1. Generelle Additionsregel: Für beliebige Ereignisse A und B gilt P(A U B) = P(A) + P(B) – P(A ∩ B) Beweis: (muss nur für nicht-disjunkte A und B geführt werden; für disjunkte A und B ist Axiom III der „Beweis“) Linke Seite: A U B aufteilen (grafisch!) in disjunkte Ereignisse: A U B = (A ∩ nicht-B) U (A ∩ B ) U (B ∩ nicht-A) , also gem. Axiom III: P(A U B) =P(A ∩ nicht-B) + P(A ∩ B ) + P(B ∩ nicht-A) Rechte Seite: A =(A ∩ B ) U (A ∩ nicht-B) und B= (A ∩ B ) U (B ∩ nicht-A), also ist nach Axiom III: P(A)=P(A ∩ B ) + P(A ∩ nicht-B) und P(B)=P(A ∩ B ) + P(B ∩ nicht-A) also ist P(A)+P(B)=P(A ∩ B ) + P(A ∩ nicht-B) + P(A ∩ B ) + P(B ∩ nicht-A) demnach ist (denn ich muß einmal P(A ∩ B ) abziehen) P(A)+P(B)-P(A ∩ B) = P(A ∩ B ) + P(A ∩ nicht-B) + P(B ∩ nicht-A), was genau gleich der linken Seite ist. q.e.d. 41 2. Spezielle Additionsregel – Für sich ausschließende (disjunkte) Ereignisse A und B gilt: P(A U B) = P(A) + P(B) 3. Komplementregel. Für die Alternativereignisse A und Ā gilt P(A) = 1 – P(Ā), was man natürlich auch als P(A) + P(Ā) = 1 schreiben kann 42 d. Bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit Oft gibt es Situationen, bei denen die WS eines Ereignisses A davon abhängt, ob ein anderes Ereignis B auch vorliegt. Beispiel: Wir wollen feststellen, mit welcher WS ein Patient, der tatsächlich krank ist (K), von einem Test auch als krank diagnostiziert wird (T+, positives Testergebnis). P(K ∩ T+) des Ereignisses "krank und im Test positiv" muß etwas mit der WS P(K) zu tun haben, daß der Patient "krank" ist – sie hängt davon ab bzw wird davon beeinflußt. Wir bezeichnen das Ereignis "positives Testergebnis unter der Bedingung, daß der Patient krank ist" als T+ | K (Aussprache: T+ gegeben K, oder: T+ unter der Bedingung / Voraussetzung K). Dann suchen wir P(T+|K), die bedingte WS von T+|K. Ihr Wert ist gegeben durch P(T+|K) = P(T+ ∩ K) / P(K) . 43 -Definition -Quotient aus zwei WS -0 ≤ P ≤ 1 Seien A und B zwei Ereignisse (und P(B)>0), dann definiert man die bedingte Wahrscheinlichkeit von "A unter der Bedingung B" durch P(A|B) = P(A ∩ B) / P(B) Nach Multiplikation mit P(B) erhält man daraus die WS des gemeinsamen Auftretens von A und B , P(A ∩ B) als P(A ∩ B) = P(A|B) P(B) („generelle Multiplikationsregel“) 44 Falls Wahrscheinlichkeit von A nicht von B beeinflusst: unabhängig die bedingte Wahrscheinlichkeit ist dann eine unbedingte Dann ist P(A|B) = P(A) Beispiel: B = Ω : P(A| Ω) = P(A ∩ Ω) / P(Ω) = P(A)/1 = P(A) Definition: Zwei Ereignisse A und B werden unabhängig genannt, wenn P(A|B) = P(A) (und P(B|A) = P(B) ) In diesem Falle (unabhängige Ereignisse) wird die generelle Multiplikationsregel zu P(A ∩ B) = P(A) P(B) "spezielle Multiplikationsregel" 45 d.2 Totale Wahrscheinlichkeit Wenn wir den Ereignisraum B = Ω in zueinander disjunkte Ereignisse B1, B2, B3 ... aufteilen, können wir A schreiben als A = (A ∩ B1) U (A ∩ B2) U (A ∩ B3) U ... Formel für die totale Wahrscheinlichkeit bei disjunkten Ereignissen B1,B2,B3,...Bn , mit U Bj=Ω gilt (das U bedeutet Vereinigungsmenge): P(A) = ∑P(A|Bj) P(Bj) (die Summe geht von j=1..n) 46 e. Bayes‘sche Formel (Thomas Bayes, 1702-1761) P(B | A) P(A) P(A|B) = P(B | A) P(A) + P(B | A) P(A ) Häufig ist es so, daß es nicht nur zwei Möglichkeiten A und Ā gibt, sondern eine ganze Reihe von disjunkten Möglichkeiten A1,A2,A3,...An für A, so daß U Aj= Ω und P( A ) 1 . j 1, n j Dann gilt die Bayes-Formel in ihrer allgemeinen Form P(Ai|B) = P(B | A i ) P(A i ) P(B | A j ) P(A j ) j 1, n 47