5 Zusammenfassung - Ruhr

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5 Zusammenfassung
Der Verlust von SMAD4 in der Karzinogenese wird mit Induktion von Angiogenese,
Invasivität und Metastasierung assoziiert. Diese Eigenschaften prägen die Tumorzellen
im
Rahmen
vielfältiger
Interaktionen
mit
Matrix
und
Stroma
innerhalb
des
Tumorgewebes aus. Veränderte Interaktionen nach SMAD4-Verlust zeigen sich in
Befunden unserer Arbeitsgruppe mit SMAD4-reexprimierenden Tumorzellen, sowie in
Analysen von Primärtumoren (Pankreas und Kolon) und auch in einem APC/SMAD4Doppel-Knockout-Mausmodell. Auf molekularer Ebene fungiert SMAD4 als Transkriptionsfaktor im TGFβ–Signalweg und integriert zelluläre Antworten auf weitere Cytokine
und Wachstumsfaktoren. Stromazellen an der invasiven Front von Tumoren
exprimieren verstärkt Cytokine wie TGFβ, TNFα und andere. Um diesen Kontext in vitro
widerzuspiegeln, führten wir Induktionen mit verschiedenen Cytokinen durch. Die
Behandlung mit TNFα zeigte in unseren Zellmodellen eine Entkopplung der Regulation
der drei Ketten von Laminin-5 in SMAD4-negativen Zellen auf und führte zur
Freisetzung der Laminin gamma-2 Kette. Laminin gamma-2 markiert in vivo häufig die
invasive Front kolorektaler Karzinome. Somit erscheinen diese Zellmodelle geeignet,
nach SMAD4-Verlust veränderte Interaktionen zwischen Tumorzellen und ihrer
Umgebung widerzuspiegeln.
Um weitere SMAD4-abhängige (TGFβ +) TNFα–Antworten zu identifizieren, welche im
Kontext invasiver kolorektaler Karzinome Tumor-Stroma-Interaktionen modulieren
können, wurde der Kandidatenansatz im Rahmen dieser Arbeit auf ein differentielles
mRNA-Profiling ausgeweitet. Dazu wurden RNA-Pools Cytokin-behandelter Einzelklone
unserer Zellmodelle (SW480KD, SW480, SW620) mit kommerziellen Microarrays
analysiert. Die Adenomzelllinie LT97 wurde zum Vergleich für Cytokin-abhängige
Antworten einer prämalignen Tumorzelle herangezogen. Die Rohdaten der MicroarrayAnalyse wurden bioinformatisch pre-prozessiert und statistisch ausgewertet. Dabei
waren viele weitere Antworten auf (TGFβ +) TNFα SMAD4-abhängig reguliert.
Die anschließende Auswertung des Datensatzes mittels Gene-Ontology-Analysen
identifizierte
eine
Vielzahl
von
Mitgliedern
der
Cytokin-Familie,
insbesondere
Chemokine, als (TGFβ +) TNFα-abhängige SMAD4-Zielgene. SMAD4-abhängige
Transkripte dieser Genfamilie reagierten häufig bei SMAD4-rekonstituierten Klonen
sowie bei LT97-Zellen gleichermaßen auf den Cytokin-Stimulus. Die Überprüfung
ausgewählter Cytokine zeigte meistens konsistente mRNA-Regulationen bei Einzelklo-
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nen nach einem (TGFβ +) TNFα-Stimulus. Darunter waren Cytokine konsistent
reguliert, welche die Differenzierung und Rekrutierung von Stromazellen beeinflussen
können. Auch ein Verlust der Autoregulation von TNFα konnte bei SMAD4-defizienten
Einzelklonen im Vergleich zu SMAD4-reexprimierenden Klonen nachgewiesen werden.
Auf
Basis
von
TNFα–abhängig
SMAD4-regulierten
Chemokinen
wurde
eine
differentielle Rekrutierung von monozytären Zellen überprüft. Dabei zeigte sich eine
verstärkte Rekrutierung bei SMAD4-positiven Zellen, welche unabhängig von TNFα
war. Diese SMAD4-vermittelte Rekrutierung korreliert mit den Befunden in primären
kolorektalen Karzinomen.
Neben SMAD4-Zielgenen der Cytokin-Familie wurde auch die pro-invasive Matrix
Metalloprotease MMP9 (TGFβ +) TNFα–abhängig SMAD4-reguliert. Entsprechend dem
mRNA-Expressionslevel wurde im Sekretom SMAD4-defizienter Klone eine verstärkte
Freisetzung des Zymogens von MMP9 (Monomer und Homodimer) detektiert. Diese
Befunde suggerieren einen alternativen Mechanismus im Vergleich zum APC/SMAD4Doppel-Knockout-Mausmodell. In diesem Modell waren unreife myeloide Zellen für die
Freisetzung von MMP9 verantwortlich, die verstärkt durch SMAD4-defiziente kolorektale
Tumore zur invasiven Front rekrutiert wurden. In vivo ist ein komplexes Zusammenspiel
von Proteasen an der Spaltung des Zymogens bzw. der Aktivierung von pro-MMP9
beteiligt. Der Startpunkt einer solchen Aktivierungskaskade ist das u-PA/t-PA-System,
wodurch Plasminogen zu Plasmin gespalten wird. Komponenten dieses Systems
wurden ebenfalls durch (TGFβ +) TNFα induziert (SMAD4-abhängig und SMAD4unabhängig). Plasmin kann pro-MMP3 aktivieren, welche von Stromazellen an der
kolorektalen Tumorfront freigesetzt wird. Im letzten Schritt dieser Kaskade kann proMMP9 durch MMP3 aktiviert werden. Übereinstimmend mit der Reihenfolge einzelner
Aktivierungsschritte waren die Induktionen von u-PA, t-PA und PAI-1 der mRNAHochregulation von MMP9 zeitlich vorgeschaltet. Aufgrund dieser Befunde könnten
SMAD4-defiziente Tumorzellen durch Induktion von MMP9 nach einem (TGFβ +)
TNFα–Stimulus verstärkt Invasivität an der kolorektalen Tumorfront vermitteln.
Insgesamt
ermöglichen
die
Ergebnisse
der
Microarray-Analyse
von
Cytokin-
behandelten SMAD4–defizienten und SMAD4-rekonstituierten Tumorzellen einen stark
erweiterten Einblick in die komplexen Auswirkungen eines SMAD4-Verlustes in der
Kolonkarzinogenese auch im Rahmen von Interaktionen von Tumorzellen mit der
Mikroumgebung in vivo.
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