 1-10l Gilson 10-100l Eppendorf AG 100-1000l Eppendorf AG 96-well PCR-Platte PegLab, Erlangen PCR-Strip PegLab Thin Wall Tubes, 200l PegLab 3.4.4 Chemikalien Bezeichnung Zusammensetzung/ Hersteller Konzentration Ethanol 600l Merck Chloroform 200l Merck Lysepuffer 1ml Qiagen, Hilden RPE-Puffer 500l Qiagen, Hilden Restriktionsenzyme 3.4.5 Oligonukleotide PCR-Primer ADA ADAR GAPDH Quanti Tect Primer Assay, Quiagen 30 3.4.6 Sonstiges iCycler iQ Optocal System Software, Version 3.1.7050 BIO-Rad AG iCycler iQ Real Time PCR Detection System iCycler iQ Optical Tape 3.5 Statistische Auswertung Die Erfassung und Auswertung der Daten erfolgte mittels des Computerprogramms SPSS für Windows (Version 15.0: SPSS Inc.; Chicago, IL). Die Signifikanz (p) wurde mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit kleiner 5 % definiert (p 0,05). Die Normalverteilung von Daten wurde mit der Methode nach Kolmogorov-Smirnov Korrektur getestet. Zur Beurteilung signifikanter Unterschiede zwischen den Gruppen kam der Mann-Whitney-Test zum Einsatz. Die Schilddrüsenparameter und Antikörper werden ebenso wie die Fragebögen zum einen univariant (parametrisch oder nicht-parametrisch) sowie in Verbindung mit den genetischen Variablen in multivarianten Modellen analysiert (MANOVA). Hierfür fanden die Korrelationen nach Pearson für stetige Variablen und die Korrelation nach Spearman-Rho für nicht-stetige Variablen Anwendung. Schließlich konnten mit Hilfe des Wilcoxon-Tests die Ergebnisse innerhalb einer Gruppe über den Zeitverlauf dargestellt werden. 31 4 Ergebnisse Entsprechend der Fragestellung dieser Arbeit werden nachfolgend die klinischen, psychiatrischen sowie genetischen Unterschiede zwischen dem Studienkollektiv und der Kontrollgruppe dargestellt. Anschließend wird auf Korrelationen zwischen der Schilddrüsenstoffwechsellage und der Psychometrie sowie Genetik der Patienten Bezug genommen. Die Entwicklung der Parameter über den Studienverlauf wird abschließend ebenfalls graphisch aufgezeigt. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt drei Untersuchungen im Abstand von jeweils sechs Monaten durchgeführt, so dass psychische und genetische Veränderungen im Verlauf der Erkrankung dargestellt werden können. Die erhobenen Befunde der ersten Untersuchungen, also zu Beginn der Studie, sind mit dem Zusatz A gekennzeichnet. Entsprechend sind die Befunde der zweiten Untersuchungen, welche nach sechs Monaten erfolgte, mit B und Daten der dritten Untersuchungen nach insgesamt zwölf Monaten mit C markiert. Vergleich Studienkollektiv mit Kontrollgruppe zum Zeitpunkt A Um signifikante Unterschiede zwischen Hashimoto- und Kontrollgruppe zu verdeutlichen, wurde bei zwei unabhängigen Stichproben ein Vergleich mit Hilfe des Mann-Whitney-Tests möglich. Bei Auswertung des ersten Datensatzes zu Studienbeginn (Zeitpunkt A) betrug das mittlere Alter des Studienkollektivs 44,2 Jahre sowie die mittlere Erkrankungsdauer 2,3 Jahre (Median 1 Jahr; Range: 0-10 Jahre). Dementsprechend lag die Dauer der Schilddrüsenhormonersatztherapie in einem ähnlichen Zeitrahmen, präzisere Daten liegen jedoch nicht vor. Dagegen ergab sich in der Kontrollgruppe ein mittleres Alter von 50,4 Jahre sowie eine mittlere Erkrankungsdauer von 10,7 Jahren (Median 5 Jahre; Range: 0-40 Jahre). Weitere Unterschiede finden sich in der Geschlechterverteilung in beiden Gruppen, wo sich männliche Probanden deutlich unterrepräsentiert zeigen. 32 Abb. 4: Alter der Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). Abb. 5: Erkrankungsdauer der Struma-Patienten (links) und der Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwerte ± Standardfehler (SEM). 33 Abb. 6: Geschlechterverteilung der Struma-Patienten (links) und der HashimotoPatienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwerte ± Standardfehler (SEM). Anhand der visuellen Analogskalen (VAS) ist bei Hashimoto-Patienten eine schlechtere Stimmung (p=0,024), sowie eine verminderte Leistungsfähigkeit (p=0,002) gegenüber der Kontrollgruppe zu erkennen. Abb. 7: Stimmung bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). 34 Abb. 8: Leistungsfähigkeit bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). Zudem zeigen sich signifikante Unterschiede in Bezug auf die Stoffwechsellage der Schilddrüse. Die TSH-Werte in der Hashimoto-Gruppe sind signifikant niedriger, als die in der Struma-Gruppe (p=0,01). Ebenso ist fT4 deutlich höher als in den Kontrollen (p=0,038). Abb. 9: TSH in mU/l bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). 35 Abb. 10: fT4 in ng/l bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). Im Rahmen des durchgeführten Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI) fallen des Weiteren Unterschiede bezüglich der geringeren Lebenszufriedenheit (p=0,064), der angegebenen körperlichen Beschwerden (p=0,022) und der erhöhten Emotionalität (p=0,054) innerhalb der Hashimoto-Gruppe ins Auge. Diese Patienten geben signifikant mehr körperliche Beschwerden an, als die Probanden der Kontrollgruppe. Abb. 11: Körperliche Beschwerden bei Struma-Patienten (links) und HashimotoPatienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). 36 In den übrigen Parametern des FPI wurden keine weiteren signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen deutlich (Daten nicht angezeigt). Mögliche Assoziationen zwischen der Bewertung des eigenen Körperbildes und Hashimoto-Thyreoiditis konnten mittels des FKB-20 nicht belegt werden. Es zeigten sich zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede (FKB_AKB: p=0,134; FKB_VKD: p=0,113) (Daten nicht dargestellt). Um nachzuweisen, ob die zugrundeliegende Studienpopulation vermehrt unter Depressionen leidet, wurden das Beck-Depressions-Inventar (BDI) und die Hamilton Depression Scale (HAMD) eingesetzt. Hinsichtlich der Auswertung des BDI wurden zwischen den Gruppen signifikante Unterschiede deutlich. Die Summenwerte des BDI innerhalb der Hashimoto-Patienten sind signifikant höher, als die der Struma-Patienten (p=0,004). Dabei korreliert die Höhe der Summenwerte mit der Schwere der Depressivität. Abb. 12: BDI Summenwerte bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). Ebenso weisen die Ergebnisse der Hamilton Depression Scale (HAMD) eindeutige Unterschiede zwischen den Gruppen auf. Auch hier spiegeln die Summenwerte die Schwere der Depression wider und sind innerhalb der Hashimoto-Gruppe signifikant höher als die der Kontrollgruppe (p=0,002). 37 Abb. 13: HAMD Summenwerte bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). Um die Studienpopulation hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen Hashimoto-Thyreoiditis und Angststörungen zu prüfen, wurde das State-TraitAngstinventar (STAI) und die Hamilton Anxiety Scale (HAMA) angewandt. Die HAMA beschreibt sowohl Angaben zur somatischen Angst als auch Angaben zur psychischen Angst. In beiden Fällen erreichen die Patienten aus der Hashimoto-Gruppe signifikant höhere Summenwerte als Patienten der Kontrollgruppe (HAMA_somatische Angst: p=0,002; HAMA_psychische Angst: p=0,001). In diesem Testverfahren korrelieren die Summenwerte ebenfalls mit der Schwere der Angsterkrankung. 38 Abb. 14: HAMA Summenwerte der somatischen Angst bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). Abb. 15: HAMA Summenwerte der psychischen Angst bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). Der STAI besteht aus zwei Einzeltestungen, wobei der STAI_state die Zustandsangst sowie der STAI_trait die Angst als Eigenschaft beschreibt. Die Ergebnisse des STAI_state zeigen zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede (p=0,441) (Daten nicht dargestellt). Der STAI_trait kam in dieser Untersuchung nicht zur Anwendung. 39 Das Patientenkollektiv wurde darüber hinaus auch auf genetische Unterschiede hinsichtlich der Genexpression von Adenosin-Deaminase (ADA) und der Adenosinrezeptoren (ADAR) untersucht. Hierbei werden hoch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen deutlich (p=0,000), wobei in der Gruppe des Studienkollektivs signifikant höhere Genexpressionen beider untersuchter Enzyme festgestellt werden konnten. (594,848) (0,067) Abb. 16: ADA Genexpression bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). (1122,644) (0,002) Abb. 17: ADAR Genexpression bei Struma-Patienten (links) und Hashimoto-Patienten (rechts). Daten sind präsentiert als Mittelwert ± Standardfehler (SEM). 40 Zusammenhang zwischen Stoffwechsellage der Schilddrüse und Psychometrie der Patienten Weiterhin wurde nach signifikanten Korrelationen zwischen verschiedenen Parametern innerhalb der Hashimoto-Gruppe zum Ausgangszeitpunkt A gesucht. Hierbei wurden die Korrelationen nach Pearson für stetige Variablen sowie die Korrelation nach Spearman-Rho für nicht-stetige Variablen angewandt. Eindeutige Zusammenhänge zwischen der Stoffwechsellage der Schilddrüse und der Ausprägung einer Depression, welche durch erhöhte Summenwerte im BDI oder HAMD sichtbar wird, können nicht gefunden werden. Auch Angststörungen, welche durch erhöhte STAI- oder HAMA-Summen auffallen, korrelieren nicht mit den Schilddrüsen-Parametern TSH, fT3 oder fT4. Als Ausnahme erscheinen die Korrelationen zwischen den Parametern TSH und VAS Leistungsfähigkeit (p=0,005; r=0,490) sowie TSH und psychischer Angst (HAMA) (p=0,037; r=0,376). Ebenfalls fällt eine Korrelation zwischen fT4 und VAS Ängstlichkeit mit p=0,034 und r=0,417 auf. Eine Assoziation zwischen der Höhe der AK-Titer von Thyreoglobulin (Tg) oder Thyreoidperoxidase (TPO) und den Summenwerten der durchgeführten psychometrischen Tests kann nicht gefunden werden. Abb. 18: Punktwolke und Regressionsgerade (r=0,49) zur Darstellung des Zusammenhangs zwischen Leistungsfähigkeit und TSH in mU/l bei HashimotoPatienten zum Zeitpunkt A. 41 Abb. 19: Punktwolke und Regressionsgerade (r=0,376) zur Darstellung des Zusammenhangs zwischen psychischer Angst und TSH in mU/l bei HashimotoPatienten zum Zeitpunkt A. Abb. 20: Punktwolke und Regressionsgerade (r=0,417) zur Darstellung des Zusammenhangs zwischen Ängstlichkeit und TSH in mU/l bei Hashimoto-Patienten zum Zeitpunkt A. Anders stellt sich dies bei der hoch signifikante Korrelation zwischen der Genexpression von ADA und ADAR mit p=0,000 und r=1,000 dar. Die Regressionsgerade verdeutlicht den linearen Zusammenhang, welcher sich über den zeitlichen Verlauf nach 6 sowie nach 12 Monaten ebenfalls fortsetzt. 42 Abb. 21: Punktwolke und Regressionsgerade (r=1,0) zur Darstellung des Zusammenhangs zwischen der Genexpression von ADA und ADAR bei HashimotoPatienten zum Zeitpunkt A. 43 Verlauf der Parameter über die Zeitpunkte nach 6 Monaten (B) und nach 12 Monaten (C) innerhalb des Studienkollektivs Eine weitere Fragestellung dieser Arbeit war es, den Verlauf und die Entwicklung der Schilddrüsenparameter, der psychometrischen Tests sowie der Genexpression zu beurteilen. Um diese Werte innerhalb des Studienkollektivs über den Zeitverlauf von einem Jahr darzustellen, kam der Wilcoxon-Test zum Einsatz. Dieser dient dem nicht-parametrischen Vergleich von zwei unabhängigen Variablen, basierend auf den Rangreihen der absoluten Wertepaardifferenzen. Hierbei zeigen sich einige signifikante Unterschiede zu den jeweiligen Untersuchungszeitpunkten. Nachfolgend sind diejenigen Parameter dargestellt, welche sich über den gesamten Studienverlauf signifikant verändern. Als Vergleich sind die Ergebnisse unserer Kontrollgruppe zum Ausgangszeitpunkt (A) mit aufgeführt. Der Parameter Emotionalität, welcher bei Hashimoto-Patienten sehr stark ausgeprägt ist und mit Hilfe des Freiburger Persönlichkeits-Inventar ermittelt wurde, fällt signifikant nach 6 Monaten (B) und 12 Monaten (C) im Vergleich zum Ausgangszeitpunkt (A) ab (p=0,01), bleibt jedoch zu jeder Zeit über dem Wert der Kontrollgruppe (Struma-Patienten). Abb. 22: Emotionalität bei Struma-Patienten (ganz links) und bei Hashimoto-Patienten zum Ausgangszeitpunkt (Hashimoto_A) sowie nach 6 Monaten (Hashimoto_B) und 12 Monaten (Hashimoto_C). Daten sind präsentiert als Mittelwerte ± Standardfehler (SEM). 44 Des Weiteren fallen die Summenwerte des Beck-Depressions-Inventar (BDI) (p=0,006) und der Hamilton Depression Scale (HAMD) hoch signifikant (p=0,000) innerhalb der ersten 6 Monate. Nach insgesamt 12 Monaten Studienverlauf zeigt der Summenwert des HAMD nochmals eine signifikant Veränderung im Vergleich zum Zeitpunkt B und sinkt in der Hashimoto-Gruppe weiter ab (p=0,018). Abb. 23: BDI Summenwerte bei Struma-Patienten (ganz links) und bei HashimotoPatienten zum Ausgangszeitpunkt (Hashimoto_A) sowie nach 6 Monaten (Hashimoto_B) und 12 Monaten (Hashimoto_C). Daten sind präsentiert als Mittelwerte ± Standardfehler (SEM). 45 Abb. 24: HAMD Summenwerte bei Struma-Patienten (ganz links) und bei HashimotoPatienten zum Ausgangszeitpunkt (Hashimoto_A) sowie nach 6 Monaten (Hashimoto_B) und 12 Monaten (Hashimoto_C). Daten sind präsentiert als Mittelwerte ± Standardfehler (SEM). Zudem sind ebenfalls die Summenwerte der somatischen (p=0,001) und psychischen (p=0,000) Angst in Rahmen der Hamilton Anxiety Scale (HAMA) über den gesamten Studienverlauf signifikant rückläufig. Abb. 25: HAMA Summenwerte der somatischen Angst bei Struma-Patienten (ganz links) und bei Hashimoto-Patienten zum Ausgangszeitpunkt (Hashimoto_A) sowie nach 6 Monaten (Hashimoto_B) und 12 Monaten (Hashimoto_C). Daten sind präsentiert als Mittelwerte ± Standardfehler (SEM). 46 Abb. 26: HAMA Summenwerte der psychischen Angst bei Struma-Patienten (ganz links) und bei Hashimoto-Patienten zum Ausgangszeitpunkt (Hashimoto_A) sowie nach 6 Monaten (Hashimoto_B) und 12 Monaten (Hashimoto_C). Daten sind präsentiert als Mittelwerte ± Standardfehler (SEM). Keine signifikanten Veränderungen ergeben sich hingegen im Stait-TraitAngstinventar (STAI), in welchem die Summenwerte nur minimal absanken (p=0,737) und im Fragebogen zum Körperbild (FKB_AKB: p=0,077; FKB_VKD: p=0,656)(Daten nicht dargestellt). Darüber hinaus weisen die Ergebnisse zur Analyse der Genexpressionen von ADA und ADAR signifikante Veränderung im Verlauf der Studienbeobachtung im Vergleich zur Baseline (A) auf. Die Genexpression der Adenosin-Deaminase (ADA) ist nach 6 Monaten Studienzeit höher ausgeprägt (p=0,005) und zeigt nach 12 Monaten nochmals einen signifikanten Anstieg (p=0,018). Die Genexpression der dazugehörigen Rezeptoren (ADAR) hingegen sinken nach 6 Monaten (p=0,002) sowie nach 12 Monaten (p=0,003) im Vergleich zum Ausgangszeitpunkt A auf einem signifikanten Niveau. 47 Abb. 27: ADA Genexpression bei Struma-Patienten (ganz links) und bei HashimotoPatienten zum Ausgangszeitpunkt (Hashimoto_A) sowie nach 6 Monaten (Hashimoto_B) und 12 Monaten (Hashimoto_C). Daten sind präsentiert als Mittelwerte ± Standardfehler (SEM). Abb. 28: ADAR Genexpression bei Struma-Patienten (ganz links) und bei HashimotoPatienten zum Ausgangszeitpunkt (Hashimoto_A) sowie nach 6 Monaten (Hashimoto_B) und 12 Monaten (Hashimoto_C). Daten sind präsentiert als Mittelwerte ± Standardfehler (SEM). 48 Zusammenfassend stellt sich heraus, dass die Genexpression von ADA kontinuierlich ansteigt, während die Expression von ADAR parallel dazu abfällt. Die Summenwerte der psychometrischen Tests zeigen sich ebenfalls mehrheitlich fallend, jedoch stets auf einem höheren Level der Ausprägung von Angst und Depression als die Werte der Kontrollgruppe. Die Korrelationen zwischen den psychometrischen Tests und der Genetik zeigen bezüglich der Adenosin-Deaminase einen umgekehrt proportionalen linearen Zusammenhang sowie einen direkt proportional linearen Zusammenhang bezüglich der Adenosinrezeptoren. 49 5 Diskussion 5.1 Psychische Charakterisierung des Studienkollektivs Es existiert eine zunehmende Anzahl von Literatur, die darauf hinweist, dass ein enger Zusammenhang zwischen Hashimoto-Thyreoiditis und Erkrankungen des affektiven Formenkreises sowie Angststörungen besteht. Ziel unsere Studie war es diese Hypothese zu belegen und zu untersuchen in welcher Form sich dieser Zusammenhang äußert. Dazu analysierten wir Patienten- und Kontrollgruppe bezüglich der Ausprägung von Depressivität und Angst sowie unterschiedlicher Persönlichkeitsparameter mit Hilfe verschiedener psychometrischer Tests. Bereits anhand der visuellen Analogskalen (VAS) lässt sich ein erster und zugleich relevanter Eindruck abbilden, in welchen subjektiven Empfindungen sich Studienkollektiv und Kontrollgruppe unterscheiden. Vor allem Stimmung und Leistungsfähigkeit sind bei Hashimoto-Patienten deutlich reduziert. Außerdem konnte durch den Freiburger-Persönlichkeitsinventars (FPI) ermittelt werden, dass Patienten der Hashimoto-Gruppe ihre Lebenszufriedenheit wesentlich niedriger einstufen als die der Struma-Gruppe. Es ist nachgewiesen, dass ein schlechterer Gesundheitszustand mit einer erniedrigten „Lebenszufriedenheit“ einhergeht [6]. Entsprechend dazu geben die HashimotoPatienten signifikant mehr „körperliche Beschwerden“ an als die StrumaPatienten. Auch durch den Parameter „Emotionalität“ zeigt sich, dass Hashimoto-Patienten deutlich emotionaler, labiler, empfindlicher, ängstlicher und mit mehr Problemen behaftet sind als die dazugehörige Kontrollgruppe. Die Patienten beider Gruppen weisen mehrheitlich (94,4% der HashimotoPatienten sowie 100% der Struma-Patienten) eine euthyreote Stoffwechsellage auf. Panicker et al. beschreibt in seiner Studie die Einflüsse der Konversion von T4 zum biologisch aktiven T3 im Gehirn und erklärt dadurch die Unterschiede im Wohlbefinden der Patienten trotz euthyreoter Stoffwechsellage und unabhängig der peripheren Serumhormonlevels. Dabei spielen genetische Polymorphismen der DIO2 (Deiodinase2) eine wesentliche Rolle, so dass Patienten mit einer autoimmun bedingten Hypothyreose von einer kombinierten T3/T4-Substitution profitieren können [57]. In den übrigen Parametern des FPI werden keine weiteren Unterschiede zwischen Patientenkollektiv und Kontrollen 50 deutlich. Es zeigen sich ebenfalls keine Differenzen in „Gehemmtheit“ oder „Aggressivität“. Wie schon von mehreren Studien nachgewiesen werden konnte, leiden Hashimoto-Patienten vermehrt unter Depressionen [9]. Um zu bestätigen, dass die zugrundeliegende Studienpopulation diese Komorbidität aufweist, wurden das Beck-Depressions-Inventar (BDI) und die Hamilton Depression Skala (HAMD) eingesetzt. In beiden Tests verdeutlichen die über die Norm erhöhten Summenwerte eine klinisch ausgeprägte depressive Symptomatik bei den Hashimoto-Patienten. Unserer Ergebnisse bestätigen somit die These von Fountoulakis et al., welcher 2004 ebenfalls den Zusammenhang zwischen autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen und unipolaren Depressionen nachwies [26]. Um die Studienpopulation auf den Zusammenhang zwischen HashimotoThyreoiditis und Angststörungen zu prüfen, wurden das State-Trait- Angstinventar (STAI) und die Hamilton Angst Skala (HAMA) angewandt. Bereits 2002 wies Carta et al. eine höhere Inzidenz von Panikstörungen bei Patienten mit autoimmunen Schilddrüsenerkrankung nach [8]. Ein vermehrtes Auftreten von Angststörungen in der Hashimoto-Gruppe konnte mittels des STAI nicht festgestellt werden. Jedoch konnten mit Hilfe des HAMA signifikante Zusammenhänge zwischen Hashimoto-Thyreoiditis und Angststörungen, sowohl in der somatischen als auch psychischen Angst, dargestellt werden. 5.2 Genetische Charakterisierung des Studienkollektivs Die Resultate unserer Untersuchungen zeigen eine signifikant höhere ADAAktivität bei Hashimoto-Patienten als bei den Kontrollen zum Ausgangszeitpunkt. Dies entspricht im Wesentlichen den Ergebnissen von Yolac Yarpuz et al., welcher ebenfalls die Aktivität der Adenosin-Deaminase in Patienten mit Panik- und Angststörungen untersuchte. Er kam zu dem Ergebnis, dass Patienten mit Panikstörungen signifikant höhere Levels dieses Enzyms aufwiesen als die Kontrollen [72]. Patienten mit Depression waren im Rahmen diese Untersuchung jedoch nicht eingeschlossen. Ebenso sprechen die Forschungsergebnisse von Herken et al. für signifikant erhöhte 51 Genexpressionen der Adenosin-Deaminase in Patienten mit Angststörungen sowie in Patienten mit Depressionen [38] [39]. Der Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Depressionen und der ADAAktivität weist jedoch Wiedersprüche auf. Elgün et al. konnte eine signifikant inverse Korrelation zwischen Höhe der ADA und Schwere der Depressionen nachweisen. Je geringer sich die ADA-Aktivität zeigte, desto stärker waren die Symptome der Depression ausgeprägt [23]. Dies spiegelt sich im zeitlichen Verlauf unserer Studie mit fallenden Summenwerten im BDI und HAMD bei steigender ADA-Genexpression wider. Allerdings können die extrem unterschiedlich hohen ADA-Aktivitäten zwischen Hashimoto-Patienten und den Kontrollen zum Ausgangszeitpunkt unserer Studie damit nicht erklärt werden. Fakt ist, dass die Adenosin-Deaminase eine wesentliche Rolle im zellulären Immunsystem spielt und dass Veränderungen der Genexpression auf eine Beeinträchtigung der Funktion des Immunsystems hindeuten, wie dies im Rahmen der Hashimoto-Thyreoiditis zu sein scheint. 5.3 Korrelationen zwischen Psychometrie der Patienten und Stoffwechsellage der Schilddrüse Neben dem Nachweis einer erhöhten Prävalenz von affektiven Störungen und/oder Angststörung war eine wichtige Fragestellung unserer Arbeit eventuelle Korrelationen zwischen dem Auftreten von Hashimoto-Thyreoiditis spezifischen Antikörpern (Tg-, TPO-AK) und dem Ausmaß der Ausprägung dieser Symptome zu identifizieren. Die Studie von Carta et al. (2004) wies in Patienten mit Depressionen sowie in Patienten mit Angststörungen signifikant erhöhte anti-TPO-Antikörpertiter nach [10]. Dieser Zusammenhang kann durch die vorliegende Arbeit nicht bestätigt werden. Methodische Fehler bei der Bestimmung der Antikörper in den verschiedenen Laboratorien scheinen aufgrund gut standardisierter Assays unwahrscheinlich. Allerdings können die Antikörpertiter im Verlauf der Erkrankung unter Einnahme einer Hormonsubstitution wieder auf ein Normalniveau absinken [53]. In unserem Studienkollektiv fanden sich vor allem Patienten mit einer kurzen Erkrankungsdauer (Median 1 Jahr), wobei bereits 86,1% mit L-ThyroxinPräparaten behandelt wurden. In dieser Zeit kann es zu einer Normalisierung 52 der Antikörpertiter gekommen sein. Daten über den 1-Jahres-Verlauf der Antikörpertiter liegen nicht vor, da die Konzentrationen von Tg- und TPO-AK nur zu Studienbeginn bestimmt wurden. Ebenso kann die von uns aufgestellte Hypothese eines Zusammenhanges zwischen der hypothyreoten Stoffwechsellage der Patienten und dem Auftreten einer Depression oder Angststörung, wie von Almeida et al. 2007 publiziert, nicht unterstützt werden [2]. 94,4% des Studienkollektivs befanden sich aufgrund der Schilddrüsenhormonersatztherapie in einer euthyreoten Stoffwechsellage. Daher zeigten sich signifikant erniedrigte TSH- sowie erhöhte fT4-Werte innerhalb des Studienkollektivs. Jedoch wurden keine eindeutigen Korrelationen zwischen den Parametern einer Hypothyreose (TSH, fT3, fT4) und erhöhten Summenwerten in den psychometrischen Tests gefunden. Dies bestätigt die von Carta et al. geäußerte Vermutung, dass Depression und Angststörungen bei Hashimoto-Patienten nicht nur Folge eines Hypothyreoidismus sind [9]. Auch andere Studien konnten die Assoziation von affektiven Störungen und Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse nicht auf eine hypothyreote Stoffwechsellage zurückführen [24] [26]. Die Korrelationen zwischen den Parametern Leistungsfähigkeit bzw. psychischer Angst und TSH sowie Ängstlichkeit und fT4 sind zwar auf dem Niveau von p≤0,05 signifikant, aufgrund des geringen Korrelationskoeffizient von r=0,3 bis 0,5 jedoch nicht aussagekräftig. Die Ergebnisse stellen wahrscheinlich eher zufällig entstandene Zusammenhänge dar, da eine hohe Anzahl an Parametern miteinander verglichen wurde. 5.4 Korrelationen zwischen Psychometrie und Genetik der Patienten Adenosin und die Adenosin-Deaminase sind in die Aktivierung der TLymphozyten und die Entwicklung einer normalen zellulären Immunantwort involviert und nehmen somit ebenfalls eine Schlüsselstellung bei der Entwicklung einer Autoimmunthyreopathie ein [20]. Deshalb war es Ziel unserer Studie zu untersuchen, welche Unterschiede in der Genexpression der Adenosin-Deaminase (ADA) und der Adenosinrezeptoren (ADAR) bei Hashimoto-Thyreoiditis Patienten vorliegen und wie diese in Beziehung zu den psychischen Veränderungen korrelieren. 53 Adenosin-Deaminase Im Verlauf unserer Studie kann ein kontinuierlicher Anstieg der ADA im Studienkollektiv beobachtet werden. Parallel dazu sind die Summenwerte der psychometrischen Tests rückläufig. Dies weist auf eine merkliche Reduzierung der depressiven Symptomatik und/oder Angststörung innerhalb des Studienkollektivs hin. Das heißt, je höher ADA desto niedriger ist die Schwere der Depression und desto niedriger die Ausprägung der Angststörung. Diese Resultate stimmen mit den Studien von Herken et al. überein. Die Forschungsgruppe um Herken wies ebenfalls bei einem ähnlich großen Kollektiv mit Depressionen [39] und mit Panikattacken [38] eine erhöhte ADAAktivität nach. Nach dem Einsatz einer 8-wöchigen antidepressiven Therapie nahm in beiden Studien die ADA-Aktivität der Patienten zu. Die Erklärung auf molekularer Ebene kann lauten, je höher die ADA-Aktivität, desto geringer ist die Adenosin-Konzentration im synaptischen Spalt. Serotonin und Noradrenalin werden nicht inhibiert und somit kommt deren antidepressive Wirkung zur Geltung. Auch die Wirkungsweise neuerer Antidepressiva und Anxiolytika erzielt eine Erhöhung der Serotonin- und Noradrenalin-Konzentration im synaptischen Spalt oder verhindert einen Abbau dieser Monoamine durch Inhibition [48]. Innerhalb unseres Studienkollektivs wird hingegen nur eine Patientin (2,78%) zu Studienbeginn mit Antidepressiva behandelt. Inwieweit eine antidepressive Therapie im weiteren Verlauf erfolgt ist nicht dokumentiert. Andere Erklärungen für den Rückgang der Depressivität und Angst der Hashimoto-Patienten während des Studienverlaufes können im Rahmen der Hormonersatztherapie und der Krankheitsbewältigung zu finden sein. Wie bereits erwähnt nehmen 86,1% aller Patienten zu Studienbeginn Schilddrüsenhormone ein. Aufgrund der kurzen Krankheitsdauer unseres Studienkollektivs (Median 1 Jahr) kann davon ausgegangen werden, dass die Hormonsubstitution ebenfalls erst kurze Zeit erfolgt und eine Wirkung im Sinne einer Verbesserung der depressiven und Angstsymptomatik im Studienverlauf greift. Des Weiteren können Bewältigungsstrategien (Coping) eine Rolle spielen, d.h. Art des Umganges mit einem als bedeutsam und schwierig empfundenen Lebensereignis oder einer Lebensphase, chronischen Erkrankungen der Fall sein kann [66]. wie dies bei 54 In unserer Arbeit analysierten wir neben der Genexpression der AdenosinDeaminase (ADA) auch die der Adenosinrezeptoren (ADAR). Beide Enzyme korrelieren linear und hoch signifikant zum Ausgangszeitpunkt. Über den gesamten Beobachtungszeitraum der Studie kommt es zu einem Abfall der ADAR während die ADA weiter ansteigt. Dies bedeutet, dass eine lineare, umgekehrt proportionale Korrelation besteht. Entsprechend des Regelkreislaufes wird Adenosin durch eine erhöhte Expression der AdenosinDeaminase abgebaut und nachfolgend die Adenosinrezeptoren vermindert exprimiert. Im Rahmen dieser Arbeit erfolgte keine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Adenosinrezeptoren. Da Adenosin an verschiedenen Rezeptoren, den inhibierenden A1- und den vermittelnden A2a-Rezeptor, wirkt, ist es möglich, dass abhängig von der Rezeptoraffinität zum Substrat unterschiedliche Konzentrationen gegenteilige Wirkungen hervorrufen können. Adenosin A1-Rezeptor Im Falle des Adenosinrezeptor A1, eines präsynaptischen Rezeptor, welcher Adenosin bindet und somit die Freisetzung mehrerer Neurotransmitter wie Serotonin oder Dopamin, vermindert, kann aufgrund einer mangelnden Adenosin-Verfügbarkeit ein antidepressiver Effekt hervorgerufen werden. Ebenfalls besitzt der Adenosinrezeptor A1 bei Antagonistenbindung eine depressionslösenden Wirkung [55]. Auf der anderen Seite können A1Rezeptoren auch eine hemmende Wirkungen auf NMDA-Rezeptoren haben, deren Aktivierung wiederum an der Entstehung von Depressionen beteiligt sind [64]. Hohoff et al. untersuchten den Genpolymorphismus des Adenosinrezeptors A1 A1AR_716T/G hinsichtlich seines Einflusses auf die Veränderung des Angstniveaus. Es zeigte sich durch die Einnahme von Amphetaminen, deren Wirkung durch das Adenosin-System vermittelt wird, eine Zunahme der Ängstlichkeit, jedoch keinen signifikanten Zusammenhang [42]. Auch andere Arbeitsgruppen um Deckert et al. konnten keine signifikanten Assoziationen zwischen Angststörungen und Polymorphismen auf dem A1-Rezeptorgen finden [19]. Weitere Studien müssen folgen und zeigen, welche Polymorphismen des Adenosinrezeptors A1 einen relevanten Einfluss auf das Angstniveau und die Depressivität haben. 55 Adenosin A2a-Rezeptor Anders stellt sich dies bei der Assoziation zwischen Polymorphismen des Adenosinrezeptors A2a und Angststörungen dar. Hier konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Vorliegen des 1083T-Allel und 1083T/TGenotyps mit einer erhöhten Inzidenz von Panikattacken gefunden werden [19]. Weitere Analysen der Genpolymorphismen des A2a-Rezeptors lieferte die Arbeitsgruppe um Alsene et al., welche eine signifikante Assoziation zwischen Koffeingenuss und Ängstlichkeit bei den Genpolymorphismen 1976CT sowie 2592CTis nachwies [3]. Beide Studien unterstützen die Hypothese, dass der A2a-Adensosinrezeptor für eine Disposition von Angststörungen verantwortlich ist. Hinsichtlich dessen ist die individuelle genetische Ausprägung in Bezug auf den A2a-Rezeptor von Bedeutung, die nicht in jeder ethischen Population gleich verteilt ist. Während Studien innerhalb der westliche Bevölkerung diesen Zusammenhang vermuten lassen [35], kann in keiner Studie mit Probanden asiatischer Herkunft diese Assoziation bestätigt werden [50]. Die Assoziation zwischen dem Adenosin-System und Depressionen entwickelte sich zuerst aufgrund von Beobachtungen innerhalb von Tiermodellen. Diese zeigten, dass Adenosin und seine Analoga ein ruhiges bis sedierendes Verhalten bei den Tieren bewirkten. Mit steigenden Adenosin-Levels stieg ebenfalls die Zeit der Immobilisierung der Ratten bis hin zu Schock-ähnlichen Zuständen [44]. Für die Fähigkeit des Adenosin-Systems Depressionen regulieren zu können, spricht weiterhin die Feststellung, dass klassische Antidepressiva diese Adenosin-induzierte Immobilisierung der Ratten in den Tests umkehren konnten [49]. Ebenfalls El Yacoubi et al. zeigte, dass die genetische Inaktivierung von Adenosin A2a-Rezeptoren sowie A2a-RezeptorAntagonisten einen antidepressiven Effekt in Tiermodellen bewirken [22] [21]. Auf der anderen Seite konnten antidepressive Effekte auch durch selektive A1und A2a-Adenosinrezeptor-Agonisten (CHE und DPMA) im Tiermodell nachgewiesen werden [47]. Dies kann durch die von A2a-Rezeptoren ausgelöste Inhibition von NMDA-Rezeptoren erklärt werden [31]. Zudem führen Agonisten des Adenosinrezeptors A2a zu einer vermehrten Ausschüttung von Serotonin, was nachweislich antidepressiv wirkt [55]. 56 5.5 Limitationen Die Fehlerquellen innerhalb des Studienkollektivs, welches sich aus 36 Patienten, die an Hashimoto-Thyreoiditis leiden, und 21 Personen mit der Diagnose einer Struma nodosa zusammensetzt, können vielfältig sein. Zum einen ist die Geschlechterverteilung im gesamten Kollektiv nicht ausgeglichen. Männer sind mit 14,04% deutlich unterrepräsentiert. Diese Verteilung spiegelt allerdings die Geschlechterverteilung der HashimotoPatienten in der Bevölkerung wieder, in der Frauen 7-10-mal häufiger erkranken als Männer [43]. Ebenfalls im Altersmittelwert unterscheiden sich Patientenkollektiv (44,2 Jahre) und Kontrollgruppe (50,2 Jahre), was durch das unterschiedliche Manifestationsalter der Erkrankungen zu begründen ist. Von der Hashimoto-Thyreoiditis sind vor allem Frauen in der 40./ 50. Lebensdekade betroffen. In dieser kommt es zusätzlich häufig zur Ausprägung prämenopausaler und menopausaler Beschwerden, welche die empfundene Symptomatik verstärken können. Mit zunehmendem Alter häufen sich zudem vermehrt Komorbiditäten, was die Sensibilität gegenüber der eigenen Gesundheit zusätzlich steigert. Auch dies könnte Einfluss auf die Parameter haben, die im Rahmen der psychometrischen Tests untersucht wurden. Gleiches gilt für die nicht einheitliche Dauer der Hashimoto-Erkrankung innerhalb des Patientenkollektivs. Aufgrund der geringen Fallzahlen konnte keine konklusive und aussagekräftige Subgruppenanalyse zwischen Patienten mit kurzer Anamnese, die sich ggf. in einem akuten Schub der Erkrankung befinden (einschließlich klinischer und/oder psychischer Zeichen einer Hypothyreose), und Patienten, deren Diagnosestellung bereits mehrere Jahre zurückliegt, durchgeführt werden. Des Weiteren kann das Wohlbefinden der Patienten aufgrund der Behandlung mit L-Thyroxin variieren. Es gibt keine vollständigen Angaben über die Dauer der Behandlung sowie individuelle unterschiedliche Dosierungen der medikamentösen Therapie. 5 der 36 Hashimoto- Patienten nehmen keine Schilddrüsenhormone ein, 8 weitere Patientinnen hingegen substituieren zusätzlich zu Levothyroxin (T4) auch Liothyronin (T3) um den körperlichen und/oder psychischen Symptome einer Hypothyreose entgegenzuwirken. Fast alle Patienten befinden sich daher in einer euthyreoten Stoffwechsellage. 57 Schließlich ist zu erwähnen, dass ein Teil des Patientenkollektivs Mitglieder von Selbsthilfegruppen sind. Diese unterliegen möglicherweise einem deutlich höheren Leidensdruck durch die regelmäßige Auseinandersetzung mit der Erkrankung. Während sich Patienten mit einer Struma nodosa durch ihre Erkrankung nicht eingeschränkt fühlen und die Entwicklung psychiatrischer Komorbiditäten unwahrscheinlicher scheint. Die Patienten sollten unter anderen auch Angaben über zurückliegende oder noch andauernde Depression und Angsterkrankungen machen (siehe Tabelle 1). Inwieweit diese Diagnosen von entsprechend ausgebildetem Fachpersonal gestellt wurde, kann nicht eindeutig sichergestellt werden. Um objektiv eine dieser Erkrankungen zu diagnostizieren, wurden in unserer Studie die Testkataloge zu BDI, HAMD, HAMA und STAI eingesetzt. Es sind ebenfalls in der Auswahl und der Durchführung dieser Tests einige Fehlerquellen zu finden. HAMD und HAMA sind Skalen zur Verlaufsbeurteilung einer bereits diagnostizierten Depression bzw. Angststörung. Sie fanden jedoch auch bei Patienten ohne diese Diagnose, zum Beispiel in der Kontrollgruppe, Anwendung. Der verwendete STAI_state beschreibt zudem nur die Zustandsangst und reicht zur Diagnosestellung einer Angststörung allein nicht aus. Der zweite Teil des STAI, der STAI_trait, beschreibt zusätzlich die Angst als Eigenschaft und war nicht Bestandteil des Fragenkatalogs unserer Studie. Mit Hilfe der visuellen Analogskalen (VAS) wird die Ausprägung von subjektiven Empfindungen dargestellt. Wie bei anderen Skalentypen kann der Halo-Effekt sowie eine Tendenz zur Mitte festgestellt werden, vor allem wenn mehrere Items mittels VAS bewertet werden [32]. Ein weiteres Problem bei Wiederholungsmessungen mittels visuellen Analogskalen ist, einzuschätzen ab welchem Wert Änderungen als bedeutsam und nicht nur als zufällige Streuungen anzusehen sind. Zusammenfassend finden sich signifikante Unterschiede in den Ergebnissen des BDI, HAMD und HAMA, welche auf eine erhöhte Prävalenz von Depression und Angststörung im Studienkollektiv hinweisen. Zudem liegt ein verändertes Persönlichkeitsprofil vor. Des Weiteren zeigen sich die Genexpressionen der ADA und ADAR auf einem signifikant höheren Niveau im Vergleich zu den Kontrollen. Während die Genexpression der ADA im Studienverlauf ansteigt, 58 fallen die Genexpression der ADAR sowie die Schwere der Depressivität und Angststörung innerhalb des Studienkollektivs parallel dazu ab. Weiterer Studien sind nötig, um potentiell zugrundeliegende Mechanismen zu klären und die Durchführung gezielter Interventionen zur Beeinflussung von Depressionen und Angststörungen dieser Patienten zu untersuchen. 59 6 Literaturverzeichnis 1. Aitken RC. Measurement of feelings using visual analogue scales. Proc R Soc Med, 1969. 62(10): 989-93. 2. Almeida C, Brasil MA, Costa AJ, Reis FA, Reuters V, Teixeira P, Ferreira M, Marques AM, Melo BA, Teixeira LB, Buescu A, Vaisman M. Subclinical hypothyroidism: psychiatric disorders and symptoms. Rev Bras Psiquiatr, 2007. 29(2): 157-9. 3. Alsene K, Deckert J, Sand P, de Wit H. Association between A2a receptor gene polymorphisms and caffeine-induced anxiety. Neuropsychopharmacology, 2003. 28(9): 1694-702. 4. Basheer R, Halldner L, Alanko L, McCarley RW, Fredholm BB, PorkkaHeiskanen T. Opposite changes in adenosine A1 and A2A receptor mRNA in the rat following sleep deprivation. Neuroreport, 2001. 12(8): 1577-80. 5. Berk M, Plein H, Ferreira D, Jersky B. Blunted adenosine A2a receptor function in platelets in patients with major depression. Eur Neuropsychopharmacol, 2001. 11(2): 183-6. 6. Bianchi GP, Zaccheroni V, Solaroli E, Vescini F, Cerutti R, Zoli M, Marchesini G. Health-related quality of life in patients with thyroid disorders. Qual Life Res, 2004. 13(1): 45-54. 7. Bunevicius R, Prange AJ. Mental improvement after replacement therapy with thyroxine plus triiodothyronine: relationship to cause of hypothyroidism. Int J Neuropsychopharmacol, 2000. 3(2): 167-174. 8. Carta MG, Hardoy MC, Boi MF, Mariotti S, Carpiniello B, Usai P. Association between panic disorder, major depressive disorder and celiac disease: a possible role of thyroid autoimmunity. J Psychosom Res, 2002. 53(3): 789-93. 9. Carta MG, Hardoy MC, Carpiniello B, Murru A, Marci AR, Carbone F, Deiana L, Cadeddu M, Mariotti S. A case control study on psychiatric disorders in Hashimoto disease and Euthyroid Goitre: not only depressive but also anxiety disorders are associated with thyroid autoimmunity. Clin Pract Epidemiol Ment Health, 2005. 1: 23. 10. Carta MG, Loviselli A, Hardoy MC, Massa S, Cadeddu M, Sardu C, Carpiniello B, Dell'Osso L, Mariotti S. The link between thyroid autoimmunity (antithyroid peroxidase autoantibodies) with anxiety and mood disorders in the community: a field of interest for public health in the future. BMC Psychiatry, 2004. 4: 25. 11. Chueire VB, Romaldini JH, Ward LS. Subclinical hypothyroidism increases the risk for depression in the elderly. Arch Gerontol Geriatr, 2007. 44(1): 21-8. 60 12. CIPS. Hamilton Anxiety Scale. Collegium Internationale Psychiatriae Scalarum (Hrgb). Internationale Skalen für Psychiatrie. Hogrefe Verlag. Göttingen, 2005, 281-284. 13. CIPS. Hamilton Depression Scale. Collegium Internationale Psychiatriae Scalarum (Hrgb). Internationale Skalen für Psychiatrie. Hogrefe Verlag. Göttingen, 2005, 261-266. 14. Cleare AJ, McGregor A, O'Keane V. Neuroendocrine evidence for an association between hypothyroidism, reduced central 5-HT activity and depression. Clin Endocrinol (Oxf), 1995. 43(6): 713-9. 15. Clement U, Löwe B. Fragebogen zum Körperbild. Handanweisung. 1. Auflage. Hogrefe Verlag. Göttingen, 1996. 16. Cronstein BN, Naime D, Firestein G. The antiinflammatory effects of an adenosine kinase inhibitor are mediated by adenosine. Arthritis Rheum, 1995. 38(8): 1040-5. 17. Daneshpazhooh M, Mostofizadeh GM, Behjati J, Akhyani M, Robati RM. Antithyroid peroxidase antibody and vitiligo: a controlled study. BMC Dermatol, 2006. 6: 3. 18. de Mendonca A, Sebastiao AM, Ribeiro JA. Adenosine: does it have a neuroprotective role after all? Brain Res Brain Res Rev, 2000. 33(2-3): 258-74. 19. Deckert J, Nothen MM, Franke P, Delmo C, Fritze J, Knapp M, Maier W, Beckmann H, Propping P. Systematic mutation screening and association study of the A1 and A2a adenosine receptor genes in panic disorder suggest a contribution of the A2a gene to the development of disease. Mol Psychiatry, 1998. 3(1): 81-5. 20. Dong RP, Kameoka J, Hegen M, Tanaka T, Xu Y, Schlossman SF, Morimoto C. Characterization of adenosine deaminase binding to human CD26 on T cells and its biologic role in immune response. J Immunol, 1996. 156(4): 1349-55. 21. El Yacoubi M, Costentin J, Vaugeois JM. Adenosine A2A receptors and depression. Neurology, 2003. 61(11 Suppl 6): S82-7. 22. El Yacoubi M, Ledent C, Parmentier M, Bertorelli R, Ongini E, Costentin J, Vaugeois JM. Adenosine A2A receptor antagonists are potential antidepressants: evidence based on pharmacology and A2A receptor knockout mice. Br J Pharmacol, 2001. 134(1): 68-77. 23. Elgun S, Keskinege A, Kumbasar H. Dipeptidyl peptidase IV and adenosine deaminase activity. Decrease in depression. Psychoneuroendocrinology, 1999. 24(8): 823-32. 61 24. Engum A, Bjoro T, Mykletun A, Dahl AA. An association between depression, anxiety and thyroid function--a clinical fact or an artefact? Acta Psychiatr Scand, 2002. 106(1): 27-34. 25. Fahrenberg J, Hampel R, Selg H. Das Freiburger Persönlichkeitsinventar. Manual. 7. Auflage. Hogrefe Verlag. Göttingen, 1989, 7-142. 26. Fountoulakis KN, Iacovides A, Grammaticos P, St Kaprinis G, Bech P. Thyroid function in clinical subtypes of major depression: an exploratory study. BMC Psychiatry, 2004. 4: 6. 27. Fredholm BB, AP IJ, Jacobson KA, Klotz KN, Linden J. International Union of Pharmacology. XXV. Nomenclature and classification of adenosine receptors. Pharmacol Rev, 2001. 53(4): 527-52. 28. Fredholm BB, Irenius E, Kull B, Schulte G. Comparison of the potency of adenosine as an agonist at human adenosine receptors expressed in Chinese hamster ovary cells. Biochem Pharmacol, 2001. 61(4): 443-8. 29. Gakis C. Adenosine deaminase (ADA) isoenzymes ADA1 and ADA2: diagnostic and biological role. Eur Respir J, 1996. 9(4): 632-3. 30. Gartner R, Gasnier BC, Dietrich JW, Krebs B, Angstwurm MW. Selenium supplementation in patients with autoimmune thyroiditis decreases thyroid peroxidase antibodies concentrations. J Clin Endocrinol Metab, 2002. 87(4): 1687-91. 31. Gerevich Z, Wirkner K, Illes P. Adenosine A2A receptors inhibit the N-methyl-Daspartate component of excitatory synaptic currents in rat striatal neurons. Eur J Pharmacol, 2002. 451(2): 161-4. 32. Gift AG. Visual analogue scales: measurement of subjective phenomena. Nurs Res, 1989. 38(5): 286-8. 33. Goday A, Simmonds HA, Morris GS, Fairbanks LD. Human B lymphocytes and thymocytes but not peripheral blood mononuclear cells accumulate high dATP levels in conditions simulating ADA deficiency. Biochem Pharmacol, 1985. 34(19): 3561-9. 34. Grozinsky-Glasberg S, Fraser A, Nahshoni E, Weizman A, Leibovici L. Thyroxine-triiodothyronine combination therapy versus thyroxine monotherapy for clinical hypothyroidism: meta-analysis of randomized controlled trials. J Clin Endocrinol Metab, 2006. 91(7): 2592-9. 35. Hamilton SP, Slager SL, De Leon AB, Heiman GA, Klein DF, Hodge SE, Weissman MM, Fyer AJ, Knowles JA. Evidence for genetic linkage between a polymorphism in the adenosine 2A receptor Neuropsychopharmacology, 2004. 29(3): 558-65. and panic disorder. 62 36. Hashimoto H. Zur Kenntnis der lymphomatösen Veränderung der Schilddrüse (Struma lymphomatosa). Archiv für klinische Chirurgie, 1912. 97: 219-248. 37. Hautzinger M, Bailer M, Worall H, Keller F. Beck-Depressions-Inventar. Testhandbuch. 2. Auflage. Hans Huber Verlag. Bern, 2001, 7-15. 38. Herken H, Akyol O, Yilmaz HR, Tutkun H, Savas HA, Ozen ME, Kalenderoglu A, Gulec M. Nitric oxide, adenosine deaminase, xanthine oxidase and superoxide dismutase in patients with panic disorder: alterations by antidepressant treatment. Hum Psychopharmacol, 2006. 21(1): 53-9. 39. Herken H, Gurel A, Selek S, Armutcu F, Ozen ME, Bulut M, Kap O, Yumru M, Savas HA, Akyol O. Adenosine deaminase, nitric oxide, superoxide dismutase, and xanthine oxidase in patients with major depression: impact of antidepressant treatment. Arch Med Res, 2007. 38(2): 247-52. 40. Hershfield MS. New insights into adenosine-receptor-mediated immunosuppression and the role of adenosine in causing the immunodeficiency associated with adenosine deaminase deficiency. Eur J Immunol, 2005. 35(1): 25-30. 41. Heufelder AE. Die Thyreoiditiden: Aktueller Stand der Pathogenese, Diagnostik und Therapie. Deutsches Ärzteblatt, 1998. 95: A466-476. 42. Hohoff C, McDonald JM, Baune BT, Cook EH, Deckert J, de Wit H. Interindividual variation in anxiety response to amphetamine: possible role for adenosine A2A receptor gene variants. Am J Med Genet B Neuropsychiatr Genet, 2005. 139B(1): 42-4. 43. Hörmann R, Jameson JL, Weetman AP. Erkrankungen der Schilddrüse. Fauci AS, Braunwald E, Kasper DL, Hauser SL, Longo DL, Jameson JL, Loscalzo J (Hrgb). Harrisons Innere Medizin. 17. Auflage. McGraw-Hill Companies Inc. Berlin, 2008, 3-31. 44. Hunter AM, Balleine BW, Minor TR. Helplessness and escape performance: glutamate-adenosine interactions in the frontal cortex. Behav Neurosci, 2003. 117(1): 123-35. 45. Jacobson KA, van Galen PJ, Williams M. Adenosine receptors: pharmacology, structure-activity relationships, and therapeutic potential. J Med Chem, 1992. 35(3): 407-22. 46. Jhanwar SC, Berkvens TM, Breukel C, van Ormondt H, van der Eb AJ, Meera Khan P. Localization of human adenosine deaminase (ADA) gene sequences to the q12-q13.11 region of chromosome 20 by in situ hybridization. Cytogenet Cell Genet, 1989. 50(2-3): 168-71. 63 47. Kaster MP, Rosa AO, Rosso MM, Goulart EC, Santos AR, Rodrigues AL. Adenosine administration produces an antidepressant-like effect in mice: evidence for the involvement of A1 and A2A receptors. Neurosci Lett, 2004. 355(1-2): 21-4. 48. Koen N, Stein DJ. Pharmacotherapy of anxiety disorders: a critical review. Dialogues Clin Neurosci, 2011. 13(4): 423-37. 49. Kulkarni SK, Mehta AK. Purine nucleoside--mediated immobility in mice: reversal by antidepressants. Psychopharmacology (Berl), 1985. 85(4): 460-3. 50. Lam P, Hong CJ, Tsai SJ. Association study of A2a adenosine receptor genetic polymorphism in panic disorder. Neurosci Lett, 2005. 378(2): 98-101. 51. Laux L, Glanzmann P, Schaffner P, Spielberger CD. Das State-TraitAngstinventar. Manual. 1. Auflage. Beltz. Weinheim, 1981. 52. Mandac JC, Chaudhry S, Sherman KE, Tomer Y. The clinical and physiological spectrum of interferon-alpha induced thyroiditis: toward a new classification. Hepatology, 2006. 43(4): 661-72. 53. Mariotti S, Caturegli P, Piccolo P, Barbesino G, Pinchera A. Antithyroid peroxidase autoantibodies in thyroid diseases. J Clin Endocrinol Metab, 1990. 71(3): 661-9. 54. Nistico L, Buzzetti R, Pritchard LE, Van der Auwera B, Giovannini C, Bosi E, Larrad MT, Rios MS, Chow CC, Cockram CS, Jacobs K, Mijovic C, Bain SC, Barnett AH, Vandewalle CL, Schuit F, Gorus FK, Tosi R, Pozzilli P, Todd JA. The CTLA-4 gene region of chromosome 2q33 is linked to, and associated with, type 1 diabetes. Belgian Diabetes Registry. Hum Mol Genet, 1996. 5(7): 107580. 55. Okada M, Nutt DJ, Murakami T, Zhu G, Kamata A, Kawata Y, Kaneko S. Adenosine receptor subtypes modulate two major functional pathways for hippocampal serotonin release. J Neurosci, 2001. 21(2): 628-40. 56. Padberg S, Heller K, Usadel KH, Schumm-Draeger PM. One-year prophylactic treatment of euthyroid Hashimoto's thyroiditis patients with levothyroxine: is there a benefit? Thyroid, 2001. 11(3): 249-55. 57. Panicker V, Saravanan P, Vaidya B, Evans J, Hattersley AT, Frayling TM, Dayan CM. Common variation in the DIO2 gene predicts baseline psychological well-being and response to combination thyroxine plus triiodothyronine therapy in hypothyroid patients. J Clin Endocrinol Metab, 2009. 94(5): 1623-9. 58. Pedersen IB, Laurberg P, Knudsen N, Jorgensen T, Perrild H, Ovesen L, Rasmussen LB. An increased incidence of overt hypothyroidism after iodine 64 fortification of salt in Denmark: a prospective population study. J Clin Endocrinol Metab, 2007. 92(8): 3122-7. 59. Pedersen IB, Laurberg P, Knudsen N, Jorgensen T, Perrild H, Ovesen L, Rasmussen LB. Smoking is negatively associated with the presence of thyroglobulin autoantibody and to a lesser degree with thyroid peroxidase autoantibody in serum: a population study. Eur J Endocrinol, 2008. 158(3): 36773. 60. Peeters RP, van der Deure WM, Visser TJ. Genetic variation in thyroid hormone pathway genes; polymorphisms in the TSH receptor and the iodothyronine deiodinases. Eur J Endocrinol, 2006. 155(5): 655-62. 61. Quaratino S, Badami E, Pang YY, Bartok I, Dyson J, Kioussis D, Londei M, Maiuri L. Degenerate self-reactive human T-cell receptor causes spontaneous autoimmune disease in mice. Nat Med, 2004. 10(9): 920-6. 62. Salmon JE, Cronstein BN. Fc gamma receptor-mediated functions in neutrophils are modulated by adenosine receptor occupancy. A1 receptors are stimulatory and A2 receptors are inhibitory. J Immunol, 1990. 145(7): 2235-40. 63. Scofield RH. Autoantibodies as predictors of disease. Lancet, 2004. 363(9420): 1544-6. 64. Skolnick P. Antidepressants for the new millennium. Eur J Pharmacol, 1999. 375(1-3): 31-40. 65. Spielberger CD, O'Neil HF, Jr., Hansen DN. Anxiety, drive theory, and computer-assisted learning. Prog Exp Pers Res, 1972. 6: 109-48. 66. Städtler T. Lexikon der Psychologie. 1. Auflage. Kröner. Stuttgart, 2003. 67. Strieder TG, Wenzel BE, Prummel MF, Tijssen JG, Wiersinga WM. Increased prevalence of antibodies to enteropathogenic Yersinia enterocolitica virulence proteins in relatives of patients with autoimmune thyroid disease. Clin Exp Immunol, 2003. 132(2): 278-82. 68. Tajiri J. Radioactive iodine therapy for goitrous Hashimoto's thyroiditis. J Clin Endocrinol Metab, 2006. 91(11): 4497-500. 69. Tandon N, Zhang L, Weetman AP. HLA associations with Hashimoto's thyroiditis. Clin Endocrinol (Oxf), 1991. 34(5): 383-6. 70. Turker O, Kumanlioglu K, Karapolat I, Dogan I. Selenium treatment in autoimmune thyroiditis: 9-month follow-up with variable doses. J Endocrinol, 2006. 190(1): 151-6. 71. Vaidya B, Imrie H, Geatch DR, Perros P, Ball SG, Baylis PH, Carr D, Hurel SJ, James RA, Kelly WF, Kemp EH, Young ET, Weetman AP, Kendall-Taylor P, Pearce SH. Association analysis of the cytotoxic T lymphocyte antigen-4 65 (CTLA-4) and autoimmune regulator-1 (AIRE-1) genes in sporadic autoimmune Addison's disease. J Clin Endocrinol Metab, 2000. 85(2): 688-91. 72. Yolac Yarpuz A, Yilmaz A, Soykan A, Elgun S, Kumbasar H. [Levels of adenosine deaminase and dipeptidyl peptidase IV in patients with panic disorder]. Turk Psikiyatri Derg, 2008. 19(2): 149-56. 73. Zaletel K, Krhin B, Gaberscek S, Hojker S. Thyroid autoantibody production is influenced by exon 1 and promoter CTLA-4 polymorphisms in patients with Hashimoto's thyroiditis. Int J Immunogenet, 2006. 33(2): 87-91. 66 Abkürzungsverzeichnis ADA Adenosin-Deaminase ADAR Adenosinrezeptor AIT Autoimmunthyreopathie AK Antikörper AKB Ablehnendes Körperbild AMP Adenosinmonophosphat ATP Adenosintriphosphat BDI Beck-Depressions-Inventar cAMP cyclic adenosine monophosphate (zyklisches Adenosinmonophosphat) cDNA komplementäre DNA CTLA-4 Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen 4 DNA Deoxyribonucleic acid (Desoxyribonukleinsäure) DNS Desoxyribonukleinsäure EDTA Ethylendiamin-Tetraacetat et al. et altera FKB-20 Fragebogen zum Körperbild FPI Freiburger Persönlichkeits-Inventar fT3 freies Trijodthyronin fT4 freies Tetrajodthyronin GABA Gamma-aminobutyric acid GAPDH Glycerinaldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase GITA Guanidinisothiocynat HAMA Hamilton Anxiety Scale HAMD Hamilton Depression Scale HLA Human Leukocyte Antigen IL-1 Interleukin 1 INF Interferon L-Thyroxin Levothyroxin mRNA messenger Ribonukleinsäure NMDA N-Methyl-D-Aspartat p probability (Wahrscheinlichkeit) 67 PCR Polymerase chain reaction r Regressionsgerade RNA ribonucleic acid (Ribonukleinsäure) rpm revolutions per minute (Umdrehungen pro Minute) rT3 Raumtemperatur rt-PCR real-time PCR SCID severe combined immune deficiency STAI State-Trait-Angstinventar T3 Trijodthyronin T4 Tetrajodthyronin TBG Thyroxin bindendes Globulin Tg Thyreoglobulin TNF Tumor necrosis factor (Tumornekrosefaktor) TPO Thyreoperoxidase TSH Thyroidea-Stimulating-Hormon TRAK Thyreotropin-Rezeptor-Autoantikörper UV Ultraviolett VAS Visuelle Analogskala VKD Vitale Körperdynamik 68 Anhang 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80