Diplomarbeit Inkontinenz und Sexualität eingereicht von Milana Surtov-Pudar Mat.Nr.: 0206823 zur Erlangung des akademischen Grades Doktor(in) der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.) an der Medizinischen Universität Graz ausgeführt am klinische Abteilung für die Gynäkologie Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe / LKH-Univ. Klinikum Graz unter der Anleitung von Univ. Prof. Dr. Vesna Bjelic-Radisic zweiter Betreuer OA. Dr. Thomas Aigmüller Ort, Datum ………………………….. (Unterschrift) Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Graz, am …… Unterschrift Danksagung Mein besonderer Dank ergeht an meine Betreuerin Univ. Prof. Dr. Vesna Bjelic-Radisic für die unermüdliche Bereitschaft, mich in meiner Arbeit zu unterstützen und zu motivieren. Mein Dank gilt dem Herrn OA. Dr. Thomas Aigmüller für die geführten konstruktiven Diskussionen und die wertvolle tatkräftige Unterstützung. Als Ergebnis der engen Zusammenarbeit mit Dr. Vesna Bjelic-Radisic und Dr. Thomas Aigmüller ist diese Diplomarbeit entstanden. . Mein Dank ergeht ebenfalls meiner Familie, meinem Mann, meinen Eltern, meinen Brüdern sowie allen Freunden, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Sie standen mir immer zur Seite und halfen mir dieses Ziel zu erreichen. Graz, Oktober 2010 mojim roditeljima Zusammenfassung Die Stressharninkontinenz ist häufiges Problem, welches zu diversen sexuellen Dysfunktionen führen kann. Mit der steigenden Lebenserwartung der Frauen in den entwickelten Ländern erhöht sich die Anzahl der Frauen, die unter Inkontinenz leiden, extrem schnell. Die “tension-free vaginal tape (TVT)” Methode zur Behandlung der Stressharninkontinenz wird seit Mitte 90-er Jahre verwendet. Der Einfluss der TVT Operation auf Sexualität wurde bis jetzt wenig untersucht. Das Ziel dieser Arbeit war es die Qualität des Sexuallebens von 53 Frauen, die vor 10 Jahren einer TVT-Operation unterzogen wurden, zu untersuchen. Dafür wurde ein „FSFI-d“ Fragebogen verwendet. Die Ergebnisse zeigen, dass ein großer Teil der Frauen (mittlerer Alter der Frauen = 65,8 Jahre) keine sexuelle Aktivität hatte (28,3%-55,3%). Die beobachtete hohe sexuelle Inaktivität ist wahrscheinlich vor allem auf das teilweise hohe Alter der Frauen zurückzuführen. Weiters kann zusammenfassend angeführt werden, dass 10-25% der Frauen mit allen im Fragebogen angeführten Aspekten des Sexuallebens fast immer zufrieden waren (16% mit Erregung, 12,8% mit Orgasmus, 12,8% mit emotionaler Nähe, 13,9% mit sexueller Beziehung und 25% mit dem Qualität des Sexuallebens allgemein). Auf der anderen Seite herrschte die größte Unzufriedenheit der Frauen bei der sexuellen Erregung – 1/3 aller Frauen (30%) sind sehr unzufrieden. Am geringsten war die Unzufriedenheit der Frauen bei der emotionalen Nähe – 4,2%. Es zeigte sich, dass der verwendete Fragebogen einen guten Überblick über diverse Aspekte des Sexuallebens (Lust, Erregung, Lubrikation, Orgasmus, Befriedigung und Schmerzen) einer bestimmten Frauengruppierung geben kann. Dieser Fragebogen eignet sich sehr gut für die Überwachungs- bzw. Gegenüberstellungsaufgaben im Bereich der ärztlichen Tätigkeiten von Spezialisten (Gegenüberstellung der Zustände vor und nach dem Eingriff). 1 Abstract The stress urinary incontinence is a common problem that may lead to sexual dysfunction. With an increasing life expectance of women in the developed world the number of women suffering from stress urinary incontinence is growing rapidly. The tension-free vaginal tape (TVT) method for the treatment of the incontinence is in use since mid 1990s. The influence of the TVT operation on sexuality has been studied until now insufficiently. The aim of this investigation is to analyze the quality of the sexual life of 53 wife’s 10 years after the TVT treatment. For this purpose a “FSFI-d” questionnaire have been used. The results show that a large proportion of women (average age of women = 65.8 years) had no sexual activity (28.3% -55.3%). The observed high level of sexual inactivity is probably caused by old age of women. 10-25% of women were almost always satisfied with all aspects of sexual life (16% with arousal, 12.8% with orgasm, 12.8% with emotional closeness, 13.9% generally with sexual relationship and 25% with the quality of sexual life). On the other hand there was the greatest dissatisfaction of women with sexual arousal - 1 / 3 of all women (30%) are very dissatisfied. The lowest was the dissatisfaction of women in emotional closeness 4.2%. The used questionnaire can give a good overview of various aspects of sexuality (desire, arousal, lubrication, orgasm, satisfaction, and pain) of a particular woman grouping. This questionnaire is well suited for monitoring and comparison of tasks in the field of medical activities of specialists (comparing the conditions before and after the medical treatment). 2 Inhaltsverzeichnis 1. Literaturübersicht ............................................................................................................................ 4 1.1 Anatomie und Physiologie der unteren Harnwege ................................................................. 4 1.1.1 Anatomie der unteren Harnwege ................................................................................... 4 1.1.2 Physiologie der unteren Harnwege ................................................................................. 5 1.2 Harninkontinenz ...................................................................................................................... 8 1.2.1 Arten der Harninkontinenz .............................................................................................. 8 1.2.1.1 Stressinkontinenz ........................................................................................................ 9 1.2.1.2 Dranginkontinenz und Überaktive Blase ÜAB (overactive bladder, OAB) ................ 10 1.2.1.3 Mischinkontinenz ...................................................................................................... 11 1.2.1.4 Reflexinkontinenz ...................................................................................................... 11 1.2.1.5 Überlaufinkontinenz .................................................................................................. 11 1.2.1.6 Extraurethrale Inkontinenz........................................................................................ 11 1.2.2 Diagnostik der Harninkontinenz .................................................................................... 12 1.2.3 Therapie der Harninkontinenz ...................................................................................... 16 1.2.3.1 Konservative Therapie der Stressinkontinenz ........................................................... 16 1.2.3.1.1 Beckenbodentraining .......................................................................................... 16 1.2.3.1.2 Medikamentöse Therapie der Stressinkontinenz ............................................... 17 1.2.3.2 Operative Therapie der Stressinkontinenz ................................................................ 18 1.2.3.2.1 Abdominale Kolposuspension ............................................................................. 18 1.2.3.2.2 Die Spannung-free vaginal tape mit retropubischer Passage (TVT).................... 19 1.2.3.2.3 Die Spannung-free vaginal tape mit transobturatorischer Passage (TVT-O) ...... 21 1.3 Sexualität ............................................................................................................................... 23 1.3.1 Vier Phasen der sexuellen Reaktion .............................................................................. 23 1.3.2 Sexualstörungen ............................................................................................................ 25 1.3.2.1 Sexualstörungen durch Harninkontinenz .................................................................. 26 1.3.2.2 Sexualleben nach TVT ................................................................................................ 27 2. Untersuchungsmethode ................................................................................................................ 30 3. Ergebnisse der Untersuchung ....................................................................................................... 30 4. Diskussion ...................................................................................................................................... 43 5. Zusammenfassung und Ausblick ................................................................................................... 43 6. Anhang........................................................................................................................................... 44 7. Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 47 3 1. Literaturübersicht Die Literaturübersicht dieser Diplomarbeit kann in drei Teile unterteilt werden: Anatomie und Physiologie der unteren Harnwege (siehe Kapitel 1.1), Harninkontinenz (siehe Kapitel 1.2) und Sexualität (siehe Kapitel 1.3) 1.1 Anatomie und Physiologie der unteren Harnwege 1.1.1 Anatomie der unteren Harnwege Aus anatomischer Sicht sind für eine normale Beckenbodenfunktion Knochen, Muskeln, Faszien und Ligamenten wichtig. Muskel, Faszien und Ligamente bilden ein musculoelastisches System, das die Form und Funktion der Beckenbodenorgane – Scheide, Blase, Harnröhre und Rektum bestimmt. Scheide, Blase und Rektum haben keine eigene Form oder Festigkeit. Ihre Funktion ist von einer intakten Beckenbodenarchitektur abhängig [1]. Die Blase ist das am weitesten kaudal und ventral gelegene Organ des kleinen Beckens. Sie ruht auf dem muskulären Beckenboden (M. levator ani). Der Blasenboden ist durch die endopelvine Faszie nach ventral u laterodorsal mit der Beckenwand verbunden. Mit ihrer ventalen Wand liegt die Blase der Symphyse an. Im Bereich des Blasenhalses besteht eine enge Verflechtung des M.detrusor vesicae mit den Nachbarorganen: Fasern der äußeren Longitudinalschicht des Detrusors strahlen als M. rectovesicalis in das Rectum ein. Eine weitere Schlinge verläuft als M.puborectalis vom Os pubis und vom Arcus tendineus des M.levator ani zum Blasenhals. Das Lig.supravaginale verbindet die Blase mit der Cervix uteri. Die Ligg. pubourethralia fixiert die mittlere Urethra an die hintere Kante der Symphyse. Der Musculus detrusor vesicae ist wie die Urethra endodermale Herkunft und besteht aus einem dreischichtigen Geflecht glatter Muskelfasern: - der äußere Longitudinalschicht, - der mittleren zirkulären Schicht, - der inneren Longitudinalschicht [2]. Durch diese Anordnung ist die Funktion der Harnblase als Urinreservoir und Austreibungsorgan gewährleistet [3]. In der Abbildung 1 ist die Anatomie der unteren Harnwege zu sehen. 4 1 Eileiter 2 Harnblase 3 Schambeinkamm 5 Kitzler 6 Harnröhrenmündung, 7 Scheide 8 Eierstock 9 Colon (Enddarm) 10 Gebärmutter 11 Scheidengewölbe 12 Protio vaginalis 13 Mastdarm 14 Anus Abbildung 1. Anatomie der unteren Harnwege [4] 1.1.2 Physiologie der unteren Harnwege Die Kontinenzfunktion der Harnblase bei der Frau wird durch die Zusammenwirkung folgender multiplen Faktoren gewährleistet: Während der Füllungsphase verhindert die dehnbare Blasenwand, der intrinsische Tonus der glatten Muskulatur und die nervale Hemmung des Detrusors, einen Druckanstieg. Die quer gestreifte externe Urethrasphinkter (Rhabdosphinkter) umschließt die Urethra ringförmig. Sie kann über lange Zeit einen konstanten Druck aufrechterhalten. Die Beckenbodenmuskulatur unterstützt den Urethraverschluss insbesondere bei abdomineller Druckerhöhung, indem sich die Muskulatur reflektorisch kontrahiert. Die reflektorische Kontraktion ist eine wichtige Voraussetzung für Kontinenz bei intraabdomineller Druckveränderung, wie beim Husten oder Niesen der Fall ist. Die nervale Steuerung von Blase und Urethra unterliegt dem peripheren autonomen Nervensystem und läuft streng hierarchisch ab: Durch übergeordnete ZNS-Strukturen ist eine willkürliche, zielgerichtete Beeinflussung möglich. Die Innervation des externen Urethrasphinkters erfolgt über Fasern aus dem Sakralmark S2-S4, die Nn.splanchnici. Die Unterdrückung von plötzlich auftretendem Harndrang oder der willentliche Aktivierung stellt eine soziale Funktion dar. Emotionelle und psychische Faktoren können diesen Vorgang beeinflussen [2] 5 Während der Blasenfüllung gehen von der Blasenwand afferente Impulse zum Plexus sacralis. Dadurch wird der Detrusor entspannt, seine Kontraktion gehemmt und der Tonus des glatt– muskulären Urethrasphinkters erhöht. Wenn die Kapazität der Blase erreicht ist, kommt es zum Auftreten von Harndrang, der durch höher gelegene Zentren willkürlich gehemmt werden kann, sobald eine miktionsgerechte Situation aufgetreten ist. Zur Entleerung der Harnblase werden die Muskeln des Beckenbodens erschlafft, der Blasenhals öffnet sich trichterförmig, eine aktive Relaxation der quergestreiften und glatten Muskelfaseranteile der Urethra setzt ein, und der intraurethrale Druck fällt ab. Fällt die hemmende Wirkung höheren Zentren auf den sakralen Reflexbogen weg, kommt es zu einem parasympathischen Impuls, der zu einer Kontraktion des Detrusors führt. Die Folge ist ein intravesikaler Druckanstig, der durch die Kontraktion der Bauchdecken gesteigert werden kann [3]. Die zentrale Steuerung von Blase und Urethra ist essenziell für die ungestörte Miktion. Voraussetzungen für eine ungestörte Harnspeicherung und -entleerung sind eine intakte Anatomie von Harnblase, Urethra, Sphinkteren, blasennnervierenden und sphinkterinnervierenden Nerven sowie ein koordiniertes Zusammenspiel aller Strukturen. Die Muskulatur im unteren Harntrakt spielt bei diesen verschiedenen Funktionszuständen eine entscheidende Rolle [5]. Um die Vorgänge im Becken besser verstehen zu können, wurde die Integraltheorie entwickelt (Petros und Ulmsten1990a, 1993d) [1, 6]. Eine neue anatomische Klassifikation nach Integraltheorie spezifiziert anatomische Defekte in der anterioren, mittleren und posterioren Zone der Vagina, die in unterschiedlichem Ausmaß Dysfunktionen des unteren Harntrakts verursachen können. 6 Abbildung 2: Anatomische Klassifikation von Defekten in unterschiedlichen Zonen der Vagina und dazugehörige Symptome* [6] Ein externer muskuloelastischer Mechanismus dehnt die Vagina, sodass sich der Ausflusstrakt öffnen und schließen kann. Dieselben Beckenbodenmuskeln unterliegen einem peripheren Kontrollmechanismus der Miktion. Die normal aufgespannte Vagina bewahrt die sich füllende Blase davor, dass die Dehnungsrezeptoren aktiviert werden. Lockerheit im Bereich der Vagina schwächt die Transmission der Muskelkräfte, was Auswirkungen auf den mechanischen Prozess des Harnröhrenverschlusses und der –öffnung hat. Diese Lockerheit kann auch den peripheren Kontrollmechanismus destabilisieren. Durch diesen neurologischen Prozess kann die Blasenkontrolle, die sich zwischen Modalitäten des Verschlusses und des Öffnens bewegt, verloren gehen. Es resultiert Blaseninstabilität [6]. Diese Theorie dient als Basis für operative Behandlung der Harninkontinenz (die Spannungfree vaginal tape mit retropubischer Passage - TVT). 7 1.2 Harninkontinenz International Continence Society definiert Harninkontinenz als unwillkürliche, d. h. nicht kontrollier- oder steuerbare Abgang von Urin [7]. Harninkontinenz tritt häufig auf, je nach Literatur Prävalenz wird zwischen 10-60% beschrieben [2, 5, 8]. Die Prävalenz und Schwergrad der Harninkontinenz nehmen mit dem Alter zu. Der Anteil harinkontinenter Frauen beträgt bei 20- bis 30-järigen Frauen 10%, bei 30- bis 40- jährigen Frauen 15 %, bei 40- bis 50-jährigen Frauen 25%, bei über 80- jährigen Frauen bis 40% und in geriatrischen Abteilugen sogar 60% [2]. Oelke berichtet, dass etwa 28% der Frauen jünger als 60 Jahre und etwa 35% der Frauen älter als 60 Jahre an einer Harninkontinenz leiden [5]. Das Interesse an dem Symptomkomplex Harninkontinenz ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Dies ist zwar einerseits Zeichen der hohen Prävalenz der Erkrankung, andererseits aber auch eine erfreulichen Entwicklung. Früher war die Inkontinenz ein Tabu, das von vielen Frauen als unvermeidbare Begleiterscheinung des Älterwerdens hingenommen wurde. Dabei hat die Inkontinenz auf viele Lebensbereiche einen enormen Einfluss. Eine Harninkontinenz ist für die Patientin häufig sehr belastend und beschämend. Es dauert daher durchschnittlich 3 bis 5 Jahre, bis die betroffenen Frauen ihre Scham überwinden und eine gynäkologisch-urologische Sprechstunde aufsuchen [2]. Sozialer Rückzug, ein gestörtes Sexualleben und ständige Angst sind die Folgen [9]. 1.2.1 Arten der Harninkontinenz Man unterscheidet 5 verschiedene Inkontinenzarten [5]: Stressinkontinenz oder Belastunginkontinenz, Dranginkontinenz oder Urgeinkontinenz, Reflexinkontinenz, Überlaufinkontinenz, extraurethrale Inkontinenz und Mischinkontinenz 8 1.2.1.1 Stressinkontinenz Stressinkontinenz ist der unwillkürliche Urinabgang bei Druckänderung im Abdomen (z. B. bei Husten, Niesen oder körperlicher Aktivität) der auf eine Insuffizienz der urethralen Verschlussmechanismen zurückzuführen ist. Die Inkontinenz kann hinsichtlich ihres Schwergrades in unterschiedliche Formen eingeteilt werden. Schwergrade der Stressinkontinenz: Grad 1: Urinverlust bei schneller intraabdominaler Druckerhöhung (Husten, Niesen, Lachen), Grad 2: Urinverlust bei langsamer intraabdominaler Druckerhöhung (bei leichter körperlicher Belastung, z.B. Laufen, Heben, Treppen steigen), Grad 3: Urinverlust ohne Belastung (absolute Harninkontinenz) [2] Barber et al. berichtet, dass es sich bei der Hälfte aller Inkontinenzfälle um reine Stressinkontinenz (keine Mischform) handelt. Gleichzeitig ist sogar bei 75% aller Inkontinenzfälle mindestens eine „Komponente“ der Stressinkontinenz zu erkennen [10]. In dieser Literatur werden weiters die Ergebnisse einer Analyse zitiert, die über den im Zeitraum 1954-1995 publizierten Daten berichtet [11]. Laut diesen Daten leiden 10-50% aller Frauen unter Harninkontinenz, davon 49% unter reiner- und weitere 29% unter mindestens einer “Komponente“ der Stressinkontinenz. Mögliche Risikofaktoren für Stressinkontinenz: Alter, Schwangerschaft, Vaginale Entbindung, Adipositas, Verstopfung, Rauchen, Chronische Atemwegerkrankungen, Verwendung von alpha-Blocker, Beckenoperation [10] Als Ursache einer Stressinkontinenz ist eine Schwäche des muskulären Beckenbodens, des Bandapparates (Ligg. pubourethralia), der Rhabdoshinkters der Urethra, mangelnder Östrogeneinfluss am paraurethralen Venentonus und Urethraepithel anzusprechen [3]. Meistens ist die Beckenbodenschwäche mit einem Descensus vaginae et uteri verbunden. 9 Die vaginalen Geburten können nervale Schäden am M.levator ani verursachen und so die Kontraktionsfähigkeit der Beckenbodenmuskulatur vermindern. Reihenuntersuchungen zeigen, dass bereits während der Schwangerschaft bei 50% aller Frauen eine Stressinkontinenz auftritt. Bei etwa 6% von ihnen bleibt nach Abschluss der Rückbildungsvorgänge die Stressinkontinenz bestehen [2]. 1.2.1.2 Dranginkontinenz und Überaktive Blase ÜAB (overactive bladder, OAB) Als Dranginkontinenz wird der starke Harndrang ohne Inkontinenz (ÜAB) oder mit Inkontinenz (motorische Dranginkontinenz) aufgrund Detrusorkontraktion bezeichnet. Die Dranginkontinenz ist mit 25-35% die zweithäufigste Form der weiblichen Harninkontinenz. Bei 20-40% der Patientinnen sind Stress- und Dranginkontinenz kombiniert [2]. Man unterscheidet die: motorische Dranginkontinenz, bei der die Detrusorkontraktionen wegen eines Mangels an hemmenden Impulsen (z.B. bei neurologischen Erkrankungen, bei Gehirntumoren oder psychosomatischen Erkrankungen) zur intravesikalen Drucksteigerung führen. überaktive Blase (Urgency-Frequency-Syndrom, Synonyme: Drangsymptomatik ohne Inkontinenz, „overactive bladder“, instabile Blase, sensorische Dranginkontinenz), bei der die Veränderungen in der Blasenwand (Entzündung, Tumor, Blasenstein, nach einer Strahlentherapie) zum dauernden Gefühl des Harndrangs führen [3]. Besteht eine Ursache für die motorische Drangnkontinenz, wird diese als sekundäre oder symptomatische Dranginkontinenz bezeichnet. Demgegenüber wird bei der primären oder idiopathischen Dranginkontinenz keine plausible Ursache gefunden [5]. Die möglichen Ursachen einer Dranginkontinenz sind vielfältig: Unspezifische Harnweginfekte, Spezifische Zystitis (Tuberkulose, Bilharziose), Interstitielle Zystitis, Radiozystitis, Cyclophosphamidzystitis, Östrogenmangel, Blasenauslassobstruktion, Anatomische Anomalien (Uretthradivertikel, Urethrakarunkel, Urethraprolaps), Fremdkörper, Stein, Tumoren (Blase, Urethra, Prostata), 10 Beckenbodeninsuffizienz, Psychogene Ursache [5] Eine sehr häufige Ursache der Dranginkontinenz ist die oben genannte Östrogenmangel [3]. 1.2.1.3 Mischinkontinenz Die Mischinkontinenz zeichnet sich durch das Vorliegen von Symptomen der Belastung- und der Dranginkontinenz aus. Ihr zugrunde liegen eine überaktive Blase und gleichzeitig ein defekter Verschlussmechanismus des Blasenausgangs [12]. 1.2.1.4 Reflexinkontinenz Unter einer Reflexinkontinenz versteht man einen Harnabgang durch unwillkürliche Blasenkontraktion ohne Harndrang [3]. Bei Reflexinkontinenz sind Neurone geschädigt, die aus übergeordneten Blasenzentren des zentralen Nervensystems kommen und die Detrusoraktivität hemmen (z. B. bei Querschnittslähmung) [5]. 1.2.1.5 Überlaufinkontinenz Bei der Überlaufinkontinenz wird die Kapazitätsgrenze der Blase infolge einer Störung der Blasenmotorik überschritten. Dabei fließt so viel Urin aus der Blase ab, bis der Druckausgleich zwischen Blase und Urethra wiedergestellt ist, ohne dass dadurch die Harnblase wirksam entleert würde (Restharn) [2]. Diese Inkontinenzart kommt weniger beim akuten als beim chronischen Harnverhalt vor. Alle Betroffenen haben hohe Restharnmengen, üblicherweise mehr als 300 ml [5]. Die Überlaufinkontinenz ist meinst durch periphere Nervenschädigungen bedingt, aber auch wenn die Urethra durch ein mechanisches Hindernis (z.B. Descensus uteri, Myom, Tumor) komprimiert wird, tritt derselbe Effekt ein [2]. 1.2.1.6 Extraurethrale Inkontinenz Unter extraurethrale Inkontinenz versteht man den Urinabgang durch andere Öffnungen als durch die Urethra. Die häufigsten Ursachen für einen extraurethralen Urinverlust sind meistens Fistelbildungen [2]. 11 1.2.2 Diagnostik der Harninkontinenz Bei der großen Vielfalt der Formen und Ursachen der Harninkontinenz ist vor jeder Therapie eine exakte und sorgfältige Diagnostik notwendig [3]. Zu einer umfassenden Inkontinenzdiagnostik können neben einer ausführlichen Anamnese, der urogynäkologische Untersuchung, einem Miktions-/Inkontinenzprotokoll und einem Padtest auch die Urethrozystoskopie, sowie die urodynamische Untersuchung (Uroflowmetrie, Zystotonomerie und Urethrprofilometrie) gehören [13]. Anamnese: Dem Instrument der gezielten Anamnese wird zu wenig Beachtung geschenkt, obwohl sie entscheidend zur Differenzialdiagnostik beiträgt [9]. Aus der Anamnese sind die Miktionsfrequenz bei Tag und Nacht sowie die Häufigkeit von Inkontinenzepisoden von Bedeutung. Von besonderer Bedeutung ist die Frage, ob die Inkontinenz am ehesten mit abdominellem Druck (Husten, Heben, Niesen, Laufen) oder einem nicht inhibierbaren Harndrang assoziiert ist. Einen groben Hinweis auf die Schwere der Inkontinenz erhält man mit der Frage nach der Anzahl der verwendeten Vorlagen pro Tag und dem Zustand der Vorlagen zum Zeitpunkt des Wechsels (trocken, feucht, nass). Da erfahrungsgemäß die Angaben der Patientin bezüglich ihrer Beschwerden und des Miktionsverhaltens aus dem Gedächtnis ungenau und nur begrenzt verlässlich sind, ist ein über mindestens 3 Tage geführtes Miktionsprotokoll und themenspezifischer Fragebogen eine wertvolle Hilfe zur Einschätzung des Schweregrads der Harninkontinenz und damit zur Planung der individualisierten Behandlungsstrategie [13]. Es ist auch sehr wichtig die Patientinnen in einem Anamnesegespräche nach eventuellen, anderen, schon bestehenden Erkrankungen zu fragen, wie z.B. Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus), onkologische Erkrankungen, gynäkologische Erkrankungen und Operationen (Vaginale Entbindung, Beckenoperationen), neurologische Erkrankungen (Bandscheibenvorfälle, Multiple Sklerose, Entzündungen mit Abszessbildung, Morbus Parkinson, Hirntumoren, Schädel-Hirn-Verletzungen, Demenz), psychische Störungen, chronische Verstopfung usw. 12 Klinische Untersuchung: Die Urogynäkologische Untersuchung beinhaltet die Inspektion und Palpation des äußeren Genitals, die rektale Untersuchung sowie die Erhebung eines groben neurologischen Status (Analreflex, Reithosenänasthesie, Bulbokavernosusreflex). Durch die körperliche Untersuchung lassen sich morphologische Veränderungen des Meatus (Meatusenge) oder der Vulva (Deszensus, Ekzem, Introitusatrophie) aufdecken. Zudem sollte eine Urinanalyse zum Ausschluss eines Harnweginfektes durchgeführt werden. Bei Frauen in der Postmenopause gehört Urethraabstrich zur Bestimmung des karyopyknischen Indexes zum Ausschluss einer Altersathrophie der Harnröhrenschleimhaut zur Routinediagnostik [14]. Die klinische Tests wie Stresstest und Bonney-Test gehören zur urogynäkologischen Untersuchung. Bei gefüllter Blase wird die Patientin zum kräftigen Husten aufgefordert, wobei eine Stressinkontinenz objektiviert und über die Schätzung des abgehenden Urinvolumens (tropfenweise, im Strahl) auch quantifiziert werden kann (klinische Stresstest). Mittels Elevation des paraurethralen Gewebes von vaginal und anschließendem erneutem Hustenprovokationstest kann der Effekt einer Suspensionsoperation eingeschätzt werden (Bonney-Test) [13]. Pad-test: Der Vorlagen- oder Padtest ist eine zeitaufwendige Untersuchung, bei der das Gewicht einer Vorlage vor und nach Gebrauch gewogen wird und die Gewichtszunahme pro Zeitintervall als Maß für die Inkontinenzschwere dient [13]. Urethrozystoskopie: Die Urethrozystoskopie ist eine endoskopische Methode zur Beurteilung von Blase und Urethra [2]. Die Blasenspiegelung gehört nicht in das Pflichtprogramm der urogynäkologischen Diagnostik, spielt aber zur Abklärung von Steinen, Divertikeln, Tumoren, Entzündungen und Fehlbildungen, die alle unspezifische urogynäkologische Symptome verursachen können, eine wichtige Rolle. Eine besondere Rolle spielt sie intraoperativ bei der Einlage eines „tension-free vaginal tapes“ (TVT), da nur durch die Zystoskopie eine Verletzung der Blasenwand und damit intravesikale Lage des Bands ausgeschlossen werden kann [9]. 13 Urodynamische Untersuchungen: Bei urodynamischen Untersuchungen werden die Druckverhältnisse in Blase, Urethra und Darm über einen Katheter gemessen. Die Untersuchung umfasst die Zystometrie, die Urethraprofilometrie und Uroflowmetrie [2]. Die sind heute ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Abklärung des Symptoms Harninkontinenz [9]. Zystometrie: Bei Zystometrie wird der Blaseninnendruck während der Füllung der Blase über einen intravesikal eingelegten Katheter gemessen [3]. Normalerweise beträgt das Blasenfüllungsvolumen 500 ml, schon bei 250 ml Füllungsvolumen tritt physiologischerweise Harndrang auf, der bei weitere Füllung wieder verschwindet und sich erst bei Erreichen der Blasenkapazität wieder stark bemerkbar macht [2]. Die Füllung der Blase im Verhältnis zum Empfinden der Patientin wird protokolliert [9]. Mit der Zystometrie lässt sich die Speicherfunktion der Blase beurteilen und sensorische und motorische Störungen erkennen. Sie objektiviert damit eine neurologische Blasenentleerungsstörung oder eine motorische bzw. sensorische Dranginkontinenz [3]. Urethraprofilometrie: Es handelt sich um eine Untersuchung zur Überprüfung der Uretraverschlussfunktion, hier wird die Druckübertragung von der Blase auf die Urethra gemessen und dabei Druckprofil in Ruhe und unter Belastung (Husten) aufgezeichnet [2]. Der Ruheverschlussdruck ist altersabhängig, sein Normalwert wird nach der Formel: 100−Lebensalter in cmH2O berechnet. Ein Ruheverschlussdruck <20 cmH2O gilt als negativer Prädiktor für den Erfolg einer operativen Intervention bei Stressinkontinenz [9]. Uroflowmetrie: Die Uroflowmetrie ist eine nichtinvasive Methode, die Informationen über die Harnmenge pro Zeit während der Miktion (normal: 20- 50 ml/s) liefert. Die Blasenentleerung erfolgt physiologischerweise zügig in einer Portion und ohne Restharnbildung [2]. Sie gibt also Hinweis auf eine gestörte Blasenentleerung und kann zu Objektivierung einer Miktionsstörung eingesetzt werden [3]. 14 Sonographie: Die Sonographie zeigt den fließenden Übergang von Basis- und Spezialdiagnostik in der Urogynäkologie. Die Transvaginalsonographie dient zur Beurteilung des Myometriums, des Endometriums, der Lage und Größe des Uterus, der Adnexe sowie der Frage nach freier abdomineller Flüssigkeit und gehört zur Basisdiagnostik in der urogynäkologischen Sprechstunde. Spezialmethoden die in der Urogynäkologie zur Anwendung kommen, sind Perinealsonographie, Introitussonographie sowie Endoanalsonographie. Die Endoanalsonographie dient der Beurteilung des analen Sphinkters und ist Fragestellungen bei Stuhlinkontinenz, Tumoren oder analen Schmerzen vorbehalten [9]. Durch Adaptation eines Sektorschallkopfes an die Vulva (Perinealsonographie) oder an der Introitus vaginae (Introitussonographie) können Längenveränderungen von Urethra und Blase unter Valsava-Manöver, Husten oder Anspannen des Beckenbodens ohne Strahlenexposition beobachtet werden [2]. Idealerweise sollte die Blase für die Untersuchung mit 200– 300 ml gefüllt sein, sie ist aber auch bei leerer Blase möglich. Beurteilt werden Position und Mobilität des Blasenhalses in Relation zur Symphyse und bei verschiedenen Belastungszuständen. Auch eine Trichterbildung des Blasenhalses bei Belastung als Hinweis auf eine Stressinkontinenz kann dargestellt werden. Des Weiteren können Blasen- oder Urethradivertikel, Blasentumoren sowie Ödeme oder Verdickungen der Blasenwand festgestellt werden [9]. MRT (Magnetresonanztomographie): Durch exzellenten Weichteilkontrast, die Möglichkeit der multiplanaren Bildgebung sowie der Abwesenheit von ionisierenden Strahlen erweitert die MRT die Möglichkeit, die weibliche Urethra und die sie umgebende Weichteile, die in der Inkontinenz relevant sind, darzustellen. In der Vergangenheit war die MRT nicht die Methode der ersten Wahl bei der Abklärung der weiblichen Inkontinenz. Allerdings ist die MRT durch ihren ausgezeichneten Weichteilkontrast und ihre Fähigkeit, die weibliche Urethra sowie deren Sphinkter und die unterstützende Bandstrukturen darzustellen, in der Lage, Zusatzinformationen zur konventionellen Bildgebung zu liefern. Dies könnte in der Zukunft dazu beitragen die Inkontinenz besser zu verstehen [14]. 15 1.2.3 Therapie der Harninkontinenz Eine Behandlung der Harninkontinenz ist nur dann angezeigt, wenn von der betroffenen Frau als stören empfunden wird [3]. Vor Beginn der Inkontinenztherapie sollte eine sekundäre Harninkontinenz ausgeschlossen werden, da die Behandlung der auslösenden Ursache die Inkontinenz beseitigen kann. Persistiert der unwillkürliche Urinverlust, wird vor der Therapie die Inkontinenz verifiziert und die Inkontinenzart bzw. deren Kombinationen klassifiziert. Liegen für eine Inkontinenzart verschiedene Behandlungsmethoden vor, sollten zunächst konservative Therapiemethoden ausgeschöpft werden und erst beim Versagen operative Therapien zum Einsatz kommen [5]. Die therapeutische Bandbreite bei Harninkontinenz ist groß und erstreckt sich u.a. auf folgende Konzepte: Physio- und verhaltenstherapeutische Ansätze, Veränderungen des Lebensstils, Pharmakotherapie und chirurgisch-operative Vorgehensweisen. Da der Schwerpunkt dieser Arbeit die Stressinkontinenz ist, werden auf den nächsten Seiten die Therapiearten dieser Inkontinenzart näher beschrieben. 1.2.3.1 Konservative Therapie der Stressinkontinenz In der Behandlung der Inkontinenz sollten zunächst alle konservativen therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft sein [3]. Zu den wissenschaftlich gesicherten konservativen Maßnahmen bei Stressinkontinenz zählen: Gewichtsreduktion bei Adipositas, Beckenbodengymnastik mit oder ohne Biofeedback, externe Neuromodulationsverfahren und die medikamentöse Therapie mit Duloxetin [5] 1.2.3.1.1 Beckenbodentraining Das Beckenbodentraining in den verschiedenen Formen ist die konservative (Physio-) Therapiemethode, welche am häufigsten zum Einsatz kommt. Als Indikationen gelten: Stressinkontinenz, Dranginkontinenz und die Mischformen. Ziel des Beckenbodentrainings ist die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur und die Optimierung der Koordination der bewussten Beckenbodenkontraktionen. Die Therapie der Stressharninkontinenz durch Beckenbodentraining basiert sich auf folgenden Beobachtungen: 16 Eine kräftige und schnelle Beckenbodenmuskulatur vermag die Harnröhre abzudrücken. Dadurch steigt der intraurethrale Druck, wodurch wiederum ein unfreiwilliger Harnverlust aufgrund eines intraabdominalen Druckanstiegs (etwa beim Husten) vermieden werden kann. Es wurde zudem vermutet, dass eine kräftige Beckenbodenmuskulatur die Harnröhre indirekt an die Symphysis pubis pressen kann, was den Harnröhrenverschluss weiter verbessern könnte [15]. Die Ergebnisse der bisher durchgeführten Untersuchungen sind teilweise widersprüchlich. Trotzdem ist der Beckenbodentraining als ein großes Potential für Betroffene zu erkennen. Aus diesem Grund ist diese Methode als „erste Behandlungsmethode in der Reihe“ bei der Harninkontinenzproblematik zu berücksichtigen. Für die Frauen mit Harninkontinenz und sexueller Dysfunktion stellt das Beckenbodentraining einzigartige Methode, die beide Problematiken möglicherweise gut behandeln könnte [10]. Beckenbodentraining reduziert die Symptome der Harninkontinenz bei Frauen, die unter Stressinkontinenz leiden, verbessert die Lebensqualität und vor allem das Sexualleben der Betroffenen [10]. In der gleichen Literatur wird von der Studie berichtet, die zeigt, dass sich die Harninkontinenz während des Geschlechtsverkehrs bei 50% der Frauen durch den Beckenbodentraining verbessern ließ, gegenüber 10%-iger Verbesserung bei den Frauen, die keinen Beckenbodentraining machten [16]. 1.2.3.1.2 Medikamentöse Therapie der Stressinkontinenz Seit September 2004 ist ein neuer Wirkstoff mit dem Namen Duloxetin zugelassen. Durch Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin an der präsynaptischen Membran wird die Konzentration dieser Substanzen im synaptischen Spalt erhöht, wodurch die Wirkung an postsynaptischen Rezeptoren verlängert und verstärkt wird. Folgen sind eine verstärkte Aktivität im M. sphincter urethra externus, eine Erhöhung des urethralen Verschlussdrucks und eine Zunahme der Blasenkapazität [5]. Die Wirksamkeit des oben genannten Medikamentes wird von Oelke und Deppe jedoch teilweise unterschiedlich bewertet. Während Oelke über einen Medikament mit nachgewiesener Wirksamkeit zur oralen Behandlung der Stressinkontinenz berichtet, schreibt Deppe auch über die ausgeprägten Nebenwirkungen dieses [5, 17]. 17 1.2.3.2 Operative Therapie der Stressinkontinenz Harninkontinenzoperationen haben zum Ziel, durch eine mechanische, d. h. operative anatomische Veränderung den unwillkürlichen Urinverlust zu beheben oder mindestens wesentlich zu reduzieren. Inkontinenzoperationen sind dann indiziert, wenn konservative Behandlungen nicht zum Erfolg führen und ein operatives Konzept vorliegt, das bei vertretbarem Risiko eine erhebliche Besserung oder Heilung der Inkontinenz erwarten lässt. Der Operationserfolg wird günstig beeinflusst durch gute Gewebevorbereitung, optimale Auswahl der Operationsmethode, operative Routine und gute postoperative Nachbetreuung/Langzeitprophylaxe [18]. Aus der Vielfalt von Inkontinenzoperationen und Hunderten von Modifikationen haben sich in den 1980er-Jahren die Kolposuspensionsmethoden und Mitte der 1990er-Jahre die spannungsfreien Schlingenoperationen, ausgehend vom innovativen Konzept des TVT (Tension-free Vaginal Tape) nach Ulmsten durchgesetzt [18]. 1.2.3.2.1 Abdominale Kolposuspension Die abdominale Kolposuspension stellt das klassische Standardverfahren bei weiblicher Stressharninkontinenz mit den längsten Nachbeobachtungsraten dar. Die Erfolgsraten liegen nach 10 Jahren subjektiv bei 78%, objektiv bei 65% [19]. Der Cochrane Review von Lapitan berichtet über Kontinenzraten von 68,9–88,0% bei Durchsicht von 46 Studien mit insgesamt 4738 Patientinnen (85–90% nach 1 Jahr und Erwartung nach 5 Jahren: 70%) [20]. Untersuchungen von Stanton melden sogar Erfolgsraten nach 20 Jahren von 78%. Als Hauptprobleme der Kolposuspension werden Blasenentleerungsstörungen von 2–27%, DeNovo-Urge-Inkontinenz-Beschwerden zwischen 8–27% sowie die Bildung von Enterozelen in 7–35% berichtet [19]. 18 Abbildung 3. Kolposuspensions-Operation: Die Vaginalwand wird paraurethral mit Fäden am Schambein oder am Pecten ossis pubis aufgehängt [18]. 1.2.3.2.2 Die Spannung-free vaginal tape mit retropubischer Passage (TVT) Das Spannung-free vaginal tape (TVT) Verfahren basiert auf Integraltheorie von Ulmsten und Petros und hat etablierten und weit verbreiteten chirurgischen Ansatz bei der Behandlung von weiblichen Belastungsinkontinenz [21]. Es wurde seit 1995 eingeführt und seit damals erreichte weltweit Popularität. Die Spannungfree vaginal tape ist gekennzeichnet durch weniger operative Zeit, deutlich weniger chirurgische Komplikationen, weniger postoperative Blasenentleerungsstörungen sowie kürzere Krankenhausaufenthaltszeiten und schnellere Genesung. Das Wirkprinzip der TVT besteht in der spannungsfreien Unterstützung der mittleren Urethra durch eine Stabilisierung des zentralen Fasziendefekts, der erschlafften Ligg. pubourethralia und einer funktionellen Stabilisierung des Blasenhalses. Hier erfolgt weder eine Elevation noch Obstruktion, das Kunststoffband dient lediglich als Matrix für eine Neufixation der Urethra durch Einsprossung von Fibroblasten [19]. 19 Abbildung 4. Stressinkontinenz [18] Abbildung 5. TVT-Bandoperation nach Ulmsten [18] Liapis und Nilsson beschäftigen sich ausführlich mit den kurz- und mittelfristigen Auswirkungen der TVT Therapie [22, 23]. Dabei führte Liapis Untersuchungen an 65 bzw. 61 Patientinnen durch, die vor 5 bzw. 7 Jahren (Alter 58,1±10,4) einer TVT Therapie unterzogen wurden. Nilsson hingegen, analysierte die Auswirkungen derselben Therapie an 61 Patientinnen nach 11 Jahren. Tabelle 1 beinhaltet die Ergebnisse dieser Untersuchungen. Es zeigte sich, dass nach der objektiven Bewertung 83% aller Frauen nach 5 Jahren, 80% aller Frauen nach 7 Jahren und 90% aller Frauen nach 11 Jahren vollkommen geheilt wurde. [22, 23]. 20 Tabelle 1. Ergebnisse der operativen TVT Therapie nach 5 Jahren (65 Patientinnen), 7 Jahren (61 Patientinnen) und 11 Jahren (61 Patientinnen) [22, 23] Autor Zeitraum 5 Jahre nach TVT Prozentsatz geheilt 83 Verbesserung 7,6 Therapie nicht wirksam Liapis 7 Jahre nach TVT Ergebnisse der TVT Therapie gemischte Inkontinenz 1,5 Stressinkontinenz 7,6 geheilt 80 Verbesserung 6,5 Therapie nicht wirksam gemischte Inkontinenz 3,2 Stressinkontinenz 9,8 11 Jahre Nillson nach geheilt 90 TVT Liapis berichtet weiterhin, dass das in der Tabelle 1 angeführte Ergebnis über die Anzahl der geheilten Patientinnen nach 5 Jahren (83%), sehr gut mit den Ergebnissen der Untersuchungen [24,25,26] übereinstimmen (84,7% in [24], 94,5% in [25], und 78% in [26]). Das Ergebnis der Untersuchung nach 7 Jahren (80%) ist ebenfalls sehr gut vergleichbar mit dem Ergebnis der Untersuchung in [27] (81,3%) [22]. 1.2.3.2.3 Die Spannung-free vaginal tape mit transobturatorischer Passage (TVT-O) Die retropubische Passage (TVT) ist mit einem nicht auszuschließenden Risiko der Läsion der Harnblase, des Peritoneums und damit des Darmpakets und unter Umständen auch größerer Gefäße verbunden [19]. Inside-out-transobturatorische Band wurde 2001 erstmals von Delorme beschrieben [28]. TVT-O wurde zur Behandlung der weiblichen Belastungsinkontinenz mit dem Ziel entwickelt, die Risiken für Harnröhren- und Blasenverletzungen zu minimieren [29]. Nachdem der präpubische Zugangsweg keine Perspektive bot, wurde der Weg durch das Foramen obturatum für die Bandpassage gefunden. Unter Vermeidung der Passage durch das Cavum retzii sind Blasen- und Darmläsionen sowie Verletzungen der Iliakalgefäße im Allgemeinen nicht zu erwarten, bei Einhaltung der vorgegebenen Operationstechniken zudem Verletzungen des obturatorischen Gefäß- und Nervenstranges zu umgehen [19]. 21 Es existieren unterschiedliche obturatorische Systeme (z.B. Monarc®, ObTape®, UraTape®, Uretex ®, Aris® TOT, I-Stop®, Serasis® TO, IVS-O, Obtryx, TVT-Obturator) [19]. Abbildung 6. TVT-O-Bandoperation [18] Aufgrund der späteren Einführung des transobturatorischen Vorgehens sind verständlicherweise keine Langzeitdaten vorhanden, die mit dem Beobachtungszeitraum der TVT-Untersuchungen vergleichbar sind [29]. Neuman schreibt über den Vergleich der zwei operativen Verfahren (TVT nach 5-6 Jahre und TVT-O nach 6-13 Monate). Er berichtet, dass die Lernkurven für beide Verfahren vergleichbar sind und dass die TVT-O-Methode weniger intra- und postoperative Komplikationen aufweist, wenngleich die Nachbeobachtungszeit nicht vergleichbar ist. Gleichzeitig kommt er zur oben schon genannten Schlussfolgerung nämlich, dass für einen vollkommenen Vergleich die Langzeitdaten für TVT-O vorliegen müssen [30]. Dobson und Juma berichten von den Untersuchungen des Kontinenzzustandes von Frauen 1 bzw. 2 Jahr(e) nach der Durchführung der TVT-O Behandlung. Diese Frauen hatten vor der TVT-O Behandlung die Stressinkontinenz. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in der Tabelle 2 zu finden [31, 32]. 22 Tabelle 2. Ergebnisse der operativen TVT-O Therapie [31,32] Gesamtanzahl der Autor Zeitraum Dobson 1 Jahr nach TVT-O 32 72 Juma 2 Jahre nach TVT-O 117 89 Patientinnen Geheilt nach der TVT-O [%] Dobson berichtet weiter, dass die während der Untersuchung festgestellte Banderosionsrate erstaunlich groß war, 15% gegenüber 0-2,7% die in [33,34,35,36,37,38] berichtet wurden. Nur in [39] wurden laut Dobson ähnliche Ergebnisse – Banderosionsrate ca. 14% - festgestellt [31]. Bross schreibt, dass die hohe Erosionsrate am ehesten auf die Bandstruktur zurückzuführen ist [29]. 1.3 Sexualität Die Sexualität ist ein Bereich des menschlichen Lebens, in dem es um Lust, Fortpflanzung, Intimität, Liebe, Verbundenheit, Geborgenheit, Identität, Selbstwert, Macht, Sinngebung geht. Die Sexualität der Frau ist ein Paradigma für das Zusammenwirken biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren [40]. 1.3.1 Vier Phasen der sexuellen Reaktion Das erste und gängigste Modell zur sexuellen Reaktion stammt von Masters & Johnson (1967) welche die sexuelle Reaktion bei Frauen in vier Phasen einteilten: Die Erregungsphase: Physiologisch ist diese Phase gekennzeichnet durch eine vermehrte Durchblutung (sowohl der Vagina, der Klitoris, der kleinen Labien als auch des gesamten Körpers) mit einer Vasodilatation und einer Vasokongestion. Peripher wird diese Reaktion sensorisch durch Fasern des N. pudendus und vasodilatatorisch durch parasympathische Ganglien, welche von S2-S4 kommen, vermittelt. Die Aktivität dieser Fasern führt zur NO-Bildung und zur Bildung von vasoaktivem Polypeptid. Durch die vaginale Durchblutungssteigerung kommt es zur Transsudation einer klaren Flüssigkeit mit spezifischem Geruch und Geschmack. Diese Veränderung geschieht innerhalb 10–30 Sekunden nachdem die Erregung beginnt. Die 23 Flüssigkeit dient als Gleitmittel für die Bewegungen des Penis. Außerdem neutralisiert sie die normale vaginale Azidität und erleichtert das Überleben der Spermien. Vasodilatation und Kongestion bedingen auch den „sexual flush“ am oberen Brustkorb, am Hals und am Rücken, der sich bei 70–75% der Frauen einstellt. Brust und Areola nehmen an Umfang zu, die Erektion der Brustwarze ist ein rasch eintretendes Erregungszeichen. Die Klitoris vergrößert sich und steigert ihre Sensibilität für Berührung und Druck, wobei sie durch das anschwellende Präputium bedeckt und „geschützt“ wird. Die Labia minora nehmen wahrend der sexuellen Erregungsphase bei allen Frauen um das 2bis 3fache zu und werden in der Plateauphase dunkelrot oder violett. Die Labia majora verändern sich abhängig von der Parität. Bei nulliparen Frauen werden sie flacher und dünner durch die Muskelkontraktion bei der Erregung, bei multiparen Frauen hat sich eine vermehrte Vaskularisierung entwickelt, die dazu führt, dass die großen Labien anschwellen und sich vergrößern [40]. Plateauphase: Das distale Drittel der Vagina verengt sich und bildet wegen der zunehmenden Blutfülle die orgastische Manschette. Die Rotfärbung der kleinen Labien wird intensiver, die BartholiniDrüsen können etwas Sekret absondern. Das innere Drittel der Vagina erweitert sich und schafft gewissermaßen einen Raum zur Aufnahme des Spermas, dabei schwillt auch der Uterus an und steigt nach oben [40]. Orgasmus: Bei einer bestimmten Intensität der Erregung, die einem Spannungsaufbau entspricht, kommt es zu einer Folge von rhythmischen Kontraktionen im äußeren Drittel der Vagina. Diese 3–15 Kontraktionen, die das gesamte Becken und den ganzen Körper einbeziehen können, erfolgen zunächst im Abstand von weniger als 1 s und dann mit wachsenden kurzen Intervallen, wobei die Kontraktionen an Stärke abnehmen. Puls und Blutdruck steigen an, und die Atmung wird vorübergehend sehr schnell. Bei wenigen Frauen mit stark ausgeprägten paraurethralen Drüsen werden deren prostataähnliche Sekrete beim Orgasmus ausgestoßen im Sinne einer weiblichen Ejakulation. Frauen können mehrere Orgasmen hintereinander erleben, bevor die Ruckbildungsphase eintritt [40]. 24 Rückbildungsphase: Der Körper braucht etwas Zeit nach dem Orgasmus, bis die Erregung abgeklungen und der Ruhezustand wieder erreicht ist. Dabei bildet sich die Tumeszenz zurück, das gestaute Blut fliest ab, der Uterus nimmt wieder seine Normalgroße an, der Klitorisschaft tritt unter der Vorhaut hervor [40]. 1.3.2 Sexualstörungen Unter funktioneller Sexualstörung versteht man im Allgemeinen individuelle Merkmale des sexuellen Erlebens und Verhaltens, die von der Person selbst als problematisch bewertet werden und damit zu einem subjektiven Leidenszustand führen, der Anlass zu hilfesuchendem Verhalten gibt. Sexualstörungen sind mehrdimensional, unterschieden werden körperliche Ebene, Erlebens-, Emotional-, Kognitive-, Verhaltens-, und Beziehungsebene. Die wichtigsten Störungen sind Mangel an sexuellem Verlangen, Erregungsstörungen, Störungen des Orgasmus und Schmerzen bei sexueller Aktivität. Häufig kommen diese Störungen kombiniert vor [40]. Im folgenden Abschnitt sind sie näher beschrieben [40]: Störung des sexuellen Verlangens: Der dauernde oder wiederkehrende Mangel (bzw. das Fehlen) an sexuellen Phantasien/Gedanken und/oder dem Verlangen nach bzw. der Bereitschaft zu sexuellen Aktivitäten, der persönliches Leid verursacht. Störung der sexuellen Erregung: Die ständige oder wiederholt auftretende Unfähigkeit, ausreichende sexuelle Erregung zu erlangen oder aufrechtzuerhalten, die persönliches Leid verursacht und sich als mangelnde subjektive Erregung und/oder als mangelnde genitale Reaktion (Lubrikation/Schwellung) oder andere somatische Reaktion äußert. Orgasmusstörung: Die ständige oder wiederholt auftretende Schwierigkeit oder Verzögerung beim Erreichen eines Orgasmus bzw. dessen Ausbleiben nach ausreichender sexueller Stimulation und Erregung, das persönliches Leid verursacht. Störungen mit sexuell bedingten Schmerzen: Dyspareunie: Wiederholt auftretende oder ständige genitale Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Vaginismus: Wiederholt oder ständig auftretende unwillkürliche Muskelkrämpfe im äußeren Drittel der Vagina, die die vaginale Penetration behindern. 25 Für die oben genannten Sexualstörungen kann es unterschiedliche Gründe geben. Diese können unter Umständen auch durch die Harninkontinenz verursacht werden. Die Prävalenz von sexuellen Funktionsstörungen ist weitgehend unbekannt, und wahrscheinlich weiterhin unzureichend untersucht. Diese Störungen fassen schätzungsweise 30% bis 50% der Bevölkerung um [41]. Eine ausführliche Untersuchung der sexuellen Dysfunktion wurde im Jahr 2000 in USA durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass 43% der befragten Frauen (insgesamt 1723) unter sexueller Dysfunktion leiden [42]. Im Rahmen einer weiteren Befragung an 4123 Frauen wurde die sexuelle Dysfunktion bei unterschiedlichen Altersgruppen untersucht. Dabei wurde eine starke Zunahme der sexuellen Dysfunktion mit dem zunehmenden Alter festgestellt. Während 25-32% der Frauen zwischen 20 Jahren und 49 Jahren sexuelle Dysfunktionen aufwiesen, hatten 80% aller Frauen über 70 Jahre eine sexuelle Dysfunktionen [43]. 1.3.2.1 Sexualstörungen durch Harninkontinenz Inwieweit die Harninkontinenz die sexuelle Aktivität bei Frauen beeinflusst, wird in der Literatur unterschiedlich diskutiert. So ergab die größte in den letzten Jahren durchgeführte Studie postalische Fragenbogenerhebung bei 2631 Frauen im mittleren Alter von 71 Jahren in Kanada, dass viele unter Harninkontinenz litten und 27% noch sexuell aktiv waren. In der statistischen Auswertung fand sich dann keine Abhängigkeit zwischen reduzierter sexueller Aktivität und Harninkontinenz, sehr wohl aber eine Korrelation mit sozialen Faktoren, vor allem einer festen Partnerschaft [44]. Andere Studien zeigen dagegen, dass Frauen mit Harninkontinenz unabhängig von ihrer Nationalität und dem Kulturkreis in dem sie leben, sexuell wenig aktiv sind, weniger Erfüllung im Sex finden und sich dadurch in ihrer Lebensqualität eingeschränkt fühlen [45 ,46]. Eine ausführliche Untersuchung des Einflusses der Harninkontinenz auf das Sexualleben der Frauen wurde in eine Studie von Korda berichtet [47]. Dabei wurden insgesamt 4123 Frauen zu ihrem Sexualleben und dem Einfluss der Harninkontinenz auf dieses befragt. Die jüngste Frau innerhalb der untersuchten Gruppe war 19 Jahre und die älteste 82 Jahre alt. Das mittlere Alter betrug 45,48 Jahre. Für die Auswertung des Einflusses der Harninkontinenz auf die Häufigkeit der sexuellen Dysfunktion (FSD) wurden im Rahmen dieser Untersuchung die Ergebnisse von 4098 Teilnehmerinnen herangezogen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind in der Abbildung 7 dargestellt [47]. 26 90 80 Häufigkeit [%] 70 60 50 40 30 20 10 0 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 >70 Jahre kontinent inkontinent Abbildung 7. Gegenüberstellung der Häufigkeit von sexuellen Dysfunktion (FSD) bei inkontinenten und kontinenten Frauen [47] Der negative Einfluss der Harninkontinenz auf das Sexualleben (ausgedruckt in Form der Häufigkeit der sexuellen Dysfunktion) ist laut dieser Studie bei den jüngeren Frauen (bewertet nach den Altersgruppen <49 Jahre) gut erkennbar. Bei den Altersgruppen 50-59, 60-69 und >70 sind wahrscheinlich auch weitere Ursachen für die sexuelle Dysfunktion stark ausgeprägt, sodass ihre Abhängigkeit von der Harninkontinenz nicht mehr deutlich erkennbar ist. 1.3.2.2 Sexualleben nach TVT Dieser Teil der Arbeit soll einen Überblick über den in der Literatur [48, 49, 50, 51 und 52] berichteten Einfluss der operativen TVT Behandlung auf das Sexualleben der Frauen verschaffen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in der Tabelle 3 zusammengefasst. Alle weiteren wichtigen Angaben zu den Untersuchungen (z.B. Alter der Patientinnen, Befragungszeitpunkt etc.) sind unten zu finden. Glavind untersuchte das Sexualleben von 84 Patientinnen nach der operativen Behandlung mittels eines Fragebogens. Der Fragebogen wurde einige Monate bis max. etwas über 4,5 Jahre nach der Durchführung der Operation an die Frauen übermittelt. Durchschnittlicher Alter der Frauen lag bei 54 Jahren (38-74 Jahre). Für die Auswertung konnten 53 Patientinnen herangezogen werden, da sie auch vor der operativen Behandlung sexuell aktiv waren. Bei 26 von 53 Frauen trat die Inkontinenz während des Geschlechtsverkehrs vor der Operation auf. 27 Frauen waren zwar inkontinent, dies zeigte sich jedoch durch den Urinabgang während des Geschlechtsverkehrs nicht [48]. 27 Maaita berichtet ebenfalls über eine Studie zum Sexualleben von Frauen, die im Zeitraum 09.1998-03.2001 einer TVT Operation unterzogen wurden. Der Fragebogen wurde an insgesamt 67 Frauen 6-36 Monate nach der TVT Operation geschickt. 43 Frauen waren zum Zeitpunkt der Befragung noch immer sexuell aktiv [49]. Mazouni präsentierte die Ergebnisse einer vergleichbaren Untersuchung. Diesmal wurden 71 Frauen (durchschnittlicher Alter: 57,8 Jahre; Altersbereich: 36-84 Jahre), die im Zeitraum 01.1999-06.2002 operiert wurden, für die Befragung herangezogen. Von 71 Patientinnen waren 55 vor und nach der Operation sexuell aktiv [50]. Sentihles befragte mittels eines Fragbogens weitere 81 Frauen (durchschnittlicher Alter:54,4±9,0 Jahre), die vor und nach der TVT-Operation sexuell aktiv waren. Die Operation sowie die Befragung wurden im Zeitraum 01.2002-06.2007 durchgeführt [51]. 65 sexuell aktiven Frauen mit dem durchschnittlichen Alter von 50,5 Jahren (36-77 Jahre) wurden ebenfalls mittels eines Fragebogens zum Zustand ihres Sexuallebens nach der TVT Operation befragt. Die Befragung wurde 3Monate – 1Jahr nach der Operation durchgeführt [52]. Tabelle 3. Ergebnisse der Untersuchungen [48-52] Postoperativer Zustand des Sexuallebens [%] Gesamtanzahl Autor der Patientinnen Verbesserung Verschlechterung Keine Änderung Keine Sexualaktivität Keine Antwort Glavind 26* 38 8 42 12 - [48] 27** 7 4 81 7 - 43 5 14 72 - 9 55 2 20+15*** 58 5 - 81 28 17 51 - 4 65 26 - 73 - 1 Maaita [49] Mazouni [50] Sentilhes [51] Elzevier [52] * 26 Frauen waren vor der Operation während des Geschlechtsverkehrs inkontinent, ** 27 Frauen waren vor der Operation inkontinent, jedoch nicht während des Geschlechtsverkehrs, ***15% der Patientinnen hat angeführt Schmelrzen während des Geschlechtsverkehrs zu haben (keine explizite Angabe, ob dadurch eine Verschlechterung des Sexuallebens vorliegt) 28 Die oben genannten Untersuchungen zeigen zum großen Teil, dass die Durchführung der operativen TVT-Behandlung vorwiegend zu keiner Änderung im Sexualleben der Patientinnen führte. Eine signifikante Verbesserung des Sexuallebens wurde in [48, 51 und 52] beobachtet. Mazouni berichtet als einziger über einen relativ hohen Prozentsatz der Patientinnen, die über eine Verschlechterung des Sexuallebens nach der TVT-Operation klagen [50]. . 29 2. Untersuchungsmethode Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurden Frauen, die einer operativen TVT Behandlung vor 10 Jahren ausgesetzt wurden, zum Zustand ihres Sexuallebens in den letzten vier Wochen befragt. Dabei wurde der FSFI-d Fragebogen (Female Sexual Functional Index-deutsch) an insgesamt 154 Frauen, die im Zeitraum 1999-2001 einer TVT Operation unterzogen wurden, ausgesandt. Der FSFI ist ein Fragebogen mit 19 Fragen, der die weibliche sexuelle Funktion in 6 Domänen beschreibt: Lust, Erregung, Lubrikation, Orgasmus, Befriedigung und Schmerz. (siehe Anhang). Dieser ist erster in der deutschen Sprache verfasster gültiger (validierter) Fragebogen zur Erfassung der sexuellen Funktion [53]. 3. Ergebnisse der Untersuchung Von 154 Frauen nahmen 53 (34,4%) an der Befragung teil. Der durchschnittliche Alter der 53 befragten Frauen liegt bei 65,8 Jahre (range 47-84). Die graphische und tabellarische Zusammenstellung der Ergebnisse auf die Fragen 1-19 des FSFI-d Fragebogens ist auf den Seiten 31-40 zu finden. 30 Frage 1: Wie oft fühlten Sie sexuelle Lust oder Interesse (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 51 Antworten fast immer oder immer meistens (mehr als die Hälfte der Zeit) manchmal (etwa die Hälfte der Zeit) gelegentlich (weniger als die Hälfte der Zeit) fast nie oder nie Anzahl 1 1 11 11 27 Prozentsatz [%] 2,0 2,0 21,6 21,6 52,9 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 fast immer oder immer meistens manchmal gelegentlich fast nie oder nie Frage 2: Wie würden Sie die Stärke Ihrer sexuellen Lust einschätzen (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 53 Antworten sehr hoch hoch mittel niedrig sehr niedrig oder überhaupt nicht Anzahl 1 0 15 10 27 Prozentsatz [%] 1,9 0 28,3 18,9 50,9 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 sehr hoch hoch mittel niedrig sehr niedrig oder überhaupt nicht 31 Frage 3: Wie oft waren Sie sexuell erregt bei sexueller Aktivität oder Geschlechtsverkehr (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 53 Antworten keine sexuelle Aktivität fast immer oder immer meistens (mehr als die Hälfte der Zeit) manchmal (etwa die Hälfte der Zeit) gelegentlich (weniger als die Hälfte der Zeit) fast nie oder nie Anzahl 15 3 3 7 5 20 Prozentsatz [%] 28,3 5,7 5,7 13,2 9,4 37,7 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine fast immer meinstens manchmal gelegent. sexuelle oder immer Aktivität fast nie oder nie Frage 4: Wie würden Sie die Stärke Ihrer sexuellen Erregung bei sexueller Aktivität oder Geschlechtsverkehr einschätzen (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 53 Antworten keine sexuelle Aktivität sehr hoch hoch mittel niedrig sehr niedrig oder überhaupt nicht Anzahl 18 1 4 10 7 13 Prozentsatz [%] 34,0 1,9 7,5 18,9 13,2 24,5 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine sexuelle Aktivität sehr hoch hoch mittel niedrig sehr niedrieg oder keine Erregung 32 Frage 5: Wie zuversichtlich waren Sie, sexuell erregt zu werden bei sexueller Aktivität oder Geschlechtsverkehr (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 50 Antworten keine sexuelle Aktivität sehr hohe Zuversicht hohe Zuversicht mittlere Zuversicht niedrige Zuversicht sehr niedrig oder keine Zuversicht Anzahl 18 2 3 10 6 11 Prozentsatz [%] 36,0 4,0 6,0 20,0 12,0 22,0 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine sexuelle Aktivität sehr hohe hohe mittlere niedrige sehr Zuversicht Zuversicht Zuversicht Zuversicht niedriege oder keine Zuversicht Frage 6: Wie oft waren Sie mit Ihrer sexuellen Erregung bei sexueller Aktivität oder Geschlechtsverkehr zufrieden (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 50 Antworten keine sexuelle Aktivität fast immer oder immer manchmal (etwa die Hälfte der Zeit) gelegentlich (weniger als die Hälfte der Zeit) fast nie oder nie Anzahl 20 8 6 1 15 Prozentsatz [%] 40,0 16,0 12,0 2,0 30,0 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine sexuelle Aktivität fast immer oder immer manchmal gelegentlich fast nie oder nie 33 Frage 7: Wie oft hatten Sie Lubrikationen (wurden Sie „feucht“) bei sexueller Aktivität oder Geschlechtsverkehr? Gesamtzahl der Antworten: 48 Antworten keine sexuelle Aktivität fast immer oder immer meistens (mehr als die Hälfte der Zeit manchmal (etwa die Hälfte der Zeit) gelegentlich (weniger als die Hälfte der Zeit) fast nie oder nie Anzahl 20 8 2 6 4 8 Prozentsatz [%] 41,7 16,7 4,2 12,5 8,3 16,7 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine fast immer meinstens manchmal gelegent. sexuelle oder immer Aktivität fast nie oder nie Frage 8: Wie schwierig war es, eine Lubrikation zu bekommen („feucht“ zu werden) bei sexueller Aktivität oder Geschlechtsverkehr (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 47 Antworten keine sexuelle Aktivität extrem schwierig oder unmöglich sehr schwierig schwierig etwas schwierig nicht schwierig Anzahl 24 2 5 2 5 9 Prozentsatz [%] 51,1 4,2 10,6 4,2 10,6 19,1 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine sexuelle Aktivität extrem sehr schwierig etwas nicht schwierig schwierig schwierig schwierig oder unmöglich 34 Frage 9: Wie oft konnten Sie die Lubrikation aufrecht erhalten bis zum Ende der sexuellen Aktivität oder dem Geschlechtsverkehr (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 48 Antworten keine sexuelle Aktivität fast immer oder immer meistens (mehr als die Hälfte der Zeit manchmal (etwa die Hälfte der Zeit) gelegentlich (weniger als die Hälfte der Zeit) fast nie oder nie Anzahl 26 7 6 4 1 4 Prozentsatz [%] 54,2 14,6 12,5 8,3 2,1 8,3 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine fast immer meistens manchmal gelegent. sexuelle oder immer Aktivität fast nie oder nie Frage 10: Wie schwierig war es, die Lubrikation aufrecht zu erhalten bis zum Ende der sexuellen Aktivität oder dem Geschlechtsverkehr (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 47 Antworten keine sexuelle Aktivität extrem schwierig oder unmöglich sehr schwierig schwierig etwas schwierig nicht schwierig Anzahl 25 3 1 5 2 11 Prozentsatz [%] 53,2 6,4 2,1 10,6 4,2 23,4 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine sexuelle Aktivität extrem sehr schwierig etwas nicht schwierig schwierig schwierig schwierig oder unmöglich 35 Frage 11: Wie oft erreichten Sie bei sexueller Stimulation oder Geschlechtsverkehr einen Orgasmus (Höhepunkt) (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 47 Antworten keine sexuelle Aktivität fast immer oder immer meistens (mehr als die Hälfte der Zeit manchmal (etwa die Hälfte der Zeit) gelegentlich (weniger als die Hälfte der Zeit) fast nie oder nie Anzahl 24 7 4 3 3 6 Prozentsatz [%] 51,1 14,9 8,5 6,4 6,4 12,8 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine fast immer meistens manchmal gelegent. sexuelle oder immer Aktivität fast nie oder nie Frage 12: Wie schwierig war es, bei sexueller Stimulation oder Geschlechtsverkehr einen Orgasmus (Höhepunkt) zu erreichen (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 48 Antworten keine sexuelle Aktivität extrem schwierig oder unmöglich sehr schwierig schwierig etwas schwierig nicht schwierig Anzahl 26 5 3 1 4 9 Prozentsatz [%] 54,1 10,4 6,2 2,1 8,3 18,7 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine sexuelle Aktivität extrem sehr schwierig etwas nicht schwierig schwierig schwierig schwierig oder unmöglich 36 Frage 13: Wie zufrieden waren Sie bei sexueller Stimulation oder Geschlechtsverkehr mit Ihrer Fähigkeit, einen Orgasmus (Höhepunkt) zu erreichen (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 47 Antworten keine sexuelle Aktivität sehr zufrieden mäßig zufrieden gleich zufrieden wie unzufrieden mäßig unzufrieden sehr unzufrieden Anzahl 26 6 7 2 1 5 Prozentsatz [%] 55,3 12,8 14,9 4,2 2,1 10,6 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine sexuelle Aktivität sehr zufrieden mäßig zufrieden gleich zufieden wie unzufrieden mäßig unzufr. sehr unzufr. Frage 14: Wie zufrieden waren Sie mit dem Ausmaß an emotionaler (gefühlsmäßiger) Nähe zwischen Ihnen und Ihrem Partner bei sexueller Aktivität (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 47 Antworten keine sexuelle Aktivität sehr zufrieden mäßig zufrieden gleich zufrieden wie unzufrieden mäßig unzufrieden sehr unzufrieden Anzahl 26 6 9 2 2 2 Prozentsatz [%] 55,3 12,8 19,1 4,2 4,2 4,2 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine sexuelle Aktivität sehr zufrieden mäßig zufrieden gleich zufrieden wie unzufrieden mäßig unzufr. sehr unzufr. 37 Frage 15: Wie zufrieden waren Sie mit der sexuellen Beziehung zu/mit Ihrem Partner (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 43 Antworten keine Partner sehr zufrieden mäßig zufrieden gleich zufrieden wie unzufrieden mäßig unzufrieden sehr unzufrieden Anzahl 16 6 7 7 3 4 Prozentsatz [%] 37,2 13,9 16,3 16,3 7,0 9,3 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 kein Partner sehr zufrieden mäßig zufrieden gleich zufrieden wie unzufrieden mäßig unzufr. sehr unzufr. Frage 16: Wie zufrieden waren Sie mit Ihrem Sexualleben insgesamt (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 36 Antworten sehr zufrieden mäßig zufrieden gleich zufrieden wie unzufrieden mäßig unzufrieden sehr unzufrieden Anzahl 9 8 10 1 8 Prozentsatz [%] 25,0 22,2 27,8 2,8 22,2 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 sehr zufrieden mäßig zufrieden gleich mäßig sehr zufrieden wie unzufrieden unzufrieden unzufrieden 38 Frage 17: Wie oft hatten Sie unangenehme Empfindungen oder Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 41 Antworten keine Versuche des Geschlechtsverkehrs fast immer oder immer meistens (mehr als die Hälfte der Zeit) manchmal (etwa die Hälfte der Zeit) gelegentlich (weniger als die Hälfte der Zeit) fast nie oder nie Anzahl 18 2 0 2 2 17 Prozentsatz [%] 44,0 4,9 0 4,9 4,9 41,5 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine fast immer meistens Versuche oder immer des GV manchal gelegent. fast nie oder nie Frage 18: Wie oft hatten Sie unangenehme Empfindungen oder Schmerzen nach dem Geschlechtsverkehr nach dem Geschlechtsverkehr (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 44 Antworten keine Versuche des Geschlechtsverkehrs fast immer oder immer meistens (mehr als die Hälfte der Zeit) manchmal (etwa die Hälfte der Zeit) gelegentlich (weniger als die Hälfte der Zeit) fast nie oder nie Anzahl 23 1 0 4 1 15 Prozentsatz [%] 52,3 2,3 0 9,1 2,3 34,1 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine fast immer meistens Versuche oder immer des GV machmal gelegent. fast nie oder nie 39 Frage 19: Wie würden Sie die Stärke Ihrer unangenehmen Empfindungen oder Schmerzen während oder nach dem Geschlechtsverkehr einschätzen (während der letzten 4 Wochen)? Gesamtzahl der Antworten: 44 Antworten keine Versuche des Geschlechtsverkehrs sehr hoch hoch mittel niedrig sehr niedrig oder keine Anzahl 23 0 1 2 4 14 Prozentsatz [%] 52,3 0 2,2 4,5 9,1 31,8 60 Anteil [%] 50 40 30 20 10 0 keine sehr hoch Versuche des GV hoch mittel niedrig sehr niedrig oder keine 40 Die durchgeführte Befragung zeigt zum Teil widersprüchlichen bzw. stark schwankenden Ergebnisse, die am folgenden Beispiel verdeutlich werden können. Während bei den Fragen 3-7 28,3%-41,7% der Frauen (15 Frauen von 53 bzw. 18 Frauen von 50) die Antwort, „keine sexuelle Aktivität“ wählten, entschieden sich bei den Fragen 8-14 schon 51,1%-55,3% der Teilnehmerinnen (24 Frauen von 47 bzw. 26 von 47) für diese Antwort. Dies deutet darauf hin, dass einige der Frauen den vorgelegten Fragebogen nicht konsequent ausfüllten, was die Interpretation der Ergebnisse stark erschwert. Ob sowie im welchen Ausmaß die oben genannten hohe Prozentsätze der sexuell nicht aktiven Frauen im Zusammenhang mit dem möglichen Wiederauftreten der Harninkontinenz stehen, lässt sich aus dem Fragebogen nicht direkt erkennen. Inwieweit der durchschnittliche Alter der befragten Damen (65,8 Jahre) dabei auch eine Rolle spielt, kann ebenfalls nicht eindeutig beantwortet werden. Durch die Gesamtanalyse des Fragebogens, sowie eine „Verknüpfung der Ergebnisse“ mehrerer Fragen kann man jedoch die Tendenzen bzw. Trends erkennen. Zum Beispiel, Angaben in den Fragen 1 und 2, dass sogar 52,9% aller Frauen in vier Wochen „fast nie oder nie“ sexuelles Interesse zeigten, sowie, dass 50,9% aller Teilnehmerinnen ihre Lust als „sehr niedrig“ einschätzen, bekräftigt teilweise die Ergebnisse der Fragen 8-14, dass ca. 50% der Frauen keine sexuelle Aktivität hatte. Dabei ist ebenfalls wichtig zu erwähnen, dass 37,2% aller Teilnehmerinnen im gleichen Zeitraum keinen Partner hatten. Bei den Fragen über die sexuelle Erregung (Fragen 3-6) zeigte sich, dass 34% aller Frauen „gelegentlich“ bis „fast immer“ während der sexuellen Aktivität bzw. des Geschlechtsverkehrs sexuell erregt waren (Rest-66%: 37,7%„fast nie oder nie“ und 28,3%„keine sexuelle Aktivität“). Nur 5,7% aller Teilnehmerinnen waren „fast immer“ sexuell erregt. 41,7% der Frauen schätzen die Stärke ihrer Erregung „niedrig“ bis „sehr hoch“ ein (Rest-58,5%: 24,5%„sehr niedrig oder überhaupt nicht“ und 34%„keine sexuelle Aktivität“). Nur eine Dame (1,9%) führte „sehr hoch“ als ihre Antwort auf. Gleicher Trend lässt sich auch bei der Frage über die Zuversichtlichkeit der Damen überhaupt sexuell erregt zu werden erkennen. 58% der Damen antwortete auf diese Frage, dass sie entweder „keine sexuelle Aktivität hatten“ (36%) oder, dass sie „keine oder sehr niedrige Zuversicht“ sexuell erregt zu werden hatten“ (22%). Nur 2 Damen (4%) waren sehr zuversichtlich sexuell erregt zu werden. Dabei überraschen dann etwas die Ergebnisse der Frage 7, die zeigen, dass „sogar“ 16% der Damen „fast immer oder immer“ zufrieden mit der sexuellen Erregung waren (30% war „fast nie oder nie“ zufrieden und 40% hatte laut dieser Frage „keine sexuellen Aktivitäten). 41 Bei den Fragen über die Lubrikation (Fragen 7-10) zeigte sich, dass 41,7% aller Frauen „gelegentlich“ bis „fast immer“ Lubrikation während der sexuellen Aktivität hatte (Rest58,4%: 16,7%„fast nie oder nie“ und 41,7%„keine sexuelle Aktivität“). 16,7% aller Teilnehmerinnen hatten „fast immer“ Lubrikation während der sexuellen Aktivität. Für 19,1% der Frauen war es „nicht schwierig“ und für 10,6% „etwas schwierig“ die Lubrikation zu bekommen. 14,6% konnte „fast immer oder immer“ und 12,5% meistens die Lubrikation bis zum Ende der sexuellen Aktivität bzw. des Geschlechtsverkehrs aufrecht erhalten. Für 23,4% der Damen war es nicht schwierig die Lubrikation bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Wie schon am Anfang angeführten, soll hier noch einmal erwähnt werden, dass im Falle dieser Fragen sowie Fragen über Orgasmus mehr als 50% aller Frauen angegeben haben, keine sexuelle Aktivität in den letzten vier Wochen zu hatten. Bei den Fragen über Orgasmus (Fragen 11-13) zeigte sich, dass 36,2% der Frauen in den letzten vier Wochen einen Orgasmus erreichten (14,9% der Befragten hatten es „fast immer oder immer“). 12,8% hatte „fast nie oder nie“ einen Orgasmus und 51,1% übte keine sexuelle Aktivität aus. Für 18,7% war es „nicht schwierig“ und für 8,3% „etwas schwierig“ einen Orgasmus zu erreichen. Für 10,4% war es „extrem schwierig oder unmöglich“ und 54,1% hatte keine sexuellen Aktivitäten. Vergleichbare Ergebnisse sind bei der Frage, wie die Teilnehmerinnen mit der Fähigkeit den Orgasmus zu erreichen zufrieden sind, zu beobachten. 12,8% sind „sehr zufrieden“, 14,9% „mäßig zufrieden“ und 10,6% hingegen „sehr unzufrieden“. Bei den Fragen über Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs (Fragen 1719) zeigte sich, dass 41,5% „fast nie oder nie“ unangenehmes Empfinden oder Schmerzen hatte. 34,1% hatte „fast nie oder nie“ Schmerzen nach dem Geschlechtsverkehr. Nur 4,9% fühlte „fast immer oder immer“ unangenehmes Empfinden oder Schmerzen während und 2,3% nach dem Geschlechtsverkehr. Die Ergebnisse der Fragen 14-16 geben einen Überblick über die Zufriedenheit der Damen mit ihrem Sexualleben und der emotionaler Nähe während letzten vier Wochen. „Sehr zufrieden“ mit der emotionalen Nähe während sexueller Aktivität sowie mit der sexuellen Beziehung waren 12,8% bzw. 13,3% der Frauen. 19,1% bzw. 16,6% waren „mäßig zufrieden“ und 9,3% bzw. 10,6% „sehr unzufrieden“. 55,3% führten bei der Frage über die Zufriedenheit mit der emotionaler Nähe an, keine sexuellen Aktivitäten zu hatten. Bei der Frage über die Zufriedenheit mit der sexuellen Beziehung gaben hingegen 37,2% der Damen an, keine sexuellen Aktivitäten zu hatten. Bei der Frage über die Zufriedenheit mit dem gesamten Sexualleben (in den letzten vier Wochen) wurden die wenigsten Antworten (36) abgegeben. Dabei entschied sich fast gleicher 42 Prozentsatz der Frauen – jeweils ca. 25% (im Bereich 22,7%-27,8%) – für eine Antwort („sehr zufrieden“, „mäßig zufrieden“, „gleich zufrieden wie unzufrieden“ und „sehr unzufrieden“). 2,8% der Damen waren mit ihrem Sexualleben „mäßig unzufrieden“. 4. Diskussion Im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Befragung zeigte, dass ein großer Teil der Frauen keine sexuellen Aktivitäten hatte (von 28,3% der Frauen bei der Frage 3 bis 55,3% bei den Fragen 13 und 14). Dieses Ergebnis kann jedoch nicht alleine der operativen TVT Behandlung zugeschrieben werden. In der Literatur wird von einer Abnahme der sexuellen Aktivität bei den gesunden Frauen in den späten 20-er bis späten 30-er Jahren berichtet. Dabei wird eine Literaturquelle zitiert nach der nun mehr 60% aller Frauen in range 55-59 Jahre sexuell aktiv ist [54]. Die sexuelle Aktivität der jüngeren Frauen (range 13-69 Jahre, Mittelwert 36 Jahre), die keine Harninkontinenz aufwiesen, befragt mit dem FSFI-d Fragebogen, ist wesentlich höher. Hier berichten nur 5,9% der Frauen nicht sexuell aktiv zu sein [53]. Somit kann davon ausgegangen werden, dass die hier zu sehende hohe sexuelle Inaktivität der Frauen vor allem auf höheres Alter zurückzuführen ist. Die Abnahme der sexuellen Aktivität mit dem Alter resultiert aus der Verringerung der sexuellen Lust sowie der Orgasmusfrequenz [54]. Diese Beobachtung stimmt mit dem hier ebenfalls festgestellten hohen Trend der fehlenden sexuellen Lust überein (52,9% bei der Frage 1 bzw. 50,9% bei der Frage 2 haben angeführt, keine sexuelle Lust zu haben). Die in der Literatur zu findenden Ergebnisse der Befragungen zum Zustand des Sexuallebens nach der TVT Operation zeigen zum großen Teil keine Änderungen im Sexualleben [48-52]. Da im Rahmen der durchgeführten Untersuchung keine Befragung der Frauen zum Zustand ihres Sexuallebens vor der TVT Behandlung erfolgte, ist hier keine Gegenüberstellung mit den Ergebnissen der Untersuchungen [48-52] möglich. 5. Ausblick Im Rahmen weiterer Untersuchungen soll eine Befragung mit dem FSFI-d Fragebogen an gesunden Frauen vergleichbaren Altersbereiches durchgeführt werden. Die Ergebnisse sind den vorliegenden Ergebnissen gegenüberzustellen. 43 6. Anhang 44 45 46 7. Literaturverzeichnis [1] Goeschen K., Petros P.P.:” Der weibliche Beckenboden”, Verlag Springer Medizin, Heidelberg (2009) [2] Stauber M., Weyerstahl T.: „Gynäkologie und Geburtshilfe“, Verlag Thieme, Stuttgart (2005) [3] Breckwoldt M., Kaufmann M., Pfleiderer A.:”Gynäkologie und Geburtshilfe”, Verlag Georg Thieme, Stuttgart (2008) [4] www.inkontinenz-selbsthilfe.com/html/anatomie [5] Oelke M., de la Rosette J.J., Michel M.C., Jonas U.:”Medikamentöse Therapie der Harninkontinenz”, Internist (2005) 46:75–82 [6] Liedl B.:”Die Integraltheorie nach Petros und Ulmsten: Bedeutung für die moderne Behandlung stressharninkontinenter Frauen”, www.winterworkshop.de/archiv/abstracts2002/liedl.pdf [7] Abrams P, Cardozo L, Fall M et al. The standardisation of terminology of lower urinary tract function: Report from the Standardisation Subcommittee of the International Continence Society. Neurourol Urodyn (2002) 21: 167–178 [8] Jha S., Radley S., Farkas A. and Jones G.:” The impact of TVT on sexual function”, Int. Urogynecol Journal (2009) 20:165–169 [9] Kolberg C., Friedrich M., Schmolling J., Felberbaum R., Diedrich K.:” Diagnostik in der urogynäko-logischen Sprechstunde”, Gynäkologe (2004) 37:981–988 [10] Barber M., Mullen K., Dowset t S., Viktrup L.:”The impact of stress urinary incontinence on sexual activity in women”, Cleveland Clinic Journal of Medicine (2005) 72 [11] Hampel C., Wienhold D., Benken N., Eggersmann C., Thuroff JW.:” Prevalence and natural history of female incontinence” Eur Urol (1997) 32: 3–12 [12] www.inkontinenz.bbraun.de [13] Hampel C., Melchior S., Thüroff J.W.:”Stressinkontinenz der Frau”, Urologe B (2001) 41:100-104 [14] Hofman R., Wagner U.:”Inkontinenz und Deszensuschirurgie der Frau”, Verlag Springer Medizin, Hedelberg (2009) [15] http://www.epi-no.at/download/dannecker.pdf [16] Bo K., Talseth T., Vinsnes A.:” Randomized controlled trial on the effectof pelvic floor muscle training on quality of life and sexual problems in genuine stress incontinent women”, Acta Obstet Gynecol Scand (2000) 79:598–603 [17] Deppe C., Dannecker C., Strauss A., Hepp H.:” Medikamentöse Therapie der Harninkontinenz”, Gynäkologe (2004) 37:1017–1024 [18] Viereck V., Eberhard J.:”Inkontinenzoperationen”, Journal für Urologie und Urogynäkologie (2008) 15(Ausgabe für Österreich): 37-42 [19] Naumann G., Kölbl H.:”Inkontinenzoperationen”, Gynäkologe (2007 ) 40: 693–701 47 [20] Lapitan MC., Cody DJ., Grant AM.:”Open Retropubic Colposuspension for Urinary Incontinence in Women: A Short Version Cochrane Review”, Neurourology and Urodynamics (2009) 28:472–480 [21] Harms L., Emons G., Bader W., Lange R.., Hilgers R., Viereck V.: ”Funneling before and after anti-incontinence surgery- a prognostic indicator? Part 2: tension-free vaginal tape”, Int Urogynecol J (2007) 18: 289–294 [22] Liapis A., Bakas P., Creatsas G.:”Long-term efficacy of tension-free vaginal tapein the management of stress urinary incontinence in women: efficacy at 5- and 7-year follow up”, Int Urogynecol J (2008) 19:1509–1512 [23] Nilsson CG., Palva K., Rezapour M., Falconer C.:” Eleven years prospective follow-up of the tension-free vaginal tape procedure for treatment of stress urinary incontinence”, Int Urogynecol J (2008) 19:1043–1047 [24] Liapis A., Bakas P., Creatsas G.:” Management of stress urinary incontinence in women with the use of tension-free vaginal tape”, Eur Urol 40 (2001): 548–51 [25] Chene G., Amblard J., Tardieu AS., Escalona JR., Viallon A., Fatton B., Jacquetin B.:”Long term results of tension-free vaginal tape (TVT) for the treatment of female urinary stress incontinence”, Eur J Obstet Gynecol RB (2007) 134: 87–94 [26] Doo CK., Hong B., Chung BJ., Kim JY., Jung HC., Lee KS., Choo MS.:”Five year outcomes of the tension free vaginal tape procedure for treatment of female stress urinary incontinence”, Eur Urol (2006) 50: 333–338 [27] Nilsson CG., Falconer C., Rezapour M.:”Seven year follow up of the tension-free vaginal tape procedure for treatment of urinary incontinence”, Obstet Gynecol (2004) 104: 1259–1262 [28] Delorme E.:”Transobturator urethral suspension:mini-invasive procedure in the treatment of stress urinary incontinence in women”, Prog Urol (2001) 11: 1306–1313 [29] Bross S., Haferkamp A.:”Suburethrale Bänder TVT und TOT”, Urologe (2009) 48: 480– 486 [30] Neuman M.:”TVT and TVT-Obturator: comparison of two operative procedures”, Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol (2007) 131: 89–92 [31] Dobson A., Robert M., Swaby C.:”Trans-obturator surgery for stress urinary incontinence: 1-year follow-up of a cohort of 52 women:”, Int Urogynecol J Pelvic Floor Dysfunct (2007) 18: 27–32 [32] Juma S, Brito CG Transobturator tape (TOT): Two years follow-up. Neurourol Urodyn (2007) 26: 37–41 [33] Cindolo L., Salzano L., Rota G., Bellini S., D’Afiero A.:”Tension-free transobturator approach for female stress urinary incontinence”, Minerva Urol Nefrol (2003) 55: 89–98 [34] Costa P., Grise P., Droupy S., Monneins F., Assenmacher C., Ballanger P., Hermieu JF., Delmas V., Boccon-Gibod L., Ortuno C.:”Surgical treatment of female stress urinary incontinence with a trans-obturator-tape (TOT) Uratape: short-term results of a prospective multicentric study”, Eur Urol (2004) 46: 102–106 48 [35] Krauth J.S., Rasoamiaramanana H., Barletta H., Barrier P.Y., Grisard-Anaf M., Lienhart J., Mermet J., Vautherin R., Frobert J.L.:”Suburethral tape treatment of female urinary incontinence morbidity assessment of the transobturator route and a new tape (I-STOP): a multi-center experiment involving 604 cases”, Eur Urol (2005) 47 :102–107 [36] Spinosa J.P., Dubuis P.Y.:”Suburethral sling inserted by the transobturator route in the treatment of female stress urinary incontinence: preliminary results in 117 cases ”, Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol (2005) 123: 212–217 [37] Roumeguère T., Quackels T., Bollens R., de Groot A., Zlotta A., Vanden Bossche M., Schulman C.:”Trans-obturator vaginal tape (TOT) for female stress incontinence: one year follow-up in 120 patients”, Eur Urol (2005) 48: 805–809 [38] Barry C., Naidu A., Lim Y., Corsitaans A., Muller R., Rane A.:”Does the MONARC transobturator suburethral sling cause post-operative voiding dysfunction?” Int Urogynecol J Pelvic Floor Dysfunct (2005) 17: 30–34 [39] Domingo S., Alma P., Ruiz N., Perales A., Pellicer A.:”Diagnosis, management and prognosis of vaginal erosion after transobturator suburethral tape procedure using a nonwoven thermally bonded polypropylene mesh”, J Urol (2005) 173: 1627–1630 [40] Bitzer J., Alder J.:”Sexualmedizin für Gynäkologen”, Gynakologe (2008) 41: 49–71 [41] Dean N., Wilson D., Herbison P., Glanzener C., Aung T., Macarthur C.:”Sexual function, delivery mode history, pelvic floor muscle exercises and incontinence: A crosssectional study six years post-partum”, Australian and New Zealand Journal of Obstetrics and Gynaecology (2008) 48: 302–311 [42] Laumann EO., Paik A., Rosen RC.:”Sexual dysfunction in the United States: prevalence and predictors”, JAMA (1999) 281: 537–544 [43] Korda JB., Braun M., Engelmann UH.:” Sexuelle Dysfunktion bei Harninkontinenz”, Urologe (2007) 46: 1058–1065 [44] Tannenbaum C.,Corcos J Assalian P, JAGS (2006) 54; 1220-1224 [45] Maier G., Klinische Geriatrie, Springer Berlin- Heidelberg (2000); 831-834 [46 ] Hisasue S et al, Urologie 65: 143-148 [47] Korda JB., Braun M., Engelmann UH.:” Sexuelle Dysfunktion bei Harninkontinenz”, Urologe (2007) 46: 1058–1065 [48] Glavind K., Tetsche M.S.: ”Sexual function in women before and after suburethral sling operation for stress urinary incontinence: a retrospective questionnaire study”, Acta Obstet Gynecol Scand (2004) 83: 965–968. [49] Maaita M., Bhaumik J., Davies A.E.: ” Sexual function after using tension-free vaginal tape for the surgical treatment of genuine stress incontinence”, BJU International (2002) 90: 540–543 [50] Mazouni C., Karsenty G., Bretelle F., Bladou F., Gamerre., Serment G.: ” Urinary complications and sexual function after the tension-free vaginal tape procedure”, Acta Obstet Gynecol Scand (2004) 83: 955–961 [51] Sentilhes L., Berthier A., Loisel C., Descamps P., Marpeau L., Grise P., ” Female sexual function following surgery for stress urinary incontinence: tension-free vaginal versus transobturator tape procedure”, Int Urogynecol J (2009) 20: 393–399 49 [52] Elzevier H.W., Venema P.L., Lycklama a` Nijeholt A.A.B.: ” Sexual function after tension-free vaginal tape (TVT) for stress incontinence: results of a mailed questionnaire”, Int Urogynecol J (2004) 15: 313–318 [53] Berner M.M., Kriston L., Zahradnik H.P., Härter M.,Rohde A.: ”Überprüfung der Gültigkeit und Zuverlässigkeit des deutschen Female Sexual Function Index (FSFI-d)” Geburtsh Frauenheilk (2004) 64: 293-303 [54] Hayes R.,Dennerstein L.: ”The impact of aging on sexual function and sexual dysfunction in women: a review of population-based studies” J Sex Med (2005) 2: 317-30 50